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Welthandelsentwicklung und Kolonialismus 1100-2000

Austausch von Gewürzen, Gemüse, Tropenfrüchten und Krankheiten durch Krieg und Sklaverei

Aufzeichnungen von Michael Palomino (1999); mit Ergänzungen

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aus: Kolloquium von Frau Annerose Menninger, München: "Kaffee, Zimt und Schokolade", Universität Zürich, Sommersemester 1999


Buchempfehlungen:
-- Wolfgang Reinhard: Geschichte der europäischen Expansion, Bd.1-3
-- Carol Shamas: Entwicklung von Genussmitteln in Europa
-- Magilon: Zucker, Tabak, Schokolade und Kaffee im Vergleich. Darstellung.
-- Glaman/Boxer: The Dutch in Asia
-- über Syphilis: Stefan Winkle: Geissel der Menschheit. Kulturgeschichte der Seuchen. 1997
-- über 30-jährigen Krieg und Tabakkonsum: "Die Kultivierung des Appetits".


Zusammenfassung

Die vorliegende Chronologie beschreibt die Entwicklung von Gewürzhandel, Kolonialismus und Krankheiten. Grundsätzlich handelt es sich dabei um einen grauenvollen globalen Vorgang der Konfrontation verschiedener Kulturen, der sich über Jahrhunderte hinzieht. Die Vehemenz, wie die "christliche" Kultur Europas dabei andere Kulturen zerstört, ist dabei eklatant. Arroganz und Überlegenheitsgefühl der Kirche und der "christlichen Medizin" führen Europa mehrmals in Katastrophen und Hungersnöte.

Ab dem "Mittelalter" verschlechtern sich in Europa die hygienischen Zustände durch die Zerstörung der römischen Wasserleitungssysteme massiv. Mit den "Kreuzzügen" ist nicht nur Massenmord an Arabern und Juden, sondern auch das Einschleppen von Lepra und Pest, gleichzeitig aber erste Profite mit neuen Gewürzen und Kaffee verbunden, die die "Viersäftelehre" der europäischen Medizin ergänzen.

Portugals und Spaniens Könige stellen nach dem missglückten "Palästina-Experiment" ab 1400 den Welthandel mit ihrer Forschung nach einem direkten Weg nach Indien auf eine neue Stufe. Man will nun die arabische Welt durch neue Segelschiffe in die Knie zwingen. Mit Kolumbus, der angibt, er habe mit der Karibik "West-Indien" entdeckt, beginnt 1492 ein weiteres Kapitel des Austauschs von Gemüsen, Bohnenfrüchten, vor allem aber von Tabakpflanzen. Die Begleiterscheinung des Austauschs von Krankheiten wirkt sich im Zusammenspiel mit der Versklavung der Eingeborenen katastrophal auf die "Indio"-Bevölkerung aus. Die Kulturzerstörung durch die spanischen Kolonialisten ist vollends, ganze Inselbevölkerungen werden ausgerottet und der Sklavenhandel mit Schwarzen als Ersatzsklaven etabliert. Portugals Strategie von Handelsstützpunkten an den Küsten Afrikas, Indiens und Indonesiens geht sehr viel differenzierter vor und berührt die kulturellen Aspekte des Lebens der Eingeborenenbevölkerung wenig. Die arabische Welt einzukreisen und die Profite des Zwischenhandels an sich zu reissen ist jedoch auf jeden Fall gelungen.

Ab 1600 beginnen die protestantischen Seemächte Holland und England die Konkurrenzierung der katholischen Welteroberer. Es kommt zum Kampf um Gewürzmonopole und zum Tausch von Kolonialgebieten. Der Rassismus drückt sich sogar im Speiseplan aus, wo Kartoffeln und Mais als Speisen der Unterschicht gelten und Eingeborene der Karibik für ihre "weissen Herren" Weizen anbauen müssen und selbst Hunger leiden. Über all diese Umstände ist der europäische Normalbürger natürlich kaum informiert, und Appelle von Humanisten gegen die Sklaverei haben gegen die Macht des Geldes keine Chance. Die "Erfindung" der Strassenreinigung dämmt zum ersten Mal das Infektionsrisiko.

Schliesslich können die Händler in Europa einen Kaffeeboom hervorrufen, der sogleich mit Kaffeeverboten beantwortet wird. Hungersnöte lassen breite Bevölkerungsschichten Europas auf die Kartoffel und sogar auf Mais zurückgreifen. Die Gründung der "USA" ist die Initialzündung für die Unabhängigkeitsbewegungen weiterer Kolonien. Die Erfindung der Toilette und des Streichholzes sind weitere Erfindungen gegen Infektionen. Der Adel profiliert sich derweil mit Tabakverboten, die aber nicht durchsetzbar sind. Die Monopole werden durch Pflanzenraub gebrochen, die Sklaverei durch Diskriminierung ersetzt und die technische Entwicklung zu Weltkriegen gesteigert. Die arabische Welt wird dabei durch den Bau des Suez-Kanals vollends entmachtet, womit die konsequente Verarmung des Nahen Ostens beginnt.

Die Provokation der europäischen Frauenemanzipation, die auch Kaffeehäuser und Rauchgewohnheiten für Frauen durchsetzt, ist dabei nur der Anfang einer europäischen Gegenbewegung gegen den destruktiven "christlichen" europäisch-amerikanischen "weissen Mann", der in seinem diskriminierenden Stolz zum Teil bis heute an den Weisheiten der Urbevölkerungen vorbeilebt und lieber am Herzinfarkt stirbt, als die Natur als lebendige Apotheke zu betrachten. Die Rehabilitation der Eingeborenenkulturen geht nur langsam vor sich und findet bei kapitalistischen Kräften nur dort Anerkennung, wo Profite erkennbar sind, zum Teil, ohne die Eingeborenen dafür zu entschädigen...

Michael Palomino
Oktober 2000


Chronologie

ab 15.000 v.Chr.?
Asiatenwanderung nach "Amerika"
Einwanderung asiatischer Stämme vom heutigen Ostrussland über die Landbrücke der heutigen Beringstrasse. Wissenschaftler nehmen an , dass alle kälteempfindlichen Viren und Bazillen bei diesen Wanderung abgetötet wurden. In der Folge bleibt die Genetik der Stämme Eingeborenen "Amerikas" unberührt.

um 2000 v.Chr.?
Zuckerrohranbau in Südostasien, dann allmählich bis Indien

ab Antike / ab 300 v.Chr. ca.
Medizinische Viersäftelehre
Grundlegend ist die These, dass alle Krankheiten aus einem Ungleichgewicht der "vier Säfte" des Menschen resultieren. Dadurch soll sich auch die 4-Typen/Temperamente-Lehre bestätigen:
-- Schwarze Galle - Melancholiker
-- Gelbe Galle - Choleriker
-- Schleim - Phlegmatiker
-- Blut - Sanguiniker.

Opium ist schon in der griechischen und römischen Medizin als Schmerzmittel bekannt. Die "Droge" gilt als Heilmittel.

100 v.Chr.-500 n.Chr. ca.
Römisches Reich: Anlegen von vielen Fliesswassersystemen
für die Städte. Damit kann die Verbreitung von Seuchen durch stehendes Wasser in Brunnen um ein Vielfaches verringert werden.

350
Erste Quellen über Teeproduktion in China
Bis zum 19. Jh. sind in China und Indien alle Städte mit Ruhr oder Lepra verseucht.

750
Japan übernimmt chinesische Kultur: Tee, Porzellan, Rasierbecken
etc. Erste Nachricht in Europa, dass in Japan Tee konsumiert wird.

ab 800?
"Mittel- und Südamerika": Kakao-Wasser beliebtes Getränk
in der Azteken- und Mayakultur.

ab 9. Jh.
Europa: "Mittelalter": Zerstörung und Verfall der römischen Wasserleitungs- und Fliesswassersysteme - Ruhr
Durch die Zerstörung und den Verfall der Fliesswassersysteme ist die Anfälligkeit für Seuchen, vor allem die Ruhr, um ein Vielfaches erhöht. Die Erreger leben im Stuhl und leben monatelang. Durch Fäkalien in Brunnen kann Ruhr sofort ausgelöst werden.

Kranke können monatelang infizieren, oder die Krankheit kann durch Fliegen übertragen werden. Es kommt zu Wasser- und Blutverlust durch Durchfall. In Europa sind alle Städte, ob mit Ziehbrunnen oder an Flüssen, gefährdet.

In der kommenden europäischen Stadtentwicklung haben Städte an Flüssen ihre Toiletten in Erkeranlagen konzipiert, die über den Fluss gebaut sind, so dass Urin und Fäkalien direkt in den Fluss gelangen. Gleichzeitig nehmen aber Bierbrauer ihr Wasser aus dem Fluss, so dass Seuchenverbreitung begünstigt wird.

Europa: Milzbrand-Epidemien/Ergotismus
durch das Mutterkorn bei Weidevieh, kann übertragen werden. Die Kranken werden zu geistigen oder körperlichen Krüppeln, bekommen epileptische Anfälle, müssen Glieder amputieren lassen, um eine Blutvergiftung zu verhindern.

Bis ins 18. Jh. kommt es in Europa regelmässig zu Ergotismus-Epidemien mit zum Teil 90 Prozent Toten. Oft gehen die Viehepidemie mit dem Ergotismus zusammen.

Die datenreiche Webseite http://www.kartoffel-geschichte.de beschreibt die Mutterkorn-Epidemien so:

<Die Mutterkornvergiftung, auch »St. Anthony’s Fire« (weil die Kranken dem heiligen Antonius anvertraut wurden) genannt, war eine der schreck­lichsten Krankheiten; sie rief Mehltau (Claviceps purpurea) hervor, der die Roggen­körner bei einer feuchten Ernte schwarz werden ließ. Selbst ein geringer Anteil dieses vergifteten und zu Brot verbackenen Korns löst die Krankheit aus. Im Verlauf von Epidemien litten ganze Dörfer an Krämpfen, Halluzinationen und an Gewebsnekrose, die zu einer tödlich verlaufenden Fäulnis der Glieder führte. Vor allem im 10. und 11. Jahrhundert wird Europa von durch den im Mutterkornpilz ent­haltenen wirk­samen Bestandteil Ergo­tin hervorgerufenen Ergotis­mus-Epidemien, der sogenannten Kriebel­krankheit, geplagt (Rückenmark- und Gehirn­erkrankung, Ergotismus con­vulsivus mit Krämpfen, Ergotismus gangraenosus mit Brand der Finger oder Zehen). 

Erst um 1600 kamen Gelehrte wie Adam Lonicerus und Caspar Schwenckfelt der Krankheitsursache näher. Schon die Römer wußten, daß man die schwarzen Körner nicht ausmahlen und essen durfte; kam es vor, daß ­spielende Kinder diese vergifteten Körner aßen und daran starben, hieß es, daß die »Roggenmuhme«, eine ausgezehrte Alte mit schwarzen ­Brüsten und schwarzem Haar, geholt habe. Roggen, aus einem orientalischem Wildkraut hervorgegangen, verbreitete sich in Mittel­europa, als sich beim Übergang von der Bronze- zur Eisen­zeit (etwa 600 v. Chr.) die Temperaturen abkühlten und die Niederschläge zunahmen. 

Die »Hexen« wußten, daß das Gift des Mutterkorns zur Zusammenziehung der Gebärmutter führt und gaben Mutterkorn, wenn sie eine Abtreibung herbeiführen wollten. Heute werden in den USA jährlich über eine halbe Million Kilogramm Mutterkorn eingesammelt, weil die in ihm ent­haltenen Alkaloide für bestimmte ­Medikamente unentbehrlich sind.> [1]


ab 1100
Europas Kreuzzüge: Gewürzhandel und Reis für die Oberschicht

Die Gewürze:
Safran
-- für Paella, Safran-Reis, Verwendung der Stempelschenken der Blüte, Verbreitung in ganz Europa
-- sehr teuer, weil hoher Produktionsaufwand, denn für 1 kg Safran müssen ca. 100.000 bis 200.000 Stempelschenkel verarbeitet werden
-- wird auch als Gewürzarznei und Färbemittel verwendet.

"Kassia"-Zimt
-- aus dem tropischen Süd-China erreicht Europa.

In Europa kommen die neuen Gewürze derart gut an, dass die Nachfrage den Preis in die Höhe treibt. Die Muslime, die den Zwischenhandel beherrschen, erhöhen entsprechend die Preise, so dass die Gewürze in Europa nur der Oberschicht zugänglich sind.
In der Folge ist es das Bestreben der europäischen Politik, den muslimischen Zwischenhandel zu vernichten.

Verbreitung des Zuckerhandels
-- Anbau in Zypern, Griechenland, Sizilien
-- das Personal der italienischen Handelsschiffe und später der portugiesischen, spanischen und holländischen Handelsschiffe etc. bekommt Gewürzpäckchen als Firmengeschenk. Die so verschenkten Gewürzpackungen werden im Freundeskreis er Hafenstädte verteilt.

Einführen des Reis als Nahrungsmittel
-- aus Südostasien, importiert als Delikatesse für die reiche Schicht
-- der Anbau ist arbeitsintensiv und nur mit Billigarbeitskräften möglich, die hinnehmen, dass sie mit Malaria verseucht werden. Die Malariagebiete der Schwemmlande grosser Flüsse nehmen durch den Reisanbau in Italien und Spanien massiv zu.

Eingeschleppte Lepra durch das "heilige Land"
Vorkommen der Lepra in Europa und Asien bis ins 19. Jh. Es kommt zu chronischem, z.T. jahrzehntelangen Siechtum: Knotenbildung, Gesichtsentstellung, Befall der Nerven, "Krallenhände", verzogene Füsse.
Die Ruhr vernichtet drei Kreuzfahrerheere.

Bei Ausbrechen der Seuchen verlassen Reiche und Arme ihre Familien. Es kommt zu Plünderungen, zum gesellschaftlichen Zusammenbruch. Lebensmittel werden knapp, Leichen türmen sich in den Häusern.

[Es ist somit nicht abwegig zu vermuten, dass die Oberschicht in ihrem kirchlichen Wahn Europa mit Gewürzen und Krankheiten überzieht, worunter vor allem die Mittel- und Unterschicht zu leiden hat].

13. Jh.
Höhepunkt der Lepraepidemien in Europa
durch weitere Kreuzzüge eingeschleppt.

1254-1324
Marco Polos Reisebericht aus China und Cipangu/Japan
Polos Reise nach China 1271 und seine Rückkehr 1295, vor allem aber sein Bericht über das chinesische Reich des mongolischen Grosskhans, ist die grosse Initialzündung für weitere Seefahrtabenteuer der europäischen Seefahrer nach dem Osten. Marco Polo schwärmt von Gold und Silber, Porzellan, von Hochkulturen, von exotischen Drachen, Tieren, von der Hochkultur Cipangu (Japan), die im Krieg mit China steht etc.

Die Kirche träumt weiter, den Islam zu vernichten, um selbst vom Zwischenhandel mit Indien und China zu profitieren.



1300

ab 1300
Medizin: orientale Gewürze als Ergänzung zur Viersäftelehre - "Hexenwissen"
Die bisher durch den Kontakt mit dem Vorderen Orient handelbaren Gewürze sollen die Viersäftelehre ergänzen und je nachdem - so die Vorstellung der damals führenden Medizin - die Ungleichgewichte im Körper beheben helfen:

-- Fisch/Krebs sollen Phlegmatiker meiden oder mit trockenen Gewürzen abtemperieren, sonst komme es zu Fieber
-- für die normale Bevölkerung sollen die "normalen Gewürze" wie Petersilie, Salbei, Schnittlauch etc. ausreichen.

Weise Frauen, als "Hexen" verleumdet, produzieren halluzinogene Salben, sogenannte "Hexensalben", mittels der "Bella Donna"/"Tollkirsche, die Flug- und Wahnvorstellungen produzieren.

Die Kirche verfolgt das sich im Volk ausbreitende "Hexenwissen", das der Bevölkerung eine andere Welt offenbart. Hexenverbrennungen.

Europa: Gewürzdiebstahl, Gewürzfälschungen, Gewürzgeschenke, erste europäische Kochbücher
Gewürzdiebstahl ist normal, geht durch alle Schichten, von der Dienstmagd bis zu den "höheren Gästen". Auch gefälschte oder "gestreckte" Gewürze sind ein alltägliches Vorkommnis.

Übermässiges Würzen ist in der privilegierten Oberschicht vor allem an Festen im späten Mittelalter Gang und Gäbe, ebenso Gewürze als Geschenk.

Es kommt zur Entwicklung erster Kochbücher mit Hinweisen, dass Gewürze die Darmflora stabilisieren, dass Gewürze aber verdorbenes Fleisch nicht wieder geniessbar machen können.

ab 14./15. Jh.
Äthiopien: Kaffee: Erster Konsum eines Kaffeebohnenaufgusses
-- der Kaffeekonsum ist wahrscheinlich in Jemen erfunden.
-- die Kaffeeplantagen sind bewacht. Bohnen werden auf dem Transport mit Wasser übergossen, um Keimfähigkeit zu unterdrücken.
-- der Kaffee verbreitet sich in Arabien und Indien, und es kommt zu Bohnenschmuggel.

1348-1352
Pest in Europa durch den Mittelmeerhandel - Kirchenhetze und Vertreibung Andersdenkender - Psychose treibt der Kirche die Menschen zu, Kapitalanhäufung - erste medizinische Erklärungen
Die Pest wird aus Schiffen von der Krim von Venedig bis nach Skandinavien und Russland verbreitet. Übertragung durch den Rattenfloh, über Rattenkot und Speichel. Bei der Lungenpest kommt es zur Blutvergiftung, zu dunklen Flecken auf dem ganzen Körper.

Damalige Schätzungen beschreiben den Tod von 2/3 der Bevölkerung, heutige Schätzungen besagen den Tod von 1/4 der Bevölkerung.

Die Kirche macht aus den Vorkommnissen ihre Version des Strafgerichts über die "sündigen" Menschen und löst dadurch eine Massenhysterie aus. Es kommt zu Busspredigten und zu Geisslerzügen mit Selbstverstümmelungen, wobei die Geisslerzüge an sich wieder infektionsfördernd sind.

Es kommt zur stereotypen Anschuldigung gegen "die Juden", zu Ausschreitungen und Vertreibungen von Juden und "Andersdenkenden". Den jüdischen Gemeinden wird alles Mögliche vorgeworfen: Hostienschändung, Brunnenvergiftung mittels vergifteter Säckchen, Kinderraub etc. In Judenpogromen werden ganze jüdische Gemeinden vertrieben, ohne dass damit die Ursache der Pest beseitigt wird.

Gleichzeitig nehmen infolge der Massenpropaganda der Kirche die Stiftungen an die Kirche zu. Altäre werden gestiftet, Messen nach dem Tod gelesen, die aber im Voraus bezahlt werden müssen, Klöster für Orden gestiftet, die die Armenfürsorge für die verarmten Kranken übernehmen. Die Kirche nutzt die Krise zur Kapitalanhäufung.

In der Medizin verbreitet sich eine "Niniasma"-Lehre, die mittels Planetenkonstellationen Gasausbrüche erklärt, die die Welt vergiften und so Seuchen verursachen. Cholera und Malaria sollen von giftigen Dämpfen verursacht sein, was bis ins 19. Jh. medizinisch anerkannte Theorie in Europa bleibt.

Gegen Kontaktansteckung wird propagiert:
-- Internierung
-- Flucht
-- Feuer auf Strassen
-- Abfeuern von Kanonenkugeln
-- Räuchern
-- Amputationen
-- Riechschwämmchen mit Schnabelmasken und Glasbrillen für Pestärzte, die mit einem Stock den Puls fühlen
-- Schwitzkuren, Quecksilberkuren und Aderlässe, die bei Übertreibung zum Massentod führen.

Politik gegen die Seuchen
-- erste Anzeigenpflichten
-- Einführung von Quarantäne auch auf Schiffen
-- Gesundheitspässe
-- Verbrennen von Bettwäsche
-- Schliessen von Gaststätten
-- Lepra-Schauen, Bettelgänge mit Lepraklappern, Einrichtung von Leprosorien.

In London werden im 14. Jh. gegen die Pest alle Katzen und Haustiere getötet. Die Massnahme bringt nichts.
In Strassburg wird einer Brunnenvergiftung die Schuld an der Pest zugeschoben.

Bei Malaria wird Brackwasser als Ursache vermutet, was zum Teil stimmt.

1350
Anwenden von Pfeffer und Zitrusfrüchten auch gegen Pest
im "Pestgutachten" erwähnt.



1400

15. Jh.
Beginn des Zuckerrohranbaus auf den Azoren und den kanarischen Inseln
Die beiden Inselgruppen werden durch ihre durch die portugiesische Schifffahrt an der Westküste betriebene Sklaverei Hauptproduzenten für europäischen Zucker.

ab 15. Jh.
Fleckfieber in Spanien
übertragen durch Kopfläuse und durch schlecht gewaschene Kleider. Der Läusekot gelangt in die Blutbahn oder wird eingeatmet. Symptome sind rötliche Flecken am Körper und Muskellähmung.

1467
Europa: Anlegen erster botanischer Gärten in Spanien und Portugal

1492
Spanien/Kolumbus: Kolumbus muss Gold und Gewürze erfinden, um weitere Reisen bewilligt zu bekommen
Gemäss den Beschreibungen von Marco Polo fährt eine spanische Expedition unter Kolumbus in Richtung Westen, um Indien zu finden. Als Kolumbus den Eingeborenen der Karibik Gewürzproben aus portugiesischen afrikanischen Kolonien zeigt, kennen die Eingeborenen diese Gewürze nicht. Eine Gruppe von Kolumbus' Seeleuten bleibt auf Hispañola/Santo Domingo. Während Kolumbus nach Hause fährt, ziehen die Weissen auf Hispañola ein Terrorregime gegen die Eingeborenen auf.

Im Reisebericht an den König fallen auf jeder zweiten Seite die Worte "Gold" und "Gewürze". Der Bericht ist eine Lüge, denn Kolumbus muss die Erwartungen des spanischen Königs erfüllen und unbedingt von Gold und Gewürzen reden, um eine weitere Reise finanziert zu bekommen. Ausserdem ist er überzeugt, Indien entdeckt zu haben. Schon dass Kolumbus den Khan von China nicht gefunden hat, gilt in Spanien als eine grosse Enttäuschung.

Kolumbus muss einen Brief an den Rechnungsrat des spanischen Hofs abgeben. Darin verspricht er, bei der nächsten Fahrt Gold, Gewürze, Mastixharz, Aloe, Rhabarber, Zimt und Sklaven zu finden. Damit bekommt er weitere Fahrten bewilligt.

ab 1492
Versklavung der "Indianer" - "Indianerbrief" und "Christianisierung"
Die Einheimischen der Karibik werden von Mitstreitern von Kolumbus versklavt. Kolumbus selbst zeigt in Europa stolz eine Gruppe Eingeborener, wobei der Kaiser deren Versklavung ablehnt. Die Bedingungen der spanischen Kolonialisten, die sich auch untereinander die Herrschaft über die Karibikinseln streitig machen, sind für die "Indios" derart miserabel, dass ganze Inselbevölkerung aussterben und ausgerottet werden. In Kolumbus' Berichten kommt die kulturelle Welt der Eingeborenen kaum vor. Es ist eine "Jetzt komme ich"-Mentalität.

Der spanische Kaiser Karl V. verfasst schliesslich den "Indianerbrief", der es den spanischen Besetzern Mittel- und Südamerikas erlaubt, mittels Vorlesen eines Textes auf Spanisch und Latein alle Eingeborenen zu unterwerfen, obwohl die Eingeborenen kein Wort davon verstehen. Mit dem Vorlesen des Briefes ist der Akt der Inbesitznahme besiegelt. Als Begründung der Besetzung wird immer wieder die "Christianisierung" und die Opferungen der Eingeborenen an bestimmte Götter angeführt. Zudem behaupten die "christlichen" Chronisten von gewissen Eingeborenenvölkern, sie seien Kannibalen. Das Stigma des Kannibalismus bleibt bis weit ins 19. Jh. erhalten und wird durch Abbildungen europäischer Maler noch verstärkt.

1493
Der Papst legt zwischen Portugal und Spanien die Weltaufteilung fest

Die beiden Königreiche, die in der Schifffahrt europaweit am weitesten entwickelt sind, bekommen vom Papst das "göttliche Recht", die Welt je zur Hälfte zu beherrschen und missionieren zu dürfen.

ab 1493
Der Austausch von Krankheiten zwischen Europa und "Amerika" / "West-Indien"

Krankheitswelle in West-Indien/Amerika - Einschleppen der Syphilis aus West-Indien/"Amerika"
Der weisse Mann aus Europa bringt nicht nur Versklavung und Raub, er bringt auch seine Krankheitserreger nach "Amerika": Pocken, Malaria, Ruhr, Typhus, Lepra, Grippe, Masern und Mumps. Die Eingeborenenvölker werden mit allen europäischen Krankheiten zum ersten Mal konfrontiert. Da sie lange isoliert gelebt haben, haben sie keine Abwehrstoffe gegen die vielen europäischen Krankheiten entwickelt und viele Krankheiten, die in Europa nur eine Woche Krankenbett bedeuten, sind für die Eingeborenen in West-Indien/Amerika tödlich. Die aus Europa eingeschleppte Grippe fordert unter den Eingeborenen eine Bevölkerungsreduktion von 50 Prozent, die Pocken noch einmal 80-98 Prozent. Durch die Versklavungen und die schlechten Lebensbedingungen wird die Ausrottung der Indio-Bevölkerungen sehr begünstigt.

Die Seuchen werden zu "Verbündeten" der Kolonisten, weil die Eingeborenen in Massen einfach wegsterben und so die Landstriche zum Teil ganz entvölkert werden.

Im Gegenzug importiert Kolumbus aus West-Indien/Amerika die Syphilis nach Europa. Verdacht der Übertragung durch Sexualkontakt. Fortan hängt der Syphilis das Stigma von Prostitution und Alkoholismus an. Die europäische Bevölkerung ist - wie die "amerikanischen" Eingeborenen für Grippe und Pocken - sehr anfällig, weil sie zum ersten Mal mit der Krankheit konfrontiert wird. Die Eingeborenen in West-Indien/"Amerika" leben mit der Syphilis bei niedriger Sterblichkeit.

Im ersten Stadium können die Geschwüre ausheilen. Dann 2-5 Jahre später kommt das aggressive Tertiärstadium: jahrelange Geschwüre, in Begleitung von weggefressenem Gaumen und Nasenskelett, Sehnen, Knochen und Organen. Vor allem die Nase wird weggefressen.

Als Gegenmittel gilt eine Quecksilbersalbe, die in die Wunden eingerieben wird. Die Nebenwirkungen sind gravierend:
-- die Mundhöhle wird aufgedunsen
-- die Zähne lockern sich
-- es kommt zu Speichelabsonderungen bis zu vier Pfund täglich-

Zudem ist keine einheitliche Dosierung möglich. In der Folge sterben die Syphilispatienten eher an Quecksilber als an der Syphilis selbst.


Die datenreiche Webseite
http://www.kartoffel-geschichte.de beschreibt die ganze Szene der Begegnung der Krankheiten zwischen den Kontinenten folgendermassen:

<Die Ureinwohner Amerikas starben an Krankheiten, die in Europa ernst aber nicht unbedingt tödlich verliefen, wie Grippe, Scharlach, Diphtherie, Malaria, Keuchhusten, Gelbfieber, Ruhr oder Pocken, insgesamt (so hat der Historiker Russell Thorn­ton gezählt) dreiundneunzig Krankheiten.  

Lopez de Gomara berichtet 1533 in seiner Geschichte der Eroberung Mexikos über die eingeschleppten Blattern:

    »Fast die Hälfte des Volkes fiel der Seuche zum Opfer, besonders da diese Krankheit neu für sie war. Die aber dieser grau­samen Krankheit entkamen, waren durch Geschwüre bis zur Unkenntlichkeit entstellt, zum Teil infolge ihres un­sinnigen Kratzens.«  

Die spanischen Eroberer hatten (un­bewußt) eine »Bio-Waffe« eingesetzt.

Daß die eingeschleppten Krankheiten so schreckliche Folgen für die indigene Bevölkerung hatten, soll daran ge­legen haben, daß die Einwohner genetisch sehr nahe verwandt waren. 

Mindestens einmal schenkten englische Soldaten aus kriegstaktischen Gründen aufständischen Indianern Kleidungsstücke, die »aus dem Hospital entnommen waren, um die Pocken auf die Indianer zu übertragen« (so der englische Kommandant des Fort Britts). Da soll man sich heutzutage nicht mehr darüber wundern dürfen, daß auch in der Taliban-Zeit das Rote Kreuz (IKRK) in Afghanistan ein Forschungslabor betrieb, in dem Milzbranderreger gezüchtet wurden. 

Die bereits von den ersten Entdeckern mit­gebrachte (amerikanische Variante der) Syphilis durch­querte innerhalb kür­zester Zeit ganz Europa. Die Rache Montezumas ist ‘was anderes. Die von den frühen Ärzten ent­wickelte Queck­silbertherapie war brutal für die Betroffenen, ver­hinderte aber nicht die Erkrankung, sie nimmt nur eine mildere Form an.  

Falls eine Ausrede benötigt wird: Nicht jede Form der »Syphilis« wird durch Geschlechtsverkehr und dem Er­reger Treponema übertragen. Das Wort »Syphilis« taucht ­erstmals 1530 in einem Gedicht auf, in dem ein unglück­licher ­Schäfer namens Syphilus besungen wird, der während ­einer ­großen Hitzewelle die Sonne verflucht. Und zur Strafe schlugen die Götter ihn mit dieser neuen Krankheit. 

Die Matrosen der»Nina«, die es mit den Eingeborenenfrauen – unangenehm, diese behaarten und schmutzigen Europäer – trieben, brachten die (amerikanische) Syphilis nicht mit. Aber was soll man erwarten von dem gemeinen Mann, wenn selbst hochgestellte und gebildete Leute des Wissens waren, daß der Teufel nichts so sehr haßt wie mensch­lichen Kot und »die Teufel einen sehr feinen Geruch haben und jede Art von Gestank verabscheuen und ihm aus dem Weg gehen«. Deshalb die Scheu vor Wasser; deshalb nur freitags in die Badewanne ­– aus altchristlichen Motiven, nicht um Wasser aus Umweltgründen zu sparen. Wer sündigt, will wenigsten nicht vom Teufel noch be­lästigt werden. 

Wahrscheinlicher ist, daß entweder die verschleppten»Tainos« der zweiten Reise die Syphilis auf die – ewig neugierigen – Frauen (die Majas) am spanischen Hof über­trugen. Die Spanier brachten von der Neuen Welt die Syphi­lis nach Europa, die 1493 in Lissabon eine erste Epidemie aus­löste.  

Die Syphilis war eine im alten Amerika relativ harm­lose Erkrankung, da sich die amerikanischen Ureinwohner an ­diese Bakterien über Jahr­tausende gewöhnt hatte und ent­sprechende Anti­körper vorhanden waren. Eine zweite Epidemie trat während der französisch-italienischen ­Kriege Ende 1494 in Italien auf; der französische Charles VIII. eroberte Neapel und deshalb wurde die Krankheit als »Mal de Naple« bezeichnet 

An der Syphilis starben Papst Alexander VI., König Franz I. von Frankreich, Heinrich VIII., Ulrich von Hutten (schrieb ein Traktat »Über die Gallische Krankheit«) und etlich andere, die sich nicht an das von der Kirche verhängte Keusch­heitsgebot hielten. Der italienische Arzt Girolamo Fra­castoro belegt diese Ge­schlechts­krankheit 1530 in einem Lehr­gedicht erstmals mit dem Namen Syphilis (im selben Jahr kamen »sieben spanische Teufel« nach Italien).

Die Syphilis­ wurde auch politisch-religiös ausgeschlachtet, denn ­solche Krank­heiten träten nur in »Verfallszeiten« auf; der deutsche Medizinhistoriker Georg Sticker sprach deshalb passend zum Zeitgeist der 1920er Jahre von der »verseuchten Lebewelt Frankreichs« (deshalb die »Französischen Pocken«) und vom »schmutzigen Zigeuner­tum« .  

Andere in Amerika regional stark ver­breitete Krankheits­erreger wie die der Carrion-Krankheit oder der Chagas-Krankheit konnten sich in Europa nicht behaupten. Auch der im tropischen Amerika heimische Sandfloh (von Oviedo y Valdés niguas genannt), der verstümmelte Zehen und tödlich verlaufende sekundäre Tetanus-Infektionen hinter­ließ, wurde in Europa nicht heimisch. In Afrika, dort 1872 ein­geführt, hat er sich zu einer endemischen Plage entwickelt. Um­gekehrt infizier­ten Pizarros Soldaten die Inkas mit den in Europa relativ harmlosen Grippeviren und lösten damit eine tödliche Epidemie aus; die Bevölkerung im Inka-Reich sank durch Totschlag und Epidemien von rund zwölf auf weniger als zwei Millionen. 

Krankheiten führten auch in Australien zur drastischen Verminderung der Ein­heimischen; als die Engländer 1788 das heutige Sydney gründeten, brach die erste von mehreren Epidemien aus, denen viele Ureinwohner (engl. Aborigine) zum Opfer fielen.> [1]


1495
Europa: Erste aggressive Syphilis-Epidemie in ganz Mitteleuropa und in Russland

1498
Portugals Schiffe erreichen das "Kap der Stürme"
Das erste portugiesische Schiff umfährt das "Kap der Stürme", das später vom Papst in "Kap der Guten Hoffnung" umbenannt wird. Der direkte Weg nach Indien ist nun nur noch eine Frage der Zeit.



1500

16. Jh.
Fleckfieber in Frankreich
Die Ruhr vernichtet ein weiteres Kreuzfahrerheer.

1.Hälfte 16. Jh.
Venezuela / Orinoco-Gebiet: Welser und Spanier betreiben die absolute Vernichtung der Eingeborenen-Bevölkerung

Spanien-Portugal: Medizinische Untersuchungen an Gewürzen und Pflanzen
Iberische Ärzte fördern den Konsum der neuen kolonialen Genussmittel, z.B. der spanische Arzt Monardis.
Dadurch kann eine weitere Preissteigerung für Gewürze erreicht werden, die nun auch als Medizin verkauft werden.

bis 16. Jh.
Jemen: Geschützter Kaffeebohnenanbau und Schmuggel von Kaffeebohnen
Der geschützte Kaffeebohnenanbau hat in Jemen den Monopolproduzenten. Der Anbau erstreckt sich auch nach Arabien und Äthiopien.
Muslimische Pilger schmuggeln im Verlauf des 16. Jh. Kaffeekörner aus Arabien nach Indien und versuchen dort eigene Pflanzungen.

ab 16. Jh.
Beginnender "Welthandel"
Die Kolonien liefern, ausser bei Tee, nur Rohprodukte und bekommen nur wenig Gewinn. Der Grossteil des Gewinns wird bei Bohnen nach der Verarbeitung, der Röstung, gemacht. Die eingeborenen Bevölkerungen der Kolonien sind dadurch zur Armut verdammt. Zum Teil werden Ersatzmittel / Surrogate untergemischt.

Einführung der peruanischen Kartoffel in Europa
-- die Kartoffelsorten gelten in Europa zunächst als Viehfutter und Armenspeise. Im Süddeutschen Raum verbreitet sich die Kartoffelmehlspeise.
-- medizinisch spielt die Kartoffel keine Rolle, ausser, dass sie als Gift erwähnt wird
-- in Spanien werden Kartoffeln von den Bauern für den Eigenbedarf angepflanzt, im übrigen Europa jedoch gilt die Kartoffel nur als Viehfutter.

Die Kartoffel galt zuerst als Zierpflanze, dann als Medizinalpflanze, und durch die Hungersnöte dann auch als Speise. Details zur Kartoffel in Peru und in Europa sind hier zu finden.

Import von Gemüse- und Fruchtpflanzen nach Europa
-- Tomate: aus Mittelamerika
-- Gemüsepaprika: aus heutigem Brasilien und Peru
-- Ananas: aus Brasilien
-- Banane: aus Indien, Südost-Asien, Beginn der Züchtungen.

Die ab Kolumbus in Europa eingeführten Pflanzen werden von manchen Botanikern auch als "Neophyten" bezeichnet. Gemäss der datenreichen Webseite http://www.kartoffel-geschichte.de werden aus "Amerika" neben der Kartoffel  eingeführt:

<Paprika (Chili, nicht aus Ungarn, auch »penis pepper« genannt) und Peperoni. Garten­bohne, Mais (Popcorn ist eine fünf­tausend Jahre alte Erfindung der amerikanischen Ur-Einwohner), Maniok, eine neue Kürbisart, Kapuzinerkresse, Wildreis, Ananas (aus Hawaii? nein), Avo­cado, Kürbis, Vanille, Tabak (»Herba Reginae«), Erdbeere (die kleinere Wald-Erdbeere gab es schon in Europa), Feigenkaktus, Sonnenblume, Erdnuß (nicht aus Plains in Georgia und als »Peanuts« nicht aus der Deutschen Bank), Kakao, Cashew, Chinin und Pa­paya stammen wie die Trut­henne am»Thanks-Giving-Day« eben­falls aus Südamerika. Und es kommt – wie schon erwähnt – die Tomate. [...] Drei Fünftel aller heute­ in der Welt angebauten Feld­früchte sind den Ureinwohnern Amerikas zu verdanken. [...] Um­gekehrt kamen in die Neue Welt Kaffee, Reis, Weizen und Zuckerrohr [...] und Sklaven.> [2]

Die Tomate wurde war gelb und hiess "tumatl":

<Die Tomate wurde von den Azteken als tumatl gesammelt und gezüchtet. In Italien wird sie 1544 erstmals als Goldapfel, mela aurea, beschrieben – die Urform soll der gelben Kirschtomate geähnelt haben. Als Paradies- und Liebes­apfel regte sie zwar die Phantasie, anfangs aber nicht die Kochkunst an.> [2]

Kakaobohne aus Mittel- und Südamerika
-- die Bohne selbst, die in Schoten an Bäumen wächst, stammt aus dem heutigen Venezuela / Orinoco-Delta
-- dann kommt es zur Verbreitung der Kakao-Bohne bis Mittelamerika / Mexiko
-- die Kakao-Bohne wird von den Azteken Mexikos und anderen indigenen Kulturen zusammen mit der Kokosnuss sogar als Zahlungsmittel eingesetzt
-- die Bohne wird zu Dünnbier, zu Dünnwein und Most verarbeitet.

Zuckeranbau: Verlagerung von den Azoren und den Kanaren nach Südamerika - Sklaverei in der Karibik
Die Karibik wird Drehscheibe für den Sklavenhandel, weil der weisse Mann die ausgerotteten Urbevölkerungen durch Schwarze ersetzen muss, um überhaupt noch Plantagen betreiben zu können.

Die Sklaven haben eine geringe Lebenserwartung, weil sie bei ungünstigem Klima in kräftezehrenden Zucker- und Kaffeeplantagen schuften müssen.

Verbreitung der Tabakpflanze aus Mittel- und Südamerika
Tabak gilt den Eingeborenen als heilige Pflanze, als Opferpflanze. Rauchen gilt sogar als Kontakt mit den Göttern. Damit verbunden ist ein soziales Rauchritual mit zum Teil sogar vertragsbindender Funktion, die von den dortigen Eingeborenen verschieden konsumiert wird:
-- die Blätter werden roh gekaut
-- die Blätter werden in Kalkmilch eingelegt und dann gekaut
-- die Blätter werden getrocknet, gemahlen und dann geschnupft oder geraucht.

Tabak: Einführen des Rauchens in Europa als "Tabacktrincken"
Schnupfen und rauchen sind für Europa völlig neue Konsumationsformen und werden in der europäischen Reiseliteratur zum Teil als "Laster" geschildert. Nikotin ist ein noch unbekannter Wirkstoff.

Tabakkonsum verbreitet sich in der europäischen Bevölkerung ab dem 16./17. Jh. in der grossen Masse. Die Formulierung variiert zwischen "Tabak saufen/Tabak trinken" oder "Tabaksäufer/Tabaktrinken". Die Analogie zu Nebenwirkungen wie beim Alkohol ist offensichtlich.

Tabak wird aber auch in Rezeptbüchern als Heilmittel gepriesen und gilt
-- als Schmerzmittel gegen die Syphilis
-- als Aufputschmittel: wirkt wie "starker Wein" und führt zu Ohnmacht
-- soll heilsam gegen überflüssige Hirnmasse sein, die vom Tabak "aufgebraucht" wird
-- gilt als Durst- und Hungerlöscher.

Flugblätter werben zum Teil für den "Tabakgenuss" bei Handwerkern und Mittellosen.
Als Tabakersatz dienen in Europa das Rauchen von Eichenblättern und Hanf.

In Asien provoziert Tabakrauchen den Rauchkonsum von Opium. Vor dem Tabakkonsum sind keine Quellen zum Rauchen von Opium bekannt.

Die datenreiche Webseite
http://www.kartoffel-geschichte.de schreibt über die Einführung des Tabaks in Europa:

<Fernandez de Oviedo schreibt 1535 empört: »Neben noch anderen schlimmen Bräuchen haben die Indianer eine besonders schädliche Sitte. Sie atmen eine be­stimmte Sorte­ Rauch ein, den sie Tabak nennen, um einen Zustand der Bewußt­losigkeit und des Rausches herbeizuführen ... Sie saugen den Rauch ein, bis sie das Bewußtsein verlieren und auf dem Boden hingestreckt liegen wie Männer im Schlafe­ der Trunkenheit.« Die »Rauchaufsucht« kam zuerst in Spanien, England und Holland auf. So wie sich die Zahl der Liebhaber des Tabaks vermehrte, erhöhte sich auch die Zahl der Gegner.   Während die Genießer von »Wunder-Confect«, ­»für­nehmb­stes Artzney-Kräutlein« und »Erfrölichungs­-Kraut« sprachen, ver­teufelten die Gegner den Tabak als Höllenkraut, dessen Herkunft aus der Hölle am Gestank zu erkennen sei. Nach Deutschland kam die Sucht erst mit englischen Soldaten, die Anfang der 1620er Jahre nach Böhmen zogen. Es kamen neue Berufe: »Tabacks­kremer« und »Tabakisten«, Das Verb »rauchen« für den Tabakgenuß kam erst gegen Ende des 17. Jahr­hunderts auf.> [1]

Prestige der Reichen: Tabak-Ziergarten
Tabakpflanzen werden zu Zierzwecken, Aromazwecken und Prestige-Zwecken von den königlichen und bischöflichen Apothekern gezogen und verarbeitet.

Prestige der Reichen: Neue Farben durch Färberpflanzen

Bevor die Farben chemisch hergestellt werden konnten, war die gesamte Welt auf Färberpflanzen angewiesen. In Europa kamen viele Pflanzen erst aus der islamischen Welt, und dann noch aus der "amerikanischen" Welt. Die Webseite www.kartoffel-geschichte.de berichtet:

<Ohne amerikanischen Indigo bzw. Koschenille wäre der Alltag der vor­chemischen Gesellschaft der Alten Welt farblos gewesen. [...] Farbpflanzen wie Waid (Isatis tinctoria, »Deutscher In­digo«, blau), Krapp (Rubia tinc­torum, Färberröte), Wau (Resedaceae luteola, Färber-Resede, gelb) wurden mühsam heimisch angebaut, die braune Farbe kam von Zwiebel­schalen, Ginster und Kreuz­beeren lieferten auch Gelb, Kirschen, Saflor oder wilder Safran brachten Rot, Rotviolett kam aus der Orseille-Flechte und allesamt wurden in ­Safran und Urin getränkt. Seltene und besonders teure Farben­ waren Standespersonen vorbehalten. Purpur wie auch andere satte und dunkle Farben waren schwer herzustellen und genossen deshalb hohes gesellschaftliches Ansehen.> [2]


Aberglauben bei Pflanzen
Über gewisse Pflanzen existieren in Europa Magie und Aberglaube. Die Tomate gilt als "Liebesapfel" mit angeblichen afrodisiakischen Wirkungen. Eine Muskatnuss als Anhänger soll vor Krankheiten schützen.

Auch im Aztekenreich im heutigen Mexiko existiert Aberglaube über gewisse Pflanzen.

ab 1500
Indienhandel und Lepra - Panik in Europa - Betteln und Leprosorien - beginnende Forschung
Durch den Aufbau des portugiesischen Indienhandels mit Direktimporten von Gewürzen werden auch Lepra-Erreger eingeschleppt. Lepra und Syphilis verursachen Panik und demographische Einbrüche in Europa. Wer eine Lepra oder Syphilis überlebt, der bleibt für immer verkrüppelt, muss betteln gehen oder kommt im Leprosorium ausserhalb der Stadtmauer unter. Er wird gesellschaftlich für immer entwurzelt und verliert den Kontakt zu seiner Familie. Die europäische Suche nach Medikamenten gegen die Syphilis in "Amerika" beginnt.

Ablehnung indianischer Heilmethoden wegen Vier-Säftelehre - Gewürze als Heilmittel in Europa

In Sevilla werden für Experimente an neuen Pflanzen zu medizinischen Zwecken botanische Gärten angelegt.

Die europäische Medizin übernimmt die aztekischen Heilmethoden der Wundbehandlung nicht, weil sie von ihrem doktrinären Medizinmodell der Vier-Säftelehre nicht loskommt. Nur aztekische Mittel, die in die Säftelehre passen, werden aufgenommen.

Nach der Vier-Säftelehre muss eine Wunde eitern. Dieser Grundsatz überdeckt alle anderen Gedanken.
Somit passen in die Vier-Säftelehre:
-- Gouyakholz zur Schwitzkur-Behandlung übernommen, weil mit Schwitzen Schleim reduziert wird
-- die Wirkungen von Kaffee und Tee, weil sie harntreibend wirken
-- die Wirkungen von Tabak/Gewürze, weil sie austrocknend wirken.

-- die Gewürze Pfeffer und Ingwer gelten als wasserentziehende Gewürze, die dem Fisch und sonstigen schleimigen Speisen Wasser entziehen
-- Kaffe, Tabak und Tee sollen als Reduktionsmittel gegen Alkohol im Blut gelten
-- Mastixharz wird gegen Magenschmerzen verschrieben
-- Chinin/Chinarinde hat grosse Schwierigkeiten, sich als Malariamittel durchzusetzen, weil es ohne sichtbare Vorgänge die roten Blutkörperchen angreift und sich äusserlich keine Veränderungen zeigen.

Ein weiterer Grund der Kirche, die Methoden der Azteken abzulehnen, ist die Parallelität zu den "Hexenverbrennungen". Da die Heilmethoden der "weisen Frauen" um 1300 schon nicht akzeptiert wurde, so darf die Kirche die Heilmethoden der Azteken auch nicht zulassen.

[Dasselbe geschieht mit allen Heilmethoden der Eingeborenen Indiens und Südostasiens, die vom weissen Mann mit dem Kreuz in der Hand verteufelt werden].

1502
Europa: Zweite aggressive Syphilis-Epidemie in ganz Mitteleuropa und in Russland
Spanien: Spitalbauten in der Karibik
Königin Isabella ordnet Hospitäler auf Hispañola/Santo Domingo für Arme und Erkrankte an.

1503
Kannibalengesetze in Spanien
gegen die als Kannibalen verteufelten Eingeborenenstämme Mittel- und Südamerikas. Jeder spanische Eroberer hat das Recht auf deren Versklavung.

1504
Portugal eröffnet den ersten direkten Seeweg zwischen Europa und Indien
und behauptet das Gewürzmonopol für den Direkthandel nach Europa.

ab 1510 ca.
Weitere Versklavung
-- Ceylon: Einheimische müssen für Portugal und Holland zu Hungerlöhnen schuften
-- Ambon: Zur Muskat- und Nelkenernte werden Eingeborene versklavt

1511/12
Erste portugiesische Handelsstation auf den Molukken

bis 1513
Spanien-West-Indien/"Amerika": Kartographie als Ausdruck der Seemacht
Kartographierung der östlichen Küstenlinien

1514
Spanien-West-Indien/"Amerika": Kartographierung der westlichen Küstenlinien
Portugal eröffnet in Kanton in China eine erste Handelsstation. Gründung der Stadt Macao.

1519/1522

Magellans Weltumseglung - die Benennung "Pazifik" - die "Philippinen" und Molukkengewürze
Erste Weltumseglung unter Magellan im Namen der spanischen Krone, um die Gewürzmärkte in Indonesien/Molukken der portugiesischen Krone streitig zu machen. Das Meer am Ausgang der nach ihm benannten "Magellan-Strasse" nennt er "Pacifico"/Pazifik. Magellan nimmt die Inseln der "Philippinen" vertraglich in Besitz, die nach dem König Philipp II. benannt sind. Magellan stirbt auf den "Philippinen" in einer Stammesschlacht, wo seine Besatzung einer Partei Hilfe leisten sollte.

Die spanische Flotte fährt zu den Molukken weiter, lädt eine Gewürzladung und kommt mit Glück mit nur noc einem Schiff in Lissabon an. Die Flotte wurde schon totgeglaubt.

1520 ca.
Zürich: Zwingli appelliert an "Gleichberechtigung" im Gewürzhandel
Reformator Zwingli wettert gegen die Ungerechtigkeit, dass das "normale Volk" sich mit "normalen Gewürzen" wie Petersilie, Salbei und Schnittlauch zufriedengeben soll und keinen Zugang zu Pfeffer, Muskat oder Zimt habe.

ab 1520
Mexiko/Peru: Quellenzerstörung
Die spanischen Besetzer zerstören die Schriften der Azteken und Inkas bis auf wenige Ausnahmen und überziehen die Indianer mit europäischen Seuchen. In der Folge kommt es nur noch zur Beschreibung der europäischen Seuchen bei Eingeborenen. Der medizinische Stand und die Krankheiten der Eingeborenen vor dem Auftauchen der Europäer kann heute kaum noch rekonstruiert werden.

1521
Spanien: erstes Spital in Mexiko

1522
Gewürzpreise im Vergleich zu anderen Preisen in Europa
Für 1,5 Deutsche Gulden, das 90 Kreuzern entspricht erhält man:
-- 463 kg Weizen
-- 59 kg Rindfleisch
-- 15 Spanferkel
-- 17 kg Karpfen
-- knapp 1 kg Pfeffer
-- 1/2 kg Zimt
-- 200 Gramm Muskatblüte.

Löhne:
-- Maurer-, Zimmergeselle: 6 Kreuzer täglich
-- Dienstmagd: 1,5 Gulden jährlich
-- Schulmeister: 3,75 Gulden jährlich
-- Bäcker: 12 Gulden jährlich
-- Wundarzt: 16 Gulden jährlich

Quelle: Walter Krieg

Somit entspricht der Jahreslohn des Wundarztes 2,133 kg Muskatblüte, der Lohn der Dienstmagd 200gr Muskatblüte. Der Lohn des Wundarztes entspricht 10,66 kg Pfeffer.

ab 1527
Europa: Reformation - Medizin
Die Reformation erlaubt neue anatomische Versuche nach aztekischem Vorbild. Zum ersten Mal werden an der Universität Marburg in Europa Menschenleichen seziert. Vorher waren nur Schweineleichen erlaubt.

Die europäische Anregung, Wunden ohne Öl zu behandeln, wird von Ärzten beobachtet, kann sich aber noch nicht durchsetzen.

ab 1528
Pockenepidemie im Inkareich

1529
Mexiko / Aztekenreich: Spanische Besetzung und Raub - Silberminen
Die spanischen Besetzer plündern die goldreiche Azteken-Hochkultur. Im eroberten Tenochtitlan wird die ganze koloniale Wirtschaft und Organisation aufgebaut. Beginn mit der Ausbeutung von Silberminen und der Versklavung der Bevölkerung.

1530
Spanien: Ingwer-Anbau in Mexiko

ab 1530 ca.
Medizin: Paracelsus (1493-1541)
Paracelsus verwirft die "Holztherapie" mit Gouyak-Holz gegen die Syphilis etc. und favorisiert gegen die Syphilis wieder die Quecksilbertherapie.
Medizinhistoriker Rudolf Kail in Würzburg bedauert das Abbrechen der Holz-Thermotherapie.

ab 1530 ca.
Europa: Kakao-Wasser in Europa
Das Kakao-Wasser der Azteken und Maya wird in Europa sehr beliebt, auch in den spanisch/ portugiesischen und den holländisch/britischen Kolonialgebieten, bis in Holland 1828 die Schokoladenproduktion erfunden wird, mit der Mischung des Schokoladenpulvers mit Milch.

"Südamerika": Zuckerrohranbau im portugiesischen Brasilien und der Karibik
Brasilien mit seinen bisherigen zwei portugiesischen Siedlungen Sao Paolo und Recife ist durch französische Kaperfahrten gefährdet, die wild Brasilholz abbauen. Deswegen muss Portugal in Brasilien die Kolonisation verstärken.

Zusätzlich entdecken englische Kolonialisten im Norden von "Südamerika" im Gebiet des heutigen Holländisch-Guayana Salzsalinen, Metalle und Tabak.

1533
Peru / Inkareich: spanische Besetzung und Raub
Eroberung der Hauptstadt Cuzco und Plünderung der Gold- und Silberkultur der Inka. In den Silberminen von Potosí kommen 10.000 indigene Sklaven und später schwarze Sklaven ums Leben.
Die Oberschicht der peruanischen Indios soll mit Einheiraten gefügig gemacht werden.

1542
Portugal erhält das Kronmonopol auf Tabak

1550
Europa: Eröffnung des Teehandels zwischen China und Europa

Mitte 16. Jh.
Tabakanbau auf der ganzen Welt
Der Tabak ist in der ganzen Zone zwischen 40. nördlichen und 40. südlichen Breitengrad anbaubar und klimatisch sehr anpassungsfähig. Tabak wird überall bekannt, wird völlig globalisiert, auch in Asien.
In der Folge kommt es auch zu Tabakpflanzenschmuggel in Hofgärten, wo Experimente gemacht werden.

1550-er Jahre
Medizin: aztekischer Medizinal-Codex

Ein aztekischer Arzt verfasst den Badianus-Codex, der dann auf Latein übersetzt wird, eine der wenigen Quellen, die über aztekische Medizin verfügbar sind. Mexiko besitzt viele psychoaktive Pflanzen. Die aztekische Kultur ist Europa medizinisch ebenbürtig, zum Teil sogar überlegen.

ab 1550 ca.
Europäische Hofgärten mit exotischen Pflanzen als Prestigeobjekt - Sklavenhandel: 11 Mio.
-- Kartoffeln, Tomaten, Mais und Kaffeepflanzen werden als exotische Pflanzen als Ziergewächse in Lustgärten des Adels zum Prestigegewinn gezogen
-- gleichzeitig suchen Ärzte in den botanischen Gärten mit Experimenten, die Eigenschaften der neuen Pflanzen zu ergründen
-- Spanien und Portugal verbreiten die Pflanzen und machen Werbung für "ihre" neuen Produkte [womit natürlich der Antrieb der Konkurrenz zu eigenen Eroberungen und Krieg in den Kolonien gefördert wird].

Insgesamt werden ca.  11 Millionen Schwarze in den Sklavenhandel deportiert, davon 6 Millionen in die Karibik zum Kaffeebohnenanbau, wobei schon ein relativ hoher Prozentsatz die Überfahrt nicht überlebt.

Der europäische Welthandel und der Luxus der Höfe mit den Lustgärten und überseeischen Produkten basiert auf dem Blut der besten schwarzen Männer, die jeweils zur Sklaverei "ausgesucht" werden.

ab 1550 ca.
Portugal-Spanien: Gewürzmonopol der portugiesischen Kolonialschiffe - Heilzwecke - Lebkuchen

Muskat- und Nelkenimporte

-- von den Banda-Inseln/Molukken
-- die Muskatnüsse werden zum Transport in Kaltmilch getaucht, um sie gegen Insekten zu schützen und um ihre Keimfähigkeit zu unterdrücken
-- Muskat fördert den Kreislauf und die Verdauung. Drei bis vier Muskatnüsse ergeben meskalinähnliche Erscheinungen/Alkoholisierung mit Agavenbranntwein
-- Nelken gelten als verdauungsfördernd.

Galgant-Wurzelknolle

Ingwer-Wurzelknolle

für Schwitzkur, gegen Grippe, Ginger Ale

Kardamon
-- Verwendung der Samenkapsel, Verwendung der Samen für die intensive, indische Küche, für Lebkuchen, auch in Kaffee und Glühwein, in Indien Volksarznei
-- Verwendung des hellgelben, duftenden ätherischen Kardamon-Öl für Likör und Parfümerie.

In der Oberschicht verbreiten sich Lebkuchen und Pfefferkuchen als "Apothekerschleck".

Chili und Vanille

aus West-Indien/"Süd-Amerika" gelten als Abführmittel.

Die Kolonialmächte bekriegen sich wegen Gewürzen
In der Folge vertritt Portugal das Handelsmonopol für Gewürze und bekommt durch die spanische, englische und holländische Schifffahrt Konkurrenz.

1557
Spanien: Kubanischer Tabakanbau
Spaniens Kolonialisten eröffnen auf Kuba den Tabakhandel. Der Konsum ist für Schwarze und Eingeborene verboten.

1564-1571
Kolonisierung der "Philippinen"
durch die Spanische Krone von Mexiko aus, Benennung nach König "Philipp" II. Verbindungen Panama / Veracruz / Acapulco-"Philippinen". Auf dem Hinweg wird Silber aus Süd-"Amerika" in die "Philippinen" gebracht, auf dem Rückweg Gewürze aus den "Philippinen" nach Süd-"Amerik" gebracht. Das Silber ist für den Handel mit China und mit den Molukken bestimmt.

1570
Portugal: Erlass von Kannibalengesetzen wie in Spanien 1503
mit Hexenverfolgungen und Versklavungen bis ins 17. Jh.

1570
Medizin: Spanien: Philipp II. lässt neue medizinische Lehrstühle zu
und plant ein Projekt über Heilverfahren der Maya und Azteken. Er will die ganzen Siedlungsgebiete der Azteken systematisch untersuchen lassen.

1572
Medizin: Spanische Lernexpedition unter Francisco Hernandez
-- Philipp II. schickt Francisco Hernandez mit einigen spanischen Ärzten nach Mexiko zur Suche nach Heilmitteln, um diese dann in Europa vermarkten zu können
-- in der Folge werden viele Pflanzen durch spanische Ärzte in Mexiko durchgetestet und Eigenversuche gemacht über Anwendung, Dosierung etc.
-- die spanischen Ärzte lernen dazu, lernen Operationen mit Haaren durchzuführen, neue Nähtechniken, Tumorentfernungen, Wehenmittel etc.
-- in der Wundbehandlung sind die Azteken sehr voraus.

Europäische Kriegsverletzungen und Amputationen werden zu der Zeit immer noch mit Glüheisen vorgenommen, die Wunden mit heissen Ölen ausgebrannt, denn die Wunde soll nach der Säftelehre eitern.
Sterilisation ist unbekannt, auch die Sterilisation der Hände und Desinfektion von Wundzeug und Instrumenten existiert in Europa nicht. Es kommt laufend zu Tetanus, zu Gasbrand etc.

1576
Medizin: Francisco Hernandez verfasst ein Werk über 3000 Heilpflanzen Amerikas

1580
Unabhängigkeit der österreichischen Niederlande
Die spanische Niederlande bleibt noch spanisch verwaltet.

ab 1582
Entwicklung des Kaffeekonsums in Europa
Erste Beschreibung des Kaffeekonsums 1582 auf der Arabischen Halbinsel durch Berichte des Augsburger Kaufmanns Rauwolf.
Die Osmanen gründen erste Kaffeehäuser, die sich zu wichtigen sozialen Begegnungsstätten entwickeln. Von der Türkei aus dringt der Kaffeekonsum (durch osmanische Soldaten?) rasch nach Mitteleuropa vor. Frauen sind nicht zugelassen.

1585
Medizin: Britische Konkurrenz - Getreideanbau in der Karibik (!)
-- Englische Wissenschaftler beginnen in der Karibik mit der Suche nach Metallen, Gewürzen und Heilmitteln
-- Propagandist Harriet glaubt, Sasafras gefunden zu haben.
-- Mais akzeptieren die Engländer als Nahrungsmittel nicht
-- Harriet will Saatgut aus Europa in die Karibik exportieren. Die Bauern der Karibik bleiben fortan beim Konsum der angestammten Kartoffel, um das teurere Getreide an Siedler zu verkaufen...

Ende 16. Jh.

Europa: Aufkommen des Tabakkonsums
Tabak wird "getrunken", so die damalige Vorstellung vom Rauchen. Raucher werden als "Tabacktrincker" bezeichnet.

ab Ende 16. Jh.
Paprikaimporte aus Mittelamerika
Anpflanzen in Freikulturen in Österreich und England.

1599
England: Gründung von Tabaktrinkschulen
Das Rauchen von Tabak verbreitet sich in England sehr schnell. Die Gründung einer Schule zum Erlernen des Tabacktrinckens ist bizarr und aufsehenerregend. Dabei wird der Rauch aber bis ins 18. Jh. nicht inhaliert, sondern nur im Mund behalten. Der Rauch wird als Profilaxe gegen die Pest verstanden.

Episode: Ein englischer Herrscher wird vom Diener "gelöscht", weil er aus dem Munde raucht.

Medizinisch wird Tabakrauch als gesundheitsfördernd angesehen:
Die Tabakmasse wird aufs Feuer geworfen, der Rauch desinfiziert gemäss der damaligen Vorstellung die Luft und die Atemwege. Tabakrauch wird als "Luftreinigung" gepriesen...



1600

17. Jh.
Protestantische Kolonialkonkurrenz in Mittel- und Süd-"Amerika"
Die Spanier müssen in der Karibik und in Südamerika sowie in Florida englische, niederländische und französische Besetzungen zulassen:
-- Aufteilung der Karibik unter die Kolonialmächte Spanien, England und Frankreich
-- nur Kuba, Puerto Rico und die östliche Hälfte von Santo Domingo bleiben spanisch, der Rest wechselt den Besitzer
-- die zum Teil entvölkerten Inseln werden von englischen, holländischen und französischen Schiffen besetzt und zu Kaperstationen ausgebaut. Der Schmuggel blüht.
-- auch im Norden "Südamerikas" können die mitteleuropäischen Mächte Frankreich, England und Holland Territorien gegen die spanisch-portugiesische Weltaufteilungspolitik besetzen.

Spitalmedizin in Mexiko
Mexiko-City hat inzwischen 12 Spitäler.

Portugal verliert alle Gewürzmonopole in Asien
an Holland, England und Skandinavien. Portugal versucht in der Folge mit staatlicher Förderung Pfefferanbau in Südamerika, aber ohne Erfolg, weil die Qualität nicht dieselbe wird.

Sklavenhandel auch durch Niederländer, Dänen und Schweden
Die protestantischen Mächte scheuen sich nicht, auch im Sklavenhandel nach "Amerika" den Spaniern und Portugiesen Konkurrenz zu machen.

um 1600
Stimmen gegen den Sklavenhandel
kommen von den humanistisch gebildeten
-- Las Casas
-- Monteigne
-- Bentoni.

Sie alle können jedoch wenig bis gar nichts gegen die von Geld und Gier getriebenen weissen Kolonialherren ausrichten.

17. Jh.
Fleckfieber in Deutschland

ab 1600 ca.
Medizin: "Amerika" wird Heilmittellieferant gegen Syphilis: Holzkur Sasafras und Gouyak
durch die Sasafarija-Wurzel, das Sasafras-Holz und das Gouyak-Holz, die schweisstreibend gegen die Syphilis eingesetzt werden können. An Indios und Kolonialisten wird die Wirkung zuerst ausprobiert: Indios müssen als Versuchskaninchen herhalten. Zur Schwitzkur und Diät soll der Sud von Gouyak-Holz z.B. getrunken werden ("Holztherapie"). Damit ist die giftige Quecksilbertherapie abgelöst und in Europa breitet sich eine Euphorie aus.

Die Syphilis zeigt nicht mehr einen solch schlimmen Verlauf, weil die genetischen Antikörper sich inzwischen vermehrt haben.

Medizin: Peru: Funde von Chinarinde gegen Malaria
Chinin greift den Malariaerreger an ohne Nebenwirkungen.

ab 17. Jh.
Europas Malerei beeinflusst Chinas Porzellanmalerei

Die chinesischen Porzellanmaler integrieren das Perspektivezeichnen. Die Kunst der Ming-Zeit wird aufgegeben. Europas Auftraggeber schicken die Vorlagen nach China und die chinesischen Porzellanmaler müssen die Vorlagen umsetzen. Es kommt dabei nicht zum Kulturaustausch, dass chinesische Künstler in Europa Perspektive lernen würden.

Tabak: Aufkommen der Formulierung Tabak "rauchen"
-- im Türkischen wird die Formulierung "Tabak trinken" jedoch beibehalten.
-- der Tabak bleibt in Europa konkurrenzlos, ohne Ersatzprodukte wie bei Kaffee oder Tee.

Europa: medizinaler Zweck des Tabak gegen Entzündungen - Tabakrauch gegen Malariamücken
-- Tabakblätter sollen wirksam sein zur Heilung von Wunden, gegen Zahn- und Ohrenschmerzen, als Stärkungsmittel, gegen Augenentzüngungen, gegen Fettleibigkeit
-- mit dem medizinischen Zweck wird Tabak noch begehrter und eine Steigerung des Anbaus wird möglich
-- in Spanien werden die Blätter mit Rosenwasser oder sonstigen Öltinkturen aromatisiert
-- auf Flussschiffen wird Rauchen gegen die Malaria eingesetzt, da der Rauch Stechmücken abhält.

ab 17. Jh.
Kaffeeverkauf in Europa durch Ausländer und Europäer
-- Transport von Kaffee auf der Strasse durch Armenier, Türken, Europäer: Kaffe wird dadurch bekannt
-- Europas Bevölkerung befindet sich dadurch im gepriesenen "Orient", was natürlich nur ein Wunschbild ist.

Europas vergebliche Tabakverbote
Tabakverbote fruchten nichts. Je nachdem, ob der König / Kaiser mit Rauchern oder Schnupfern sympatisiert oder nicht, sind die Gesetze raucherfreundlich oder raucherfeindlich.
Anzünden der Pfeife ohne Streichholz:
-- mit Zunder und Schlagstein, mit Tischfeuerzeug und Zunderdose
-- die Pfeife in ein Kohlenbecken stecken (Bauer).

Europas Kaffeeverbote: Nur der Adel darf...
Kaffeeverbote für die Unterschicht/"mindere Schichten"/"mindere Untertanen". Adlige, die es sich leisten können, dürfen nach ihren eigenen Gesetzen Kaffee trinken. Sie setzen sich zum Teil sogar einen Turban auf, um ihrem Wunschbild des Orients eher zu entsprechen.

Entwicklung der "französischen Küche"
mit weniger Gewürzen wie bisher, so dass der Eigengeschmack des Gewürzes endlich hervortreten kann.

Einfuhr von "Kassia-Zimt" aus Sri Lanka

Anf. 17. Jh.
Tonpfeifen lösen Holzpfeifen ab
-- London: Tonpfeifenbäckerei
-- in Deutschland werden Tonpfeifen zum Teil in Gefängnissen hergestellt.

17. Jh.
Kolonialismus: Totale Desinformation in Europa über die Eingeborenen und Propaganda für Sklaverei
Das Recht auf Sklaverei leitet der kapitalistische weisse Europäer weiter von den schematischen Menschenvorstellungen ab, die seiner Kultur fremd sind. Entsprechende Darstellungen finden sich auf kolonialen Stichen, die sich unter der ganzen Bevölkerung verbreiten:
-- in Asien sind die Menschen bekleidet und deswegen noch am ehesten respektwürdig
-- in Afrika laufen die Menschen nackt und sind deswegen nicht respektwürdig
-- in "Amerika" laufen die Indios nackt und sollen zusätzlich dem Kannibalismus verfallen sein, was durch Pfeil und abgehackte Köpfe dargestellt wird.

Durch diese Vorstellungen um 1600 gründet sich der Ruf der Eingeborenen beim Durchschnittsmenschen in Europa. Die Herrscher propagieren mit dieser Propaganda ein Recht auf Versklavung, und die Durchschnittsbevölkerung Europas akzeptiert. In der Reiseliteratur über "Amerika" wird vom "Land des kannibalischen Barbaren" gesprochen...

Kolonialhandel mit Zucker - Sklaverei in Zuckermühlen - "Zuckerhüte"
Dem Angebot gemäss steigt in Europa die Nachfrage nach Zucker. Der Import erfolgt
-- von den Karibikinseln, die wegen fallendem Tabakpreis auf Zuckerrohr umsteigen
-- aus Brasilien
-- aus Zypern, Sizilien, Madeira.

Die europäische Technologie der Zuckerherstellung verbreitet sich auf der ganzen Welt. Die Eingeborenen müssen als Sklaven in den mittelalterlichen Zuckermühlen arbeiten:
-- Auspressen und Einkochen des Zuckersafts
-- der Zuckersaft wird gekocht und in eine Form gegossen, den sogenannten "Zuckerhut"
-- Verkauf von Zucker in "Zuckerhut"-Form.

Der Zuckerbedarf fordert das Anwachsen des Sklavenhandels
Die Folgen des wachsenden Zuckerbedarfs sind weltweit zu spüren. Immer mehr Sklaven müssen aus Afrika in die Karibik verkauft werden, um die Zuckerproduktion aufrechtzuerhalten und auszubauen. 10 Prozent der Sklaven sterben bereits auf den Schiffen. Nach durchschnittlich 10 Jahren Arbeit in der Zuckermühle sterben die Sklaven.

Die Sklaven werden von Afrika gleich ohne Zwischenhandel direkt in die Karibik geschickt, wo sie 10 Jahre in Zuckermühlen arbeiten und dann sterben.

Film über Sklaverei: "Amistad"

17. Jh.
Medizin und Soziologie: "Dissonanztheorie"
Der Forscher und Soziologe Bandura erfindet die Psychologie der Hundedressur. Er wird ein "Klassiker der Sozialpsychologie", dominierend mit sozialen Vergleichsprozessen, Schöpfer der "Dissonanztheorie".
Er geht von einem "Gleichgewicht" im Körper aus, das durch "neues Verhalten" wie Tabaktrinken gestört wird, behauptet er.

Mexiko: Erdnussbalsam gegen Fieber

Die datenreiche Webseite www.kartoffel-geschichte.de berichtet:

<Erdnüsse – so Bernardino de Sahagún in seiner »All­gemeinen Geschichte über die Dinge in Neu-Spanien« – wurden bei den Azteken von den »Apothekern« und den Ärzten verkauft, da sie gemahlen und mit Wasser vermischt als Mittel gegen Fieber verwendet wurden.> [2]


1602
Holland: Gründung der holländischen Handelskompanie/Ostindienkompanie VOC
mit einem immensen Startkapital. Die VOC darf im Namen des Mutterlandes Verträge abschliessen und Kriege führen. Gewürzhandel wird vor allem auf die "einsamen Vier" konzentriert: Ingwer, Kardamon, Pfeffer und Muskat.

Mit der Ostindienkompanie VOC kommt eine neue Form der Gewalt in den Kolonialismus: die absolute Konkurrenz, der absolute Krieg gegen Portugal und Spanien auf fremdem Boden.

Erweiterter Gewürzhandel in Europa ohne Preiszerfall
Die Gewürzpreise bleiben nach den Eröffnungen der Handelsstationen weiterer europäischer Länder in Südostasien gleich hoch. Der Profit der europäischen Firmen steigt gleichzeitig rasant. Pfeffer wird populär und verbreitet sich in breiteren Schichten.

Import von Rauschmitteln: Koka, Hanf, Opium
Die Kokapflanze aus dem tropischen "Südamerika" hat als Aufputschmittel bei den Eingeborenen Tradition.
Blätter können präpariert, gedörrt, gekaut, pulverisiert und eingespeichelt werden
Indischer Hanf/Haschisch/Marihuana wird besonders halluzinogen. Hanf ist in Europa aber schon zu Römerzeiten bekannt. Indochina wird in der Folge Produktionsgebiet für Haschisch, Marihuana und Opium.

1603

London: Pestepidemie

1604
Gründung von Cayenne
in Französisch-Guayana und Export des Chili/Cayenne-Pfeffers nach Europa

1605 ca.
England: Gründung der EIC
jedoch ohne Startkapital. Die EIC braucht 150 Jahre, um mit der holländischen VOC gleichzuziehen. In der Folge müssen Portugiesen und Spanier ihre katholische Weltmission mit den Protestanten teilen.

1605
Hollands VOC vertreibt Portugal von den Molukken
Die holländische VOC besiegt die portugiesische Niederlassung auf den Molukken und verschafft sich das Monopol für Zimt, Nelken und Muskat. Hauptstützpunkte der VOC sind das "Cap der Guten Hoffnung" in Afrika und Jakarta/Batavia in Indonesien. Das Monopol auf Nelken, Muskat und Zimtanbau wird mit allen Mitteln gegen alle konkurrierenden Flotten Europas verteidigt.

Portugal und alle anderen Länder können aber auf alle anderen begehrten Gewürze zurückgreifen. Pfeffer wird frei handelbar.

1606
Spanien verhängt ein Tabakanbauverbot in Venezuela
gegen die britische Tätigkeit und den britischen Tabakschmuggel.

1607
"Nordamerika": England gründet als Antwort auf das spanische Tabakanbauverbot in Venezuela die Kolonie Virginia
mit Jamestown als Hauptstadt und begründet so einen Tabakanbau in eigener "Souveränität". Virginia in "Nordamerika" wird eine der wichtigsten Tabaklieferanten der Welt. Die Plantagen können nur mit Sklavenarbeit rentieren.

Tabak wird nun allgemein zum Mittel einer Koloniegründung, denn die Jahresernte ist durch die robuste Pflanze garantiert und so das kapitalistische Überleben einer Kolonie gesichert.

Tabak hat gegenüber anderen kolonialen Pflanzungen viele Vorteile, die allfälliges Risiko abdecken:
-- federleichte Samentransporte, 1 Gramm ergiebt 1000 Samen, für einen Setzling benötigt der Bauer 10-12 Samen
-- Tabak-Anpflanzung ist in Europa möglich
-- eine Pflanze liefert 2 m2 Blätter
-- in gemässigten Klimaten sind zwei Ernten, in tropischem Klima drei Ernten möglich
-- Tabak-Pflanzen können überwintern.

Im Gegensatz dazu
-- ist eine Teepflanze erst ab dem dritten oder vierten Jahr fruchtbar
-- trägt ein Kakaobaum erst ab dem vierten Jahr Früchte, die erste Vollernte tritt erst ab dem zehnten Jahr ein
-- trägt der Kaffeebaum erst ab dem zehnten Jahr eine Vollernte

Englische und holländische Kolonien werden zu den Welthauptproduktionszentren.

1609
Rezepte für das Schokoladen-Wasser

Die Webseite www.kartoffel-geschichte.de berichtet:

<1609 erscheint in Mexiko das erste der Schokolade gewidmete Buch: »Libro en el cual se tarta del Chocolate«, in dem Rezepturen für den flüssigen Genuß mit Piment, Ingwer, Safran, Kardamon, Wein und Bier und Anweisungen für die Her­stel­lung kakaohaltiger Kuchen genannt werden. Das aztekische Wort hieß für das Kakao­wasser »cacahuatl«, Schoko­lade entstand wahrscheinlich aus dem Maya-Wort »chocol« (heiß) und dem azteki­schen »atl« (Wasser).> [2]

1618-1648
30-jähriger Krieg: Hungersnot in Europa, Tabakkonsum und Ersatzlebensmittel im 30-jährigen Krieg in Mitteleuropa

In Europa existieren Hunger und Krankheit. Viele Leute kochen heimlich Kartoffelsuppe, "Rumfort"-Suppe für Arme, um die Lebenshaltungskosten zu verringern. Noch gilt die Kartoffel als "Viehfutter".

Da Tabak hungerhemmend wirkt, verhilft die Not dem Tabak zum Durchbruch. Grimmelshausen berichtet, dass die Truppen zur Verbreitung des Tabakkonsums beitragen. Flugblätter berichten, dass die Soldaten den Tabak geniessen sollen und die Bauern von den Truppen profitieren, indem sie den Tabakgenuss von den Soldaten beigebracht bekommen haben. Vorbild des Tabacktrinckens ist somit der Soldat.

In der Folge existieren jedoch verschiedene Theorien darüber, wie sich der Tabak in der Gesellschaft verbreitet ("Diffusionstheorien"). Die einfachste Form des Tabakkonsums ist der Genuss mittels Walnussschale und Strohhalm.

Unter Anderem gilt Hopfen als Tabakersatz. Dem Tabak werden auch Beeren, z.B. Wacholderbeeren beigemischt, um andere Geschmacksrichtungen zu erhalten.

Andere Methoden, den Hunger zu stillen, sind die Zubereitung von Eichelbrot, Rindenbrot etc. Die Bevölkerung in Europa beginnt, sich die spartanischen Essgewohnheiten anzugewöhnen, um in Zukunft für "schlechte Zeiten" vorbereitet zu sein.

ab 1619
England: Tabakanbauverbot in England zum Schutz der Kolonien

1620-1650
Holland hält in Nordbrasilien 30 Jahre koloniale Gebiete

1623
Banda-Inseln/Molukken: VOC vertreibt britische Besetzungen

1625
London: Pestepidemie
Nord-"Amerika": Beginn der "friedliche Mission" der Huronen-Indianer

ab 1630
Kaffeeanbau in Indien
in Mysore, in Südafrika durch die VOC, in Französisch-Westindien, auf Martinique, in Brasilien und Venezuela.

Europäische Ärzte fördern den Konsum der aussereuropäischen Genussmittel
z.B. der holländische Arzt Bontekoe.

Tabakkonsum
-- das Tabacktrincken wird zuerst negativ, dann positiv bewertet, weil es "arbeitsfördernd" sei
-- erst jetzt setzt sich der Tabak in der Oberschicht durch, die dann eine gesellschaftliche Distanzierung zum "normalen Volk" durch Silberpfeifen oder Elfenbeinpfeifen vollzieht
-- zudem beginnen die Ärzte Europas, Tabak als Allheilmittel anzupreisen. Die ganze Gesellschaft wartet auf ein "Allheilmittel" aus der propagierten "Neuen Welt", die eigentlich ein Menschenschlachthaus ist
-- Arzt Barnstein verfasst eine Schrift für das Tabacktrincken und preist es als Mittel gegen überflüssigen Schleim, denn Schnupftabak werfe Schleim aus, der nach der "Vier-Säfte-Lehre" "überflüssig" sei
-- vom Missbrauch zur Belustigung, zur Luststeigerung und zum Angeben wird aber immer abgeraten und ein Konsum von 1-2 Pfeifen täglich empfohlen
-- Obduktionen ergeben bei 20 Pfeifen pro Tag geschwärzte Lungen.

-- Kritiker behaupten vom Tabak eine austrocknende Wirkung, so dass Tabak impotent mache und das Gehirn eintrocknen lasse
-- Frauen soll das Rauchen verboten sein ausser für medizinische Zwecke

-- als Mittel gegen Verstopfung wird der morgendliche Tee- und Tabakkonsum empfohlen.

1.Hälfte 17. Jh.
Die höfische Verwendung der Steuereinnahmen
-- für den Prunk des herrschenden Hofes
-- für das stehende Heer
-- für einen effizienteren Beamtenapparat.

Versuche von Rauchverboten
-- im Zarenreich, in Persien, im Osmanischen Reich, in Japan
-- die Reformbewegungen in der Kirche werden zum Teil mit dem Rauchen verbunden. Der reformierte Pfarrer predigt der reformierten christlichen Masse von der Kanzel herab die Disziplin und stellt Rauchen als "unmoralisch" dar, denn mit dem Rauchen sei die Gefahr des "sozialen Ruins" gegeben
-- Rauchen wird als "neue Mode" für Modesüchtige hingestellt.

[Im Vergleich zur Kriegssucht der herrschenden Höfe, die mit der Vernichtung ganzer männlicher Familienzweige einhergehen kann, stellt das Rauchen eine viel niedrigere Gefahr für die Gesellschaft dar, soll aber verboten sein. Krieg soll aber nicht verboten sein...].

1633
Nord-"Amerika": 50 Prozent der Huronen sterben an europäischen Krankheiten
Aus der englischen puritanischen Sicht sind die Indianer damit von Gott für ihren "Unglauben" gestraft. Die Weissen können sich mittels dieses "göttlichen" Zeichens gegenüber den Eingeborenen sogar legitimieren (!).

1648-1652
Spanien: Pestepidemie

1650
Seuchen in West-Indien/"Amerika": die demographische Katastrophe
-- von 12 Millionen Einwohnern in Mexiko überlebt eine Million
-- von 1 Million Einwohnern in der Karibik überlebt kein einziger Einwohner, völlige Ausrottung.

Solche Katastrophen passieren auch bei Inselreichen. Als Ersatz werden schwarze Sklaven herbeigeholt. Blüte des Sklavenhandels mit Schwarzen, Atlantiküberquerungen auf "Sklavenschiffen" unter grässlichen Umständen.

Die Karibik wird durch Seuchen entvölkert
+ die Bewässerungssysteme sind zerstört
+ die Einheimischen müssen fremde Produkte wie Weizen anbauen, weil der weisse Mann Mais nicht als Nahrungsmittel akzeptieren will.

1650 ca.
Medizin: Scherz von Molière: "Der Mensch stirbt an vier Ärzten und zwei Apothekern"

ab 1650
Europa: Kartoffel aus Peru
Vermehrter Kartoffelanbau verringert die Milzbrand-/Ergotismus-Epidemien durch Mutterkorn.

2.Hälfte 17. Jh.
Sklavenhandel: Brasilien
Die Sklaven, die für die Edelmetallminen im Urwald Brasiliens gebraucht werden, werden direkt von Afrika nach Brasilien verschifft, ohne Zwischenhandel über Portugal.

1665

London: Pestepidemie

1667
Holland-England: Tauschhandel von Kolonialgebieten: Neu Amsterdam wird Neu York
Das holländische Neu Amsterdam wird gegen das englische Guyana eingetauscht. Neu Amsterdam bekommt den englischen Namen Neu York.

1670 ca.
Tabakverbrauch pro Kopf in Europa
England: 1Pfund pro Person
Holland: 1,5 Pfund pro Person
Portugal: 0,5 Pfund pro Person
Frankreich: 0,3 Pfund pro Person.

1671
Brasilien: Ingwer-Anbau
Portugal gelingt in Südamerika der Anbau von Ingwer, der sehr gut gedeiht. Damit kann Portugal im Kolonialhandel mit Spanien gleichziehen.

1677-1685
Spanien: Pestepidemie
Zusammen mit der ersten Epidemie von 1648-1652 sterben an der Pest in Spanien über eine Million Menschen. Dieser Verlust ist gravierend, weil Spanien gleichzeitig Männer für die Kolonien stellen muss.

1677
Celebes / Makassar: Zerstörung von Nelkenpflanzungen zur Wahrung des Monopols
Makassar wird von der VOC besetzt und die dortigen portugiesischen Nelkenanpflanzungen zerstört, um das holländische Monopol auf den Molukken zu wahren.



1700

18. Jh.
Mitteleuropa: Abschwächung des Strafrechts - Gründung erster Zuchthäuser
Bettler landen im Gefängnis und werden in Arbeitshäusern nach arbeitsfähig - nicht arbeitsfähig unterschieden. Dadurch können billige, neue Arbeitskräfte gefunden werden, die für die Industriellen gratis arbeiten. Im Bayreuther Zuchthaus werden im Gefängnis Tabaksdosen hergestellt.

Gelbfieberepidemien in Europa

Reiseberichte: "Kaffeehäuser"
Küttner berichtet in seinen Reiseberichten über Deutschlands Kaffeehäuser in Wien.

1700
Neu-Spanien/West-Indien / "Mittel- und Südamerika": 128 Spitäler

ab 18. Jh.
Tabakschnupfen wird Mode

Europa: "China-Mode" mit Tee und Porzellan
Europa: China wird in der europäischen Geschichtsschreibung als Ideal dargestellt. Europas Oberschichten übernehmen die chinesischen und japanischen Porzellanmoden zum Teezeremoniell, ebenso Seidentapeten und Morgenmäntel mit chinesischen Mustern und Motiven.

Teegenuss und "Tischsitten" bringen den Gebrauch von Porzellan aus China nach Europa, weil Steingut/Holz- oder Zinngefässe den Teegeschmack verändern. Porzellan kommt in Stroh und Papier eingepackt mit einer Schadensrate von 5-7 Prozent in Europa an. Europäische Grossabnehmer kaufen die Hauptartikel und verkaufen diese zum Teil bis nach Arabien weiter. Porzellanversteigerungen.

Schwarzer Pfeffer
aus Indonesien von den Inseln Sumatra und Java, Indien, ein Tropengewürz aus Asien, kann inzwischen von allen europäischen Handelsgesellschaften eingekauft werden. Pflanzungsversuche finden auch an der Malaga-Küste Spaniens statt.

Zimt
-- Zimtbäume aus Sri Lanka, Südindien, auch "Kassia-Zimt" im tropischen Südchina.
-- das "wertvolle" Stück ist die Zimtrinde, die mit kupfernen Messern von den Zweigen gelöst wird
-- Zimtschaber wird ein eigener Beruf: Wenn der Schleim abgespachtelt ist, bleibt die "Zimtrolle" übrig, die sogenannte "Zimtstange"
-- Zimt gilt in China auch als Währung und wird gegen Porzellan und Seide eingetauscht
-- in Europa gilt Zimt als verdauungsfördernd.

ab 18. Jh.
Europa: Einführen der Strassenreinigung in den Städten
Kartoffelanbau in ganz Europa zur Ernährung der Bevölkerung

Ersatzkaffee in Europa - Werbung um Unabhängigkeit von den Kolonien

Im Wettbewerb mit der importierten Kaffeebohnen werden Ersatzprodukte und Mischungen gefunden. Es entsteht eine Konkurrenz zum "reinrassigen" Kaffe.

Die Bauern sähen Ersatzprodukte an und können sich profilieren, denn der Ersatzkaffee macht Europa in Sachen Kaffeebohne von den Kolonien unabhängig. Beispiel eines Werbespruchs: "Ohne euch gesund und reich".

Niedergang der holländischen VOC
-- durch korruptes Kompanie-Personal
-- durch Verkauf an Konkurrenz
-- Monopole auf "Edelgewürze" gehen verloren
-- durch englisch-holländische Seekriege
-- englische Flotten können sich in Asien gegen holländische Flotten durchsetzen.

Die VOC wird in kleiner Form erhalten:
-- Erhaltung der Macht, Paläste und Fabriken
-- Erhalt des Kolonialbesitzes auf Java.

Englische Kolonien in Indien werden zu Opiumanbaugebieten
Die Mandarine werden bestochen. Opiumverbote nützen nichts. Das Opiumrauchen kommt von Asien nach Europa.

1720
Frankreich: Letzte Pest
die sich auf Südfrankreich beschränkt

ab 1720
London: Eröffnung der chinesischen Teekultur in Londons botanischen Gärten

ab 1720ca.
Hans Sloane erfindet die Mischung von Kakao mit Milch

Die datenreiche Webseite www.kartoffel-geschichte.de berichtet in einer Fussnote:

<Der in Irland geborene Hans Sloane, ein Arzt, Natur­forscher und Sammler, war der erste, der in Europa die Idee hatte, Kakao mit Milch zu mischen. Sloane hatte als Begleiter des Gouverneur von Jamaica beobachtet, daß die Einheimischen die gekochten Kakaobohnen mit Muttermilch ihren Kindern gaben, da dies Getränk eine therapeutische Wirkung haben sollte. In England führte er als Präsident des Royal College of Physicians das Rezept in Apotheken ein. Als die Firma Cadbury’s im 19. Jahrhundert Milchschokolade herstellte, gab sie diesem Produkt seinen Namen.> [2]

1727
Gefallene Gewürzpreise in Europa im Vergleich zu 1522
Nur der Pfeffer hat sich nominell im Verhältnis von ca.  1 zu 5 verbilligt, die anderen Gewürze etwa im Verhältnis 1 zu 1,5 bis 1 zu 2. Die Löhne sind aber in der Oberschicht um ca.  das 10-Fache gestiegen.
Für 12 österreichische Gulden, was 6 deutschen Talern oder 720 Kreuzern entspricht, erhält man
-- 100 kg Rindfleisch
-- 62 kg Schweinefleisch
-- 45 kg Karpfen
-- 11,75 kg Pfeffer
-- 1,85 kg Zimt
-- 800gr Muskatblüten

Löhne:
Lazarettpfarrer: 600 Gulden jährlich
Arzt: 216 Gulden jährlich
Maurer-, Zimmermeister: 96 Gulden jährlich

Quelle: Walter Krieg

Somit hat der Lazarettpfarrer einen Lohn von 40 kg Muskat jährlich, der Arzt 14,385 kg (gegenüber 2,133 kg 1522) der Maurermeister 6,4 kg.

Der Lohn des Arztes entspricht 211 kg Pfeffer (1522: 10,66 kg).

1743
Pest auf Sizilien, die letzte Pestepidemie in Europa

ab der "Aufklärung" in Europa/ab 1730 ca.
Europa: China wird in der europäischen Geschichtsschreibung als "despotischer Fürst" dargestellt


Globalisierung der Produkte
-- Tabak: am meisten
-- Kaffee: viel
-- Kakao und Tee: spielen global kaum eine Rolle und sind nur für gewisse Länder wichtig.

um 1750
Europa: Kaffeeboom auch im männlichen Bürgertum ohne Frauen
-- Frauen sind nicht zum Kaffeetrinken nicht zugelassen
-- Diener und "Gesinde" verlangen an den Höfen auch ihre Tasse Kaffee täglich
-- gleichzeitig hat die "Obrigkeit" Angst vor den Kaffeehäusern als Unruheherde für Revolutionen.
-- England will die Kaffeehäuser auflösen, hat damit jedoch keinen Erfolg.
-- es entwickeln sich sogenannte "Kaffeehauspolitiker", ohne Frauen, versteht sich.

Es kommt zu Attacken der Obrigkeit gegen den Kaffeekonsum, sobald in der Mittelschicht der Kaffeegenuss aufkommt. In der Oberschicht wird der Kaffeekonsum dagegen nie eingeschränkt.

Europa: erste Abbildungen und Genuss von Ananas
Die Ananas-Pflanze wird in höfischen Gewächshäusern zur Halbreife gebracht. Tropisches Licht, Feuchtigkeit und tropische Wärme fehlen. Ananas ist zu der Zeit die Luxusfrucht und wird an französischen und englischen Höfen als Delikatesse konsumiert.

1754
Österreich: Tiersäuchengesetze und medizinale Forschung
Maria-Theresia erlässt eine Viehsäuchenordnung zur Viehvernichtung und Tränkenvernichtung. Die medizinische Forschung geht weiter.

1756
Schweden: Kaffeeverbot

1764-1782
Viele deutsche Fürstentümer lassen ein Kaffeeverbot aussprechen

1768
Preussen: Kaffeeverbotsedikt von Ludwig II., dem "Preussenkönig"

Kaffe und Tee werden Statussymbol für die Oberschicht.

Volksgetränke: Tee in England, Schokolade in Spanien
Mit dem Konsum von Tee, Kaffee und Schokolade steigt der Bedarf an Zucker.

Sucht durch Kaffee, Tee und Schokolade und Zeremoniell als Schutz vor Sucht
Alle drei Getränke gelten als stimulative Getränke, die süchtig machen können. Dementsprechend entwickeln sich die Geschirrsitten/Service, in England der Teegenuss nach genau vorgeschriebenen Zeremonien mit Silberbestecken in "Teegesellschaften", in Spanien die "Schokoladenkanne".

1769
Weisse Besetzung von Neu-Seeland
mit demographischer Katastrophe bei den Eingeborenen mit der Konfrontation mit den europäischen Krankheiten. Die eingeborenen Maori erkranken zu 1000en.

1770
Französische Seefahrer knacken das holländische Muskatmonopol

durch den Raub von Muskatbaum-Jungpflanzen. Die französischen Kapitäne entwenden von den Banda-Inseln/Molukken Nelken- und Muskatsprösslinge und versuchen Pflanzungen auf den Inseln Mauritius, La Réunion und der Karibik.

1770-1772
Europa: Existenz- und Hungerkrise - Kartoffel- und Maisanbau setzt sich durch
Die Hungersnot provoziert in Europa den grossflächigen Kartoffelanbau und Maisanbau. Erst mit Kartolleln und Mais kann Europa weitere Hungersnöte verhindern. Als Monokulturen tauchen die Kartoffelseuche und Maiskrankheiten bei der Bevölkerung in Erscheinung, wenn nur noch Kartoffeln oder Mais gegessen werden.

Getränkevorschriften unter Friedrich II.
-- Ersatzgetränke sind erlaubt §2
-- Kaffee ist für medizinische Zwecke erlaubt §4
-- für Kaffeegeschirr besteht eine Verkaufskontrolle §5
-- Beamte könnenVisitationen durchführen §6
-- Kaffeeverbot gegen "Müssiggang".

ab 1771/1772
Kartoffel als Genussmittel für alle Europäer
Die Obrigkeiten Europas erkennen nach grosser Hungersnot mit Ernteausfällen zu 90 Prozent und Getreideimporten den Wert der Kartoffel. Friedrich II. und das Haus Habsburg unter Maria Theresia und Josef II. setzen zum Teil den Zwangsanbau der Kartoffel durch. Die Heimlichtuerei am Kochherd fällt weg, was die Kartoffel betrifft. Kartoffel wird nun auch öffentlich als Schnaps gebrannt oder als Ersatzkaffee zubereitet.

1776
Unabhängigkeitserklärung von 13 englisch-weissen Territorien zu einer "USA"
mit Ausschluss der Eingeborenenbevölkerung, mit Schwarzensklaverei.

1780-er Jahre
Auflösung der holländischen Handelsgesellschaft VOC

ab 1780 ca.
Europa: Kartoffel- und Maisanbau werden alltäglich
Kartoffel und Süsskartoffel aus den Anden setzen sich in der europäischen Landwirtschaft durch, ebenso Mais aus Mexiko und Peru.

1783
"Friede von Versailles": England anerkennt die "Unabhängigkeit der USA"
Tobago/Westindien und Senegambien fallen an Frankreich, Spanien erhält Menorca und Florida.

1790
Santo Domingo: Grösste Sklavenrevolte auf Kaffeeplantage

1792
Englische Sträflingsschiffe besetzen Tasmanien
Entdeckung des Eukalyptus. Die Tasmanier werden vom weissen Mann ausgerottet.



1800

bis 19. Jh.
Polizeiverordnungen gegen Rauchen in der Öffentlichkeit
vorgeschobener Grund: "Brandgefahr"

China und Japan sind Zentrum der Teeproduktion
die sich danach durch die englische Handelsgesellschaft EIC und die holländische VOC über Kanton/Macao auch auf andere Gebiete ausdehnt.

19. Jh.
Letzte Gelbfieberepidemien in Europa
Fleckfieber in England, parallel zur Kartoffelerntekrankheit in Irland
riesige Katastrophe.

Europa: Vier Cholera-Epidemien
die aus Indien eingeschleppt werden

Europa: Die Kartoffel wird zum Grundnahrungsmittel der Unterschichten - Kartoffel als Viehfutter - erhöhter Fleischkonsum
Beispiel: Bild von van Gogh: "Die Kartoffelesser", 1885. Die Kartoffel wird weiter als nahrhaftes Viehfutter verwendet. In der Folge kommt es zu ersten Grossmetzgereibetrieben und zu erhöhtem Fleischkonsum, weil Fleisch nicht mehr der Oberschicht vorbehalten bleibt.

Erdbeeren: Die Zucht der heutigen Konsum-Erdbeere

Die datenreiche Webseite www.kartoffel-geschichte.de berichtet in einer Fussnote:

<Die heutige Garten-Erdbeere entstand später aus einer Kreuzung zwischen der Scharlach­-Erdbeere und einer chile­nischen Sorte; das erste Anbauzentrum gab es um 1840 im Schwarzwald. Daher die roten Bommeln auf dem Trachtenhut und wegen der rotschaligen Kartoffeln.> [2]

Anfang 19. Jh.
Medizin: Arsenpräparat gegen Syphilis
an afrikanischen Versuchskaninchen getestet, führt zu Erblindung.
Eine Abwandlung des Medikaments bringt ein Medikament ohne Nebenwirkungen hervor.

ab 19. Jh.
Europa: Einführen der Toilette
Industrielle Revolution und Bildung des "Proletariats" in europäischen Städten

Tendenziell werden die Städte immer mehr verschmutzt, und die Medizin ist gefordert, gegen die Seuchengefahr etwas zu unternehmen.

Frauen werden im "Konditoreikaffee" zum Kaffeekonsum zugelassen
Gleichzeitig: Reaktionäre Wende in Europa: Frauenrauchen ist verpönt.

Muskatanbau von Portugal in Südamerika und Afrika
Englische Handelsschiffe der EIC bringen Teepflanzen von Japan nach Indien und Ceylon.

Medizinische Experimente mit den Gewürzen in Europa
Opium wird in Europa zum Rauschmittel für die Traumforschung, ist v.a. in Literaten- und Künstlerkreisen beliebt, um andere Farben zu sehen und die bisherige Phantasie zu überwinden und auszuweiten. Die "Opiumpastille" wird Schmerzmittel und Alkoholersatz.

Tabak als Gift erkannt
Erst im 19. Jh. kommen Überlegungen zur Schädlichkeit auf.

um 1800
Ruhr und Malaria unter den Truppen Napoleons


Tabakanbau: Konzentration der Weltmarktproduktion auf die englischen Kolonien Maryland und Virginia
Sie sind die einzigen Kolonien, die bei Sklavenarbeit mit der Menge den Preiseinbruch abfangen können.
Die Karibik und auch Sizilien weichen auf andere Produkte aus wie Zuckerrohr/Sirup/Melasse.

Bananenpflanzungen in den tropischen Regionen Australiens.

1804/1806
Unabhängigkeit von Haiti, 1806 Ausrufung zur Republik

1807
Britisches Verbot des Sklavenhandels
In der Folge schwindet das europäische Interesse an Kolonien.

1808
Haiti: Siedleraufstand und Abspaltung von Santo Domingo
Santo Domingo wird wieder spanisch besetzt.

1811
Unabhängigkeit von Paraguay

1814
"Friede von Gent": England muss die "USA" ein zweites Mal anerkennen

1816
Unabhängigkeit von "Argentinien" / "Vereinigte Staaten am Rio de la Plata"
von lateinisch: argentum, dt. Silber, Geld. Argentinien heisst wortwörtlich "Silberland", "Geldland".

1821
Unabhängigkeit Santo Domingos, Mexikos und Perus

1822
Unabhängigkeit Brasiliens von Portugal zum unabhängigen Kaiserreich
Haiti besetzt Santo Domingo
Gründung "Liberias"
als Siedlungsgebiet für befreite und nach Afrika rückgeführte Sklaven, ohne eine Struktur vorbereitet zu haben. Ein Grossteil der Rückgeführten muss elendig verhungern.

1825
Unabhängigkeit Boliviens

1828
Unabhängigkeit von Uruguay

1828
Erfindung der Schokolade in Holland
Das Fett der Kakaobohne wird entzogen. Erst dann wird das Kakaopulver mit Milch etc. mischbar und formbar. Schokolade ist ein gut nährendes Nahrungsmittel, wird auch als Potenzmittel propagiert.

ab 1830 ca.
Medizinische Zwecke von Kaffee, Tee, Schokolade und Gewürzen
Kaffe, Tee und Schokolade werden als Afrodisiatikum und Heilmittel angepriesen, auch über Apotheken gehandelt.

Ingwer: abführende Wirkung
Nelken: gegen Wassersucht
Muskat: gegen Magenschwäche, allgemeine Stärkung, Blutreinigung
Pfeffer: verdauungsfördernd

1832
Erfindung des Reibezündholz

1838
Verbot der Sklaverei in britischen Kolonien
Beibehaltung der Sklaverei in den spanischen und portugiesischen Kolonien.

1841
Britisches Verbot des Sklavenhandels
Dänische und holländische Faktoreien müssen schliessen, der Sklavenhandel bricht zusammen.

1842
China: Opiumkrieg - die Teeblattbearbeitung wird in Europa bekannt - Hetze China-England
China muss die Isolation vom Weltmarkt aufgeben. In der Folge isolieren sich China und Japan und verbieten den europäischen Handelsgesellschaften den Teehandel. China macht sich selbst zum Tee-Exporteuer, lässt für Europäer aber nur einmal im Jahr den Handel mit chinesischen Produkten zu. Damit wird die Teepflanzenbearbeitung bekannt.

Im Opiumkrieg werden 1300 Tonnen englisches Opium verbrannt. England überschwemmt China durch korrupte Beamte trotzdem mit Opium. Gleichzeitig verfolgt die englische Politik ein Opiumverbot in der Heimat England selbst. Damit ist die Absicht Englands offensichtlich, mit Opium die chinesische Bevölkerung zu schwächen.

Chinesen gelten für Europäer als "Ungläubige", Europäer gelten für Chinesen als "Barbaren".

1844
Trennung von Santo Domingo und Haiti

ab 1845 ca.
China: Wissensübernahme aus Europa: Astronomie und Kanonen
Die chinesischen Herrscher stellen christliche Astronome ein. Jesuiten beginnen, für die chinesischen Kaiser Kanonen zu konstruieren. Es beginnt der Prozess der Einflussnahme und der wirtschaftlichen Aushöhlung.

1849
Preussen hebt das Tabakverbot auf

1861-1865
"USA": Sezessionskrieg um die Sklaverei
Epidemien und Hungersnöte, grosse Zerstörungen in den Südstaaten, die die Sklaverei durch Niedriglöhne ersetzen.
[Der Rassismus der Weissen gegenüber den Schwarzen kann durch kapitalistische Massnahmen und Diskriminierung fortgesetzt werden].

ab Mitte 1860-er Jahre
Suezkanal und Verarmung der arabischen Welt und Afrikas
Mit dem Suezkanal werden die Voraussetzungen für das koloniale Handelsimperium Englands und Frankreichs optimiert. In Europa etablieren sich die Gewürze und tropischen Früchte- und Gemüsesorten durch die völlige Ausschaltung des arabischen Zwischenhandels.
Der Vordere Orient und Afrika beginnen zu verarmen, da jeglicher Zwischenhandel wegfällt.

ab 1865
Afrika verliert an Wichtigkeit durch Sklavereiverbot
Englands Regierungen erwägen die Aufgabe aller Kolonien in Afrika, weil die Schwarzen nicht mehr als Sklaven verkauft werden können.

1880-1925
Europa: Erregerentdeckungen durch das Mikroskop
Isolierung der Erreger und Schaffen von Impfstoffen.

1883
Verbot der Sklaverei in spanischen Kolonien
Beibehaltung der Sklaverei in portugiesischen Kolonien.

ab 1883
Erweiterung des britischen Weltimperialismus durch die Besetzung Ägyptens
[durch konsequente Verschuldungspolitik herbeigerufen].

1888
Brasilien: Abschaffung der Sklaverei
Das unabhängige Brasilien (1822) hat damit 66 Jahre eine eigene Sklaverei betrieben.

1890
Deutschland: Erfindung des Feuerzeugs: "Reichradfeuerzeug"

Neuseeland: Demographische Katastrophe
Von den 1769 100.000 eingeborenen Maori leben noch 40.000.

Ende 19. Jh.
Emanzipationsbewegung der Frau: Frauen rauchen provozierend
als Zeichen zur Gleichberechtigung gegen die Männer, die immer noch im Kampf und im Krieg verhaftet sind.



1900

1903
Panama und "Panama-Kanal"
Panama spaltet sich durch einen von den "USA" provozierten Aufstand von Kolumbien ab. Bestrebung der "USA" ist der Bau des Panamakanals, der in der Folge von Arbeitermassen gegraben wird, die zu 1000en unter Malaria leiden und dort sterben.

1914
Eröffnung des Panama-Kanals
Die "USA" kann dadurch die Westküste handelsmässig intensiv mit Dampfschiffen erschliessen.

1914-1918
Malaria unter den Balkaneinheiten im ersten Weltkrieg

ab 1922
Italien: Mussolinis Regierung kann sich durch die Austrocknung von Malariasümpfen profilieren.
Europa: Begradigung vieler Flüsse
auch gegen Mückenplagen gerichtet. Die Architekten berechnen aber nicht das durch die Begradigung schneller fliessende Wasser, das den Flussgrund erodiert.

1940-1945/2.Weltkrieg
Milzbrand-/Ergotismus-Epidemien durch Mutterkorn wird in England gegen Deutschland als Kampfwaffe erwogen
Es kommt zu Experimenten in England, dann aber nicht angewandt.

Ergänzungen


1945
Die Macht Europas und der "USA" bleiben bestehen
-- Etablieren des "freien Welthandels"
-- Abschaffen letzter Adelsprivilegien in Europa
-- Gewürze werden jedermann zugänglich
-- die Medizin macht grosse "Fortschritte"
-- die Landwirtschaft macht gleichzeitig durch die weltweite Vergiftung von Böden grosse Rückschritte.

Europa und Nordamerika feiern ihren Mobilitätsrausch mit ihren Kapitalien auf Kosten der ganzen Welt. Neue Bewegungen holen sich spirituelle Nahrung von Ureinwohnern Afrikas und "Amerikas" sowie von chinesischer Lebensphilosophie und Medizin.
(Schlussfolgerungen von Michael Palomino)

2000
"Amerikanische" Genforschung: Raub von Blut brasilianischer Indianer
Die "amerikanischen" Konzerne "entdecken" den Urwald, um bei Ureinwohnern die Genforschung zu beschleunigen. Da die Genstruktur der Indios aufgrund der mangelnden Vermischung der Stämme sehr einfach ist, gilt das Indio-Gen als Grundstein der Genforschung. Die Indios, die unter einem Vorwand zur Abgabe ihres Blutes gezwungen werden, erhalten keine Entschädigung. Die Blutproben werden über Internet in der ganzen Welt angeboten.
(Meldungen)

2011
26.12.2011: Die Malaria kam mit dem Sklavenhandel nach "Amerika"

aus: n-tv online: <Wissenschaft:
Sklavenhandel brachte Malaria-Erreger nach Südamerika>; 26.12.2011;
http://www.n-tv.de/ticker/Wissenschaft/Sklavenhandel-brachte-Malaria-Erreger-nach-Suedamerika-article5082651.html

<Washington (dpa) - Der gefährlichste Malaria-Erreger Plasmodium falciparum gelangte mit dem Sklavenhandel von Afrika nach Südamerika.

Dies zeigt eine vergleichende genetische Analyse der Parasiten, die ein Team um Erhan Yalcindag von der Universität Montpellier in den Proceedings der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften («PNAS») präsentiert.

Die Studie könnte Klarheit in die Debatte über die Herkunft des Malaria-Erregers in Südamerika bringen. Bislang waren sich Forscher uneinig, ob der Erreger erst mit der europäischen Auswanderung und dem afrikanischen Sklavenhandel nach Südamerika kam oder auf sehr viel ältere Ursprünge zurückgeht, wie ältere Beweismaterialien nahelegen.

Für ihre Studie analysierten die Autoren Malaria-Erreger in infizierten menschlichen Blutproben. Diese stammten unter anderem aus dem Afrika südlich der Sahara, dem Mittleren Osten, Südostasien und Südamerika. Die Forscher bestimmten die genetische Verwandtschaft der Erreger und fanden Belege für einen afrikanischen Ursprung von Plasmodium falciparum in der Neuen Welt.

Außerdem entdeckten die Autoren zwei genetische Hauptstränge des Parasiten in Südamerika: einen nördlichen und einen südlichen. Die Autoren vermuten, dass die beiden Stränge unabhängig voneinander während des Sklavenhandels eingeschleppt wurden.

Quelle: n-tv.de / dpa>

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Zusätzliche Quellen
[1] http://www.kartoffel-geschichte.de/Erste_Furche/Das_Klima_in_Europa/das_klima_in_europa.html
[2] http://www.kartoffel-geschichte.de/Erste_Furche/Gen_Europa/gen_europa.html


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