13.12.2013: Geld machen mit Recycling in der DDR:
Ideen und ein Handwagen
aus: Spiegel online: Recycling in der DDR: Müll zu
Ost-Mark; 13.12.2013;
http://einestages.spiegel.de/static/authoralbumbackground/13021/muell_zu_ost_mark.html
Buchempfehlung: Mark
Scheppert: "Der Mauergewinner oder ein Wessi des Ostens.
30 vergnügliche Geschichten aus dem Alltag der DDR."
Books on Demand GmbH, Norderstedt 2009, 228 Seiten.
<Recycling in der DDR Müll zu Ost-Mark
Reich dank weggeworfener Westlektüre und leerer
Wodkaflaschen: Als Jugendlicher sammelte Marko
Schubert mit einem Freund in Ostberlin
fleißig Wertstoffe und verdiente damit viel Geld. Seine
"Altstoff-Mafia" arbeitete mit allen Tricks - und der
Hilfe eines stets angetrunkenen Komplizen.
Das konnte doch einfach nicht wahr sein! Seit Wochen wachte
ich jeden Sonntag gegen neun Uhr auf, weil irgend so ein
Idiot seine Flaschen in den Altglas-Tonnen im Hof
zerdepperte. Wieder klirrte es, und diesmal sprang ich auf
und öffnete wutentbrannt das Fenster. Gerade wollte ich
"Ruhe da unten" brüllen, als ich meinen Irrtum bemerkte: In
den Container wurden keine leeren Pullen geschmissen,
sondern jemand wühlte angestrengt darin herum. Plötzlich
musste ich daran denken, wie ich mir als Kind durch emsiges
Sammeln von Altstoffen ein kleines Vermögen verdient hatte.
[Sero = "Sekundärrohstoffe"]
Das Zauberwort, mit dem man in der DDR Flaschen in
Kleingeld verwandelte, hieß Sero. Sekundärrohstoffe wie
Papier, Gläser, Flaschen, Schrott, Lumpen, Plaste und
Elaste gaben die Menschen in den Sero-Sammelstellen ab und
erhielten pro Stück oder Kilogramm einige Pfennige dafür.
Es hieß, die zahnlosen Leute, die dort arbeiteten, kämen
direkt aus dem Knast in Rummelsburg und sollten durch
diesen grauenvollen Job wieder in die Gesellschaft
eingegliedert werden.
In dem alten ausrangierten Lkw-Anhänger direkt an der
Büschingstraße in Ostberlin stank es stets muffig und nach
Alkohol. Der Planwagen mit dem Sero-Logo war irgendwann
wie ein Fremdkörper zwischen all den zehngeschossigen
Hochhäusern mitten auf dem Gehweg abgestellt worden.
Tätowierter Hüne mit Alkoholfahne
Zu dem Wagen gehörte Herr Lepro. Unrasiert, die Haare
klebrig über die Stirn gekämmt und stets übellaunig saß
der tätowierte Hüne auf den Stufen der rostigen Treppe,
die zu seinem Bauwagen hinaufführte und blickte uns böse
an. Er hatte gewisse Ähnlichkeit mit dem Riesen aus der
beliebten Kinderserie "Spuk unterm Riesenrad". Dort
stellten sich aber Hexe, Zwerg und auch der Riese schnell
als liebenswerte Zeitgenossen heraus. Bei Herrn Lepro war
dies nicht der Fall. Der Alkoholgestank im Inneren seines
Wagens ging nicht nur von Hunderten leerer
Schnapsflaschen, sondern wohl auch von seinen Atemwegen
aus. Seine sozialistische Aufgabe war es, Altstoffe von
braven Bürgern gegen Geld anzunehmen und sie in die
volkseigene Produktion zurückzuführen.
Vorher war unsere Altstoffannahme "jwd", also "janz weit
draußen" gewesen. Als der Wagen über Nacht plötzlich an
dieser Stelle aufgebaut worden war, freuten sich Benny und
ich. Schließlich mussten wir immer Vaters Schnaps- und die
bulgarischen Rotweinpullen unserer Mami entsorgen. Mein
kleiner Bruder ging jedoch nur wenige Male zum
Altstoffmann. Klar sah der Typ finster, gemein und
hinterhältig aus, aber dass Benny gar nicht mehr
einschlafen konnte und Alpträume bekam, wenn er an den
Lepro dachte, fand ich ein bisschen übertrieben. Na gut:
Ich hatte Schiss vorm Wäschemann.
Mit seinen dicken Oberarmen stapelte Lepro Papier, Pappe,
Schrott und Lumpen bis unters Dach und ließ Flaschen und
Gläser in riesigen Kisten verschwinden. Da ich nie
mitbekam, wann der Wagen geleert wurde, stellte ich mir
immer vor, wie Herr Lepro des Nachts mit riesigen
Rucksäcken voller Altstoffe durch Berlin zum zentralen
Sero-Hof stiefelte, um sie dort brüllend bei anderen
tätowierten Monstern abzuliefern.
Pionierauftrag auf einen Schlag übererfüllt
Natürlich mussten Altstoffe auch regelmäßig für die Schule
gesammelt werden, um die Einnahmen Kindern in Angola,
Vietnam und Nicaragua zu schicken. Papier, Schrott und
Schnapsflaschen für den Frieden konnten montags ab 7.30 Uhr
im Altstoffkeller der Schule abgegeben werden und wurden von
den verantwortlichen Schülern in Listen eingetragen - 100
Soli-Punkte brauchte jeder Schüler im Jahr. Wir staunten
nicht schlecht, als wir mit einer einzigen großen Fuhre
Altpappe - einem Geschenk von Bommels Mutter, die
Bibliothekarin war - unseren Pionierauftrag des Jahres 1981
bereits übererfüllt hatten. Ab jetzt konnten wir die Sachen
also komplett in eigenes Taschengeld umwandeln und
schleppten die nächsten Pappen zum Altstoffhändler.
Mürrisch drückte uns Herr Lepro zehn Mark in die Kinderhände
- jedem! So entstand ein ziemlich ungewöhnliches Hobby für
einen Elfjährigen: Altstoffsammeln! Jeder Betrag über zwei
Mark war für uns eine unglaubliche Summe, und wir hatten
durch unseren ersten Zehner Blut geleckt.
Wir grasten den kompletten Wohnblock ab, klingelten an jeder
Tür und fragten: "Haben Sie Altstoffe?" Natürlich bekamen
wir unsere bunten Stoffbeutel und Netze fast überall prall
gefüllt. Viele Leute waren einfach zu faul, die Sachen
selbst wegzubringen. Und die Menschen soffen zu unserer
Überraschung alle so viel wie unsere Väter. In fast jedem
Haushalt gab es hinter einem Vorhang eine Abstellnische mit
Dutzenden weißer Schnaps- und grüner Weinpullen.
Vor dem fiesen Altstoffhändler Lepro verloren wir langsam
unsere Scheu. Wir merkten, dass auch für ihn dieses Geschäft
mehr als gut zu laufen schien. Besonders scharf war er auf
Zeitschriften, Papier- und Buchlieferungen. Erst Jahre
später, als auch ich nach Westzeitschriften, Postern und
verbotenen Büchern gierte, wurde mir bewusst, wie viel Kohle
er damit nebenher gemacht haben musste.
Westzeitungen gegen DDR-Geld
Wir entwickelten eine symbiotische Geschäftsbeziehung: Er
bekam seine Westliteratur und wir unsere ostdeutschen
Aluminumchips, also DDR-Geld. Wir handelten einmalige
Privilegien aus und mussten so nicht mehr die ollen
Metallringe an den Flaschenhälsen mit dem verrosteten
Schraubenzieher selbst abschlagen, nicht mehr um jedes Gramm
Papier feilschen - es wurde auch mal aufgerundet.
[Eine Handkarre]
An einem kühlen Herbsttag - wir hatten ihn gerade wieder
beliefert und abgerechnet - sagte Herr Lepro, dass er noch
etwas für uns hätte. Wie immer roch er ein wenig süßlich
nach Alkohol, aber seine rot unterlaufenen Augen deuteten so
etwas wie ein Leuchten an. Er ging die Treppe hinunter nach
draußen vor den Altstoffwagen, öffnete den Kofferraum eines
dunklen Lada und stellte uns grimmig lächelnd einen riesigen
selbstgebauten Bollerwagen vor die Füße: "Na, wat sagt ihr
nun, Jungs?" Der wahrscheinlich freundlichste
Sero-Mitarbeiter der Welt strahlte.
[Recycling-Gruppen: Sektoren werden abgesteckt]
Mit der neuen Handkarre konnten wir plötzlich viel längere
Strecken bewältigen und uns endlich auch in andere
Stadtteilecken wagen. Nur ein einziges Mal, in Höhe des
Hotel Berolina, trafen wir die wesentlich älteren Jungs der
Konkurrenz, die uns klarmachten, dass wir dort überhaupt
nichts zu suchen hätten. Die restlichen endlosen Häusermeere
gehörten uns allein. Vom S-Block bis zum Scheppert-Eck, vom
Leninplatz bis zum Märchenbrunnen reichte nun unser
Altstoffmonopol.
[Ankündigungen in der Nachbarschaft - und es
funktioniert]
Wir ließen meine Mutter per Schreibmaschine Zettel
schreiben, auf denen stand: "Die jungen Pioniere kommen am
22.09.1981 zum Altstoffsammeln in Ihr Haus. Bitte stellen
Sie Flaschen, Gläser und Altpapier im Müllschluckerraum
bereit." Auf die Mieter in unserer Gegend war in der Regel
Verlass - die Räume waren am gewünschten Tag immer
rappelvoll, als hätten sie am Wochenende extra für uns ihre
noch halbvollen Pullen ausgesoffen.
Malheur im Feierabendverkehr - [der überladene
Handwagen kippt um]
An einem kühlen, regnerischen Herbstnachmittag hatten wir
geschuftet wie noch nie. Unser Wagen war vollkommen
überladen, und wir mussten beim Transport die gestapelten
Papierpakete, Flaschen und Gläser an der Seite festhalten
und gleichzeitig mit schier unmenschlicher Kraft ziehen, um
das Gefährt in Richtung Altstoffhändler zu bewegen.
Natürlich krachte der Wagen mit einem riesigen Knall
ausgerechnet auf der viel befahrenen, vierspurigen
Mollstraße auf die Seite. Überall lagen zersplitterte
Flaschen Nordhäuser Doppelkorn, kaputte Spreewälder
Gurkengläser rollten in Richtung Bordsteinkante und ein
dickes Paket gebündelter "Neuer Deutschlands" fiel
auseinander. Und das im Feierabendverkehr.
Schnell bildete sich ein langer Stau wütend hupender Autos.
Eigentlich alles kein Problem, doch ausgerechnet meine
Mutter hatte das Malheur aus dem Fenster des neunten Stocks
beobachtet. Wütend stand sie wenig später mit unserem Besen
bewaffnet neben uns und schrie mich an: "Womit habe ich das
alles verdient?" Zum Glück sagte Bommel energisch:
"Vielleicht würden Sie uns erst einmal helfen, die Sachen
von der Straße zu schaffen, Frau Schubert."
Inzwischen hatte sich auf beiden Spuren in Richtung Alex ein
langer Stau gebildet. Die widerlich quäkende Trabi-Hupe war
aus mehreren Fahrzeugen zu hören. Ein älterer Herr mit
Schiebermütze stieg aus dem Wagen und beschimpfte meine
Mutter. Eine jüngere Passantin half uns dabei, die überall
verstreut liegenden Zeitungen und Bücher, Gläser und
Flaschen auf die gegenüberliegende Seite zu schleppen, und
eine ältere Dame hantierte wie wild mit unserem Besen herum.
Nicht wenige im zweiten Gang vorbeischleichende
Wagenbesitzer zeigten uns einen Vogel.
Rekorderlös für die "Altstoff-Mafia"
Trotz der vielen Scherben am Straßenrand und einer wirklich
mies gelaunten Mutter: Für diese einzige Lieferung bekamen
wir genau 96 Mark! Das war Rekord für uns, die legendäre
"Altstoffmafia".
Erst mit 14 stellte ich überrascht fest, dass ich mir von
dem Geld überhaupt nichts Vernünftiges kaufen konnte. Bei
der Währungsunion 1990 waren deshalb noch 1.500 Mark vom
damaligen Altstoffgeld übrig, die ich 1:1 in Westgeld
umgetauscht bekam - vielen Dank Herr Kohl, Herr Lepro und
Sero. Kurz nach dem Mauerfall war der Planwagen zwischen
unseren Häusern so plötzlich verschwunden, wie er gekommen
war. Den "Herrn der Altstoffe" sah ich im Leben nie wieder.
>
Bildertexte:
Bild 1: <Sammeln an Schulen: Seit Beginn
des Schuljahres 1986 war der Sero-Schülerexpress im
wöchentlichen Wechsel an den acht Schulen der Kreisstadt
Waren unterwegs. Flaschen, Gläser und Altpapier wurden von
Lehrern und Schülern gesammelt und regelmäßig
abgegeben.
Signatur im Bundesarchiv: Bild 183-1986-1015-313
Bild 2: Mobile Abgabestelle: Kinder und
Erwachsene liefern am 27. September 1983 Altstoffe bei einem
Sero-Mobil ab. Der mobile Aufkaufwagen für Sekundärrohstoffe
bot auch Informationsmaterial über die Verwendung der
Altstoffe an. Rund 45 Prozent des Altpapiers, das in der
Volkswirtschaft wieder eingesetzt wurde, kam aus Haushalten.
Signatur im Bundesarchiv: Bild 183-1983-0927-003
Bild 3: Altglas-Abgabe: Um den DDR-Bürgern
die Abgabe von Altstoffen zu erleichtern, waren insgesamt 17
Sammelwagen in Berlin unterwegs. Die Wagen standen meist
zwei Tage lang an derselben Stelle, wie hier am 11. Oktober
1974 im Stadtbezirk Mitte in der Berolinastraße. Rechts an
der Tür hängt eine Preisliste für die wertvollen
Sammelgüter. Ein Kilo Papier brachte in den Achtzigern etwa
30 Pfennig, eine Flasche meist nur fünf Pfenning.
Signatur im Bundesarchiv: Bild 183-N1011-011
Bild 4: Revier von oben: Das Einzugsgebiet
der "Altstoff-Mafia" von Marko Schubert reichte vom
Leninplatz über S-Block, U-Block, Mollstraße bis hin zur
Hans-Beimler-Straße. Die Luftaufnahme vom 20. September 1990
zeigt das Gebiet um die Mollstraße.
Bild 5: Altstoff-Pioniere: Marko Schubert,
rechts, mit seinem kleinen Bruder Benny um 1983. Die beiden
freuten sich über die Sero-Sammelstelle nahe ihres
Wohnblocks in Ostberlin und sammelten in den achtziger
Jahren fleißig Papier und Glas in der Nachbarschaft. Die
Gewinne ihrer "Altstoff-Mafia" investierten sie am liebsten
in Fußball-Wimpel.
Bild 6: Sammeln, Ordnen, Abgeben: FDJler
der 8. bis 10. Klassen der Oleg-Koschewoi-Oberschule des
Stadtbezirks Friedrichshain sortieren im Januar 1981
Flaschen und Gläser. Im Vorjahr hatten die Schüler der
Oberschule insgesamt 9343 Mark durch das Sammeln von
Sekundärrohstoffen eingenommen und auf das Solidaritätskonto
überwiesen. Signatur im Bundesarchiv: Bild
183-Z0130-031
Bild 7: Fleißige Sammler: Die Jungen
Pioniere der 18. Oberschule in Berlin-Lichtenberg sind auch
in ihren Winterferien aktiv. Mit den gesammelten Altstoffen
nehmen sie am "Mach mit"-Wettbewerb teil. Signatur im
Bundesarchiv: Bild 183-L0217-020
Bild 8: Altglas aus der DDR: Während
Gläser, Papier und Pappe zu Marko Schuberts
"Lieblingsaltstoffen" zählten, brachten ihm Schnapspullen
relativ wenig Geld ein. Doch am Ende machte es die Menge.
Und die Menschen in Marko Schuberts Viertel tranken viel
Schnaps.
Bild 9: Da hatte er was gut: Die
Sparbucheinträge von 1984 belegen die beträchtlichen Erlöse,
die Marco Schubert und sein Freund durch das Sammeln von
Sekundärrohstoffen scheffelten. "Nach einer guten Tour
gingen wir in die Sparkasse an der Mollstraße und zahlten
die Gewinne direkt ein", erinnert er sich.
Bild 10: Wöchentliche Abgabe an der Schule:
Jeden Dienstag trafen sich die Schüler der Klasse 5c der 48.
Oberschule Berlin-Lichtenberg zum Altstoff-Abgabetag in der
Hans-Loch-Straße. Der Erlös wurde für Solidaritätsspenden
und die Klassenkasse verwendet. Signatur im
Bundesarchiv: Bild 183-U0404-022>
========
5.7.2017: Manche DDR-Waren gab es nur in der BRD
zu kaufen - die Rolle des Satellitenfernsehens gegen das
DDR-Regime
aus: Bericht von Kommunikationspartner R.J. aus Schweden,
Ex-Franken, 5.7.2017
"stra-SAT-TV aus Luxemburg (was geringere, deshalb
unauffällige Parabolgrösse ermöglicht hat) hat zweiffellos -
neben Polens Soldarnosc - erheblich den Niedergang der
DDR-UDSSR bewirkt - weil die Leut im Osten dadurch West-TV
sehen haben können: das Einkaufsparadies dort (wofuer die im
Osten gearbeitet haben, selber die von ihnen produzierten
Waren aber nicht kaufen konnten!)."
========
11.10.2017: Kindsmissbrauch in der DDR:
Opfer waren zum Schweigen verpflichtet - "Wiedereinpassung
des Täters ins Kollektiv" war die Massnahme - keine
Aufklärung, Lösung, Hilfe - und in Heimen und Werkhöfen
nochmals missbraucht
Kindesmissbrauch in der DDR: Opfer mussten schweigen denn
– „sexuellen Missbrauch gab es in der DDR offiziell nicht“
http://www.epochtimes.de/politik/deutschland/kindesmissbrauch-in-der-ddr-opfer-mussten-schweigen-denn-sexuellen-missbrauch-gab-es-in-der-ddr-offiziell-nicht-a2237779.html
"Epoch Times11.
October 2017 Aktualisiert:
11. Oktober 2017 11:47
"Für Betroffene war es regelrecht
unmöglich, über ihre Erfahrungen zu sprechen, da es
sexuellen Missbrauch in der DDR offiziell nicht gab",
beklagt Stefanie Knorr von der Beratungsstelle für
politisch Traumatisierte der SED-Diktatur "Gegenwind".
Kindesmissbrauch ist in der DDR weitaus stärker tabuisiert
worden als im Westen. „Sexueller Missbrauch war in der DDR
ein Politikum und wurde als solches behandelt und
gleichermaßen tabuisiert“, heißt es in einer am Mittwoch
vorgelegten Expertise im Auftrag der Unabhängigen Kommission
zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs.
Der Analyse liegen 250 Fälle von Betroffenen zugrunde. Es
sei um Bestrafung, Disziplinierung und Wiedereinpassung
des Täters ins Kollektiv gegangen, „nicht um
Aufklärung, Lösungsangebote oder gar Hilfen insbesondere
für die Betroffenen“, lautet das Fazit. Abweichendes oder
kriminelles Verhalten galt demnach in erster Linie als Angriff
auf den sozialistischen Staat – und nicht auf
das Opfer.
„Für Betroffene war es regelrecht unmöglich, über ihre
Erfahrungen zu sprechen, da es sexuellen Missbrauch in der
DDR offiziell nicht gab“, erklärte Stefanie Knorr von der
Beratungsstelle für politisch Traumatisierte der
SED-Diktatur „Gegenwind“ und eine der Autoren.
Professionelle Begleitung und Therapien habe es nicht
gegeben. „Die sozialistische Persönlichkeit hatte frei von
psychischen Auffälligkeiten zu sein“, erklärte Knorr.
Langes Schweigen wirkt bis heute
Dieses „lange Schweigen“ wirke bis heute nach, erklärte
die frühere Bundesfamilienministerin Christine Bergmann
(SPD), die der Aufarbeitungskommission angehört. Viele
Betroffene könnten nicht über den erlebten Missbrauch
reden und fühlten sich „noch immer stigmatisiert“.
[Der mehrfache, sexuelle Missbrauch: Zuerst zuhause -
und dann im Heim oder auf dem Werkhof]
In den schriftlichen Berichten und vertraulichen
Anhörungen von Opfern fällt demnach auch eine Mehrfachbetroffenheit
auf. So kam es zum Beispiel vor, dass Mädchen und Jungen
ein auffälliges Verhalten aufgrund sexuellen Missbrauchs
in der Familie entwickelten und daraufhin in ein Heim oder
einen sogenannten Jugendwerkhof eingewiesen wurden, wo sie
erneut sexueller Gewalt ausgesetzt waren. Die
Kontaktaufnahme nach draußen war von dort besonders
schwierig, so dass Betroffene kaum Hilfe erwarten konnten.
[Vergewaltiger auch beim Ministerium für
Staatssicherheit]
Täter, die für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS)
arbeiteten, wurden demnach zunächst aus dem Staatsdienst
entlassen und bekamen einen zivilen Beruf, ehe sich
Gerichte mit ihren Taten befassten. Die Zugehörigkeit zum
MfS sollte in den Ermittlungsakten nicht erkennbar sein.
Teilweise schuf das MfS den Tätern nach der Haftentlassung
neue Legenden und setzte sie dann weiter als Inoffizielle
Mitarbeiter ein.
„Missbrauch in DDR-Heimen“ - [es fehlt die
Gleichstellung zu anderen Opfern von Gewalt]
Auf einer öffentlichen Anhörung zu sexuellem
Kindesmissbrauch in der DDR sollten am Mittwoch in Leipzig
Betroffene und Experten aus Politik, Wissenschaft und
Praxis zu Wort kommen. Corinna Thalheim,
Vorstandsvorsitzende der Betroffeneninitiative „Missbrauch
in DDR-Heimen“, forderte, die Opfer sexueller Gewalt allen
anderen Opfern des DDR-Regimes gleichzustellen. „Die
sexuelle Gewalt in den Heimen findet bisher keine
beziehungsweise wenig Beachtung.“ Zudem gebe es bis heute
zu wenige Fachberatungsstellen für die Betroffenen.
Die Kommission hatte im Mai 2016 ihre Arbeit aufgenommen.
Sie untersucht sämtliche Formen von sexuellem
Kindesmissbrauch in der Bundesrepublik und in der DDR.
(afp)"
========
18.12.2017: DDR war total überwacht und
terrorisiert
Angabe von Ro.W., Facebook
Merkel ist auf jeden
Fall eine Spezialistin des Sozialismus, die DDR
war sehr viel besser überwacht, als das NS
Regime, dagegen war dieses ein Freiluft
Sozialismus..D. hatte nach Weltkrieg 2, bis zur
"Wiedervereinigung", die höchste
Geheimdienstmitarbeiter- Dichte des gesamten
Globus...
========
18.9.2018: Lehrbücher aus der
DDR und der Sowjetunion waren methodisch super
Angabe von Kommunikationspartner RJ, Ex-Franken, heute
Schweden:
"Die Bevölkerung, die
Menschen der ehemaligen DDR kenne ich teilweise
und schätze sie als wunderbare Personen ein -
wie auch die wenigen Russen, ua. ueber
Erzählungen meiner Mutter - und einem Lehrer per
dessen Berichten aus der Kriegsgefangenschaft.
Als Student hab ich Lehrbuecher aus der DDR am
meisten geschätzt, weil die am verständlichsten
und klarsten formuliert waren.
Da hat man richtig 'mit' gehen können.
Das hat Physikbuecher und Mathematikbuecher
betroffen. Mathematikbuecher dann auch aus der
damaligen Sowjetunion ins Deutsche uebersetzt,
ua. den 'Fichtenholz'.
Pädagogisch war das einfach besser als der
Schrott der einem im Westen teilweis vorgesetzt
war, weils ja immer um den Abverkauf gehen hat
muessen. Und die Relativitätstheorie um die sich
alles drehen hat sollen.
Aber auch sonst stiess ich auf viele kluge
Buecher aus der DDR und Sowjetunion."
========
24.9.2018: Die Stasi-Mobilmachung im
Ernstfall gegen neuen Volksaufstand nach 1953 - der
"Vorbeugekomplex" für Oppositionelle bis 1989 - Schlösser
als Isolationszentren
Direktive 1/67 – „Honeckers unheimlicher Plan“
http://brd-schwindel.ru/direktive-167-honeckers-unheimlicher-plan/
<von ET
Direktive 1/67“
steht auf dem braunen Hefter. In der rechten Ecke
prangt der Stempel „Geheime Kommandosache“. Über die
Mobilmachung im Ernstfall innerhalb der DDR-Stasi
haben die Berliner Filmemacher Katharina und Konrad
Herrmann eine Dokumentation gedreht, die am 1. Oktober
zu sehen sein wird.
Besonders brisant ist
dabei die geplante Inhaftierung von Oppositionellen in
Isolierungslagern. Über dieses Kapitel der DDR haben nun
die Berliner Filmemacher Katharina und Konrad Herrmann
eine Dokumentation gedreht. Ausgestrahlt wird der Film
„Honeckers unheimlicher Plan“ am kommenden Montag (1.
Oktober) um 23.30 Uhr im Ersten.
Vor etwa zwei Jahren
stießen die Dokumentarfilmer in einem Newsletter des
Bundesbeauftragten für Stasiunterlagen auf das Thema.
Dem ersten Hinweis folgte eine monatelange Suche in
den Archiven. Ziel der Direktive war es seinerzeit,
einen Volksaufstand wie am 17. Juni 1953 schon im Keim
zu ersticken. Der Plan sollte deshalb im Falle von
Krisen in der DDR-Gesellschaft potenzielle
Staatsgegner sofort durch Verhaftung und Isolierung
zum Schweigen bringen.
Ein
spezielles Codewort an alle 211
Kreisdienststellen des Ministeriums für Staatssicherheit
(MfS) im Land sollte am „Tag X“
eine ungeheure Maschinerie in Gang setzen.
Im „Vorbeugekomplex“ wurden bis zum Herbst 1989
durch das MfS 85 000 DDR-Bürger geführt. Im Ernstfall
hätten sie innerhalb von 24 Stunden verhaftet und
isoliert werden können.
Ins Visier gerieten Ausreisewillige,
Friedens- und Ökoaktivisten, Bürgerrechtler,
regimekritische Schriftsteller wie auch politisch
unsichere Betriebsdirektoren. Anhand der
Stasi-Dokumente sowie von Zeitzeugenberichten
rekonstruiert der Film dieses gewaltige Planspiel von
erschreckender Präzision. Einer dieser
„Staatsfeinde“ ist Rudolf Keßner aus Weimar. Der
Schriftsetzer nutzte sein Ladenschaufenster als
„Alternative-Litfaßsäule“, um über Wehrdienst oder
Rechte und Pflichten von Ausreisewilligen aufzuklären.
Im Film sagt er:
„Wir waren ganz normale
Leute, die für Veränderung, für normale demokratische
Veränderungen waren, normal leben und nicht
eingemauert sein wollten“.
In der Erklärung der
Stasi-Akten heißt es:
„K. tritt als
Organisator des politischen Untergrunds auf…“.
Für K. planten sie
die Isolierung auf Schloss Beichtlingen in der Nähe
Erfurts.
Die Filmemacher wollten
auch die „Gegenseite“ hören. Doch von den ehemaligen
Mitarbeitern der Stasi seien sie radikal abgeblockt
worden, sagt Konrad Herrmann. Trotzdem konnten für das
Projekt zwei SED-Kenner gewonnen werden, die einen
Einblick in die Denkweise der damals Verantwortlichen
geben.
Für Katharina und
Konrad Herrmann ist ihre Dokumentation ein Stück
DDR-Geschichte.
„Wir haben den Film für
die jungen Zuschauer gemacht, die sich mit dem
Phänomen Diktatur auseinandersetzen wollen, für
jene, die in der DDR gelebt haben und sich vielleicht
Fragen nach den Gründen für Handlungen stellen und für
alle, die deutsch-deutsche Geschichte differenzierter
verstehen wollen“, sagt die Produzentin.
Freuen würde es die
Dokumentarfilmer, wenn „Honeckers unheimlicher Plan“ zum
Dialog der Generationen beitragen könnte. Bei der
Beschäftigung mit dem Thema sei ihnen bewusst geworden,
was es bedeutet in einer Demokratie zu leben, frei seine
Meinung äußern zu können und ein Leben zu führen, wie
man es will.
„Unser Film erzählt von
Menschen, die dafür von der Stasi beobachtet und zu
Feinden der Gesellschaft erklärt wurden“, sagt der
Regisseur. (dpa)>
========
26.9.2018: Neuer Film über die Flucht aus
der DDR mit einem Ballon
DDR-Drama: Mit dem „Ballon“ auf der Flucht in die
Freiheit
https://www.krone.at/1778616
<Ballonfahren ist ein Spiel mit dem Feuer -
noch dazu unter widrigen Umständen: Thüringen
1979. Die Familien Strelzyk (Friedrich Mücke,
Karoline Schuch) und Wetzel (David Kross, Alicia
von Rittberg) wollen mit ihren Kindern mit
einem selbstgenähten Heißluftballon die rund 60 km
in den Westen überwinden. Es ist dies der zweite
Versuch. Als Stasi-Oberstleutnant Seidel (Thomas
Kretschmann) einen Tipp von einer Stoffverkäuferin
bekommt, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.
Michael Bully Herbig, bislang auf Komödien
spezialisiert, hat die wahre Geschichte einer
spektakulären DDR-Flucht als spannenden Thriller
verfilmt, die in einem nervenaufreibenden
Showdown mit Kampfhubschraubern gipfelt.
Viel mehr als heiße Luft, sind doch auch die
Charaktere fein ziseliert. „Bully-Parade“ war
gestern!>
========
1.11.2018: DDR-Kindergefängnis: Staatsanwaltschaft
untersucht Todesfälle im ehemaligen DDR-Durchgangsheim
Bad Freienwalde
========
1.3.2019: STASI überwachte auch die Kripo in
West-Berlin:
Stasi der DDR überwachte auch die Kriminalpolizei in
West-Berlin
Die Staatssicherheit
der DDR überwachte auch die Kriminalpolizei im Westteil
Berlins. Auch spätere RAF-Mitglieder wurden beobachtet.
Mehr»
========
8.5.2019: Proteste gegen Honecker-Regime
kamen aus gefälschten Kommunalwahlen:
„Eine nicht notwendige Dummheit“: Wie und warum die
DDR-Kommunalwahl 1989 gefälscht wurde
https://de.sputniknews.com/politik/20190508324906722-ddr-kommunalwahl-faelschungen-proteste/
<Tilo Gräser
Die DDR-Kommunalwahlen am 7. Mai 1989 hatten
vorgegebene Ergebnisse. Diese Wahlfälschung gilt
allgemein als einer der Auslöser vor 30 Jahren für die
Proteste der DDR-Bürger gegen die Partei- und
Staatsführung. Zeitzeugen haben in Berlin daran
erinnert. Dabei wurde auch ein hohes Maß an subjektivem
Empfinden offenbar.
Die DDR-Kommunalwahlen am 7. Mai 1989 hatten
vorgegebene Ergebnisse. Diese Wahlfälschung gilt
allgemein als einer der Auslöser vor 30 Jahren für die
Proteste der DDR-Bürger gegen die Partei- und
Staatsführung. Zeitzeugen haben in Berlin daran
erinnert. Dabei wurde auch ein hohes Maß an subjektivem
Empfinden offenbar.
Stefan Müller wurde 1989 von der DDR-Staatssicherheit
mehrmals verhaftet. Er hat damals gemeinsam mit Freunden
und anderen Aktivisten in Berlin auf die gefälschte
Kommunalwahl vom 7. Mai des Jahres in der DDR aufmerksam
gemacht. Das geschah an jedem 7. der Folgemonate und im
September 1989 auf dem Alexanderplatz. Dort wurden sie
von Mitarbeitern der Staatssicherheit wieder verhaftet,
was laut Müller ziemlich brutal geschah. Ihm wurde der
rechte Arm gebrochen, wie er sich am Dienstag erinnerte.
Gemeinsam mit Evelyn Zupke, einer Aktivistin aus
Berlin-Weißensee, berichtete der Berliner, wie er vor 30
Jahren auf die Wahlfälschung aufmerksam zu machen
versuchte. Gemeinsam mit der Historikerin Anja
Schröter und dem „Spiegel“-Journalisten Peter
Wensierski sprachen beide über die letzten
DDR-Kommunalwahlen in Berlin und deren Folgen.
„Keinen Bock mehr auf den Mist“
Der heutige Sozialarbeiter Stefan Müller sagte, er habe
damals jede Möglichkeit gesucht, um das „marode System“
der DDR zu ärgern. „Wir sind junge Leute gewesen,
wollten an den Veränderungen beteiligt werden und sind
ausgegrenzt worden.“ So beschrieb er die damalige
Stimmung in seinem Freundeskreis, der vor allem aus
Wehrdienst-Totalverweigerern bestanden habe. „Wir hatten
keinen Bock mehr auf den Mist.“ Sie hätten den
DDR-Funktionären und -Mächtigen zeigen wollen: „Ihr
nervt uns und habt das Land runtergeritten!“
Er sei nicht kirchlich gewesen, obwohl sein Vater
Pastor war. Aber da die Kirchen in der DDR der einzige
Ort waren, wo sich oppositionelle Gruppen treffen
konnten, sei er mit zum „Friedenskreis“ in
Berlin-Weißensee gegangen. Den hatte Evelyn Zupke mit
anderen organisiert, wo die beiden dann aufeinander
trafen.
Mit anderen, unter ihnen ein „Inoffizieller
Mitarbeiter“ (IM) der Staatssicherheit, haben sie sich
damals darauf vorbereitet, die Stimmauszählungen am 7.
Mai 1989 zu beobachten. Das war nach dem DDR-Wahlgesetz
möglich, wurde ihnen aber mit zum Teil absurden
Begründungen erschwert. Gemeinsam organisierten sie
danach die Proteste gegen die offiziell verkündeten,
falschen Ergebnisse.
Offensichtlich falsches Ergebnis
Was beide aus ihrer Erinnerung berichteten, das gehörte
zu den DDR-weiten Protesten nach der Kommunalwahl im Mai
1989. Die war, laut Historikerin Schröter, ein
Katalysator für die gestiegene Unzufriedenheit und die
zunehmenden Proteste in der DDR-Bevölkerung. Dazu trug
bei, dass Egon Krenz, Leiter der zentralen
Wahlkommission, am Abend des 7. Mai 1989 verkündete,
98,85 Prozent der Wahlberechtigten hätten mit Ja für die
Einheitsliste der „Nationalen Front“ gestimmt, und es
hätte nur 1,15 Prozent Nein-Stimmen gegeben.
Doch das war eine offensichtliche Falschmeldung, denn
Wahlbeobachter in zahlreichen DDR-Städten hatten
festgestellt, dass es bis zu zehn Prozent Nein-Stimmen
gab. In Berlin-Weißensee wurden beispielsweise amtlich
1.011 Nein-Stimmen bei 42.007 gültigen Stimmen für den
Wahlvorschlag verkündet, wie Müller und Zupke am Dienstag
berichteten. Sie präsentierten ihre damalige Auswertung,
nach der es in 66 von 67 Wahllokalen 2261 Nein-Stimmen und
25.797 Ja-Stimmen gegeben hatte. Auch sei offiziell die
Wahlbeteiligung deutlich höher angegeben worden, als sie
tatsächlich war.
Wahlkabinen im Abseits
Moderator Wensierski ließ sich im
„Stasi-Unterlagenarchiv“ im ehemaligen Ministerium für
Staatssicherheit (MfS) von den beiden Aktivisten
erklären, wie diese Wahl nach bewährtem DDR-Muster
funktionierte. Dazu habe es einen Wahlzettel mit einer
Einheitsliste von Kandidaten der „Nationalen Front“
gegeben. In dieser waren die fünf Parteien der DDR,
allen voran die SED, zusammengefasst.
Traditionell mussten und konnten die Wähler auch im Mai
1989 nicht zwischen verschiedenen Kandidaten wählen. Sie
sollten eigentlich nur den Wahlzettel falten und in die
Wahlurne einwerfen, was als Ja-Stimme gewertet wurde.
Zwar habe es in den Wahllokalen auch Wahlkabinen
gegeben, erinnerte Zupke. Aber die hätten so gestanden,
dass alle, die sie benutzen wollten, einen längeren Weg
vor den Augen der offiziellen Wahlhelfer bewältigen
mussten.
Das habe dazu geführt, dass viele die Kabinen gar nicht
erst benutzten, so Zupke. Dazu habe „eine gehörige
Portion Mut“ gehört, behauptete Moderator Wensierski.
Zupke meinte, wer das tat, hätte danach Ärger bekommen.
Der Autor dieser Zeilen hat das nach der Wahl am 7. Mai
1989 nicht erlebt, nachdem er die Wahlkabine benutzte
und in dieser mit „Nein“ stimmte. Allerdings lag dafür
in der Kabine tatsächlich nur ein Bleistift aus.
Wahlergebnis auf Anordnung von oben
Allerdings war es nicht so einfach, eine gültige
Nein-Stimme abzugeben. Wer nicht alle Namen der
Kandidaten einzelnen durchgestrichen hatte und sein
„Nein“ anders kundtat, dessen Wahlzettel wurde als
Ja-Stimme gezählt, berichteten die Zeitzeugen am
Dienstag. Sie wollten damals mit ihrer vorbereiteten
Wahlbeobachtung und ihren Protesten bei den DDR-Behörden
danach auf den Betrug an den Wählern aufmerksam machen
und die DDR-Bürger wachrütteln, wie sie erklärten.
Die falschen offiziellen Ergebnisse kamen auf Anordnung
von oben zustande. In Ost-Berlin hatte der damalige
Oberbürgermeister Erhard Krack von der SED den
Stadtbezirken bereits vor dem Wahltag die Prozente der
Ja-Stimmen vorgegeben. Ähnliches ist aus den anderen
DDR-Bezirken bekannt geworden. Auch die Reaktionen auf
die erwarteten Proteste gegen die Ergebnisse seien
vorbereitet worden, berichteten die Podiumsteilnehmer am
Dienstag. So habe Staatssicherheitsminister Erich Mielke
persönlich vorgegeben, wie die Antworten auf die
Eingaben von Bürgern zu formulieren seien.
©
Sputnik / Tilo Gräser
von
links: S. Müller, Dr. A. Schröter, E. Zupke und
Moderator P. Wensierski
Krenz heute: „Nicht notwendige Dummheit“
„Das war natürlich eine Dummheit, die wir selbst zu
verantworten hatten.“ So kommentierte 30 Jahre später der
damalige Leiter der DDR-Wahlkommission Egon Krenz
gegenüber Sputnik die Wahlfälschung. Er verwies darauf,
dass das DDR-Wahlgesetz noch aus den 1950er Jahren stammte
und nicht mehr zeitgemäß war.
„Die Sache wäre überhaupt nicht
notwendig gewesen. Ein anderes Ergebnis hätte überhaupt
nichts an den Machtverhältnissen in der DDR geändert.“ Das
sei zwar korrigierbar gewesen, habe aber die Stimmung in
der DDR negativ verändert, gestand Krenz ein. Er habe aber
nicht zur Wahlfälschung angestiftet, sagte er. Das habe
ein entsprechendes Strafverfahren gegen ihn bewiesen, das
ohne Urteil gegen ihn endete. Insgesamt seien 20
DDR-Funktionäre wegen der gefälschten Wahlergebnisse vom
7. Mai 1989 in der vereinigten Bundesrepublik angeklagt
und verurteilt worden, hieß es am Dienstag.
Freie Wahlen ohne Sieg der Bürgerbewegung
Die beiden damaligen Wahlbeobachter Zupke und Müller
meinten, sie seien enttäuscht gewesen, dass dann bei den
letzten und freien Wahlen der DDR am 18. März 1990 zur
Volkskammer die Bürgerbewegten so schlecht abschnitten.
Ihre Vertreter in verschiedenen Gruppen bekamen damals
insgesamt nur knapp über fünf Prozent. Großer Sieger war
die ehemalige Blockpartei CDU mit 40,8 Prozent, bereits
von der bundesdeutschen Schwester-Partei gleichen Namens
unterstützt. Damit wurde der Weg in die schnelle Einheit
geebnet.
„Die Stimmung war: Da sind wir
wieder fünf Prozent unter uns“, erinnerte sich Müller an
den Wahlausgang. Aber ihm und seinen Freunden sei auch
klar gewesen, dass es eine demokratische Entscheidung war,
bei der sich die Mehrheit der DDR-Wähler für den Westen
entschieden habe. Er habe gedacht: „Das ist immer noch
besser, als den Osten zu behalten.“
Immer noch Angst vorm Sozialismus?
Der einstige Bürgerbewegte aus der DDR betonte wie seine
Mitstreiterin Zupke, mit Blick auf die Wahlen in diesem
Jahr, es sei wichtig, wählen zu können und zu gehen. Und
fügte hinzu, dass er neben rechten Parteien auch die aus der
SED hervorgegangene Partei Die Linke für weiterhin
„unwählbar“ halte. In deren zweiter Reihe „sitzt noch die
alte Garde“, behauptete Müller tatsächlich.
Ein ähnlich eigenartiges politisches Urteilsvermögen
hatte die einstige Aktivistin Zupke am selben Tag, Stunden
vorher, in einem Interview mit
dem Sender „Deutschlandfunk“ gezeigt. Dessen Moderator
hatte sie gefragt, was sie von den Ideen des
Juso-Vorsitzenden Kevin Kühnert halte, Konzerne wie BMW zu
kollektivieren – obwohl es um die DDR-Kommunalwahl vor 30
Jahren ging. Zupke sieht solche Gedanken als „Verhöhnung
weiter Teile der Gesellschaft der ehemaligen DDR“. Sie
wollte Kühnert am liebsten „ein Ticket nach Venezuela,
Nordkorea oder Kuba schenken, damit er sich ein Bild
machen kann über die realen Konsequenzen seiner
Fantasien“.>
Links:
Die
Abwicklung unter Kohl ab 1989 - Ostdeutschland wurde
voll verkohlt: Untergang der DDR-Wirtschaft ab 1990:
Unvermeidbar oder politisch gewollt?
Vor 30 Jahren in
der DDR: Außer „Mauerfall“ nichts gewesen?
Ein Comic auf
Zeitreise: 750mal „Mosaik“ – aus der DDR in die weite
Welt
Zentrum
„Aufbruch Ost“ statt „DDR-Museum“ – Kommission plant
Jubiläen von 1989 und 1990
========
10.5.2019:
Die politischen Opfer in der DDR sind vergessen:
Vergessen mit System: Opfer des SED-Regimes kaum noch
im Bewusstsein der Deutschen präsent
========
8.7.2019: Honecker fuhr West-Autos - Citroën
CX mit 15cm Höhendifferenz - für 80.000 Euro zum Verkauf
ausgeschrieben:
Honeckers „Nobelhobel“ zum Verkauf
https://de.sputniknews.com/panorama/20190708325401243-honeckers-auto-verkauf/
<Die DDR-Staatsführung ist Westauto gefahren; ab
1985 ließ sich Generalsekretär Erich Honecker in einem
Luxus-Citroën herumchauffieren. Nun ist dieses
Einzelstück generalüberholt zu haben – für einen stolzen
Preis.
80.000 Euro will der Verkäufer aus Wittingen auf einem
großen Gebrauchtwagenportal im Internet für die
Honecker-Limousine haben. Normalerweise bekommt man
maximal 10.000 bis 20.000 Euro für einen Citroën
CX. Allerdings hat auf den Polstern dieses
Wagens vier Jahre lang das Staatsoberhaupt der DDR
Platz genommen. Das hat seinen Preis. Wenn man bedenkt,
dass eine ZIL-Limousine des sowjetischen
Langzeit-Staatschefs Leonid Breschnew für 188.000 Euro
verkauft wurde, scheint der Preis für den
Honecker-Schlitten angemessen. Zumal der Verkäufer den
Wagen für sage und schreibe 59.000 Euro in einer auf
Citroën CX spezialisierten Reparaturwerkstatt
umfangreich restaurieren ließ.
Kult-Autos für Joint Venture
Abgesehen von der weichen, eleganten Polsterung und dem
markanten Design ist der CX wegen seiner Hydraulik Kult.
Beim Anlassen des Motors hebt sich die gesamte Karosse
erst vorn und dann hinten langsam um ganze 15
Zentimeter. Beim Parken liegt der Wagen also tief wie
ein Porsche; beim Fahren meistert das Auto jedoch jedes
Schlagloch, von denen es viele gab auf DDR-Straßen.
Citroëns Generaldirektor schenkte persönlich bereits
1978 der DDR-Führung zwei exklusive Citroën CX.
Hintergrund war, dass der französische Autoproduzent
damals ein Joint Venture mit der DDR unterzeichnet
hatte, um ein Gelenkwellenwerk in der DDR zu betreiben.
Bis zum Mauerfall 1989 kamen jedoch nur DDR-Diplomaten
in den Genuss, einen Citroën zu fahren.
„Spitzenerzeugnis der französischen Industrie“
Die Geschichte des Wagens wird von dem Verkäufer
ausführlich dokumentiert und belegt. Honeckers
Staats-Citroën stammt aus dem Jahre 1985 und hat gerade
einmal 68.000 Kilometer auf dem Tacho. Auch die
Ausstattung ist für damalige Verhältnisse top:
Automatikgetriebe mit 136 PS, ABS, elektrische
Fensterheber, elektrisch verstellbarer Seitenspiegel,
Leichtmetallfelgen, Nebelscheinwerfer, Servolenkung,
Tempomat und Zentralverriegelung, Klimaanlage.
Der Staatsratsvorsitzende soll begeistert gewesen sein
vom Citroën CX und bedankte sich bei den
westlichen Handelspartnern für dieses „Spitzenerzeugnis
der französischen Industrie“.
as>
========
19.7.2019: Mauberbau 1961: Eine Mauer ist
besser als ein Krieg - "Wiedervereinigung" 1989:
Gorbatschow hat die DDR-Kommunisten an Kohl verraten:
Ehemaliger KGB-Offizier: Die geheimste Aktion in der
DDR-Geschichte
https://de.sputniknews.com/gesellschaft/20190719325468493-geheimste-aktion-ddr-geschichte/
<Natalia Pawlowa
Im Fachjargon „Der Deutsche“ genannt, unternahm der
sowjetische Geheimdienstler Georgi Sannikow zweimal
langfristige Dienstreisen nach Deutschland. Im Gespräch
mit Sputnik berichtete er über Ereignisse, die er
während des Baus der Berliner Mauer und des Mauerfalls
miterlebt hat.
Als Veteran des Auslandsnachrichtendienstes beteiligte
er sich als Jugendlicher nach dem Zweiten Weltkrieg an
der Zerschlagung des Bandera-Untergrunds in der
Westukraine und gewann dann als Mitarbeiter des
sowjetischen Geheimdienstes wichtige Informationen über
Westdeutschland. In Berlin war Sannikow bereits während
der Errichtung der Mauer, die die Stadt teilte. So denkt
er an jenen Tag zurück:
[Der Mauerbau 1961]
„Am Morgen des 12. August 1961 rief uns der Botschafter
zusammen und sagte, dass heute Nacht die
Sektorengrenze
gesperrt werde. Er warnte, dass wir weder
unseren Ehefrauen noch unseren deutschen Freunden etwas
sagen dürften. Im Falle eines Informationsverlustes würden
Maßnahmen getroffen bis hin zum Abzug in die Heimat. Das
war für uns keine Überraschung, Gerüchte über die
Grenzsperrung waren schon seit mehreren Jahren im Umlauf.
Man befahl uns, alle Verabredungen für den Abend abzusagen
und nicht nach Westberlin zu gehen.“
Sannikow hatte an jenem Abend eine Verabredung mit der
lebenden Legende Moritz Mebel. Sie wollten schon seit
langem mit ihren Ehefrauen in ein Lokal gehen, das fast
immer voll ausgebucht war, und hatten schon Tickets für
eine Nachtshow besorgt; deshalb beschlossen sie, das
Treffen nicht abzusagen. Obwohl beide sehr gute Freunde
und absolut aufrichtig miteinander waren, erzählte
Sannikow damals nichts über die bevorstehende Aktion.
Sie war um 24 Uhr geplant, und eine Stunde vor
Mitternacht verließ er mit seiner Ehefrau unter
irgendeinem Vorwand das Lokal.
Die Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland
war unterdessen voll einsatzbereit für den Fall, dass
sich die Situation zuspitzt, aber die Grenzsperrung
verlief ungestört.
„Um 12 Uhr nachts kamen zur
Trennungslinie Militärlastwagen der Nationalen
Volksarmee der DDR mit Mitgliedern der Kampfgruppen, mit
Vertretern der ostdeutschen Arbeiterklasse. Polizeiwagen
standen entlang der Trennungslinie, es kamen
Streitkräfte der DDR. Ohne Trubel und Hektik begannen
sie, entlang der westlichen Sektorengrenze Berlins den
Stacheldraht, die sogenannte Bruno-Spirale, zu verlegen.
Es wurden auch Betonpfeiler montiert. Diese Spirale
wurde übrigens in Westdeutschland gekauft. Der Westen
hat sich also indirekt an der Aktion beteiligt.“
Laut Sannikow war das die geheimste Operation in der DDR-Geschichte.
West-Berlin war ein Dorn im Herzen der DDR
und fügte der jungen Republik und dem ganzen
sozialistischen Lager einen enormen wirtschaftlichen und
politischen Schaden zu.
[DDR-Menschen stimmten mit den Füssen ab]
„Der Flüchtlingsstrom in den Westen war ungeheuer. Vom
Oktober 1949 bis August 1961 hatte die DDR drei
Millionen Bürger verloren, die weniger aus politischen,
als vielmehr aus wirtschaftlichen Gründen nicht in dem
sozialistischen Land bleiben wollten. 1953 sind über
Berlin etwa 300.000 Menschen in den Westen geflohen,
darunter Ingenieure, Lehrer, Ärzte und Wissenschaftler.
Die Verluste für den Staatshaushalt der DDR betrugen
jährlich über fünf Milliarden Mark. Die Offene Grenze
mit West-Berlin führte zu Sabotageakten und Spionage.”
[Kennedy meint, eine Mauer ist besser als ein Krieg
- Willy Brandt soll "ruhig schlafen"]
Sannikow denkt an eine Episode zurück, die damals in
aller Munde war. Als die Grenze gesperrt wurde, weckte
der Regierende Bürgermeister von West-Berlin, Willy
Brandt, den US-Präsidenten John F. Kennedy und erzählte
ihm über die Ereignisse. Letzterer fragte, ob auch
russische Panzer an der Grenze stehen würden. Nein,
antwortete Brandt. Darauf sagte Kennedy: Na, dann können
Sie ruhig schlafen. Eine Mauer ist besser als
ein Krieg.“
[1970-1971: Berlin-Verhandlungen]
Zu jener Zeit war Sannikow in der Westberliner
Pressegruppe tätig. Zehn Jahre danach beteiligte er sich
1970-1971 als Presseattaché der Delegation des
Außenministeriums der UdSSR an den vierseitigen
Verhandlungen über West-Berlin – den ersten Verhandlungen
zwischen der Sowjetunion und den
Anti-Hitler-Koalitionspartnern USA, Großbritannien und
Frankreich.
["Wiedervereinigung" Deutschlands 1989: Gorbatschow
hat die Kommunisten in der DDR an Kohl verraten]
In seinem letzten Buch: „Durch den Krieg gehärtet. Die
Illegalen“, das 2018 den ersten Preis des
Auslandsgeheimdienstes erhielt, geht es unter anderem um
die Wiedervereinigung Deutschlands. Die sowjetische
Staatsführung hatte sich faktisch von den Ereignissen
zurückgezogen. Die Wiedervereinigung
der DDR und der BRD sei im Fahrwasser der westlichen
Politik verlaufen, und Gorbatschow habe seine
DDR-Verbündeten verraten, sagte Sannikow.
„Während der Wiedervereinigung
Deutschlands (bei uns wurde das Übernahme genannt) hatte
DDR-Staatschef Erich Honecker Gorbatschow persönlich
darum gebeten, dass die verstaatlichten Betriebe auf dem
ostdeutschen Territorium bleiben und weiter
funktionieren, dass das Offizierskorps des
DDR-Nachrichtendienstes und der DDR-Streitkräfte nicht
verfolgt wird. Es wurde weder das eine noch das andere
erfüllt. Honecker bat Gorbatschow, dieses Thema mit
Helmut Kohl zu besprechen, aber Gorbatschow hat es nicht
einmal in den Raum gestellt. Mehr noch. Auf die Frage
von Kohl, was er mit den ostdeutschen Kommunisten tun
soll, antwortete Gorbatschow: „Ich überlasse es Ihnen.“
Dann begann die Hexenjagd.“
Der Oberst des Geheimdienstes a.D., Georgi Sannikow,
wurde im März 90 Jahre alt. 1977 hatte er sich ins
Zivilleben zurückgezogen und widmete sich dem
literarischen Schaffen.>
========
========
========
13.8.2019: Mauerbau 1961 und die
verschwiegenen Gründe: Kennedy drohte mit Atombomben und
verhinderte eine gute Lösung für ALLE Berliner:
Mauerbau 1961: Was Ulbricht wirklich wollte und was der
Westen verschweigt – Historiker
https://de.sputniknews.com/gesellschaft/20190813325602840-mauerbau-was-westen-verschweigt/
Fototext: Der Historiker Prof.Siegfried Prokop
<Tilo Gräser
„Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu
errichten.“ Dieser berühmte Satz des DDR-Partei- und
Staatschefs Walter Ulbricht aus dem Jahr 1961 ist 30 Jahre
nach der Maueröffnung 1989 wieder überall zu lesen und zu
hören. Im Interview erklärt der Historiker Siegfried
Prokop, was es damit auf sich hat und warum die Mauer doch
gebaut wurde.
Professor Prokop, am 13. August jährt sich der
Bau der Berliner Mauer zum 58. Mal. In Ihrem Buch
„‘Die DDR hat‘s nie gegeben‘“ haben Sie einen Text zur
Frage „War die Mauer vermeidbar?“ veröffentlicht.
Welche Antwort haben Sie?
Ja, natürlich war sie vermeidbar. Es gab damals das
Vorhaben, einen Friedensvertrag mit der DDR
abzuschließen, wenn möglich durch alle vier Alliierten.
Dafür hatte die Sowjetunion 1958 eine Note überreicht.
Sie war auch bereit, einseitig mit der DDR einen
Friedensvertrag abzuschließen. Das wäre denkbar gewesen,
weil ja Japan und die westlichen Alliierten auch
einen separaten Friedensvertrag abgeschlossen
hatten, unter Ausklammerung der Sowjetunion. Das hätte
bedeutet, dass die DDR die volle Lufthoheit über ihr
Territorium bekommen hätte. Das heißt, alle Flugzeuge,
die nach West-Berlin fliegen wollten, hätten die
Genehmigung der DDR gebraucht bzw. hätten auf dem
Flugplatz der DDR, in Berlin-Schönefeld, landen müssen
und wären der Kontrolle der DDR-Behörden unterworfen
worden, so wie das allgemein üblich ist. Das war die
Politik, die zwischen Walter Ulbricht und Nikita
Chruschtschow abgesprochen war. Das galt von Juni 1961
bis Ende Juli 1961.
Dann gab es da eine einseitige Veränderung. Das ist heute
nicht alles vollends schlüssig vom Historiker
nachzuvollziehen, weil einige dieser Akten im Nato-Bereich
noch immer gesperrt sind. Es gibt genügend belegbare
Hinweise, dass John McCloy als Sonderbotschafter von
US-Präsident John F. Kennedy Ende Juli 1961 Nikita
Chruschtschow im Urlaub am Schwarzen Meer besucht hat und
dass dort Entscheidungen in eine andere Richtung fielen.
Diese andere Richtung ergab sich daraus, dass offenbar ein
Geheimultimatum übermittelt worden ist. Über das berichtet
Franz Josef Strauß in seinen Memoiren. Danach sollte im
Fall eines separaten Friedensvertrages und der Übertragung
der Lufthoheit an die DDR eine US-amerikanische Atombombe
auf ein sowjetisches Objekt in der DDR abgeworfen werden.
Da hat dann Nikita Chruschtschow gesagt, das wäre zu
gefährlich, es gebe jetzt nur noch die Land-Lösung. Das
hieß zunächst einmal, dass in kürzester Zeit eine
Abtrennung von
West-Berlin vorbereitet werden musste und mit
Stacheldrahtzaun erfolgt.
Diese ganze Geschichte wurde Ulbricht bei der Konferenz
der kommunistischen und Arbeiterparteien der
sozialistischen Länder in Moskau vom 3. bis 5. August
1961 übermittelt. Darüber gibt es einen ganz klaren Bericht des
Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ vom 29. November 1961.
Das kann jeder nachlesen, obwohl es jetzt vom Westen
ständig verleugnet wird. Da hat es einen Zusammenstoß
zwischen Walter Ulbricht und Nikita Chruschtschow
gegeben. Ulbricht war gegen eine solche Land-Lösung.
Warum kam es dann doch zu dieser
Grenzschließung, die später zu einer Mauer wurde?
Das ist in Moskau von den sozialistischen Ländern, die
im Warschauer Vertrag waren, entschieden worden, dass
eine solche Land-Lösung erfolgt. Nikita Chruschtschow
hat ganz klar gesagt, die Entscheidung sei gefallen, es
werde eine Land-Lösung geben, und das müsse die
DDR als Bündnispartner im Rahmen des Warschauer
Vertrages wohl oder übel verwirklichen.
Ulbricht war sehr strikt dagegen, auch mit der
Begründung, dass, wenn die DDR solch eine Lösung macht,
sie dann wahrscheinlich längere Zeit international nicht
anerkannt wird. Damit hat er Recht gehabt. Das war ja
eine große Bremse gegen die weltweite völkerrechtliche
Anerkennung der DDR, die ja dann noch über ein Jahrzehnt
brauchte. Ulbricht war, wie dann später auch Paul
Oestreicher, der Journalist aus London, bezeugt hat,
auch noch ein, zwei Jahre nach dieser Lösung sauer auf
Nikita Chruschtschow.
Dieser Paul Oestreicher sagte 2016 bei einer Predigt in Potsdam
unter anderem, dass bei diesem Gespräch mit Ulbricht
1963 dieser auf die Frage zum Mauerbau gesagt hat:
„Ich musste verhindern, dass mein Volk dieses Land
verlässt. Mein Staat wäre sonst zusammengebrochen.“
Das klingt so, als wenn Ulbricht die Mauer wollte,
damit die Flucht aus der DDR aufhört.
Das hat sicher eine Rolle gespielt, denn die DDR war ja
lange mit Reparationen belastet. Sie war der
ärmere Teil Deutschlands und hatte das
Problem einer feindseligen Insel mitten in der
Hauptstadt: West-Berlin, ein Zentrum internationaler
Spionageorganisationen mit vielen Abwerbetrupps. Sie war
ja in jeder Beziehung durch solche politischen
Machinationen in Frage gestellt. Es war ein ganz
komplexer Zusammenhang, die Existenz der DDR zu sichern.
Es ging darum, eine genaue Kontrolle einzuführen.
Die war aus der Sicht derer, die für die Sicherheit
zuständig waren, nicht anders möglich als so unpopulär mit
Stacheldraht. Später wurde aus dem Stacheldraht eine
Mauer, weil bestimmte Trupps Sabotageakte an der Grenze
verübten. Ich kann mich noch an die Knalle erinnern. Ich
habe damals in Berlin gewohnt. Ich weiß noch, wie das
immer gerumst hat, wenn diese Trupps mit Dynamit
Stacheldrahtverhaue in die Luft sprengten.
In dem Buch zitieren Sie Oestreicher, der als
Journalist darüber berichtet
hat, dass der Westen offiziell gegen die Mauer
protestiert, aber inoffiziell Verständnis dafür
geäußert hat. Sie zitieren auch William Fulbright, den
außenpolitischen Sprecher des US-Senats, der sinngemäß
sagte, er wundere sich, dass die DDR nicht längst ihre
Grenzen unter Kontrolle gebracht hat. Wie ist das zu
bewerten?
Das war die Linie der USA. Kennedy wollte wegen
Berlin keinen Krieg. Das war auch bei Nikita
Chruschtschow der Fall. Schon damals war klar, dass ein
Atomkrieg um Berlin zur Auslöschung des deutschen Volkes
führen würde. Das konnte keiner verantworten. Insofern
war man auf eine Kompromisslösung aus. Kennedy hat die
entscheidenden Voraussetzungen für diese Land-Lösung
geschaffen. Die Luft-Lösung wäre für alle Menschen viel
besser gewesen. Aber die Land-Lösung eignete sich besser
zur antikommunistischen Propaganda. Kennedy hat die
entscheidenden Voraussetzungen geschaffen. Es gab früher
sechs Essentials der US-amerikanischen Politik, die bis
zum Sommer 1961 aufrechterhalten wurden. Aber am 25.
Juli hatte Kennedy im US-amerikanischen Fernsehen drei
zurückgenommen:
- die Verbindung zwischen Berlin und der BRD zu
gewährleisten,
- die Freiheit des Zivilverkehrs für Personen und
Güter von und nach Berlin,
- die Freiheit des Inner-Berliner Verkehrs über die
Sektorengrenzen hinweg.
Er hat die eigenen Ansprüche auf West-Berlin begrenzt,
nicht mehr wie ursprünglich auf ganz Berlin, und
beharrte weiter auf den drei Essentials:
- die Anwesenheit der drei Westmächte in Berlin,
- ungehindertes Zugangsrecht für alle Sektoren,
- die Sicherheit und Freiheit der West-Berliner.
Damit hat Kennedy eine friedliche Land-Lösung möglich
gemacht. Genau danach entstand der Plan von Nikita
Chruschtschow, der dann vom 3. bis 5. August in Moskau
von allen Ländern des Warschauer Vertrages beschlossen
wurde.
In den Gesprächen mit Hans Kroll, dem westdeutschen
Botschafter in Moskau, der in seinen Memoiren darüber
berichtet hat, hat Chruschtschow gesagt: „Diese
Entscheidung habe letztlich ich ganz allein getroffen.
Ulbricht konnte sie nicht treffen, der hatte zu schmale
Schultern.“
Aber bis heute wird Walter Ulbricht dafür
verantwortlich gemacht …
Das ist die Verlogenheit der Westpropaganda.
Da wird immer der Satz „Niemand hat die
Absicht, eine Mauer zu errichten“ gebracht und das,
was er hinterher sagt, wird weggelassen …
… wo es um den separaten Friedensvertrag und die
Schönefeld-Lösung ging, die für die Menschen in Ost- und
West-Berlin viel besser gewesen wäre. Die bessere Lösung
ist von Kennedy mit dem Ultimatum, eine Atombombe
anzudrohen, unmöglich gemacht worden.
Ich hatte bereits nach dem Gespräch vor zwei
Jahren mit Herbert Graf, einem ehemaligen Mitarbeiter
von Walter Ulbricht, den Eindruck, dass eigentlich der
Westen an der Mauer schuld ist.
Ja, es hätte keine Mauer gegeben. Sicher hätte es
zwischen den Alliierten Vereinbarungen geben müssen, wie
das in Berlin zu regeln ist. Man kann nur darüber
spekulieren, was dabei herausgekommen wäre. Ich nehme
an, dass die Westmächte ihre Flughäfen in Gatow und
Tegel usw. als Militärflughäfen hätten behalten können.
Aber die West-Berliner hätten über Schönefeld unter
DDR-Kontrolle ausfliegen müssen. Das wäre viel besser
gewesen als eine Mauer. Das
ist vom Westen verhindert worden. Das wird jetzt in der
Propaganda völlig außen vor gelassen. Da wird ein
wesentlicher Fakt verschwiegen...
… dass seitens der westlichen Alliierten das
Ziel, unbedingt mit West-Berlin diesen berühmten
„Stachel im Fleisch des Sozialismus“ behalten zu
können, auch um den Preis eines Atomkrieges angestrebt
wurde?
Sie sahen das als destabilisierendes Moment gegenüber dem
gesamten Sozialismus an. West-Berlin hatte auch in
Richtung Polen eine bestimmte Rolle, auch in Richtung
Ukraine und Tschechoslowakei. Die DDR unterlag einer
massiven ideologischen Diversion, einem psychologischen
Krieg, Tag für Tag.
Am 13. August und dann auch zum 30. Jahrestag
des „Mauerfalls“ wird immer wieder zu hören sein: Die
Kommunisten waren schuld, Walter Ulbricht war schuld,
usw. Wer hat Schuld an der Mauer, wenn sich das so
sagen lässt?
Die entscheidende Weichenstellung war das
Atombomben-Ultimatum Kennedys. Das machte die
Schönefeld-Lösung und die Luft-Lösung unmöglich. Die
Land-Lösung war die, die Nikita Chruschtschow innerlich
auch nicht wollte. Er hat auch gesagt, das wird nicht
dauerhaft bestehen bleiben, nur so lange, wie die
Ursachen dafür bestehen, wird es die geben. Es war für
die Menschen, vor allem für die Berliner, eine sehr
schlimme Lösung. Sie hat Familien getroffen und Opfer
gekostet: die Mauer-Toten, die es auf beiden Seiten gab,
auch die DDR-Grenzsoldaten, die von
West-Berliner Seite erschossen worden sind. Die werden
ja im Westen immer vergessen. Aber es gab keine besseren
oder schlechteren Toten. Das waren Opfer des
Kalten Krieges.
Lässt sich sagen: „Der Westen hat sich
durchgesetzt und die Mauer hat den Atomkrieg
verhindert“?
Natürlich. Das war eine der gefährlichsten Zeiten, weil
auch beide Seiten sich noch nicht voll im Klaren über
die Konsequenzen eines Atomkrieges waren wie später. Die
Mauer hat eine friedliche Lösung eines Welt-Konflikts
möglich gemacht.
Um einen harten Preis …
Aber der darf nicht höher bewertet werden als ein
Atomkrieg, der wahrscheinlich die Auslöschung des
deutschen Volkes bedeutet hätte. In der Geschichte gibt
es immer Opfer. Es gibt keine Geschichte ohne Opfer.
Professor Siegfried Prokop (Jahrgang 1940) war von
1983 bis 1996 Professor für Zeitgeschichte am Institut
für Geschichte der Humboldt-Universität zu Berlin.
1987 hatte er eine Gastprofessur in Paris, 1988 in
Moskau und 1991 in Montreal. Er war unter anderem 1994
bis 1996 Vorsitzender der Alternativen
Enquetekommission „Deutsche Zeitgeschichte“, 2003 bis
2005 Präsident des Kuratoriums ostdeutscher Verbände
sowie von 2006 bis 2012 Vorstandsvorsitzender der
Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg.
Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, darunter
„Unternehmen ‚Chinese Wall‘“ (1992/93), „Der 17. Juni
1953. Geschichtsmythen und historischer Prozess“
(2003), „Die Berliner Mauer“ (2009) sowie „‘Die DDR hat‘s nie
gegeben‘ – Studien zur Geschichte der DDR 1945 bis
1990“ (2017).
========
Mauerbau
1961: Wie die Alliierten die Fundamente bereits 1943
legten
========
17.8.2019: Die "La Bohème"-Oppositionskultur
in Ost-Berlin:
Die „DDR-Bohème“: Alternatives Leben im Sozialismus
https://de.sputniknews.com/gesellschaft/20190817325618187-ddr-underground-kunst/
Literatur: Buches „DDR-Bohème. Kunst und Gegenkultur im
Staatssozialismus“ von Kaiser Paul
Fotos:
Subkultur
des Sozialismus: Die „DDR-Bohème“ in Bildern
Der Artikel:
<Beata Arnold
Im deutschen Staatssozialismus gab es eine Gegenkultur.
Die „DDR-Bohème“. Wer dazu zählte und womit sich diese
DDR-Bürger beschäftigten oder vielmehr: nicht
beschäftigten, und was aus den nach sozialistischem
Verständnis als „asozial“ eingestuften Lebensentwürfen
nach dem Mauerfall wurde – Paul Kaiser vom Institut für
Kulturstudien im Gespräch.
Versteht man unter Bohème die zornigen Töchter
und Söhne einer gesellschaftlich
angepassten bürgerlichen Mittelschicht, die gegen
ihre Väter und Mütter aufbegehren und so – wie 1968 im
Westen – einen kulturellen Wandel einleiten, so erscheint
dies mit Blick auf die sozialistische DDR verkehrt.
Denn „das Bürgertum in der DDR, also
die klassische bürgerliche Gesellschaft, war selbst
Subkultur“, so Paul Kaiser vom Dresdener
Institut für Kulturstudien.
Kulturwissenschaftler Kaiser hatte bereits im Jahr 1997 am
Deutschen Historischen Museum in Berlin eine
aufsehenerregende Ausstellung zu „Bohème und Diktatur in der
DDR“ kuratiert, sein 20 Jahre später erschienenes Buch
„Boheme in der DDR: Kunst und Gegenkultur im
Staatssozialismus“ erlaubt Einblicke in das
gesellschaftliche Leben und die Situation jener
„Kulturschaffenden“, die dem „real existierenden“
Sozialismus kritisch gegenüberstanden und eigene alternative
Lebensentwürfe verfolgten.
Er selbst war recht spät noch Teil dieser Kultur geworden
– als Mitglied einer Theatergruppe, hatte die Szene jedoch
ab Anfang der 1980er Jahre fasziniert beobachtet und
Kontakte geknüpft. Heute gilt Kaiser als der Experte für
ostdeutsche Kunst, er war es auch, der die mangelnde
Präsenz von DDR-Kunstwerken in den Museen kritisierte und
2017 den sogenannten „Dresdner Bilderstreit“ entfachte.
Kaiser ist ein Schwergewicht in der Debatte um eine
vermeintliche kulturelle Kolonialisierung Ostdeutschlands
unter Vorherrschaft Westdeutschlands.
Das Millieu der Bohème
Es sei einerseits verwunderlich, dass es die „DDR-Bohème“
gegeben habe, und andererseits, in welch facettenreichen
Varianten sie ab Ende der 1960er Jahre bestand – von
Erfurt bis Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz), über Leipzig
und Dresden bis hin zum „Mythos“ gewordenen Ostberliner
Stadtteil Prenzlauer Berg. Das seien die Keimzellen für
sich später in politischer Opposition wiederfindenden
Kulturträger, so Kaiser:
„Diese Gegenkultur war die
Überlebensbasis für alle kritischen und dissidentischen
Potenziale in der DDR.“
Vom Millieu her eher aus der Mittelschicht stammend,
sahen diese oft aus sozialistischen
„Intelligenz-Familien“, aus Nomenklatur- und parteitreuen
Haushalten, aber auch aus industrieproletarischen oder
Angestelltenverhältnissen entspringenden „Bohèmiens“ den
Widerspruch im System. Das, was sie vorfanden – den
Unterschied zwischen Realität und gesellschaftlichem
Anspruch – habe sie ausbrechen lassen wollen. Sie wagten
den Ausstieg aus der Familie und dem System. In den
großstädtischen Ballungszentren konnten sie eigene,
teilweise sogar infrastrukturell selbstgestützte
Kulturszenen bilden: Von Zeitschriften über Galerien bis
hin zu Festivals. Damit hätten sie im hermetisch
abgeriegelten Raum der DDR eine kulturelle Alternative
etablieren können – mit großer Ausstrahlungswirkung auf
das gesamte Staatsgebiet und Anziehungskraft auf junge
Menschen.
Askese und Hedonismus
Dabei sei die ökonomische Komponente zu DDR-Zeiten nicht
problematisch gewesen: Erfindungsreich hätten sich die
„Bohèmiens“ bei Künstern anstellen lassen oder hätten das
als „asozial“ stigmatisierte „Nichtbeschäftigungsrecht“
gewählt. Viele stellten aber auch Dinge her, die in der
von Mangelwirtschaft geprägten DDR schwer zu beschaffen
waren, wie Lederkleidung oder Keramiken, und konnten so
ihren Lebenunterhalt leicht bestreiten – auch vor dem
Hintergrund, dass die Lebenhaltungskosten für Studiomieten
vergleichsweise gering waren.
Schlimmer sei die „lebensweltliche Seite“ gewesen,
nämlich die Stasi, die Repressionsorgane, Kontrolle und
Observation von sich abzuwenden – sie schützten sich,
indem sie in Ballungszentren gingen, Nebenwohnungen
wechselten, in ruinös-verfallende Gründerzeithäuser zogen,
wohingegen der DDR-Normalbürger etwa im Plattenbau am Rand
der Stadt residierte.
Die DDR-Bohèmiens lebten zwar teils in „Askese“,
aber in einer „Welt des Hedonismus“, fasst
Kulturwissenschaftler Kaiser zusammen: „In diesem
scheinbar totalitären und scheinbar total völlig
gleichgeschalteten System existierten durchaus Freiräume,
in dem Individualität und Eigensinn möglich waren.“
Die Wende: Anpassung und neue Zwänge
Die Zeit des Umbruchs – die Wende – erlebten
einige als Befreiung und schlugen ein neues Kapitel auf,
andere sahen sich nun wiederum mit der kapitalistischen
Realität und wirtschaftlichen Zwängen zur ökonomischen
Existenzsicherung konfrontiert. Solidargemeinschaften, die
in diesen Millieus geherrscht hatten, „atomisierten“ sich
nach dem Fall der Mauer – lösten sich in vielfältige
soziale Formen auf. Soziale Gruppen implodierten, und die
ehemaligen Mitglieder wandten sich „anderen Themen“ zu.
Als Beispiel nennt Kaiser den heutigen Direktor der
Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger: Er
sei seinerzeit als „Dada-rezitierender Performer“ durch
die Lande gezogen, habe in verschiedensten
Kunstgruppierungen mitgewirkt und ging dann später in die
Politik.
Kaiser, Paul: Bohème in der DDR. Kunst und
Gegenkultur im Staatssozialismus, 480 Seiten, Dresdner
Institut für Kulturstudien, 48 Euro, ISBN
978-3-9816461-5-3. >
=========
DDR unter Honecker 25.8.2019: Menschen waren
"Ungeziefer", wenn sie im 5km-Grenzstreifen zur BRD
wohnten - und wurden zwangsumgesiedelt - "Aktion
Ungeziefer" 1952 - Psychoterror gegen Grenzbewohner auch
nach der Umsiedlung ohne Ende etc.:
Buch erinnert: Wie die DDR Menschen zu „Ungeziefer“
erklärte und zwangsumsiedelte – Interview
https://de.sputniknews.com/gesellschaft/20190825325645295-ddr-zwangsumsiedlung-buch/
Literatur: Kati Naumann: Was uns erinnern lässt,
Harper Collins, 416 Seiten, 20 Euro, ISBN
978-3-95967-247-4
<Beata Arnold
Die DDR hat rigoros ihr Grenzgebiet zur BRD gesichert.
Dafür hat sie auch massenweise Menschen
zwangsumgesiedelt. Ein neuer Roman erinnert an das
Schicksal vieler Familien, die ihre Heimat verlassen
mussten. Sputnik hat mit der Autorin Kati Naumann über
ihr Buch „Was uns erinnern lässt“ gesprochen.
Die Verwaltungsgrenze zwischen den Besatzungszonen
Nachkriegsdeutschlands wurde seitens der DDR über die
„Demarkationslinie“ zu einer richtigen „Staatsgrenze“ ausgebaut.
Diese trennte im Grenzgebiet liegende Gehöfte, Dörfer,
Städte, gar Familien. Plötzlich störten im Sperrgebiet
lebende Menschen. Staatswillkür unterworfen und
schikaniert, wurden viele gar der Heimat beraubt.
[Politische Manöver gegen die Bevölkerung im
"Grenzstreifen" - "Aktion Ungeziefer" 1952]
Um sie aus dem auf der Seite der DDR etwa fünf Kilometer
breiten Streifen zu vertreiben, wurden viele als
„politisch unzuverlässig“ stigmatisiert und
zwangsumgesiedelt. Etwa bei der mit dem Tarnnamen
„Aktion Ungeziefer“ versehenen
Zwangsumsiedlungsoperation zwischen Mai und Juni 1952.
Die DDR-Praxis, unliebsamen Personen so beizukommen,
dauerte noch bis in die 1980er Jahre an: Bis zu 50.000
Personen sollen schätzungsweise betroffen gewesen sein,
erzählt Autorin Kati Naumann im Gespräch mit Sputnik.
Naumann hat zum Thema in der Region des
Thüringer Rennsteigs recherchiert „Es war wie eine
Schatzsuche“, sagt sie. In Archiven hat sie neben
Polizeiverordnungen auch Briefe des Freien Deutschen
Gewerkschaftsbundes zur Borkenkäferbekämpfung in Thüringen
1948 oder Berichte an das Ministerium für Staatssicherheit
über die Aktionen zu Zwangsaussiedlungen gefunden.
Basierend auf den Ergebnissen, Gesprächen mit Zeitzeugen
sowie eigenen Erinnerungen hat sie den Roman „Was uns
erinnern lässt“ geschrieben, der im historischen Teil die
Spanne von 1945 bis 1977 umfasst sowie mit einer
Spurensuche im Heute verknüpft ist.
[Fall: Hotel Waldeshöh an der Zonengrenze]
1977: Das Zuhause der
vierzehnjährigen Christine Dressel ist das ehemals mondäne
Hotel Waldeshöh im Thüringer Wald. Seit der Teilung
Deutschlands liegt es hinter Stacheldraht in der Sperrzone
direkt an der Grenze. Ohne Passierschein darf niemand das
Waldstück betreten, irgendwann fahren weder Postautos noch
Krankenwagen mehr dorthin. Fast scheint es, als habe die
DDR das Hotel und seine Bewohner vergessen. 2017: Milla
findet abseits der Wanderwege im Thüringer Wald einen
überwucherten Keller und stößt dort auf einen Schulaufsatz
aus den 1970er Jahren, geschrieben von einem Mädchen
namens Christine über die Geschichte des Hotels Waldeshöh.
Dieser besondere Ort lässt Milla nicht los, sie spürt
Christine auf, um mehr zu erfahren.
Frau Naumann, haben Sie persönlich einen
Bezug zu Thüringen und der Gegend des Rennsteigs und
gab es ein historisches Vorbild für die Protagonisten?
Der Thüringer Wald und das Sperrgebiet der DDR
sind Teil meiner Biografie. Ich bin 1963 in Leipzig
geboren, habe aber einen Teil meiner Kindheit bei meinen
Großeltern in Sonneberg im Thüringer Wald verbracht.
Sonneberg war damals Teil des Sperrgebiets der DDR. Das
konnte man nicht einfach so betreten. Man musste
Passierscheine dafür beantragen, sich bei der Volkspolizei
melden.
Familie Dressel steht für alle Familien, die im
Sperrgebiet gelebt haben. Christine und Milla habe ich
ausgewählt, weil ich zwei Zeitebenen haben wollte. Milla
ist die Vertreterin der modernen Zeit, Mitte dreißig,
alleinerziehend, hat einen pubertierenden Sohn und fühlt
sich einsam. Sie inszeniert sich in sozialen Medien, sucht nach „lost places“,
verlassenen Orten. Bei einer solchen Suche stößt sie auf
den Schulaufsatz von Christine, die sich darin wünscht, in
ihrer Heimat bleiben zu können. Milla ist klar, dass diese
Wünsche nicht in Erfüllung gegangen sind, da es das Hotel
nicht mehr gibt.
Sie macht sich auf die Suche nach Christine. In dem
Moment, wo die beiden Frauen sich begegnen, öffnet sich
die zweite Zeitebene in die Vergangenheit: eine Zeit, in
der das Hotel, in dem die Dressels lebten, noch steht. Wir
erfahren, wie das Leben in diesem Grenzstreifen zu
DDR-Zeiten gewesen ist. Christine ist mein Jahrgang. Und
ich konnte dadurch alles, was ich an Erinnerungen zur
Kindheit und Jugend in der DDR hatte, verarbeiten.
Was ist Menschen wie Christine Dressel
widerfahren?
Christine ist in einer Zeit geboren, in der die Mauer
schon stand und in der die Grenzsicherung jedes Jahr
stärker ausgebaut wurde. Die Menschen dort lebten in
Gebieten, die von zwei Zäunen abgetrennt waren vom Rest
der Republik. Sie lebten unter Flutlichtanlagen, neben
Anlagen für Hunde, die nächtelang bellten. Zudem wurde von
staatlicher Seite versucht, das Leben in diesen
„Schutzstreifen“ möglichst schwer zu machen, damit sie
wegziehen. Diejenigen, die nicht von selbst gingen, wurden
als politisch unzuverlässig eingestuft, wurden
zwangsumgesiedelt.
["Zwei grosse Aktionen" gegen die Grenzbevölkerung mit
Entwurzelung+Psychoterror: 1952 und 1961 -
Stigmatisierung als "Verbrecher aus dem Grenzland" - bis
kurz vor 1989]
Es gab zwei große Aktionen von Zwangsumsiedelungen: 1952
und 1961. Menschen wurden früh am Morgen aus den Betten
geholt, Lkw fuhren vor, in die die Menschen „reingeladen“
und weit weg von ihrer Heimat, in eine andere Ecke der
Republik, gebracht wurden. Meist ist ihnen auch die
Eingliederung, also die neue Verwurzelung am neuen
Wohnort, schwergemacht worden. Denn sie wurden als
„Verbrecher aus dem Grenzland“ stigmatisiert.
Die Zwangsumgesiedelten bekamen nicht etwa eine schöne
Wohnung oder ein Haus. Sie kamen aus gutgepflegten
Bauernhöfen und wurden in verschimmelte Bruchbuden oder
eben öffentliche Gebäuden gesteckt, wo sie auch die
Schultoiletten benutzen mussten. Diese
Zwangsaussiedelungen sind nicht nur in den 1950ern und
1960ern passiert, sondern es gab sie noch bis kurz vor der
Wende. Um Sonneberg herum fanden 1984 die letzten
Zwangsaussiedlungen statt.
Sie schöpfen aus Biografien von Zeitzeugen.
Welche Begegnungen hatten Sie bei Ihren Recherchen vor
Ort?
Ich habe mit Menschen gesprochen, die im Sperrgebiet und
in der 500-Meter-Zone gelebt haben, die
Zwangsaussiedlungen erlebt haben. Einige wollten
versichert sein, dass es eine fiktive Geschichte wird und
sie nicht selbst als Person im Buch auftauchen. Andere
wollten über ihre Erlebnisse überhaupt nicht sprechen und
wieder andere waren froh, es erzählen zu dürfen. Es ist
Vertrauenssache, denn es ist ein extrem sensibles Thema.
[Die Honecker-DDR verbietet das Thema der
Zwangsumsiedlungen von Grenzbewohnern]
Den Menschen war es verboten worden, über die
Zwangsaussiedlungen zu sprechen. Wenn man 40 Jahre lang
bei Strafe über etwas nicht sprechen darf, dann kann man
das nicht einfach so ablegen – es ist ein tief sitzendes
Trauma. Sie fragten sich: „Was haben wir denn eigentlich
falsch gemacht?“ Denn das waren ja keine Menschen, die
bewusst ein Risiko eingegangen sind, wie etwa das Planen
einer Republikflucht. Sie wollten nur in ihrer Heimat
wohnen, waren unglücklicherweise am falschen Ort. Die
Leute, die zwangsumgesiedelt wurden, waren nicht
„politisch unzuverlässig“ – sie wurden denunziert, standen
im Weg.
[11.000 bis 50.000 zwangsumgesiedelte und terrorisierte
Menschen - Rückkauf nach 1989 oft mit Prozessen
verbunden]
Wieviele Menschen wurden
zwangsumgesiedelt und gibt es Wiedergutmachung?
Offiziell sind zwischen 11.000 bis 50.000
Menschen zwangsausgesiedelt geworden. Die Zahlen
schwanken, weil oft Angehörige mitgingen. Einige haben
sich diesen Zwangsaussiedlungen durch die Flucht in den
Westen entzogen. Die, die aus dem Sperrgebiet
zwangsausgesiedelt wurden, konnten zur Zeit der DDR nicht
mehr zurück. Nach der Wende bekamen sie die Möglichkeit,
ihr eigenes Grundstück zurückzukaufen zum heutigen
Verkehrswert, der wesentlich höher ist als seinerzeit.
Oft hatten Offiziere der NVA diese Häuser
gekauft. Die Zwangsausgesiedelten konnten ihre Häuser dann
gar nicht mehr zurückkaufen. Sie erhielten zwar eine
finanzielle Entschädigung, bekamen aber das Haus, dass die
Urgroßväter gebaut und in dem die Familie seit
Generationen gelebt hatte, nicht mehr zurück. Es gab
Versuche, den Betroffenen ihre Grundstücke wieder
zurückzugeben. Doch diese Prozesse ziehen sich zum Teil
über Jahre oder Jahrzehnte hin, und die Menschen mussten
wieder als Bittsteller auftreten. Eine unbefriedigende und
deprimierende Situation.
Aber den Leuten, mit denen ich gesprochen habe, ging es
meist gar nicht um eine Entschädigung, sondern eher um
eine Entschuldigung. Das Unrecht ist nie öffentlich
anerkannt und auch nie thematisiert worden. Es wurde
totgeschwiegen zu DDR-Zeiten und ist auch jetzt kein
Thema.
Die Geschichte muss jetzt erzählt werden – solange noch
Zeitzeugen leben. Und Erinnerungen können auch tröstlich
sein, da sie uns zu dem gemacht haben, wer wir heute sind.
Nur wenn wir die Erinnerung bewahren, vor allem auch
solche, wie an die Zwangsaussiedlung, können wir
verhindern, dass so etwas wieder passiert.>
========
August
1989: Wie ein grenzüberschreitendes Picknick für eine
Massenflucht genutzt wurde
========
5.9.2019: Die Ausreise von 1989: Das
Honecker-Regime wollte Züge über DDR-Gebiet fahren lassen
- Widerstand verstärkte sich noch mehr:
Warum DDR-Botschaftsflüchtlinge 1989 ausreisen durften
und wer dafür sorgte
https://de.sputniknews.com/gesellschaft/20190905325700309-ddr-botschaftsfluechtlinge-1989/
<Tilo Gräser
Dramatische Situationen haben sich im Sommer 1989 in den BRD-Botschaften
in Warschau, Prag und Budapest, aber auch in
Ost-Berlin abgespielt. Bis zu mehreren
Tausende DDR-Bürger haben damals versucht, über die
Botschaften auszureisen. Eine Veranstaltung in Berlin hat
am Mittwoch daran erinnert und Hintergründe und
Zusammenhänge deutlich gemacht.
Dramatische Situationen haben sich im Sommer 1989 in
den BRD-Botschaften in Warschau, Prag und Budapest, aber
auch in Ost-Berlin abgespielt. Bis zu mehreren Tausende
DDR-Bürger haben damals versucht, über die Botschaften
auszureisen. Eine Veranstaltung in Berlin hat am
Mittwoch daran erinnert und Hintergründe und
Zusammenhänge deutlich gemacht.
Die DDR-Führung hat 1989 beim Umgang mit der Fluchtwelle
in BRD-Botschaften in Warschau, Prag und Budapest fast
alles falsch gemacht. Sie hat dabei ihre Lage noch
verschlechtert: Mit ihrer Forderung, dass die Züge ab Ende
September mit den ausreisewilligen DDR-Bürgern über das
eigene Territorium in die BRD fahren müssen. Das hat am
Mittwoch eine Veranstaltung in Berlin über die
sogenannten Botschaftsflüchtlinge 1989 gezeigt.
Foto
von links: P.-C. Bürger (Zeitzeuge), Dr. J. Sudhoff
(Ex-Staatssekretär), J. Boysen (Moderatorin), M. Stief
(Historiker), R. Kukula (Regisseur)
In dieser sagte Jürgen Sudhoff, Ex-Staatssekretär vom
bundesdeutschen Auswärtigen Amt, die Bundesregierung habe
damals vermeiden wollen, dass die Züge über DDR-Gebiet
fahren. Und die Botschaftsbesetzer in Warschau sollten
ursprünglich per Schiff in die BRD gebracht werden. Doch die
DDR-Führung habe trotzig darauf bestanden, die
Ausreise-Strecke zu bestimmen – und damit die Fluchtwelle
und die Proteste im eigenen Land noch verstärkt. „Diese
Zugreisen waren mitauslösend für das, was sich im Oktober
1989 in der DDR abgespielt hat“, so der Ex-Diplomat.
Im ehemaligen Ministerium für Staatssicherheit (MfS) in
der Berliner Frankfurter Allee berichteten Sudhoff und
Peter-Christian Bürger über das, was sie damals selbst
erlebten. Bürger war im Juni 1989 einer der ersten
DDR-Bürger, die in die BRD-Botschaft in Prag kamen und in
die Bundesrepublik ausreisen wollten. Sudhoff war der
Vertreter des BRD-Außenministeriums, der vor 30 Jahren
versuchte, in Verhandlungen mit den Regierungen der DDR,
der ČSSR, Polens und Ungarns die Probleme zu lösen.
Falsche DDR-Vorschläge
Die beiden sprachen gemeinsam mit dem Historiker Martin
Stief von der „Stasi-Unterlagen-Behörde“ (BStU) und dem
Filmemacher Ralf Kukula sowie Moderatorin Jacqueline
Boysen über den „Weg in die Freiheit“. Der führte 1989 für
viele Tausende DDR-Bürger nur noch über die
BRD-Botschaften in Warschau, Prag und Budapest, aber auch
in Ost-Berlin. Bei der Veranstaltung kamen interessante
Aspekte der Ereignisse vor 30 Jahren zutage, die damals
den Untergang der DDR beschleunigten und
zur übereilten Grenzöffnung am 9. November 1989 beitrugen.
Ex-Staatssekretär Sudhoff berichtete, dass Druck aus
Moskau - vom damaligen KPdSU-Generalsekretär Michail
Gorbatschow - die DDR-Führung erst
dazu gebracht habe, die Botschaftsbesetzer in die BRD
ausreisen zu lassen. Zuvor hätten die Rechtsanwälte
Wolfgang Vogel und Gregor Gysi unter anderem in Prag noch
absurderweise versucht, die inzwischen Tausende zählenden
DDR-Bürger in der BRD-Botschaft zu überreden,
zurückzukehren.
Sie sollten dann in der DDR einen regulären
Ausreiseantrag stellen. Der werde dann innerhalb von sechs
Monaten „wohlwollend“ geprüft, hätten Vogel und Gysi
erklärt, berichteten Sudhoff und Botschaftsbesetzer Bürger
übereinstimmend.
Hilfe durch Medien und Moskau
Der Ex-Staatssekretär erzählte, was er nach seinem Besuch
am 26. September 1989 in der besetzten Botschaft in Prag
gemacht habe. Dort hatte er nach seinen Worten den
Auftritt von Vogel und Gysi miterlebt. Zuvor habe er
ergebnislose Gespräche mit der ČSSR-Regierung geführt, um
die Probleme zu lösen. Zu dem Zeitpunkt campierten
inzwischen mehr als 5.000 DDR-Bürger in der BRD-Botschaft
und auf deren Gelände.
„Ich bin nach Bonn zurückgefahren
und habe zwei Dinge gemacht. Als ehemaliger
Regierungssprecher kannte ich die ausländische Presse in
Deutschland. Ich habe die Bonner Korrespondenten der
ausländischen Medien angerufen und habe gesagt: ‚Fahrt
nach Prag und filmt, was da am Zaun der deutschen
Botschaft los ist, wie die Menschen versuchen, in die
Freiheit zu klettern. Da könnt ihr Bilder filmen, die seht
ihr nie wieder.‘“
Als Zweites habe er Bundesaußenminister Hans-Dietrich
Genscher angerufen, der damals zur Uno-Vollversammlung in
New York weilte. „Ich habe ihm berichtet, was ich gesehen
habe und was die tschechoslowakische Regierung mir gesagt
hat, dass da überhaupt nicht irgendeine Bewegung in
Richtung auf eine ‚ungarische Lösung‘ zu erwarten
war. Die sagten immer: ,Klärt das mit der DDR, wir haben
damit nichts zu tun.‘“ Er habe Genscher die Lage der
Menschen in der Botschaft geschildert.
DDR bestimmte Zugrouten
Der Bundesaußenminister habe am selben Abend noch den
sowjetischen Außenminister Eduard Schewardnadse
aufgesucht, der ebenfalls in New York war. Genscher habe
seinem Amtskollegen aus Moskau alles erzählt, samt der von
Sudhoff berichteten Dramatik der Lage. „Schewardnadse hat
dann in der Nacht Gorbatschow angerufen und ihm
geschildert, was in der Botschaft in Prag los war, die
menschliche Lage dort.“
Zwei Tage später habe sich der Ständige Vertreter der DDR
in der BRD, Horst Neubauer, im Auswärtigen Amt gemeldet.
Das vom DDR-Vertreter gewünschte Gespräch sei dann im
Bundeskanzleramt gemeinsam mit Bundeskanzler Helmut Kohl
und Genscher erfolgt.
„Wir haben damals versucht, der DDR
klar zu machen: ‚Die beste Lösung ist, Ihr lasst die Leute
mit dem Zug ausreisen und zwar direkt von Prag nach
Westdeutschland. Die DDR in ihrer Status-Dusseligkeit hat
das abgelehnt. Die Schiffsreise für die Flüchtlinge in
Warschau haben wir nicht erreicht. Dann kam es zu diesen
Zugreisen aus Prag über Dresden nach Westdeutschland und
aus Warschau über Marienborn nach Helmstedt. Wo die
Menschen in der DDR sahen, was passiert war: Die Ausreise
der Flüchtlinge aus Prag und Warschau.“
Keine Geldzahlungen für Flüchtlinge
Sudhoff meint rückblickend, diese Zugfahrten und die
Ereignisse am Dresdner Bahnhof am 4. Oktober 1989 haben
„ganz entscheidend dazu beigetragen, das Regime zu
unterminieren, und beigetragen zu dem Mut, der dann im
Oktober bei den Montagsdemonstrationen notwendig war“.
Auf eine Nachfrage aus dem Publikum sagte der
Ex-Staatssekretär, es habe keine Zahlungen der BRD an die
DDR für diese Ausreise der Botschaftsbesetzer gegeben.
„Das war der Druck von Gorbatschow,
nach dem Anruf von Schewardnadse. Deshalb ist ja der
Neubauer am Samstagmorgen bei mir erschienen. Das hatte
mit Geld nichts mehr zu tun. Das war wirklich eine
humanitäre Entscheidung.“
Der Ex-Staatssekretär erinnerte sich sichtlich bewegt an
die Geschehnisse von vor 30 Jahren. Er fuhr in einigen der
Züge mit den Botschaftsbesetzern aus der DDR in die
Bundesrepublik mit. Er schilderte die unmöglichen
Bedingungen wie nicht funktionierende Toiletten und
kaputte Fenster in der Waggons der Deutschen Reichsbahn
(DR) der DDR. Und er schilderte die Stimmung und
Reaktionen der Flüchtlinge bei den Stopps auf DDR-Gebiet.
Er habe als offizieller Vertreter der Bundesregierung
versucht, den Menschen zu zeugen, dass sie sicher seien
und nichts zu befürchten hätten.
Gründe für die Flucht
„Trotzdem war es für mich die schrecklichste Zugfahrt
meines ganzen Lebens“, erinnerte sich Zeitzeuge Bürger bei
der Veranstaltung. Er saß in dem ersten Zug, der am 30.
September aus Prag in Richtung BRD fuhr. „Diese Gefühle,
die ich in diesen Stunden hatte, die kann kein Hitchcock
nachfilmen. Das geht nicht.“
Zuvor hatte er berichtet, wie er im Juni 1989 den Weg
über die grüne Grenze zwischen DDR und ČSSR nahm, um in
die BRD-Botschaft in Prag zu gelangen. Zuvor hatte er
bereits wegen eines verratenen Fluchtversuches 1986
im Zuchthaus Cottbus gesessen. Durch die Amnestie 1987 sei
er freigekommen, aber zu einer Bewährungsstrafe verurteilt
worden und streng im Alltag kontrolliert worden.
Er habe wie viele andere die DDR verlassen wollen, weil
ihm in dem Land „absolut die Selbstbestimmtheit gefehlt“
habe. Das im politischen Sinn „eingeschnürte Leben“ in
der DDR habe er als kritischer Mensch, der schon
immer alles hinterfragt habe – „das ist auch heute noch
so“ –, auf Dauer nicht ertragen. „Kritisches Nachfragen
führte dazu, dass man bei den politischen
Entscheidungsträgern suspekt war und ganz schnell auf die
Seite der Leute gesetzt wurde, die Systemgegner waren.“
Erlösung durch Genscher
Er habe im Frühjahr in den TV-Nachrichten von den ersten
DDR-Bürgern in der bundesdeutschen Botschaft in Prag
gehört, die dort ihre Ausreise erzwingen wollten. Das sei
für ihn, der nach seiner vorzeitigen Freilassung infolge
der Amnestie 1987 immer noch flüchten wollte, „wie ein
Blitzschlag“ gewesen. Danach habe er bei allen
Schwierigkeiten als offiziell Vorbestrafter mit
Bewährungsauflagen, darunter ohne richtigen
Personalausweis, die Reise nach Prag vorbereitet und
angetreten.
Bürger war etwa dreieinhalb Monate in der BRD-Botschaft in
Prag und half am Ende mit, die zahlreichen Neuankömmlinge
dort unterzubringen und zu versorgen. Er stand hinter
Außenminister Genscher als der am 30. September auf dem
Balkon des Palais Lobkowicz, der Botschaft, den zu Tausenden
dort wartenden DDR-Bürgern erklärte, „Wir sind heute zu
Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre
Ausreise möglich geworden ist.“ Die letzten Worte gingen
damals im Jubel der Botschaftsbesetzer unter.
Sudhoff und Bürger sind sich damals begegnet und kennen
sich bis heute. BStU-Historiker Stief sagte, der Fall
Bürgers sei ein extremes Beispiel. Das MfS habe nur bis zu
13 Prozent derjenigen, die einen Ausreiseantrag aus der
DDR stellten, mit seinen Mitteln „bearbeitet“. Aber auch
wem das nicht geschah, habe allein durch die Bürokratie
und persönliche Konsequenzen erlebt, dass die
DDR-Spitze die Ausreise möglichst verhindern wollte.
Was das MfS berichtete und wusste
Stief erklärte, dass in den ersten drei Monaten des
Jahres 1989 die Zahl der Ausreiseanträge von DDR-Bürgern
zugenommen habe. Bis zum Sommer des Jahres seien es rund
160.000 Anträge gewesen. Dazu habe die Ankündigung Ungarns
im Frühjahr vor 30 Jahren, die Grenzanlagen zu
Österreich abbauen zu wollen, beigetragen. Das
MfS habe interessanterweise im ersten Halbjahr 1989 in
ihren Berichten an die SED-Führung „fast nichts“ über die
Flucht- und Ausreisebewegung weitergegeben.
„Das ändert sich ganz radikal im September. Im Juli gibt
es einen ganz spannenden Aspekt: Die Staatssicherheit
vermutet Anfang Juli, dass sie im August/September ein
großes Problem bei Ausreiseantragsstellern bekommen
würden, weil die Bearbeitungsfrist eines Antrages sechs
Monate dauerte. Sie wussten schon, dass sie Absagen
rausschmeißen werden und dass die Leute dann ‚in
nichtsozialistische Einrichtungen‘ flüchten werden – das
steht wirklich so drin.“
Aber die tatsächlich eintretenden Botschaftsbesetzungen
seien dann nicht in diesen MfS-Berichten an die
Parteiführung weitergegeben worden. Stief vermutet andere
Kanäle für die Informationen über das Geschehen. Zuletzt
habe das MfS seine Berichte überhaupt nicht mehr geschönt
und die zunehmend krisenhafte Lage klar beschrieben, so
der Historiker. Doch die Führung der SED noch unter Erich
Honecker und später unter Egon Krenz reagierte nach alten
Mustern – und beförderte so den Untergang des eigenen
Landes.
Dankbarkeit und Scham
Der führte zur deutschen Einheit 1990, die für den
Ex-Staatssekretär Sudhoff ein „Geschenk der Geschichte“
ist. Das werde 30 Jahre später zu wenig gewürdigt: „Ich
bin tief betroffen, dass so viele Menschen in unserem Land
nicht anerkennen wollen, dass dies eine großartige Chance
der Geschichte gewesen ist.“ Er wünsche sich „ein tiefes
Gefühl der Dankbarkeit“, statt zu hinterfragen, was alles
falsch gelaufen sei.
Das sieht auch Zeitzeuge und Ex-Botschaftsflüchtling
Bürger so. Wie er heute denkt, zeigte er, als er aus einem
Brief der BRD-Botschaft in Damaskus vom 19. September 1989
an das Auswärtige Amt vorlas. Darin ging es um eine Spende
eines syrischen Bürgers für die aus der DDR
Flüchtenden in den BRD-Botschaften. Die Spende
in Höhe von 2.000 syrischen Pfund sei mehr als der
damalige Durchschnittsmonatsverdienst eines Syrers
gewesen.
Bürger sagte dazu: „1989 spendet ein Syrer für völlig fremde
DDR-Flüchtende. 2015 schickt er vielleicht seinen Sohn oder
Enkel auf die Flucht vor diesem Krieg da unten. Und der
kommt hier an in Deutschland und muss hier miterleben, wie
manche, teilweise viele, gegen solche Flüchtlinge hetzen und
sie rausschmeißen wollen – dafür schäme ich mich
zutiefst.“>
========
58
Jahre Mauerbau - Fluchttunnel in die Freiheit – Video
========
17.11.2019: China wollte 1989 die DDR retten
- Dokument aufgetaucht:
Kommunistische Partei Chinas wollte 1989 in letzter
Minute die DDR retten
Die Kommunistische Partei Chinas wollte
noch kurz vor dem Mauerfall das "Bruderland DDR" durch
eine Entsendung chinesischer Arbeitskräfte vor dem
wirtschaftlichen Kollaps retten. Dies wurde nun durch
ein brisantes DDR-Schriftstück, das nach 30 Jahren
diplomatischer Schutzfrist vom politischen Archiv des
Auswärtigen Amtes freigegeben wurde, bekannt.
Mehr»
========
9.2.2020: Die Maueropfer-Liste:
Da die Mauermörderpartei (SED-DIE LINKE), und Ihre
sozialistisch-kommunistischen Ideologie sich anscheinend
wieder großer Beliebtheit erfreut in diesem Land,
gedenke ich heute Ihrer Opfer an der Mauer!
aus: Mossad-Wikipedia:
--
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Todesopfer_an_der_Berliner_Mauer
<Da die Mauermörderpartei (SED-DIE LINKE), und Ihre
sozialistisch-kommunistischen Ideologie sich anscheinend
wieder großer Beliebtheit erfreut in diesem Land, gedenke
ich heute Ihrer Opfer an der Mauer!
Dabei sind die vielen gefolterten und zum Tode
verurteilten, psychisch kaputt gemachten und unmenschlich
behandelten Menschen noch nicht mit aufgeführt…>
Die Liste der Mossad-Wikipedia mit den Maueropfern:
Todesumstände |
Ida Siekmann |
23. Aug. 1902 |
22. Aug. 1961 |
58 |
Bei einem Sprung aus ihrer Wohnung in der Bernauer Straße 48
tödlich verletzt und noch vor
Krankenhauseinlieferung gestorben |
Günter Litfin |
19. Jan. 1937 |
24. Aug. 1961 |
24 |
Erschossen beim Fluchtversuch an der
Sektorengrenze im Humboldthafen |
Roland Hoff |
19. Mär. 1934 |
29. Aug. 1961 |
27 |
Erschossen beim Fluchtversuch im Teltowkanal vor Lichterfelde,
Höhe Wupperstraße |
Rudolf Urban |
6. Juni 1914
|
17. Sep. 1961 |
47 |
Am 19. August 1961 auf der Flucht aus seiner
Wohnung in der Bernauer Straße 1
abgestürzt und mit einem Bruch in ein West-Berliner
Krankenhaus eingeliefert; an einer dort
zugezogenen Lungenentzündung
am 17. September 1961 gestorben |
Olga Segler |
31. Juli 1881 |
26. Sep. 1961 |
80 |
Am 25. September 1961 bei Fluchtversuch
mittels Sprung aus ihrer Wohnung in der Bernauer Straße 34
schwer verletzt, am 26. September den dabei
erlittenen inneren Verletzungen erlegen |
Bernd Lünser |
11. Mär. 1939 |
4. Okt. 1961
|
22 |
Stürzte bei einem Fluchtversuch im Kampf mit
Grenzsoldaten vom Dach des Hauses Bernauer Straße 44
und verletzte sich tödlich |
Udo Düllick |
3. Aug. 1936
|
5. Okt. 1961
|
25 |
Beim Fluchtversuch mittels Durchschwimmen und
(aufgrund von Beschuss) Durchtauchen der Spree an der Sektorengrenze
zwischen Friedrichshain
und Kreuzberg
ertrunken |
Werner
Probst |
18. Juni 1936 |
14. Okt. 1961 |
25 |
Erschossen beim Fluchtversuch an der
Sektorengrenze am Spreeufer in Kreuzberg
zwischen Schilling- und Oberbaumbrücke |
Lothar
Lehmann |
28. Jan. 1942 |
26. Nov. 1961 |
19 |
Ertrunken/gestorben an den Folgen von
Kälteschock und Kreislaufkollaps beim
Fluchtversuch am Außenring in der Havel in der
Nähe von Sacrow (bei Potsdam) in Höhe
Fährstraße |
Dieter Wohlfahrt
|
27. Mai 1941 |
9. Dez. 1961
|
20 |
Erschossen als Fluchthelfer in Staaken, nahe
Bergstraße/Ecke Hauptstraße |
Ingo Krüger
|
31. Jan. 1940 |
11. Dez. 1961 |
21 |
Beim Fluchtversuch an der Sektorengrenze in
der Spree in der Nähe des Reichstagufers an
der Kieler Straße aufgrund Defekt des
Tauchgeräts ertrunken oder an Kälteschock
gestorben |
Georg Feldhahn |
12. Aug. 1941 |
19. Dez. 1961 |
20 |
DDR-Grenzpolizist, der vor Dienstantritt
getrunken hatte; ertrunken beim Flucht- und
Fahnenfluchtversuch während seines Einsatzes an
der Sektorengrenze in der Spree, in West-Berlin
gefunden am 11. März 1962 |
Dorit Schmiel |
25. Apr. 1941 |
19. Feb. 1962 |
20 |
Tödlich angeschossen beim Fluchtversuch an der
Sektorengrenze zu Wittenau,
Wilhelmsruher Damm, und im Krankenhaus gestorben
|
Heinz Jercha |
1. Juli 1934
|
27. Mär. 1962 |
27 |
Erschossen als Fluchthelfer an der
Sektorengrenze zwischen Treptow und Neukölln in der
Heidelberger Straße, erlag in West-Berlin seinen
Verletzungen |
Philipp Held
|
2. Mai 1942
|
Apr. 1962 |
19 |
Am oder nach dem 8. April, laut Autopsie
eventuell um den 12. April herum, beim
Fluchtversuch ertrunken an der Sektorengrenze
beim Durchschwimmen der Spree; Leiche gefunden am
22. April |
Klaus Brueske |
14. Sep. 1938 |
18. Apr. 1962 |
23 |
Fluchtversuch mit einem durch die
Sektorengrenze brechenden Lkw an der
Grenzübergangsstelle Heinrich-Heine-Straße;
erstickte beim Unfall, der den Lkw auf der
West-Berliner Seite zum Stehen brachte |
Jörgen Schmidtchen
|
28. Juni 1941 |
18. Apr. 1962 |
20 |
Im Dienst getöteter Grenzsoldat; erschossen
mit der Waffe des Maueropfers Peter Böhme am
Gleisdreieck Potsdam-Griebnitzsee
gegenüber von Kohlhasenbrück
|
Peter Böhme
|
17. Aug. 1942 |
18. Apr. 1962 |
19 |
Erschossen während eines Schusswechsels am
Gleisdreieck Potsdam-Griebnitzsee
gegenüber von Kohlhasenbrück,
nachdem – vermutlich von ihm selbst – mit seiner
Waffe der Grenzsoldat Jörgen Schmidtchen
erschossen worden war |
Horst Frank
|
7. Mai 1942
|
29. Apr. 1962 |
19 |
Erschossen beim Fluchtversuch an der
Sektorengrenze zwischen Schönholz und Reinickendorf,
am Bahndamm nördlich der Klemkestraße |
Peter Göring |
28. Dez. 1940 |
23. Mai 1962 |
21 |
Im Dienst getöteter Grenzsoldat; von einem
Querschläger aus der Pistole eines West-Berliner
Polizisten tödlich getroffen an der
Sektorengrenze am Berlin-Spandauer
Schifffahrtskanal/Invalidenfriedhof.
|
Lutz Haberlandt |
29. Apr. 1938 |
27. Mai 1962 |
24 |
Erschossen beim Fluchtversuch an der
Sektorengrenze südlich der Sandkrugbrücke, nahe
der Charité am Alexanderufer |
Axel Hannemann |
27. Apr. 1945 |
5. Juni 1962
|
17 |
Erschossen beim Fluchtversuch an der
Sektorengrenze in der Spree nahe der Marschallbrücke am
Reichstagufer,
nachdem der Schiffsführer des Kahns, auf dem er
eigentlich nach Westen fliehen wollte, den Zoll
gerufen hatte |
Erna Kelm |
21. Juli 1908 |
11. Juni 1962 |
53 |
Ertrunken beim Fluchtversuch in der Havel in Wannsee, Höhe Nikolskoe |
Wolfgang
Glöde |
1. Feb. 1949
|
11. Juni 1962 |
13 |
Im Gespräch mit dort wohnhaften Kindern zeigte
und lud der Grenzer einer Streife an der
Sektorengrenze in Treptow in der
Kolonie „Sorgenfrei“, nahe der
Karpfenteichstraße, seine Waffe; dabei löste
sich versehentlich ein Schuss und traf Glöde
tödlich |
Reinhold Huhn |
8. Mär. 1942
|
18. Juni 1962 |
20 |
Im Dienst getöteter Grenzsoldat; von einem
Fluchthelfer an der Sektorengrenze zwischen den
Ortsteilen Mitte und Kreuzberg
erschossen |
Siegfried Noffke
|
9. Dez. 1939
|
28. Juni 1962 |
22 |
Erschossen als Fluchthelfer an der
Sektorengrenze zwischen den Ortsteilen Mitte und Kreuzberg in der
Heinrich-Heine-Straße 49, nachdem der dortige
Fluchttunnel verraten worden war; starb auf dem
Weg ins Ost-Berliner Krankenhaus |
Peter Fechter |
14. Jan. 1944 |
17. Aug. 1962 |
18 |
Erschossen beim Fluchtversuch in Berlin-Mitte,
Zimmerstraße; vor den Augen einer großen
West-Berliner Menschenmenge im Todesstreifen
verblutet |
Hans-Dieter Wesa
|
10. Jan. 1943 |
23. Aug. 1962 |
19 |
An der Sektorengrenze in Gesundbrunnen am S-Bahnhof
Bornholmer Straße beim Fluchtversuch
zunächst angeschossen und, als er schon am Boden
lag, aus kurzer Distanz erschossen |
Ernst Mundt |
2. Dez. 1921
|
4. Sep. 1962
|
40 |
Erschossen beim Fluchtversuch an der
Sektorengrenze, am Sophienfriedhof, Bernauer Ecke
Bergstraße |
Günter Seling |
28. Apr. 1940 |
30. Sep. 1962 |
22 |
Im Dienst getöteter Grenzsoldat; von einem
Kameraden am südwestlichen Außenring erschossen,
weil nach unterschiedlichen Angaben entweder die
Maschinenpistole versehentlich auslöste oder er
mit einem DDR-Flüchtling verwechselt wurde |
Anton Walzer |
27. Apr. 1902 |
8. Okt. 1962
|
60 |
Erschossen beim Fluchtversuch an der
Sektorengrenze in der Spree nahe der
Oberbaumbrücke |
Horst Plischke |
12. Juli 1939 |
19. Nov. 1962 |
23 |
Ertrunken beim Fluchtversuch an der
Sektorengrenze in der Spree; Leiche gefunden am
10. März 1963 |
Otfried Reck |
14. Dez. 1944 |
27. Nov. 1962 |
17 |
Nach einem vereitelten Fluchtversuch auf der
Flucht vor dem ihn nun verfolgenden
Grenzer-Suchtrupp in Grenznähe erschossen |
Günter Wiedenhöft
|
14. Feb. 1942 |
5. Dez. 1962/6. Dez. 1962
|
20 |
Ertrunken beim Fluchtversuch im Griebnitzsee in Potsdam, Leiche geborgen
am 25. März 1963 an der Babelsberger Enge |
Hans Räwel |
11. Dez. 1941 |
1. Jan. 1963
|
21 |
Erschossen beim Fluchtversuch an der
Sektorengrenze in der Spree nahe der
Oberbaumbrücke |
Horst Kutscher |
5. Juli 1931
|
15. Jan. 1963 |
31 |
Erschossen beim – vermutlich alkoholisierten –
Fluchtversuch in Berlin-Treptow,
im Gebiet Altglienicke/Rudower
Chaussee/Rudower Straße; 1956 war eine erste
Flucht geglückt, Kutscher ist mit Familie aber
nach einem Jahr in die DDR zurückgekehrt |
Peter Kreitlow |
15. Jan. 1943 |
24. Jan. 1963 |
20 |
Erschossen beim Fluchtversuch in Nieder Neuendorf;
einziger Mauertoter, der von sowjetischen
Soldaten erschossen wurde |
Wolf-Olaf
Muszynski |
1. Feb. 1947
|
Feb. 1963/ Mär. 1963 |
16 |
Ertrunken beim Fluchtversuch; Todestag unklar:
ab 6. Februar vermisst, am 1. April 1963 aus der
Spree in Kreuzberg in Höhe
Cuvrystraße 51 geborgen |
Peter Mädler |
10. Juli 1943 |
26. Apr. 1963 |
19 |
Erschossen beim Fluchtversuch im Teltowkanal, gegenüber
von Zehlendorf in
Höhe des Kleinmachnower Weges |
Siegfried Widera
|
12. Feb. 1941 |
8. Sep. 1963
|
22 |
Im Dienst getöteter Grenzsoldat; von
Flüchtlingen am 23. August 1963 an der
Sektorengrenze in Johannisthal
in der Nähe der Massantebrücke schwer verletzt,
am 8. September gestorben |
Klaus
Schröter |
21. Feb. 1940 |
4. Nov. 1963
|
23 |
Beim Fluchtversuch an der Sektorengrenze in
der Spree zwischen Kronprinzen- und
Marschallbrücke angeschossen und infolge der
Schussverletzung ertrunken |
Dietmar
Schulz |
21. Okt. 1939 |
25. Nov. 1963 |
24 |
Bei einem Fluchtversuch über die Gleisanlagen
nördlich des S-Bahnhofs
Bornholmer Straße von einem Zug erfasst
und wenig später im Volkspolizei-Krankenhaus
gestorben. |
Dieter Berger |
27. Okt. 1939 |
13. Dez. 1963 |
24 |
Er kletterte stark alkoholisiert an der
Sektorengrenze in Adlershof am Teltowkanal,
nahe der Wredebrücke, über den Grenzzaun, den er
nach Warnschüssen wieder hinab stieg. Als er
sich vom Grenzzaun entfernte, eröffneten die
Grenztruppen das Feuer und trafen ihn tödlich,
als er schon am Boden lag; von einer
Fluchtabsicht wird nicht ausgegangen |
Paul Schultz |
2. Okt. 1945
|
25. Dez. 1963 |
18 |
Erschossen beim Fluchtversuch an der
Sektorengrenze zwischen Mitte und Kreuzberg in Höhe
Melchiorstraße/Bethaniendamm, gestorben im
West-Berliner Krankenhaus |
Walter Hayn |
31. Jan. 1939 |
27. Feb. 1964 |
25 |
Erschossen beim Fluchtversuch an der
Sektorengrenze in Treptow nahe der
Kleingartenanlage „Sorgenfrei“ |
Adolf Philipp |
13. Aug. 1943 |
5. Mai 1964
|
20 |
West-Berliner, der im Grenzbereich zum
Spandauer Forst am Oberjägerweg erschossen
wurde, als er mit einer Gaspistole zwei Grenzer
bedrohte; hatte bereits früher Grenzen und
Grenzbereiche angesehen bzw. betreten und wollte
vermutlich zu einem späteren Zeitpunkt eine
Fluchthilfe planen |
Walter Heike |
20. Sep. 1934 |
22. Juni 1964 |
29 |
Erschossen beim Fluchtversuch an der
Sektorengrenze in der Nähe des Invalidenfriedhofs
|
Norbert Wolscht |
27. Okt. 1943 |
28. Juli 1964 |
20 |
Bei Fluchtversuch mit vermutlich selbst
angefertigtem Tauchgerät unter ungeklärten
Umständen in der Havel ertrunken |
Rainer Gneiser |
10. Nov. 1944 |
28. Juli 1964 |
19 |
Bei Fluchtversuch mit vermutlich selbst
angefertigtem Tauchgerät unter ungeklärten
Umständen in der Havel ertrunken |
Hildegard Trabant
|
12. Juni 1927 |
18. Aug. 1964 |
37 |
Bei einem Fluchtversuch von zwei Angehörigen
der Grenztruppen der DDR im Bereich der
stillgelegten S-Bahn-Strecke zwischen den
Bahnhöfen Schönhauser
Allee und Gesundbrunnen
entdeckt und erschossen, als sie zurück Richtung
Ost-Berlin floh |
Wernhard
Mispelhorn |
10. Nov. 1945 |
20. Aug. 1964 |
18 |
Bei einem Fluchtversuch bei der
Kleingartenkolonie in Schönholz am 18.
August 1964 angeschossen und zwei Tage später im
Krankenhaus der Volkspolizei
gestorben |
Egon Schultz |
4. Jan. 1943
|
5. Okt. 1964
|
21 |
Im Dienst getöteter Grenzsoldat; irrtümlich
von Kameraden erschossen bei einem Feuergefecht
mit Fluchthelfern an der Sektorengrenze in Berlin-Mitte,
Strelitzer Straße 55 |
Hans-Joachim Wolf
|
8. Aug. 1944
|
26. Nov. 1964 |
20 |
Erschossen beim Fluchtversuch an der
Sektorengrenze in Baumschulenweg, im Britzer
Zweigkanal in Höhe Heidekampgraben |
Joachim Mehr |
3. Apr. 1945
|
3. Dez. 1964
|
19 |
Beim Fluchtversuch in Hohen Neuendorf/Bergfelde zunächst
angeschossen und, als er bereits auf dem Boden
lag, aber sich noch bewegte, erschossen |
N.N. |
|
19. Jan. 1965 |
|
Wurde gesehen, wie er bei einem Fluchtversuch
in der Spree ertrank; Verbleib der
Leiche und Identität des etwa 30-Jährigen
unbekannt; eventuell mit einer in West-Berlin am
8. Juli 1965 gefundenen, nicht identifizierten
Wasserleiche identisch |
Christian Buttkus
|
21. Feb. 1944 |
4. Mär. 1965
|
21 |
Erschossen beim Fluchtversuch in Kleinmachnow/Dreilinden, nahe
Teerofendamm |
Ulrich Krzemien |
13. Sep. 1940 |
25. Mär. 1965 |
24 |
Am 13. April 1965 in der Spree zwischen der
Brommy- und der Schillingbrücke gefunden; mit
großer Wahrscheinlichkeit identisch mit einem
möglicherweise alkoholisierten Mann, der am 25.
März 1965 die Spree in der Nähe des Osthafens an
der Sektorengrenze zwischen Kreuzberg und Friedrichshain
von Berlin-West nach Berlin-Ost durchquerte, aus
Erschöpfung nicht das Ost-Berliner Ufer
erklimmen konnte und trotz Bittens um Hilfe
unter den Augen eines tatenlosen
DDR-Grenzpostens ertrank |
Hans-Peter
Hauptmann |
20. Mär. 1939 |
3. Mai 1965
|
26 |
Geriet vor seinem grenznahen Haus mit einer
Grenztruppe in Streit und griff dabei nach dem
Waffenlauf eines Grenzpostens; wurde durch
Schüsse am 24. April 1965 am Außenring im
Grenzgebiet zwischen Potsdam-Babelsberg und
West-Berlin schwer verletzt, woraufhin ihm bei
einer Operation eine Niere entfernt wurde; als
die andere Niere versagte, starb er am 3. Mai
1965 |
Hermann Döbler |
28. Okt. 1922 |
15. Juni 1965 |
42 |
West-Berliner Motorbootfahrer, der auf dem Teltowkanal
in der Nähe des Kontrollpunktes Dreilinden,
unabsichtlich die – 100 Meter weiter
entfernt geglaubte – Grenze überquerte und
daraufhin von DDR-Grenzsoldaten erschossen wurde
|
Klaus Kratzel |
3. Mär. 1940
|
8. Aug. 1965
|
25 |
Tödlich verunglückt beim Fluchtversuch an der
Sektorengrenze im S-Bahn-Tunnel zwischen den
Bahnhöfen Pankow und Schönhauser
Allee |
Klaus Garten |
19. Juli 1941 |
18. Aug. 1965 |
24 |
Tödlich verletzt beim Fluchtversuch in Teltow, nahe
Philipp-Müller-Allee und im Ost-Berliner
Krankenhaus den Verletzungen erlegen |
Walter
Kittel |
21. Mai 1942 |
18. Okt. 1965 |
23 |
Aus nächster Nähe beim Fluchtversuch in Kleinmachnow
erschossen, als er sich auf Aufforderung hin den
DDR-Grenzern ergeben wollte. Die Tat führte 1992
zum höchsten Strafmaß in einem Mauerschützenprozess.
|
Heinz Cyrus |
5. Juni 1936
|
11. Nov. 1965 |
29 |
Wurde am 10. November beim Fluchtversuch
entdeckt, flüchtete vor den ihn verfolgenden
Grenzern in das grenznahe Haus Gartenstraße 85
in Prenzlauer Berg
und kletterte, als das umstellte Haus durchsucht
wurde, aus dem Flurfenster im vierten Stock;
stürzte in den Hof und erlag am folgenden Morgen
im Krankenhaus seinen Verletzungen |
Heinz Sokolowski
|
17. Dez. 1917 |
25. Nov. 1965 |
47 |
Erschossen beim Fluchtversuch an der
Sektorengrenze zwischen Brandenburger Tor
und Clara-Zetkin-Straße |
Erich Kühn
|
27. Feb. 1903 |
3. Dez. 1965
|
62 |
Beim Fluchtversuch in den Bauch geschossen am
26. November 1965 an der Sektorengrenze im
Bereich des Bahndamms Sonnenallee, nahe der
Kleingartensparte „Eintracht“; im Krankenhaus am
3. Dezember 1965 einer Bauchfellentzündung
erlegen |
Heinz Schöneberger
|
7. Juni 1938
|
26. Dez. 1965 |
27 |
Erschossen beim Fluchtversuch an der
Sektorengrenze zwischen Mitte und Kreuzberg am
Grenzkontrollpunkt Heinrich-Heine-Straße
|
Dieter
Brandes |
23. Okt. 1946 |
11. Jan. 1966 |
19 |
Beschossen beim Fluchtversuch am 9. Juni 1965
an der Sektorengrenze im Bereich
Nordbahnhof/Gartenstraße und am 11. Januar 1966
seinen schweren körperlichen und psychischen
Verletzungen erlegen (Kreislaufversagen) |
Willi Block |
5. Juni 1934
|
7. Feb. 1966
|
31 |
Erschossen beim Fluchtversuch in Staaken, nahe der
Grenzübergangsstelle, als er bereits am Boden
lag, weil sich seine Kleidung im Stacheldraht
verfangen hatte |
Lothar
Schleusener |
14. Jan. 1953 |
14. Mär. 1966 |
13 |
Erschossen beim Fluchtversuch an der
Sektorengrenze in Treptow,
Kleingartenkolonie „Sorgenfrei“ in der Nähe des
S-Bahnhofs Plänterwald |
Jörg
Hartmann |
27. Okt. 1955 |
14. Mär. 1966 |
10 |
Erschossen beim Fluchtversuch an der
Sektorengrenze in Treptow,
Kleingartenkolonie „Sorgenfrei“ in der Nähe des
S-Bahnhofs Plänterwald; jüngstes Opfer, das an
der Mauer erschossen wurde |
Willi Marzahn |
3. Juni 1944
|
19. Mär. 1966 |
21 |
Erschossen beim Fluchtversuch während eines
Schusswechsels zwischen zwei Flüchtlingen und
den Besatzungen zweier Grenzwachtürme bei Kohlhasenbrück/Steinstücken |
Eberhard
Schulz |
11. Mär. 1946 |
30. Mär. 1966 |
20 |
Erschossen beim Fluchtversuch zwischen Kleinmachnow und Königs
Wusterhausen; der Mitflüchtling wurde
festgenommen |
Michael Kollender
|
19. Feb. 1945 |
25. Apr. 1966 |
21 |
Erschossen beim Flucht- und (als NVA-Soldat) Fahnenfluchtversuch
an der Sektorengrenze in Johannisthal
am Teltowkanal; die
Schützen wurden im wiedervereinigten Deutschland
freigesprochen, da Fahnenflucht laut DDR-Militärgesetz
von 1962 ein Verbrechen war |
Paul Stretz |
28. Feb. 1935 |
29. Apr. 1966 |
31 |
West-Berliner, der angetrunken an der
Sektorengrenze im Berlin-Spandauer
Schifffahrtskanal in Höhe Invalidenfriedhof
badete; von DDR-Grenzern erschossen, die ihn für
einen Flüchtling hielten |
Eduard Wroblewski
|
3. Mär. 1933
|
26. Juli 1966 |
33 |
Erschossen beim Fluchtversuch (unter Alkohol)
am Außenring in Mahlow an der
Grenze zu Lichtenrade in
der Nähe des ehemaligen S-Bahn-Damms; eine erste
Flucht war ihm 1952 gelungen, nach neun Monaten
war er aber in die DDR zurückgekehrt |
Heinz
Schmidt |
26. Okt. 1919 |
29. Aug. 1966 |
46 |
West-Berliner, der vermutlich aufgrund
psychischer Krankheit den Schifffahrtskanal
nördlich des Invalidenfriedhofs durchschwamm und
auf dem Rückweg von DDR-Grenzern beschossen und
tödlich verletzt wurde |
Andreas Senk |
1960 |
13. Sep. 1966 |
6 |
Von einem Spielkameraden an der Sektorengrenze
zwischen Kreuzberg und Friedrichshain,
nahe der Oberbaumbrücke, in
die Spree gestoßen und ertrunken
|
Karl-Heinz Kube |
10. Apr. 1949 |
16. Dez. 1966 |
17 |
Erschossen beim Fluchtversuch in Kleinmachnow
in der Nähe des Teltower Hafens; der
Mit-Flüchtling wurde festgenommen |
Max Willi Sahmland
|
28. Mär. 1929 |
27. Jan. 1967 |
37 |
Erschossen beim alkoholisierten Fluchtversuch
an der Sektorengrenze im Teltowkanal in Berlin-Rudow, nahe
der Kanalstraße in Höhe der Firma Eternit, und
abgesunken; Leiche von der West-Berliner
Wasserschutzpolizei am 8. März 1967 geborgen;
zwei Mit-Flüchtlinge gaben auf und blieben
unentdeckt |
Franciszek Piesik
|
23. Nov. 1942 |
17. Okt. 1967 |
24 |
Bei einem Fluchtversuch im Nieder
Neuendorfer See, am Berliner Außenring
zwischen Hennigsdorf (Kreis
Nauen) und Berlin-Spandau
ertrunken |
Elke Weckeiser |
31. Okt. 1945 |
18. Feb. 1968 |
22 |
Erschossen beim Fluchtversuch mit Dieter
Weckeiser an der Sektorengrenze gegenüber dem Reichstagsgebäude
nahe der Kronprinzenbrücke |
Dieter
Weckeiser |
15. Feb. 1943 |
19. Feb. 1968 |
25 |
Angeschossen am 18. Februar 1968 beim
Fluchtversuch mit Elke Weckeiser an der
Sektorengrenze gegenüber dem Reichstagsgebäude
nahe der Kronprinzenbrücke, gestorben am 19.
Februar 1968; war 1962 freiwillig mit seiner
ersten Ehefrau in die DDR eingereist |
Herbert Mende |
9. Feb. 1939
|
10. Mär. 1968 |
29 |
Wurde alkoholisiert am 7. Juli 1962 von Volkspolizisten
in Potsdam an der Glienicker Brücke
kontrolliert und hatte keine Ausweisepapiere
dabei; als er versuchte, in den von ihm
erwarteten Linienbus einzusteigen, wurde er
angeschossen; starb 5½ Jahre danach an den
Spätfolgen |
Bernd
Lehmann |
31. Juli 1949 |
28. Mai 1968 |
18 |
Bei einem Fluchtversuch in der Spree zwischen
Treptow und Kreuzberg in den
Unterwassersperranlagen der Grenze
(Stacheldraht) ertrunken |
Siegfried
Krug |
22. Juli 1939 |
6. Juli 1968
|
28 |
Westdeutscher, der über den Grenzübergang
Friedrichstraße in die DDR einreiste und aus
unbekannten Gründen in das abgesperrte
Sektorengrenzgebiet auf dem Pariser Platz vor
dem Brandenburger Tor vordrang; ignorierte
Warnrufe und -schüsse zunächst, drehte
schließlich um und ging dicht auf einen der drei
ihn bedrohenden Grenzposten zu, der ihn erschoss
|
Rolf
Henniger |
30. Nov. 1941 |
15. Nov. 1968 |
26 |
Im Dienst getöteter Grenzsoldat; erschossen
vom flüchtigen Volkspolizisten Horst Körner in Klein-Glienicke/Schlosspark Babelsberg, in der
Nähe des Altenheims Wasserstraße; Henniger hatte
laut Aussagen von Verwandten selbst
Fluchtgedanken gehabt |
Horst Körner
|
12. Juli 1947 |
15. Nov. 1968 |
21 |
Erschossen beim Fluchtversuch in Klein-Glienicke/Schlosspark Babelsberg, in der
Nähe des Altenheims Wasserstraße; zuvor hatte
der Volkspolizist mit seiner Dienstpistole das
Feuer auf zwei ihn entdeckende Grenzsoldaten
eröffnet und dabei Rolf Henniger getötet |
Johannes
Lange |
17. Dez. 1940 |
9. Apr. 1969
|
28 |
Erschossen beim Fluchtversuch an der
Sektorengrenze in Berlin-Mitte, im
Bereich Adalbertstraße/Leuschnerdamm |
Klaus-Jürgen Kluge
|
25. Juli 1948 |
13. Sep. 1969 |
21 |
Erschossen beim Fluchtversuch an der
Sektorengrenze nahe der Helmut-Just-Brücke |
Leo Lis |
10. Mai 1924 |
20. Sep. 1969 |
45 |
Erschossen beim Fluchtversuch an der
Sektorengrenze in der Nähe des Nordbahnhofs |
Eckhard
Wehage |
8. Juli 1948
|
10. Mär. 1970 |
21 |
Beging nach einem gescheiterten Versuch, durch
die Entführung einer Maschine der Interflug von Ost- nach
West-Berlin zu flüchten, mit seiner Ehefrau Selbstmord. |
Christel
Wehage |
15. Dez. 1946 |
10. Mär. 1970 |
23 |
Beging nach einem gescheiterten Versuch, durch
die Entführung einer Maschine der Interflug von
Ost- nach West-Berlin zu flüchten, mit ihrem
Ehemann Selbstmord. |
Heinz Müller
|
16. Mai 1943 |
19. Juni 1970 |
27 |
Westdeutscher, der aus ungeklärten Gründen –
möglicherweise unter Alkoholeinfluss – von der
westdeutschen Seite in die Sperranlage an der
Sektorengrenze in Berlin-Friedrichshain
nahe der Schillingbrücke geriet und dort
erschossen wurde |
Willi Born
|
19. Juli 1950 |
7. Juli 1970
|
19 |
Selbstmord während gescheitertem
Fluchtversuch, als er von Grenzsoldaten gestellt
wurde |
Friedhelm Ehrlich
|
11. Juli 1950 |
2. Aug. 1970
|
20 |
Zur NVA
einberufen und zuletzt in einer Grenzkompagnie
dienend, drang Ehrlich alkoholisiert,
unbewaffnet und lautstark (u. a. laut
pfeifend) in den Sektorengrenzraum in der Nähe
der Leipziger Straße/Staerkstraße am Außenring
in Glienicke/Nordbahn (Kreis Oranienburg) ein;
wurde gestellt, soll dann eine Waffe
vorgetäuscht und die Grenztruppen zum Schießen
aufgefordert haben, woraufhin ein Soldat auf ihn
schoss und u. a. eine Bein-Hauptschlagader
traf; Erste Hilfe wurde nicht geleistet, Ehrlich
verblutete nach Einlieferung ins Krankenhaus;
Fluchtabsicht unklar |
Gerald Thiem |
6. Sep. 1928
|
7. Aug. 1970
|
41 |
Durchdrang aus ungeklärten Gründen
alkoholisiert die Grenze von West-Berlin nach
Ost-Berlin; wurde an der Sektorengrenze zwischen
Neukölln und Treptow,
Kiefholzstraße/Höhe Puderstraße, erschossen und
starb auf dem Weg ins Ost-Berliner Krankenhaus |
Helmut Kliem |
2. Juni 1939
|
13. Nov. 1970 |
31 |
Näherte sich – in ein Gespräch verwickelt und
unter Alkoholeinfluss – versehentlich einer
Grenzanlage am Außenring in Falkensee, Ortsteil
Falkenhöh, nahe der Pestalozzistraße, und wurde
beim Entfernen von der Anlage erschossen; sein
Mitfahrer wurde verletzt, aber nicht wegen
ungesetzlichen Grenzübertritts angeklagt;
Vorfall in der DDR als (vertuschter) Unfall
gewertet |
Hans-Joachim Zock |
26. Jan. 1940 |
Nov. 1970 |
30 |
Ertrank bei einem Fluchtversuch in der Spree
zwischen dem 14. und 17. November 1970. Seine
Leiche wurde am 17. Dezember 1970 nahe dem
S-Bahnhof Jannowitzbrücke geborgen.[4]
|
Christian-Peter
Friese |
5. Aug. 1948
|
25. Dez. 1970 |
22 |
Erschossen beim Fluchtversuch an der
Sektorengrenze in Treptow, im Bereich Köllnische
Heide/Dammweg |
Rolf-Dieter
Kabelitz |
23. Juni 1951 |
30. Jan. 1971 |
19 |
Beim Betreten des Grenzgebiets am Außenring
zwischen Bergfelde (Kreis
Oranienburg) und Reinickendorf
am 7. Januar entdeckt und nach Verfolgung zurück
Richtung DDR angeschossen und schwer verletzt;
litt im Krankenhaus an einer sich ausbreitenden
inneren Infektion mit Fieberschüben und
Bewusstseinsstörungen; starb am 30. Januar
schließlich an einer am Morgen des Tages
diagnostizierten Lungenentzündung; Fluchtabsicht
wahrscheinlich, aber in Verhören im Krankenhaus
bestritten |
Wolfgang
Hoffmann |
1. Sep. 1942
|
15. Juli 1971 |
28 |
Versuchte nach erfolgreicher DDR-Flucht 1961,
vermutlich alkoholisiert, die in der DDR lebende
Mutter zu besuchen, und sprang nach der
Festnahme aus einem zehn Meter hohen Fenster im
Polizeigebäude; Selbstmordabsicht unklar, die
DDR ging von einem Unfall aus |
Werner Kühl |
10. Jan. 1949 |
24. Juli 1971 |
22 |
Beim Versuch, mit einem Freund die Grenze von
West-Berlin nach Ost-Berlin – vermutlich zwecks
Niederlassung in der DDR – heimlich zu
überqueren, an der Sektorengrenze in Treptow nahe
der Brücke Britzer Allee/Baumschulenweg
erschossen; Freund wurde im Osten gefangen
genommen und am 30. August in den Westen
ausgewiesen |
Dieter Beilig |
5. Sep. 1941
|
2. Okt. 1971
|
30 |
Festgenommen, als er auf der Mauer der
Sektorengrenze in Berlin-Mitte am Brandenburger Tor
balancierte und dann nach Ost-Berlin
hinuntersprang; im Gebäude der Akademie
der Künste (NVA-Führungspunkt) verhört und
dort, laut DDR-Grenztruppen, bei einem
Fluchtversuch aus dem Fenster aus nächster Nähe
erschossen; war bereits im April 1964 unter
ungeklärten Umständen in Stasi-Gefangenschaft
geraten, aber von Westdeutschland 1964 freigekauft
worden |
Horst Kullack |
20. Nov. 1948 |
21. Jan. 1972 |
23 |
Angeschossen beim Fluchtversuch am 1. Januar
1972 bei Großziethen an der
Grenze zu Lichtenrade und
schwer verletzt; von der Stasi
in der Folge aus psychiatrischen Gründen für
unzurechnungsfähig erklärt und zur Einweisung in
eine Anstalt (anstelle Anklage wegen
ungesetzlichen Grenzübertritts) empfohlen; am
21. Januar 1972 an den erlittenen inneren
Verletzungen gestorben |
Manfred Weylandt
|
12. Juli 1942 |
14. Feb. 1972 |
29 |
Beim Fluchtversuch unter Alkoholeinfluss an
der Sektorengrenze nahe der Schillingbrücke in
der Spree zwischen Friedrichshain
und Kreuzberg mit
einem Kopfschuss angeschossen und daraufhin
ertrunken |
Klaus
Schulze |
13. Okt. 1952 |
7. Mär. 1972
|
19 |
Erschossen beim Fluchtversuch nördlich von Falkensee nahe der
Pestalozzistraße, unweit der Exklave Eiskeller; der
Mitflüchtling entkam in den Westen |
Cengaver Katrancı
|
1963 |
30. Okt. 1972 |
9 |
Beim Vögelfüttern an der Sektorengrenze
zwischen Friedrichshain
und Kreuzberg nahe
der Oberbaumbrücke in
die Spree gefallen und ertrunken
|
Holger H. |
1971 |
22. Jan. 1973 |
1 |
Im Auto erstickt während der Flucht mit seinen
Eltern über die Sektorengrenze in Berlin |
Volker Frommann |
23. Apr. 1944 |
5. Mär. 1973
|
29 |
Versuchte am 1. März 1973 die Flucht mit einer
S-Bahn, verletzte sich beim Sprung aus dem Zug
schwer und erlag vier Tage später im Krankenhaus
den Verletzungen |
Horst Einsiedel |
8. Feb. 1940
|
15. Mär. 1973 |
33 |
Erschossen beim Fluchtversuch an der
Sektorengrenze am Friedhof Pankow |
Manfred Gertzki |
17. Mai 1942 |
27. Apr. 1973 |
30 |
An der Sektorengrenze in Berlin-Mitte, in der
Reinhardtstraße nahe dem Reichstagsgebäude,
niedergeschossen; beim Versuch, den leblosen
Körper zu bergen, stieß ihn ein DDR-Grenzer in
die Spree, wo er aufgrund einer
mit Metallstücken verstärkten und vermeintlich
kugelsicheren Jacke sofort sank; unklar ist, ob
Gertzki bereits an den Schüssen oder erst durch
Ertrinken starb |
Siegfried Kroboth
|
23. Apr. 1968 |
14. Mai 1973 |
5 |
Beim Spielen an der Sektorengrenze am Kreuzberger
Gröbenufer nahe der Oberbaumbrücke
(West-Berlin) in die Spree gefallen und ertrunken
|
Burkhard Niering
|
1. Sep. 1950
|
5. Jan. 1974
|
23 |
Erschossen beim Fluchtversuch mit Geiselnahme
an der Sektorengrenze im Grenzkontrollpunkt
Friedrich-/Zimmerstraße (Checkpoint Charlie)
|
Czesław Kukuczka |
23. Juli 1935 |
29. Mär. 1974 |
39 |
Polnischer Staatsangehöriger, von einem
Unbekannten im Grenzübergang Bahnhof
Friedrichstraße ermordet, als er mit einem
kurz zuvor von der Vertretung Polens in der DDR
durch eine Bombendrohung erpressten
Ausreise-Visum Ost-Berlin verlassen wollte.[5]
|
Johannes Sprenger
|
3. Dez. 1905
|
10. Mai 1974 |
68 |
Erschossen beim Betreten des
Sektorengrenzgebiets in Berlin-Altglienicke,
Nähe Hornkleepfad, zwischen Treptow und Neukölln.
Fluchtabsicht ist unwahrscheinlich, da der
Rentner West-Deutschland legal bereisen durfte
und das bereits zweimal getan hatte. Er hatte
gesundheitliche Probleme infolge von Lungenkrebs
(die genaue Diagnose war ihm jedoch nicht
bekannt). Deswegen und wegen der Abschiedsworte
an seine Frau nahmen das MfS
und nach der Wiedervereinigung auch das Berliner
Landgericht (Mauerschützenprozesse)
Selbstmord an. |
Giuseppe Savoca |
22. Apr. 1968 |
15. Juni 1974 |
6 |
Beim Spielen an der Sektorengrenze am
Gröbenufer in Kreuzberg
(West-Berlin) in die Spree gefallen und
ertrunken |
Herbert Halli |
24. Nov. 1953 |
3. Apr. 1975
|
21 |
Erschossen bei einem Fluchtversuch unter
Alkoholeinfluss an der Sektorengrenze in Berlin-Mitte,
Zimmer-/Otto-Grotewohl-Straße;
nach einem Warnschuss Richtung DDR
zurückgelaufen, dabei von einem Grenzposten
erschossen; erlag im Krankenhaus den
Verletzungen |
Çetin Mert |
11. Mai 1970 |
11. Mai 1975 |
5 |
Beim Spielen an der Sektorengrenze am
Gröbenufer in Kreuzberg
(West-Berlin) in die Spree gefallen und
ertrunken |
Herbert Kiebler |
24. Mär. 1952 |
27. Juni 1975 |
23 |
Erschossen beim Fluchtversuch am Außenring in
Mahlow an der Grenze zu Lichtenrade,
westlich der Fernstraße 96 |
Lothar Hennig |
30. Juni 1954 |
5. Nov. 1975
|
21 |
Angeschossen am 4. November 1975 in Potsdam/Sacrow,
Weinmeisterweg, als er im Dauerlauf von der
grenznahen Bushaltestelle nach Hause lief und
laut Schützenaussage Warnrufe und einen
Warnschuss ignorierte; am 5. November 1975 im
Armeelazarett Potsdam-Drewitz
gestorben; der Schütze war als Sonderposten zur
Suche eines (mit Hennig in keiner Beziehung
stehenden) DDR-Flüchtlings eingeteilt |
Dietmar Schwietzer
|
21. Feb. 1958 |
16. Feb. 1977 |
18 |
Erschossen beim Fluchtversuch in Schönwalde,
Berliner Allee |
Henri Weise |
13. Juli 1954 |
Mai 1977 |
22 |
In der Spree unter ungeklärten
Umständen eventuell am 17. Mai 1977 ertrunken
und am 27. Juli 1977 gefunden; vorausgegangene
Ausreiseanträge und geäußerte Ausreisewünsche
legen einen Fluchtversuch nahe |
Wladimir Odinzow |
1960. |
2. Feb. 1979
|
18 |
Fahnenflüchtiger
Sowjetsoldat, erschossen beim Fluchtversuch auf
der Dorfstraße in Seeburg am Außenring zwischen
Seeburg
(Dallgow-Döberitz) und Spandau[6]
|
Ulrich Steinhauer
|
13. Mär. 1956 |
4. Nov. 1980
|
24 |
Im Dienst getöteter Grenzsoldat; von einem
flüchtenden Kameraden in Schönwalde/Kreis Nauen
erschossen |
Marienetta
Jirkowsky |
25. Aug. 1962 |
22. Nov. 1980 |
18 |
Erschossen beim Fluchtversuch in Hohen Neuendorf,
nahe der Invalidensiedlung/Florastraße; zwei
Mit-Flüchtlingen gelang die Flucht |
Hans-Peter
Grohganz |
25. Sep. 1948 |
9. Feb. 1981
|
32 |
Kraftwagenfahrer aus Premnitz. Nach Ablehnung
seines Ausreiseantrages und einer Inhaftierung
versuchte er durch die Spree nach West-Berlin zu
gelangen. Sein lebloser Körper wurde
800 Meter westlich der Elsenbrücke entdeckt.
|
Johannes Muschol
|
31. Mai 1949 |
16. Mär. 1981 |
31 |
Westdeutscher, der aller Wahrscheinlichkeit
nach aus psychischer Verwirrtheit in den
Todesstreifen an der Sektorengrenze zwischen Wilhelmsruh und
Schönholz sprang
und versuchte, Richtung DDR zu fliehen; aus
kurzer Distanz erschossen, als er eine drei
Meter hohe Mauer nicht überwinden konnte |
Hans-Jürgen
Starrost |
24. Juni 1954 |
16. Apr. 1981 |
26 |
Beim Fluchtversuch am frühen Morgen des 14.
April 1981 in Teltow-Sigridshorst angeschossen
und im Bauchraum schwer verletzt; wurde zunächst
verhört, dann in ein Armeelazarett in Potsdam ohne
Intensivstation eingeliefert; schließlich
Verlegung ins Bezirkskrankenhaus, dort Tod am
16. April |
Thomas Taubmann |
22. Juli 1955 |
12. Dez. 1981 |
26 |
Versuchte die Flucht mit einem Zug und
verunglückte beim Sprung vom Zug tödlich |
Lothar Fritz Freie
|
8. Feb. 1955
|
6. Juni 1982
|
27 |
West-Berliner, der aus ungeklärten Gründen mit
bloßem Oberkörper auf DDR-Grenzgebiet in Prenzlauer Berg
zwischen Bornholmer Straße/Behmstraße,
nahe der Helmut-Just-Brücke, lief; als er nach
Anruf zurück in den Westen floh, angeschossen am
4. Juni 1982, gestorben am 6. Juni 1982 |
Silvio Proksch |
3. Mär. 1962
|
25. Dez. 1983 |
21 |
Erschossen an der Sektorengrenze in Pankow am Bürgerpark
nahe der Leonhard-Frank-Straße beim spontanen
Fluchtversuch unter erheblichem Alkoholeinfluss
|
Michael-Horst
Schmidt |
20. Okt. 1964 |
1. Dez. 1984
|
20 |
Erschossen beim Fluchtversuch an der
Sektorengrenze in Pankow,
Wollankstraße/Schulzestraße 23–24 und im
Krankenhaus verblutet |
Rainer Liebeke |
11. Sep. 1951 |
3. Sep. 1986
|
34 |
Ertrunken beim Fluchtversuch im Sacrower See am
Außenring zwischen Groß Glienicke (Potsdam-Land)
und Berlin-Spandau; die Leiche wurde eine Woche
später von Schülern gefunden |
Manfred Mäder |
23. Aug. 1948 |
21. Nov. 1986 |
38 |
Erschossen beim Fluchtversuch mit René Gross
an der Sektorengrenze in Treptow, im
Bereich Karpfenteichstraße |
René Gross |
1. Mai 1964
|
21. Nov. 1986 |
22 |
Erschossen beim Fluchtversuch mit Manfred
Mäder an der Sektorengrenze in Treptow, im
Bereich Karpfenteichstraße |
Michael
Bittner |
31. Aug. 1961 |
24. Nov. 1986 |
25 |
Erschossen beim Fluchtversuch in
Glienicke/Nordbahn, Nohlstraße |
Lutz Schmidt |
8. Juli 1962
|
12. Feb. 1987 |
24 |
Erschossen beim Fluchtversuch an der Berliner
Sektorengrenze zwischen Treptow und Berlin-Neukölln,
im Bereich Rheingoldstraße/Siedlung Rehpfuhl,
nahe der Grenzübergangsstelle Rudower Chaussee |
Ingolf Diederichs
|
13. Apr. 1964 |
13. Jan. 1989 |
24 |
Tödlich verunglückt an der Sektorengrenze im
Bereich Bösebrücke/Grenzübergangsstelle
Bornholmer Straße
beim Fluchtversuch mittels Sprung aus einer
S-Bahn |
Chris Gueffroy |
21. Juni 1968 |
5. Feb. 1989
|
20 |
Erschossen beim Fluchtversuch in
Berlin-Treptow, nahe der Kleingartenkolonie
„Harmonie“ am Britzer
Zweigkanal |
Winfried
Freudenberg |
29. Aug. 1956 |
8. Mär. 1989
|
32 |
Umgekommen beim Absturz mit einem Ballon über
West-Berlin |
Quelle: Chronik der Mauer – herausgegeben von
der Bundeszentrale
für politische Bildung, dem Deutschlandradio und dem
Zentrum für Zeithistorische Forschung
in Potsdam.[7]
========
========
Kr. DDR 20.9.2021: STASI-Methoden: Gift,
Folter, Killerkommandos - rund 70 Leute wurden
umgebracht:
DDR-Zeitgeschichte und Mahnung: Gift, Folter,
Killerkommandos: So brutal schaltete die Stasi
politische Geg
https://www.focus.de/politik/ddr-zeitgeschichte-und-mahnung-gift-folter-killerkommandos-so-brutal-schaltete-die-stasi-politische-gegner-aus_id_23741879.html
Die frühere DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier erinnert in
ihrem neuen Buch an die politischen Morde der
Staatssicherheit, die als "Schild und Schwert" der SED ein
ganzes Volk terrorisierte. Die geschilderten Schicksale
gehen unter die Haut – und haben auch 32 Jahre nach dem
Mauerfall nichts an ihrer gesellschaftlichen Bedeutung
verloren.
Die Bürgerrechtlerin Freya Klier, geboren 1950 in Dresden, in
der DDR mehrmals verhaftet und schließlich ausgebürgert,
hat ein neues Buch geschrieben. Es handelt von den
politischen Morden und Mordversuchen der
Staatssicherheit, kurz Stasi. In aufwühlenden
Schilderungen legt die Autorin das menschenverachtende
Wesen des DDR-Geheimdienstes offen, der im Auftrag der
Staatspartei SED Millionen Ostdeutsche bespitzelte,
drangsalierte, terrorisierte - und Dutzende
Tötungsverbrechen beging.
Kliers Werk hätte zu keinem besseren Zeitpunkt
erscheinen können – kurz vor der Bundestagswahl am 26.
September 2021.
Freya Klier: Buch über Stasi-Morde und brutales
DDR-Regime
Grund: Die seit nunmehr 16 Jahren im Bundestag sitzende
Linkspartei schickt sich an, Regierungsverantwortung für
ganz Deutschland zu übernehmen – so offensiv, so
selbstbewusst wie nie zuvor. Und bei großen Teilen von SPD und Grünen
wird die mehrfach umbenannte Nachfolgepartei der SED mit
offenen Armen empfangen.
Allerdings ist die Linke
nicht bloß eine Partei, die unsere Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung radikal ändern will. Sie ist auch
eine Partei, die bis heute ein ungeklärtes Verhältnis zu
ihrer dunklen Vergangenheit, sprich ihrer
Vorgängerpartei hat. Etliche Mitglieder bis hinauf in
die Führungsebene weigern sich hartnäckig, die DDR als
Unrechtsstaat zu bezeichnen und verherrlichen
stattdessen das alte System.
Autorin Klier überlebte 1987 nur mit Glück
Mordanschlag
Dabei steht außer Frage, dass das SED-Regime massives
und systematisches Unrecht begangen hat. Selbst wenn die
DDR ihren Bürgern Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit
oder Pressefreiheit offiziell garantierte – ging es
gegen seine eigenen Interessen, trat der Staat solche
Rechte mit Füßen. Mit dem Ministerium für
Staatssicherheit hatte die SED ein Monstrum erschaffen,
das ihre Herrschaft sicherte – unter anderem dadurch,
dass es missliebige Bürger gewaltsam aus dem Weg räumte.
In ihrem Buch „Unter mysteriösen
Umständen. Die politischen Morde der
Staatssicherheit" (Herder Verlag)
lässt Freya Klier viele Zeitzeugen und Betroffene zu
Wort kommen, die das bislang sehr spärlich beleuchtete
Kapitel der DDR-Geschichte aufhellen. Klier selbst
überlebte 1987 nur mit Glück einen Mordanschlag. Die
Stasi hatte das Auto von ihr und ihrem Mann manipuliert
und so einen schweren Unfall vorbereitet. Kliers Bruder
wurde von den Stasi-Schergen in den Selbstmord
getrieben.
Gegner des DDR-Regimes: Rund 70 Menschen offenbar
getötet
Die Autorin verfolgt mit ihrem Buch nicht die Absicht,
Morde und Mordanschläge juristisch zu „beweisen“. Viel
mehr will sie den Opfern „ein Denkmal setzen“. Sie
spricht von etwa 70 Dissidenten, Pfarrern und
Schriftstellern, die in der DDR eines unnatürlichen
Todes gestorben seien. „Andere sind schwer krank oder
siechen auf irgendeine Art dahin“ – offensichtliche
Spätfolgen jahrelangen Stasi-Terrors.
Klier greift prominente Schicksale auf, etwa das von
Michael Gartenschläger. Er wurde 1976 durch ein
Spezialkommando der Stasi erschossen, als er versuchte,
eine Selbstschussanlage an der Grenze abzumontieren.
Zitat: „Das Kommando erwartet ihn, sieht seine
Silhouette. Als Michael sich geduckt auf den Grenzzaun
zubewegt, läuft er direkt ins Mündungsfeuer. Vier
Männer schießen ihre Magazine leer – so, wie sie das
gelobt haben. Von Schüssen durchsiebt, stirbt der
32-Jährige am Todesstreifen.“
Operation "Skorpion": Staatsfeind sollte liquidiert
werden
Erschütternd auch der Fall Wolfgang Welsch. Nach einem
gescheiterten Fluchtversuch 1964 zu zehn Jahren Haft
verurteilt, wurde er im DDR-Knast misshandelt und
psychisch gefoltert; der Anstaltsleiter inszenierte
sogar eine Scheinhinrichtung, um den Häftling zu
zermürben. 1971 kaufte die Bundesregierung Welsch frei.
Doch auch im Westen fand er keine Ruhe. Die Stasi
eröffnete den Zentralen Operativen Vorgang (ZOV)
„Skorpion“ – Welsch sollte zersetzt und schließlich
liquidiert werden.
Freya Klier notiert in ihrem Buch: „Mit viel
Glück überlebt der Verfolgte drei Mordanschläge
zwischen 1979 und 1981, von denen der letzte wohl
der bekannteste ist – die Thallium-Vergiftung
mittels Buletten auf einem israelischen
Campingplatz.“ Zuvor hatten es die
Stasi-Killer mit Sprengstoff versucht, dann mit einem
Scharfschützen.
In Selbstmord getrieben: Kliers Bruder nahm sich das
Leben
Kliers Buch thematisiert auch die hohe Suizidrate in
der DDR. Etwa 5000 Menschen töteten sich jedes Jahr
selbst, darunter viele Frauen, Männer und Jugendliche,
„welche die Schikanen der Staatsorgane nicht mehr
aushielten“. Einer von ihnen war Kliers Bruder. Im
Alter von 30 Jahren nahm er sich das Leben, zerrieben
von Zwangsaufenthalten im Gefängnis und in der
geschlossenen Psychiatrie. „Er hat in der Nähe
unserer Wohnung
ein leeres Haus entdeckt, in dem die Gasleitung noch
funktioniert. Dort legt er seinen Kopf in einen
Gasofen.“
Ein offensichtlicher Stasi-Mord bewegt nicht nur
Freya Klier bis heute, sondern auch die Familie des
Opfers, Freunde, Bekannte: Die Strangulierung des
politischen Häftlings Matthias Domaschk 1981. Er starb
in einer dunklen Gefängniszelle im thüringischen Gera.
Matthias Domaschk: Experte glaubt an "Erdrosseln von
hinten"
Die Stasi teilte Domaschks Eltern mit, ihr Sohn habe
sich „an einem Heizungsrohr erhängt, kurz bevor er
entlassen werden sollte“. Klier in ihrem Buch: „Dass
Stasi-Leute ihn umgebracht und zur Täuschung
anschließend aufgehängt haben, daran zweifelt
niemand.“
Gestützt wird diese These durch eine Analyse des
renommierten Rechtsmediziners Michael Tsokos aus
Berlin. Nach Studium der ihm vorliegenden
Stasi-Dokumente äußerte der Experte „einige Zweifel“
an der offiziellen Todesursache „Erhängen“. Aus seiner
Sicht komme eine weitere Möglichkeit in Betracht –
„ein Erdrosseln von hinten“.
Neben weiteren bewegenden Schicksalen von Opfern des
DDR-Geheimdienstes widmet sich die Autorin ausführlich
dem Thema Giftmorde, insbesondere der gespenstisch
wirkenden „Giftakte Toxdat“.
Das "Killer-Projekt" Politische Gegner mit Gift
ausschalten
Hintergrund: 1987 beauftragte Stasi-Vizechef Gerhard
Neiber zwei Offiziere, mögliche Giftmorde zu
erforschen. Das streng geheime Projekt hieß „Toxdat“.
Auf diese Weise suchte die Stasi nach Möglichkeiten,
„widerständigen Staatsbürgern das Leben extrem zu
erschweren oder dieses gar zu beenden, ohne dass ihre
Offiziere als mordende Verursacher erkennbar sind“, so
Buchautorin Freya Klier.
Die mehr als 900 Seiten dicke Giftakte beschreibt
exakt, wie mehr als 200 toxische Substanzen so zu
verabreichen sind, dass sie kaum mehr nachweisbar zum
Tod führen. Beschrieben werden unter anderem Angriffe
mit radioaktiven Giften wie Uran oder Plutonium,
Radionukliden von Strontium-90 bis Plutonium-238, aber
auch mit Kleinstmengen abgebrannter Brennstäbe aus
Kernkraftwerken.
Eigendorf und Berger: Auch sie traf der
Stasi-Giftpfeil
In der Sammlung taucht auch das Kontaktgift auf, das
beim Fußballprofi Lutz Eigendorf 1983 in Braunschweig
zum Einsatz kam und zu einem tödlichen Autounfall
führte. Und wohl auch der aus der DDR stammende
Fußballtrainer Jörg Berger wurde Opfer einer
Giftattacke. 1986 litt Berger in Aachen unter
rätselhaften Lähmungserscheinungen. Damals glaubte man
an eine Virusinfektion.
Jahre später analysierte der Münchner
Rechtsmediziner Wolfgang Eisenmenger Bergers
Krankenakten vor dem Hintergrund der Toxdat-Studie.
Sein eindeutiger Befund: Berger wurde vergiftet. „Es
kommen, wenn man das Krankheitsbild würdigt, vor allem
Schwermetalle aus der Gruppe der Bleiverbindungen und
der Arsenverbindungen in Betracht.“ Berger starb 2010
an Darmkrebs, mit 65.
Die verbrecherische Stasi nur ein DDR-Fossil?
Mitnichten!
Sich 32 Jahre nach dem Mauerfall mit Gräueltaten zu
beschäftigen, die die Stasi im Auftrag der SED verübt
hat, mag nicht jedem sinnvoll und dringlich
erscheinen. Mancher wird einwenden: Was hat das mit
der Gegenwart zu tun? Was geht uns das an?
Die Antwort: sehr viel.
Die Themen SED-Diktatur und Stasi-Verbrechen sind mit
dem Ende der DDR nämlich nicht einfach
verschwunden. Sie wirken tief hinein bis in unsere
heutige Zeit. Das musste Freya Klier am eigenen Leib
schmerzlich erfahren.
Gnadenlose DDR-Juristin in SED-Nachfolgepartei aktiv
Nach der Wiedervereinigung meldete sich eine ältere
Frau bei ihrer Familie und bat um Entschuldigung. Es
war jene gnadenlose DDR-Staatsanwältin, die den damals
17-jährigen Bruder von Freya Klier wegen einer
Nichtigkeit angeklagt hatte, worauf er zu vier Jahren
Strafhaft verurteilt wurde. Immer weiter drangsaliert
von der Staatsmacht, nahm er sich später das Leben.
Das Entscheidende: Die Ex-Staatsanwältin war später
für die SED-Nachfolgepartei PDS aktiv. Dabei lobte sie
„unumwunden die DDR und deren Menschlichkeit“, so
Autorin Klier, „und haute dann auf den
kapitalistischen Westen drauf mit seiner
Menschenverachtung“.>
Das Prinzip einer "DDR" 20.5.2022: Walter
Ulbricht: Demokratie muss nur so aussehen wie...
https://t.me/achtungachtungschweiz/27334
"Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in
der Hand haben."
20.5.2022: Walter Ulbricht: Demokratie muss nur so
aussehen wie... [1]
https://deutsch.rt.com/inland/162643-vorletzter-ministerpraesident-ddr-hans-modrow/
DDR 12.4.2023: Da gabs Niespulver und 2x
jährlich Darmreinigung
von Informantin Singen - 12.4.2023
In der DDR gab es das Nispulver, das gab uns die Oma. 2x im Jahr gab es Darmreinigung.. ist auch wichtig.
Fertig.