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Kriminelle Schildbürger in Köln 2009: Stadtarchiv wird Opfer des U-Bahn-Baus
Wie die dumme Regierung in Köln trotz schlimmster Anzeichen den U-Bahn-Bau weiter zuliess - und das Stadtarchiv über einer im Bau befindlichen U-Bahn-Station in sich zusammenstürzte - fahrlässige Tötung und Kulturvernichtung
Meldungen
Das Stadtarchiv Köln im Jahre 2007, Aussenansicht mit grässlich langweiliger Fassade
Kölner Stadtarchiv 2007, Leiterin Bettina Schmidt-Czaia in einem Aktenraum
Stadtplan von Köln (Ausschnitt) mit dem Historischen Archiv (Stadtarchiv)
Das Kölner Stadtarchiv liegt in Trümmern
Oberbürgermeister (OB) Fritz Schramma, Portrait eines kriminellen Schildbürgers
Stadtarchiv in Trümmern mit Strasse
präsentiert von Michael Palomino (ab 2009)
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<Stadtarchiv-Einsturz: U-Bahnbau in Köln soll trotz Katastrophe weitergehen
aus: spiegel online, 4.3.2009; http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,611410,00.html
Aus Köln berichtet Lenz JacobsenDie Folgen des Einsturz des Stadtarchivs von Köln sind verheerend: Zwei Menschen werden vermisst, Kulturgüter im Wert von 400 Millionen Euro wurden vernichtet. Doch der Ausbau der U-Bahn soll weitergehen - obwohl der die Katastrophe verursachte.
Köln - Die Sonne war gerade über dem Trümmerfeld in Kölns Severinstrasse aufgegangen, als Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU), der über Nacht aus dem Urlaub zurückgekehrt war, vor die Fernsehkameras trat.Er halte es "eigentlich jetzt fast für unverantwortlich", sagte Schramma, das Projekt U-Bahnerweiterung fortzusetzen. Die seit den achtziger Jahren betriebene Anbindung der Kölner Altstadt an das U-Bahnsystem war von Anfang an umstritten. Mit mindestens 950 Millionen Euro soll die Linie 320 Millionen Euro mehr kosten als zunächst veranschlagt.
Nach Experteneinschätzung ist es mehr als wahrscheinlich, dass die Bauarbeiten an einer unterirdischen Haltestelle direkt unter dem Stadtarchiv zum Einsturz des vierstöckigen Hauses und seiner Nachbargebäude führten.
Durch "ein Loch in der Wand" des U-Bahnschachtes sackte der Boden unterhalb des Stadtarchivs weg, so die Kölner Feuerwehr. Das Gebäude fiel in sich zusammen, riss einen Krater auf. Teilweise kippten Trümmer nach vorn auf die Strasse. Zwei Menschen werden zur Stunde immer noch unter dem tonnenschweren Schutt vermutet.
"Es kann nicht sein", sagte nun am Mittwochmorgen Oberbürgermeister Schramma in der Kraterlandschaft der Severinstrasse, dass durch die U-Bahnbauarbeiten "Menschen gefährdet" würden. Das Stadtarchiv sei ja "nicht das einzige Haus, das Risse zeigt und das Schäden zeigt". Es müsse grundsätzlich geprüft werden, ob man in Zukunft in bewohnten Städten U-Bahnbauten in einem solchen Ausmass durchführen könne und solle.
Auch Stadtdirektor Guido Kahlen (SPD), Leiter des Krisenstabes, räumt ein, der U-Bahnausbau sei "mit Sicherheit nicht gerade eine Erfolgsgeschichte", die Menge an Vorfällen im Umkreis der Bauarbeiten sei "in der Tat beunruhigend".
Durch die unterirdische U-Bahnerweiterung waren in etlichen Kölner Gebäuden, darunter mehreren alten Kirchen, Risse entstanden. Selbst in seinen eigenen vier Wänden bekam Oberbürgermeister Schramma die Folgen der Bauarbeiten zu spüren - im historischen Rathaus entstanden durch Absenkungen um sieben Millimeter massive Risse in den Wänden.
Doch ein Baustopp scheint vorerst nicht zur Diskussion zu stehen. "Wir haben das sorgfältig diskutiert und sind zu dem Ergebnis gekommen, das ein Baustopp die falsche Entscheidung wäre", sagt der Vorstandsprecher der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB), Jürgen Fenske.
Der Ingenieur Ulrich Mann wurde vom Baunehmer KVB für die Begutachtung aller Schäden eingesetzt, die im Laufe der Bauarbeiten entstehen. "Hunderte" Beanstandungen habe es schon gegeben, sagte Mann SPIEGEL ONLINE, allerdings habe es sich jeweils um kleinere Schäden gehandelt. "Es kann sein, dass mal eine Wohnung aufwendiger renoviert werden musste, aber von einer Räumung oder Dramatischerem habe ich nichts gehört."
Die kleineren Risse in den Gebäuden seien "im Toleranzbereich" und das, "was bei einem solchen Projekt nun mal passiert". Es sei letzten Endes eine gesellschaftspolitische Frage, ob man das technische Restrisiko, das es bei allen Projekten solcher Art nun mal gebe, zu tragen bereit sei.
Rolf Papst, Bauleiter der Nord-Süd-Bahn, verteidigt sein Projekt: "Wir haben keine Hinweise auf konkrete Gefährdungen an weiteren Stellen."
Schrammas politischer Konkurrent Jürgen Roters, SPD-Kandidat bei der Oberbürgermeisterwahl im Juni dieses Jahres, lehnt einen Baustopp kategorisch ab: "Ich halte das für nicht akzeptabel" sagte Roters. "Dass wir jetzt in eine Denkpause einlegen ist richtig, aber es kann nicht sein, dass man von dem ganzen Projekt Abstand nimmt, jetzt, da schon so viele Steuergelder verbaut wurden."
Unter Aufbietung eines Höchstmasses an Sicherheit, so Roters, "sollten wir alles tun, um dieses wichtige Projekt zu Ende zu bauen. Jetzt zu sagen, 'Wir machen Schluss', das ist ein bisschen hilflos."
Ähnlich sieht das Stavros Savidis, Professor für Grundbau und Bodenmechanik an der Technischen Universität Berlin. "Die Rahmenbedingungen für den Bau der Nord-Süd-Bahn sind äusserst schwierig, aber es wäre das Falscheste, was man machen kann, das Projekt deshalb aufzugeben."
Schliesslich seien die eigentlichen U-Bahnschächte bereits fertig erstellt - es gehe ja nur mehr noch um den Ausbau der Haltestellen. "Man kann ja nicht einfach eine halbfertige U-Bahn unter der Erde liegen lassen", sagte Savidis. Nach seiner Einschätzung würde die Stadt Köln keine Kosten sparen, wenn der Bau jetzt gestoppt würde. "Ob man das Projekt zu Ende führt oder es so lässt, wie es jetzt ist und dann aufwendig absichert - es würde annähernd das gleiche kosten."
Selbst die Anwohner scheinen an dem Projekt Nord-Süd-Bahn festhalten zu wollen, dass ihnen seit Jahren Ärger beschert hat. "Wir müssen das hier jetzt zu Ende bringen", sagt Thorsten Fröhlich, Einzelhändler und stellvertretender Vorsitzender der Interessengemeinschaft Severinsviertel. "Und in zwei Jahren haben wir dann hoffentlich eine tolle neue U-Bahn."
Hinter den Baustopp-Überlegungen seines Oberbürgermeisters vermutet Fröhlich nicht nur hehre Motive: "Er will wahrscheinlich einfach ein Zeichen im Wahlkampf setzen."
SPIEGEL WISSEN: STADTBAHN KÖLN UND NORD-SÜD-BAHN
Die Stadtbahn Köln verfügt über ein Streckennetz von 192 Kilometern, von denen mehr als 20 Kilometer in Tunneln und weitere 5 als Hochbahn verlaufen. Es gibt elf Linien. Betreiber der Stadtbahn in Köln sind die Kölner Verkehrs- Betriebe (KVB). Auf zwei Linien verkehren auch Fahrzeuge der Bonner Stadtwerke. Die seit 2002 im Bau befindliche Nord- Süd- Bahn soll die Innenstadt vom Dom bis zum Bonner Wall in der Südstadt unterqueren und zur Entlastung des innerstädtischen Verkehrs führen. Sechs Bahnhöfe sind auf der 3,6 Kilometer langen Strecke eingeplant. Die Tunnel werden von drei Schildbohrmaschinen in der gleichen Bauweise wie in Hamburg und Berlin errichtet. Die Gesamtkosten waren zunächst auf rund 600 Millionen Euro veranschlagt, damit zählt das Projekt zu den grössten städtebaulichen Vorhaben Deutschlands. Mittlerweile wird mit Kosten von rund 950 Millionen Euro gerechnet. Die Bahn soll in drei Bauabschnitten entstehen: Der erste, rund vier Kilometer lange Abschnitt mit sieben unterirdischen Haltestellen und einer oberirdischen Station führt vom Breslauer Platz bis zur Marktstrasse. In Höhe des Bonner Walls wird ein Arm zum Rheinufer abknicken, als dritte Baustufe ist die oberirdische Verlängerung bis zum Bonner Verteiler geplant. Der Tunnel wird weitgehend unterirdisch im Schildvortriebsverfahren gebaut, um die Beeinträchtigungen für die Bevölkerung so gering wie möglich zu halten. Im Jahr 2010 sollten nach den ursprünglichen Planungen die ersten Bahnen rollen.
Kommentar: Die Kölner Regierung mit Intelligenz 0 - die Verantwortlichen sollen verurteilt werden
In Köln regieren scheinbar die vollsten Idioten. Wieso lässt man die Häuser, die über der U-Bahnstrecke liegen, nicht evakuieren, so lange die Bauerbeiten laufen? Es wäre absolut einfach gewesen, den Verlust der Kulturgüter im Wert von 400 Mio. Euro und die Menschenverluste zu verhindern. Es scheint in der Kölner Regierung eine Intelligenz 0 zu herrschen. Beim Zusammenbruch des Stadtarchivs handelt es sich um mehrfache fahrlässige Tötung und fahrlässige Vernichtung von Kulturgütern. Die Justiz in Köln ist aufgerufen, die Regierung zu inhaftieren und zu verurteilen. Die Verantwortlichen, die die U-Bahnarbeiten in zu geringer Tiefe und trotz aller Warnzeichen wie Risse und Absenkungen von Häusern vor 2009 weiter zugelassen haben, sollen büssen für den Schaden, den sie angerichtet haben.
Eine U-Bahn soll gebaut werden, aber in einer Tiefe, die den Gebäuden und Menschen nicht schadet.
Michael Palomino, 4.3.2009
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15.3.2009: "Versäumnisse beim U-Bahn-Bau" in Köln: 15 statt nur 4 Brunnen gegen das Grundwasser gebaut
aus: n-tv online: Einsturz in Köln: Versäumnisse eingeräumt; 15.3.2009; http://www.n-tv.de/1120764.html
<Knapp zwei Wochen nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs sind erstmals Verstöße beim nahe gelegenen U-Bahn-Bau eingeräumt worden. Die an der neuen Nord-Süd-Bahn beteiligten Unternehmen haben sich nach Angaben der Kölner Umweltdezernentin Marlies Bredehorst im Umfeld der Unglücksstelle nicht an Auflagen zum Umgang mit Grundwasser gehalten.
Statt der genehmigten vier Brunnen seien seit September 2008 dort 15 Brunnen errichtet worden, sagte Bredehorst. Das sei das Ergebnis der ausgewerteten Brunnenprotokolle. Das Archiv war am 3. März eingestürzt, zwei Menschen wurden getötet und erst nach tagelanger Suche gefunden.>
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20.3.2009: Berichte über Erdverschiebungen und Wasserdurchlässigkeiten wurden ignoriert
aus: n-tv online: Kölner Archiv-Einsturz: Brisante Prokolle; 20.3.2009; http://www.n-tv.de/1124392.html
<Schon Monate vor dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs hatten die städtischen Behörden Hinweise auf eine Verschiebung des Erdreichs unterhalb des Gebäudes. Der Kölner Wirtschaftsdezernent Norbert Walter-Borjans, dem auch die Vermessungsabteilung untersteht, habe Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) Unterlagen dazu übersandt, erklärte Schrammas Presseabteilung am Abend. Demnach hatte ein Mitarbeiter der Vermessungsabteilung an Baustellenbesprechungen zum Gleiswechselbauwerk Waidmarkt teilgenommen, dass für eine neue U-Bahn-Linie unterirdisch gebaut wurde. Dabei sei von einem "hydraulischen Grundbruch im September", einer durch Grundwasser verursachten Verschiebung von Erdreich, die Rede gewesen.
Bei den Baustellenbesprechungen seien auch Wasserdurchlässigkeiten bei sogenannten Schlitzwänden, tragenden Stahl-Beton-Wänden, erwähnt worden, hieß es in der Erklärung. Walter-Borjans war demnach am Mittwoch über einen Sachstandsbericht über Prüfmessungen der städtischen Vermessungsabteilung informiert worden und habe sein Amt mit einer Erläuterung des Dokuments beauftragt. Ihm sei daraufhin mitgeteilt worden, dass am 5. Februar 2009 wegen "Problemen mit der Wasserhaltung" Messungen von städtischen Vermessern vorgenommen worden seien. Schramma schrieb in einem Brief an die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB), die nun vorliegenden Protokolle enthielten "Hinweise, die einem Laien aufgrund des Unglücks außerordentlich brisant erscheinen".
Nachdem Schramma über diese Erkenntnisse informiert worden sei, habe er am Freitag eine Sondersitzung des wegen des Einsturzes eingesetzten Koordinierungsstabes anberaumt, erklärte das Presseamt. Die Behörden würden das Material der Staatsanwaltschaft übergeben. Die KVB forderte Schramma in seinem Schreiben auf, sämtliche Protokolle der Besprechungen im Zusammenhang mit dem Bau der Nord-Süd-Stadtbahn von einem unabhängigen Experten prüfen zu lassen und die Auswertung bis kommenden Montag vorzulegen. Außerdem solle das Unternehmen Erläuterungen zu der Erdverschiebung und den eindringenden Wassermengen abgeben. Schramma forderte die KVB zudem auf, "mit einer offensiven Informationspolitik für Transparenz und Aufklärung zu sorgen".>
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29.3.2009: Staatsanwaltschaft eröffnet Ermittlungen gegen OB Schramma - Schramma verzichtet auf neue Kandidatur als Oberbürgermeister
aus: n-tv online: "Opfer einer Hetzjagd". Schramma verzichtet; 29.3.2009; http://www.n-tv.de/1128774.html
<Knapp einen Monat nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs gibt Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) auf. Wegen immer heftigerer Kritik an seinem Krisenmanagement wird er bei der Oberbürgermeister-Wahl am 30. August nicht mehr antreten. Der Einsturz werde zunehmend zum Wahlkampfthema, und das wolle er verhindern, sagte der seit neun Jahren amtierende OB in Köln. "Offensichtlich ist vielen der Wahlausgang wichtiger als das langfristige Wohl unserer Stadt. Offensichtlich gibt es viele, die keine Tabus kennen."
Gegenseitige Schuldzuweisungen
Dem 61-jährigen Schramma war vorgeworfen worden, er scheue sich, die politische Verantwortung für das Unglück zu übernehmen. Bei dem Einsturz waren am 3. März zwei Menschen ums Leben gekommen. Die Ursache waren möglicherweise Grundwasser-Probleme in einer benachbarten U-Bahn-Baustelle. Die Wochen nach dem Unglück waren von gegenseitigen Schuldzuweisungen gekennzeichnet. Schramma hatte die Verkehrsbetriebe und Baudezernent Bernd Streitberger (CDU) kritisiert und disziplinarrechtliche Prüfungen gegen alle eingeleitet, die eventuell etwas von Problemen gewusst, aber nichts gesagt haben.
Schramma selbst musste sich einen "Schlingerkurs" in der Frage vorhalten lassen, ob die U-Bahn nun noch weitergebaut werden soll. Am Donnerstag leitete die Staatsanwaltschaft zudem Ermittlungen gegen ihn ein. Er soll vertrauliche Sitzungen zum Archiv-Einsturz illegal mitgeschnitten haben. Im Stadtrat sprach er von einer "Hetzkampagne" gegen ihn und nannte die Kritik "hinterhältig".
Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Martin Börschel, sagte, bei Schrammas Entscheidung habe wohl auch die bundesweite Kritik an den Kölner Verhältnissen im Zusammenhang mit dem Unglück eine Rolle gespielt. Er verwies auch auf eine repräsentative Umfrage von "Kölner Stadt-Anzeiger" und "Express", wonach Schrammas SPD-Herausforderer Jürgen Roters bei der Wahl zurzeit 50 Prozent erwarten könnte, während Schramma mit 37,6 Prozent weit abgeschlagen wäre. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass ich das Amt nach der Wahl führen werde", sagte Roters, der auch von den Grünen unterstützt wird.
Personalprobleme bei der CDU
Wie aus Kölner CDU-Kreisen verlautete, würde die Partei am liebsten den stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU- Bundestagsfraktion, Wolfgang Bosbach, aufstellen. Eine Zusage von ihm galt jedoch als unwahrscheinlich. Konrad Adenauer, ein Enkel des ersten Bundeskanzlers, sagte der "Welt", er stehe nicht zur Verfügung.
CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla und Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) dankten dem scheidenden OB. Der Generalsekretär der NRW-SPD, Michael Groschek, vertrat dagegen die Ansicht, Schramma sei "Opfer eines politischen Attentats von sogenannten Parteifreunden" geworden.
Bis zur Übergabe der Amtsgeschäfte an seinen Nachfolger voraussichtlich am 20. Oktober will Schramma noch weitermachen. Die Entscheidung, nicht mehr anzutreten, gebe ihm nun gerade die Möglichkeit, sich voll auf das Krisenmanagement zu konzentrieren. "In diesem Sinne wünsche ich mir einen Neuanfang für die politische Kultur in unserer Stadt", sagte er.>
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19.4.2009: <Einsturz des Stadtarchivs: 1200 Regalmeter sind nicht zerstört
aus: 20 minuten online; 19.4.2009; http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/14966994
Glück im Unglück: Nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs sind unerwartet intakte Kellerbereiche gefunden worden. In den Gebäudeteilen stünden 1200 Regalmeter mit hochwertigem Archivmaterial
Eine Restauratorin behandelt am 17. April 2009 in Köln eine Akte, die beim Einsturz des Stadtarchivs aus den Trümmern gerettet werden konnte. Die geretteten Akten leiden unter dem Feinstaub und dem Regenwasser und müssen mühsam aufbereitet werden. (Bild: Keystone)
Entdeckt wurde der noch intakte sogenannte Bibliothekskeller unter dem Lesesaal sowie im südlichen Teilbereich des Magazinkellers demnach am Freitag bei den Arbeiten zum Rückbau des eingestürzten Historischen Stadtarchivs, teilte die Stadt Köln am Sonntag mit.
Der Rückbau des Stadtarchivs, der eigentlich schon am Wochenende abgeschlossen sein sollte, wurde den Angaben zufolge zunächst ausgesetzt. Zunächst sollten nun die Bestände des entdeckten erhaltenen Archivteils geborgen werden.
Archivleiterin Bettina Schmidt-Czaia zeigte sich «erfreut und dankbar für die unerwartete Chance, einen nicht unwesentlichen Teil des Archiv- und Bibliotheksbestandes Anfang dieser Woche hoffentlich unversehrt bergen zu können».
Das Stadtarchiv war am 3. März eingestürzt. Tausende wertvolle Dokumente wurden unter den Trümmern begraben. Ursache für den Einsturz könnten Arbeiten an einer neuen U-Bahn-Strecke gewesen sein.
Quelle: SDA/ATS>
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29.8.2009: Der versuchte Spendenklau bezüglich des eingestürzten Kölner Stadtarchivs
aus: n-tv online; Panorama: Kölner Stadtarchiv: Betrüger missbrauchen Spenden; 29.8.2009;
http://www.n-tv.de/panorama/Betrueger-missbrauchen-Spenden-article481663.html
<Durch den Einsturz wurden viele Anwohner vorübergehend obdachlos.
Betrüger haben sich an dem Spendenkonto bedient, das die Stadt Köln für betroffene Anwohner des Archiv-Einsturzes angelegt hatte. Die Kontonummer war bundesweit in den Medien veröffentlicht worden. Ein Sprecher der Stadt bestätigte, dass es mehrere unberechtigte Lastschriften auf dem Konto gegeben habe: "Das fing bereits kurz nach der Veröffentlichung der Bankverbindung an." Bei Routinekontrollen seien die nicht genehmigten Abbuchungen aufgefallen, so dass das Geld rechtzeitig zurückgefordert werden konnte.
Die Stadt Köln habe inzwischen Strafanzeige gegen mehrere Verdächtige gestellt. Diese hatten offenbar Waren bei Unternehmen im Internet bestellt und wahrscheinlich an falsche Adressen liefern lassen. Für die Bezahlung per Lastschrift hatten sie das Spendenkonto angegeben. In welcher Höhe entsprechende Firmen geschädigt worden sind, konnte die Stadt noch nicht beziffern.
dpa >
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2.9.2009: Die Täter sind noch nicht ermittelt - der Bürgermeister musste gehen - und zur Restaurierung von 85% der Dokumente fehlen 4 Mio. Euro
aus: n-tv online: Ein halbes Jahr nach dem Einsturz. Viele Fragen offen; 2.9.2009;
http://www.n-tv.de/panorama/dossier/Viele-Fragen-offen-article486051.html
Dass sich plötzlich die Erde auftut und ein bestimmtes Gebäude verschlingt, gibt es eigentlich nur in Horrorfilmen wie "Poltergeist". Außer am 3. März dieses Jahres in Köln, da wurde es in der Mittagszeit Realität. Es traf nicht irgendein Gebäude, sondern das Historische Stadtarchiv. Zwei angrenzende Mietshäuser wurden mitgerissen - zwei junge Männer starben dabei. Völlig sicher ist man eben nirgendwo. Man kann auch zu Hause sitzen, im Stadtzentrum von Köln, und plötzlich bricht einem der Boden unter den Füßen weg.
Das alles ist nun schon ein halbes Jahr her, aber das Wie und Warum ist noch immer nicht klar. Natürlich, man weiß, dass es etwas mit dem Bau der neuen U-Bahn-Linie zu tun haben muss. Die Bauunternehmen hatten möglicherweise das Grundwasser nicht unter Kontrolle. Aber was genau geschehen und wer dafür verantwortlich ist, steht noch nicht fest. Der Fall sei sehr komplex, sagt die Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen werden noch Zeit brauchen - viel Zeit.
85 Prozent geborgen
Es ist kurios, dass die breite Öffentlichkeit das Stadtarchiv erst in dem Moment wahrgenommen hat, als es nicht mehr da war. Stadtarchiv - das klingt ja zunächst einmal nach ein paar muffigen Büros mit altem Papier. Aber das Stadtarchiv von Köln, so vernahmen jetzt nicht zuletzt die Kölner selbst mit großem Erstaunen, war das "größte kommunale Archiv nördlich der Alpen", das "Gedächtnis einer der ältesten bürgerlichen Gemeinschaften der Welt". Warum ausgerechnet Köln? Weil Köln schon zweitausend Jahre alt ist und während der ganzen Zeit praktisch immer eine bedeutende Stadt war.Mittlerweile sind 85 Prozent der verschütteten Dokumente geborgen - allerdings großenteils in furchtbarem Zustand. Etwa 40 Prozent sind so zerschnipselt, als wären sie durch einen Schredder gedreht worden. Dennoch könnte das meiste wohl restauriert werden - wenn man dafür über Jahrzehnte hinweg viele Millionen Euro zur Verfügung stellen würde. Ob das geschehen wird, steht in den Sternen. Die ersten sechs Monate waren gekennzeichnet von großer Hilfsbereitschaft in- und ausländischer Archivare. Aber einen Fonds mit Geldern hat die Stadt Köln bis heute nicht zustande gebracht. Nach dem Brand der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar sei das alles viel schneller gegangen, sagen Kritiker.
Kritik an der PolitikSo muss sich die Kölner Politik denn auch massive Vorwürfe gefallen lassen. Den noch amtierenden Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) hat der Einsturz sein Amt gekostet. Er war vorher entschlossen, bei der Kommunalwahl wieder anzutreten, wurde jedoch so heftig kritisiert, dass er aufgab. Nun bekommt Köln in Jürgen Roters (60) wieder einen SPD-Oberbürgermeister. Doch der muss vor allem sparen: Im nächsten Haushalt klafft ein 351-Millionen-Euro-Loch.
Dass in der Klüngelstadt Köln ausgerechnet das Stadtarchiv mit allen Ratsprotokollen vom Erdboden verschwand, könnte fast zu Verschwörungstheorien Anlass geben. "In Köln neigt man ja auf wirklich unglaubliche Art zur Mythenbildung", meint der Buchautor Frank Möller. "Das einzig verlässliche Korrektiv dafür war das Stadtarchiv, und das ist jetzt weg."
Christoph Driessen, dpa>
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Köln 9.10.2009: <Köln steht vor Gericht. Archiveinsturz wird verhandelt
aus: n-tv online; 9.10.2009; http://www.n-tv.de/panorama/Archiveinsturz-wird-verhandelt-article540667.html
Der Einsturz des Kölner Stadtarchivs wird erstmals vor Gericht verhandelt. Am 17. November beginnt vor dem Landgericht ein Zivilverfahren von Leihgebern gegen die Stadt Köln.
Einer der Kläger sei der Regisseur Franz-Josef Heumannskämper, sagte ein Gerichtssprecher. Heumannskämper argumentiere, dass die Leiterin des Stadtarchivs, Bettina Schmidt-Czaia, schon vor dem Einsturz über Risse im Gebäude geklagt habe. Damit habe sie eine "gewisse Kenntnis der Gefahrenlage" gehabt. Dennoch sei die Stadt untätig geblieben und habe damit ihre Sorgfaltspflicht verletzt.
Nach Informationen des "Stadt-Anzeiger" hatte Heumannskämper dem Archiv den Nachlass des 1995 gestorbenen Baritons William Pearson überlassen. Mehrere andere Leihgeber haben ebenfalls Klagen angekündigt.
Die Stadt Köln wollte zu dem Verfahren nicht Stellung nehmen. Die Ermittlungen zur Einsturzursache sind noch nicht abgeschlossen und werden sich auch noch länger hinziehen. Insofern steht noch nicht fest, wer die Verantwortung trägt. Es gilt jedoch als sicher, dass der Einsturz durch Arbeiten zum Ausbau der U-Bahn ausgelöst wurde.
Rund 85 Prozent der Archivbestände sind inzwischen geborgen, aber praktisch jedes Stück muss restauriert werden.
dpa>
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8.2.2010: Bauarbeiter gibt Manipulationen beim Kölner U-Bahnbau zu
aus: n-tv online: Einsurz des Kölner Stadtarchivs: Bauarbeiter gesteht Pfusch; 8.2.2010;
http://www.n-tv.de/panorama/Bauarbeiter-gesteht-Pfusch-article718058.html
<Die Trümmer des Kölner Stadtarchivs begruben zwei Menschen und tausende wertvolle Dokumente unter sich, dieEinwohner Kölns waren geschockt. Jetzt gesteht ein Bauarbeiter bewusste Nachlässigkeiten beim Bau des darunterliegenden U-Bahn-Tunnels. Wände wurden auf Anweisung weniger verstärkt als vorgesehen - asu reiner Profitgier.
Kölner Stadtarchiv: War die Tunnelwand zu schwach?
Bei den Ermittlungen zum Einsturz des Kölner Stadtarchivs liegt der Staatsanwaltschaft einem Zeitungsbericht zufolge ein erstes Geständnis vor. Wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" berichtet, räumte ein Bauarbeiter der U-Bahnlinie unter der Kölner Südstadt ein, dass an der Unglücksstelle bewusst nachlässig gearbeitet worden sei. Demnach sollen in einer Außenwand, die den U-Bahntunnel sichern sollte, zu wenig Eisenbügel eingeflochten worden sein. Der geständige Bauarbeiter soll laut dem Blatt auf Anweisung seines Poliers gehandelt haben. Die nicht verwendeten Eisenbügel seien an einen Schrotthändler verkauft worden.
Ein weiterer Zeuge soll laut "Kölner Stadt-Anzeiger" eine gleichlautende Aussage gemacht haben. Die Staatsanwaltschaft wollte die Angaben gegenüber der Zeitung "mit Blick auf die laufenden Untersuchungen weder bestätigen noch dementieren". Der beschuldigte Polier soll die Vorwürfe zurückgewiesen haben. Das Kölner Stadtarchiv war Anfang März 2009 eingestürzt. Tausende wertvolle Dokumente wurden unter den Trümmern begraben, zwei junge Anwohner starben.
Protokoll für Bauabschnitt gefälscht?
In dem etwa 3,50 Meter breiten Abschnitt der Außenwand, in dem die Metallbügel gefehlt hätten, soll ein Gutachter dem Bericht zufolge vor dem Unglück "Auffälligkeiten" entdeckt haben. Zudem gebe es Hinweise darauf, dass das Protokoll für diesen Bauabschnitt gefälscht worden sein soll.Nach Auffassung der Kölner Verkehrs-Betriebe könnte das Fehlen der Eisenbügel die Stabilität der Stützwand an dieser Stelle beeinträchtigt haben. Möglicherweise habe die Wand "dem Grundwasserdruck kein ausreichendes Widerlager" geboten, heißt es laut "Stadt-Anzeiger" in einem Schreiben an die Arbeitsgemeinschaft der Bauunternehmen. Dem Vernehmen nach halte es die Staatsanwaltschaft jedoch für unwahrscheinlich, dass das Fehlen der Eisenbügel den Einsturz verursacht habe.
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AFP>
11.2.2010: Kölner U-Bahn-Station unter dem Archiv war praktisch ohne Stahlbügel
aus: n-tv online: Panorama: Kölner U-Bahnbau: Stahlbügel "eingespart"; 11.2.2010;
http://www.n-tv.de/panorama/Stahlbuegel-eingespart-article724329.html
<Am U-Bahnbau wollte sich mancher bereichern.
Die Mängel beim Bau der Kölner U-Bahn sind noch weit schwerwiegender als bisher bekannt. Die Stadt Köln teilte mit, dass in der innerstädtischen Baugrube Heumarkt zum Teil nur 17 Prozent der vorgesehenen Stahlbügel eingebaut wurden. Sie bestätigte damit einen Bericht des "Kölner Stadt-Anzeiger".
Der Polier der Grube und seine Mitarbeiter sollen die Stahlbügel gestohlen und an einen Schrotthändler verkauft haben. Die Bügel dienten zur Stabilisierung der Wände. Nach eingehender Prüfung kam die Stadt aber zu dem Schluss, dass trotz allem keine Einsturzgefahr bestehe. Alle Experten seien sich in diesem Punkt einig.
Keine Sorge um Rosenmontagszug
Der Rosenmontagszug könne ohne Beeinträchtigung stattfinden, versicherte die Stadt. "Um in jedem Fall weiterhin die größtmögliche Sicherheit gewährleisten zu können (...), werden alle Untersuchungen und Messungen kontinuierlich fortgesetzt."
Experten hatten in der Nacht zum Donnerstag Wände in der Baugrube geöffnet, um zu prüfen, ob dort wirklich zu wenige Stahlbügel eingebaut worden waren. Was sie sahen, übertraf ihre schlimmsten Erwartungen: Teilweise fehlten mehr als 80 Prozent der Bügel! Feuerwehr und Polizei wurden daraufhin in Alarmbereitschaft versetzt.
"Oben feierten die Jecken fröhlich Weiberfastnacht, unten in der Grube der U-Bahn-Haltestelle Heumarkt wurde gemeißelt und gerechnet", berichtete der "Kölner Stadt-Anzeiger". Auch in den unterirdischen Baustellen Rathaus und Waidmarkt soll ein großer Teil der Bügel fehlen. Am Waidmarkt war vor knapp einem Jahr das Stadtarchiv eingestürzt. Allerdings kann dies nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft nichts mit den fehlenden Bügeln zu tun gehabt haben.
Plan B existierte schon
Nach Informationen des "Stadt-Anzeiger" erarbeitete die Stadtspitze bereits Pläne für eine Evakuierung der Umgebung der Baustelle Heumarkt direkt vor einem großen Hotel. Die ersten Messergebnisse hätten den Stab um Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) dann aber aufatmen lassen. Bei dem Einsturz des Stadtarchivs waren am 3. März 2009 zwei Menschen ums Leben gekommen. Archivschätze von unschätzbarem Wert wurden verschüttet.
dpa>
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13.2.2009: Beton in Kölns U-Bahn offensichtlich manipuliert
aus: gmx: Panorama: Fehler bei Beton womöglich Grund für Kölner Archiveinsturz; 13.2.2009;
http://portal.gmx.net/de/themen/nachrichten/panorama/9870762-Fehler-bei-Betonierung-in-Koelns-U-Bahn.html#.00000002
<Bei der Suche nach den Ursachen für den Einsturz des Kölner Stadtarchivs verfolgen die Ermittler der Staatsanwaltschaft offenbar eine neue heiße Spur.
Nach Informationen des "Kölner Stadt-Anzeigers" könnten Fehler bei den Betonierungsarbeiten beim U-Bahnbau zu dem Einsturz geführt haben. Demnach sollen Werte des Vermessungsprotokolls für einen 3,40 Meter breiten Wandabschnitt sowie das Betonierungsprotokoll verfälscht worden sein.
In dem rechtlich vorgeschriebenen Papier, das dokumentiert, ob ausreichend Beton eingefüllt wurde, seien Zahlen vertauscht worden. Nach Informationen des Blatts wurde vermutlich zu wenig Beton verarbeitet.
Die Gutachter der Staatsanwaltschaft vermuteten ein Leck in der unmittelbar vor dem ehemaligen Archiv eingebauten Lamelle 11, berichtete der Stadt-Anzeiger weiter. Durch dieses könnte Grundwasser in die Baugrube geströmt sein, was schließlich zum Einsturz geführt haben könnte. Die Lücke könne dadurch entstanden sein, dass der 3,40 Meter breite Greifer zum Aushub der Lamelle in 30 Metern Tiefe durch ein Hindernis beschädigt und dann gegen einen lediglich 2,80 Meter breiten Greifer ausgetauscht wurde. Laut dem Blatt soll es zudem 22 Lamellen mit falschen Vermessungsprotokollen geben.
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In der Nähe des Waidmarkts in der Innenstadt war Anfang März 2009 das Stadtarchiv eingestürzt. Dabei kamen zwei Menschen ums Leben, zahlreiche wertvolle Archivalien wurden verschüttet. Es wird vermutet, dass das Unglück und Fehler beim U-Bahn-Bau in Zusammenhang stehen.
© AFP>
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15.2.2010: Kölner U-Bahn: Zu wenig Eisenstangen - zu wenig Beton eingefüllt - und nun Hochwassergefahr
aus: n-tv online: U-Bahn-Pfusch mit Folgen: Köln fürchtet Hochwasser; 15.2.2010;
http://www.n-tv.de/panorama/Koeln-fuerchtet-Hochwasser-article729802.html
<Mit dem U-Bahn-Bau steht die Domstadt im wahrsten Sinne des Wortes auf schwankendem Boden. Inzwischen ist von "systematischem Betrug" die Rede. Die Kölner Verkehrs-Betriebe denken als Bauherr schon über die Flutung einer besonders gefährdeten Baugrube im Falle eines Hochwassers nach.
Der Kölner U-Bahn-Bau liegt im Argen: Rette sich wer kann!
Nach Berichten über organisierten Betrug beim Kölner U-Bahnbau kommt am Dienstag der Aufsichtsrat der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) zu einer Krisensitzung zusammen. Angesichts der aufgedeckten Missstände nehmen die Spannungen zwischen dem Bauherrn KVB und den beteiligten Bauunternehmen deutlich zu.
Der KVB-Vorstand hatte die in einer Arbeitsgemeinschaft (Arge) vereinten Firmen aufgefordert, bis Fragen zur Sicherheitslage an den U-Bahnbaustellen zu beantworten. "Das Schreiben der Arge Nord-Süd ist eingetroffen", sagte KVB-Sprecher Franz-Wolf Ramien. "Aus Sicht der KVB ist es jedoch unbefriedigend und wird deshalb weiter geprüft." Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) forderte den Baukonzern Bilfinger Berger zu einer Stellungnahme auf.
Was wird bei Hochwasser?
Unterdessen sorgen sich die Kölner auch um die Stabilität der Baustellen bei Hochwasser. Während am Rosenmontag Hunderttausende Narren das Zentrum bevölkerten, war die Stadt damit beschäftigt, die innerstädtischen Baustellen gegen Hochwasser zu sichern.
Experten haben beteuert, dass die Stabilität der Baugruben bis zu einem Pegelstand des Rheins von vier Metern gewährleistet ist. Am Montagnachmittag lag der Pegel bei 2,80 Meter. Die städtische Hochwasser-Schutzzentrale rechnet aber damit, dass der Kölner Rheinpegel in den nächsten Wochen durch Tauwetter auf bis zu acht Meter ansteigen könnte.
Steigendes Rheinwasser führt zu einem höheren Grundwasserspiegel in den U-Bahnbaustellen. Das Wasser drückt dann auf die Baustellenmauern. In der vergangenen Woche war bekanntgeworden, dass darin teilweise 83 Prozent der stabilisierenden Eisenbügel fehlen. "Wir haben bereits mit vorsorglichen Stabilisierungsarbeiten begonnen", sagte der Kölner Stadtdirektor Guido Kahlen: "Während des Rosenmontagszugs liefern die Baufirmen schon das notwendige Material in die U-Bahnbaustelle ein."
Notfalls Flutung der Heumarkt-Baustelle
Falls das Hochwasser zur Gefahr wird, wollen die Kölner Verkehrsbetriebe die U- Bahn-Baustelle am Heumarkt in der Innenstadt fluten. "Das ist eine gute Möglichkeit, die Standfestigkeit zu garantieren", sagte KVB-Sprecher Ramien. Wegen Pfuschs am Bau droht die Baustelle beim Steigen des Rheinpegels deutlich über vier Meter instabil zu werden.
Um das verhindern, werden bereits zusätzliche Querverstrebungen eingebaut. Sollten diese nicht zur Stabilisierung ausreichen, will man die Baugrube mit Wasser füllen. Bereits am Dienstag sollen Arbeiten zum Einbau eines unterirdischen Schotts in der U-Bahnbaustelle zwischen dem Heumarkt und dem Rathaus begonnen werden. Mit Hilfe dieser Abschottung soll verhindert werden, dass das Wasser einer möglichen Flutung auch in die bereits weiter ausgebaute Haltestelle am Rathaus läuft.
"Versehen" wird ausgeschlossen
Nach Zeitungsberichten wächst der Verdacht auf systematischen Betrug beim U-Bahnbau. Mittlerweile seien schon falsche Vermessungsprotokolle für 28 sogenannte Schlitzwände in den Baugruben entdeckt worden, berichteten der "Kölner Stadt-Anzeiger" und die "Kölnische Rundschau". Diese Stahlbetonkonstruktionen sind zum Abstützen der Baugruben notwendig.
Der Vorstand der Kölner Verkehrbetriebe, Jürgen Fenske, zeigt in der Station Heumarkt die Stelle, an der stabilisierende Stahlbügel fehlen.
"Wir gehen davon aus, dass es noch deutlich mehr sein können", sagte ein an der Aufklärung beteiligter Insider dem "Kölner Stadt-Anzeiger" mit Blick auf die falschen Vermessungsprotokolle. Für die Ermittler sehe es nach einer "systematischen Fälschung" aus. Es sei nahezu auszuschließen, dass es sich bei den fehlerhaften Protokollen um ein bloßes Versehen handeln könne.
Zuvor hatten Zeitungen bereits berichtet, dass bei der Herstellung der unterirdischen Stützwände nicht nur der Großteil der stabilisierenden Eisenbügel weggelassen, sondern auch zu wenig Beton eingefüllt wurde. Die Eisenstangen sollen von Arbeitern an Schrotthändler verkauft worden sein. Die rechtlich vorgeschriebenen Werte, die die Beschaffenheit des jeweiligen Wandabschnitts dokumentieren müssten, seien nicht nur vertauscht, sondern offensichtlich gezielt manipuliert worden, schrieb der "Stadt- Anzeiger".
Das Vertrauen ist futsch
Noch immer ist die genaue Ursache für den Archiveinsturz vor einem Jahr unklar. Fest steht: Es gibt erhebliche Mängel beim Bau der U-Bahn.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Eine "städtische Führungskraft" wurde in der Zeitung mit den Worten zitiert, das Vertrauen in die am U-Bahnbau beteiligten Firmen sei "erschüttert bis zum Gehtnichtmehr". Eine Kündigung sei jedoch problematisch, sowohl aus rechtlichen wie aus praktischen Gründen. Es gibt nicht viele Firmen, die für einen U-Bahnbau infrage kommen.
Die Angst wächst täglich
Oberbürgermeister Roters forderte den Bilfinger-Berger-Vorstandschef Herbert Bodner auf, zu den Arbeiten an Schlitzwandlamellen der Nord-Süd Stadtbahn Stellung zu beziehen. Die Verunsicherung der Kölner Bevölkerung über die Sicherheitssituation an den Haltestellenbauwerken nehme angesichts der Meldungen über Unregelmäßigkeiten laufend weiter zu, erklärte Roters. Täglich wachse die Angst, weil immer neue Mängel bei der Bauausführung bekannt würden.
In der Nähe des Waidmarkts in der Innenstadt war Anfang März 2009 das Kölner Stadtarchiv eingestürzt. Dabei kamen zwei Menschen ums Leben, zahlreiche wertvolle Archivalien wurden verschüttet. Es wird vermutet, dass das Unglück und Fehler beim U-Bahn-Bau in Zusammenhang stehen.
dpa/AFP>
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U-Bahn Köln 19.2.2010: Noch mehr manipulierte Protokolle - falsch oder nicht eingebaute Anker etc. etc.
aus: n-tv online: Panorama: "Folgen von Schmiergeld und Kungelei"Kölner U-Bahn-Bau steckt im Sumpf; 19.2.2010; http://www.n-tv.de/panorama/Koelner-U-Bahn-Bau-steckt-im-Sumpf-article737345.html
<Pfusch und Betrug beim Kölner U-Bahn-Bau nehmen ungeahnte Dimensionen an. Noch mehr Protokolle für zwei unterirdische Baustellen sollen manipuliert worden sein. Es gibt den Verdacht, dass Anker nicht oder falsch eingebaut wurden – möglicherweise auch auf der ICE-Strecke München-Nürnberg, an der dieselben Firmen beteiligt waren.
Im Bauschacht am Kölner Heumarkt befestigen Arbeiter Stahlträger. Schwere Stahlplatten sollen laut KVB dafür sorgen, dass bei steigenden Wassermassen der Druck von außen auf die Wände nicht zu hoch wird.
Beim Bau der Kölner U-Bahn ist in noch größerem Ausmaß gepfuscht worden als bisher bekannt. Am Freitagnachmittag durchsuchte die Kölner Staatsanwaltschaft Räume der Arbeitsgemeinschaft, in der die am U-Bahn-Bau beteiligten Firmen zusammengeschlossen sind. Dabei seien umfangreiche Unterlagen sichergestellt worden. Es gebe den Verdacht, "dass Anker nicht oder falsch eingebaut worden sind", sagte Oberstaatsanwalt Günther Feld.
Die Vorwürfe beziehen sich möglicherweise nicht nur auf Kölner Bauvorhaben, sondern auch auf die ICE-Strecke München-Nürnberg, an der dieselben Firmen beteiligt waren. "Einzelheiten kann ich nicht nennen", sagte Feld.
Ex-Mitarbeiter von Bilfinger Berger packt aus
Ein ehemaliger Mitarbeiter der Baufirma Bilfinger Berger soll nach Informationen des WDR und des Kölner "Express" im Zuge der Ermittlungen von manipulierten Vermessungsprotokollen auf der ICE-Strecke in Bayern berichtet haben. Nach "Express"-Informationen sollen die Arbeiten für die Verankerung von Betonteilen dort falsch dokumentiert worden sein.
Der Ex-Mitarbeiter der Firma soll bei der Staatsanwaltschaft Köln die Sorge geäußert haben, dass es an der ICE-Strecke und in Köln ähnliche Manipulationen gegeben habe. Laut "Express" wurden aufgrund der Aussagen in Köln Durchsuchungen veranlasst und auch "Dokumente sichergestellt". Demnach soll es sich bei dem Zeugen um einen ehemaligen Bauleiter von Bilfinger Berger handeln.
Noch mehr manipulierte Protokolle
Zudem wurde bekannt, dass weitere Bauprotokolle für zwei unterirdische Baustellen manipuliert worden sein sollen. Das teilten die Staatsanwaltschaft und die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB), Bauherrin des Milliarden-Projekts, mit. Damit betrifft der Vorwurf der Schlamperei und krimineller Machenschaften nun schon fünf der insgesamt acht neu entstehenden Bahnhöfe der Nord-Süd-Stadtbahn. Parallel zu den neuen Enthüllungen meldete eine Zeitung, der stark unter Druck geratene federführende Baukonzern Bilfinger Berger suche einen neuen Vorstandschef.
Heumarkt-Anwohner in Sorge
An der größten U-Bahn-Baustelle, am Heumarkt in Rhein-Nähe, werden als Folge der Mängel derzeit umfangreiche Sicherungsmaßnahmen getroffen, um die Baugrube vor drohendem Hochwasser zu schützen. Die Sorge der Anwohner wächst. Ab dem Wochenende soll der Pegel steigen.
Oberstaatsanwalt Feld sagte, auch wenn die Ermittlungen nun ausgeweitet worden seien, werde man "in Sachen Eisenbügel und Messdaten-Manipulation" relativ schnell zu einer Aufklärung kommen. Die zweifelhaften Protokolle sollen sich untereinander verdächtig ähneln oder nahezu identisch sein. Stabilisierende Eisenbügel in den Baugruben sollen in großem Umfang nicht eingebaut, sondern stattdessen zum illegalen Verkauf abgezweigt worden sein.
Bilfinger Berger verspricht Aufklärung
Ermittelt wird gegen etwa ein Dutzend Verdächtigte, auch Beschäftigte von Bilfinger Berger. Erst am Donnerstag hatte der Konzern offensive Aufklärung versprochen, nun sucht er laut "Financial Times Deutschland" bereits einen Nachfolger für seinen Chef Herbert Bodner. Ein Konzern-Sprecher sagte dazu auf Anfrage lediglich: "Wir werden uns an diesen Spekulationen sicherlich nicht beteiligen." Bodners Vertrag läuft dem Bericht zufolge allerdings erst Mitte 2011 aus.
Der Bilfinger-Sprecher betonte, man werde bei Bedarf auch weitere Bauprojekte untersuchen. Derzeit gebe es aber keine Hinweise, dass auch auf anderen Baustellen im Bundesgebiet manipuliert worden sei. Angesichts der wachsenden Vorwürfe engagierte der Konzern den Frankfurter Juristen Hanns Feigen als Rechtsvertreter, wie ein Konzernsprecher bestätigte. Feigen hatte bereits den einstigen Infineon-Chef Ulrich Schumacher und Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel vertreten und ist auch Anwalt des früheren Porsche-Vorstandsvorsitzenden Wendelin Wiedeking.
Folgen von Schmiergeld und Kungelei
Der Wirtschaftskriminalist Uwe Dolata meinte, der Kölner Fall sei ein Beleg für die immer drastischeren Auswirkungen von Korruption. "Einsturzgefahren, bröckelnder Beton, gesperrte Brücken - all das sind Folgen von Schmiergeld und Kungelei", sagte der Würzburger Fachmann für Korruption. Die Baubranche sei über Jahrzehnte hinweg besonders anfällig für Korruption gewesen, weil dort das meiste Geld geflossen sei. "Da ist viel Geld unterwegs und die öffentliche Hand sehr häufig der Auftraggeber." Unternehmen wie Bilfinger Berger gehe es vor allem um eines: "Aufträge heranklotzen um jeden Preis."
An einem der U-Bahn-Schächte war das Stadtarchiv am 3. März 2009 eingestürzt. Hier ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung gegen unbekannt, da zwei Menschen ums Leben kamen. Am kommenden Montag sollen nach Verzögerungen die Böschungen an der Einsturzstelle mit Spritzbeton befestigt und gesichert werden, um an die letzten fünf bis zehn Prozent der noch nicht geborgenen Archivalien heranzukommen.
dpa>
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2.3.2010: Falsch abgepumpte Sandanteile bei U-Bahn-Baustellen - und noch mehr gefälschte Protokolle
aus: n-tv online: Kölner U-Bahn: Noch mehr Pfusch entdeckt; 2.3.2010;
http://www.n-tv.de/panorama/Noch-mehr-Pfusch-entdeckt-article756283.html
<Beim Bau der Kölner U-Bahn sind weitere Verstöße gegen Vorschriften ans Licht gekommen. Die Aufzeichnungen über die aus dem Erdreich abgepumpten Sandanteile seien nicht gemäß den geltenden Regeln durchgeführt worden, bestätigte eine Sprecherin des NRW-Bauministeriums am Dienstag einen Bericht des "Kölner Stadt- Anzeigers". Dem Zeitungsbericht zufolge hat es diese "inhaltlich unbefriedigenden" Aufzeichnungen bei den "Sandmengenmessungen" auch an der Baugrube Waidmarkt gegeben, wo vor einem Jahr das Stadtarchiv eingestürzt ist.
Ob es sich bei den Unregelmäßigkeiten in den Aufzeichnungen um Fälschungen handele, könne nicht gesagt werden, betonte die Sprecherin. Beim Kölner U-Bahn-Bau deutet inzwischen vieles darauf hin, dass an mehreren Baustellen vorgesehene Befestigungsanker nicht oder falsch eingebaut wurden. Die zugehörigen Bauprotokolle wurden vermutlich anschließend gefälscht. Bauminister Lutz Lienenkämper (CDU) geht inzwischen davon aus, dass es sich um ein "massives kriminelles Verhalten mehrerer beteiligter Personen" handeln muss. Er will den Bauausschuss des Landtags am Donnerstag über den Stand der Untersuchungen informieren.>
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20.8.2011: <Notfälle: Bergung der Kölner Stadtarchiv-Dokumente abgeschlossen> - Restaurierung kostet 350 bis 400 Millionen Euro
aus: n-tv online; 20.8.2011;
http://www.n-tv.de/ticker/Bergung-der-Koelner-Stadtarchiv-Dokumente-abgeschlossen-article4020656.html
<Köln (dpa) - Zweieinhalb Jahre nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs ist die Bergung der verschütteten Archivalien abgeschlossen worden. 95 Prozent der rund 30 Regalkilometer Archivgut konnten geborgen werden. Das Archivgut ist vielfach schwer beschädigt. Mit der Restaurierung wären 200 Restauratoren und Hilfskräfte 30 bis 50 Jahre beschäftigt. Die Kosten dafür werden auf 350 bis 400 Millionen Euro geschätzt.
Quelle: n-tv.de / dpa>
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20.1.2014: <Justiz nennt Beschuldigte für Einsturz des Kölner Stadtarchivs> - aber es ist kein einziger Name in der Meldung
aus: n-tv online; 20.1.2014;
http://www.n-tv.de/ticker/Justiz-nennt-Beschuldigte-fuer-Einsturz-des-Koelner-Stadtarchivs-article12110321.html
<Köln (dpa) - Fünf Jahre nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs hat die Staatsanwaltschaft erstmals einzelne Personen beschuldigt. Vorher richteten sich die Ermittlungen gegen Unbekannt. Die Staatsanwaltschaft nahm 89 Personen ins Visier, die in irgendeiner Weise am U-Bahn-Bau unter dem Archivgebäude beteiligt waren. Dabei geht es um Verantwortliche bei den Kölner Verkehrs-Betrieben, bei den Baufirmen, ihren Fachplanern und Subunternehmern. Das Archiv war am 3. März 2009 eingestürzt. Zwei Anwohner starben. Dass der Einsturz durch den U-Bahn-Bau ausgelöst wurde, gilt als sicher.
Quelle: n-tv.de , dpa>
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Bildernachweis
-- Kölner Stadtarchiv 2007, Fassade:
http://www.express.de/nachrichten/region/koeln/stadtarchiv-in-der-severinstrasse-eingestuerzt_artikel_1235811316320.html
-- Kölner Stadtarchiv 2007, Leiterin Bettina Schmidt-Czaia in einem Aktenraum:
http://www.express.de/nachrichten/region/koeln/das-war-das-historische-stadtarchiv_artikel_1235811317856.html
-- Stadtplan, Schramma und Stadtarchiv in Trümmern: Reuters-Video auf
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,611410,00.html
-- Stadtarchiv in Trümmern mit Strasse:
http://www.express.de/nachrichten/region/koeln/stadtarchiv-in-der-severinstrasse-eingestuerzt_ artikel_1235811316320.html?fotolineid=1235811317721&now=1
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