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Smolensk / Katyn 10.4.2010: Flugzeugabsturz vor der Gedenkfeier - leere Sitze an der Gedenkfeier
aus: n-tv online: "Eine unvorstellbare Tragödie": Kaczynski stirbt auf dem Weg nach Katyn; 10.4.2010;
http://www.n-tv.de/politik/Polens-Praesident-Kaczynski-ist-tot-article817421.html
<"Eine unvorstellbare Tragödie"Kaczynski stirbt auf dem Weg nach Katyn
Auf dem Weg zu einer Gedenkfeier in Katyn stirbt Polens Präsident Kaczynski bei einem Flugzeugabsturz. Insgesamt kommen fast 100 Menschen ums Leben, darunter Politiker, Militärs und der letzte polnische Exil-Präsident. "Vor 70 Jahren haben die Sowjets in Katyn die polnische Elite ermordet", sagt Lech Walesa. "Heute ist erneut die polnische Elite ums Leben gekommen, auf dem Weg dorthin, wo sie der getöteten Polen gedenken wollten."
Polen steht unter Schock: Präsident Lech Kaczynski ist auf dem Weg zu einer Gedenkfeier im westrussischen Katyn bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Mit ihm starben nach unterschiedlichen Angaben 95 oder 96 weitere Menschen, darunter Kaczynskis Frau Maria, der polnische Zentralbankchef Slawomir Skrzypek, der polnische Generalstabschef Franciszek Gagor sowie der stellvertretende Außenminister Andrzej Kremer und andere Politiker.
In Katyn wollte Kaczynski der polnischen Opfer des Massakers gedenken, das sowjetische Geheimpolizisten 1940 dort an rund 22.000 polnischen Offizieren und Intellektuellen verübt hatten. In der abgestürzten Maschine waren auch Angehörige von Polen, die bei den Massenmorden in Katyn umgebracht worden waren. Auch der letzte polnische Exil-Präsident, Ryszard Kaczorowski, befand sich in der Maschine.
Hunderte versammelten sich vor dem Amtssitz des Präsidenten in der polnischen Hauptstadt.
Der Absturz löste in Polen tiefe Trauer aus. An vielen Orten wurden Trauerfeiern veranstaltet. Vor dem Präsidentenpalast in Warschau versammelten sich spontan Hunderte Menschen zum Gebet. Regierungschef Donald Tusk, der seinem Konkurrenten Kaczynski 2005 bei der Präsidentenwahl unterlegen war, kamen die Tränen, als er von der Nachricht erfuhr. Tusk berief umgehend eine Krisensetzung seines Kabinetts ein. Die Liberalkonservativen um Tusk und Nationalkonservativen um die Kaczynski-Zwillinge wetteifern seit Jahren mit harten Bandagen um die Macht.
"Die polnische Elite ist ums Leben gekommen"
Bestürzt zeigte sich auch der frühere polnische Präsident Lech Walesa. "Jesus, heilige Maria, das ist eine unvorstellbare Tragödie, ein unvorstellbares Unglück", rief Walesa aus, als er von dem Flugzeugabsturz erfuhr. "Vor 70 Jahren haben die Sowjets in Katyn die polnische Elite ermordet. Heute ist erneut die polnische Elite ums Leben gekommen, auf dem Weg dorthin, wo sie der getöteten Polen gedenken wollten."
Teilnehmer der Gedenkfeier in Katyn stehen fassungslos vor den leeren Stühlen, auf denen Kaczynski und seine Mitreisenden hätten Platz nehmen sollen.
Die Zwillingsbrüder Lech und Jaroslaw Kaczynski waren zur Zeit der Arbeiterbewegung Solidarnosc Vertraute des Gewerkschaftsführers Walesa. Nach Walesas Übernahme der Präsidentschaft im Jahr 1990 aber entzweiten sich die ehemaligen Weggefährten. Der frühere Solidarnosc-Chef war bis 1995 polnischer Präsident.
Das Massaker von Katyn war immer ein wunder Punkt in den Beziehungen Russlands und Polens. Die Führung in Moskau hatte jahrzehntelang versucht, Nazi-Deutschland die Schuld an dem Verbrechen von Katyn in die Schuhe zu schieben. Erst nach dem Zerfall der Sowjetunion räumte Russland ein, dass das polnische Offizierskorps dort 1940 auf Befehl von Diktator Josef Stalin erschossen worden war. Zuvor waren sowjetische Truppen auf der Grundlage des Hitler-Stalin-Paktes in Polen einmarschiert.
Eine Woche Staatstrauer
Die Unglücksmaschine stürzte beim Landeanflug auf den russischen Flughafen Smolensk ab, teilte der Gouverneur der Region Smolensk mit. Es habe keine Überlebenden gegeben. Der polnische Justizminister Krzysztof Kwiatkowski kündigte an, dass er besondere Ermittlungen anordnen werde. Bis zu Neuwahlen übernimmt automatisch Parlamentspräsident Bronislaw Komorowski die Amtsgeschäfte.
Lech Kaczynski war seit 2005 polnischer Präsident.
Komorowski ordnete eine einwöchige Staatstrauer an und appellierte an die Eintracht des Landes. "Es gibt heute keine Rechte und keine Linke, keine Differenzen", betonte er. Komorowski muss nun innerhalb von 14 Tagen den Termin der Präsidentenwahl bekanntgeben. Laut Verfassung sind Neuwahlen innerhalb von zwei Monaten nach dem Tod eines Amtsinhabers nötig. Ursprünglich sollten die Wahlen im Herbst stattfinden. Komorowski galt dabei als Favorit. Die Kommentatoren hatten einen harten Wahlkampf zwischen ihm und dem Amtsinhaber erwartet.>
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10.4.2010: PAP veröffentlicht die Liste der Todesopfer
von Jurij Below, 10.4.2010, redigiert von Michael Palomino (2010)
Auf der Liste, die PAP heute veröffentlichte, ist abzulesen, dass mindestens 21 Personen zur Elite der polnischer Regierung gehören, oder dass die Opfer antisozialistisch orientierte, von Moskau gehasste Politiker und Intellektuelle sind. Selbst Lech Walesa nennt das ein "Zweites Katyn".Hier ein kleiner Auszug vom "Polskie Radio" (studio niemec):
LECH KACZYÑSKI, Präsident Polens
MARIA KACZYÑSKA, Ehefrau des Präsidenten
Ryszard Kaczorowski, der letzte Präsident Polens im Londoner Exil
Wladyslaw Stasiak, Leiter des Amtes des Präsidenten
Aleksander Szc¿yg³o, Leiter des Nationalen Sicherheits- Büros
Stanislaw Jerzy Komorowski, Staatssekretär für Verteidigung
Andrzej Przewonik, Generalsekretär des Rates zum Schutz der Denkmäler für Kampf und Martyrium
Piotr Nurowski, Präsident des Polnischen Olympischen Komitees
Slawomir Skrzypek, Präsident der polnischen Nationalbank (NBP)
Janusz Kurtyka, Präsident des Institutes der Nationalen Erinnerung (IPN)
JANUSZ Krupski, Direktor des Amtes für Kriegsveteranen und Vertriebene
PRZEMYS£AW GOSIEWSKI, Zweiter Mann in Kaczynski Partei PIS
ZBIGNIEW WASSERMANN, Ex Geheimdienstchef
GEN. F. G±gor, Stabschef der polnischen Armee
Andrzej Karweta, Vizeadmiral, Befehlshaber der Marine
GEN. Andrzej B³asik, Kommandant der Luftwaffe
GEN. TADEUSZ BUK, Kommandant der Landstreitkräfte
GEN. WOJCIECH POTASIÑSKI, Kommandeur der Special Forces
GEN. BRONIS£AW KWIATKOWSKI, Befehlshaber der Force Operations
GEN. ARTUR GILARSKI, Kommandeur Ausbildungszentren der Armee
DARIUSZ MICHA£OWSKI, Philosoph und Schriftsteller
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Smolensk / Katyn 11.4.2010: Flugzeugabsturz wegen dichten Nebels und unfähiger Piloten
aus: n-tv online: Absturz bei Smolensk: Pilot wagte vier Landeversuche; 11.4.2010;
http://www.n-tv.de/politik/Pilot-wagte-vier-Landeversuche-article818582.html
<Nach dem Absturz der polnischen Präsidentenmaschine gehen die russischen Behörden von einem Pilotenfehler aus. Offenbar rieten die Fluglotsen dem Piloten von einer Landung in Smolensk ab. Der Absturz erinnert an einen Vorfall vom August 2008.
Die russische Staatsanwaltschaft schließt eine technische Ursache für den Absturz des Flugzeugs mit dem polnischen Präsidenten Lech Kaczynski an Bord aus. Die Maschine vom Typ Tupolew TU-154 sei in einwandfreiem Zustand gewesen, sagte Chefermittler Alexander Bastrykin am Sonntag nach Angaben der Agentur Interfax.
Nach Auswertung des Stimmenrekorders im Flugzeug gebe es in den aufgezeichneten Gesprächen zwischen dem Piloten und dem Tower keine Hinweise auf technische Probleme. Vielmehr sei der Pilot von Kaczynskis Maschine mehrfach auf die schlechte Wetterlage und den Nebel hingewiesen worden und habe trotzdem mehrere Landeversuche unternommen, sagte Bastrykin.
Bereits am Samstag hatten russische Behörden den Piloten für den Absturz verantwortlich gemacht. Transportminister Igor Lewitin warf dem polnischen Piloten vor, "eigenmächtig" gehandelt zu haben. Die Sichtweite zum Unglückszeitpunkt habe nur 400 Meter betragen. Vorgeschrieben seien Landungen ab 1000 Metern Sicht, sagte Lewitin.
Auch die polnische Zeitung "Gazeta Wyborcza" berichtete am Samstag, ein Fluglotse habe dem Piloten kurz vor dem Anflug auf Smolensk geraten, wegen dichten Nebels nach Minsk in Weißrussland auszuweichen. Dem Blatt zufolge hatte eine russische Maschine vom Typ Il-76 bereits eine halbe Stunde zuvor versucht, in Smolensk zu landen. Nach zwei erfolglosen Anläufen sei der erfahrene russische Pilot, der zudem über gute Ortskenntnisse verfüge, umgekehrt und nach Moskau zurückgeflogen. Der polnische Pilot soll dagegen trotz der Warnung viermal den Landeanflug versucht haben. Die russischen Fluglotsen hätten aber kein Recht, dem polnischen Präsidentenflugzeug die Landung zu verbieten.
Erinnerung an Zwischenfall von 2008
Der Absturz erinnert an einen Vorfall vom August 2008. Damals, während des Georgien-Kriegs, war Kaczynski mit dem Flugzeug unterwegs in die georgische Hauptstadt Tiflis. Wegen akuter Gefahrenlage setzte sich der Pilot über die Order des Präsidenten hinweg, direkt nach Georgien zu fliegen. Stattdessen landete er in Aserbaidschan, Kaczynski musste mit einem Auto nach Tiflis chauffiert werden. Kaczynski warf dem Piloten damals Befehlsverweigerung vor.
Ein Luftfahrtexperte von der Technischen Hochschule in Breslau, Tomasz Szulc, sagte am Samstag, dem Piloten der Unglücksmaschine habe wahrscheinlich die "nötige Durchsetzungsfähigkeit" gefehlt.
Kaczynski war mit einer ranghohen Delegation auf dem Weg zu einer Gedenkfeier für die Ermordung polnischer Soldaten durch den sowjetischen Geheimdienst vor 70 Jahren im russischen Katyn. Unter den Toten ist auch Kaczynskis Frau. Auch Vize-Parlamentschef Jerzy Szmajdzinski, Vize-Außenminister Andrzej Kremer, der Chef des Generalstabs, Franciszek Gagor, und mehrere Parlamentarier sind tot. Gestorben sei die "Elite der Nation", sagte Ex-Präsident Lech Walesa.
hvo/dpa/rts>
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Smolensk / Katyn 12.4.2010: Fehlendes Instrumentenlandesystem und fehlende farbliche Markierung der Piste
aus: Spiegel online: Flugzeugabsturz in Smolensk: Was die Katastrophe verhindert hätte; 12.4.2010;
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,688467,00.html
<Von Holger Dambeck
Was war der Grund für den Absturz der polnischen Präsidentenmaschine? Immer deutlicher wird: Der Pilot hätte bei dichtem Nebel nicht landen dürfen. Der Zielflughafen hatte keine technischen Hilfen - so fehlte dort ein Instrumenten-Landesystem, das der Besatzung beim Anflug geholfen hätte.
Hamburg - Die Suche nach den Ursachen der Flugzeugkatastrophe von Smolensk läuft auf Hochtouren. Immer deutlicher wird: Technische Probleme scheinen nicht der Auslöser für den Absturz der polnischen Regierungsmaschine am Samstag zu sein, bei dem Präsident Lech Kaczynski sowie 95 weitere Menschen ums Leben kamen. Die Tupolew Tu-154 hatte keine Mängel, erklären russische Ermittler.
Damit rücken die Witterungsbedingungen am Zielort in den Fokus, dort herrschte dichter Nebel. Die Auswertung der Flugdatenschreiber bestätige, dass der Pilot über das schlechte Wetter am Zielort informiert gewesen sei, sagte der stellvertretende Generalstaatsanwalt Alexander Bastrykin.
Eigentlich stellt schlechte Sicht in der modernen Luftfahrt kaum noch ein Problem dar, seit ein sogenanntes Instrumentenlandesystem (ILS) Piloten in einem idealen Anflugwinkel von drei Grad bis zum Anfang der Piste führt. "Auf einer Anzeige im Cockpit kann der Pilot sehen, ob er sich auf dem richtigen Kurs für die Landung befindet", sagt Axel Raab, Sprecher der Deutschen Flugsicherung (DFS). Der Pilot fliegt quasi blind - er verlässt sich allein auf das ILS. Es besteht aus Antennen am Boden und Empfängern im Flugzeug.
Offenbar kein ILS am Flughafen von Smolensk
Der Flughafen Smolensk, in dessen Nähe die Präsidentenmaschine beim Landeanflug verunglückte, verfügt jedoch über kein solches System. Über den Militärflughafen gibt es kaum Informationen. Nur so viel: Der Airport verfügt über keinen eigenen Code der International Air Transport Association (IATA), die Piste hat eine Länge von 2500 Metern und ist nicht farblich markiert. Denkbar schlechte Voraussetzungen für eine Landung unter schwierigen Witterungsverhältnissen.
Durch den Nebel lag die Sicht zum Zeitpunkt des Unglücks bei etwa 400 Metern, schreibt die russische Agentur für Luftsicherheit auf ihrer Web-Seite. Für eine sichere Landung hätten es jedoch 1000 Meter sein müssen, so die Experten. Dreimal hatte der Pilot bereits vergeblich versucht, die Landebahn zu treffen und musste jedes Mal wieder durchstarten. Beim vierten Landeversuch geriet die Maschine auf eine zu geringe Höhe und krachte 1200 Meter vor der Piste in einen Wald.
An der Absturzstelle hätte sich das Flugzeug in einer Höhe von 60 Metern befinden müssen, erklären die Luftsicherheitsspezialisten. Das eingebaute Instrumentenlandesystem konnte dem Piloten freilich nicht helfen - ohne Sender am Boden funktioniert es nicht.
Warnungen ignoriert?
Die russischen Behörden hatten dem Pilot wegen des Nebels ausdrücklich von einer Landung in Smolensk abgeraten und als Ausweichflugplätze Moskau oder die weißrussische Hauptstadt Minsk empfohlen. Der Flugzeugführer entschied sich dennoch für die riskante Landung in Smolensk.
Im Prinzip kann ein Flugzeug auch ohne Instrumentenlandesystem landen, solange die Sicht nicht zu schlecht ist. Wenn auf einem deutschen Flughafen das ILS ausfällt oder gewartet werden muss, können Piloten stattdessen ein sogenanntes Funkfeuer nutzen. "Das ist jedoch lange nicht so genau wie ein ILS", sagt DFS-Sprecher Raab. Bei schlechter Sicht müssten Flugzeuge jedoch auf andere Flughäfen umgeleitet werden.
Und selbst mit ILS kommt es bei starkem Nebel zu Verspätungen, wie der ehemalige Fluglotse berichtet. Wenn Piloten bei einer Sicht von nur wenigen Metern landen wollten, dürften in einer Schutzzone rund um die Landebahn keine Flugzeuge oder Autos fahren, denn sie störten die Signale der ILS-Sender am Boden. Die Folge: Flugzeuge müssen länger warten, es kommt zu Verzögerungen, der Flugplan kann nicht eingehalten werden.
Auch wenn mit ILS theoretisch bei einer Sicht von null Metern gelandet werden kann, so haben viele Airlines ihr eigenes Limit. "Bei der Lufthansa sind es beispielsweise 17 Fuß, also etwa sechs Meter", sagt Raab. Wenn der Pilot in dieser Höhe nicht die Landebahn sieht, muss er die Landung abbrechen und Schub geben. "Dabei nimmt man auch in Kauf, dass das Flugzeug kurz aufsetzt, bevor es durchstartet.">
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Smolensk / Katyn 14.4.2010: Der Flughafen hätte bei dichtem Nebel geschlossen sein müssen - und Funzellampen halfen auch nicht
aus: Spiegel online: Tupolew-Absturz in Smolensk: "Die Tragödie hätte verhindert werden können"; 14.4.2010;
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,689049,00.html
<Menschliches Versagen - aber nicht allein: Nach dem Absturz der polnischen Präsidentenmaschine bei Smolensk verdichten sich die Hinweise, dass ein Fehlverhalten des Piloten, aber auch der desolate Zustand des Airports und die Angst vor einem politischen Skandal die Katastrophe herbeiführten.
Moskau - Erstmals meldete sich am Mittwoch ein Fluglotse zu Wort, der am 10. April Dienst am Militärflughafen Sewernyj bei Smolensk hatte und mitverfolgte, wie 97 Menschen bei dem Flugzeugabsturz ums Leben kamen, unter ihnen der polnische Präsident Lech Kaczynski, seine Ehefrau und zahlreiche Führungspersonen der politischen Elite.
Etwa einen Kilometer vor der Landebahn sei klar gewesen, dass die Präsidentenmaschine zu tief fliege, etwa 20 Meter statt der geforderten 60 Meter über dem Boden, sagte er der russischen Zeitung "Nowaja Gazeta".
"Mein Kollege schrie 'Zieh hoch!', doch das Flugzeug blieb im Sinkflug", berichtete der Lotse, der es vorzog, anonym zu bleiben. Dann sei die Funkverbindung abgebrochen. Die Maschine vom Typ TU-154 M habe mehrere Bäume gestreift und sei dann abgestürzt und auseinandergebrochen. Beim Aufprall des Fliegers habe es ein Feuer gegeben, das aber sofort gelöscht worden sei. "Aber zu retten war da schon niemand mehr."
Flughafen hätte geschlossen werden müssen
Erste Einschätzungen von Experten sehen menschliches Versagen als Hauptgrund für die Katastrophe: "Die Rekonstruktion des Landeanflugs der Maschine des polnischen Präsidenten hat ergeben, dass die Piloten bis zur letzten Sekunde die Möglichkeit hatten, die Tragödie zu verhindern", sagte ein russischer Ermittler der Nachrichtenagentur Ria Nowosti.
Dem Moskauer Radiosender Echo Moskvy zufolge sollen die Piloten im letzten Moment versucht haben, das Flugzeug nach rechts zu ziehen und gleichzeitig an Höhe zu gewinnen - ein verhängnisvoller Fehler, der dazu führte, dass die Tragfläche Bäume rammte und die Maschine aus dem Gleichgewicht geriet.
Doch auch am Boden lief offenbar nicht alles nach Plan: Die polnische Zeitung "Wyborcza" berichtete unter Berufung auf einen Mitarbeiter des Außenministeriums, dass der Airport Smolensk aufgrund der schlechten Wetterbedingungen gar nicht hätte arbeiten dürfen. Ein Flughafenangestellter sagte demnach: "Wir sind alle schuld an dieser Tragödie. Der Flughafen hätte geschlossen werden müssen." Angesichts des dichten Nebels sei eine Landung zumindest bis 12 Uhr mittags "kategorisch verboten" gewesen. "Aber wir konnten das nicht tun, weil das als diplomatischer Skandal und Beleidigung des polnischen Präsidenten wahrgenommen worden wäre."
Missverständnisse mit dem Tower ausgeschlossen
Der polnische Flugkapitän galt laut den russischen Ermittlern als sehr zuverlässig. "Er war ein erfahrener, vernünftiger Pilot", betonte der Vater von Arkadiusz Protasiuk in der "Bild"-Zeitung. 1930 Flugstunden habe auf seinem Konto gehabt, sei niemals unnötige Risiken eingegangen.
Der britische "Guardian" hatte vermutet, Verständigungsschwierigkeiten zwischen den Fluglotsen und der Besatzung hätten zu dem Unglück geführt. Demnach erklärte der russische Fluglotse Pawel Pljusnin, der als letzter mit dem Cockpit der TU-154 M in Kontakt stand, er habe die Piloten schwer verstehen können, weil sie schlecht Russisch sprachen.
Dies bestritt der Vater des polnischen Piloten: Sein Sohn habe ausgezeichnet Russisch gesprochen, Missverständnisse mit dem Tower in Smolensk halte er für ausgeschlossen. Schon beim Flug des Premierministers Donald Tusk nach Katyn, drei Tage vor dem Unglück, sei sein Sohn an Bord der Regierungsmaschine gewesen, verantwortlich für den Funkkontakt mit den russischen Fluglotsen in Smolensk. Damals habe es keinerlei Probleme gegeben.
Generalüberholung der Maschine vor dem Unglück
Auch technische Probleme werden derzeit weitgehend ausgeschlossen: Am Samstag war bekannt geworden, dass die Unglücksmaschine erst im Dezember in der Werft Aviakor im russischen Samara generalüberholt wurde. Ein Sprecher des Unternehmens sagte der "Nowaja Gazeta", die Maschine sei damals mit einem modernen Navigationssystem ausgerüstet worden. Die Auswertung der Flugschreiber hatte laut Nachrichtenagentur Ria ergeben, dass es an Bord vor der Bruchlandung keine Explosion und kein Feuer gegeben habe und die Triebwerke bis zum Aufschlagen auf dem Boden funktionstüchtig waren.
Am Montag erstattete der Vorsitzende der Ermittlungskommission, Alexandr Bastrykin, Ministerpräsident Wladimir Putin Bericht: Auch aus der Aufzeichnung des Gesprächs zwischen dem Piloten der TU-154 M und dem Fluglotsen gehe hervor, dass es keine technischen Probleme gegeben habe. "Der Pilot war über die schlechten Wetterverhältnisse informiert, hat aber dennoch beschlossen, zu landen", so Bastrykin.
"Die Besatzung hat gewusst, dass man nicht landen darf"
Dieses Manöver war ohne Frage riskant. Die Voraussetzungen für eine sichere Landung bei Nebel sind klar definiert: Ein Flugzeug vom Typ TU-154 M hätte auf dem Militärflughafen von Smolensk nur bei einer Sichtweite von mindestens 800 Metern landen dürfen. Tatsächlich soll sie laut der russischen Agentur für Luftsicherheit bei höchstens 400 Metern gelegen haben.
"Die Besatzung hat gewusst, dass man auf dem Smolensker Flughafen nicht landen darf", sagte der Militärpsychologe General Wladimir Ponomarenko der "Nowaja Gazeta": Warum der Pilot sich trotzdem dafür entschied? "Wir gehen davon aus, dass der Kapitän einen direkten Befehl vom polnischen Präsidenten erhielt", sagte eine Quelle aus Ermittlerkreisen. Man habe um keinen Preis verspätet auf der Gedenkfeier in Katyn erscheinen wollen.
Der zuständige Fluglotse soll dem Piloten empfohlen haben, auf die Flughäfen Moskau oder Minsk auszuweichen - vergeblich. Er sei allerdings als Militärangehöriger nicht befugt gewesen, die Landung einer zivilen Maschine zu unterbinden, so der Informant.
Der Fluglotse des Airports Sewernyj vermutet laut "Nowaja Gazeta", der Pilot könne eigenmächtig gehandelt haben, frei nach dem Motto: "Ich habe hier den Präsidenten an Bord und soll nicht landen dürfen?" Militärpsychologe Ponomarenko spricht von einer "hohen emotionalen Anspannung", die zu solchen Fehlentscheidungen führen könne.
Eine sichere Landung auf dem Militärflughafen sei "schwierig, aber nicht unmöglich" gewesen, so der General. Der Kapitän habe gleich mehrere Fehler gemacht: Er setzte zu früh zur Landung an und kam zudem um etwa 150 Meter vom Gleitweg ab.
Funzelbeleuchtung statt Lichtmarkierung
Der Fluglotse erklärt, der Pilot habe sechs Kilometer vor dem Airport auf 100 Meter Flughöhe gehen und dann checken müssen, ob die Landebahn zu sehen ist. Im Negativfall hätte er auf einen anderen Flughafen ausweichen müssen. Stattdessen habe sich die Tupolew bei sechs Kilometern schon knapp über der Erde befunden und sei mit zu großer Geschwindigkeit auf den Boden zugerast - statt 3 bis 5 Meter in der Sekunde seien es 7 bis 8 m/s gewesen.
Offenbar hätten sie nach Lichtmarkierungen gesucht und sie nicht gefunden - was nicht verwunderlich ist, denn laut der ukrainischen Nachrichtenagentur Unian besteht die Landebahnbefeuerung in Smolensk aus drei verwitterten Holzpfählen, auf die man hinter gelbem Glas gewöhnliche Glühbirnen montiert habe.
Auch soll die 2500 Meter lange Landebahn am Flughafen Sewernyj noch nicht einmal über Markierungen verfügen. Zudem fehlt es an einem sogenannten Instrumentenlandesystem (ILS), das Piloten in einem idealen Anflugwinkel von drei Grad bis zum Anfang der Piste führt.>
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15.4.2010: <Fehlendes Blindlande-System
aus: 20 minuten online: Die letzten Worte von Lech Kaczynski; 15.4.2010;
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/Die-letzten-Worte-von-Lech-Kaczynski-27538441
Der Flughafen Smolensk verfügt über kein Instrumentenlandesystem der Kategorie 3b, welches sogenannte «Blindlandungen» erst ermöglicht – wie dies etwa am Flughafen Kloten zur Anwendung kommt. Hansjörg Bürgi, Aviatik-Experte und Chefredaktor von Skynews.ch, vermutet, dass sich der Pilot mit jedem Landeversuch näher an die Piste herantasten wollte – mit fatalen Folgen. Es gebe keine Regeln, wie oft der Pilot eine Landung versuchen dürfe.
Mittlerweile hat sich auch der verantwortliche Fluglotse in Smolensk geäussert. «Wenn dieser Anflug nicht klappt, fliegen wir zu einem Ausweichflughafen», habe ihm der Pilot gesagt.
Für Bürgi muss der Kapitän unter grossem Druck gestanden haben, den Vogel unbedingt zu landen. «Denn ein guter Pilot zeichnet sich dadurch aus, dass er kein Risiko eingeht», betont der Aviatik-Experte. Doch Kaczynski wollte offenbar - koste es, was es wolle - an der Gedenkfeier für die 22 000 Polen teilnehmen, die 1940 in Katyn von den Sowjets ermordet worden waren.>
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Untersuchungsbericht vom 10.5.2010: Das Flugzeug stürzte schon beim ersten Landeversuch ab
aus: Tagesanzeiger online: Wer war der vierte Mann im Unglücks-Cockpit? 10.5.2010;
http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/Wer-war-der-vierte-Mann-im-UngluecksCockpit/story/12710789
Rund vier Wochen nach dem Absturz der polnischen Präsidentenmaschine im russischen Smolensk, bei dem 96 Menschen ums Leben kamen, geht das Rätselraten über die Unfallursache weiter. Laut polnischen Medienberichten haben Experten aus Russland und Polen technische Mängel am Flugzeug des sowjetischen Typs Tupolew Tu-154 ausgeschlossen, wie die «Süddeutsche Zeitung» berichtet.
Die Untersuchungen konzentrieren sich nun auf Fehler der Piloten und Fluglotsen sowie auf Mängel an den technischen Einrichtungen des Flughafens von Smolensk. Polnische Medien zeigten Bilder eines russischen Pressefotografen, auf denen Soldaten auf dem Smolensker Flughafen die Glühbirnen für die Beleuchtung der Landebahn erneuerten. Daraus wird geschlossen, dass die Beleuchtung zuvor defekt war.
Schon beim ersten Landeversuch abgestürzt
Bisher gibt es keine Hinweise, dass Präsident Lech Kaczynski den Piloten die Landung befohlen hat, wie verschiedentlich kolportiert wurde. Überraschend ist aber die Erkenntnis, dass auf dem Flugschreiber die Stimme einer vierten Person im Cockpit festgestellt wurde. Diese Person wurde offensichtlich noch nicht identifiziert. Dabei hatte es zunächst geheissen, dass alle Flugzeuginsassen identifiziert worden seien. Die russischen Untersuchungsbehörden wollten dazu keinen Kommentar abgeben.
Sie korrigierten aber bisher verbreitete Informationen. So geschah das Unglück nicht beim vierten, sondern beim ersten Landeversuch. Ausserdem sei der Pilot keinesfalls unerfahren gewesen, schreibt die «Süddeutsche Zeitung». Der Pilot sei in den Tagen vor dem Absturz bereits ein halbes Dutzend Mal von Warschau nach Smolensk geflogen.
Russland übergibt Dokumente an Polen
Solange die Absturzursache nicht geklärt ist, wird es weiter Spekulationen geben. Gleichzeitig kursieren in Polen wildeste Verschwörungstheorien - nicht zuletzt, weil die Untersuchungen von den Russen geführt werden. Inzwischen haben die russischen Ermittlungsbehörden der polnischen Staatsanwaltschaft die Übergabe von Dokumenten zugesichert. Darunter befinden sich auch Protokolle von den Autopsien der Opfer und Befragungen von Zeugen, wie etwa den Verantwortlichen im Kontrollturm des Flughafens in Smolensk. Die konservative polnische Opposition hatte zuvor die Ermittlungen bemängelt und verlangt, dass die Untersuchungen in polnische Hände übergehen solle.
Das Flugzeug von Präsident Lech Kaczynski war am 10. April auf dem Weg zu einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Massakers von Katyn vor 70 Jahren beim Anflug auf die westrussische Stadt Smolensk abgestürzt. Niemand überlebte das Unglück. An Bord befanden sich insgesamt 96 Personen - neben Kaczynski und seiner Frau Maria zahlreiche Vertreter der polnischen Elite. (vin)>
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20.5.2010: Smolensk / Katyn: Das Flugzeugasturz-Protokoll zeigt: Die Piloten folgten dem Bordcomputer nicht
aus: Spiegel online: Absturz der Kaczynski-Maschine: "Zieh hoch, zieh hoch!"; 20.5.2010;
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,695915,00.html
<Von Benjamin Bidder, Moskau
Der Navigationsoffizier geriet in Panik - und die Piloten hörten auf ihn. Ein fataler Fehler. Im Cockpit der polnischen Präsidentenmaschine spielten sich vor dem Absturz in Smolensk dramatische Szenen ab. Ermittler haben jetzt ein Protokoll der letzten Minuten an Bord angefertigt.
40 Tage lang haben russische und polnische Ermittler jedes Wrackteil der Unglücksmaschine des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski unter die Lupe genommen. Jeden Zentimeter des Wäldchens vor der Landebahn des Flugplatzes "Nord" von Smolensk, in den am 10. April die Tupolew-Maschine des Staatschefs stürzte, haben sie abgesucht. Die großflächig verstreuten Bruchstücke haben sie gesammelt und in einen nahen Flugzeughangar gebracht.
Sie suchen die Ursache der Katastrophe, bei der 96 Menschen ums Leben kamen, darunter das polnische Staatsoberhaupt, seine Ehefrau, ein Großteil der konservativen Elite und nahezu die gesamte Spitze des Militärs.
Experten haben in dem Smolensker Hangar versucht, die Trümmer wieder zusammenzusetzen: die Triebwerke am Heck, die zerschmetterten Tragflächen und das, was vom Cockpit übrig geblieben ist. Die Suche nach der Unglücksursache gleicht einem komplizierten Puzzle.
Jetzt haben die Spezialisten aus Russland und Polen erste Ergebnisse vorgelegt. Sie können, nach Entschlüsselung von Teilen der Flugschreiber, rekonstruieren, was an Bord geschah, auch die letzten dramatischen Sekunden im Cockpit, vor dem Aufprall.
Sie können jetzt mit Sicherheit sagen, was nicht Auslöser der Tragödie war: kein Brand an Bord, kein Terroranschlag, keine Motorprobleme, keine Aussetzer bei der Bordnavigation.
Wer aber ist verantwortlich für den Absturz? Darüber streiten Warschau und Moskau:
* Ausschließlich die Piloten, die trotz Nebel und wiederholter Warnungen insgesamt vier Mal versuchten, in Smolensk zu landen?
* Die Russen, deren Flughafen schlecht ausgerüstet war und von Linienfliegern gar nicht angesteuert wird?
* Das Wetter, das die Sicht erschwerte?
* Oder doch die mysteriösen Passagiere, deren Stimmen der Bordrecorder kurz vor dem Aufprall erfasste, im Cockpit, wo sie nichts zu suchen hatten?
Im Blindflug durch den Nebel
Klar ist jetzt, dass die polnischen Piloten der Tu-154 frühzeitig vor den widrigen Wetterverhältnissen gewarnt wurden - und zwar auf Polnisch.
Kurz vor der Präsidentenmaschine hatte bereits ein zweiter Flieger aus Warschau kommend die Landung in Smolensk gewagt, eine deutlich kleinere Jak-40 mit Journalisten an Bord. 27 Minuten vor dem Unglück funkte die Besatzung an Kaczynskis Piloten, die Sicht voraus betrage nur 400 Meter.
Wenige Minuten später ein zweiter Funkspruch: Sichtverschlechterung, 200 Meter. Ein Liner wie die Tupolew, sagen russische Experten, braucht aber mindestens 1000 Meter Sicht für eine sichere Landung.
Keine elf Minuten später erfährt die Besatzung von Kaczynskis Flieger zudem, dass eine russische Iljuschin-Transportmaschine nach zwei Versuchen die Landung in Smolensk abgebrochen hat und zu einem anderen Flughafen ausgewichen ist.
Auch die russischen Fluglotsen schicken mindestens zwei Warnungen in den Himmel - und bieten alternativ Minsk oder Moskau für eine Landung an. Das allerdings würde bedeuten, dass sich die Würdenträger bei der Trauerzeremonie verspäten, mit der am Vormittag in Katyn nahe Smolensk 20.000 von den Sowjets erschossener Polen gedacht werden soll.
Die Tu-154 will dennoch landen, aber sie kommt vom Kurs ab, und sie verliert zu schnell zu stark an Höhe. Nach Meinung der russischen Experten ein Fehler der polnischen Piloten. Im Blindflug durch den Nebel ist die Crew auf die Angaben der Bordinstrumente angewiesen. Nach Erkenntnissen russischer Experten hatte der Flugkapitän noch kurz vor der Landung den Autopiloten aktiviert und auf einen Sinkflug von vier Metern pro Sekunde programmiert.
Stimme einer fremden Person im Cockpit "eindeutig identifiziert"
Plötzlich melden die Instrumente, der Flieger sei viel zu hoch. Ein tödlicher Irrtum. Der Navigationsoffizier, so belegen es nach Angaben der russischen Ermittler Mitschnitte aus dem Cockpit, gerät in Panik. Immer wieder meldet er dem Piloten, man werde so die Landebahn verpassen. Der vertraut seinem Untergebenen - und geht in einen steilen Sinkflug über. Acht Meter pro Sekunde nähert sich die Tupolew den Wipfeln der Bäume, die den Flugplatz umgeben.
Die Cockpitbesatzung will so schnell wie möglich den dichten Nebel durchbrechen, die Männer schauen angestrengt aus dem Fenster und versuchen, den Erdboden zu entdecken. Niemand reagiert auf Warnungen der Fluglotsen, niemand auf den automatisierten Alarm der Systeme: "Pull up, pull up - zieh hoch, zieh hoch."
Die Bordsysteme hatten den Navigationsoffizier getäuscht und eine falsche Höhe gemeldet - weil die Maschine eine 40 Meter tiefe Senke vor der Landebahn überflog. Kurze Zeit später kollidierte das Flugzeug mit einer zehn Meter hohen Birke und zerschellte auf dem Boden.
Unklar ist noch, welche Rolle ein oder mehrere Passagiere spielten, die sich offenbar in unmittelbarer Nähe der Piloten aufhielten.
Kurz vor dem Crash wurde die Tür zum Cockpit geöffnet. Die Stimme einer Person sei "eindeutig identifiziert", teilte die Leiterin der Zwischenstaatlichen Flugkommission, Tatjana Anodina mit, nannte jedoch nicht deren Namen. Nach Informationen russischer Medien soll es sich bei dem Mann um Andrzej Blasik handeln, den Chef der polnischen Luftwaffe. Eine weitere Person "unterliege der Identifizierung durch die polnische Seite".
"Kein Vorbereitungsprogramm für Besatzungen des Flugzeugs Tu-154"
Damit erhalten Spekulationen neue Nahrung, die Piloten könnten von hohen Würdenträgern wie Blasik oder gar Präsident Kaczynski selbst zur Landung unter widrigen Bedingungen gedrängt worden sein.
Polens Vertreter in der Ermittlungskommission betonte allerdings, die Stimmen der Passagiere seien auf den Bändern sehr leise: "Die Stimmen waren nur im Hintergrund", sagte Edmund Klich. Das spreche dafür, dass sie nicht "direkt in der Pilotenkabine anwesend waren, sondern in der Nähe."
Offenbar waren die Piloten zudem nur unzureichend für einen Flug mit der Tupolew geschult. "Die Crew für die Maschine des Präsidenten wurde erst wenige Tage vor dem Flug zusammengestellt", kritisierte der russische Ermittler Alexander Morosow.
Tatsächlich hatte die Mannschaft kaum Erfahrung vor dem Flug nach Smolensk. "Im Unterschied zur zivilen Luftfahrt hat es im 36. Regiment kein Vorbereitungsprogramm an Simulatoren für Besatzungen des Flugzeugs Tu-154 gegeben", bestätigte der polnische Vertreter Klich. Der Navigationsoffizier verfügte gar nur über die Erfahrung von 30 Flugstunden mit Maschinen dieses Typs.
Für Russland scheint damit bereits festzustehen, dass die Schuld für die Katastrophe wohl bei der Besatzung liegt. Die polnische Seite verweist hingegen darauf, dass die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind - und erst zehn Prozent der Aufnahmen des Stimmenrecorders ausgewertet sind.>
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25.5.2010: Flugzeugabsturz von Smolensk: General Blasik war noch zusätzlich im Cockpit
aus: Politik: Ermittlungen zu Kaczynskis Tod: Luftwaffenchef war im Cockpit; 25.5.2010;
http://www.n-tv.de/politik/Luftwaffenchef-war-im-Cockpit-article888518.html
<Wurde auf die Piloten der Unglücksmaschine, mit der Ex-Präsident Lech Kaczynski in den Tod stürzte, Druck ausgeübt, trotz widriger Witterung einen Landungsversuch zu wagen? Das ist die Frage, die sich ganz Polen stellt. Die Angaben der Ermittler, der Luftwaffenchef im Cockpit gewesen, geben Spekulationen neue Nahrung.
Während des Flugzeugabsturzes von Polens Präsident Lech Kaczynski hat sich der Luftwaffenchef des Landes im Cockpit der Unglücksmaschine aufgehalten. In den Stimmaufzeichnungen gebe es aber keine Anzeichen für direkten Druck auf die Besatzung, sagte der polnische Ermittler, Edmund Klich. Dennoch dürfte Klich damit Spekulationen neue Nahrung geben, die Piloten der Tupolew seien trotz widriger Bedingungen zur Landung gedrängt worden - von Kaczynski selbst oder seinem Umfeld. "Natürlich kann man denn Druck auch durch die reine Präsenz erhöhen", sagte Klich. "Es war General Blasik", antwortete er auf die Frage nach Personen im Cockpit.
In der vergangenen Woche hatten russische Ermittler bereits erklärt, kurz vor der Katastrophe hätten sich außer der Besatzung zwei Personen im Cockpit aufgehalten. Diese wurden bisher aber nicht identifiziert. Die Fluglotsen hatten dem Piloten wegen schlechten Wetters empfohlen, Moskau oder die weißrussische Hauptstadt Minsk als Ausweichflughafen zu nutzen.>
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1.6.2010: Smolensk / Katyn: Die Piloten wollten unbedingt landen - und befolgten die Computerwarnungen nicht
aus: 20 minuten online: Absturz bei Smolensk: «Pull up»! Doch die Piloten reagierten nicht; 1.6.2010;
http://www.20min.ch/news/ausland/story/26655333
<Die Black-Box-Protokolle der abgestürzten polnischen Präsidentenmaschine liegen vor. Demnach wurden die Piloten mehrmals automatisch gewarnt.
Flugzeug des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski stürzte beim Landeanflug auf das russische Smolensk, 400 Kilometer westlich von Moskau, ab. Weniger...Das Flugzeug des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski stürzte beim Landeanflug auf das russische Smolensk, 400 Kilometer westlich von Moskau, ab.
Die polnischen Behörden haben am Dienstag die Abschrift der Flugschreiber der abgestürzten polnischen Präsidentenmaschine veröffentlicht. Die Aufzeichnungen der sogenannten Black Boxes umfassen die letzten 40 Minuten des Fluges am 10. April.
Sie wurden auf der Website des polnischen Innenministeriums veröffentlicht. Die automatische Warnung «Pull up, Pull up» («Hochziehen, Hochziehen») ist in den letzten 20 Sekunden vor dem Absturz mehrmals im Cockpit zu hören. Die Piloten der Tupolew-154 reagierten demnach nicht auf den automatischen Befehl.
Kaczynski-Bruder fordert Herausgabe des Materials
Jaroslaw Kaczynski, der Zwillingsbruder des bei dem Flugzeugabsturz getöteten polnischen Präsidenten Lech Kaczynski, forderte von Russland unterdessen die Herausgabe der Flugschreiber. «Ich erwarte das ursprüngliche Material, inklusive der Black Boxes», sagte er vor Journalisten in Warschau.
Polen und nicht Russland müsse für die Untersuchungen zuständig sein, forderte er. Die russischen Behörden hatten Polen am Montag komplette Aufzeichnungen der Black Boxes übergeben.
Kaczynski war am 10. April mit seiner Frau und 94 weiteren Insassen gestorben, als das Flugzeug in der Nähe der russischen Stadt Smolensk abstürzte. Der Präsident war auf dem Weg nach Katyn, um der Opfer des Massakers an rund 22 000 Polen während des Zweiten Weltkriegs zu gedenken.
Nach dem Unglück waren Spekulationen laut geworden, dass die Piloten unter Druck gesetzt worden sein könnten, das Flugzeug trotz schlechten Wetters zu landen.
(sda)>
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Schlussfolgerungen
-- der Flughafen hätte bei dem dichten Nebel geschlossen sein müssen - das ist der Fehler der lokalen, russischen Flugaufsichtsbehörde (Rus)
-- bei dichtem Nebel kann man nicht landen, und der Pilot hat es trotzdem versucht - das ist der Fehler des polnischen Piloten (PL)
-- und der polnische Copilot hat scheinbar auch nicht durchgegriffen - noch ein Fehler eines polnischen Piloten (PL)
-- der Flughafen hatte kein Blindlandesystem - das ist ein grosser Fehler der russischen Regierung Putin (Rus)
-- der Flughafen hatte praktisch keine Beleuchtung - das ist ein Fehler der lokalen, russischen Flugaufsichtsbehörde (Rus)
-- die Passagiere haben nicht gegen die Landung im Nebel rebelliert - das ist der Fehler der polnischen Passagiere (PL)
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3.8.2010: Russland hat die Akten noch nicht übergeben - abenteuerliche Gerüchte über falsche Leichen und erschlagene Passagiere
aus: Russland Aktuell: Flugzeugabsturz: Polen unzufrieden mit Russland; 3.8.2010;
http://www.aktuell.ru/russland/politik/flugzeugabsturz_polen_unzufrieden_mit_russland_3991.html
<Warschau. Die russischen Untersuchungen zum Absturz der polnischen Präsidentenmaschine bei Smolensk ziehen sich für Polen zu lange hin. Erstmals trat jetzt auch Premier Donald Tusk mit derartigen Vorwürfen auf.
Laut „The Wall Street Journal“ hat Polens Regierung erstmals offiziell ihre Unzufriedenheit mit dem Gang der russischen Ermittlungen über das Unglück erklärt, bei dem am 10. April 2010 Präsident Lech Kaczynski und Dutzende hochrangiger polnischer Politiker und Militärs ums Leben kamen.
Warschau will von Russland Erklärungen
Premierminister Donald Tusk erklärte am Montag, Warschau warte immer noch auf angeforderte Dokumente; Russland solle „exakte Informationen“ über die Ergebnisse der Untersuchungen zu den Ursachen der Katastrophe liefern. Darüber schreibt heute die polnische „Gazeta Wyborcza“.
Wenn diese Information nicht kommt, erwartet Tusk von Moskau „Erklärungen darüber, welche Umstände die Übergabe der Dokumente vonseiten Russlands erschwert“. Zu den angeforderten Papieren gehören u. a. Daten über die technische Ausrüstung und den Zustand des Flughafens in Smolensk.
Außerdem möchte Warschau genaue Details zum Verhalten der Fluglotsen, zu ihren Gesprächen über die Schließung des Flughafens wegen Nebel und über die Umleitung der Präsidentenmaschine auf einen anderen Flugplatz. Weitere Fragen: Gab es eine Landeerlaubnis und wie exakt waren die Anweisungen der Lotsen an die Crew?
“Die Russen wollen uns den Zugriff verweigern“
Tusk hat seinen Innenminister Jerzy Miller und den Leiter der polnischen Untersuchungskommission Eduard Klich beauftragt, eine entsprechende Anfrage nach Moskau zu schicken. Klich ist rigoros gestimmt: „Es gibt Probleme. Die Russen wollen uns den Zugriff auf die Dokumente verweigern“, zitiert ihn das polnische Blatt.
Im Juni hatte bereits Jaroslaw Kaczynski, der Bruder des bei dem Absturz ums Leben gekommenen polnischen Präsidenten, Russland die mutwillige Verzögerung der Ermittlungen vorgeworfen. Russland betont dagegen immer wieder, der Aufklärung gelte „die ganze Aufmerksamkeit“, weshalb „die besten Ermittler damit betraut sind“.
Abenteuerliche Gerüchte
In Polen kursieren derweil die unterschiedlichsten Gerüchte. Russland habe „das Stenogramm der Auswertung der Flugschreiber ausgetauscht“, will z. B. ein hoher Militär wissen. Unmittelbar nach dem Absturz seien Überlebende erschlagen worden, um Spuren zu verwischen, stand erst vor wenigen Tagen in der Presse.
Die Witwe eines Opfers soll „die falsche Leiche“ aus Russland erhalten haben, hieß es in einem anderen Bericht. Zum Einsatz kommt auch die Verschwörungstheorie, Moskau hätte den Absturz mit Absicht herbeigeführt, um keine Verbesserung in den Beziehungen zu Polen zulassen zu müssen.
Die Katastrophe, die Jaroslaw Kaczynski als „größtes Unglück für Polen seit 1945“ bezeichnet, hatte das Klima zwischen Moskau und Warschau zunächst deutlich erwärmt. Tusks Äußerungen zeigen jetzt vielleicht eine erneute Wende zum Schlechteren an.
(sb/.rufo/St.Petersburg)>
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22.9.2010: <Kaczynski-Unglück: Polen will Flugzeug-Wrack zurück> - denn die russischen Behörden bewahren das Wrack unter freiem Himmel auf
aus: 20 minuten online; 22.9.2010; http://www.20min.ch/news/ausland/story/Polen-will-Flugzeug-Wrack-zurueck-31513629
<Über fünf Monate nach dem Absturz der polnischen Präsidentenmaschine im russischen Smolensk fordert Warschau von Moskau die sofortige Rückgabe der Trümmer.
«Nach internationalem Recht ist der polnische Staat Besitzer der Maschine und allem, was nach der Katastrophe von ihr übriggeblieben ist», sagte Justizminister Krzysztof Kwiatkowski am Mittwoch in Warschau. Deshalb erwarte Polen, dass die Trümmer «in kürzester Zeit» zurückgegeben werden.
Die Trümmer seien nicht nur für die Ermittlungen wichtig, sondern spielten auch für die Angehörigen der 96 Opfer eine grosse Rolle. «Wenn die russische Seite derartige Schwierigkeiten hat, das Wrack zu schützen, könnten wir das sehr schnell für sie übernehmen, indem wir die Trümmer nach Polen holen,» sagte Kwiatkowski.
Die polnische Präsidentenmaschine stürzte am 10. April in Russland ab. Dabei kamen der damalige Staatschef Lech Kaczynski, seine Frau sowie zahlreiche Vertreter der polnischen Elite ums Leben. Die russischen und polnischen Ermittlungen zu der Unglücksursache sind im Gang.
Derzeit liegt das Wrack auf dem Flughafen von Smolensk. Die konservative polnische Opposition unter Leitung von Kaczynskis Bruder Jaroslaw wirft Russlands Behörden vor, es ungeschützt der Witterung auszusetzen. Medienberichten zufolge gibt es nicht einmal eine Sicherheits-Absperrung um die Reste der Maschine.
(sda)>
Russland gibt in seinem Abschlussbericht zur polnischen Flugzeugtragödie von Smolensk einem angetrunkenen polnischen Kommandeur die Schuld - und sorgt in Warschau für Empörung. Polens Innenminister Miller hält Russland für mitverantwortlich. Der Streit droht das bilaterale Verhältnis neu zu belasten.
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12.1.2011: Polens Luftwaffenchef Andrzej Blasik mit 0,6 Promille Alkohol im Blut drängte die Piloten zur unmöglichen Nebellandung - ebenso war Kaczynskis Protokollchef in der Pilotenkabine - und es gab gar keine Landeerlaubnis
aus: n-tv online: Abschlussbericht zu Kaczynski-Absturz: Polens Luftwaffenchef belastet; 12.1.2011;
http://www.n-tv.de/politik/Polens-Luftwaffenchef-belastet-article2341591.html
Der tödliche Flugzeugabsturz von Polens Präsident Lech Kaczynski in Russland ist nach Angaben Moskauer Ermittler von einem angetrunkenen Offizier an Bord verursacht worden. Mit 0,6 Promille Alkohol im Blut habe Luftwaffenchef Andrzej Blasik die Piloten trotz der Warnung der russischen Flugüberwachung zur Landung gezwungen. Das sagte Luftfahrtexpertin Tatjana Anodina bei der Veröffentlichung des russischen Abschlussberichts neun Monate nach dem Absturz. Kaczynskis Bruder Jaroslaw wies den Vorwurf zurück.
Psychischer Druck auf die Piloten
Die Piloten beugten sich am Ende dem Druck, schafften die Landung aber nicht.
Blasik habe laut Stimmenrekorder direkt im Cockpit Druck auf die Piloten ausgeübt, sagte Anodina. Auch Kaczynskis Protokollchef habe sich vorschriftswidrig in der Pilotenkanzel aufgehalten. Die Lotsen des Flughafens in der westrussischen Stadt Smolensk hätten wegen einer nebelbedingten Sichtweite von nur 200 Metern dringend einen Ausweichort empfohlen, sagte die Leiterin des internationalen Luftfahrtamtes MAK. "Eine Landeerlaubnis hat es nicht gegeben." Zudem sei die Besatzung der Präsidentenmaschine auf den Flug nach Russland und das dortige schlechte Wetter unzureichend vorbereitet gewesen. Der Abschlussbericht bemängelte "beträchtliche Defizite" in der Ausbildung der Crew und bei der Organisation des Flugs.Die Anwesenheit des Luftwaffenchefs und des Protokollchefs im Cockpit habe psychologischen Druck auf die Besatzung ausgeübt und zur Entscheidung des Piloten beigetragen, "eine Landung unter nicht angemessenen Bedingungen auszuführen", sagte Anodina. Protokollchef Mariusz Kazan verlangte offenbar von den Piloten, "ihre psychologischen Reserven" zu mobilisieren. Der Pilot Arkadiusz Protasiuk sagte dem Bericht zufolge: "Wenn wir nicht landen, wird er auf mir herumhacken."
Moskaus Luftfahrtexpertin Anodina wirft Polen vor, die Piloten unter Druck gesetzt zu haben.
Auch die "erwartete negative Reaktion des wichtigsten Passagiers" auf eine mögliche Umleitung auf einen anderen Flughafen habe zur Fehlentscheidung beigetragen. Anodina nannte den damaligen polnischen Präsidenten Lech Kaczynski zwar nicht ausdrücklich, legte aber nahe, dass es sich bei dem "wichtigsten Passagier" um den Staatschef handelte. Es habe für die Besatzung einen "hohen Antrieb" gegeben, auf dem Zielflughafen zu landen, ergänzte sie. "Psycho-emotionaler Druck" und ein innerer Konflikt des Piloten, die Erwartungen zu erfüllen oder den Flieger doch umzuleiten, seien die Schlüsselfaktoren des Unglücks gewesen.Empörung in Polen
Polens Oppositionsführer Jaroslaw Kaczynski wies den Bericht als "Spekulationen" und "Hohn für Polen" zurück. Die Vorwürfe gegen die Piloten seien "völlig einseitig", sagte der national-konservative Spitzenpolitiker in Warschau. Kaczynski beschuldigte Regierungschef Donald Tusk, die Ermittlungen zur Katastrophe an die russische Seite abgegeben und damit eine Beteiligung der EU verhindert zu haben. Er verwies auf angebliche Fehler der Fluglotsen in Smolensk.
Innenminister Miller sieht eine Mitschuld bei Russland.
Tusk will am Donnerstag mit Innenminister Jerzy Miller über das weitere Vorgehen beraten. Miller sieht die Verantwortung für den Absturz der Maschine auch bei Russland. "Auf eine sichere Durchführung dieses Flugs waren beide Seiten nicht gut vorbereitet", sagte Miller in Warschau. Er verwies auf mögliche Fehler bei der Arbeit der russischen Fluglotsen auf dem Flughafen in Smolensk sowie auf den schlechten Zustand der technischen Anlagen dort.Die polnische Seite halte diese Faktoren für "wesentlich", unterstrich der Chef des Innenressorts, der eine polnische Kommission zur Untersuchung der Flugkatastrophe vom 10. April leitet. Er halte aber russische Vorwürfe gegen die polnische Besatzung für durchaus berechtigt, so Miller.
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29.7.2011: <Absturz: Kaczynskis Flugzeug-Besatzung schlecht ausgebildet>
aus: Welt online; 29.7.2011;
http://www.welt.de/politik/ausland/article13514873/Kaczynskis-Flugzeug-Besatzung-schlecht-ausgebildet.html
<Jerzy Miller, der Leiter der polnischen Aufklärungskommission, stellt den Abschlussbericht vor: Die Hauptschuld liege auf polnischer Seite
Polen hat die Umstände des Präsidenten-Flugzeugabsturzes geklärt: Hauptschuld trage die Besatzung – aber auch die russische Seite kommt nicht ungeschoren davon.Die Hauptschuld an dem tödlichen Flugzeugabsturz des früheren polnischen Präsidenten Lech Kaczynski liegt auf polnischer Seite. Das geht aus den Ermittlungen der polnischen Regierung hervor. Die mangelnde Ausbildung der Besatzung sei eine „Gefahr für die Flugsicherheit“ gewesen, teilte die polnische Regierungskommission unter Leitung von Jerzy Miller bei der Vorstellung ihres Ermittlungsberichts mit.
Zusätzlich sei das Flugzeug beim Landeanflug auf den westrussischen Flughafen von Smolensk zu schnell und zu tief geflogen. Den Piloten sei wegen des dichten Nebels zudem kein „Sichtkontakt“ mit dem Boden möglich gewesen. Einen technischen Defekt an der Maschine gab es demnach nicht. Als Reaktion Bericht erklärte Polens Verteidigungsminister Bogdan Klich seinen Rücktritt.
Das Unglück geht nach Ansicht der polnischen Ermittler teilweise aber auch auf Fehler der russischen Seite zurück. So sei die Beleuchtungsanlage des Flughafen „fehlerhaft und unvollständig“ gewesen. Zudem habe der Verantwortliche für den Landebereich der Besatzung der Präsidentenmaschine „falsche“ Anweisungen erteilt.
Russland sah die Schuld zuvor ausschließlich auf polnischer Seite
Ein im Januar vorgestellter Bericht der russischen Ermittler hatte der polnischen Seite die alleinige Schuld am Absturz gegeben. Demnach sollen ranghohe Vertreter an Bord Druck auf die Crew ausgeübt haben, trotz schlechter Sicht zu landen. Die russischen Fluglotsen wurden in diesem Bericht von aller Verantwortung freigesprochen.
Polens damaliger Präsident Lech Kaczynski und 95 weitere Insassen seiner Maschine waren am 10. April 2010 auf dem Weg zu einer Gedenkfeier im russischen Katyn, als ihr Flugzeug abstürzte. Niemand überlebte. Außer Kaczynski und seiner Frau starben zahlreiche Vertreter der politischen und militärischen Elite Polens.
Die gemeinsame Trauer führte Polen und Russland zunächst zueinander, allerdings belastete die Aufklärung des Unglücks wieder die Beziehungen beider Länder. Auf polnischer Seite werden die Umstände zusätzlich von einer parlamentarischen Kommission untersucht – unter dem Vorsitz der rechtskonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), die Lechs Zwillingsbruder Jaroslaw Kaczynski leitet.
AFP/fls>
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9.1.2012: <Absturz in Smolensk: Staatsanwalt schießt sich nach Pressekonferenz in Kopf> - Selbstmordversuch bleibt unvollendet
aus: Welt online; 9.1.2012;
http://www.welt.de/politik/ausland/article13805545/Staatsanwalt-schiesst-sich-nach-Pressekonferenz-in-Kopf.htmlDer polnische Militärstaatsanwalt Mikolaj Przybyl bei einer emotionalen Pressekonferenz.
Der polnische Oberst Przybyl stellt sich Vorwürfen gegen ihn, es geht um das Kaczynski-Unglück. Dann bittet er um eine Pause. Ein Schuss ertönt – vor laufender Kamera.Dramatische Pressekonferenz in der polnischen Stadt Posen (Poznan): Nachdem er eine Erklärung abgegeben hatte, bat Staatsanwalt Mikolaj Przybyl die Journalisten „für eine Pause“ aus seinem Arbeitszimmer.
Eine Fernsehkamera lief jedoch weiter. So war im Fernsehen zu hören, wie Przybyl eine Pistole entsicherte und einen Schuss abgab. Wenig später fanden ihn die Journalisten in einer Blutlache. Er wurde mit einer Kopfverletzung in ein Krankenhaus gebracht. Sein Zustand war am Nachmittag stabil, wie es heißt.
In der Konferenz nahm Oberst Przybyl, der der Militärstaatsanwaltschaft angehört, zu Vorwürfen Stellung, er habe widerrechtlich die Mobilfunkdaten von zwei Journalisten angefordert. Dabei geht es um die laufenden Ermittlungen wegen des Absturzes des polnischen Regierungsflugzeugs in Russland vor zwei Jahren.
Damals waren Staatspräsident Lech Kaczynski und 95 weitere Passagiere ums Leben gekommen. Aus den Ermittlungen zu den Absturzursachen gelangten immer wieder Details in die Medien. Przybyls Aufgabe war, diese Löcher ausfindig zu machen. Vor seinem Selbstmordversuch sagte er, er habe in seinen Ermittlungen „das Recht nicht verletzt“, entsprechende Vorwürfe seien Lügen. Am Rande kritisierte er Korruption bei der Vergabe von Aufträgen des Verteidigungsministeriums und Interessenkonflikte in der Staatsanwaltschaft.
Die Ermittlungen wegen des Smolensk-Absturzes laufen schleppend, unter anderem, weil die russische Seite die Flugschreiber der Unglücksmaschine nicht herausgeben will. Generalstaatsanwalt Pawel Seremet hatte deswegen für Mittwoch Gespräche mit den russischen Behörden in Moskau geplant.>
Kommentar
ES WAR DOCH NUR EIN BISSCHEN NEBEL
Es ist schon merkwürdig, was ein bisschen Nebel alles bewirken kann - und wie Menschen bei Nebel mit sich nicht umzugehen wissen. Und sie streuen weiter Nebel...
Michael Palomino, 9.1.2012
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10.4.2012: <Jahrestag von Smolensk-Unglück: Moskau gibt Absturzmaschine frei>
aus: n-tv online; 10.4.2012;
http://www.n-tv.de/politik/Moskau-gibt-Absturzmaschine-frei-article5989626.html
<Russland will sich der Rückgabe der polnischen Präsidentenmaschine nicht weiter versperren. In Warschau protestieren unterdessen tausend Nationalisten. Sie sind überzeugt, dass ihr Präsident Lech Kaczynski vor zwei Jahren einem Attentat zum Opfer fiel. Zuletzt facht sein Zwillingsbruder die Diskussion erneut an.
Vor dem zweiten Jahrestag des Flugzeugunglücks von Smolensk erklärte sich Russland bereit, die Wrackteile der abgestürzten Präsidentenmaschine an Polen zu übergeben. Voraussetzung sei aber, dass die Ermittlungen abgeschlossen seien, teilte die russische Untersuchungskommission mit. Erneut demonstrierten in Warschau tausend Nationalisten. Sie machen die polnische Regierung und Russland für den Absturz verantwortlich.
"Die russische Seite ist von nun an bereit, das Verfahren zur Rückgabe der Trümmer in Gang zu setzen", erklärte die russische Untersuchungskommission zu dem Unglück. Diese "materiellen Beweise" könnten jedoch erst nach dem Ende der Ermittlungen nach Polen gebracht werden. Eine exakter Termin für die Rückgabe steht offensichtlich noch nicht fest.
Bei dem Absturz nahe der westrussischen Stadt Smolensk kamen am 10. April 2010 alle 96 Insassen der polnischen Präsidentenmaschine ums Leben, darunter der damalige Staatschef Lech Kaczynski. Die politische Elite Polens befand sich auf dem Weg nach Russland, um der Opfer des sowjetischen Völkermords von 1940 zu gedenken. Vergangenen Sommer gab eine polnische Untersuchungskommission der eigenen Seite die Hauptschuld an dem Unglück. Als wesentlichen Grund nannten sie die mangelnde Ausbildung der Besatzung.
Polnische Nationalisten zweifeln an den Ergebnissen der Untersuchungskommission. Sie werfen der liberalen Regierung und den russischen Behörden vor, für das Unglück verantwortlich zu sein und vermuten einen Anschlag hinter dem Flugzeugabsturz.
Nationalisten boykottieren Trauerfeier
Der Zwillingsbruder des getöteten Staatschefs und Vorsitzender der nationalkonservativen Oppositionspartei für Recht und Gerechtigkeit (PiS), Jaroslaw Kaczynski, führte einen Protest von rund tausend Nationalisten vor dem Präsidentenpalast in Warschau an. Die Demonstranten boykottierten die offiziellen Feierlichkeiten zum zweiten Jahrestag. Bereits zum ersten Jahrestag des Smolensk-Unglücks hatten heftige Proteste die Trauerfeier begleitet.
Vor wenigen Tagen hatte Jaroslaw Kaczynski die Verschwörungs- und Anschlagstheorien neu angefacht. "Ich habe das Gefühl, dass Präsident Lech Kaczynski ermordet wurde", sagte sein Zwillingsbruder dem Onlineportal Onet. In Polen und im Ausland habe es Personen gegeben, denen der Tod Kaczynskis genutzt hätte. Jaroslaw Kaczynski forderte, dass die wahren Gründe für den Absturz endlich aufgeklärt würden. Nach einer Umfrage der "Gazeta Wyborcza" sind 32 Prozent der Befragten überzeugt, dass die russischen und polnischen Behörden die Wahrheit über den Absturz vertuschen, weitere 18 Prozent glauben an einen Anschlag auf Kaczynski.>
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