aus:
Vortrag von Dr. Karl
Renner, gehalten in der österreichischen Liga für
die vereinten Nationen im grossen Musikvereinssaal am 5.
April 1946; Wien 1946, österreichische Staatsdruckerei
Kommentar
Bei Herrn Dr. Karl Renner folgt in seiner Rede vom
5.4.1946 eine Lebenslüge der anderen. Lebenslüge ist
scheinbar auch eine Verteidigung, sogar dann, wenn man
einen "Dr."-Titel hat...
Michael Palomino, 1998 / 2005
Die Rede
(Auszüge)
-- es gab einen Vertrag zwischen Deutschland und
Österreich 1919 zu einem Anschluss Österreichs als Ganzes
(S.12)
-- dann wurde der Friede von Villa Giusti vom 3. November
1918 abgeschlossen (S.4)
-- die Verhandlungen in St-Germain werden nun im Jahre
1945 von Dr. Renner als "in Freiheit zustandegekommen"
bezeichnet, und er fragt für die Situation ab 1945:
"Dürfen wir auch dieses Mal auf diese Freiheit hoffen?,
Dieses Mal, wo wir nicht als besiegter Feind, sondern als
befreite Nation gelten?" (S.6)
-- Renner bezeichnet jetzt plötzlich den "Friede von
St-Germain" als "Verhandlungsfriede" und hofft für die
Situation ab 1945,
"dass auch dieser zweite Friede kein reiner Diktat-,
sondern ein Verhandlungsfriede sein werde, ein
völkerrechtlicher Vertrag...?" (S.6)
Renner bilanziert grundsätzlich:
oo 1919 war Österreich eine "besiegte Nation"
oo 1945 war Österreich eine "befreite Nation"(S.7).
[Nun, das stimmt natürlich nicht, denn Österreich ist noch
bis in die 1950er Jahre eine unter den vier
"Siegermächten" BESETZTE Nation. Österreich ist das
einzige Land, von dem sich die kommunistischen Truppen
dann zurückziehen...]
-- und dann moniert Renner, St-Germain sei an allem
Schuld: St-Germain habe einen "mangelnden Vorausblick"
gezeigt (S.7/8)
[dabei ging der Nationalsozialismus ja von Österreich aus,
und Hitler war ein Österreicher genau mit diesem
provinziellem Geist aus Deutschösterreich].
-- Dann aber sieht Dr. Renner das Positive an
Rumpf-Österreich: Österreich sei 1945 nun entschlossen,
ein unabhängiger Staat zu bleiben (S.8).
Renner unterscheidet dann wieder grundsätzlich:
oo 1919 konnte Österreich eine eigene Verwaltung halten
oo 1945 unterliegt Österreich einer Fremdverwaltung
(S.9/10)
-- Renner behauptet, Österreich in den zwei Jahrzehnten
von 1918-1938: ".. begann zu gedeihen"
(S.11)
->> nun, das ist gelogen, denn die Wirtschaft
spekulierte immer auf einen Anschluss an Deutschland, auf
ein "Alldeutschland", und erneuerte sich lange Zeit
überhaupt nicht und verweigerte die Umstrukturierung zu
einem Kleinstaat
-- dann erwähnt Dr. Renner, der tschechische Führer Kramar
habe im Gespräch mit Renner im Jahre 1919 behauptet, als
der Vertrag von St-Germain noch nicht unterzeichnet war:
"Österreich ist wirtschaftlich erledigt" (S.11)
[Gleichzeitig waren Jugo-Truppen in Kärnten bis Klagenfurt
vorgedrungen. Hier ist wieder ein klares Indiz, dass die
"CSSR" mit Jugoland zusammen Österreich zerstören
wollten].
-- Dann sagt Renner über den Anschluss von 1938: Der
Anschluss fand nicht gemäss den Plänen von 1919 statt,
sondern Österreich wurde dann neu in 9 Reichsgaue
aufgeteilt (S.12). Renner lakonisch:
"Die Mehrheit unseres Volkes, die widerstrebte, ward
allsogleich mutlos gemacht durch die überraschende Wendung
der Weltmächte." (S.12-13).
[Nun, nur ca. 5 Monate nach dem Anschluss Österreichs
erfolgte die "Konferenz von München" und der Anschluss der
Sudetengebiete, und jeglicher Widerstand gegen das
Hitler-Regime verflüchtigte sich].
Im Jahre 1938 hatte Dr. Renner selbst den Anschluss und
die Konferenz von München 1938 befürwortet.
-- es gab in Österreich eine Widerstandsbewegung, z.B.
unter Hans Becker (S.13)
-- Österreich wird zum Teil wie eine unter den von Hitler
vergewaltigten Nationen dargestellt (S.14).
Auch diese Aussage ist faustdick gelogen, denn Hitler
selbst ist Österreicher und ein Opfer der österreichischen
Anschluss-Psychose von 1871. Österreicher wurden nun
Deutsche und dienten zum Teil in hohen Graden in der
Wehrmacht].
[Ab 1945 bildet sich dann die Legende, Österreich soll
1938 "überfallen" worden sein, dabei wurden den deutschen
Soldaten 1938 nur Blumen zugeworfen].
Renners gelogene
Geschichtsschreibung
Nun verfängt sich Renner in weiteren Wunschvorstellungen,
zum Beispiel dieser: Österreich habe den Krieg nie
gewollt:
"In unser aller Gewissen steht als unerschütterliche
Wahrheit fest: Das österreichische Volk hat in seiner
überwältigenden Mehrheit diesen Krieg niemals gewollt. Als
er heraufbeschworen wurde, fand sich dieses Volk in
völliger politischer Ohnmacht.
Es gab einen österreichischen Staat nicht mehr, als dieser
Krieg begonnen, und noch keinen österreichischen Staat,
als er beendet wurde: Eine österreichische Republik, die
mit irgendeinem Nachbarn oder gar der ganzen Welt Krieg
gewollt oder geführt hätte, hat es niemals gegeben."
[Aber Nazis waren sie, und z.T. die grössten Rabauken in
der Wehrmacht, und nach dem Sieg gegen Frankreich war die
Euphorie so gross, dass viele jegliches Augenmass
verloren. In Österreich wurden Juden systematisch
enteignet und vertrieben, und in Österreich gab es einige
der schlimmsten Konzentrationslager...].
Nun, Dr. Renner lehnt sogar jegliche Kriegsschuld ab:
"Die Republik Österreich kann nicht als kriegführender
Staat und das österreichische Volk kann nicht als
kriegschuldige Nation behandelt werden. Jener Bruchteil
der österreichischen Bevölkerung, der vom Nazismus sich
betören liess, hat in der ersten Republik, solange sie
frei war, nur eine unbedeutende Rolle gespielt, und ist
jetzt, da sie wieder frei wird, von uns selbst politisch
vernichtet."
[Hitler ist Österreicher, Hitlers rassistische Helfer
waren zu einem wesentlichen Teil Österreicher, die
Österreicher haben schon Jahre vor dem Anschluss 1938 in
Massen das Deutschlandlied gesungen, als im Dritten Reich
schon KZs existierten etc. etc. Ohne Österreich hätte es
gar nie einen Hitler gegeben. Die ganze Verantwortung für
den Antisemitismus in Österreich ab 1870 und für das
Entstehen des Herrn Adolf Hitler in den 1880er und 1890er
Jahren wird verleugnet...].
Renners Unschuldsrede geht weiter: Jetzt sollen alle
Österreicher hilflos gewesen sein:
"Dieser tatsächlichen Feststellung
[dass die Nazis nur einen kleinen Teil der Bevölkerung
ausmachen sollten]
widerspricht nach unserer Überzeugung nicht die andere,
gewiss nicht verleugnete Tatsache, dass die wehrfähige
Mannschaft Österreichs, in die alle Willenskraft
zermalmende und alle Vernunft erstickende
Kriegsmaschinerie des deutschen Militarismus
eingeschaltet, ihr Blut auf den Schlachtfeldern dreier
Kontinente vergossen hat. Jeder Widerstand - es hat an ihm
nicht gefehlt - war im Hinblick auf die Führung und
Entscheidung des Krieges so gut wie einflusslos. Es hiesse
wahrhaft von dem österreichischen Menschen
Übermenschliches voraussetzen, wenn man von dem kleinen
Österreich in seiner Hilflosigkeit den Erfolg erwarten
wollte, den herbeizuführen die Vereinigten Weltmächte mit
ihren gesamten Heeresmassen und allen ihren materiellen,
intellektuellen und moralischen Hilfsmitteln sechs harte
Kriegsjahre benötigt haben."
[Die Ausrede wirkt: Die Alliierten sollen sich alle
schuldig fühlen, Österreich im entscheidenden Moment im
Stich gelassen zu haben. Die Alliierten sollen schuldig
sein, Österreich vor dem Anschluss 1938 nicht geschützt zu
haben, der doch von der österreichischen Bevölkerung
selbst mit Blumen, Fahnen und Deutschlandliedern so
bejubelt wurde...].
Renner über die
Situation ab 1945
-- heute gilt Österreich als "befreiter Staat" (S.15)
-- darf aber keine eigene Verwaltung führen (S.16)
[Da stimmt doch etwas nicht: Da muss doch eine Schuld
existieren, wenn alle vier Alliierten keine freie
Verwaltung mehr zulassen!] (S.16)
Renner weiter:
-- die vier Siegermächte von 1945 erkennen nacheinander
die provisorische österreichische Regierung an (S.16/17)
-- es wurde in Österreich aktiver Widerstand gegen die
NS-Verwaltung und passiver Widerstand gegen Hitler
geleistet (S.19)
[das war in Deutschland auch so...]
Dr. Renner über die
Verschweizerung Österreichs
-- nun im Jahre 1945 gibt Dr. Renner die Leitlinie heraus:
Vorbild für Österreich soll die Schweiz sein
(S.19)
[um die "Verschweizerung" Österreichs wurde schon 1920
diskutiert, damals hofften die Industriellen Österreichs
aber immer auf einen Anschluss und vollzogen die
strukturellen Anpassungen nicht]
Dr. Renner behauptet nun im Jahre 1945:
-- Österreich erwartet Bürgschaften, nie mehr allein
gelassen zu werden in Notsituationen wie 1938 (S.21)
[aber das war doch keine Notsituation, das war eitel
Freude und Deutschlandlied, Blumen und Kuchen, mit
freundlicher Unterstützung der "amerikanischen" Autofirma
Ford und mit Opel Blitz! Es herrschte doch eitel Freude,
und noch so gerne hat man die neue Hauptstadt Berlin
akzeptiert, und die Wehrmacht war doch bis 1941 nur ein
einziges Fest! Nur die Neueinteilung Österreichs war ein
Schock, so wie auch in Frankreich die Neueinteilung ein
Schock war]
Und nun fordert Dr. Renner:
-- Renner fordert ein ausreichendes Staatsgebiet, mit dem
Kanaltal und mit Südtirol (S.21)
-- Forderung nach Sicherung der Südostgrenze [gegen
Manipulationen der national aufgepeitschten Jugoslawen und
der Ungarn] (S.21)
-- Deutschland habe Österreich 1938 ausgeraubt (S.21)
[vielleicht hat Deutschland einige Verwaltungsbereiche
nach Berlin verschoben, aber ausgeraubt wurde sicher
nichts, eine genauere Untersuchung zu dieser Behauptung
wäre erwünscht, und Österreich kämpfte im Krieg bis zum
Schluss mit und schied nicht vorzeitig aus wie Italien...]
-- ohne Hilfe würde Österreich als Bettelvolk dastehen
(S.21)
[Nach dem Krieg liegt ganz Europa im Hunger und in
Trümmern, ausser die Schweiz. Österreich ist auf Hilfe
angewiesen wie andere auch].
-- Renner: Die Potsdamer Beschlüsse würden Österreich zu
einem Bettelvolk machen (S.21/22)
Renners Nazismuslüge:
"Auch dann [als Bettelvolk] wäre eine Wiedererhebung des
Nazismus nicht zu fürchten. Ich stehe mehr als 50 Jahre im
öffentlichen und politischen Leben des Landes. Ich glaube,
die Österreicher zu kennen. Im höchsten Wogengang des
Nationalismus [1897-1938] hat dieser während dieser
ausreichenden Prüfungsdauer kaum jemals mehr als ein
Fünftel der Bevölkerung der Ostalpenländer mitgerissen und
hat nunmehr hier jeglichen Kredit verloren." (S.22)
[Dabei haben grosse Teile über den Anschluss gejubelt,
Juden verfolgt, KZs befürwortet oder sogar mitgebaut,
Fahnen geschwungen und in der Wehrmacht Lieder
gesunden...]
-- Renner fordert Verhandlungen am gemeinsamen Tisch
(S.22)
-- Österreich liegt in der Mitte Europas, kann sich
deshalb niemandem anschliessen, um nicht das Gleichgewicht
zu gefährden (S.22).
[Nun, Stalin schafft ab 1946 den Eisernen Vorhang, dann
wird die Position für Rumpf-Österreich klarer, und es wird
dann klar, wer durch die Potsdamer Beschlüsse an den
Kommunismus verraten wurde: Polen, Baltenstaaten, CSSR,
Ungarn, Rumänien und Bulgarien].