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Sexualleben - Kirchenglocken-Terror - Vatikan-Bank - massenweise geschlagene Kinder und sexueller Missbrauch von Kindern etc.
bzw. die Kirche handelte und handelt bis heute gegen den Grossen Geist
Meldungen
präsentiert von Michael Palomino
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27.1.2011: Der Papst fordert mehr Bibel-Terror in der Familie - und bei den Vornamen soll es anfangen
Der deutsche Papst meint, mit "christlichen" Vornamen aus dem Lügen- und Kriegsbuch "Bibel" wird die Welt besser.
aus: Welt online: Benedikt XVI.: Papst fordert eine Rückkehr zu christlichen Vornahmen; 27.1.2011;
http://www.welt.de/vermischtes/article12363552/Papst-fordert-eine-Rueckkehr-zu-christlichen-Vornamen.html
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Kevin, Chantal oder Cheyenne – der Papst stört sich dran, dass immer mehr Kinder Namen ohne biblischen Bezug haben. Das soll sich ändern.
Sie hätte berühmt werden können. Mit einem einzigen Satz. Er hatte alles, was so ein Satz braucht. Die einen fanden ihn böse, die anderen sagten: Endlich sagt's mal einer. "Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose“, mit diesem Satz hatte sich die unbekannte Grundschullehrerin in der Magisterarbeit der Studentin Julia Kube verewigt, die 2000 Lehrer zu ihren Namensvorlieben und -assoziationen befragte.
Vielleicht klang auch dem Papst noch der Satz im Ohr, als er jetzt bei einer Taufe von 21 Kindern die Eltern dazu aufforderte, ihre Kinder nach biblischen Gestalten zu nennen. Seine Eltern hießen Maria und Joseph, auch seine Schwester trägt den Namen der Gottesmutter. Eltern müssten ihrem Nachwuchs eine solide religiöse Bildung verschaffen, sagte Benedikt. Dies beginne beim Namen als "unverwechselbarem Zeichen des Heiligen Geistes“.
In Deutschland war 2009 ein Drittel der 30 beliebtesten Mädchennamen christlichen Ursprungs, bei Jungen lag die Quote gar bei 50 Prozent. Zu den häufigen Namen zählen Marie, Maria oder die Kurzform Mia ebenso wie Lea, Hanna, Lukas, Ben oder Paul – die alle auf biblische Vorbilder zurückgreifen.
Christliche Vornamen seien in Deutschland aber vielfach nicht mehr eindeutig auf religiöse Motive zurückzuführen, sagt Frauke Rüdebusch von der Gesellschaft für deutsche Sprache. Abwandlungen christlicher Namen wie Lisa und Lilly von Elisabeth würden heute häufig nicht mehr als solche wahrgenommen. "Ein Kind darf nicht nach einem Gebrauchsgegenstand wie Puppe oder Staubsauger benannt werden“, sagt Rüdebusch. Ein Vorname müsse sich wie ein solcher "anfühlen“.
In Deutschland dürfen Eltern ihren Kindern nur bereits existierende Namen geben oder deren Variationen. Bei Namen wie Cheyenne hilft mitunter die Zeit. Die Bezeichnung einer Gruppe amerikanischer Ureinwohner ist aus den USA nach Deutschland herübergeschwappt. Kevin haben wir offenbar einem Film zu verdanken. "Kevin – allein zu Haus“ sorgte für eine dramatische Zunahme des prekären Namens. Wo Chantal und Justin plötzlich herkamen, ist nicht überliefert.>
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Sie würden für die Abschaffung des Pflichtzölibats eintreten und dafür, dass Frauen zum Priesteramt zugelassen werden, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Rund jeder dritte katholische Theologieprofessor habe unterschrieben. Die Unterzeichner forderten auch mehr Mitsprache des Kirchenvolks.
Dem Sturm des letzten Jahres dürfe keine Ruhe folgen, heißt es der Zeitung zufolge offensichtlich mit Blick auf die Missbrauchsdebatte. Nun gelte es, im freien und fairen Austausch von Argumenten nach Lösungen zu suchen, die die Kirche aus ihrer lähmenden Selbstbeschäftigung herausführten.>
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Kanton Genf 13.2.2011: Priester-Selbstmord nach Missbrauchsvorwurf
aus: 20 minuten online: Sexueller Missbrauch: Beschuldigter Priester nimmt sich das Leben; 13.2.2011;
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/13857646
<In der Westschweiz war gegen zwei Priester wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen ermittelt worden. Einer der Beschuldigten hat jetzt im Kanton Genf Suizid begangen.Das Dossier des Priesters, dem sexueller Missbrauch vorgeworfen wurde, war den Justizbehörden übergeben worden, weil die ihm vorgeworfenen Taten nicht verjährt waren.
Die Genfer Kantonspolizei habe den Suizid am Samstag zur Kenntnis genommen, bestätigte ein Sprecher eine Meldung der Westschweizer SonntagsZeitung «Le Matin Dimanche». Der Mann beging die Tat im Kanton Genf.
Vom Dienst suspendiert
Die beiden Priester aus den Kantonen Genf und Waadt waren für die Dauer der Ermittlungen vom Dienst suspendiert worden, wie das Bistum Lausanne, Genf und Freiburg am Mittwoch mitgeteilt hatte.
Ein Sprecher des Bistums hatte am Donnerstag nicht bekanntgeben wollen, ob die Opfer der beiden beschuldigten Priester Mädchen oder Knaben waren. Ebenfalls keine Angaben waren zur Zahl der Opfer und zum Alter der Priester erhältlich.
Dem zweiten Priester wird im Kanton Waadt sexueller Missbrauch vorgeworfen. Seine Taten sind strafrechtlich jedoch verjährt. Sein Dossier übergab das Bistum dem Heiligen Stuhl in Rom mit der Bitte, die Verjährung nach kanonischem Recht aufzuheben.
Das bedeutet, dass in diesem Fall der Übergriff - oder die Übergriffe - mindestens 20 Jahre zurückliegen muss.
(sda)>
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Bonn 15.2.2011: Planmässiger sexueller Missbrauch, Gewalt und Psychoterror durch 23 Beschäftigte am Jesuiten-Aloisius-Kolleg - ein "privates Gymnasium"
aus: n-tv online: "Ist das viel, ist das wenig?" - Bericht belastet 18 Jesuiten; 15.2.2011;
http://www.n-tv.de/politik/Bericht-belastet-18-Jesuiten-article2619151.html
<Rund ein Jahr nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals am Bonner Aloisius-Kolleg wird der Abschlussbericht zu den Vorfällen veröffentlicht. Darin werden 23 Beschäftigte belastet. An dem privaten Gymnasium des Jesuitenordens sollen Patres über Jahrzehnte hinweg Schüler sexuell missbraucht haben.Am Bonner Jesuitengymnasium Aloisius-Kolleg sind 50 Jahre lang Jungen sexuell missbraucht und misshandelt worden. Ein Pater tat dies 40 Jahre lang, ohne jemals Schwierigkeiten zu bekommen. Das ist das Ergebnis eines Untersuchungsberichts. Die Taten wurden demnach vom Jesuitenorden weniger vertuscht als vielmehr gar nicht wahrgenommen. Ein Schuldbewusstsein sei häufig nicht vorhanden gewesen, urteilte das Untersuchungsteam unter Leitung der Juristin Julia Zinsmeister.
Das Aloisius-Kolleg ist eine Eliteschule mit angeschlossenem Internat. Zu den ehemaligen Schülern gehören viele Prominente, darunter Bundesinnenminister Thomas de Maizière und der Entertainer Stefan Raab.
Julia Zinsmeister trägt neben Stefan Kiechle ihren Bericht in Bonn vor.
In dem Untersuchungsbericht werden insgesamt 23 ehemalige Mitarbeiter der Schule belastet, darunter 18 Jesuiten. Die meisten Fälle stammen aus den 50er und 60er Jahren. Es geht dabei nicht nur um sexuellen Missbrauch, sondern auch um Gewalt und Psycho-Terror. Schüler wurden blutig geschlagen und zutiefst gedemütigt. Einer der ehemaligen Schüler sagte, er habe das Gefühl, dass ihm am Aloisius-Kolleg die Haut abgezogen worden sei. Andere verteidigen die Schule bis heute und sagen, es gehe nur um wenige Einzelfälle."Pater Georgs" Herrschaftsraum
Der Bericht enthält 58 Schilderungen über Missbrauch und Misshandlung, was jedoch bei weitem nicht vollständig sei, wie die drei Autorinnen betonten. Mehr als die Hälfte der Fälle betrifft einen Pater, der 40 Jahre lang bis 2008 an der Eliteschule tätig war und auch Rektor wurde. Er misshandelte und missbrauchte demnach "Generationen von Schülern", ohne dass je gegen ihn eingeschritten wurde.
Dieser sogenannte "Pater Georg" machte Tausende Fotos von nackten oder halbnackten Jungen, die er zum Teil sogar veröffentlichte und ausstellte. Sie erfüllen zwar nicht den Tatbestand der Kinderpornografie, eine "erotische Komponente" räumte er jedoch selbst ein. Der Pater baute das Kolleg nach Zinsmeisters Worten zielstrebig zu seinem "Herrschaftsraum" aus. Inzwischen ist er tot, und die Taten wären auch verjährt.
Zinsmeister machte die Kultur des Jesuitenordens für die Taten mitverantwortlich. "Die Organisationskultur muss sich öffnen für Kritik", forderte sie.
Wiedergutmachung "muss wehtun"
Das Oberhaupt der deutschen Jesuiten, Stefan Kiechle, sprach in einer Reaktion von "Bestürzung und Beschämung". Er wies aber auch darauf hin, dass in dem betreffenden Zeitraum 245 Jesuiten am Aloisius-Kolleg gearbeitet hätten. Fünf davon würden nun "wegen sexualisierter Gewalt" beschuldigt. "Ist das viel, ist es wenig?", fragte Kiechle. "Jeder einzelne Fall ist schrecklich, und jeder einzelne ist zu viel."
Der Orden hat Missbrauchsopfern auch an anderen Jesuiten-Schulen 5000 Euro als "symbolisches Zeichen" angeboten. Ehemalige Schüler, die selbst missbraucht worden sind, bezeichneten diese Summe als "Peanuts". Es müsse ein Betrag sein, der dem Jesuitenorden auch weh tue, sagte der Altschüler Jürgen Repschläger.
Das Bekanntwerden sexueller Übergriffe auf Schüler an der Berliner Jesuitenschule Canisius-Kolleg hatte Mitte Januar 2010 eine Lawine in Deutschland ausgelöst. Immer mehr verjährte Missbrauchsfälle an weiteren Jesuiten-Schulen, in kirchlichen Einrichtungen und auch an anderen Schulen kamen ans Licht.
Die katholische Kirche hat sich nach jüngsten Angaben ihres Missbrauchsbeauftragten, Bischof Stephan Ackermann, inzwischen auf Summen zur Entschädigung der Opfer geeinigt. Eine konkrete Zahl wurde aber noch nicht genannt. Ackermann hatte Anfang Februar mit Blick auf den 5000-Euro-Vorschlag der Jesuiten erklärt: "Damit sind Orientierungen gegeben." Er bezog sich dabei auch auf den Fonds in Höhe von 120 Millionen Euro, auf den sich der Runde Tisch Heimkinder verständigt hatte - das wären rund 2000 bis 4000 Euro pro Opfer.
dpa>
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Schweizer Bischofskonferenz 3.3.2011: <Katholische Kirche: Bischöfe beharren auf der Kirchensteuer> - die Kirche sei "Ausdruck des wertvollen Engagements der Gläubigen für die katholische Kirche"
Mehr Psychoterror der Kirche ist wohl kaum möglich. Es wird Zeit, die Kirche abzuschaffen und durch Menschenrechtszentren zu ersetzen. Aber lesen Sie selbst:
aus: 20 minuten online: http://www.20min.ch/news/schweiz/story/12940986
<Nach der Kritik aus Chur am Staatskirchenrecht wehrt sich die Schweizer Bischofskonferenz. Sie will die Kirchensteuer beibehalten.Die Schweizer Bischofskonferenz würdigt die Kantonalkirchen und Kirchgemeinden als «Ausdruck des wertvollen Engagements der Gläubigen für die katholische Kirche». Vor allem aus der Führungsspitze des Bistums Chur gab es wiederholt kritische Stimmen, welche die Kantonalkirchen in Frage stellten.
Gläubige würden ihre Treue zur Kirche ausdrücken, indem sie Kirchensteuern entrichteten, teilte die Bischofskonferenz am Donnerstag mit. Sie hielt ihre 291. ordentliche Versammlung von Montag bis Mittwoch im solothurnischen Mariastein ab.
Das staatskirchenrechtliche System mit Kantonalkirchen und Kirchensteuern wird trotz der anerkennenden Worte von einer Kommission der Bischofskonferenz seit Monaten auf Verbesserungsmöglichkeiten untersucht. Unter anderem soll die Unterscheidung der pastoralen und administrativen Kompetenzen geklärt werden.
Der Churer Bischof Vitus Huonder, insbesondere aber der Generalvikar des Bistums Chur, Martin Grichting, hatten die Kantonalkirchen mit ihrer Steuerhoheit öffentlich in Frage gestellt und damit einige Empörung im Bistum provoziert. Grichting verzichtete wegen des breiten Widerstands gegen seine Haltung schliesslich auf das Amt des Weihbischofs.
Bischöfe fordern Bereitschaft zum Dialog
Die Schweizer Bischöfe sind «besorgt über die derzeitige aufgewühlte Situation im Bistum Chur» und kritisieren, dass der Zwist in den Medien ausgetragen wird. Gegenseitiges Vertrauen könne nicht wachsen, wenn der Lösungsweg des nachhaltigen Gesprächs verlassen und stattdessen das «Powerplay in den Medien» gesucht werde.
Frieden und Einheit in der Kirche benötigten die Bereitschaft zum Dialog und das Einhalten getroffener Vereinbarungen, heisst es in der Mitteilung.
Im Weiteren wählte die Bischofskonferenz neue Leiter für mehrere Dikasterien, die Ämter der römischen Kurie. Der neue Bischof von Basel, Felix Gmür, übernimmt die Dikasterien Glaubenslehre und Verkündigung. Der Churer Bischof Vitus Huonder ist neu für Ausbildung, Ämter und Dienste zuständig.
(sda)>-----
USA 9.3.2011: 21 pädophil-kriminelle verdächtigte Priester wurden suspendiert - 3 weitere beurlaubt - mehrere katholische Gemeinden (Diözesen) sind Bankrott wegen Schadenersatzzahlungen
aus: 20 minuten online: USA: 21 Pädo-Priester suspendiert; 9.3.2011;
http://www.20min.ch/news/ausland/story/26096016
<Die katholische Kirche in den USA hat 21 Priester wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch suspendiert. Drei weitere wurden beurlaubt.Die Entscheidung ist laut der Erzdiözese von Philadelphia nach dem Urteil einer Gemeindejury gefallen. Bei den Beratungen im Februar seien insgesamt 37 Verdachtsfälle verhandelt worden, teilte die Erzdiözese am Dienstag (Ortszeit) mit.
Kardinal Justin Rigali, Erzbischof von Philadelphia, bekundete seinen «Schmerz über den sexuellen Missbrauch von Minderjährigen» durch Mitarbeiter der Kirche. Seit 2005 habe seine Erzdiözese «hart gearbeitet» und «bedeutende Fortschritte beim Schutz von Kindern und bei den Untersuchungen von mutmasslichen Missbrauchsfällen erzielt», erklärte der Kardinal.
Zugleich betonte er, dass die Suspendierungen keine «Verurteilungen» oder «endgültigen Urteile» seien, sondern «vorsorgliche Massnahmen im Zuge von Untersuchungen».
Diözesen gingen Bankrott
Das Image der katholischen Kirche in den USA ist durch Missbrauchsskandale angeschlagen. Allein 2008 musste die US-Kirche in Missbrauchsverfahren hunderte Millionen Dollar zahlen, der Grossteil ging an die Opfer.
Mehrere Diözesen meldeten in der Folge Bankrott an. Auch in Deutschland, Irland, Österreich, der Schweiz, Belgien und in Italien wurden Missbrauchsskandale um katholische Geistliche bekannt.
(sda)>
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15.3.2011: Jesus-Psychoterror und kein Ende: <Der Papst erhebt Jesus-Mythen zu Fakten>
Und die Logik hat im Vatikan immer noch kein Recht. Aber lesen Sie selbst:
aus: Basler Zeitung online; 15.3.2011; http://bazonline.ch/kultur/diverses/Der-Papst-erhebt-JesusMythen-zu-Fakten/story/12899851
<Von Michael Meier.
Der 2007 erschienene Band I von «Jesus von Nazareth» hat sich, in 37 Sprachen übersetzt, zwei Millionen Mal verkauft, allein 500 000 Mal in Deutschland. Der ebenfalls im päpstlichen Hausverlag Herder auf Deutsch herausgegebene Band II wird die Startauflage von 150 000 Exemplaren gewiss vielfach übersteigen: Denn der Autor des Buches ist Papst Benedikt XVI. Der theologisch anspruchsvoll geschriebene Band II, der Jesu Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung interpretiert, ist allerdings keine einfache Kost. Obwohl er die Evangelien letztlich so erklärt, wie sie uns als Kinder im Religionsunterricht vermittelt wurden.
Unbeleckt von den Erkenntnissen aus 200 Jahren historischer Bibelkritik, wonach die Evangelien weniger historische Information als religiöse Botschaft enthalten, nimmt Benedikt sie wortwörtlich. Die frühestens 30 Jahre nach dem Tod Jesu aufgezeichneten Evangelien liest er wie Augenzeugenberichte. Er unterscheidet nicht wie die historischkritischen Exegeten zwischen dem Jesus der Geschichte und dem verkündigten Christus des Glaubens. Anders als die universitäre Theologie hält er die Worte des historischen Jesus und die spätere theologische Auslegung durch die gläubige Gemeinde nicht auseinander. Gegen das Gros der Exegeten hält er an der «historischen Verlässlichkeit der Einsetzungsworte Jesu beim Abendmahl» («Dies ist mein Leib») fest.
Geistlich überhöhte Ereignisse
Joseph Ratzinger postuliert, dass er mit seiner «kanonischen Exegese» die historisch-kritische Methode und die Hermeneutik des Glaubens zusammenbringe und so Jesu Gestalt und Botschaft in den Blick bekomme. In den Evangelien durchdrängen sich «Wort Gottes und Ereignis»: «Die Fakten sind gleichsam mit Wort, mit Sinn, gefüllt.»
Ausgehend von diesem «Ineinander von Sinn und Geschichte» sind für den Platoniker die Evangelien eine einzige Abfolge von analogielosen, geistlich überhöhten Ereignissen: Alles ist exemplarisch, sinnschwanger, bedeutungsschwer. Jesu Kreuzestod wird zum «entscheidenden Wendepunkt in der Religionsgeschichte». Sein Notschrei am Kreuz dürfe nicht individualistisch verstanden werden. Schliesslich sei Jesus eine überpersönliche «Korporativpersönlichkeit», ganz so wie Maria, die nicht nur seine persönliche Mutter ist, sondern auch die überzeitliche Mutter der Kirche. Benedikt banalisiert das Sterben der Menschen, wenn er schreibt: Die Angst Jesu vor dem Tod «ist etwas viel Radikaleres als die Angst, die jeden Menschen angesichts des Todes überfällt: Sie ist der Zusammenstoss zwischen Licht und Finsternis, zwischen Leben und Tod selber, das eigentliche Entscheidungsdrama der menschlichen Geschichte.»
Universitäre Exegeten sehen in Jesus zunächst einmal einen heimatlosen Wanderprediger, der Kranke heilte und Dämonen austrieb, einen jüdischen Charismatiker, der sich eine besondere Gottesnähe zuschrieb und diese eher bei den Prostituierten als bei den Frommen wahrnahm. Zu einem so nüchternen, von aller Dogmatik unverstellten Blick auf Jesus ist Benedikt ausserstande. Für den Theologen in der Tradition Platons ist der Jesus der Bibel immer schon der Sohn Gottes und einer von der Erbsünde unbefleckten Jungfrau, Stifter der Kirche und Erlöser der Welt.
Leibliche Auferstehung
So muss der Papst fortwährend innere Heilswahrheiten zu objektiven Glaubensgegenständen verdinglichen. Bilder, Metaphern und Mythen werden bei ihm zu (heils-)geschichtlichen Fakten, die Himmelfahrt Jesu genauso wie der Strom aus Blut und Wasser, der aus der durchbohrten Seite des Gekreuzigten fliesst und die beiden Grundsakramente Eucharistie und Taufe ihm zufolge vorwegnimmt. Das leere Grab ist für den Papst die notwendige Bedingung für den Auferstehungsglauben. Und der Auferstandene selber erscheint glaubwürdigen Zeugen leib- und wahrhaftig. Er ist «keine wiederbelebte Leiche, sondern ein von Gott her neu und für immer Lebender» in einem unverwesten Leib. Selbst Paulus’ Bekehrung auf dem Weg nach Damaskus interpretiert Ratzinger nicht als innere Vision, sondern als «ein Ereignis der Geschichte, eine Begegnung mit einem Lebenden».
Logisch: Wenn Jesus wahrhaft Gottes Sohn ist und leiblich auferstanden zur Rechten Gottes sitzt, betrifft seine Sendung «nicht bloss einen beschränkten Kreis von Erwählten, sondern den Kosmos, die Welt in ihrer Ganzheit». Dann sind alle anderen Religionen nur Mythen, bestenfalls Vorläufer dieses heilsgeschichtlich analogielosen «Mutationssprungs». Dann müssen sich auch Muslime und Juden zum Messias Jesus bekehren. Ratzinger verkündet denn auch bedenkenlos den alten Kirchenglauben, dass das Neue Testament das Alte Testament erfülle und überbiete: Jesu ist der «neue Pascha», der «neue Tempel».
Bei allem Kinderglauben hat Papst Benedikt von der modernen Exegese so viel gelernt, dass er nicht länger eine Kollektivschuld der Juden am Kreuzestod Jesu postuliert: Die Schuld treffe nicht das gesamte Volk Israel, schreibt er, sondern nur die damalige Jerusalemer Tempel-Aristokratie. (Tages-Anzeiger)>-----
Österreich 16.3.2011: Das Verfassungsgericht bezeichnet ein Kreuz im Kindergarten als "nicht verfassungswidrig"
aus: Der Standard online: VfGH: Kreuz im Kindergarten nicht verfassungswidrig - verstösst laut Verfassungsgericht nicht gegen die Religionsfreiheit; 16.3.2011;
http://derstandard.at/1297820539899/VfGH-Kreuz-im-Kindergarten-nicht-verfassungswidrig
<Wien - Wer in Österreich sein Kind in einen öffentlichen Kindergarten schickt, der muss sich damit abfinden dass ein Kreuz an der Wand hängt, wenn die Mehrheit der Kinder in der Gruppe ein christliches Religionsbekenntnis hat. So zumindest sieht es der Verfassungsgerichtshof (VfGH) in einem heute publizierten Urteil.
Er entschied darin über die Klage eines bekennenden Atheisten, der das konfessionslose Aufwachsen seiner Tochter durch die Veranstaltung religiöser Feiern und die Anbringung von Kruzifixen von Seiten des Kindergartens gestört und das Recht auf Glaubensfreiheit - und damit das Recht auch ohne religiöses Bekenntnis aufzuwachsen - verletzt sah.
Der niederösterreichische Vater wollte, dass seine Tochter "bis zur Religionsmündigkeit ohne religiöses Bekenntnis, jedoch weltoffen und dem Pluralismus verpflichtet" aufwachsen kann (derStandard.at berichtete über die Klage, die im Dezember 2009 eingebracht wurde). Der Kläger sah durch die Anbringung des Kreuzes Art 9 EMRK und Art 14 StGG verletzt. Außerdem wurde beklagt, dass durch die Veranstaltung religiöser Feiern wie etwa Erntedank- oder Nikolofest im Kindergarten eine "konfessionslose Erziehung" des Kindes verunmöglicht wurde.
Keine "Präferenz für bestimmte Religion"
Das Anbringen von Kreuzen in Kindergärten ist laut VfGH zulässig. Auch vor dem Hintergrund der Trennung von Kirche und Staat sei dies nicht als "Präferenz des Staates für eine bestimmte Religion" zu werten, hieß es in der Entscheidung. Das Verfassungsgericht folgt der Argumentationslinie der Landesregierung Niederösterreich, dass das Kreuz ein Symbol christlicher Kirchen, nicht notwendigerweise des Katholizismus ist. Es sei "ohne Zweifel zu einem Symbol der abendländischen Geistesgeschichte geworden".
Laut Niederösterreichischem Kindergartengesetz wird ein Kruzifix dann angebracht, wenn die Mehrheit der Kinder in der Gruppe einem christlichen Religionsbekenntnis angehört. Der Kläger wollte zwei Passagen aus dem niederösterreichischen Kindergartengesetz geändert bzw. wegen Verfassungswidrigkeit aufgehoben haben: Einerseits Paragraph 3 Absatz 1, in dem steht, dass das Kindergartenpersonal einen grundlegenden Beitrag "zu einer religiösen und ethischen Bildung zu leisten" habe. Hier solle die Wortfolge "religiösen und" gestrichen werden. Weiters solle Paragraph 12 Absatz 2 - dass in Kindergärten, in denen die Mehrzahl der Kinder ein christliches Religionsbekenntnis haben, ein Kreuz anzubringen ist - fallen.
Der VfGH konstatiert: "Selbst unter der Annahme, dass die Anbringung von Kreuzen einen Eingriff in das Recht auf (negative) Religionsfreiheit bilden könnte, erreicht die Rechtsbeeinträchtigung nicht ein Ausmaß, das den solcherart angenommenen Eingriff unverhältnismäßig erscheinen ließe."
Zu den religiösen Feiern im Kindergarten fällte der Gerichtshof kein Urteil, da eine Teilnahme der Kinder an diesen nicht verpflichtend sei und somit kein Eingriff in die Rechtssphäre der Antragssteller erfolge. (az, derStandard.at, 16.3.2011)
Wissen
Die Glaubens- und Gewissensfreiheit ist in Art 9 der Menschenrechtskonvention (EMRK) und in Art 14 Staatsgrundgesetz (StGG) geregelt. Gemäß Art 14 StGG wird jedermann das Recht garantiert, sich sein Religionsbekenntnis frei und unabhängig von jeder staatlichen Einwirkung zu bilden. Dazu gehört die positive wie die negative Religionsfreiheit. Negative Religionsfreiheit ist die Freiheit, einer religiösen Gemeinschaft nicht anzugehören beziehungsweise ihren Veranstaltungen fern zu bleiben. Positive Religionsfreiheit hingegen bedeutet die Freiheit, seine Religion ohne staatliche Behinderungen ausüben zu können.>
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18.3.2011: Der "Europäische Gerichtshof für Menschenrechte" toleriert den Jesus-Zwang mit Kruzifixen in Klassenzimmern
Die Menschenrechte werden von der Kirche mit Füssen getreten - und der "Europäische Gerichtshof für Menschenrechte" toleriert diesen Kirchen-Terror auch noch. Damti hat die EU vor der Kirche kapituliert. Aber lesen Sie selbst:
aus: 20 minuten online: Kreuz in der Schule: Schlusswort im Kruzifix-Streit; 18.3.2011;
http://www.20min.ch/news/ausland/story/Schlusswort-im-Kruzifix-Streit-21432975
<Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte sieht durch Kruzifixe in Klassenzimmern kein Grundrecht verletzt. Ein vorheriges Urteil wurde damit korrigiert.Die Grosse Kammer des Strassburger Gerichts hatte im Jahr 2009 das Kruzifix an staatlichen Schulen in Italien als Verstoss gegen die Grundrechte auf Religions- und Gewissensfreiheit sowie auf Ausbildung eingestuft. Ausgangspunkt war die Klage einer italienischen Mutter und ihrer beiden Söhne, die nicht religiös erzogen wurden und sich durch die Kruzifixe ausgeschlossen fühlten.
Nun sprach die Grosse Kammer ein gegenteiliges Urteil. In Italien zog die Familie vergeblich durch alle Instanzen - bis vor den Verfassungsgerichtshof. Nach der Entscheidung einer kleinen Kammer des Strassburger Gerichts im November 2009, die den Klägern Recht gab, beantragte Italien die Überprüfung durch die 17 Richter der Grossen Kammer.
Die italienische Regierung argumentierte, das Kreuz sei in dem katholisch geprägten Land ein «volkstümliches Symbol». Die Grosse Kammer betonte nun, «dass sich nicht beweisen lässt, ob ein Kruzifix an der Wand eines Klassenzimmers einen Einfluss auf die Schüler hat, auch wenn es in erster Linie als religiöses Symbol zu betrachten ist».
Der EGMR habe im Prinzip die Entscheidungen der Staaten auf dem Gebiet der Erziehung und des Unterrichts zu respektieren. Das gelte auch für den Stellenwert, den sie der Religion beimessen, «sofern diese Entscheidungen zu keiner Form der Indoktrinierung führen». Das Urteil der Grossen Kammer ist endgültig und kann nicht mehr angefochten werden.
(sda)>
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Belgien 15.4.2011: Der Bischoff von Brügge meint, Kindsmissbrauch sei ein "Spiel"
aus: Welt online: Belgien: Bischof verharmlost Kindesmissbrauch als "Spiel"; 15.4.2011;
http://www.welt.de/politik/ausland/article13184503/Bischof-verharmlost-Kindesmissbrauch-als-Spiel.html
<Vor einem Jahr musste der Brügger Bischof Roger Vangheluwe wegen Kindesmissbrauchs zurücktreten. Jetzt gab er ein Interview – in dem er sexuelle Gewalt herunterspielte.
Ein Fernsehinterview des wegen sexuellen Missbrauchs eines Neffen vor einem Jahr zurückgetretenen belgischen Bischofs Roger Vangheluwe hat in Belgien einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Der amtierende Ministerpräsident Yves Leterme sagte im Fernsehsender RTBF, das Interview überschreite die Grenzen des Erträglichen. Die Kirche müsse ihre Verantwortung übernehmen. Belgiens Bischöfe nannten das Gespräch extrem verletzend für die Opfer und ihre Familien und eine Ohrfeige für die Gläubigen.
Vangheluwe hatte in dem Interview Übergriffe gegen einen zweiten Neffen zugegeben. In dem am Donnerstagabend im privaten flämischen Fernsehsender VT4 ausgestrahlten Gespräch bestätigte der heute 74-Jährige, ab 1973 einen Neffen über 13 Jahre hinweg und einen weiteren über ein Jahr missbraucht zu haben. Er habe sich dabei nie als Pädophiler gefühlt. Vielmehr habe sich im Laufe der Zeit eine Intimität eingestellt. Er habe nicht das Gefühl gehabt, sein Neffe widersetze sich dem Geschehen.
Alles habe „als Spiel“ begonnen, so Vangheluwe. Die Übergriffe hätten sich regelmäßig wiederholt, wenn die Familie des Neffen mehrmals im Jahr zu Besuch gekommen sei. Es sei niemals zu Vergewaltigung, körperlicher Gewalt, Penetration oder einem Orgasmus gekommen. Er habe seine Taten auch regelmäßig gebeichtet und sei sich bewusst gewesen, dass sie nicht rechtens seien. Eine Rückversetzung in den Laienstand wolle er nicht beantragen, so der ehemalige Bischof.
"Zu der Zeit war das eigentlich nicht so unnormal. Das ging nicht weit, das war ein bisschen wie eine Beziehung", sagte der Bischof laut der flämischen Zeitung "De Standaard" wörtlich.
Politiker fordern Konsequenzen
Belgiens Politiker reagierten entsetzt. Justizminister Stefaan de Clerck nannte Vangheluwes Verhalten eine Schande und eine Verspottung der Opfer und der eigenen Familie. Die flämischen Sozialisten verlangten, Vangheluwe seine Pension in Höhe von monatlich 2.800 Euro zu sperren. Auch Politiker von Liberalen, und Grünen nannten das Interview geschmacklos und eine Verhöhnung der Missbrauchsopfer.
Die belgischen Bischöfe distanzierten sich ausdrücklich von den Äußerungen Vangheluwes. Sie seien extrem schockiert von der Art und Weise, wie er seine Taten herunterspiele und entschuldige, hieß es in einer Erklärung. Vangherluwes Vorgehen sei inakzeptabel und widerspreche dem von Rom auferlegten Reflexionsgebot. Der Ton des Interviews laufe allen Anstrengungen zuwider, die in den vergangenen Monaten unternommen worden seien, um die Missbrauchsproblematik ernsthaft zu behandeln und angemessene Maßnahmen zu ergreifen.
Der in der Bischofskonferenz für Missbrauchsfälle zuständige Bischof Guy Harpigny sagte, Vangheluwe sei womöglich krank. Er habe Vertrauen, dass der Vatikan in der erforderlichen Weise reagieren werde. Auch Vangheluwes Nachfolger als Bischof von Brügge, Josef De Kezel, äußerte die Erwartung, dass das Interview Vangheluwes bei der abschließenden Entscheidung Roms über seinen Fall eine Rolle spielen werde.
Vangheluwe muss sich einer Beratung unterziehen
Am vergangenen Wochenende hatte der Vatikan bekanntgegeben, dass Vangheluwe Belgien verlassen und sich einer psychologischen und spirituellen Betreuung unterziehen müsse. Vatikansprecher Federico Lombardi präzisierte später, weitere Kirchenstrafen gegen ihn seien möglich. Opfer kritisierten die bisherigen kirchlichen Maßnahmen gegen den zurückgetretenen Bischof als zu mild. Vangheluwe hält sich in einem Kloster im französischen Loire-Tal auf. Das Interview wurde in einem Hotel der zentralfranzösischen Stadt Salbris geführt.
Mit seinem Missbrauchs-Geständnis und seinem Rücktritt hatte der Bischof die katholische Kirche in Belgien Ende April 2010 in eine tiefe Krise gestürzt. In der Folge wurden Hunderte weiterer Missbrauchsfälle gemeldet; sie liegen meist Jahrzehnte zurück. Eine Parlamentarische Untersuchungskommission legte kürzlich Empfehlungen zu Verjährungsfristen, Schadenersatz und Präventionsmaßnahmen vor.
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Zensur-Terror 5.5.2011: Autor David Berger mit Buch über Homos in der katholischen Kirche wird von Kardinal Meisner entlassen
aus: n-tv online: Schwuler Kirchenkritiker nicht geduldet: Meisner entzieht Lehrerlaubnis; 5.5.2011;
http://www.n-tv.de/politik/Meisner-entzieht-Lehrerlaubnis-article3264656.html
<Kardinal Meisner bestraft einen Kritiker, der ein Buch über Homosexualität in der katholischen Kirche geschrieben hat: David Berger darf nicht mehr als Religionslehrer arbeiten. Der 43-Jährige vermutet erzkonservative Schwulenhasser hinter der Aktion.Der Kölner Erzbischof Joachim Meisner hat dem schwulen Buchautor David Berger die Erlaubnis zum Religionsunterricht entzogen. Der 77-jährige Kardinal begründete dies mit Bergers Kirchenkritik, die sein Vertrauen zu ihm zerstört habe. Berger hatte in seinem Buch "Der heilige Schein" schwere Vorwürfe gegen die katholische Kirche erhoben. Der 43-Jährige sprach von einem "katholischen Dschihad" (Heiligen Krieg). Der Einfluss der Ultrakonservativen auf die ganze Kirche wachse.
"Es ist der Gesamteindruck", sagte Meisners Sprecher Christoph Heckeley. "Bei jedem anderen Arbeitgeber würde das auch zu Konsequenzen führen. Das wäre wie wenn ein Bankgestellter öffentlich sagen würde: "Rechnen kann ich nicht so gut, und mit den Abrechnungen nehm' ich's auch nicht so genau.""
Berger sagte, seine Abberufung gehe auf den Druck extrem konservativer Kräfte zurück, die Unterschriftenaktionen veranstaltet hätten und sogar die Todesstrafe für Homosexuelle forderten. "Das hat mich am meisten schockiert." Er nannte unter anderem die Internetseiten kreuz.net und kath.net. Kreuz.net kommentierte den Entzug der Lehrerlaubnis mit dem Satz: "Jetzt hat der Homo, was er wollte."
Berger bestritt, dass er die katholische Kirche als solche angegriffen habe. "Mein Buch weicht gerade nicht von der katholischen Lehre ab, ich habe es aus Liebe zur Kirche geschrieben." Er kritisiere nur ganz bestimmte Missstände innerhalb der Kirche, und dies sei die Aufgabe jedes katholischen Laien. Berger wird am Ville-Gymnasium in Erftstadt bei Köln nun künftig sein zweites Fach Deutsch unterrichten.
"Meisner hat kein Problem mit de rechten Pius-Brüdern"
Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, kritisierte: "Meisner spricht einem profilierten Theologen die Kompetenz ab, weil er nicht asexuell lebt. Wäre die katholische Kirche nur bei Fällen sexuellen Missbrauchs halb so konsequent gewesen." Mit den rechten Pius-Brüdern habe der Kardinal keine Probleme - die lasse er auch in seiner Diözese weiter gewähren. Auch die Reformbewegung "Wir sind Kirche" protestierte gegen die Strafaktion.
Meisner gilt als einer der konservativsten deutschen Bischöfe und ist im Erzbistum Köln dafür bekannt, dass er streng gegen Kritiker vorgeht. Ein Insider sagte der Nachrichtenagentur dpa, die Homosexualität sei in diesem Fall durchaus der eigentliche Grund für den Entzug der Lehrerlaubnis, doch aus taktischen Erwägungen wähle Meisner in solchen Fällen gern eine andere Begründung, die innerhalb der Kirche auf nicht so viel Widerspruch stoße. Homosexualität offen auszuleben, sei für den Kardinal nicht hinnehmbar.
Berger hatte zunächst in der katholischen Kirche Karriere gemacht und genoss gerade auch in konservativen Kreisen Ansehen. 2003 wurde er in die Päpstliche Thomas-Akademie aufgenommen und gab die vor allem von Traditionalisten gelesene Zeitschrift "Theologisches" heraus. Wegen der "Verteufelung" von Homosexuellen legte er seine Aufgaben jedoch nieder und veröffentlichte 2010 das Buch "Der heilige Schein", das in den Medien viel Aufmerksamkeit erzielte.
dpa>
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Bistum Hildesheim 17.7.2011: <Kriminalität. Pfarrer gibt sexuellen Missbrauch von Kindern zu>
aus: n-tv online; 17.7.2011;
http://www.n-tv.de/ticker/Pfarrer-gibt-sexuellen-Missbrauch-von-Kindern-zu-article3831231.html
<Braunschweig (dpa) - Das Bistum Hildesheim in Niedersachsen wird von einem Missbrauchsfall erschüttert: Ein katholischer Pfarrer aus Salzgitter hat zugegeben, sich sexuell an Kindern vergangen zu haben. Der Priester habe die Vorwürfe im Verhör bei der Polizei eingeräumt, teilten die Ermittler in Braunschweig mit. Der Mann sitzt seit gestern wegen dringenden Tatverdachts in Untersuchungshaft. Die Vorwürfe gegen den Pfarrer sollen schon einige Jahre zurückliegen. Das Bistum Hildesheim reagierte «überrascht und erschüttert».
Quelle: n-tv.de / dpa>
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20.7.2011: Irlands Premierminister Kenny sagt es ohne Zensur: <Vatikan ist "abgehoben, elitär und narzisstisch" - Umgang mit Kindesmissbrauch: Schwere Vorwürfe gegen den Vatikan>
aus: Der Standard online: Premier Kenny: Vatikan ist "abgehoben, elitär und narzisstisch"; 20.7.2011;
http://derstandard.at/1310511773814/Premier-Kenny-Vatikan-ist-abgehoben-elitaer-und-narzisstisch
<London/Dublin - Der irische Premierminister Enda Kenny hat mit scharfen Worten den Vatikan für seinen Umgang mit Fällen von Kindesmissbrauch kritisiert. "Erstmals in Irland wird in einem Report über Kindesmissbrauch dargestellt, dass der Heilige Stuhl versucht hat, in einer souveränen Republik Untersuchungen zu behindern", sagte Kenny mit Blick auf einen in der vergangenen Woche vorgestellten Report einer Regierungskommission.
Der Bericht lege offen, wie "abgehoben, elitär und narzisstisch die Kultur des Vatikan" sei, sagte Kenny. Vergewaltigung von Kindern werde heruntergespielt, stattdessen würden der Vorrang der Institution Kirche hochgehalten, ihre Macht und ihre Reputation betont. Das irische Parlament war am Mittwoch zu einer Sondersitzung zu dem Thema zusammengekommen.
Der sogenannte Cloyne-Report war die vierte größere Veröffentlichung innerhalb von sechs Jahren über das Vertuschen von Missbrauch in der katholischen Kirche in Irland. In der Diözese Cloyne war Bischof John Magee tätig, dessen Rücktritt Papst Benedikt XVI. im vergangenen Jahr akzeptiert hatte. Ihm war nachgewiesen worden, die Untersuchungen fehlgeleitet zu haben. Außerdem wurden ihm "Fehler beim Schutz von Kindern" vorgeworfen. (APA)>
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6.9.2011: <70 Fälle von sexuellem Missbrauch: Kloster Ettal entschädigt Opfer>
aus: n-tv online; 6.9.2011;
http://www.n-tv.de/politik/Kloster-Ettal-entschaedigt-Opfer-article4235396.html
<Das oberbayerische Kloster Ettal: 2010 wurde bekannt, dass hier über Jahrzehnte hinweg Klosterschüler sexuell missbraucht wurden.
Im oberbayerischen Kloster Ettal waren über Jahrzehnte hinweg Klosterschüler sexuell missbraucht worden. Neben der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Skandals erhalten jetzt rund 70 Missbrauchsopfer eine finanzielle Entschädigung. Die 700.000 Euro werden meist für Anwalts- und Therapiekosten eingesetzt.
Das Kloster Ettal entschädigt 70 Opfer von jahrzehntelangem sexuellem Missbrauch und Misshandlungen mit insgesamt 700.000 Euro. Der Mindestbetrag liegt bei 5000 Euro, in Einzelfällen seien bis zu 20.000 Euro überwiesen worden, teilte die nahe Garmisch-Partenkirchen gelegene Benediktinerabtei mit. Bis zum Sommer 2012 will das Kloster zudem die wissenschaftliche Aufarbeitung des Missbrauchsskandals abschließen.
In der Klosterschule samt Internat hatten sich Ordensgeistliche jahrzehntelang an Schülern sexuell vergangen und die ihnen anvertrauten Jungen teils massiv geschlagen oder seelisch drangsaliert.
Die Entschädigungszahlungen wurden von einem unabhängigen Kuratorium festgelegt, das jeden einzelnen Antrag prüfte. Die Misshandlungen liegen teils mehr als 60 Jahre zurück. "Das Kloster war in die Entscheidungsfindung des Kuratoriums nicht eingebunden und hatte keinen Einfluss auf die Höhe der Zahlungen", heißt es in der Mitteilung. In dem Betrag von 700.000 Euro sind auch Anwalts- und Therapiekosten der Opfer enthalten.
Der Missbrauchsskandal war Anfang 2010 bekanntgeworden. Auf Druck des Münchner Erzbischofs, Kardinal Reinhard Marx, trat Abt Barnabas Bögle zurück, kehrte aber nach der Rehabilitierung durch den Vatikan ebenso wie Schulleiter Maurus Kraß wieder in sein Amt zurück.
dpa>
Es bleibt dabei: Auch künftig dürfen Einrichtungen der katholischen Kirche Mitarbeiter nach Scheidung und zweiter Ehe entlassen. Das Bundesarbeitsgericht folgte mit seiner jüngsten Entscheidung der bisherigen Linie, wonach Arbeitnehmer von Kirchen zur Loyalität verpflichtet sind und die religiösen Glaubenssätze beachten müssen. Demnach ist die Wiederheirat eines katholischen Mitarbeiters ein schwerer Verstoß, der ein Kündigungsgrund sein kann, stellte der Zweite Senat in Erfurt klar.
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8.9.2011: Kirchenterror: Kirchen in Deutschland haben weiterhin Sonderrechte - und katholische Krankenhäuser in Deutschland dürfen Angestellte nach Scheidung oder Wiederheirat entlassen!!!
aus: n-tv online: Bundesrichter bestätigen: Kirchen haben Sonderrechte; 8.9.2011;
http://www.n-tv.de/ratgeber/Kirchen-haben-Sonderrechte-article4257786.html
<Im Einzelfall entschied das Bundesarbeitsgericht für den Arzt, im Prinzip für die Kirchen.
Der Arzt verliert seine Arbeitsstelle, weil er erneut heiratet. Denn der Katholik war angestellt bei einem katholischen Krankenhaus. Nun bekommt er in höchster Instanz Recht - zugleich bekräftigt das Bundesarbeitsgericht aber den Sonderstatus der Kirchen."Wir bleiben da im alten Gleis", meinte der Vorsitzende Richter Burghard Kreft. Dennoch sehen die Richter in den deutschen Kirchenprivilegien keinen Freifahrtschein und hoben die Kündigung eines Chefarztes an einem katholischen Krankenhaus auf. Die Richter hatten in diesem speziellen Einzelfall die Interessen des Arbeitnehmers über die des kirchlichen Arbeitgebers gestellt.
Privatsphäre gegen Selbstbestimmungsrecht der Kirchen
"Ich sehe nicht, dass sich durch diese Entscheidung etwas an der bisherigen Praxis ändert", sagt Georg Bier, Kirchenrechtler an der Freiburger Universität. Das Selbstbestimmungsrecht der Kirchen sei ein sehr starkes Recht, das im Grundgesetz verankert sei. Das höchstrichterliche Urteil war nicht nur von Juristen mit Spannung erwartet worden. Hatte doch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte vor einem Jahr die Selbstverwaltung der katholischen Kirche in Deutschland eingeschränkt. Die Straßburger Richter sahen damals in der Entlassung eines Essener Kirchenchorleiters wegen Ehebruchs einen Verstoß gegen die Achtung der Privatsphäre. Für die Erfurter Richter war das dennoch kein Grund, von ihrer bisherigen Rechtsprechung abzuweichen.
Das Bundesverfassungsgericht hatte den Kirchen 1985 das Recht zugebilligt, Arbeitsverhältnisse nach ihrem Selbstverständnis zu regeln. Kirchliche Mitarbeiter können daher durchaus aus sittlich-moralischen Gründen ihren Job verlieren. Kündigungen sind etwa bei Abtreibung, Scheidung, Wiederheirat oder Kirchenaustritt möglich. Entscheidend dabei ist aber die Position, die der Arbeitnehmer innehat. Mitarbeiter in leitenden und hervorgehobenen Ämtern müssen bei Verstößen gegen sittlich-moralische Grundsätze eher mit ihrem Rauswurf rechnen als einfache Angestellte.
"Kirchen sind normale Arbeitgeber"
Den Gewerkschaften sind die eingeschränkten Arbeitnehmerrechte schon seit längerem ein Dorn im Auge. Mit Bedauern reagierte daher auch die Dienstleistungsgewerkschaft verdi auf das Erfurter Urteil. "Wenn Kirchen wie normale Arbeitgeber agieren, dann müssen sie sich aus unserer Sicht auch wie normale Arbeitgeber behandeln lassen", erklärte ein Gewerkschaftssprecher. Das müsse beim Kündigungsschutz, bei den Arbeitsbedingungen, für Tarifverträge und fürs Streikrecht gelten. "Die vordemokratische Praxis, dass kirchliche Einrichtungen glauben, sie könnten selbst entscheiden, welche Grundrechte und Gesetze für ihre Beschäftigten nicht gelten sollen, muss beendet werden."
dpa>
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12.9.2011: Kirche: Spaltung der Katholischen Kirche möglich wegen der Heiratsfrage für Bischöfe, so sagt Bischof Klaus Küng
aus: Der Standard online: Katholische Kirche: Bischof Küng schliesst Spaltung nicht aus; 12.9.2011;
http://derstandard.at/1315006101473/Katholische-Kirche-Bischof-Kueng-schliesst-Spaltung-nicht-aus
<St. Pöltner Oberhirte gegen Aufweichen des Zölibats - "Gefahr eines großen Schadens" durch Ungehorsam der Pfarrerinitiative.Bischof Küng: "Ich glaube weiterhin nicht, dass die Zukunft der katholischen Kirche bei verheirateten Priestern liegt."
St. Pölten - Der St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng hat sich in die Debatte über die Pfarrerinitiative eingeschaltet. Er warnte in den "Niederösterreichischen Nachrichten" ("NÖN") vor der "Gefahr eines großen Schadens, der unter Umständen sehr nachhaltig sein kann" und schloss das Entstehen einer Spaltung nicht ganz aus.Für einen Ausweg aus der momentanen Krise innerhalb der Kirche brauche es "viel Gespräch und konstruktive Begegnung". Zu einem fruchtbaren Dialog gehöre aber auch die Anerkennung des Positiven beim anderen, die Bereitschaft zur Vergebung und das gemeinsame Arbeiten. "Sehr wichtig ist der bewusste Verzicht auf 'Schlagworte', auf Populismus und unlautere Allianzen", so Küng in der Wochenzeitung.
Im Umgang mit denjenigen Pfarren, die in seiner Diözese den "Aufruf zum Ungehorsam" signiert haben, setze der Bischof auf Einzelgespräche: "Insbesondere bei Priestern in leitender Stellung frage ich nach, ob sie die Richtlinien der Weltkirche und der Diözese respektieren und auch bei den anderen auf Einhaltung achten."
Weiterhin für Zölibat
Küng stellte im "NÖN"-Interview seine Sicht von zentralen Punkten des Forderungskataloges klar, einen österreichischen Sonderweg beim Zölibat lehnte er ab: "Ich glaube weiterhin nicht, dass die Zukunft der katholischen Kirche bei verheirateten Priestern liegt. Wir brauchen Familien und junge Leute, die sich bemühen, konsequent den Glauben zu leben, dann werden wir erneut christliche Familien mit Kindern und ausreichend geistliche Berufe haben." Zugleich sei es nötig, darüber nachzudenken, wie die zölibatäre Lebensform besser zu gestalten sei.
Auch im Bereich des Kommunionempfanges von wiederverheirateten Geschiedenen seien nach weltkirchlicher Prüfung in nächster Zeit keine neuen Ergebnisse zu erwarten. Die Laienpredigt während der Eucharistiefeier sieht Küng als Schritt in die falsche Richtung, Laien hätten ohnehin viele Möglichkeiten, das Wort zu ergreifen. Vor kurzem hatte sich etwa der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer dafür ausgesprochen, Wiederverheiratete unter bestimmten Voraussetzungen zur Kommunion zuzulassen und vielleicht Laien auch innerhalb der Eucharistie predigen zu lassen. (APA)
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18.9.2011: Demo gegen Papst-Dogmen in Berlin: "Keine Macht den Dogmen"
aus: n-tv online: "Keine Macht den Dogmen: "Anti-Papst-Demo wird bunt"; 18.9.2011;
http://www.n-tv.de/politik/Anti-Papst-Demo-wird-bunt-article4320106.html<von Anna Kusserow
Wenn der Papst im Bundestag seine Rede hält, werden sie in Berlin demonstrieren: 65 Verbände organisieren die Gegenveranstaltung zum Papst-Besuch. "Ich wünsche mir, dass es nach der Demo bei vielen Leuten 'Klick' gemacht hat, dass der Papst eine menschenfeindliche Politik vertritt", sagt einer der Organisatoren.
"Keine Macht den Dogmen", so heißt ihr Motto, ausgewählt aus 17 Vorschlägen. Die Menschen, die sich zum Bündnis zusammengeschlossen haben, das am 22. September zum Papstbesuch in der Hauptstadt demonstrieren wird, sind so unterschiedlich, wie es in einer Stadt wie Berlin eben sein kann. Unter den insgesamt 65 Organisationen sind Schwulen- und Lesben-Organisationen, Frauenrechtlerinnen, Parteien und Umweltverbände. In ihrer Kritik am Papst sind sie sich einig. "Der Papst vertritt eine menschenfeindliche Geschlechter- und Sexualpolitik", erklärt Jörg Steiner, Sprecher des Bündnisses. "Mit seiner Haltung, etwa zur Verhütung oder zum Schwangerschaftsabbruch, ist er gegen eine sexuelle Selbstbestimmung. Wir wollen eine Gegenöffentlichkeit schaffen."
"Wir wollen eine Demo machen"
Begonnen hat alles im Januar 2011, als bekannt wurde, dass Benedikt XVI. Berlin besuchen würde. Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg machte es sich zur Aufgabe, eine Form des Protestes auf die Beine zu stellen. Der Verband verschickte Briefe an Organisationen, die ähnliche Kritik unterstützen würden. Aus anfangs 20 Organisationen wurden 65, darunter Pro Familia, Jusos und der Landesverband der Linken. "Wir waren von der großen Resonanz positiv überrascht. Schnell wurde klar: Wir wollen eine Demo machen", erzählt Steinert.
Das sollte auf professionelle Weise geschehen. Organisatorische Hilfe gibt es vom Christopher-Street-Day-Verein. "Es wird kein Trauermarsch, sondern eher ein lustiges Fest", erklärt Patricia Dorner von Berlintersex, einer Selbsthilfegruppe für Transgender. "Es soll auch Spaß machen und wird einer Mini-Loveparade oder einem Mini-CSD gleichen". Mit bunten Wägen und einer Persiflage aufs Papamobil sollen Humor und ernste Politik verknüpft werden. "Der Papst richtet sich ja gegen offen gelebte Homosexualität sowie gegen Frauen im Priesteramt. Deshalb werden auf den Wägen zwei homosexuelle Männer und zwei Frauen als Päpste und Päpstinnen verkleidet fahren. Es geht darum, Signale auszusenden, und das ist eine klare optische Botschaft", erklärt Patricia Dorner.
Rolle als Redner unklar
Den meisten Menschen in Deutschland ist der Papst-Besuch egal, besonders die Berliner mit einem geringen Katholiken-Anteil scheinen sich nicht großartig für den Auftritt zu interessieren. Warum also eine Gegendemo? "Wenn der Papst eine öffentliche Rede im Bundestag hält, muss er auch eine Gegenöffentlichkeit aushalten können. Das ist auf dem Boden der Demokratie und der Meinungsfreiheit vertretbar", sagt Steinert. "Seine Funktion ist nicht ganz klar. Spricht er als Staatsoberhaupt oder als religiöser Führer?" Parallel zur Rede wird die Demonstration vom Potsdamer Platz aus loslaufen.
Ursprünglich war die Route entlang des Brandenburger Tores, also nahe des Reichtages, geplant. Das wurde von der Versammlungsbehörde aus Sicherheitsgründen untersagt. "Wir haben absurde Alternativvorschläge bekommen", erzählt Steinert. Die Demonstranten sollten vom Potsdamer Platz weiter weg bis nach Schöneberg laufen, dort, wo sie keiner sieht. Mit der endgültigen Strecke, wie sie nun verläuft, sei man aber einigermaßen zufrieden. "Wir konnten einen Teilerfolg erreichen. Dass wir nicht am Brandenburger Tor vorbeilaufen, ist ein kleiner Schönheitsfehler, aber wir können am Homosexuellen-Mahnmal, am Holocaust-Mahnmal vorbeilaufen und werden nicht in den Schwulenkiez verbannt", sagte Bodo Mende vom LSVD-Vorstand beim Netzwerktreffen des Bündnisses. Die Demonstration wird am Potsdamer Platz starten und über Unter den Linden laufen.
Auch Gläubige demonstrieren
Als Zeitpunkt der Demo habe man sich bewusst die Rede des Pontifex ausgesucht. "Wir wollen nicht zur Messe demonstrieren, weil wir niemanden daran hindern wollen, am Gottesdienst teilzunehmen", erklärt Jörg Steinert. Auch viele gläubige Katholiken sind Mitglieder des Bündnisses. Dass der Papst überhaupt im Parlament sprechen darf, sorgte im Vorfeld für viele Diskussionen. Etwa 100 Abgeordnete der Opposition werden der Rede fernbleiben. Abgeordnete wie Thomas Birk von den Grünen sowie Klaus Lederer von den Linken unterstützen die Gegendemo. Damit es keine leeren Ränge gibt, werden die Sitze mit ehemaligen Bundestagsmitgliedern aufgefüllt. Als "peinlich" und "engstirnig" bezeichneten mehrere Bischöfe den Boykott, als "unvereinbar mit der Neutralität des Staates" sehen die Kritiker die Rede.
Pascal Ferro ist Projektkoordinator der Demo. "Ich wünsche mir, dass es nach der Demo bei vielen Leuten 'Klick' gemacht hat, dass der Papst eine menschenfeindliche Politik vertritt, und dass danach noch viel darüber geredet wird. Ich habe es durch meine Arbeit erlebt, dass viele, die sich vorher nicht mit den Aussagen des Papstes beschäftigt haben, erschüttert sind. Ich würde mir eine Kette der Aufklärung wünschen" sagt Ferro. Der Grund für die Kritik an Papst und katholischer Kirche sei der Einfluss, den sie auf Gesellschaft und Gesetzgebung ausüben. "Wenn die katholische Kirche als Arbeitgeber eine lesbische Frau wegen ihrer sexuellen Orientierung entlässt, ist das diskriminierend", erklärt Jörg Steinert. Auch könne der Papst Druck auf konservative Politiker ausüben, weniger Gleichstellung zuzulassen. Zum Teil seien auch die Aussagen des Papstes, wie die Bezeichnung der Homo-Ehe als "Legalisierung des Bösen", beleidigend. Allerdings müsse man auch aufeinander zugehen. So gab es im Vorfeld des Besuches ein Treffen des Berliner Erzbischofs mit dem LSVD. "Es war ein erster Schritt in die richtige Richtung und wir hoffen auf weitere Gespräche", bewertete Steinert das Treffen.
Protest auch in anderen Städten
Insgesamt sind über 25 Veranstaltungen, die sich kritisch mit dem Papst-Besuch auseinandersetzen, geplant. Auch in anderen Städten, die der Papst besuchen wird, soll es Proteste geben. In Erfurt plant das Bündnis "Heidenspaß statt Höllenangst" für den frühen Abend eine Demonstration am Hauptbahnhof. Erwartet würden rund 300 Teilnehmer, sagt Mitorganisator Philipp Böhm. Parallel zur großen Papstmesse auf dem Domplatz wollen die Kritiker zudem eine sogenannte religionsfreie Zone im Stadtzentrum einrichten. Das Bündnis "Freiburg ohne Papst" will mehr als 3500 Unterschriften, unter anderem von zehn Freiburger Stadträten, gegen den geplanten Eintrag des Papstes in das Goldene Buch an den Oberbürgermeister übergeben.
mit dpa/ARP>
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22.9.2011: Terror-Kirche der Katholiken: <Alle Hirten sind Männer - alle Frauen sind Schafe>
aus: Der Standard online; 22.9.2011;
http://derstandard.at/1316390184180/Alle-Hirten-sind-Maenner-alle-Frauen-sind-Schafe<Interview | 22. September 2011 10:16
Weil sie 1987 in einer TV-Sendung aus einem Buch Joseph Ratzingers zitierte, dass die Jungfrauengeburt nicht biologisch sondern nur theologisch zu verstehen ist, verlor sie ihren Lehrstuhl.
Uta Ranke-Heinemann, eine Studienkollegin von Benedikt XVI., sieht drohende Spaltung innerhalb der katholischen Kirche voraus
Uta Ranke-Heinemann ist nicht nur eine ehemalige Kommilitonin des aktuellen Kirchenoberhaupts sondern auch die erste Frau der Welt, die einen Lehrstuhl in katholischer Theologie erhalten - und später aufgrund ihrer Kritik an der Kirche - wieder verloren hat. Im derStandard.at-Interview spricht sie über die Hoffnungen, die sie in ihren Studienkollegen einst gesetzt hatte und die Ernüchterung, die sich seit Beginn seiner Regentschaft zunehmend breit macht.
derStandard.at: Papst Benedikt XVI besucht sein Heimatland Deutschland. Vor sechs Jahren jubelten die Deutschen über "ihren" Papst, jetzt wird ihm nur ein sehr "lauwarmer" Empfang bereitet. Warum haben die Deutschen ihre Begeisterung verloren?
Ranke-Heinemann: Der Empfang ist nicht nur "lauwarm", sondern es herrscht voller Protest. Ich glaube, das Schlimmste, was dieser Papst sich geleistet hat, neben vielem anderen, ist die Sache mit den Missbrauchsfällen. Er hat ja sein Schreiben "De Delictis gravioribus" ("Über schwerer wiegende Verbrechen") von 2001 bis heute nicht zurückgenommen.
derStandard.at: In dem Schreiben, das Sie eben ansprechen, geht es um einen Brief, den Joseph Ratzinger in seiner Funktion als Präfekt der Glaubenskongregation (vormals Inquisition) an alle Bischöfe geschrieben hat.
Ranke-Heinemann: Genau. Kein Wort über die Opfer. Es werden alle Bischöfe unter Strafe der Exkommunikation aufgefordert, alle Missbrauchsfälle ausschließlich an den Vatikan als einen apostolischen Gerichtshof zu melden, was eine totale Justizbehinderung für die staatlichen Gerichte zur Folge hat und zu einer ständigen Versetzung der pädophilen Priester und Ordensleute führt, die nach einer "Therapie" ihr Unwesen Jahrzehnte weitertreiben. Das Schreiben hat er bis heute nicht zurückgenommen. Er weint nur ab und zu Krokodilstränen, wenn er irgendwo Missbrauchsopfer trifft.
derStandard.at: Vor einem Jahr entschuldigte sich Joseph Ratzinger allerdings als Papst erstmals bei den Opfern und versprach, dass alles getan werde, um Missbrauch nicht mehr vorkommen zu lassen. Glauben Sie an diesen Wandel?
Ranke-Heinemann: Nein, dieser Papst wandelt sich von schlimm zu schlimmer. Ich war ihm über fünfzig Jahre treu, seit wir 1953/54 ein Jahr zusammen in München studiert haben und uns gegenseitig halfen, unsere Thesen unserer jeweiligen Doktorarbeiten ins lateinische zu übersetzen. Ich hielt ihn für einen bescheidenen, intelligenten Theologen. Erst 2005, als er Papst war, gingen mir die Augen auf.
derStandard.at: Sie glauben also, dass die aktuelle Kritik der Deutschen an Papst Benedikt XVI. vor allem mit dem Umgang des Papstes mit den Missbrauchsfällen zusammenhängt?
Ranke-Heinemann: Bestimmt. Aber ein zweites Entsetzen ist dies: Kondome sind von Benedikt nur "für männliche Prostituierte" erlaubt, wie er es 2010 in dem Buch "Licht der Welt" uns verkündet. Wieso denkt er an "männliche Prostituierte", aber liefert Ehefrauen dem ewigen Höllenfeuer aus, wenn sie ein Kondom benutzen, um sich vor Ansteckung mit AIDS zu schützen? Papst Benedikt nimmt jede Gelegenheit wahr, um die Ehe, wenn nicht zu verunmöglichen, dann wenigstens von A bis Z zu asketisieren, zu eunuchisieren, zu vermönchen und zu zölibatisieren. Warum entfernt er sich nicht endlich aus den ehelichen Schlafzimmern, die inzwischen sein Hauptaufenthaltsort für seine Verkehrskontrollen geworden sind? Er hat mit seiner Kondomtheologie Jesu Frohbotschaft zu einer Bordellbotschaft für männliche Prostituierte pervertiert. Der nichtprostituierten Restbevölkerung predigt er das ewige Höllenfeuer. Ich klage Papst Benedikt an, wegen tödlicher Irreführung der Menschheit.
derStandard.at: Warum, glauben Sie, wenden sich so viele Menschen weltweit von der katholischen Kirche ab?
Ranke-Heinemann: Ich habe mich 26 Jahre lang über Papst Johannes Paul II. aufgeregt. Dann ist mir, als Benedikt Papst wurde, nach ein paar Monaten klar geworden, dass die gesamte Politik des Vatikan schon seit 1981 (als Ratzinger Präfekt der Glaubenskongregation wurde) auf das Konto von Joseph Ratzinger geht. Er ist die größte Enttäuschung meines Lebens. So habe ich mich noch nie geirrt.
derStandard.at: In Österreich gibt es eine Initiative, die zur Revolution des Kirchenvolkes und zum Ungehorsam gegenüber dem Papst aufruft. Unter anderem wird die Zulassung von Frauen und Verheirateten zum Priesteramt, die Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene und eine Änderung beim Zölibat verlangt. Auch in Deutschland gibt es einen umfangreichen Reformdialog in der Kirche. Welche Chance sehen Sie für diese Initiativen?
Ranke-Heinemann: Es droht eine Spaltung zwischen unten und oben. Alle die mit den karnevalesken Tüten auf dem Kopf, vom Bischof und Kardinal bis zum Papst, werden nicht mehr akzeptiert. Aber die einfachen Priester, die immer bereit sind, Jesu Botschaft zu verkünden: "Keine Vergeltung, den Feinden Gutes tun" und zu helfen und sämtliche Frauen sowieso, werden sich langsam von den Oberhirten trennen. Seit 2000 Jahren sind alle Hirten Männer, alle Frauen Schafe. Die Vertreibung der Frauen hat unter den letzten beiden Päpsten ihren Höhe- und Schlusspunkt erreicht. Eine Spaltung zwischen oben und unten ist möglich.
derStandard.at: Was halten Sie davon, dass Papst Benedikt XVI. der erzkonservativen Piusbruderschaft nun wieder die Hand reichen und sie wieder in die röm.-kath. Kirche aufnehmen möchte?
Ranke-Heinemann: Das ist doch auch ganz furchtbar, das ist eine Katastrophe. Das sind Leute, die mit dem Christentum absolut nichts mehr zu tun haben.
derStandard.at: Ist die Annäherung an die Piusbruderschaft als ein Symbol dafür zu deuten, dass die Politik unter Benedikt XVI. konservativer und radikaler wird?
Ranke-Heinemann: Ja, absolut. Es ist eine Katastrophe mit diesem Papst.
derStandard.at: Wie viel Macht hat der Papst tatsächlich? Wird Benedikt XVI. von seinen Beratern beeinflusst?
Ranke-Heinemann: Natürlich. Er hat sich umgeben mit lauter Beifall klatschenden Kardinälen, die die mittelalterliche Weltherrschaft des Papstes wiederherstellen wollen. Seit 30 Jahren regiert er die Kirche und hat sich in dieser Zeit weltweit auf allen Bischofssitzen geklont.
derStandard.at: Der Papst ist eingeladen, im Bundestag zu reden. Was sagen Sie dazu?
Ranke-Heinemann: Die Leute verstehen einfach nicht, warum er jetzt auch noch im Bundestag reden muss. Dass der Papst im Bundestag redet, ist vollkommen abwegig. Er kann in der Kirche reden, aber doch nicht im Bundestag. Das finden die meisten Deutschen inakzeptabel. (Elisabeth Lind, derStandard.at, 21. September 2011)
Uta Ranke-Heinemann war die erste Frau der Welt, die einen Lehrstuhl für katholische Theologie erhielt (1970) und die erste Frau der Welt, die ihn wieder verlor (1987), weil sie an der Jungfrauengeburt zweifelte. 1953/54 war sie in München Studienkollegin von Joseph Ratzinger. Ihre beiden Bücher "Eunuchen für das Himmelreich. Katholische Kirche und Sexualität" (inzwischen 25. erweiterte Auflage, 2008, Heyne Verlag) und "Nein und Amen. Mein Abschied vom traditionellen Christentum" (9. Auflage 2011, Heyne Verlag), sind internationale Bestseller.>
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2.10.2011: Missbrauchsopfer sagen es glasklar: Kirche ist zum Kotzen
aus: Welt online: Missbrauchsopfer: "Wenn ich Kirchenglocken höre, wird mir schlecht"; 2.10.2011;
http://www.welt.de/politik/deutschland/article13638346/Wenn-ich-Kirchenglocken-hoere-wird-mir-schlecht.html
Zwei Opfer sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche erzählen von ihrem Treffen mit Benedikt XVI. in Erfurt. Opferverbände kritisieren die exklusive, private Unterredung.
Sonja F. fällt es schwer, zu Hochzeiten oder Taufen von Freunden und Verwandten zu gehen. Die 35-Jährige erträgt die katholischen Gottesdienste nicht, die Rituale, die Gebete, die Gewänder. Besonders bei der Wandlung und den Worten „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird“ –, da wird ihr „übel, mulmig“.
Sie war neun Jahre alt, als sie in einer kleinen Gemeinde in Nordrhein-Westfalen Messdienerin wurde, das erste Mädchen in diesem Amt in jenem Ort, den sie nicht nennen möchte. Was ihr dort in den Kirchenräumen seit ihrem siebten Lebensjahr von einem Priester immer wieder angetan wurde, kann sie nur schwer erzählen.
"Er hat gesagt, das passiert in Gottes Sinne"
Immer wieder unterbricht sie sich, starrt ins Leere. Bis vor wenigen Jahren hat sie geschwiegen, niemandem von dem sexuellen Missbrauch erzählt. Ihre Stimme ist leise: „Er hat gesagt, das passiert alles in Gottes Sinne, und wenn ich darüber rede mit irgendjemandem, dann sieht Gott das, weil Gott alles sieht, und wird mich dann strafen.“
Jahrelanges Schweigen im Sinne Gottes. Und nun sollte sie alles erzählen – dem „Stellvertreter“, dem Papst. Als sie ihre Einladung bekam, wurde ihr mitgeteilt, sie solle vorab mit niemandem über dieses Treffen in Erfurt sprechen – zum Schutz der Privatsphäre der Opfer. Schweigen, nicht reden dürfen, das weckt in ihr Erinnerungen: die vielen gewalttätigen Momente, die Ohnmacht, der Verlust ihrer Kindheit.
Sexueller Missbrauch und Misshandlung bei den Ordensschwestern
Diesen Verlust teilt Alfred B. mit ihr. Er war ebenfalls zum geheimen Treffen mit dem Papst eingeladen. Auch Alfred B. hatte, wie Sonja F., nicht Kind sein dürfen. Der 63-Jährige lebt heute in Stuttgart. Er wurde 1948 von seiner Mutter nur einen Tag nach seiner Geburt in ein ländliches, abgelegenes Kreiskinderheim nach Baersdonk nahe Geldern gegeben.
Die Mutter wollte ihn nicht, und zwei Ordensschwestern im Heim behandelten ihn eher wie ein Tier als wie einen Menschen. Als er neun war, kam sexueller Missbrauch durch eine der beiden Schwestern hinzu. Unter der Obhut der Kirche.
Und nun ein Treffen mit dem Oberhaupt der Institution. Alfred B. hatte sich zuvor bereits an die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) sowie an Ordensschwestern gewandt. So kam er nach Erfurt. Sonja wurde auch über die DBK, bei der sie zuvor einen Entschädigungsantrag gestellt hatte, eingeladen.
Opferverbände kritisieren Geheimhaltung des Treffens
Es war Freitagabend, der zweite Tag des Papstbesuchs, draußen dämmerte es. Drinnen im Erfurter Priesterseminar saßen Sonja und Alfred mit den drei anderen Missbrauchsopfern um einen Holztisch herum. Irgendwo im nüchternen Raum hing ein Kreuz. Die fünf warteten auf den Papst.
Die Verbrechen unter kirchlichen Dächern waren auf einmal wieder zum Greifen nah. Am Nachmittag hatten sich die fünf kennengelernt. Und Bischof Ackermann, der DBK-Beauftragte für das Missbrauchsthema, war die ganze Zeit über dabei.
Die exklusive Zusammenkunft war von der DBK auf Wunsch des Papstes organisiert worden. Die Geheimhaltung und die Art des Treffens wurden von vielen Seiten kritisiert, vor allem von den Opferverbänden. „Ein neues Treffen nach dem Muster Verleugnen, Verschweigen und Vertuschen“ sei dies gewesen, so das Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt.
Der Papst kommt zu spät, wirkt müde und erschöpft
Benedikt XVI. kam etwas später, die Minuten des Wartens waren lang. „Ich war nervös, das war wie im falschen Film, anfangs doch sehr unwirklich“, sagt Sonja. Sie hatte, ehe sie zusagte, noch einmal eine Nacht darüber schlafen wollen. Doch dann entschied sie sich schnell. Es tut ihr gut, das Schweigegebot des Täters zu brechen: „Damit es keine Macht mehr hat und damit es offiziell wird, an höchster Stelle erkannt wird!“
Sonja, die ihre Geschichte jahrelang für sich behalten hatte, will einfach nur auspacken dürfen. Durch das Erzählen ein Stück der eigenen Würde wieder herstellen. Das treibt Alfred wohl auch an, das hatte ihn hierher nach Erfurt zum Papst geführt: „Erwartet habe ich nichts, ich wollte, dass mir jemand zuhört, und daran habe ich auch geglaubt.“
Als dann der Papst in den Raum kam, „hat er mir erst einmal leidgetan, weil er so müde und erschöpft wirkte“, erzählt Sonja. Benedikt setzte sich mit an den Tisch, Alfred saß ganz nah bei ihm. Ein 84-Jähriger und ein 63-Jähriger schauten sich an, und dann begann der eine zu erzählen. In welchem Heim er war, was ihm wie lange angetan wurde, wie viele Ordensschwestern es waren. Dass sie nicht mehr leben. Der Papst fragte mehrmals nach, immer wieder gab es Sekunden der Stille.
"Ich bin sehr bestürzt, das ist schlimm"
Alfred F. war von einer Ordensschwester nachts immer wieder in ein abgelegenes Zimmer gesperrt und dort sexuell missbraucht worden. Die andere Schwester war sadistisch. Sie wickelte das Kind in ein Laken, das es zuvor genässt hatte, zog es darin über den Gang und klatschte es gegen die Wand.
Sein Leid, so Alfred, habe er dem Papst erzählt, nur nicht so detailliert: „Der Papst schaute mich an und sagte dann“, so Alfred, „folgende Worte: Ich bin sehr bestürzt, das ist schlimm, was man Ihnen angetan hat.“ Für Alfred war die Begegnung mit dem Papst wie eine umgekehrte Form des Beichtstuhls: „Nicht ich hatte mich eigentlich zu offenbaren, sondern er hatte mir etwas zu sagen.“
"Ich will meine Kindheit und meine Würde zurückhaben"
Der Raum in Erfurt war angefüllt mit der Schuld der Kirchenmitarbeiter, die sich an diesen und vielen anderen Kindern vergangen hatten. Das ist eine Schuld, die auch nach dem Tod des ?Täters fortbesteht. Auch Sonja saß neben dem Papst, war als Letzte an der Reihe, ihre Geschichte zu erzählen. Sie berichtete ihm, dass sie noch heute unter den sexuellen Gewalttaten leidet.
Auch der Priester, der Sonja missbrauchte, lebt nicht mehr. Später erzählt sie dann ausführlich: „Ich will meine Kindheit und meine Würde zurückhaben, möchte Nähe ohne Angst und schmerzhafte Erinnerungen erleben dürfen und unbeschwert und unzerstört leben.“ Sonja und Alfred erzählen beide, wie offen der Papst ihnen im Gespräch begegnete. Sonja: „Er kam mir sehr authentisch vor, sehr menschlich, keine Floskeln, sondern einfach ehrlich.“
Missbrauchsfälle stürzten Kirche in tiefe Vertrauenskrise
Wurden drinnen hinter dicken Mauern dem Papst die zerstörten Lebensgeschichten ganz unverblümt erzählt, so fühlen sich draußen in ganz Deutschland etliche andere Missbrauchsopfer ausgeschlossen. Im vergangenen Jahr wurde die katholische Kirche durch das Bekanntwerden der vielen Missbrauchsfälle – von Berlin bis in den Schwarzwald – in eine tiefe Vertrauenskrise gestürzt.
Seither haben sich Tausende Opfer allein bei der Hotline der katholischen Kirche gemeldet – und es gibt gewiss noch viele, die weiter schweigen. Die Opferverbände kritisieren das exklusive, private Treffen in angeblich gemütlicher Atmosphäre.
Es ist etwa für den „Eckigen Tisch“, einen Zusammenschluss von Geschädigten an deutschen Jesuitenschulen, ein weiteres Zeichen der „vermachteten Institution, an der wir abprallen wie von einer Wand“. Man habe versucht, als Opferverein auch mit an den Tisch zu kommen – erfolglos. Ein Dialog über die systemischen Ursachen sexueller Gewalt sei eben nicht möglich.
Kritiker fordern offenen Dialog
Der Sprecher der DBK, Matthias Kopp, weist diese Kritik zurück: „Wir haben bei der Auswahl der Teilnehmer am Gespräch mit dem Papst auf verschiedene Kriterien geachtet: Geschlecht, Ort des Geschehens, regionale Herkunft. Diese Breite haben wir durch fünf Teilnehmer, drei Männer und zwei Frauen, erreicht.“
Darum aber geht es den Kritikern nicht, sie wollen den offenen Dialog, die Anerkennung des Leids aller Betroffenen. Das Treffen hat viele draußen gebliebene Opfer schwer enttäuscht.
Die fünf Auserwählten saßen eine gute halbe Stunde lang mit dem Papst zusammen. Sonja erzählte ihm, dass sie aus der Kirche ausgetreten ist. Sie kann die Kirchenglocken nicht mehr läuten hören, ohne dass ihr schlecht wird. Nun ist sie in einer evangelischen Freikirche. Sie hatte ein verkorkstes Gottesbild. Irgendwie glaubt sie nun doch an einen „liebenden Gott“.
Irgendetwas habe sie gerettet, ihr geholfen, den richtigen Weg zu finden. Die Reaktion des Papstes auf ihren Übertritt hat sie überrascht: „Er war froh, dass ich den Weg zu Gott zurückgefunden habe, das war so der Schwerpunkt für ihn, darüber war er sehr froh.“ Am Ende des Zusammentreffens erteilte der Papst seinen Segen.
Wenig Hoffnung aus Aufarbeitung des Missbrauchs
Alfred ist noch Mitglied der katholischen Kirche. Er verdammt nicht die Institution als Ganzes, aber er beklagt mangelnde historische Aufarbeitung – vonseiten der Kirche und vom Staat. Es müssten alle Fälle registriert und öffentlich gemacht werden, sagt Alfred.
Der Papst habe zwar ganz zum Schluss gesagt, dass er um Aufklärung bemüht sei und wolle, dass diese Geschichten aufgearbeitet werden. Doch viel Hoffnung macht Alfred sich da nicht: Von offizieller Seite werde bestimmt nicht viel kommen. Anders kann sich Alfred auch nicht erklären, warum die Schicksale der misshandelten Heimkinder in Deutschland so lange verschwiegen wurden.
Die Begegnung mit dem Papst Benedikt und gleichzeitig dem Menschen Joseph Ratzinger scheint Sonja und Alfred seelisch geholfen zu haben. Sie haben ihre bedrückende Leidensgeschichte dem Kirchenoberhaupt offenbart, einem Mann, der sich aus ihrer Sicht verantwortlich zeigte. Ein Glück für die beiden. Für zwei von Tausenden Opfern.
Kein Wort zum Missbrauch in der Messe
Bevor Sonja und Alfred wieder aus Erfurt abreisten, nahmen sie am Samstag, am Morgen nach dem Treffen, noch an der Heiligen Messe mit dem Papst auf dem Erfurter Domplatz teil, auf Ehrenplätzen. Vor ihnen saßen Kardinäle und Bischöfe. Es war ein frischer, klarer Morgen.
Doch da ging es schon wieder los bei Sonja. Sie hörte das Glockenläuten, roch den Weihrauch, erlebte die Kommunion. Und sie zitterte am ganzen Körper. „Das Wissen um diejenigen Vertreter der Kirche um mich herum, die sich für mich einsetzen, hat mir in diesem Moment geholfen.“
Doch eines hat ihr bei der Messe sehr gefehlt. Der Papst hätte, so sagt sie, doch so leicht noch ein, zwei Sätze sagen können über das Leid aller Missbrauchsopfer, das er sieht, und dass er allen Missbrauchsopfern Kraft wünsche, das durchzustehen. Doch da kam nichts.
Marie von Mallinckrodt, Journalistin beim Bayerischen Rundfunk, hat für das ARD-Politmagazin „report München“ mit den Opfern gesprochen. Der Fernsehbeitrag ist unter www.report.de zu sehen. Mitarbeit: Ahmet Senyurt.>
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4.10.2011: Terror-Kirche dockt mit Flyer bei Kindern an: <Berlin: Freikirchler locken Kinder mit Duplo zu Bibelstunden>
aus: Welt online; 4.10.2011;
http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article13640782/Freikirchler-locken-Kinder-mit-Duplo-zu-Bibelstunden.html
In Berlin-Prenzlauer Berg sind Missionare auf Spielplätzen unterwegs, um Kinder mit Süßigkeiten zu Bibelstunden zu locken. Viele Eltern wissen nichts davon.
Die Kinder sind äußerst begeistert. Jede Woche gibt es eine andere Leckerei, und einiges an Spielzeug. Inzwischen hat es sich herumgesprochen bei den Grundschülern vom Berliner Kollwitzplatz, bei der jüngsten Veranstaltung in Prenzlauer Berg waren dann auch entsprechend viele da. Nur: Die Eltern finden das wahrscheinlich gar nicht gut. Sie wissen nämlich nichts von den Veranstaltungen, schon gar nicht, dass dort ein freikirchlicher Verein Bibelkunde veranstaltet.
Eine Mutter zweier Kinder bemerkte nun, dass ihr neunjähriger Sohn seit neuestem regelmäßig auf dem Kollwitzplatz Kontakt zu Männern und Frauen hat, die dem Lichtblick e.V. angehören, einer nach eigener Auskunft evangelischen Freikirche. Angesprochen wurden die Kinder der Mutter zufolge auf dem Abenteuerspielplatz dort, sie bekamen von als Tomaten und Orangen verkleideten Erwachsenen Flyer in die Hand gedrückt.
Kindern bei Teilnahme Schokolade und Spielzeug versprochen
Als der Sohn das Flugblatt mit nach Hause brachte, machte die Ankündigung, dass es jeden Mittwoch um 16.30 Uhr für Kinder ein Fest mit Bibelgeschichten und Spielzeug gebe, die Mutter hellhörig. Sie las, dass allen Teilnehmern auf dem Blatt Schokolade und Spielzeug versprochen wurde, sprach ihren Sohn darauf an und erfuhr, dass er außerdem gebeten wurde, seine Adresse anzugeben.
Die Mutter, sie möchte ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen, findet das "alles sehr suspekt". Auch ein Besuch auf dem Spielplatz brachte ihr keine Beruhigung. Vielmehr erfuhr sie, dass fast alle Spielkameraden ihres Sohnes von den regelmäßigen Bibelstunden und vor allem der Schokoladenquelle wissen. "Aber sämtliche Eltern, mit denen ich gesprochen habe, sind nicht informiert". Die Mutter habe daraufhin Lichtblick e.V. zur Rede gestellt. So erfuhr sie, dass die Namensangaben ja freiwillig seien. "Freiwilligkeit ist aber nun nicht unbedingt ein relevantes Kriterium bei Kindern", meint die Mutter.
Was die Schokoladenschenkungen sollen, erfuhr die Mutter nicht. "Sollte es soziale Gründe geben, würde man nicht am Kollwitzplatz verteilen. Hier gibt es sicher viel, aber keinen Schokoladenmangel." Die Frau ist sich deshalb sicher: "Da wird missioniert."
Wie der Lichtblick e.V. auf seiner Homepage erklärt, richtet sich der Verein vor allem an Kinder aus sozial schwachen Bezirken Berlins: "Die Kinder und Jugendlichen, die die Angebote unseres Vereins wahrnehmen, wachsen in einem sozialen Brennpunkt auf und sind somit oft in einen Teufelskreis aus ungünstigen sozialen Bedingungen, geringen Bildungschancen und Erwerbslosigkeit eingebunden. Auch für Erwachsene ist es oft sehr schwierig, eine Arbeitsstelle zu finden, die die Familie versorgt“, steht da.
Der Kollwitz-Kiez ist kein sozialer Brennpunkt Berlins
Gerade der Kiez um den Kollwitzplatz aber gehört zu den wohlhabenden Gebieten der Stadt. Dass dort zur Bibelstunde geladen wird, erklärt Lichtblick-Vorsitzender Josef Prenninger damit, dass sich der Verein aus Mitgliedern "mehrerer Gemeinden zusammensetzt. Einer der Mitarbeiter lebt dort in dem Kiez und es ist einfach praktisch, dass er die Flyer dann dort verteilt.“
Dass Kinder meist dazu erzogen worden, weder Spielzeug noch Süßigkeiten von Fremden anzunehmen, und die Aktion schon allein deshalb eine fragwürdige ist, kann er nicht verstehen: "Wir sagen den Kindern ja auch immer, dass Sie ihre Eltern fragen sollen, ob sie zu der Veranstaltung kommen dürfen".
Ihre Adressen wolle er aus Sicherheitsgründen haben, sagt Prenniger. "Wenn die Kinder bei uns sind und denen passiert was, dann wissen wir, wo wir die Eltern finden.“ Es ginge aber auch darum, organisatorische Erleichterungen zu schaffen, räumt er ein. Soll heißen: Die Kinder sollen schriftlich von den kommenden Lichtblick-Veranstaltungen informiert werden. "Den Eltern wollen wir damit die zeitliche Koordination erleichtern." Die Schokolade sei im Übrigen ein "kleines Dankeschön für die Kinder".
Das Ordnungsamt weiß nichts von den Veranstaltungen
Die regelmäßigen Kinderfeste sind laut Prenninger beim Ordnungsamt angemeldet. Das Ordnungsamt des Bezirkes weiß davon nichts. Dessen Leiter Wolfram Blaffert sagt, "meines Wissens nach ist nichts dergleichen genehmigt". Er rät der Mutter und anderen besorgten Eltern, sich an das Ordnungsamt zu wenden.
Die besorgte Mutter fand zunächst woanders Informationen: Bei der Leitstelle für Sektenfragen der Senatsverwaltung für Bildung. Dort gibt die Pressestelle zwar keine offizielle Auskunft - doch die Mutter erhielt per Brief vor wenigen Tagen eine eindeutige Antwort.
Am Kollwitzplatz gehe es offensichtlich um Missionierung, das Verfahren erinnere an das anderer evangelikaler Gemeinschaften, schrieb ihr ein Experte. Vor allem im Ostteil Berlins schössen in letzter Zeit evangelikale Missionierer "wie Pilze aus dem Boden". Grundsätzlich sei aber das religiöse Werben zulässig.
Prenninger wirbt für christliche Werte: "Wir machen diese Veranstaltungen am Kollwitzplatz und auch in Berlin-Hellersdorf, weil wir wieder christliche Werte in die Kinder reinbekommen wollen.“
Der Artikel erschien im Original in den "Prenzlauer Berg Nachrichten">
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27.10.2011: <Tiroler Kinderheim: Opfer berichtet von Missbrauch durch Nonnen> - Nonnen missbrauchten Mädchen für sexuelle Gelüste
aus: Der Standard online; 27.10.2011;
http://derstandard.at/1319181350858/Tiroler-Kinderheim-Opfer-berichtet-von-Missbrauch-durch-Nonnen
<Übergriffe sollen in den 70er Jahren stattgefunden haben.
Innsbruck - Schwere Vorwürfe hat eine 49-jährige Tirolerin gegen ein bereits aufgelassenes Kinderheim in Martinsbühel bei Zirl (Bezirk Innsbruck-Land) erhoben. Die Frau berichtet gegenüber der "Tiroler Tageszeitung" (Donnerstagausgabe) von körperlichem und sexuellem Missbrauch durch Nonnen des Benediktinerordens, der die Einrichtung damals geführt hatte. Die Übergriffe sollen in den 70er Jahren stattgefunden haben.
Sowohl Benediktinerinnen als auch weltliche Aufseherinnen hätten sich im Laufe der Jahre mehrmals an ihr vergangenen, schilderte die Tirolerin. Zum ersten Mal sei es im Alter von acht Jahren zu Übergriffen gekommen. "Die Schwestern haben sich auch mit anderen Mädchen zurückgezogen. Ich gehe an die Medien, weil ich hoffe, dass weitere Opfer ihre Scham überwinden können und über die Vergehen sprechen. Und ich hoffe, dass sich so etwas nie wiederholen kann", sagte die 49-Jährige gegenüber dem Blatt.
Heim mittlerweile geschlossen
Die Täterinnen seien inzwischen verstorben, das Heim wurde vor fünf Jahren geschlossen. Der Fall der 49-Jährigen liege bei der Opferschutzanwaltschaft in Wien. Noch in diesem Jahr soll sich entscheiden, ob und wie hoch die Tirolerin durch die Klasnic-Kommission entschädigt wird. Der Mutterorden der Benediktinerinnen im schweizerischen Melchtal habe sich für das Geschehene entschuldigt. "Ich kenne die Umstände in Martinsbühel in den 70er Jahren nicht wirklich. Aber ich finde es furchtbar, was da geschehen ist", erklärte Priorin Daniela gegenüber der "Tiroler Tageszeitung". (APA)>
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29.10.2011: Das "Morgengebet" in Österreichs Volksschulen - Psychoterror ohne Ende
aus: Der Standard online: Umstrittene "Tradition": Vater unser im Himmel; 29.10.2011;
http://derstandard.at/1319181471196/Umstrittene-Tradition-Vater-unser-im-Himmel
<Umstrittene "Tradition": Das Morgengebet in Österreichs Volksschulen ist noch immer weit verbreitet, die Eltern wissen oft nichts davon.
In vielen österreichischen Volksschulen beginnt der Tag mit einem gemeinsamen Gebet - Das Problem: Die Eltern wissen nichts davon.
An vielen österreichischen Volksschulen wird vor Unterrichtsbeginn immer noch gebetet. Und das oft ohne das Wissen und Einverständnis der Eltern, berichtet das Monatsmagazin "Datum" in seiner morgen erscheinenden Ausgabe. Rechtlich bewegen sich die Schulen dabei in einer Grauzone.
43 öffentliche Volksschulen quer durch alle Bundesländer hat "Datum" kontaktiert, in 13 davon wird prinzipiell vor Schulbeginn gebetet. 18 kontaktierte Schulen – darunter alle in Wien – verzichten auf das Morgengebet. In zwölf Fällen teilte die Direktion mit, dass die jeweiligen Lehrer selbst darüber entscheiden könnten. Nur an fünf Schulen wird den Eltern auch mitgeteilt, dass ihre Kinder beten.
Genaue Statistiken darüber, an wie vielen öffentlichen Volksschulen das Beten vor Unterrichtsbeginn noch Usus ist, gibt es nicht. Rechtlich bewegt sich die umstrittene Tradition in einer Grauzone: Nach der Gründung der Zweiten Republik galt ab 1946 der Schulgebetserlass, der das Morgengebet für zulässig erklärte – und der wurde 1993 aufgehoben. Seitdem ist das Morgengebet nicht mehr zulässig, aber auch nicht ausdrücklich verboten.
"Tradition"
Das Schulwesen ist Sache der Bundesländer, zuständig sind die jeweiligen Landesschulräte. "Das ist eine Tradition, die bei uns noch gepflegt wird", sagt Tirols Landesschulratspräsident Hans Lintner. Die Landesschulräte überlassen es den einzelnen Schulen, ob sie Gebete abhalten. Die Direktionen wiederum schieben die Entscheidung oft an die Lehrer ab.
Das Unterrichtsministerium beruft sich in Fragen des Schulgebets auf Artikel 14 Absatz 5a des Bundes-Verfassungsgesetzes: Kinder und Jugendliche sollen demnach zur Orientierung an religiösen Werten befähigt werden und dem religiösen und weltanschaulichen Denken anderer Religionen aufgeschlossen gegenüberstehen. Dem steht Artikel 14 des Staatsgrundgesetzes gegenüber, dem zufolge niemand zur Teilnahme an religiösen Handlungen gezwungen werden darf. "Grundsätzlich ist der Schulraum außerhalb des konfessionellen Unterrichts kein geeigneter Ort für Gebete", sagte die Juristin Brigitte Schinkele vom Institut für Rechtsphilosophie, Religions- und Kulturrecht der Universität Wien dem Magazin.
Kritik kommt auch vom Sprecher der Laizismus-Initiative Österreich, Niko Alm: "Es gibt einen Religionsunterricht, da kann die ganz Zeit gebetet werden. Aber alles außerhalb davon ist von religiösen Ritualen freizuhalten. Es ist schlimm, dass man darüber überhaupt diskutieren muss. Und es ist schlimm, dass das Leute nicht schlimm finden."
Die Kirche im Dorf
Die Politik steht dem Morgengebet eher gleichgültig gegenüber: "Wir gehen nach dem Motto vor: die Kirche im Dorf lassen", sagt Elmar Mayer, Bildungssprecher der SPÖ. "Für uns ist ein Morgengebet überall dort ein Problem, wo sich jemand belästigt fühlt. In ländlichen Gebieten, wo fast nur katholische Kinder in den Klassen sind und die Eltern sich das wünschen, muss es nicht verboten werden."
Harald Walser, Bildungssprecher der Grünen, will das Morgengebet auch nicht grundsätzlich verbieten, trotzdem sagt er: "Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft, da halte ich es für unangebracht, dass eine Religion, besser gesagt eine Konfession, das Monopol auf religiöse Übungen im Unterricht hat. Durch Morgengebete bringe ich Kinder in eine schwierige Situation. Was denkt sich etwa ein muslimisches Kind dabei, wenn es die Hände falten muss? Das wird tagtäglich beschämt und in Konflikte gestürzt."
Die Freiheitlichen haben keine grundsätzlichen Einwände gegen Schulgebete, wenn diese an den Schulen schon fix eingeführt sind. ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon ließ "Datum" ausrichten, er habe Wichtigeres zu tun, als sich zum Thema Schulgebete zu äußern. (red, derStandard.at, 28.10.2011)
Link: Datum - Seiten der Zeit>
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Holland 16.12.2011: Analyse über katholische Kirche bringt für 1945-2010 über 800 Sextäter ans Licht - über 100 leben noch
aus: 20 minuten online: Missbrauchsskandal: Hunderte Katholiken als Sextäter erwischt; 16.12.2011;
http://www.20min.ch/news/ausland/story/27898748
<In Holland hat eine Kommission schockierende Fakten ermittelt. Sie hat zehntausende Missbrauchsfälle in der römisch-katholischen Kirche in die Öffentlichkeit gezerrt. Mehr als 800 Täter wurden identifiziert.In den Niederlanden hat eine Untersuchungskommission zehntausende Missbrauchsfälle in der römisch- katholischen Kirche aus den vergangenen sechs Jahrzehnten ans Licht gebracht. Untersucht wurde der Zeitraum zwischen 1945 und 2010.
Die Kommission warf der Kirche vor, lange Zeit die Augen vor der Gewalt verschlossen zu haben. Die Kinder seien «leichtem, schwerem und sehr schwerem» Missbrauch ausgesetzt gewesen, hiess es in dem am Freitag präsentierten Abschlussbericht der Kommission. Sie ging gut ein Jahr lang Missbrauchsvorwürfen in der römisch-katholischen Kirche in den Niederlanden nach.
Über 100 Täter noch am Leben
Auf Grundlage von Personenbeschreibungen seien 800 Täter identifiziert worden. Von ihnen seien mindestens 105 noch am Leben. Einige stünden weiterhin im Dienst der Kirche, erklärte die Kommission.
«Die Problematik des sexuellen Missbrauchs war innerhalb der Orden und Bistümer der niederländischen katholischen Kirche bekannt, aber es wurden keine adäquaten Schritte unternommen», kritisierte die Kommission.
Zölibat birgt Risiko
Das jahrelange Schweigen der Geistlichen sei aber mit dem bis in die 1960er-Jahre währenden Tabu der Sexualität in der Öffentlichkeit sowie einer Kultur der «Verschlossenheit» innerhalb der katholischen Kirche zu begründen. Das Zölibat von Priestern stuften die Kommissionsmitglieder nicht als «entscheidenden» Faktor für einen Missbrauch ein. Es stelle jedoch «ein Risiko» dar.
Die römisch-katholische Kirche ist in den vergangenen Jahren weltweit durch zahlreiche Missbrauchsskandale erschüttert worden. In den Niederlanden hatten die dortige Bischofskonferenz sowie die Konferenz der religiösen Einrichtungen des Landes im März 2010 eine unabhängige Untersuchung der Vorwürfe versprochen. Die Leitung übernahm der frühere Minister Wim Deetman, der einst auch als Richter tätig war und zugleich Psychologe ist.
(sda)>
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28.12.2011: <Bethlehem: Geistliche prügeln sich in Geburtskirche> - Orthodoxe und Armenier meinten jeweils, den falschen Bereich geputzt zu haben
aus: 20 minuten online; 28.12.2011;
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/30138165
<Alles andere als friedliche Weihnachten gab es in der Geburtskirche von Jesus in Bethlehem. Geistliche gingen mit Besenstielen aufeinander los.Bei der Vorbereitung des orthodoxen Weihnachtsfestes in der Geburtskirche in Bethlehem ist es am Mittwoch zu einem Handgemenge zwischen Geistlichen verschiedener Konfession gekommen. Armenische sowie griechisch orthodoxe Priester schrien sich an und schlugen mit Besenstielen aufeinander ein.
Die beiden Glaubensgemeinschaften verfügen jeweils über einen Abschnitt der Kirche und verteidigen ihr Territorium aufs Schärfste. Beim diesjährigen Putz-Ritual beschuldigten sich die Kirchenmänner gegenseitig, die Grenze zwischen den Abschnitten überschritten zu haben. Palästinensische Sicherheitskräfte lösten das Handgemenge schliesslich auf.
(dapd)>
Kommentar
Zentren für Menschenrechte wären wirklich besser als diese "Gotteshäuser", wo man nie die Wahrheit sagen darf. In Deutschland und Holland sind viele Kirchen bereits so umfunktioniert.
Michael Palomino, 28.12.2011
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Österreich 5.1.2012: Terror Kirchensteuer - Terror mit "kirchlichen Denkmälern" bei Denkmalschutz-Geldern
aus: Der Standard online: Steuer von Ausgetretenen: Oberhummer: "Die Kirche hat genug Geld"; 5.1.2012;
http://derstandard.at/1325485720822/Steuer-von-Ausgetretenen-Oberhummer-Die-Kirche-hat-genug-Geld
<Interview | 05. Jänner 2012 13:39
Kirchenkritiker Oberhummer über den "extrem unfairen" Vorschlag des Bauernbundes, Kirchensteuern von Ausgetretenen einzuheben.
"Im Jahr 2009 waren nur acht Prozent aller denkmalgeschützten Gebäude Sakralbauten, aber die Hälfte des gesamten Denkmalschutz-Budgets wurde dafür ausgegeben."
50 Prozent des Denkmalschutzes werden für sakrale Bauten ausgegeben, sagt Heinz Oberhummer von der Initiative "Religion ist Privatsache". Er ist der Meinung, die Kirche habe schon genug Geld und sei nicht auf zusätzliche Steuergelder von Ausgetretenen angewiesen. Oberhummer verwehrt sich gegen den Begriff Kirchensteuerflüchtlinge: "Die meisten Leute, die ausgetreten sind, sind es nicht aus finanziellen Gründen, sondern weil sie mit der Kirche nichts mehr am Hut haben."derStandard.at: Sie haben den Vorschlag des Obmann des oberösterreichischen Bauernbundes, Maximilian Hiegelsberger, dass Ausgetretene Kirchensteuern zahlen sollen, als "verfassungswidrige Zwangsfinanzierung" bezeichnet. Warum?
Oberhummer: Man kann Leute, die ausgetreten sind, nicht bestrafen. Das ist sicher verfassungswidrig. Hiegelsberger bezeichnet die Ausgetretenen als Kirchensteuerflüchtlinge und impliziert, dass Leute, die austreten, das nur wegen der Kirchensteuer tun. Und nicht aus ihren Überzeugungen heraus. Die meisten Leute, die ausgetreten sind, sind es aber nicht aus finanziellen Gründen, sondern weil sie mit der Kirche nichts mehr am Hut haben. Der Vorschlag ist nicht gut überlegt, extrem unfair und unobjektiv.
Die Kirchensteuer von Ausgetretenen einzuheben, wäre außerdem ein enormer organisatorischer Aufwand. Man müsste die Melderegister durchforsten, wer ausgetreten ist. Und was ist mit solchen, die noch nie einer Religionsgemeinschaft angehört haben? Wegen des Gleichheitsgrundsatzes müssten alle steuerpflichtig sein - auch die, die einer anderen Religionsgemeinschaft angehören.
derStandard.at: Hiegelsberger argumentiert, dass ein Finanzierungsproblem entsteht, wenn immer mehr Leute aus der Kirche austreten. Ist das so?
Oberhummer: Das glaube ich nicht. Die Kirche hat genug Geld. Sie erhält etliche Sonderförderungen. Im Vorjahr hat die Stadt Wien 200.000 Euro für die Sanierung der Kirche am Karlsplatz zur Verfügung gestellt. Die Stadt Krems zahlt nächstes Jahr 100.000 Euro für Kirchensanierungen. Es kommt nicht nur auf die Bundeszuschüsse an, es gibt unzählige Landes- und Gemeindezuschüsse.
derStandard.at: Trotzdem brauchen die Kirchen das Geld für die Denkmalpflege, meint Hiegelsberger.
Oberhummer: Das Argument zählt nicht. Im Jahr 2009 waren nur acht Prozent aller denkmalgeschützten Gebäude Sakralbauten, aber die Hälfte des gesamten Denkmalschutz-Budgets wurde dafür ausgegeben.
Die Kirchen erhalten schon genug Gelder - mehr als andere denkmalgeschützen Bauten. Das wird aus dem allgemeinen Steuer-Aufkommen finanziert, von allen Steuerzahlern - unabhängig davon, welcher Religionsgemeinschaft sie angehören. Wir finanzieren jetzt schon mit! 50 Prozent des Denkmalschutzes werden für sakrale Bauten ausgegeben.
derStandard.at: Sie kritisieren, dass auch katholische Schulen und Kindergärten mit öffentlichen Geldern subventioniert werden.
Oberhummer: Da fließt das Geld der Steuerzahler hinein - auch von den Konfessionsfreien. Es handelt sich um zirka eine Milliarde Euro pro Jahr, die für Religionslehrer oder Kindergärten aufgewendet wird. Das wird vom Bund gezahlt und nicht von den Kirchen.
derStandard.at: Wozu werden die Gelder des Kirchenbeitrages verwendet?
Oberhummer: Der Großteil für Personalkosten. Die Kirche zahlt zum Beispiel auch keine Grundsteuer. Sie ist davon ausgenommen. Das ist gar nicht wenig. Dieses Privileg haben nur die religiösen Vereinigungen und sonst keine Institution.
derStandard.at: Wie hoch sind die Ersparungen dadurch?
Oberhummer: Die Grundsteuerbefreiung bringt der katholischen Kirche nach einer Schätzung 60 bis 70 Millionen Euro jährlich. Das ist ungefähr ein Drittel dessen, was die römisch-katholische Kirche nach eigenen Angaben jährlich insgesamt an Baumaßnahmen ausgibt.
derStandard.at: Sie sind einer der Proponenten des Volksbegehrens gegen Kirchenprivilegien. Haben Sie schon genug Unterstützungserklärungen?
Oberhummer: Es fehlen noch ein paar hundert Unterschriften. Wir sind schon ein bisschen enttäuscht, dass nicht mehr unterzeichnet haben. Aber am Land ist es wirklich schwierig, auf die Gemeinde zu gehen und das Kirchenvolksbegehren zu unterstützen. Es ist einfacher, von der Kirche auszutreten, da braucht man nur ein E-Mail an den Bezirk zu schicken. Man muss nicht persönlich auf die Gemeinde gehen. Die Leute treten eher aus der Kirche aus, als fürs Kirchenvolksbegehren zu unterschreiben. (Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 5.1.2012)
HEINZ OBERHUMMER (70), emeritierter Universitätsprofessor, ist Physiker und Kabarettist. Er engagiert sich in der Initiative "Religion ist Privatsache".>
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Braunschweig 12.1.2012: <Prozesse: Priester gesteht hundertfachen Missbrauch>
aus: n-tv online; 12.1.2012;
http://www.n-tv.de/ticker/Priester-gesteht-hundertfachen-Missbrauch-article5199021.html
<Braunschweig (dpa) - Ein katholischer Priester hat den hundertfachen sexuellen Missbrauch von drei Jungen gestanden. Der 46-jährige Geistliche muss sich vor dem Landgericht Braunschweig verantworten. Der Mann aus Salzgitter soll unter anderem den Kommunionunterricht genutzt haben, um das Vertrauen der Kinder und ihrer Familien zu gewinnen. Bei Übernachtungen und Kurzurlauben soll es zum Missbrauch der 9 bis 15 Jahre alten Jungen gekommen sein - insgesamt 280 Mal.
Quelle: n-tv.de / dpa>
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7.2.2012: Vatikan: 4000 Missbrauchsfälle angezeigt
aus: Der Standard online: Tagung in Papst-Uni: Vatikan: 4000 Missbrauchsfälle angezeigt; 7.2.2012;
http://derstandard.at/1328507127652/Tagung-in-Papst-Uni-Vatikan-4000-Missbrauchsfaelle-angezeigt
<Papst forderte anlässlich Symposium "tiefe Erneuerung der Kirche auf allen Ebenen".<Dem Papst wird es nach mehreren für den Vatikan unangenehmen Veröffentlichungen vertraulicher Dokumente zu bunt. Er setzt eine übergeordnete Kommission ein, um Licht in die Sache zu bringen.Der Papst hat angesichts des Missbrauchs Minderjähriger durch Priester eine "tiefe Erneuerung der Kirche auf allen Ebenen" gefordert. Die Sorge um die Opfer müsse ein Hauptanliegen der katholischen Kirche sein. Zudem müsse eine "wirksame Kultur von Schutzmaßnahmen und Opferunterstützung" gefördert werden, erklärte Benedikt XVI. in seinem Grußwort zur Tagung über Missbrauch in der päpstlichen Universität Gregoriana. Das Symposium solle dazu beitragen, eine Antwort auf die "Tragödie des Kindsmissbrauchs" zu finden.
Kardinal William Levada rief die Bischofskonferenzen weltweit zu mehr Eigeninitiative beim Erstellen von Richtlinien im Umgang mit sexuellem Missbrauch auf. Viele Konferenzen hätten schon eigene Normen erlassen. In den letzten zehn Jahren seien bei der Glaubenskongregation 4000 Missbrauchsfälle angezeigt worden, erklärte Levada auf der Tagung in Rom. Die Zahl beweise, dass eine Zusammenarbeit mit den zivilen Ermittlungsbehörden unerlässlich sei.
"Maßnahmen durchsetzen"
Der Kardinal nahm den Papst gegen "ungerechtfertigte Angriffe" in Schutz und erinnerte daran, dass die Täter unter den Priestern eine "kleine Minderheit" seien, die "den Opfern und der Kirche immensen Schaden zugefügt" hätten.
220 Bischöfe, Ordensobere und Experten folgten den Ausführungen der Irin Marie Collins, die mit zwölf Jahren von ihrem Seelsorger missbraucht worden war. Sie hoffe, dass "die Kirchenführung aus diesem Symposium viele Lehren zieht. Wenn man Wissen über dieses Problem hat, kann man auch konkrete Maßnahmen anordnen und durchsetzen." Richtlinien müssten aber auch umgesetzt werden, um Schutz zu bieten. (Gerhard Mumelter aus Rom, DER STANDARD, Printausgabe, 8.2.2012)>
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19.2.2012: <Missbrauchsfälle: Katholische Kirche muss weltweit 1,5 Milliarden Euro zahlen>
aus: Der Standard online; 19.2.2012;
http://derstandard.at/1328508164216/Missbrauchsfaelle-Katholische-Kirche-muss-weltweit-15-Milliarden-Euro-zahlen
<In Österreich wurden Zahlungen in der Höhe von 6,4 Millionen Euro zuerkannt.
Groß war vor allem die Enttäuschung vieler, was den vatikanischen Umgang mit den weltweiten Missbrauchsfällen in katholischen Einrichtungen betraf. Papst Benedikt XVI. zog es nämlich lange vor zu schweigen.
Eine Welle an Enthüllungen sexueller Missbrauchsfälle erschütterte im Jahr 2010 die katholische Kirche weltweit. In Irland, Deutschland, Italien und nicht zuletzt auch in Österreich meldeten sich zahlreiche Opfer. Den Anfang machten Enthüllungen der Murphy-Kommission im November 2009. Im Auftrag des irischen Justizministeriums wurden, unter der Leitung der Richterin Yvonne Murphy, Missbrauchsfälle in der Erzdiözese Dublin öffentlich untersucht. Man kam zu dem folgenschweren Ergebnis, dass landesweit über Jahre hinweg mehr als 2000 Kinder in kirchlichen Einrichtungen misshandelt, geschlagen oder sexuell missbraucht worden waren.
Kein "mea culpa"
In Deutschland folgte dann Ende Jänner 2010 mit dem Bekanntwerden von Übergriffen im Berliner Canisius-Kolleg der nächste Paukenschlag.
Groß war vor allem die Enttäuschung vieler, was den vatikanischen Umgang mit den weltweiten Missbrauchsfällen in katholischen Einrichtungen betraf. Papst Benedikt XVI. zog es nämlich lange vor zu schweigen. In einem mit Spannung erwarteten Hirtenbrief an die katholische Kirche in Irland im März 2010 entschuldigte sich der Papst nur bei den irischen Opfern - und schwieg zu den Fällen in anderen Ländern.
Österreich: Maßnahmenpaket gegen Missbrauch
Offensiver wurde man hinter vatikanischen Mauern erst zwei Jahre später: Anfang Februar 2012 durfte in der päpstlichen Universität Gregoriana erstmals ein Missbrauchsopfer über seine leidvolle Erfahrung berichten. Anlass war das Symposium "Auf dem Weg zur Heilung und Erneuerung".
In Österreich agierte man deutlich schneller: Die Bischöfe verabschiedeten ein Maßnahmenpaket gegen Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen. Kardinal Schönborn beauftragte die ehemalige steirische Landeshauptfrau Waltraud Klasnic mit der Bildung einer eigenen Kommission.
Bis Dezember 2011 wurden Entschädigungszahlungen in Höhe von 6,4 Millionen Euro zuerkannt. Insgesamt sind 1139 Meldungen bei der Anwaltschaft eingetroffen, davon waren 1054 Personen von Gewalt oder Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen betroffen. Weltkirchlich schätzen Experten den finanziellen Schaden für die katholische Kirche auf rund zwei Milliarden Dollar, umgerechnet etwa 1,5 Milliarden Euro. (mro, DER STANDARD; Printausgabe, 20.2.2012)>
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Kirchen-Terror 8.3.2012: Vatikan steht auf der "US"-Verdachtsliste für Geldwäscherei von Drogengeldern
aus: Welt online: Drogenkriminalität: USA verdächtigen Vatikan der Geldwäsche; 8.3.2012;
http://www.welt.de/politik/ausland/article13911412/USA-verdaechtigen-Vatikan-der-Geldwaesche.html
<Zum ersten Mal erscheint der Vatikan in einem Bericht des US-Außenministeriums zum Kampf gegen Drogenkriminalität. Experten prüfen auch die sogenannte Vatikanbank.
Die USA haben den Vatikan auf eine Liste von 68 Staaten gesetzt, die wegen des Verdachts auf Geldwäsche beobachtet werden. Erstmals erscheint der Heilige Stuhl im jährlichen Strategiebericht des US-Außenministeriums zum Kampf gegen Drogenkriminalität.
Der aktuelle Report bemängelt, dass der Heilige Stuhl sich an bestimmten internationalen Abkommen nicht oder nur unter Vorbehalt beteilige. Genannt werden das Übereinkommen gegen grenzüberschreitende organisierte Kriminalität – die sogenannte Palermo-Konvention – und die UN-Konvention gegen Korruption, ferner die UN-Konventionen gegen Drogenhandel und Terrorfinanzierung.
Nicht beanstandet wird hingegen die vatikanische Praxis, was die Kriminalisierung von Geldwäsche, Schmiergeldzahlungen und Terrorfinanzierung sowie die Identifizierung und Meldung verdächtiger Geldanlagen und Transaktionen betrifft.
Ausdrücklich vermerkt das State Department auch den Beitritt des Heiligen Stuhls im April 2011 zum Expertenkomitee für die Bewertung von Maßnahmen gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung (Moneyval). Diesem Ausschuss des Europarats gehören 28 europäische Staaten an. Der Vatikan und Israel haben Beobachterstatus.
Die Finanzorgane des Heiligen Stuhls werden derzeit von Moneyval begutachtet. Im Mittelpunkt der Prüfung steht die sogenannte Vatikanbank, das „Institut für die religiösen Werke“ (IOR). Moneyval will im Juni entscheiden, ob der Vatikan auf die Weiße Liste jener Länder kommt, die internationale Standards im Kampf gegen Geldwäsche und dubiose Finanzgeschäfte einhalten.
Ende 2010 hatte Papst Benedikt XVI. eine vatikanische Finanzaufsichtsbehörde geschaffen, die über Beachtung der entsprechenden Normen wachen soll.>
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17.3.2012: Der Past will keine Wahrheit - Vatileaks wird bekämpft
aus: n-tv online: Ein Leck am Heiligen Stuhl: Papst lässt "Vatileaks" prüfen; 17.3.2012;
http://www.n-tv.de/politik/Papst-laesst-Vatileaks-pruefen-article5790511.html
Papst Benedikt XVI. hat nach der Weitergabe vertraulicher Vatikan-Dokumente an die Medien umfangreiche Ermittlungen auf allen Ebenen des Heiligen Stuhls eingeleitet. Wie die Vatikanzeitung "L'Osservatore Romano" berichtete, übernahm der Kirchenanwalt des vatikanischen Gerichts die Leitung strafrechtlicher Untersuchungen in der Sache. Das Staatssekretariat, die "Regierung" des Kirchenstaates, ermittelt derweil auf Verwaltungsebene. Außerdem habe Benedikt eine übergeordnete Kommission ernannt, "um Licht in die ganze Angelegenheit zu bringen".
In den vergangenen Monaten waren aus dem Vatikan immer wieder vertrauliche Dokumente an die Medien durchgesickert. So wurden etwa interne Informationen über ein angebliches Mordkomplott gegen den Papst und das Finanzgebaren der Vatikanbank IOR bekannt. Der Vatikan hatte die Veröffentlichungen als "Vatileaks" scharf kritisiert - in Anspielung auf die Öffentlichmachung geheimer US-Botschaftsdepeschen auf der Enthüllungsplattform Wikileaks. Italienische Medien hatten über einen Machtkampf innerhalb der Spitze der Kurie spekuliert.
Im Gespräch mit dem "Osservatore Romano" warf Erzbischof Angelo Becciu vom Staatssekretariat den Verantwortlichen für die Weitergabe der Informationen "Unredlichkeit" und "gemeine Feigheit" vor. Sie hätten ihre "privilegierte Stellung" ausgenutzt, um Dokumente publik zu machen, deren "Vertraulichkeit zu respektieren sie verpflichtet waren". Dadurch sei in der Öffentlichkeit ein Bild der Römischen Kurie entstanden, das nicht der Realität entspreche.
"Es ist zu wünschen, dass sich die Basis unserer Arbeit wieder neu schaffen lasse: das gegenseitige Vertrauen", sagte Becciu. Dies setze jedoch "Seriosität, Loyalität, Korrektheit" voraus. Trotz des Schmerzes, die ihm diese Angelegenheit bereite, habe der Papst alle ermutigt, "nach vorn zu schauen", sagte der Erzbischof. Es stimme übrigens nicht, dass die Mitarbeiter nur an "Karriere und Komplotte" dächten: "Die Wirklichkeit ist von diesen Vorurteilen weit entfernt."
Quelle: n-tv.de, dpa>
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Holland 17.3.2012: Kirchenterror: Kastration von Buben mit homosexuellen "Neigungen" in Holland in den 1950er Jahren
aus: Financial Times Deutschland online: Missbrauchsfälle: Niederländische Kirche ließ offenbar Jungen kastrieren; 17.3.2012;
http://www.ftd.de/politik/international/:missbrauchsfaelle-niederlaendische-kirche-liess-offenbar-jungen-kastrieren/70010156.html
<Die Vorfälle aus den 50er Jahren kommen erst jetzt ans Licht. Einem Zeitungsbericht zufolge wurden die Kastrationen mit homosexuellen Neigungen der Kinder begründet. Sie waren zuvor von Kirchenangehörigen missbraucht worden.
Die katholische Kirche der Niederlande hat einem Medienbericht zufolge in der 1950er Jahren mehrere Jungen kastrieren lassen, um deren angebliche homosexuellen Neigungen "zu heilen". Die Zeitung "NRC Handelsblad" schreibt, es gebe mindestens zehn Fälle dieser Art. Betroffen waren dem Bericht zufolge Minderjährige, die zuvor in katholischen Schulen und Internaten von Kirchenangehörigen sexuell missbraucht wurden. Die chirurgischen Eingriffe seien in kirchengeführten psychiatrischen Kliniken vorgenommen und mit dem Ziel begründet worden, die Kinder "von ihrer Krankheit zu befreien".
Die Zeitung beruft sich auf Aussagen von Opfern, ärztliche Berichte, Privatbriefe und Anwaltsdokumente. Im Dezember 2011 hatte eine niederländische Untersuchungskommission einen Bericht veröffentlicht, aus dem hervorging, dass in dem Land seit 1945 Zehntausende Kinder in Einrichtungen der katholischen Kirche sexuell missbraucht wurden. Obwohl es damals schon den Verdacht auf Kastrationen als "therapeutische Maßnahme zur Heilung der Homosexualität" gab, war dieser Aspekt nicht in den Bericht aufgenommen worden.
Der Erzbischof von Utrecht, Wim Eijk, bat die Opfer im Dezember um Verzeihung. "Im Namen der Katholischen Kirche in den Niederlanden möchte ich mich aufrichtig entschuldigen." Der Bericht erfülle die katholische Kirche "mit Scham und Schmerz.">========
19.3.2012: Kirchen-Terror: Steinschlag vom Dom verletzt Bettler
aus: n-tv online: Kölner Wahrzeichen zerbröseltDom-Brocken verletzt Bettler; 19.3.2012;
http://www.n-tv.de/panorama/Dom-Brocken-verletzt-Bettler-article5804596.html
<Einem Bettler ist ein Stück vom Kölner Dom auf den Kopf gefallen. Der etwa 50 Zentimeter große Brocken hatte sich in 25 Metern Höhe vom Südturm gelöst und war auf eine Art Vordach gestürzt. Dort zersprang er in viele kleinere Stücke, von denen einige vor ein Portal fielen. Der 61 Jahre alte Mann wurde davon am Kopf verletzt. Er kam ins Krankenhaus wurde aber schnell wieder entlassen.
Bei dem Stein handelt es sich um Trachyt vom Drachenfels am Rhein. Das Gestein war im 14. Jahrhundert nach Köln gebracht und dort zum Bau des Doms verwendet worden. Kleinere Steinschläge am Dom sind wegen Verwitterung oder Kriegsschäden nicht ungewöhnlich, allerdings geschehen sie meist bei Sturm. "Wir können uns alle nicht erinnern, dass jemals etwas bei so traumhaftem Wetter wie heute passiert ist", sagte ein Sprecher der Dombauverwaltung. Vielleicht habe es mit den Temperaturschwankungen der vergangenen Tage zu tun.
Vor dem Kölner Dom sitzen tagsüber immer Bettler. Die Plätze sind begehrt. "Zum Betteln ist das der beste Platz in ganz Köln", sagte eine Bettlerin.
Quelle: n-tv.de>
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