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Hormone geschluckt - und in den Fluss ausgeschieden
Hormone geschluckt - und in den Fluss ausgeschieden -- die Folgen von Hormonen in Gewässern
Meldungen
präsentiert von Michael Palomino
Siehe auch: Wasser (Meldungen)
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Österreich 11.1.2009: Weibliche Hormone in Flüssen ergeben mehr weibliche Fische
aus: Spiegel online: UMWELTHORMONE. Frauenboom bei Österreichs Fischen; 11.1.2009;
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,600616,00.html
<Kaum Männchen im Netz: Zwei Drittel aller Fische in den fließenden Gewässern Österreichs sind weiblichen Geschlechts. Umweltgifte dürften an dem Phänomen Schuld sein, dessen Gefährlichkeit für den Menschen noch nicht vollständig untersucht ist.
Wien - Die Regenbogenforellen machen Karl Wögerbauer zu schaffen, und die Äschen ebenfalls. Der Funktionär des oberösterreichischen Fischereiverbandes berichtet im ORF von einem alarmierenden Phänomen, das auch Berufskollegen aus anderen Ländern, unter anderem auch Deutschland, gut kennen: Den Flussfischern gehen schon seit geraumer Zeit deutlich mehr weibliche Tiere ins Netz als männliche. Mittlerweile sind bereits zwei Drittel aller Fische in den fließenden Gewässern Österreichs weiblichen Geschlechts.
Verantwortlich könnte die Verunreinigung der Gewässer mit hormonell wirkenden Substanzen sein, die von Kläranlagen nicht ausgefiltert werden. Endokrine Disruptoren heißen die verdächtigen Stoffe, welche die Wissenschaft seit Anfang der Neunziger verstärkt im Blick hat. Im Prinzip gibt es diese Substanzen auch in der Natur, zum Beispiel in Pflanzen wie Soja oder Hopfen. Gefährlicher sind aber die synthetischen Stoffe aus der Industrie und Landwirtschaft, die zum Beispiel als Bestandteile von Kunststoffen oder Pestiziden in die Umwelt gelangen - und dort ihre schwerwiegenden Folgen entwickeln, weil sie in den Hormonhaushalten der Lebewesen vor allem das Geschlechtshormon Östrogen beeinflussen.
Die fraglichen Substanzen werden als Weichmacher in Nahrungsmittelverpackungen verwendet, kommen als UV-Filter in Sonnencremes vor oder als Konservierungsstoffe in Hautcremes. Auch Antibiotika, Verhütungsmittel, Reinigungsmittel und mittlerweile verbotene Schiffsanstriche können Quelle von endokrinen Disruptoren sein.
Was auch immer der Grund für die Veränderung im biologischen Ablauf der Fische sei, es sei "mit Sicherheit ein weiteres Zeichen veränderter Umweltbedingungen", sagt Karl Wögerbauer. Auf die Konsumenten wirke sich die Verschiebung jedoch nicht aus, meint der Fischereifunktionär. Die Fischweibchen schmeckten weder besser noch schlechter als die männliche Minderheit.
Und doch ist Vorsicht wohl angebracht: Wissenschaftler berichten davon, dass biologische Schäden umso deutlicher werden, je höher die Tiere in der Nahrungskette stehen. Eine direkte Gefahr für den Menschen ist nicht nachgewiesen, doch wenn hohe Konzentrationen weiblicher Hormone über die Nahrungskette in den Körper gelangten, könnte zumindest in der Theorie bei Männern die Fruchtbarkeit beeinträchtigt werden. Klar scheint zum Beispiel, dass Spermien durch die Umwelthormone schneller altern. Ein EU-Forschungsprojekt brachte im Jahr 2006 außerdem den Nachweis, dass endokrine Disruptoren auch außerhalb der Reproduktionsorgane wirken, zum Beispiel im Gehirn, der Hirnanhangdrüse, der Leber, den Knochen, dem Fettgewebe und der Schilddrüse.
chs/dpa>
22.3.2012: Der Genfersee ist total mit antibiotikaresistenten Keimen belastet - das Wasser des Genfersees ist kein Trinkwasser mehr
aus: 20 minuten online: Resistente Keime: Aus dem Genfersee droht Gefahr;
http://www.20min.ch/wissen/gesundheit/story/24902775
<Der Genfersee ist offenbar ein Sammelbecken antibiotikaresistenter Keime. Diese Bakterien gelangen über Abwässer von Spitälern in den See und können dadurch unser Trinkwasser gefährden.
Wasserforscher haben im Sediment des Genfersees erhöhte Mengen von Keimen gefunden, die gegen zahlreiche Antibiotika resistent sind. Dieses Reservoir erhöht das Risiko, dass das gefährliche Erbgut über kurz oder lang auch in menschliche Krankheitserreger gelangt.
Bakterien, die gegen zahlreiche Antibiotika unempfindlich geworden sind, gelten als eine der grössten Gefahren in der heutigen Medizin. Patienten mit solchen Erregern lassen sich oft nur noch schwer oder gar nicht mehr behandeln. Harmlos scheinende Infektionen können so plötzlich lebensbedrohlich werden.
Eine Studie des Wasserforschungsinstituts Eawag zeigt nun, dass solche Keime mit dem Siedlungsabwasser - vor allem aus Spitälern - in grossen Mengen in Gewässer gelangen. Die Wissenschaftler um den Mikrobiologen Helmut Bürgmann untersuchten dazu den Abwasserfluss der Stadt Lausanne, der - gereinigt - in den Genfersee geleitet wird.
Verseuchte Spitalabwässer
Insbesondere im Abwasser des Lausanner Universitätsspitals fanden die Forscher eine hohe Zahl von multiresistenten Keimen, wie die Eawag am Donnerstag mitteilte. Das war zu erwarten gewesen, denn Spitäler sind naturgemäss eine Hochburg besonders gefährlicher Krankheitserreger.
Die Kläranlage der Stadt entfernt zwar über drei Viertel aller Bakterien aus dem Abwasser. Doch die Forscher fanden heraus, dass im gereinigten Abwasser der Anteil an besonders resistenten Stämmen erhöht ist: Diese Bakterien scheinen den Reinigungsprozess besonders gut zu überstehen.
Die Folge: Die Menge an multiresistentem Antibiotika-Erbgut ist im Genfersee erhöht - vor allem im Sediment in der Nähe jener Stelle, an der das gereinigte Abwasser eingeleitet wird. Damit vergrössert sich das Risiko, dass die Resistenzgene über kurz oder lang den Weg zurück finden in menschliche Krankheitserreger.
«Kein Grund zur Panik»
Das kann bereits im See geschehen oder im menschlichen Körper, wenn die Gensequenzen für Antibiotikaresistenz ins Trinkwasser gelangen. Laut den Forschern schützen solche Resistenzen die Bakterien nicht nur gegen Medikamente sondern oft auch vor anderen Substanzen wie Schwermetallen oder Desinfektionsmitteln.
Für Nadine Czekalski, Erstautorin der im Fachblatt «Frontiers in Antimicrobials, Resistance and Chemotherapy» erschienenen Studie, sind die Befunde aber «kein Grund zu Panik», wie es im Communiqué heisst. In der Nähe einer Trinkwasserfassung drei Kilometer vom Kläreinlauf entfernt, fanden sich zwar Multiresistenzen im Sediment aber keine im Seewasser.
Zusätzliche Reinigungsstufe
Ausserdem wir das Seewasser aufbereitet, bevor es ins Lausanner Leitungsnetz eingespeist wird. Trotzdem plädieren die Forscher für eine verstärkte Vorsorge. Immerhin werden rund 15 Prozent der Schweizer Abwässer nach der Reinigung direkt in Seen geleitet. Die Situation in Lausanne sei ein Modell für andere Klärvorgänge.
Dass der Bund für ausgewählte Kläranlagen eine zusätzliche Reinigungsstufe vorsehe, sei deshalb ein Schritt in die richtige Richtung, heisst es in der Mitteilung. Sie empfehlen zudem, Spitalabwasser separat zu behandeln, weil die besonders hartnäckigen Resistenzen aus Spitälern stammen.
(sda)>
Südafrika 22.3.2012: Hormonbelastung von Gewässern mit Anti-Babypillen-Wirkstoff nimmt Fröschen die Libido: Krallenfrosch Xenopus laevis
aus: Der Standard online: Paarungsverweigerer: Anti-Babypillen-Wirkstoff macht Frösche lustlos; 22.3.2012;
http://derstandard.at/1332323529362/Paarungsverweigerer-Anti-Babypillen-Wirkstoff-macht-Froesche-lustlos
<Seine Lustlosigkeit könnte eine Erklärung für den weltweiten Amphibienrückgang sein: Der Südafrikanische Krallenfrosch Xenopus laevis.
Südafrikanischer Krallenfrosch Xenopus laevis verliert in hormonbelasteten Gewässern das Interesse an der Fortpflanzung.Hormone in Gewässern haben auf einiger ihrer Bewohner einen beträchtlichen Einfluss. Vor allem Frösche werden durch die schädlichen Substanzen nicht nur körperlich sondern auch in ihrem Sexualverhalten beeinträchtigt: Die Lurche verlieren schon bei ganz geringen Hormonkonzentrationen die Lust. Deutsche Forscher haben damit eine neue mögliche Erklärung für das weltweite Schrumpfen von Amphibienpopulationen gefunden. Die Erkenntnisse der Forscher könnten darüber hinaus auch die Basis für einen neuartigen Test zum Nachweis von hormonell wirksamen Substanzen bilden.
Wenn der Südafrikanische Krallenfrosch Xenopus laevis auf Brautschau geht, stößt er Balzlaute mit einem ganz charakteristischen Klicken aus und lockt so die Weibchen an. Werner Kloas und seine Doktorandin Frauke Hoffmann vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei stellten fest, dass der Hauptwirkstoff der Anti-Babypille, das Östrogen Ethinylestradiol, das Balzverhalten der Frösche beeinflusst.
Paarungsverweigerer
Frauke Hoffmann nahm mit Unterwassermikrofonen die Rufe der Frösche auf. Sie fand heraus, dass die Substanz 17α-Ethinylestradiol (EE2) in Konzentrationen wie sie auch in Gewässern vorkommen, innerhalb von zwei Tagen zu weniger Balzrufen führte und dass das Klicken aus den Rufen der Froschmänner verschwand. Von solch lahmen Flirtversuchen fühlten sich die Froschdamen nicht mehr angesprochen und verweigerten schlichtweg die Paarung. Den Effekt konnte Hoffmann in unterschiedlicher Ausprägung bei fünf verschiedenen Konzentrationen feststellen.
Nach sechs Wochen wieder ganz die Alten
Die in "PLoS ONE" veröffentlichte Studie ist der erste Nachweis der Wirkung von umweltrelevanten östrogenen Stoffen auf das Verhalten von Amphibien. Sind die Tiere den Hormonen nicht mehr ausgesetzt, sind sie nach rund sechs Wochen in sexueller Hinsicht wieder ganz die Alten. "Mit diesem Verhaltenstest lassen sich deshalb sehr einfach und sensibel Rückschlüsse auf die hormonelle Belastung der Gewässer ziehen, ohne dass wir die Tieren töten müssen", so Werner Kloas. Für den Forscher hat der Test das Potenzial herkömmliche mehrwöchige Standardtests, wie sie etwa mit Fischen durchgeführt werden, zu ersetzen. (APA/red, derstandard.at, 22.3.2012)
Abstract
PLoS ONE: Estrogens Can Disrupt Amphibian Mating Behavior>
Bodensee hat Probleme am 27.3.2025: ist mit Östrogen-Hormonen verseucht - männliche Fische werden weiblich:
Bodensee: Hormone im Wasser lassen Fische verweiblichen
https://www.20min.ch/story/bodensee-hormone-im-wasser-lassen-fische-verweiblichen-103310567
Forscher beobachten hormonelle Veränderungen bei männlichen Fischen – Ursache sind Spurenstoffe wie Östrogene aus der Antibabypille im Abwasser.
Darum gehts
-- Hormonaktive Stoffe im Bodensee können bei männlichen Fischen Veränderungen hervorrufen.
-- Dies zum Beispiel, weil Östrogene aus der Antibabypille über das Abwasser in den See gelangen.
-- Kläranlagen in der Ostschweiz wurden deshalb überprüft und verbessert.
-- Trinkwasser aus dem Bodensee ist laut Behörden sicher.
Forscher beobachten in mehreren Zuflüssen des Bodensees eine sogenannte Verweiblichung männlicher Fische. Betroffen sind vor allem Gewässer in der Nähe von Kläranlagen – auch auf der Schweizer Seite des Sees, wie der «Südkurier» berichtete.
Wissenschaftler beobachten seit Jahren hormonelle Veränderungen bei Fischen. Die Tiere bilden zum Beispiel Eizellen in deren Hodengeweben aus oder produzieren weibliche Eiweisse. Auslöser sind Spurenstoffe wie Östrogene, die etwa aus der Antibabypille oder ähnlich wirkenden Stoffen stammen.
«Solche Stoffe beeinflussen das Hormonsystem von Wasserlebewesen», schreibt das Bundesamt für Umwelt BAFU. «Sie können ihre Fruchtbarkeit schädigen.»
Was sagen Daten aus der Ostschweiz?
Auch in der Ostschweiz wurde geprüft, ob solche Stoffe das Leben im Wasser verändern. Etienne Vermeirssen vom Oekotoxzentrum erklärt: «2012 hat der Kanton St. Gallen alle Kläranlagen auf hormonelle Belastung getestet. Drei Anlagen wiesen erhöhte Werte auf – dort konnten Veränderungen bei Tieren nicht ausgeschlossen werden.»
Inzwischen wurden die Anlagen verbessert – etwa in Herisau, wo eine vierte Reinigungsstufe eingebaut wurde. «Das Problem ist bekannt. Es wird beobachtet – und an mehreren Orten wird bereits etwas unternommen», sagt Vermeirssen zu 20 Minuten.
Wie gross ist das Problem wirklich?
Vor allem die Fortpflanzungsorgane der Fische sind betroffen. Männliche Tiere zeigen weibliche Merkmale. Laut Vermeirssen wurden solche Veränderungen in der Schweiz bisher nur selten beobachtet – in Ländern wie Grossbritannien dagegen häufiger.
Allerdings: «In den vergangenen Jahren wurde in der Schweiz eher weniger gezielt nach Verweiblichung gesucht», so der Experte.
[Es wird behauptet]: Was im Trinkglas ankommt, ist sauber
Der Bodensee versorgt grosse Teile der Ostschweiz mit Trinkwasser. Laut dem Kanton St. Gallen ist dieses «von einwandfreier Qualität und kann bedenkenlos konsumiert werden».
Auch die «Bodensee-Wasserversorgung» gibt Entwarnung: Hormonell wirksame Stoffe wurden im Trinkwasser bislang nicht nachgewiesen. Ebenso wenig andere Medikamentenreste. Das Wasser wird in rund 60 Metern Tiefe entnommen und streng überwacht.
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