London/Stanley. Großbritannien
forciert die Militarisierung auf den Malwinen. Die
besetzte südamerikanische Inselgruppe gilt heute
gemessen an Pro-Kopf-Ausgaben als eines der höchst
militarisierten Gebiete der Welt.
Im Jahr 2015 forderte der britische
Verteidigungsminister Michael Fallon im Parlament eine
Etaterhöhung für das nächste Jahrzehnt auf zusätzliche
180 Millionen Pfund (rund 209 Millionen Euro) zur
Stärkung der Militärpräsenz auf den Inseln. Mit Hilfe
des höheren Budgets solle unter anderem der Austausch
der Luftabwehrraketen Rapier durch neuere Modelle
finanziert werden. Experten zufolge verwendet
Großbritannien derzeit jährlich 65 Millionen Pfund (rund
75 Millionen Euro) an Militärausgaben auf den Malwinen,
wo es insgesamt 1.500 Soldaten bei einer Bevölkerung von
2.900 Einwohnern stationiert hält. Diese Budgetannahmen
wurden vom ehemaligen Vize-Premier John Perscott
(1997-2007) in einem Artikel des Daily Mirror bestätigt.
Der gesamte Verteidigungshaushalt Großbritanniens
beträgt 67,7 Milliarden US-Dollar und ist somit der
viert- oder fünfthöchste der Welt, während sich jener
Argentiniens auf 4,3 Milliarden Dollar beläuft.
Die geplante Aufstockung der Militärausgaben
rechtfertigte Fallon mit dem Argument, Argentinien
stelle "eine sehr reale Gefahr" für Großbritannien dar,
das dazu verpflichtet sei, darauf zu "reagieren". Am 24.
März des vergangenen Jahres veröffentlichte die
Boulevardzeitung The Sun einen Artikel, in dem auf einen
vermeintlichen Invasionsplan Argentiniens mit russischer
Unterstützung hingewiesen wurde. Wenngleich dies von
Argentinien dementiert wurde, bestätigte Fallon die
Meldung in Teilen, obwohl er keine Beweise etwa für den
Erwerb russischer Waffen durch Argentinien liefern
konnte.
Argentinische Ex-Soldaten, die 1982 am Krieg um die
Malwinen mit Großbritannien beteiligt waren, warnen
indes vor einer weiteren Militarisierung, die als
Instrument zur Verfolgung wirtschaftlicher Interessen
und der Ausbeutung natürlicher Ressourcen diene. "Dies
gefährdet nicht nur den Frieden in Argentinien, sondern
den der ganzen Region", erklärt Ernesto Alonso, vom
Centro de Excombatientes de las Islas Malvinas.
Nach seinem Amtsantritt im Dezember 2015 kündigte
Argentiniens Präsident Mauricio Macri an, einen "weniger
harten" Kurs in Bezug auf die Malwinen zu verfolgen und
vertritt somit die Gegenposition zur Politik der
Regierungen von Néstor und Cristina Kirchner
(2003-2015). Die Opposition kritisiert die aktuelle
passive Haltung gegenüber der Militarisierung des
Archipels durch London.
Die Malwinen wurden am 3. Januar 1833 von
Großbritannien besetzt. Argentinien beansprucht die
Inseln sowie die umliegenden maritimen Gebiete als
"integralen Teil des staatlichen Territoriums" und
verweist dabei auf den "unverjährbaren
Souveränitätsanspruch". Seit einigen Jahren werden in
den Gewässern der Inselgruppe größere Erdölvorkommen
vermutet. Bohrungen durch britische Unternehmen begannen
bereits im Jahr 2010.>
Nach drei Jahrzehnten
der Geheimhaltung hat die britische Regierung nun Dokumente
veröffentlicht, die eine lange Liste von Fehlern der britischen
Marineführung erkennen lassen. Sie geben Aufschluss darüber, wie es dazu
kam, dass der Zerstörer HMS Sheffield der Royal Navy während des
Falkland-Krieges von Argentinien versenkt werden konnte. Bei dem Vorfall
starben 20 Militärs und 26 wurden verletzt.
Die Ergebnisse einer
Untersuchung des Schiffes, das 1982 von einer argentinischen
Exocet-Rakete getroffen wurde, hat die Regierung in London nun am
Sonntag, 35 Jahre nach dem Ereignis, freigegeben.
"Gelangweilte" Offiziere tranken Kaffee
Sie
zeigen, dass das Schiff auf einen solchen Angriff nicht vorbereitet
war. Einige Mitglieder der Besatzung sollen "gelangweilt" gewesen sein
und der diensthabende Offizier "einen Kaffee getrunken haben", als die
Rakete einschlug.
Ein
Originalbericht, der seit kurzem der Öffentlichkeit zugänglich ist,
ließ Schlüsseldetails erkennen, zu denen auch die Tatsache gehörte, dass
zwei verantwortliche Offiziere "der Nachlässigkeit schuldig gesprochen
wurden", berichtet The Guardian.
Auch hinsichtlich der Feuerlöschausrüstung gab es "kritische Mängel".
Andere
Erkenntnisse des Berichts "Secret-UK Eyes Bravo" schließen Offiziere
auf dem Schiff mit ein, die vom Anblick der Raketen so "gebannt" waren,
dass sie keine Warnung an die Schiffsbesatzung weitergaben.
Die Analyse machte menschliches Versagen in großem Stil für die Ereignisse verantwortlich.
Unerfahrenheit und inadäquates Vorgehen
Es
zeigte sich, dass die HMS Glasgow das sich nähernde Flugzeug nicht
erkennen und der Offizier in den Operationsräumen "teils durch
Unerfahrenheit, vor allem aber durch inadäquates Vorgehen" nicht
reagieren konnte.
Sam Salt, Kapitän an Bord der HMS Sheffield,
wurde als Offizier "mit wenig oder gar ohne relevante Erfahrung mit
Überwasserschiffen" beschrieben.
Die
Verantwortlichen hätten Maßnahmen wie die Entsendung der
Besatzungsmitglieder zu "Einsatzstationen" ergreifen können oder die
Hinwendung des Schiffes zu den Exocet-Raketen, um deren Profil zu
"verengen". Diese hätte helfen können, den Schaden zu minimieren.
Erstes versenktes Navy-Schiff seit Zweitem Weltkrieg
Das
Schiff wurde aber auf Steuerbord getroffen und riss ein 15 Fuß (etwa
4,57 Meter) langes und vier Fuß (1,2 Meter) hohes Loch auf. Zwei Tage
lang wütete ein Feuer auf dem Schiff. Fast eine Woche später sank das
Schiff, während es gen Land abgeschleppt wurde. Die Reaktion der
Feuerwehrleute an Bord wurde als "unkoordiniert" bezeichnet. Der
Zerstörer vom Typ 42 war das erste versunkene Schiff der Royal Navy seit
dem Zweiten Weltkrieg.
Der Bericht zeigte zudem, dass der
Flugabwehr-Offizier nicht glaubte, dass sich das Schiff in Reichweite
der Super-Étendard-Jets Argentiniens befand, weil eine geheimdienstliche
Stellungnahme dazu zu kryptisch blieb.
Einen weiteren eklatanten
Fehler leisteten die Verantwortlichen für das Radar an Bord des
Schiffes. Diese hätten das Flugzeug kommen sehen müssen, haben die
Szenerie jedoch durch eine Übertragung zu einem anderen Schiff
ausgeblendet."