Chronologie
der Polizeiaktivitäten in Weissrussland/Weissruthenien
1941-1944
1941
ab Juli 1941
BSSR: Hoffnungen in Teilen der Bevölkerung auf ein
unabhängiges Weissrussland
mittels des Bildes vom "eisernen deutschen Soldaten" und
deutscher Propaganda in Russisch (S.129) gegen den Weltfeind
"Bolschewismus" (S.130) mit der allgemeinen Hoffnung auf
Vernichtung der "gottlosen Sowjets" (S.129).
BSSR: Dorfälteste glauben an den Endsieg - penible
Vorschriften
Viele Dorfälteste unterstützen bis Ende 1942 aktiv das
Hitler-Regime. Deutsche Zivilstellen überhäufen die Dörfer
mit zum Teil peniblen Vorschriften (S.141), wie z.B. die
Hundevorschrift, dass nicht angekettete Hunde erschossen
werden sollen (S.142).
-- die Ausgangssperre muss streng befolgt werden
-- es gilt die Grussvorschrift, wer wen zuerst grüssen muss
-- es gelten Viehhaltungsvorschriften, wie man die Tiere
anbindet bzw. dass Pferden die Füsse verbunden werden sollen
(telefonische Information von Bernhard Chiari, 12.12.2000)
BSSR: Betriebe laufen für die Wehrmacht
Die wenigen noch laufenden Betriebe laufen für den Endsieg
für die Wehrmacht. Den Betrieben werden andauernd anmassende
Deutsche als Vorgesetzte eingesetzt (S.132); Bildung von
Gesinnungsfraktionen in den Betrieben, dauernde
Verunsicherung und Angst (S.133).
BSSR: Bürgermeister und "Verpflichtungserklärung"
Die Bürgermeister leben fortan am exponiertesten, weil sie
eine "Verpflichtungserklärung" unterschreiben müssen, alle
Anweisungen der deutschen Verwaltung auszuführen (S.128).
BSSR: Viele kriegsgefangene Rotarmisten kollaborieren mit
der deutschen Seite
(S. 148)
BSSR: Die Rolle der Bürgermeister
(S. 142) müssen eine "Verpflichtungserklärung" leisten
-- sind zum Teil weissrussische Analphabeten (S. 143)
-- sollen Landwirtschaftssteuern festlegen
-- zählen die Bevölkerung und denunzieren Juden, Zigeuner,
Rotarmisten (S. 142), die "Verdächtigen" oder auch die
früheren Helfer der Sowjetisierung (S. 143)
-- besorgen das Müllwesen, die Desinfektionsvorsorge und das
Bauwesen
-- setzen das Jagdverbot durch (S. 142)
-- verteilen deutsche Propaganda, die zum Teil aber von
ihnen selbst aufgrund von Papiermangel als Briefbogen
benutzt wird (S. 143).
BSSR: Die Rolle der
Agronomen / Leiter der landwirtschaftlichen
Grossbetriebe
-- haben grosse
Machtfülle und Autonomie, solange die Abgaben an die
deutschen Besatzer stimmen, müssen wie die Bürgermeister
eine "Verpflichtungserklärung" unterschreiben, alle
Partisanengruppen zu melden
-- in der West-BSSR werden zum Teil polnische Agronomen als
Leiter der ehemaligen Kolchosen und Sowchosen eingesetzt,
was die weissrussischen Bauern zur Weissglut bringt:
Arbeitsverweigerung, Brandstiftung und Plünderungen sind die
Folge (S.144).
[Weder die Polen noch die deutsche Besatzung findet hier
scheinbar Lösungen].
Agronomen als Denunzianten, Personalbeschaffer und
Steuereintreiber
-- Agronomen geben der deutschen Verwaltung Listen mit
Partisanenverdächtigen und liefern diese damit meist der
Erschiessung aus
-- Agronomen suchen für die deutschen Stellen Kandidaten für
Polizei und Gendarmerie (S.144)
-- Agronomen treiben zum Teil die Requirierungen und Steuern
selber ein
-- Agronomen werden zum Teil als "Volksdeutsche" anerkannt,
was ihre "Position" stärkt (S.145).
ab Juli 1941
BSSR: Vor allem Verlierer der Sowjetisierung werden nun
zu Kollaborateuren des Hitler-Regimes
-- Bürgermeister werden als Steuereintreiber Herren in den
Dörfern
-- die Kollaborateure glauben an den Endsieg, der in Kürze
eintreten wird
-- die neuen Kollaborateure verprügeln zum Teil Bauern, die
nicht sofort gehorchen
-- Bauern, die bei der Sowjetisierung enteignet worden
waren, hoffen auf die Wiederzuteilung von Land (S.145)
-- ehemalige Kriegsgefangene, die in ihre Dörfer
zurückkehren, müssen gemäss Anweisungen der Bürgermeister
zum Teil hungern
Die deutsche Besatzungsmacht verspielt den Goodwill von
Anfang an:
-- sie verlangt von den Bauern höhere Abgaben als das
Stalin-Regime
-- sie führt bei den landwirtschaftlichen Abgaben mit der
Lupe Kontrollen nach Milben durch, was bei den Bauern Hass
provoziert
-- die Prämien bei erfüllter Ablieferung sind zu gering, als
dass sie einen Ansporn bilden würden
-- die deutschen Soldaten leisten sich vereinzelt
Vergewaltigungen, was das Vertrauen ganzer Dörfer zerstört
(S.146).
BSSR: Organisation der Polizei unter Einschluss
einheimischer Kräfte
wird von der SS nur als Notlösung akzeptiert aus Mangel an
deutschen Polizisten. Die SS plant ein flächendeckendes Netz
von deutschen SS- und Polizeistützpunkten zur Überwachung
der besetzten Ostgebiete, die eine "Schlüsselfunktion" bei
der Eindeutschung übernehmen sollen im Sinne einer
"Ostkolonisation". Deutsche Polizeistützupunkte sollen
Diensträume, Freizeiträume und auch ein Untersuchungszimmer
für "rassische Musterungen" haben (S.160).
BSSR: Einheimische Polizei als Erfüllungsgehilfe für
Requirierungen, Rekrutierungen und Exekutionen
Chiari:
"Einheimische Polizisten zählten zu den wichtigsten
Erfüllungsgehilfen der neuen Ordnung. Sie waren nicht nur
massgeblich an der ökonomischen Ausbeutung der besetzten
Gebiete beteiligt, sondern wurden auch in die Ermordung der
jüdischen Bevölkerung und die Rekrutierung von
Zwangsarbeitern einbezogen." (S. 162)
Die neuen Polizisten müssen eine "Verpflichtungserklärung"
unterschreiben, einen Diensteid leisten und sich so formal
an das nationalsozialistische System binden (S. 171) mit
"Eid auf den deutschen Führer", auf die Nation
Weissruthenien, auf Treue im Dienst, auf Abwehren aller
Angriffe auf das Land.
(telefonische Information von Bernhard Chiari, 12.12.2000)
Die einheimische Polizei erfüllt als erstes auch
Propagandafunktion. Deutsche Kräfte sind auf dem Land kaum
präsent (S. 163).
Baranovitschi: Propaganda gegen die national gemischte
Polizei
Der Leiter der Propagandaabteilung in Baranovitschi fordert
wiederholt die "Säuberung" der Polizei vom "Feind", vom
"Schutzmänner-Polen" oder "verpolten Weissrussen". Er
verlangt die Rekrutierung gebildeter weissrussischer
Polizisten wie junge Lehrer und Angehörige des Jugendwerks,
um die Belorussifizierung voranzutreiben (S.173).
BSSR: Viehwirtschaft sinkt durch rücksichtslose
Requirierungen dramatisch
Die Viehwirtschaft sinkt dramatisch durch rücksichtslose
Requirierungen der neu gegründeten Polizei. Die
Requirierungen sind willkürlich (141) und rücksichtslos im
Sinn des erhofften bevorstehenden Sieges in Moskau (S.140).
BSSR: Zulauf zur einheimischen Polizei aus polnischen
Widerstandsgruppen gegen Partisanen
(S. 173)
Moskau: sowjetische Propaganda, dass die Polizei in der
BSSR nur ein "Gesindel" sei
(S. 175)
Juli/Aug 1941
BSSR: Willkürliche Requirierungen der Polizei und Verkauf
der Güter auf eigene Rechnung
Davon betroffen sind polnische Militärausrüstungen, Vieh und
Nahrungsmittel (S.178).
ab Aug 1941 ca.
BSSR: Beginn der Partisanenüberfälle
Kleine Wald-Gruppen beginnen, kleine Dörfer zu überfallen
und nehmen zu ihrer Nahrungsmittelbeschaffung Requirierungen
vor. Die Dorfältesten beginnen, Polizeikräfte zu
organisieren, beginnen, die Einheimischen aufzufordern, sich
zur Polizei zu melden. Dabei sind kaum Uniformen und Gewehre
vorhanden (S.163).
ab Sep 1941
BSSR: Schaffen von
Polizeistrukturen gegen Partisanenüberfälle auf dem Land
Deutsche Postenführer
Deutsche Postenführer führen einheimische Gruppen. Die
Postenführer sind meist Unteroffiziere der Gendarmerie, um
die 40 Jahre alt, mit Persönlichkeit und Familienerfahrung,
weder nationalsozialistische Fanatiker noch untaugliche
"Ostnieten". Sie befehligen und kontrollieren viele der
einheimischen Polizeistützpunkte, die durchschnittlich 30
Polizisten umfassen. Die Sprachbarriere ergibt einen grossen
Abstand.
Manche prügeln und schikanieren die einheimischen
Untergebenen oder betteln bei einheimischen Bauern um
Schnaps, was bei Entdeckung bis in den Sommer 1944 streng
geahndet wird. Die Strafe ist aber nur die Versetzung
(S.167).
Die Polizeistellen in den Ostgebieten sind bei Deutschen
beliebt, denn die "Ostverwendung" gilt als
Karriereabschnitt, um den Kampf gegen die Partisanen zu
führen und zum Teil sogar Karriereabschnitte zu überspringen
und eine Offizierslaufbahn einzuschlagen. Die deutschen
Postenführer handeln mit viel Einsatz und ohne Kompromisse.
Deutsche aktive Polizisten und Unterführer holen sich im
"Bandenkampf" "Tapferkeitsauszeichnungen", Vorgesetzte loben
bei ihren deutschen Untergebenen vor allem "Kameradschaft"
und "Draufgängertum". Einsatzunfreudige deutsche Polizisten
werden am Posten belassen und erfahren keine Beförderung
(S.168).
Motivation: Rache an Sowjets - Karrierechance für
Analphabeten und Bauern
Viele Einheimische, die in Sowjetisierungen Verwandte oder
Höfe verloren haben, treten der neuen Polizei bei, um Rache
an Sowjetrussen zu nehmen. Ebenso werden viele ehemals
sowjetische politische Gefangene in die Polizei
eingegliedert, fanatische Antikommunisten, die auch ohne
deutschen Befehl in deren Sinn handeln würden (S.171).
Weitere Motivation ist aber neben der Sucht, etwas zu
"erleben", auch das Angebot von Karrierelaufbahnen, denn
viele Bauern und Analphabeten wollen die Chance zur Laufbahn
und zu einer Ausbildung nutzen. Alle glauben an den
"Blitzsieg" und dass das deutsche Regime noch lange halten
werde (312). Insgesamt herrscht in der
Polizei immer Personalmangel, so dass einzelne
Nationalitäten in den kleinen Einheiten zweitrangig sind
(S.172-173).
Weiterbildung und Hoffnung auf den Blitzsieg
Die neu entstehenden Polizeikorps arbeiten mit grossem
Engagement und Weiterbildung. Sie setzen alle auf die
deutsche Ordnung und hoffen auf den deutschen Blitzsieg
gegen Moskau. Die Uniformen sind gemäss Chiari ein
"Sammelsurium von Kleidungsstücken unterschiedlicher
Herkunft", manche Polizisten wagen sogar das Tragen
deutscher Kragenspiegel und Dienstabzeichen (S.170).
Freiräume für die einheimische Polizei - Bezeichnung
"Hilfsvölker"
Die einheimische Polizei hat zum Teil erhebliche Freiräume.
Rein deutsche Abteilungen existieren nur in Smolevitschi und
in Rudensk zu ca. 20 Mann. In allen
anderen Polizeistützpunkten dienen ausschliesslich
Einheimische in Gruppen zwischen 30-120 Mann,
je nach Region mehrheitlich Russen, Weissrussen (S.166) oder
Polen (S.273).
Leitlinien
-- die einheimische Polizei wird vom Reichsführer-SS als
"Hilfsvölker" bezeichnet
-- allgemeiner gilt der Tenor: Kampf gegen die "sowjetische
Unterwanderung"
-- es gilt Grusspflicht der einheimischen Polizisten
gegenüber den deutschen Polizisten und Dienststellen
-- "enge Zusammenarbeit" mit den deutschen Stellen
-- Dienstvergehen wie Übergriffe und Bereicherung werden
geahndet und die Strafmasse erhöht (S.166).
Die Praxis: die Volksgemeinschaft wird durch Gewalt und
Neid zerrissen
-- der Fanatismus steigert sich in eine "Partisanenjagd" und
eine Jagd gegen die pauschal als Bolschewisten verurteilten
jüdische Bevölkerung
-- der SS- und Polizeiführer lässt die Polizisten zum Teil
weit von ihrem Heimatort wegversetzen, um eine
"Leistungssteigerung" zu erzielen, so dass die Polizisten
durch verwandtschaftliche Beziehungen nicht gebremst werden
(S. 171)
-- Polizeidienst hat materielle Anreize wie Verpflegung
gemäss Verpflegungssätzen der Wehrmacht, freie medizinische
Betreuung, 45 Tage Sterbegeld an die Hinterbliebenen im
Todesfall (S. 172)
-- Rücksichtslosigkeit und Verlässlichkeit bringt Prämien
und Aussicht auf Beförderung, Weiterbildung und Aufstieg
-- zum Teil werden Zivilisten von Polizisten verprügelt,
weil sie falsch oder nicht grüssen (S. 170)
-- baltische und ukrainische Polizisten bekommen 3 bis 4 mal
so viel Sold wie weissrussische Polizisten (S. 172), bei den
Balten aus rassischen Gründen, weil sie "höher entwickelt"
seien und einen hohen Anteil arischen Blutes besitzen , bei
den Ukrainern wegen deren starker nationalistischer
Gesinnung gegen die Sowjetunion, obwohl sie den "Slawen"
zugerechnet werden. Weissrussische Polizisten gelten als
"slawisch" ohne grosses Nationalbewusstsein und bekommen
deswegen weniger Sold.
(Auskunft von Bernhard Chiari, 12.12.2000)
Die weissrussischen Polizisten kompensieren den
Soldunterschied zum Teil mit "Eigeninitiative", und deutsche
Vorgesetzte stellen den weissrussischen Polizisten für gute
Leistungen Prämien in Form von Grundstücken, Möbeln usw. in
Aussicht, die aber oft nicht eingehalten wird (S. 172).
Durch die Polizeipraxis der weissrussischen, polnischen,
baltischen und ukrainischen Polizisten werden gewachsene
Bindungen im Volk zerrissen und zerstört (S. 171),
[nur um die Bevölkerung zu "disziplinieren". Die Partisanen
bekommen durch den NS-Terror Zulauf aus der Bevölkerung und
organisieren die Gegenwehr].
Baranovitschi: Heranbildung einer Polizei: Rekrutierung
von über 70 % Bauern
sind genau die, die von den Partisanen am meisten beraubt
werden, wovon 50 % zwischen 18 und 22 Jahre alt sind
(S.165).
BSSR: einheimische Polizei unterstützt wesentlich den
Terror
-- einheimische Polizei bewacht Verwaltungseinrichtungen,
Sägewerke, Mühlen etc.
-- einheimische Polizei führt Verhaftungen denunzierter
Personen durch und führen diese damit meist in den Tod
-- einheimische Polizisten transportieren Häftlinge in
Lastwagen zu Exekutionen
-- einheimische Polizei macht bis 1942 v.a. auch Jagd auf
entlaufene Kriegsgefangene, liefert sie den deutschen
Stellen aus oder erschiesst diese sofort in Selbstjustiz
(S.182)
-- Familien, die Flüchtende aufgenommen haben, werden von
der Polizei gleich selbst samt den Flüchtenden erschossen
(S.183).
BSSR: Widerstand gegen Exekutionen innerhalb der Polizei
ist möglich
Wer Mut hat, bekommt eine Versetzung.
Chiari:
"Allerdings war es, ähnlich wie in deutschen
Polizeibataillonen, auch weissrussischen Schutzleuten
möglich, die Beteiligung an Erschiessungen aus
unterschiedlichen Gründen abzulehnen. Der polnische
Schutzmann P. erklärte, er sei physisch nicht in der Lage,
eine Erschiessung durchzuführen, und verliere in dieser
Situation das Bewusstsein. P. wurde nicht einmal
disziplinarisch gemassregelt, sondern verliess bereits nach
einigen Monaten als 'ungeeignet' den Polizeidienst." (S.
184)
BSSR: sehr unterschiedliche Entwicklung der Polizei je
nach Region und Führer
Je nach Region entwickelt sich die Polizei sehr
unterschiedlich, ist bis 1944 eine "Ordnungsmacht", wie in
Grodno, oder driftet schon 1941 in Willkür, Mord und
Verbrechen ab, bis zu organisierten Plünderungen. Die
einheimische Polizei wird zum Teil völlig unberechenbar.
Deutsche Stellen versuchen solchen Aktivismus zu unterbinden
und die Gruppen zu Aktionen gegen Partisanen zu motivieren,
die Energie "umzuwandeln" (S.184).
Grosse Polizeiposten bergen die Gefahr für die Bevölkerung,
von Partisanen eher zum Angriffsziel zu werden.
Die Bevölkerung fürchtet in der Folge die sowjetische
Partisanen und die einheimische Polizei zum Teil viel mehr
als die deutsche Okkupationsbehörden (S.185).
BSSR: Polizei inszeniert Partisanenüberfälle, um deutsche
Einrichtungsgegenstände zu entwenden
(S. 178)
BSSR: Alkoholproblem in der Polizei - "Heldentaten"
werden gerächt
Partiell kommt es zu Alkoholexzessen und Übergriffen im
Rausch bis zu Totschlag an Polizistenkollegen oder
Zivilisten (S. 178-179).
"Heldentaten" gegen Partisanen bezahlen einheimische
Polizisten oft mit dem Tod ihrer ganzen Familie durch die
Rache der Partisanen (S. 179).
BSSR: Gründung von Bürgerwehren gegen Partisanen
(S. 175)
BSSR: Doppelte Bestrafung für Beraubte - erfundener Raub
zum Schutz des Gutes (!)
Die Polizei bestraft die Beraubten gleich noch einmal, weil
diese etwas nicht genug versteckt hätten. Bauern verstecken
zum Teil ihr Gut und geben an, es sei geraubt worden, um es
vor Requirierungen zu schützen.
(S. 177)
ab Sep 1941 ca.
BSSR: Ausbildung zum Partisanen und Spion auf deutscher
wie auf russischer Seite
Russische und weissrussische Kriegsgefangene erhalten in
russischen Partisanengruppen eine Partisanenausbildung zur
Spionage, um die Kommandeure zu erschiessen und dann wieder
auf die Seite der Polizei zu flüchten. Für solche Aktionen
winken jeweils Prämien (S.181)
-- oder der Betroffene kann dadurch eine Strafe für eine
eigenes Delikt kompensieren
-- oder es droht die Ermordung der Angehörigen.
Ebenso werden Sträflinge auf russischer Seite ausgebildet,
die solche Missionen gegen die deutsche Besatzungsmacht zu
erfüllen haben (S.182).
Weissruthenien / Mir: Der jüdische Übersetzer Rufeisen
bei der Polizei
Schuldiener Oswald Rufeisen wird Sekretär und Übersetzer bei
der Polizei, bleibt als Jude lange unerkannt (S.169), weil
er sich als Halbpole und Halbdeutscher ausgibt.
(aus: Tec: Bewaffneter Widerstand, S.8)
und rettet so vielen Juden und ein ganzes Dorf vor der
Vernichtung, weil er die Macht über die Kommunikation
ausnützt (S.170).
30.10.1941
"Wanderungsbewegung": Deutsche Meldung jüdischer,
wandernder Gruppen
Meldung der 1.Kompanie an das 1.Bataillon/Inf.Rgt.354, RH
26-286/4.
Zitat:
"Auch stimmt die Tatsache, dass sich nicht nur im Rayon
Dribin, sondern wohl auch im weitesten Umkreis flüchtige
Juden herumtreiben, stehlen und die Bevölkerung belästigen.
Die Wanderung ortsfremder Elemente, die keinerlei Ausweise
besitzen, wird allenthalben festgestellt." (aus: Gerlach
1999: S.603, Anm.588)
Okt 1941-Dez 1941
BSSR: Erste Exekutionswelle gegen Juden: Weissrussen
denunzieren, v.a. Litauer und Deutsche schiessen
Weissrussische Polizisten denunzieren den deutschen
Besatzern die jüdischen Häuser, treiben die Juden zusammen
und führen diese an die Gruben. Die Exekutionen nehmen meist
Litauer und Deutsche vor. Manchmal führt die einheimische
Polizei die Exekution sogar selber
durch, ohne deutschen Befehl (S.183-184).
Nov 1941
"Wanderungsbewegung": Massenflucht von Juden
Wehrmachtberichte sprechen von Massenbewegungen im gesamten
weissrussischen Raum, in denen sich Juden der Verhaftung
entziehen wollen (254-255). Plündernde Gruppen jüdischer
Flüchtlinge (256).
[keine Angabe von Anzahl und Richtung].
ab Dez 1941
Gescheiterter Blitzsieg: Zurückstufung der Siedlungspläne
- Gesamtorganisation der Ortspolizei in den besetzten
"Ostgebieten" mit Einheimischen
Die Siedlungspläne der Rassenideologen werden in der
Priorität zurückgestuft.
Chiari:
"Mit dem Scheitern des deutschen Vormarsches vor Moskau
verloren die Siedlungspläne der Rassenideologen an Dynamik."
(S.160).
Priorität gewinnt neu die militärische Sicherung des
"deutschen Hinterlandes" durch die Gründung einheimischer
Polizeieinheiten, benannt als "Ordnungsdienst",
"Schutzmannschaft" oder Ordnungspolizei".
mit Weissrussen, Ukrainern, Letten, Litauern, in gemischten
oder sortierten Gruppen (160), in polnisch besiedelten
Gebieten auch mit Polen (S.273). Oft werden auch
Kriegsgefangene als neue Polizisten rekrutiert (S.160-161).
Die einheimischen Polizeigruppen bleiben den deutschen
Polizeibefehlshabern immer untergeordnet (S.161).
Karrieremöglichkeiten für Einheimische in der Polizei
Gleichzeitig ergibt sich aber für die Einheimischen die
Möglichkeit zur Karriere durch die Gründung von
Polizeischulen in Minsk und Vilejka, z.B. mit der Ausbildung
zum Polizeioffizier, ein dreimonatiger Ausbildungskurs.
Dadurch wird ein Grundstock höherer Polizei für allfällige
spätere weissrussische militärische Verbände aufgebaut.
Wesentlicher Organisator ist Francischek Kuschel (S.161).
ab Dez 1941 ca.
BSSR: Bürgermeister requirieren Winterkleider
für die Wehrmacht
(S. 143)
Winter 1941/1942
BSSR: Partisanen und Rotarmisten in den Wäldern hungern
und überleben in Erdlöchern
(S. 148)
1942
BSSR: Ghettowärter oder Polizisten werden Bürgermeister -
"Verpflichtungserklärung"
Sie leisten dafür eine "Verpflichtungserklärung" und
bekommen dafür die Garantie, das eigene Land weiter
bewirtschaften zu können oder sogar eine kleine Wirtschaft
zu betreiben als Kompensation für die Sowjetisierung
(S.143).
ab Anfang 1942
BSSR: Die Partisanen bekommen Zulauf
weil die deutschen Vorgesetzten sich dauernd anmassend
verhalten (S.132).
BSSR: deutsche Propaganda gegen den Bolschewismus
-- Vergleich mit einer "Spinne", die das "weissruthenische
Blut [...] aussaugen wolle, bis das Volk als solches
ausgelöscht ist"
-- der Bolschewismus sei eine "jüdische Pest"
-- einheimische, von deutscher Seite ausgebildete
Propagandisten - ehemalige russische Kriegsgefangene, die
die Seite gewechselt haben - verdammen u.a. die "sowjetische
Liederlichkeit" (S.131)
-- den Propagandisten fehlt die Verbindung zur
antisowjetischen Intelligenz, und sie haben z.T.
Sprachschwierigkeiten mit Deutsch und Weissrussisch (S.130),
da sie meist Russen sind (S.132).
ab Anfang 1942 ca.
BSSR: Umwandlung einiger Kolchosen in Dörfer
(S. 136)
BSSR: Hetze der "Weissruthenischen Selbsthilfe" gegen
Polen und Juden
(S. 156)
BSSR: Die Partisanen führen ebenfalls
"Verpflichtungserklärungen" ein
(S. 183)
Frühjahr 1942
Berlin: Auswärtiges Amt: Die Partisanentätigkeit wird
bereits jetzt als "dramatisch" eingeschätzt
(S. 138
ab Frühjahr 1942 ca.
BSSR: Requirierungen durch Partisanen - Partisanengruppen
Partisanengruppen verschaffen sich mit Lügen Zutritt bei
Höfen und berauben die Höfe (S. 148):
-- "rote" Partisanen: sabotieren deutsche Einrichtungen zum
Teil mit Zusehen der einheimischen Polizei
-- "weisse" Partisanen: weichen dem Konflikt oder der
Deportation ins Reich aus
-- jüdische und polnische Partisanen (S. 149).
April/Mai 1942 ca.
BSSR: Einführen von Prämien für "besondere Tapferkeit"
im Kampf gegen die Partisanen
(S. 150
BSSR: Jagd auf entlaufene Kriegsgefangene -
Denunziationen
organisiert von Agronomen und Bürgermeistern, zusätzlich
werden die Angehörigen der Entlaufenen denunziert (S. 150).
Das Denunziantentum
Die Dorfältesten denunzieren z.T. mehr, als nötig wäre
(S. 151) auch auf deutschen Druck hin, denn sie werden für
jeden Schaden an Strasse und Schiene verantwortlich gemacht
(S. 152).
Dorfälteste
-- denunzieren russische Partisanen
-- liefern polnische Flüchtlinge aus
-- fertigen Listen für Zwangsarbeiter an
-- verweigern kommunistischen Erschossenen die Bestattung
auf dem Dorffriedhof (S.(S. 151).
Bürgermeister bereichern sich und buchen das geraubte Gut
als "Partisanenverluste" ab (S.153).
Die Rache der Partisanen gegen Denunzianten
In der Folge ist die Rache an den Dorfältesten,
Bürgermeistern und Agronomen vorprogrammiert (S.151),
ebenso Rache an Lehrern und Funktionären (S.152).
Plünderung von Funktionärswohnungen und Verwaltungen mit
Entwendung von Dienstsiegeln (S.153).
Willkürliche Reaktion der deutschen Besatzung auf die
Partisanen
Die deutsche Besatzung reagiert willkürlich, so dass ein
Misstrauen zwischen Dorfältesten und deutscher
Besatzungsmacht entsteht. Die Bevölkerung steht zwischen den
deutschen Machthabern und den Partisanen (S.153).
April-Juli 1942
BSSR: hohe einheimische Opfer in der Polizei
Der Chef der Sicherheitspolizei registriert 16 tote oder
verwundete Deutsche in Ordnungspolizei und Gendarmerie
gegenüber 155 einheimischen toten oder verwundeten
einheimischen Polizisten (S.187).
29.5.1942
Region Borisov / Mstiz: Partisanen sprengen ein
Steinhaus, das zur Polizeistation vorgesehen war
(S. 187)
Juni 1942
BSSR: sowjetische Schätzung von 17.000 sowjetischen
Partisanen
in den Regionen Minsk, Bialystok, Brest, Pinsk, Vitebsk,
Mogilev, Gomel [weissrussisch: Homel] und Mozyr
[weissrussisch: Masyr], davon 4 Partisanenbrigaden, die auf
Minsk konzentriert sind (S. 176).
ab Mai 1942 ca.
BSSR / Polizei: kaum Mittel für Weiterbildung oder
Ausstattung - politischer Widerspruch
-- Weiterbildungskurse finden oft nur auf dem Papier statt
-- spartanisch eingerichtete Polizeistationen
-- politische Schulung im Sinn einer "weissruthenischen
Nation" widerspricht der Praxis der gemischten Polizeikorps
(S.172).
6.6.1942
Borisov: Systematische Ermordung von denunzierten
Partisanenhelfern durch eine Polizeiaktion
beteiligt sind: 25 deutsche Gendarmen, 40 deutsche Soldaten,
85 einheimische Polizisten. Auch die Denunziantin wird
getötet, weil sie die Namen nur unter Folter preisgegeben
hat und bei ihr eine "Verpflichtungserklärung" für die
Partisanen gefunden wurde (S.183).
Sommer 1942
BSSR: Massnahme gegen die Bereicherung der Bürgermeister:
deutscher Druck und Kontrolle
Auf deutschen Druck hin müssen die Rayonverwaltungen
-- den gesamten Schriftverkehr sammeln
-- die Steuern durchsetzen
-- pauschale Strafzahlungen durchsetzen, wobei die deutsche
Besatzungsmacht droht, bei Nichtbezahlen gruppenweise
Dorfbewohner als Geisel zu nehmen, bis bezahlt sei (S.154)
-- zusätzlich müssen die Dorfältesten ein Netz gegen die
russischen Partisanen aufbauen
-- Organisation der Jagd auf "unzuverlässige Elemente"
(S.155)
-- Dorfälteste berauben Wohnungen von Denunzierten (S.157)
-- Einführen der Sippenhaft gegen "partisanenverseuchte
Dörfer" (S.155).
In der Folge pressen die Dorfältesten nun alles aus der
Bevölkerung heraus. Freiraum bietet nur noch die Kirche
(S.154).
BSSR/Polizei: weissrussische Denkschrift zum
"Schulterschluss" mit dem deutschen Blut
Denkschriften der Polizei beschwören die Blutsverwandtschaft
in der Polizei, den Schulterschluss zwischen Weissrussen und
Deutschen gegen die Partisanen.
Zitat:
"Unsere Söhne, unsere Brüder wurden als Fallschirmsoldaten
auf bolschewistischen Bialystok geworfen. Unsere Jugend
dient in weissruthenischen SS Einheiten, in der
Ordnungspolizei. Sie kämpfen, Schulter neben Schulter, mit
den Deutschen gegen Partisanen, und das zusammengegossene
Blut gibt den kräftigsten Zement zwischen diesen 2 Völkern."
(S.171)
BSSR: zweite Exekutionswelle gegen Juden: Weissrussen
denunzieren, v.a. Litauer und Deutsche schiessen
Weissrussische Polizisten denunzieren den deutschen
Besatzern die jüdischen Häuser, treiben die Juden zusammen
und führen diese an die Gruben. Die Exekutionen nehmen meist
Litauer und Deutsche vor. Manchmal führt die einheimische
Polizei die Exekution sogar selber
durch, ohne deutschen Befehl (S.184).
Novogródek / Novaja Mysch: 600 Juden aus Novogródek und
den umliegenden Dörfern ermordet
und nach der grossen Erschiessung werden von der
einheimischen Polizei weiter alle Juden erschossen, die sich
versteckt gehalten hatten.
Chiari:
"Typisch ist ein Fall in Novaja Mysch (Novogrudok), wo im
Rahmen der zweiten grossen Welle von Exekutionen im Sommer
1942 600 Juden aus dem Ort und den umliegenden Dörfern
ermordet wurden. Dabei zwang die weissrussische Polizei
Bewohner von Novaja Mysch, ein Massengrab auszuheben. Die
Nachbarn der Opfer mussten sich 50 Meter von dieser Grube
entfernt auf den Boden legen, während die Erschiessung
kleiner Gruppen von fünf bis sechs Personen vor sich ging.
Im Anschluss schütteten die Zivilisten das Massengrab zu.
Die weissrussische Polizei durchsuchte den Ort Novaja Mysch
noch Tage nach der Katastrophe systematisch nach versteckten
Juden. Erwachsene und Kinder, die in den Häusern
aufgegriffen wurden, wurden entweder sofort auf der Strasse
erschossen oder ebenfalls zum Hinrichtungsort geführt."
(S.184)
ab Mitte 1942
BSSR: Rabiate Polizeihetze gegen Juden
Die einheimische Polizei wird zum Teil rabiat in der
Verhetzung gegen Juden und Denunziationen, plündert auch den
Besitz ermordeter Juden (S.173)
BSSR: Decknamen für polnische Polizisten
Polen in der weissrussischen Polizei erhalten zum Teil
Decknamen. Oft sind sie aber insgeheim Mitglied der "Armia
Krajowa" und werden dann vom SD entlarvt (S.174).
BSSR: Mitgliedschaft bei der Polizei schützt die
Familienmitglieder nicht. Sie werden z.T. Opfer von
Polizeiaktionen
(S. 175)
BSSR: Beförderung in der Polizei zum Korporal /
Gruppenführer verpflichtet zu Denunziationen
(S. 180)
Zivilisten bitten um Zwangsaufnahme zur Umgehung des
Vorwurfs der Desertion
Viele Zivilisten bitten um ihre zwangsweise Einberufung zur
Polizei, um nicht als Deserteur dazustehen und so ihre
Familien zu gefährden.
Wenn die Aufstockung der Polizeibestände nicht
zustandekommt, so bestimmt der Bürgermeister an
Versammlungen willkürlich junge Männer zum Polizeidienst,
wie zu Zarenzeiten die Soldaten ausgesucht worden waren
(S.180).
BSSR: Die einheimischen Kampfverluste sind v.a. bei der
einheimischen Polizei
Die Zivilverwaltung und die einheimische Selbstverwaltung
haben praktisch keine Verluste (S.187).
BSSR: Deutsche Soldaten und Polizisten jagen "Phantome"
Deutsche Soldaten und Polizisten haben zum Teil das Gefühl,
in den Wäldern und Sümpfen ungreifbaren Phantomen
hinterherzujagen, z.T. tagelange Einsätze gegen Partisanen,
ohne diese anzutreffen (S.187).
BSSR: "Befriedung" und "Vergeltung" organisiert die SS
ohne Informationen an die einheimische Polizei, z.T. nicht
einmal an den deutschen Polizeiführer (S.189).
BSSR: Prekäre Lage der Bürgermeister- deutsche Kontrolle
über Eisenbahnen
-- die Bürgermeister werden zu Zielen der Partisanen (S.128)
-- Bürgermeister sollen ohne Waffen Zivilisten gegen
Partisanen schützen (S.142)
-- die Partisanen rächen sich an den Bürgermeistern für
deren Denunziationen und Kollaboration mit der Ermordung von
Angehörigen oder sie ermorden die
Bürgermeister selber (S.144).
Sogar Gleisreparaturen werden durch deutsche Aufseher
überwacht (S.128).
BSSR: Laufende Verstärkung der Polizei und Ausführen von
Kampfaufträgen
gegen Partisanengruppen und zu "Straf- und
Vernichtungsaktionen" (S.160) und Aufstellen einer
weissrussischen SS-Freiwilligenkompanie (S.161).
BSSR: Verdoppelung der Polizei gegen die Partisanen
mit grosser Mehrheit aus einheimischen Bauern, gegen die
stärker werdenden Partisanen gerichtet (S.165).
BSSR: Polizei trägt zur Eskalation der Gewalt bei
leistet Mithilfe bei den Rekrutierungen von Zwangsarbeitern
und bei Exekutionen.
Die Rache durch die Partisanen lässt nicht lange auf sich
warten.
Chiari:
"Schutzleute trugen zur Eskalierung der Gewalt bei und waren
selbst herausragende Ziele sowjetischer oder polnischer
Racheaktionen. Die Polizei verkörperte für alle sichtbar die
Okkupationsmacht, denn anders als die Einrichtungen der
deutschen Zivilverwaltung war sie vor Ort präsent." (S.162)
ab Mitte 1942 ca.
BSSR: Dauernde Partisanenüberfälle auf die Höfe - zum
Teil Beherrschen der Höfe und der Produktionen
(S. 137)
BSSR/Polizei: Die Polizei eignet sich Gerichtskompetenz
an und erschiesst gleich selber - Eigendynamik, Gewalt und
Gräuel durch die Polizei
-- die Polizei beginnt, an allen Gerichtsinstanzen vorbei zu
bestrafen und zu urteilen
-- Disziplinlosigkeit und Plünderung nehmen zu
-- weissrussische und polnische Polizei werden wegen Raub
und Vergewaltigung verhaftet und bestraft
-- Polizeikommandos gegen Raub als Requirierung im Namen der
Wehrmacht aus (S.167).
Chiari:
"Im Laufe des Krieges wurden, unter Umgehung der formellen
Instanzen (etwa der Gerichte), immer öfter Beschuldigte von
den Polizeibataillonen selbst abgeurteilt. Trotz rigider
Bestimmungen waren Disziplinlosigkeit und Plünderungen keine
Seltenheit. In zahlreichen Fällen wurden weissrussische und
polnische Schutzleute von der deutschen Polizei wegen Raub
und Vergewaltigung verhaftet und bestraft. Bei Diebstählen
behaupteten die Führer von Polizeikommandos immer wieder, es
handele sich um Requirierungen im Auftrag der Wehrmacht."
(S.167)
BSSR: Brutales Verhalten wird mit Beförderungen in
SD-Bataillone belohnt
(S. 194)
Aug 1942
Minsk: Versammlung der Gemeindebürgermeister, nur einer
fehlt - Hoffnung auf eine bessere Zeit nach einem
deutschen Sieg
-- die Partisanen haben noch keine blockierende Macht
-- in den Rayons herrscht keine Panik wegen der Partisanen
(S. 128)
-- die Abgabelasten empfinden die Bauern als "drückend, aber
nicht unzumutbar"
-- mehrheitlich wird immer noch ein Sieg der deutschen Seite
gegen den Bolschewismus erwartet.
Chiari:
"Viele Menschen rechneten 1942 nicht mit der Rückkehr der
Roten Armee. Sie hofften vielmehr auf ein baldiges
Kriegsende, um ein neues und besseres Leben zu beginnen."
(S.129)
-- Feststellung, dass es den Dörfern an Militärschutz
mangelt (S. 129)
-- die Repräsentanten der Selbstverwaltung haben selbst
keinen Überblick, wo sich welcher Widerstand befindet (S.
129-130)
-- v.a. aber die polnischen Partisanen nehmen stetig zu,
v.a. in den polnischen Zentren Lida und Slonim
-- die Partisanen haben gegen die deutschen Truppen
regelmässig sehr hohe Verluste
-- Hauptleidtragende der Auseinandersetzungen sind Bauern
und Dorfrepräsentanten (S. 130).
28.8.1942
BSSR/Polizei: Anweisung an die deutsche Polizei,
"voyeuristische" Befragungen bei Frauen zu vermeiden
"Verdächtige" Frauen sollen "ritterlich" befragt werden,
bevor sie dann meist erschossen werden... (S.167)
ab Herbst 1942
BSSR: Sowjetische Partisanen bauen Stellungen aus
(S. 175)
ab Okt 1942 ca.
BSSR: Bürgermeister und deutsche Offiziere rekrutieren
Zwangsarbeiter - zivile Gegenwehr
Die Verschickung zur Zwangsarbeit wird für den Bürgermeister
zum Dauerdruckmittel. Die Bürgermeister
"organisieren" zusammen mit Polizei und Gendarmerie die
"Verschickungen" ins Reich (S. 147), wobei die einheimische
Polizei wesentlich zur Gewalteskalation beiträgt (S. 159).
Deutsche Offiziere ziehen aus Kirchen und Schulen
arbeitstaugliche Männer und Frauen heraus, greifen sogar bei
Exekutionen ein, um die "Verschwendung von Menschenmaterial"
zu reduzieren und lassen Arbeitstaugliche ins Reich
verschicken.
Die Gegenwehr:
-- Bestechung der Bürgermeister, um Angehörige vor der
Deportation zu retten
-- Dorfälteste können ärztliche Zeugnisse manipulieren
-- Fluchtgelegenheit auf Verladebahnhöfen (S. 147).
Nov 1942
Region Kliniki/Smolevitschi: "Vergeltungsaktion" der
Waffen-SS: Vertreibung der Bevölkerung
Der deutsche Polizeiführer erfährt nur zufällig im
Nachhinein von der Aktion (S.189):
-- die SS hat die Bevölkerung vertrieben, "Verdächtige"
erschossen, alle Häuser durchsucht
-- nach der SS haben sich auch andere Gruppen an den
Plünderungen beteiligt
-- die Ernte erfriert zum grössten Teil in den beschädigten
Häusern und Scheunen (S. 190).
20.11.1942
BSSR / Polizei: Anweisung an die deutsche Polizei, den
Gebrauch der Schusswaffe zu vermeiden
(S. 166), denn man solle nur Einheimische schiessen lassen
(S. 167).
Ende 1942
BSSR: 2/3 der weissrussischen Höfe sind unter
Partisanenherrschaft
(S. 137)
Slonim: Deutsche Erfolge gegen Partisanen im Verhältnis
6:1
Gebietskommissar Ehrenleitner meldet ein Verlustverhältnis
der Partisanen zu den Deutschen von 6:1 (S. 130).
Riga: Erfassung der Verluste an Landwirtschaftsmaschinen
an die Partisanen
Die Landbewirtschaftunsgesellschaft Ostland meldet an
Verlusten von Landwirtschaftsmaschinen an die Partisanen:
-- 48 % der Traktoren
-- 42 % der Dreschmaschinen
-- 18 % der Mähmaschinen
-- 49 % aller Lastkraftwagen
-- 31 % der Molkereien (S.139).
1943
BSSR: Antibolschewistische Propaganda in neu geschaffenen
Berufsverbänden
Schaffung von weissrussischen Berufsverbänden, die mit
einheimischen Propagandisten gegen den Bolschewismus
Propaganda betreiben
-- der Bolschewismus sei das "Judenjoch"
-- Verherrlichung der "weissrussischen SS-Bataillone"
(S.131)
-- Verherrlichung des "Bundes der weissruthenischen Jugend"
(S.131-132)
-- Beschwörung des Schulterschlusses gegen "den Feind"
(S.132).
Dolginovo, Region Mir: Erschiessung von Polen zur
Belorussifizierung
Erschiessung eines polnischen Agronoms und des polnischen
Gemeindebürgermeisters, Einsetzen weissrussischer
Funktionäre, um den weissrussischen Bauern gerecht zu werden
(S.144).
BSSR: es entsteht "Niemandsland"
Durch Vergeltungs- und Rekrutierungsaktionen werden ganze
Regionen zu "Niemandsland", z.B. die Region Staryna. Aus den
Trümmern bauen sich Polizeitrupps unter deutscher Leitung
Stützpunkte als Ausgangspunkt zum Kampf gegen die
Partisanen. Immer wieder werden "Unerschrockenheit" und
"Draufgängertum" gelobt und ausgezeichnet (S.169).
ab Anfang 1943
BSSR: Die total zerrissene Gesellschaft
-- Häufung der direkten Konfrontation zwischen Polizei,
sowjetischen Partisanen und dem Untergrund der Krajowa-Armee
-- Spaltung auch innerhalb der Familien, so dass Polizisten
den partisanenfreundlichen Familienmitgliedern dienen und
ihnen Informationen, Munitions- und Lebensmittellieferungen
beschaffen
-- dauernde Versuche von sowjetischen Partisanen und der
polnischen Krajowa-Armee, deutsche Polizeiposten zu
infiltrieren (S.180
-- Versuche der deutschen Seite und der einheimischen
Polizei, Spione in sowjetische Partisanentrupps
einzuschleusen (S.181).
BSSR: Das Land in Partisanenhand - einheimische Polizei
als "Jagdzüge" im "Bandenkampf" - Evakuation von
Polizistenfamilien in die Städte
Die deutschen Besetzer herrschen nur noch in den Städten.
Die Partisanen berichten in Briefen stolz über den deutschen
Machtverlust (S.186).
Die einheimische Polizei wird in den "Bandenkampf"
miteinbezogen, zunächst als mobile Einsatzkommandos der
deutschen Gendarmierie.
Gleichzeitig Heranbildung der einheimischen Polizei zu
"Jagdzügen" mit hohem Ausbildungsstand und beachtlicher
Kampfkraft, die auch von deutscher Seite anerkannt wird.
Durch die Eskalation werden immer mehr Polizistenfamilien in
den Dörfern gefährdet. Sie werden in die Gebietsstädte
evakuiert, damit diese vor Partisanenüberfällen geschützter
sind (S.187).
Sie erhalten oftmals ehemals jüdische Wohnungen (S.183-184).
BSSR: Einführen von Kampfeinsätzen auch für einheimische
Polizei gegen Partisanen - Radikalisierung bis zur
Vernichtung ganzer Dörfer
Die willige einheimische Polizei wird
für Kampfeinsätze gegen die Partisanen geschult (S.185).
Der Kampf konzentriert sich auf verkehrsstrategische Punkte.
Zum Teil sind die Partisanen mit Artillerie und
Panzerabwehrkanonen ausgerüstet.
Die Radikalisierung erfolgt auch auf der Seite der Polizei.
Dazu dienst v.a. das Ausnützen des Überraschungsmoments.
Häuser werden ohne Warnungen mit Handgranaten in Brand
gesteckt und angezündet, zum Teil ganze Dörfer vernichtet
(S.186).
BSSR: Totale Willkür und Gewalt durch alle Seiten
Das Risiko zwischen Partisanen, der Polizei und der
deutschen Besatzungsmacht wird
unkalkulierbar. Beide Seiten starten willkürliche Angriffe.
Gewinner und Verlierer sind immer auf beiden Seiten (S.181).
BSSR: Barbarisierung der einheimischen Polizei in
"Straf-, Requirierungs- und Vernichtungsaktionen"
Die einheimische Polizei
-- tötet zum Teil selbst
-- prügelt brutal, um die zusammengeschlagenen Opfer dann an
der Hinrichtungsstätte zu erschiessen
-- zerschlagen auch Frauen die Gesichter und den Körper, so
dass mehrwöchige Krankheit die Folge ist
Verführung zur Verleumdung:
Jeder hat plötzlich die Gelegenheit, "Schicksal" zu spielen,
auch mit verstümmelten Informationen oder Erfindungen Leute
oder Nachbarn zu verleumden etc. Die Stimmung ist extrem
kriminell (S.190).
Folgen:
-- es entsteht Sadismus
-- Gefangene machen Selbstmord aus Angst vor Folter und zum
Schutz der Partisanen
-- auch eigenen Leute werden Opfer von Sadismus
-- Rassismus gegen Gefangene, wenn sie bestimmten
Volksgruppen angehören, z.B. Polen (S.191)
-- Sadismus auch im Lager Koldytschevo: Sadismus mittels
Wachhunden, die nicht nur von Deutschen, sondern auch von
Einheimischen auf Häftlinge gehetzt werden (S.192)
-- enthemmtes Vorgehen einheimischer Polizisten durch
Alkohol an inhaftierten Frauen, Vergewaltigungen und
Demütigungen vor dem Erschiessen
-- Folter durch weissrussische Gefängnisaufseher, z.T.
werden die Gefangenen krankenhausreif geschlagen,
Fusstritte, Gewehrschläge (S.193)
-- Knüppelschläge (S.194)
-- Bedrohung von Überlebenden von Partisanenüberfällen, weil
diese als Überlebende nun als "verdächtig" gelten. Nur die
Versetzung ist ein Ausweg (S.193)
- willkürliche Erschiessungen auf freiem Feld, um Fahrzeuge
zu rauben (S.194).
Jan 1943
Minsk: Stop der Durchführung der neuen Agrarordnung wegen
Undurchführbarkeit - Prämien für deutschtreue Bauern
Die Agrarordnung wird angehalten. Generalkommissar Kube
ordnet an, dass alle Bauern, die ihre Abgabepflicht zu 100%
erfüllen, registriert werden, um ihnen Boden als
Privateigentum zurückzugeben. De facto ist aber gar kein
Land mehr zu vergeben (S.139).
ab Anfang 1943
BSSR: Versuchte Fehlerkorrektur in der Landwirtschaft
ohne Chance - Hunger
Deutsche Zivilverwalter versuchen, die Fehler der ersten
Besatzungsmonate zu korrigieren, ist aber kaum noch möglich.
Es breitet sich Hunger aus, in gewissen Regionen bei über 70
% der Bevölkerung. Zum Teil ernähren sich die Menschen von
Gras. Für Einheimische ist der Zukauf von Lebensmitteln
aufgrund der hohen Preise für Einheimische unmöglich.
Überall kommt es zu Hungerödemen. Allgemeiner Salzmangel
(S.140).
ab Anfang 1943 ca.
BSSR: Zwangsdeportationen werden von der einheimischen
Polizei wesentlich mitunterstützt
-- die Polizei holt jeden einzelnen Zwangsarbeiter von zu
hause ab
-- Zusammentreiben der Zwangsarbeiter
-- Eskortieren der Kolonnen zu den Verladebahnhöfen (S.182).
In der Folge setzt die Bevölkerung die Zwangsverschickungen
mit den Deportationen unter Stalin 1939-1941 gleich.
Die einheimische Polizei überwacht auch die Paketpost, dass
keine Nahrungsmittel ins Reich zu den Zwangsarbeitern
geschickt werden, um "Abschiebungen" von Nahrungsmitteln zu
verhindern (S.182).
BSSR: zum Teil Deutschkurse für einheimische Polizisten
(S. 177)
BSSR: Bau von Wehrdörfern
(S. 148)
gegen die Partisanen und die Rote Armee gerichtet. Errichten
eines Netzes von Festungen, das über das ganze Land verteilt
ist.
(telefonische Information von Bernhard Chiari, 12.12.2000)
BSSR: Absage nationalsozialistischer Feiertage in der
Provinz - Feste vor Ruinen in Minsk
In der Provinz fallen die nationalsozialistischen Feiertage
aus wegen Mangels an Lebensmitteln und Getränken. In Minsk
werden Mai- und Muttertagsfeiern vor Ruinen abgehalten und
in deutschen Reden der Sieg und der Wiederaufbau beschworen
(S.130).
Feb 1943
Region Vilejka / Volozin: Ermordung des Polizeichefs
durch Partisanen - seine Kriminalität
-- er hatte selbst mit anderen Polizisten in Zivil die
Dörfer der Umgebung beraubt
-- der Hass der Bevölkerung gegen die Polizei steigt
(S.178).
März 1943
Slonim: Zwei deutsche Aktionen gegen Partisanen
(S. 130)
ab März 1943
Region Slonim: "Mehrere 1000 Partisanen unbekannter
Nationalität" beherrschen in der Region Gebiete
so dass die Zivilverwaltung keinen Zugang mehr hat (S.130).
ab Frühjahr 1943
BSSR: Sowjetische Propaganda für Partisanen gegen die
Zwangsverschickung
Sowjetische Aktivisten berufen Treffen ein und sammeln
Überläufer, deren Familien von Deportationen ins Reich
betroffen sind. Sie fühlen sich bei den Partisanen vor
Deportationen sicher (S.182).
ab April 1943
BSSR: Einführen von Prämien für die Abgabe von Waffen
aus alten polnischen oder sowjetischen Beständen (S.142).
Mai 1943
Ost-BSSR: Zaslavl: "Befriedungsaktion" der Polizei: 1419
Tote
Abbrennen von 13 Dörfern mit 317 Höfen und Abbrennen von
2190 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche (S.128).
ab Mai 1943 ca.
BSSR: Sowjetische Partisanen werden dreist
treten z.T. in deutschen Uniformen auf, Überfälle auf ganze
Kolonnen (S.187).
Juni 1943
Ivenec: sowjetische Partisanen besetzten den deutschen
Polizeiposten - Eskalation
Polnische und weissrussische Polizei schliesst sich den
russischen Partisanen an. Schliesslich werden alle Besetzer
durch einen deutschen Angriff in die Wälder vertrieben
(S.180).
3.6.1943
Ost-BSSR: Einführung des bäuerlichen Eigentums für die
Ost-BSSR
obwohl de facto kein Boden mehr zu vergeben ist (S.139).
Sommer 1943
BSSR: Deutsches Fahndungsblatt mit fast 10.000 Namen -
einheimische Polizei provoziert gegen Partisanen
Die deutsche Besatzung lässt auf einem Fahndungsblatt fast
10.000 Leute namentlich ausschreiben: Partisanen, Helfer,
flüchtige Ordnungsdienst-Männer, Kriegsgefangene,
"Hilfswillige". Die inoffiziell Flüchtigen sind nirgends
aufgeführt.
Die Polizeitrupps tragen zur Eskalation bei, indem sie sich
als Zivilisten verkleiden und provozieren, rauben und
morden, um Stimmung gegen die sowjetischen Partisanen zu
machen (S.181).
BSSR: Einheimische Polizei muss die Dorfbevölkerung z.T.
auf den Feldern schützen
damit diese bei der Ernte nicht von Partisanen aus dem Wald
heraus überfallen wird, z.B. in der Region Gancevitschi
(S.183).
BSSR/Minsk: Errichtung von Grundbuchämtern
mit Geld für Vermessungswesen. Der Schritt kommt 2 Jahre zu
spät, denn nun beherrschen bereits die Partisanen das Feld
(S.136).
BSSR/Polizei: Verbot des Handels mit der Zivilbevölkerung
Der Höhere SS- und Polizeiführer (HSSPF) verbietet der
Polizei bei Todesstrafe den Handel mit der Zivilbevölkerung
(S.167).
ab Mitte 1943
BSSR: Waffenausgabe an Betriebsmeister gegen Partisanen
(S. 142)
BSSR: Entwicklung einer riesigen Zukunftsangst in der
Bevölkerung
Die Bevölkerung entwickelt die Angst vor Sippenhaft im
Falle, dass die Rote Armee die Macht übernimmt.
Die Partisanen führen "Schwarze Listen" mit den Namen von
Funktionären, die denunziert haben. Situation:
-- die Bevölkerung verzweifelt
-- die deutsche Besatzung kann nur noch willkürlich
reagieren
-- beim Überlaufen zu den Partisanen reagiert die deutsch
geleitete Polizei mit Sippenhaft gegen die Angehörigen
(S.155).
30.7.1943
West-BSSR: Einführung des bäuerlichen Eigentums für die
ganze BSSR
Dabei hat die Zivilverwaltung keine Kontrolle mehr und die
Bauern bewirtschaften zum Teil ohne Rücksprache mit der
Zivilverwaltung brachliegende Flächen (S.139).
Der Plan, einen deutschen "Privatisierungsbeamten"
einzusetzen, wird zudem verschleppt (S.140).
ab Sommer 1943
BSSR: Denunziantengesetz
Die deutsche Besatzung verpflichtet Agronomen und
Dorfälteste, jeden "Verdächtigen" zu melden (S.145).
BSSR: steigende Nervosität und Aggression der Polizei
Die Nervosität und Angst der einheimischen Polizei entlädt
sich mit Drohungen gegen Partisanen und gegen die
einheimische Bevölkerung:
-- mit Zerstörung "verdächtiger Dörfer" mit
Erschiessungskommandos gegen Zivilisten, auch Eltern und
Kinder
-- mit Alkohol als Mittel zur Einsatzbereitschaft (S.188).
BSSR: "Befriedungsaktionen"
(S. 188-189)
-- brutale SD und SS
-- mit grossen Aufgeboten zusammengezogener einheimischer
Polizei
-- mit kurzfristigen Befehlen für eng begrenzte
Angriffsziele
-- mit Sicherungsaufgaben
-- oft bleiben die einheimischen Einheiten ohne Verpflegung,
müssen sich Lebensmittel bei der Bevölkerung requirieren
-- oft kommt es zu "irrtümlichen Gefechten" zwischen
deutschen und einheimischen Gruppen
-- oft müssen Spione im gegnerischen Lager auf die eigenen
Leute schiessen (S.189).
ab Mitte 1943 ca.
BSSR: Anwachsende Zahl der Denunziationen - aufkommende
Verdächtigungen wegen "polnischer Agitation"
In der Folge wird das gesellschaftliche Klima total gereizt.
Bei neuen Verleumdungen flüchten ganze Dorfbevölkerungen in
die Felder, um sich vor der kollektiven Strafe zu retten
(S.177).
Aug 1943
BSSR: 3/4 der weissrussischen Höfe sind unter
Partisanenherrschaft und gelten als "verloren"
(S. 137)
Beispiel Sluck: Von 20 Staatsgütern kann die deutsche
Verwaltung nur noch eines erreichen (S. 138).
Die von Partisanen besetzten Höfe werden als "verloren"
aufgeführt und zum Teil unter Partisanenbefehl weiter
bewirtschaftet. Von den "verlorenen Höfen" sind nur ein
Drittel von deutscher Stelle abgebrannt, um die Existenz der
Partisanen zu erschweren (S. 138-139).
Sep 1943
Vitebsk: "Partisanenaktion" mit deutscher, lettischer und
ukrainischer Polizei
(S. 162)
Herbst 1943
BSSR: Sowjetische Partisanenverbände künden die
flächendeckende Herrschaft an
wenn die Rote Armee gekommen sein wird.
In der Folge ergibt sich eine stillschweigende Kollaboration
der Dorfältesten mit den Partisanen. Die
Marionettenregierung "Weissrussischer Zentralrat" kann an
den Zuständen nichts ändern (S.156).
BSSR: Ganze Gruppen von Polizisten laufen zu den
sowjetischen Partisanen über
(S. 184-185)
Dez 1943
Ukraine/Brest: Beispiel der ukrinisch dominierten Polizei
Von insgesamt 274 Polizisten sind
-- 190 Ukrainer (70 %)
-- 59 Polen (22 %)
-- 15 Weissrussen (5,47 %)
-- und 10 Russen (3,65 %) (S.164).
BSSR: Baranovitschi: Beispiel weissrussisch dominierten
Polizei
Von insgesamt 78 Polizisten sind
-- 62 Weissrussen (77,6 %)
-- 15 Polen (21,2 %)
-- und 1 Tatare (1,2 %).
Bei den Unterführern aber ist das Verhältnis etwa
ausgeglichen, 4 Weissrussen und 3 Polen (S.165).
1944
Anfang 1944
Brest: Wird Weissruthenien zugeschlagen
(S. 164), weil die russische Front in der Ukraine so weit
fortgeschritten ist, dass der deutsch besetzte Rest durch
Minsk verwaltet wird.
(telefonische Information von Bernhard Chiari, 12.12.2000)
Frühjahr 1944
BSSR: Aufstellung der "Weissruthenischen Heimatwehr" /
"Belaruskaja kraeraja abarona"
durch den "Weissrussischen Zentralrat" als Kern einer
weissrussischen Armee, hat aber kaum noch Einfluss (S.161).
Mai 1944
BSSR: die nationalen Polizeieinheiten und -brigaden
Dem Höheren SS- und Polizeiführer HSSPF unterstehen
-- 3 litauische Polizeibataillone
-- 1 lettisches Polizeibataillon
-- 4 ukrainische, 6 weissrussische, 2 kaukasische
Schutzmannschaft-Bataillone
-- 1 Kosakenbrigade.
Es sind gemischte Polizeiregimenter, motorisierte
Gendarmerie und Artillerie (S.160).
Juni 1944
Lager Koldytschevo: Räumung des Lagers und Erschiessung
der Mehrzahl der 600 Häftlinge durch einheimische Aufseher
(S. 192)
Juli 1944
BSSR: bis zuletzt Erschiessung von "Verdächtigen" durch
Einheimische
Nationalistische, einheimische Polizisten erschiessen bis
zuletzt "verdächtige" einheimische Polizisten-Kollegen, die
nicht z.B. nicht mit der Wehrmacht ins Reich ziehen wollen,
oder die der Kollaboration mit den sowjetischen Partisanen
verdächtigt werden. Deutsche Soldaten sind an diesen
Aktionen nicht beteiligt (S.181).
ab Juli 1944
BSSR: Rückkehr von Partisanen an ihre Höfe
bekommen zum Teil Vieh und Hausrat zugeteilt (S.149)
[oder beerben weissrussische Bauern, die mit der Wehrmacht
ins Reich ziehen].
Aug 1944
Baranovitschi: 104 von 341 Schutzpolizisten ziehen mit
der Wehrmacht nach Westen
also mehr als 1/4. 75 bleiben in der BSSR, 34 bekommen von
russischer Seite einen Prozess gemacht.
BSSR: Desertionen auf beiden Seiten: von russischen
Partisanen in die deutsche Polizei und von deutscher Polizei
zu den Partisanen (S.174).
ab Aug 1944
3.Reich: Vorbereitung der "Wiedereroberung der
Ostgebiete" mit einheimischen Spionen
Einheimische, die mit der Wehrmacht ins Reich ziehen,
bekommen dort eine Spionageausbildung zur "Wiedereroberung
der Ostgebiete" (S.194).
BSSR: einheimische Polizisten retten ihr Leben: Eintritt
in die Rote Armee oder Wegzug ins Reich und Rückkehr als
Partisan
-- manche polnische Polizisten treten von der deutschen
Polizei in die Rote Armee ein, erhalten
"Tapferkeismedaillen" im Namen des Bolschewismus und meinen,
sie seien somit jeder Verfolgung entkommen
-- andere ziehen mit der deutschen Wehrmacht ins Reich und
werden zum Partisan für Sabotage und Diversion im
sowjetischen Hinterland ausgebildet (S.173)
-- dann gehen sie als Gegenpartisan gefahrlos in russisch
besetztes Gebiet und haben so ihr Leben und das der Familie
geschützt (S.174)
-- andere werden in die "Russische Befreiungsarmee" ROA
eingezogen (S.173).
1945
ab 1945
NKWD-Prozesse gegen einheimische Polizisten und
Dorfälteste: Die Ausreden
Die einheimischen Polizisten wollen ihre Brutalitäten
dadurch rechtfertigen, dass sie zur Tatzeit jeweils
betrunken gewesen seien (S.193)
oder sie hätten auf Befehl von lettischen Offizieren
gehandelt (S.194).
Den einheimischen Polizisten und Dorfältesten werden die
Opfer gegenübergestellt, so dass die Taten der einheimischen
ans Licht kommen (S.190).
Zahlreiche einheimische Polizisten 1941-1944 behaupten, im
Auftrag der Partisanen in die Polizei hineingeschleust
worden zu sein (S.189 ).
Verurteilungen einstiger Polizisten und Partisanen für
deutsche Kollaboration
Polizisten, die in unter deutscher Herrschaft in die
einheimische Polizei eingetreten sind und die sich dann in
der Roten Armee gegen die Wehrmacht ausgezeichnet haben,
werden trotzdem zu 15-20 Jahren Gefängnis verurteilt.
Sogar "verdiente sowjetische Partisanenkämpfer" müssen sich
für "weisse Flecken" in ihrer Biographie rechtfertigen
(S.173).
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