aus:
Vortrag von Rainer Barmet: Luzern und die österreichische
Landesherrschaft zur Zeit der Schlacht bei Sempach; In:
Mittelalterseminar von Peter Niederhäuser (Winterthur),
Universität Zürich Januar 1999
"[...] eine wichtige Rolle in
der damaligen Situation spielte das Pfandwesen. Unter Herzog Otto steigen die Verpfändungen für
Hoheitsrechte schlagartig an. Diese wurden schon bald zu
einer aktiven Territorialpolitik eingesetzt und ihre
Verpfändung verdinglichte die Herrschaftsabhängigkeiten, da
persönliche Beziehungen wie bei den Lehen kaum mehr eine
Rolle spielten.
Von dieser ganzen
Kommerzialisierung der Hoheitsrechte profitierten aber vor
allem die Territorialstaaten. Dank der Beachtung spezieller
Pfandlösebestimmungen und einer Kontrolle der Pfänder durch
Pfandregister waren die Habsburger besonders erfolgreich.
Durch Herrschaftsklauseln hielten sie sich ein
Verfügungsrecht über die Pfänder offen, welches sie dank
ihrer Macht und Übersicht auch wahrnehmen konnten.
Die Pfandherren blieben jedoch
nicht untätig. Durch Investitionen und Zusammenlegung ihrer
Pfänder, erschwerten sie die Möglichkeit einer Auflösung des
Pfandvertrages erheblich. Damit ging aber eine Veränderung
der Herrschaftsstruktur einher. Die Pfandherren versuchten,
die Pfänder möglichst intensiv zu nutzen und betrieben eine
expansive Auslegung ihrer Rechte. Häufig verweigerten sie
ihren Untertanen auch den Weg zur Klage bei der
habsburgischen Herrschaft.
Diese hatten angesichts der
Macht des Pfandherren kaum mehr die Möglichkeit, in dessen
Gebiet einzugreifen. Dies störte sie aber nicht allzusehr,
da der Pfandherr trotz allem noch in das habsburgische
Herrschaftsgefüge eingebettet war und blieb [...]."
[Die Habsburger haben sich
durch Passivität ausgezeichnet, sind nicht gegen den
Machtmissbrauch der Pfandherren vorgegangen und haben so die
Sympathie ohne eigenes Handeln bei der Bevölkerung
verloren].