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Hopi-Indianer: Leben in Harmonie mit der Natur -
die Schöpfungsgeschichte der Hopi

Präsentation von Michael Palomino

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aus: www.muenster.de/~emmrich/hopi.htm (9.9.1999; 2005 nicht mehr gültig)

Kommentar
Der Text schildert die Grundlage der Kultur der Hopi-Indianer, die Überlieferung und die Lebenseinstellung, die gemäss dem Text immer der Natur vertraut haben. Der Text ist im Jahr 2005 nicht mehr auffindbar und sei hier abgetippt und weiter publiziert.

Michael Palomino August 2005




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Inhalt
I. Besonderheiten der Hopi-Indianer
II. Schöpfungsgeschichte: Die vier Welten
II.a Das Weltbild der Hopis gegenüber anderen Indianerstämmen
III. Besonderheiten der Hopi-Sprache
IV. Zahlenmystik und sonstige Parallelen zur christlichen Überlieferung
V. Schlussbemerkung
VI. Literatur (Auszug)





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I.
Besonderheiten der Hopi-Indianer

1. Höchstes Ziel ist nicht das Paradies, sondern das Gleichgewicht, die Harmonie

Dieser Aspekt gewinnt heute, wo das Wachstum vermehrt in Frage gestellt wird, immer mehr an Bedeutung. Streben nach etwas als grundsätzliche Krankheit der christlichen Gesellschaften?

2. Die Hopis führten keine Kriege

Eigentlich sollte dieses unweigerlich aus Punkt 1 folgen. Leider gibt es eine Ausnahme, in der ein traditioneller Stamm einen "abtrünnigen" bekriegte.

3. Ein bislang relativ unbekannter Indianerstamm

Dieses folgt wiederum aus den beiden oberen Punkten: Ein Volk, das es weder darauf anlegt zu expandieren und sich zudem tendentiell eher unterbuttern lässt, erregt in der Regel kein Aufsehen.

Victor Hugo dazu:
"So etwas wie ein kleines Land gibt es nicht. Die Grösse eines Volkes wird genau so wenig durch seine Zahl bestimmt, wie die Grösse eines Menschen durch seine Körperlänge."


4. Hohe Kultur

Die Kultur der Hopi ist sehr hoch ausgebildet. Nach Ansicht der Hopis und der Mehrzahl der Ethnologen stammen die Hopis nicht wie andere Indianerstämme aus Asien, sind also auch nicht über die Beringstrasse eingewandert, sondern ihre Religion stammt eher dem indischen tibetanischen Raum ab.


5. Traditionelle Lebensweise

Der Tatsache, dass Veränderung in dieser Kultur nicht angestrebt, sondern im Gegenteil, eher negativ belastet wird, verdanken wir, dass die Traditionellen noch heute ihr Leben auf sehr ursprünglich wenig angepasste Weise führen.

6. Die Art des Sprechens und Denkens

Die Hopi-Sprache kennt keine Trennung von Zeit und Raum. Zukunft, bzw. das Denken über sie ist ein aktiver Prozess. Hieraus gibt sich eine besondere Lebenshaltung.




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II.
Schöpfungsgeschichte: Die vier Welten

1. Die erste Welt

Zuerst war der endlose Raum. Dann manifestierte Gott die Erde und die Tiere, erschuf drei Helfer, die auf seinen Auftrag hin die Menschen - rot, weiss, braun und gelb - in männlicher und weiblicher Form schufen und ihnen ihrer Farbe entsprechend unterschiedliche Sprachen gaben. Die Menschen der ersten Welt waren die göttliche Weisheit selbst und verstanden die Erde und ihre Lebewesen als ein einziges lebendiges Lebewesen wie sie selbst.

Dann kamen einige Menschen zu der Überzeugung, dass es Unterschiede zwischen den Menschen unterschiedlicher Farbe, Sprache und Glaubens und auch zwischen Menschen und Tieren gab. Das war die Zeit, wo die Tiere sich von den Menschen abwandten und Angst vor ihnen bekamen. Gott sprach zu denen, die ihren Kanal zu ihm noch nicht geschlossen hatten, und diese sammelten sich unter dem Gespött der anderen im Bau der Ameisen. Die erste Welt wurde durch Feuer zerstört.

2. Die zweite Welt

Auf der zweiten Welt war es nicht so schön wie auf der ersten. Ihre Richtung war Süden, ihre Farbe war blau, ihr Mineral Silber und die Häuptlinge waren die Fichte, der Adler und das Stinktier.

Die Tiere blieben den Menschen fern, welche sich deshalb mit ihren eigenen Angelegenheiten befassten und Handel betrieben. Später vergassen sie jedoch über ihre Waren und ihren Reichtum den Plan des Schöpfers und wieder kam es so weit, dass der Schöpfer diejenigen anrief, die den Glauben bewahrt hatten, und sie wieder zum Ameisenvolk führte. Darauf geriet die Welt ins Taumeln und überflutete und gefror.


3. Die dritte Welt

Die Richtung der dritten Welt war Osten, ihre Farbe rot. Die Häuptlinge waren Kupfer, der Tabak, die Krähe und die Antilope.

Der Niedergang der dritten Welt begann, als die Menschen ihre Fortpflanzungsfähigkeit in einer veränderten, bösen und zerstörerischen Weise zu benutzen begannen. Sie machten ein Schild aus Fell und liessen es mit Hilfe ihrer Fortpflanzungsfähigkeit durch die Luft fliegen und bekämpften sich gegenseitig.

Die Menschen, die den Glauben bewahrt hatten, machten sich mit Flössen auf den Weg in die vierte Welt, und der Schöpfer zerstörte die alte mit Wasser.


4. Die vierte Welt

Gutes und Schlechtes waren auf der vierten Welt vereint. Ihr Name war "die vollständige Welt", ihre Richtung war Nord, ihre Farbe war gelbweiss, die Häuptlinge auf ihr sind der Wacholder, die Eule, der Silberlöwe, und ein gemischtes Mineral.

Die Stämme, die auf der 4. Welt ankamen, mussten Wanderungen in alle 4 Himmelsrichtungen bis an die Küste unternehmen, um sich dann wieder in Nordamerika zu treffen.




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[II.a
Das Weltbild der Hopis gegenüber anderen Indianerstämmen]

Im Gegensatz zu vielen anderen Religionen kennen die Hopi insgesamt 9 Welten, wobei der kommenden 5. auch ein besonderer Status zugeschrieben wird. Danach kommen zwei weitere Welten und schliesslich gibt es noch die Welt Gottes und seine Neffen, die eingangs erwähnten Helfer. Der Aufstieg in die 5. Welt hat begonnen.

Stämme wie die Mayas oder Inkas sind nach Auffassung der Hopis Abtrünnige, die ihre Strafe erhalten haben. Auch nach archäologischer Ansicht sind die Hopis der älteste Stamm Nordamerika. Sie haben nur einen Krieg geführt, was ihre geringe Bekanntheit erklärt.

Die Religion ist mit tibetischer und hinduistischer Mystik verwandt. Sie besitzt keinen Absolutheitsanspruch, sondern sagt, dass nur eine Verbindung aus allen Religionen die ganze Weisheit besitzt.

Die [Hopi]-Indianer lehnen Fortschritt, wie wir [Europäer] ihn verstehen, ab. Sie besitzen das Rad zwar als Kinderpsielzeug, nicht aber als Hilfsmittel. Sie kennen kein Paradies. Ihr Ziel ist das Gleichgewicht, die Harmonie. Nach ihrer Weissagung werden die Länder der alten Welt den 3. Weltkrieg beginnen, die zuerst die göttliche Weisheit empfangen haben: Indien, China, Ägypten, Palästina und Afrika.




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III.
Besonderheiten der Hopi-Sprache

Es gibt in der Sprache der Hopi keinerlei Worte, grammatikalische Formen, Konstruktionen oder Ausdrücke, die sich direkt auf das beziehen, was wir Zeit nennen. Nichts lässt auch auf die Trennung von Zeit und Raum schliessen, und trotzdem ist die Sprache in der Lage, präzise Aussagen über alles Geschehen des Universums zu machen.

Wir kennen einen statischen dreidimensionalen unendlichen Raum und eine eindimensionale, gleichmässig und beständig fliessende Zeit - zwei für sich bestehende und unverbundene Aspekte der Realität. Der fliessende Bereich der Zeit unterliegt wiederum einer dreifachen Teilung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Die Hopi-Metaphysik kennt für diese kosmische Formen nur zwei Unterteilungen: das Manifestierte und das Sich-Manifestierende oder auch das Objektive und Subjektive.

-- Ersteres umfasst alles, was den Sinnen zugänglich ist oder war; es unterscheidet nicht zwischen Gegenwärtigem und Vergangenem.

-- Das Sich-Manifestierende umfasst alles, was wir Zukunft nennen und ausserdem alles Gedachte oder Erwünschte, nicht nur des Menschen, sondern auch der Tiere und der gesamten Natur. Es wird in der Weise gewünscht oder erwartet, dass es sich in irgendeiner Weise manifestieren wird (hoffen als aktiver Prozess).

Dieses Zuerwünschende befindet sich in einem dynamischen Zustand. Es ist jedoch nicht in zeitlicher Bewegung, sondern in physikalischer. Von der Zukunft wird dementsprechend ähnlich geredet oder gedacht, wie wir von "schlafen gehen" oder "anfangen zu schreiben" sprechen; etwas beginnt getan zu werden.

Der genaue Inhalt der Hopi-Metaphysik ist uns nicht zugänglich, da dies nur in ihrer eigenen Sprache möglich ist, die die Metaphysik direkt ausdrückt und ein Teil ihrer ist. Es ist jedoch anzunehmen, dass für sie unsere Ansichten mindestens genau so abwegig sind, wie die ihrigen für uns.




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IV.
Zahlenmystik und sonstige Parallelen zur christlichen Überlieferung

In vielen Religionen spielen die Zahlen 3, 4 und 7 eine besondere Rolle. So auch bei den Hopis, die 3 reine Welten kennen, wo die 4. Welt die irdische und die 7. Welt die Welt Gottes ist.

Weitere Parallelen lassen sich aufzeigen. Nach leider nicht gesicherter Erkenntnis leben wir auch nach christlicher Lehre auf der vierten Welt. Die vorherigen sind auf ähnliche Weise (Sintflut) vernichtet worden.

Besonders erstaunlich sind auch die Parallelen zu Nebukadnezars Traum im Buch Daniel. Er hatte von einem Wesen geträumt, dessen Haupt aus Gold, Brust und Arme aus Silber, Bauch und Lenden aus Kupfer und Beine und Füsse teils aus Eisen, teils aus Lehm bestehen. Daniel leitete daraus die Vierreichelehre ab. Genau diese Materialien beinhaltet nun aber auch die Überlieferung der Hopis.




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V.
Schlussbemerkung

Ich denke, dass die Religion oder Weltanschauung der Hopis gerade für die heutige Zeit viele, wenn auch nicht Lösungen, so doch zumindest Denkanstösse bietet. So zeigt dieses Volk, dass es möglich ist, im Gleichgewicht zu leben; dass auch eine Gesellschaftsform, die nicht nach Expansion strebt, auf Dauer überlebensfähig ist, um nicht zu sagen, dass vielleicht sogar nur diese auf Dauer überlebensfähig ist.






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VI.
Literatur (Auszug)

Blumrich, J.F.: Kásskara und die sieben Welten. Die Geschichte der Menschheit in der Überlieferung der Hopi-Indianer; Knaur 1985, Tb. Esoterik 4135; ISBN 3-426-04135-9

Buschreiter, Alexander: Mit der Erde für das Leben. Der Hopi-Weg der Hoffnung. Ed. Pax 1989, ISBN 3-7626-5714-9

Buschreiter, Alexander: Unsere Erde ist euer Untergang. Die Botschaft der Hopi an die Welt. 4. Aufl. 1993, Lamuv Tb. 102, ISBN 3-88977-264-1

Kaiser, Rudolf: Die Stimme des Grossen Geistes. Prophezeiungen und Endzeiterwartungen der Hopi-Indianer. Kösel / KNO, 2. Aufl. 1990, ISBN 3-466-36320-9

Malotki, Ekkehart: Hopi Time. A Linguistic Analysis of the Temporal Concepts in the Hopi Language. Trends in Linguistics, Stud. and Nonographs; Mouton de Gruyter 1983, ISBN 90-279-3349-9

Stappert, Gisela: Kunst und Ästhetik der Hopi-Indianer. Eine geschlechtsspezifische Betrachtung. Mundus Reihe Ethnologie 61, 1992, ISBN 3-86097-070-4

Waters, Frank: Das Buch der Hopi. Aufgezeichnet von Kacha Hónaw. Aus dem Amerikanischen von Dorn, S.; 7. Diederichs, 7. Auflage 1992, ISBN 3-424-00688-2


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