Die Vorgeschichte zum
Massaker in Wounded Knee: Sonnentanz-Trance und Gerüchte
und Panik in den weiss-rassistischen Zeitungen
Nach der Friedensvision von Wovoka 1889 wird eine neue
Geistertanzbewegung ins Leben rufen. Die zuerst friedliche
Absicht wird aber mit der Idee einer Unverwundbarkeit nach
dem Tanz verknüpft, so dass sich unter der weissen
Bevölkerung Panik und Gerüchte ausbreiten. Die Eskalation
endet im Massaker von Wounded Knee.
Sonnenfinsternis 1.1.1889:
Die Vision von einem friedlichen Zusammenleben mit Gesang
und Tanz
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Wovoka
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"Am 1. Januar 1889 gab es in den westlichen Vereinigten
Staaten eine totale Sonnenfinsternis. In Kalifornien war es
am Morgen bewölkt und trübe. Vater Charles Marie Charroppin
aber sagte voraus, dass die Jungfrau Maria die Wolken
öffnen werde. Als die Sonnenfinsternis fast vollständig war,
öffneten sich die Wolken und liessen einen perfekt klaren
Himmel frei. [...] In Nevada erlebte der Paiute-Indianer
Wovoka (1856-1932), Sohn
des Indianer-Mystikers
Tavibo,
in den frühen Morgenstunden die Sonnenfinsternis. Er wurde
durch sein Scharlachfieber ohnmächtig. Als die
Sonnenfinsternis vorbei war, wachte er auf wie vom Tod und
beschrieb, wie er während der Sonnenfinsternis zum Himmel
gefahren sei und mit dem Grossen Geist gesprochen habe. Der
Grosse Geist deckte ihm auf, dass eine grosse Flut kommen
würde, die die Welt von ihrer ganzen Korruption reinwaschen
würde, und der Messias würde ein zweites Mal kommen in Form
eines Indianers. Wenn die Indianer geschult würden, recht
leben würden, nicht kämpfen würden, Vertrauen haben würden,
keinen Alkohol mehr trinken würden, und tanzend und singend
beten würden, dann würde unter allen Männern Friede und
Harmonie herrschen, der Büffel würde wieder zurückkommen,
die Auferstehung der Toten würde passieren, und Seine Kinder
würden in Fruchtbarkeit leben."
(aus: http://www.wyomingtalesandtrails.com/woundedk.html)
Wörtlich:
"When the Sun died, I went up to
Heaven and saw God and all the people who had died a long
time ago. God told me to come back and tell my people they
must be good and love one another, and not fight, or steal
or lie. He gave me this dance to give to my people."
(aus: http://www.viewzone.com/wovoka.html)
(deutsch: "Als die Sonne starb, ging ich zum Himmel und sah
Gott und alle die Leute, die vor langer Zeit gestorben
waren. Gott befahl mir zurückzukehren und meinem Volk zu
erzählen, dass sie sich gut aufführen sollen und einander
lieben sollen, und nicht mehr kämpfen oder stehlen oder
lügen sollen. Er gab mir diesen Tanz, um ihn meinem Volk
weiterzugeben.")
"Diese neue Religion verbreitete sich schnell unter den
indianischen Stämmen im Westen."
(aus: http://www.wyomingtalesandtrails.com/woundedk.html)
Verbreitung der
Friedensbotschaft - verschiedene Entwicklungen - Mythos
der Unverwundbarkeit durch Tanz
"Die Religion verbreitete sich bei jedem Stamm etwas
verschieden. Am Windfluss (Wind River) in Wyoming lehnten
die
Arapaho die
neue Religion ab. Bei den
Shoshoni
wurde die neue Religion mit einigen Elementen des alten
Sonnentanzes und der bischöflichen Lehre vermischt, so dass
der Tanz um die verzierte Zeder getanzt wurde, sinnbildlich
für das ewige Leben. Andere Indianerstämme tanzten sich in
Euphorie und kollabierten in Trance. In der Trance bekamen
die Indianer Botschaften des Grossen Geistes oder besuchten
verstorbene Verwandte. Bei einigen Stämmen, die den Tanz
betrieben, wurde der Tanz mit einer Pause am Fluss
verbunden, um sich im Fluss zu tauchen und sich von den
Sünden reinzuwaschen. Die
Sioux
sandten eine Delegation nach Nevada und brachten die
Botschaft zur Pine-Ridge-Reservation zurück, und so fing der
Alarm von Gen an. Unter einigen Sioux verbreitete sich der
Glaube, dass die Kleidung, die während des Tanzes getragen
wurde, eine Immunität gegen die weissen Gewehrkugeln mit
sich brächte. Unter denjenigen, die die neue Religion
verbreiteten, war
Sitting
Bull. Somit wurde der Befehl herausgegeben, Sitting
Bull zu inhaftieren, weil die neue Religion der offiziellen
Politik widersprach, das Christentum unter den Indianern zu
fördern."
(aus: http://www.wyomingtalesandtrails.com/woundedk.html)
Gerüchte und Hysterie in
den weiss-rassistischen Zeitungen: Angst vor den tanzenden
Indianern
"Das
'Buffalo Echo'
unsterstützte die Hysterie, die sich in Verbindung mit dem
"Geistertanz" in Teilen des Westens 1890 ausbreitete. Am 22.
November 1890 kam ein Extrablatt heraus, das in seiner
Kopfzeile berichtete "DAS MASSAKER HAT BEGONNEN" ("THE
MASSACRE BEGUN") mit der Behauptung, dass "religiös
verrückte Rothäute" ("religion crazed Redskins") aus dem
Gebiet der Pine Ridge Agency ausgebrochen seien. Das Blatt
berichtete, dass 20.000 Soldaten einberufen wurden und dass
Fort Robinson
ungeschützt sich selbst überlassen worden sei. Später
berichtete das Blatt, dass Rancher mit ihren Familien "vor
dem Terror auf der Flucht" seien ("fleeing in terror"). Die
ganze Angelegenheit basierte auf Berichten einer Frau, die
wegen eines Aufenthalts durch das Gebiet reiste, und die gar
keine Kenntnis aus erster Hand besass, also wiederholte sie
nur das Gehörte.
Buffalo
war aber nicht der einzige Ort, der von Angst gegenüber den
Indianern ergriffen wurde. In
Newcastle, dem Kommissariat der Klipatrick
Brothers & Collins (später das Antlers Hotel) wurde
befestigt und es wurden dort Vorräte an Waffen und Munition
angelegt. Die Fenster wurden mit Mehlsäcken verbarrikadiert.
Zum Dach hinauf wurde eine Leiter eingerichtet, um vom Dach
aus gegen allfällig angreifende Indianer schiessen zu
können.die Panik hatte mit einem Artikel in der Zeitung
'Rapid City Journal' am
20. November 1890 begonnen, in dem berichtet wurde, dass die
Sioux Kriegsvorbereitungen unternehmen würden. Als Resultat
dieses Berichts liess der Gouverneur von South Dakota die
Armee von South Dakota (South Dakota Home Guard) aufbieten,
die im weiteren Verlauf 75 Geistertänzer tötete und
skalpierte."
(aus: http://www.wyomingtalesandtrails.com/woundedk.html)
15.12.1890
Tötung von Sitting Bull
"Am 15. Dezember 1890 wurde Sitting Bull beim Versuch, ihn
zu verhaften, durch die Indianerpolizei getötet."
(aus: http://www.wyomingtalesandtrails.com/woundedk.html)
15.-28.12.1890
Flucht von Indianern unter
Big Foot in Richtung Pine Ridge Reservation
Einige der Sioux flohen dann in Angst. Es waren ungefähr
100, die Führer
Big Foot
an den Cheyenne-Fluss folgten. Führer Big Foot, der an
Lungenentzündung und an blutigem Husten litt, der im Schnee
gefror, versuchte, die verwahrloste Menge von ungefähr 120
Männern und 230 Frauen und Kindern zur Pine-Ridge-Agentur zu
bringen."
(aus: http://www.wyomingtalesandtrails.com/woundedk.html)
28.12.1890
Das Massaker von Wounded
Knee
"Am 28. Dezember 1890 traf der Haufen auf die siebente
Kavallerie, die die Indianer einkreiste und versuchte, die
Indianer zu entwaffnen. Ein Indianer,
Black Coyote, der taub
war, wollte seine Winchester nicht abgeben. Es entstand eine
Rauferei und aus der Winchester kam ein Schuss, der einen
Offiziere verletzte. Sofort eröffneten die Soldaten das
Feuer, u.a. vier Hotchkiss-Schnellfeuergewehre, die auch
weite Ziele treffen konnten. Am Ende lagen 200 bis 350
Indianer tot im Schnee, darunter Frauen und Kinder, die zwei
Meilen entfernt gewesen waren."
(aus: http://www.wyomingtalesandtrails.com/woundedk.html)
29.12.1890
Das Massaker von Wounded
Knee
Am 29.12.1890 werden am Wounded Knee (South Dakota) 250
Lakota - Männer, Frauen und Kinder - von weiss-rassistischen
"US"-Truppen massakriert. Ab diesem Zeitpunkt wird der Ort
für die Lakota heilig (S.20).
Wounded Knee Massaker 1890
Der Bericht im Detail:
"Am 29. Dezember 1890 massakrierte die 7. US-Kavallerie bei
Wounded Knee über 350 Männer, Frauen und Kinder der
Minneconjou-Lakota-Sioux-Indianer unter Häuptling
Big Foot. Dieses
Massaker brach den letzten Widerstand der Indianer gegen die
Weissen. Vorausgegangen war ein nationales Ereignis,
ausgelöst durch den Paiute Wovoka, der alle Indianerstämme
zum "Geistertanz" aufforderte. Durch Wovokas
Geistertanzbewegung sollten die indianischen Ahnen
beschworen werden und ein neues Erstarken des indianischen
Selbstbewusstseins gefördert werden.
Dies wurde wiederum von der US-Regierung als eine Form
von Widerstand aufgefasst. Sitting Bull, Big Foot und
andere Häuptlinge wurden als "potenziell gefährlich"
angesehen. Dem Tod des an einer schweren Lungenentzündung
leidenden Big Foot am 29. Dezember 1890 war die Ermordung
von Häuptling Sitting Bull am 15. Dezember vorangegangen.
Am Tag des Massakers hatte Colonel James W. Forsyth den
Befehl, die Sioux in ein Militärlager in Omaha zu deportieren.
Die Sioux wurden zunächst informiert, dass sie alle
Feuerwaffen auszuhändigen hätten. Unzufrieden mit der
Anzahl der freiwillig abgegebenen Waffen, begannen die
Soldaten, die Zelte zu durchsuchen. Forsyth war mit dem
Ergebnis noch immer unzufrieden und ordnete eine
Leibesvisitation an. Auch dies liessen die Indianer über
sich ergehen - alle, bis auf den Medizinmann Yellowbird, der
heftigst protestierte, und einige Schritte des
Geistertanzes tanzte. Alarmiert ging die Suche der US
Soldaten weiter. Sie wurden schliesslich bei Black Coyote fündig.
Black Coyote hatte eine neue Winchester unter seinem
Gewand versteckt. Er weigerte sich, das Gewehr wegzugeben
- immerhin habe er viel Geld dafür bezahlt, und die
Abnahme des Gewehrs durch die US Soldaten wäre dauerhaft
gewesen, ohne Aussicht auf die Wiederbeschaffung seiner
Winchester. Ein Soldat wollte ihm das Gewehr entreissen,
daraufhin entstand ein Gerangel - und ein Schuss löste
sich ungewollt aus der Winchester.
Hierauf begannen die US-Soldaten zu feuern. Grosse, auf
Anhöhen positionierte Hotchkiss-Geschütze töteten
zahlreiche Indianer. Unter den Toten war auch Häuptling Big Foot. Auch 25
Kavalleristen starben, zumeist getötet von den Kugeln der
eigenen Männer, die in dem entstehenden Chaos ihre Ziele
verfehlten.
Forsyth wurde von
jeder Schuld freigesprochen. Typisch für die damalige
Sicht der Ereignisse war der Kommentar von Lyman Frank Baum, dem
späteren Autor von Der Zauberer von Oz, der im Aberdeen
Saturday Pioneer das Massaker rechtfertigte:
- Die edlen Vertreter der Rothäute sind erloschen,
und übrig ist nur ein Rudel heulender Köter, die die
Hand lecken, die sie quält. Die Weissen sind durch das
Gesetz der Eroberung und das Recht der Zivilisation
Herren des amerikanischen Kontinents, und die grösste
Sicherheit für die Siedlungen im Westen erreichen wir
durch die vollständige Vernichtung der wenigen
verbliebenen Indianer. Warum nicht Vernichtung? Ihr
Ruhm ist dahin, ihr Mut gebrochen, ihre Männlichkeit
ausgelöscht; sollen sie besser sterben als weiterleben
als die erbärmlichen Kerle, die sie sind."
Die Besetzung von Wounded Knee 1973
1973 besetzen Lakota der Pine Ridge Reservation und
Aktivisten des American Indian Movement (AIM) den kleinen
Ort Wounded Knee. Die weiss-rassistische Polizei lässt den
Ort 73 Tage lang belagern. Während der Besetzung werden zwei
Indianer erschossen. Am Ende kamen viele AIM-Organisatoren
ins Gefängnis oder mussten untertauchen. Jetzt ist der Ort
für die Lakota doppelt heilig (S.20).
Nach der Besetzung von Wounded Knee kann das als Patrouille
organisierte
American
Indian Movement (AIM) aus
Saint Paul (Minneapolis)
auch auf den Reservationen Fuss fassen. Mit dem Erstarken
des Selbstbewusstseins der einzelnen indianischen Nationen
tritt dann die organisatorische Rolle von AIM in den
Hintergrund (S.127).
Die
Jubiläumsversammlung am Wounded Knee 27.2.1983
Am 27. Februar 1983 kommen verschiedene Lakota-Gruppen in
einem Sternmarsch aus den vier Himmelsrichtungen nach
Wounded Knee und kommen beim Friedhof auf dem Hügelkamm
zusammen, um der Getöteten von 1890 und 1973 zu gedenken
(S.20):
Eine Lakota-Gruppe auf dem Sternmarsch zum Wounded Knee
27.2.1983
'E-e-e-e-e-e-ip! E-e-e-e-e-e-ip! E-e-e-e-e-e-ip!
E-e-e-e-e-e-ip!' Viermal wird die aus dem Flügelknochen
eines Adlers gefertigte Flöte geblasen, in jede der heiligen
vier Himmelsrichtungen. Der schrille Pfeifton steigt auf in
den leeren, eisblauen Himmel von South (S.20) Dakota, und
die schweigende Menge drängt sich Schulter an Schulter
zusammen, den Kopf im Gebet gebeugt (S.22).
Heftige Windböen treiben den scharfriechenden Rauch von
sengendem Salbei vor sich her. Immer wieder durchschneidet
der Ton der Adlerflöte die Luft und wird vom Wind über die
weite, kahle Ebene getragen, die in der Ferne von einem Ring
niedriger Berge begrenzt wird (S.22).
Die Augen der Versammelten richten sich jetzt auf den
93-jährigen spirituellen Führer Frank Fools Crow, der seine
rauchende Pfeife hochhebt - die heilige Pfeife, die jene
Pfeife repräsentiert, die den Lakota einst von der
Weissen-Büffelkalb-Frau gebracht worden war (S.22).
Die 'Weisse Büffelkalb-Frau' wurde, so die ursprüngliche
Version dieser Geschichte, von dem Büffelvolk zu den Lakota
geschickt und verwandelte sich nach ihrem Abschied von den
Lakota wieder in ein Büffelkalb - daher ihr Name (S.127).
Fools Crow zeigt mit dem Mundstück der Pfeife zuerst in jede
der Vier Himmelsrichtungen, dann nach unten zur Erde, dann
nach oben zum Himmel. Er betet auf Lakota, erfleht vom
Schöpfer ein Zeichen - das Zeichen - dass Er sie immer noch
hört, dass Er immer noch an seine indianischen Kinder denkt
und sie liebt (S.22).
Frank Fools Crow am Wounded Knee, Führer der Lakota,
27.2.1983
Das dumpfe Heulen des Windes über unseren Köpfen klingt wie
ein ferner Chor gedämpfter Stimmen, so als ob die immer noch
anwesenden Geister im Friedhof von Wounded Knee in das
gemeinsame Gebet einstimmen wollten (S.22).
Nach Fools Crows bewegenden Worten beginnen einige der
Anwesenden zur Trommel zu singen. Nur wenige Augenblicke
später geht ein Raunen durch die Menge. Köpfe beugen sich
zurück, Finger deuten zum Himmel. Das Singen hört
unvermittelt auf. 'Schaut! Schaut zum Himmel!' ruft jemand.
Wir blicken hoch (S.22) wie die anderen, und dort,
vielleicht 300 Meter über uns, kreist mit ausgebreiteten
Flügeln, allein in dieser gewaltigen blauen Kuppel des
Himmels - ein Adler! - 'Jetzt seht ihr die Macht von Wounded
Knee!' ruft eine Stimme (S.23).
Volle zehn Minuten lang schwebt der grosse Vogel. Zeuge des
Schöpfers, über den heiligen Hügeln von Wounded Knee. Dann
fliegt er plötzlich davon und ist schon kurz darauf nicht
mehr zu sehen. Und die Alten danken dem Schöpfer, dass Er
den Indianern, wie so oft zuvor, das Zeichen Seiner Macht
und Liebe und Anerkennung geschickt hat." (S.23)