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Hitler war ein Österreicher: Adolf Hitler als
verhetztes Kind der Monarchie von Österreich-Ungarn -
hätte man ihn doch malen lassen...
Wie das Kind Adolf keine Orientierung von Vater und Mutter bekam -- wie die Anschlusspropaganda und die antisemitische Propaganda im deutschsprachigen Österreich sich seiner Seele bemächtigte -- wie diese Vergangenheit unbewältigt blieb -- Hitler wird als Maler zweimal abgekanzelt -- Hitler kämpft in Deutschland und findet in der Partei "Familie" -- Hitlers Wut auf die Demokratie wird als Stärke ausgelegt -- der Psychopath Hitler wird zum "Führer", Massenmörder und ev. Selbstmörder.
von Michael Palomino (1997 / 2005 / 2010)
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Familie Hitler aus dem Waldviertel
Hitlers Familie stammt väterlicher- wie mütterlicherseits aus der Region "Waldviertel" zwischen Donau und der böhmischen Grenze[1], also aus derselben Gegend, wo Schönerer und Fürnkranz 1879 als vaterländische "Zweimännerpartei" gegen des Kaisers Politik gewählt wurden. Als Variationen der Namen kommen Hiedler oder auch Hüttler vor, wobei der Name tschechischen (!) Ursprungs von Hidlar bzw. Hidlarcek abgeleitet ist[2]. Adolf Hitlers Vater, Alois Schickelgruber, war ein uneheliches Adoptivkind eines Johann Nepomuk Hüttler. Durch eine "kleine Illegalität" und etwas "Dorfstolz" wurde der Ziehsohn Alois, der nach abgebrochener Schuhmacherlehrer im Finanzdienst der Monarchie in die Stufe eines "Zollamtsoberoffizial" befördert worden war und geheiratet hatte, als "ehelich" bezeichnet und ihm der Name Hitler zugeschrieben[3]. Doch die kleinbäuerliche Enge konnte Alois Hitler nicht abstreifen. Biederkeit und Strenge prägten seinen Charakter.
Die Familie Hitler in Braunau, Gross-Schönau, Passau und Linz
Adolf Hitler, geboren am 20.April 1889 im Zollstädtchen Braunau am Inn, war das vierte Kind seiner dritten Ehe mit dem dreiundzwanzig Jahre jüngeren Dienstmädchen Klara Pölzl. Die drei vorigen Geschwister waren im Kleinkindsalter bereits verstorben. Weitere Geschwister sind die beiden Halbschwestern aus zweiter Ehe, Alois und Angela, sowie die jüngere Schwester Paula.[4]
Hitler sollte viele Orte in Österreich kennenlernen, so wie er die Umstände beschreibt:
"Allein das Los eines österreichischen Zollbeamten hiess damals häufig "wandern".[5]
Die Diskussion um Hitlers Abstammung kommt bis heute an kein Ende, weil Hitler selbst nie Klarheit geschaffen hat, bzw. jegliche Klarheit über seine Abstammung hätte ihm seine Karriere im NS-Staat beendet. Entweder hatte Hitler einen jüdischen Grossvater (Hitlers Grossmutter Anna Schickelgruber erhielt über 14 Jahre lang Alimente ihres jüdischen Dienstherrn Frankenberger), oder dann war die Frau des Vaters die Nichte des Vaters (Johann Hiedler (Hüttler) bestritt aber immer, Hitlers Urgrossvater zu sein).
(jüdische Abstammung: Döllersheim; Inzucht: Hitlers Stammbaum; http://sauber.50webs.com/kapital/index.html)
Irgendwie stimmt da allgemein etwas nicht mit der Abstammung des Adolf Hitler mit seinen schwarzen Haaren. Vom tschechischen "Hidlarcek" oder "Hidlar" lässt sich Adolf Hitlers Abstammung jedenwalls nicht ableiten.
Die Webseite http://www.doellersheim.at/doellersheim/Das_Buch/Dollersheim/dollersheim.HTM
sucht den Ursprung und Adolf Hitlers Vorfahren bei einer Frau Schickelgruber und einer Herrn Hiedler in Döllersheim.
Ja wie war's jetzt? Nun, eigentlich ist das nicht sooo wichtig, denn die Manipulation am Kind und am Jugendlichen, das ist wichtig, um die Manipulation zu erkennen, und um weitere Hitlers zu verhindern.
1890 wird der Vater Alois Hitler nach Gross-Schönau in Niederösterreich, 1892 nach Passau und 1894 nach Linz versetzt, wo dieser sich 1895 in der Nähe der Gemeinde Lambach ein Anwesen mit Umschwung von nahezu vier Hektar erwirbt. Noch im selben Jahr 1895 wird er mit 58 Jahren vorzeitig pensioniert[6], gibt sein Anwesen auf und kauft sich in Leonding vor Linz ein Haus mit Umschwung, das er fortan bewirtschaftet.[7] Hitlers Vater hat seinen Traum verwirklicht: Er kann mit einer sicheren Pension seinen "Lebensabend" verbringen. Die ununterbrochene Anwesenheit des Vaters jedoch engt nun die Familie eher ein. Die Freizeit u.a. auch am Alkoholglas verbringend, stirbt der Vater im Wirtshaus Wiesinger in Leonding bereits im Jahre 1903. Somit stirbt der Vater schon mit 66 Jahren, ein kurzer "Lebensabend" im Alkohol, und für den Sohn Adolf wohl kein Vorbild... [8]
Adolf Hitlers Schulzeit: Die Wirkung der nationalen Propaganda in der Schule und im Land
Adolf Hitlers Schulzeit und Aufwachsen findet in Linz statt. Schönerer, Karl Lueger und Richard Wagner werden die drei Schlüsselfiguren seiner "Formationsjahre" der Jugend.[9] Im Schulbetrieb schwärmt Hitler vom Geschichtslehrer Dr. Leopold Pötsch, der sich nicht auf die Details versteife, sondern die grossen Zusammenhänge schildere:
"Wenige Lehrer begreifen, dass das Ziel gerade des geschichtlichen Unterrichtes nie und nimmer im Auswendiglernen und Herunterhaspeln geschichtlicher Daten und Ereignisse liegen kann; dass es nicht darauf ankommt, ob der Junge nun genau weiss, wann diese oder jene Schlacht geschlagen, ein Feldherr geboren wurde, oder gar ein (meistens sehr unbedeutender)[10] Monarch die Krone seiner Ahnen auf das Haupt gesetzt erhielt. Nein, wahrhaftiger Gott, darauf kommt es wenig an.
Geschichte "lernen" heisst die Kräfte suchen und finden, die als Ursachen zu jenen Wirkungen führen, die wir dann als geschichtliche Ereignisse vor unseren Augen sehen.
Die Kunst des Lesens wie des Lernens ist auch hier: Wesentliches behalten, Unwesentliches vergessen.[...]
Das Glück war um so grösser, als dieser Lehrer es verstand, aus Gegenwart Vergangenes zu erleuchten, aus Vergangenheit aber die Konsequenzen für die Gegenwart zu ziehen."[11]
Im Geschichtsunterricht wurde von Dr. Leopold Pötsch scheinbar der "Untergang" der Monarchie vorausgesagt und v.a. auch auf die "ungerechte" Finanzverteilung hingewiesen:
"Ungeheuer waren die Lasten, die man dem deutschen Volke zumutete, unerhört seine Opfer an Steuern und an Blut [...]
Was uns dabei am meisten schmerzte, war noch die Tatsache, dass dieses ganze System moralisch gedeckt wurde durch das Bündnis mit Deutschland [Kaiserbündnis zwischen Wien und Berlin], womit der langsamen Ausrottung des Deutschtums in der alten Monarchie auch noch gewissermassen von Deutschland aus selber die Sanktion erteilt wurde [z.B. durch fortschreitende Tschechisierungen in Böhmen und Prag].
Es genügt hier nur festzustellen, dass ich im Grunde genommen schon in der frühesten Jugend zu einer Einsicht kam, die mich niemals mehr verliess, sondern sich nur noch vertiefte:
dass nämlich die Sicherung des Deutschtums die Vernichtung Österreichs voraussetzte, und dass weiter Nationalgefühl in nichts identisch ist mit dynastischem Patriotismus; dass vor allem das habsburgische Erzhaus zum Unglück der deutschen Nation bestimmt war.
Ich hatte schon damals die Konsequenzen aus dieser Erkenntnis gezogen; heisse Liebe zu meiner deutschösterreischen Heimat, tiefen Hass gegen den österreichischen Staat."[12]
Und in dieser Weise wurden ganze Teile der Schüler nationalistisch "angesteckt" und polarisiert:
"Wir sassen da, oft zu heller Glut begeistert, mitunter sogar zu Tränen gerührt [...] Das Glück ward um so grösser, als dieser Lehrer es verstand, aus Gegenwart Vergangenes zu erleuchten, aus Vergangenheit aber die Konsequenzen für die Gegenwart zu ziehen. So brachte er denn auch mehr als sonst einer, Verständnis auf für alle die Tagesprobleme, die uns damals in Atem hielten. Unser kleiner nationaler Fanatismus ward ihm ein Mittel zu unserer Erziehung, indem er, öfter als einmal, an das nationale Ehrgefühl appellierend, dadurch allein uns Rangen schneller in Ordnung brachte, als dies durch andere Mittel je möglich gewesen wäre.
Mir hat dieser Lehrer Geschichte zum Lieblingsfach gemacht. Freilich wurde ich wohl ungewollt von ihm, auch damals schon zum jungen Revolutionär. Wer konnte auch unter einem solchen Lehrer deutsche Geschichte studieren, ohne zum Feinde des Staates zu werden, der durch sein Herrscherhaus in so unheilvoller Weise die Schicksale der Nation beeinflusste?"[13]
So, wie sich Schönerer zu seinem Stolz bekannte, wenn er von der "jüdischen Presse" in Wien verleumdet und seine Reden verrissen wurden, so war Hitlers Realschule in Linz politisch ein Feld, auf dem im selben Sinne Energien gegen "Tschechen", "Juden" und die "Monarchie" "gesät" wurden:
"Linz war um die Jahrhundertwende nicht nur eines der Zentren nationalistischer Gruppen und Bestrebungen, vielmehr herrschte gerade auch an der von Hitler besuchten Realschule eine entschieden nationalgesinnte Atmosphäre. Ostentativ steckten sich die Schüler die deutschvölkische blaue Kornblume ins Knopfloch, mit Vorliebe verwendeten sie die Farben der deutschen Einheitsbewegung schwarz-rot-gold, grüssten mit deutschen "Heil!" oder sangen statt der habsburgischen Kaiserhymne das auf die gleiche Melodie lautende Deutschlandlied; ihr oppositioneller Nationalismus wandte sich vor allem gegen die Dynastie und identifizierte sich sogar in der jugendlichen Resistenz gegen Schulgottesdienste und Fronleichnamsprozessionen mit dem "protestantischen" Reich."[14]
Hitler erscheint glaubhaft, wenn er folgende Schulszenen schildert, die sich um ca. 1900-1905 abgespielt haben dürften. Dabei ging es primär nicht um die "Judenfrage", sondern um den Kampf gegen die "Slawisierung", den Sprachenstreit, in dessen Folge das "Volkstum" seinen neuen Aufschwung erlebte:
"Von dem ewigen unerbittlichen Kampfe um die deutsche Sprache, um deutsche Schule und deutsches Wesen hatten nur ganz wenige Deutsche aus dem Reiche eine Ahnung [...] Wie überall und immer, in jeglichem Kampf, gab es auch im Sprachenkampf des alten Österreichs drei Schichten: die Kämpfer, die Lauen und die Verräter.
Schon in der Schule begann diese Siebung einzutreten. Denn es ist das Bemerkenswerte des Sprachenkampfes wohl überhaupt, dass seine Wellen vielleicht am schwersten gerade die Schule, als Pflanzstätte der kommenden Generation, umspülen. Um das Kind wird dieser Kampf geführt, und an das Kind richtet sich der erste Appell dieses Streites:
'Deutscher Knabe, vergiss nicht, dass Du ein Deutscher bist!' und 'Mädchen, gedenke, dass Du eine deutsche Mutter werden sollst!'
Wer der Jugend Seele kennt, der wird verstehen können, dass gerade sie am freudigsten die Ohren für einen solchen Kampfruf öffnet. In hunderterlei Formen pflegt sie [die jugendliche Seele] diesen Kampf dann zu führen, auf ihre Art und mit ihren Waffen. Sie [die jugendliche, auf das Deutschtum dressierte Seele] lehnt es ab, undeutsche Lieder zu singen, schwärmt um so mehr für deutsche Heldengrösse, je mehr man versucht, sie dieser zu entfremden; [sie] sammelt an vom Munde abgesparten Hellern zum Kampfschatz der Grossen; sie [die jugentliche, auf das Deutschtum dressierte Seele] ist unglaublich hellhörig dem undeutschen Lehrer gegenüber und widerhaarig zugleich; [das deutsch verhetzte Schulkind] trägt die verbotenen Abzeichen des eigenen Volkstums und ist glücklich, dafür bestraft oder gar geschlagen zu werden. Sie ist also im kleinen ein getreues Spiegelbild der Grossen, nur oft in besserer und aufrichtigerer Gesinnung."[15]
Hitler schildert hier präzise seine eigene Prägung im Kampf gegen die Tschechisierungs-Aktivitäten des Kaisers. Er schildert weitere Aktivitäten, wie er für die deutsch-nationale Bewegung als Jugendlicher tätig war, Bestrafungen für den nationalen Widerstand in Kauf nahm und politisch "geschult" wurde:
"Auch ich hatte so einst die Möglichkeit, schon in verhältnismässig früher Jugend am Nationalitätenkampf des alten Österreichs teilzunehmen. Für Südmark und Schulverein wurde da gesammelt, durch Kornblumen und schwarzrotgoldne Farben die Gesinnung betont, mit "Heil" gegrüsst, und statt des Kaiserliedes lieber "Deutschland über alles" gesungen, trotz Verwarnung und Strafen. Der Junge ward dabei politisch geschult in einer Zeit, da der Angehörige eines sogenannten Nationalstaates meist noch von seinem Volkstum wenig mehr als die Sprache kennt. Dass ich damals schon nicht zu den Lauen gehört habe, versteht sich von selbst. In kurzer Zeit war ich zum fanatischen "Deutschnationalen" geworden."[16]
Zualledem galt auch für Adolf Hitler - gleich wie für Schönerer - das Vorbild von Bismarcks Sieg von 1871 und das "Heldentum", von Beharrlichkeit und Siegeswille:
"Beim Durchstöbern der väterlichen Bibliothek war ich über verschiedene Bücher militärischen Inhalts gekommen, darunter eine Volksausgabe des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71. Es waren zwei Bände einer illustrierten Zeitschrift aus diesen Jahren, die nun meine Lieblingslektüre wurden. Nicht lange dauerte es, und der grosse Heldenkampf war mir zum grössten inneren Erlebnis geworden. Von nun an schwärmte ich mehr und mehr für alles, was irgendwie mit Krieg oder doch mit Soldatentum zusammenhing.
Aber auch in anderer Hinsicht sollte dies von Bedeutung für mich werden. Zum ersten Male wurde mir, wenn auch in noch so unklarer Vorstellung, die Frage aufgedrängt, ob und welch ein Unterschied denn zwischen den diese Schlachten schlagenden Deutschen und den anderen sei? Warum hat denn nicht auch Österreich mitgekämpft in diesem Kriege, warum nicht der Vater und nicht all die anderen auch?
Sind wir denn nicht auch dasselbe wie eben alle anderen Deutschen?
Gehören wir denn nicht alle zusammen? Dieses Problem begann zum ersten Male in meinem kleinen Gehirn zu wühlen. Mit innerem Neide musste ich auf vorsichtige Fragen die Antwort vernehmen, dass nicht jeder Deutsche das Glück besitze, dem Reich Bismarcks anzugehören.
Ich konnte dies nicht begreifen."[17]
Es ist aus den aufgezeigten Zusammenhängen ersichtlich, dass Adolf Hitler ein sehr sensibler Bub gewesen sein musste, der sich sogleich für die Belange seiner Heimat einsetzte, die ihm die Lehrer vordozierten: Er lässt sich in den grossen "Vierkampf" zwischen "Deutschen" - "Tschechen" - "Juden" und dem "Kaiser" ein und wird zum Rädelsführer in der Schule.[18] Gleichzeitig ist der Vater ein psychisch unzuverlässiger Alkoholiker und stirbt im Jahr 1903, genau in Adolfs wichtigen Jugendjahren, als Adolf 14 Jahre alt ist. Seine Geschwister erwähnt Hitler nie. Sie scheinen ihm nichts zu bedeuten. Seine Schulleistungen werden schlecht, die geistige Basis, um mit all den Problemen in sinnvollem Mass umzugehen, fehlt. Adolf fliegt wegen Betragens von der Schule. Die Mutter, in Politik unkundig, unternimmt einen letzten Versuch und schickt Adolf an die Realschule in Steyr. Die Leistungen werden nicht besser. Im Herbst 1905 erlaubt die Mutter den Schulabgang. Hitler ist 16 Jahre.[19]
Schon hier zeigt sich aus psychologischer Sicht die Repetition in den Handlungen des jugendlichen Adolf: Hitlers Heimat ist nach seinen Worten die "habsburgische Heuchelei"[20], der Staat ein "Leichnam"[21]. Die Aktivität als "Nationalist" und "politischer Revolutionär"[22] wird ihm zur immerwährenden Pflicht und Lebensaufgabe: den "Untergang" Deutschösterreichs also zu verhindern. Somit wäre eine friedliche Existenz für den jungen Mann ein Verrat an seiner eigenen Existenz. Er schliesst sich fortan mit "kämpfenden" Leuten zusammen, um von ihnen zu lernen und zu analysieren. Psychopath trifft Psychopath. Adolf kann sich nie vom Erlebten in seiner Jugend lösen. Er kann sich nie eine übernationale Souveränität erarbeiten, sondern bleibt im polarisierten Kampf des Nationalismus stecken.
Familie Hitler ohne Vater in Linz: Adolf lebt frei in der Kunst und "Wissenschaft"
Die Mutter Klara Hitler (-Pölzl) verkauft nach dem Tode des Vaters das Haus in Leonding und bezieht in Linz eine Wohnung. Die Familie lebt von der beträchtlichen Pension. Adolf widmet sich nun in einer Phase des "Sich-Umsehens" in den künstlerischen Elementen in Linz [bzw. in den von der dortigen Gesellschaft für "künstlerisch" definierten Elementen: Er durchstöbert die "wissenschaftliche" Tendenzliteratur (Antisemitismus, Rassismus), die Architektur und hängt in der Musik (v.a. Richard Wagner als "der" deutsch-nationale Komponist). In dieser Zeit entstehen erste architektonische Skizzen von Brücken, Museums- und Theaterbauten. Er lässt sich von der Mutter ein Klavier kaufen, gibt aber nach vier Monaten den Unterricht bereits wieder auf. Junge Mädchen spricht er trotz seiner gepflegten Erscheinung nicht an, er scheint zu nervös zu sein, zu instabil. Liebesgedichte und Opernbesuche hingegen sind Alltag. Ein Besuch in Wien bringt ihm noch mehr "imperialere" Eindrücke. In Briefen schildert er die Ringstrasse als "ein Zauber aus Tausendundeiner Nacht", und er schildert das Gefühl von "Erhabenheit" beim Genuss der Opern "Tristan" und "Fliegender Holländer" im Wiener Burgtheater.[23] Die Gefühle scheinen ihm wichtiger zu sein als die Rationalität.
Hitler bleibt somit in der Richtung des emotionalen Nationalismus. Auch mit 16 Jahren gelingt es ihm nicht, vom Stolz und vom nationalen Gedanken wegzukommen und eine tolerantere Überstaatlichkeit seines Denkens zu entwickeln. Er potenziert die deutschnationalen Gedanken Schönerers in eine zum Teil wilde Energie. Er verbindet sie mit Zauber und Irrationalität. Mit genug Geld von der Mutter ausgestattet stellt er seine Gesinnung nie in Frage und sieht seine Verhetzung nicht. Beziehungen geht er aus dem Weg, denn künstlerische wie politische Inhalte beginnen sein Wesen zu dominieren. Hitler ist scheinbar machtlos den politischen Strömungen ausgesetzt, die ihm in seiner Kindheit eingepflanzt wurden, und seine Mutter wie die Geschwister lässt er nicht an sich heran. Die Selbstreflexion in der Meditation oder Analyse kommt nicht zustande.
Adolfs Entschluss zum Kunststudium - keine Aufnahme in den Schulen in Wien - Scham vor sich selbst und Tod der Mutter
Hitler entschloss sich aber schon früh zu einem schöpferischen Beruf: Er wollte seine Kunstträume verwirklichen. Als Elfjähriger hatte ihm sein Vater vorgeschlagen, eine Beamtenlaufbahn einzuschlagen wie er. Es ist verständlich, dass der Bub Adolf sich keinesfalls im Dienst einer Monarchie sehen wollte, von der er in der Schule hörte, dass deren Vernichtung die Grundlage zum Überleben der "Deutschen in Österreich" darstellte. Ein Jahr später - als 12-Jähriger - präsentierte Adolf dem Vater den Berufswunsch "Kunstmaler", was den Vater wiederum veranlasste, am Verstand seines Sohnes zu zweifeln.[24]
Hitler fährt nun als Spätjugendlicher zum zweiten Mal nach Wien und bewirbt sich 1907 an der Kunstakademie als Kunststudent. Er besteht das Probezeichnen nicht. Bei einem Gespräch mit dem Direktor der Akademie wird Hitler die "Nichteignung zum Maler" attestiert. Der Direktor legt ihm jedoch ein Architekturstudium nahe, wofür er eine Reifeprüfung benötige. Aber die Abneigung gegen Schule ist in Hitler noch zu gross. Somit lässt sich der 18-jährige Adolf seinen Kunsttraum durch eine Reifeprüfung verbauen und kehrt, den Misserfolg vor den Bekannten in Linz versteckend, lieber in Wien in den Untergrund.[25]
Es ist nebenbei völlig unverständlich, wieso Hitler keine andere Akademie als die in Wien besuchen wollte. Die Angst, einen Misserfolg zuzugeben, lässt eine völlig unterentwickelte Psyche zum Vorschein kommen, die durch Strafen wegen schlechter Zeugnisse gepeinigt zu sein scheint. Es scheint so zu sein, als hätte der Alkoholiker-Vater den Adolf mehrmals wegen schlechter Leistungen so zusammengeschlagen oder sonst wie hart bestraft, dass sich in Adolf ein Leben lang eine Angst vor eigenen Misserfolgen aufbaute. Hitler scheint völlig an den Lebensrealitäten vorbeizuleben, und es wird ihm nicht geholfen. Sein national geprägtes Unterbewusstsein und der dressierte Nationalstolz lassen scheinbar keine andere Wahl als den "Untergrund" zu. Seine Scham, einen Misserfolg in seiner "Lieblingsbeschäftigung" zugeben zu müssen, ist dermassen gross, dass er nicht mehr nach Linz zurückkehrt und seine kranke Mutter in Linz erst kurz nach ihrem Tod, am 21.Dezember 1907, zum letzten Abschied in der Familienwohnung besucht. Nach Aussage des Arztes soll er dort geweint haben.[26]
Hitlers erfolgloser Versuch als Bühnenmaler in Wien - Warten auf die erneute Prüfung an der Kunstakademie
Hitler ist nun auf seine eigene Existenz angewiesen. Sein Entschluss, nach Wien zu gehen, steht weiterhin fest. Es muss Wien sein, eine andere Stadt kommt für ihn nicht in Frage. Die Hausbesitzerin gibt ihm Empfehlungsschreiben für ihren Bekannten, den Bühnenbildner der Hofoper Alfred Roller mit, der auch Lehrer an der Wiener Kunstgewerbeschule ist:
"Er ist ein ernster, strebsamer junger Mensch, 19 Jahre alt, reifer, gesetzter über sein Alter, nett und solid, aus hochanständiger Familie [...] Er hat den festen Vorsatz, etwas Ordentliches zu lernen! Soweit ich ihn jetzt kenne, wird er sich nicht 'verbummeln', da er ein ernstes Ziel vor Augen hat; ich hoffe, Du verwendest Dich für keinen Unwürdigen! Tust vielleicht ein gutes Werk."[27]
Hitler wird von Alfred Roller auch empfangen: Der Traum, die politische Aussage mit der Malerei, der Musik und der Oper zu verbinden, schien schon fast in Erfüllung zu gehen. Vorerst aber bleibt die Begegnung ergebnislos.[28] In Linz selbst erweckt Hitler den Eindruck, als ob er ein Studium absolviere, um die Waisenrente zu bekommen. Gleichzeitig stehen ihm aber aus Erbschaft und Hinterlassenschaften von Vater und Mutter grosse Geldbeträge zur Verfügung.[29] Dabei bedauert sich Hitler in seiner Autobiographie:
"Fünf Jahre Elend und Jammer sind im Namen dieser Phäakenstadt für mich enthalten. Fünf Jahre, in denen ich erst als Hilfsarbeiter, dann als kleiner Maler mir mein Brot verdienen musste; mein wahrhaft kärglich Brot, das doch nie langte, um auch nur den gewöhnlichen Hunger zu stillen. Er (der Hunger) war damals mein getreuer Wächter, der mich als einziger fast nie verliess."[30]
Dieser "Hunger" dürfte geistig zu verstehen sein: Denn während er in einem "trostlosen und ärmlichen Zimmer" mit dem Musikstudenten August Kubizek in Wien ein Zimmer teilt, schwelgt er weiter in seinen Kunstträumen, entwirft Theater und Schlossbauten und plant Projekte, die Welt positiv zu verändern. Er erwähnt Kubizek das Nichtbestehen der Prüfung nicht, sondern lenkt sich lieber ab: mit einem Ersatzgenuss für Tabak, mit dem "deutschen Idealstaat", oder er versucht sich in dilettantischen Theaterskizzen mit germanischen Sageninhalten, und er fragt sich, wie das Wohnungselend in Wien zu lösen sei.[31] Gegen aussen wirkt Hitler so als ein "Phantast", innerlich ist er aber ein völlig desorientierter und in seiner Scham vor dem Versagen hilfloser Mensch. Wut- und Verzweiflungsanfälle kommen vor, statt dass Hitler die Schule abschliessen würde. 1908 bewirbt er sich ein zweites Mal an der Kunstakademie, wo er jedoch nicht einmal zur Probe zugelassen wird. Der Hass gegen Klassifizierungssysteme vertieft sich. Als Wesen nicht ins System derer zu passen, die ihn selbst erzogen haben, bringt Hitler die tiefste Kränkung, die ihn bis zu seinem Tod nicht mehr verlassen sollte. Seine ideellen Werte und positiven, aufbauenden Energien - die er von Deutschösterreich beigebracht bekommen hat - als wertlos bewertet zu sehen, sollte er nie mehr vergessen.
Hitlers Minimalexistenz - Einfluss von Politik, Wirtschaft, Propaganda und Kommunismus
Bis 1914, zum Ausbruch des Weltkrieges, verbringt Adolf Hitler sein Leben in Obdachlosenasylen und Zimmern. Die Strasse jedoch nimmt wieder Einfluss auf den jungen Mann: Politik, Wirtschaft, Propaganda und Kommunismus strömen in ihn ein, wobei er sich immer als der Schüler sieht, der noch etwas dazuzulernen habe.[32] Der Marxismus wird als "geistige Pestilenz"[33] und "jüdische Lehre" bezeichnet[34], die Parlamentarier als "Hohlköpfe" tituliert[35]. Er beobachtet die politischen Realitäten und die Manöver und Intrigen der einzelnen Parlamentarier von der Tribüne aus. Dabei findet er die Ansichten seiner Jugend immer wieder bestätigt: Die Masse und das allgemeine Wahlrecht von 1907 tragen nur zur "Verdummung des Parlaments" bei, da die deutsche Vertretung in der k.u.k.-Monarchie fortan in der Minderheit liegt. Die Genies hätten in einer Demokratie "keine Chance".[36]
Gleichzeitig wird Hitler von antisemitischen Kräften beeinflusst. Polemisierende Artikel und Karikaturen gegen "Römlinge" (die Pfaffen als Ausführende des Vatikan), Juden, das Parlament, Frauenemanzipation, "Sittenzerfall" und Alkoholismus potenzieren die alten Jugendvorstellungen der Rebellion.[37] Jörg Lanz von Liebenfels vertreibt ein rassistisches Magazin "Ostara" (Name der germanischen Frühlingsgöttin), das eine Auflage bis zu 100.000 erreicht und auf dem Titelblatt mit folgender Balkenüberschrift wirbt:
"Sind Sie blond? Dann drohen Ihnen Gefahren! Lesen Sie daher die Bücherei der Blonden und Mannesrechtler!"[38]
Eine Integration von Hitlers Persönlichkeit in die Gesellschaft findet kaum bis gar nicht statt. Die polarisierenden Kräfte in der Gesellschaft wirken zu dominant auf seine sensible Seele. Der Kaiser in Wien trifft keine Massnahmen ausser der Unterdrückung und Zensur zu seinen Gunsten. Karl Luegers Werk ist Hitler Vorbild. Hitler wird - wie in der Schule in Linz - auch in Wien zum Aussenseiter, so dass er wieder aus Angst Beziehungen zu Frauen scheut und stattdessen sexuelle Neidkomplexe gegen Juden entwickelt:
"Der schwarzhaarige Judenjunge lauert stundenlang, satanische Freude in seinem Gesicht, auf das ahnungslose Mädchen, das er mit seinem Blute schändet und damit seinem, des Mädchens Volke raubt."[39]
Hitler ist nicht liebesfähig, und deswegen neidet er die Liebe der anderen.
Liebenfels selbst verkündet eine eigene Lehre vom Kampf der Asinge (oder Heldlinge) gegen die Äfflinge (oder Schrättlinge).[40] Die Hakenkreuzfahne ist unterdessen standardgemäss das Symbol des germanischen Mythos, der "Feuerquirl", der den Urstoff zur Weltschöpfung gequirlt hat.[41] Liebenfels postuliert währenddessen die These von der "Ausrottung des Tiermenschen" und der "Entwicklung des höheren Neumenschen": Sterilisierungsmassnahmen, Deportationen in den "Affenwald" sowie Liquidationen durch Zwangsarbeit oder Mord sollen dazu die Mittel sein. "Schrättlingskinder" sollen für die Menschenzucht geopfert werden...[42]
Währenddessen erklärt der Engländer und spätere Wahldeutsche Houston Stewart Chamberlain in seinem Werk "Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts" die Germanen und Preussen als "edelrassig", und Preussen habe bereits gegen das "gemischtrassige" Rom den Sieg davongetragen.[43]
Hitler wird nun schon zum kleinen Demagogen, den Führer der Christlichsozialen Partei, Dr. Karl Lueger, zum Vorbild nehmend. Statt die Schule abzuschliessen, entwickelt er eine Kombination mit Schönerers deutsch-völkischen Ideen aus dem Waldviertel. Statt sich in einer anderen Stadt an einer Kunsthochschule zu bewerben, analysiert er den Niedergang der Schönerer-Bewegung und wird Mitglied beim Antisemitenbund. Als Beruf gibt er dagegen bei mehreren Domizilwechseln "akademischer Maler" oder "Schriftsteller" an.[44] Sein Traum bleibt, Kunst und politische Aussage miteinander zu verbinden. Dabei prägen sich in ihm seine Vorstellungen deutlich ein. Allein die Überwindung einiger äusserlicher Hürden scheint ihm unmöglich.
Umzug nach München - Hitlers Stellungsflucht und Untauglichkeit - Hitlers Kampf für Deutschland
Hitler zieht 1913, sich von Wien abwendend, nach München. Das Unterbewusstsein steuert in diesem Moment wieder nach dem künstlerischen Moment. Hätte er politisch gedacht, so wäre er wohl nach Berlin gezogen.[45] Um seine eigene Existenz vor jedwelcher Behörde zu vertuschen und Nachforschungen wegen "Stellungsflucht" vorzubeugen, gibt er sich in München als "Staatenloser" aus und verlegt seinen Wegzug um ein Jahr zurück auf das Jahr 1912.[46]
Die österreichischen Behörden sind jedoch "erfolgreich". Hitler wird am 18. Januar 1914 von der Kriminalpolizei verhaftet und am folgenden Tag dem österreichischen Konsulat vorgeführt. Hitler formuliert eine seitenlange Rechtfertigung für die Linzer Behörden, die eine zu kurzfristige Vorladung anberaumt haben, so dass diese vertagt werden muss:
"Ich werde in der Vorladung als Kunstmaler bezeichnet. Führe ich auch diesen Titel zu Recht, so ist er aber dennoch nur bedingt richtig. Wohl verdiene ich mir meinen Unterhalt als selbständiger Kunstmaler jedoch nur, um mir, da ich gänzlich vermögenslos bin, (mein Vater war Staatsbeamter) meine weitere Fortbildung [zu] ermöglichen. Nur einen Bruchteil meiner Zeit kann ich zum Broterwerb verwenden, da ich mich als Architektur Maler noch immer erst ausbilde. So ist den[n] auch mein Einkommen nur ein sehr bescheidenes, gerade so gross dass ich eben mein Auskommen finde [...]"[47]
Hitler erklärt sein Versäumnis zum ersten Stellungstermin im Jahr 1909 (!):
"Was meine Unterlassungssünde im Herbst 1909 anlangt, so war dies eine für mich unendlich bittere Zeit. Ich war ein junger unerfahrener Mensch, ohne jede Geldhilfe und auch zu stolz eine solche auch nur von irgend jemand anzunehmen geschweige den[n] zu erbitten. Ohne jede Unterstützung nur auf mich selbst gestellt, langten die wenigen Kronen oft auch nur Heller aus dem Erlös meiner Arbeiten kaum für meine Schlafstelle. Zwei Jahre lang hatte ich keine andere Freundin als Sorge und Not, keinen anderen Begleiter als ewigen unstillbaren Hunger. Ich habe das schöne Wort Jugend nie kennengelernt. Heute noch nach 5 Jahren sind die Andenken in Form von Frostbeulen an Fingern, Händen und Füssen. Und doch kann ich nicht ohne gewisse Freude mich dieser Zeit erinnern, jetzt da ich doch über das Ärgste empor bin. Trotz grösster Not, inmitten einer oft mehr als zweifelhaften Umgebung, habe ich meinen Namen stets anständig erhalten, bin ganz unbescholten vor dem Gesetz und rein vor meinem Gewissen [...]"[48]
Hitler erscheint daraufhin am 5. Februar 1914 vor der Musterungskommission in Salzburg. Sein Schreiben hat den Behörden der k.u.k.-Monarchie scheinbar Eindruck gemacht. Adolf, im 25.Lebensjahr, darf selber unterschreiben, dass er dienstuntauglich sei:
"Zum Waffen- und Hilfsdienst untauglich, zu schwach. Waffenunfähig."[49]
Ein Traumziel ist für Hitler erreicht: Er muss nie für eine österreichisch-ungarische Monarchie in einen allfälligen Krieg ziehen, die wegen der verschiedenen Nationalismen der Teilvölker sowieso dem Untergang geweiht ist.
Im selben Jahr kommt es zu dem von den Volksmassen in Europa auf beiden Seiten ersehnten Krieg, um die von vielen Seiten als unhaltbaren empfundenen Staatszustände zu beseitigen und zu reformieren. Das Armutszeugnis könnte kaum grösser sein, dass sich viele politische Kräfte nur mittels eines Krieges Reformen erhoffen konnten: auf Seiten der Monarchisten, der Bürgerlichen, der Marxisten, der Deutschnationalen etc. Das Ziel der Völker der k.u.k.-Monarchie ist die Gründung von Nationalstaaten, das Ziel Berlins dagegen die Germanisierung von ganz Mitteleuropa und Westeuropa samt England.
Adolf Hitler befällt nun auch die "Kriegsenergie" und meldet sich für sein "Deutsches Vaterland", auf das er seit seiner Schulzeit schwört, als Freiwilliger: Am 3. August 1914 richtet er ein "Immediatgesuch" (Dringlichkeitsgesuch) an den Bayerischen König (!) mit der Bitte, trotz seiner österreichischen Staatsangehörigkeit als Freiwilliger in ein bayerisches Regiment aufgenommen zu werden. Der Krieg verheisst Befreiung von Zwängen, weswegen Hitler unbedingt dabei sein möchte. Ausserdem wartet ein Sieg wie 1870/71. Die Propaganda verheisst, der Krieg sei an Weihnachten schon wieder zu Ende. Schon am folgenden Tag trifft das Antwortschreiben ein mit der Aufforderung, sich beim 16. Bayerischen Reserve-Infanterie-Regiment, nach seinem Kommandeur auch Regiment List genannt, zu melden. So kam bei Hitler endlich eine Verbrüderung mit "deutschen Brüdern" zustande. Wenigstens dieser Kindheitstraum ging für Hitler in Erfüllung.[50]
Dass eine Freistellung vom Militär auch einen Traum der Gewaltlosigkeit und die Grundlage für die Kunst darstellt, wird Hitler nicht bewusst. Seine Seele scheint in der Kindheit so von Gewalt geprägt geworden zu sein, dass er seine Energien nicht mehr anders steuern kann. Gleichzeitig scheint er im Krieg sogar noch Zeit zum Malen gehabt zu haben, und diese Malereien haben sogar den Krieg überlebt.
Im Regiment List galt er als hysterischer "Sonderling". Ausserdem war er Meldegänger nur in den "hinteren Reihen", hatte also praktisch nie etwas mit der Front selbst zu tun und galt bei Frontsoldaten als "Etappenschwein" [61], was Hitler aber scheinbar nicht sehr störte, sondern dies gab ihm weiter Zeit, auch während des Krieges zu malen. Das heisst: Hitler genoss wohl mehr die "deutsche Gesellschaft" als den Krieg. Und er hat wohl nie den richtigen Eindruck bekommen, was "Front" bedeutet...
Die Zeit zwischen 1918 und 1933
Nach der Niederlage von 1918, nach dem Erlebnis mit Giftgas, Blindheit und Lazarett, und nach den sozialistischen Revolutionen hält Adolf Hitler weiter an seinem Weltbild fest. Er analysiert die Niederlagen von Österreich-Ungarn und Deutschland, er stellt die Fehler auch der Nationalen und der Christlichsozialen Parteien fest, und in ganz Europa wird propagiert: "Jude" = "Kommunist" oder umgekehrt. Nach der Entlassung aus dem Lazarett betreibt er in München sogleich wieder eine deutsch-nationale Propaganda bei Soldatenregimentern, tritt einer nationalen Partei bei und nimmt sogleich deren nationale Propaganda in die Hände. Zum ersten Mal erprobt er sich dabei als Redner.
In der Folge bietet ihm der Vertrag von Versailles von 1919 und die andauernden Reparationsverhandlungen immer wieder Gelegenheit für schwungvolle Reden und Massenveranstaltungen. Die Kommunisten werden dabei zum erbitterten Gegner. Die Ruhrgebietsbesetzung durch französische Truppen 1923 ist für Hitler der letzte Verrat Deutschlands, als sich Kommunisten am Streik beteiligen und sich aus der Streikkasse bezahlen lassen. Die Inflation besiegelt den "Untergang" der Reichsmark. Hitler startet mit einer Gruppe Nationalisten in Anlehnung an Mussolinis "Marsch auf Rom" (1922) den "Marsch auf München", dessen Fortsetzung nach Berlin geplant ist. Es kommt zum Blutbad vor der Feldherrnhalle, das Hitler überlebt. In der Festungshaft diktiert er seinem Sekretär Rudolf Hess "Mein Kampf".
Hitler bleibt seinen Ideen auch nach dieser Niederlage treu. Nacht dem Börsencrash von 1929 kommt ab 1930 für seine Partei die Hoffnung nach Regierungsbeteiligung auf. Stalins Kommunismus lacht sich nach dem Börsencrash ins Fäustchen: Börsencrash und Wirtschaftskrise gibt es in diesen Dimensionen im Kommunismus nicht. Die Kommunisten bekommen in ganz Europa Oberwasser. Die politische Lage polarisiert nun sehr. Die deutschen Massen folgen zu erheblichen Teilen auch Hitlers Propaganda. "Mein Kampf", auf dessen Seite 1 gleich die Vereinigung zwischen Deutschland und Österreich und in dessen zweiten Band im Kapitel 14 der Sieg gegen Frankreich und der darauf folgende "Germanenzug" nach Russland aufgezeigt wird, verkauft sich immer besser. Hitler wird zur Hoffnung der Nation, auch wenn das Buch "Mein Kampf" nachweislich kaum gelesen wird. Die Menschen glauben an "Hitler", ohne ihn zu kennen...
Hitler als Regierungschef - Aufbau und missglückte Blitzkriegsstrategie - Massentötung, Menschenzucht und ev. Selbstmord
1933 übernimmt Hitler die Macht und verwirklicht in Deutschland alle Ideen aus Österreich, die dort entwickelt wurden[51]: gegen Juden, gegen den Kommunismus, gegen die Kirche, gegen "Unreinheit" und Homosexuelle, gegen Spekulation, gegen Wucher etc. Die Wirtschaft "dient" fortan dem "Volke", so wie Georg von Schönerer es sich schon vor 30 Jahren vorstellte. Die Kriegspläne, die Hitler entwickelt, werden dabei von der Aussenwelt begrüsst oder nicht ernst genommen. Hitler rüstet auf, Englands und Frankreichs Regierung schauen zu. Die österreichische Regierung distanziert sich ab 1933 vom Anschluss, Mussolini garantiert Österreich bis 1935 die Unabhängigkeit. Ab den Eroberungen in Abessinien schwenkt die italienische Regierung jedoch auf Hitlers Seite, und die neue Allianz bewährt sich ab 1936 in Spanien. 1936 lässt Hitler das Rheinland militärisch besetzen, und 1938 schliesslich vollzieht er den Anschluss Österreichs und der Sudetenländer. Kindheitsträume ganzer Menschenmassen gehen damit bei den "germanischen Menschenmassen" in Erfüllung, gegen den Willen der österreichischen Regierung, die sich nicht mit einer Diktatur verbinden will.
Der englische Ministerpräsident Chamberlain erkennt den Hitlerschen Charakter nicht, oder er spekuliert schon zu diesem Zeitpunkt auf einen Russlandfeldzug, den Hitler für ganz Europa vollbringen soll. Die Konferenz von München 1938 wird als friedenbringender Moment für ganz Europa gefeiert. Aber die Tschechen werden 1939 überrumpelt, auch ein Kindheitstraum Hitlers und österreichischer Massen (Sprachenstreit, "Slawisierung"). Die Juden - in der Propaganda weiter pauschal als "Verursacher" des Kommunismus und der Spekulation an der Börse beschuldigt - werden endgültig ausgeschaltet und deren Bankkonten auch in der Schweiz geplündert.[52] Ein weiterer Kindheitstraum Hitlers geht in Erfüllung: gegen Spekulation mit ihren Börsencrashs mit Verarmung der Mittel- und Unterschichten, in Österreich ab 1873.
In den folgenden Feldzügen schliesslich soll die "Existenz" der "arischen Rasse" gesichert werden. Die polnische Regierung weiss lange nicht, ob sie sich mit Hitler oder Stalin verbünden soll.[53] Es erfolgt am Ende der "Germanenzug" und der Beginn der "Menschenzucht, so wie man Tiere und Pferde züchtet".[54] Der amerikanische Präsident Roosevelt muss selbst auf nazistische Kräfte in seinem Umfeld Rücksicht nehmen. "Amerikanische" Fabrik- und Munitionsarbeiter demonstrieren gegen Krieg und Chamberlain hat jede "amerikanische" Einmischung in Europa abgelehnt. Deswegen kann Roosevelt ausser Waffenhilfe bis 1941 nichts in Europa unternehmen.[55]
Es kennt jeder das Resultat. Der geplante Blitzkrieg gegen Russland in 8-12 Wochen findet ein gräuliches Ende unter Granaten und Bomben. Berlin wird zum neuen "Karthago". Auch hier verkraftet Hitler die Niederlage nicht: Da er sie nicht verbergen kann, ist er zum Selbstmord gezwungen - oder wandert auf geheimen Wegen mit U-Booten nach Argentinien aus. Es ist ein Wunder, dass die Atombombe nicht auch noch in Deutschland fällt...
Die Zeit nach 1945
Mit 1945 findet der "Germanenwahn" aus Österreich jedoch noch kein Ende. Mit Hilfe schweizer Nazi-Banken (v.a. Schweizerische Kreditanstalt) verschieben die Nazi-Grössen - unter Heinrich Himmler vereint - Vermögen nach Argentinien und andere süd-"amerikanische" Länder, um von dort ein Viertes Reich aufzubauen. In Süd-"Amerika" werden Diktaturen eingerichtet, um diesen Kräften zu begegnen und sie gleichzeitig zu decken. Geflüchtete Juden und Nazis treffen sich in Süd-"Amerika" wieder... Nur mühsam können sich die dortigen Völker von den (vom CIA meist unterstützten) Diktatoren befreien, die wieder ihre Hauptkonten in der Schweiz haben, alles gegen den Sozialismus gerichtet. Die Versuche der alten Nazis, von Süd-"Amerika" aus Europa mittels wirtschaftlichen Manövern zu destabilisieren, bleibt jedoch erfolglos.[56]
Schlusswort: Die Not als Ursache von Überreaktion - die Bedeutung von Vorbild und Erziehung beim Mensch
Es soll mit dieser Arbeit nachgewiesen sein, dass die jahrelange Not, die für die Deutschen in Österreich verursacht wurde, zur Überreaktion führte. Die Regierung wie der Kaiser waren ab dem Aufkommen der Nationalismen und v.a. nach dem Börsencrash von 1873 nicht gewillt, mit den "Deutschen" der Monarchie Österreich-Ungarn ernsthaft ins Gespräch zu kommen. Die Parteien manövrierten gegenseitig mit Macht und Geld, statt das Verständnis zu fördern.
Die Erziehung als ausschlaggebender Faktor im Menschenleben ist bei Hitler nachgewiesen. Hitler konnte sich nie eine souveräne Persönlichkeit erarbeiten, die seiner Funktion entsprochen hätte. Er nutzte den Freibrief nicht, vom tödlichen Militär freigestellt zu werden. Seine innere Energie wollte Krieg. Gleichzeitig nutzten später äussere Kräfte den Adolf Hitler für ihre Manipulationen. Hitler liess sich auch benutzen, sei es von der Armee im Ersten Weltkrieg, von der englischen Politik, oder von seinen Generälen im Zweiten Weltkrieg.
Es ist somit jedem Menschen zu wünschen, dass er eine freie und möglichst politisch ungebundene, selbsttragende Erziehung erhält. Genau genommen kann als eine der Hauptursachen für Hitlers Streben zum Diktator die Schläger-Erziehung beim alkoholsüchtigen Vater, , der Geschichtslehrer und die Verhetzung in der Schule in Linz, sowie die Schulverbote in Wien angenommen werden. Zugleich stellten sich für dieses Schicksal viele Weichen ein. Somit ist zu hoffen, dass der Mensch endlich lerne, ohne Waffen seine Probleme zu lösen, dass sich die Menschen gegenseitig ernst nehmen, und dass sich keiner mehr von reisserischen oder rassistischen Elementen verführen lasse.
Und es ist zu wünschen, dass Regierungen nicht mehr ganze Völker missbrauchen, nur um eine veraltete Doktrin einer k.u.k.-Monarchie am Leben zu erhalten, und Spekulation und Börsencrashs erscheinen ebenso ein absolut schädliches Element in der Gesellschaft.
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[61]
Quellen
-- Hitler: Mein Kampf, Ausgabe 1936
-- Joachim C. Fest: Hitler. Eine Biographie, Taschenbuchausgabe
-- Joachim C. Fest: Hitler. Eine Biographie, gebundene Ausgabe 1973 (speziell vermerkt)
-- Weissensteiner, Friedrich: Der ungeliebte Staat. Österreich zwischen 1918 und 1938. Österreichischer Bundesverlag Gesellschaft m.b.H. Wien 1990
-- Ziegler, Jean: Die Schweiz, das Gold und die Toten
-- Zdral, Wolfgang: Der finanzierte Aufstieg des Adolf H. (2002)
-- Heiniger, Markus: 13 Gründe. Wieso die Schweiz im Zweiten Weltkrieg nicht erobert wurde
-- Eitner: Hitlers Deutsche
-- Valentin Falin: Zweite Front
-- Webseiten
========
[1] Joachim C.Fest: Hitler. Eine Biographie S.31
[2] Ebenda: S.31
[3] Ebenda: S.33
[4] Ebenda: S.34
[5] Adolf Hitler: Mein Kampf, Band1 S.2
[6] Ebenda: S.34; Hitler nennt in Mein Kampf ein Alter von 56 Jahren. S.3
[7] Ebenda: S.3
[8] Fest: Hitler, Eine Biographie S.34, 39
[9] Fest: Hitler S.65
[10] Klammern im Original, d.V.
[11] Hitler: Mein Kampf, Band1 S.12
[12] Hitler: Mein Kampf, Band1 S.13-14
[13] Hitler: Mein Kampf Band1 S.12-13
[14] Fest: Hitler S.61
[15] Hitler: Mein Kampf S.9-10
[16] Hitler: Mein Kampf S.10-11
[17] Hitler: Mein Kampf Band1S.4-5
[18] Hitler: Mein Kampf Band1 S.3
[19] Fest: Hitler S.39-40
[20] Hitler: Mein Kampf Band1 S.14
[21] Hitler: Mein Kampf Band1 S.14
[22] Hitler: Mein Kampf Band1 S.8,15
[23] Fest: Hitler S.41-43
[24] Hitler: Mein Kampf S.6-7
[25] Fest: Hitler S.49
[26] Fest: Hitler S.50
[27] Fest: Hitler S.50-51
[28] Fest: Hitler S.51
[29] Fest: Hitler S.52
[30] Fest: Hitler S.52; Hitler; Mein Kampf Band1 S.20
[31] Fest: Hitler S.52-53
[32] Fest: Hitler S.79
[33] Hitler: Mein Kampf Band1 S.61-62
[34] Hitler: Mein Kampf Band1 S.69
[35] Hitler: Mein Kampf Band 1 S.89
[36] Hitler: Mein Kampf Band1 S.96
[37] Fest: Hitler S.62
[38] Fest: Hitler S.59
[39] Hitler: Mein Kampf Band1 S.357
[40] Fest: Hitler S.59
[41] Fest: Hitler S.59, 62
[42] Fest: Hitler S.59-60
[43] Fest: Hitler S.82
[44] Fest: Hitler S.69-70
[45] Fest: Hitler S.90-91
[46] Fest: Hitler S.94
[47] Fest: Hitler S.95
[48] Fest: Hitler S.95-96
[49] Fest: Hitler S.96
[50] Fest: Hitler S.96
[51] Die folgenden Ausführungen basieren auf: Weissensteiner, Friedrich. Der ungeliebte Staat. Österreich zwischen 1918 und 1938. Österreichischer Bundesverlag Gesellschaft m.b.H. Wien 1990. [ZBZ: GN 33784]
[52] Jean Ziegler: Die Schweiz, das Gold und die Toten
[53] Valentin Falin: Die Zweite Front
[54] Hitler: Mein Kampf Band2
[55] Valentin Falin: Die Zweite Front
[56] Jean Ziegler: Die Schweiz, das Gold und die Toten
Thomas Weber: "Hitler's First War" (2010); In: 20 minuten online: Hitler war ein Etappenschwein; 18.8.2010;
http://www.20min.ch/wissen/history/story/Hitler-war-ein--Etappenschwein--10681575
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