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Weltverbrecher Kommunismus 1917-1986

Marxisten wollen einen Weltkrieg - Hetze gegen Juden - Massentod im Gulag

von Michael Palomino

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aus:
Horst Möller (Hg.): Der rote Holocaust und die Deutschen. Die Debatte um das "Schwarzbuch des Kommunismus". Piper-Verlag GmbH, München 1999, ISBN 3-492-04119-1



Kommentar
Die vorliegende Chronologie fasst die in der ab Oktober 1997 öffentlichen deutschen und französischen Diskussion um das Schwarzbuch geäusserten Daten zusammen. Dabei kommen historisch wertvolle Details zum Vorschein. Es war nicht nur die Zarenherrschaft Russlands, die im Vergleich zum Kommunismus beinahe unblutig verlief, sondern die Chronologie zeigt für jeden Leser/jede Leserin verständlich auf, dass schon im 19. Jh. die Marxisten sich einen Weltkrieg erhofften, um - im Mythos der französischen Revolution - die Welt ein weiteres Mal in das Blut und Elend einer Revolution zu stürzen.

Juden wurden zu der Zeit bereits als "Waffe" der Demagogie gebraucht. Durch Lenins Brutalität  wurde schliesslich die "Revolution" der "Diktatur des Proletariats" in einem Agrarstaat vollzogen, in dem noch kaum ein Proletariat existierte, somit also ein verbrecherischer Umsturz gegen die Bevölkerung vollzogen, die die Revolution eigentlich zu vertreten vorgab.

Der weitere Ablauf der Daten zeigt vor allem die unterschiedliche Entwicklung des Bewusstseins im kapitalistischen bzw. kommunistischen Bündnis. Den 2.Weltkrieg als Auseinandersetzung zwischen Nationalsozialismus und Kommunismus zu begreifen, ist ein Teil. Die 1945 folgende Zeit aber als eine Zeit zu begreifen, in der sich das kollektive Bewusstsein des West- und des Ostblocks radikal spaltet, ist ein anderer, neuer Aspekt. Und diesbezüglich sind die Menschen des einstigen Westblocks dringend aufgefordert, ihr Bewusstsein zu erweitern und den Kommunismus - auf seine Art - als ein mindestens so kriminelles Regierungssystem anzuerkennen wie den Nationalsozialismus.

Das Wunschbild des Kommunismus als "Befreier" von 1945 muss umgestossen werden. Von diesem Bild müssen sich die Historiker "des Westen" endlich lösen, um die ganze Dramatik dessen zu begreifen, was die Menschen unter dem Kommunismus erlitten haben. Massenmord und Massendeportation als Mittel zur "Disziplinierung" blieben nach 1945  Mittel wie die Ausraubung der ehemals weit entwickelten osteuropäischen Staaten, die bis heute - trotz Glasnost und Perestroika - noch kaum überwunden ist, ganz zu schweigen davon, dass Moskau diesen Raub eigentlich entschädigen müsste, was aber bisher nicht einmal erwogen geschweige denn zu fordern gewagt wird.

Die Ursachen, wieso ab 1945 ein verbrecherisches System wie der Kommunismus in bedeutenden Kreisen Westeuropas über 50 Jahre lang als "Befreier" gefeiert werden konnte und trotz der veröffentlichten Aufklärung keine Korrektur des westlichen Nachkriegs-Geschichtsbilds erfolgte, wurde in der Öffentlichkeit bisher kaum erörtert. Vor allem aber fehlt die Umsetzung in Politik und Justiz.

Der nach der Veröffentlichung des Schwarzbuchs immer wieder vorgebrachte Einwand der "guten Idee", die als Entschuldigung aller Verbrechen der kommunistischen Regime dienen soll, erscheint nicht nur als simplifizierende Erklärung, sondern Massenmord im Namen einer "guten" Utopie ist sogar verbrecherischer als Massenmord im Namen eines offenen Rassismus, und zwar deswegen, weil der Massenmord im Namen "des Guten" kaschiert wird und von Nicht-Wissern ideologisch länger toleriert wird, was ja auch geschehen ist. Die französische kommunistische Partei spielt in dieser Verharmlosung gemäss Datenlage eine besonders üble Rolle.

Betreffs Aufarbeitung des Kommunismus befindet sich die Forschung erst am Anfang einer neuen Epoche. Allein dass die russischen kommunistischen Kader ab 1989 ihre Sessel nicht räumen mussten, sondern unter demokratischem Namen ihre Egoismen weiter ausleben können, ergibt den Eindruck, dass auch in Russland grosse Wellen der Aufklärung erst noch bevorstehen. Dasselbe gilt auch für die 1945 aus der Diskussion ausgeschlossenen Gruppen der verstümmelten indianischen Kulturen der "USA" sowie für das Miteinbeziehen des GULAGs in die Holocaust-Bilanzen. Die justiziare Verfolgung von Kommunismus und seiner Verherrlichung erscheint wünschenswert, der Mittelweg sozialer Marktwirtschaft im Rahmen der Menschenrechte förderungswürdig.

Michael Palomino
30.Januar 2001 / März 2005


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Quellen:
Die behandelten Beiträge zum Mörder-Kommunismus

 

Autor

Artikel

Seite

Horst Möller

Vorwort

11-17

Philippe Cusin

Das Jahrhundert des Kommunismus in einer Schreckensbilanz; In: Le Figaro 5.11.1997

21-25

Patrick Jarreau

Neue Kontroverse über den kriminellen Aspekt des Kommunismus; In: Le Monde

26-28

Nicolas Weill

Die im kommunistischen Bewusstsein verdrängten Opfer; In: Le Monde

29-31

Jean-Louis Margolin

Historiker oder in der Politik engagierte Interessenvertreter? In: Le Monde

32-34

Ariane Chemin

Die Geschichte des Kommunismus wird zu einer politischen Streitfrage; In: Le Monde

34-36

Ariane Chemin

Die PCF und der Stalinismus: Allgemein gehaltene Verurteilungen; In: Le Monde

36-38

Thierry Chervel

Lenins Leichen. Über den neuen französischen Historikerstreit; In: Süddeutsche Zeitung 12.11.1997

41-43

François Dufay

Kommunismus im Angesicht der Wahrheit; In: Le Point 15.11.1997

44-48

Jean François Revel

Kommunismus. 85 Millionen Tote! In: Le Point 15.11.1997

49-54

Nicolas Weill

Ein Massengrab, so gross wie die Erde; In: Le Monde 21.11.1997

55-58

Jens Petersen

Die Verwandlung des Gartens in eine Kaserne. Lösungen eines Bannes: Der Begriff des Totalitarismus kehrt in sein Ursprungsland Italien zurück; In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) 7.1.1998

59-65

Jens Petersen

Abschied von einer Illusion. Das Schwarzbuch des Kommunismus und Italiens Kultur; In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) 29.4.1998

66-69

Rudolf Walter

Das Schwarzbuch des Kommunismus; In: Tages-Anzeiger (Zürich) 29.5.1998

70-73

Stefan Karner

Die zum Opfer fielen; In: Die Presse (Wien) 30.5.1998

74-79

Jutta Scherrer

"Lasst die Toten ihre Toten begraben". Warum Russland von den sowjetischen Massenverbrechen nichts wissen will; In: Die Zeit 2.7.1998

80-85

Waclaw Dlugoborski

Da war noch mehr als die Toten. Auch die Lebenden wollen sich wiederfinden: Das Schwarzbuch des Kommunismus weist aus osteuropäischer Sicht Lücken auf; In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) 4.9.1998

86-94

Gerd Koenen

Der verstörende Unterschied - Warum Stalinismus und Nazismus doch nicht über einen Kamm zu scheren sind; aus: ders.: Das absolute Böse und die ganz normalen Täter. Die Vergleichbarkeit des Unvergleichbaren: Warum Stalinismus und Nationalsozialismus doch nicht über einen Kamm zu scheren sind; In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) 10.12.1997

97-105

Eckhard Jesse

Die einäugigen Vergleicher. Ist der intellektuelle Bann des Kommunismus wirklich gebrochen? In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) 8.4.1998

106-110

Focus

Der rote Schrecken. Historikerstreit à la française: Sind die Verbrechen der Kommunisten denen der Nazis vergleichbar? In: Focus 48/1997

111-113

Christian Geulen

Von der Unmöglichkeit einer historischen Bilanz. Das vieldiskutierte Schwarzbuch des Kommunismus nun in deutscher Übersetzung; In: Frankfurter Rundschau 27.5.1998

114-117

Albert C.Sellner

Karl Marx, der Visionär und Kulturimperialist. Zum Schwarzbuch des Kommunismus - ein Essay über die Quellen des grossen Hasses; In: Die Zeit, 28.5.1998

118-123

Heinrich Maetzke

Tausend Jahre Glückseligkeit. Oder: Was bedeutet schon eine Generation? Das Schwarzbuch zu den Jahrhundertverbrechen der Kommunisten; In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) 2.6.1998

124-129

Manfred Hildermeier

Im Reich des Bösen. Das Schwarzbuch des Kommunismus und die Fakten der historischen Forschung; In: Die Zeit 4.6. 1998

130-136

Manfred Henningsen

Der Holocaust und andere Demozide; aus: ders.: Das Jahrhundert der Demozide. Ist der Holocaust wirklich unvergleichbar? In: Die Zeit 4.6.1998

137-144

Ulrike Ackermann

Der Terror gehörte schon mit zum Anfang. Neu in deutscher Übersetzung: Das in Frankreich erarbeitete Schwarzbuch des Kommunismus; In: Süddeutsche Zeitung (SZ) 8.6.1998

145-149

Christian Ruf

Wer hört denn noch auf die Signale? In Frankreich löste es Streit aus, nun erscheint das Schwarzbuch des Kommunismus in Deutschland; In: Dresdner Neueste Nachrichten, 11.6.1998

150-153

Manfred Funke

Das Schwarzbuch des Kommunismus: "Eine Vorstudie zur Topographie des Grauens"; In: Politische Meinung 8/1998

154-156

Alexander Schuller

Mythos Mord. Über den Totalitarismus; in: Merkur (Berlin), August 1998, Nr.52

157-172

Thankmar von Münchhausen

Jospins Stolz auf seine kommunistischen Partner. Die Schwierigkeiten mit dem Erbe von Marx, Lenin und Stalin; In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) 14.11.1997

174-178

Heinrich August Winkler

Wider die linken Tabus. Der Historikerstreit zum Schwarzbuch des Kommunismus - Rückblick auf ein Jahrhundert des Schreckens; In: Die Weltwoche 18.12.1997

179-182

Tony Judt

Die Schwarzen Bücher der Geschichte. Ein Gespräch mit Christoph Winder; In: Der Standard (Wien), Album, 27.2.1998

183-187

Christian Semler

Das Elend linker Immunisierungsversuche; In: taz, 30./31.Mai 1998

188-196

Konrad Löw

Eine Abrechnung mit dem Weltkommunismus. Deutsche Version des Schwarzbuchs des Kommunismus erschienen - erschütternde Anklageschrift; In: Deutsche Tagespost 4.6.1998

197-201

Joachim Käppner

Blick zurück im Zorn. Eine neue historische Debatte: Warum sich die Verbre- chen von Kommunisten und Nationalsozialisten vergleichen, aber nicht gleichsetzen lassen. In: Deutsches allgemeines Sonntagsblatt 19.6.1998

202-206

Volkhard Knigge

"Die grosse Vereinfachung macht dumm." Ein Gespräch mit Joachim Käppner; In: Deutsches allgemeines Sonntagsblatt 19.6.1998

207-210

Richard Herzinger

Angst vor dem letzten Menschen. Bertold Brecht, Ernst Bloch und die apokalyptische Faszination des Kommunismus; In: Die Zeit 25.6.1998

211-217

Ulrike Ackermann

Feindliche Nähe. Deutscher und französischer Historikerstreit; In: Merkur (Berlin) Juli 1998

218-226

Joachim Gauck

Das Ritual der Antifaschisten. Erfahrungen im Umgang mit den Gegnern des Schwarzbuchs des Kommunismus; In: Die Zeit 30.7.1998

227-231

Stéphane Courtois

Antwort an meine Kritiker. Rede vor der Alfred Herrhausen Gesellschaft für internationalen Dialog; In: Alfred Herrhausen Gesellschaft für internationalen Dialog, Frankfurt am Main, Mitte 1998

232-246







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Chronologie

1793

Paris: Französische Revolution in der "terroristischen Phase"
(Winkler, S.182)

ab 1812
Paris: Die "Französische Revolution" wird Mythos und das terroristische Element verdrängt
(Winkler, S.182)

1825-1917
Russland zur Zarenzeit: politische Todesurteile: 6321
(Weill, S.30)
oder 6360 politisch Verurteilte, davon 3932 hingerichtet
(Löw, S.197)

1848
Marx: kommunistisches Manifest: emanzipatorische Ansätze, aber mit Aufruf zur Gewalt - Ziel: Weltkrieg
Das Manifest hat emanzipatorische Ansätze, gleichzeitig aber totalitäre Elemente, denn Friede ist nicht vorgesehen, sondern nur Sieg der Ideologie oder der Untergang der Gesellschaft in einer neuen Revolte (Courtois, S.242). Die ganze Welt soll in ein Freund-Feind-Schema gepresst werden als Vorwand, wann immer möglich einen Bürgerkrieg anzetteln zu können (Courtois, S.243). Manifest:

Zitat:
"Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen. Freie und Sklaven, Patrizier und Plebejer, Barone und Leibeigene [...], kurz Unterdrücker und Unterdrückte standen in einem steten Gegensatz zueinander, führten einen ununterbrochenen [...]  Kampf, einen Kampf, der jedesmal mit einer revolutionären Umgestaltung der ganzen Gesellschaft endete oder mit dem gemeinsamen Untergang der kämpfenden Klassen." (Courtois, S.242)

1848/1849
Marx und Lenin begreifen die bürgerliche Zivilgesellschaft nicht
Sie begreifen nicht, dass weltweiter, freier Markt auch weltweiter, militärischer Friede bedeuten muss (Sellner 121) und bleiben beide absolutistisch gesinnt (Sellner, S.122).

1849
Engels hofft auf einen "nächsten Weltkrieg"
um "nicht nur reaktionäre Klassen und Dynastien", sondern auch "ganze reaktionäre Völker vom Erdboden verschwinden machen" zu können (Winkler, S.182).

1849?
Deutschland: Marx und Lenin hetzen mit Rassismus in der Neuen Rheinischen Zeitung
erfinden eine Theorie der "Völkerabfälle", der von ihnen unbeliebten Völker, die sich reaktionäre der Revolution widersetzten. Lenin prophezeit einen "nächsten Weltkrieg", der alle reaktionären Klassen und Dynastien vernichten wird, predigt Russenhass, Kroatenhass und Tschechenhass (Sellner, S.120).

Marx und Lenin unterscheiden zwischen "fortschrittlichen Nationen, die ein Lebensrecht haben", und " 'geschichtslosen' Völkern, die nur die Knute verdienen." (Sellner, S.121)

1850
Marx hat mit seinen Ideen noch keinen Erfolg
der Welt bleibt das kommunistische Gemetzel bis 1917 erspart (Löw, S.200).

Marx bekennt sich zur "rücksichtlosen Unterdrückung der Klassengegner" durch die "Permanenzerklärung der Revolution, die Klassendiktatur des Proletariats"
(Winkler, S.182)

Frankfurt: 3.Weltfriedenskongress der weltweiten Bourgeoisie in der Paulskirche
(Sellner, S.123)

1851
Engels spricht dem polnischen Volk jede historische Entwicklung ab

Brief von Engels an Marx:
"Die Polen haben nie etwas anderes in der Geschichte getan, als tapfere, krakeelsüchtige Dummheit gespielt. Auch nicht ein einziger Moment ist anzugeben, wo Polen (...) den Fortschritt mit Erfolg repräsentierte oder irgend etwas von historischer Bedeutung tat." (Sellner, S.122)

1873 ca.?
Engels billigt Germanisierung und Magyarisierung
Engels spricht in seiner Polemik gegen Bakunin und gegen den Panslawismus Deutschland das Recht auf Germanisierung minderwertiger "Natiönchen" zu (!) (Sellner 121) denn Zitat Sellner:

"Es sei ein Verbrechen, Zitat Engels: "dass die Deutschen und Magyaren zu der Zeit, als in Europa die grossen Monarchien eine 'historische Notwendigkeit' wurden, alle diese kleinen, verkrüppelten, ohnmächtigen Natiönchen zu einem grossen Reich zusammenschlugen und sie dadurch befähigten, an einer geschicht- (Sellner, S.121) lichen Entwicklung teilzunehmen, der sie, sich überlassen, gänzlich fremd geblieben wären. [...] Ohne Gewalt und eherne Rücksichtslosigkeit wird nichts durchgesetzt in der Geschichte."

Engels prophezeit somit den kleinen "Natiönchen" in einem nächsten Krieg den Untergang (Sellner, S.122).

[ab 1880 ca.
nicht erwähnt: Darwinismus und Rassismus gilt als "Wissenschaft"]

1887
Paul de Lagarde, eigentlich: Paul Anton Böttcher, "Kulturphilosoph", antisemitischer Autor: Juden seien "wucherndes Ungeziefer"
das es zu zertreten gelte.

Zitat Lagarde:
"Mit Trichinen und Bazillen wird nicht verhandelt. Trichinen und Bazillen werden auch nicht erzogen, sie werden so rasch und gründlich wie möglich vernichtet."

Im allgemeinen retorisch-politischen Sprachgebrauch gelten Juden in Europa jetzt schon als Drahtzieher der "roten" und "goldenen Internationale", als Hintermänner des Marxismus und des Bankenkapitals gleichermassen (Winkler, S.180).


1900

Anfang 20. Jh.
Die Anfang 20. Jh. aufkommende ideologischen Phantasie lässt Kommunismus und Nationalsozialismus entstehen
(Henningsen, S.139)

ab 1912 ca.
Europa: Juden werden politisch-retorische "Allzweckwaffe"
Die Juden werden für Politiker von links wie von rechts zur "Allzweckwaffe" als Urheber aller Weltübel, weil sie im Marxismus wie im Bankenkapital ihre Beziehungen haben (Winkler, S.180).

Aug 1917
Moskau: Dscherschinskij will ruckartige Veränderung der russischen Gesellschaft
Felix Dscherschinskij überlegt, durch Ausrottung bestimmter Klassen die Kräfteverhältnisse im russischen Staat ruckartig zu ändern (Maetzke, S.125)

Okt 1917
Moskau: kommunistische Revolution nach dem Vorbild der französischen Revolution
mit der Erwartung, dass am Ende die radikalste Partei siegen wird, wie damals in Frankreich auch. Mittel zum Sieg ist der Vernichtungskrieg gegen oppositionelle Klassen und Völker (Sellner, S.119).
Die Täuschung durch den Mythos der französischen Revolution bleibt bis 1997 bestehen (Winkler, S.182).

Russland: Revolution: Ausrufung der Herrschaft des "Proletariats"
obwohl im agrarischen Russland noch gar kein Proletariat existiert. Die Revolution ist unmöglich. In der Folge bleibt die ländliche Bevölkerung in Dörfern bzw. "das Dorf" an sich ein "Menetekel" des sozialistischen Staates und der Beweis des Irrtums: Zitat: "die Herrschaft des Proletariats in einem rückständigen Agrarland ausgerufen zu haben." (Hildermeier, S.134)

ab Okt 1917
Moskau: Die Verbrechen des Kommunismus sind in den utopischen Weltvorstellungen des Marxismus angelegt
und Lenin lässt die Utopie gewaltsam durchsetzen (Ackermann, S.223).

Nov 1917 ca.
Moskau: Lenin betraut Dscherschinskij mit der Bildung der Tscheka
der "Allrussischen Sonderkommission zum Kampf gegen die Konterrevolution, die Spekulation und die Sabotage", später NKWD und KGB (Maetzke, S.125).

20.12.1917
Moskau: Gründung der politischen Geheimpolizei "Tscheka" - Terror wird zur Maxime
durch den polnischen Kommunisten Dscherschinski (Weill, S.30). In der Folge wird Terror zur Regierungsmaxime Lenins. Nacheinander werden Streikende, Sozialrevolutionäre, Sozialdemokraten, Liberale, Anarchisten und alte Eliten ermordet (Walter, S.70), Deportationen "von Fall zu Fall" (Walter, S.70-71)

Moskau: Lenin will sofort den Bürgerkrieg und die Umgestaltung
und führt gegen die Tradition der Zweiten Internationale eine geheime professionelle Revolutionspartei ein:

-- um den Staat zu entmachten und durch die Einheitspartei abzulösen

-- um die Menschen selbst im Sinn der kommunistischen Ideologie umzugestalten, notfalls mit Terror

-- um die Marxschen Schriften nicht mehr zu diskutieren, sondern sofort einen idealen Menschen zu schaffen

-- ist Vorbild für Mussolini und alle weiteren Diktaturen (, S.243)

20.12.1917-Ende Feb 1918 ca.
Sowjetunion: über 12.000 Todesurteile durch die Tscheka
doppelt so viel in wenigen Wochen wie unter der Zarenzeit in 87 Jahren (Weill, S.30).

1917-1953
Lenins und Stalins Strategie: eine "Mischung aus gezieltem Klassenkampf, Hunger und ökonomischen Katastrophen"
(Knigge, S.208)

Sowjetunion: Lenin- und Stalin-Diktatur: 15 Mio. Opfer, durchschnittlich 2-2,7Mio. Häftlinge jährlich
bei sehr unterschiedlichen Bedingungen und Haftdauer (Walter, S.71).

ab 1917
Russland: Terror Lenins
-- Lenin versucht sogar, seinen Terror theoretisch zu rechtfertigen (Möller, S.15)

-- der Kommunismus setzt systematisch Hungersnot als Waffe ein, um den Widerstand der Opposition zu brechen (Cusin, S.22)

-- auf dem Altar der Utopie des Kommunismus werden Millionen Menschen geopfert (Ackermann, S.146)

-- alle kommunistischen Krisen, Säuberungen und Hungersnöte sind hausgemacht (Koenen, S.98)

-- der Kommunismus täuscht eine Mission vor und kann so Massen begeistern (Jesse, S.107)

-- der Kommunismus spiegelt universalistische Prinzipien vor (Jesse, S.108)

-- kommunistische Massenmorde und Hungersnöte gegen Bauern und Arbeiter, also eigentlich genau der Teil, aus dem angeblich die Regierungen kamen und genau die Schichten, für deren Rechte die Einheitsparteien zu kämpfen vorgeben (Courtois, S.237)

-- Tötungsmethoden: Genickschuss, Kampfgas, Hunger, Entkräftung bei Zwangsarbeit, Deportation oder Vertreibung in geplanten politischen Hungersnöten und auf Todesmärschen (Ackermann, S.219)

Mitteleuropa: Hetze gegen kommunistische Juden
Die Rolle der Juden in den Reihen der Bolschewiki erleichtert die Hetze der Judenfeinde erheblich (Winkler, S.180).

1918
Russland, Bürgerkrieg: Die Bolschewiki benutzen den Krieg zum "härteren Durchgreifen"
(Weill, S.30)

Feb 1918
Lenins Parole: "Wer sich widersetzt, ist zu erschiessen"
gegen die Bourgeoisie (Winkler, S.182).

März 1918
Lenin nennt sein neues Regime "kommunistisch"
um es von der vorausgehenden sozialistischen Bewegung besser unterscheiden zu können (Courtois, S.238).

Aug 1918 ca.
Moskau: Lenin propagiert offiziell den Terror
(Chervel, S.43)

5.9.1918
Lenins Regime proklamiert den "Roten Terror"
hat wenig mit dem "Bürgerkrieg" mehr zu tun. Lenin:
- fordert "Konzentrationslager"
- fordert "summarische Erschiessungen" (Maetzke, S.125)

ab 5.9.1918
Russland: Erschiessung von 10-15.000 Menschen durch die Tscheka
Menschewiken, Sozialrevolutionäre, Offiziere, Polizisten, Verwaltungsbeamte, streikende Arbeiter und selbständige Bauern/Kulaken.

Parteiführer Grigorij Sinowjew erklärt:

"Um unsere Feinde zu vernichten, brauchen wir unseren eigenen sozialistischen Terror. Von den 100 Millionen Einwohnern des sowjetischen Russland müssen wir etwa 90 Millionen auf unsere Seite ziehen. Was die anderen angeht, so haben wir ihnen nichts zu sagen. Sie müssen ausgelöscht werden."

Gleichzeitig wird eine "Versorgungsdiktatur" organisiert, Hunger als politisches Mittel eingesetzt. Die Umstände eskalieren:

-- plündernde und mordende Armeen ziehen durchs Land, "Requisitionen" werden als Steuern eingezogen
-- Bauernunruhen bedrohen die Lenin-Regierung, Bekämpfung durch die Rote Armee mit Artillerie, Flugzeugen und Gasmunition
-- die Tscheka richtet Konzentrationslager ein (Maetzke, S.125)

Herbst 1918
Russland, Bürgerkrieg, Lager: In 2 Monaten mordet die Tscheka 10-15.000 Menschen
aus politischen Gründen. 120.000 Leute in Lagern, 8000 Geistliche des Klerus ermordet, 50.000 Mitglieder der Bourgeoisie auf der Krim in 6 Wochen ermordet (Chervel, S.43).

ab 1918
Moskau: Lenin: Ziel ist die "proletarische Weltrevolution"
(Courtois, S.245)

1918/1919 ca.
Marxisten kritisieren Lenins Vorgehen
den Weg, den Lenin mit dem Kommunismus eingeschlagen hat, scharf: z.B. Rosa Luxemburg (Courtois, S.242)

1919
Sowjetunion: Beginn der kommunistischen Systeme als "Ökonomie des Terrors"
Diverse kommunistischen Parteien sind Mitläufer (Henningsen, S.138).

Frühjahr 1919
Lenins weltweite Einheitspartei mit Ideologen und Terror
-- Lenin macht sein kommunistisches Regime zur Grundlage einer Weltbewegung mit dem Namen "kommunistische Internationale", macht die Partei zu einer Weltpartei mit nationalen Sektionen

-- alle nationalen kommunistischen Sektionen übernehmen in den Grundelementen das russische Modell, womit der Totalitarismus in die ganze Welt getragen wird:

-- Einheitspartei
-- ein allmächtiger Parteiführer
-- Einheitsideologie
-- Massenterror.

Es bildet sich eine von Moskau streng kontrollierte "Gründergeneration" heraus, die bis in die 1960er/1970er Jahre die kommunistischen Bewegungen trägt und kontrolliert (Courtois, S.238).

1919-1999
Terror von Nationalismus und Kommunismus: 170 Mio. Tote
Der Holocaust ist in der Folge nicht mehr einzigartig, was aber nicht gesagt werden darf, sonst wir man gleich als "Revisionist" abgestempelt (Henningsen, S.137).

ab 1919
Moskau: Leitmotiv des Tschekisten Latsis zur Auslöschung der Bourgeoisie
Zitat:
"Wir führen nicht Krieg gegen bestimmte Personen. Wir löschen die Bourgeoisie als Klasse aus." (Hildermeier, S.131)

Moskau: Stalin steuert kommunistische Umsturzversuche in Deutschland, Ungarn und Bulgarien
(Maetzke, S.127)

ab 1919 ca.
Moskau: Lenin, Stalin und Trotzki spielen bewusst mit der Angst
in Europa einen grossen europäischen Bürgerkrieg auszulösen, um die Bourgeoisie zu vernichten, so dass die rechten Parteien in Europa zum Teil Zulauf bekommen. Die Rhetorik und die Praxis haben "profaschistische Wirkungen". (Winkler, S.181)


1920

Sowjetunion: Deportation der Kosaken vom Don und Kuban
(Semler, S.193, Cusin, S.22), weil sie den "Weissen" angehört hatten. Die Verschleppung erfolgt nicht mehr im Bürgerkrieg, sondern als Bestrafung nach dem Bürgerkrieg. Städtezerstörungen (Semler, S.193).

1920-1922
Russland: Hungersnot als Folge der Eskalierung der Gewalt unter Lenin: 5 Mio. Tote
(Maetzke, S.125)

Lenin ist für die Hungersnot verantwortlich: 5 Mio. Tote
(Chervel, S.43)

ab 1920 ca.
Europa: Kommunismus verführt die Menschen, indem er höchste Ziele propagiert
und z.T. Künstler für sich sprechen lässt (Koenen, S.102)

1921
Moskau: Lenin reagiert auf die Hungersnot mit "Neuer ökonomischer Politik" (NEP)
ersetzt u.a. die "Requisitionen" durch Naturalsteuern (Maetzke, S.125).

März 1921
Sowjetunion/Kronstadt: Streik der Marine gegen das Sowjetsystem wird niedergeschossen
(Cusin, S.22; Hildermeier, S.133). Trotzki, der Gründer der Roten Armee,  lässt die Revolte niedermetzeln (Cusin, S.22).

ab 1921 ca.
Sowjetunion: Kommunismus wird Vorbild für den Nationalsozialismus
-- Enthusiasmus der Massen
-- Glaube an eine historische Mission
-- Ideologie des "neuen Menschen"
-- imperiale Faszination ("Lichtdome", "Stalin-Kathedralen" etc.)
-- Lagergesellschaften
-- Massenrepressionen mit politischer, rassistischer, religiöser und ideologischer Verfolgung
(Karner, S.75)

1922
Russland: Hungersnot mit 5 Mio. Toten, Erschiessung von Geiseln oder Gefangenen
Die Hungersnot ist: Zitat: "ein Massaker an Hunderttausenden von Arbeitern und Bauern, die zwischen 1918 und 1922 revoltiert haben." (Cusin, S.22)

1922
Italien: 3 Faktoren zum Entstehen der Macht Mussolinis
-- der verlorene Krieg der Rechten gegen die Linke Frankreichs
-- "verstümmelter Sieg" Italiens
-- Angst vor Bürgerkrieg, der von Moskau gegen die Bourgeoisie gesteuert ist (Winkler, S.181)

1922 ca.
Marxisten kritisieren Lenins Vorgehen
den Weg, den Lenin mit dem Kommunismus eingeschlagen hat, scharf: z.B. in Deutschland Marxist Karl Kautsky, oder in Frankreich Léon Blum (Courtois, S.242).

Herbst 1922
Moskau: Lenin richtet ein Memorandum an Stalin
"Russland von allen sozialistischen, intellektuellen, liberalen und anderen 'misslichen' Elementen" zu säubern (Cusin, S.23).

ab 1922
Italien: Mussolini-Diktatur: Repression in Richtung Monopolpartei
Die faschistischen Vertretungen zwingen viele Kommunalvertretungen zum Rücktritt, schalten die Opposition gewaltsam aus (Petersen 60) und stellen Mehrheits- und Minderheitenlisten gleichzeitig, so dass nur noch Faschisten wählbar sind. Unbeschränkte Herrschaft im kommunalen Bereich (Petersen, S.60-61).

Deutschland: Nationalsozialismus täuscht eine Mission vor und kann so Massen begeistern
in Konkurrenz zum Kommunismus (Jesse, S.107).

Der Nationalsozialismus ist im wesentlichen eine Reaktion auf den Bolschewismus
(Jesse, S.109).

29.5.1923
Italien: Prophezeiung des faschistischen Opponenten Alfredo Misuri: Garten wird Kaserne
Misuri, einer der innerparteilichen Opponenten Mussolinis, beklagt im Römer Parlament, Italien sei dabei, sich "von einem Garten in eine Kaserne zu verwandeln". Misuris Voraussage: Die faschistischen Kommunalvertretungen werden bald erschöpft sein.

Zitat:
"Das ist ein Vorgeschmack für das, was eine totalitäre Kammer sein könnte." Am Abend desselben Tages wird Misuri von einem faschistischen Schlägertrupp überfallen und fast zu Tode geprügelt (Petersen, S.61).

1923/1924
Italien: Amendola: "sistema totalitario"
Der Führer der antifaschistischen Opposition, Giovanni Amendola, benennt das faschistische Monopolsystem "sistema totalitario" (Petersen, S.61).

1924
Sergej Melgunow: Buch: "Roter Terror in Russland"
wird von Kommunisten als Propaganda abgetan (Courtois, S.234).

ab 1924/nach dem Tod Lenins und Stalins Machtantritt
Sowjetunion ab dem Tod Lenins: Terror wird Regierungsprogramm
und wird generalstabsmässig geplant und durchgeführt. Bei fehlender Planung sind nur noch mehr Tote die Folge (Walter, S.70). Systematische Deportationen (Walter, S.71).

-- Stalin systematisiert die Hungersnot als politische Waffe (Maetzke, S.126)
-- Kommunisten leben im Mythos, verhetzt in einer geschichtlichen Leidenschaft (Schuller, S.171)

Beginn des kommunistischen Totenkults
Mit dem Mausoleum für Lenins Leiche beginnt ein bolschewistischer Totenkult, Lenin wird zur anbetungswürdigen Reliquie in altägyptischem Gestus. Dieser Leichnam wird zum Angelpunkt des Regimes für Erinnerung und neue Kraft. Das kommunistische System denkt ab nun im Mythos um dim [falschen] Ideal (Schuller, S.169).

2.1.1925
Italien: Sozialist Lelio Basso beklagt faschistischen Totalitarismus
in "La Rivoluzione Liberale":
-- der Faschismus setzt sich mit der Nation gleich
-- jede Opposition gegen den Faschismus sei "Verrat"
-- jedes Verbrechen rechtfertigt sich durch seine nationalen Zwecke
-- die faschistische Partei beanspruche den Volkswillen für sich, in "unterschiedslosem Totalitarismus"
(Petersen, S.61)

3.1.1925
Italien: Mussolini übernimmt die "Verantwortung" für alle Gewalt
in seiner Rede, Zitat: "für alles, was geschehen ist", d.h.
-- den Übergang zur offenen Diktatur
-- die Unterdrückung aller Opposition (Petersen, S.61)

Juni 1925
Italien: Giovanni Amendola nennt Faschismus eine "schreckliche Krankheit der modernen Welt"
(Petersen, S.62) und sieht Demokratie und Liberalismus durch Kommunismus und Faschismus bedroht (Petersen, S.61-62)

Ende Juni 1925 ca.
Italien: Mussolini kündigt "die 100-prozentige Faschisierung der Nation" an
Totalitarismus wird zum Missionsprogramm (Petersen, S.62)

ab 1925
Sowjetunion: Stalin lässt "Konterrevolutionäre" Klassen und Völker ausrotten
ohne sich auf Marx zu berufen (Sellner, S.121).

1926
Moskau: neue "Kolonisierungsprojekte"
Vorschlag von Dscherschinskij, ungeliebte Volksgruppen in unwirtliche Zonen abzuschieben.

Zitat:
"[...] die unwirtlichen Zonen unseres Landes mit den parasitären Elementen aus unseren Städten zu bevölkern, nach einem vorbereiteten und von der Regierung bestätigten Plan."

In der Folge beschliesst die GPU, die ehemalige Tscheka, neue "Kolonisierungsprojekte" zur Ausbeutung der Arbeitskraft, pharaonische Projekte am Weissen Meer und in Sibirien (Maetzke, S.126).

1929
Moskau: schlechte Ernte wird zum Anlass zur "Kollektivierung"
(Maetzke, S.125-126). Endlich ist ein Grund gefunden, um die Kulaken zu enteignen und gleichzeitig die Massenlagerprojekte in Sibirien zu realisieren (Maetzke, S.127).  Stalin verkündet die "totale Kollektivierung" und die "Liquidierung des Kulakentums als Klasse". (Maetzke, S.126)

Ende 1920er Jahre
Moskau: Einführung von Quotensystemen durch die Politische Verwaltung (GPU)
(Karner, S.75-76) für Leute, die zu verhaften, sind: Festlegung der Verhafteten- und Erschiessungszahlen am "grünen" Tisch in Moskau (Karner, S.76).


1930

1930-1932
Sowjetunion: Bauernaufstand gegen die "Kollektivierung", 2 Mio. Deportierte, 100.000e Todesopfer
(Maetzke, S.126). Die Sowjetunion wird zum Sklavenstaat (Maetzke 127). Stalins Massnahme gegen freie Bauern/Kulaken: Verschleppung von "insgesamt etwa 2 Mio." (Cusin, S.22).

1931/1932
UdSSR: exportiert Weizen für Devisen und lässt in der Ukraine 6 Mio. Menschen verhungern
(Semler, S.195)

1932-1933
Sowjetunion/Ukraine: Stalin organisiert absichtlich eine Hungersnot gegen ukrainische Bauern
mit insgesamt 6 Mio. Toten  (Cusin, S.22-23): Inszenierte Hungersnot durch Deportationen und Zwangsarbeit, 6 Mio. Tote (Karner, S.75, Walter, S.71)

1933
Moskau: Kampf gegen Kulaken sei ein Kampf auf Leben und Tod
Die Kulakendeportation und die Hungersnot werden von vielen Kommunisten als ein Kampf auf Leben und Tod zwischen städtischer Revolution und dörflicher Konterrevolution angesehen und so gerechtfertigt. Dabei ist es eine Selbsttäuschung (Semler, S.193).

ab 1933
Deutschland: Hitlers Machtübernahme: Der Nationalsozialismus ist im wesentlichen eine Reaktion auf den Bolschewismus
(Jesse, S.109).

Nürnberger Parteitage sind Totenfeiern - der Kampf gegen  mythologisierte Tote
mit Feier der "Heldentaten" der deutschen Truppen im Ersten Weltkrieg am Anfang und am Schluss als Ritual. Die Toten des ersten Weltkriegs werden zum Hauptpfeiler in Hitlers Politik. Das Horst-Wessel-Lied beschwört die Toten:
"Kam'raden, die Rotfront und Reaktion erschossen, / marschier'n im Geist in unsern Reihen mit!"

Folge:
-- ein Totenheer wird einem Lebendheer gleichgesetzt
-- Hitler lässt das ganze deutsche Volk den Toten weihen, was in der Regel zum eigenen Tod führt (Schuller, S.168)

-- dem 3.Reich wird ein Mythos angeordnet, wie die Sowjetunion ihren Lenin-Mythos hat (Schuller, S.170)

-- die Opposition im Reich muss gegen ein Totenheer ankämpfen, das durch die Beschwörung immer mehr an Kraft gewinnt (Schuller, S.168-169), z.B. durch die Totenkopfzeichen der SS. Dies hilft, die Angst vor dem Tod zu überwinden und verbreitet gleichzeitig Angst. (Schuller, S.169)

Die Nationalsozialisten leben wie die Kommunisten im Mythos, verhetzt in einer geschichtlichen Leidenschaft (Schuller, S.171).

Berlin: Parallelen zwischen der Nazi- und der kommunistischen Diktatur
-- Hitler nennt Roland Freisler seinen Wyschinsky, Stalins Chefankläger
-- in Hitlers wie in Stalins Diktatur wird der "Feind" animalisiert
-- bei Hitler sind Juden "Bazillen"

-- bei Maxim Gorki sind die Klassengegner "Ungeziefer", "Parasiten"
-- für Wyschinsky sind Oppositionelle "stinkendes Aas" oder "widerwärtige Bastarde aus Fuchs und Schwein"
-- Hitler wie Stalin führen eine Versuchsmedizin zur Verminderung der Oppositionellen (Funke, S.155)

Kommunismus und Nationalsozialismus stehen gemäss François Furet in "konfliktueller Komplizenschaft" (Ackermann, S.147).

These von Manfred Funke über Moskau: Stalin beginnt die Juden der Sowjetunion zu drangsalieren
denn diesen würde von Hitler im Bolschewismus eine Sonderrolle zugeordnet und so würde die Sowjetunion zu einem speziellen faschistischen Angriffsziel (Funke, S.155).

1934-1941
Sowjetunion: 7 Millionen Menschen in Lagern eingeliefert mit Rotationsprinzip
(Weill, S.29)

1935
GULAG-Belegung: 965.000 Häftlinge
(Maetzke, S.127)

1936/1937
Stalin-Säuberungen: Liquidierung z.T. der eigenen Leute für die Reinheit der Herrschaft
ist ein nach innen gerichteter Terror (Koenen, S.101).

1936-1939
Moskau-Spanien: Spanien wird für Stalin zum Experimentierfeld
für kommunistische Machtergreifung mit Experimenten von Methoden und Abfolgen (Maetzke, S.127)

1936-1938
Sowjetunion: Stalins "grosse Säuberung": Ermordung von knapp 690.000 Menschen
(Cusin, S.22)

Sowjetunion: 681.692 nachweisbare Hinrichtungen
gemäss Nicolas Werth im Schwarzbuch über 1937/1938 (Weill, S.29, Walter, S.71).

Sowjetunion: Stalin-Säuberungen: 1.345.000 Verurteilungen, über die Hälfte davon Todesurteile
(Dlugoborski 90). 10% der Ermordeten sind Polen, die in der Sowjetunion leben (Dlugoborski, S.92-93).

Stalins "Grosser Terror", gigantische Gleichschaltungsaktion - knapp 700.000 Hinrichtungen
Alle Reste der alten, vorrevolutionären Ordnung sollen verschwinden, und auch die alten bolschewistischen Kader aus der Bürgerkriegszeit. Alle, die mit dem Ausland Kontakt hatten, werden systematisch verfolgt:

-- Bewohner von Grenzregionen
-- Angehörige nationaler Minderheiten
-- zurückgekehrte Kriegsgefangene
-- Amateurfunker
-- Briefmarkensammler
-- alle, die eine Fremdsprache beherrschen.

Das Politbüro und der NKWD legen Verhaftungs- und Hinrichtungsquoten fest, wobei die Quoten von den Einsatzkommandos regelmässig übertroffen werden, "überfüllt" werden. Es ist ein planwirtschaftlich betriebener Massenmord mit knapp 700.000 Hinrichtungen. Stalin unterschreibt selbst 362 Todeslisten (Maetzke, S.126).

1937
China-Tokio-Berlin: japanische Besetzung von Nanking: Massenmord an 300.000 Chinesen und Vergewaltigung von knapp 80.000 Chinesinnen - Siemens-Vertreter Rabe rettet Chinesen
300.000 getötete Chinesen in "weniger als 6 Wochen" auf Befehl von Kaiser Hirohito, wobei die Kaisersöhne z.T. direkt involviert sind (Henningsen, S.141).

Die Japaner haben Befehl, keine Gefangenen zu machen und die Chinesen nicht als Menschen zu behandeln:
-- Beerdigung Lebender
-- Verstümmelungen und Verbrennungen
-- Massenerschiessungen
-- Vereisungen
-- Wettbewerbsveranstaltungen bei Enthauptungen
-- Reihenvergewaltigungen auch an Minderjährigen (Henningsen, S.142).

Das Kuriosum:
-- der damalige deutsche Siemens-Vertreter John Rabe, ein Mitglied der NSDAP,  wird mit ein paar amerikanischen und europäischen Leuten zur zentralen Figur der internationalen Sicherheitszone für 100.000e von Chinesen

-- Rabe will seine chinesischen Angestellten vor den Japanern schützen, kennt Hitler selber kaum, hat vom deutschen KZ-Regime keine Ahnung

-- Rabe beschützt seine chinesischen Angestellten mit Nazifahne und Hakenkreuzarmbinden, so dass sich plündernde und vergewaltigende Japaner nicht an solchen Leuten mit Hakenkreuzarmbinden vergreifen (Henningsen, S.141)

-- Rabe klagt in einem Brief an Hilter den japanischen Terror an und bittet um Intervention in Tokio (Henningsen, S.141-142).

1937
Stalins Grosser Terror: Der Kommunismus wird nazifaschistisch: neue biologisch-kriminelle Menschensorten
Die Selbsttäuschung von 1933 bricht in sich zusammen: 700.000 Opfer in einem Jahr

gegen
-- ehemalige Kulaken
-- ehemalige Oppositionelle
-- ehemalige Kriminelle
-- in der Sowjetunion lebende Ausländer, v.a. Polen und Deutsche.

Der Befehl, die Verhaftungen bei Ausländern nur dann vorzunehmen, wenn aktives antisowjetisches Verhalten nachweisbar ist, nützt nichts, denn die Kommandos morden gemäss Nationalität: Zitat: "und [wurde]  in der Praxis die blosse Existenz zum Beweis dieser Aktivitäten."

Zusätzlich: Einführung der Charakterisierung als "Ehemaliger"
-- wird quasi zur "biologischen Eigenschaft" (Semler, S.193)
-- wird auf Kinder und Enkel "vererbbar" (Semler, S.193-194), womit wieder mehrere Gruppenfeinde geboren sind. Der Kommunismus wird de facto nazifaschistisch (Semler, S.194).

Sowjetunion: die verschwundene Volkszählung
Die Ergebnisse der Volkszählung 1937 "verschwinden" und die Leiter der Volkszählung werden erschossen, weil die Resultate der Volkszählung Stalins Wünschen nicht entsprechen (Hildermeier, S.133).

Frankreich: Die Kommunisten Negrin und Aragon wünschen sich eine politische Polizei wie in der UdSSR

(Dufay, S.45)

Sommer 1937
Sowjetunion: Liquidierung polnischer Aktivisten
auf Befehl von NKWD-Chef Jeschow, Deckname N.Etschow (Hildermeier, S.135).

1937/1938
Stalins Terror: ist völlig überflüssig, vom Regime so gewollt gegen "Ehemalige"
(Semler, S.196)

Sowjetunion: destruktive Stalin-Säuberung soll "Grösse" beweisen
Stalin lässt Mitkämpfer und Intellektuelle ermorden und schadet damit seinem Regime selbst (Schuller 170). Die blutigen Mittel und der "heilige Terror" sollen die "Grösse" des Ziels beweisen, das der Kommunismus zu erreichen gedenkt (Schuller, S.170-171).

bis 1938
3.Reich: Die Gleichschaltung des deutschen Volkes ist abgeschlossen - Juden werden zum "Überfeind"
Ziel: Ein Volk beherrscht alle anderen, ist nach aussen gerichteter Terror (Koenen, S.101).

[Koenen vergisst den Nazi-Terror nach innen: Lager gegen Dissidenten, Religiöse, den Roem-Putsch, Hitlers Rache nach dem Attentat von 1944 etc., und Koenen vergisst auch den kommunistischen Terror nach aussen durch den Export der Revolution].

1938
China-Berlin: Rückkehr Rabes ins Reich (Henningsen 141), Vorträge Rabes über Nanking
wird aber bald zum Schweigen gezwungen (Henningsen, S.142).

Mitte 1939
Sowjetunion: 53 Arbeitslager und 425 Arbeitskolonien mit 3,5 Mio. Häftlingen, 2,3Mio. Tote
(Hildermeier, S.134)

Okt/Nov 1939/nach der Teilung Polens bzw. Weissrusslands
Moskau: Beschluss von Stalin, 14.000 polnische Offiziere zu erschiessen
(Hildermeier, S.133)

[wobei nicht gesagt wird, wie viele tatsächlich erschossen wurden].

1939-1941
Ostpolen: Deportation von maximal 600.000 Menschen in sowjetische Lager und Spezialsiedlungen
Die Zahl von fast zwei Mio. Deportierten für Ostpolen wird gemäss Schwarzbuch auf 600.000 nach unten korrigiert. Die Berichte darüber bleiben  widersprüchlich,  Zahlenangaben sind nur bei der Anzahl Toten, die schon während der Deportation sterben, zuverlässig (Dlugoborski, S.89).


1940

1940er Jahre
Frankreich: Le Monde: meldet alles Wesentliche über die kommunistischen Verbrechens des Stalinismus
(Ackermann, S.222)

ab 1940
Europa: Intellektuelle in Europa verkaufen sich an den Kommunismus
um Front gegen den Nazismus zu machen (Cusin, S.24).

1941
Sowjetunion: 2 Millionen Menschen in Straf- oder Arbeitslagern
(Weill, S.29)

Juni 1941
GULAG-Belegung: 1,9 Mio. Häftlinge, darunter viele Deportierte aus Ostpolen
(Maetzke, S.127)

Herbst 1941/Anfang 1942
Sowjetunion: Entlassung der polnischen Gefangenen aus dem GULAG Sibiriens
(Dlugoborski, S.89)

1941/1942
Deutsch besetzte sowjetische Gebiete: Hitlers Einsatzgruppen exekutieren werktätige Juden
so dass die Produktion im Reich und in den russisch besetzten Gebieten abnimmt. Hitler schadet dadurch dem Reich (Schuller, S.170), aber die blutigen Mittel und der "heilige Terror" sollen die "Grösse" des Ziels beweisen, das der Nationalsozialismus zu erreichen gedenkt (Schuller, S.170-171).

1942 ca.
Stalin an Churchill über die Hungersnot 1932/1933: eine Generation musste geopfert werden
um die Kollektivierung der Landwirtschaft durchzusetzen.

Zitat:
"Aber wir mussten es tun, um unsere Landwirtschaft zu mechanisieren. Am Schluss hat sich die landwirtschaftliche Produktion verdoppelt. Was bedeutet schon eine Generation?"
aufnotiert im Tagebuch von Lord Moran, Churchills Leibarzt (Maetzke, S.126).

Sep 1943
Italien: Besetzung Nord- und Mittelitaliens durch deutsche Truppen - Deportierung italienischer Juden und Widerstandskämpfer aus dem Piemont
"von denen die meisten nicht zurückkehrten" (Petersen, S.59)

[ohne zu sagen, wo die Italiener getötet worden sind, oder ob sie in Deutschland geblieben sind oder ausgewandert sind].

1943/1944
Sowjetunion: Stalin lässt die kaukasischen Völker zum Teil deportieren
so dass Schlagkraft gegen die deutschen Armeen verloren geht (Karner, S.76).

1943-1945
Sowjetunion/Gulag: Tod von über 500.000 deutschen und verbündeten Soldaten in der Sowjetunion im Archipel Gupwi
(Karner, S.74)

1944
Rom: Moskau steuert, wo es geht
Der sowjetische Botschafter in Rom, Michael Kostylew, hat täglichen Kontakt mit führenden Funktionären, gibt wöchentliche Berichte an Moskau, wirkt wie eine Art Prokonsul Stalins. In politischen Entscheidungen ist die KPI von Moskau sehr abhängig (Petersen, S.64).

ab Juni 1944
Rom: die "Resistenza" beteiligt Kommunisten in führenden Positionen - keine Aufarbeitung der Geschichte
innerhalb der starken Koalition antifaschistischer Parteien. Gleichzeitig agieren die liberalen und demokratischen Gruppierungen aus einer Position der Schwäche heraus. Die Vergangenheit des Totalitarismus spielt in der Geschichtsaufarbeitung Italiens keine Rolle. Die ganze Entstehung und Wirkung wird verdrängt. Kommunistische Historiker beginnen, das Geschehen mit einer "Befreiungs"-Vorstellung zu dominieren (Petersen, S.63).

ab Aug 1944
Osteuropa: Stalinistische Machtergreifungen in den osteuropäischen Staaten
Die in Spanien getesteten Methoden der kommunistischen Machtergreifung kommen in Osteuropa nun konsequent zur Anwendung (Maetzke, S.127).

1944-1947
Polen: Bürgerkrieg: Ermordung von 8700 polnischen Oppositionellen
(Weill, S.57)

[nicht erwähnt: Massendeportation nationalistischer Polen nach Sibirien, die sich weigern, in der Roten Armee zu kämpfen]

5.4.1945
KL Ohrdruf bei Gotha: Befreiung durch amerikanische Truppen
Nach der Zwangsbesichtigung machen der Bürgermeister und dessen Frau Selbstmord (Maetzke, S.124).

ab Mai 1945
Osteuropa: neue Deportationen nach Sibirien aus den "befreiten" und annektierten Gebieten
Maetzke:
"Deportationen aus 'befreiten' und annektierten Gebieten liessen die Häftlingszahlen auch nach Kriegsende weiter wachsen." (Maetzke, S.127)

Moskau: Geschichtsmanipulation: Der Kommunismus verfestigt einen "antifaschistischen Mythos"
so dass der Kommunismus trotz seiner Massenmorde noch lange weiterlebt. Jesse:
"Ohne den antifaschistischen Mythos wären die Bindekräfte der kommunistischen Herrschaftsausübung eher gebrochen. François Furet hat zu zeigen vermocht, wie gut sich vom "Antifaschismus" zehren liess. Immer wieder wurde der Leichnam des "Faschismus" exhumiert, sei es aus Furcht, sei es aus Kalkül." (Jesse, S.107)

Die Tatsache, dass der Nationalsozialismus existiert hat, hindert die Aufarbeitung des Kommunismus (Jesse 108) und schafft eine weltweite wissenschaftliche Blockade. Der Kommunismus kann seine Mechanismen hinter dem Nationalsozialismus verstecken (Jesse, S.109).

Nürnberg: "Siegermächte" wissen, dass sie selber Terror ausüben
und nehmen die Massenexekutionen an Juden nicht in die Anklage auf (Henningsen, S.137).

Sowjetisch besetztes Deutschland: Sowjetlager
werden von GULAG-Verwaltung übernommen, die Gefangen arbeiten aber nicht (Knigge 209).
Knigge-These: Ein Jude unter Hitler konnte sich durch gute Arbeit nicht retten, ein Russe unter dem Kommunismus konnte sich durch Arbeit retten (Knigge, S.208).

[nicht erwähnt:
Ein Kulakenkind kann sich unter Stalin auch nicht retten, weil es als Kind eines Kulaken pauschal verurteilt wird und wenn es Hunger hat, keine Arbeit mehr leisten kann. Somit ist die Aussage Courtois "Tod eines Judenkindes im Nationalsozialismus ist gleichwertig dem Tod eines Kulakenkindes im Kommunismus" eben doch berechtigt].

Mitte 1945 ca.
London: Vorverhandlungen zu Nürnberg: Judenmorde sollen nicht verurteilt werden, weil sonst auch Indianer und Morde an Schwarzen verurteilt würden
so Hauptankläger Robert Jackson:

Zitat:
"weil wir gelegentlich in unserem eigenen Land bedauernswerte Umstände haben, in denen Minderheiten unfair behandelt werden."

Jackson erläutert aber nicht, wen er meint, ob Schwarze, Indianer oder andere. Die Londoner Delegierte weigern sich ebenfalls, die "Vernichtung der europäischen Juden als Verbrechen sui generis" zu behandeln (Henningsen, S.137).

Vermutung von Henningsen:
Jackson denkt an die Sowjetunion, dass Nachrichten über das sowjetische Gulag-System die "Siegermacht" Sowjetunion schwer belasten könnten. Jackson will wahrscheinlich auch eine Kontroverse über das englische Verhalten in Palästina (Verbot der Einreise für Juden) und über das amerikanische Verhalten (unausgeschöpfte deutsche Einwandererquote vor der deutschen Kriegserklärung an die "USA" vom 9.12.1941) vermeiden. Alle Beteiligten wollen einen interalliierten Konflikt vermeiden. In der Folge gesteht die Sowjetunion die Unterdrückung von Minderheiten nie ein (Henningsen, S.138).

Ende 1945
Italien hat die grösste KP Europas, Faszination der Gleichheit, der egalitären Gesellschaft
(Petersen, S.67)

1945-1985
CSSR: 3 Mio. Todesopfer unter dem kommunistischen Regime innert 40 Jahren
(Margolin, S.33)

ab 1945
Kommunismus und Stalin als "Sieger" und die Folgen: kein Opfergedenken und Ausbreitung des Kommunismus
-- Gedenkstätten für Kommunismus-Opfer gibt es kaum (Ackermann, S.147)

-- Stalin wird Vorbild für andere Diktatoren des Kommunismus: Mao in Tibet, Pol Pot in Kambodscha, Kim Il Sung in Korea usw. (Cusin, S.23)

-- Stalin kann Hitlers Niederlage und die Massenexekutionen an Juden durch das Nazi-Regime zu seinem Vorteil ausnutzen (Cusin, S.24).

-- Moskau kann die Schablone der sowjetisch-kommunistischen Herrschaft duplizieren, herrscht über die kommunistischen Parteiführer der "Volksrepubliken" Osteuropas: Thorez, Togliatti, Cunhal, Ibarruri, Carrillo (Courtois, S.238). Es ist eine Einheitlichkeit erreicht, so dass man mit Recht von demselben politisch-kommunistischen Phänomenen sprechen kann, u.a. das Phänomen des Terrors (Courtois, S.239).

1946
Nürnberg:  die "Sieger" und die Folgen
-- Ausklammern der Exekutionen an Juden durch Richter Robert Jackson, dem amerikanischen Hauptankläger (Henningsen, S.137)

-- "Sieger" müssen schuldlos sein:
Die Sowjetunion tritt als "Sieger" im "Lager der Guten" und als Richter auf. Der Sieg über Deutschland ist der Beweis für die militärische und moralische Überlegenheit des Kommunismus. Dadurch kann das kommunistische System seine eigenen genozidalen Tätigkeiten vertuschen (Karner, S.78)

-- willkürliche Festlegung von 4 Mio. Auschwitz-Toten durch eine sowjetische "Untersuchungskommission", ohne dass die "Untersuchungskommission" je einmal richtig untersucht hat. Zweifel über die Opferzahl von 4 Mio. Toten bestehen von Anfang an, aber die Zahl wird zum Dogma. In ganz Osteuropa wird jeglicher Zweifel an dieser Zahl verboten (Dlugoborski, S.88)

David Rousset, ehem. NS-Häftling: erstes Werk über den GULAG: "L'univers concentrationnaire"
(Ackermann, S.147)

Italien: Verniedlichung von "Totalitarismus"
Der kommunistische Historiker Delio Cantimori tut den Begriff Totalitarismus als Zweckbegriff des Journalismus ab:

"Es ist eine sehr clevere propagandistische Methode, den politischen Gegner zu beschuldigen, ein 'Feind der Freiheit' zu sein." (Petersen, S.63)

1946-1956
Bulgarien: 110.000 Bulgaren in Straflagern
(Weill, S.57)

ab 1946
Die weltweit manipulierte Geschichtsschreibung, Geschichts-Designer und Verharmlosung des Kommunismus
-- seit 1946 besteht eine "halbseitig gelähmte Geschichte", die nicht mehr akzeptabel sei (Hildermeier, S.132)

-- Westeuropa bleibt innerhalb einer "gelähmten Geschichtsschreibung" auf den "Holocaust" fixiert und macht es fast unmöglich, die historische Wirklichkeit des wechselseitigen Terrors von links und von rechts zu begreifen (Henningsen, S.137)

-- das Dogma "Auschwitz" vertuscht alles andere und vernebelt den Blick auf die Verbrechen des Kommunismus (Hildermeier, S.132)

-- Westeuropa wird von "Geschichts-Designern" beherrscht die besonders die Nazi-Herrschaft verdammen, die Herrschaft des Kommunismus und dessen Opfer aber nie untersuchen wollen (Funke, S.155)

-- innerhalb der Weltgemeinschaft werden die Verbrechen des Kommunismus vertuscht, gemäss Funke ein "organisiertes Vergessen und Verharmlosen bis 1989" (Funke, S.156)

-- Holocaust-Gedenken hält den Nationalsozialismus wach und rettet ihn vor dem Vergessen, so lebt er paradoxerweise weiter. Der Mythos und die Stärke des Nationalsozialismus wird mitbeschworen. Schuller:

"Das Paradox ergibt, dass der Nationalsozialismus v.a. deswegen fortlebt, weil es das Gedenken an den Holocaust gibt. Das Holocaust-Mahnmal am Brandenburger Tor, auf den Fundamenten der Hitlerschen Reichskanzlei errichtet, beklagt die jüdischen Opfer, feiert aber zugleich die Wirkungsmacht des Nationalsozialismus." (Schuller, S.171)

1946/1947
Buchenwald: Tod 1000er Häftlinge im sowjetischen Speziallager Buchenwald ohne "gezielte Tötungsabsicht"
(Knigge, S.208)

1947
Polen: Bürgerkrieg: 1486 ermordete Partisanen, 136 getötete Soldaten
(Walter, S.72)

1948
UNO-Konvention: Festlegung des Begriffs Genozid
bei Ermordung einer ethnisch-rassischen Gruppe. Für die kommunistischen Regime kommt der Begriff aber nicht zur Anwendung, weil sie keinen Genozid (Henningsen, S.139), sondern soziale, politische, religiöse, intellektuelle, medizinische und andere Massenmorde begehen (Henningsen, S.140).

April 1948
Frankreich: Raymond Aron: Appell gegen die Utopie und den gewalttätigen Kommunismus als Idiotie
in Le Figaro:

Zitat:
"Wer ein Regime, das Konzentrationslager einrichtet und eine politische Polizei unterhält, die jene der Zaren weit übertrifft, als Station auf dem Weg zur Befreiung der Menschheit betrachtet, der verlässt die Grenzen selbst der für Intellektuelle noch erträglichen Idiotie."

Die Reaktionen auf Aron sind Hass und Anfeindungen gegen seine Logik (Maetzke, S.128).

ab 1948
Moskaus  kommunistische Parteien in Duplikation in Südostasien: Mao, Tschu En Lai, Ho Chi Minh, Kim Il Sung: mit Terror
(Courtois, S.238). Es ist eine Einheitlichkeit erreicht, so dass man mit Recht von demselben politisch-kommunistischen Phänomenen sprechen kann, u.a. das Phänomen des Terrors (Courtois, S.239).

1948-1954
CSSR: 200.000 Tschechoslowaken in Straflagern
(Weill, S.57)

1948-1956
Polen: "eiserner Sozialismus" mit 84.200 Menschen in Arbeitslagern
gemäss Historiker Andrzej Paczowski (Weill, S.56-57; Walter, S.72), systematische Unterdrückung mittels der "Ausserordentlichen Kommission für den Kampf gegen Missbrauch und Sabotage" (Walter, S.72).

ab 1948
China: Mao lässt "konterrevolutionäre" Klassen ausrotten
(Sellner, S.121)

1949
Frankreich: David Rousset: Aufruf an alle Überlebende der NS-Lager, eine Kommission zur Untersuchung der sowjetischen Lager zu bilden
In der Folge wird Rousset von Jean-Paul Sartre und Maurice Merlau-Ponty als "Abtrünniger" beschimpft  (Ackermann, S.147).

ab 1949
COMECON-Gründung: Sowjetunion plündert osteuropäische Satellitenstaaten aus
v.a. die ehemals ökonomisch starken Länder Polen, CSSR und Ungarn. De facto vollzieht sich ein sowjetischer Kolonialismus, wobei die Hauptmacht schwächer entwickelt ist als die meisten Kolonien (!) (Dlugoborski, S.91).

China: Umerziehungslager gegen Dissidenten und Oppositionelle

(Walter, S.71)


1950

1950er Jahre
Frankreich: Die französische kommunistische Partei (PCF) schwärmt von Robbespierre als Vorbild und exportiert das kommunistische Ideal nach Kambodscha
(Weill, S.58).

Frankreich: Pauschalisierung von Jean-Paul Sartre: alle Antikommunisten sind "Hunde" - Sartre sperrt sich gegen Untersuchung der sowjetischen Lager

Sartre: Zitat:
"Jeder Antikommunist ist ein Hund [...] Es ist eine Niedertracht, die sowjetischen Lager untersuchen zu wollen." Damit blockiert Sartre jegliche Debatte über die Verbrechen des Kommunismus (Ruf 152). Zum Beispiel wird jeglicher Massentod in der Sowjetunion und in China mit Industrialisierung der Landwirtschaft und Beseitigung des Analphabetismus entschuldigt (Ruf 152-153), was der Rechtfertigung entspräche, Hitler hätte seine Konzentrationslager zum Bau der Autobahnen und zur Erreichung der Vollbeschäftigung gebraucht (Ruf, S.153).

1950
Margarete Buber-Neumann: Appell an Untersuchung der russischen Lager
Buber-Neumann, ehem. NS-Häftling und GULAG-Häftling im Le Figaro littéraire: Appell unter der Überschrift:

"Für die Untersuchung der sowjetischen Lager. Wer ist schlimmer, Satan oder Beelzebub?"
(Ackermann, S.147)

ab 1950
DDR: "Volkspädagogik": alle konvertierten Kommunisten sind frei von Schuld
Wer zum kommunistischen Lager gehört, zählt zu den "Siegern der Geschichte" und ist somit Teil der "guten Welt des Antifaschismus". Verbündeter der Sowjetunion zu sein befreit automatisch von deutscher, brauner Schuld. Viele ehemalige Nazis machen in der SED Karriere (Ackermann, S.148). Massenvernichtung gibt es in der DDR ja nicht, also auch keine Diskussion um Kommunismus (Hildermeier, S.131).

ab 1950er Jahre
DDR: ist eine "Versorgungsdiktatur", keine Liberalisierung,  stattdessen Menschenhandel
Die Menschen des Klassenfeindes BRD werden gefangen genommen und für harte DM verkauft (Funke, S.155).

Moskaus kommunistische Parteien in Duplikation in Afrika und Mittel- und Südamerika: Castro, Neto, Nadschibullah: mit Terror
Es ist eine Einheitlichkeit erreicht, so dass man mit Recht von demselben politisch-kommunistischen Phänomenen sprechen kann, u.a. das Phänomen des Terrors (Courtois, S.239).

"USA": mit zweitgrösster jüdischer Bevölkerung der Welt

(Judt, S.186)

[nicht erwähnt:
Die jüdische Welt Westeuropas und deren meist in jüdischer Hand befindlichen Monopolmedien halten an der Vorstellung der "Befreiung" durch die Rote Armee fest und verweigert sich der gründlichen Aufarbeitung der jüdischen Opfer unter dem Kommunismus, so dass diese Opfer willkürlich unter die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus gezählt werden].

1951
Hannah Arendt: "Elemente und Ursprünge totalitärer Herrschaft"
(Hildermeier, S.133). Hannah Arendts Totalitarismus-Theorie findet öffentlicher Zuspruch in den "USA" (Judt, S.186). Arendt erläutert den Kampf der Ideologien: die marxistische Lehre vom Klassenkampf gegen die darwinistische Lehre vom Rassenkampf. Die politische Reaktion auf Arendts Buch findet in Europa nicht statt: Weder rechte noch linke Parteien nehmen die Thesen auf (Henningsen, S.140).

Merle Fainsod: "Wie Russland regiert wird"
(Hildermeier, S.133)

Albert Camus: Aufsatz: "L'Homme révolté"
mit einer spekulativen Wahnlogik gegen die These, dass das Böse nicht deutsches Spezifikum sei.
Reaktionen: Camus wird zum "Aussätzigen" erklärt (Henningsen, S.140). Camus These der Vergleichbarkeit von Kommunismus und Nationalsozialismus  wird in den "USA" verachtet (Judt, S.186).

März 1953
GULAG-Belegung: 2,75 Mio. Häftlinge
(Maetzke, S.127)

5.3.1953
Tod Stalins
(Maetzke, S.127)

ab 1953
Sowjetunion und Satellitenstaaten: System der selektiven Repression
(Dlugoborski, S.90) und "volksdemokratische Regime" mit Doppelgleisigkeit (Dlugoborski, S.91)

1954
Frankreich: François Furet kündigt 1954 seine Mitgliedschaft in der KPF auf
(Ackermann, S.218)

1956
Moskau: Chruschtschew will wenigstens Lenin heiligen
Chruschtschews Geheimrede will Stalin verdammen, um Lenin von seinen Verbrechen freizusprechen (Möller, S.14-15), Chruschtschow wäscht Lenin "von allen Sünden rein" (Cusin, S.23). Chruschtschew verschleiert durch einseitige Anklage des Stalinismus seine eigenen Verbrechen in der Ukraine (Karner, S.77).

Ungarn: Westeuropa und "USA" lassen  sowjetischen Einmarsch zu

(Ackermann, S.145)

ab 1956 nach der Chruschtschew-Entstalinisierung
Sowjetunion: Ersetzung des offenen Terrors durch versteckten Terror
Der offene Terror lässt nach, wird aber durch einen versteckten Terror ersetzt, durch Repression im Alltag, durch totale Zensur, Grenzkontrollen und Ausweisung von Dissidenten (Cusin, S.24).

1958
China: Beginn des "Grossen Sprungs nach vorn" unter Mao
-- Zusammenschluss von 10.000en Familien zu riesigen "Volkskommunen"
-- Schaffen gigantischer agrarischer Produktionszentren zur Industrialisierung der Landwirtschaft
-- Propaganda: "3 Jahre der Anstrengung und  der Entbehrungen, 1000 Jahre Glückseligkeit" (Maetzke, S.127)

1959
China: "Grosser Sprung nach vorn" kostet geschätzte 20 Millionen Tote
"grösste Hungersnot der Menschheitsgeschichte" mit Lagerarchipel Laogai.

Sippenhaft in China: Die Tochter muss für den Vater ins Lager, weil der Vater zu früh gestorben ist. Zum Teil Untermenschenpropaganda in China (Weill, S.57).

Die Hungersnot zeichnet sich ab, aber Mao hält am Plan des "Sprungs nach vorn" aus taktischen Gründen fest (Maetzke, S.127).

ab 1959
Kuba-Revolution und Castro-Herrschaft: über 100.000 in Lager, Gefängnissen und Arbeitsfronten, 15-17.000 Erschossene
(Löw, S.198)

ab Ende 1950er Jahre
KL Auschwitz: Verbot des Zweifels an der 4 Mio.-Opferzahl
Den Angestellten der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Auschwitz wird mit Disziplinarverfahren gedroht, wenn sie die Richtigkeit der Schätzung von 4 Millionen Toten auch nur anzweifeln.

Dlugoborski:
"Bis 1989 galt in Osteuropa ein Verbot, die Zahl von vier Millionen Getöteten anzuzweifeln; in der Gedenkstätte von Auschwitz drohte man Angestellten, die an der Richtigkeit er Schätzung zweifelten, mit Disziplinarverfahren." (Dlugoborski, S.88)

1959-1961
China: Hungersnot: grösste Hungersnot der Weltgeschichte: 30 Mio. Tote
verbreiteter Kannibalismus (Maetzke, S.127)


1960

1960er-1980er Jahre
Bücher über die Verbrechen des Kommunismus
von Solchenizyn über die Sowjetunion, von Jean Pasqualini über China, von Pin Yathay über Kambodscha (Dufay, S.45)

Äthiopien und Mozambique: Hunger als Waffe der kommunistischen Regime

um den Widerstand der Opposition zu brechen (Cusin, S.22)

1960er Jahre
BRD: Anti-Anti-Kommunismus: Lob an die "Errungenschaften der DDR"
(Ackermann, S.148)

Anfang 1960er Jahre
GULAG-Belegung: die Zahl stabilisiert sich bei 900.000 Häftlingen
Der GULAG ist mit Stalins Tod eben nicht beendet.

Zitat: Maetzke:
"Anfang der sechziger Jahre stabilisierte sich die Zahl der GULAG-Häftlinge bei 900.000." (Maetzke, S.127)

ab 1960er Jahre
"USA": der jüdischen Lobby gelingt es, die Politik auf den "Holocaust" zu fixieren
und lenkt damit vom wechselseitigen Terror von links und von rechts ab, den es zu begreifen gälte, um weltweit Frieden zu schaffen (Henningsen, S.137).

Henningsen Zitat:
"Die Fixierung der westlichen Welt, vor allem aber der [politisch jüdisch dominierten] USA auf den jüdischen Holocaust macht es schier unmöglich, die historische Wirklichkeit zu begreifen, dass im 20. Jahrhundert annähernd 170 Millionen Menschen Opfer rechter und linker Terrorregime geworden sind. Diese These von der Einzigartigkeit des Holocaust lässt die wissenschaftliche Diskussion über die Vergleichbarkeit völkermörderischer Terrorregime fast alle illegitim erscheinen. Wissenschaftler, die dieses Frageverbot nicht akzeptieren und den Holocaust mit anderen Terrorregimen vergleichen, setzen sich der Gefahr aus, als historische Revisionisten denunziert zu werden." (Henningsen, S.137)

1963
Hannah Arendt: Buch: "Eichmann in Jerusalem"
These: Das Böse sei nicht deutsches Spezifikum, sondern ein menschliches Verhaltenssyndrom, sei eine universale Banalität.

Reaktionen: Hannah Arendt wird zum "Aussätzigen" erklärt, so wie Albert Camus 1951 mit seinem Aufsatz über die Wahnlogik "L'Homme révolté" (Henningsen, S.140).

1965 ca.
These von Zbigniew Brzezinski über Kommunismus: die "permanente Säuberung"
Totalitäre Systeme wie die der Sowjetunion seien eine "permanente Säuberung" (Hildermeier, S.133).

ab 1965 ca.
weltweit: Vietnam-Demonstrationen mit Parole "USA-SA-SS"
(Ackermann, S.145)

2.5.1967
Stockholm/Frankreich: Jean-Paul Sartre fordert ein "Nürnberg" gegen die "USA"
Sartre fordert auf dem internationalen Vietnam-Tribunal in Stockholm einen "Nürnberger Prozess" gegen die US-Regierung wegen der Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Vietnam (Ackermann, S.145).

ab 1968
Erlösungssehnsucht in Westdeutschland produziert Verklärung des Kommunismus und blockiert die Forschung
Nach 1968, als die deutsche Bevölkerung lernte, sich zu den Verbrechen des Nationalsozialismus zu bekennen, lernte sie es leider nicht, auch die Verbrechen des Kommunismus zu benennen (Gauck 228-229), was zu einem versteiften Antifaschismus geführt hat, so dass Sozialismus zur Alternative zum Kapitalismus wurde (Gauck 229), was als eine Art Erlösungssehnsucht von den nationalsozialistischen Verbrechen verstanden werden muss. Die Zeugen der kommunistischen Lager haben weiter keine Möglichkeit, gegen die monopolistische Geschichtsschreibung im West-Block ihre Erkenntnisse zu präsentieren, denn die Erlösungssehnsucht bei den westeuropäischen Intellektuellen ist stärker (Gauck, S.230).

Ende 1960er/Anfang 1970er Jahre
Italien: Tabuisierung des "Totalitarismus" - Solschenizyn wird totgeschwiegen
Das Wort wird als anglo-amerikanisches Fremdwort abgetan, z.B. durch den Kommunisten Palmiro Togliatti. Beiträge zur Totalitarismus-Debatte werden spät oder gar nicht übersetzt. Kommunistische Historiker prägen weiter die Diskussion in Italien und verhindern eine neutrale Aufarbeitung der Geschichte (Petersen, S.63). Der Begriff des "Totalitären" bleibt weitgehend tabuisiert. Solschenizyns "Archipel Gulag" findet in Italien nur ein geringes öffentliches Echo (Petersen, S.64).


1970

1972
Frankreich: Herausgabe des "Archipel Gulag" von Solschenizyn, 1 Mio. verkaufte Exemplare - Mitterrands Bündnis mit den Kommunisten
Trotz aller Aufklärung begründet Miterrand mit Kommunistenchef Marchais ein "gemeinsames Regierungsprogramm der Linken", gemäss Furet in "Das Ende der Illusion" das "letzte neobolschewistische Programm der universellen Geschichte". (Focus, S.112)

Kambodscha: Machtergreifung von Pol Pot
der in Paris mit dem Kommunismus in Berührung gekommen ist. Plan: Er will die kommunistische Gesellschaftsutopie in einem Schlag verwirklichen und dabei auf alle Übergangsphasen verzichten:
-- in zwei Jahren ist die Kollektivierung des Staates "abgeschlossen"
-- die besitzenden Schichten, Intellektuelle und Kaufleute, werden ausgelöscht
-- die Städter werden aufs Land getrieben
-- insgesamt werden in 3 Jahren 2 Mio. Kambodschaner ermordet (Maetzke, S.128)

Frankreich: Solschenizyns Werke werden von Kommunisten als Propaganda abgetan

(Courtois, S.234)

1974-1978
Kambodscha: 2 Mio. Todesopfer unter dem kommunistischen Pol Pot-Regime
(Margolin, S.33), die "konterrevolutionäre" Klasse ausgerottet (Sellner, S.121)

April 1975
Kambodscha: Ausweisung der Stadtbevölkerung aufs Land - Leerung der Städte
(Henningsen, S.142)

1975-1979
Kambodscha: einzigartige Pol-Pot-Herrschaft: Umsetzung einer Utopie
Ein prominenter Parteidenker Kambodschas: Zitat: Von 8 Mio. "reicht eine Million guter Revolutionäre aus". (Henningsen, S.142).

1975/1976
Äthiopien: Mengistu lässt "konterrevolutionäre" Klassen ausrotten
(Sellner, S.121)

1976 ca.
Kambodscha: permanente Umsiedlungen - Säuberungen
an religiösen, ethnischen, politischen und sozialen Gruppen, mit Umerziehungskampagnen, Zwangsehen, Zerstörung von Tempeln, Verfolgung der Intelligenz, Verfolgung von Menschen mit Fremdsprachenkenntnissen, von Menschen mit Erfahrung im Ausland (Henningsen, S.142)

1979
Kambodscha: Einmarsch der vietnamesischen Armee, Sturz des Pol-Pot-Regimes
(Maetzke, S.128)


1980

1980er Jahre
Italien: Hannah Arendt wird erst jetzt wirklich rezipiert
(Petersen, S.64)

Italien: Ex-Kommunist und Schriftsteller Ignazio Silone prophezeit einen "Endkampf" zwischen Kommunisten und Ex-Kommunisten
Gleichzeitig bewahrt die KPI ihre Archive in Moskau auf, um Aufklärung zu verunmöglichen (Petersen, S.67).

ab 1980
Polen: Solidarnosc-Bewegung: erste Informationen über kommunistische Verbrechen
wie Hitler-Stalin-Pakt, Katyn, die Deportationswellen 1939-1941 etc. (Dlugoborski, S.93).

Afghanistan: Vertreibung und Massentod unter kommunistischem Regime
Kabul unter Moskaus Führung:
-- das kommunistische Regime vertreibt von 16 Mio. Einwohnern 5 Mio. Einwohner aus dem Land
-- insgesamt sterben 1,5-2 Mio., 90% davon Zivilisten (Funke, S.156)

Anfang 1980er Jahre?
Conquest: Darstellung der Hungersnot 1932-1934 und Hunger als politisches Mittel
(Hildermeier, S.132-133)

Dez 1981
Polen: Jaruzelski-Regime: Kriegsrecht: 14 Tote, 4000 Verhaftete, 5000 in "Isolationszentren" Internierte
(Walter, S.72)

ab 1981
Polen: Jaruzelsky-Regime: schränkt die Informationen über die kommunistischen Verbrechen ein
verringert die Möglichkeit der Informationsverbreitung (Dlugoborski, S.93).

1982
Reagan: bezeichnet alle kommunistischen Staaten als "das Reich des Bösen"
Problem: Die Rechte der westlichen Welt bietet keinen aufgeklärten, demokratisch begründeten Antikommunismus (Käppner, S.202).

1984
Polen: Ermordung des polnischen Priesters Popieluszko
auf Befehl Moskaus (Hildermeier, S.135)

1986
Kambodscha: 8985 Schädel gefunden: "Killing Fields"
Auffinden von 8985 Skeletten in Choeung Ek, ausserhalb von Pnom Penh. Die Schädel werden in einem gläsernen Turm aufgestapelt und das Umfeld als "Killing Fields" bezeichnet. Die Schädel sind nach Gruppen "sortiert": "senile Frauen über Sechzig", "senile Männer über Sechzig" usw. Die Getöteten wurden fast alle erschlagen, um Munition zu sparen. Die Wahrheit um den Kommunismus wird in Westeuropa aber immer noch verdrängt und erschüttert die europäischen KPs nicht (Henningsen, S.143).

1986-1989 ca.
Deutschland: Historikerstreit um Ernst Nolte und Andreas Hillgruber
Faschismusforscher Ernst Nolte setzt Rassenmord gleichwertig neben Klassenmord

und löst einen neuen grossen Historikerstreit aus (Maetzke, S.128).

Nolte-These: Die nazistischen Verbrechen seien Folge der kommunistischen Verbrechen gewesen (Ackermann, S.220)

Deutschland: Jorge Semprún, deutscher Linker: Nolte-Diskussion: Appell gegen den Kommunismus

-- die Linke rechtfertigt gegen Nolte Kommunismus in der Existenz der DDR (Ackermann, S.225)

-- die Linke verteidigt zum Teil die deutsche Teilung als "Strafe für Auschwitz", die Mauer durch Deutschland sei "Sühneopfer für die deutschen Menschheitsverbrechen". Dies sei gezielte Verharmlosung (Ackermann, S.225)

-- Semprún, ehem. Buchenwald-Häftling, stellt fest, der  Kommunismus sei soziologisch brutaler als Nationalsozialismus (Ruf, S.151,153), denn:

-- der Nazismus zerstörte die Bourgeoisie nicht, sondern gebrauchte sie
-- der Kommunismus zerstörte die Bourgeoisie und soziologisch gesehen zerstörerischer

Folglich ist der Übergang vom Nazismus zur Demokratie einfacher als vom Kommunismus her (Ruf, S.153).

These von Historiker Andreas Hillgruber: Ab Okt 1944 führte Deutschland einen Abwehrkrieg

Hillgruber erkennt den Abwehrkrieg des Reichs gegen die kommunistische Invasion und wird für diese Erkenntnis heftig angefeindet.

Der Frankfurter Soziologe Jürgen Habermas und der Bielefelder Historiker Hans-Ulrich Wehler werfen Nolte und Hillgruber Verharmlosung des Nationalsozialismus vor. Es kommt zu Kampagnen und tätlichen Angriffen gegen Nolte und zu Beschimpfungen Hillgrubers als "konstitutioneller Nazi". Habermas und Wehler nehmen bis 1999 keine Beschuldigung zurück (Maetzke, S.129).

bis 1989
Sowjetunion: betreibt politische Einschüchterung
als Zentrum eines zentral organisierten Weltsystems von kommunistischen Parteien (Courtois, S.233). Herausgeber und Historiker beider Bündnisse scheuen Kritikarbeit im globalen Sinn (Courtois, S.234).

1989
Osteuropa: Zusammenbruch des Kommunismus durch Zusammenbruch der Legitimation
Der Kommunismus wird "delegitimiert" (Ackermann, S.149).

ab 1989
Zerfall des Kommunismus: nur äusserlicher Zerfall
denn die kommunistischen Eliten bleiben und geben eine kapitalistische Führung vor (Koenen, S.104)
Kommunistische Staaten: Auftreten antisemitischer Parteien, die aus alten kommunistischen Kadern bestehen (Koenen, S.104). Der Beweis ist somit erbracht, dass das kommunistische Experiment zur Schaffung eines "neuen Menschen" nicht gelungen ist (Koenen, S.105).

KL Auschwitz: Erlaubnis zur Diskussion um die Anzahl der Toten
Die Zahl von 4 Millionen Toten in Auschwitz ist nicht mehr haltbar (Dlugoborski, S.88).

GULAG: Die bisherigen Totenzahlen des GULAG erweisen sich gemäss Dokumenten ebenfalls als unhaltbar. Die bisherigen Schätzungen zwischen 7-10 Mio. im GULAG Verstorbenen (Dlugoborski, S.88) stehen aktenmässige Tote von 1,5 Mio. gegenüber (Dlugoborski, S.88-89), die Toten der Arbeitskolonien nicht mitgerechnet (Dlugoborski, S.89).

Stark nach unten korrigiert wird die Totenzahl der Kulakenverfolgung 1930-1932 wie auch die Zahl der Deportierten aus Ostpolen 1939-1941 von fast 2 Mio. auf neu maximal 600.000 (Dlugoborski, S.89).


1990

1990er Jahre?
These Walter Jens: Mord ist Mord, egal ob faschistisch oder kommunistisch
"Wer einen Menschen tötet, verteidigt nicht eine Lehre, sondern tötet einen Menschen. So einfach ist das." (Funke, S.154)

1991
Moskau nach Putschversuch gegen Jelzin: Wladimir Bukowski fordert ein "russisches Nürnberg"
im Rahmen der Aburteilung der gescheiterten Putschisten gegen Jelzin (Dlugoborski, S.87).

ab 1991
Sowjetunion: Öffnung der Archive bringt Licht in die Stalinsche "Sonnenfinsternis"
-- die Listen der GULAG-Insassen 1934-1953
-- erste genaue Zahlen über in Viehwaggons deportierte Kulaken
-- die Ergebnisse der Volkszählung von 1937, die "verschwunden geglaubt" waren und deren Leiter erschossen wurden, weil die Daten Stalins Wünschen nicht entsprachen (Hildermeier, S.133).

Sowjetunion: gibt die Forschung [halbwegs] frei, erst jetzt wird Kritikarbeit am globalen Kommunismus möglich (Courtois, S.234). Öffnung der Archive der "kommunistischen Internationale" (Courtois, S.238).

Ehem. Ostblockstaaten: problemlose Verurteilung von Kommunismus und Nationalsozialismus


Funke: Zitat:
"Aus der Perspektive der Opfer entfällt die moralische Rangfolge brauner und roter Diktatur ohnehin. Das lustvolle Quälen der Opfer hat mit dem aufgezwungenen Druck durch den Feind nichts zu tun." (Funke, S.154)

Ehem. Ostblockstaaten: Moskau verweigert Rechtshilfe

bei der Aufarbeitung der Geschichte (Dlugoborski, S.87).

1993
Moskau: Öffnung der kommunistischen Archive in Frankreich
(Chemin, S.36)

1993 ca.
Rudolph Rummel: Buch: "Nazi Democide", 21 Mio. Tote durch das Nazi-Regime
Weil die Mehrheit der Opfer nicht Juden waren, war es kein Genozid. Def. Demozid: ist Mord auf Befehl, ist kein Pogrom, keine kulminierende Aktion (Henningsen 140). Offiziell sind es 25 Mio.
Tote (Henningsen, S.139f.). Demozide sind Morde an ganzen Schichten, um Gesellschaften ruckartig zu verändern (Henningsen, S.140).

ab 1993
Moskau: Publikationen durch Gorbatschow-Berater Jakowlew - Kirche als Kollaborantin  mit dem Kommunismus - keine Änderungen in den Führungsetagen
Publikationen durch den "Demokratischen Fond", Herausgabe von Dokumentenbänden zur sowjetischen Geschichte: Kronstadt, Katyn, GPU-NKWD etc. Die sowjetische Geschichte wird an den Universitäten aber weiter verdrängt (Scherrer, S.82). Der Vergleich der Quellen mit den Zeugenaussagen wie Solschenizyn kann aber endlich stattfinden (Scherrer, S.82-83).

Zusätzlich kommen neue Werke über Deportationen und Straflager in Russland heraus (V.N.Zemskow, N.Burgai), über die Zwangskollektivierung und gesteuerte Hungersnöte (V.Danilow) und über Zwangsarbeit und den inneren Führungskreis (O.Chlewnjuk) (Scherrer, S.83).

Die orthodoxe Kirche muss die Zusammenarbeit mit dem KGB eingestehen und bereut nie (Scherrer, S.84).

Die Gesellschaft "Memorial" versucht, in bescheidenem Rahmen und ohne staatliche Unterstützung, die Opfer der Verfolgung namentlich zu erfassen (Scherrer, S.84).

Die russische Bevölkerung fragt sich noch nicht nach ihrer Mittäterschaft. Russland ändert sich nur langsam, die Mentalität ist verwurzelt. Ausserdem hat Russland keinen Krieg verloren, so dass man Gebiete verloren oder eine Kapitulation hätte unterschreiben müssen, wodurch kein grosser Druck zur Reflektierung des Geschehens besteht. Die kommunistischen Führungseliten werden beibehalten und machen gezielte Aufarbeitung unmöglich (Scherrer, S.84).

ab 1994
Russland: erster Tschetschenienkrieg und Demoralisierung im Volk
denn nun weiss das Volk, dass die Zukunft nicht besser wird als unter dem Kommunismus. Das Interesse an der Geschichte des Staates und an Aufklärung geht zurück (Scherrer, S.81). Stalin wird zur "Erinnerungskultur"  und für die Opfer des Kommunismus wird kein Staatstrauertag eingeführt, sondern nur für den Zarenmord am 17. Juli 1917 (Scherrer, S.83).

1995
Frankreich: François Furet: "Le passé d�une illusion" - "Das Ende der Illusion" - neuer Historikerstreit
(Winkler, S.182)

Furet: "Le passeé d�une illusion" ist ein fulminantes Werk über die Faszination der kommunistischen Idee im ganzen 20. J
h.
wird in Frankreich ein Bestseller:

-- These der "konfliktuellen Komplizenschaft"

-- These, das Verhalten von Kommunismus und Nazismus sei komplementär und von Rivalität gezeichnet

-- These, Kommunismus und Nazismus seien zwei feindlich-verwandte Ausgeburten des 1.Weltkriegs und des bürgerlichen Selbsthasses, wobei beide die Demokratie verteufeln (Ackermann, S.218)

-- Furet lobt Nolte, dass er durch den Vergleich von Kommunismus und Nazismus einen Tabubruch vollzogen habe, denn so erst wird das 20. Jh. in seiner Gewalt erst beidseitig historisch erschossen

-- Noltes Schlussfolgerungen aber seien falsch, denn Nolte relativiere die Verbrechen des Nationalsozialismus (Ackermann, S.219)

-- Kommunismus und Nationalsozialismus seien zwei Ausgeburten des ersten Weltkriegs gegen das Bürgertum (Chervel, S.41-42)

-- Nazismus sei Reaktion auf Kommunismus, und Furet lobt Noltes Verdienst , das Verbot eines Vergleichs von Kommunismus und Nazismus durchbrochen zu haben (Semler, S.191).

Furet über Italien: Das Wort "Totalitarismus" ist dort verboten, obwohl es genau dort entstanden sei

François Furet in "Das Ende der Illusion":
"In einem Land wie Italien, wo die Ideologie des Antifaschismus die grösste Verbreitung fand, konnte das Konzept des Totalitarismus niemals heimisch werden. Dieses Theorem wurde ignoriert und quasi mit Verbot belegt - und das in einem Land, wo das Wort ursprünglich entstanden war." (Petersen, S.64)

1995 ca.
Italien: Die KPI war eine Marionette Moskaus
Die Archive in Moskau widersprechen den Behauptungen, die KPI sei unabhängig von Moskau und national orientiert. Gemäss Elena Aga Rossi/Victor Zaslavsky: Il Pci e la politica estera italiana negli archivi di Mosca im Mulino-Verlag war die KPI stark und kontinuierlich unter Moskauer Kontrolle (Petersen, S.64).

Bilanz: 86.000 verurteilte Nazis - bisher ein Dutzend verurteilte Kommunisten
(Dlugoborski, S.87)

Rudolph Rummel: Buch: "Death by Government": über Regime der Gewalt, die "nur" 1-10 Mio. Menschen auf dem Gewissen haben
-- Japan unter Hirohito
-- Türkei
-- Nordkorea
-- Jugoslawien
-- Kambodscha.

Rummel findet in den "USA" aber keinen Verleger wegen Desinteresse am Völkermord in den "USA" und der Gefahr des Erkennens des Völkermords der "USA" an Indianern und Schwarzen. Rummel vertreibt seine Werke über die Universität Virginia (Henningsen, S.139).

ab 1995
Furet-Nolte-Briefwechsel
(Ackermann, S.219)

ab 1995 ca.
Russland: verhinderte Geschichtsaufarbeitung durch allgemeinen Tenor: "Die Vergangenheit liegt hinter uns"
(Scherrer, S.80).

Balten und Ukrainer schieben die "Schuld" am Kommunismus auf "die Russen" ab

(Scherrer, S.81)

1996
Daniel Jonah Goldhagen: Buch: "Hitlers willige Vollstrecker"
-- Goldhagen versucht, einen speziell in der deutschen Geschichte tief verwurzelten Antisemitismus zu belegen (Henningsen, S.140).
-- Goldhagen präsentiert in Vorträgen sein Buch "Hitlers willige Vollstrecker" und ist stolz, "die Deutschen" als "schlimmste Mörder aller Zeiten" darzustellen. Dies ist aber keine Wissenschaft, sondern es sind nur Jubelveranstaltungen (Schuller, S.157).

Ben Kiernan: Buch: "The Pol Pot Regime, Race, Power and Genocide 1975-1979"
findet bis 1999 keinen deutschen Verleger, ist ein Verdrängungsmechanismus in Kontinentaleuropa und v.a. in Deutschland (Henningsen, S.143).

1997
Italien: Norberto Bobbio: Aufsatzsammlung "Weder mit noch gegen Marx"
Bobbio, Nestor der politischen Philosophie in Italien, schildert das Bündnis zwischen Mussolini und Hitler als "Weltgefahr Nummer Eins" (Petersen, S.69)

Frankreich: Buch von Jacques Rossi: Le Manuel du goulag - Das Gulag-Handbuch

Rossi spricht mit 19 Jahre langer Gulag-"Erfahrung": Rossi über die "einheitliche Gesellschaft":

"Der Gulag diente dem Sowjetregime als Geheimlabor, in dem es eine ideale - nämlich durch gegenseitige Überwachung und Einheitsdenken charakterisierte - Gesellschaft schaffen wollte."

Rossi über das Verhältnis Nazismus-Kommunismus:

"Beide haben ein Einheitsdenken verordnet und Berge von Leichen hinterlassen. [...] Der Nationalsozialismus kann wenigstens für sich in Anspruch nehmen, mit offenen Karten gespielt zu haben. Der Kommunismus dagegen hat im Namen der Gerechtigkeit und Freiheit Milliarden von Menschen betrogen, denn seine Taten waren stets das pure Gegenteil. [...] Was ist das also für ein wunderbares System, das nirgendwo etwas anderes als seine Perversion in die Tat umgesetzt hat? Und wo - um alles in der Welt - haben wir die Praxis, meine Damen und Herren Marxisten?" (Revel, S.53)

China: Iris Chang: "The Rape of Nanking - The Forgotten Holocaust of World War II"
(Henningsen 140), berichtet vom japanischen Massenmord der 1930er Jahre an 300.000 Chinesen und Vergewaltigungen von knapp 80.000 Frauen in "weniger als 6 Wochen", auf kaiserlichen Befehl, wobei die Kaisersöhne z.T. direkt involviert sind und bis heute alles verschwiegen haben. Japans Regierungssystem und verdrängte Vergangenheit steht am Pranger.

Iris Chang bringt auch die Tagebücher des damaligen deutschen Siemens-Vertreters John Rabe ans Licht, Ausgabe von Erwin Wickert als "Der gute Deutsche von Nanking" 1997 (Henningsen, S.141).

Juli 1997
Frankreich: plötzlicher Tod von Historiker François Furet
(Münchhausen, S.175; Winkler, S.182)

Anfang Sep 1997
Italien: Vittorio Strada: GULAG ist auch dem Holocaust zuzurechnen
im Corriere della Sera: "Der Archipel GULAG ist die andere Seite des Holocaust".
Folge für die internationale Forschung: International werden antitotalitäre Figuren neu bewertet, die immer gegen beide Gewaltideologien, gegen Faschismus und gegen Kommunismus waren (Petersen, S.60).

Sep 1997
Courtois: projektierter Sammelband über die Verbrechen des Kommunismus: "Le livre des crimes communistes" - "Das Buch der kommunistischen Verbrechen"
denn "crime" hat im Französischen mehrere Bedeutungen:

-- Mord an einer Person
-- juristisch Tötung (Courtois, S.232)
-- Verbrechen im Sinn, dass die Tat nicht mehr nur ein Fehler/Fehltritt ist, durch die Redewendung: "Plus qu'une faute, c'est un crime" - "Das ist kein Fehltritt mehr, sondern ein Verbrechen." (Courtois, S.233).

Courtois: Herausgeber der Zeitschrift "Communisme", ist ein ausgewiesener französischer Fachmann des Kommunismus, einst 1968-1972 strammer Berufsrevolutionär der maoistischen Organisation "Vive la Révolution" (Ackermann, S.220), Forschungsdirektor am Centre nationale de la recherche scientifique (Käppner, S.203)

Umstrittenes Courtois-Vorwort mit vergleichender Terrorforschung wird bestritten

Die Mitautoren Nicolas Werth und Jean-Louis Margolin distanzieren sich öffentlich mit dem Vorwurf, Courtois habe "die Rahmenbedingungen" des kommunistischen Terrors nicht berücksichtigt. (Semler, S.189)

Okt 1997
Paris: Herausgabe des Schwarzbuch zum 80. Jahrestag der russischen Oktoberrevolution 1917
(Münchhausen, S.174) Die Moskauer Iswestija spricht von 110 Mio. Todesopfern des Kommunismus.

Das Schwarzbuch ist wie eine Zwangsbesichtigung eines Konzentrationslagers nach der Befreiung, ist ein Rundgang durch die sowjetischen GULAGs, durch die chinesischen Laogai-Lager, die kubanischen Kerker und die kambodschanischen "Killing Fields", nur mit dem Unterschied, dass die Konsequenzen ausbleiben und die französischen Kommunisten den Schreiber des Vorworts, Courtois, und die Autoren als Zumutung bezeichnen dürfen. Auch die deutsche Kommunistische Partei DKP leistet Gegenwehr (Maetzke, S.124).

Mit dem Schwarzbuch steht ein politisches Lager und eine Weltanschauung vor Gericht, v.a. der Ort Moskau, wo die europäischen kommunistischen Parteien ihren "Anker" besitzen:

1. Feststellung: Überall, wo das kommunistische System realisiert wurde, hat es Verderben gebracht.

2. Feststellung: Die letzten Sympathisanten des Kommunismus sind "unbelehrbare Helfer einer verbrecherischen Politik". (Hildermeier, S.130)

Das Schwarzbuch ist: Zitat: "eine globale Zusammenstellung terroristischer Aktionen in kommunistischen Staaten" (Hildermeier, S.136).

Courtois regt an, über die Ähnlichkeit von Kommunismus und Nationalsozialismus nachzudenken (Hildermeier, S.132).

Das Schwarzbuch soll das Schweigen brechen, obwohl regelmässig über die Zustände im GULAG berichtet wurde, z.B. durch David Dallin und Boris Nicolaevskij gleich nach 1945, in den 1960er Jahren Robert Conquests Recherchen über ehemalige Insassen und Flüchtlinge, die Dokumentationen von Roy Medwedew und Solschenizyn sowie die Autobiographien von GULAG-Opfern Wassilij Grossman und Warlam Schalamow u.a. (Hildermeier, S.132).

Das Schwarzbuch beinhaltet das "Morderbe" von Lenin bis Pol Pot (Henningsen, S.139):
-- die Schätzung im Schwarzbuch von 85-100 Mio. Todesopfern erscheint noch zurückhaltend
-- das Schwarzbuch ist eine Anklage gegen den Kommunismus zu "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" analog dem Nationalsozialismus. (Münchhausen, S.175)
- das Schwarzbuch bleibt sachlich, erarbeitet nur Tatbestände ohne Wertung
- es ergeben sich moralische Überlegungen
- es ergeben sich juristische Konsequenzen (Courtois, S.233)

- das Schwarzbuch spitzt die Diskussion zwischen Kommunismus und Nationalsozialismus zu (Ackermann, S.219)

Geschilderte Bilanz der Gewalt des Kommunismus weltweit:

-- 85-100 Todesopfer durch kommunistische Gewalt (Möller, S.26)
-- mit Verbrechen  "in der Sowjetunion, in Osteuropa, Asien und Afrika" (Jarre, S.26)

-- 20 Mio. Tote in der Sowjetunion, dazu kommen noch alle Kriegstoten der Kriege, die die Sowjetunion seit 1919 geführt hat (Revel, S.51)

-- 65 Mio. Tote in China unter Mao, dem "grössten Menschenschlächter aller Zeiten" (Revel 51), gemäss Mitautor Jean-Louis Margolin ein "langer Marsch in die Nacht" (Maetzke, S.127)

-- 2 Mio. Tote in Kambodscha bei 7,8 Mio. Einwohnern unter Pol Pot (Revel, S.51)
-- These von Manfred Funke: Das Schwarzbuch ist erst eine Vorstudie (Funke, S.154)
-- Schwarzbuch: es sind nur "linke Historiker" daran beteiligt (Ackermann, S.146)

Courtois-Vorwort: Thesen: die Leiden unter dem Kommunismus sind gleichwertig der Leiden unter dem Nationalsozialismus


-- der Kulak ist bei Stalin das, was der Jude für Hitler ist. Beide Systeme waren erbarmungslos (Dufay, S.48).

-- die Gemeinsamkeiten zwischen Kommunismus und Nationalsozialismus seien grösser als die Unterschiede
Massenverbrechen seien im kommunistischen Regierungssystem miteingeschlossen. (Ackermann, S.220)

-- der gezielte Einsatz des Hungers als politisches Mittel durch die kommunistischen Regime sei ebenso "einzigartig", und der Kommunismus habe den Massenterror als politisches Mittel eingeführt und die Nazis ihn kopiert, nicht umgekehrt (Focus, S.112).

-- Courtois knüpft an die These Noltes an, wonach Kommunismus und Nazismus miteinander verglichen werden können (Judt, S.183).

-- Courtois will die Leiden der vom Kommunismus geknechteten Völker berücksichtigt wissen und erklärt den Unterschied zwischen Kommunismus und Nationalsozialismus.

Courtois: Zitat:
"Der menschliche Schaden, der durch den Kommunismus angerichtet wurde, war atemberaubend. [...] (Judt 183). Wenn man den Blick auf die gelebte Erfahrung der Betroffenen richtet, wäre es obszön, eine Unterscheidung zwischen Kommunismus und Faschismus zu treffen. Dennoch gibt es einen elementaren Unterschied zwischen einem System, das, so grotesk immer es gewesen sein mag, Leute ermordet und ausgerottet hat, um seine Projekte durchzusetzen, und einem System, dessen Projekt es war, Leute zu ermorden und auszurotten. Analytisch ist das eine extrem wichtige Unterscheidung, die man ständig im Gedächtnis haben muss." (Judt, S.184)

Frankreich: Kommunistische Partei Frankreichs CPF: Behauptung der Kommunisten:
die französische Kommunistische Partei KPF will Kommunismus mit Antifaschismus rechtfertigen (Jarre, S.28)
-- Kommunismus sei ursprünglich "etwas Gutes"
-- Emanzipation der unterdrückten Teile der Gesellschaft sei das Ziel
-- "Befreiung der Menschheit" sei das Ziel (Winkler, S.181)

->> Gute Absichten können aber keine Rechtfertigung für schlechte Taten sein (Winkler, S.182).

Der französische Kommunist Robert Hué erträgt das Schwarzbuch nicht (Chemin, S.37-38), Hué wehrt sich gegen Stéphane Courtois, "der den Kommunismus mit dem niederträchtigsten Regime aller Zeiten - dem Nationalsozialismus - in einen Topf wirft." Stalin ist für die Partie communiste Française (PCF) der Sündenbock, damit der Kommunismus weiter bestehen kann (Chemin, S.38)

Die Linke in Frankreich sieht das Erbe der Résistance-Kämpfer beschmutzt und fordert ein "Schwarzbuch des Kapitalismus" (Ackermann 147).

Frankreich: Die Auseinandersetzung und Polemik um das Schwarzbuch

-- ist nur die Fortsetzung der Polemik um Furets "Ende der Illusion" 1995. Nicolas Weill über das Schwarzbuch:
"Das ist sicherlich das grösste Verdienst dieses Buches: der Versuch, die im kommunistischen Bewusstsein Verdrängten wieder in den Mittelpunkt zu stellen." (Weill, S.29)

Die Hetzer gegen das Schwarzbuch koalieren:
-- orthodoxe Kommunisten
-- trotzkistische und maoistische Gruppen
-- anarchistische Gruppen.

Zusammen vertreten diese Gruppen 15-18% der Wählerstimmen (Courtois, S.239).

Chervel über die phantasierenden französischen Kommunisten:
"Werths kühl erzählter Text [im Schwarzbuch] verbaut den französischen Restkommunisten die letzte Rückzugslinie. Wer ihn liest, kann nicht mehr den Stalinismus beklagen und sich dann auf den ursprünglich guten Lenin zurückziehen." (Chervel, S.43)

Dufay über die französischen Kommunisten und deren Verwunderung:
"Die Geschichte hielt die französischen Kommunisten - gegen deren Willen - immer fern von der Macht und gab ihnen so keine Gelegenheit, sich die Hände schmutzig zu machen." (Dufay, S.45)

Die französischen Kommunisten leugnen, dass die kommunistischen Verbrechen im Namen des Kommunismus begangen wurden, denn diese Verbrächen hätten "mit dem Wesen des Kommunismus nichts gemein." (Revel, S.50)

These von Revel: Braune Kriminalität ist gleichwertig mit der roten Kriminalität.

Zitat:
"Diese Beschreibung der braunen Kriminalität passt ebenfalls haargenau auf die rote Kriminalität. Auch das 1992 verabschiedete neue französische Strafgesetzbuch stimmt völlig damit überein. Denn es bezeichnet als Verbrechen gegen die Menschlichkeit auch "das Verschleppen, das Versklaven, die systematisch und in massiver Form durchgeführten Hinrichtungen ohne ordentliches Gerichtsverfahren, das Entführen von Personen, die daraufhin spurlos verschwinden, die Folter und unmenschlichen Handlungen, die aus politischen, philosophischen, rassischen oder religiösen Motiven heraus und gezielt gegen bestimmte Gruppen der Zivilbevölkerung durchgeführt wurden." (Revel, S.51)

Die Hauptfrage, die sich stellt: Wieso folgen Menschen dem Terror? Weil:
"Die Folgsamkeit gegenüber dem eigentlichen Terror ist nach wie vor eines der grössten Geheimnisse dieser dunklen Geschichte [des Kommunismus]." (Weill, S.58)

Frankreich: Die KPF zeigt auf Stalin
und stiehlt sich aus der Verantwortung. Es ist dieselbe Verweigerung wie bei der Aufarbeitung des Vichy-Regimes (Ruf, S.150).

Polen: Gleichsetzung von Nazi- und Kommunismusregime ist problemlos (Ruf, S.15-16).

Vergleichsthese Courtois: Zitat:
"Der Hungertod eines ukrainischen Kulakenkindes 'gilt so viel' wie der Hungertod eines jüdischen Kindes im Ghetto von Warschau." (Ruf, S.151)

Differenzierungsthese über das Schwarzbuch: Courtois-Gegner behaupten "verschiedene Spielarten" des Kommunismus (Ruf, S.152).

These des "humanen Rests": dass Kommunismus von einem Befreiungsideal herkomme
Ruf: Diese Formulierung ist das "unverzichtbare Opium" der Linken, ist ein Mythos (Ruf, S.152).

Manfred Funke: Die "Geschichts-Designer" müssen endlich mit der Verharmlosung des Kommunismus aufhören
Funke Zitat:
"Jetzt zwingt aber das Schwarzbuch zum Aufstand gegen die medienbegünstigten Geschichts-Designer, die sich mit der totalen Okkupation der Menschheitsgeschichte in die Nachfolge jener [westlich-kommunistischen] Utopisten stellten." (Funke, S.155)

Schwarzbuch: PDS hat sich definitiv delegitimiert

-- das Schwarzbuch wird zur Waffe in der deutschen Innenpolitik gegenüber der SED-Nachfolgepartei PDS
-- die Linke bezeichnet das Schwarzbuch als Element einer rechten Kampagne, statt endlich einmal Schlussfolgerungen zu ziehen (Semler, S.188)

Funke: Menschen in Not brauchen Illusion und akzeptieren Gewalt
Antwort auf die Frage: Wieso akzeptieren Menschen die Gewalt und Massenmord: Funke:
Zitat:
"[Hier ist] Saul Bellows Wort hilfreich [...]. Danach kann selbst höchste Intelligenz in den Dienst der Ignoranz gestellt werden, wenn das Bedürfnis nach Illusion nur gross genug ist." (Funke, S.156)

These Winkler: Noltes Vergleich war berechtigt

Es stellt sich heraus, dass Noltes Ausgangsfrage, ob die kommunistischen und nazistischen Diktatursysteme gleichwertig sind, legitim war. Die Kommunisten können kaum eingestehen, dass sie mitschuldig am Aufstieg der faschistischen Parteien sind (Winkler, S.181).

Okt/Nov 1997
Frankreich: Revel: Der Kommunismus täuschte Ideale vor
Philosoph Jean-François Revel, Mitglied der Académie française, stellt im Figaro fest: Die Kommunisten haben Ideale vorgetäuscht, womit zum Verbrechen noch die Lüge komme, was schlimmer sei als der Nationalsozialismus (Focus, S.113).

Le Pen fordert wiederholt ein "Nürnberg des Kommunismus"

(Jarre, S.26; Ackermann, S.145), das Schwarzbuch wird zur Waffe der rechten Opposition in Frankreich (Semler, S.188). Le Pen schlachtet das Schwarzbuch für seine Zwecke aus (Henningsen, S.146).

ab Okt 1997
Russland: die Propaganda kann sich gegen Fakten nicht mehr wehren
denn die politischen Entscheidungen sind bis ins kleinste Detail nachvollziehbar (Courtois, S.234), die "kriminelle Dimension des Kommunismus" wird erst jetzt sichtbar (Courtois, S.235).

Nov 1997
Deutschland: Focus beklagt die Verherrlichung des Kommunismus und ein gestörtes Bewusstsein in Mitteleuropa über 85-100 Mio. Tote
Zitat:
"Folgt man dem Philosophen Hegel, von Marx und seinen Anhängern als Geschichtsdialektiker überaus geschätzt, schlägt Quantität an irgendeinem Punkt in Qualität um. Für die Opfer des Kommunismus scheint dieser dialektische Kniff jedoch nicht zu gelten." (Focus, S.111)

Paris: Fragestunde zum Schwarzbuch im französischen Parlament: Jospin muss die Kommunisten reinwaschen

Michel Voisin, Abgeordneter der UDF, Frage an Jospin:

Münchhausen: Zitat:
"was dieser [Jospin] zu tun gedenke, dass: Voisin: Zitat: "diese Verbrechen als solche erkannt und anerkannt" würden, "und was werden Sie tun, dass die Verantwortlichkeit derjenigen, die diese Greuel unterstützt haben, festgestellt wird, wer und wo sie auch sein mögen?" (Münchhausen, S.175)

-- Jospin bezeichnet die Revolution von 1917 als "eines der grossen Ereignisse des Jahrhunderts"

-- Jospin rechtfertigt die Beteiligung von Kommunisten durch die kommunistische Beteiligung im Nachkriegskabinett der de-Gaulle-Regierung von 1945 (Münchhausen, S.176-177)

-- Jospin behauptet, es gäbe Unterschiede zwischen Marxismus, Kommunismus, Leninismus und Stalinismus:

-- Stalinismus sei eine Abweichung vom kommunistischen Ideal und die kommunistische Partei Frankreichs sei nicht stalinistisch, habe zwar den Stalinismus zu spät verurteilt, aber doch verurteilt.

In dem Sinn sei er, Jospin, "stolz" auf die kommunistische Regierungsbeteiligung.
->> Die UDF-Abgeordneten verlassen demonstrativ den Saal, die Neogolisten nicht
->> Kommunistenchef Hué muss die Regierungsbeteiligung vor seiner eigenen Partei am nächsten Tag rechtfertigen (Münchhausen, S.177).

Paris/Aubervilliers: Marxistische Veranstaltung im "Roten Gürtel" von Paris
wo Lenin immer noch in Strassennamen und Schulhausnamen verewigt ist, wo aktive Kommunisten immer noch Gedenkveranstaltungen für Kommunisten durchführen, z.B. im November 1997 in Aubervilliers, mit Thälmann-Tochter und Vertretern des "Solidaritätskomitees für Erich Honecker". Thesen: "Das Finanzkapital ist der Faschismus." (Münchhausen, S.178)

5.11.1997
Philippe Cusin über den verbrecherischen Kommunismus: "Die Hölle"
Paris: Urteil von Philippe Cusin über den Kommunismus:
"Das versprochene Paradies auf Erden ist zu einer Hölle geworden." (Cusin, S.21)

Urteil von Philippe Cusin:
"Das Töten gehört zu den unverzichtbaren Grundlagen des Kommunismus." (Cusin, S.23)

Cusin:
"An die hundert Millionen Tote, zum Teil mit, zum Teil ohne Grabstätte..." (Cusin, S.25)

12.11.1997
Frankreich: Regierungschef Jospin weigert sich, Nationalsozialismus und Kommunismus gleichzusetzen
weil Russland Koalitionspartner gegen den Nazismus war (Focus, S.113).

Frankreich: Jospin wäscht seinen kommunistischen Koalitionspartner sauber. Henningsen: Jospins Handlung  ist eine "Absolution" (Henningsen, S.138-139) und ist der Versuch, sich um die Vergangenheitsbewältigung herumzudrücken (Henningsen, S.139).

20.11.1997
Paris: Juilliard: Verbrechen "im Namen des Guten" können kein "Unfall" sein!
Frage von Historiker und Politologe Jacques Juilliard in Nouvelle Observateur, wieso Verbrechen im Namen des Guten weniger wiegen sollen als gewöhnliche und gemeine Verbrechen im "Namen des Bösen"

Zitat:
"Warum bedeuten die 25 Mio. Toten des Nazismus dessen Substanz, hingegen die 85 Mio. Toten des Kommunismus nur einen Unfall?" (Ackermann, S.223)

21.11.1997
Deutschland: Die Zeit: Courtois beklagt die fehlende Vergangenheitsaufarbeitung der Linken
Zitat Courtois in Die Zeit:
"Hätte die Linke vor 20 oder 30 Jahren Vergangenheitsbewältigung betrieben gegenüber den Verbrechen des Stalinismus, dann könnte Le Pen heute nicht unser Buch für seine Zwecke ausschlachten." (Ackermann, S.220)

26.11.1997
Frankreich: Sud-Ouest Dimanche: André Glucksmann beklagt, dass die demokratischen Kräfte die Kapazität der Lüge de Kommunismus so lange nicht erkannt haben
Zitat:
"Im Namen des Guten schloss man die Augen angesichts der Verbrechen des Kommunismus." (, S.223)

10.12.1997
Deutschland: These von Gerd Koenen über Kommunismus und Nationalsozialismus: Ziel war die Erschaffung eines "neuen Menschen" in einer Zeit von Umbrüchen
Nationalsozialismus: will einen "gesunden Volkskörper", nur ein Volk soll weltweit überleben (Koenen 100), ist ein nach aussen gerichteter Terror (Koenen, S.101).

Kommunismus: Ziel ist die Reinheit der Herrschaft, so dass u.a. auch die eigenen Leute liquidiert wurden, ist ein nach innen gerichteter Terror (Koenen, S.101).

Koenen nennt den Holocaust an den Juden "singulär" (Koenen, S.101)

[und vergisst dabei den Holocaust an den Indianern durch die Spanier im 15./16. Jh. und durch Mittel- und Nordeuropäer in den "USA" im 18./19. Jh.].

ab 1997
Das Schwarzbuch sucht seinen Platz
Die historischen Fakten des Schwarzbuchs haben es schwer, in der Glaubensvorstellung der orthodoxen Kommunisten Westeuropas ihren Platz zu finden, auch in den verschiedenen Richtungen: marxistisch-leninistisch, maoistisch, guevarisch, trotzkistisch (Courtois, S.246).

1997/1998
Europa: Schwarzbuch: Courtois wird in die Nähe Noltes gesetzt, als Nolte-Fan bezeichnet
(Semler, S.190)

1998
Deutschland: Die Linke bleibt unverrückbar, naiv und starr an ihrer Einmaligkeitsthese über Auschwitz stehen
trotz aller Offensichtlichkeit der kommunistischen Verbrechen. Kritiker verwechseln [und kriminalisieren] beharrlich den Vergleich zweier Systeme (Ackermann 225) mit der Gleichstellung zweier Systeme (Ackermann, S.226).

Die Linke feiert weiter die "negative deutsche Identität" mit Auschwitz als Symbol für das "absolute Böse". Je mehr es in Frage steht, desto mehr verteidigt die Linke die "Singularität" von Auschwitz.

These von Ackermann:
-- der Blick muss sich auf beide Totalitarismen richten
-- gerade die deutsche Linke hätte diesen beidseitigen Blick auf beide Totalitarismen "bitter nötig" (Ackermann, S.226)

Italien: Massimo d'Alema, Vorsitzender der PDS, ehem. KPI: verurteilt die leninistischen Experimente

in L'Unità, bekennt sich zu Demokratie und Marktwirtschaft.
Deutschland: Die Diskussion um das Schwarzbuch wird zum Teil offen verhindert mit dem Ziel, die kriminelle Dimension des Kommunismus zu verneinen (Courtois, S.239).

Portugal: Das Schwarzbuch paralysiert die Polit-Szene: Saramago zum Nobelpreis nominiert, Castro wird gefeiert, Pinochet verhaftet
Zum Zeitpunkt der Herausgabe des Schwarzbuchs ist der orthodoxe portugiesische Kommunist und Romancier José Saramago zum Nobelpreis der Literatur nominiert worden. Ausser dem wurde kurz zuvor Castro als moderner Held auf dem Jahrestreffen der lateinamerikanischen Staatsoberhäupter in Porto empfangen und gleichzeitig Pinochet in England verhaftet (Courtois, S.240).

In Spanien  begrüsst Schriftsteller Mario Vargas Llosa die Verhaftung Pinochets in einem Leitartikel in El País, verlangt aber auch die Verhaftung Castros, denn er sei der letzte Diktator in Lateinamerika (Courtois, S.240-241).

Herausgabe des Furet-Nolte-Briefwechsels 1995-1998
über die Auseinandersetzung um die Vergleichbarkeit zwischen Kommunismus und Nationalsozialismus (Ackermann, S.219)

1998?
Frankreich: Perrault: fordert ein "Schwarzbuch des Kapitalismus"
Zitat:
"Ganze Bevölkerungen krümmen sich unter der Diktatur der Finanzmärkte." (Ackermann, S.222)

Jan 1998
Hermann l.Gremliza verteidigt den Kommunismus gegen die Hungertoten des Kapitalismus
in "konkret" Januar-Ausgabe: These: Die Hungertoten des Kommunismus seien vergleichsweise wenig im Vergleich zur Zeit davor und im Vergleich zu den Hungertoten des Kapitalismus:

"[Die Hungertoten des Kommunismus seien ] weit weniger als in vergleichbaren Zeiträumen der vorkommunistischen Zeit dieser Länder und im Rest der Welt unterm Kapitalismus." (Semler, S.194)

18.1.1998
Italien: Parteichef Massimo d'Alema über Anspruch und Wirklichkeit beim Kommunismus
in der Unità:
"Die kommunistische Bewegung, die mit dem Ziel der Befreiung des Menschen angetreten war, hat sich überall dort, wo sie Macht eroberte, rasch in eine Gewalt der Unterdrückung verwandelt. [...] Unter den Fahnen des Kommunismus (Petersen 67) entstand nicht der neue Mensch, sondern eine hassenswerte und schreckliche Form der Unterdrückung des Menschen durch den Menschen." (Petersen, S.68)

Ende Feb 1998
Italien: Herausgabe des Schwarzbuch in Italienisch
(Petersen, S.66)

Anfang April 1998
Italien: Norberto Bobbio verdammt den Kommunismus
in "L'Unità" u.a.:
"Der Kommunismus hat ein Terrorregiment installiert, wo immer er an die Macht kam. [...] Die Mechanismen der terroristischen Gewaltausübung, die Quantität und die Qualität der Opfer können sich ändern, aber identisch ist überall die Rücksichtslosigkeit, die Willkür und das enorme Ausmass der Gewalt bei der Machtbehauptung."

Die kommunistische Herrschaft "war ebenso totalitär wie die nazistische." (Petersen, S.69)


8.4.1998
Eckhard Jesse in der FAZ: These der doppelten Wechselwirkung - die deutsche Öffentlichkeit schläft weiter
Die Interaktion der beiden Bewegungen und Herrschaftssysteme Kommunismus und Nationalsozialismus wird sichtbar (Jesse 109). Die diesbezügliche Forschung ist völlig in den Anfängen.

Jesse:
"Was ist von 'Lenins und Stalins willigen Vollstreckern' bekannt, den 'ganz gewöhnlichen Russen'? Die Antwort muss lauten: so gut wie gar nichts!" (Jesse, S.109)

Jesse stellt fest, dass im deutschen Bewusstsein das Lob und die Toleranz von Kommunisten weiter verankert ist, in der Presse, im Filmwesen, in der Politik (Jesse, S.110).


27.5.1998
Christian Geulen will an der "Einmaligkeit" des Holocaust unter dem Nazi-Regime festhalten
in der Frankfurter Rundschau (Geulen, S.115)

28.5.1998
Albert C.Sellner in Die Zeit: versucht eine erste Analyse der Elemente im Kommunismus
durch die Frage: "Wo steckt also das Falsche im Richtigen?" und analysiert so die gewalttätigen Elemente im Kommunismus heraus:

-- militärische Färbung des Wortschatzes von Marx und Engels
-- Marktkräfte dienen als Waffen
-- Herstellung neuer "Produktionsverhältnisse" gilt als "Mobilmachung" (Sellner, S.118)

-- die einzelnen Wirtschaftszweige fungieren als Teilarmeen, als soldatisch organisierte Arbeitermassen, als Industriesoldaten mit hierarchischer Überwachung (Sellner, S.119)

-- dabei wollte die Bourgeoisie nie Gewalt, sondern Marktfreiheit (Sellner, S.119)

Juni 1998
Dresden: Diskussionsforum um das Schwarzbuch: Alle Beteiligten wissen um die Gewalttätigkeit des Kommunismus
(Courtois, S.240).

West-Berlin: Die jungen Linken halten an einer mythischen, völlig realitätsfernen Vision des Kommunismus fest
(Courtois, S.240).

Anfang Juni 1998 ca.
Deutschland: O. Chotjewitz in Die Zeit Nr.24: regt ein "Schwarzbuch des Sklavenhandels" und ein "Schwarzbuch der Kolonialkriege" an
(Herzinger, S.212)

4.6.1998
Manfred Henningsen in Die Zeit: Holocaust ist nicht einzigartig - andere Massenmorde wurden verniedlicht
Zitat:
"Demozide vom Charakter des Holocaust sind nicht einzigartig. Angesichts der überwältigenden Terror-Evidenz des Jahrhunderts ist eine Rangordnung des Völkermords, mit dem Holocaust als Paradigma, für das Verständnis unnütz. Im Gegenteil: Die These von der Einzigartigkeit (Henningsen 143) des Holocaust lenkt von der deprimierenden Evidenz ab, indem sie den Deutschen die Verwirklichung des Bösen als ewigen Zivilisationsbeitrag überlässt, während sich der Rest der Menschheit der normalen Tagesordnung des Lebens zuwenden kann." (Henningsen, S.144)

Göttingen: Hildermeier in Die Zeit: unterstellt dem Schwarzbuch, es verharmlose den Faschismus

Geschichtsprofessor Manfred Hildermeier aus Göttingen in Die Zeit mit der Behauptung, dass niemand Auschwitz in den Schatten stellen könne. Hildermeier fragt sich nach dem "Zweck" des Schwarzbuchs:

Zitat:
"Wem wäre auch mit der verqueren Logik gedient, dass der Gulag und Pol Pot Auschwitz noch in den Schatten stellten? Den Opfern oder auch nur dem historischen Verständnis?" (Schuller, S.157)

19.6.1998
Deutschland: Hetze gegen die dokumentierten Massenmorde im Schwarzbuch
Volkhard Knigge: Courtois sei ein "Eiferer"

so sein Artikel im Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt (Knigge, S.207).

Deutschland: Joachim Käppner: Courtois sei ein "Goldhagen des Kommunismus"

so Käppner in seinem Artikel im Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt (Käppner, S.203): weil Courtois sich Noltes Thesen zum "kausalen Nexus" zwischen Sowjetterror und Holocaust zum Vorbild nahm (Käppner, S.204).

Frankfurter Rundschau: bezeichnet das Schwarzbuch als "Schwatzbuch", die Zeit als "Windei 98",

weil sich alles nur ums Vorwort dreht; In: Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt (Käppner, S.206).

19.6.1998
Deutschland: Knigge klagt über fehlende Forschung über Linksextremismus
Deutsche Historiker der linken 1968er Generation forschen nicht über den europäischen Linksextremismus nach. Extrem-These von Volkhard Knigge:

"Im Namen der KZ-Befreiung, des Antifaschismus, wäre man möglicherweise zum Lagerwächter geworden, wenn man politisch gewonnen hätte." in: Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt (Knigge, S.210)

25.6.1998
Deutschland: Richard Herzinger in Die Zeit: Linke Intellektuelle verweigern die Erkenntnis
zum Teil bis heute, die kommunistische Mordmaschinerie als kriminell anzuerkennen (Herzinger, S.211).

bis Mitte 1998
Die Verbrechen des kommunistischen Systems sind "für die Forschung an den Hochschulen und Akademien [des westlichen Bündnissystems] weiter nahezu völlig tabu"

Nur bestimmte Schwerpunkte sind erarbeitet:
-- Robert Conquest: über den Grossen Terror und die sowjetische Kollektivierung
-- Jean-Luc Domenach: über den chinesischen Laogai.

Die kriminelle Dimension der Parteien vor und nach den Machtübernahmen der kommunistischen Parteien ist im Schwarzbuch das erste Mal dargestellt. Untersucht sind lediglich die Mord- und Todesfälle, alle andere Repression ist noch nicht behandelt. (Courtois, S.232)

Mitte 1998
Schwarzbuch: Übersetzung in 26 Sprachen
Offensichtlich hat die Weltöffentlichkeit auf dieses Buch gewartet (Courtois, S.235).

Die Polemik gegen das Schwarzbuch: Courtois resumiert:
auf einer Veranstaltung der Alfred Herrhausen Gesellschaft für internationalen Dialog, Frankfurt am Main:

-- die Sowjetunion hält immer noch geschlossene Archive: Stalin-Archiv, Archiv der politischen Geheimpolizei Tscheka-GPU-NKWD-KGB (Courtois, S.234)

-- in Frankreich, Deutschland und Italien behaupten die Gegner des Schwarzbuchs:
-- das Buch würde den Rechtsextremismus fördern
-- die rechtsextreme Bedrohung wird hochgespielt, um die Diskussion der Fakten zu verhindern
-- dass mit der Konzentration auf die Opfer des Kommunismus der jüdische Völkermord banalisiert werde

-- dass es eine heimliche Taktik sei, Zitat: Le Monde: "die Verbrechen der Nazis durch die Verbrechen der Kommunisten zu ersetzen"

Folgerung von Courtois: Also sollen die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus die Opfer des Kommunismus weiter in den Hintergrund drängen bzw. man solle weiter über die Opfer des Kommunismus schweigen (Courtois, S.236).

Courtois über den Grund der Hetze gegen das Schwarzbuch: Die Erinnerung an den Kommunismus ist in Frankreich und Italien positiv besetzt

Es reagiert jedes Land entsprechend seinen Erfahrungen und Erinnerungen, die mit dem erlebten oder nicht erlebten Kommunismus zusammenhängen. Dadurch konfrontieren sich Erfahrungen und Verklärung. Beispiel: wird z.T. verklärt und verherrlicht und so Front gegen Historiker gemacht:

durch Kommunisten, Ex-Kommunisten, die gesamte extreme Linke, sogar Teile der Rechten.

Das Bild der kommunistischen Verklärung wird gepflegt, Informationen über den kommunistischen Terror werden durch Propaganda übertönt, und da in Italien und Frankreich die Kommunisten nie an die Macht gekommen sind, mussten sie diese Bilder der Verklärung auch nie zerstören . So kamen die totalitären Züge nie zum Vorschein, weil sie die Demokratie akzeptieren mussten und vermitteln ein falsches Bild vom realen Kommunismus.

Das Schwarzbuch selbst zeigt das reale, nicht das verklärte Bild des Kommunismus. Das reale konfrontiert nun das verklärte Geschichtsbild [und jeder verteidigt sein "Bild"] (Courtois, S.241).

Courtois über den Vorwurf der "Geschichtsforschung mit dem Taschenrechner"
-- ist völlig deplazierter Vorwurf eines deutschen "Kollegen"

-- zig Millionen unschuldiger Frauen, Männer und Kinder starben auf dem Opfertisch der kommunistischen Ideologie der "Einheitspartei" (Courtois, S.236)

-- der Rückgriff auf Opferzahlen ist legitim und unverzichtbar, und beim Holocaust sei auch lange um Opferzahlen und Bilanzen gestritten worden, so dass sich dann die "Spezialisten" auf "ungefähr 5,1 Mio. Tote" geeinigt hätten, und erst danach sei die Zahlenrechnerei nicht mehr im Vordergrund gestanden

-- These: Hätte das kommunistische System "nur" 100.000 Tote gefordert, hätte es kein Schwarzbuch gegeben, es sind aber "etwa 100 Millionen" (Courtois 237)

-- Courtois bezeichnet den Vorschlag eines "Schwarzbuch des Kapitalismus" als "Ablenkungsmanöver"
(Courtois, S.239f.)

Courtois über die Zählart
-- Als Opfer zählt, wer aus direkter Folge der Politik der kommunistischen Regime getötet wurde oder den Tod erlitten hat: "Menschen, deren Tod eine direkte Folge der Politik der kommunistischen Regimes ist", mehrheitlich Arbeiter und Bauern, also eigentlich genau der Teil, aus dem angeblich die Regierungen kamen und genau die Schichten, für deren Rechte die Einheitsparteien zu kämpfen vorgaben

-- drei Kategorien:

1. Regimefeinde, die ermordet (erschossen, aufgehängt etc.) worden sind
2. Häftlinge, die wegen miserabler Umstände in Arbeitslagern umkommen
3. Bevölkerungen, die in Hungersnöten sterben, die von den kommunistischen Regierungen absichtlich oder unabsichtlich ausgelöst wurden.

Nicht berücksichtigt sind die Todesopfer
-- aufgrund von Arbeitsunfällen
-- aufgrund chronisch schlechter Versorgungslage
-- aufgrund fehlendem Gesundheitswesen, das nur den von der Partei Privilegierten zur Verfügung stand (Courtois, S.237)

Courtois über den Kommunismus in verschiedenen Ländern
Der Kommunismus ist deswegen in allen Ländern gleich kriminell, weil er überall in Sozial- und Wirtschaftsstrukturen eingegriffen hat, die dem kommunistischen System zum Teil diametral entgegenstanden. Das gilt für Kambodscha, Rumänien, Stalin, Mao, Castro, Kim Il Sung, Mengistu etc. gleichermassen (Courtois, S.238).

Courtois über die Frage, inwieweit sich die zwei Systeme Kommunismus und Nationalsozialismus gleichen
Courtois: Furet (1995) hatte recht, wenn er sagt (Courtois, S.243), dass man die zwei Systeme vergleichen muss, um die Geschichte des 20. Jh. zu begreifen. Der Vergleich wurde von den kommunistischen Parteien Westeuropas bisher stets zurückgewiesen.

Kommunismus und Nationalsozialismus waren die zwei grossen Feinde der Demokratie und somit ist der Vergleich legitim. Erst mit der Öffnung der Archive wurde der Vergleich möglich (Courtois, S.244).

Beide Systeme vertreten irreale Utopien: Die Kommunisten Westeuropas schwärmen z.T. weiter in der Utopie von einem "idealen Kommunismus" und der "vollkommenen Gleichheit". Nationalsozialismus ist ein "Utopismus der reinen  Rasse" (Courtois, S.245).

Appell von Courtois: Westeuropäer sollen Osteuropäer ernst nehmen, die den Kommunismus erlitten haben

Zitat:
"Doch wir Westeuropäer, die wir den Kommunismus in seiner abgemilderten Form kennen gelernt haben, dürfen das Trauma unserer osteuropäischen Brüder nicht unterschätzen." (Courtois, S.246)


2.7.1998
Deutschland: Jutta Scherrer in Die Zeit: Deutschland hat lange für seine Vergangenheitsaufarbeitung gebraucht, Russland wird auch lange brauchen
(Scherrer, S.84).

30.7.1998
Deutschland: Die Zeit: These von Joachim Gauck: Das Tabu muss gebrochen werden

Gauck: keine "mildernden Umstände für den Kommunismus"

Der Bruch des Tabus des Vergleichs der Systeme muss nun endlich erfolgen (Gauck, S.228). Die Kommunisten Frankreichs und Deutschlands  wollen mit der Abwehr der Kritik an den kommunistischen Verbrechen ihr Weltbild retten, wollen immer "mildernde Umstände" für die kommunistischen Verbrechen. In Italien aber werde die Kritik umgesetzt, z.B. der italienische Philosoph Noberto Bobbio.

Gauck: Zitat:
"Für ihn [Bobbio] gibt es keine mildernden Umstände für die kommunistischen Greuel, die uns hierzulande [in Deutschland] doch so oft angeboten werden." (Gauck, S.228)

Gauck: Es tobt ein Glaubenskampf
zwischen den Historikern, die die kommunistischen Verbrechen anerkennen und der westeuropäischen Linken, die seit den 1968er Jahren ein utopisches kommunistisches Ideal verehrt (Gauck, S.230).

Aug 1998
These Alexander Schuller in Merkur (Berlin), Nr.52: Der Kommunismus ist scheinbar "die gute blutige Sache"
(Schuller, S.157)

Moskau:  Rehabilitation von Geheimdienstchef Beria - das Sacharow-Zentrum fordert ein "russisches Nürnberg"

Die Rehabilitation von Beria 44 Jahre nach seiner Hinrichtung durch Angehörige des ehem. Stellvertreters von Beria, Viktor Abakumov angestrengt, weil die Geheimdienstleiter aufgrund gefälschter Beweise verurteilt worden waren. Denn für Berias Vergehen, die unrechtmässigen Hinrichtungen, Massenexekutionen und Massendeportationen hätte er wegen "Amtsmissbrauchs" nach damaligem sowjetischem Recht nur mit einer Gefängnisstrafe bestraft werden dürfen (!). Gleichzeitig wird die Geschichtsaufarbeitung über die Verbrechen der Geheimdienste durch Sperrung der NKWD-Akten weiter verhindert (Dlugoborski, S.86).

Das Sacharow-Zentrum fordert unter Jurij Samodurow ein "russisches Nürnberg" (Dlugoborski, S.86).

4.9.1998
Sowjetunion: Eine Dokumentation über Massengräber der Stalin-Säuberungen 1936-1938 fehlt bis heute
in Frankfurter Allgemeine Zeitung (Dlugoborski, S.89).


[und da fehlt noch ein "Nürnberg" für die "USA", und ein Kniefall des "amerikanischen" Präsidenten in Vietnam, und ein Kniefall des englischen Präsidenten in Dresden etc. etc. ...].


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