Ein Zimmer zu sechst und keine Bücher: Das
ostafrikanische Äthiopien macht es seinen Studenten
nicht leicht. Trotz knapper Ressourcen werden im
ganzen Land neue Hochschulen gebaut. Der deutsche
Student Till Trojer lebte ein halbes Jahr in einem der
ärmsten Länder der Welt.
Auf dem Mittelstreifen einer zweispurigen Straße liegen
Menschen. Einfach so. Sie schlafen. Vielleicht ist auch
einer von ihnen tot. Manchmal kommt jemand und stößt sie
mit dem Fuß an, um zu sehen, ob sie noch leben.
Leprakranke betteln auf der Straße, am Rand stehen
Blechcontainer auf kurzen Holzbeinen - typische
Einzimmerappartements in Addis Abeba, der Hauptstadt
Äthiopiens. Sie sehen aus wie Särge.
Für Till Trojer gehören diese Bilder zum Alltag. Der
24-jährige Student der Angewandten Afrikawissenschaften
verbrachte das Wintersemester an der Universität Addis
Abeba. Der Deutsche ist einer der ersten Studenten der Uni
in Bayreuth, die hier ein Austauschprogramm absolvieren.
In kurzer, grüner Leinenhose sitzt Till vor dem "Lime
Tree", dem Studentencafe auf dem Hauptcampus seiner Uni.
Auf Amharisch, der äthiopischen Landessprache, bestellt er
ein Wasser. Tills Amharisch ist so gut, dass er sogar noch
einen kleinen Plausch hält. Er fühlt sich wohl in
Äthiopien. "Die Menschen in Afrika haben mich in ihren
Bann gezogen, mit ihrer Gelassenheit und ihrer offenen
Art", sagt Till.
Der gebürtige Starnberger hat schon 14 afrikanische
Staaten bereist. Und obwohl Äthiopien eines der ärmsten
Länder war, hat es ihm das Heimatland des Kaffees
besonders angetan. Gemeinsam mit seinem äthiopischen
Freund Kume wohnt Till in einer Wohnung in der Nähe der
Uni.
Sechs Studenten teilen sich ein Zimmer
In diesem Viertel leben nur Einheimische und auch sonst
hat Till in Addis kaum Kontakt zu anderen Weißen. Im Monat
kommt der junge Bayer mit 250 Euro aus, inklusive Miete.
Davon kann er ins Kino gehen und an den Wochenenden
Ausflüge ins Umland machen. Manchmal leistet er sich auch
ein Jägerschnitzel im deutschen Biergarten von Addis
Abeba.
Für äthiopische Verhältnisse führt er ein luxuriöses
Leben. Viele seiner Kommilitonen verlassen den Campus
kaum, weil sie sich das Leben außerhalb nicht leisten
können. Auf dem Universitätsgelände sind sie mit dem
Nötigsten versorgt, Unterkunft und Essen zahlt ihnen der
Staat. Luxus ist da nicht drin: In den Wohnheimen teilen
sich sechs Studenten ein Zimmer. Manchmal sind die
Matratzen auf dem Boden die einzige Möblierung.
Zwar gibt es in Äthiopien keine Studiengebühren, aber oft
übersteigen schon die Kosten für Bücher die finanziellen
Möglichkeiten der Studenten. Üblich ist es, dass Eltern
ihre Kinder mit umgerechnet zehn Euro im Monat
unterstützen, aber manche können sich auch das nicht
leisten.
Die finanziellen Nöte der Studenten sind auch für die
Professoren nicht leicht zu handhaben, sagt der Deutsche
Karsten Schlesier. Er ist Leiter des Lehrstuhls für
Tragkonstruktionen an der Universität Addis Abeba und seit
drei Jahren als Dozent in Äthiopien.
"Die einen fahren im neuen Toyota Jeep vor, die anderen
können sich die Materialien für den Unterricht nicht
leisten", sagt er. Da sei es in Klausuren schwierig
festzustellen, welcher Student sich einen Taschenrechner
aus Geldmangel mit einem Kommilitonen teilen muss und wer
schlicht versucht zu täuschen.
"Jemand, der nichts hat, ist hier kein Außenseiter"
Das starke Gemeinschaftsgefühl unter den Studenten
schätzt der deutsche Gastprofessor allerdings auch an den
jungen Äthiopiern. "Jemand, der nichts hat, ist hier kein
Außenseiter", sagt Schlesier. Manchmal wünscht er sich
sogar mehr Widerspruch - besonders dann, wenn sich ihre
Studiensituation verschlechtert.
Das war zum Beispiel 2008 der Fall, als sich die Zahl der
Studenten auf dem Nordcampus plötzlich versiebenfachte und
Chaos ausbrach. "An einer deutschen Uni wäre das so nicht
hingenommen worden, aber die äthiopischen Studenten haben
es einfach geschluckt", sagt Schlesier.
Der Versuch, Äthiopien durch mehr Hochschulabsolventen
über Nacht in die Zukunft zu katapultieren, scheiterte.
Der Grund: Die nötige Infrastruktur fehlte. Obwohl seitdem
einiges verbessert wurde - zum Beispiel am Internetzugang,
an der Ausrüstung mit Computern und Druckern oder auch am
Zustand der Universitätsgebäude - besteht das Problem auch
2011 noch: "Das System hinkt nach", sagt Schlesier.
Auch außerhalb von Addis Abeba zeigt sich das: Im ganzen
Land werden neue Universitäten gebaut, mit großer
Unterstützung durch deutsche Entwicklungshelfer. An
Ausstattung und qualifizierten Dozenten fehlt es aber.
Notizen aus dem Hörsaal sind das einzige Material
zum Lernen
Für Austauschstudenten Till waren die äthiopischen
Unterrichtsmethoden anfangs gewöhnungsbedürftig: Keine
Seminare, nur Vorlesungen. Und es kam durchaus vor, dass
der Professor den Stoff zwei Stunden lang einfach
diktierte. "Es geht hier viel mehr darum, Wissen auswendig
zu lernen, als eine eigene Meinung zu entwickeln und zu
hinterfragen", sagt Till. An der Uni Addis Abeba hatte er
Soziologie und Sozialanthropologie belegt.
Trotz des Frontalunterrichts seien die äthiopischen
Studenten motivierter als in Deutschland: Wenn sich hier
90 Studenten in einen Raum quetschen, dann ist es für die
Zeit der Vorlesung absolut ruhig, erzählt Till. Das sei in
Deutschland anders. "Bei uns hat doch jeder Dritte während
der Vorlesung einen Laptop auf dem Schoß und klickt bei
Facebook herum."
Allerdings sind die Vorlesungen in Äthiopien auch
wichtiger als in Deutschland. Oft sind die Notizen aus dem
Hörsaal das einzige Material, mit dem die Studenten lernen
können. Denn wer es zu Semesterbeginn verpasst, sich die
Ausleihkarten für die Bibliothek zu besorgen, kann keine
Bücher mit nach Hause nehmen. Und in der Bibliothek zu
lernen, ist auch nicht angenehm, hat Till festgestellt.
Denn es gibt keine einzige Toilette im Gebäude. Da hilft
es wenig, dass die Bibliothek 24 Stunden geöffnet ist.
Mit diesen Besonderheiten des Studiums in Äthiopien hat
Till im vergangenen Semester gelernt umzugehen.
Mittlerweile sind die Prüfungen geschrieben und alle
Hausarbeiten abgegeben. Bis Ende April bleibt er noch als
Reiseführer für deutsche Touristen im Land, dann geht es
zurück nach Deutschland. "Aber es wird kein Abschied für
immer sein.">
Äthiopien am 30.11.2013: AIDS-Aufklärung hat
Wirkung - Massnahmen greifen: um 90% reduzierte
Erkrankungsrate: Kampf gegen Aids in Afrika: Epidemie am Wendepunkt
Nach Jahren der Rückschläge scheint endlich ein
Wendepunkt erreicht: Die Zahl der Aids-Toten und
HIV-Infektionen sinkt deutlich. Forscher sehen schon das
Ende von Aids in Afrika. Spurensuche in Swasiland, dem
Land mit der höchsten HIV-Rate der Welt.
Es gab Jahre, da fanden jeden Tag Beerdigungen statt. Die
Kultur im südlichen Afrika will es, dass Tote an einem
Samstag begraben werden. Weil aber so viele Menschen
starben, dass die Wochenenden nicht mehr ausreichten, wurden
in vielen Dörfern und Städten täglich Gräber geschaufelt.
Es gab Jahre, da fanden jeden Tag Beerdigungen statt. Die
Kultur im südlichen Afrika will es, dass Tote an einem
Samstag begraben werden. Weil aber so viele Menschen
starben, dass die Wochenenden nicht mehr ausreichten, wurden
in vielen Dörfern und Städten täglich Gräber geschaufelt.
Jetzt aber gibt es zum ersten Mal Erfolge: In jüngster Zeit
fallen Infektions- und Sterberaten im Afrika südlich der
Sahara stark. Was lange undenkbar schien, halten Experten nun
für möglich: ein Ende von Aids in Afrika.
Auf dem Weg zu null Neuinfektionen und null Aids-Toten, "Getting to Zero", hat Unaids eine
Studie genannt, die die jüngsten Erfolge im südlichen und
östlichen Afrika zusammenfasst:
Die Zahl der Aids-Toten nahm in vielen Ländern in den
vergangenen acht Jahren um 40 Prozent ab.
Statt 1,3 Millionen wie im Jahr 2005 starben 2011 nur
noch 800.000 Menschen an Aids, eine Abnahme um 38 Prozent.
Zwischen 2001 und 2011 sank die Zahl der Neuinfektionen
um 30 Prozent. Einen Rekord stellt dabei Äthiopien auf:
Dort sank die Zahl sogar um 90 Prozent.
Nach Jahrzehnten der Rückschläge scheint es einen
Wendepunkt zu geben.
In Swasiland, dem
Land mit der höchsten HIV-Rate der Welt, ist er besonders zu
erkennen. In dem kleinen Bergkönigreich, das von Südafrika und
Mosambik
umschlossen wird, sind zwischen 26 und 31 Prozent der
Menschen HIV-positiv. Das ist Weltrekord. Nun könnte das
Land zum Modell für andere Entwicklungsländer werden und
zeigen, wie man HIV und Aids
unter Kontrolle bringt. Eine Spurensuche nach den Gründen
für die Erfolge.
Grund 1: Wissen und Testen
Auf einem Stein hockt ein alter Mann. Das eine Bein
ausgestreckt, die Hände gefaltet, auf einen Stock gestützt.
72 Jahre alt ist Johannes Dladla. Er hievt sich auf einen
Esel, vier Stunden dauerte der Ritt von seiner Hütte zu dem
Stein, auf dem er nun wartet.
Shiselweni ist die ärmste und abgelegenste Region in
Swasiland. Etwa einmal im Monat kommt ein Geländewagen mit
einem Team von Ärzte ohne Grenzen in das Tal. Im Zelt können
sich die Menschen auf HIV und Tuberkulose
testen lassen. Die Schnelltests funktionieren ähnlich wie
ein Schwangerschaftstest, ein bisschen Blut und ein paar
Minuten reichen dafür aus.
Die Tests sind ein Grund, warum die Infektionszahlen in
Swasiland fallen. Zu oft würden die Leute nichts von ihrer
Infektion wissen und andere anstecken, sagt Tengetile
Hlophe, die das Test-Team von Ärzte ohne Grenzen anführt.
Hilfsorganisationen arbeiten deshalb daran, so viele
Menschen wie möglich zu testen.
Tests führten auch bei Polio und Pocken zum Erfolg
Die Tests hätten noch einen weiteren Vorteil, erklärt
Hlophe: Bei wem das Ergebnis positiv sei, der könne gleich
behandelt werden. Je
früher man mit der antiretroviralen Therapie beginnt,
desto wirksamer ist sie. Außerdem sind Infizierte
unter Behandlung weniger ansteckend und tragen dazu bei,
dass die HIV-Verbreitung abnimmt.
Etwa 40 Personen testen die Mitarbeiter bis zum frühen
Nachmittag, bis zu 1200 im Monat. "Mehr HIV-Tests sind eine
zwingende Notwendigkeit gegen die HIV-Epidemie", heißt es in
einem WHO-Bericht. Viele Länder hätten in den
vergangenen Jahren entsprechende Maßnahmen getroffen:
Krankenschwestern lernen, Schnelltests anzuwenden;
Gesundheitsministerien stellen Personal ein oder schaffen
mobile Test-Teams.
Manche Staaten diskutieren sogar über systematische oder
verpflichtende Tests. Mit dieser Methode, so der Gedanke,
seien schon andere Krankheiten wie Polio oder Pocken
zurückgedrängt worden.
Auch lokale Kräfte spielen eine Rolle. Wie zum Beispiel
Rose Khanyisite. Die junge Frau ist selbst HIV-positiv und
kann erklären, warum Tests notwendig sind. Oder alte Männer
wie Johannes Dladla: Sie sind in ihren Familien und Dörfern
eine Autorität. Wenn sie sich testen lassen, folgen die
anderen.
Um die Zahl der Aids-Toten und HIV-Infektionen zu senken,
verteilen Regierungen und Hilfsorganisationen deshalb
Medikamente. Laut Unaids haben es fünf Länder in Afrika
geschafft, mehr als 80 Prozent der Infizierten zu behandeln.
Swasiland ist eines dieser Länder.
"Das Land hat in manchen Regionen eine Steigerung um 600
Prozent erreicht", sagt Kiran Jobanputra, der für die
Organisation Ärzte
ohne Grenzen und das Gesundheitsministerium Swasilands
daran ist, noch mehr Medikamente zu verteilen.
Nur regelmäßig eingenommen wirken die Tabletten
Es gibt sie umsonst. In den Dörfern achten Mitarbeiter und
Kontaktpersonen darauf, dass sie eingenommen werden. Sie
besuchen Infizierte, die ihre Tabletten nicht abgeholt
haben. Denn wenn die Einnahme nicht durchgezogen wird, droht
die Gefahr, dass Resistenzen entstehen und die Therapie
nicht mehr wirkt.
Südafrika geht noch einen Schritt weiter: Weil der strenge
Medikamentenplan oft schwer mit dem harten Leben auf dem
Land oder in Armut zu kombinieren ist, hat das Land im
Frühjahr eine Einzelpille eingeführt. Statt drei bis fünf
müssen Infizierte nur noch eine einzige Pille schlucken.
"Mehr Menschen unter Behandlung heißt weniger Infektionen",
sagt der Mediziner Jobanputra in Swasiland. "Durch
Eindämmung wird aus HIV eine kontrollierte Epidemie, die nur
noch in bestimmten Risikogruppen auftritt - das ist der
erste Schritt zur Ausrottung."
Vorzeigeland Äthiopien
Auch in Äthiopien
scheint das Ende von Aids nah: Vier Jahre lang arbeitete
Kesetebirhan Admasu dort als Arzt in einer Klinik. Die
Krankenhäuser des Landes waren damals voll mit
Aids-Patienten. Heute ist Admasu Gesundheitsminister in
Äthiopien, einem der Erfolgsfälle in den vergangenen Jahren.
Das Land hat zwischen 2001 und 2011 die Zahl der HIV-Neuinfektionen
um 90 Prozent gesenkt, so stark wie kein anderes
afrikanisches Land. Die sinkenden Infektions- und
Sterberaten sind vor allem eine Folge der ART. Seit 2005
werden die Medikamente in Äthiopien kostenlos verteilt. In
den Dörfern gibt es geschulte Kräfte, die darauf achten,
dass jeder seine Medikamente nimmt. Admasu hält sogar eine
vollständige Ausrottung von Aids für möglich. Darüber werde
hinter den Kulissen diskutiert, sagt der Minister. 2015,
wenn ein neuer Fünfjahresplan für das Gesundheitswesen
beginnt, könnte das Ziel "null HIV-Neuinfektionen"
formuliert werden.
Grund 3: Offenheit
An einem Samstagvormittag dröhnt es vom Parkplatz eines
Einkaufszentrums. Die Frau schreit, der Mann packt ihren
Arm, sie reißt sich los. Vor 300 Zuschauern streitet ein
Paar über Kondome.
Über Sex, Kondome, HIV oder Aids zu sprechen, gehörte sich
lange Zeit nicht. Jetzt sprechen Schauspieler über solche
Themen - auf einer Bühne mitten im Zentrum von Mbabane, der
Hauptstadt Swasilands. Die "Condom Nation Tour" zieht von
Stadt zu Stadt um das Schweigen, die Vorverurteilung und
Stigmatisierung rund um HIV und Aids zu beenden.
Die Offenheit und der Mentalitätswechsel sind ebenfalls ein
Grund für die sinkenden Infektions- und Sterberaten. Früher
verheimlichten viele Betroffene ihre Infektion aus Angst vor
der Stigmatisierung. Doch nur wenn sie nicht mehr fürchten
müssen, ihre Arbeit zu verlieren oder von ihrer Familie
verstoßen zu werden, lassen sie sich auch testen.
Bongani Mtupha vom Organisationsteam der "Condom Nation
Tour" sagt, damit erreiche man jede Woche etwa tausend
Menschen, vor allem Jugendliche. "Wir merken, dass es einen
Mentalitätswandel gibt", sagt er. "Die Leute schauen nicht
mehr peinlich berührt weg, sondern kommen dazu."
Auch in der Politik wurde über das Thema geschwiegen oder
die Krankheit verharmlost. "In den vergangenen Jahren haben
wir es geschafft, das Schweigen zu durchbrechen", sagt
Unaids-Direktor Michel Sidibé. Politiker hätten erkannt,
dass sie handeln müssen - und dass sie was erreichen können,
erzählt Sidibé im Interview:
Der Anfang vom Ende?
Bedeuten die positiven Entwicklungen tatsächlich, dass der
Wendepunkt erreicht, der Anfang vom Ende von Aids in Afrika
markiert ist?
Die Organisation One definiert diesen Zeitpunkt als jenen,
an dem die Anzahl der Menschen, die über das Jahr verteilt
neu in Behandlungsprogramme aufgenommen werden, erstmalig
der Zahl der HIV-Neuinfektionen im gleichen Jahr entspricht.
"Dieser Punkt wird im Jahr 2015 erreicht sein, wenn die
aktuellen Trends anhalten", heißt es in einem One-Report. 16 von 37
Ländern in Subsahara-Afrika hätten diesen Wendepunkt bereits
erreicht.
Das Problem, so One: Während manche Länder Erfolge
verzeichneten, bewege sich in anderen kaum etwas. Man müsse
einzelne Länder deshalb stärker unterscheiden. Zudem werde
Aids nicht länger als lebensbedrohliche Epidemie
wahrgenommen, dem Thema mangele es an Präsenz auf der
internationalen politischen Agenda. Demnach steht der
Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Malaria und
Tuberkulose vor einer Finanzierungslücke von drei bis fünf
Milliarden US-Dollar jährlich.
Die weltweite Wirtschaftskrise ist bei der Finanzierung eine
der größten Hürden. Viele Länder, auch in Europa, streichen
Gelder für Anti-Aids-Programme und globale Projekte. Ob das
Ende von Aids bald erreicht wird, hängt Experten zufolge nicht
nur von den Entwicklungen in Afrika ab - sondern auch von der
Bereitschaft der Industrieländer, weiter gegen die Verbreitung
zu kämpfen.>
Addis Abeba (Äthiopien) am 21.9.2015: Stadtbahn
"Addis Metro" aus China - für 500 Millionen Dollar: Ethiopia’s new light rail system (ENGL orig.: Ethiopia’s new light rail system)
aus: Afric Land Post online: Ethiopia’s new light rail system;
21.9.2015;
http://www.africlandpost.com/ethiopias-new-light-rail-system/
21.9.2015: Äthiopien mit Stadtbahn aus China - für 500
Millionen Dollar [1]
Übersetzung mit Bing Translator:
Es wird erwartet, dass sie 15.000 Menschen pro Stunde in
eine Richtung befördern wird, was bedeutet, dass er in alle
Richtungen das Vierfache erreichen könnte, mit einer
Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h
Das Neujahrsfest des Landes wurde erst am 12. September [2015]
gefeiert, und es erweist sich bereits als ein gutes Jahr für
die Äthiopier: Am Sonntag standen Dutzende stundenlang
Schlange, um eine Fahrt mit der ersten Inbetriebnahme der Addis
Metro zu erwischen – der ersten Stadtbahn des
Landes.
Der Bau der mit Spannung erwarteten 32 Kilometer langen
Strecke in der Hauptstadt endete im Januar, und das
474-Millionen-Dollar-Projekt befindet sich seitdem in der
Erprobung, zusätzlich zu den Bedenken hinsichtlich des
Wegerechts.
Es wird erwartet, dass sie 15.000 Menschen pro Stunde in eine
Richtung befördern wird, was bedeutet, dass sie in alle
Richtungen das Vierfache erreichen könnte, bei einer
prognostizierten Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h. Die
Behörden hoffen, dass es den fast 4 Millionen Einwohnern von
Addis Abeba das Pendeln erleichtern wird.
Die grünen Straßenbahnen verkehren ab Oktober
[2015] auf der Ost-West-Strecke der Stadt,
während die blau gefärbten Straßenbahnen nun
täglich von 06:00 Uhr bis 22:00 Uhr zwischen Nord und
Süd pendeln. Sogar die Tickets sind farblich
gekennzeichnet, abhängig von der zu fahrenden Strecke und dem
Preis. Die Fahrpreise könnten bis zu 0,5 US-Dollar betragen,
was nach Ansicht von Beobachtern auf hohe staatliche
Subventionen zurückzuführen ist.
Die Straßenbahnwagen laufen mit Strom, der hauptsächlich aus
Oberleitungen geliefert wird, wobei die Behörden sagen, dass
sie über ein eigenes Netz verfügen werden, einschließlich vier
Umspannwerken für die Lieferung von 160 MW Strom.
Alle 39 Stationen haben eigene Namen, während ein Wegenetz –
darunter 12 Rolltreppen und 22 Aufzüge – die Pendler zu den
verschiedenen Waggons leiten wird.
Das Transportsystem wurde über einen Zeitraum von drei Jahren
von der China Railway Group Limited gebaut, nachdem die
äthiopische Regierung 85 % der Finanzierung von der
Export-Import Bank of China gesichert hatte.
China wird auch die Fahrer und das Wartungspersonal schulen,
während ein anderes chinesisches Unternehmen das
Stromversorgungssystem zusammenstellt. Äthiopien mit seinen 94
Millionen Einwohnern wird nach Prognosen des IWF zwischen 2015
und 2016 um 8 % wachsen, das zweitschnellste Wachstum auf dem
Kontinent. Das Land am Horn von Afrika hat viele Debatten über
die Form und Geschwindigkeit seines "Entwicklungszustands"
ausgelöst.
Vielzahl von Projekten
Es beherbergt eine Vielzahl von Infrastrukturprogrammen,
darunter Autobahnen und den 6.000-MW-Staudamm Grand
Renaissance, das siebtgrößte Wasserkraftwerk der Welt. Die
staatlich gelenkte Wirtschaft öffnet sich zunehmend für
ausländische Investitionen für den Bau von Straßen und
Schienen und treibt das robuste Wachstum voran.
Das Land wird entscheiden, ob es einen zweiten Eurobond zur
Finanzierung von Infrastrukturprojekten ausgeben wird, nachdem
das Parlament in diesem Monat wieder zusammengetreten ist,
teilte das Finanzministerium letzte Woche mit. Im Dezember
sammelte Äthiopien bei seinem ersten Verkauf von Eurobonds 1
Milliarde US-Dollar ein.
Letzte Woche war das Land Gastgeber einer Delegation
amerikanischer Unternehmen, die nach Möglichkeiten Ausschau
hielt – im Rahmen der bisher größten Handelsmission der
US-Regierung in Afrika, da die Regierung von Barack Obama
versucht, die bilateralen Beziehungen zu festigen.
Andere Stadtbahnen Afrikas befinden sich in Nordafrika – unter
anderem in Marokko, Algerien und Tunesien.
Alle verlassen
Nigeria arbeitet auch daran, seinen Lagos Rail Mass Transit
trotz Verspätungen nach einer verpassten Frist im September
2014 zum Laufen zu bringen, was der bevölkerungsreichsten
Stadt Afrikas [Lagos] noch mehr Schmerzen bereitet.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren [in Afrika] etwa 40 Netze
in Planung, aber mit Ausnahme von Ägypten wurden alle
aufgegeben, um Platz für Autos zu machen [statt
Eisenbahnlinien wurden ineffiziente Autobahnen gebaut, wo
hauptsächlich nur eine Person in einem Auto mit 4 leeren
Plätzen herumfährt].
In Afrika gibt es etwa 13 Stadtbahnnetze, zwei davon befinden
sich derzeit im Bau. Zwanzig Kilometer Stadtbahn werden nach
Schätzungen von Experten umgerechnet 4.000 Arbeitsplätze
schaffen.
Südafrika betreibt den 80 km langen Massenschnellzug Gautrain,
der im Juni 2012 fertiggestellt wurde.
[Jahreskonferenzen für den ÖV in Afrika]
Nächsten Monat wird die südafrikanische Stadt Kapstadt
Gastgeber eines jährlichen afrikanischen Treffens für den
öffentlichen Verkehr sein, um eine Bestandsaufnahme der Trends
und Herausforderungen bei der Erfüllung der städtischen
Verkehrsbedürfnisse des Kontinents vorzunehmen.
M&G>
ENGL orig. It is expected to carry 15,000 people per hour in one
direction, meaning it could reach four times that in all
directions, with a top speed of 70km/hr
THE country’s New Year was only marked on September 12,
and it is already turning out to be a good one
for Ethiopians—as scores queued up for hours
Sunday to catch a ride on the first inaugural service
of the Addis Metro—the country’s first light rail system.
Construction of the much-anticipated 32-kilometre
line in the capital city ended in January, and the $474
million project has been in testing since, in addition to
sorting right of way concerns.
It is expected to carry 15,000 people per hour in one
direction, meaning it could attain four times that in
all directions, with a projected top speed of 70km/hr.
Authorities hope it will make commuting easier for Addis
Ababa’s population of nearly 4 million.
The green trams will from October operate on the city’s
East-West route, while those coloured blue are now
shuttling between north and south, daily from 0600hrs to
2200hrs. Even the tickets are colour-coded, depending on
the distance to be travelled, and the price. Fares could
range up to $0.5, which observers say reflects heavy
government subsidies.
The rail tramcars rely on power supplied mainly from
overhead wires, with authorities saying it would have its
own dedicated grid, including four substations to supply
160MW of power.
Each of the 39 stations across the service have their own
names, while a network of alleyways—including 12
escalators and 22 elevators, will direct commuters to the
various railcars.
The transport system was built over three years by the
China Railway Group Limited after the Ethiopian government
secured 85% of funding from the Export-Import Bank of
China.
China will also train the drivers and maintenance staff,
while another Chinese company put together the power
system.
Ethiopia, with a population of 94 million, is projected by
the IMF to grow at 8% in 2015-16, the
second-fastest pace on the continent. The Horn of Africa
nation has drawn a lot of debate for the shape and
speed of its ‘developmental state’.
Host of projects
It is home to host of infrastructure programmes,
including highways and the 6,000MW Grand Renaissance
dam, the world’s seventh- biggest hydropower
plant. The state-led economy is increasingly opening
up to foreign investment to build roads and railways,
driving the robust growth.
The country will decide whether to issue a second
Eurobond to fund infrastructure projects after parliament
reconvenes this month, the Finance ministry said last
week. In December, Ethiopia raised $1
billion in its debut sale of Eurobonds.
Last week the country was host to a delegation of American
business scouting for opportunities—as part of
the largest US government-led trade mission to Africa
yet as the Barack Obama government seeks to cement
bilateral ties.
Africa’s only other light rail systems are found in North
Africa—including in Morocco, Algeria and Tunisia.
All abandoned
Nigeria is also working to get its Lagos Rail Mass Transit
working amid delays following a missed September 2014
deadline, adding more pain to Africa’s most populous city.
At the beginning of the 19th century about 40 networks
were in planning, but with the exception of Egypt, all
were abandoned to make way for cars.
There are about 13 light rail networks in Africa, with two
now in construction. Twenty kilometres of light rail are
estimated by experts to create the equivalent of 4,000
jobs.
South Africa operates the higher capacity 80-km mass rapid
Gautrain which was completed in June 2012.
Next month the South African city of Cape Town will host
an annual African public transport meeting to take stock
of trends and challenges in meeting the urban transport
needs of the continent.
M&G>
Pest auch in Äthiopien am 26.3.2018: Immer
mehr Pest in Afrika - von Madagaskar aus in allen
ostafrikanischen Staaten - Seuchenwarnung für 9
Afrika-Länder - Madegassen tanzen mit den Toten und
verbreiten so die Pest: WHO schlägt Alarm: Pest in Afrika breitet sich rasant aus –
Millionen auf dem Weg nach Europa
https://schluesselkindblog.com/2018/03/26/pestgefahr-afrika-massenmigration/
<ByGaby
Kraal In vielen Ländern Afrikas wüten gefährliche Krankheiten
wie die Pest – jetzt wollen zwei Drittel der Afrikaner ihr
Land verlassen.
Aktualisierter Artikel aus Nov.
2017: Die Lungenpest, auch als „schwarzer Tod“
bekannt, breitet sich immer rasanter in Afrika aus,
mittlerweile sind bereits neun Länder betroffen,
meldet die Weltgesundheitsorganisation (WHO)
Pest verwüstet Madagaskar im Rekordtempo, die gemeldeten
Pest-Fälle stiegen in nur einer Woche um 8% an und aktuelle
WHO-Zahlen zeigen, dass bereits 143 Menschen durch den
Schwarzen Tod getötet wurden und weitere 1.947
Menschen sich infiziert haben.
Der
Schwarze Tod ist zurück mit seiner Rache, wie einige
Länder meldeten und vor einer Pandemie dieser Krankheit
warnten. – Aber von wo aus genau breitet sich die
Krankheit aus? Wo hat sie ihren Ursprung in Madagaskar und
wie könnte sie auch nach Deutschland und Europa gelangen?
[Seuchenwarnungen für 9 Länder um
Madagaskar]
Seuchenwarnungen wurden für neun Länder in der Umgebung
von Madagaskar herausgegeben, da jetzt befürchtet wird,
dass sich die Pest über den Seeweg, die Massenmigration
und auch Flugrouten ausbreiten könnte.
Der
Ausbruch gilt als eine weit größere Bedrohung für die
beroffenden Länder als in den vergangenen Jahren, weil er
eine pneumonische (lungenmetastisierend) Form angenommen
hat – Der Pest-Erreger ist also in der Luft und
kann sich durch Niesen und Husten schnell ausbreiten.
Allein in der vergangenen Woche hat
es sich der Pest-Erreger dramatisch ausgebreitet, und
Experten der WHO warnen, es sei der schlimmste Ausbruch
seit 50 Jahren mit bisher 1.947 Fällen. Die WHO
berichtet auch, dass die Pest mittlerweile schon
73 Prozent des Landes erreicht habe.
Der
Ausbruch gilt auch daher als weitaus größere Bedrohung für
die Region um Madagaskar, als in den vergangenen Jahren,
weil er eine weitaus tödlichere Form angenommen hat.
Experten
sagen auch, dass sich die Epidemie noch verschlimmern
könnte, wenn die Zahl der Todesopfer 120 übersteigt und
mehr als 1.300 Menschen infiziert werden. Die neun Länder,
für die die Weltgesundheitsorganisation bisher Warnungen
ausgesprochen hat sind:
Kenia
Äthiopien
Südafrika
Mosambik
La Réunion
Tansania
Mauritius
Seychellen
Komoren [...]>
6.6.2018: Nach jahrzehntelangem Krieg:
Äthiopiens Premier macht Frieden mit Eritrea Äthiopischer Meilenstein: Neuer Reform-Präsident schließt
Frieden mit Eritrea
https://deutsch.rt.com/afrika/71062-athiopischer-meilenstein-neuer-reform-prasident/
<Äthiopiens neuer
Premierminister scheint es ernst zu meinen mit seinem
Vorhaben, das Land umzukrempeln. Abiy Ahmed verfolgt eine
radikale Reformagenda und sicherte nun die volle Umsetzung
des Friedensabkommens mit dem Dauerrivalen Eritrea zu.
Im Zuge als "dramatisch" bezeichneter Reformen hat der
äthiopische Premierminister Abiy Ahmed angekündigt, dass
Addis Abeba die Bedingungen eines Friedensabkommens mit
dem benachbarten Eritrea akzeptieren werde.
Dieser Schritt gilt als Meilenstein zur Beruhigung der
tödlichen Spannungen mit seinem jahrzehntelangen Rivalen und
gilt als weiterer Schritt "ehrgeiziger" Reformen unter dem
neuen Premierminister.
Die Nachricht kam nur wenige Stunden, nachdem Äthiopien den
Ausnahmezustand aufgehoben hatte. Zuvor wurde das nach
Nigeria zweitbevölkerungsreichste Land am Horn von Afrika
zwei Jahre lang von mitunter tödlichen Proteste gegen die
Regierung erschüttert. Die Zivilbevölkerung forderte
vehement größere Freiheiten und sozioökonomische Reformen.
Im Zuge der Einwilligung Äthiopiens das Friedensabkommen mit
seinem Erzrivalen Eritrea vollständig zu implementieren,
kündigte die Regierungspartei ebenfalls am Dienstagabend an,
dass die ostafrikanische Nation, eine der am schnellsten
wachsenden Volkswirtschaften Afrikas, Anteile staatlicher
Unternehmen in Sektoren wie Energie, Luftfahrt und
Telekommunikation für private Investitionen und andere, wie
Eisenbahnen und Hotels, für eine vollständige Privatisierung
öffnen werde.
Abiy Ahmed, seit April im Amt, stellte demzufolge ebenfalls
mehr demokratische Rechte in Aussicht. So kontrolliert die
Regierungspartei "Ethiopian People’s Revolutionary
Democratic Front" bislang das gesamte Parlament.
Das bereits im Jahr 2000 unterzeichnete Friedensabkommen
beendete einen zweijährigen Grenzkrieg zwischen Äthiopien
und Eritrea, der Zehntausende Menschenleben kostete. Doch
der Konflikt schwelt weiter, nachdem Äthiopien sich im Jahr
2002 geweigert hat, Schlüsselelemente des Abkommens
umzusetzen, wie etwa die Übergabe wichtiger Gebiete. Zu
diesen zählt die Stadt Badme im Gebiet Yirga-Dreieck. Sie
ist Brennpunkt des Gebietsdisputs zwischen den Staaten.
Äthiopiens Regierungspartei akzeptierte demnach nun die
vollständige Umsetzung des Abkommens ohne Bedingungen und
fordert die Regierung Eritreas im Gegenzug dazu auf, das
Gleiche zu tun, berichtete die staatseigene Fana
Broadcasting Corporate.
Das Leid auf beiden Seiten ist unsäglich, weil der
Friedensprozess festgefahren ist. Das muss sich im
Interesse unseres Gemeinwohls ändern", sagte der Stabschef
des Ministerpräsidenten, Fitsum Arega, auf Twitter.
Ahmed Soliman, äthiopischer Analyst, bewertet Äthiopiens
Entscheidung als "wirklich bedeutsam."
Äthiopien hat 16 Jahre lang ein internationales
Friedensabkommen missachtet und seine Größe und seinen
gewichtigeren diplomatischen Einfluss genutzt, um Eritrea
regional und international zu isolieren. Aber seit Abiy
Ahmed im Amt ist, hat er davon gesprochen, dass er die
Beziehungen zu Eritrea verbessern will", zeigte er sich
überzeugt.
Doch sollte Äthiopien das Abkommen nun vollständig
umsetzen, könnte dies, so Soliman, dem eritreischen
Staatschef Isaias Afewerki, der das Land seit der
Unabhängigkeit von Äthiopien 1993 regiert, das Leben schwer
machen.
Mein Instinkt sagt mir, dass Präsident Isaias Afewerki
nicht positiv reagieren will, weil der Griff, den er über
sein Land hat, auf der Tatsache beruht, dass Eritrea einer
ständigen Bedrohung der nationalen Sicherheit durch
Äthiopien ausgesetzt ist. Wenn diese Bedrohung nicht mehr
existent wäre, gäbe es keinen Grund mehr für einige der
Repressalien", erläutert Analyst Soliman.
Derweil erklärte die äthiopische Regierungspartei, dass die
Teilprivatisierungen der lukrativen Unternehmen Ethio
Telecom, Ethiopian Airlines, Ethiopian Power und der
Maritime Transport and Logistics Corporation dazu angetan
sein, "ein schnelles Wirtschaftswachstums" zu erzielen
verbessern und "den Export ankurbeln."
Es wurden jedoch bislang weder Angaben über die Höhe der
Minderheitsbeteiligungen gemacht noch darüber, an wen diese
verkauft werden und wem sie angeboten werden sollen, oder
wie hoch der Erlös für die Regierung ausfallen eingeschätzt
wird.
Im Begriff die heimische Wirtschaft durch eine ehrgeizige und
schuldenfinanzierte Entwicklungsstrategie weiter zu
transformieren, leidet Äthiopien unter einer massiven
Devisenkrise. Die Entwicklungsstrategie sieht unter anderem
enorme Infrastrukturprojekte und den Bau von einem Dutzend
Industrieparks vor.>
25.7.2018: Frieden zwischen Äthiopien und
Eritrea - Flüchtlinge können zurückkehren Ein Tag zum Feiern: Äthiopier und Eritreer können endlich
zurück in ihre Heimat
https://www.journalistenwatch.com/2018/07/25/ein-tag-feiern/
<Äthiopien/Eritrea – Die beiden Länder wurden
vom Frieden überrascht. Nach zwanzig Jahren Krieg und
80.000 Toten gibt es endlich Frieden zwischen Äthiopien
und Eritrea. Die Menschen können ihr Glück kaum fassen.
Auch die in Deutschland angelandeten Äthiopier und
Eritreer können endlich zurück in ihre Heimat.
Es gibt sogar schon wieder eine direkte Flugverbindung
zwischen den beiden Hauptstädten Addis Abeba und Asmara. Der
erste Flug war sofort ausgebucht, jeden Tag fliegt nun
eine Maschine in jede Richtung, jeden Tag ein großes
Wiedersehen auf beiden Seiten, heißt es in einem Bericht der
Süddeutschen Zeitung.
Somit wäre der Weg für Flüchtlinge aus den beiden Ländern
frei, Deutschland zu verlassen und in ihre Heimat
zurückzukehren. Dass dies tatsächlich geschieht, darf jedoch
bezweifelt werden. Viel zu groß ist die hervorragend an den
Schutzsuchenden verdienende Asylindustrie (geworden), als
dass man die einst vor Krieg und Terror geflüchteten
Menschen ohne Protest wieder ausreisen ließe. Denn der Satz
von Martin Schulz „Die Menschen, die zu uns kommen, sind
wertvoller als Gold“ hat inzwischen eine ganz andere
Bedeutung bekommen – Merkel, SPD, Grünen, Linken, Pro Asyl
und Konsorten sei Dank.
Man darf gespannt sein, ob die hier vorübergehend
Aufgenommenen wieder zurückgeführt werden, oder ob nicht
vielleicht alles daran gesetzt wird, sie in Deutschland zu
behalten. Schließlich ließen sich die steuerzahlenden
Melkkühe Europas bisher wunderbar von der unsäglichen
Asyllobby widerstandslos ausnutzen und für dumm verkaufen,
so die Feststellung der AfD. (SB)>
3.8.2018: Äthiopien mit inneren Unruhen durch
Stammeskonflikte und Vertreibungen: 987.000 Flüchtlinge im
eigenen Land: Eine Million Menschen flüchten in Äthiopien
https://www.epochtimes.de/politik/welt/eine-million-menschen-fluechten-in-aethiopien-a2508558.html?text=1
<Alarmierende Zahlen kommen aus dem
nordostafrikanischen Äthiopien. Im Süden des
Vielvölkerstaates treibt Gewalt Hunderttausende Menschen
in die Flucht. Diese Krise ist noch nicht auf dem
internationalen Radar.
In Äthiopien warnen Helfer vor einer humanitären Katastrophe.
Hintergrund ist eine neue Gewaltwelle, die knapp eine Million
Menschen in die Flucht getrieben hat.
Die Menschen lebten unter katastrophalen Bedingungen, sagte
Crystal Wells vom Internationales Komitee vom Roten Kreuz
(IKRK) der Deutschen Presse-Agentur. Sollte die humanitäre
Hilfe nicht schnell verstärkt werden, könne es für die
betroffenen Menschen im Süden des Landes schlimme Folgen
haben. Es bestehe unter anderem die Gefahr, dass sich
Krankheiten ausbreiteten.
Rund 987.000 Menschen sind dem UN-Nothilfebüro (OCHA)
zufolge im Juni in den Regionen Gedeo und West Guji vor
einem neu aufgeflammten Stammeskonflikt geflohen. Viele
Menschen würden auf engstem Raum in Schulen, Kirchen oder
offenen Gebäuden übernachten, sagte Lucy Murunga
von der Organisation World Vision. Sie hätten
wenig Nahrungsmittel und kaum angemessene Kleidung, die
sie vor der Kälte schützen könne. „Was wir da sehen, ist
unvorstellbar“, sagte Murunga.
„Diese Krise ist überhaupt nicht auf dem Radar der
internationalen Gemeinschaft und die Konsequenzen dieses
Versäumnisses könnten entsetzlich sein“, sagte Shirin
Hanafieh vom IKRK.
In den vergangenen Wochen standen die radikalen Reformen
von Äthiopiens neuem Regierungschef im Vordergrund. Der seit
April amtierende Abiy Ahmed hat unter anderem mit dem
langjährigen Rivalen Eritrea Frieden geschlossen. Doch in
dem Vielvölkerstaat am Horn von Afrika herrschen noch immer
mehrere ethnische Konflikte.
Die jüngste Gewaltwelle im Süden Äthiopiens begann Wells
zufolge Mitte April und eskalierte im Juni. Auslöser sind
vor allem Spannungen über die Nutzung von Land, da die
Region dicht besiedelt und die Konkurrenz um Weideland und
andere Ressourcen groß ist.
Der Konflikt sei durch Provokationen von einzelnen
Menschen, Sicherheitskräften und Regierungsvertretern
ausgelöst worden, die unterschiedliche Gruppen für
politische Zwecke gegeneinander ausspielen wollten, sagte
Mitiku Kassa, der Leiter der äthiopischen
Katastrophenschutzbehörde.
Die instabile Lage erschwert die Arbeit der Helfer. „Viele
der betroffenen Regionen im Süden Äthiopiens sind in den
vergangenen Monaten schwer bis gar nicht erreichbar“, sagte
Matthias Späth, der Leiter der Welthungerhilfe am Horn von
Afrika.
Äthiopien mit seinen rund 100 Millionen Einwohnern wurde lange
mit harter Hand regiert. Die Opposition ist im Parlament nicht
vertreten. Allerdings hat der neue Regierungschef Abiy seit
seinem Amtsantritt Hunderte politische Gefangene freigelassen,
Oppositionsgruppen von der Terrorliste gestrichen und den
Verkauf von Anteilen einiger Staatsunternehmen angekündigt.
Äthiopien zählt trotz eines raschen Wirtschaftswachstums
UN-Statistiken zufolge noch immer zu den ärmsten Ländern der
Welt. (dpa)>
Bei einem Putschversuch gegen eine Regionalvertretung in
Äthiopien sind der Präsident der Region und der Chef der
äthiopischen Streitkräfte getötet worden. Der genaue
Hintergrund des Vorfalls bleibt bislang unklar. Die Behörden
haben das Internet weitgehend abgeschaltet.
Im Rahmen der Aktion „Green Legacy“ ist in Äthiopien
innerhalb von zwölf Stunden eine Rekordmenge an Bäumen
gepflanzt worden. Der Umfang betrug knapp 354 Millionen
Setzlinge, verkündete der Pressedienst des äthiopischen
Ministerpräsidenten Abiy Ahmed auf seiner offiziellen
Webseite.
Im Rahmen der Aktion „Green Legacy“ ist in Äthiopien
innerhalb von zwölf Stunden eine Rekordmenge an Bäumen
gepflanzt worden. Der Umfang betrug knapp 354 Millionen
Setzlinge, verkündete der Pressedienst des äthiopischen
Ministerpräsidenten Abiy Ahmed auf seiner offiziellen
Webseite.
Die Aktion fand demzufolge am
29. Juli statt und diente der Aufforstung der äthiopischen
Wälder.
Noch nie wurden so schnell so vieleSetzlinge
gepflanzt. Den vorherigen Weltrekord hielt Indien,
wo 2017 laut
dem US-Fernsehsender CNN 66 Millionen Bäume in zwölf
Stunden gesetzt wurden.
Ethiopia planted a
record-breaking 350 million trees in 12 hours to fight
climate change pic.twitter.com/QUTTe3RRyk
Nach Angaben
der Organisation Farm Africa waren Ende des 19. Jahrhunderts
noch 35 Prozent der Fläche Äthiopiens mit Wald bedeckt.
Derzeit seien es nur noch vier.
Früher ergab eine bundesweite Umfrage der Deutschen
Presse-Agentur unter deutschen Kommunen, dass deutsche
Städte und Gemeinden zunehmend auch auf verpachteten und
landwirtschaftlich genutzten Flächen den Einsatz des
Pflanzenschutzmittels Glyphosat
verbieten.
Äthiopien 13.4.2020: Heuschrecken fressen
200.000 ha Ackerland weg: Eine Million Menschen in Äthiopien wegen Heuschreckenplage
auf Hilfe angewiesen
https://www.epochtimes.de/politik/welt/eine-million-menschen-in-aethiopien-wegen-heuschreckenplage-auf-hilfe-angewiesen-a3212525.html
<Die Heuschreckenplage in Ostafrika
hat nach Angaben der UNO allein in Äthiopien 200.000
Hektar Ackerland zerstört und rund eine Million Menschen
von Lebensmittelhilfen abhängig gemacht.
Die Heuschreckenplage in Ostafrika hat nach Angaben der UNO
allein in Äthiopien 200.000 Hektar Ackerland zerstört und
rund eine Million Menschen von Lebensmittelhilfen abhängig
gemacht. Wie die UN-Organisation für Ernährung und
Landwirtschaft (FAO) am Montag mitteilte, haben die
Wüstenheuschrecken in Äthiopien vor allem Hirse,
Weizen- und Maisfelder sowie Weideland für Vieh
abgefressen. In den Regionen Somali und Oromia seien nun
rund drei Viertel der Menschen auf Lebensmittelhilfen
angewiesen.
Äthiopiens Nachbarland Somalia hatte wegen
der massenhaften Vermehrung der Wüstenheuschrecken bereits
im Februar den Notstand ausgerufen. Mittlerweile leiden
große Teile Ostafrikas unter der Plage, auch Kenia,
Dschibuti, Eritrea, Tansania, der Sudan, der Südsudan
und Uganda.
Die Wüstenheuschrecken vermehren sich nach Angaben der FAO
wegen einer sehr feuchten Regenzeit mit außergewöhnlicher
Geschwindigkeit. Die FAO und die äthiopische Regierung
warnen bereits vor neuen Schwärmen, die noch mehr Land
verwüsten könnten als bisher.
Wüstenheuschrecken leben normalerweise als Einzelgänger.
Unter bestimmten Bedingungen schließen sie aber sich zu
riesigen Schwärmen zusammen und beginnen zu wandern. Laut
FAO können sie bis zu 150 Kilometer am Tag zurücklegen und
ganze Landstriche verwüsten. (afp)>
Im Streit um den künftig größten Staudamm Afrikas hat
Ägypten den UN-Sicherheitsrat eingeschaltet. Kairo
befürchtet, dass nach der Fertigstellung des Bauwerks nicht
genügend Wasser den Nil herabfließt. Äthiopien will bereits
im Juli beginnen, den Stausee zu befüllen.
Im Streit um den künftig größten Staudamm Afrikas ist keine
Einigung in Sicht. Auch nach einem virtuellen Spitzentreffen
der Afrikanischen Union will Äthiopien mit dem Füllen des
Stausees am Blauen Nil beginnen. Der Sudan und Ägypten
befürchten negative Folgen für sich.
<Der gewaltsame Tod eines prominenten Sängers hat in
Äthiopien massenhafte Proteste ausgelöst, bei denen
bereits mehr als 90 Menschen ums Leben kamen. Todesopfer
gab es auch unter Polizeibeamten. In Teilen des
afrikanischen Landes wurde das Internet abgeschaltet.
In Äthiopien ist es in dieser Woche zu massenhaften
Protestaktionen gekommen, die durch den Tod von Hachalu
Hundessa ausgelöst wurden. Der populäre Sänger, Komponist und
Aktivist der Völkerschaft Oromo wurde am späten Montagabend in
der Hauptstadt Addis Abeba erschossen. Der 34-Jährige erlag
seinen Verletzungen in einem Krankenhaus. Die Polizei nahm
mehrere Verdächtige fest und teilte mit,
das Verbrechen scheine "gut geplant" gewesen zu sein.
Nachdem sich die Nachricht verbreitet hatte, gingen in der
Hauptstadt Tausende Menschen auf die Straße. Sie
versammelten sich vor dem Krankenhaus, in das der Sänger
eingeliefert worden war. Laut Medienberichten setzte die
Polizei Tränengas ein, um die Menschenmenge aufzulösen. Es
wurden Autoreifen angezündet und es waren Schüsse zu hören.
At least 8 people have been killed
by the State forces in #Ethiopia
during mass protests after the assassination of musician
& activist Hachalu Hundessa, last night.
The musician, 34, was known for his political songs that
provided support to the #Oromoprotests.
pic.twitter.com/spmHUUMInq
Dabei kam es auch zu Konflikten zwischen Vertretern der
Völkerschaft Oromo und anderen ethnischen Gruppen. Vor dem
Hintergrund der Zusammenstöße mit der Polizei wurden am
Mittwoch Militäreinheiten nach Addis Abeba
abkommandiert.
Protests in Addis Ababa after a
popular Ethiopian musician Hachalu Hundessa, an ethnic
Oromo, is shot dead in the capital city. #HachaluHundessapic.twitter.com/Zob8i94TAd
In Harar kippten Protestierende ein Denkmal für den Prinzen
Makonnen Wolde Mikael um, der die östliche Provinz des
Landes im 19. Jahrhundert als Gouverneur unter Kaiser
Menelik II. regiert hatte.
Angry Oromo protesters topple &
burn the statue of Haile selase in Herar town,to protest
the killing of a prominent Oromo singer pic.twitter.com/DNaGlrKYRK
Wie die Nachrichtenseite Walta Info unter
Berufung auf den Polizeichef der Region Oromia berichtete,
seien dort mindestens 81 Menschen ums Leben gekommen. Der
Polizeichef der Hauptstadt teilte am Donnerstag im Fernsehen
mit, in Addis Abeba seien zehn Leute getötet worden,
darunter zwei Polizisten.
Der getötete Sänger wurde am Donnerstag in Ambo in der
Region Oromia beerdigt. Eine kleine Menschenmenge nahm an
der Zeremonie teil. Am Donnerstag blieb auch
das Internet in Teilen des Landes weiterhin abgeschaltet,
nachdem es gegen 9:00 Uhr flächendeckend außer Betrieb
gesetzt worden war.
Update: #Ethiopia's
nationwide internet blackout remains in place for a
third day leaving loved ones disconnected and
journalists unable to work; last year PM Abiy Ahmed
declared internet access was neither air nor water, a
service to cut off at will⏱
Aus diesem Grund konnte unter anderem die
wöchentliche Pressekonferenz der Gesundheitsorganisation der
Afrikanischen Union zur Corona-Krise in Afrika nicht
stattfinden.
Oromo ist die größte ethnische Gruppe in Äthiopien. Ihre
Vertreter fühlen sich jedoch seit Jahren marginalisiert. In
den Jahren 2014 bis 2018 ist
es in der Region Oromia deswegen zu massenhaften
Antiregierungsprotesten gekommen.>
Afrika-Karte am 16.8.2020: Kriminelle "US"-NATTO ist in
Afrika in 22 Ländern im Verborgenen "aktiv" - wohl, um
Länder zu manipulieren [2]
Fototext mit der Afrika-Karte 16.8.2020:
"Neuer Bericht enthüllt US-Spezialeinheiten, die in
22 afrikanischen Ländern aktiv sind.
In den USA sind rund 6.000 Militärangehörige auf dem
gesamten [afrikanischen] Kontinent verstreut. In vielen
Botschaften Afrikas gibt es mehr Militärattachés als
Diplomaten. Quelle:
(http://atavist.mg.co.za/inside-the-secret-world-of-us-commandos-in-africa#chapter-5967602)"
Der Artikel auf UNCUT:
Eine Untersuchung enthüllt den Umfang der
Operationen von Amerikas Elitekampftruppen in Afrika
Die Special Operations Forces (SOF) der Vereinigten
Staaten – darunter Navy SEALs, Army Green Berets und
Marine Corps Raiders – sind die am besten ausgebildeten
Soldaten des US-Militärs, die sich unter anderem auf
Terrorismusbekämpfung, Aufstandsbekämpfung und „Direct
Action“-Kampfangriffe spezialisiert haben. Ihre
Operationen sind von Geheimhaltung umgeben.
Obwohl die US-Kommandos mit Zustimmung der
Gastgeberregierungen auf dem afrikanischen Kontinent
operieren, werden gewöhnliche Afrikaner nur selten über
das volle Ausmaß der US-Aktivitäten informiert – noch wird
ihnen ein Mitspracherecht angeboten, wie und warum
Amerikaner in ihren Ländern operieren. Selbst grundlegende
Informationen, wie die Orte und der Umfang der Einsätze
der US-Elitetruppen und die geheimen Kämpfe der
amerikanischen Kommandos auf dem Kontinent, werden in ganz
Afrika meist nicht gemeldet.
Aber eine Untersuchung von Mail & Guardian kann
nun zum ersten Mal aufdecken, wo US-Spezialeinheiten auf
dem afrikanischen Kontinent aktiv waren – und exklusive
Details über unauffällige Missionen liefern, die
weitgehend unter Verschluss gehalten wurden.
Im Jahr 2019 waren US-Spezialoperationskräfte in 22
afrikanischen Ländern im Einsatz: Algerien, Botswana,
Burkina Faso, Kamerun, Kap Verde, Tschad, Elfenbeinküste,
Dschibuti, Ägypten, Äthiopien, Ghana, Kenia, Libyen,
Madagaskar, Mali, Mauretanien, Niger, Nigeria, Senegal,
Somalia, Tansania, Tunesien und Kamerun.
<Die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung versprach
Afrika eine Grüne Revolution, um Hunger und Armut zu
bekämpfen. Seither haben sich nur die Profite des
Agribusiness erhöht. Die Verlierer sind lokale
Kleinbauern.
Seit fünf Jahren steigt die Zahl der hungernden
Menschen weltweit an und seit Jahrzehnten tobt in
Fachdebatten ein Streit darüber, mit welchen Ansätzen
alle Menschen ausreichend und gut ernährt werden können.
Eine simple These lautet, das internationale
Agribusiness – unterstützt von vielen Regierungen aus
dem Globalen Norden und einigen Regierungen aus dem
Globalen Süden – könne die Produktivität in der
Landwirtschaft mit Pestiziden, Hybridsaatgut und anderen
externen Inputs erhöhen, und damit den Hunger beenden.
Eine Vielzahl von Bewegungen und NGOs haben jedoch
dargelegt, dass Hunger kein Problem der Erzeugung ist,
sondern vielmehr in ungleich verteilten Machtressourcen
und der Kontrolle über landwirtschaftliche
Produktionsmittel wie Land und Saatgut wurzelt.
Der Narrativ des Agribusiness ist weiterhin
einflussreich. Regierungen im globalen Süden, vor allem
auf dem afrikanischen Kontinent, werden lobbyiert, um
mit neuen Gesetzen oder Projekten ihre Agrarsektoren
zugunsten des internationalen Agribusiness zu verändern.
Eine besonders tonangebende Initiative, die die Agenda
der Konzerne auf dem afrikanischen Kontinent
vorantreibt, ist die Allianz für eine Grüne Revolution
in Afrika (Alliance for a Green Revolution in Africa,
AGRA).
Die grüne Konterrevolution
Im Jahr 2006 wurde AGRA durch die
Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung und die
Rockefeller-Stiftung ins Leben gerufen. Mit
kommerziellem Hochertragssaatgut, synthetischen
Düngemitteln und Pestiziden im Gepäck könne das Programm
Afrika seine eigene Grüne Revolution in der
Landwirtschaft ermöglichen, um Hunger und Armut zu
verringern. So lautete zumindest das Versprechen.
AGRA war angetreten, um die landwirtschaftlichen
Erträge und die Einkommen von 30 Millionen
kleinbäuerlichen Haushalten zu verdoppeln und damit
sowohl Hunger als auch Armut in 20 afrikanischen Ländern
bis zum Jahr 2020 zu halbieren. Um das zu erreichen,
finanziert AGRA verschiedene Projekte und setzt sich bei
afrikanischen Regierungen für strukturelle Veränderungen
ein, die die politischen Weichen für eine Grüne
Revolution in Afrika stellen sollen. AGRA erhielt seit
seiner Gründung Beiträge in Höhe von rund einer
Milliarde US-Dollar, hauptsächlich von der
Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung. Große Zuschüsse kamen
zudem von den Vereinigten Staaten, Großbritannien und
anderen Ländern, darunter auch Deutschland.
Von diesen Einnahmen vergab AGRA Zuwendungen von mehr
als 500 Millionen US-Dollar. Afrikanische Regierungen
stützen die AGRA-Ziele mit öffentlichen Mitteln durch
Input-Subventionsprogramme für Bäuerinnen und Bauern
(Farm Input Subsidy Programmes, FISPs), damit diese das
von AGRA geförderte – meist hybride – Saatgut sowie
synthetische Düngemittel bezahlen können. Die
staatlichen Subventionen für kleinbäuerliche Betriebe
bieten einen Anreiz für die Einführung des
AGRA-Technologiepakets der Grünen Revolution. In 10 der
13 Schwerpunktländer von AGRA – darunter Äthiopien,
Kenia, Mali, Ruanda, Sambia und Tansania – wurden FISPs
in erheblichem Umfang eingeführt.
14 Jahre nach der Gründung von AGRA sind wir schlauer
und wissen, dass die Initiative gescheitert ist. Statt
den Hunger zu bekämpfen, ist er in den
AGRA-Schwerpunktländern sogar um 30 Prozent und damit um
30 Millionen Menschen angestiegen. Die
landwirtschaftlichen Erträge sind in den 13
AGRA-Schwerpunktländern seit Beginn von AGRA bis 2018
lediglich um 18 Prozent anstatt 100 Prozent gesteigert
worden. In der Zeit vor AGRA sind die Erträge in diesen
Ländern um 17 Prozent gewachsen. Damit sind die
Steigerungen der Erträge ohne AGRA und mit AGRA nahezu
identisch.
Gewinner und Verlierer
Die Resultate von AGRA sind verheerend für
kleinbäuerliche Erzeugerinnen und Erzeuger, denn in den
meisten AGRA-Projekten verkauft man ihnen vor allem
teure Inputs wie Hybridsaatgut und synthetische
Düngemittel über Agrarchemiehändler. Das ist extrem
kostspielig, dadurch steigt das Verschuldungsrisiko
drastisch. Beispiele aus Tansania zeigen, dass
kleinbäuerliche Erzeugerinnen und Erzeuger nicht dazu in
der Lage waren, ihre Schulden für Saatgut und Dünger
direkt nach der Ernte zurückzuzahlen. Einige mussten zur
Schuldentilgung sogar ihr Vieh verkaufen.
Die AGRA-Formel »doppelte Erträge gleich doppelte
Einkommen« geht nicht auf. Etwaige kurzfristige
Ertragssteigerungen müssen im AGRA-Modell durch Saatgut,
Dünger und oft auch Pestizide teuer erkauft werden.
Dabei profitieren lediglich die Saatgut- und
Düngemittelkonzerne.
Zudem wird die Wahlfreiheit eingeschränkt: Bei
AGRA-Projekten in Kenia dürfen die kleinbäuerlichen
Erzeugerinnen und Erzeuger nicht selbst entscheiden,
welches Maissaatgut sie verwenden und welche Düngemittel
und Pestizide sie nutzen wollen. Die Leitungen von
AGRA-Projekten gehen davon aus, dass die
Agrarchemiehändler die besten Entscheidungen für die
Bäuerinnen und Bauern treffen. Der AGRA-Fokus liegt auf
wenigen Nahrungspflanzen wie Mais oder Soja, weshalb
traditionelle nährstoffreiche Nahrungsmittel
vernachlässigt und sogar verdrängt werden.
Aus Statistiken für die 13 AGRA-Schwerpunktländer geht
hervor, dass die Hirseproduktion seit Beginn der
Initiative um 21 Prozent zurückging. Bei den Wurzel- und
Knollengewächse wurde ein Ertragsrückgang von 7 Prozent
verzeichnet. Insgesamt nimmt durch AGRA die Vielfalt auf
dem Acker und damit auch die Saatgutvielfalt ab. Das
macht die Landwirtschaft noch verwundbarer für die
Folgen der Klimakrise.
Lobbyarbeit im Interesse der Konzerne
Die derzeitig gültige AGRA-Strategie beschreibt
»Politik und Einflussnahme« als erstes Aufgabenfeld. Sie
verfolgt allem voran das Ziel, aktiv eine Politik
voranzutreiben, die Hochertragssaatgut, synthetischen
Düngemitteln und anderen Inputs der Grünen Revolution
die Tür öffnet. Damit wird verhindert, dass alternative
Ansätze wie die Agrarökologie unterstützt werden.
So finanzierte AGRA zum Beispiel den Aufbau einer
afrikanischen Düngemittel- und Agribusiness-Lobby unter
dem Namen African Fertilizer and Agribusiness
Partnership (AFAP) mit 25 Millionen US-Dollar. AFAP
setzt sich gegenüber afrikanischen Regierungen und
Geberorganisationen für die Interessen der
Düngemittelindustrie ein. In Ghana, Mosambik und
Tansania will AFAP etwa den Düngemitteleinsatz um 100
Prozent steigern. Zu den AFAP-Partnern gehören unter
anderem Louis Dreyfus, einer der größten Getreidehändler
weltweit, sowie International Raw Materials (IRM), ein
großer US-amerikanischer Düngemittelhändler. Zudem sind
die Verbindungen zwischen AGRA und AFAP eng: Die
Präsidentin von AGRA, sitzt zugleich im Vorstand von
AFAP.
Weit oben auf der politischen Tagesordnung stand für
AGRA stets die Zurückdrängung von bäuerlichem Saatgut
und die Umgestaltung nationaler und regionaler
Richtlinien zugunsten kommerzieller Saatgutunternehmen.
Mit der Afrikanischen Regionalen Organisation für
geistiges Eigentum (African Regional Intellectual
Property Organization, ARIPO) hat AGRA in mehreren
Ländern wie Burkina Faso, Ghana, Nigeria und Tansania
Reformen in der Saatgutpolitik abgestimmt und
unterstützt, die afrikanische Länder dem Übereinkommen
des Internationalen Verbands zum Schutz von
Pflanzenzüchtungen (International Union for the
Protection of New Varieties of Plants, UPOV) von 1991
angliedern. Die UPOV 1991 garantiert Züchtern die Rechte
auf neue Saatgutsorten. Mit der damit einhergehenden
Etablierung von geistigen Eigentumsrechten auf Saatgut
wurde ein rechtlicher Rahmen geschaffen, um
pflanzengenetische Ressourcen zu privatisieren, und
damit ökonomische Gewinne zu generieren.
Außerdem hat AGRA mit der Westafrikanischen
Wirtschaftsgemeinschaft (Economic Community of West
African States, ECOWAS) im Jahr 2017 eine
Absichtserklärung unterzeichnet, um eine formale
Partnerschaft aufzubauen. Auch hier sollen
Saatgutgesetze an die UPOV 1991 angepasst werden. Die
Kriterien, um überhaupt in die UPOV aufgenommen zu
werden, sind jedoch für kleinbäuerliche Erzeugerinnen
und Erzeuger oft unerreichbar. Saatgut, das nicht die
sogenannten DUS-Kriterien zur Unterscheidbarkeit
(distinct, D), Einheitlichkeit (uniform, U) und
Stabilität (stable, S) von Saatgut erfüllt, kann weder
vom System der UPOV geschützt werden noch kann es in die
Sortenregister aufgenommen werden, die von der
Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Economic
Community of West African States, ECOWAS) gefordert
werden. Das bedeutet, dass dieses Saatgut nicht auf
formalisierten Märkten gehandelt werden kann. Damit wird
das Recht der Bäuerinnen und Bauern eingeschränkt, ihr
bäuerliches Saatgut aufzubewahren, zu tauschen und zu
verkaufen. Zugleich wird das Saatgut der Konzerne auf
diese Weise gestärkt. Im schlimmsten Fall wird das
Saatgut der Bäuerinnen und Bauern kriminalisiert.
Bäuerliches Saatgut ist nach wie vor die Hauptquelle für
Saatgut in Afrika.
Raus aus AGRA und rein in die Agrarökologie
Afrikanischen Bewegungen wie die Coalition for the
Protection of African Genetic Heritage (COPAGEN) und
viele weitere haben von Beginn an Widerstand gegen AGRA
geleistet. Denn AGRA und andere Initiativen der Grünen
Revolution vernachlässigen die Bedürfnisse und Rechte
kleinbäuerlicher Erzeugerinnen und Erzeuger, die
weltweit den größten Teil unserer Nahrung erzeugen.
Landwirtschaftliche Bewegungen in ganz Afrika fordern
den Ausstieg aus AGRA und stattdessen eine stärkere
Unterstützung der Agrarökologie. Letztere beschreibt
eine landwirtschaftliche Praxis, die aus dem Globalen
Süden stammt, und von Millionen von Bauern und
Bäuerinnen weltweit gelebt wird. Agrarökologie ist eine
fundierte Wissenschaft und eine soziale Bewegung
zugleich, die sich für die Rechte von Bäuerinnen und
Bauern einsetzt und eine rein kapitalistisch
organisierte Landwirtschaft zurückweist. Die
Agrarökologie bietet kleinbäuerlichen Erzeugerinnen und
Erzeugern die Art von Innovation, die sie brauchen: Eine
Landwirtschaft, die einen bewussten Umgang mit der Natur
und den natürlichen Prozessen pflegt, um bodenbildende
Praktiken zu fördern, die dann unmöglich werden, wenn
Technologiepakete zum Einsatz kommen, wie sie die Grüne
Revolution vorsieht.
Diese Praktiken zeichnen sich zum Beispiel dadurch aus,
dass auf ein und demselben Feld mehrere
Nahrungsmittelpflanzen angebaut werden. Zur Düngung der
Felder werden Kompost, Dung, Mulch, Hülsenfrüchte und
Biodünger – anstelle von synthetischen Düngemitteln auf
Basis fossiler Brennstoffe – verwendet. Ökologische
Schädlingsbekämpfung verringert den Einsatz von
Pestiziden. Forschende arbeiten mit Bäuerinnen und
Bauern zusammen, um ihr bäuerliches Saatgut zu
verbessern, anstatt es durch kommerzielles Hybridsaatgut
zu ersetzen, das jedes Jahr erneut gekauft werden muss
und das sie zudem dazu zwingt, die Pflanzen auf ihren
Äckern mit synthetischem Dünger zu behandeln, um
ausreichende Erträge zu erzielen.
Die Widerstände gegen Alternativen zu AGRA sind enorm.
Zu groß sind die Interessen und die Einflusssphären des
Agribusiness, die am Status Quo profitieren.
Alternativen, die die Agrarökologie und die bäuerlichen
Rechte stärken, den Einsatz von Pestiziden oder
synthetischen Düngemitteln reduzieren oder bäuerliches
Saatgut fördern, stehen im direkten Widerspruch zu ihren
Kapitalinteressen. Zu oft verstehen sich Regierungen im
Globalen Norden als Türöffner für »ihre« Konzerne.
Nichtsdestotrotz sind die Alternativen zu AGRA da –
jetzt ist es an der Zeit, um für ihre Realisierung zu
kämpfen.
Richard Schmitt -
Premierminister Abiy Ahmed (47) will sich in
Addis Abeba ein Denkmal setzen: Bis zu zehn Milliarden
Euro (!) soll der neue “Nationalpalast” für Äthiopien
kosten. Österreich überwies an diesen afrikanischen
Staat 36 Millionen Euro Steuergeld für Hilfsprojekte.
er neue “Nationalpalast” Äthiopiens
soll “Chaka” (Wald) heißen, dabei wird auch
eine kleine Stadt mit hochpreisigen Wohnungen und
Villen gebaut, dazu kommen noch ein Luxushotel und
Konferenzsäle, sowie drei von Palmen umrahmte
künstliche Seen und auch noch ein eigener Zoo. Dieses
von Premierminister Abiy Ahmed (47) erwünschte
Bauprojekt kostet auch einiges: angeblich bis zu zehn
Milliarden Euro.
Kleines Problem dabei: Das hochverschuldete
Äthiopien verweigerte im Dezember die Zahlung eines
33-Millionen-Dollar-Anleihecoupons und erklärte sich
zahlungsunfähig, berichtet die WELT.
Darauf folgte die Herabstufung auf „Default“ durch die
Ratingagentur „S&P Global“. Die Inflationsrate im
120-Millionen-Einwohner-Land liegt dazu bei 30 Prozent,
Äthiopien bittet aktuell um Milliarden aus den USA und
vom Internationalen Währungsfonds.
Von dem
Nationalpalast-Projekt kursieren zwar schon erste Bilder -
die Echtheit dieser Entwürfe ist aber umstritten.
Dank Österreich kann Äthiopiens Präsident 36
Millionen anders einsetzen
Österreichs Steuerzahler sorgen dank des
Außenministeriums unter Ex-Kanzler Alexander
Schallenberg (ÖVP) aber dafür, dass sich der nicht
wirklich bescheiden planende äthiopische Premierminister
ziemlich viel Geld für die Unterstützung der
eigenen Landsleute erspart: 36,27 Millionen Euro, so
schreibt die “Austrian Development Agency”, wurden aus
Wien für Hilfsprojekte in Äthiopien überwiesen.
Die Projekte, die Österreichs Steuerzahler in Äthiopien
unterstützt, sind nicht unbedeutend. Drei Beispiele: Ein
“Life Saving”-Projekt mit dem Roten Kreuz wird mit 1,9
Millionen Euro gefördert, ein Programm zur Justiz-Reform
mit 1,5 Millionen Euro, und eine Förderung für
“widerstandsfähige und nachhaltige Ökosysteme im
Nationalpark in den Simien-Bergen” summiert sich auf
drei Millionen Euro.
Diese Summen, die hier durchaus sinnvoll ausgegeben
werden, kann die äthiopische Regierung dann eben anders
einsetzen – etwa für ihre Armee und auch für den Bau
eines Prunk- und Protz-Palastes in der Hauptstadt Addis
Abeba. Damit haben Österreichs Steuerzahler mit ihren 36
Millionen Euro zumindest sämtliche Toilettanlagen im
neuen “Nationalpalast” gegenfinanziert.
Äthiopiens Premierminister Ahmed
Abiy (47).
Diese Summe überwies Österreich
bereits an Entwicklungshilfe für Äthiopien.
Äthiopien ist
eines der ärmsten Länder der Welt - und seit Dezember
eigentlich zahlungsunfähig.
Fototexte:
-- Tigray, Äthiopien: Ein Poster zeigt die Gesichter der Opfer
eines Massakers, das während des Tigray-Krieges in Bora
stattfand [Gelila Getahun/Al Jazeera]
-- In Bora arbeitet eine weibliche Überlebende sexueller
Gewalt während des Tigray-Krieges an einem
Kunsthandwerksprojekt in einem lokalen Zentrum [Gelila
Getahun/Al Jazeera]
-- Tigray, Äthiopien: Im HAL-Zentrum in Bora wird die Kunst
von weiblichen Überlebenden der Gewalt an einer Wand
ausgestellt [Gelila Getahun/Al Jazeera]
-- Tigray, Äthiopien: Eine Gemeinde im Bezirk Bora in Tigray
[Gelila Getahun/Al Jazeera].
Der Artikel:
Hörkreise von Frauen für Frauen helfen, Traumata zu heilen,
nachdem der brutale Krieg bei vielen tiefe physische und
psychische Narben hinterlassen hat.
Von Veronique Mistiaen und Hana Kahsay
Veröffentlicht am 22. Oktober 202422. Oktober 2024
Tigray, Äthiopien - „Ich war die ganze Zeit wütend“, sagt
Bezunesh und spinnt Wolle in ihrem kleinen Lehmhaus in Bora,
einem abgelegenen Bezirk mit tiefen Tälern, abfallenden Bergen
und kleinen Terrassenbetrieben in Äthiopiens nördlicher Region
Tigray.
Es ist schon einige Jahre her, dass die Mutter von acht
Kindern, deren wirklichen Namen wir zum Schutz ihrer
Privatsphäre nicht nennen, den schlimmsten Angriff ihres
Lebens erlebte - und das Trauma des Geschehens verfolgt sie
noch immer.
Tigray wurde zwischen November 2020 und November 2022 sowohl
von der äthiopischen als auch von der eritreischen Armee
brutal belagert. Nach Angaben der Afrikanischen Union wurden
mehr als 600 000 Zivilisten getötet und Millionen vertrieben.
Mindestens 120.000 Frauen und Mädchen wurden vergewaltigt,
wobei es sich nach Angaben der regionalen Gesundheitsbehörden
um eine systematische Kampagne sexueller Gewalt handelte, die
als Kriegswaffe eingesetzt wurde.
Eine auf Umfragen basierende Studie der Universität Mekelle in
Tigray ergab, dass allein in Bora mindestens 570 Frauen
vergewaltigt wurden. Von ihnen sind 34 HIV-positiv, zwei
starben durch Selbstmord, und mehrere sind dauerhaft
behindert.
Man geht jedoch davon aus, dass die Zahl der sexuellen
Übergriffe weitaus höher ist, da die Stigmatisierung der Opfer
in diesem religiösen und konservativen Bezirk so stark ist,
dass viele Frauen es vorzogen, sie nicht anzuzeigen, aus
Angst, von ihren Familien geächtet zu werden.
Auch Bezunesh - die von einem Trauma berichtet, das Experten
zufolge bei Überlebenden sexueller Gewalt häufig vorkommt -
sagt nie direkt, dass sie vergewaltigt wurde, sondern spricht
ganz allgemein über die letzten Jahre.
„Vor dem Krieg hatten wir ein gutes Leben. Mein Mann war
Bauer, und ich kümmerte mich um den Haushalt und unsere acht
Kinder. Aber dann begann der Krieg“, sagte sie gegenüber Al
Jazeera.
„Mein Mann wurde am Vorabend des [äthiopischen]
Weihnachtsfestes im Januar 2021 getötet, als 175 unserer Leute
[von der äthiopischen Armee] massakriert wurden. Sie gingen
von Haus zu Haus und töteten wahllos Menschen.“
Nach dem Angriff, so Bezunesh, war das Trauma so groß, dass
„einige Frauen nicht schlafen konnten, sie hatten das Gefühl,
ihr Kopf würde gleich explodieren“.
Andere, die wahrscheinlich unter posttraumatischem Stress
litten, „verirrten sich, dachten, sie würden zur Kirche gehen
oder einen Freund besuchen und fanden sich plötzlich an einem
anderen Ort wieder“.
„Ich selbst war extrem gestresst und stritt mit meinen
Kindern, Menschen und sogar Tieren“, fügte Bezunesh hinzu.
Einige Monate, nachdem die äthiopische Armee das Dorf
geplündert hatte, waren eritreische Soldaten an der Reihe.
Blen, eine vierfache Mutter und Lehrerin, deren vollständigen
Namen wir nicht nennen, war unter den Angegriffenen. Sie kann
deshalb keine Kinder mehr bekommen. Wie Bezunesh spricht auch
sie nicht direkt über ihre Übergriffe und konzentriert sich
stattdessen auf Freunde und Nachbarn.
„Sie haben uns ausgeraubt, vergewaltigt, geschlagen und mehr
als 30 Menschen getötet. Sie schlachteten unsere Kühe und aßen
sie, und sie nahmen unsere Esel als Last. Sie kamen dreimal
zurück, um meine Nachbarin zu vergewaltigen. Jetzt sitzt sie
den ganzen Tag zu Hause, allein. Sie ist still und ihr sind
alle Haare ausgefallen. Sie sieht kaum noch menschlich aus“,
sagt Blen.
„Die Frauen hätten nie gedacht, dass ihnen so etwas passieren
könnte“, erklärt Elizabeth Kidane, eine tigrayanische
Medizinstudentin, die die Überlebenden unterstützt.
„Sie schämen sich so sehr, dass sie nicht mit ihren Kindern,
ihren Eltern, ihren Ehemännern sprechen können“.
Obwohl sie sich nach den Angriffen distanzierten und ein
Trauma erlebten, fürchteten viele der Opfer, „verrückt zu
werden, verflucht zu werden oder für irgendwelche
schrecklichen Sünden bestraft zu werden“, sagte sie.
Frau-zu-Frau-Zirkel
Die Frauen brauchten Hilfe. Doch da es während des Krieges
keine psychologische Unterstützung gab - das Gesundheitswesen
war zusammengebrochen und selbst wichtige humanitäre Hilfe kam
kaum an -, versuchte eine kleine Gruppe von Frauen in und
außerhalb von Tigray, einen Plan zu entwickeln.
Zu dieser Kerngruppe gehörten eine Krankenschwester, eine
Sozialarbeiterin, eine Medizinstudentin, eine
Entwicklungshelferin und die Leiterin der Töchter der
Nächstenliebe, einer angesehenen Wohltätigkeitsorganisation
mit tiefen Wurzeln in den Gemeinden.
Einige dieser Frauen hatten von einem basisdemokratischen
Ansatz namens HAL-Zirkel (helpful active listening) gehört,
der Überlebenden des Völkermords in Ruanda geholfen hatte,
sich zu heilen, und dachten, dass diese Methode auch den
Frauen in Tigray helfen könnte.
HAL ist ein einfacher und kostengünstiger Ansatz, der keine
professionellen Kenntnisse erfordert und schnell eine große
Zahl von Überlebenden erreichen kann. Dabei werden einige
Frauen aus der Gemeinschaft, die offenbar widerstandsfähiger
sind, geschult, um anderen Überlebenden in Frauenkreisen
grundlegende psychosoziale Unterstützung zu bieten. Es wurde
unmittelbar nach dem Völkermord in Ruanda von dem inzwischen
verstorbenen Professor Sydney Brandon entwickelt, einem
Psychiater im Ruhestand, der viele Jahre bei der Royal Air
Force des Vereinigten Königreichs tätig war.
Die Kerngruppe nahm Kontakt zu zwei ruandischen Frauen auf,
die an dem ruandischen HAL-Projekt beteiligt waren. In den
folgenden Monaten lernten sie von ihnen, wie die HAL-Zirkel
funktionierten, wie das Programm und das Schulungsmaterial
entwickelt wurden und wie das ruandische Modell an den
tigrayischen Kontext angepasst werden konnte. Sie tauschten
ihr Wissen zunächst online und dann persönlich aus, als es
sicherer war, zu reisen.
„Ich habe meine Erfahrungen mit den Frauen in Tigray
ausgetauscht und überlegt, wie wir das Programm an ihre
Situation anpassen können“, sagte eine der beiden Frauen,
Adelite Mukamana, eine ruandische Überlebende des Völkermords
und Psychologin. „In Ruanda konnten die Frauen zum Beispiel
nicht öffentlich über das sprechen, was ihnen widerfahren war,
aber sie taten es im Privaten; in Tigray war die Scham so
groß, dass die Frauen nicht einmal im Privaten darüber
sprechen konnten.“
In Ruanda haben die Gruppen von Frauen für Frauen den
Überlebenden geholfen, ihre Menschlichkeit und ihr
Selbstwertgefühl wiederzuerlangen, so Mukamana. „Eines der
Anzeichen für sexuelle Gewalt ist das Gefühl von Scham und
Schuld. Aber wenn es den Frauen gelingt, darüber zu sprechen
und zu erkennen, dass die Scham dem Verfolger gehört, hilft
ihnen das wirklich. Der Täter wollte sie entmenschlichen, aber
die Gruppe hilft ihnen, ihre Menschlichkeit zurückzugewinnen,
sich verstanden, bestätigt und respektiert zu fühlen“,
erklärte sie.
Mit der Hilfe von Mukamana entwickelte die Kerngruppe einen
Leitfaden für die Überlebenden, die die HAL-Zirkel leiten
sollten. In Bora wurden anhand dieses Leitfadens 48
Moderatoren fünf Tage lang in den Bereichen unterstützende
Kommunikation, Auswirkungen von Traumata auf Körper und Geist,
Anzeichen für psychische Belastungen, Erkennen von Auslösern
und gesunde Bewältigung der Traumafolgen geschult.
„Das Material ist leicht zu verstehen und kulturell
angemessen. Um als Vermittler tätig zu sein, braucht man
keinen Bildungshintergrund, man muss nur ein Überlebender
sein, Einfühlungsvermögen besitzen, in der Gemeinschaft
bekannt sein, stark und vertrauenswürdig sein“, so Kidane, der
zur Kerngruppe gehört. Ein sicherer Ort
Um das erste HAL-Programm in Tigray zu finanzieren, setzte
sich die Kerngruppe bei ausländischen Botschaften in Addis
Abeba ein. Mit Unterstützung der französischen und später der
irischen Botschaft wurde das Projekt von Dezember 2021 bis
Dezember 2022 in einem sicheren Haus und einem
Flüchtlingslager in Mekelle, der Hauptstadt von Tigray,
durchgeführt. Seit Februar 2023 läuft in Bora eine vom
Vereinigten Königreich finanzierte Ausbauphase.
In Bora sind die Kreise offen für Frauen, die vergewaltigt
wurden, aber auch für Frauen, die durch den Krieg
traumatisiert wurden und ihr Zuhause oder ihre Familie
verloren haben - so dass die Teilnahme an den Kreisen eine
Frau nicht unbedingt als Opfer sexueller Gewalt ausweist.
Jede Moderatorin leitet eine Gruppe von 10 Frauen während
sechs dreistündiger Sitzungen über drei Monate. Während der
Sitzungen wird von den Frauen nicht erwartet, dass sie ihre
Geschichten über sexuelle Übergriffe und Gewalt erzählen,
sondern vielmehr, wie sie das daraus resultierende Trauma
erleben.
Die Moderatorin erklärt ihnen, was ein Trauma mit dem Geist
und dem Körper macht, wobei sie Metaphern für Dinge verwendet,
die ihnen vertraut sind. Sie erklären zum Beispiel, wie der
Verstand „zerbricht“, wenn Frauen versuchen, so zu tun, als
sei nichts geschehen: „Es ist, als ob man ein dünnes Stäbchen
immer weiter verbiegt, bis es bricht. Anschließend werden
ihnen Möglichkeiten aufgezeigt, wie sie versuchen können,
damit umzugehen, wobei auch Metaphern verwendet werden.
Die Töchter der Nächstenliebe haben für die Frauen einen
sicheren Ort in einem eingezäunten Gelände in Fire Sewuat, dem
Hauptverwaltungsort im Zentrum des Bora-Distrikts,
eingerichtet.
Es gibt ein paar Papaya- und Guavenbäume, ein UNHCR-Zelt, das
als Handwerkszentrum dient, und mehrere kleine Räume auf drei
Seiten eines kleinen Hofes, von denen drei für HAL-Gruppen
vorgesehen sind. Die HAL-Räume sind wie ein typisches
Wohnzimmer mit Matratzen, Stühlen und Sets für die
traditionelle Kaffeezeremonie eingerichtet.
„Das ist die kulturelle Art und Weise, wie Frauen mit
traurigen Nachrichten umgehen: Sie kommen zusammen, um mit
ihren Schwestern zu reden, Kaffee zu trinken und sich
gegenseitig zu trösten“, sagte Kidane.
„Ich habe an den HAL-Zirkeln teilgenommen und das hat mich
wirklich verändert. Das hat mir Kraft und Hoffnung gegeben“,
sagte Bezunesh. „Die Sitzungen halfen mir zunächst wegen des
Zuhörens, des Austauschs und des Wissens, dass wir nicht
allein sind. Am Anfang war ich schüchtern und unsicher, ob ich
zu den Sitzungen gehen sollte, aber später war ich sehr
eifrig“, fügte sie mit einem Lächeln hinzu.
„Die Veränderungen sind deutlich sichtbar - in der Art und
Weise, wie wir mit unserer Familie umgehen, wie wir unsere
Kinder richtig behandeln. Sogar bei unseren Spaziergängen ist
es sichtbar. Wir verlaufen uns nicht mehr, und wir gehen
selbstbewusster. Wir mögen diese Sitzungen auch, weil sie wie
unsere Kaffeezeremonien sind, und es gibt Musik, wenn wir
wollen, und oft beenden wir eine Sitzung mit einem Tanz.“
Der Bedarf übersteigt unsere Kapazitäten“
Das Projekt HAL Bora hat inzwischen 1 320 Überlebende erreicht
und wird im März 2025 geschlossen, wenn nach dem Auslaufen der
Finanzierung durch das Vereinigte Königreich keine weitere
Unterstützung gefunden werden kann.
Dennoch setzen viele Frauen ihre Kreise auf eigene Faust fort.
„Nachdem unsere HAL-Gruppe die sechs Sitzungen absolviert hat,
treffen wir uns jetzt und helfen uns gegenseitig bei der
Bewältigung neuer Herausforderungen mit dem, was wir in den
Sitzungen gelernt haben“, sagt Sarah, eine Mutter von fünf
Kindern, deren vollständiger Name nicht genannt werden soll.
„Wir sparen auch gemeinsam Geld und leihen es uns gegenseitig,
um unsere Geschäfte auszubauen.“
Wie Sarahs Zirkel entwickeln sich viele der HAL-Zirkel nun zu
langfristigen Selbsthilfegenossenschaften und
Mikrofinanzgruppen, von denen einige von der lokalen Regierung
anerkannt wurden, die sie nun bei einigen Entscheidungen, die
Frauen betreffen, konsultiert. „Auf diese Weise können sie an
Entscheidungen mitwirken, die sie betreffen. Das ist etwas
noch nie Dagewesenes, aber mit großer Wirkung“, so Kidane.
Befragungen von Überlebenden, die von den Daughters of Charity
am Ende der Pilotphase in Mekelle durchgeführt wurden,
ergaben, dass die Frauen den HAL-Ansatz als hilfreich
empfanden, um posttraumatischen Stress abzubauen und
Selbstvorwürfe, Scham und Schuldgefühle zu überwinden. Sie
hatten auch den Eindruck, dass sie widerstandsfähiger geworden
waren und besser in der Lage, Lösungen für andere dringende
Bedürfnisse zu finden.
Im Rahmen des Pilotprojekts wurde deutlich, wie wichtig es
ist, sich mit anderen Anliegen der Frauen zu befassen, z. B.
mit dem Zugang zu Nahrungsmitteln, der körperlichen
Gesundheit, der Sicherheit und familiären Problemen. Auf der
Grundlage dieser Erkenntnisse haben die Daughters of Charity
den Teilnehmerinnen Lebensmittel, Bargeld für Notfälle,
Hygieneartikel und Bastelmaterial zur Verfügung gestellt und
einige von ihnen an Initiativen zur Förderung von
Kleinunternehmen vermittelt.
In einer unabhängigen Bewertung, die von Beratern der
französischen Botschaft, die die Pilotphase finanziert hat,
durchgeführt wurde, wird das Projekt auch dafür gelobt, dass
es „das Stigma und das Tabu, das sexuelle Gewalt umgibt,
aufbricht und die Schaffung neuer Solidaritätsbeziehungen
zwischen den Opfern fördert“.
Doch trotz dieser greifbaren Erfolge ist das Projekt weit
davon entfernt, den enormen Bedarf in der Region zu decken.
„Wir brauchen Lebensmittel ... Die Kinder sind verkrüppelt.
Wir befinden uns mitten in einer Hungersnot, die durch die
Dürre und die Verwüstungen des Krieges verursacht wurde“,
zählt Kidane einige der Herausforderungen auf.
Die Einwohner von Bora brauchen Hilfe, um sich zu erholen, und
Kidane sagt, dass die Kerngruppe sich mit der
Bezirksverwaltung getroffen hat, um Wege zu finden, ihr
Hilfsprogramm zu erweitern.
„Der Bedarf übersteigt bei weitem unsere Möglichkeiten, zu
helfen“, sagte sie.
Was die Frauen betrifft, so war der Tribut der letzten Jahre
besonders hoch, und es muss mehr getan werden, meint sie.
„In unserer Kultur werden Frauen als minderwertig angesehen“,
sagte Kidane. „Es wird erwartet, dass die Ehemänner ihre
Frauen verlassen, wenn sie vergewaltigt worden sind“.
Um die Einstellung zu ändern, sind „gemeindebasierte
Heilungssitzungen, die Schaffung eines Bewusstseins für
psychische Gesundheit ... [Zusammenarbeit] mit Dienstleistern,
Lehrern und religiösen Führern“ erforderlich.
„Wir müssen mit der gesamten Gemeinschaft zusammenarbeiten und
den Heilungsprozess verstehen“, sagte sie, “aber das wird
Jahre dauern.“
Quelle: Al Jazeera
Photo texts:
-- Tigray, Ethiopia: A poster shows the faces of victims of a
massacre that took place in Bora during the Tigray war [Gelila
Getahun/Al Jazeera]
-- In Bora, a female survivor of sexual violence during the
Tigray war works on a handicraft project at a local centre
[Gelila Getahun/Al Jazeera]
-- Tigray, Ethiopia: At the HAL Centre in Bora, art made by
female survivors of violence is displayed on a wall [Gelila
Getahun/Al Jazeera]
-- Tigray, Ethiopia: A community in the Bora district of
Tigray [Gelila Getahun/Al Jazeera]
The article:
Women-to-women listening circles help heal trauma after brutal
war left many with deep physical and psychological scars.
By Veronique Mistiaen and Hana Kahsay
Published On 22 Oct 202422 Oct 2024
Tigray, Ethiopia – “I was angry all the time,” says Bezunesh,
spinning wool in her small mud house in Bora, a remote
district of deep valleys, sloping mountains and small terraced
farms in Ethiopia’s northern region of Tigray.
It has been a few years since the mother of eight, whose real
name we are not using to protect her privacy, suffered the
worst attack of her life – and the trauma of what happened
still haunts her.
Tigray was under brutal siege by both the Ethiopian and
Eritrean armies between November 2020 and November 2022.
According to the African Union, more than 600,000 civilians
were killed, and millions were displaced. At least 120,000
women and girls were raped during what regional health
authorities say was a systematic campaign of sexual violence
used as a weapon of war.
A survey-based study by Mekelle University in Tigray found
that at least 570 women had been raped in Bora alone. Of them,
34 are HIV-positive, two died by suicide, and several are
permanently disabled.
However, the number of sexual assaults is believed to be much
higher as the stigma against victims in this religious and
conservative district is so strong that many women preferred
not to report them for fear of being ostracised by their
families.
Bezunesh too – who describes experiencing trauma that experts
say is common among sexual violence survivors – never directly
says she was raped, instead talking in general terms about the
last few years.
“Before the war, we had a good life. My husband was a farmer,
and I was taking care of the household and our eight children.
But then the war started,” she told Al Jazeera.
“My husband was killed on the eve of [the Ethiopian] Christmas
in January 2021, when 175 of our people were massacred [by the
Ethiopian army]. They went house-to-house and indiscriminately
killed people.”
After the attack, Bezunesh said, the trauma was so great that
“some women couldn’t sleep, they felt like their head was
about to explode”.
Others, likely struggling from post-traumatic stress, “were
getting lost, thinking they were going to the church or to
visit a friend and suddenly finding themselves in another
place”.
“Myself, I was extremely stressed, quarrelling with my
children, people and even animals,” Bezunesh added.
A few months after the Ethiopian army ransacked the village,
it was the turn of Eritrean soldiers.
Blen, a mother of four and teacher whose full name we are not
using, was among those attacked. She can no longer bear
children as a result. Like Bezunesh, she also does not speak
directly about her assault, focusing instead on friends and
neighbours.
“They robbed, raped, beat us, and killed more than 30 people.
They slaughtered our cows and ate them, and took our donkeys
for loads. They came back three times to rape my neighbour.
Now she sits at home all day long, alone. She is quiet and all
her hair has fallen off. She looks barely human,” said Blen.
“Women never thought that something like that would happen to
them,” explained Elizabeth Kidane, a Tigrayan medical student
who is helping support survivors.
“They feel so ashamed that they cannot talk with their
children, their parents, their husbands.”
Though they were disassociating and experiencing trauma after
their attacks, many of the victims “feared they were going mad
or being cursed, or punished for some terrible sins”, she
said.
Women-to-women circles
The women needed help. But in the absence of psychological
support during the war – as the health service had collapsed
and even essential humanitarian aid barely trickled in – a
small group of women in and outside Tigray tried to come up
with a plan.
This core group included a nurse, a social worker, a medical
student, an aid worker and the head of the Daughters of
Charity, a well-respected charity with deep roots in the
communities.
Some of these women had heard of a grassroots approach, called
HAL (helpful active listening) circles, which had helped
Rwandan genocide survivors to heal, and thought that this
method might help Tigrayan women as well.
HAL is an easy and cheap approach that does not require any
professional expertise and can quickly reach a large number of
survivors. It involves training some women from the community,
who seem more resilient, to provide basic psychosocial support
to other survivors in women-to-women circles. It was developed
immediately after the genocide in Rwanda by the late Professor
Sydney Brandon, a then-retired psychiatrist who worked for
many years in the United Kingdom’s Royal Air Force.
The core group contacted two Rwandan women who were involved
in the Rwandan HAL project. Over the following months, they
learned from them how the HAL circles worked, how to develop
the programme and training material, and how to adapt the
Rwandan model to the Tigrayan context. They first shared
knowledge online and then in person when it was safer to
travel.
“I shared my experience with women in Tigray and thought about
how we could adapt the programme to their situation,” said one
of the two women, Adelite Mukamana, a Rwandan genocide
survivor and psychologist. “For example, in Rwanda, women
couldn’t speak publicly about what had happened to them, but
they used to do it privately; in Tigray, the shame was so
overwhelming, that women couldn’t even talk in private.”
In Rwanda, the women-to-women groups have helped survivors
regain their humanity and self-esteem, Mukamana said. “One of
the signs of sexual violence is a feeling of shame and guilt.
But if women can manage to talk and see that the shame belongs
to the persecutor, it really helps them. The perpetrator
wanted to dehumanise them, but the group helps them to reclaim
their humanity, to feel understood, validated and respected,”
she explained.
With Mukamana’s help, the core group developed guidance for
the survivors who would facilitate the HAL circles. In Bora,
this guidance was used to train 48 facilitators over five days
in supportive communication skills, the effect of trauma on
bodies and minds, signs of psychological distress, identifying
triggers and healthy ways of coping with the effects of
trauma.
“The material is easy to understand and culturally
appropriate. Being a facilitator doesn’t require any
educational background, just to be a survivor, have empathy,
be known in the community, be strong and trustworthy,” said
Kidane, who is part of the core group.
A safe place
To fund the first HAL programme in Tigray, the core group
lobbied foreign embassies in Addis Ababa. With support from
the French Embassy, and then the Irish Embassy, the project
was piloted from December 2021 to December 2022 in a safe
house and a refugee camp in Mekelle, the capital of Tigray. An
expansion phase with UK funding has been under way in Bora
since February 2023.
In Bora, the circles are open to women who were raped, but
also those traumatised by the war after having lost their
homes or families – so that coming to the circles does not
necessarily identify a woman as a victim of sexual violence.
Each facilitator leads a group of 10 women during six
three-hour sessions over three months. During the sessions,
women are not expected to share their stories of sexual
assault and violence, but rather how they experience the
resulting trauma.
They are told by the facilitator what trauma does to one’s
mind and body, using metaphors of things that are familiar to
them. For example, they explain how the mind “breaks” when
women try to act as if nothing has happened: “It’s like when
you bend a thin stick further and further, and it breaks.”
They are then told about possible ways they can try to cope,
using metaphors as well.
The Daughters of Charity has prepared a safe place for the
women in a fenced compound in Fire Sewuat, the main
administrative village at the centre of the Bora district.
There are a few papaya and guava trees, a UNHCR tent serving
as a handicraft centre and several small rooms on three sides
of a small courtyard, three of which are for HAL groups. The
HAL rooms are made to look like a typical living room with
mattresses, chairs and sets for the traditional coffee
ceremony.
“It is culturally how women deal with sad news: they come
together to talk to their sisters, drink coffee and comfort
each other,” said Kidane.
“I attended the HAL circle sessions and this really changed
me. It is what gave me strength and hope,” said Bezunesh. “The
sessions helped first because of the listening, sharing and
knowing we were not alone. At the beginning, I was shy and not
sure about going to the meetings, but later on, I was very
eager,” she added with a smile.
“The changes are very visible – in the ways we interact with
our family, how we handle our children properly. It is even
visible in our walking. We don’t get lost any more, and we
walk more confidently. We also like these sessions because
they are like our coffee ceremonies, and there is music if we
want, and often we end a session by dancing.”
‘Needs are beyond our capacity’
The HAL Bora project has now reached 1,320 survivors and will
close down in March 2025, unless more support can be found
after funding from the UK ends.
Still, many women are continuing their circles on their own.
“After our HAL group completed the six sessions, we now get
together to meet and help each other to face new challenges
using what we learned from the session,” said Sarah, a mother
of five whose full name we are not using. “We also save money
together and loan it to each other on rotation to help build
our businesses.”
Like Sarah’s, many of the HAL circles are now evolving into
long-term self-help cooperatives and microfinance groups, some
of which have been recognised by the local government, which
now consults them on some decisions affecting women. “That
way, they get to participate in decisions that affect them.
This is something unprecedented, but impactful,” Kidane said.
Interviews with survivors done at the end of the pilot phase
in Mekelle by the Daughters of Charity showed that women found
the HAL approach helpful in reducing post-traumatic stress and
in stopping self-blame, shame and guilt. They also felt they
had become more resilient and better able to seek solutions to
other pressing needs.
The pilot project highlighted the importance of addressing
other concerns the women have, including access to food,
physical health, safety and family issues. With that insight,
the Daughters of Charity has been providing participants with
some food and emergency cash support, hygiene items and
handicraft material, and also linking some with small business
support initiatives.
An independent assessment done by consultants for the French
Embassy, which funded the pilot phase, also praised the
project for “breaking down the stigma and taboo surrounding
sexual violence and promoting the creation of new links of
solidarity between victims”.
Yet, in spite of these tangible achievements, the project is
far from meeting the huge needs in the region. “We need food …
Kids are stunted. We are in the middle of a famine caused by
drought and the devastation of war,” Kidane said, listing out
some of the challenges.
Locals in Bora need help to recover and Kidane says the core
group has been meeting with the district administration to
find ways to scale up their outreach programme.
“The needs are well beyond our capacity to help,” she said.
Where women are concerned, the toll of the last few years has
been particularly heavy, and more needs to be done, she feels.
“In our culture, women are considered as less,” Kidane said.
“It is expected that the husbands would leave their wives if
they have been raped.”
To help change attitudes, “community-based healing sessions,
creating awareness on mental health … [working] with service
providers, teachers and religious leaders” is needed.
“We need to work with the whole community and understand the
healing process,” she said, “but it will take years.”
Source: Al Jazeera
Südafrika+Äthiopien+Pakistan am 23.4.2025:
Leere Wasserbrunnen in Äthiopien, Südafrika oder Pakistan
als Warnung!
https://t.me/Impfschaden_Corona_Schweiz/112877
[Die dummen Regierungen wissen nicht, was Grundwasser ist, und
sie wissen nicht, was Permakultur ist, und sie sind NICHT
weiterbildungsfähig].
Übersetzung mit Translator.eu:
Fototexte:
Harar, Äthiopien: Eine Frau geht durch eine der engen Gassen
der alten ummauerten Stadt von Harar
Harar, Äthiopien: Als Sherif in Harar aufwuchs, wusste er,
dass er ins Gefängnis kommen könnte, wenn er seine Kultur zum
Ausdruck brachte
Harar, Äthiopien: Das Haupttor nach Harar Jugol, der alten
ummauerten Stadt, mit einem Porträt von Abd Allah ash-Shakur,
dem letzten Emir von Harar, der die Verteidigung der Stadt
gegen die Truppen von Menelik II. anführte
Harar, Äthiopien: Die Medhane Alem Kirche auf dem zentralen
Faras Magala Markt war einst die größte Moschee von Harar,
wurde aber nach der Eroberung der Stadt durch Menelik II. in
eine äthiopisch-orthodoxe Kirche umgewandelt
Harar, Äthiopien: Ein altes Manuskript, das Sherif und sein
Mitarbeiter Elias Bule restaurieren
Harar, Äthiopien: Ein Blick auf Sherifs Museum in der alten
Residenz von Haile Selassies Vater, dem ehemaligen Gouverneur
von Harar
Der Artikel
Seit drei Jahrzehnten ist Abdallah Ali Sherif auf einer
Mission, die einst unterdrückte kulturelle Identität von Harar
zu erforschen.
Harar, Äthiopien – Als Abdallah Ali Sherif im Osten Äthiopiens
aufwuchs, sprachen seine Eltern nie über die Geschichte seiner
Stadt.
"Als ich meine Eltern nach unserer Geschichte fragte, sagten
sie mir, dass wir keine hätten", erinnert sich der gutmütige
75-Jährige, während er sich auf einer dünnen Matratze auf dem
Boden seines Hauses in Harars alter ummauerter Stadt
zurücklehnt. Regale mit staubigen Kassetten säumen die Wände,
alte Zeitungen liegen verstreut auf dem Boden.
Der Vater von fünf Kindern und Großvater von 17 Kindern macht
eine Pause, um ein paar Khat-Blätter zu pflücken und erklärt:
"Unsere Eltern hatten Angst, uns etwas über unsere Kultur oder
unsere Geschichte beizubringen."
"Ein Blick durch ein Fenster"
Jahrhundertelang war Harar mit seinen bunten Lehmhäusern und
engen Kopfsteinpflasterstraßen ein Zentrum der islamischen
Gelehrsamkeit und Heimat einer blühenden Manuskriptkultur, die
Korane, Gesetzestexte und Gebetbücher auf Arabisch und Ajami
produzierte, einer modifizierten arabischen Schrift, die zum
Schreiben indigener afrikanischer Sprachen verwendet wurde.
Eingebettet auf einem Plateau mit Blick auf Wüsten und
Savannen, die das Küstentiefland und das zentrale Hochland von
Äthiopien und Somalia verbinden, wurde Harar im 16.
Jahrhundert zur Hauptstadt des Sultanats Adal, das auf seinem
Höhepunkt große Teile des heutigen Somalia, Äthiopiens,
Dschibuti und Eritreas kontrollierte.
Es wurde von mächtigen muslimischen Herrschern regiert und lag
an Handelsrouten, die das Rote Meer durchquerten, um das Horn
von Afrika mit der Arabischen Halbinsel und darüber hinaus zu
verbinden.
Dann, im Jahr 1887, wurde Harars Militär von den Truppen
Meneliks II. besiegt, und die Stadt wurde gewaltsam in ein
christliches Reich eingegliedert.
Die folgenden Jahrzehnte waren geprägt von staatlicher
Repression, sozialer Diskriminierung und der Erosion der
islamischen Kultur und Institutionen der Stadt.
Arabische Straßenschilder wurden durch amharische ersetzt, die
größte Moschee von Harar wurde in eine äthiopisch-orthodoxe
Kirche umgewandelt und zahlreiche islamische Bildungszentren
wurden abgerissen. Religiöse Praktiken und Bildung wurden
stark eingeschränkt – einst ein zentraler Teil von Harars
Identität.
Vor diesem Hintergrund wuchs Sherif auf.
"Wir haben von klein auf gelernt, dass wir im Gefängnis landen
können, wenn wir unsere Kultur zum Ausdruck bringen oder offen
über unsere Geschichte sprechen", erklärt er und schlägt seine
Handgelenke aneinander, um Handschellen nachzuahmen.
1991 wurde dann im ganzen Land der ethnische Föderalismus
eingeführt, der föderale Regionalstaaten nach Ethnien
organisierte und definierte, was die neu gewonnene religiöse
und kulturelle Freiheit ermöglichte. Das Volk der Harari
gehörte nun zur Region Harari, deren Hauptstadt Harar war.
Seitdem hat Sherif eine Mission: Er will die kulturelle
Identität seiner Stadt erforschen, indem er Artefakte sammelt,
von alten Musikkassetten über geprägte Münzen bis hin zu
Manuskripten.
Nach Jahren akribischer Recherchen, die von Haushalt zu
Haushalt gingen, sammelte er genug Gegenstände, um vor 14
Jahren Äthiopiens erstes privates Museum, das Abdallah Sherif
Museum, zu eröffnen, in der Hoffnung, die Menschen von Harar
wieder mit ihrer Geschichte in Verbindung zu bringen. Das
Sammeln von Hunderten alter Handschriften ist zu einer
besonderen Leidenschaft geworden.
"Bei jedem Buch, das ich finde, fühlt es sich an, als würde
ich durch ein Fenster in eine schöne und reiche Kultur
blicken, die fast in Vergessenheit geraten wäre", sagt er.
Um diese Handschriften zu bewahren, hat Sherif auch die alte
Tradition der Buchbinderei wiederbelebt. Indem er den letzten
Hararis mit dem Wissen um diese Kunstform nachspürte, hat er
eine einst ausgestorbene Praxis wieder zum Leben erweckt.
Eine Stadt der Manuskripte
Die Produktion von Manuskripten – als eine Möglichkeit,
religiöses Wissen zu teilen und zu bewahren – war ein
wichtiger Aspekt der Harar-Kultur, sagt Nuraddin Aman,
Assistenzprofessor für Philologie an der Universität Addis
Abeba.
Es wird angenommen, dass die Herstellung von Manuskripten im
13. Jahrhundert in der Stadt entstand, als ein islamischer
Gelehrter, der umgangssprachlich als Sheikh Abadir bekannt
ist, aus dem heutigen Saudi-Arabien stammte und sich mit etwa
400 Anhängern in der Gegend niederließ.
Laut Sana Mirza, einer Forscherin am Institute of Fine Arts
der New York University, die sich auf islamische Kunst
spezialisiert hat, wurden die Harari-Schriften von indischen
Gujarati-, jemenitischen und ägyptischen Mamluki-Stilen
beeinflusst.
"Die indisch-afrikanischen Beziehungen waren sehr tief",
erklärt Ahmed Zekaria, Experte für islamische und
Harari-Geschichte. "Es gab jahrhundertelang eine starke
Verbindung zwischen Indien und Afrika, bevor die Briten
kamen."
Einige Korane, die in Harar gefunden wurden, verwenden eine
einzigartige kursive kalligrafische Schrift, die angeblich
etwa im 14. Jahrhundert in der nördlichen indischen Region
Bihar entwickelt wurde und außerhalb Indiens selten zu sehen
ist.
Die Manuskriptmacher entwickelten ihren eigenen Stil, der
lokale Kreativität und Einflüsse von außen miteinander
verband.
Innerhalb der Familien galten Manuskripte als heilige
Erbstücke, die von Generation zu Generation weitergegeben
wurden. Jedes Harari-Haus besaß mindestens zwei oder drei
Manuskripte – oft den Koran, Hadithe oder andere religiöse
Texte – sagt Zekaria.
Die strukturierte Produktion von Handschriften machte die
Stadt einzigartig, so Aman. Handwerker mussten die Erlaubnis
eines lokalen islamischen Gelehrten einholen – jemand, der von
Scheich Abadir oder einem seiner Anhänger abstammte – um jedes
religiöse Manuskript herzustellen. Dann, bevor sie in Umlauf
gebracht werden konnten, brauchten sie die Genehmigung des
amtierenden Emirs. Dennoch waren hauptberufliche Schreiber
selten. "Die meisten von ihnen waren Bauern und fertigten in
ihrer Freizeit Manuskripte an", sagt Zekaria.
Harar entwickelte sich auch zu einem Zentrum der Buchbinderei,
in dem Kunsthandwerker Ledereinbände herstellten, um
Manuskripte zu schützen, und Menschen, die in die Stadt
reisten, um das Handwerk zu erlernen.
"Unsere Gemeinde hatte zu viel Angst"
Als Harar in das äthiopische Reich eingegliedert wurde, wurden
Bildungszentren, die einst für die Produktion von Manuskripten
zuständig waren, geschlossen oder zerstört. Ohne neue
Handschriften verschwand die Buchbinderei. In der Zwischenzeit
wurden Madrasas (religiöse Schulen) geschlossen, und die
Kinder wurden gezwungen, staatliche Schulen zu besuchen, in
denen nur Amharisch unterrichtet wurde.
Sherif wurde 1950 in eine muslimische Mittelklassefamilie
geboren. Er wuchs unter der Herrschaft von Kaiser Haile
Selassie auf, der Äthiopien von 1930 bis 1974 regierte und
unter dem die Unterdrückung der Muslime eskalierte.
In den 1940er Jahren schlossen sich die Harari-Eliten mit
ihren somalischen Nachbarn in Äthiopien zusammen, um einen
Aufstand zu organisieren und sich für den Anschluss Harars an
Somalia einzusetzen. Als Selassie davon Wind bekam, schickte
er Tausende von Soldaten nach Harar. Es folgten
Massenverhaftungen, die dazu führten, dass Dutzende von
Hararis ohne Anklage oder Gerichtsverfahren jahrelang
inhaftiert wurden. Selassies Truppen beschlagnahmten das
Eigentum und die Besitztümer – einschließlich wertvoller
Manuskripte – von Bewohnern, glauben - darunter auch geliebte
Manuskripte – von Bewohnern, von denen man annimmt, dass sie
die Rebellion unterstützt haben. Schätzungsweise 10.000
Hararis flohen in andere äthiopische Städte oder nach Somalia
und in die Länder des Nahen Ostens.
Sherif sagt, er sei mit dem Wissen aufgewachsen, dass er
Harari sei, aber er wusste nicht, was das bedeutete, außer
dass er Muslim war und die Harari-Sprache sprach. Aus Angst
vor staatlicher Repression waren die Harari-Familien
gezwungen, ihre Geschichte vor ihren Kindern zu verbergen.
Doch als Teenager konnte Sherif seine Neugier auf seine
Identität nicht mehr unterdrücken.
In der High School fragte er seinen Lehrer, ob es in der Stadt
jemals muslimische Führer gab.
"Der Lehrer antwortete, dass wir außer den äthiopischen
christlichen Führern keine Führer hätten. Danach fingen die
anderen [christlichen] Studenten an, mich zu hänseln, weil ich
keine Geschichte habe", erzählt er.
"Mir wurde beigebracht, dass Haile Selassie unser König war,
und dass es ein Land, eine Geschichte, eine Sprache und eine
Kultur gab", fährt er fort.
"Unsere Gemeinde hatte zu viel Angst vor dem Staat, um das in
Frage zu stellen oder uns etwas über unsere wahre Geschichte
beizubringen. Sie befürchteten, dass wir darüber wütend werden
und gegen den Staat kämpfen würden."
1974, als Sherif in seinen Zwanzigern war, stürzte der Derg,
eine marxistisch-leninistische Militärgruppe, Selassie.
Die Gruppe unterdrückte brutal jede Opposition. Eine halbe
Million Äthiopier wurden getötet und Tausende durch Folter
verkrüppelt.
Als der Ogadenkrieg von 1977 bis 1978 ausbrach und Somalia
versuchte, die von ethnischen Somaliern bewohnte Ogaden-Region
in Äthiopien zu annektieren, beschuldigte die Derg die Hararis
der Kollaboration und verübte Massaker an Zivilisten in den
Harari-Vierteln von Addis Abeba.
In ihrer Region waren die Hararis immer noch die Klasse der
Landbesitzer, und viele wurden vollständig ihrer
Lebensgrundlage beraubt, als die Derg versuchten, den privaten
Landbesitz auszurotten. Die Harari-Jugend wurde – wie junge
Männer aus allen Gemeinschaften – zwangsweise zur Armee
eingezogen. Als in Harar eine Widerstandsbewegung gegen den
Derg entstand, nahm die Repression zu, während mehr Hararis
ins Ausland zogen, um ihr zu entkommen.
Heute sind die Hararis eine Minderheit in ihrer Region, mehr
Menschen leben im Ausland als in Harari.
"Fehlende Teile von mir selbst"
Wie viele Harari-Familien begannen Sherif, als er die High
School abschloss, von seinen Eltern dazu erzogen, ihm
beizubringen, wer er wirklich war.
Er war verwirrt, als er entdeckte, dass das, was man ihm in
der Schule beigebracht hatte, eine Lüge war. "Mein ganzes
Leben lang habe ich unter einer schweren Identitätskrise
gelitten", sagt Sherif, seufzt laut und wirft einen blattlosen
Khat-Stiel zur Seite. "Ich hatte immer das Gefühl, dass Teile
von mir selbst fehlten – und ich konnte keinen Frieden
empfinden, bis ich sie gefunden hatte."
Nach der High School begann Sherif ein naturwissenschaftliches
Studium in Addis Abeba, brach es aber innerhalb eines Jahres
ab, als er herausfand, dass die Frau, die er liebte und die
seine damalige Freundin war, von ihrer Familie gezwungen
wurde, einen anderen Mann in Harar zu heiraten. "Es gab nichts
in meinem Leben, das mir wichtiger war als sie", sagt er mit
einem breiten, schüchternen Lächeln. Er kehrte nach Hause
zurück, heiratete diese Frau, Saeda Towfiqe – heute seine
enthusiastischste Unterstützerin – und begann im
Familienunternehmen zu arbeiten.
Erst 1991, als die Revolutionäre Demokratische Front des
äthiopischen Volkes (EPRDF) unter der Führung der
Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) den Derg stürzte und
ein System des ethnischen Föderalismus einführte, das die
ethnischen und religiösen Rechte von Minderheiten fördern
sollte, fanden sich Hararis, zusammen mit verschiedenen
anderen Gruppen, plötzlich mit der Freiheit wieder, ihre
Kulturen und Geschichten zu entwickeln und auszudrücken.
"Ich wurde verrückt, meine Geschichte zu verstehen", erklärt
Sherif, und der Ton seiner Rede wird immer lauter, als er mit
dem Kopf schlägt. "Ich wurde wirklich wütend."
Sherif nutzte diese Gelegenheit und begann, Hunderte von alten
Kassetten mit traditioneller Harari-Musik zu sammeln. Aber er
erkannte schnell, dass die Geschichte, die er suchte, in den
alten Manuskripten existierte, die sich noch im Besitz vieler
Familien in Harar befinden. Anhand dieser religiösen und
juristischen Manuskripte konnte Sherif einen Blick auf das
reiche intellektuelle Leben seiner Vorfahren werfen.
"Jedes Manuskript, das ich fand, fügte ein fehlendes Teil zu
einem Puzzle hinzu", erklärt er.
Harar, Äthiopien
Ein Buchumschlag wird in Sherifs Museumswerkstatt restauriert
[Jaclynn Ashly/Al Jazeera]
Im Laufe der Jahrhunderte hätten die Familien die Praxis
entwickelt, Manuskripte zu bewahren und an die nächste
Generation weiterzugeben, erklärt Aman.
Manuskripte wurden vererbt oder bei bedeutenden
Lebensereignissen wie Hochzeiten, der Geburt eines Kindes oder
bei religiösen Zeremonien verschenkt. Gelehrte und religiöse
Führer gaben sie auch als Zeichen der Wertschätzung an die
Studenten und "förderten so ein Umfeld des Wissensaustauschs
und der Manuskriptmobilität", sagt Aman.
Die Menschen bewahrten die Manuskripte in Tücher eingewickelt
auf und legten sie nur zu besonderen Anlässen frei.
Zunächst kaufte Sherif, der 40 Jahre alt war, als er sein
Projekt begann, die Manuskripte. "Als die Gemeinde schließlich
erkannte, wie wichtig das, was ich für unser Erbe tat, war,
begannen sie, mir Manuskripte und andere Artefakte zu
spenden."
Doch Sherif stellte fest, dass die Einbände und Einbände
vieler Manuskripte, die er erwarb, in Unordnung waren.
Der letzte Buchbinder in Harar war Kabir Ali Sheikh, ein
örtlicher Koranlehrer, der das Handwerk von Ältesten lernte
und die Tradition bis zu seinem Tod im Jahr 1993 am Leben
erhielt. Mit ihm starb auch die uralte Kunst der
Harari-Buchbinderei. Aber Sherif konnte den traditionellen
Prozess von einigen von Alis ehemaligen Schülern lernen. Er
absolvierte auch eine Ausbildung in Addis Abeba und Marokko.
"Wenn du die Bücher nicht bindest, wirst du sie verlieren",
sagt Sherif. "Das Sammeln von Handschriften nützt nichts, wenn
man sich nicht auch um deren Restaurierung und Konservierung
kümmert. Wenn Sie nur eine Seite verlieren, können Sie das
ganze Buch verlieren. Schöne Dinge müssen geschützt und
abgedeckt werden."
Sherif brauchte zwei Jahre Übung, um die Kunst zu
perfektionieren. Er gelte heute als einer der besten
Buchbinder Afrikas, sagt Zekaria.
Sherif hat sich strikt an die traditionelle Harari-Art des
Buchbindens gehalten, indem er alte Ornamentstempel aus der
Umgebung von Harar verwendet hat, um Motive auf die Vorder-
und Rückseite der Einbände zu pressen, so wie es seine
Vorfahren taten.
Sicherstellen, dass eine Geschichte lebendig bleibt
1998 eröffnete Sherif sein Privatmuseum in seinem Haus. Doch
im Jahr 2007, ein Jahr nachdem die Altstadt von Harar mit
ihrer einzigartigen Architektur zum UNESCO-Weltkulturerbe
erklärt worden war, stellte die Regionalregierung Sherif die
zweistöckige ehemalige Residenz von Ras Makonnen Wolde Mikael,
dem Vater von Selassie, der unter Menelik II. als Gouverneur
von Harar diente, zur Verfügung, um sie für sein Museum zu
nutzen. Im Jahr 2011 wurde das Museum wieder für die
Öffentlichkeit geöffnet.
Reklame
Sherifs Museum beherbergt heute die weltweit größte Sammlung
islamischer Handschriften aus Harar, etwa 1.400 Exemplare.
Fast die Hälfte sind Korane, von denen einer mehr als 1.000
Jahre alt ist. Es gibt auch mehr als 600 alte Musikaufnahmen,
Werkzeuge, Schwerter, Münzen und Schmuckstücke, Korbwaren und
Waffen.
Im Laufe der Zeit hat sich das Sherif-Museum von einem Ort, an
dem das kulturelle Erbe von Harar ausgestellt wurde, zu einem
Ort gewandelt, an dem es aktiv wiederbelebt wird. In einem
Nebenraum des Museums befindet sich ein
Manuskriptkonservierungsraum mit vor Ort zusammengestellten
Werkzeugen und Geräten für die Restaurierung von
Handschriften, mit besonderem Schwerpunkt auf der
Buchbinderei.
Gelehrte sind immer noch dabei, verschiedene Manuskripte aus
Harar aufzuspüren, die über die ganze Welt verstreut sind,
sagt Zekaria. Die meisten von ihnen reisten mit europäischen
Reisenden ab, vor allem im 19. Jahrhundert, als die
Kolonialisten bis ans Horn von Afrika vordrangen. Viele dieser
Handschriften sind in Italien, Frankreich, Deutschland und dem
Vereinigten Königreich erhalten. In den USA besitzt allein die
Catholic University of America in Washington, D.C. 215
Manuskripte von Harar.
In der Zwischenzeit kümmert sich Sherif weiter um die
Manuskripte, die er erwirbt.
"Wenn ich zum ersten Mal ein Manuskript bekomme, reinige ich
es sorgfältig", erklärt er. Er entfernt Staub und Schmutz,
fügt beschädigte Handschriften mit neuen Seiten hinzu und
ergänzt den fehlenden Text. Er überzieht das Papier mit
Transparentpapier und hat fast alle Bücher gebunden und
digitalisiert.
"Jede neue Information, die ich über meine Geschichte bekomme,
eröffnet mir eine neue Welt und mir wird klar, wie weit wir
noch gehen müssen, um unsere Kultur zu bewahren", sagt Sherif.
Harar, Äthiopien
Bule sitzt in der Museumswerkstatt, wo er Manuskripte
restauriert und bindet [Jaclynn Ashly/Al Jazeera]
Vor etwa einem Jahrzehnt begann Sherif mit der Ausbildung von
Dutzenden von Jugendlichen in der Umgebung von Harar in
Buchbinderei und leitete auch Schulungen im benachbarten
Somaliland.
Einer seiner Schüler war Elias Bule, ein leiser 31-Jähriger,
der zunächst als Wachmann in Sherifs Museum angestellt wurde.
Nach ein paar Monaten "fragte mich Sherif, ob ich die indigene
Art des Buchbindens lernen wollte", erklärt Bule, während er
in der Konservierungswerkstatt des Museums verstreute Seiten
eines alten Manuskripts durchsucht. "Natürlich habe ich sofort
zugesagt."
Bule ist jetzt Vollzeit im Museum angestellt, unterstützt
Sherifs verschiedene Unternehmungen und gibt Führungen für
Besucher.
"Ich bin sehr glücklich, dass ich das an die kommenden
Generationen weitergeben kann", sagt Bule mit einem stolzen
Grinsen und deutet auf die Papiere auf dem Tisch. "Mit jedem
Manuskript, das gebunden wird, stellen wir sicher, dass das
Wissen bewahrt wird und dass unsere Kultur und unser Erbe
weiter überleben."
Quelle: Al Jazeera
Foto texts:
Harar, Ethiopia: A woman walks through one of the narrow
streets of Harar’s old walled city
Harar, Ethiopia: When Sherif was growing up in Harar, he knew
that expressing his culture could get him sent to prison
Harar, Ethiopia: The main gate into Harar Jugol, the old
walled city, with a portrait of Abd Allah ash-Shakur, the last
Emir of Harar who led the defence of the city against the
forces of Menelik II
Harar, Ethiopia: The Medhane Alem church in the central Faras
Magala market was once Harar’s largest mosque, but was turned
into an Ethiopian Orthodox Church after Menelik II conquered
the city
Harar, Ethiopia: An old manuscript that Sherif and his
employee Elias Bule are restoring
Harar, Ethiopia: A view of Sherif’s museum, in the old
residence of Haile Selassie’s father, once governor of Harar
The article
For three decades, Abdallah Ali Sherif has been on a mission
to explore Harar’s once-repressed cultural identity.
Harar, Ethiopia – When Abdallah Ali Sherif was growing up in
eastern Ethiopia, his parents never spoke about the history of
his city.
“When I asked my parents about our history, they told me we
didn’t have one,” the kind-faced 75-year-old recalls as he
reclines on a thin mattress on the floor of his home in
Harar’s old walled city. Shelves of dusty cassettes line the
walls and old newspapers lie scattered about the floor.
The father of five and grandfather of 17 pauses to pluck some
khat leaves to chew as he explains: “Our parents were afraid
to teach us about our culture or our history.”
‘Peeking through a window’
For centuries, Harar, with its colourful clay houses and
narrow cobblestone streets, was a centre of Islamic
scholarship and home to a thriving manuscript culture
producing Qurans, legal texts and prayer books in Arabic and
Ajami, a modified Arabic script used to write Indigenous
African languages.
Nestled atop a plateau that overlooks deserts and savannas
linking the coastal lowlands and central highlands of Ethiopia
and Somalia, in the 16th century, Harar became the
capital of the Adal Sultanate, which at its height controlled
large parts of modern-day Somalia, Ethiopia, Djibouti, and
Eritrea.
Governed by powerful Muslim rulers, it was situated along
trade routes that traversed the Red Sea to connect the Horn of
Africa to the Arabian Peninsula and beyond.
Then, in 1887, Harar’s military was defeated by the forces of
Menelik II, and the city was forcefully absorbed into a
Christian empire.
The following decades were shaped by state repression, social
discrimination and the erosion of the city’s Islamic culture
and institutions.
Arabic street signs were replaced with Amharic ones, Harar’s
largest mosque was turned into an Ethiopian Orthodox Church
and numerous Islamic educational centres were demolished.
Severe restrictions were placed on religious practices and
education – once a central part of Harar’s identity.
It was against this backdrop that Sherif grew up.
“We learned from a young age that if we expressed our culture
or talked openly about our history, then we could end up in
the prisons,” he explains, smacking his wrists together to
mimic handcuffs.
Then, in 1991, ethnic federalism, which organised and defined
federated regional states by ethnicity, was implemented
throughout the country, allowing newfound religious and
cultural freedom. The Harari people now belonged to the Harari
region, with Harar as its capital.
Ever since, Sherif has been on a mission: To explore his
city’s cultural identity by collecting artefacts, from old
music cassettes to minted coins and, most importantly,
manuscripts.
After years of painstaking searches going from household to
household, he collected enough items to open Ethiopia’s first
private museum, Abdallah Sherif Museum, 14 years ago in the
hope of reconnecting Harar’s people with their history. The
collection of hundreds of old manuscripts has become a
particular passion.
“Each book I find, it feels like I am peeking through a window
into a beautiful and rich culture that was almost forgotten,”
he says.
To preserve these manuscripts, Sherif has also revitalised the
ancient tradition of bookbinding. By tracing the last Hararis
with knowledge of this art form, he has brought a once-extinct
practice back to life.
A city of manuscripts
The production of manuscripts – as a way of sharing and
safeguarding religious knowledge – was an important aspect of
Harar’s culture, says Nuraddin Aman, an assistant professor of
philology at Addis Ababa University.
Manuscript making is believed to have emerged in the city in
the 13th century, when an Islamic scholar, known colloquially
as Sheikh Abadir, is said to have come from what is today
Saudi Arabia and settled in the area with about 400 followers.
According to Sana Mirza, a researcher at the Institute of Fine
Arts at New York University who specialises in Islamic art,
Harari scripts were influenced by Indian Gujarati, Yemeni, and
Egyptian Mamluki styles.
“The Indo-African relationship was very deep,” explains Ahmed
Zekaria, an expert in Islamic and Harari history. “There was a
strong linkage between India and Africa for centuries before
the British arrived.”
Some Qurans found in Harar use a unique cursive calligraphic
script said to have been developed in India’s northern Bihar
region at about the 14th century and rarely seen outside
India.
Manuscript makers developed their own style that merged local
creativity and outside influences.
Within families, manuscripts were considered sacred heirlooms
passed down through generations. Each Harari house had at
least two or three manuscripts – often, the Quran, Hadiths, or
other religious texts – Zekaria says.
According to Aman, the structured production of manuscripts
made the city unique. Artisans were required to get permission
from a local Islamic scholar – someone descended from Sheikh
Abadir or one of his followers – to produce each religious
manuscript. Then, before circulation, they needed approval
from the incumbent emir. Still, full-time scribes were rare.
“Most of them were farmers and produced manuscripts in their
free time,” says Zekaria.
Harar also grew into a centre for bookbinding with artisans
making leather covers to protect manuscripts, and people
travelling to the city to learn the craft.
‘Our community was too afraid’
When Harar was absorbed into the Ethiopian empire, education
centres, once responsible for manuscript production, were shut
down or destroyed. Without new manuscripts, bookbinding
disappeared. Meanwhile, madrasas (religious schools) were
shuttered, and children were forced to attend government
schools teaching only Amharic.
Sherif was born into a middle-class Muslim family in 1950. He
grew up during the reign of Emperor Haile Selassie, who ruled
Ethiopia from 1930 to 1974 and under whom repression of
Muslims escalated.
In the 1940s, Harari elites united with their Somali
neighbours inside Ethiopia to organise a rebellion, advocating
for Harar to join Somalia. When Selassie caught wind of this,
he deployed thousands of soldiers into Harar. Mass arrests
followed, leading to dozens of Hararis being imprisoned for
years without charge or trial. Selassie’s forces confiscated
the properties and belongings – including cherished
manuscripts – of residents believed to be rebellion
supporters. An estimated 10,000 Hararis fled to other
Ethiopian cities or Somalia and Middle Eastern countries.
While Sherif says he grew up knowing he was Harari, he did not
know what that meant outside of being Muslim and speaking the
Harari language. Fearing state repression, Harari families
were forced to hide their histories from their children. But
as a teenager, Sherif could no longer suppress his curiosity
about his identity.
In high school, he remembers asking his teacher if the city
ever had Muslim leaders.
“The teacher responded that we had no leaders outside the
Ethiopian Christian ones. After this, the other [Christian]
students began teasing me about not having a history,” he
recounts.
“I was taught that Haile Selassie was our king, and there was
one country, one history, one language, and one culture,” he
continues.
“Our community was too afraid of the state to challenge this
or to teach us about our real history. They feared we would
become angry over it and fight against the state.”
In 1974, when Sherif was in his 20s, the Derg, a
Marxist-Leninist military group, overthrew Selassie.
The group brutally suppressed any opposition. Half a million
Ethiopians were killed and thousands were crippled as a result
of torture.
When the 1977-1978 Ogaden War broke out, with Somalia
attempting to annex Ethiopia’s Ogaden region that is inhabited
by ethnic Somalis, the Derg accused Hararis of collaborating
and carried out massacres of civilians in Harari
neighbourhoods of Addis Ababa.
In their region, Hararis were still the land-owning class, and
many were completely dispossessed of their livelihoods as the
Derg sought to eradicate private land ownership. Harari youth
– like young men from all communities – were forcibly
conscripted into the army. When an anti-Derg resistance
movement emerged in Harar, the repression increased, while
more Hararis moved abroad to escape it.
Today, Hararis are a minority in their region, with more
living abroad than in Harari.
‘Missing pieces of myself’
Like many Harari families, when Sherif graduated from high
school, his parents began educating him on who he really was.
He was bewildered to discover that what he’d been taught in
school was a lie. “My whole life, I have suffered from a
severe identity crisis,” says Sherif, sighing loudly and
tossing a leafless khat stalk to the side. “I have always felt
like there were pieces of myself that were missing – and I
couldn’t feel peace until I found them.”
After high school, Sherif began a science degree in Addis
Ababa, but dropped out within a year when he found out the
woman he loved, who was his then-girlfriend, was being forced
by her family to marry another man in Harar. “There was
nothing in my life more important to me than her,” he says,
with a wide, bashful smile. He returned home to marry this
woman, Saeda Towfiqe – today his most enthusiastic supporter –
and began working in the family business.
It wasn’t until 1991, when the Ethiopian People’s
Revolutionary Democratic Front (EPRDF), led by the Tigray
People’s Liberation Front (TPLF), overthrew the Derg and
implemented a system of ethnic federalism designed to promote
minority ethnic and religious rights, that Hararis, along with
various other groups, suddenly found themselves with the
freedom to develop and express their cultures and histories.
“I became mad to understand my history,” explains Sherif, the
tone of his speech rising sharply as he smacks his head. “I
really became mad.”
Taking advantage of this opening, Sherif began collecting
hundreds of old cassettes of traditional Harari music. But he
quickly realised that the history he sought existed in the old
manuscripts still owned by many families in Harar. Through
these religious and legal manuscripts, Sherif was able to
glimpse the rich intellectual life of his ancestors.
“Each manuscript I found added a missing piece to a puzzle,”
he explains.
Harar, Ethiopia
A book cover being restored at Sherif’s museum workshop
[Jaclynn Ashly/Al Jazeera]
Over centuries, families had developed a practice of
conserving and transmitting manuscripts to the next
generation, Aman explains.
Manuscripts were inherited or given at significant life
events, such as weddings, the birth of a child, or during
religious ceremonies. Scholars and religious leaders also gave
them to students as a token of appreciation, “thereby
fostering an environment of knowledge sharing and manuscript
mobility”, says Aman.
People kept the manuscripts wrapped in cloth and would only
uncover them on special occasions.
At first, Sherif, who was 40 when he began his project,
purchased the manuscripts. “Eventually, when the community saw
the importance of what I was doing for our heritage, they
started donating manuscripts and other artefacts to me.”
But Sherif found that the covers and bindings of many
manuscripts he acquired were in disarray.
The last bookbinder in Harar was Kabir Ali Sheikh, a local
Quran teacher who learned the craft from elders and kept the
tradition alive until his death in 1993. The ancient art of
Harari bookbinding died with him. But Sherif was able to learn
the traditional process from a few of Ali’s former students.
He also went to train in Addis Ababa and Morocco.
“If you don’t bind the books, then you will lose them,” Sherif
says. “Collecting manuscripts is useless if you do not also
work on their restoration and preservation. If you lose just
one page, you can lose the whole book. Beautiful things need
to be protected and covered.”
It took Sherif two years of practice to perfect the art. He is
now considered one of the best bookbinders in Africa, Zekaria
says.
Sherif has strictly adhered to the traditional Harari way of
bookbinding by using old ornamental stamps retrieved from
around Harar – which are also displayed at his museum – to
block-press motifs onto the front and back of covers, in the
same way his ancestors did.
Ensuring a history stays alive
In 1998, Sherif opened his private museum in his house. But,
in 2007, a year after Harar’s old town with its unique
architecture was listed as a UNESCO World Heritage Site, the
regional government provided Sherif with the double-storey
former residence of Ras Makonnen Wolde Mikael, the father of
Selassie who served as governor of Harar under Menelik II, to
use for his museum. The museum reopened to the public in 2011.
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Sherif’s museum now houses the world’s largest collection of
Islamic manuscripts from Harar, numbering about 1,400. Almost
half are Qurans, one of which is more than 1,000 years old.
There are also more than 600 old music recordings, tools,
swords, coins, and items of jewellery, basketry, and weaponry.
Over time, Sherif’s museum has transformed from a space
showcasing Harar’s cultural heritage to one actively
revitalising it. In a side room of the museum is a manuscript
conservation room with locally assembled tools and equipment
for restoring manuscripts, with a particular focus on
bookbinding.
Scholars are still tracking down various manuscripts from
Harar that are scattered around the world, Zekaria says. Most
of them left with European travellers, especially in the 19th
century, when colonialists were expanding into the Horn of
Africa. Many of these manuscripts are preserved in Italy,
France, Germany, and the United Kingdom. In the US, the
Catholic University of America in Washington, DC alone has 215
manuscripts from Harar.
In the meantime, Sherif continues to look after the
manuscripts he acquires.
“When I first get a manuscript, I carefully clean it,” he
explains. He removes dust and dirt, adds new pages to damaged
manuscripts, and fills in the missing text. He covers the
paper in transparent paper and has bound and digitised almost
all the books.
“Each new piece of information I get about my history, it
opens up a new world for me and I realise how far we still
have to go to preserve our culture,” Sherif says.
Harar, Ethiopia
Bule sits at the museum workshop where he restores and binds
manuscripts [Jaclynn Ashly/Al Jazeera]
About a decade ago, Sherif began training dozens of youths
around Harar in bookbinding and has also led training in
neighbouring Somaliland.
One of his students was Elias Bule, a soft-spoken 31-year-old,
who was first hired as a security guard at Sherif’s museum.
After a few months, “Sherif asked me if I wanted to learn the
Indigenous way of bookbinding,” explains Bule, as he sorts
through scattered pages of an old manuscript in the museum’s
conservation workshop. “Of course, I accepted immediately.”
Bule is now employed full-time at the museum, supporting
Sherif’s various endeavours and giving tours to visitors.
“I feel very happy that I can give this to the future
generations,” Bule says, with a proud grin, gesturing at the
papers on the table. “With each manuscript that is bound, we
are ensuring that knowledge is preserved and that our culture
and heritage will continue to survive.”
Source: Al Jazeera