aus: Arden, Harvey / Wall,
Steve: Hüter der Erde. Begegnungen mit Indianern
Nordamerikas; aus dem Amerikanischen von Ursula Wolf.
Frederking & Thaler, 1994, S.24-27. Englisch: Beyond
Words Publishing Inc., Hillsboro, Oregon
Die Onondaga sind eine Gruppe der Haudenosaunee-Indianer
(Langhauskultur).
(aus: http://www.onondaganation.org/people.language.html)
Allgemeine Informationen über die Nation der
Onondaga-Indinaner im Onondaga-Reservat findet man auf http://www.onondaganation.org/index.html
(Juni 2007)
Onondaga-Führerin Audrey
Shenandoa am Umwelt-Forum in Moskau 15.-19. Januar 1990
Onondaga-Führerin Audrey Shenandoa redete in Moskau 1990 am
"Weltweiten Formu für das Überleben und die Entwicklung der
Umwelt" ("Global Forum on Environment and Development for
Survival"), 15.-19. Januar 1990. Hier sind Auszüge ihrer Rede,
die die Sicht über die Welt der Onondaga-Indianer wiedergeben:
:
Dank an die Welt - das
Weltbild der Onondaga-Indianer
"Zuerst will ich danken für einen weiteren Tag des Lebens hier
auf dieser Erde, einen weiteren Tag, an dem wir die
mitfühlende Güte unseres Schöpfers geniessen können. Ich will,
wie wir das bei meinem Volk immer tun, die Konferenz mit
Worten der Würdigung, des Respekts und des Dankes für unsere
Mitmenschen beginnen. Wir lassen unsere Gedanken
zusammenkommen, damit wir eines Sinnes sind. Wir richten
unsere Worte an unsere Mutter Erde, die alles Leben nährt. Wir
wenden uns den kürzesten Gräsern dicht am Busen unserer Mutter
ERde zu; wir denken mit Dankbarkeit und Respekt an alles
Pflanzenleben, die Wälder, alle Wasser der Erde, die Fische,
die Tiere auf dem Land, die Vögel und die Vier Winde. Einmütig
richten wir unsere Würdigung, repsekt und Dank nach oben zur
Welt des Himmels: zur Grossmutter Mond, die eine direkte
Beziehung zu allen weiblichen Lebewesen hat, zur Sonne und den
Sternen und zu unseren Geistwesen der Himmelswelt. Sie folgen
immer noch den ursprünglichen Weisungen in diesem grossen
Kreis des Lebens." (S.24)
In Demut die Gaben Gottes
würdigen
"Einmütig erbieten wir dem heiligen Kreis des Lebens unsere
Würdigung, Respekt und Dankbarkeit. Wir, die Menschen, dürfen
nicht vergessen, in Demut die Gaben zu würdigen, von denen wir
so reichlich in unserem täglichen Leben Gebrauch machen."
(S.24)
Grüsse von den Haudenosaunee an die Versammlung
"Ich überbringe Ihnen die allerbesten Grüsse von meinem Volk,
den Haudenosaunee." (S.25)
Wörtlich bedeutet "Haudenosaunee" die "Menschen des
Langhauses". Das Langhaus ist die traditionelle Hausform der
Irokesen. So nennen sich die sechs Nationen der
Irokesen-Föderation. Heute hat jede Gemeinde der Föderation
ein Langhaus als Gemeinschaftsgebäude. Der Begriff steht so
für die traditionelle Regierungsform und Religion. (S.127)
"Sie [die Haudenosaunee] stellten für mich ein 'Bündel' von
Grüssen zusammen, bevor ich von zu Hause wegfuhr, so wie das
immer getan wird, wenn jemand im Auftrag der Haudenosaunee in
ein anderes Land reist. Sie sagten:
'An die Häuptlinge, die Führung von vielen Ländern,
übermitteln die Häuptlinge der Haudenosaunee herzliche Grüsse
und grossen Respekt. Möget ihr Harmonie finden. Allen
spirituellen Führern und Amtsinhabern ebenso herzliche Grüsse
von denen, die bei den Haudenosaunee solche Aufgaben
wahrnehmen. Möge Frieden sein, wenn wir uns treffen. An die
Frauen in dieser Versammlung - die Mütter der Nationen - ein
herzlicher Gruss der Anerkennung und des Respekts, denn sie
haben eine ganz besondere und heilige Mission auf der Erde.
Und an die Kinder vieler Länder, die hier versammelt sind,
richten wir beste Grüsse von den Kindern unseres
Heimatlandes.' (S.25)
Diese Bündel von Grüssen und Anerkennung und Respekt übergebe
ich hiermit allen hier Versammelten." (S.25)
Die Verbindung zum Universum
"Die Grüsse bekräftigen die (S.25) gegenseitige Verbundenheit
von uns Menschen und unsere Beziehung zuur Umwelt und zum
Universum." (S.26)
Das Wissen der Vorfahren soll
wiedergewonnen werden
"Wir haben viel zu lernen von dem unglaublichen Wissen unserer
Vorfahren. Seit Urzeiten gebrauchten sie all ihre Intelligenz
und Sinne, und sie wussten und fühlten sich allem Leben
verwandt. Auf irgendeine Weise muss diese Beziehung
wiedergewonnen werden. Wir sehen uns kritischen Zeiten
gegenüber. Mit den nötigen Veränderungen muss jetzt begonnen
werden, denn schwerer Missbrauch und Misswirtschaft wird mit
dem System, von dem unser Leben abhnängt, getrieben. Heute
richten sich die Energien der Menschen langsam darauf, Wege zu
finden, die Mutter Erde zu retten." (S.26)
Der Friedensstifter der
Haudenosaunee-Regierung wollte Privilegien abschaffen -
Betonung des Respekts
"Der Gründer der Haudenosaunee-Regierung, den wir den
Friedensstifter nennen, wollte, dass soziale Gerechtigkeit in
der Welt herrscht. Kein Mensch sollte mehr Privilegien als
jeder andere haben. Allen sollte mit Respekt begegnet werden.
Ein gesunder menschlicher Geist respektiert die Gaben des
Lebens - und alle Natur gibt Leben." (S.26)
Der unsinnige Begriff "Natur"
- auch der Mensch ist "Natur" - Überlegenheit über die Natur
gibt es nicht
"In meiner Sprache gibt es kein Wort für 'Natur'. Das
englische Wort 'Natur' scheint sich auf etwas zu beziehen, das
von den Menschen getrennt ist. Wir kennen keine solche
Unterscheidung. Es ist dumme Arroganz der Menschen, sich dem
System, das unser und alles Leben nährt, überlegen zu fühlen.
Wie kann jemand dem überlegen sein, von dem sein Leben
abhängt?" (S.26)
Die Schande: Alle Technologie
verhindert nicht, dass es Obdachlose und Hungertote gibt
"Menschen haben prächtige Technologien erfunden - mit dem
Ergebnis, dass Teile der Welt in unnötigem und entmündigendem
Überfluss leben, während Menschen in anderen Teilen der Welt
aus Mangel an Nahrung, Wasser und Obdach sterben. Die
Prioritäten müssen anders gesetzt werden, damit Menschen, die
viel haben, sich nicht schämen müssen, weil andere hungern und
sterben. Es sollte nirgendwo in der Welt obdachlose oder
hungrige Menschen geben. Die Machthaber müssen diese
erbärmliche Situation angehen. Wir sind alle Reisegefährten
auf dieser Erde..." (S.26)
Grotesk hohe Militärausgaben
- Krieg muss beseitigt werden
"Wir leben in einer Ära, in der zu viel Geld für das Militär
ausgegeben wird. Sogar jetzt, wo die Grossmächte friedlichere
Beziehungen zueinander (S.26) herstellen, bleiben die
Militärausgaben grotesk hoch. Der Zweck dieser hohen
Militäretats kann nur die Erwartung von Gewalt sein. Als eine
Mutter fordere ich, dass unsere Söhne nicht dazu erzogen
werden, im Krieg zu sterben. Krieg ist irrational, seine
Begründung suspekt. Wenn wir auf diesem Planeten weiterleben
wollen, müssen wir Krieg beseitigen, denn er schadet allen
Lebewesen." (S.27)
Natur muss Leben bedeuten,
nicht Profit
"Ich möchte dringend dazu auffordern, die herrschende
Vorstellung von Natur zu überdenken. Natur, das Land, darf
nicht Geld bedeutetn: Natur muss Leben bedeuten. Natur ist die
Schatzkammer des Lebenspotentials zukünftiger Generationen,
ist heilig. Die menschlichen Gesellschaften haben bereits die
Technologien, die Nahrung, Kleidung und Unterkunft für alle
liefern zu können. Doch die Organisation der Verteilung von
Reichtum muss in Ordnung gebracht werden, sonst zerstört das
herrschende Ungleichgewicht das gegenwärtige wie auch
zukünftige menschliche Leben und die Natur. Die westliche
Gesellschaft muss die Priorität auf lebenserhaltende Systeme
legen und ihre Bindung an die materielle Welt in Frage
stellen. Spiritualität sollte unser Fundament sein..." (S.27)
Audrey Shenandoa, Portrait 02 1995 ca.
Bildernachweis
-- Audrey Shenandoah Portrait 01 1990 ca.: Arden / Wall:
Hüter der Erde, S. 25
-- Onondaga Lodge-Tanz: http://www.dance.onondaga36.org/
-- Onondaga Frauen und Männer:
http://www.onondaganation.org/people.html
-- Audrey Shenandoah Portrait 02 1995 ca.:
http://www.ratical.org/many_worlds/6Nations/HEnvActPlan.html
-- Karte mit Position von Onondaga im Staat New York:
http://www.epodunk.com/cgi-bin/genInfo.php?locIndex=273641
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