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Schtetl "Bielsk" ("Jerusalem im Wald")

Jüdischer Zufluchtsort in Weissrussland zwischen deutschem, weissrussischem, polnischem,
litauischem, ukrainischem und russischem Antisemitismus 1941-1945

von Michael Palomino (2000 / 2007 / 2009 / 2015)

Nechama Tec, Portrait
Nechama Tec, Portrait

Nechama Tec: Defiance. The Story of the
                        Largest Armed Rescue of Jews by Jews During
                        World War II, Buchdeckel
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Bielski-Partisanen, Gruppenfoto
Bielski-Partisanen, Gruppenfoto

Bielski-Brüder, Portraits der 1940er
                          Jahre (von links nach rechts: Tuvia Bielski,
                          Asael Bielski, und Zusia Bielski)
Bielski-Brüder, Portraits der 1940er Jahre (von links nach rechts: Tuvia Bielski, Asael Bielski, und Zusia Bielski) [1]
Tuvia Bielski, Portrait der 1960er Jahre
Tuvia Bielski, Portrait der 1960er Jahre

Nechama Tec: Bewaffneter Wiederstand.
                        Jüdische Partisanen im Zweiten Weltkrieg,
                        Buchdeckel
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Karte der Region Nowogrodek in Ostpolen
                      1919-1939
Karte der Region Nowogrodek in Ostpolen 1919-1939
Karte mit Minsk und Nowogrodek 1941-1942
Karte mit Minsk und Nowogrodek 1941-1942
Karte der Region Nowogrodek von 1928
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Karte mit Nowogrodek, Minsk und
                                  den Nalibocka-Wäldern dazwischen
vergrössernKarte mit Nowogrodek, Minsk und den Nalibocka-Wäldern dazwischen
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Karte mit
                                der BSSR von heute (2000) mit Minsk und
                                Nowogrodek (auch: Navahrudak, Nowogrudok
                                etc.)
Karte mit der BSSR von heute (2000) mit Minsk und Nowogrodek (auch: Navahrudak, Nowogrudok etc.)

Bezeichnungen: Navahrudak, Nowogrudok, Nowogrodek, polnisch: Nowogródek, litauisch: Naugardukas [2]

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aus: Nechama Tec: Bewaffneter Widerstand. Jüdische Partisanen im Zweiten Weltkrieg. Bleicher Verlag, Gerlingen 1996 (orig.: "Defiance, the Bielski Partisans". Oxford University Press, Inc., New York 1993).


Zusammenfassung

Die vorliegende Chronologie zeigt, wie Juden in Weissrussland 1941-1944 innerhalb der deutschen und weissrussischen Verwaltung um ihr Überleben gerungen haben. Dabei kommen feinste psychische Komponenten und Zusammenhänge zum Vorschein, die in der bisherigen Geschichtsschreibung meist unberücksichtigt geblieben sind. Massgebend sind dabei vor allem die jüdischen Familienbindungen, die vielen Juden die Flucht erschweren, sei es eine Flucht aus Weissrussland nach Übersee, oder eine Flucht aus den späteren Ghettos in den Wald zu den Partisanen. Zudem spielen falsche Überlebensvorstellungen und Unglauben eine grosse Rolle. Trotz aller Anzeichen eines beabsichtigten Völkermords meinen viele Jüdinnen und Juden noch im Ghetto, durch gute Arbeit ihre älteren Familienmitglieder und sich selbst retten zu können. Die "Judenräte" tragen mit ihren häufigen Warnungen vor einer Flucht gleichzeitig noch mehr zur Verwirrung bei. Diese Unentschlossenheit ist einer der Faktoren, die die Massenexekutionen durch Erschiessen - die meist vor den Augen der Bevölkerung stattfinden (!) - erst möglich machen.

Einige Juden aber - mit der Natur verwurzelte jüdische Bauernsöhne - beschliessen bereits im Juli 1941, im Wald unterzutauchen. Tuvia und Zus Bielski aus Stankiewicze gründen bei Nowogródek eine Partisanen- Einheit, die nicht den Kampf, sondern die Rettung von Juden zum Ziel hat. Inzwischen lassen sich die Kollaborateure der verschiedenen Nationalitäten von Kopfgeldern auf Juden anstacheln. Sie denunzieren, berauben, vergewaltigen oder erschiessen wehrlose jüdische Ghetto-Flüchtlinge, oder sie überfallen Bauern, die gerade Juden etwas zu Essen geben. Beteiligt sind Weissrussen, faschistisch-nationale Polen, Litauer und Ukrainer. Die Bielski-Partisanen können die Denunziations- und Raubtätigkeit an Juden nach einer gewissen Zeit nur durch Ermordung gewisser Familien einschränken, worauf nach weiterer Eskalation die deutschen Kommandanten mit einem Kopfgeld von 50.000 Mark, später 100.000 Mark auf Tuvia Bielski antworten. Dieser wird dadurch glücklicherweise landesweit bekannt und immer mehr Juden streben seiner Gruppe zu, wenn auch die grosse Massenflucht wegen den oben genannten Gründen nie richtig einsetzt.

Der Konflikt mit den Zionisten kommt in der Chronologie nicht zur Sprache, dagegen das Verhältnis zwischen russischen und jüdischen Partisanen aber um so ausführlicher. Bereits im Juli 1941 finden sich zersprengte russische Soldaten im Wald wieder und bilden kleine Gruppen, die sich jedoch zum Teil gegenseitig misstrauen und kaum berechenbar sind. Während sie die Bielski-Einheit wegen ihrer Grösse zumeist in Ruhe lassen und sie u.a. "nur" wegen ihrer vielen "militärisch wertlosen" Zivilisten kritisieren, werden Juden in kleinen russischen Gruppen oft antisemitisch beleidigt oder krimineller Taten bezichtigt, was bei zu hohem Alkoholgenuss bis zur willkürlichen Erschiessung auch gegenüber den eigenen Untergebenen führen kann. Da Stalins Befehl im Februar 1943 lautet, alle möglichen antinazistischen Kräfte in die Partisaneneinheiten aufzunehmen, sind die Kommandanten auch den zustossenden Mitgliedern mit antisemitischer Vergangenheit ausgeliefert, die das Klima spürbar verschärfen. Jeder Tag wird für Juden zu einem existentiellen Risiko, zum Beispiel für jüdische Geliebte russischer Kommandanten.

Gruppenweise retten Bielskis Kundschafter in der Nacht Juden aus Ghettos in den Wald oder befinden sich bei bekannten Bauern auf Lebensmitteltour. Der Kontrast kommt aus heiterem Himmel wie Vergewaltigung, Raubmord durch Unbekannte oder ein weiteres Massaker, bei denen Eltern und Geschwister sterben, nur weil diese dem Ruf zur Flucht nicht folgen wollten. Auch Läuse sind eine dauernde Gefahr, denen u.a. mit Auskochen der Kleidung begegnet wird. Die Selbstbeschränkung und die gleichzeitige Brutalisierung des Umgangs ist enorm und Abtreibungen sowie Kriegsspiele der Kinder nur Symptome eines von Kollaboration und Angst getragenen Völkermords. Einzelne Juden in Ghettos denunzieren den Besatzern Juden auf Listen und schicken diese in den Tod, um bei Nazis "gut dazustehen". Die Gefahren lauern somit auf allen Seiten bis zur eigenen Familie, und die Panik ist - wie auch das Schweigen des Papstes und das Schweigen Amerikas bis 1944 - für heutige Verhältnisse nicht nachvollziehbar.

Ab 1943 beschliessen die Partisanengruppen gegen die Machthaber eskalierende Vorhaben. Inzwischen legen russische Partisanen in den Wäldern erste verborgene Landepisten an. Die Anschläge auf Telefon- leitungen, Eisenbahnlinien, Brücken und die Ernte etc. haben Razzien in den Wäldern und dementsprechend auf der Seite der Partisanen lange erschöpfende Wanderungen oder den Tod im Kampf zur Folge. Höhepunkt ist die Razzia im Nalibocka-Wald vom 1.August 1943 von 20.000 deutschen Soldaten gegen russisch-weissrussische, jüdische und polnische Partisanen gleichzeitig. Durch bauchhohen Sumpf rettet sich die Bielski-Einheit auf eine Insel, die für ortsfremde Soldaten unerreichbar ist. Auf der ganzen Flucht erleidet die Gruppe nur einen Verlust, während die mit den Russen kooperierenden, aber eigentlich national gesinnten, polnischen Partisanen unter hohen Verlusten die deutsche Umzingelung durchbrechen. Nach zehn Tagen Kampf haben deutsche Truppen 17 Dörfer zerstört, um den Partisanen die Schlupfwinkel zu nehmen, und 20.000 Dorfbewohner zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert.

Stalin bringt nun die russischen Partisanen unter eine noch straffere Führung und Eigenwilligkeiten werden "beseitigt". Die Bielski-Einheit wird mit ihrer Nischenproduktion - der Bäckerei und den kleinen Handwerksbe- trieben wie Schumacherei, Schneiderei, Gerberei und Waffenreparaturwerkstatt - zum vielbewunderten Dienstleistungszentrum der ganzen Partisanenregion. Das Schtetl "Bielsk" bekommt so aber auch - für Partisanen völlig atypische - gesellschaftliche Probleme einer gesellschaftlichen Schichtung mit eingeschlossen Betrügereien, Intrigen, Neid und Alkohol. Angriffe auf den Bielski-Clan innerhalb der Bielski-Einheit ergänzen das Bild. Die "Jagd auf Deutsche" als patriotische Tat verführt schliesslich trotz Appellen zur Zurückhaltung zur Unachtsamkeit in der Bewachung des Schtetls und hat einen deutschen Überfall zur Folge, der in Kooperation mit russischen Partisanen zwar gerächt wird, aber doch zweistellige Verluste mit sich bringt. Die Rote Armee fordert schliesslich nach ihrer Ankunft am selben Tag - dem 9.Juli 1944 - die Zerstörung des Schtetls innert 24 Stunden, um jedem Wirken antikommunistischer Guerilla vorzubeugen. Eine Diktatur löst die andere ab.

Nach dem letzten mehrtägigen Marsch nach Nowogródek muss die Bielski-Einheit feststellen, dass die Stadt zwar von den Deutschen verlassen, dass die jüdischen Häuser jedoch von neuen Bewohnern eingenommen sind. Zudem ist der Krieg noch nicht zu Ende. Tuvia Bielski wird nach der Auflösung der jüdischen Partisanen durch Rachsüchtige bei russischen Kommandanten verleumdet und flüchtet mit seinem Bruder Zus nach Rumänien und Palästina. Viele der Bielski-Kämpfer werden nach der Ankunft in Nowogródek noch an der Front eingesetzt und verlieren im Kampffieber ihr Leben. Schliesslich gelangen Zus und Tuvia Bielski beide in die "USA". Letzterer hat mit umsichtiger und taktisch weitsichtiger Führung - quasi als Bürgermeister - das fertiggebracht, was vielen Menschen im Zweiten Weltkrieg nicht gelungen ist: 1200 Juden zu retten und selbst zu überleben, bei einer Verlustquote von 5 %, der niedrigsten Quote aller Partisaneneinheiten überhaupt. Diesen Erfolg von Gewaltlosigkeit häufiger zu nennen würde der Geschichtsschreibung der heutigen Zeit wohl gut anstehen.

Das Thema ist von den deutschen Medien kaum aufgearbeitet. Auch detailliertes Kartenmaterial über Weissrussland ist bis heute - trotz aller Brisanz des Themas - nur mit grosser Mühe erhältlich. Was bei Tec fehlt, sind Zahlenangaben über jüdische Opfer für ganz Weissrussland und Angaben über weitere Deportationen europäischer Juden nach Weissrussland. Wenn Zahlenangaben vorhanden sind, ist auch leider keine Quelle angegeben. Weitere Forschung wird die Aufgabe haben, die Massengräber und Deportationen zu lokalisieren und die Totenzahlen bei den verschiedenen Bevölkerungsgruppen genau festzustellen. Bei den Massenexekutionen hat die weissrussische, polnische oder litauische Bevölkerung zugeschaut oder willig kollaboriert. Wie das möglich war, ist Gegenstand neuester Recherche, z.B. in Chiari: Alltag hinter der Front, 1998. Tec zeigt uns dafür die psychischen Einzelheiten, Hoffnungen und Ängste zwischen Ghetto und Wald, die sonst oft vernachlässigt sind. Bielski beweist uns, dass Friedenswille nicht von akademischer Bildung abhängt. So wünscht man sich mehr Bielskis auf der Welt, und viele bleiben uns wahrscheinlich verborgen, weil von ihnen nie berichtet wird.

Michael Palomino, November 2000 / März 2005


Chronologie

15. Jh.
Weissrussland: erste Erwähnung von Juden
Die Juden sind Händler oder Handwerker. Jüdische Bauern betreiben nebendran für den Lebensunterhalt noch ein Handwerk. Weissrussen sind Kleinpächter und pflegen kein Handwerk (S.20).

1793
Polen-Weissrussland: 2.Teilung
Das westliche Weissrussland wird russisch besetzt und durch die Zarenherrschaft ausgebeutet (S.20,31).

ab 1900
Ostpolen/West-Weissrussland/Stankiewicze: wird zum Schnittpunkt von 5 Kulturen
Im Dorf Stankiewicze im Westen Weissrusslands zwischen Lida und Nowogródek lebt die jüdische Bauernfamilie Bielski (S.16).

Die Region ist Schnittpunkt der weissrussischen, deutschen, russischen, polnischen und jüdischen Kultur. Die jüdische Bauernfamilie Bielski kommt durch den Besitz einer kleinen Mühle mit vielen Kunden in Kontakt, die meist keine Juden sind (S.21).

Rivalität ergibt sich nur mit einem Nachbarsbauern, der auf Bielskis Land immer wieder einen Streifen Gras wegmäht (S.21-22).

1906
Ostpolen/West-Weissrussland/Stankiewicze: Geburt von Tuvia Bielski als zweites Kind - Grossfamilie - Bauernhof und auffallende Gesundheit
(S.17); Aufwachsen von Tuvia in grosser jüdischer Familie mit 12 Kindern, 10 Söhnen und 2 Töchtern, darunter Bruder Asael zwei Jahre jünger und Bruder Zus 6 Jahre jünger. Ein Sohn stirbt als Kleinkind, sonst überleben alle und sind sehr gesund. Im Sommer dient die Scheune als zusätzlicher Schlafplatz (S.17).

Aufwachsen ohne Strom, keine gepflasterten Wege, Verschlammung der Wege bei Regen, frei herumlaufendes Vieh, separate WC-Hütte, keine Wasserleitung, Wasser aus dem Dorfbach.
In Stankiewicze leben 6 Familien, wovon die Bielskis die einzige jüdische Familie sind, die anderen sind weissrussische Bauern (S.16).

Die Bielskis betreiben Ackerbau und Viehzucht. Die Mühle am Bach ergibt ein Zusatzeinkommen. Das Bauernhaus besteht aus zwei Räumen, wovon ein Raum mit Feuerstelle (S.17).

Die Religion bestimmt den Wochenablauf, am Freitagabend wird in Gemeinschaft eine Kerze angezündet, am Samstag ist Besuchstag (S.19).

Die Hierarchie unter den Kindern ist abgestuft, so dass der grösste Bruder die jüngeren Brüder beherrscht. Bei den Eltern gelten Söhne mehr als Töchter, so dass Söhne ihren Willen bei den Eltern eher durchsetzen können und die Töchter oft zurückbleiben (S.19).

Die Familie fällt auf durch gesundes Aussehen und gesundes Leben, was allen Vorurteilen gegenüber Juden widerspricht. Zudem sind sie Bauern, innerhalb der Juden im Polen von 1921-1939 eine Minderheit von weniger als 10 % (S.20).

1912 ca.
Stankiewicze: Tuvia Bielski besucht die Toraschule in Nowogródek bei Rabbi Jezel
(S.18)

ab 1914/1915
West-Weissrussland: deutsche Besetzung - Tuvia lernt Deutsch bei Soldaten
Tuvia Bielski lernt bei den im Dorf Stankiewicze stationierten deutschen Soldaten die deutsche Sprache, statt auf dem Feld zu helfen. Deutsche Soldaten schenken ihm Lebensmittel und Zigaretten für den Vater. Am Ende kann Tuvia gut Deutsch und behält die Sprache bis an sein Lebensende (S.18).

1918/1919
Polen: Vertrag von Versailles: Polens "Wiedergeburt": Polen beginnen mit Diskriminierung der Weissrussen
"Wiedergeburt" Polens (S.12).

nicht erwähnt:
Die verbotene "Nationale Geburt" der arabischen Staaten und keine "Wiedergeburt" Israels
Die arabische Welt fällt unter französisches und englisches Mandat, so dass die nationalen arabischen Bewegungen zum Teil im Bombenhagel unterdrückt werden. Für die jüdische Weltbevölkerung wird keine Lösung gefunden. England als Mandatsmacht Palästinas will weder den Nationalismus der Palästinenser noch den der Juden verwirklicht sehen (in: Haarmann: Geschichte der arabischen Welt.

1920
nicht erwähnt:
Polnische Invasion in der Ukraine mit Festfeier in Kiew
Die Rote Armee eint sich und kann die Polen zurückschlagen. Französische Armeen müssen Polen beistehen und bringen an der Weichsel die Rote Armee zu Stehen. Die Rote Armee reisst endgültig die Initiative an sich. Demokratische Einrichtungen haben in der Sowjetunion ab sofort keine Chance mehr.

1920
Stankiewicze: Tuvia Bielski kann aus finanziellen Gründen nicht mehr in die Schule
weil das Familienbüdget nicht ausreicht (S.18).

18.3.1921
Vertrag von Riga: Ostpolen/West-Weissrussland: fällt an Polen, mit weissrussischer Bevölkerung - Polen diskriminieren Weissrussen
(S.31); Das westliche Weissrussland wird polnisch (S.20) und die polnisch-weissrussische Grenze liegt kurz vor Minsk (S.12).
Die Polen verschaffen sich alle sozialen und wirtschaftlichen Vorteile durch Diskriminierung der Weissrussen (S.31) und werden zur privilegierten Minderheit der "Intelligenz": Schulleiter, Regierungsbeamte, Klerus und Adel. Juden werden mit Antisemitismus angefeindet, aber akzeptiert. Im Zentrum Polens selbst herrscht ein sehr starker Antisemitismus (S.20).

Polen: Ober- und Handelsschulen sind nur für die Oberschicht erschwinglich
womit Weissrussen in der Regel von allen höheren Schulen ausgeschlossen sind (S.38).

Polen-Litauen: Volksabstimmung in Wilna: 64 % für Polen - polnische Besetzung von Wilna
(S.38-39)

frühe 1920er Jahre
Stankiewicze: Sohn Chaim Velvel und Nathan Bielski wandern in die "USA" aus
Der älteste Sohn, Chaim Velvel Bielski, verlässt Stankiewicze und wandert in die "USA" aus, schliesslich auch Bruder Nathan. Damit wird Tuvia der Älteste unter den Brüdern und hat das Sagen (S.22).

1923
Polen-Völkerbund: offizielle Anerkennung der polnischen Annexion Wilnas
(S.39)

nicht erwähnt:
Entwicklung der Ölwirtschaft in der arabischen Welt: England und die "USA"
Englische und amerikanische Firmen beginnen, auf der arabischen Halbinsel Ölkonzessionen zu kaufen. Die herrschenden arabischen Familien wittern - nach dem Verlust des Zwischenhandels durch den Suezkanal 1868 - neuen Reichtum und lassen die Firmen gewähren. Die englische und die rassistische weiss- amerikanische Oberschicht beginnen durch das Ölgeschäft, unermesslichen Reichtum anzuhäufen.
(in: Haarmann: Geschichte der arabischen Welt)

Dies erweckt den Neid der anderen europäischen Staaten, insbesondere in den rechten Bewegungen Mitteleuropas und in Deutschland. Die Zionisten, die weiter auf einen eigenen jüdischen Staat pochen, haben das Nachsehen, weil vor allem England die Beziehungen zu den Arabern immer als Grund gegen eine Israel-Gründung vorschiebt. Kompromisse werden nicht diskutiert. Deswegen wenden sich die Zionisten - statt abzuwarten oder Kompromisse auszuarbeiten - an alle möglichen Schutzmächte, auch Diktatoren.
(in: Benjamin Pinkus: The Soviet Government and The Jews)

1927
Polen: Tuvia Bielski: Einzug in die polnische Armee - Antisemitismus
wird ausgezeichneter Scharfschütze, wird aber aufgrund der antisemitischen Diskriminierung nur bis zum Obergefreiten befördert. Tuvia muss auch Beleidigungen über sich ergehen lassen, wogegen er sich wehrt (S.22). Tuvia begeht dabei grobe Körperverletzung (S.22-23), behauptet gleichzeitig, dass er "polnischer Staatsbürger" sei. Schlussendlich wird der Fall "zu den Akten" gelegt. Tuvia wird bei Christen wegen seiner Sprachkenntnisse beliebt (S.23).

1928 ca.
Stankiewicze: Rückkehr Tuvias aus der Armee, mietet eine zweite Mühle - Geldheirat mit Rifka in Subotniki
Tuvia Bielski versucht in Nowogródek eine Geldheirat durch einen jüdischen Heiratsvermittler (schadchen) (S.23) und heiratet Rifka, Laden- und Hausbesitzerin aus Subotniki (S.23). Sie ist 8-15 Jahre älter als er, untersetzt, aber intelligent. Tuvia Bielski lebt sich in Subotniki ein, pflegt seine Beziehungen (S.24), verkehrt mit christlichen Polen und Weissrussen, liest viel, hat eine polnische und eine jiddische Zeitung abboniert (S.25).

ab 1929
Stankiewicze: Bielski-Sohn Asael, 21, wird Ältester und hat unter den Söhnen das Sagen - Heirat der Bielski-Tochter Tajba - die Familie des Mannes, Avremale, Tochter Chaja, Hilfe für Asael Bielski von Chaja - Zus Bielski in Nowogródek mit Cyril Borowski
Asael besitzt die intelligente Neugier seines Bruders Tuvia nicht. Er ist tief mit der ländlichen Umgebung verwurzelt, pflegt auch Verbindungen zu Weissrussen (S.26).

Heirat der schönen Bielski-Tochter Tajba in die Oberschicht mit dem angeblich beschränkten Mann
Avremale (S.26). Die Familie hat eine grosse Mühle, hat von Polen grossen Landbesitz gekauft, muss aber mit angestellten Landarbeitern arbeiten, die in einem 12-Stunden-Tag mit nur 2 Zloty Lohn dahinvegetieren. Dies bringt Tochter Chaja dazu, mit den Kommunisten gegen den Vater und das Unternehmertum zu agitieren (S.27). Chaja, mit höherem Schulabschluss, leistet armen Bauern Hilfsdienste, die Bürokratie zu überwinden, u.a. auch der Bielski-Familie, weil der Vater krank ist und der Sohn Asael die Buchhaltung nicht beherrscht (S.26).

Wegen Agitation wird Chaja angeklagt, kommt durch Bestechung durch die reichen Eltern aber wieder frei und wird in einem Dorf bei Stankiewicze unter Hausarrest gestellt. Die Familie Bielski wird einzige Abwechslung für Chaja. Gleichzeitig verhandelt Asael Bielski mit Avremale um die Mitgift des Mannes für die Frau Tajba. Asael, in Chaja verliebt, erwähnt als Scherz, dass er Chaja als Mitgift haben wolle (S.28).

Bruder Zus Bielski zieht für die Jüdin Cyril Borowski nach Nowogródek und heiratet sie später. Schwester Estelle Bielski wird in Wilna Buchhalterin (S.29).

ab 1929
nicht erwähnt:
Weltwirtschaftskrise in den kapitalistischen Weststaaten durch Zusammenbruch der Börse in New York
Damit wächst die Armut und die Anfälligkeit der Demokratie gegenüber der Diktatur. Radikalität und pauschale Schuldzuweisungen nehmen allgemein zu. Hitler und andere Radikale wittern ihre Chance, genauso wie die weltweit von Moskau aus organisierten kommunistischen Parteien, die eine Weltherrschaft anstreben.

1933
nicht erwähnt:
Wahl Hitlers und Roosevelts zu Staatsführern - Wirtschaftswachstum - Rassismus und Antisemitismus
Hitler in Deutschland und Roosevelt in den "USA" werden beide in kurzem Abstand nacheinander gewählt und gelten als Hoffnungsträger der westlichen Welt, um die Weltwirtschaftskrise zu überwinden.
(in: New York Times)

In der Folge entwickelt Hitler einen Antisemitismus in Deutschland analog dem Rassismus in den "USA" gegen die Schwarzen.
(in: Hitler: Mein Kampf)

Beide Führer bringen die Wirtschaften in Schwung und versprechen der Welt eine friedliche Entwicklung. Rassismus gegen Schwarze wird allgemein hingenommen, der Antisemitismus in Deutschland bekommt heftige jüdisch-propagandistische Gegenwehr, vor allem aus den "USA". Die jüdische Auswanderung aus Deutschland nach Israel und den "USA" nimmt zu.
(in: New York Times, Daily Telegraph)

Ein deutsches, mit geraubten Mitteln ausgestattetes, Förderprogramm hilft beim Aufbau Israels.
(Ingrid Weckert: Feuerzeichen)

Gleichzeitig aber verleumdet er alle Juden der Welt der "Weltverschwörung".
(Mein Kampf)

Roosevelt und Hitler gelingt es, grosses Wirtschaftswachstum aufzubauen und Arbeitslosigkeit zu senken. Die Hitler-Regierung, die nur mit 48 % gewählt wurde, und der rechtsradikale Apparat arbeiten fieberhaft an der Aufrüstung gegen den Kommunismus für ein "1000-jähriges Reich". Warnungen in Europa nützen nichts. Die Demokratie als Staatsform wird immer mehr von Diktaturen abgelöst.
(Churchill: Von Krieg zu Krieg)

Innere deutsche Opposition wird mittels Konzentrationslagern analog dem russischen Gulag-System, mit Dahinsiechen am Nahrungsminimum, mit Folterungen oder Tötungen erstickt.
(z.B. in: Neue Zürcher Zeitung, 30.10.1997, S.20)

13.3.1938
nicht erwähnt:
Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland
Damit ist die Befriedigung des deutsch-österreichischen Nationalismus aber noch nicht abgeschlossen. Die Sudetengebiete, die seit 1919 von Österreich abgetrennt sind, stehen weiter auf Hitlers und in vielen österreichischen oberen Kreisen auf der Traktandenliste.

Sommer 1938
nicht erwähnt:
Konferenz von Evian
über die jüdische Weltbevölkerung. Keine Einigung, wie die Auswanderung der deutschen Juden bewerkstelligt werden soll. Alle Länder der Welt wollen keine grossen Aufnahmekontingente für Juden bewilligen, auch die "USA" nicht.
(in: Ingrid Weckert: Feuerzeichen)

29.9.1938
nicht erwähnt:
München: Konferenz von München
Deutschlands Hitler-Regierung, Englands Chamberlain-Regierung, Daladier und Mussolini entscheiden über die CSSR, dass die sudetendeutschen Gebiete Deutschland zu unterstellen seien. Die Sowjetunion wird nicht einmal konsultiert.

1.10.1938
nicht erwähnt:
Deutschland: Besetzung der sudetendeutschen Gebiete
Der deutsch-sudetische Nationalismus, der sich seit 1918 seit der Niederlage Österreichs erniedrigt sah, wird befriedigt. Hitler gilt in den "USA" bei der Zeitschrift "Newsweek" als "Mann des Jahres". Hitlers Täuschung ist perfekt und Stalins Regierung hat allen Grund, die nazistische Bedrohung langsam ernst zu nehmen und kommt als einziger Verbündeter der Verpflichtung nach, der CSSR-Regierung zumindest mit Waffenlieferungen zu helfen.

1938
Subotniki: Zeitungsartikel über die nationalsozialistische Gefahr von Albert Einstein: "Im Schatten des Todes"
(S.25), aber Tuvia Bielski hat keine Auswanderungspläne (S.26).




1939

Anfang 1939
Weissrussland/Iwje: Ungefähr 4000 Juden
(S.150)
Weissrussland/Lida: 9000 Juden
(S.160)
Weissrussland/Nowogródek: Ungefähr 6000 Juden
(S.160)

16.3.1939
nicht erwähnt:
CSSR: Besetzung der Rest-Tschechoslowakei durch deutsche Truppen
Hitler kann riesige Mengen an Kriegsmaterial übernehmen und zum Teil den Staatsschatz plündern. Hitlers Politik erweist sich zum ersten Mal als anderen Nationen schädlich gesinnt. England schliesst mit Polen und weiteren Ländern Schutzverträge ab.

März-August 1939
nicht erwähnt:
Polens Wankelpolitik gegenüber Hitler und Stalin
Die polnische Regierung kann sich nicht entscheiden, ob sie mit Hitler gegen Russland oder mit Russland gegen Hitler kämpfen will. Ein halbes Jahr lang verstreicht ungenutzt und ohne Entscheid, bis die Grossmächte eigenmächtig Polen "aufteilen".
(in: Valentin Falin: Zweite Front)

August 1939
Sowjetunion/Deutschland: Molotov-Ribbentropp-Pakt
mit Beschluss zur Aufteilung Polens und weitere Besetzungen für beide Seiten.

nicht erwähnt:
Der Teilungsplan wird in englischen und "US"-amerikanischen Diplomatenkreisen über russische Diplomaten sofort bekannt
In Japan, dem mit Hitler am meisten gegen Russland verbündeten Land, löst der Hitler-Stalin-Pakt eine Regierungskrise und Orientierungslosigkeit aus. Erklärungen Hitlers, dass seine ganze Politik gegen Russland gerichtet sei, finden in Japan keinen Glauben mehr. Somit beginnt die japanische Politik, eigene Wege zu gehen und einen Eroberungsplan nach Süden auszuarbeiten.
(in: Valentin Falin: Zweite Front)

nicht erwähnt:
Russlands Stalin-Regierung arbeitet dem deutschen Antisemitismus in die Hände
Russland liefert ab sofort Deutschland Flüchtlinge aus, darunter viele Juden, die vor dem Hitler-Regime geflohen waren.
(in: Benjamin Pinkus: The Soviet Government and the Jews, S.82)

September 1939
nicht erwähnt:
Polenfeldzug unter Hitlers Kommando - Stalin wartet
Stalin wartet mehr als zwei Wochen zu. Französische Gerüchte berichten von einer angeblichen französischen Invasion im Westen bis tief in den Schwarzwald. Deswegen glauben die polnischen Truppen an einen Abzug der deutschen Truppen und kämpfen weiter, aber umsonst. Tausende Polen sterben deswegen im falschen Glauben, dass Deutschland von Westen angegriffen sei. Und Mitte September gilt Stalins Einmarsch als "Befreiung".
(in: Nicolaus von Below: Als Hitlers Adjutant, S.207)

17.9.1939
nicht erwähnt:
Ostpolen: Besetzung durch russische Truppen erst ab 17.9.1939
Die Russen gelten nun als Befreier und Schützer vor dem Nazismus. Frankreich und England greifen gegen die deutsche Aggression gegen Polen nicht ein, sondern warten trotz Kriegserklärung weiter ab. Die "USA" geben sich "neutral".
(in: Nicolaus von Below: Als Hitlers Adjutant).

20.9.1939 ca.
Ostpolen/West-Weissrussland/Stankiewicze: russische Besetzung mit Jubel - die Polen und die polnische Regierung sind "verraten"
Tec:
"Die Russen marschierten ein. Die Luft war erfüllt von Begeisterungsrufen, Lachen und Händeklatschen. Die Menge hiess die Rote Armee mit Beifall und Blumen willkommen. Die sowjetischen Soldaten, ob zu Fuss oder in Militärfahrzeugen, schienen überrascht, wenn nicht gar verlegen, angesichts der stürmischen Begrüssung. Einige lächelten, andere winkten zaghaft. Die meisten blickten einfach stur geradeaus, als sie die Schlangen erregter Menschen passierten. Einen solchen Empfang hatten die Russen nicht erwartet." (S.30)

Die Polen freuen sich dagegen gar nicht:

-- die polnische Regierung wertet den Einmarsch als "feindlichen Akt", mehr als die Hälfte Polens kommt unter russischen Einfluss

-- die Polen bleiben der Willkommenszeremonie fern, verurteilen den Beifall (S.30)

kritisieren v.a. die jüdische Bevölkerung, beschuldigen sie der kommunistischen Kollaboration und des Vertrauensbruchs

-- die Juden begrüssen die Russen als Schutz vor Hitlers antisemitischer Politik.

Tec:
"Die Juden hiessen die Rote Armee allerdings aus ganz anderen Gründen willkommen. Die russischen Truppen bewahrten sie vor den lebensbedrohenden Folgen einer möglichen deutschen Invasion. die Juden begrüssten die Sowjets als ihre Beschützer." (S.31)

-- die Weissrussen jubeln auch, aber weniger, denn sie haben kaum Nationalstolz bewahrt.

Tec:
"Da die Weissrussen weder ein ausgeprägtes Nationalbewusstsein besassen, noch besonders stolz auf ihre polnische Staatsbürgerschaft waren, begrüssten sie die sowjetische Machtübernahme." (S.31)

ab Oktober 1939
Litauen: wird zum "neutralen Staat" - russische Stützpunkte
Wilna: wird zu Litauen zugeschlagen. Dafür wird Litauen zur Einrichtung russischer Militärstützpunkte gezwungen. Die Annexion ist im Hitler-Stalin-Pakt vom August 1939 schon vereinbart (S.38).

Ostpolen/West-Weissrussland: Privilegien an Weissrussen - Deportation von Führungsschichten nach Sibirien: Polen, Weissrussen und Juden
Die Weissrussen sind für die Russen durch ihren kaum vorhandenen Nationalstolz leicht zu regieren und empfangen dafür Privilegien. Die Polen sind schlecht zu regieren und werden enthoben (S.31).

Viele Weissrussen melden sich freiwillig zur Roten Armee oder kooperieren mit der kommunistischen Verwaltung (S.43).

Stalin umwirbt die Weissrussen gegenüber den Polen, versucht, durch Einführung einer Scheindemokratie Einfluss zu gewinnen. Die russischen Kommandos erlassen immer neue Gesetze, die als Vergünstigungen gepriesen werden, obwohl sie Beschränkungen bringen. In Abstimmungen, die unter Wahlpflicht abgehalten werden, ist eine grosse Mehrheit immer russlandfreundlich (S.32).

Stalin lässt die polnische Führungsschicht und andere Führungsschichten durch Deportation nach Sibirien politisch eliminieren. Aus Ostpolen/West-Weissrussland sind es
insgesamt 1,5 Mio. Menschen, davon nach Schätzungen
50 % Polen, also 750.000
30 % Weissrussen, also 450.000
20 % Juden, also 300.000, vor allem Zionisten und führende jüdische Repräsentanten (S.32).

Tec:
"[...] 1,5 Millionen [...] Nach Schätzungen handelte es sich dabei zu 50 % um Polen, zu ungefähr 30 % um Weissrussen und Ukrainer und zu 20 % um Juden [...] Die Verfolgung von Juden wurde von den Sowjets zwar selektiver durchgeführt, nahm jedoch während der Besatzungszeit konstant zu. Von Beginn an erklärten die Russen die zionistische Bewegung zur verbotenen politischen Organisation. Diesem Schritt folgten willkürliche Verhaftungen von führenden jüdischen Persönlichkeiten, ohne Rücksicht darauf, ob es sich bei den Betroffenen tatsächlich um Zionisten handelte oder nicht." (S.32)

Zusätzliche Massnahmen gegen Juden in West-Weissrussland:
-- jüdische Gemeindezentren werden alle geschlossen, egal ob zionistisch oder nicht
-- jüdische Geschäftsleute werden als "politisch unerwünscht" eingestuft
-- die jüdischen Geschäftsführer werden alle als "bourgeoise Kapitalisten" abgestempelt und im schlimmsten Fall nach Sibirien deportiert (S.33).

Das Argument für die Deportierung und die Schliessung der jüdischen Einrichtungen wird mit der "politischen Notwendigkeit" gegen die Bourgeoisie begründet. Offiziell werden sie nicht wegen ihrer Zugehörigkeit zum Judentum deportiert, aber nicht alle Juden der Oberschicht werden deportiert. Viele Juden profitieren sogar vom Machtwechsel (S.37).

Ostpolen/West-Weissrussland: Die Einrichtung des kommunistischen Systems: "Gleichheit für alle" - das Verschweigen der Hitler-Greueltaten an Juden in Westpolen
Die Lebensbedingungen sollen für alle gleich werden und verbessert werden, so die russische Propaganda. Gleichzeitig erhalten aber die Weissrussen Privilegien (S.37).

Tec:
"Die Kommunisten traten mit dem Anspruch an, die Lebensbedingungen aller Unterprivilegierten, egal welcher Volkszugehörigkeit, zu verbessern. In der Praxis zählten zu den Begünstigten allerdings fast ausschliesslich Weissrussen, einige wenige Juden, aber so gut wie keine Polen. Teilweise lag dies an der traditionellen russisch-polnischen Feindschaft, teilweise aber auch daran, dass der Lebensstandard der meisten in Weissrussland wohnenden Polen gesellschaftlich wie wirtschaftlich relativ hoch war." (S.37)

Das kommunistische Reformprogramm kommt der Bielski-Familie sehr zugute, denn viele Verarmte erhalten neue Anstellungen in staatlichen Betrieben:
-- Zus Bielski erhält eine gut bezahlte Stelle in der Verwaltung von Nowogródek
-- Asael Bielski bekommt einen Sitz in der neu gegründeten Ratsversammlung von Stankiewicze (S.37)
-- Einführen kostenloser Bildung für alle Unterprivilegierten, was für viele Juden mit ihrem traditionellen hohen Bildungsgrad sehr positiv ist
-- die Juden fühlen sich im russisch besetzten Teil Polens/West-Weissrussland sehr emanzipiert
-- gleichzeitig verschweigt die russische Militärführung die Greuel der Hitler-Truppen in Westpolen, angeblich aus Rücksicht auf den Paktvertrag von August 1938 (S.38).

[Stalin rechnet entweder nicht mit einem Angriff oder wartet scheinbar nur darauf, dass von Hitler die jüdische Bevölkerung in Massen umgebracht werden wird].

ab Ende Oktober 1939 ca.
Ostpolen/West-Weissrussland: Ankunft jüdischer Flüchtlinge aus Westpolen, Berichte über die Greueltaten der Hitler-Truppen - Ziel Wilna und Auswanderung
(S.38)

[schätzungsweise 300.000; in: Chiari: Alltag hinter der Front. 1998, S.234].

Ziel der Flüchtlinge ist das neutrale Wilna, das "Tor zur Freiheit" wo Juden ein Visum für neue Aufnahmeländer erhalten können:
- britisches Visum nach Palästina
- oder ein Visum nach Curaçao oder Costa Rica
- oder ein Visum nach Japan durch Konsul Sugihara, der 6000 3-Wochen-Visas für Japan ausstellt und bei Bekanntwerden seiner Aktion von seinem Posten suspendiert wird (S.39).

ab Dezember 1939 ca.
Ostpolen/West-Weissrussland: Deportationen nach Sibirien: Desillusion bei den Juden - Identitätswechsel
Infolge der Gerüchte um Deportation nach Sibirien ziehen viele jüdische Kaufleute in andere Städte und tun sich falsche Namen zu, "wo sie unter falscher Identität unbehelligt leben konnten."
Bei der jüdischen Bevölkerung kommt es zu einer völligen Desillusion über die russische Besatzung. Chaja trennt sich vom Kommunismus (S.33).

Flucht von Tuvia Bielski nach Lida, Liebesaffaire mit Sonia Ticktin und Scheidung von Rifka in Subotniki
Tuvia Bielski flüchtet nach Lida, seine Frau Rifka aber bleibt in Subotniki, weigert sich, Haus und Laden zu verlassen. Tuvia wird in Lida mit Hilfe eines weissrussischen Freundes Geschäftsführer eines Zuliefererbetriebs einer Eisengiesserei und macht Bekanntschaft mit dem jüdischen Geschäftsmann Alter Ticktin, ebenfalls ein Untergetauchter, sehr wohlhabend, aus Grudek, mit zwei Kindern, die Privatschulen besuchen (S.33) und das Leben mit Gouvernanten und Dienerinnen geniessen. Seine Frau ist vor einem Jahr gestorben, so dass er sich mit einer neuen Frau Regina Meitis einlässt, die einen eigenen Sohn und noch zwei Schwestern hat (S.34).

Mit einer der Schwestern, Sonia Meitis, beginnt Tuvia Bielski ein Liebesverhältnis. Die Tochter von Alter Ticktin, Lilka Ticktin, rebelliert gegen die neue Frau des Vaters Regina und kann sich in Lida nur schwer einleben, hat eine gute Freundin, die die Tochter der Wirtsfamilie von Tuvia Bielski ist (S.34).

In der Folge bittet Tuvia Bielski seine Frau in Subotniki um Scheidung, da die Ehe kinderlos geblieben sei (S.36). Nach jüdischem Recht steht ihm somit die Scheidung zu (S.37).

nicht erwähnt:
Palästina als Endpunkt einer projektierten Ölpipeline - Palästinenser befürchten Versklavung
Der projektierte Endpunkt einer Ölpipeline zwischen dem Irak und Haifa bringt auch den Bau einer Raffinerie und neue Arbeitsplätze mit den dazugehörigen Steuereinnahmen mit sich. Im Falle der Realisierung eines unabhängigen, jüdischen Israel-Staates fürchtet die palästinensische Seite, vom Ölgeschäft in Haifa ausgeschlossen zu werden. In der nächsten Zeit werden weiter keine Kompromisse diskutiert. Der Terror nimmt zu (in: Haarmann: Geschichte der arabischen Welt).



1940

nicht erwähnt:
-- Finnlandkrieg: Die Rote Armee verliert und die ganze Welt meint, Russland sei leicht zu besiegen
-- deutsche Besetzung Norwegen
-- deutsche Besetzung Belgien, Luxemburg, Niederlande
-- die "USA" bleiben "neutral"

Sommer 1940
Litauen: russische Annexion als Kompensation für Hitlers Frankreich-Besetzung - eingeschlossene Juden - die Juden in Ostpolen glauben die Greuel der Hitler-Truppen in Westpolen nicht
Litauen geht durch die russische Annexion für die Juden als neutrales Zufluchtsland verloren (S.39).
Schliessung der Grenzübergänge. Die jüdischen Flüchtlinge aus Westpolen bleiben in Ostpolen/West-Weissrussland eingeschlossen, können mittels Bestechung der russischen Behörden Aufnahme und Registrierung finden, z.B. Moshe Bairach und sechs seiner jugendlichen Kollegen.
Die Zustände in Westpolen unter der Hitler-Herrschaft werden bekannt.

Tec:
"Durch den zunehmenden Flüchtlingsstrom drangen Nachrichten aus dem anderen Teil des Landes bis in die entlegensten Dörfer vor." (S.40)

[und die weissrussische Bevölkerung war auch informiert? scheinbar keine Gegenwehr oder Vorbereitung]

Flüchtling Dora aus Warschau kommt bei Familie Bielski in Stankiewicze unter, schildert immerfort die Greueltaten der Nazis. Die Juden in Ostpolen/West-Weissrussland spalten sich, glauben die Berichte oder wiegeln ab (S.40).

1940/1941?
Ostpolen/Weissrussland: Verschleppung der Familie von Raja Kaplinski nach Sibirien
von Stalin (S.14).




1941

Anfang 1941-1944
Polen: Nechama Tec überlebt als jüdisches Kind unter falschem Namen in einer christlichen Familie
(S.7)

13.April 1941
nicht erwähnt:
Japan-Sowjetunion: Nichtangriffspakt - Einkreisung der Sowjetunion ist verhindert - der international geplante Russlandfeldzug
Somit gelingt es Hitler nicht, die Sowjetunion von beiden Seiten her "in die Zange" zu nehmen. Eigentlich ist mit dem einseitigen Angriff gegen Russland die Niederlage bereits vorprogrammiert.
(in: Valentin Falin: Zweite Front)

Hitler bleibt mit einer Fülle international zusammengesetzter Truppen als Heerführer gegen die Sowjetunion allein. Von ganz Nord- bis Südeuropa werden Truppen beteiligt. Der amerikanische Autobauer Ford hat für Hitlers Feldzug extra neue Raupenfahrzeuge entwickelt.
(in: Der Spiegel: Artikel "Orden für Henry", 50/1998, S.184)

Ein schweizer Freiwilligenkorps, das sich auch am Feldzug gegen den Kommunismus beteiligen will, kann nur durch die Verfügung der schweizer Regierung gestoppt werden, um die "Neutralität" zu wahren. Gleichzeitig müssen aber schweizer Soldaten die Gotthard-Eisenbahnlinie bewachen, damit der Güterverkehr der "Achse" weiter reibungslos funktioniert.
(in: Markus Heiniger: Dreizehn Gründe. Warum die Schweiz im Zweiten Weltkrieg nicht erobert wurde)

Der Sieg gegen Moskau soll in 8-12 Wochen erfolgen.
(in: Valentin Falin: Zweite Front)

Da Hitlers Wahn keinen Widerspruch duldet, lässt er nach einem Aufstand Jugoslawien unterwerfen, was die Planung zum Russland-Feldzug um entscheidende zwei Monate zurückwirft. Gleichzeitig führt das Hitler-Regime einen Propagandafeldzug gegen den russischen "Untermenschen" gemäss der Auslesetheorie von Darwin,
(in: Joachim Fest: Hitler)

motiviert aus der Rache für den von Kommunisten verursachten Munitionsarbeiterstreik von 1918, der mit ein Faktor dafür war, dass Deutschland bei den "USA" um Frieden gebeten hatte, was dann den Versailler Vertrag herbeiführte.
(in: Hitler: Mein Kampf)

22.6.1941
Deutsche Invasion "Barbarossa" in Weissrussland - die russischen Divisionen zerfallen
Die Bevölkerung und die russischen Truppen in Ostpolen sind nicht vorbereitet. Die Rote Armee gibt sich
widersprechende oder gar keine Befehle, kein Gegenschlag möglich (S.40).

Weissrussland: Ganze russische Divisionen brechen auseinander, 100e sowjetische Soldaten fliehen in die Wälder, die grosse Mehrheit aber ergibt sich (S.112).

22.6.1941 ca.
Weissrussland: Weissrussische Pogrome an Juden
Durch den schnellen Abzug der Roten Armee entsteht ein allgemeines Chaos ohne Kommunikation, ein politisches Vakuum. Weissrussen begehen Pogrome an Juden.

Tec:
"In einigen Gemeinden entstand durch den überstürzten Rückzug der Sowjets ein politisches Vakuum Bereits vor der Ankunft der Deutschen wurden vielerorts Juden von ihren weissrussischen und polnischen Mitbürgern misshandelt und beraubt. Antisemitische Übergriffe und die pausenlose Bombardierung der Städte hatten zur Folge, dass sich viele Juden aus Sicherheitsgründen aufs Land zurückzogen." (S.44)

In der Folge ist das Bielski-Haus in Stankiewicze bald völlig überfüllt. Die Mühle dient als Schlafraum. Die Häuser müssen gegen antisemitische Übergriffe bewacht werden (S.44).

24.6.1941
West-Weissrussland/Nowogródek: Tuvia Bielski meldet sich freiwillig zur Mobilisierung - Zerstörung von Nowogródek
durch deutsche Luftangriffe, russisches Kommando flüchtet in den Wald, deutsche Flieger bombardieren angeblich auch den Wald, das russische Kommando gibt auf.
In der Folge flüchten Tuvia Bielski und seine Frau Sonia nach Stankiewicze ins Haus der Grossfamilie Bielski.

Russische Truppen bleiben ohne Befehlskoordination, zum Beispiel die Einheit von Asael und Zus Bielski. Es kommt zu grosser Frustration wegen langer vergeblicher Märsche. Beide kommen nach Stankiewicze zurück, waren in Einheiten, die überhaupt nicht gegen deutsche Soldaten gekämpft haben (S.41).

ab 24.6.1941
Weissrussland: Panik unter Juden - Weissrussen dürfen sich nach Russland absetzen, Juden nicht
In der Folge kommt es zu Panik unter den Juden. Viele Juden planen, sich dem Rückzug der Roten Armee anzuschliessen.

Tec:
"Während einige jüdische Soldaten noch vergeblich zu kämpfen versuchten, machte sich unter der jüdischen Zivilbevölkerung Panik angesichts des ungeordneten Rückzugs der Roten Armee breit. Das Chaos wurde allgemein als totale Kapitulation und als das Ende der UdSSR gedeutet. Nach dem lähmenden Anfangsschock realisierten die Juden sehr schnell, dass ihnen die Zeit davonlief. Selbst wenn sie bezweifelten, dass Pläne zur Vernichtung aller Juden existierten, war ihnen doch bewusst, dass sie sich unter deutscher Besatzung in permanenter Lebensgefahr befinden würden. So hielten es viele für sicherer, sich dem Rückzug der Roten Armee anzuschliessen." (S.43)

z. B. Estelle und Joshua Bielski.
Viele Familienangehörige verweigern aber die Gefolgschaft nach Russland, weil sie ihre Familienangehörigen nicht zurücklassen wollen. Die Familie von Riva Reich bleibt in Stolpce, weil Mutter und Vater schon die Flucht von 1918 erlebt haben und nicht ein zweites Mal eine Flucht erleben wollen.
Viele Juden treffen zudem auf völlig zerstörte Strassen, so dass die Flucht unmöglich wird (S.42).

Oder die deutsche Wehrmacht ist zu schnell und schliessen Juden ein. Die Juden, die es bis zur Grenze nach Russland schaffen werden zudem von den russischen Beamten abgewiesen!

Tec:
"Wer den Durchbruch zur russischen Grenze schaffte, wurde in der Regel spätestens dort gestoppt. Die Sowjets versuchten, den Zustrom jüdischer Flüchtlinge in die UdSSR zu unterbinden. Der Journalist Hersh Smolar, der als überzeugter Kommunist wegen verbotener politischer Agitation sieben Jahre in polnischen Gefängnissen einsass, macht Stalins Misstrauen gegenüber Ausländern für diese Politik verantwortlich. Sein Urteil lautet:
Die Russen waren Mörder. Sie befahlen den Juden, Schützengräben auszuheben und liessen sie dann dort zurück. Auch mir erging es so. Die Rote Armee rannte einfach davon, ohne uns mitzunehmen. Ich schickte einen Bericht darüber nach Moskau. Doch die Regierung unterdrückte diese Art von Meldungen.
Es schien, als begünstigten die Russen selbst bei ihrem ungeordneten Rückzug noch die Weissrussen." (S.43)

Alle Weissrussen, die sich nach Russland absetzen wollen, bekommen hierzu die Erlaubnis, scheinbar, weil sich viele Weissrussen ab Oktober 1939 freiwillig zur Roten Armee gemeldet oder in der Verwaltung tätig gewesen waren (S.43).

Tec:
"Mit Beginn des deutsch-russischen Krieges erhielten fast alle Weissrussen, die sich in die UdSSR absetzen wollten, die Genehmigung zur Einreise." (S.43)

Viele russische Soldaten kapitulieren, ergeben sich oder desertieren. Zahlenangaben existieren nicht. Tec:
"Angaben über die Zahl derer, die sich gezwungenermassen dem Feind ergaben und derer, die desertierten, existieren nicht." (S.43)

Der Grossteil der Desertierten verbirgt sich in den Wäldern und kommt später als Zivilist zurück (S.43).

ab 28.6.1941 ca.
Berlin: Bildung von Tötungskommandos aus SS-Mitgliedern und Wehrmacht
Die Kommandos sind die Nachhut der Invasionstruppen. Sie riegeln mit bereitwilliger Hilfe der einheimischen weissrussischen und polnischen Bevölkerung die jüdischen Bevölkerungszentren ab. Mitbeteiligt sind Wehrmachtteile und einheimische Kollaborateure. Als erstes soll die jüdische Elite ermordet werden (S.51).

Tec:
"Als die Deutschen im Sommer 1941 den russisch besetzten Teil Polens überfielen, hatte man in Berlin bereits mit der Durchführung der sogenannten Endlösung begonnen. Um den Prozess der Vernichtung aller Juden zu beschleunigen, wurden selbständig operierende Spezialeinheiten zusammengestellt. Diese 'Einsatzgruppen' bestanden aus 3000 gezielt für die Ermordung von Juden und anderen 'Feinden' des Reichs ausgebildeten SS-Angehörigen. Die Tötungskommandos bildeten die Nachhut der Invasionstruppen. Zu ihrer Strategie gehörte, jüdische Bevölkerungszentren hermetisch abzuriegeln, bevor den überraschten Opfern Zeit zur Flucht blieb. An den sich anschliessenden Massenexekutionen beteiligten sich auch Teile der Wehrmacht und einheimische Kollaborateure." (S.51)

30.6.1941 ca.
Weissrussland: Massenverhaftung von jüdischen Repräsentanten, u.a. in Stolpce
Irrtümlicherweise werden auch einige Christen verhaftet [oder Juden, die sich dann als Christen ausgeben], die wieder freigelassen werden. Massenerschiessungen im Wald, darunter auch der Mann von Riva Reich.
In der Folge schwört sich auch Riva Reich, sich zu verstecken, und landet schlussendlich bei der Bielski-Einheit im Wald (S.49).

1.7.1941
Stankiewicze: deutsche Besetzung - Befehl des Verlassens für Nicht-Ansässige
Deutscher Offiziersbefehl, dass alle Juden, die keine ständige Einwohner von Stankiewicze seien (S.44), das Dorf innert 15 Minuten zu verlassen hätten, sonst würden sie erschossen (S.45).

Anfang Juli 1941
Nowogródek: Öffentliche Massenexekution von 50 Juden
die meisten davon jüdische Geschäftsleute, in 5 Reihen zu 10 Leuten (S.51).

Tec:
"Zus Bielski erinnert sich [...] Zunächst nahm er nur die Unruhe der aus allen Richtungen zusamenströmenden einheimischen Bevölkerung wahr. Vorsorglich versteckte er sich hinter einer Mauer. Von da aus sah er eine von deutschen Soldaten und Polizisten eingekreiste Gruppe jüdischer Männer (S.51):
Sie standen dort in fünf Reihen; verängstigt, gebrochen und hilflos. Ein deutscher Offizier fuhr mit dem Wagen vor und begann mit der Befragung der Gefangenen. Die Männer schienen alles zu bejahen. Von meinem Versteck aus konnte ich nicht hören, was gesprochen wurde. Plötzlich zog der Deutsche seine Waffe und gab einen Schuss in die Luft ab. Unmittelbar danach folgte eine Maschinengewehrsalve. Im Kugelhagel fielen die Juden in der vordersten Reihe. Wieder schoss der Offizier in die Luft, und wieder folgte Maschinengewehrfeuer, dem die Juden in der nächsten Reihe zum Opfer fielen. Es war immer die gleiche Prozedur ... In der letzten Reihe entdeckte ich Slutzki und seinen Sohn, entfernte Verwandte meiner Frau.
Unter den Augen der Einwohner von Nowogródek erschossen die Deutschen an diesem Tag fünfzig jüdische Mitbürger, die meisten von ihnen bekannte Geschäftsleute." (S.52)

Chaja flieht zu ihrer Familie nach Duza Izwa (S.52).


ab Anfang Juli 1941 ca.
Weissrussland: Moskau plant Partisanenkrieg
Misshandlungen, Massenexekutionen an russischen Kriegsgefangenen, Arbeitslager.
Moskau plant den Partisanenkrieg, richtet eine Ausbildungsstelle für Saboteure ein (S.112).

Juli 1941 ca.
Weissrussland: Enteignung der gesamten Bevölkerung - Weissrussen denunzieren und ermorden alle eventuellen jüdischen Erben
Alles Land fällt an den deutschen Nazi-Staat, alle Eigentümer werden enteignet, alle Ernte jedes Jahr beschlagnahmt. Rechtmässige Eigentümer werden zum Teil ermordet, verbannt oder in Konzentrationslager gebracht. Auf den Höfen werden Zwangsarbeiter eingesetzt (S.140).

Duza Izwa: Enteignung der Familie von Chaja, die Mühle wird der Familie Marciniewski zugeteilt. Fortan ist die Familie Marciniewski bestrebt, alle möglichen Anwärter auf die Mühle umzubringen, jagen und töten auch Ghettoflüchtlinge. Einer der Söhne meldet sich bei der Polizei und verwandelt mit seinem Schwager, der Förster ist, die Gegend von Duza Izwa zu einer Todesfalle für Juden (S.132).

Stankiewicze: Die Familie Stichkos versucht, in den Besitz der Mühle der Bielskis zu gelangen und ermordet und denunziert zahlreiche Juden, um alle jüdische Nachfolger für immer auszulöschen (S.133).

Naliboki: Israel Kesler verliert bei einer Exekution Frau und Kind
schwört sich, nie in von Deutschen gefangen genommen zu werden (S.129).

Chaja, auf einem abgelegenen Hof, will es immer noch nicht glauben, dass sie in Todesgefahr schwebt - Folter gegen Juden durch Deutsche und Weissrussen
Chaja wird durch einen sie besuchenden deutschen Offizier darauf aufmerksam gemacht: "Seid vorsichtig". Sie meint immer noch, dass sie "mit den Deutschen fertig werde" (S.47), flüchtet dann bei einer Kontrolle vor zwei Weissrussen-Polizisten durch die Hintertür. Die festgenommene Freundin kommt abends zurück und berichtet, wie sie unter deutschen und weissrussischen Knüppelhieben zum Putzen deutscher Büroräume sowie zum Tanzen und Singen gezwungen wurde. Nach der Rückkehr der Freundin schwört sich Chaja, sich zu verstecken (S.48).

3.7.1941 ca.
Stankiewicze-Nowogródek: Massenhetze gegen Juden - Zus und Tuvia Bielski schwören aktiven Widerstand
Zus und Tuvia Bielski kehren nach Lida bzw. Nowogródek zurück. Tuvias Frau Sonia ist beim Vater Ticktin in Lida, dann sind beide in Nowogródek. Es kommt zu einem Volksauflauf und zur Festnahme von 50 jüdischen Männern, darunter Zus und Tuvia. Die Menge aus Polen und Weissrussen skandiert am Strassenrand antisemitische Parolen in gebrochenem Deutsch und auf Polnisch mit der Losung, dass die Juden alles Kommunisten seien (S.49).

Tec:
"Zus und Tuvia hatten sich kaum begrüsst, als sie von einem Polizisten festgenommen und in eine Gruppe von etwa fünfzig jüdischen Männern gedrängt wurden. Während sie, von einheimischen und deutschen Wachen eskortiert, abgeführt wurden, sammelte sich schnell eine Menschenmenge am Strassenrand. In der offensichtlichen Absicht, sich bei den Deutschen beliebt zu machen, begann die Masse in gebrochenem Deutsch und in Polnisch antisemitische Parolen zu skandieren:
Alle Juden sind Kommunisten. Wir sind dankbar, dass ihr gekommen seid, um uns vom Joch der Juden zu befreien.
Ein deutscher Offizier antwortete in Polnisch:
Unter deutscher Herrschaft werden Juden nur noch auf der Kinoleinwand zu sehen sein. Wir werden mit ihnen abrechnen.
Zufrieden folgte die Menge der Gruppe verhafteter Juden." (S.50)

Der Offizier verteilt Knüppel und Lederriemen. Die Juden müssen Möbel transportieren und werden dabei geschlagen (S.50).

Tuvia und Zus Bielski flüchten und versprechen sich gegenseitig, sich nie mehr fassen zu lassen (S.50-51).

5.7.1941
Lida: Massenexekution an Juden, fast 200 prominente Juden
Manche Juden sehen es als Auftakt, andere als "Fehltritt". Die jüdischen Gemeinden sind gespalten (S.63).

Mitte Juli 1941
Minsk: Massaker - Bahnbeamter Shematovietz verliert seine jüdische Frau und Tochter
(S.212)

Juli-August 1941
Weissrussland: Deutsche Stellen betonen die Suche nach Arbeitskräften
(S.54); Die Mehrheit der Weissrussen, die dageblieben sind, nimmt die Nazi-Haltung an und lässt sich für "freiwillige" Arbeitseinsätze in Deutschland anwerben.

Tec:
"Aus Mangel an ausgeprägtem Nationalbewusstsein nahm die Mehrheit der Weissrussen den neuen Herren gegenüber ursprünglich eine positive Haltung ein. Anfangs liessen sich zahlreiche Weissrussen als Freiwillige für den Arbeitseinsatz in Deutschland anwerben." (S.114)

ab Juli 1941
West-Weissrussland: russische Kriegsgefangene werden Zwangsarbeiter auf weissrussischen Bauernhöfen
Der Russe Gradov bekommt als Zwangsarbeiter von einem weissrussischen Bauern ein Gewehr geschenkt (S.110).

Deutsch besetzte Gebiete: Bielski-Nachbar Kushel bei der neuen Polizei - Bielski-Brüder treten als Christen auf, um sich zu verbergen - Arbeitermangel und Judenjagd - Gefängniswärter lassen sich bestechen, um Juden zu entlassen - Erschiessung von Avremale und Jacov Bielski
Bielski-Nachbar Kushel meldet sich freiwillig zur Polizei und beschuldigt die Bielski-Brüder der Kollaboration mit den Kommunisten, um sich einzuschmeicheln. Die Polizeistation erlässt Haftbefehl gegen alle drei Bielski-Brüder Asael, Zus und Tuvia. Sie werden gleichzeitig von einem anderen weissrussischen Polizisten gewarnt. Die Brüder verschwinden in getrennte Richtungen, treten neu als Christen auf (S.54) und lassen sich Bärte wachsen.

Da wegen der vielen nach Russland abgezogenen Weissrussen Arbeitskräftemangel herrscht, können sich Juden auf Höfen als Tagelöhner oder Handwerker verdingen. Als sie denunziert werden, leben sie tagsüber im Wald und schleichen sich nachts zu ihren Frauen. Die Polizei beginnt jedoch, systematisch Juden zu verfolgen und jüdische Einrichtungen zu zerstören (S.55).

Willkürliche Verhaftungen. Gefängnisdirektoren lassen sich bestechen, um Juden wieder zu entlassen und dabei Profit zu machen etc., so z.B. bei Avremale, dem Mann von Tajba Bielski, und Jacov Bielski. Avremale und Jacov werden auf einem Fluchtversuch erschossen (S.56).

ab Anfang August 1941 ca.
Minsk: Juden dürfen keine Züge mehr benutzen - Shematovietz ermöglicht es dennoch
aufgrund seiner Beziehungen (S.213).

September 1941
Kiew: Babi-Jar-Schlucht: Massaker mit 30.000 jüdischen Opfern
Deutsche Kommandos erschiessen zusammen mit ukrainischer Miliz angeblich 30.000 Juden (S.292).

Nowogródek: Motl Berger in jüdischer Strassenbaukolonne
(S.96-97)

ab September 1941
Weissrussland: Abnehmen der Meldungen zur Arbeit in Deutschland wegen Folter und Greueln

Die Greueltaten der SS-Kommandos an Juden und Kriegsgefangenen sowie Nachrichten über Folterungen an den weissrussischen Arbeitern in Deutschland lassen den Freiwilligenstrom für Arbeit im Reich abebben. Auch Arbeitsverweigerungen für Arbeitseinsätze in Deutschland nehmen zu (S.114).

nicht erwähnt:
England und die "USA" helfen Stalin nicht
England und die "USA" greifen mit kaum einer nennenswerten militärischen Aktion gegen Hitler-Deutschland ein. Im Gegenteil unterstützen grosse Teile der "US"-Industrie Hitlers Vormarsch, der innert 6-8 Wochen den Kommunismus vernichten soll (in: Valentin Falin: Zweite Front).

Oktober 1941
Nowogródek: Die Bielski-Brüder sind immer unterwegs, übernachten in Scheunen etc.
bleiben durch den jungen Bruder Arczyk, der den Kurier spielt, in Kontakt (S.61).

21.10.1941
 West-Weissrussland/Horodyszcze: "grosse Aktion": Exekution an 2950 Juden - Gerüchte über Ghettos
3000 Juden müssen sich auf dem Marktplatz von Horodyszcze versammeln, 50 Handwerker werden ausgesondert (S.52).

Exekution aller anderen Juden in einer Grube am Rand der Stadt. Weissrussische Bauern müssen die Gruben zuschütten. Viele solcher Massenexekutionen.

Zudem gehen Gerüchte herum, dass für jüngere Juden Ghettos gebildet werden sollen, ältere und Kinder aber sollen getötet werden. Es geht auch das Gerücht herum, wenn die Jüngeren gut arbeiten würden, so wären dann die Älteren geschützt. Die Juden spalten sich in verschiedene Gruppen, die je nachdem das eine oder andere Gerücht glauben (S.53).

ab Oktober 1941
Weissrussland: nach den Tötungswellen: Ghettoisierung, Nazi-Kollaboration auch in Litauen - Arbeitspapiere werden zur Überlebensgarantie - Feldwebel Anton Schmidt meint, Juden mit Transporten aus Wilna zu retten
Registrierung aller Juden, Konfiszierung von Eigentum, Berufsverbote, Ghettoeinweisung (S.56), Ghettotransporte, Überfüllung, Krankheiten und Seuchen, Willkür von allen Seiten, Erschiessung zum Teil auf Transporten, Kollaborateure überall, auch in Litauen in Wilna (S.57). Die Einweisungen ins Ghetto geben vielen Juden die Energie, nie mehr mit "den Deutschen" zusammenzuarbeiten. Zum Teil werden sofort Fluchtvorbereitungen getroffen (S.58).

In Lida versieht der Leiter des Judenrats, Lichtmann, aus dem Ghetto geflüchtete Juden mit neuen Papieren und mit neuer Identität, die das Recht auf Arbeit und Nahrung garantieren. In der Folge wird er entdeckt und erschossen, weil er Juden versteckt hat (S.59).

Arbeitspapiere entscheiden zukünftig über Leben und Tod. Willkürlich werden von Zeit zu Zeit neue Arbeitspapiere ausgegeben, um zu "filtern". Wer keine neuen erhält, gilt als "unbrauchbar" (S.60).

Der deutsche Feldwebel Anton Schmidt in Wilna glaubt nicht, dass ein Gesamtplan gegen die Juden existiert, und lässt Juden aus Wilna nach Weissrussland transportieren, weil er meint, dass sie dort sicherer seien (S.59), z.B. auch Juden, die keine Arbeitspapiere mehr erhalten haben. In der Folge konzentrieren sich die Transporte in Woronowo, was auffällt. Bei einer "Aktion" werden alle Transportierten gefasst und erschossen. Bei Überlebenden weckt es Widerstand, z.B. bei Engelstern (S.60).

Bildung von Judenräten: häufige Wechsel - schwache politische Position und Misstrauen - Judenräte raten von Flucht aus den Ghettos ab
Bildung von Judenräten mit ehemals führenden jüdischen Persönlichkeiten. Die Judenräte sollen Vermittlungsgremien zwischen Deutschen und der jüdischen Bevölkerung sein (S.53). Die Mitglieder der Judenräte wechseln häufig durch Mord, Selbstmord oder Rücktritt. So fehlt eine jüdische Führung immer mehr. Wer ein Amt lange ausübt, wird mehr und mehr als Kollaborateur verdächtigt. Die Schaffung von  Judenräten vergiftet somit planmässig das Klima unter den Juden und diskreditiert die meisten jüdischen Führungspersonen (S.83).

Die Judenräte wenden sich meist gegen das illegale Verlassen der Ghettos, denn bei Bekanntwerden einer Flucht könnten andere Juden im Ghetto dafür erschossen werden (S.88).

Nov 1941
Stankiewicze: Inhaftierung der Bielski-Eltern - Inhaftierung im Gefängnis Nowogródek
(S.61)

Einrichtung des Ghettos in Nowogródek - jüdische Verräter Ostaszynski und Lansman
wo Cyril, die Frau von Zus Bielski, eingeliefert wird, die sich von Christen nicht verstecken lassen wollte (S.62). Der Vorsitzende des Judenrats, Daniel Ostaszynski, kollaboriert mit den deutschen Besatzern, indem er Namenlisten verfasst. Die verzeichneten Juden werden von den Machthabern getötet (S.270). Der Jude Lansman arbeitet mit der Gestapo zusammen und liefert zahlreiche Juden dem Tod aus (S.269).

Nov 1941 ca.
Minsk: Gründung des Ghettos - Shematovietz als Helfer für Juden
Er arbeitet mit der jüdischen Untergrundbewegung zusammen (S.213).

Nov 1941 ca.
Minsk: Shematovietz rettet sich in den Wald - neue Geliebte
und folgt so der Warnung vor seiner Verhaftung. Er wird Partisan (S.203-204) und lernt dort einen orthodoxen Juden mit seiner Tochter kennen, die seine Geliebte wird (S.214).

ab Nov 1941
Jüdische Ghettos: Leben in Ghettos: kleine Parteien, Juden blockieren sich gegenseitig
Es bilden sich kleine Parteien, die unter sich nicht viel Kompromissbereitschaft zeigen was die Effektivität im Untergrund behindert (S.83).

Nowogródek: Lebensmittelschmuggel ins Ghetto durch Christen
Ehemalige christliche Nachbarn schmuggeln den Juden im Ghetto gegen Kleidung und Haushaltartikel regelmässig Lebensmittel ins Ghetto. So wird Hunger vermieden und Nachrichtenaustausch möglich (S.91).

Ghetto Lida: viele Juden wollen sich damit abfinden, z.B. Alter Ticktin und Tuvias Frau Sonia - Angst vor dem Leben im Wald
Viele Juden wollen sich mit dem Ghetto abfinden, z.B. Tuvias Schwager Alter Ticktin (S.63), auch wenn die Flucht kein grosses Problem darstellt (S.72).

Tuvia Bielski geht zweimal ins Ghetto in Lida, um seinen Schwager Alter Ticktin zur Flucht zu überreden. Aber Alter beharrt auf seiner Vorstellung, die Exekutionen seien zeitlich begrenzt und selektiv (S.73). Auch Tuvias Frau Sonia findet ein Leben in den Wäldern unvorstellbar. Tuvia bringt Sonia bei einem wohlhabenden Bekannten, dem Weissrussen Vilmont, als Näherin unter (S.64). Davidsternpflicht in Lida (S.15).

Ghetto Lida: Kollaboration des Juden Bialobroda mit weissrussischen Wachen
Der jüdische Friseur und Ghettoinsasse Bialobroda verrät im Ghetto Lida an die weissrussische Polizei regelmässig Juden, die Lebensmittel ins Ghetto schmuggeln, so dass die weissrussische Polizei die Lebensmittel leicht beschlagnahmen kann und sie mit Bialobroda teilt(!). Der Hass der Juden im Ghetto auf Bialobroda wächst (S.271).

Anfang Dezember 1941
Nowogródek: ausgehobene Gräben - Flucht von Motl Berger
Motl Berger hört, dass bei Nowogródek auf dem Land weissrussischer Bauern Gräben ausgehoben werden. Er flüchtet bei nächster Gelegenheit, am nächsten Tag werden 4000 Juden erschossen (S.97).

7.12.1941
Nowogródek: erste "grosse Aktion", Massenexekution von 4000 Juden
In der Massenexekution sterben
-- die Bielski-Eltern Beila und David Bielski
-- Tuvias erste Frau Rifka aus Subotniki
-- Zus' Frau Cyril und die Tochter (S.62).

Luba Rudnicki, verheiratet mit dem Zahntechniker Janek Rudnicki, verliert bei der Aktion ihre Eltern und Geschwister. Sie selber überlebt dank den Arbeitspapieren von Janek (S.99).

Ghetto Lida: Luba Rudnicki verweigert zweimal ihre Rettung
Nach der "grossen Aktion" und dem Verlust ihrer Familie wird Luba Rudnicki völlig apatisch und will im Ghetto bleiben, weil ihr das Leben gleichgültig sei (S.100).

Sie schlägt sowohl ein Rettungsangebot des Polen Jarmalowicz wie auch ein zweites Rettungsangebot der polnischen Freundin Sargowicki aus (S.99).


Der Beschluss der Bielski-Brüder zur systematischen Rettung von Juden
Die Bielski-Familie geht in den offenen Widerstand (S.54). In der Folge beschliessen die Bielski-Brüder, ab sofort Juden aus Ghettos zu retten. Wenn sie ihre Eltern und ihre Frauen nachhaltiger zur Flucht aufgefordert hätten, dann wäre die Familie noch beisammen (S.62).

Tec:
"Der Schmerz über den erlittenen Verlust wurde bei den Bielski-Brüdern überlagert von Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen. Hätten sie konsequent auf der Flucht ihrer Angehörigen bestanden und rechtzeitig gehandelt, wäre, so glaubten sie, das Schlimmste zu verhindern gewesen.

Die familiäre Tragödie wurde zum Wendepunkt im Leben der Brüder. In ihrer Trauer wuchs ihr unbedingter Widerstandswille. Kompromissloser als je zuvor erklärten sie die Befreiung aus den Klauen der Deutschen zu ihrem obersten Ziel. Im Unterschied zu ihrem früheren, auf die eigene Person begrenzten Entschluss, schlossen sie in den erneuerten Schwur auch alle bedrohten Verwandten und Bekannten ein." (S.62)

Erste Sorge: die Bewaffnung, wobei Waffenbesitz bei Todesstrafe verboten ist. Waffen sind in der Folge teure und seltene Ware. Einheimische Sammler verlangen für alte Waffen der Roten Armee Wucherpreise (S.62). Waffen von Freunden sind selten (S.63).

8.12.1941
Nowogródek: Asael Bielski berichtet Chaja durch Mitteilung vom Massaker in Nowogródek - Warnung zur Flucht - Chajas Freund hofft auf Überleben durch Arbeitsleistung
Asael Bielskis Warnung zum schnellen Untertauchen zeigt letzte Wirkung (S.65). Chaja und die Familie beschliessen, unterzutauchen und die Gelegenheit zur Arbeit in Deutschland zu verwerfen (S.54).

In der Folge zerstreut sich die Familie von Chaja in alle Richtungen. Chaja kommt mit zwei jungen Neffen Pinchas und Josef Boldo bei Bekannten, dem Kleinbauern Piotrus, unter. Piotrus versteckt die drei in einem separaten, kalten Raum im Schweinestall (S.65).

Chajas Freund im Ghetto von Nowogródek meint in von Piotrus vermittelten Briefen, Chaja soll ins Ghetto ziehen. Er meint, durch Arbeitsleistung überleben zu können. Asael versorgt Chaja und die beiden Neffen im Schweinestall von Piotrus mit Medikamenten und schenkt ihr eine Pistole. So beschliessen sie die Heirat, trotz des Altersunterschieds (S.67).

Ende 1941/1942
nicht erwähnt:
Weltweite Enttäuschung über den misslungenen Blitzsieg der NS-Truppen
Der russische Winter begünstigt die angepassten Sowjettruppen, während die deutschen Panzer in der sibirischen Kälte steckenbleiben.

Das kommunistische Weltsystem ist nicht vernichtet und die ganze Welt muss sich auf einen längeren Krieg einstellen. England muss sich mit Lend-Lease-Abkommen die militärische Unterstützung der "USA" sichern, während Stalin gleichsam um Hilfe aus den kapitalistischen "USA" bittet. In der Folge bekommt Russland vom Klassenfeind Kriegsmaterial, aber nie die Unterstützung durch englische oder amerikanische Soldaten. Stalins Bitte um die Eröffnung einer zweiten Front in Frankreich bleibt 3 Jahre lang unerfüllt. Stattdessen betreiben die "USA" und England Seelandungen am Rande des Hitler-Reiches, um Erfahrung und Zeit für eine eigene Aufrüstung zu gewinnen.

England und die "USA" hatten den Sieg Hitlers in Moskau erwartet und keinen langen Krieg gegen die Hitler-Macht (in: Valentin Falin: Zweite Front).

Winter 1941/1942
West-Weissrussland: russischer Zwangsarbeiter Gramov plant Flucht mit anderen Zwangsarbeitern
Zwangsarbeiter Gramov tut sich mit anderen russischen Zwangsarbeitern zusammen. Fluchtbeschluss für Frühling 1942 (S.110) sind sechs Russen mit zwei Gewehren und Dolchen (S.111).




1942

1942
Koldyczewo: Gründung des Arbeits- und Konzentrationslagers
in einem ehemaligen Landgut. Internierung von russischen Kriegsgefangenen (S.283).

Anfang 1942
Nowogródek: willkürliche Erschiessungen im Ghetto
Die Juden suchen sich immer ausgefallenere Verstecke, getarnte Bunker, z.T. selbst gebaut etc. (S.91).

ab Anfang 1942
Partisanengesetze

Konfiszierte Ware: nur Grundnahrungsmittel - Solidarität - Nachtarbeit - Zwang zur Beraubung von Bauern - unzuverlässige russische Partisanen
-- Bielski-Partisanen schmuggeln aus Ghettos gestohlene Medikamente heraus
-- Bielski-Mitglieder spenden regelmässig Geld zum Kauf lebenswichtiger Güter, wie Waffen und Medikamente (S.276).

-- dadurch entsteht das Gerücht, Tuvia würde die Neuankommenden ihres Geldes berauben bzw. "Eintrittsgeld" verlangen und sich persönlich bereichern und Mittellose abweisen, dabei ist die grosse Mehrheit mittellos [und zum Teil bereits von Russen, Weissrussen oder Polen beraubt]
-- Tuvia liefert dem sowjetischen Hauptquartier regelmässig Gold und Juwelen gegen Empfangsbescheinigungen ab (S.276).

Die deutschen Besatzer meiden bei Nacht die Wälder. So werden Märsche und Aktivitäten der Partisanen wie Kochen und Waschen in die Nacht verlegt (S.71). Die jüdischen Gruppen müssen mit Waffengewalt Bauernhöfe berauben, um an Nahrung zu kommen. Es kommt zur Zusammenarbeit zwischen Tuvia Bielski und dem Führer einer kommunistischen Partisanengruppe, Misha Radzecki (S.69). Die jüdischen Partisanen hoffen vergeblich auf die Unterstützung russischer Partisanen. Wenn, dann leisten die Russen nur in Einzelfällen Unterstützung (S.108).

Lida: Bielski-Einheit: Medikamente, Radios und Batterien aus dem Militärhospital
werden durch dort angestellte Juden entwendet, im Ghetto an Bielski-Kundschafter übergeben und in den Wald geschmuggelt (S.171).

Lagerkrankheiten: Ausschlag, Bläschenbildung, Schorf, Furunkel wegen Mangelernährung oder fehlender Hygiene
Erfindung unkonventioneller Heilmittel:
-- Schiesspulver als Desinfektionsmittel mit Tierfett gemischt
-- gekochte Milch als Injektion gegen Hautentzündungen, das ausgelöste Fieber stärkt gleichzeitig Abwehrkräfte (S.265).

Weissrussland: Die deutsche Besatzung verschärft Razzien gegen Juden - Todesstrafe bei Hilfe für Juden - Wachstum der Partisanengruppen im Wald - Gruppe von Asael Bielski - Tod von Bauer Kot wegen Hilfe für Juden
Die deutsche Besatzung und ihre Kollaborateure organisieren immer mehr Razzien und verschärfen die Kontrollen bei Todesstrafe, auch für Christen, die Juden versteckt halten. Kontinuierliche antisemitische Propaganda. Die Hilfe der Christen für Juden bleibt immer mehr aus. In der Folge werden nur noch die Wälder zum sicheren Schutz. Asael Bielski zieht im Wald umher. Ihm schliessen sich immer mehr Leute an (S.68).

Kot, ein weissrussischer Bauer, nimmt Chajas Eltern und die Nichte Chajas auf (S.68), wird dafür von deutscher Polizei verhaftet und gefoltert, auch, um den Aufenthalt der Bielski-Gruppe herauszufinden. Nach der Entlassung stirbt Kot an seinen inneren Verletzungen (S.70-71).

Ghettoflüchtlinge
Praktisch keine Chance zu überleben - Sulia Rubin überlebt nur durch Zufall - Fluchtchance ist bei Dunkelheit und Sturm am höchsten
Flüchtlinge, die aus dem Ghetto flüchten, haben allein ohne Anleitung praktisch keine Chance.
Sulia Rubin und ihrer Gruppe gelingt die Flucht vorerst (S.94), nachdem sie sich mit der Freundin von der Arbeitskolonne abgesetzt hat, werden aber schon nach 20 Minuten von weissrussischer Polizei verhaftet, nach erfolgloser Folter an die deutsche Polizei "weitergegeben". Dort erkennt Offizier Wolf Sulia als die Tochter einer Zahnärztin, die dem Offizier im 1.Weltkrieg damals eine gute Zahnbehandlung gegeben hat. Die Mädchen können zurück ins Ghetto (S.95), zählen offiziell aber immer noch als Gefangene. Sie verstecken sich und flüchten mit Bielski-Helfern, so dass die Flucht dann gelingt (S.96).

Die Fluchtunternehmen gehen am besten bei Dunkelheit und bei schlechtem Wetter vor sich. Bei Schneesturm kann es sein, dass sich Gruppen verlaufen und umkehren müssen, wie die Gruppe mit Berl Chafetz (S.96).

Jüdische Frauen sind immer in Gefahr, vergewaltigt zu werden
durch russische, polnische und weissrussische Partisanen und Zivilisten, die die Notlage ausnutzen (S.243). Zum Teil kommt es dann zu Vergewaltigungen und Tötungen. Als Auslöser gilt z.B., wenn sich Ghettoflüchtlinge im "falschen" Territorium aufhalten (S.244).

Weissrussland: Polnisch-faschistische Untergrundarmee
verprügelt russische Partisanen, vergewaltigt und ermordet viele herumirrende jüdische Ghettoflüchtlinge (S.240).

Feb 1942
Nowogródek: Motl Berger kehrt zurück zu Verwandten und arbeitet wieder in der Arbeiterkolonne
(S.97)

Frühjahr 1942/März 1942 ca.
Moskau: Gründung des Generalstabs der Partisanenbewegung mit Voroshilov und Ponomarenko - ausgeplünderte Bauern
Gründung des Generalstabs der Partisanenbewegung unter Oberbefehlshaber Voroshilov und mit dem Generalsekretär der KP des westlichen Weissrussland, Ponomarenko als Stabschef (S.113).

Tec:
"Zum Oberbefehlshaber wurde Marschall Voroshilov ernannt, Stabschef wurde der Generalsekretär der Kommunistischen Partei für das westliche Weissrussland, Ponomarenko." (S.113)

Moskau schickt gleichzeitig Spezialagenten zum Aufbau einer Guerillatruppe in die weissrussischen Wälder, wo sie auf viele herumstreunende russische Soldaten treffen, die sich nur um Unterkunft und Verpflegung sorgen. Die Soldaten sind gleichzeitig nur schwer unter Kontrolle zu bringen, berauben sich zum Teil gegenseitig und ermorden zum Teil aus Habgier unbewaffnete Zivilisten (S.113). Bauern, die die Herausgabe von Lebensmitteln verweigern, werden ausgeplündert (S.113-114).

Heldentatenerzählungen über Partisanen provozieren deutsche Massnahmen gegen Russen - russische Zwangsarbeiter retten sich in den Wald
Es kursieren Heldentatenerzählungen, die zum Teil gar nicht stimmen, aber bei der deutschen Besatzungsmacht Eindruck machen, so dass die Deutschen Massnahmen gegen die russischen Partisanen ergreifen, zumindest mit dem Ziel, die Partisanengruppen nicht anwachsen zu lassen:

-- alle russischen Landarbeiter in der Nähe von Wäldern werden abgezogen, offizielle "Verlegung an einen neuen Einsatzort"

-- viele Zwangsarbeiter retten sich in die Wälder und schliessen sich Gruppen an, mit Sympathisanten bei den Weissrussen (S.114).

März 1942 ca.
West-Weissrussland: arrogante jüdische Gruppe um Israel Kesler - Viner sucht Bielski 2 Monate
Ausbruch der jüdischen Gruppe um Israel Kesler aus einem Arbeitslager. Die Gruppe weist fortan Juden ab, die nicht kämpfen können, z.B. Lehrer Abraham Viner aus Naliboki, der aus Keslers Geburtsstadt Naliboki stammt. Viner muss zwei Monate suchen, bis er die Bielski-Gruppe findet (S.273).

ab März 1942
Weissrussland: hohe Kopfgelder auf Juden - Partisanen müssen dauernd wandern
Der Druck wird so stark, dass Juden nie mehr lange an einem Ort im Wald bleiben können. Wenn eine zufällige Begegnung mit Zivilisten zustandekommt, muss die Gruppe den Standort sofort wegen Denunziationsgefahr wechseln. Asael Bielski nimmt Chajas Eltern auf, trotz der Bedenken von Zus, der meint, die älteren Leute seien ein Sicherheitsrisiko (S.72).

Frühling 1942
Gründung der russischen Gramov-Einheit
Flucht der Gramov-Gruppe in die Wälder. Überfall auf ein Polizeirevier, Erbeutung von Waffen und Munition, Tod einiger Polizisten. Gramov baut eine russische Einheit auf (S.111).

April 1942
Wilna: Hinrichtung von Feldwebel Anton Schmidt
Feldwebel Anton Schmidt, der 100e von Juden von Wilna nach Woronowo transportieren liess, um sie zu retten, wird entdeckt, zum Tod verurteilt wegen "Unterstützung von Juden" und erschossen (S.60).

April 1942 ca.
Ghettopsyche Zoludek: Pesia Lewit will aus Loyalität zu den Eltern das Ghetto nicht verlassen
Die Eltern aber wollen, dass sie geht (S.91).

Nowogródek: Der Pole Sargowicki wird Zwangsarbeiter in Deutschland
und muss seine Frau in Nowogródek zurücklassen. Sie will Juden retten, damit dafür ihr Mann von Gott gerettet werde (S.100).

ab Apr 1942 ca.
Nowogródek: Sicherung des Ghettos mit Suchscheinwerfern gegen Flüchtende
(S.89)

Mai 1942
Nowogródek: Asael Bielski führt eine Partisanengruppe von 10 Leuten
darunter Schwester Tajba Bielski mit ihrem Mann Avremale, Zus und Arczyk Bielski und die Neffen von Chaja, Pinchas und Josef (S.68).

8.5.1942
Lida: "grosse Aktion": Massenexekution von 5670 Juden - Flucht von Alter Ticktin und Grisha Meitis
Sammlung der Juden auf zentralem Sammelplatz. Alter Ticktin und Regina Ticktin sind nicht darunter wegen dem Sohn Grisha Meitis, der als unentbehrlicher Elektriker auf einer deutschen Militärbasis arbeitet und Arbeitspapiere hat (S.73).

Erst jetzt realisiert Alter Ticktin, dass es Zeit zur Flucht sei. Aber ab sofort wird das Ghetto scharf bewacht. Tuvia Bielski organisiert von aussen die Flucht von Alter Ticktin und Grisha Meitis (S.73).

Von den 9000 Juden in Lida bleiben noch 3330 (S.160).

ab 8.5.1942
Lida-Ghetto: Fluchtvorbereitung von Zorach Arluk
Zorach Arluk, wegen der Fähigkeit als Elektriker und seiner Arbeit in einem SS-Betrieb von der Erschiessung des Vortags "verschont", denkt, dass er sein Privileg, am Leben zu bleiben, nicht mehr lange behalten wird und gründet eine Untergrundorganisation, die sich jeden Sonntag in einem Gewächshaus trifft. Hauptproblem für die Flucht ist die Waffenbeschaffung (S.120).

9.5.1942
Zoludek: Liquidierung des Ghettos: angebliche Ermordung von 1500 Juden - Rettung von Pesia Lewit - formelle Heirat mit Moshe Bairach
Grossrazzia am Morgen, so dass nur wenige Juden ihre Verstecke noch erreichen. Sammlung der 1500 Ghettoinsassen, die vor das Dorf abgeführt, erschossen und in Gruben begraben werden, ausser 81 Handwerker und qualifizierte Fachleute und deren Ehefrauen, die "verschont" und in ein Arbeitslager eingewiesen werden. Zusätzlich überleben einige, die im Ghetto doch noch ihre Verstecke erreicht haben, darunter auch Pesia (S.92).

Unter Bewachung vollbringen einige jüdische Handwerker Arbeiten im leeren Ghetto. Nach 2-3 Tagen müssen die Versteckten ihre Verstecke verlassen. Es ertönen jeweils Schüsse, Erschiessung wahrscheinlich.
Pesia ist mit zwei 10 und 12 Jahre alten Kindern im Versteck (S.92), wird von einem weissrussischen Wachmann mit Brot und einem Kessel Wasser versorgt, der erzählt, dass angeblich nur 81 überlebten und der Rest vor dem Dort erschossen wurde (S.93).

In der Dunkelheit führt er Pesia und die Kinder hinaus. Pesia wird formell mit dem qualifizierten Juden Moshe Bairach verheiratet, der sie mittels seiner Arbeitspapiere schützt. Pesia bekommt erst jetzt - nach dem Verlust der ganzen Familie - die Energie, sich für das eigene Überleben einzusetzen (S.93).

12.5.1942
Iwje: "grosse Aktion": Exekution von 2000 Juden - Einrichtung des Ghettos
Tec:
"Am 12.Mai 1942 ermordeten die Deutschen 2000 von ihnen und wiesen die Überlebenden in ein Ghetto ein." (S.150)

[nicht erwähnt: die Kollaborateure].

Die überlebenden 2000 Juden werden in ein Ghetto gezwungen. Der Judenrat bereitet - als grosse Ausnahme - einen Ausbruch vor (S.150). Die Ghettoinsassen besorgen sich Waffen, gründen eine Untergrundgruppe, darunter Baruch Kopold (S.151).

12.5.1942 ca.
Ghetto Lida: Flucht der Gruppe um Zorach Arluk
Zorach Arluk vergisst bei einer Zugreparatur, seinen Werkzeugkasten aus dem Zug zu nehmen, sucht mit Kollegen neue Werkzeuge zusammen, wird am nächsten Morgen vom SS-Chef gefoltert, kommt zu einer russischen Ärztin, die ihn noch so gerne zwei Tage krank schreibt, was Arluk für seine Flucht benutzt. Verabredung mit den Kollegen Melzer, Wilenski und dem Arzt Dr.Gordon (S.121) zur Flucht in zwei Tagen um 4 Uhr früh. Wilenski flüchtet nur widerwillig wegen seiner Cousine, die als Waise im Ghetto zurückbleibt. Flucht auf einen weissrussischen Hof (S.122), Waffenkauf bei Bauern (S.120), Anschluss an russische Partisanen (S.122) und Aufnahme in die Iskra-Otriad von 10 russischen Offiziere. Von jüdischen Partisanen wissen sie nichts (S.123).

Mitte Mai 1942
Gründung der Bielski-Einheit: Zusammenschluss der jüdischen Partisanengruppen von Tuvia und Asael Bielski - hierarchische Strukturierung - Aufgabenverteilung - Bauernhof von Kozlowski als Treffpunkt
Tuvia mit Frau Sonia und vier weiteren Familienmitgliedern Regina Ticktin, deren Mann Alter Ticktin, deren Sohn Grisha Meitis und die Tochter Lilka schliessen sich zu einer Waldpartisanengruppe zusammen (S.74).

Zwang zu leisem Verhalten, zum Befolgen der Anweisungen, Schaffen einer Kommandostruktur. Tuvia Bielski wird als Yehuda Ha 'Makkabi verehrt (S.14).

Oft werden sie von Bauern entdeckt, die Pilze, Beeren oder Holz suchen. Die Flucht zu einem anderen Ort ist dann unvermeidlich. Es wird ein Beobachtungssystem aufgebaut, das bei Sichtung den sofortigen Aufbruch bestimmt. Wanderungen bei Nacht (S.75).

Organisation von Verstärkung der Gruppe aus dem Ghetto Nowogródek. Der weissrussische Bauern Kozlowski, der jiddisch spricht, hilft von seinem einsamen Hof aus 10km von Nowogródek entfernt (S.76). Der Hof wird zum Treffpunkt jüdischer Flüchtlinge und russischer Partisanen. Er selbst sichert sich u.a. seine Einkünfte durch selbstgebrannten Wodka. All seine antideutsch eingestellten Familienmitglieder werden zu antideutschen Spitzeln, die ein Nachrichtennetz aufbauen (S.77).

Salz wird im Waldleben zur Mangelware (S.74).

Partisanenleben in der Bielski-Einheit

Jüdische Frauen in Partisaneneinheiten: "Übergangsgattinnen" ,Schutzsuchende und asymmetrische Ehen
Frauen werden oft zu "Übergangsgattinnen" der verschiedenen Führer innerhalb der Partisanenstruktur (S.245). U.a. finden jüdische Frauen bei Russen Schutz, werden aber oft wegen Antisemitismus in der Truppe wieder ausgestossen (S.246). Jüdische Ärztinnen, Krankenschwestern oder gute Köchinnen werden auch ohne Liebschaft bei russischen Partisanen aufgenommen (S.247).

Innerhalb der jüdischen Bielski-Einheit ergeben sich asymmetrische "Waldverbindungen". Frauen aus der Oberschicht suchen sich zum Schutz "mutige" Männer aus der Unter- oder Mittelschicht, wogegen die Eltern der Töchter oft protestieren und diese zum Verbleib im Ghetto auffordern. Zweck und Liebe sind in solchen Beziehungen durchmischt. Generell sind Frauen benachteiligt, da sie gemäss Partisanenbrauch keine Waffen tragen dürfen. Beispiel einer asymmetrischen Verbindung ist z.B. Sulia Rubin, die durch Boris aus dem Ghetto geholt wird, ihrerseits dann ihre Freundinnen Raja und Lola aus dem Ghetto rettet, um wenigstens ihnen für später eine freie Partnerwahl zu ermöglichen (S.247-253).

Ein weiteres Beispiel einer asymmetrischen Ehe wird die Beziehung zwischen Asael Bielski und Chaja, wobei Chaja durch die Verbindung eine grosse Stabilität erreicht, die wieder der ganzen Bielski-Gruppe zugutekommt (S.257-258).

Je mächtiger ein Mann, desto öfter hat er verschiedene Frauen, desto mehr wird er aber auch bewundert, wie z.B. Tuvia und Zus Bielski (S.255), die es sich später regelmässig leisten können, auf den Nahrungsmittelein- sätzen bei anderen Frauen zu schlafen (S.256).

Oft verzichten Frauen bewusst auf Kinder oder müssen Abreibungen machen lassen.

Tec:
"Angesichts der widrigen Umstände galt der - allerdings nicht bindende - Grundsatz, auf Neugeburten zu verzichten. Frauen hatten die Last ungewollter Schwangerschaften zu tragen; Abtreibungen waren an der Tagesordnung. Sie wurden unter qualvollen Bedingungen, mit unzulänglichen Instrumenten und ohne Medikamente durchgeführt. Der Arzt und Gynäkologe Dr.Hirsh wurde für Schwangerschaftsabbrüche zusätzlich auch von Frauen aus den umliegenden russischen Einheiten konsultiert. [...]

Er verlangte Lebensmittel von Partisanen, die an Expeditionen teilnahmen, und Goldmünzen von denen, die es sich leisten konnten. Frauen aus der Bielski-Einheit, die sich (S.260) diese 'Gebühren' nicht leisten konnten, wurden kostenlos behandelt. [...] Tatsächlich kamen im Bielski-Lager zwei oder drei Babies auf die Welt. Von den sexuell aktiven Frauen hatten viele eine oder mehrere Abtreibungen. Eine Frau starb während der Operation. Bis zum heutigen Tag fällt es den meisten Betroffenen schwer, über diese Erfahrungen zu sprechen." (S.261)

Kindererziehung - Hitlers Soldaten sollen 1,5 Mio. jüdische Kinder getötet haben - Kinder spielen Krieg
Die Erziehungsaufgaben für die Kinder bleiben vollständig den Frauen überlassen. Angeblich sollen die deutschen Nazis insgesamt 1,5 Mio. jüdische Kinder getötet haben.

Tec:
"Die Deutschen ermordeten gezielt jüdische Kinder, um auf diese Weise das jüdische Volk auszurotten. Laut Schätzungen fielen dem Nazi-Terror rund 1,5 Mio. jüdische Kinder zum Opfer." (S.258)

[nicht erwähnt:
-- die willigen Kollaborateure
-- jüdische Kinder wurden ausserdem gezielt auf Bauernhöfe deportiert, um dort in der Landwirtschaft zu helfen und um die Männer auf den Höfen zu ersetzen, die im Krieg waren, und nach dem Krieg wurden die jüdischen Kinder dann oft als "christlich" bezeichnet und blieben oft auf den Höfen, und der WJC monierte bis weit in die 1950-er Jahre, dass Polen nicht alle jüdischen Kinder von den Höfen herausgegeben habe].

Jüdische Kinder im Wald spielen oft "Rache an den Deutschen" und verprügeln einander, übernehmen auch die grobe Partisanensprache.

Tec:
"Die Kinder durchstreiften gewöhnlich gruppenweise den Wald. In ihren Spielen reproduzierten sie das Leben in den Ghettos und das ihrer neuen Umgebung. Am liebsten spielten sie Soldaten, die sich an den Deutschen rächen. Gelegentlich gingen sie so in ihrem Spiel auf, dass sie diejenigen, die die Rolle der Deutschen übernehmen mussten, verprügelten." (S.259)

[Dadurch simplifizieren die Kinder das Feindbild und beachten die willigen Kollaborateure nicht].

Läuseplage
Vorgehen durch Auskochen von Kleidungsstücken oder Einreiben der Kleidung mit Urin. Eindämmung der Läuseplage, aber nicht völlig behoben. Als den Bauern die Seife ausgeht, müssen die Partisanen lernen, ohne Seife zu leben (S.263). Als Seifenersatz wird Asche genommen, die auch dem kochenden Wasser für die Wäsche beigemischt wird und so hilft, die Läuse zu reduzieren (S.264).

Tec:
"Die Krankenschwestern sagten dem Schmutz und seinen unvermeidlichen Begleitern, den Läusen, entschlossen den Kampf an. Lili Krawitz hielt die Leute dazu an, ihre Kleidungsstücke auszukochen. Riva Reich bevorzugte eine andere Methode. Sie riet ihren Patienten, sich mit ihrem eigenen Urin einzureiben.  Urin enthielt, ihrer Überzeugung nach, eine chemische Substanz, die Läuse abtötete. Tatsächlich wurde die Läuseplage dadurch eingedämmt, ohne jedoch völlig besiegt zu werden." (S.263-264)

Juli 1942 ca.
Nowogródek: erneute Flucht von Motl Berger, zusammen mit einem Freund
(S.97). Sie stossen aufgrund der strengen Vorschriften mehr und mehr auf Ablehnung bei der Bevölkerung, allgemeine Hoffnungslosigkeit (S.98).

ab Mitte 1942
KL Koldyczewo: Internierung von russischen Kriegsgefangenen, Polen und Weissrussen als politische Gefangene. Angebliche mörderische Lagerbedingungen und Massentod
(S.283)

im Laufe des Jahres 1942/ab Mitte 1942 ca.
Weissrussland: Sabotageakte und heimlicher Fluglandepistenbau russischer Partisanen im Wald
Russische Partisanen beginnen mit Sabotageakten an Brücken, Zügen, Telefonleitungen u.a. technischen Einrichtungen. Sie bauen heimlich in den Wäldern neue Landepisten für Flugzeuge (S.139).

Weissrussland: Beginn von Zwangsrekrutierungen zur Zwangsarbeit - Weissrussen flüchten in die Wälder - Beraubung von Juden - kein Gegenbefehl aus Moskau zum Schutz der Juden
Die deutschen Besatzer gehen zu Gewaltanwendung bei der Rekrutierung von Zwangsarbeitern über (S.114), zuerst in den Städten, dann auch in den ländlichen Gebieten. Nun flüchten auch junge Weissrussen in die Wälder, schliessen sich Partisanengruppen an oder gründen eigene Gruppen (S.115).

Stalin will als erstes die herumstreunenden Soldaten unter Kontrolle bringen. Zum Teil werden Juden im Wald von russischen oder weissrussischen Partisanen beraubt, misshandelt oder ermordet, meist aus Habgier, wobei die Aktionen meist erfolglos sind, weil die Juden nichts haben. Die sowjetische Führung ergreift keine Massnahmen zum Schutz der Juden (S.115).

Tec:
"Häufig begegneten die gerade der Gefahr entronnen Juden in den Wäldern neue Formen von Verfolgung. Manche wurden beraubt und misshandelt oder sogar ermordet. Die Raubüberfälle wurden in der Regel aus reiner Habgier begangen; Antisemitismus spielte als Motiv kaum eine Rolle. In den meisten Fällen wurde allerdings die Erwartung auf reiche Beute enttäuscht. Die Sowjetregierung ergriff keinerlei Massnahmen zum Schutz der Juden."

Einige russische Gruppen nehmen Juden auf, andere verfolgen sie (S.115). Infolge der sowjetischen Ideologisierung akzeptieren die russischen Partisaneneinheiten nur noch junge, bewaffnete Männer. Für junge jüdische Kämpfer ist aber auch Waffenbesitz keine Aufnahmegarantie (S.116).

Sommer 1942
Nowogródek: Bauer Kozlowski rettet 7 junge Juden - Namengebung "Kalinin-Otriad" - "Bielski-Otriad" - die Kommandostruktur - Neuzugang Lazar Malbin wird Stabschef - Tuvia entwickelt sich zum Kommandanten
Bauer Kozlowski holt sieben junge Männer aus dem Ghetto Nowogródek, leider unbewaffnet.
Die Bielski-Gruppe umfasst inzwischen 30 Personen. Die Struktur ist patriarchisch, Frauen haben traditionell keine politische Stimme. Die Gruppe will sich nach dem russischen General "Zhukov-Otriad"/Zhukov- Partisaneneinheit nennen, wird später auf Druck der russischen Partisanenbewegung zur "Kalinin-Otriad" umbenannt. Bekannt wird die Gruppe aber als "Bielski-Otriad" (S.77):

-- die Gruppe wird kommandomässig strukturiert, Posten für Kommando, Nachrichtendienst und Aufklärung verteilt

-- weitere Neuzugänge aus dem Ghetto, Lazar Malbin, mehrsprachig, hat mehrere Jahre polnische Armeeerfahrung, hält Kontakt zum sowjetischen Partisanenhauptquartier (S.78)

-- Tuvia entwickelt sich zum Kommandanten (S.79), der auf permanenter Erweiterung der Gruppe besteht und (S.80) gegen viele Tendenzen alle aufnimmt, auch Alte und Unbewaffnete (S.80-81).

Obwohl Malvin stottert, wird trotzdem Stabschef der Partisanengruppe (S.79).

Bielski-Gruppe: bedenkliches Anwachsen, Munitionsmangel - Aufeinandertreffen mit Gramov-Gruppe - Erschiessung von Denunziant Kuznicki - Waffenhilfe für Bielski-Gruppe
Die Bielski-Kundschafter beschliessen mit Tuvia Bielski den Bittgang bei wohlgesinnten Bauern (S.108). Bielskis Gruppe wird vom Russen Gramov in dessen Haus mit Munition versorgt. Gleichzeitig erreicht der antisemitische Weissrusse Kuznicki das Dorf, was Gramov durch einen Bub gemeldet wird. Tuvia Bielski beschliesst den Mord an Kuznicki, der mit seinen Denunziationen schon vielen den Tod gebracht hat (S.109).

Tec:
"Kuznicki, Sohn eines wohlhabenden weissrussischen Bauern, war ein fanatischer Nazi-Kollaborateur. Er denunzierte Juden wie Nicht-Juden, übergab sie mit Vorliebe persönlich den Behörden und war für zahlreiche Todesfälle verantwortlich. Wer Anlass hatte, die Deutschen zu fürchten, versuchte sich von Kuznicki fernzuhalten. Tuvia war über Kuznicki informiert." (S.109)

Die jüdische und die russische Gruppe überfallen gemeinsam Kuznickis Wohnhaus. Zus Bielski schnappt sich die Flinte von Kuznicki. Gramov und ein Kollege führen Kuznicki in den Wald und erschiessen ihn. Der Rest der Kuznickis bleibt am Leben (S.110).

Gramov überlässt der Bielski-Gruppe die Kuznicki-Flinte und sechs weitere Gewehre, verweigert aber die Zusammenarbeit mit der grossen Bielski-Einheit (S.111).

Weissrussland: geschätzte 73.000 Partisanen unter sowjetischem Befehl in Weissrussland im Sommer 1942
Unter russischem Partisanenbefehl stehen Weissrussen, Russen, Juden, Polen, Slowaken und andere Gruppen.

Tec:
"Laut Schätzungen gehörten der Sowjetischen Partisanenbewegung im Sommer 1942 insgesamt 150.000 Guerillakämpfer an. Für Weissrussland nennt eine sowjetische Quelle folgende Zahlen: Ende 1941, 5000; 1942; 73.000; 1943, 243.000; 1944, 374.000. In Weissrussland waren der unter sowjetischer Kontrolle stehenden Partisanenbewegung Weissrussen, Russen, Juden, Polen, Slowaken und andere Gruppen angeschlossen." (S.112)

Lida: Jashke Mazowi gelingt die Flucht als einziger - Erschiessung seiner fünf Kameraden in Lida - Entmutigung von vielen Fluchtwilligen - Aufnahme bei der russischen Iskra-Otriad und Rettung von Juden
(S.117); Jashke Mazowi flüchtet mit fünf Kollegen aus dem Ghetto. Im Ghetto hört man von den fünf Erschossenen. Man vermutet, dass auch der Sechste umgekommen ist. Das Vorkommnis hält viele Fluchtwillige von ihrem Vorhaben ab. Die misslungene Flucht wird als negatives Beispiel hingestellt. Die Brutalität der Erschiessungen zeigt ihre abschreckende Wirkung. Fluchtwillige sind gewarnt und planen ihre Flucht noch genauer, um keine Fehler zu machen (S.119). Jashke Mazowi kann sich durchschlagen und sich einer Gruppe von zehn russischen Offizieren anschliessen, der Iskra-Otriad (S.118-119).

Er bekommt eine Waffe. Die Gruppe wächst auf über 300 an. Es gelingt ihm, einige Juden aus dem Ghetto von Lida herauszuholen (S.119).

West-Weissrussland: Panchenko-Einheit: geplanter Angriff gegen Bielski-Einheit - Bielski-Panchenko- Abkommen: Abgrenzung der Ernährungszonen für Partisanen

Die russische Partisanengruppe "Octiaber-Otriad"/"Oktober-Partisanengruppe" unter dem ehemaligen Hauptmann der Roten Armee Victor Panchenko, zusammengesetzt aus Russen und Weissrussen, plant die Vernichtung des Bielski-Lagers, weil die Bielski-Truppe angeblich Bauern beraubt habe (S.125).

Tec:
"Die Juden waren des Raubes bezichtigt worden, und die Russen hielten die Anschuldigungen für gerechtfertigt - ihre eigene Art der Warenbeschaffung bezeichneten sie nicht als Raub."

In der Folge schaltet Tuvia einen vermittelnden Bauern ein, der auch Panchenko kennt (S.125).

Panchenko hat viele Waffen erbeutet, ist beliebt und beherrscht die Gegend um Lida, Nowogródek und Zdzienciól. Tuvia Bielski und Viktor Panchenko treffen sich, beide mit Begleitung, Besprechung und (S.126) sie treffen eine Übereinkunft, dass das betreffende Dorf von beiden Seiten für eine gewisse Zeit gemieden wird, um den betreffenden Bauern zu testen, der die Juden des Diebstahls bezichtigt. Die Kontrolle gelingt, der Bauer bezichtigt die Juden, obwohl sie gar nicht im Dorf waren. Panchenko will ihn erschiessen, Tuvia Bielski will, dass er überlebt und sein Leben ändert (S.127).

Neue Regelung zwischen Panchenko und Tuvia Bielski: Zonenaufteilung zur Nahrungsmittelbeschaffung:

-- die Bielski-Gruppe bekommt die Höfe bei Lida und Nowogródek als "Requirierungszone" (S.127)
-- die Panchenko-Octiaber-Otriad beschränkt sich auf die Höfe bei Zdzienciól (S.128).

Alle falschen Beschuldigungen sind künftig ausgeschlossen, und das Bielski-Panchenko-Abkommen verbreitet sich wie ein Lauffeuer und schützt die jüdische Bielski-Gruppe vor weiteren Übergriffen, legitimiert sie und auch die Ghetto-Flüchtlinge, die auf der Suche nach Bielski nicht mehr so oft angegriffen werden. Panchenko, 25 jährig, sucht bei Tuvia Bielski, 36 jährig, oft Ratschläge. Mit der Bekanntschaft schützt Panchenko alle Juden der ganzen Region (S.128).

Bielski-Gruppe: Taktik: Gegenüber Russen immer Kampfbereitschaft gegen Deutsche zeigen
Gegenüber den Russen muss sich Tuvia Bielski immer kampfbetont gegen die Deutschen zeigen, aber er will jede Konfrontation vermeiden (S.134).

ab Sommer 1942
West-Weissrussland: Problem Nahrungsmittelbeschaffung der Partisanen - Russen werden bei Bauern beliebt, Juden abgelehnt
Die Iskra-Otriad ist bei den Bauern willkommener als jüdische Partisanen. Die Russen haben praktisch auf allen Höfen Rastrecht und werden bewirtet, die jüdischen Bielski-Partisanen dagegen müssen in den Wäldern selber kochen (S.123).

Die Bielski-Gruppe plagen dauernde Gewissensbisse wegen der gewaltvollen Nahrunsmittelbeschaffung bei Bauern, denn auch bei antinazistischen Bauern müssen sie mit Gewalt plündern. Selten gelingen Überfälle von Nahrungsmitteltransporten, die für die Nazi-Besatzung in der Stadt bestimmt ist (S.124).

22.7.1942
Nieswiez: Liquidierung des Ghettos
(S.160)

Ende Juli 1942 ca.
Nowogródek: Massenausbruch aus dem Ghetto
organisiert vom Vorsitzenden des Judenrats, Daniel Ostaszynski (S.269).

6.8.1942
Zdziencio: Liquidierung des Ghettos
(S.160)

7.8.1942
Nowogródek: 2. "grosse Aktion"
(S.98); Es bleiben noch wenige 100 Juden (S.160).

ab 8.August 1942
Nowogródek: Rettung von Luba Rudnicki, Dr. Tamara Zyskind und Dr. Berkman durch Frau Sargowicki nach Charapiniewo
Luba Rudnickis polnische Freundin Sargowicki plant eine grosse Befreiungsaktion für Luba Rudnicki, ihren Mann Janek, für Lubas Schwager Meir und Dr. Tamara Zyskind sowie deren Freund, Dr. Berkman. Tamaras Mann, Dr. Zyskind, will im Ghetto bleiben (S.100).

Die Flucht gelingt und die Leute werden im Dorf Charapiniewo bei Iwje im Hof der Nichte von Frau Sargowicki, Zosia, in einer Scheune untergebracht. Das Versteck wird von Nachbarn bemerkt, so dass die Gruppe sich tagsüber in den Wald flüchten muss (S.100).

Zosia gibt ihre Hilfsaktionen für Partisanen jedoch trotz der Gefahr durch Denunziation des Nachbars nicht auf (S.103).

10.8.1942 ca.
Mir: Massenausbruch aus dem Ghetto
(S.160)

ab 10.8.1942 ca.
Nowogródek: Das Ghetto wird mit Juden aus den umliegenden Gemeinden gefüllt.
(S.98)

13.8.1942
Mir: Liquidierung des Ghettos
(S.160)

ab Mitte August 1942 ca.
Wald von Lipiczanska: Kleine jüdische Gruppen in den Sumpfwäldern ohne zentrale Koordination - russische Überfälle
In den Sumpfwäldern hausen kleine jüdische unter Dr. Icheskel Atlas, Alter Dworecki und Hisz Kaplinski, mit vielen Ghettoflüchtlingen, Alten, Frauen und Kindern, Familienlagern, ebenso russische Partisanengruppen (S.135). Die Situation für die dortigen Juden ist hoffnungslos wegen fehlender zentraler Organisation und Einheit, primitiven Bunkern und Hunger. Zum Teil werden die kleinen jüdischen Gruppen von russischen Partisanen beraubt (S.136).

20.8.1942
Nowogródek: Flucht von Sonia Boldos mit anderen aus dem Ghetto
gegen Bestechung durch Wodka an die weissrussischen Wachen (S.88). Die Wachen sind betrunken. Flucht durch ein neues Loch in der Ghettomauer (S.89). In der folgenden Zeit holt Zus Bielski auch die Eltern von Sonia Boldos aus dem Ghetto. Viele andere Juden flüchten immer noch nicht aus Loyalität gegenüber den Angehörigen (S.90).

September 1942
Nowogródek: Motl Berger und sein Freund kehren ins Ghetto zurück - dann Flucht durch Bielski-Helfer
(S.98)

September 1942 ca.
Bielski-Panchenko-Einheiten: Verhaftung einer jüdischen Kleingruppe unter Kesler - Zwang zur Integration - Ermordungen von Denunziantenfamilien: Albkiewicz, Stichkos

Tuvia Bielski und Viktor Panchenko schnappen eine Gruppe von 15 bewaffneten, raubenden Juden aus Naliboki und Dworzec, die unter Führung von Israel Kesler steht, darunter auch Frauen und Kinder. Kesler hat bereits wegen Diebstahl vor dem Krieg in Gefängnissen gesessen (S.129). Tuvia zwingt die Kesler-Gruppe zum Anschluss, ansonsten drohe die Entwaffnung. Die Gruppe willigt ein (S.130). Kesler, ein Jude der Unterschicht, lernt angeblich erst im Wald bei der Bielski-Gruppe lesen und schreiben (S.206).

Ermordung der Denunziantenfamilien Albkiewicz und Marciniewski
Die Kesler-Gruppe schlägt Morde an Denunzianten vor, z.B. Albkiewicz, der bereits mehr als 20 Juden in den Tod geschickt habe (S.130).

Sprecher Pesach Friedberg (S.130) gibt vor, die Gruppe suche Juden. Albkiewicz prahlt mit seinem Antisemitismus, die Denunziationen bringen ihm Geld ein: "Wir verdienen unser Brot mit ihnen". Er brüstet sich, er sei Führer einer Spezialeinheit (S.131).

Tec:
"Da er noch immer nicht die wahre Identität seiner Besucher ahnte, brüstete er sich damit, er sei der Führer einer Spezialeinheit, die die Region von Juden zu säubern habe." (S.131)

Albkiewicz und die ganze Familie werden erschossen, Konfiszierung der Gewehre, sonst nichts. Zettel an der Tür:
"Diese Familie wurde ausgelöscht, weil sie mit den Deutschen zusammenarbeitete und Juden verfolgte. - Gezeichnet - die Bielski-Truppe." (S.132)

Weitere Kollaborateursfamilien werden ermordet, z.B. die Denunziantenfamilie Marciniewski in Duza Izwa, dem Dorf von Chaja (S.132), auch Ermordung der Familie des Schwagers, dem Förster (S.133).

Ermordung der Denunziantenfamilie Stichkos
aus Stankiewicze, die die Mühle der Bielskis für sich haben wollte, indem sie alle möglichen Nachfolger denunzierte. In der Folge zeigen die Aktionen gegen Kollaborateursfamilien Wirkung, die Denunziationen nehmen ab. Die Ghettoflüchtlinge überleben immer mehr, stossen zu Bielski, zu russischen Gruppen oder zu Bauern (S.133).

ab Herbst 1942
Bielski-Panchenko-Einheiten: Kooperation zwischen Bielski und Panchenko - Diskriminierung gegen Kampfunfähige - Fanatismus gegen Deutsche und Tod der Kämpfenden
Kooperation zwischen Bielski- und Panchenko-Einheit unter Leitung von Panchenko. Wenn Tuvia Bielski sich weigern würde, so wäre die ganze Bielski-Gruppe existentiell bedroht (S.134).

Tec:
"Einen Deutschen zu töten wurde gleichgesetzt mit Patriotismus". (S.134)

Kampfunfähige werden immer weniger geachtet, v.a. die ausgehungerten und verstörten Ghettoflüchtlinge (S.135), die unter der geringschätzigen Bezeichnung "Malbush" geführt werden, hebräisch von "Kleidung". Das Prestige der Bewaffneten steigt (S.137).

So fühlt sich z.B. Jashke Mazowi als Mitglied bei russischen Partisanen besser, als wenn er Mitglied bei Bielski wäre. Es breitet sich Fanatismus aus, und in der Konfrontation werden die besten Kämpfer von den Deutschen getötet, z.B. Dr. Icheskel Atlas, Alter Dworecki und Hirsz Kaplinski, die alle drei bis Dezember 1942 alle fallen (S.135).

Tuvia Bielski insistiert im engsten Kreis immer wieder auf die Rettung von Leben:
"Ein einziger geretteter Jude zählt mehr als jeder getötete Deutsche." (S.137)

Oktober 1942
Bielski-Einheit: Lagerverlegung in die Wälder von Perelaz und Zabielowo - Bau von Erdhäusern

Die Bielski-Einheit umfasst ungefähr 200 Mitglieder (S.144). Die Wälder sind leider schlechter als der riesige Wald von Lipiczanska, weniger dicht und mit weniger Verkehrsanschluss (S.148).

Dafür können massive Quartiere gebaut werden, Erdhäuser/ziemlanka (S.146). Tuvia Bielski teilt die Gruppe in Untereinheiten auf, um die Struktur zu verbessern (S.143), für je 30-40 Leute ein Erdhaus, in weiten Abständen, um das Überfallrisiko zu verkleinern (S.146). Die Gruppierung erfolgt nach Familien oder Freundschaftsbanden, Zuteilung bei Alleinstehenden, jede Gruppe mit Anführer und einem separaten Lebensmittelkontrolleur, um Machtmissbrauch zu vermeiden (S.143).

Die Erdhäuser sind in den Boden eingelassene Ästepyramiden mit Öfen. Aufkommende Nervosität, weil es für viele Mitglieder der erste Winter im Wald ist. Einige kommen bei Bauern unter, z.B. Teile der Familie Boldo. Die Bielskis könnten auch zu Bauern ziehen, bleiben aber, um die Gruppe weiter zu führen (S.146). Mit dem rasanten Anwachsen werden mehr Lebensmittelexpeditionen notwendig. Das Risiko steigt (S.143).

Charapiniewo: Bunkerbau der Rudnicki-Gruppe - Hilfe russischer Partisanen
Die Gruppe mit Luba Rudnicki, deren Mann Janek, dem Bruder ihres Mannes Meir, Dr. Tamara Zyskind und deren Freund, Dr. Berkman, beginnt mit dem Bau von Bunkern im angrenzenden Wald und stösst dabei auch auf lebensrettendes Wasser (S.101). Die Gruppe kann im Wald überwintern (S.102).

Durch den russischen Partisan Joske gelangt die Gruppe an Waffen, bekommt mit zwei weiteren russischen Partisanen Zugang zu Vorratskammern der Bauern. Dr. Berkman wird bei den Russen beliebt, weil er Arzt ist (S.103).

Wald von Lipiczanska: Massentod kleiner jüdischer Gruppen in den Sumpfwäldern - Dr.Icheskel Atlas gründet Kampfgruppe und alle sterben
In den Sumpfwäldern sterben die kleinen Flüchtlingsgruppen in ihren primitiven Bunkern an Hunger, Kälte und Seuchen (S.136).

Dr.Icheskel Atlas will einige Leute aus den Wäldern von Lipiczanska für eine Kampfgruppe aufstellen, um "für die Leiden des jüdischen Volkes Rache [zu] nehmen". In der Folge rettet er - wie die meisten jüdischen Partisanen - keine Menschenleben, sondern kämpft mit Todesfolge für andere und seinen eigenen Stolz. Die Vernichtung wird dadurch nicht begrenzt, sondern eskaliert (S.136) im Fanatismus (S.137).

Ende Oktober 1942
Bielski-Panchenko-Einheiten: Koordinierte Anschläge: Lastwagen und Bahnhöfe - Romanze zwischen Panchenko und Bielski-Partisanin Bela (Name geändert)
Gemeinsam beschliessen Bielski und Panchenko, die Deutschen zu berauben, um die Bauern zu entlasten. Angriff auf einen Lastwagen zwischen Nowogródek und Nowojelnie, der Ernte zum Zentrallager bringt (S.141), mit Erbeutung von Waffen, Stiefeln, Geflügel und Munitionskisten. Die Zerstörung des Bahnhofs Yatzuki gelingt nicht (S.142).

Gleichzeitig hat Victor Panchenko eine Liebesbeziehung zur Bielski-Partisanin Bela (S.162), Name geändert (S.164). Bela zieht sogar in die russische Einheit um (S.163).

Nov 1942
Bielski-Panchenko-Einheiten: Beschluss zur Vernichtung eines Teils der Ernte mit Feuern - Eskalation und Beginn der Kopfgeldjagd gegen Tuvia Bielski
Die Partisanen bewachen die Feuer in der Nacht und hindern so die Gegenseite am Löschen. Zusätzlich werden die Feuer von russischen Flugzeugen bombardiert, so dass die deutsche Besatzung schockiert ist. Tuvia Bielski weiss nichts von einer solchen Planung, für ihn sind es russische Flugzeuge, die von einem Angriff zurückkommen und ihre letzten Bomben abladen (S.140). Die deutsche Besatzung schreibt die Aktion Tuvia Bielski zu und beginnt mit einer Kopfgeldjagd auf ihn (S.141).

Wald von Lipiczanska: deutsche Grossrazzia im Wald von Lipiczanska - Tod 100er Juden
Auf der Suche nach Tuvia Bielski werden viele letzte kleine jüdische Gruppen erschossen, darunter auch 40 Juden, die zuerst bei Bielski waren und entweder nicht aufgenommen wurden, weil man im schon gefrorenen Boden nicht noch einen Bunker bauen wollte, oder weil sie im Wald von Lipiczanska nach ihren Verwandten suchten (S.148-150).

Dezember 1942
Bielski-Einheit: Razzia in Lipiczanska erschüttert die Bielski-Einheit - Gerücht eines deutschen Angriffs gegen die Wälder von Perelaz und Zabielowo - Umzug in den Wald von Charapiniewo bei Iwje
Die Nachricht der deutschen Razzia im Wald von Lipiczanska erschüttert das Lager. Ausserdem melden Botschafter, dass auch ein deutscher Angriff gegen das Bielski-Lager geplant sei. In der Folge zieht die ganze Bielski-Einheit in den Wald von Charapinsiewo bei Iwje um, wo auf dem gefrorenen Boden nur provisorische Zelte aufgestellt werden können (S.151).

Das Lager erreicht die Nachricht, dass das Ghetto in Iwje bald liquidiert werde. Bielski will den Juden in Iwje helfen, sucht einen Lagerplatz für sie im Wald von Zabielowo und ermuntert durch Botschafter die Ghetto-Flüchtlinge in Iwje zur Flucht (S.151).

Mitte Dez. 1942 ca.
Iwje-Ghetto: Massenflucht von ungefähr 150 Juden - Ankunft im Wald von Zabielowo - kein deutscher Angriff
Zum Zeitpunkt des Anfangs einer grossen Inspektion durch Deutsche und Weissrussen flüchten die Ghettoinsassen auf der anderen Seite des Quartiers. Die Inspektoren finden nur noch ein fast leeres Ghetto vor. Die ganze Gruppe kommt im Wald von Zabielowo an, mit vier Gewehren. Sie bekommen von der Bielski-Einheit ein paar bewaffnete Männer als Schutz und zur Lebensmittelbeschaffung zugeteilt.
Der deutsche Angriff auf das Bielski-Lager in den Wäldern von Perelaz und Zabielowo bleibt aus, so dass die dortigen Bunker wieder bezogen werden können (S.151).

ab Anfang Dezember 1942
Bielski-Einheit: Dauernder Zustrom v.a. neuer Ghetto-Flüchtlinge - Spaltgruppe um Motl Berger wird mit Verbannung diszipliniert
Der Zustrom hält an. Manche Gruppen wollen keine Frauen oder Kinder aufnehmen, so dass Tuvia befehlen muss. Eine Spaltgruppe um Motl Berger, die Brüder Lubczanski und Pesach Friedberg baut einen eigenen Bunker, will aber auch bestimmen, wen sie aufnehmen und selbst Nahrung organisieren (S.146). Sie drohen mit Gewalt, wenn Tuvia Bielski es nicht genehmigt. In der Folge werden die 12 Rebellen durch Beschluss der Generalversammlung entwaffnet und wegen Gehorsamsverweigerung verbannt (S.147). Den Gnadengesuchen stimmt eine zweite Generalversammlung zu (S.148).

Ende Dezember 1942 ca.
West-Weissrussland: Ankunft von ca. 20 Partisaneninstruktoren aus Moskau, darunter Sinichkin
(S.156)

Ende 1942
Tuvia Bielski bleibt beim Prinzip der Gewaltlosigkeit
Tuvia bleibt beim Prinzip, jede jüdische Person aufzunehmen, und keine Gewalt gegen andere anzuwenden.
Tec:
"Hartnäckig wiederholte er immer wieder, dass es besser sei, einen Juden zu retten, als 20 Deutsche zu töten. Von dieser Position wich er ungeachtet drohender Konsequenzen oder Gefahren nie wieder ab." (S.81)

In der Folge fallen einige von der Gruppe ab, die den bewaffneten Kampf suchen, kommen dann aber zurück und anerkennen Tuvias Weitsicht (S.81).

ab Ende 1942
Bielski-Einheit: Lebensmittelexpeditionen mit beschlagnahmten Pferdewagen
Schlachtung von Kühen auf den fahrenden Wagen, muss vor Sonnenaufgang alles erledigt sein. Permanenter Mangel an Brot (S.144).

1942/1943
Charapiniewo: Vernichtung des Bauernhofs von Zosia durch deutsche Soldaten - Zosia verschwindet spurlos
Bielski-Partisanen halten sich bei Zosia auf. Zosias Hof wird in einem solchen Moment von deutschen Soldaten überfallen und abgebrannt. Zosias Mutter ist unter den Getöteten (S.103). Zosia verschwindet und wird nie mehr gesehen. Damit ist für die benachbarte Rudnicki-Gruppe ein wichtiger Kontakt zur Aussenwelt verloren (S.104).

Charapiniewo: Die russischen Partisanen erschiessen in betrunkenem Zustand die jüdischen Flüchtlinge Berkman und Meir Rudnicki - Flucht von Luba, Tamara und Janek zur Bielski-Einheit
Janek Rudnicki und Dr. Berkman gehen mit den beiden russischen Partisanen - Joske und ein Kollege - oft auf Lebensmitteltour zu den Bauern. Sie erweisen sich als antisemitische Russen und werden unberechenbar. Unter dem Vorwand, für einen Verletzten Hilfe zu benötigen, locken sie Arzt Berkman in Begleitung von Janek Rudnicki aus dem Lager und erschiessen Berkman im Wald. Janek Rudnicki gelingt die Flucht. Meir, der durch die Schüsse aufgeschreckt helfen will, wird von den Russen ebenfalls erschossen. Die Russen tauchen beim Rudnicki-Lager vor den beiden Frauen Luba Rudnicki und Tamara Zyskind auf (S.104).

Die beiden Russen sind völlig betrunken. Luba geht an sie heran, streichelt sie ein wenig, worauf die beiden behaupten, heute sei der "Tag der Roten Armee" und sie hätten den "Befehl, alle Juden zu erschiessen". Sie seien auf der Suche nach dem Flüchtigen. Luba bringt die beiden dazu zu verschwinden. Zusammen mit Tamara Zyskind wartet sie auf den den Überlebenden Janek Rudnicki (S.105). Zu dritt flüchten sie zur Bielski-Einheit in die Wälder von Zabielowo, ein neues Quartier nach einem deutschen Angriff (S.106).

Die Russen haben den beiden Männern Berkman und Meir die Waffen abgenommen, was die Frauen nun sehr ärgert (S.107). Später verschwindet Joske wie Zosia scheinbar spurlos (S.104).




1943

Anfang 1943
Lida-Nowogródek: Die Ghettos werden kontinuierlich dezimiert
(S.160)

Anfang 1943
Weissrussland: Die meisten jüdischen Gemeinden existieren nicht mehr
z.B. Mir, Nieswiez, Iwje, Zoludek, Zdzienció (S.160).

Weissrussland: Flugblätter mit Kopfgeld von 50.000 Mark auf Tuvia Bielski
Deutsche Flugzeuge werden Flugblätter ab mit der Versprechung eines Kopfgeldes von 50.000 Mark bei der Festnahme von Tuvia Bielski (S.141).

In der Folge weiss ganz Weissrussland von der Bielski-Einheit, was viele Juden zur Flucht ermutigt. Die Fahndung stärkt Bielskis Machtposition, der Respekt der Bevölkerung wächst, das Misstrauen gegenüber den untauglichen Deutschen steigt ebenfalls (S.141).

Bielski-Einheit-Charpiniewo: Krankheit von Regina Ticktin - Bauernhof wird zur Falle - Tod von Regina und Sonia, Tuvias Frau - Lilka Ticktin
Regina Ticktin hat hohes Fieber, Tuvia Bielski bewilligt ihr die Unterbringung in einem Bauernhaus bei Charapiniewo. Sie ist in Begleitung von Chaja, von Tuvias Frau Sonia, von Zus' Frau Sonia, und den bewaffneten Grisha Meitis, Lova Volkin, Israel Kotler u.a. Das Haus wird verraten. Der Angriff einer deutschen Einheit, die meint, Tuvia Bielski vor sich zu haben, umstellt das Haus. Nach kurzem Kampf entkommen Chaja und Zus' Frau Sonia in den Wald. Im Kampf fallen alle anderen ausser Lova Volkin. Der Hof wird in Brand gesetzt. Lova wird gefoltert, verrät aber den Aufenthalt der Bielski-Einheit nicht. Tuvia Bielski wird alarmiert, kann aber nur noch verbrannte Leichenteile finden (S.153).

In der Folge betrauert Tuvia Bielski den Tod seiner Frau Sonia, beginnt übermässig zu trinken und wird aber von seinem Bruder Zus gestützt. Lilka Ticktin, die schon in Nowogródek von Tuvia begeistert war (S.154), 17-jährig und "bildhübsch", lässt sich von Tuvia umgarnen, gegen die Bedenken des Vaters Alter Ticktin, denn sie werden nicht die einzige sein. Tuvia ist nicht treu, hat auch Freundinnen ausserhalb der Lager, Weissrussinnen und Polinnen, bleibt aber bei Lilka. Sie leidet, denn sie ist nicht die einzige. Die Frauen des Lagers aber protestieren nie (S.155).

Bielski-Einheit: erste Typhus-Fälle
Lagerarzt Dr.Isler stellt erste Typhus-Fälle fest. Radikale Mitglieder unter Srulik Salanter fordern bei Tuvia die Erschiessung der Patienten, weil sie die Gruppe gefährdeten. Dr. Isler wehrt sich für die Patienten, weil wahrscheinlich noch mehr angesteckt seien (S.165). Es wird ein Lazarettbunker eingerichtet (S.166).

Niederlage von Stalingrad: Wendepunkt des Krieges
(S.156)

ab Anfang 1943
Weissrussland: Eintreffen von sowjetischen Partisanen-Spezialisten per Fallschirm oder per Flugzeug
die den Kampf koordinieren und intensivieren. Russische Partisanen beginnen, ganze deutsche Einheiten direkt anzugreifen (S.139), [was zur Eskalation führen muss].

ab Anfang 1943 ca.
Russische Partisanen: Mordmethode gegen unliebsame Partisanen: Beispiel Mazurek - Alkohol
Unliebsame Partisanen werden auf Nahrungsmittelexpeditionen mitgenommen und auf dem Weg erschossen. Die offizielle Begründung heisst, er sei im Kampf gefallen. So wird z.B. der Schriftsteller Mazurek von russischen NKWD-Agenten umgebracht, der für seine Vorgesetzten Radio BBC abgehört hat.
Mit Erschiessen wird auch Einschlafen beim Wachdienst oder zu langsamer Marschschritt auf Märschen geahndet. Manchmal erschiessen betrunkene russische Kommandanten wahllos ihre Partisanen im Suff (S.268).

Jan 1943 ca.
Bielski-Einheit: Anwachsen auf über 200 Menschen
(S.107)

Mitte Jan 1943
West-Weissrussland: Ankunft von Kommandant Sinichkin bei der Iskra-Otriad
strukturiert die Partisaneneinheiten sofort um und schliesst sie in schlagkräftige Verbände zusammen (S.156).

20.1.1943
Iwje: Liquidierung des Ghettos
(S.160)

Anfang Feb 1943
Nowogródek: Öffentliche Hinrichtung des Bielski-Partisanen Lova Volkin
Lova Volkin, der trotz schwerster Folterungen und Todesstrafe die Bielski-Einheit nicht verraten hat, wird öffentlich im Zentrum der Stadt erhängt und ein Zettel an seine Leiche gehängt, dass es allen Partisanen so ergehen werde (S.153).

Feb 1943
Bielski-Einheit: Verrat durch eigene Blutspur - Umzüge - neue Ghettoflüchtlinge
Betrunkene Bielski-Partisanen merken bei einer Heimkehr von einer Lebensmitteltour nicht, dass sie eine Blutspur durch tropfendes Blut zu ihrem Lager hinterlassen. Bei der anschliessenden deutschen Razzia wird der Wachmann Ephraim Kopelman erschossen, alle anderen können sich im Wald zerstreuen. Die Deutschen zerstören die Bunker, erbeuten die Kühe, Pferde und andere frisch geholte Vorräte (S.167). Den Lazarettbunker haben sie aber nicht entdeckt, und alle Patienten sind unversehrt (S.168).

Es folgen mehrere Umzüge hintereinander von 15km. Es können nur Zelte auf dem gefrorenen Boden aufgestellt werden. Gleichzeitig versucht Tuvia Bielski immer noch, die letzten Juden aus den Ghettos zu holen mit Aufrufen, Tec: "dass man normalerweise nicht an Kälte starb". Die Bielski-Einheit umfasst nun über 300 Mitglieder (S.168).

Feb 1943 ca.
West-Weissrussland: Sinichkin wird General einer Partisanenbrigade
(S.156); Auch Tuvia Bielski unterstellt sich Sinichkin. Der berühmte Kommandant Platon ist für die Partisanen in der Region Baranowicze zuständig. Zwischen General Platon und den Partisanenführern finden regelmässig Treffen statt (S.157).

Der ganze Umgang in den Partisaneneinheiten wird professionalisiert. Ziel: Sabotageakte an Bahngeleisen, Brücken, Telefon- und Telegrafenleitungen, Nahrungsnachschub für Deutsche unterbrechen (S.157).

23.2.1943
Moskau: Stalin-Appell an alle Partisanen zur Fortsetzung des Krieges und zur Ideologisierung der Partisanen im Namen des Kommunismus
(S.156); Stalin befiehlt unter anderem, dass die russischen Partisanengruppen alle antideutschen Kämpfer, egal welcher Einstellung, in ihre Einheiten aufnehmen sollen. Ziel soll es sein, den Deutschen so viele Kollaborateure wie nur möglich zu entreissen:
-- in der Folge müssen auch Antisemiten in die russischen Einheiten aufgenommen werden
-- der Antisemitismus in den russischen Verbänden steigt
-- die Juden in den russischen Einheiten werden isoliert, viele kommen zur Bielski-Einheit, dessen Kampfpotential um so mehr wächst (S.164).

ab Feb 1943
Moskau: Stalin beginnt mit Grenzdiskussion um Polen - Politisierung russischer Partisanen - Dominanz russischer Partisanen gegenüber anderen Partisanen
Stalin moniert die zukünftige polnische Grenze gemäss dem Hitler-Stalin-Pakt von August 1939. Somit soll ganz Ostpolen an Russland fallen. Zusätzlich will er eine von Moskau gesteuerte polnische Regierung einsetzen. Gleichzeitig plant er die Politisierung der gesamten russischen Partisanen, um Kontrolle und Macht auszuweiten (S.158).

In der Folge beginnen russische Partisanengruppen, andere Partisanengruppen und ganze Waldabschnitte zu dominieren und die Deutschen beginnen, gewisse Wälder ganz zu meiden (S.158).

März 1943
Bielski-Einheit: Verrat eines Lebensmittelkommandos durch die Weissrussenfamilie Belorus - Rache: Ermordung der ganzen Familie Belorus
Ein Lebensmittelkommando der Bielski-Einheit unter Abram Polanski kommt an einem Morgen bei der weissrussischen Bauernfamilie Belorus unter und wird bewirtet, mit dabei Alter Ticktin. Ein Sohn von Belorus verrät die jüdische Gruppe, der Hof wird von deutschen Soldaten gestürmt, alle Juden erschossen (S.168-169) und Bauer Belorus mit 50 Mark belohnt. Kundschafter der Bielski-Einheit entdecken die Tante von Belorus als Augenzeugin. Nach 2 Wochen Untersuchung sind genügend Beweise da und die ganze Familie Belorus wird ermordet. Vieh und ein Mantel werden mitgenommen, sonst nichts, denn die Aktion soll als Racheakt, nicht als Raubüberfall gelten (S.170).

Bielski-Einheit: Gewehrmangel
Tuvia Rudnicki spendet Schmuck und eine Uhr, um Gewehre zu kaufen (S.170-171). Viele Gewehre werden bei Bauern beschlagnahmt, von denen die Kundschafter erfahren, dass sie mit ihrem Waffenbesitz herumpralen (S.171).

ab Anfang März 1943 ca.
Weissrussland: Russische Partisanen lassen ganze Züge entgleisen - Konfrontation mit deutschen Einheiten verschärft sich
vor allem gegen die kämpfenden Partisanen. Auch die Bielski-Einheit muss dauernd in Bewegung bleiben. Berittene Kuriere halten den Kontakt der Untergruppen untereinander aufrecht. Der Zustrom von Juden aus Ghettos hält an, darunter der nichtjüdische Kosak Grisha mit seiner jüdischen Frau Malka Zilberman und ihrem Vater und zwei Brüdern, der bei jüdischen Ärzten eine Handverletzung behandeln lassen will, was vom Kommandanten der Lenin-Otriad genehmigt wird. Grisha wird Gruppenführer (S.172).

März 1943 ca.
Moskau-West-Weissrussland: Befehl zum Schutz der Zivilbevölkerung kaum befolgt - Bielski-Botschafter arbeiten für russische Partisanen - Tuvia hilft weiter flüchtenden Juden
Befehl des Oberbefehlshabers der Partisanenbewegung, Voroshilov, und seines Stabschefs, Ponomarenko, an die Partisanen, alle Zivilisten in den von Deutschen besetzten Gebieten vor den Deutschen zu schützen. Der Befehl wird wie alle Befehle aus Moskau nur wenig befolgt (S.159).

Tuvia Bielski kann seine Leute für die Russen vor allem als Kundschafter einstellen. Ausserdem strebt er danach, die restlichen Juden aus den Ghettos herauszuholen und setzt dazu Botschafter ein, z.B. Orzechowski, Brüder Oppenheim, Gulkowitz oder Druk (S.160).

Sie holen die Leute anhand von Listen heraus, die von Verwandten gemacht wurden, die schon draussen sind. Manchmal bezahlen die Juden für die Rettung, und andere müssen im Ghetto bleiben, was völlig gegen Tuvias Anweisung verstösst. Ausserdem schickt Tuvia Bielski Kundschafter zur Sammlung umherirrender Juden aus (S.161), und viele Bauern bieten nun Unterschlupf, was auch für die Bauern immer noch ein grosses Risiko bedeutet. So werden Hana Berkowitz und Abraham Viner u.a. gerettet (S.162).

ab März 1943 ca.
Weissrussland: Deutsche kompensieren Rückschläge mit Terror gegen Zivilbevölkerung - Zulauf für Partisanen aus der Zivilbevölkerung
Je mehr die deutsche Front zurückweicht, desto mehr beginnen die deutschen Besatzer, sich an der wehrlosen Zivilbevölkerung zu vergreifen, brutalisieren ihre Verfolgungsmethoden (S.158)
-- bezichtigen Leute ohne Beweise
-- zerstören ganze Dörfer aufgrund von Behauptungen
-- bestrafen und deportieren ganze polnisch / weissrussische Dorfbevölkerungen wegen Verdachts von Ermordungen oder Hilfe für Partisanen (S.159).

In der Folge retten sich Teile der Zivilbevölkerung zu den Partisanen, und die Herrschaft der Partisanen festigt sich immer mehr (S.159).

April 1943
Bielski-Einheit/Stara Huta: Fehlalarm
zur Flucht durch einen mit deutschen Soldaten besetzten Lastwagen. Flucht in den Wald von Jasinowo und Rückkehr (S.171).

April 1943 ca.
Weissrussland: Verdoppelung des Kopfgeldes auf Tuvia Bielski auf 100.000 Mark
(S.141)

Frühjahr 1943
Nowogrodek/ehemaliges Gerichtsgebäude: jüdische Ghettobevölkerung schrumpft auf knapp 500 Juden - Umsiedlung in das ehemalige Gerichtsgebäude
mit scharfer Bewachung Tag und Nacht durch 12 Polizisten (S.281).

April-Mai 1943 ca.
Lipiczanska-Wald: Deutsche Ankündigung eines Generalangriffs gegen die Partisanen - 24 jüdische Kämpfer "ausgeliehen" - Streit um Honig, Eier und Fleisch
In der Folge der Eskalation bitten 24 jüdische Kämpfer der Orlanski-Otriad bei der Bielski-Einheit um Aufnahme, weil sie befürchten, im deutschen Generalangriff von Russen entwaffnet oder gar getötet zu werden. Sie müssen dem permanent wachsenden Antisemitismus ausweichen (S.172).

Tuvia Bielski bekommt von General Platon bewilligt, die 24 jüdischen Kämpfer "auszuleihen".
Die russischen und weissrussischen Partisanen machen Stimmung gegen die Bielski-Einheit, die so viele nichtkämpfende Flüchtlinge aufnimmt, was eine Gefahr darstelle. Zusätzlich werden die jüdischen Partisanen laufend des Raubes verbotener Güter bezichtigt, was zum Teil stimmt, wenn Juden in partisanenfreundlichen Dörfern "Luxusgüter" wie Honig, Eier und Fleisch konfiszieren, was nur für nazifreundliche Gebiete erlaubt ist (S.173).

Tuvia Bielski versucht, die Kommandanten mit Geschenken auszusöhnen (S.174).

Bielski-Einheit: Beschluss zur Verlegung in die Wälder von Naliboki, um der deutschen Hetzjagd auszuweichen
Auf dem Marsch nimmt die Gruppe immer mehr verstreute jüdische Gruppen auf. Gleichzeitig verlassen aber auch 50 Kämpfer die Bielski-Gruppe, weil es sie "in den Kampf zieht" (S.174).

Wochenlanger Marsch, Überquerung der Flüsse Niemen und Bieroza, aneinandergebunden. Raja Kaplinski bezeichnet Tuvia Bielski inzwischen als "zweiten Moses" (S.175).

Russische Partisanen wollen der Bielski-Einheit die Wälder von Naliboki verwehren, denn Bielski brauche eine Genehmigung. Nach einem halben Tag Verhandlungen ist alles geregelt (S.176).

ab April 1943
Weissrussland: wachsender Antisemitismus in russischen Einheiten
-- durch die Aufnahme von Mitgliedern mit nazifreundlicher Vergangenheit
-- durch den verschärften Konflikt mit den Deutschen, für den "die Juden" wieder die Sündenböcke sein sollen.

Tec:
"Der unter den russischen Partisanen herrschende Antisemitismus liess sich auf zwei unmittelbare Ursachen zurückführen: zum einen auf Männer mit einer nazifreundlichen Vergangenheit; zum anderen auf die verschärften Angriffe der Deutschen auf die gesamte Partisanenbewegung. Entsprechend aller Tradition machte man für die daraus resultierenden Härten nicht den Feind, sondern die Juden verantwortlich. Die Juden waren also zwischen den antisemitischen Praktiken der Partisanen und der offiziellen sowjetischen Linie, die ihnen ein Existenzrecht garantierte, hin- und hergerissen." (S.177)

Anfang Mai 1943 ca.
Lipiczanska-Wald: deutscher Generalangriff
(S.173)

Mai 1943
Lida: Ausbruch einer jüdischen Gruppe aus dem Ghetto
und Ankunft bei der Bielski-Einheit, darunter Moshe Bairach (S.13), Chaim Basist (S.14) und Eljezer Engelstern. Bielski schimpft über die, die ohne Waffe angekommen sind (S.15).

Mai-Juni 1943
Weissrussland: Moskau beherrscht die Partisanen - Polen sträuben sich gegen die Dominanz aus Moskau
Moskau gelingt es, die Partisanenbewegung "in den Griff" zu bekommen, allerdings nie vollständig. Die Eigenheiten werden von den Kommandanten toleriert, sogar antikommunistische Splittergruppen. Die russischen Partisaneneinheiten sind meist Mischungen aus Russen, Weissrussen, Ukrainern, Juden, Polen und Litauern. Vor allem Polen sträuben sich gegen die sowjetische Dominanz und bestehen auf eigenen Partisanentruppen (S.185), z.B. unter Leutnant Milaszewski, der eine polnische Partisanen- und eine Kavallerie-Gruppe von 400-600 Leuten unter sich hat, die mit der "Armia Krajowa"/"AK"/"Heimatarmee" und der Exilregierung in London sympathisiert, was den russischen Kommandanten aber nicht bekannt ist (S.186).

Mitte Juni 1943 ca.
Bielski-Einheit/Nalibocka-Wald: Aufschlagen des neuen Lagers: lange Nahrungsmittelbeschaffung - Bäckerei, Waffenschmiede, Hufschmiede, Ärzte - abgeschobene jüdische Kämpfer bei Bielski
Die Wälder von Naliboki sind urwaldähnliche Wälder wie die Lipiczanska-Wälder, aber mit Sümpfen und engen Pfaden durchzogen, nur mit ein paar versprengten Dörfern (S.174). Das Bielski-Lager ist nun wie fast der ganze Nalibocka-Wald unter russischer Kontrolle mit zahlreichen russischen Partisanenstützpunkten, u.a. auch mit dem Hauptquartier von General Platon (S.177). Russische Partisanengruppen wie die Ponomarenko-Otriad nehmen Juden sogar mit ihren Frauen auf, z.B. Jacov Greenstein (S.181).

Durch die relative Sicherheit können die Bunker in kurzen Abständen und eine Gemeinschaftsküche angelegt werden. Nur die Nahrungsmittelexpeditionen werden durch die ungünstige Lage sehr lang (S.179), mit bis zu 100 km Distanz, mit 2-3 Wochen Dauer und Beteiligungen von bis zu 25 Mann (S.180). Die Bielski-Einheit baut eine Bäckerei, um endlich den Brotmangel zu beheben, auch für russische Partisanen, die dafür mit Korn, Mehl und anderen Waren bezahlen (S.178).

Partisan Oppenheim gilt mit seiner Kunst, Gewehre zu reparieren, als "Waffenhexenmeister", erhält dafür Lebensmittel. Partisan Mordechai Berkowitz eröffnet eine Schmiedwerkstatt für Pferde und erhält für seine Dienste ebenfalls Lebensmittel. Jüdische Ärzte versorgen auch die russischen Einheiten (S.179).

Zusätzlich werden von russischen Einheiten immer mehr Juden aus antisemitischen Motiven abgeschoben. Diese Vorgänge sind für Bielski wie ein Geschenk, wenn die Kämpfer bewaffnet sind (S.180).

Tuvia schickt wieder Kuriere nach Lida, um noch mehr Juden zu retten und Medikamente herzubringen (S.176).

ab Mitte 1943
West-Weissrussland: Organisation von Massenausbrüchen in allen noch vorhandenen Ghettos
mit Ziel der Flucht zur Bielski-Einheit (S.281).

7.7.1943
West-Weissrussland: Deutsches Dokument mit Befehl zur Vernichtung aller Partisanen im Nalibocka-Wald: "Unternehmen Hermann"
mit geplantem Beginn am 1.8.1943 mit zwei Frontdivisionen zu je 10.000 Mann. Der russische Stab befiehlt, jeden Feindkontakt zu vermeiden, um die Partisaneneinheiten zu erhalten (S.187). Für eine konzertierte Aktion mit russischen Einheiten muss Bielski 100 Männer zur Verfügung stellen (S.188).

kurz vor dem 1.8.1943/28.7.1943 ca.
Bielski-Einheit: Rückkehr einer Versorgungsgruppe mit 15 Kühen, vielen Pferden und Vorräten
jedoch steht der Abmarsch bevor, so dass keine Freude aufkommt (S.187).

Ende Juli 1943
Bielski-Einheit: Vorbereitung von Hinterhalten und Fällen von Bäumen zur Blockade von Wegen gegen die angekündigte deutsche Offensive
(S.188)

1.8.1943
Nalibocka-Wald: deutscher Generalangriff zur Partisanenvernichtung "Unternehmen Herrmann": Einkreisen und Vernichtungstaktik
mit einem Sperrgürtel um den Nalibocka-Wald (S.188). Die deutschen Einheiten sind noch 2km von der Bielski-Einheit entfernt (S.189). Kommandant Kovalev lässt Bielski alle Freiheit zu einem Rückzug, egal wohin (S.189-190).

ab 1.8.1943
West-Weissrussland: polnisch-russische Koordination gegen deutsche Truppen
Russische und polnische Partisanen koordinieren ihr Vorgehen gegen die deutsche Einkreisung, die Polen unter Milaszewski. Den polnischen Partisanen gelingt unter hohen Verlusten der Durchbruch durch die deutsche Einkreisung (S.240).

Weissrussland: Polnisch-faschistische Untergrundarmee kämpft gegen alle Seiten
gegen Deutsche, Russen, Juden und kommunistische Polen, z.T. in Zusammenarbeit mit der polnischen "Heimatarmee" (S.240).

ab 2.8.1943 ca.
Bielski-Einheit: Marsch in den Sumpf zur Insel Krasnaya Gorka unter Leitung von Michal Mechlis
Mechlis ist erfahrener Landvermesser der Gegend. Die deutschen Truppen werden sich nicht in die Sümpfe vorwagen. Wanderung durch z.T. bauchhohen Sumpf, mit Riemen und Gürteln aneinandergeseilt und nur den nötigsten Essensvorräten. All die Kühe und Pferde, die die letzte Versorgungstruppe gebracht hat, müssen zurückgelassen werden (S.190ff.).

Eine weissrussische Spionin wird sofort erschossen (S.196-197). Brotherstellung mit zerstampfter Baumrinde, Beeren- und Pilzsuche.
Währenddessen beginnen die deutschen Kommandos, ganze Dorfbevölkerungen ins Reich zu deportieren (S.197, 205), insgesamt 20.000 (S.198). Insgesamt brennen die deutschen Kommandos 17 Dörfer vollständig ab, um den Partisanen alle Schlupfwinkel zu zerstören. Der Ort Naliboki wird total zerstört, während Bielski-Kundschafter immer wieder die Lage kontrollieren (S.197).

Deutsche Soldaten bewachen das ehemalige Bielski-Lager im Nalibocka-Wald und warten auf die rückkehrenden Juden, während auf der Sumpfinsel langsam Hunger ausbricht (S.198).

10.8.1943
West-Weissrussland: Rückzug der deutschen Truppen
(S.198); Schwere Verluste der kämpfenden Partisanen, u.a. die polnische Otriad und die jüdischen Zorin-Einheit (S.199). Zerfall vieler Partisanen-Kommandos (S.201).

ab 10.8.1943
Bielski-Einheit: Vorrücken in die zerstörten Gebiete in den Wald von Jasinowo - Kesler-Gruppe repariert das Lager - Beraubung durch hungrige Partisanen und Zivilisten - Gruppenführer Kaplan wird wegen Rebellion erschossen
(S.198); Bielskis Einheit zieht weiter mit Ziel, den Wald von Jasinowo zu erreichen. Eine Gruppe von 50 Kämpfern um Israel Kesler schlägt vor, das von den Deutschen zerstörte Lager im Nalibocka-Wald wieder aufzubauen. Sie seien hier aufgewachsen und könnten sich wohl gegen deutsche Angriffe wehren. Sie bekommen von Tuvia Bielski dazu die Erlaubnis (S.199).

Bielskis Einheit leidet wegen der zerstörten Dörfer immer noch Hunger. Herumstreunende hungrige Partisanen und die wenigen einheimischen Überlebenden suchen ebenfalls Nahrung (S.200). Raubüberfälle sind an der Tagesordnung, v.a. gegen unbewaffnete Juden (S.200).

Die Gruppe überquert den Niemen, Nichtschwimmer im Boot. Ein Schwimmer ertrinkt unerklärlicherweise.

Gruppenführer Kaplan dreht auf dem weiteren Marsch durch, will einige Mitglieder seiner Gruppe nicht mehr führen und wirft Tuvia Bielski gleichzeitig Bereicherung an den Mitgliedern vor, so dass er die ungewollten Mitglieder übernehmen solle (S.201). Zus Bielski erschiesst Kaplan, was er schliesslich ein Leben lang bereut (S.202).

ab 12.8.1943 ca.
West-Weissrussland: Wiederaufbau der russischen Partisanengruppen - Trennung von bewaffneten und unbewaffneten Gruppen
Die deutschen Truppen ziehen sich ganz zurück, so dass ganze Teile Weissrusslands nun russisches "Partisanenland" werden. General Platon baut sein Oberkommando erneut im Nalibocka-Wald auf (S.204) und lässt die alten Basen und zum Teil abgebrannte Dörfer wieder aufbauen (S.205).

Der Wiederaufbau der Partisanengruppen wird dazu genutzt, die Führung der Partisanen noch straffer und strenger zu gestalten:
-- Bielskis Einheit wird der Kirov-Brigade unterstellt
-- alle Nicht-Kämpfer müssen in den Nalibocka-Wald zurück, die zivile Bielski-Einheit soll Kalinin-Otriad heissen (S.203)
-- auch vertriebene Weissrussen, Polen und Zigeuner müssen in den Nalibocka-Wald zurück, Aufbau neuer Familienlager (S.205)
-- eine Gruppe von 180 Bielski-Kämpfern soll unter dem Namen Ordzonikidze-Otriad im Jasinowo-Wald bleiben (S.203-204)
wobei die Kämpfer ihre Frauen mit in der Einheit behalten dürfen, z.B. Zus Bielski mit Sonia, Dr.Isler mit Luba Rudnicki, aber das Misstrauen zwischen Juden und der russischen Führung bleibt (S.204).

Mitte August 1943 ca.
Bielski-Einheit: Bahnbeamter Shematovietz wird Kommissar bei der Bielski-Einheit
Die russischen Partisanen befehlen Shematovietz, seine Geliebte und deren orthodox-jüdischen Vater in die Bielski-Einheit abzuschieben. Inder Folge geht Shematovietz selber mit zur Bielski-Einheit, lässt sich degradieren und zum Kommissar der Bielski-Einheit ernennen. Gute Zusammenarbeit mit Tuvia (S.214).
Shematovietzaus Minsk, Ende 50, ist übergewichtig (S.212).

ab Mitte August 1943
Weissrussland/russische Partisanen: Ausbau der heimlichen Landebahnen im Wald
Ausbau zu kleinen Flughäfen (S.228) die zu Nervenzentren der Partisanen werden (S.229) und dauernd Flughafenbewachung erfordern. Verwundete Partisanen werden, wenn sie nicht mehr laufen können, nach Moskau ausgeflogen (S.230-231).

West-Weissrussland: Beginn der Erntezeit und Ende des Hungers - Bielski-Einheit/Kalinin-Einheit kehrt in den Nalibocka-Wald zurück - Aufbau eines kleinen Bielski-"Schtetls" mit sozialen Verwaltungsstrukturen - Kommissar Shematovietz

Die deutschen Besatzer haben die ganze Ernte dagelassen. In Erntegruppen werden Kartoffeln, Getreide und Gemüse eingefahren (S.205), Vieh eingefangen und Bienenstöcke entlehrt. Einzelteile der abgebrannten Häuser werden wiederverwendet (S.206).

Die 50 Kämpfer unter Israel Kesler haben das alte Lager wieder hergerichtet und haben inzwischen 100 Kämpfer dazugewonnen (S.206). Kesler bekommt von Tuvia Bielski eine eigene Bunkerregion in über 1 km Abstand zugesprochen, sowie eine eigene Nahrungsmittelversorgung und Küche zugestanden.
Bauvorhaben: Bau eines Hospitals, Durchsuchen der abgebrannten Höfe und Dörfer, Eröffnen kleiner Dienstleistungsbetriebe und Werkstätten (S.207).

Aufteilen der Arbeiten je nach Fähigkeiten mit Wissensaustausch (S.217). Bau eines Kommandobunkers, einer Arztpraxis (S.208) und von Stallungen (S.209).

Dauernde Suche nach umherirrenden Juden (S.209), z.B. 20 Juden aus Lida (S.210). Anwachsen der Bielski-Einheit auf über 1200 Mitglieder (S.212). Im Hauptquartier arbeitet u.a. der Anwalt Salomon  Volkowyski, der Straftaten behandelt wie Einschlafen beim Wachdienst, Diebstahl oder Arbeitsverweigerung. Pesach Friedberg dient als Nahrungsmittelquartiermeister, Raja Kaplinski als Sekretärin, Viner und Bedzowski als Buchhalter. Versammlungen zweimal wöchentlich (S.215). Vorgehen gegen Vetternwirtschaft (S.216) und Vorgehen gegen aufkommende Ressentiments und Vorurteile innerhalb der Gruppe gegen Intellektuelle (S.218).

Gleichzeitig macht sich innerhalb der Bielski-Familie ein grosser Alkoholkonsum breit, so dass Mehl für das Brennen von Alkohol abgezweigt wird, obwohl es angeblich schon fast kein Brot mehr hat (S.218). Es geht dabei das Gerücht um, Tuvia Bielski würde in Verhandlungen mit Russen diese "unter den Tisch saufen", um so Kompromisse zu erreichen (S.219).

Insgesamt wird die Bielski-Einheit zu einem traditionellen jüdischen "Schtetl", mit Werkstätten, Dienstleistungsbetrieben und Gemeinschaftseinrichtungen (S.219). In der Versorgung spaltet sich eine Luxus-Küche ab, die ziemlichen Unmut hervorruft (S.222), so dass z.B. Sulia Rubin die Bielski-Clique als "Romanoff-Hofstaat" bezeichnet (S.223). Kaffee-Ersatz aus gekochter Zichorie (S.224), z.T. Streit um Suppe, die jeder haben will, solange sie noch Zutaten hat, an Feiertagen Extra-Portionen Wurst. Die Gemeinschaftsküche beginnt, an Bedeutung zu verlieren, da kleine Gruppen selber ernten gehen (S.226). Den Wachleuten wird eine privilegierte Essenszuteilung zuteil (S.227).

Intellektuelle werden grossenteils verspottet, weil sie im Wald zu nichts nütze seien (S.225), so dass die intellektuell Aufgewachsenen zum Teil apatisch werden (S.226). Gleichzeitig unterscheiden sich nun immer mehr die Alteingesessenen von den neu Hinzugekommenen. Die Bielski-Mitglieder aus Nowogródek und deren Verwandte geniessen mehr Privilegien als die neue dazugestossenen Juden aus Cila, Luba, Dworecki, Luba Garfunk u.a. (S.231).

September 1943 ca.
Bielski-Einheit: Beförderung Marchwinskis zur Komsomol
Marchwinski wird in die Komsomol-Brigade aufgenommen und Kommandant einer eigenen Partisanentruppe, die direkt Moskau unterstellt ist (S.185).

Weissrussland: Zusammenarbeit zwischen russischen und polnischen Partisanen
(S.240)

Bielski-Schtetl: Intrigen von Israel Kesler gegen Tuvia Bielski - Tuvia Bielski kann alles abwehren, Kesler wird verurteilt und wegen ewiger Reklamation von Asael Bielski erschossen

Kesler moniert, Tuvia Bielski würde bei Verhandlungen mit den Sowjets immer nur allein verhandeln (S.273) und versucht, mit Intrigen beim russischen General Dubov, der ein Gegner der Bielski-Einheit ist, die Position von Tuvia Bielski zu untergraben. Kesler verlangt auch die Abspaltung (S.274).

Mit dem Argument der Einheit und der Gefahr für die Werkstätten kann Tuvia bei General Platon die Abspaltung der Kesler-Gruppe verhindern (S.275). Die Vorwürfe der Bereicherung kann Tuvia Bielski einwandfrei widerlegen, weil die Mehrheit der Bielski-Einheit Mittellose sind und er regelmässig Gold und Juwelen gegen Empfangsbescheinigung den sowjetischen Behörden abgegeben hat (S.276).

Kesler fürchtet folglich Vergeltung, verstärkt seine Rebellion und findet Unterstützung bei General Sokolov, wo er einen Antrag auf Absetzung Bielskis einbringt. Er beginnt sogar mit Bestechung des Kommandanten, was von Anwalt Volkowyski alles beobachtet wird. Sokolov schreibt auf Kesler sogar einen "Schutzbrief" aus. Kesler landet im Bielski-Gefängnis, wobei seine Frau Rachel ihn begleiten darf. Kesler wird angeklagt und zum Tod verurteilt (S.277). Er schimpft bis zuletzt, so dass Asael Bielski ihn erschiesst. Die Einheit der Gruppe ist gewahrt (S.278).

Die russischen Generäle reagieren unterschiedlich: General Sokolov ist es egal, General Dubov moniert, die Exekution sei nicht genehmigt gewesen, will Rache und muss von Abraham Viner beschwichtigt werden, und General Platon stellt sich hinter Tuvia Bielski (S.279).

ab Anfang September 1943
West-Weissrussland/polnische Partisanen: Zuteilung polnischer antikommunistischer Offiziere - Stalins Gegenreaktion
Die polnische Milaszewski-Einheit bekommt im Auftrag der polnischen Exilregierung in London 20 polnische Offiziere zugeteilt, die Macht der Sowjets zu untergraben. Es sind u.a. polnische Faschisten der polnisch-faschistischen Untergrundarmee NSZ, sogenannte "Weisspolen", die Polen in den Grenzen von 1921 wiederauferstehen sehen wollen (S.240). Stalin setzt zum Kampf gegen die polnisch-faschistischen Partisanen an (S.241).

Weissrussland: getötete Juden in "weisspolnischen Gebieten"
Jüdische Partisanen müssen die von "Weisspolen"-Faschisten beherrschten Gebiete meiden, weil dort jüdische Zivilisten getötet (S.241) und vergewaltigt werden (S.243).

nicht erwähnt:
Es finden Verhandlungen auf unterer Befehlsebene zwischen deutscher Seite und polnischen Partisanenarmeen statt, um gemeinsam den vordringenden Kommunismus zu bekämpfen. Innerhalb dieser Verhandlungen wird der polnischen Seite die Ostgrenze von 1921 versprochen, und es kommen temporäre Allianzen auch tatsächlich zustande.
(in: Chiari: Alltag hinter der Front, S.289ff.)


einige Wochen nach dem 12.8.1943 / 5.9.1943 ca.
Bielski-Schtetl: Entlassung der Ordzonikidze-Einheit/Bielski-Kampfeinheit in den Nalibocka-Wald
Die Gruppe konzentriert sich wieder darauf, Juden zu retten (S.205).

26.9.1943
Nowogródek/ehemaliges Gerichtsgebäude: Massenflucht durch Tunnel, von 300 überleben 100 bis 150
weil am Anfang des Tunnels durch einen elektrischen Kurzschluss Feuer ausbricht und so die Wachen alarmiert werden (S.281,283).

September/Oktober 1943
Bielski-Schtetl: Beginn des Baus von Winterquartieren unter Ingenieur Ribinski
(S.207); Bunker mit Pyramidendächern aus Rinde und Moos zu je 40 Personen mit Öfen und Strohkojen (S.208).

Herbst 1943
Weissrussland: russischer Beschlagnahmungsbefehl gegen die Zivilbevölkerung
Befehl zur Beschlagnahmung aller Wertgegenstände der Zivilbevölkerung und Abliefern beim Partisanenhauptquartier (S.276).

Bielski-Schtetl: Begründung einer kleinen Seifenfabrikation - Friedhof - Gefängnis - Todesurteil gegen Lansman - Begnadigung von Ostaszynski
Sioma Pupko kann aus Asche und Tierfett Seife herstellen, aber nur in kleinen Mengen, für das Bielski-Lager beschränkt. Bau eines Gemeinschaftsbads (S.264).

Anlegen eines Friedhofs (S.265) und eines Gefängnisses, in dem Leute wegen Einschlafen beim Wachdienst, wegen Befehlsverweigerung oder wegen Diebstahls landen. Die wenigen schweren Fälle werden von Anwalt Volkowyski untersucht, der Beweise sammelt (S.269):

-- Fall Lansman: Der im August zu Bielski gestossene Jude soll im Ghetto Nowogródek als Gestapoagent gearbeitet und so das Leben zahlreicher Juden auf dem Gewissen haben. Seine Existenz wird von vielen als Bedrohung empfunden. Er wird zum Tod verurteilt und erschossen (S.269-270)

-- Fall Daniel Ostaszynski: Ostaszynski, ein ehemaliger Vorsitzender des Judenrats in Nowogródek, wird beschuldigt, den deutschen Besatzern Namenlisten, was für die Betroffenen den Tod bedeutet hat. Ostaszynski hat aber auch den Massenausbruch organisiert. Zus' Frau Sonia, ehemalige Schulkameradin  Ostaszynskis, verhindert die Exekution. In der Folge verlässt Ostaszynski das Bielski-Lager nie mehr, aus Angst, von persönlichen Gegnern umgebracht zu werden (S.270). Ostaszynski bleibt ein Einzelgänger (S.271).

Bielski-Schtetl: Ankunft und Begnadigung von Friseur Bialobroda mit Frau Mirjam
wird gnädig behandelt, weil seine Kollaboration mit den Wachen im Ghetto Lida keine Menschenleben gekostet hat. Er wird Cheffriseur des Lagers (S.271).

ab Herbst 1943
Das grosse Bielski-Schtetl

Bielski-Schtetl: Ausbau der Betriebe - Schichtenbildung: Neid und Intrige
Der Nalibocka-Wald wird feste Basis, und die Werkstätten können dementsprechend ausgebaut werden. Oppenheim glänzt wieder mit seinen Waffenreparaturen (S.232), verhilft einigen waffenlosen Mitgliedern der Bielski-Einheit mit der Reparatur fortgeworfener Waffen zum "Aufstieg" als Kämpfer, um so das Ansehen zu steigern (S.234), aber auch Schneiderei, Schuhmacherei, Schmiede, Tischlerei, Bäckerei (S.232), Wursterei, Friseursalon (S.236), wobei der Friseur nur bei Bestechung zu einem scharfen Messer greift (S.237), Kornmühle mit zwei Pferden, die im Kreis zwei Mühlsteine drehen (S.237), Schreinerei, Näherei (S.233), Schneiderei, die Partisanenkleider auch russischer Einheiten repariert (S.234), sowie Bau einer Gerberei am Rand des Lagers (S.235) und einer Uhrenreparaturwerkstatt, die von den russischen Partisanen sehr beliebt ist, weil Uhren für sie noch sehr selten sind (S.236).

Die Phantasie ist entscheidend.

Tuvia Bielski:
"Was immer wir zur Gründung solcher Werkstätten benötigen, werden wir auch finden, selbst wenn wir es erfinden müssen." (S.232)

Dienstleistungen an Bielski-Mitglieder sind kostenlos. Auswärtige russische Partisanen bezahlen mit Lebensmitteln, Medikamenten, selten mit Waffen (S.233).

Die lockerer werdende Lagerexistenz verführt zu einer derberen Witzkultur (S.236). Die Bäckerei wird am Abend zum Gemeinde- und Kulturzentrum (S.237). Russische Journalisten, die wegen dem berühmten Waffenexperten Oppenheim das Schtetl besuchen, sind überwältigt und prophezeien, dass man ihnen den Bericht über die Bielski-Einheit in Moskau nicht glauben wird (S.234).

Konsequenzen für das Gesellschaftsleben im "Wald-Schtetl": Schichtenbildung und Neid von aussen
-- Fachkräfte bekommen Ansehen und haben immer mehr zu essen
-- Hilfskräfte sind nicht so angesehen, haben vernachlässigte Kleidung, wirken blass und schmal
-- für das Bielski-Schtetl ergeben sich wertvolle Beziehungen zur Aussenwelt, vor allem zu russischen Partisanenkreisen (S.237)
-- in der Umwelt kommt Neid auf, was sich in Gerüchten äussert, dass Juden Bauern beraubt hätten (S.238)
oder: jüdische Frauen das Essen russischer Partisanen vergiftet hätten (S.244)
-- ebenso wird die Bielski-Einheit von polnisch-faschistischen "Weisspolen"-Partisanen angefeindet. General Platon nimmt in der Folge die Bielski-Einheit direkt unter sein Kommando (S.239).

Spätherbst 1943 / Nov 1943
Weissrussland: russischer Angriff gegen polnisch-faschistische Partisanen unter Kosciuszko
auch mit 25 Bielski-Kämpfern. Die gefangengenommenen polnischen Partisanen werden auf verschiedene russische Einheiten aufgeteilt, können aber meist fliehen. Die polnischen Kommandanten aber werden nach Moskau ausgeflogen (S.241).

Dezember 1943
Baranowitschi: Liquidierung des Ghettos - Transfer der verbleibenden 120 Juden ins KL Koldyczewo
Massenausbruch bei Schneesturm, die Mehrheit erreicht die Bielski-Einheit, 17 verlieren die Orientierung, 15 werden erschossen, zwei der Entdeckten entkommen, sind v.a. Handwerker, darunter viele Gerber (S.283).

Winter 1943
Bielski-Schtetl: Bialobrodas eigenmächtige Raubtouren und Konspiration mit Israel Kesler
Friseur Bialobroda verlässt häufig das Lager, was verdächtig wird. Anwalt Volkowyski ermittelt und erwischt Bialobroda der Beraubung Einheimischer von Wertsachen, Gold und Schmuck, was nach Partisanengesetz ein Verbrechen darstellt. Zudem konspiriert Bialobroda mit Israel Kesler, der die Position von Tuvia Bielski untergräbt. Die Erschiessung ist die Folge (S.271).

Entwaffnung und Verbannung von Arkie Lubczanski wegen Verleumdung Tuvia Bielskis bei russischen Offizieren als Antikommunisten und unfähigen Führer (S.272).

20.12.1943 ca.
Panchenko-Einheit: wachsender Antisemitismus in russischen Einheiten durch Anschluss zweier antisemitischer ukrainischer Partisanen -- Gefahr für Bela
die regelmässig Juden überfallen haben und sie meist auch getötet haben (S.163).

Gegenüber Bela (Name geändert, S. 164) verniedlicht Victor Panchenko die Angelegenheit. Die zwei Ukrainer beginnen, über Bela herzuziehen. Panchenko schützt sie nicht (S.163), weil er gemäss Weisung von Stalin von Anfang 1943 jeden antideutschen Partisan akzeptieren muss (S.164).

Ende Dezember 1943
Panchenko-Einheit: Rückkehr von Bela zur Bielski-Einheit wegen Antisemitismus
Bela, die Freundin des russischen Kommandanten Panchenko, kehrt von der russischen Einheit zur Bielski-Einheit zurück, weil der Antisemitismus in der Panchenko-Einheit nicht mehr kontrollierbar wird und sie laufend bedroht wurde (S.164).

ab 1943 ca.
Moskau: Propaganda für Frauenbeteiligung unter den Partisanen
denn es sei "Symbol für Hingabe zu patriotischem Kampf", wenn Frauen auch dabei seien. Frauen werden als Spioninnen oder Kuriere eingesetzt, erreichen aber nie mehr als 2-5 % (S.245).

Ende 1943
Bielski-Einheit: Gründung einer provisorischen Schule
um die Kinder in "geordnete Bahnen" zu lenken, unter Leitung der Partisanin Czesia, mit Geschichten, Gruppenspielen, Sport (S.259).

ab Ende 1943
Weissrussland: Vorstoss der Roten Armee auf "weisspolnischen" Boden - systematische Zerstörung des nicht-kommunistischen Widerstands
(S.241)

Bielski-Einheit: Schtetl "Bielsk" - das "Neue Jerusalem"
Die Bielski-Einheit wächst weiter. Die russischen Einheiten nehmen wieder mehr Juden aus. Das Bielski-Lager wird zum Schtetl "Bielsk" oder zum "Neuen Jerusalem".

Tec:
"Innerhalb der Otriad führten Wachstum und Erfahrung zu einer besseren Organisation des Lagerlebens, und im Lauf der Zeit stellte sich bei den Waldbewohnern ein echtes Gemeinschaftsgefühl ein. Einige nannten ihr 'Schtetl' liebevoll 'Bielsk', andere 'Jerusalem'." (S.281)

Winter 1943/1944
Wald von Naliboki: Abzug der Zhukov-Brigade
Sie überlässt Bielski einige Verwundete und ein paar Frauen (S.265). Als Dank gibt Zhukov der Bielski-Einheit Lebensmittel, Pferde, Kühe, Waffen und Kleidungsstücke (S.266).

Bielski-Schtetl: Schnee als Gefriertruhe - Typhus
Fleisch wird im Schnee vergraben und so als Vorrat gefroren (S.224). Es bricht zum zweiten Mal Typhus aus. Für die 60-140 an hohem Fieber leidenden Typhuskranken wird ein zusätzlicher Lazarettbunker gebaut. Die Behandlung muss ohne Medizin erfolgen. Die Appetitlosigkeit wird mit abgekochtem Wasser und geschmolzenem Schnee überbrückt. Nach Absinken des Fiebers haben die Patienten "Heissunger" und bekommen nahrhafte Ernährung. Angeblich ist nur ein Toter zu beklagen (S.267).



1944

1944
Weissrussland: Von 374.000 Partisanen sind 91.000 zivile Waldbewohner
die in Familienlagern von Naliboki leben (S.205).

Anfang 1944
Bielski-Schtetl: Beginn der Entwicklung von Individualität und Unruhe durch abnehmende Gefahr
(S.267)

ab Anfang 1944 ca.
Moskau: Stalin bekommt von Churchill und Roosevelt die polnische Grenze von Oktober 1939 zugesprochen gemäss dem Hitler-Stalin-Pakt [!]
Stalin bildet in Moskau eine polnische Marionettenregierung.
In der Folge wird Weissrussland zu einem Gebiet der Auseinandersetzung zwischen kommunistischen russischen und nationalistisch-faschistischen polnischen Partisanengruppen (S.239).

Bielski-Schtetl: Entwicklung kultureller Aktivitäten wie Theater und Kulturklub
mit Vorlesungen von Dr.Amarant (S.287), Beginn mit Oral History und Erinnerungsverarbeitung. Das sowjetische Hauptquartier unterstützt den Kulturklub mit Papier (S.288).

Beginn von religiös gekochten Mahlzeiten, Shabbatruhe und Gebete für Religiöse, Matzenbacken, was alles von den sowjetischen Behörden toleriert wird. Zionistische Aktivitäten dagegen werden geahndet (S.288).

März 1944
Bielski-Schtetl: Ankunft von Juden aus dem Ghetto Koldyczewo, 15 km von Baranowitschi
(S.283)

1.5.1944
Bielski-Schtetl: Fest im Zorin-Lager
(S.287)

6.6.1944
Normandie-Landung
(S.288)

ab 23.6.1944
Weissrussland: Offensive der Roten Armee an der weissrussischen Front - Bielski-Kämpfer bekommen das Kampffieber - Tötung von Deutschen - abnehmende Lagerdisziplin
(S.288); In der Folge flüchten grosse deutsche Truppenteile am Schtetl "Bielsk" vorbei. Versprengte deutsche Einheiten streifen durch die Wälder, verfolgt von russischen Partisanen (S.288-290). Bielski-Kämpfer schliessen sich der "Jagd auf Deutsche" an (S.289).

Folgen:
-- die Lagerdisziplin wird durch das neue "Heldentum" untergraben, alle werden vom "Jagdfieber" gepackt
-- gefangene Deutsche behaupten, nichts mit dem Nazitum zu tun zu haben und nichts gewusst zu haben
-- Bielski-Mitglieder, die keine Gelegenheit zur Jagd haben, fühlen sich zurückgesetzt [!] (S.289)
-- u.a. flehen drei gefangene SS-Männer vor Tuvia um Gnade, einer wird vom 80-jährigen Pupko aufgeschlitzt, die anderen zwei erschossen, und der Ruhm der Täter steigt (S.290)
-- die Sicherheit des Schtetls wird vernachlässigt wegen dem "Einsatz gegen die Deutschen" (S.291).

8./9.7.1944
Schtetl "Bielsk": nächtlicher deutscher Überfall
Massenflucht in den Wald, die Deutschen erschiessen alle Zurückgebliebenen und werfen Handgranaten in die Bunker (S.291).

9.7.1944
Rache für den Überfall auf das Schtetl "Bielsk" mit russischer Partisanenunterstützung - Eintreffen der Roten Armee - Befehl zum Abbruch des Schtetls
Alle beteiligten Deutschen tot, 11 jüdische Tote und zahlreiche jüdische Verwundete, Totenbestattung und Eintreffen der Roten Armee (S.291).

Befehl zum Abbruch und zum Umzug nach Nowogródek für den 10.7.1944 (S.292) und zur totalen Zerstörung des Lagers, weil antikommunistische Guerilla die Lagerstätten als Versteck benutzen könnte (S.293).

Viele im Bielski-Lager können vor Aufregung nicht schlafen (S.292) und Tuvia Bielski hat eine grosse Krise, weil er seine gewohnte Autorität verliert (S.293).

10.7.1944
Zerstörung des Schtetls "Bielsk" und langer Marsch mit leichtem Gepäck nach Nowogródek - Erschiessung von Polonecki
Grosses Gepäck ist verboten. Die über 1200 Menschen bilden eine 2 km lange Schlange. Tuvia Bielski plant, das Vieh den Behörden abzugeben und erschiesst - um seine Autorität zu wahren - völlig überflüssigerweise als letzte Aktion den Juden Polonecki, der gegen Tuvias Anweisung einen Wagen Lederwaren mit sich führt, die er retten will (S.293-294).

In den Gräben liegen deutsche Leichen und Tierkadaver. Der Marsch dauert mehrere Tage. Der Zug passiert abgebrannte Dörfer und abgebrannte jüdische Siedlungen (S.295).

15.7.1944 ca.
Ankunft der Bielski-Einheit in Nowogródek: jüdische Häuser sind belegt - Flucht von Tuvia und Zus Bielski nach Rumänien und Palästina wegen Verleumdung
Viele jüdische Häuser sind mit neuen Bewohnern belegt. Ausweisverteilung und Auflösung der Bielski-Einheit. Ehemalige Bielski-Partisanen verleumden Tuvia bei den russischen Behörden. In der Folge flüchten Zus und Tuvia Bielski nach Rumänien, dann nach Palästina. Die russische Politik wird für die Bielskis zur Bedrohung (S.296).

[Die Flucht ist das Beste, was die beiden haben machen können. So retten sie ihr Leben].

Bielski-Einheit: niedrigste Todesrate von 5 %
Die Bielski-Einheit erreicht mit ihrem Programm, Leben zu retten statt zu töten, mit 5 % die niedrigste Todesrate aller Partisanengruppen (S.302-303).

ab Ende Juli 1944 ca.
Moskau: Befehl für alle ehemaligen Partisanen an die Front - Massentod
Das sowjetische Kommando schickt ehemalige Partisanen an die Front, wovon die Mehrheit fällt, u.a. auch Asael Bielski bei Marienburg (S.297).




1945

nicht erwähnt:
4.-11.2.1945
Konferenz von Jalta
Stalins Antisemitismus leuchtet auch in Gesprächen zwischen Stalin und Roosevelt durch, scharfe Bemerkungen gegen Juden. Stalin stimmt mit Roosevelt und Churchill einer "Heimstätte der Juden in Palästina" zu. Er vollzieht einen Politikwechsel und will die Auswanderung erlauben.
(in: Benjamin Pinkus: The Soviet Government and The Jews)

Die Palästinenser werden dabei nie befragt, ob sie mit der jüdischen Masseneinwanderung einverstanden sind. Die schlimmsten Befürchtungen der arabischen Regierungen scheinen sich zu befürworten, dass ein künftiger Israel-Staat einen Keil in die arabische Welt treiben wird und die Verbindung zwischen Ägypten und Syrien trennen will.
(in: Haarmann: Geschichte der arabischen Welt)

1945
Polen: Nechama Tec nimmt wieder ihren alten Namen an
und schüttelt damit die Kriegserinnerungen ab. Sie glaubt, damit sei alles überwunden (S.7).

ab 1945
Die verzerrte Geschichtsschreibung über die jüdischen Gemeinden
Es entsteht in der Geschichtsschreibung über die jüdischen Gemeinden im 2.Weltkrieg ein verzerrtes Geschichtsbild, dass Juden sich willig hätten vernichten lassen (S.7).

Überlebende Bielski-Mitglieder: Auswanderung nach Palästina und Beruf - Bielskis Rekord
-- Chaja wandert mit ihren Kindern nach Palästina aus
-- Zus und Tuvia Bielski gehen über das Schwarze Meer direkt in die israelische Armee und nicht in die Rote Armee
-- Tuvia startet ein Taxi-Unternehmen, was für viele seiner ehemaligen Gruppenmitglieder einen Abstieg ins Nichts bedeutet (S.297), aber Tuvia steht mit dem Rekord in der Welt, 1200 Juden in Weissrussland gerettet zu haben (S.298).

1946?
Weissrussland: Ausreise von Bielski-Mitglied Dr. Amarant nach Palästina
Er darf die Aufzeichnungen aus dem Kulturklub des Bielski-Schtetls nicht mitnehmen (S.288)

[um jede jüdische Heldentum-Geschichtsschreibung so gut wie möglich zu unterdrücken, denn jeder Nationalismus würde Stalins Imperium gefährden; in: Benjamin Pinkus: The Soviet Government and The Jews]

nicht erwähnt:
1948
Kalter Krieg behindert Geschichtsaufarbeitung - Auslöschung der jiddisch-russischen Kultur
Russland gelingt es nicht, Israel zu einem kommunistischen Satellitenstaat zu machen. Der Zionismus mit "US"-Banken und der "US"-Rüstungsindustrie im Rücken setzt sich mit ihrem Befreiungskrieg gegen arabische und auch gegen englische Interessen durch. Die Zionisten verwirklichen das Abkommen mit der "amerikanischen" Regierung, dass sie für den CIA arbeiten und die "USA" Israel fortan mit Rüstung unterstützen. Da die beiden Supermächte zwischen ausbeuterischem Kapitalismus und diktatorischem Kommunismus keinen Zwischenweg finden, bleibt auch Israel ein Zankapfel der Systeme. Juden in Russland demonstrieren für Israel und beginnen, den Davidstern als ihr Symbol anzusehen.
(in: Benjamin Pinkus: The Soviet Government and The Jews)

Stalin, der jeden Nationalismus in der Sowjetunion unterdrücken muss, weil sonst das ganze Imperium auseinanderfällt, stoppt zur Strafe jede jüdische Auswanderung und richtet gegen die jiddisch-russische Kultur ein Massaker an, indem er alle jüdischen Einrichtungen schliessen und die grosse Mehrheit der jüdisch-kulturellen Repräsentanten der Sowjetunion ermorden lässt.
(in: Benjamin Pinkus: The Soviet Government and The Jews)

1950 ca.?
Auswanderung von Tuvia und Zus Bielski mit ihren Familien in die "USA"
Tuvia ist von Israel enttäuscht und muss seine Familie mit drei Kindern ernähren. Sein ältester Bruder, Chaim Velvel Bielski, ist inzwischen Fabrikbesitzer, aber er hilft Tuvia nicht (!), und Tuvia steht mit Frau Lilka und drei Kindern ohne Einkommen da, wird Lastwagenbesitzer (S.298).

nicht erwähnt:
1953
Russland und die Juden nach Stalins Tod
Nach dem Tod Stalins im März 1953 werden die Massnahmen gegen russische Juden etwas gelockert. Khrushchev leitet Reformen ein, kommt jedoch aus der Ukraine und hat latenten Antisemitismus im Blut, den er auf seinen diplomatischen Reisen immer wieder durchscheinen lässt.
(in: Benjamin Pinkus: The Soviet Government and The Jews)

nicht erwähnt:
1958
Suezkrise und israelische Sinai-Besetzung
Als israelische Armeen die Suezkrise ausnützen, den Sinai besetzen und russische Juden in Russland wieder für Israel demonstrieren, reagiert Khrushchev mit harten antisemitischen Massnahmen, erlässt u.a. Beschneidungs- und Ritusverbote und beginnt mit systematischen Friedhofszerstörungen. Die "Russifizierung" Stalins wird weitergeführt. In Flugblättern, die zu Pogromen animieren,  wird den Juden vorgeworfen, in typisch jüdischer Weise Russland untreu zu sein, denn man habe doch damals "Millionen Juden" vor Hitler gerettet. Gleichzeitig kann die russische Diplomatie enge arabische Partner finden.
(in: Benjamin Pinkus: The Soviet Government and The Jews)

Diese Rettung von "Millionen Juden" vor Hitler durch Russland 1941 bezieht sich auf den Abbau und die Verfrachtung ganzer Industrien aus Osteuropa hinter den Ural samt Personal und ganzen Bevölkerungsteilen, dargestellt
-- in der Encyclopaedia Judaica, Artikel "Holocaust, Rescue from"
-- bei Martin Gilbert im "Soviet History Atlas" 1972, Karte der Fluchtbewegungen auf S.53 Nr. 3

Komischerweise fehlen diese Angaben und diese Karte bis heute in den Schulbüchern der "westlichen Welt".

nicht erwähnt:
1964
Russland und die Juden nach dem Sturz Khrushchevs
Nach dem Sturz Khrushchevs 1964 kommt ein leises Tauwetter gegenüber der jüdischen Kultur auf. Aussenminister Gromyko gibt 1965 die jüdische Auswanderung zum Zweck der Familienzusammenführung frei, während die "USA" in Vietnam mit den "Force of Freedom" den Weltkrieg gegen den Kommunismus weiterführen.
(in: Benjamin Pinkus: The Soviet Government and The Jews)

nicht erwähnt:
1967
Sechs-Tage-Krieg: Ausweitung der israelischen Besetzung auf Westjordanland und Golanhöhen
Als 1967 die arabische Welt - aufgeputscht durch die Propaganda Nassers - den zionistischen Israel-Staat angreifen will, kommt es zum Befreiungsschlag, der jedoch in einen Eroberungskrieg umfunktioniert wird. Der "6-Tage-Krieg" wird in Russland wieder an den russischen Juden gerächt. Das Ausreiseverbot gilt bis 1972, und die Friedhofszerstörungen gehen weiter. Russland rüstet Ägypten und Syrien wieder auf.
(in: Benjamin Pinkus: The Soviet Government and The Jews)

1975
"USA": In Nechama Tec beginnen die Kindheitserinnerungen wach zu werden
Nechama Tec beginnt mit der Aufarbeitung und der Suche in Archiven und stösst auf den Fall des Juden Oswald Rufeisen, der sich 1941 als Halbpole und Halbdeutscher ausgibt und als Dolmetscher und Sekretär in einer deutschen Polizeistation in Weissrussland 100en von Christen und Juden das Leben gerettet hat (S.8).

nicht erwähnt:
"USA": Carter-Regierung und Reagen-Betrug
Zum ersten Mal stellt eine "US"-Administration Überlegungen über das globale Schicksal der Welt an. Iranische Extremisten versuchen 1978, die amerikanische Welt mit einer Geiselnahme in der amerikanischen Botschaft in Teheran zu demütigen, was auch gelingt. Der politische Gegner der Wiederwahl Carters, Ronald Reagen, trägt mit Bestechung dazu bei, dass die von der Carter-Administration geführten Befreiungsver- handlungen mit den iranischen Geiselnehmern bis kurz vor der Wahl scheitern. Carter gilt in der amerikanischen Bevölkerung aufgrund einer missglückten Geiselbefreiung als Schwächling und Reagen wird gewählt. Vier Wochen später präsentieren amerikanische Journalisten den Reagen-Betrug. Dem amerikanischen Volk ist es egal. Die Weltentwicklung wird in Sachen Umweltschutz durch die Wahl Reagens und die sich entwickelnden "Reagonomics" um mindestens 20 Jahre zurückgeworfen, von Carter begonnene Umweltschutzprogramme gestrichen, der Energieverschwendung in den "USA" weiter gefrönt und die Klimakatastrophe unumkehrbar begünstigt.

ab 1980er Jahre
Jüdische Partisanenkämpfer entdecken erst jetzt den Sinn von Rettung und den Unsinn von Kampf
Ehemalige jüdische Partisanenkämpfer kommen erst jetzt zur Einsicht, dass Leben retten mehr Wert ist als Eskalation und Siegesstolz.

Jacov Greenstein:
"Vierzig Jahre lang haben wir darüber diskutiert, ob es wichtiger war, gegen Deutsche zu kämpfen oder Juden zu retten. Wir mussten schliesslich einsehen, dass unser Heldentum in Wahrheit gar keines war. Bewaffnet, zusammen mit anderen Partisanen zu kämpfen, macht noch niemanden zum Helden. Ein Kind, eine Frau, jedes menschliche Wesen zu retten, das ist Heldentum. Diejenigen, die Juden mehr als zwei Jahre in den Wäldern versteckten und ihnen auf diese Weise das Leben retteten, das waren die Helden." (S.138)

1987
Tuvia Bielski über seine Motivation, keine Deutschen zu erschiessen:
"Ich wollte retten, nicht töten ... Ich sah, dass kein Jude auf den anderen hörte. Die Juden waren streitsüchtig und undiszipliniert. Auf mich hörten sie; mich respektierten sie. Also musste ich sie retten." (S.85)

1993
Aufklärungsarbeit von Nechama Tec über die Juden im Weltkrieg gegen das Bild der passiven Opferrolle
Nechama Tec will mit dem vorliegenden Buch "Defiance, the Bielski Partisans", aufzeigen, dass sich Juden im 2.Weltkrieg durchaus vor dem Erschiessungstod im Rahmen des Möglichen gewehrt haben:
"Meine Studien über die Vernichtung der europäischen Juden durch die Nazis machten mich auf eine ernste Unterlassung und eine ebenso ernste Verzerrung aufmerksam. Die Unterlassung besteht in dem verdächtigen Schweigen über Juden, die selbst vom Tode bedroht, andere retteten. Und als Verzerrung ist die landläufige Beschreibung der europäischen Juden als passiv in den Tod gehende Opfer zu werten.

Dieses Buch basiert auf Beweisen, die beides korrigieren. Es zeigt, dass Juden selbst unter menschenunwürdigen Bedingungen und unter grossen Leiden fest entschlossen waren, zu überleben - sie weigerten sich, passive Opfer zu werden. Getrieben vom Wunsch nach Freiheit flohen während des Zweiten Weltkriegs zahlreiche Juden aus den Ghettos in die Wälder Weissrusslands. Dort gründeten einige von ihnen eine jüdische Partisanengruppe, die Bielski-Einheit, die alle Juden Schutz bot." (S.7)



Schätzung für den Holocaust an Juden im mittleren westlichen Weissrussland ohne Minsk

Die Schätzung kann nur Grössenordnungen und Relationen widerspiegeln und ist auf das mittlere westliche Weissrussland beschränkt, ohne die Stadt Minsk.

erste Exekutionswelle: Juden, die im Juli 1941 von Deutschen (v.a.SD,SS), Weissrussen, Balten oder Polen (Polizei) erschossen wurden: 3 %

Verrat im Versteck oder auf der Flucht Juli 1941-Juli 1944
Juden, die durch Juden verraten wurden: 4 %. Motiv: Kollaboration, Überleben, Bereicherung
Juden, die durch Weissrussen verraten wurden: 8 %. Motiv: Bereicherung und Kollaboration
Insgesamt: Juden, die an Deutsche verraten wurden und durch Deutsche (v.a.SD,SS), Weissrussen, Balten oder Polen (Polizei) erschossen wurden: 12 %

Erschiessungen im Versteck oder auf der Flucht Juli 1941-Juli 1944
-- Juden, die durch Deutsche erschossen wurden: 4 %. Motiv: Vergeltung
-- Juden, die durch Weissrussen erschossen wurden: 3 %. Motiv: Bereicherung, Raubmord
-- Juden, die durch Polen erschossen wurden: 4 %. Motiv: Bereicherung, Raubmord
-- Juden, die durch Russen erschossen wurden: 4 %. Motiv: Bereicherung, Raubmord, Antisemitismus durch Ukrainer ab 1943

Insgesamt: Juden, die im Versteck oder auf der Flucht durch Deutsche (v.a.SD,SS), Weissrussen, Balten, Polen (Polizei) oder Russen (Partisanen) erschossen wurden: 15 %

Ghettoisierung: Juden, die ab Oktober 1941 in Ghettos ghettoisiert wurden: 75 %
Juden, die dem Ghetto entgehen konnten und sich bei Bauern, in fremden Häusern oder im Wald verstecken konnten: 20 %, davon verraten bzw. erschossen: 15 %; Juden, die aus diesen Verstecken Partisanen erreichten: 2 %; Juden, die in den Verstecken überlebten: 3 %.

Juden, die mit jüdischen Partisanen hätten aus dem Ghetto flüchten können: 60 %
davon Juden, die aus dem Ghetto tatsächlich geflüchtet sind: 30 %
davon Juden, die Partisanen erreichten: 10 %, oderdie eigene kleine Lager aufschlugen: 7 %, oder die in zivilen Häusern unterkamen: 2 %, die auf der Flucht zu Partisanen getötet wurden: 8 %, die in deutschen Razzien getötet wurden: 5 %, die in den Häusern verraten wurden: 1 %.

zweite Exekutionswelle: Juden, die Oktober-Dezember 1941 von Deutschen (v.a.SD,SS), Weissrussen, Balten oder Polen (Polizei) erschossen wurden: 10 %

dritte Exekutionswelle: Juden, die im Sommer 1942 von Deutschen (v.a.SS,SD), Weissrussen, Balten oder Polen (Polizei) erschossen wurden: 10 %

Juden, die in Arbeitslagern und in Arbeitskolonnen umkommen: 5 %

In den Ghettos bleiben 10 %. Die Ghettos werden zusammengelegt. 3 % erreichen Partisanen, 2 % überleben als "unabkömmlich" in zentralen Ghettos, zentralen Gefängnissen oder Verstecken. Auf der Flucht sterben 3 %. Kleine Exekutionen: 2 %

Deutsche Razzien, z.B. im Wald von Lipiczanska im Dezember 1942. Getötete jüdische Gruppen: 5 %

Juden, die von jüdischen oder russischen Partisanenstellungen aus in Kampfhandlungen gegen Deutsche umgekommen sind (Tod in der "Jagd auf Deutsche" ab 1943) : 5 %

getötete Juden bis Juli 1944: von Deutschen (v.a.SD,SS), Weissrussen, Balten oder Polen (Polizei) und Russen (Partisanen) : 80 %,plus 5 % Juden, die im Kampf gegen Deutsche gestorben sind: total: 85 %

Juden, die in Verstecken überlebten: 5 %; Juden, die bei Partisanen überlebten: 10 %.



Getötete Juden in der Roten Armee August 1944 - 8. Mai 1945
Von den 15 % Überlebenden wurden ab August 1944 7 % in der Roten Armee verwendet, 5 % davon an der Front getötet. 5  % nahmen andere Namen an, um dem Kommunismus zu entkommen, auszuwandern oder unterzutauchen.

Überlebende Juden des mittleren westlichen Weissrussland im 2.Weltkrieg: 10 %, mit originalem Namen: 5 %. Im mittleren westlichen Weissrussland ab 1945 russifizierte Juden: 2 %, ausgewanderte Juden: 8 %.

Für die polnischen Todesopfer durch Weissrussen, Balten oder Russen und die Morde von Polen an Weissrussen, Balten und Russen ist keine Schätzung möglich.


Schlussfolgerungen

Der einfache deutsche Frontsoldat ("Menschenmaterial") konnte nur wenig Einfluss auf den Holocaust haben. Tabelle:

Juden in Ostpolen / West-Weissrussland während der NS-Besatzung 1941-1944
Verrat an Juden durch Kollaboration mit Todesfolge ca.12 %
Mord an Juden in Verstecken ca.15 %
Mord an Juden durch Massenexekutionen ca. 23 %
Jüdische Todesopfer in Arbeitslagern und Arbeitskolonnen  ca. 5 %
Jüdische Todesopfer bei deutschen Razzien in Waldverstecken ca. 5 %
Jüdische Todesopfer bei der "Jagd auf Deutsche" ca. 5 %
Jüdische Todesopfer, die in Russland in Lagern umkommen oder an Hunger und Erfrierung sterben ca. 5 %
Jüdische Todesopfer in der Roten Armee ab August 1944 ca.10 %

xxxxxxxxxxxxxx
Jüdische Todesopfer total ca. 80 %


Juden, die nach 1945 aus Russland nicht mehr nach Weissrussland zurückreisen dürfen  ca. 10 %
Juden, die ins Reich deportiert wurden oder von Weissrussland aus nach Westeuropa flüchten und z.T. als Displaced Persons oder unter neuem Namen nach Übersee ausreisen  ca. 10 %


Um die Anzahl der Opfer überprüfen zu können, müssen alle Massengräber gefunden werden.



Mit Gentests können sich alle Verwandten wieder finden, die sich seit 1941 verloren haben.



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Spiegel online, Logo

Film über Bielski "Defiance" - "Jerusalem im Wald"

aus: spiegel online: "Drei Brüder gegen Hitler"; 22.4.2009;
http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/4004/drei_brueder_gegen_hitler.html (mit Fotos)

<Jerusalem im Wald: Die Bielski-Brüder führten die größte jüdische Partisanentruppe des Zweiten Weltkriegs an. In den Sümpfen Ostpolens errichteten sie eine Geheimstadt, in der 1200 Juden den Holocaust überlebten. Lange waren die Bielskis vergessen - jetzt hat Hollywood ein Heldenepos über sie gedreht.

Von Christoph Gunkel

Die Bauern in der Nähe der ostpolnischen Stadt Nowogródek trauten ihren Augen kaum. Am 10. Juli 1944 kroch ein zwei Kilometer langer Treck aus verdreckten, abgekämpften, halb verhungerten Menschen langsam aus dem nahegelegenen Wald - Kinder, Greise, Frauen, Soldaten. "Seid ihr Gespenster?", fragten einige die Ankömmlinge. Andere raunten immer wieder fassungslos: "Juden, so viele Juden!"

Mehr als 1200 Juden kamen an diesem Tag aus den lebensfeindlichen Sümpfen und den undurchdringlichen Wäldern, die ihnen so lange Sicherheit geboten hatten. Sicherheit vor der Mordlust der deutschen Besatzer, vor Festnahmen, Zwangsarbeit, Massenhinrichtungen. Das systematische Morden hatte auch in Nowogródek, das damals in Ostpolen lag und heute zu Weißrussland gehört, schon im Sommer 1941 begonnen, nachdem Hitlers Soldaten in die Sowjetunion eingefallen waren. Jetzt, drei Jahre später, neigte sich der Zweite Weltkrieg dem Ende zu, die Rote Armee trieb die deutschen Invasoren wieder in die Flucht - und Hunderte Verfolgte wagten sich urplötzlich aus dem Wald.

Ein Mann entstieg dem Dickicht an diesem Tag völlig unausgeschlafen, vom Wodka verkatert und mit zwiespältigen Gefühlen: Tewje Bielski. Drei Jahre hatte er zusammen mit seinen jüngeren Brüdern Asael und Zus das Überleben im Wald organisiert und sich dabei als begnadeter Logistiker erwiesen. Er hatte einen Partisanenkampf gegen die Deutschen geführt, Brücken und Eisenbahnen gesprengt und zugleich Hunderte Zivilisten in sein Lager aufgenommen - stets nach einer Devise: "Ich würde lieber eine alte Jüdin retten als zehn deutsche Soldaten zu töten." Tewje Bielski und seine Brüder retteten mehr als 1200 Juden, ebenso viele wie Oskar Schindler. Jetzt, als Tewje aus dem Wald heraustrat, wusste er, dass er zwar schon zu Lebzeiten zur Legende geworden war. Doch er ahnte auch, dass seine absolute Macht außerhalb der Wälder schnell verblassen würde.

Ein vergessener Held

Nicht nur das: Lange Zeit waren die Bielski-Brüder sogar ganz vergessen. Obwohl sie die größte und erfolgreichste Partisaneneinheit zur Rettung von Juden anführten. Obwohl sie den besten Beweis boten, dass sich die Juden keineswegs "wie Schafe zur Schlachtbank" treiben ließen. Es sollte noch bis 1993 dauern, bis die US-Historikerin Nechama Tec Dutzende Zeitzeugen interviewte, Archive durchstöberte und eine erste, umfassende Studie über die Bielski-Brüder verfasste. Und es sollten noch einmal 15 Jahre vergehen, bis das Thema erstmals für ein breites Publikum aufbereitet wurde - dann allerdings gleich in Hollywood. Niemand Geringerer als James-Bond-Darsteller Daniel Craig spielt in dem Film "Defiance" die Rolle des charismatischen Partisanenchefs Tewje Bielski.

Die Geschichte bietet genügend Stoff zur Heldenverehrung, der Plot ist einfach, die Rollenverteilung klar: Drei Brüder kämpfen gegen brutale deutsche Besatzer, gegen klirrende Kälte, gegen aufkommende Zweifel, gegen sich selbst – und triumphieren schließlich heldenhaft. "Eine wahre Geschichte", werben die Macher des Films, der jetzt in Deutschland unter dem Titel "Unbeugsam" in die Kinos kommt. Doch war Tewje Bielski wirklich der Über-Held, zu dem ihn Hollywood nun macht? Wie wurde seine Familie, die über Generationen friedlich eine Mühle betrieb, zu unerbittlichen Partisanenkämpfern? Und wie konnte sie so lange im Wald überleben?

Alles begann mit einem Schwur. Tewje und sein Bruder Zus schworen sich im Sommer 1941, sich niemals von den Deutschen schnappen zu lassen. Da hatten sie schon erlebt, wie Hitlers Luftwaffe die Städte in der Umgebung in Grund und Boden gebombt hatten. Da erfuhren sie schon von Flüchtlingen aus Westpolen, dass die Nazis die Juden "schlimmer als Hunde" behandelten. Zus Bielski selbst sah am 26. Juli 1941, wie auf dem Marktplatz von Nowogródek deutsche Soldaten und Polizisten eine Gruppe Juden zusammentrieb. "Sie standen dort in fünf Reihen, verängstigt, gebrochen und hilflos", schrieb er nach dem Krieg. "Plötzlich zog der deutsche Offizier seine Waffe und schoss in die Luft. Unmittelbar danach folgte eine Maschinengewehrsalve." Wenig später waren 50 Männer tot.

Massenmorde und Flucht

Nach und nach wurden in der Region Juden systematisch in Ghettos kaserniert und zur Zwangsarbeit verpflichtet. Am 8. Dezember 1941 fuhren die Deutschen und ihre Schergen Tausende Juden aus Nowogródek mit Lkw aus der Stadt, stellten sie vor eine riesige Grube und schossen sie nieder. Unter den mehr als 4000 Toten: die Eltern der Bielski-Brüder, Zus' Frau und Tochter. Es blieb nicht die einzige Massenhinrichtung in der Gegend.

Als einzige Rettung blieben die Wälder, die die Bielskis seit ihrer Kindheit gut kannten. Sie hatten nicht den Plan, dort eine Siedlung für Hunderte von Flüchtlingen aufzubauen, die Deutschen und ihre Kollaborateure bis aufs Blut zu bekämpfen oder Juden bei ihrer Flucht aus den Ghettos zu helfen. "Inzwischen idealisiert und übertreibt man die Motive", erinnert sich ein ehemaliger Partisan nach dem Krieg. "Als wir in die Wälder flohen, glaubten wir, dass bald alles vorüber wäre. Wir dachten nicht an einen Kampf gegen die Deutschen, sondern nur ans Überleben."

Als aber nach und nach immer mehr Juden in die Wälder flohen, wurden aus Flüchtlingen bewaffnete Partisanen. Und schon bald kam es zwischen den Brüdern zum offenen Streit um die richtige Strategie. War es sicherer, in möglichst kleinen Einheiten zu operieren? Sollte man retten oder angreifen? "Willst du, dass sie uns umbringen?", fuhr Zus Tewje angeblich einmal an. Er befürchtete, dass eine große Gruppe leicht aufzuspüren sei. Tewje hingegen sah die Überlebenschance aller mit der Größe der Einheit steigen, trotz der unbewaffneten Zivilisten. "Wenn es Tausenden von Juden gelänge, in unser Lager zu fliehen, wir würden sie alle willkommen heißen", soll er einmal gesagt haben - und setzte diese Position durch.

Jerusalem im Wald

Unter Tewjes Führung wurde so aus einem kleinen Widerstandsnest ein "Jerusalem im Wald", wie es manche Bewohner bald stolz tauften: eine improvisierte Kleinstadt mit Synagoge, Krankenhaus, Friseur, Bäckerei, Wurstfabrik und Waffenschmiede. Gebaut aus Holz oder erbeuteten Kriegsgütern, getarnt mit Laubzweigen. Jedes der Zelthäuser war zum Großteil in der Erde versenkt und hatte gar eine eigene Hausnummer. Die Menschen arbeiteten emsig, reparierten Uhren, stellten aus Kuhhäuten Leder her, schnitzten aus Holz Ersatzteile für ihre Waffen. Und für Diebe gab es sogar ein Gefängnis. Wer in diese Parallelwelt kam, konnte es kaum glauben. "Ich dachte, ich träume. Was ich sah, war einfach unfassbar. So viele Juden, Kinder, alte Leute", erinnert sich ein Flüchtling nach dem Krieg. "Es gab mir Hoffnung."

Doch die Dorfidylle täuschte. Innerhalb der Gemeinde kam es zu Konflikten zwischen Jungen und Alten, Orthodoxen und Liberalen, Arbeitern und Intellektuellen. Nicht immer gab es genügend zu essen, nicht alle erhielten die gleiche Ration, für die Führungselite gab es sogar extra eine zweite, eine bessere Küche. Es kam zu Intrigen, und Tewje Bielski ließ vermeintliche Verräter und ehemalige Nazi-Kollaborateure hinrichten. Bauern aus der Region, die mit den deutschen Besatzern kooperierten, wurden brutal ausgeplündert und konnten keine Gnade erwarten. "Eine heilige Mission", nannte Tewje die Rache an Verrätern.

Nicht nur solche Feinheiten gehen in der Verfilmung verloren. Die Verhältnisse in der Region waren weit komplexer als für das Kino darstellbar. Neben den jüdischen Partisanen tummelten sich in den Wäldern auch etliche russische und polnische Partisaneneinheiten, die sich nicht selten unerbittlich gegenseitig bekriegten, Antisemitismus war auch bei ihnen weit verbreitet. Die kommunistischen Sowjet-Generale beäugten besonders die orthodoxen Juden im Bielski-Lager mit großem Argwohn. Dennoch entstand ein zerbrechliches Zweckbündnis.

Panzer, die es nie gab

Die verwirrenden Zustände in der Region führten in Polen bereits zu hitzigen Geschichtsdebatten, bevor der Film "Defiance" dort überhaupt in die Kinos kam. Der Vorwurf: Die Judenretter seien keine Helden, sondern auch Kriegsverbrecher, verantwortlich für ein Massaker in dem Dorf Naliboki, bei dem im Mai 1943 insgesamt 128 Polen abgeschlachtet worden waren. Die Aufregung legte sich erst, als ein namhafter Historiker eindeutig nachweisen konnten, dass die Bielski-Partisanen nicht an dem Massaker beteiligt waren. Es ging auf das Konto einer sowjetischen Einheit.

Doch an einer anderen Stelle entfernt sich der Film deutlich von der historischen Realität: Die deutschen Panzer, die auf der Kinoleinwand zum Angriff auf die jüdischen Partisanen zurollen, sind ein dramaturgischer Kunstgriff. Dabei war die Wirklichkeit schon dramatisch genug. Im Juli 1944 drangen versprengte deutsche Soldaten noch einmal in den Wald ein, konnten sogar Handgranaten in das Hauptlager werfen, bevor die Partisanen sie erschossen. Es war das letzte Gefecht im Wald. Kurz danach machte sich die Kolonne der Juden endgültig auf ihren Weg aus den Wäldern.

Und ausgerechnet Tewje Bielski, den manche Anhänger zum "König David" stilisierten und seinen selbstlosen Einsatz priesen, beging an diesem letzten Tag im Wald einen fatalen Fehler, der einen Schatten auf seine Verdienste wirft: Angeblich, so berichten es zwei Augenzeugen, erschoss er unnötig und überhastet einen Mann, der sich seinem Befehl widersetzte. "Mit etwas Geduld hätte er den Mann zum Einlenken überreden können", erzählte einer der Zeugen später. "Vielleicht war er nervös, weil ihm der Verlust seiner Führungsrolle bevorstand."

Abstieg ins Nichts

"Wenn ich tot bin, werde ich berühmt", hat Tewje Bielski einmal selbstbewusst prophezeit. Lange sah es so aus, als habe er sich geirrt. Nach dem Krieg ging Tewje nach Israel, wo er sich als Taxifahrer gerade so über Wasser hielt. Aus seiner Vergangenheit und seiner Leistung als Widerstandskämpfer zog er keinen Nutzen. "Als er Taxifahrer wurde, begann sein Abstieg ins Nichts", erinnert sich ein Weggefährte. "Hätte er darauf bestanden, ein Held zu sein, hätte man ihm in Israel einen wichtigen Posten gegeben."

Auch in seiner späteren Heimat, den USA, erinnerte sich niemand an ihn. Dort arbeitete er als Lastwagenfahrer und starb 1987 in Brooklyn, mittellos. Erst jetzt, 20 Jahre nach seinem Tod, könnte Hollywood seine alte Vorhersage doch noch erfüllen.>





Verwendete gedruckte Quellen

Below, Nicolaus von: Als Hitlers Adjutant 1937-1945. Hase&Koehler-Verlag, Mainz 1980.

Chiari, Bernhard: Alltag hinter der Front. Besatzung, Kollaboration und Widerstand in Weissrussland 1941-1944. Droste Verlag Düsseldorf, 1998.

Encyclopaedia Judaica 1971

Falin, Valentin: Zweite Front. Die Interessenkonflikte in der Anti-Hitler-Koalition. Droemer Knaur, München, 1995.

Fest, Joachim. Hitler. Eine Biographie, 1993.

Gilbert, Martin: Soviet History Atlas 1972

Pinkus, Benjamin: The Soviet Government and The Jews. A documented Study. Cambridge University Press 1984.

Tec, Nechama: Bewaffneter Widerstand. Jüdische Partisanen im Zweiten Weltkrieg. Bleicher Verlag, Gerlingen 1996.
orig.: "Defiance, the Bielski Partisans". Oxford University Press, Inc., New York 1993.

Ulrich Haarmann (Hg.): Geschichte der arabischen Welt. C.H.Beck, München, 1987.

Weckert, Ingrid: Feuerzeichen. Die "Reichskristallnacht". Anstifter und Brandstifter - Opfer und Nutzniesser. Grabert, Tübingen, 1989.

[1] http://www.holocaustresearchproject.org/revolt/bielski.html
[2] http://en.wikipedia.org/wiki/Navahrudak


Fotoquellen

-- Nechama Tec, Portrait: http://www.ushmm.org/museum/exhibit/focus/antisemitism/voices/transcript/?content=20090115

-- Tec: Defiance, Buchdeckel: http://www.betterworldbooks.com/Defiance-id-0195093909.aspx
-- Tec: Widerstand, Buchdeckel: http://www.amazon.de/Bewaffneter-Widerstand-Nechama-Tec/dp/product-description/3898069354

-- Bielski-Brüder, 1940er Jahre, Portraits: http://www.hatikvah-center.org/work_sem/resistance.html

-- Bielski-Partisanen, Gruppenfoto: http://www.holocaustresearchproject.org/revolt/bielski.html

-- Tuvia Bielski, 1960er Jahre, Portrait: http://www.jewishpartisans.org/t_switch.php?pageName=mini+bio+short+bio+2&fromSomeone=&parnum=4

-- Karte der Region Nowogrodek in Ostpolen 1919-1939:
http://en.wikipedia.org/wiki/Nowogr%C3%B3dek_Voivodeship_(1919-1939)
-- Karte der Region Nowogrodek 1928: http://www.polandbymail.com/get_item_m838777133_nowogrodek-1927-1938-map.htm
-- Karte mit Nowogrodek und Nalibocka-Wäldern: http://www.hist-chron.com/judentum-aktenlage/hol/BSSR/karten-BSSR.html
-- Karte mit Minsk und Nowogrodek 1941-1942:
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Ghettos_Eastern_Europe_1941-1942.gif&filetimestamp=20060215014956
-- Karte mit Minsk und Nowogrodek 2000: http://www.hotels-travel-map.com/europe/belarus/index.htm

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