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1.9.2010: <Staugeplagtes Moskau kann kein Finanzzentrum werden>
Einleitung
Moskau hat eine grosse U-Bahn, aber der Autoverkehr nimmt weiter zu. Niemand spricht vom Veloverkehr. Niemand schaut, wie Kopenhagen oder Paris sich den Verkehr mit Velo / Fahrradbahnen flüssig halten. Vielleicht sollten Moskauer einmal Kopenhaben oder Paris ansehen, statt immer nur nach Asien zu blicken, wo das Fahrrad immer verpönter wird.
aus: Russland Aktuell; 1.9.2010; http://www.moskau.ru/moskau/stadtnews/staugeplagtes_moskau_kann_kein_finanzzentrum_werden_1525.html
<Moskau. Moskaus Oberbürgermeister Juri Luschkow schlägt eine radikale – und teure – Lösung für die Stauprobleme der Stadt vor. Er will ein umfangreiches Straßen- und Eisenbahnbauprogramm auflegen. Das kostet 100 Mrd. Euro.
Solange Moskau seine Verkehrsprobleme nicht in den Griff bekomme, könne es nicht den Anspruch erheben, ein internationales Finanzzentrum zu werden, meint Juri Luschkow. Den Aufbau eines internationalen Finanzzentrums in Moskau fordert Präsident Dmitri Medwedew.
Moskau als internationales Finanzzentrum
Unlängst hat er den einstigen Chef der Kremlverwaltung Alexander Woloschin mit der Leitung des Projekts beauftragt. Doch weitere administrative, repräsentative und finanzielle Funktionen kann Moskau kaum noch übernehmen. Schon jetzt erstickt die russische Hauptstadt an ihren Stauproblemen.
Es gibt rund vier Millionen Fahrzeuge in der Stadt, aber nur wenig mehr als 1.300 Kilometer Straße. Das ist deutlich weniger als nötig. Das Verkehrsnetz nehme nur 8,7 Prozent der Stadtfläche ein, selbst in den engen Metropolen Asiens sind es zehn bis zwölf Prozent, vergleicht Michail Blinkin, wissenschaftlicher Direktor eines Verkehrsinstituts.
Stundenlange Staus kosten Zeit und Geld
Die sich daraus ergebenden Probleme sind den Moskauer Autofahrern hinlänglich bekannt. Täglich stehen sie mehrere Stunden im Stau. Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt bei 22 km/h. Das ist halb so viel wie in New York. Die langsame Fahrt kostet nicht nur Zeit und Nerven, sondern damit auch reales Geld.
Expertenschätzungen nach liegen die aus den Stauproblemen sich ergebenden Verluste im Milliardenbereich. Nicht gerade eine ideale Voraussetzung, um ein internationales Finanzzentrum zu eröffnen.
Teure Lösung von Luschkow angeregt
Freilich ist auch Luschkows Lösung teuer. Der Stadtchef, verheiratet mit der einzigen Baumilliardärin Russlands Jelena Baturina, schlägt vor, rund 400 Kilometer Straße, 365 Kilometer Eisenbahn und 120 Kilometer U-Bahnlinien in Moskau zu bauen. Zudem will er die Autobahnringe um Moskau weiter ausbauen. Die Kosten beziffert er auf vier Billionen Rubel (100 Milliarden Euro).
Die Regierung lehnt den Plan ab, da das Geld für Luschkows gigantische Baupläne aus dem föderalen Etat kommen soll. Milliarden werde es dafür nicht geben, erklärte ein Sprecher des Finanzministeriums kategorisch. Andere Projekte benötigten das Geld dringender, zudem habe Moskau das Geld, den Ausbau der Infrastruktur selbst zu finanzieren.
Bleibt wohl nur die Realisierung des immerhin 16,4 Milliarden Euro teuren „Minimalprogramms“. Dies aber wird die Verkehrsprobleme nicht lösen, sind Experten überzeugt. Auch weil Bauen in Moskau „dank“ Luschkows Politik extrem teuer ist.
Denn wer nicht zahlt, der bekommt kein Grün, sondern steht im Stau.
(ab/.rufo/Moskau)>
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6.9.2010: Der Autowahn in Moskau soll die letzte grüne Lunge - den Chimki-Wald - zerstören
Einleitung
Auch in diesem Artikel kommt das Velo / Fahrrad nicht vor. Vielleicht kann einmal jemand der russischen Regierung sagen, wie wertvoll Fahrradstrassen mit vielen Velofahrern sind, die dann die Strassen nicht mehr verstopfen, und so kommt jeder auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 bis 35 km/h. Das wäre dann fast wieder die Geschwindigkeit von New York, und dann wäre auch Moskau - ein Finanzzentrum. Zumindest von März bis Oktober wäre das Velofahren in Moskau doch möglich. Aber irgendwie ist den Regierenden von Moskau das Thema Velo ein Tabu. Und nun soll die letzte grüne Lunge Moskaus "dran glauben". Aber lesen Sie selbst:
aus: Russland Aktuell: Wald von Moskau-Chimki wird für Frau Luschkow gefällt; 6.9.2010;
http://www.moskau.ru/moskau/stadtnews/wald_von_moskau_chimki_wird_fuer_frau_luschkow_gefaellt_1528.html
<Moskau. Das Geheimnis des umstrittenen Autobahnbaus durch den Wald von Moskau-Chimki ist jetzt gelüftet. Eine Alternativtrasse entlang der Fernstrasse nach St.Petersburg würde ein Riesen-Wohnbauprojekt unmöglich machen, sagt Bürgermeister Luschkow.
In der offizielle "Rossijskaja Gaseta" schreibt der Moskauer Bürgermeister Juri Luschkow heute, die hart umkämpfte Autobahntrassenführung, der ein Teil der "Grünen Lunge" Moskaus zum Opfer fallen würde, sei die "logischste und wirtschaftlich am besten begründete".
Das Geheimnis der "logischen" Trassenführung besteht nach dem Artikel Luschkows darin, dass sie nicht entlang der bestehenden Fernstrasse verläuft, einen Bogen um profitables Moskauer Stadtgebiet macht - und ein grosses Wohnbauprojekt ermöglicht, das ursprünglich von Luschkows Ehefrau Jelena Baturina geplant war.
In der "Rossijskaja Gaseta" erklärt Luschkow zunächst, eine über der Eisenbahnstrecke nach St.Petersburg aufgestelzte Autobahnführung sei nicht finanzierbar und darum ein Hirngespinst. Tatsächlich ist diese Alternative nie ernsthaft diskutiert worden.
Eine andere Alternativtrasse, so Luschkow, würde durch das Stadtgebiet des Vorortes Chimki führen (der nicht zur Stadt Moskau gehört), dort etwa 50 Villen entschädigungspflichtig berühren und einen Stadtteil von Chimki zerschneiden. Darum sei auch diese Führung nicht sinnvoll.
Wenn aber schliesslich die neue Autobahn entlang der bestehenden Fernstrasse gebaut würde, würde sie durch das Dorf Molschaninowka führen, wo Wohnhäuser mit 200.000 Quadratmetern Fläche geplant seien. 3.000 bis 4.000 Familien würden auf absehbare Zeit keine neuen Wohnungen bekommen. Dieser Preis für diese Trassenführung, gemessen in menschlichen Schicksalen, sei viel zu hoch, schreibt Luschkow.
Tatsächlich ist (laut Internetquellen) auf Beschluss der Moskauer Stadtregierung vom 7.3.2006 geplant, das Dorf Molschaninowka, in dem 238 Menschen wohnen, bis Ende 2010 abzureissen. Ebenfalls evakuiert werden sollen zwei weitere kleinere Siedlungen. Bauherr für den dort geplanten neuen Moskauer Vorort in Flughafennähe war ursprünglich der Baukonzern Inteko, der der Luschkow-Gattin Jelena Baturina gehört.
Der in die Krise geratene Konzern Inteko soll aber im vergangenen Jahr das Bauprojekt aufgegeben haben. Es soll eine neue Ausschreibung geben.
Bemerkenswert ist, dass die Grundstücke entlang der alten Fernstrasse Moskau-St.Petersburg, über die eine neue Autobahn geführt werden könnte, der Stadt Moskau gehören und zu einem grossen Teil schon bebaut sind - was offensichtlich wirtschaftlich interessanter ist, als sie als Verkehrsreservefläche freizuhalten. Die neue Autobahntrasse durch den Wald von Chimki umgeht weitgehend die Moskauer Territorien.
In seinem Artikel schreibt denn auch der Moskauer Bürgermeister, da es für die neue Autobahn schon abgeschlossene Planungen und Genehmigungsverfahren gebe und der Wald sowieso schon weitgehend gefällt sei, sei es auch sinnvoll, an dieser umstrittenen Trasse festzuhalten, "leider".
Nach langen Protesten gegen die Abholzung des Waldes bei Chimki hatte der russische Präsident Dmitri Medwedew einen Baustopp und neue Gutachten und Anhörungen angeordnet.
(mig/.rufo/Moskau)>
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14.09.2010: Der 22. September wird autofreier Tag in Moskau - gesetzlich geschützt
aus: Russland Aktuell: Luschkow unterstützt Aktion Autofreier Tag in Moskau; 14.9.2010;
http://www.aktuell.ru/russland/news/luschkow_unterstuetzt_aktion_autofreier_tag_in_moskau_27811.html
<Moskau. Der 22. September wird zum Tag ohne Auto in Moskau. Oberbürgermeister Juri Luschkow hat einen entsprechenden Erlass unterzeichnet. Damit soll vor allem der Nahverkehr gefördert werden.
Ziel der Aktion sei es, "die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs anzuheben und die Belastung auf das Straßennetz zu senken", teilte die Stadtverwaltung mit.
Hauptorganisator der Veranstaltung ist die Moskauer Verkehrsgesellschaft Mosgortrans. Speziell zu diesen Tag werden zusätzliche Busse eingesetzt, um den erwarteten Ansturm zu bewältigen.
Die Aktion autofreies Moskau findet bereits zum dritten Mal in der russischen Hauptstadt statt. Die Premiere 2008 ging allerdings ziemlich in die Hose. Kaum ein Autofahrer folgte dem Aufruf der Stadtverwaltung und stieg auf Bus und Bahn um. Die Staukarte in Moskau zeigte neun von zehn Punkten an.
Im vergangenen Jahr war die Aktion erfolgreicher. Auch, weil die Beamten der Stadtverwaltung diesmal mit gutem Beispiel vorangingen und statt im Dienstwagen im Trolleybus zur Arbeit fuhren.
(ab/.rufo/Moskau)>
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28.9.2010: Moskaus Bürgermeister Luschkow forderte die Abwahl von Präsident Medwedew - da entliess Medwedew den Luschkow
aus: 20 minuten online: Russland: Medwedew feuert Moskaus Bürgermeister; 28.9.2010;
http://www.20min.ch/news/ausland/story/30049154
<Politisches Beben in Russland: Präsident Dmitri Medwedew hat den seit 18 Jahren mit harter Hand regierenden Moskauer Bürgermeister Juri Luschkow entlassen.
Regierte Moskau mit harter Hand: Bürgermeister Juri Luschkow.
Russlands Präsident Dmitri Medwedew hat der 18-jährigen Ära des Moskauer Bürgermeisters Juri Luschkow ein abruptes Ende gesetzt. Nach monatelangen Provokationen sprach das Staatsoberhaupt am Dienstag ein Machtwort und entliess seinen Widersacher, dem Korruption vorgeworfen wird, per Dekret.
«Ich als Präsident habe das Vertrauen in Juri Michailowitsch Luschkow als Bürgermeister verloren», sagte Medwedew in Shanghai, der letzten Station seiner China-Reise. In Russland kann der Präsident die Gouverneure - die Chefs der Regionen - sowie den Bürgermeister von Moskau von ihren Ämtern entheben.
Luschkow trat nach der Entlassung demonstrativ aus der Regierungspartei Einiges Russland aus.
Das Duell zwischen dem 74-jährigen politischen Urgestein und dem 45-jährigen Präsidenten hatte sich in den letzten Wochen immer weiter hochgeschaukelt, nachdem Luschkow Medwedew wiederholt heftig attackiert und gefordert hatte, bei den in zwei Jahren anstehenden Wahlen müsse ein stärkerer Staatschef gewählt werden.
Der bis dato mächtigste Regionalpolitiker Russlands gilt als Befürworter einer erneuten Präsidentschaftskandidatur von Ministerpräsident Wladimir Putin. Zuletzt häuften sich die Spekulationen, dass Putin 2012 wieder antritt. Offiziell hat er sich noch nicht festgelegt.
Der Schlagabtausch zwischen Medwedew und Luschkow wurde auch als Test für die Entschlossenheit des Präsidenten angesehen, 2012 erneut um das Amt zu kämpfen. Erst am Montag hatte Luschkow erklärt, nicht von selbst zurückzutreten, und damit Medwedew in Zugzwang gebracht.
Putin verteidigt Medwedew
Regierungschef Putin verteidigte den Rauswurf von Luschkow und gab diesem eine Teilschuld an der Entlassung. Luschkow hätte sich rechtzeitig um ein gutes Verhältnis zu Kremlchef Dmitri Medwedew kümmern müssen, sagte Putin am Dienstag nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax.
Aber es sei offensichtlich, dass kein Vertrauensverhältnis zwischen dem Bürgermeister und dem Präsidenten existierte. «Deshalb war es unabdingbar, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um die Situation zu normalisieren», sagte der Ex-Kremlchef. Luschkow galt lange als Vertrauter Putins.
[Korruption in Moskau bei Luschkow und auch bei seinem Vize Ressin]
Viele Fragen warf die Nachfolgeregelung auf. Medwedew ordnete an, dass Luschkows langjähriger Vertrauter Wladimir Ressin vorerst die Amtsgeschäfte übernimmt. Zuletzt war Ressin für die Bauentwicklung in der Hauptstadt zuständig.Der Regionalpolitiker ist genau wie sein bisheriger Chef Luschkow immer wieder wegen angeblicher Korruption und Missmanagement in die Schlagzeilen geraten. Medwedew kündigte an, den nächsten Bürgermeister der mehr als zehn Millionen Einwohner zählenden Metropole auszuwählen. Davor werde er die Kandidaten prüfen, sagte er.
Korruptionsvorwürfe - [Luschkows Ehefrau mit Baufirma - Luschkow soll der Ehefrau Aufträge zugeschanzt haben - Luschkows positive Taten]
Der mit straffer Hand regierende Luschkow hat die Korruptionsvorwürfe stets zurückgewiesen. Sie standen meist im Zusammenhang mit seiner Gattin, die als reichste Frau Russlands gilt. Sie führt einen mächtigen Baukonzern, ihr Vermögen wird auf 2,3 Milliarden Dollar geschätzt.
In der Öffentlichkeit kursierten Spekulationen, wonach ihr Ehemann dem Unternehmen Aufträge zugeschanzt haben soll. Trotzdem war Luschkow bei den Moskauern beliebt.
Er nutzte die Einnahmen der reichen Hauptstadt, um Renten und öffentliche Dienstleistungen auf den höchsten Niveaus Russlands zu halten. Moskaus Wirtschaft ist 320 Milliarden Dollar schwer und macht ein Fünftel des russischen Bruttoinlandsprodukts aus.
(sda/dapd)>
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6.10.2010: Hohe Moskauer Steuerbeamte bei Bestechung erwischt
aus: http://www.aktuell.ru/russland/news/hohe_moskauer_steuerbeamte_bei_bestechung_erwischt_27974.html
<Moskau. Großreinemachen in den Moskauer Behörden: Eine hohe Beamtin des Moskauer Steuerdezernats wurde bei der Annahme von Bestechungsgeld festgenommen. Die Frau war für die Registrierung von Firmen zuständig.
"Die Festnahme wurde von Agenten unserer achten Abteilung (Abteilung für den Kampf gegen organisierte Wirtschaftskriminalität) im Gebäude der Steuerinspektion Nummer 46 durchgeführt. Die Beamte wurde auf frischer Tat ertappt", erklärte der Sprecher der Moskauer Polizei Filip Solotnizki.
Bei der Festgenommenen handelt es sich um die stellvertretende Leiterin der Steuerinspektion Nr. 46 Tatjana Demenjok. Die Ermittler fanden 90.000 Rubel (2.200 Euro) bei ihr, die sie einem Unternehmer mit dem Versprechen, seine Firma außer der Reihe und ohne Überprüfung zu registrieren, abgenommen hatte.
Bei der Durchsuchung des Büros wurde weiteres Geld gefunden. Die Polizei müsse die Herkunft dieser Scheine noch überprüfen, teilte Solotnizki mit.
Die Absetzung des Moskauer Oberbürgermeisters Juri Luschkow wurde mit der hohen Korruption in der Stadt begründet. Dies soll nun offensichtlich mit der Festnahme einiger Beamter dokumentiert werden.
(ab/.rufo/Moskau)>
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17.10.2010: Wie viele Moscheen verträgt Moskau? - Die heisse Diskussion um eine Wiese
Ohne Menschenrechte gibt es kein friedliches Zusammenleben. Nun, die Muslime haben die Menschenrechte bis heute nicht unterschrieben, und die "Christen" auch nicht. Irgendwie merken beide Seiten nicht, dass sie ihr Ziel verfehlen. Aber lesen Sie selbst:
aus: Spiegel online: Moschee-Streit in Moskau: Nationalisten wiegeln Bürger gegen Muslime auf; 17.10.2010;
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,721809,00.html
<Von Maxim Kireev, Moskau
Auch Russland hat jetzt seine Islamdebatte - der Bau einer Moschee sorgt für Aufregung in der Hauptstadt. Nationalisten und Orthodoxe feuern die Ablehnung der Anwohner an. Sie propagieren ein "sauberes Moskau" ohne Muslime und Ausländer.
Kleine Bäumchen sollen die Muslime aus dem Viertel Tekstilschtschiki fernhalten. Ein junger Mann setzt seine Schaufel an und schiebt sie mit einem beherzten Tritt in den Boden. Dann steckt er den Setzling in das Loch und schüttet Erde darauf. Maria Sotowa gibt einen Schwall Wasser aus der Gießkanne. "Wir wollen einen Park hier und keine Moschee oder Kirche oder irgendwas anderes", sagt die Mutter, die mit ihrem sechsjährigen Sohn gekommen ist. Rund hundert Anwohner von Tekstilschtschiki, einem Stadtteil im Südosten Moskaus, haben sich auf einer Wiese versammelt. Sie wollen den Baubeginn für das islamische Religionszentrum verhindern."Das russische Ground Zero", taufte Moskaus Presse bereits den grünen Flecken, in Anspielung an den Moscheestreit in New York. Die größte Internetzeitung "gazeta.ru" zog in einem Kommentar Parallelen zum Burkaverbot in Frankreich und zu Deutschlands Debatte um Thilo Sarrazins umstrittenes Buch. Die Europäer fürchteten sich vor dem , dessen Werte ihnen völlig fremd seien. "Etwas ähnliches erleben wir nun in Moskau und St. Petersburg", heißt es weiter.
Bis zu 20 Millionen Muslime leben heute in Russland, schätzt der Moskauer Mufti-Rat. Seit Jahrhunderten beherrscht der Islam einige Landesteile. Tatarstan an der Wolga gilt als gemäßigt. Im Nordkaukasus aber kämpft eine Guerilla für einen Gottesstaat. Islamisten steckten hinter den Selbstmordanschlägen, die im März die russische Hauptstadt erschütterten und 40 Menschen in den Tod rissen.
Offene Islamophobie war bisher jedoch Politclowns, rechtsradikalen Organisationen und ultraorthodoxen Christen vorbehalten. Seit die Staatsgewalt verstärkt auch den rechten Rand in die Mangel nimmt, haben sich die Gruppen offenbar eine subtilere Taktik zurechtgelegt. In Tekstilschtschiki versucht eine Organisation ehemaliger Neonazis die Anwohner gegen den Moscheebau aufzuwiegeln. Mit Argumenten, die den Menschen näher sind als abstrakte Werte und Weltbilder: Es geht angeblich um Moskaus Grün, das erhalten werden soll.
Verkehrschaos beim Fastengebet
Die geplante Moschee wäre gerade die fünfte in Moskau. In der Metropole mit 10,5 Millionen Einwohnern leben dauerhaft mehr als anderthalb Millionen Muslime. In Berlin hingegen mit weniger als einem Sechstel dieses Muslimenanteils gibt es mindestens sechs große Moscheen. Der Moskauer Mufti-Rat wünscht sich deshalb mehr islamische Gotteshäuser, am besten bis zu 40.
Jüngst erst schob sich eine riesige Menschenmenge den Boulevard "Prospekt Mira" entlang, wo die größte Moschee der Hauptstadt steht. Zehntausende Gläubige versuchten zu dem Gebetshaus zu gelangen, um das Fastenbrechen zu feiern. "Man musste den Imam schon persönlich kennen, um einen Platz in der Moschee zu ergattern", erinnert sich Rustem, ein Student aus Usbekistan. Wie die meisten legte er seinen Gebetsteppich direkt auf die Straße davor, andere rollten Tapeten zwischen den Straßenbahngleisen aus, um darauf zu knien. "Allahu akhbar" - "Gott ist groß", schallte es durch die Straßen, während sich die Autofahrer auf kilometerlangen Umwegen durch den Verkehr quälten.
Das Grundstück, das die Stadtverwaltung der muslimischen Gemeinde des Moskauer Bezirks Süd-Ost zugeteilt hat, ist beinahe so groß wie ein Fußballfeld. Es ist der einzige grüne Fleck zwischen wuchtigen Backsteinbauten, rostigen Garagen und modernen Wohnblocks in der Gegend. Mütter schieben hier Kinderwagen über die Trampelpfade, Hundebesitzer lassen ihre Vierbeiner Stöckchen holen.
Kurz nach dem Verkehrschaos beim Fastenbrechen versammelten sich Bürger in Tekstilschtschiki das erste Mal an dem Park, wo die Moschee entstehen soll. Die Organisation "Moj Dvor" (übersetzt: "Mein Hof") hatte aufgerufen, Unterschriften gegen den Bau zu sammeln. Etwa 300 Anwohner waren gekommen. Fotos der Menschenmassen vom Fastenbrechen kursierten, darüber die Frage: "Brauchen wir das?"
"Wir müssen mehr Moscheen bauen"
Auch Michail Butrimow, glatzköpfiger Vorsitzender von "Moj Dvor", erschien im karierten Hemd zu der Kundgebung. "Wir sind nicht gegen die Moschee, sondern für den Park", beteuert er. Er sei von den Anwohnern vor einigen Wochen gebeten worden, ihnen zu helfen. "Eine originelle Idee, Fremdenfeindlichkeit als Sorge um das Wohl der Menschen zu tarnen", erklärt Galina Koschewnikowa vom Moskauer Sowa-Zentrum.
Nach Informationen des Zentrums, das Russlands rechtes Milieu erforscht, haben Butrimows Aktivisten Verbindungen zu Ultranationalisten, beispielsweise zur nationalistischen Partei "Volkswille". Tatsächlich tauchen auf rechtsradikalen Seiten Gedichte aus Butrimows Feder auf, in denen er "Fremde" auffordert, vor "den Führern vor morgen in Furcht zu erzittern".
Der Mufti-Rat, der als Bauherr der Moschee auftritt, ist überzeugt, dass hinter den Protesten gegen das Gotteshaus Nationalisten stehen. Ohnehin werde die Moschee am Rand der Wiese gebaut, so dass genug Platz für den Park und die Hundebesitzer bleibe. "Das Problem ist etwas anderes", sagt der Imam der größten Moskauer Moschee Ildar Aljautdinow. Er warnt vor einer Radikalisierung ohne muslimische Gotteshäuser. "Wir müssen mehr Moscheen bauen, sonst wird etwas Böses die Religion ersetzen".>
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20.10.2010: <Moskaus Zentrum soll mautpflichtig werden>
Moskaus Regierung nimmt das in Angriff, was man Umverteilung des Verkehrs nennt: Optimierung des öffentlichen Verkehrs, und die Reduktion des Privatverkehrs durch negative Anreize. Weiter so. Leider fehlt die Förderung des Zweiradverkehrs (Velorouten, Fahrradstrassen). Aber lesen Sie selbst:
aus: Russland Aktuell; 20.10.2010; http://www.moskau.ru/moskau/stadtnews/moskaus_zentrum_soll_mautpflichtig_werden_1552.html
<Moskau. Die Stadtverwaltung will die ewigen Staus in Moskau mit Gebühren bekämpfen. Ein Vorschlag lautet, die Einfahrt ins Zentrum kostenpflichtig zu machen. So sollen die Autofahrer auf Bus und Bahn umsteigen.
Rund vier Millionen Pkw gibt es in Moskau. Zur Stoßzeit stehen sie einträchtig stundenlang im Stau. Ihre Besitzer kostet das Zeit und Nerven. Auf den öffentlichen Personennahverkehr umzusteigen, ist dennoch kaum jemand bereit.
Attraktivität von Bus und Bahn steigern
Das neue Verkehrskonzept der Stadt Moskau, vorgelegt für die Jahre 2011 – 2013, sieht daher u.a. vor, die Attraktivität von Bus und Bahn zu steigern. Für Trolley- und Autobusse sollen so spezielle Fahrspuren geschaffen werden, damit sie sich schneller bewegen können als die übrige Blechlawine auf Moskaus Straßen. Zudem sollen sie Vorfahrtsrechte an Kreuzungen bekommen.
Einige Busspuren gibt es in Moskau schon. Das bedeutet freilich nicht, dass die Busse dort immer freie Fahrt haben. All zu oft nutzen Raser – besonders VIP-Fahrzeuge mit Blaulicht - diese Spur, um den Stau zu überholen. Damit blockieren sie dann auch den öffentlichen Nahverkehr.
Einfahrt ins Zentrum wird teuer
Zudem ist der Ausbau von Busspuren nicht überall möglich. Gerade im Zentrum ist der Platz begrenzt, eine Straßenerweiterung in vielen Fällen unmöglich. Daher haben die Verkehrsplaner auch einen radikaleren Vorschlag in die Diskussion eingebracht: Wer mit seinem Pkw ins Moskauer Zentrum fahren will, soll dafür zahlen.
Solche Konzepte funktionieren bereits in anderen europäischen Hauptstädten: In London wird bei der Einfahrt in die City eine Gebühr von zehn Pfund Sterling fällig, in Mailand liegt die Abgabe zwischen zwei und zehn Euro.
Diskussion über Maut steht noch bevor
Wird nun also ab kommendem Jahr auch in Moskau kassiert? Nein, so schnell werde es nicht gehen, beschwichtigt ein Sprecher der Stadtverwaltung. Zunächst solle sich mit Verkehrsexperten und Vertretern der Zivilgesellschaft ausgetauscht werden.
Die Autofahrer-Lobby verspricht schon heftigen Widerstand gegen die Regelung: Moskau sei technisch gar nicht für eine Begrenzung des Verkehrs ausgerüstet, erklärte der Chef der Bewegung der Automobilliebhaber „Freiheit der Wahl“, Wjatscheslaw Lysakow: Es gebe weder ausreichend Parkplätze für diejenigen, die bereit seien auf Bus und Bahn umzusteigen, noch seien ausreichend Kameras vorhanden, um die Einfahrt der Pkw zu fixieren, sagte er.
Ja, selbst die Kapazität des Nahverkehrs ist derzeit nicht ausreichend, um die Menschenmengen zu befördern: „Wenn sich alle Autofahrer in den Bus setzen, dann steht alles“, meint Lysakow.
Autofreies Moskau nur mit modernem Nahverkehr möglich
Tatsächlich sei eine umfassende Modernisierung des Nahverkehrs nötig, stimmt Michail Blinkin vom Moskauer Verkehrsinstitut zu. Zudem müsse das Image des Nahverkehrs aufgebessert werden. Dazu müsse der Komfort in der U-Bahn, aber auch im oberirdischen Nahverkehr deutlich erhöht werden, fordert Blinkin.
Und es muss wohl auch in den Köpfen der Moskauer Klick machen, dass die U-Bahn kein Verkehrsmittel für „Verlierer“ ist. Noch gilt das eigene Auto als Statussymbol, selbst im Stau. Das Umdenken wird wohl die meiste Zeit in Anspruch nehmen.
(ab/.rufo/Moskau) >
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14.7.2011: Zu wenig Hotels in Moskau - und astronomisch hohe Preise - Schleppkähne sollen nun zu Hotels werden
aus: n-tv online: Schleppkähne sollen Problem lösen: Moskau braucht viele Hotelbetten; 14.7.2011;
http://www.n-tv.de/reise/Moskau-braucht-viele-Hotelbetten-article3801211.html
<In Moskau fehlen hunderttausende Hotelbetten. Vor allem mit Blick auf die Fußball-WM 2018 will die russische Hauptstadt nun mehr Platz für Besucher schaffen - mit Schiffen auf der Moskwa.
Im Kampf gegen astronomische Hotelpreise und Bettenknappheit setzt Moskau künftig auf schwimmende Gasthöfe. Mehr als 50 Schleppkähne auf dem Moskwa-Fluss sollen zu Hotels mit jeweils 100 Zimmern umgerüstet werden, wie Konstantin Timofejew von der Stadtverwaltung ankündigte.
"Wir haben genug Platz an den Kais", sagte Timofejew nach Angaben der Agentur Ria Nowosti. Solche Objekte ließen sich "problemlos an den Strom und andere Versorgungssysteme anschließen". Momentan seien mehr als 50 solcher Hotels geplant. "Selbst wenn ein jedes dieser 100 Zimmer haben wird, bringt das bereits mehr als 5000 Hotelzimmer", so Timofejew weiter.
Derzeit fehlen in Russlands Hauptstadt demnach hunderttausende Hotelbetten. Vor allem mit Blick auf die Fußballweltmeisterschaft 2018 in Russland will Moskau mehr Platz für Besucher schaffen. Die ersten dieser Hotels sollen noch in diesem Jahr auf den Moskauer Flüssen entstehen.
dpa>
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24.9.2011: Moskau plant Pendelschiffe, um Staus zu reduzieren
aus: n-tv online: Schiffe statt Stau: Moskau setzt auf Wasser-Bahn; 24.9.2011;
http://www.n-tv.de/panorama/Moskau-setzt-auf-Wasser-Bahn-article4382236.html
<Mit einer "Wasser-Metro" gegen die Staus: Im Kampf gegen das tägliche Verkehrschaos setzt die Millionenmetropole Moskau künftig auch auf Schiffe. Von November an sollen Pendler mit Booten auf dem Moskwa-Fluss ins Stadtzentrum gelangen können, wie die Zeitung "Moskowski Komsomolez" berichtete.
Bei regem Interesse solle das Angebot von zunächst elf Schiffen ausgeweitet werden. Die Fahrzeit von der Endhaltestelle im Südosten der Hauptstadt beträgt rund eine Stunde. Wichtigstes Verkehrsmittel in Moskau ist die weltberühmte Metro. Bei täglich rund neun Millionen Passagieren kommt es aber auch unter Tage häufig zu Staus.
dpa>
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3.1.2012: <Der Kreml will immer mehr: Mega-Metropole Moskau legt mächtig zu> - Erweiterung Moskaus um 1480 km2
aus: n-tv online; 3.1.2012;
http://www.n-tv.de/mediathek/bilderserien/politik/Mega-Metropole-Moskau-legt-maechtig-zu-article5096291.html
<Russlands Machtzentrum Moskau ist riesig und platzt dennoch aus allen Nähten. Die Metropole soll deshalb um mehr als das Anderthalbfache seiner bisherigen Größe wachsen. Im Eiltempo und zum Ärger von Regierungsgegnern unter Ausschluss der Bürger peitscht der Kreml diese historische Erweiterung durch. Im Juni 2011 hatte Präsident Dmitri Medwedew erstmals davon gesprochen, im August wurde das von Medien als "Geheimaktion Groß-Moskau" bezeichnete Projekt öffentlich.
Nun hat der russische Föderationsrat die neuen Grenzen der Megapolis mit den mehr als 11,5 Millionen Einwohnern bestimmt. Um 1480 auf 2530 Quadratkilometer wird Moskau zum 1. Juli 2012 wachsen. Damit dehnt sich die größte Stadt Europas mal eben fast um die Fläche von Berlin (892 Quadratkilometer) und Hamburg (755 Quadratkilometer) aus.
Geplant sind ein neues Regierungsviertel, eine Präsidentenresidenz mit repräsentativen Gebäuden für Gipfeltreffen sowie ein Finanzzentrum nach dem Vorbild von Frankfurt und London. In dem Ort Skolkowo entsteht das bereits in Ansätzen erkennbare Technologie- und Gründerzentrum nach dem Vorbild von Silicon Valley in den USA. Die Initiatoren werben auch damit, dass das "neue Moskau" 80.000 Hektar Waldfläche für die Naherholung habe. Endlich sollten auch die wegen des bisherigen Flächenmangels immer wieder verzögerten Vergnügungsparks entstehen. Von einem russischen "Disneyland" und einem "Europapark" ist die Rede.
Wenn zum 1. Juli 2012 insgesamt zwei Städte sowie 19 andere Gebietseinheiten eingemeindet werden, würden rund 250.000 Menschen schlagartig zu Moskauern, schreibt die Regierungszeitung "Rossijskaja Gaseta". Das bringt jede Menge Probleme mit sich. Die neuen Hauptstädter müssen beispielsweise mit neuen Papieren ausgestattet werden. Neuwahlen soll es aber nicht geben. Vielmehr soll künftig eine Sonderkommission die Interessen der neuen Moskauer vertreten.
Viele Bürger beklagen, dass die Machtführung ohne ein öffentliches Verfahren diese beispiellose Eingemeindung durchsetze. Sie befürchten Zwangsenteignungen. Kritiker waren zudem vor dem Aus der Selbstverwaltung in den Umlandstädten und vor sonst allerhand sozialem Sprengstoff. Viele Betroffene ärgert, dass sie sich wie so oft vor vollendete Tatsachen gestellt sehen. Gutachten? Bürgerbeteiligung? Öffentliche Debatten? Fehlanzeige. Es sei typisch für den Politikstil von Regierungschef Wladimir Putin, dem Ex-Geheimdienstoffizier, so ein Projekt in tiefster Verborgenheit ausbrüten zu lassen, schrieb das Magazin "Kommersant Wlast" im Sommer 2011.
Gegen die anstehenden Kosten dieses Jahrhundertvorhabens nähmen sich die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi am Schwarzen Meer mit geschätzten 24 Milliarden Euro Kosten wie "Taschengeld" aus. Das neue Moskauer Gebiet liegt in südwestlicher Richtung. Auf Karten hat es die Form eines Trapezes. Wie ein Teil der Stadt Moskau der Zukunft aussehen könnte, dafür gibt etwa die ultramoderne "Moskwa City" mit den gläsernen Hochhäusern unweit des Regierungssitzes einen Vorgeschmack. Dass aber das politische Zentrum weiterhin im Kreml bleibt, davon gehen die meisten Experten aus.
Immerhin werden in der markanten Festung seit Zarenzeiten die wichtigsten Entscheidungen des Landes getroffen. Auch künftig soll es heißen: der "Kreml sagt", der "Kreml entscheidet" oder der "Kreml ordnet an". (dpa)>
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