China verstösst
systematisch die Kinder von Hingerichteten - die
dann z.T. auf der Strasse sterben:
In China werden die Waisenkinder der
Hingerichteten verstoßen – Nicht von der
„Mutter der Mörderkinder“
http://www.epochtimes.de/china/politik/in-china-werden-die-waisenkinder-der-hingerichteten-verstossen-%E2%80%93-nicht-von-der-mutter-der-moerderkinder-a1271516.html
<Wenn die Kinder von Hingerichteten in China
Glück haben, landen sie nicht als Bettler und
Diebe auf der Straße, sondern bei Madame Zhang.
In der Dokumentation „Chinas Schande: Die
Waisenkinder der Todeskandidaten“ von der
französischen Journalistin Élodie Pakosz werden
solche Schicksale dokumentiert.
Den Titel „Mutter der Mörderkinder“ scheint
Zhang Shuqin relativ gelassen hinzunehmen.
Wenn die 66-jährige Frau an ihrer Zigarette
zieht, ist in ihrem Gesicht abzulesen, dass es
nicht mehr viel gibt, was die Witwe und
zweifache Mutter aus der Reserve lockt. Was
dann aber in der Dokumentation „Chinas
Schande: Die Waisenkinder der Todeskandidaten“
von der französischen Journalistin Élodie
Pakosz folgt, lässt einen nur erahnen, dass
ohne diese innere Ruhe und Gelassenheit Zhang
Shuqin jegliches Vertrauen in ihr eigenes
Land, die Volksrepublik China, schon längst
hätte verlieren müssen. SPIEGEL TV
Magazin zeigte den Film bei RTL und er
ist weiter unter www.Spiegel.tv
anzusehen.
Nur allein die Substantive in Zhang Shuqins
„Titel“ zu analysieren, lässt das Wort
„Mörderkinder“ unangenehm auffallen. Ein
„Kind“ mit einem „Mörder“ zusammenzulegen, das
kann nicht zusammengehören. Es bedeutet
schlichtweg, dass ein Kind für das Verbrechen
seiner Eltern bestraft, stigmatisiert und für
den Rest seines Lebens ausgestoßen bleibt. Und
genau das geschieht in China,
einem Land, das sich gerne nach außen hin als
modern, am wirtschaftlichen Wachstum
interessiert und fortschrittlich gibt.
Nirgendwo werden so viele Menschen
hingerichtet wie in China. Nach den USA
bleibt China weltweit das Land mit den meisten
Todesurteilen. Offiziellen chinesischen
Angaben zufolge, soll es sich um 1110
Hinrichtungen pro Jahr handeln. Laut Amnesty
International liegt die Dunkelziffer jedoch
zwischen 7000 und 8000 Hinrichtungen pro Jahr.
Das wären ca. 38 - 42 Hinrichtungen pro Tag.
Damit vollstreckt China so viele Todesurteile
wie alle anderen Nationen dieser Welt
zusammen. Genaue Zahlen gibt es nicht, exakte
Angaben zur Vollstreckung von Todesstrafen
werden in China als
Staatsgeheimnis behandelt. In den
ländlichen Gegenden werden die Vollstreckungen
nach wie vor öffentlich vollzogen.
Untersucht man die Zahlen, die Zhang Shuqin
seit Mitte der neunziger Jahre des letzten
Jahrhunderts verfolgt, so muss jedem klar
sein, das ca. eine Million Kinder in China
verstoßen und verachtet werden, weil ihre
Eltern im Gefängnis sitzen, viele zum Tod
verurteilt sind. Und sobald ihre Väter oder
Mütter hingerichtet sind, haben diese
Schutzbefohlenen meistens niemanden mehr, der
sich um sie und ihre Belange kümmert. Nach
einer Verurteilung verschließen sich auch die
Türen der Verwandtschaft. Zu groß ist die
empfundene Schande. Die Gesellschaft ignoriert
die Kinder von Verbrechern, sie haben ihr
Leben lang unter den Fehlern der Erwachsenen
zu leiden. So bleibt diesen Kindern nichts
anderes, als herumzustreunen, nicht selten
werden sie selbst kriminell, enden auf der
Straße als Bettler, Diebe oder Tagelöhner.
Nicht wenige sterben mitten auf der Straße
Ohne irgendjemanden an ihrer Seite wachsen in
China unzählige ausgestoßene Kinder von
verurteilten Eltern auf. Als wenn sie selbst
ein Verbrechen begangen hätten, so werden sie
verachtet und ignoriert, weil Mutter und Vater
im Gefängnis sitzen, zum Tod verurteilt oder
bereits hingerichtet sind. Kinder von
Hingerichteten dürfen laut Chinas Gesetzen
nicht adoptiert werden.
Das ist aber nichts, was mit dem globalen
Wirtschaftswachstum erst gewachsen ist,
sondern schon die chinesischen Kaiser ließen
die Angehörigen von Verbrechern gleich mit
hinrichten. Die chinesische Gesellschaft
bestrafte die Kinder der Verurteilten oft mit
Ausgrenzung und Ablehnung.
Später fügte Mao Zedong noch hinzu: „Der Sohn
eines Helden ist ein Held. Und der Sohn eines
faulen Eis ist selbst ein faules Ei.“
Mao ist zwar seit fast 40 Jahren tot, doch
die Stigmatisierung hält bis heute an. Ganz
nach dem alten chinesischen Sprichwort: „Eine
Katze wirft niemals Hundewelpen.“
Diese Stigmatisierung trifft diejenigen, die
den meisten Schutz der Erwachsenen bedürften.
Die Autorin hat seltene Einblicke in den
Todestrakt eines chinesischen Gefängnisses
bekommen. Normalerweise sind Dreharbeiten dort
nicht erlaubt. Der Film bietet berührende und
zugleich verstörende Szenen. Ein dreijähriger
Junge sieht zum ersten Mal in seinem Leben
seinen zum Tode verurteilten Vater. Tränen
fließen. Seine ältere Schwester begreift schon
besser, dass ihr Vater ein Verbrechen begangen
hat. Es ist die letzte Begegnung der drei
Mitglieder einer Familie.
Wenn die Kinder Glück haben, landen sie nicht
als Bettler und Diebe auf der Straße. Sondern
bei Madame Zhang. Da ist die kleine Liu Bing,
elf, deren Eltern wegen Kinderhandel
„lebenslänglich“ bekommen haben. Oder Hu
Quing, sechs Jahre alt, dessen Vater erst
seine Frau und dann deren Liebhaber samt
Ehefrau erstach. Er wurde hingerichtet. Oder
Wang Ming, zehn, die nicht mehr lächelt, seit
sie erfuhr, dass ihre Mutter vor elf Monaten
im Gefängnis starb. Nach der Schule hockt sie
stumm vor dem Zwinger hinter dem Spielplatz
und lässt sich von den Hunden die Hand lecken,
die Madame Zhang von der Straße auflas, damit
sie für die Kinder Freunde sind.
Die dreizehnjährige Zhou Ying sitzt auf einem
Stockbett aus Metall und erzählt, worüber sie
eigentlich nicht sprechen möchte. Wie sie
dabei zusah, als die Hände des Vaters ihre
Mutter erwürgten. Wie die Polizei den Vater
abführte und sich niemand um sie und ihre
Geschwister kümmern wollte, weder Onkel noch
Großmutter. Aus Armut, aus Scham. Oft auch aus
purer Armut. Bis diese fremde Frau kam und die
drei Kinder mit nach Peking nahm, in dieses
Kinderheim, das sich „Sun
Village“ nennt, eine Ewigkeit weg von zu
Hause. Nicht umsonst wird Zhang Shuqin als
Schutzengel der Kinder bezeichnet.
Der Preis für ein menschenwürdiges Leben
Zhang Shuqin, gelernte Krankenschwester,
hatte jahrelang als Wärterin im
Frauengefängnis gearbeitet. Doch irgendwann
konnte sie die weinenden Kinder vor den
Gefängnismauern kaum noch ertragen. Wenn
draußen die Kinder weinend nach ihrer Mutter
riefen, wurden in den Zellen die Mütter fast
verrückt vor Sorge, denn sie wussten nicht,
was mit ihren Kindern draußen geschehen würde.
Manche Insassin hatte jahrelang nichts von
ihrem Kind erfahren. Die Frauen baten Zhang
Shuqin inständig, ihnen bei der Suche nach
ihren Kindern zu helfen.
Zhang Shuqin kündigte ihren Job und gründete
1996 ihr erstes Kinderheim am Stadtrand von
Peking. Das Sonnendorf. Anfangs wurde sie für
ihr Engagement noch auf offener Straße
beschimpft. Der Staat kümmerte sich nicht um
sie, niemand fühlte sich verantwortlich für
die hinterbliebenen Kinder. Mittlerweile
toleriert der Staat die Einrichtung, Zhang
Shuqin erhält geringe Unterstützung, doch die
reicht bei weitem nicht aus. Sie ist und
bleibt auf Spenden angewiesen. Zumindest
arbeitet die Polizei inzwischen eng mit ihr
zusammen. Regelmäßig laden Beamte Kinder
hier ab, mit denen sie nichts anzufangen
wissen. Die Polizisten überreichen die
traumatisierten Kinder und verschwinden
schnell wieder.
Einmal erhielt sie einen Brief: „Sehr geehrte
Madame Zhang, ich habe meinen Nachbarn aus
Habgier getötet und werde bald hingerichtet.
Bitte kümmern Sie sich um meinen Sohn, damit
ich in Ruhe sterben kann.“
Sie kam zu spät. Als sie den Vater im
Gefängnis besuchen wollte, war die Hinrichtung
schon vollzogen. „Dieser Mann ist gestorben,
ohne zu wissen, was aus seinem Kind wird.“
Der Sohn des Hingerichteten lebt heute in
„Sun Village“.
Ein anderer Fall im Film zeigt, wie
dramatisch die Situation für die Eltern sein
muss, die noch kurz vor der Hinrichtung alles
Erdenkliche versuchen, um ihre Kinder
untergebracht zu wissen. Ein zu Tode
verurteilter Vater wollte seine Organe gegen
Geld spenden, um mit diesem Geld das Leben
seines Kindes abzusichern. Nun muss man aber
wissen, dass China überhaupt erst seit 2010
eine Art Organspendesystem eingeführt hat, und
auch nur in elf der 22 Provinzen. Im Jahr 2011
gab es in ganz China nur etwa 200
Zustimmungen. Für die Chinesen ist es
unvorstellbar, sich ihre Organe entnehmen zu
lassen. Schon in der Zhou Dynastie 771 vor
Christus hieß es: Alle Lebewesen sterben
und sollten als ein Ganzes für den Frieden
zur Erde zurückkehren.
Konfuzius sagte ebenfalls: Der Körper,
die Haare und die Haut kommt von den Eltern
und sollten nicht beschädigt werden, das
erfordert der Respekt vor den Eltern.
Man soll also nach den chinesischen
Weisheiten den physischen Körper, den man bei
der Geburt erhalten hat, bis zum Tod,
beispielsweise der Erdbestattung, vollständig
erhalten. Auch kommt eine Verbrennung nicht
infrage.
Nun kann man erst verstehen, wie verzweifelt
dieser Vater gewesen sein muss, dass er seine
Wiederkehr auf Erden zum Wohle seines Kindes
geopfert hat. Ihm wurden jedoch viel mehr
Organe entnommen als geplant. Er wurde in ein
künstliches Koma versetzt, alle Organe, auch
die Hornhaut seiner Augen entnommen, und dann
reanimierte man ihn nach der Entnahme nicht
mehr. So starb er. Das Geld aber, das er für
die Erziehung seines Sohnes gesichert haben
wollte, kam nie bei der Familie an. Nur seine
Asche und ein paar Knochen wurde der Familie
übergeben. Wie bei den meisten
Todeskandidaten. Eine Rückkehr auf Erden ist
nach traditionellem Glauben damit
ausgeschlossen.
Heute lebt sein Kind im „Sun Village“.
Das Sonnendorf – Zuflucht für Kinder von
Gefangenen
Mittlerweile gibt es in ganz China neun
dieser Einrichtungen und es sind mehr als 5000
Kinder von Sträflingen, denen Zhang Shuqin in
den letzten 19 Jahren bereits ein Zuhause
gegeben hat. Sie selber leitet das Sonnendorf.
Zurzeit leben hier 150 Kinder. Ein Bett, ein
Fach im Schrank, drei karge Mahlzeiten,
Schulausbildung, Erziehung, Werte, Zuneigung –
ein Zuhause und eine Chance. „Nichts, was
andere Kinder nicht auch bekämen.“ , so Frau
Shuqin. Die Zukunft dieser Kinder ist
geregelt.
Die Kinder leben in karg eingerichteten
Baracken, selbst bei Minustemperaturen kann
nur spärlich geheizt werden. Da es an Personal
mangelt, müssen alle mit anpacken und die
Gebäude in Schuss halten. Rund 400 Euro kostet
ein Kind pro Jahr, am teuersten sind Nahrung
und Schulgebühren. Für Arztbesuche und
Medikamente fehlt häufig das Geld. „Da muss
ich betteln gehen, Sponsoren finden“, so die
Mutter der „Mörderkinder“. Um eine
psychologische Betreuung zu sparen,
verschweigt Madame Zhang den Kindern die
Hinrichtung der Eltern. „Den Kleinsten sagen
wir, dass die Eltern an einem schönen Platz
auf sie warten. So weit weg, dass man sie
nicht anrufen oder besuchen kann. Den Großen
erzählen wir, dass Vater oder Mutter an einer
schlimmen Krankheit im Gefängnis gestorben
seien.“
Meist erfahren die Kinder die Wahrheit
irgendwann doch. Sie wissen letztendlich,
warum sie im Sonnendorf gelandet sind. Sie
sind doch irgendwie anders als die anderen.
Innerhalb des Sonnendorfes bilden sie
vielleicht eine intakte Gemeinschaft. Sobald
die Kinder jedoch aus dieser Schutzzone
heraustreten, spüren sie die Stigmatisierung
und Ablehnung der Gesellschaft. In einer nahe
gelegenen Grundschule in Banqiao dürfen die
Kinder am Unterricht teilnehmen. Mittlerweile
brauchen sie für die Bücher nichts mehr zu
bezahlen, das übernimmt die Gemeinde. Aber die
Kinder der Todeskandidaten werden von den
anderen Schülern oft ausgegrenzt. Es gehört
schon sehr viel Selbstbewusstsein dazu, über
Jahre hinweg seinen Weg zu suchen und ihn
letztendlich auch zu finden, wenn einem fast
nur Misstrauen und Abneigung entgegenschlägt.
Das ist und bleibt Zhang Shuqins größte Sorge.
„Werden diese Kinder permanent diesem
Misstrauen ausgesetzt und bleiben ausgegrenzt,
kann ihr traumatisches Erlebnis irgendwann so
viel Wut und Frust aufstauen, dass ihr Hass
der Gesellschaft gegenüber sie vielleicht
später einmal kriminell werden lassen kann.
Shuqin beruft sich auf amerikanische Studien,
in denen belegt wird, dass die Gefahr bei
Kindern von Kriminellen selbst kriminell zu
werden, bis zu sechsfach höher liegen als bei
Kindern aus nicht kriminellen Familien.
Sie kann genügend Beispiele geben. Ein
Geschwisterpaar, das nach der Verurteilung der
Eltern von den Nachbarn beschimpft und
verflucht wurde, blieb einfach allein zuhause.
Und niemand war auch nur willig, in
irgendeiner Form zu helfen. Die beiden hingen
nur herum, und um überhaupt überleben zu
können, begannen sie natürlich auch Obst und
Gemüse zu stehlen, bis sie irgendwann
aufgegriffen wurden.
Oft muss Frau Shuqin dann versuchen mit
Familienangehörigen in irgendeiner Form in
Kontakt zu treten. Es bedarf der schriftlichen
Zustimmung, dass die Kinder von ihr ins
Waisenhaus mitgenommen werden dürfen. Und das
ist nicht immer einfach, die Familie davon zu
überzeugen, dass es den Kindern im Sonnendorf
besser geht.
So erlebt sie, dass nicht nur die Eltern vom
Staat getötet werden, die Kinder bleiben als
Waisen zurück und ganze Familien werden von
der Gesellschaft ausgestoßen.
Die zehnjährige Miau Miau, kleine Knospe,
erzählt, wie traurig es die Kinder macht, wenn
die Eltern tot sind. Sie kann nicht verstehen,
warum man einem Menschen, wie ihrem Vater,
nicht noch einmal eine Chance gibt. Ihrer
Meinung nach sollten die Verurteilten lieber
anderen Kindern Lesen und Schreiben
beibringen, damit diese später ohne Schande
leben können. Sie meint, dass es sehr wohl
einen Unterschied gibt, ob jemand zum Tode
verurteilt wird oder lebenslang im Gefängnis
bleibt. Ein Todesurteil
nimmt den Kindern die Eltern weg. Und es
bricht den Kindern das Herz. Und ob dann
jemals die kleine Knospe wirklich zum Erblühen
kommt, das bleibt wirklich die Frage. Denn
zurück bleiben traumatisierte kleine Menschen,
die ihr Leben lang diesen Schmerz in sich
tragen.
Zhang Shuqin, mittlerweile auch Chinas
„Mutter Courage“ genannt, wurde zu Recht für
ihr Engagement für den Friedensnobelpreis
nominiert.>
|