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Jewish Magazine
Alfred Nossig, jüdischer Intellektueller, jüdischer Führer, jüdischer Verräter
Übersetzung von Michael Palomino (2010)
aus: Arnold Klien: Alfred Nossig, Jewish intellectual, Jewish leader, Jewish traitor;
http://www.jewishmag.com/133mag/alfred_nossig/alfred_nossig.htm
Übersetzung von Michael Palomino (2010
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In Lemberg studierte Nossig Recht und Naturwissenschaften, dann Philosophie in Zürich und Medizin in Wien. Sein Wissen was derart bereichernd, dass er sogar in der Zevreiskaya Entsiklopediya einen Eintrag erhielt (1913). Er hatte den Dr.-Titel und schrieb auch Theaterstücke, Gedichte, philosophische Essays, und war auch als Politökonom und Soziologe und Künstler bekannt. Beispiele seiner Werke sind Artikel über die Ethik von Spinoza, vier Statistikstudien über die jüdische Geschichte, sieben Essays über zionistische Themen, und sogar Bildhauereien über biblische Themen.
Nossig war ein brillanter Intellektueller, kreativ und arbeitete wie wild für das soziale Wohl. 1880 mit 16 Jahren war er noch nationalistisch eingestellt und wollte Pole werden. Da musste er einsehen, dass die Polen keine konvertierten Juden wollten. Als Reaktion darauf ging Nossig zu den Zionisten und wurde bald Zionistenführer in Galizien.
1903 organisierte er in Berlin die Gesellschaft für jüdische Statistikstudien ("Jewish Statistical Studies") und im Jahre 1906 die Jüdische Kunstfördergesellschaft ("Society for Encouraging Jewish Art"). Dann fand er zwei territoriale Lösungen für die Judenfrage: 1908 startete er die Allgemeine deutsch-jüdische Kolonisationsgesellschaft ("General Jewish Colonization Organization") in Berlin, und 1911 die Gesellschaft für Ostkolonisation ("Orient Colonization Company") in London, beides mit der Vorstellung, dass Juden im Nahen Osten siedeln könnten, aber nicht in Palästina.
1909 war Nossig am 9. Zionistenkongress, wo vom Präsidenten zur zionistischen Einheit aufgerufen wurde. Nossigs Ideen wurden blockiert und Nossig als nicht autorisierter jüdischer Abenteurer bezeichnet. Die traditionellen Zionisten sahen Nossig nun als Gefahr, weil Nossig von der allgemeinen Kampflinie abwich.
Die Allgemeine deutsch-jüdische Kolonisationsgesellschaft hatte dabei einen Plan ausgearbeitet, Juden sowohl in Palästina wie in Mesopotamien anzusiedeln, sowie in der Ost-Türkei im heutigen Irak, bis zum Golf, ebenso am Euphrat und in einem grossen Teil Syriens. Nach der Jungtürkenrevolution von 1908-1909 reiste Nossig nach Konstantinopel und präsentierte dieses Projekt. Nun bekamen Vertreter Grossbritanniens von diesem Plan etwas mit und meinten, Nossig sei ein deutscher Agent, der eine Allianz mit der Türkei schmieden wolle, um im Nahen Osten einen grossen, pro-deutschen Staat zu errichten mit der Vermutung, Nossig und seine Kolonisationsgesellschaft wollten die britische Position in der arabischen Welt unterminieren wollen.
Nach dem Ersten Weltkrieg war Nossig in pazifistischen Tätigkeiten beschäftigt. 1928 gründete er den jüdischen Zweit des Friedensbundes der Religionen ("Jewish branch of the Peace Federation of the Religions"). Als sich in Deutschland der Nazismus durchsetzte, kehrte Nossig nach Polen zurück. Mit 80 Jahren [1943] wurde Nossig dann im Warschauer Ghetto entdeckt, als Spion für die Gestapo. Ober dies freiwillig oder unter Zwang tat, ist nicht klar, aber ohne Zweifel war er von den Deutschen angestellt.
Am 22. Februar 1943 wurde er durch Leute des jüdischen Untergrundes getötet, nachdem der polnische Untergrund seine Gestapo-Verbindung verraten hatte. Gemäss den Leuten des Exekutionskommandos trug Nossig einen deutschen Identifikationsausweis von 1933 auf sich. Andere Quellen besagen, es sei eine Kennkarte der "Abwehr" des deutschen Oberkommandos für Spionage, Gegenspionage und Sabotage im Zweiten Weltkrieg gewesen. Dr. Nossig hatte ein 6-seitiges Dokument über die jüdische Widerstandsbewegung vorbereitet, mit einer Skizze der Tunnels und Bunkers im Ghetto, und er war auf dem Weg gewesen, dieses Dokument der Gestapo zu übergeben.
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Dr. Alfred Nossig hat trotz seiner hohen Intellektualität genau dasjenige Volk verraten, für das er eigentlich immer gearbeitet hatte. Er war nie zu Kompromissen fähig, war nie zur Zusammenarbeit mit denjenigen fähig, die nicht genau seine Meinung vertraten. Seine Grundwerte waren nicht jüdische Ideen, sondern weltliche und nicht-jüdische, und dies scheint ihn von anderen Juden zu unterscheiden. Er meinte, er stünde über allen Juden und sei ein höheres Wesen, und ein Verbündeter der Deutschen zu sein war nur ein weiterer Faktor seines Selbstbildes.
Was können wir daraus lernen? Vielleicht, dass jüdische Führer jüdische Werte brauchen. Geistige Fähigkeiten und Eifer genügen nicht, denn ohne jüdische Identität kann Führer auch zum Gegner werden.
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