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Merkblatt: Pest

Meldungen

präsentiert von Michael Palomino

Meldung (2016): Die Pestwelle im 13. / 14. Jh. in Europa wurde durch die kriminell-satanistische Kirche ausgelöst, die damals fast alle Katzen umbringen liess, so dass Mäuse und Ratten sich ungehemmt vermehren konnten.

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8.10.2010: Pestforschung findet zwei neue Varianten des Pesterregers in alten Skeletten

aus: n-tv online: Wissen: Dem Erreger auf der Spur: Forscher lösen Rätsel der Pest; 8.10.2010;
http://www.n-tv.de/wissen/Forscher-loesen-Raetsel-der-Pest-article1673291.html

<Sie brachte im Mittelalter millionenfach den Tod: Die Pest. Mainzer Anthropologen ist es jetzt gelungen, aus Skeletten zwei bislang unbekannte Varianten des Erregers zu isolieren. Damit wird deutlich, welchen Weg der Schwarze Tod vermutlich genommen hat.

Anthropologen der Mainzer Universität sind dem Erreger der großen mittelalterlichen Pestepidemie in Europa genauer auf die Spur gekommen. Nach jüngsten Forschungsergebnissen haben auch zwei bisher unbekannte Varianten des Bakteriums Yersinia pestis Millionen von Menschen den Schwarzen Tod gebracht, wie das Institut für Anthropologie der Johannes Gutenberg-Universität mitteilte. Der Ursprung der Epidemie sei bisher rätselhaft gewesen, es sei immer wieder über andere Erreger als mögliche Ursache spekuliert worden, teilte die Anthropologin Barbara Bramanti mit. Sie hatte mit ihrem internationalen Team die Erbsubstanz und Proteine an Pestskeletten untersucht.

Demnach ist Yersinia pestis eindeutig für den Schwarzen Tod im 14. Jahrhundert und die Epidemien in den folgenden 400 Jahren auf dem europäischen Kontinent verantwortlich. Die Proben stammten von 76 menschlichen Skeletten aus mutmaßlichen Pestgruben in England, Frankreich, Deutschland, Italien und den Niederlanden. "Unsere Befunde lassen vermuten, dass die Pest über mindestens zwei Kanäle nach Europa eingeschleppt wurde und dann jeweils eine individuelle Route genommen hat", erklärte Bramanti. Die Arbeiten wurden in dem Wissenschaftsjournal PLoS Pathogens veröffentlicht.

Rekonstruktion der Infektionsroute

Die beiden neuen Varianten des Bakteriums unterscheiden sich von modernen Erregern in Afrika, Amerika, dem Nahen Osten und dem Gebiet der früheren Sowjetunion, wie Bramanti mitteilte. Eine dieser beiden Formen, die vermutlich wesentlich zu dem katastrophalen Verlauf der Seuche im 14. Jahrhundert beigetragen haben, sei mit großer Wahrscheinlichkeit ausgestorben. Die andere habe vermutlich Ähnlichkeiten mit Formen, die vor kurzem in Asien isoliert wurden.

Nach einer Rekonstruktion der Anthropologen hat sich die Seuche im November 1347 aus Asien nach Marseille über Westfrankreich nach England ausgebreitet. Weil in Gräbern im niederländischen Bergen op Zoom ein anderer Typ von Yersinia pestis gefunden wurde, gehen die Wissenschaftlerinnen davon aus, dass es noch eine andere Infektionsroute gab, die aus Norwegen kam.

Bei der ersten und größten Pestpandemie im Mittelalter kamen etwa 25 Millionen Menschen um. Weitere schwere Epidemien gab es 1665/66 in London und 1678/79 in Wien. Die letzte Pandemie begann 1896 in Asien und kostete während der folgenden 50 Jahre weltweit rund 12 Millionen Menschenleben.

dpa>

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n-tv
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Madagaskar 31.3.2011: Die Pest breitet sich immer mehr aus, weil viele Menschen zu spät zum Arzt gehen - und Antibiotika wirken kaum noch - in 3 Monaten 60 Todesfälle

aus: n-tv online: Panorama: Erreger resistent gegen Antibiotika: Pest fordert mehr Todesopfer; 31.3.2011;
http://www.n-tv.de/panorama/Pest-fordert-mehr-Todesopfer-article2985846.html

<Die UN sind alarmiert. In Madagaskar breitet sich die Pest immer weiter aus, viele Menschen gehen zu spät zum Arzt. Und es besteht die Gefahr, dass sich der gefährlichste Erregerstamm nicht mehr durch Antibiotika behandeln lässt.

Die Pest wird von Rattenflöhen übertragen.

Die Pest grassiert in Madagaskar wie seit vielen Jahren nicht mehr. Allein seit Januar sind nach offiziellen Angaben in verschiedenen Regionen der Tropeninsel bereits 60 Menschen daran gestorben. Etwa weitere 200 Personen seien infiziert, berichtete die madagassische Gesundheitsbehörde in Antananarivo. 2009 hatte die Pest in Madagaskar 18 Menschen getötet.

"Wir sind sehr besorgt", sagte Bruno Maes vom UN-Kinderhilfswerk Unicef in der Hauptstadt Madagaskars über die rasche Ausbreitung der Pest. "Vielfach kommen die infizierten Menschen zu spät zum Arzt aus Furcht die - grundsätzlich kostenlosen - Medikamente nicht zahlen zu können", betonten Ärzte.

Von der Pest betroffen sind inzwischen fast alle Regionen des bitterarmen Inselstaats im Südosten Afrikas. Die Pest wird vor allem durch den Biss von Rattenflöhen auf Menschen übertragen. Heerscharen von Ratten flüchten sich in der Regenzeit und bei den üblichen Überschwemmungen zwischen November und April in die Dörfer und Städte.

Zweifel an Antibiotika wachsen

Bisher hieß es, die Krankheit lasse sich in der Regel wirkungsvoll mit Antibiotika behandeln. Daran gibt es jedoch Zweifel: Die Pestexpertin Elisabeth Carniel vom Pariser Institut Pasteur untersuchte einem ZDF-Bericht zufolge unterschiedliche Stämme der Pest-Erreger und entdeckte neue Antibiotika-Resistenzen bei zwei Stämmen. Dem gefährlichsten Erregerstamm können demnach bereits acht der Antibiotika, die die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, nichts mehr anhaben. "Wenn sich diese Stämme weiter verbreiten, dann wird das ernsthafte Probleme für die öffentliche Gesundheit verursachen", sagte die Wissenschaftlerin.

Die Gesundheitsversorgung in Madagaskar hat sich seit dem Militärputsch ohnehin weiter verschlechtert. Die Bewohner leben unter sehr ärmlichen Bedingungen. Nur jeder zweite hat nach UN-Zahlen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Jährlich sterben nach Angaben der Unesco mehr als 70.000 Kinder vor dem Erreichen des fünften Lebensjahres an vermeidbaren Krankheiten wie Durchfall, Atemwegsentzündungen und Malaria.

dpa>

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Spiegel
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2.6.2012: Pest in Venedig - und der Lernprozess für eine gesunde Gesundheitspolitik

aus: Spiegel online: Venedig: Die ganze Stadt ein Grab; 2.6.2012;
Teil 1: http://www.spiegel.de/spiegelgeschichte/geschichte-pest-in-venedig-mehr-als-20-mal-neue-gesundheitspolitik-a-835336.html
Teil 2: http://www.spiegel.de/spiegelgeschichte/geschichte-pest-in-venedig-mehr-als-20-mal-neue-gesundheitspolitik-a-835336-2.html
Teil 3: http://www.spiegel.de/spiegelgeschichte/geschichte-pest-in-venedig-mehr-als-20-mal-neue-gesundheitspolitik-a-835336-3.html

Mehr als 20 Mal wütete die Pest in Venedig. In ihrer Not entwickelte die Republik eine für Europa vorbildliche Gesundheitsbehörde.

Der Tod kam über das Wasser. Er war in der Hafenstadt Kaffa am Schwarzen Meer an Bord gegangen und reiste auf genuesischen Schiffen nach Westen, zuerst nach Sizilien, dann nach Genua und Venedig.

Als die Galeeren im Februar oder März 1348 an der Kaimauer des venezianischen Hafens festmachten, ahnte niemand etwas von der lebensgefährlichen Fracht in ihrem Rumpf. Dabei hatte schon im Jahr zuvor eine Seuche Konstantinopel und fast alle Hafenstädte des östlichen Mittelmeers heimgesucht, bei der die Menschen dunkle, eitrige Beulen in den Leisten, hinter den Ohren oder in den Achseln bekamen, von Fieber geschüttelt wurden. Sie litten höllische Kopfschmerzen, waren unerträglich matt und starben reihenweise.

Doch die Schulmediziner des Mittelalters wussten nichts von Ansteckungswegen oder von Pestbakterien, die mit Hilfe von Ratten- oder Menschenflöhen ihre fatale Spur zogen. Nach den Lehren der immer noch maßgeblichen antiken Ärzte Hippokrates und Galen entstanden Krankheiten durch ein Ungleichgewicht von Säften im Körper. Seuchen drohten bei zu viel Hitze und Feuchtigkeit, stickige, modrige, verdorbene Luft war ein Zeichen des dräuenden Unheils.

Die Luft im Frühjahr 1348 aber war kühl und unverdächtig, als das Unglück über Venedig hereinbrach. Der umtriebige Hafen, wo Händler ihre Waren tauschten und Seeleute ihre Heuer versoffen, wo mit der Fracht aus den Schiffen auch Ratten und Ungeziefer an Land kamen, war ein ideales Verbreitungsgebiet für die Pest, die sich an Land schnell die ersten Opfer suchte.

Zuerst traf die in Europa seit der Antike nicht mehr aufgetretene Krankheit Bewohner des Festlands, die sich wegen schlechter Ernten und Hungersnöten in die Stadt geflüchtet hatten und nun als Obdachlose auf den Straßen und Plätzen bettelten. Sie entwickelten die gleichen Symptome wie man sie auch in Konstantinopel beobachtet hatte, und starben einer nach dem anderen.

Schnell zeigte sich, dass die Seuche nicht zwischen Reichen und Armen unterschied. "Gleich zu Beginn raffte diese Pest innerhalb weniger Tage führende Persönlichkeiten, Richter und Beamte, die in den Großen Rat gewählt worden waren, hinweg, danach auch diejenigen, welche deren Platz eingenommen hatten. Im Monat Mai nahm sie so sehr zu und die Ansteckung wurde so stark, dass die Plätze, Höfe, Grabstätten und Kirchhöfe sich mit Leichen füllten", schrieb der venezianische Chronist Lorenzo de Monacis, der einige Jahre nach der Epidemie Augenzeugenberichte und Dokumente zu einem Bericht bündelte.

Gräber wurden unter Häusern und Wegen geschaufelt

Venedig war nicht die einzige Stadt Europas, in der damals die Pest wütete, fast zeitgleich traf sie auch Genua, Lucca, Pisa, kurz darauf Neapel und Florenz, von dort breitete sich die Plage nach Mittel- und Nordeuropa aus. Doch für die Serenissima wurde die Seuche zu einem Trauma. Sie tötete allein in den Jahren 1348/49 Zehntausende ihrer Einwohner. Und sie richtete sich ein zwischen den Lagunen, brach wieder und wieder aus, wenn die Menschen sich gerade sicher wähnten.

Es begann ein drei Jahrhunderte währender zäher Kampf zwischen der Pest und den Behörden, darum, wer die Oberhand behalten würde. Zunächst sah es nicht so aus, als habe die Stadt eine Chance. So schnell starben so viele Menschen, dass auf den Friedhöfen bald kein Platz für neue Gräber mehr war. Sogar unter öffentlichen Wegen oder unter ihren Häusern schaufelten die Venezianer Gräber, schrieb Lorenzo.

Die Ärzte standen dem Massensterben hilflos gegenüber: Sie verordneten Aderlässe oder schnitten die Pestbeulen auf und steckten sich dabei selbst an. Ratlos empfahlen sie spezielle Diäten und verboten sogar das Waschen, weil dadurch verdorbene Luft in den Körper dringen könne.

Ihre Maßnahmen blieben wirkungslos: "Keine Kunst vermochte etwas, kein Kraut nützte, keine Medizin richtete etwas aus", notierte Lorenzo. Wer zu helfen versuchte, lebte gefährlich: 300 Mitglieder und 11 Vorstände der Scuola della Carità, die sich mildtätig um die Kranken kümmerten, starben; nicht weniger waren es bei der Johannesbruderschaft.

Viele Ärzte starben oder flüchteten aus der Stadt

Da die Ärzte außer in Essig getränkten Schwämmen und aromatischen Räuchermischungen kaum Mittel kannten, sich vor der Krankheit zu schützen, berieten einige Mediziner ihre Patienten nur noch aus der Ferne, viele andere flüchteten aus Angst gleich ganz aus der Stadt.

Die Regierung jedoch nahm den Kampf mit der Pest auf. Bereits am 30. März, binnen eines Monats nach Ausbruch, berief der Große Rat drei Männer in eine Kommission, genannt "Savi" (Weise). Er beauftragte sie, einen Notfallplan zu erarbeiten. Sie empfahlen, alle todkranken und sterbenden Obdachlosen und Armen auf die Inseln San Marco in Boccalama und San Leonardo Fossamala, später noch auf zwei weitere Inseln bringen zu lassen und dort zu isolieren.

Dort beerdigte man die Toten und, wie Lorenzo behauptete, auch Sterbende, in fünf Fuß tiefen Massengräbern. Wer zur Beerdigung seiner Angehörigen gehen wollte, musste zum Schutz der noch Gesunden selbst auf der Insel bleiben - dem sicheren Pesttod ausgeliefert.

Niemandem konnte entgehen, dass die Seuche ansteckend war, auch wenn die Schulmedizin an der Dämpfe-Theorie festhielt. Die Verantwortlichen in den Stadtteilen handelten und stellten Beamte dafür ab, frisch Verstorbene zu melden, damit ihre Leichen möglichst schnell auf die Inseln gebracht werden konnten.>


<2. Teil: Beerdigungen bestimmten den Alltag, das normale Leben war fast völlig erloschen

Streng verfolgt wurde es, wenn mittellose Venezianer wie vor der Epidemie üblich, ihre Verstorbenen vor die Haustür legten, damit Wohltätigkeitsvereine sie bestatteten. Um die verschärften Gesetze durchzusetzen, wurden alle Schenken am Rialto geschlossen - zu viele Menschen hatten ihre Furcht mit Alkohol zu betäuben gesucht.

Den Preis für die konsequente Seuchenpolitik zahlten die Totengräber, die zum Zwangsdienst auf den Inseln verpflichtet worden waren, und jene, welche die Toten auf Barken auf die Inseln übersetzten: Die meisten von ihnen befiel die Pest ebenfalls.

Keiner, der infiziert gewesen sei, habe länger als 70 Stunden gelebt, berichtete Lorenzo, und selbst die strengen Seuchengesetze zeigten kaum Wirkung: "Die Gemäßigten, Zurückhaltenden, Keuschen, Nüchternen wurden ebenso dahingerafft wie die Betrunkenen, Gefräßigen, Säufer und Schwelger, die Sparsamen und Verschwenderischen, die Kühnen und Schüchternen, diejenigen, die flohen, ebenso wie die, welche zurückblieben, und zwar ohne Beichte und die Sakramente der Kirche. Auch die frommen Kleriker und Priester befiel dasselbe Entsetzen, und die Pest tötete auch sie. Die ganze Stadt war ein Grab."

Venedig drohte im Chaos zu versinken. Die Kriminalität nahm zu, berichtet ein Chronist, Plünderer stahlen sich in die verwaisten Häuser und nahmen, was zu bekommen war. Die Bezirke Dorsoduro, Santa Croce und Cannaregio seien fast ganz aufgegeben worden, heißt es in seinem Bericht.

Trauerkleidungen wurden untersagt

Am 12. Juni musste der Große Rat seine Beschlussunfähigkeit feststellen - zu viele Mitglieder waren gestorben oder geflüchtet. "Die Angelegenheiten des Landes können nicht mehr erledigt werden. Sie müssen deshalb ausgesetzt werden, es sei denn, man findet durch die Gnade Gottes irgendein Heilmittel", heißt es im Ratsbeschluss.

Immerhin blieb der Senat, das oberste Verwaltungsorgan der Republik, arbeitsfähig - und verschärfte die Gesetze weiter: Damit nicht immer neue Kranke in die Stadt kamen, durften keine Fremden die Stadt betreten.

Schiffseignern, die Passagiere mitbrachten, drohten schwere Strafen, den Gondoliere war es verboten, Auswärtige über die Kanäle zu bringen. Doch Venedig war nicht von einer Stadtmauer umgeben, sondern von Wasser, das keine verschließbaren Tore hatte - die Einreiseverbote ließen sich kaum kontrollieren.

Beerdigungen bestimmten den Alltag, das normale Leben war fast völlig erloschen. Überall traf man auf Trauernde, die mit dunklen, bis auf den Boden schleifenden Umhängen und Hüten, die einer Mitra ähnelten, durch die Straßen huschten.

Um die niedergedrückte Stimmung in der Stadt aufzuhellen, erließ der Senat im August 1348 eine Verordnung, die Trauerkleidung ebenso untersagte wie schwarze, dunkelblaue und dunkelgrüne Kleider - nur Frauen über 50 und Arme, die wenig anzuziehen hatten, waren davon ausgenommen.

Fast schon schien es, als habe die Stadt den Kampf gegen die Krankheit verloren, als gelte es nur noch, in Würde dem Untergang entgegenzusehen. Da flaute die Pest im Spätsommer 1348 fast so schnell wieder ab, wie sie gekommen war. Der Grund dafür ist bis heute rätselhaft. Möglicherweise waren die Überlebenden gegen den Pesterreger immun geworden, so dass der keine neuen Opfer mehr fand.

Doch die Monate, die der Schwarze Tod die Stadt im Griff hielt, blieben als entsetzliche Qual im Gedächtnis der Stadt: Venedig war fast entvölkert, die Wirtschaft lag am Boden, und die Republik hatte während der Zeit der Epidemie viel mehr Geld ausgegeben, als einzunehmen war.

Venedig wurde zum Vorbild in Europa im Kampf gegen die Seuche

Als 1350 ein Krieg mit dem ebenfalls pestgeplagten Konkurrenten Genua begann, war die Stadt Venedig zum ersten Mal in ihrer Geschichte gezwungen, Söldner anzuwerben, weil in Venedig selbst nicht genug Soldaten aufzubringen waren. Mühsam versuchte man, mit Straffreiheit, Steuererleichterungen und anderen Anreizen, Zuwanderer anzulocken.

Aber schon bald mussten die Überlebenden feststellen, dass sie zwar eine wichtige Schlacht, aber noch nicht den Kampf gegen die Pest gewonnen hatten. Mindestens 20 Mal flammte die Seuche in den kommenden Jahrzehnten wieder auf, von einem Ausbruch alle sieben bis acht Jahre spricht 1528 ein Senatsdokument.

In dieser Zeit jedoch rüsteten die Behörden ihre Stadt noch entschlossener gegen die Epidemie auf, machten Venedig damit zum Vorbild in Europa. 1423 richtete die Stadt das erste dauerhafte Pestspital der Welt ein, auf einer Insel, kaum einen Steinwurf vom Lido entfernt: Das später als "Lazzaretto Vecchio" bekannte Krankenhaus hatte mehr als hundert Räume, sein Name stammt wohl von dem alten Inselkloster Santa Maria di Nazareth - mit veränderten Anfangsbuchstaben.

Über dem Haupttor der Insel hingen Heiligenbilder, die das Unheil abwehren sollten, doch sie täuschten: Das Lazzaretto war ein Schreckensort. Die "Insel der Verdammten" wurde sie genannt, als Albrecht Dürer 1506 Venedig besuchte. Wohl nur wenige, die auf die Insel gebracht wurden, kehrten wieder zurück.

Immerhin: Die Kranken wurden in ihren letzten Lebenstagen wenigstens versorgt. Im Lazzaretto Vecchio gab es neben dem Hausmeister, dem Kaplan und zahlreichen Dienern auch einen Arzt, allesamt gut dotiert.

Zunächst wurden kranke Neuankömmlinge und ihr Hab und Gut auf der Insel untergebracht, später ruderte man auch Kranke aus der Stadt selbst dort hin. Als der Platz nicht mehr ausreichte, nahm die Stadt 1468 auf einer weiteren Insel das "Lazzaretto Nuovo" als Quarantänestation in Betrieb: Menschen und Waren von verdächtigen Schiffen wurden hier nun zunächst für 30, später 40 Tage interniert.>


<3. Teil: Häuser, in denen Pestkranke lebten, wurden mit einem Kreuz markiert

1485 richtete die Stadtregierung nach einem neuerlichen Pestausbruch zudem eine Gesundheitsbehörde ein, den Magistrato della Sanità. Die Hauptaufgabe dieses drei- bis fünfköpfigen Kollegiums mit weitreichenden Befugnissen war es, die Stadt vor Seuchen zu schützen.

Dafür setzten sie alles daran, Kranke aufzuspüren, führten akribisch Listen über alles Verdächtige: Notiert wurde der Name jedes Bürgers, der an der Pest verstarb, jeder, der vom Lazzaretto Nuovo ins Lazzaretto Vecchio verlegt wurde, jeder, der die Stadt verließ. Sorgfältig vermerkten die Beamten bei allen Verstorbenen die Körperstellen, an denen die Symptome der Seuche aufgetreten waren.

Tote Väter und Mütter wurden von ihren Kindern vor die Haustür getragen - ihre Körper öffentlich entblößt, damit untersucht werden konnte, ob sie an der Pest gestorben waren, schrieb der venezianische Chronist Rocco Benedetti 1577. Eine neue heftige Pestwelle seit dem Sommer 1575 hatte dafür gesorgt, dass Ehre, Schamgefühl und Pietät nichts mehr zählten angesichts des verzweifelten Versuchs, das Gemeinwesen gegen die Pest zu verteidigen.

Diesmal war die Seuche nicht vom Meer gekommen, sondern vom Festland: Vermut lich ein Mann aus Trient mit Namen Matthias Tridentinus habe die Seuche nach Venedig eingeschleppt, berichten die Chronisten.

Zwar war das Gemeinwesen dank des Magistrato della Sanità nun deutlich besser gerüstet als noch 200 Jahre zuvor, es gab Lazarette und Gesundheitsgesetze. Man belohnte Nachbarn, die ihre infizierten Mitbewohner denunzierten, und untersagte öffentliche Menschenansammlungen.

Doch all das nützte nichts: Vor allem in den Vierteln der Armen, der Poveri, wo viele Menschen unter schlechten hygienischen Bedingungen auf engem Raum zusammenlebten, griff die Seuche rasch um sich. Die Behörde drohte mit drakonischen Strafen: Häuser, in denen Betroffene wohnten, wurden mit einem kreuzförmigen Schild markiert, wer ein solches Haus verließ, konnte ebenso verurteilt werden wie jemand, der Hab und Gut daraus verbreitete.

Auf der Quarantäne-Insel wurde es eng

Kurzzeitig überlegte die Stadtregierung sogar, alle Armen aus der Stadt zu schaffen, um die Ansteckungsgefahr zu verringern - entschied sich aber doch dagegen. Nach und nach drang die Seuche auch in die wohlhabenderen Stadtteile vor.

Eines ihrer berühmten Opfer war der Maler Tizian, der im August 1576 kurz vor seinem Sohn der Pest erlag. Dank eines gefälschten Totenscheins erhielt der gefeierte Künstler ein eigentlich verbotenes kirchliches Begräbnis; seine Villa aber wurde von Dieben geplündert.

Schon bald reichten die Lazarette nicht mehr für all die Kranken und Verdächtigen, die es aus der Stadt zu schaffen galt, so dienten Klöster als Krankenstationen oder Entsendungsstellen.

Und als es auf der Quarantäne-Insel Lazzaretto Nuovo eng wurde, quartierte man die Ansteckungsverdächtigen zunächst in Holzbaracken auf Strohsäcken ein, später in einer schwimmenden Stadt aus Flößen und Galeeren um die Insel.

Unablässig pendelten die mit weißen Tüchern bedeckten "barche negre" auf den Kanälen, die schwarzen Barken, die Leichen auf die Inseln verschifften. Doch auch an den "picegamorti" fehlte es, den Männern, die mit Glöckchen an den Armen die Toten auf die Inseln übersetzten. Die Barken konnten die Flut an Leichen nicht mehr bewältigen: Am 26. Juni 1576 wurden 60 neue Boote bestellt, zwei Wochen später noch einmal weitere 1000.

Der letzte Beutezug der Pest in Venedig

Etwa ein Drittel der 160.000 Einwohner Venedigs starb, bevor der Rat am 13. Juli 1577 die Befreiung von der Pest verkündete. Aus Dankbarkeit und Erleichterung bauten die Bürger eine Kirche, "Il Redentore".

Vielleicht lag es an ihr, vermutlich aber war es einfach Glück, dass Venedig bis 1630 von erneuten Pestausbrüchen verschont blieb. Dann suchte die dritte heftige Welle die Stadt heim, wieder starb rund ein Drittel der Einwohner, unter ihnen der Patriarch von Venedig, Giovanni Tiepolo, wieder gelobten die Bürger den Bau einer Kirche: Mit Santa Maria della Salute sollte das Übel aus der Stadt weichen.

Es blieb der letzte Beutezug der Pest in Venedig. Bis heute ist unklar, warum die weiteren Epidemien, die Europa bis 1720 plagten, die Lagunenstadt verschonten.

Welche Furcht die Seuche fast 300 Jahre lang in der Stadt verbreitet hatte, ahnten die Archäologen, die 2006 am ehemaligen Lazzaretto Nuovo die Leiche einer etwa 60-jährigen Frau ausgruben. Sie war 1576 an der Pest gestorben. und in ihrem Mund fand sich ein großer Stein, der einige Jahre nach ihrem Tod dort hineingesteckt worden war.

Die Forscher vermuten, dass das Massengrab bei einer späteren Epidemie wieder geöffnet wurde und die Totengräber die von Fäulnisgasen aufgeblähten Leichen, denen verwesendes Blut aus dem Mund tropfte, für Vampire hielten. Damit die scheinbar Untoten verhungerten, rammten sie ihnen mit wütender Verzweiflung einen Backstein zwischen die Zähne. Das Unglück sollte es bloß nicht wagen, noch einmal die Stadt heimzusuchen.>

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n-tv
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26.8.2013: Pest in Kirgisien bei einem Viehhirten

aus: n-tv online:
Eine neue Epidemie ist unwahrscheinlich15-jähriger Kirgise an Beulenpest gestorben; 26.8.2013;
http://www.n-tv.de/ticker/15-jaehriger-Kirgise-an-Beulenpest-gestorben-article11234366.html

<Ein 15-jähriger Junge in Kirgistan ist an der Beulenpest gestorben. Bei dem Opfer handele es sich um einen Viehhirten aus dem kleinen Bergdorf Ischke-Scherges im Osten des zentralasiatischen Landes, unweit der Grenze zu Kasachstan, teilte das Gesundheitsministerium in Bischkek am Montag mit.

Nach dem Tod des Jungen in einem Krankenhaus der Region Karakol wurde seine Leiche den Angaben zufolge eingeäschert und unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen bestattet. 105 Menschen, die mit dem Jugendlichen Kontakt hatten, wurden im Krankenhaus unter Quarantäne gestellt.

"Wir vermuten, dass der Patient durch einen Flohbiss infiziert wurde", sagte der Leiter der Hygiene-Abteilung im Gesundheitsministerium, Tolo Isakow, bei einer Pressekonferenz. Flöhe werden von dem Pestbakterium befallen, wenn sie infizierte Nagetiere wie etwa Ratten beißen. Wenn die Flöhe danach auf einen Menschen überspringen, können sie den Erreger auf ihren neuen Wirt übertragen.

Gesundheitsministerin Dinara Saginbajewa bemühte sich, Ängsten vor einer Ausbreitung der Beulenpest entgegenzuwirken. "Es wird keine Beulenpest-Epidemie geben", sagte sie. Der Krankheitsverlauf des 15-Jährigen gebe keine Anhaltspunkte für eine drohende Epidemie.

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Quelle: n-tv.de , AFP>

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19.12.2013: Pestepidemie auf Madagaskar - bereits um die 40 Pesttote

aus: n-tv online: Pest breitet sich in Madagaskar aus; 19.12.2013;
http://www.n-tv.de/mediathek/videos/wissen/Pest-breitet-sich-in-Madagaskar-aus-article11937146.html

<In Europa ist die Pest eine längst besiegte Seuche, doch weltweit ist sie noch längst nicht ausgerottet. Der sogenannte "Schwarze Tod" grassiert derzeit wieder in Madagaskar. Etwa 40 Menschen sind bereits an der Epidemie gestorben. Übertragen wird das gefährliche Bakterium von Flöhen, die sich mit Vorliebe im Fell von Ratten verstecken. n-tv Afrika-Korrespondentin Nicole Macheroux-Denault berichtet aus dem gebeutelten Land.>

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Österreich 4.7.2017: Pest bei zitternden Schweinen - Virus greift Hirn und Rückenmark an - Immunsysteme bleiben unerwähnt
Greift das Gehirn an: Bisher unbekanntes Pestivirus lässt Ferkel zittern
http://www.krone.at/wissen/bisher-unbekanntes-pestivirus-laesst-ferkel-zittern-greift-das-gehirn-an-story-577052

<04.07.2017, 11:16

Forscher der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni) haben in neugeborenen Ferkeln ein bisher unbekanntes Pestivirus entdeckt. Der Erreger greift Hirn und Rückenmark der Tiere an und führt zum sogenannten "Ferkelzittern", bei dem die Tiere zu stark zittern, um Nahrung zu sich zu nehmen. Für Menschen ist das Virus aber ungefährlich, so die Wissenschaftler.

Erst Anfang des Jahres hatten die Wissenschaftler der Vetmeduni sogenannte "atypische porzine Pestiviren" (APPV) als Ursache für das "Ferkelzittern" nachgewiesen. Diese Erreger waren auch die erste Vermutung, als es in einem österreichischen Zuchtbetrieb zu einem Ausbruch der Erkrankung kam. Doch weder APPV noch ein anderer bekannter Krankheitserreger konnte bei den Schweinen nachgewiesen werden.

Virus mit klassischer Schweinepest verwandt

Mithilfe eines neuartigen diagnostischen Tests konnten die Forscher nun ein bisher unbekanntes Pestivirus aus der übergeordneten Familie der Flaviviridae als Ursache identifizieren. Das "LINDA- Virus" (Lateral shaking Inducing NeuroDegenerative Agent) ist entfernt mit dem Erreger der klassischen Schweinepest verwandt, berichten die Forscher im Fachjournal ""

Keine Gefahr für menschliche Gesundheit

"Pestiviren haben die besondere Eigenschaft, Feten von Schwein, Schaf und Rind zu infizieren, wobei auch das zentrale Nervensystem betroffen ist. Pestivirusinfektionen sind aber nur bei Klauentieren verbreitet und stellen keine Gefahr für die menschliche Gesundheit dar", erklärte Benjamin Lamp vom Institut für Virologie der Vetmeduni.

Forscher arbeiten an neuem serologischen Test

Der Erreger verbleibt in einmal infizierten Schweinen und wird über Speichel, Ausscheidungen oder sexuellen Kontakt auf andere Schweine übertragen. Wie weit das Virus in der Schweinepopulation verbreitet ist, ist bisher nicht bekannt. Die Wissenschaftler, die über den neuen Erreger im Fachjournal "Emerging infectious diseases"  berichten, arbeiten gerade an einem neuen serologischen Test, um mehr über die Häufigkeit von Krankheitsfällen durch das neue Virus in Österreich zu erfahren.>




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