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Atombombenversuche, radioaktive Staubwolken (Fallout) und Krebsepidemien in Kasachstan
Wie die Atomlobby in Kasachstan mit Atombombenversuchen systematisch jahrzehntelang bewusst ganze Bevölkerungen mit Radioaktivität verseuchte - Kurchatov und Semipalatinsk - Entschädigung
Filmprotokoll von Michael Palomino (2005)
und Meldungen (ab 2005)
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aus: Film: Das Geheimnis der Atombombenversuche.
Film 2. Kasachstan, UdSSR 1949-1989; Film von Gerold Hoffmann; Westdeutscher Rundfunk WDR DOK, 17.9.2005, 00:30-1:15
Kommentar
Der Abwurf von Atomwaffen ist ein absolutes Verbrechen an der Menschheit. Auch die Atombombentests mit der Begründung eines "Kalten Krieges" sind ein Verbrechen an der Menschheit. Der Kommunismus wurde von Financiers der "USA" finanziert und der gesamte "Kalte Krieg" war eine Show von "hohen Leuten", die bis heute in denselben Geheimlogen sitzen. Die Folgen der Atombombentests in Semipalatinsk wurden in geheimen medizinischen Programmen genauestens protokolliert und falsche Todesursachen angegeben. Bis heute wird dafür niemand vor Gericht gestellt. In Kasachstan versuchen gewisse Kräfte, das einstige Testgelände als Touristenattraktion anzubieten...
Michael Palomino, 2005
Igor Kurchatov - die geheime Stadt Kurchatov - die Bevölkerung in Semipalatinsk
Igor Kurchatov ist der "Vater der sowjetischen Atombombe". Das "Testgebiet" ist 19.000 km2 gross, fast so gross wie Belgien.
Nach Igor Kurchatov wird die Stadt am Rande des Atombomben-Testgebietes benannt: "Kurchatov". Dort arbeiten die die "Wissenschaftler". Die Stadt wird jahrzehntelang geheim gehalten und ist erst "seit Kurzem" auf offiziellen Karten eingezeichnet.
Mit der Stadt Kurchatov verbunden ist die Stadt Semipalatinsk, wo die Familien und Angehörigen der Atom-"Wissenschaftler" wohnen. Sie dürfen nicht wissen, wo die Männer arbeiten, und die Männer dürfen nichts verraten.
Die Bevölkerung ist den "Wissenschaftlern" völlig egal. Die Bevölkerung bekommt die gesamte atomare Staubwolke ab (Fallout).
Atombombentests - die verschiedenen "Versuche"
Die UdSSR probt in den 1950-er Jahren den Atomkrieg in Kasachstan, wie die "USA" ihn in Nevada probt. Es werden 481 Atombombentests durchgeführt, 113 überirdisch, 348 unterirdisch. Ab 1953 werden Wasserstoffbomben getestet.
[Da der Kommunismus von "amerikanischen" Bankiers finanziert ist, und da die "hohen Tiere" der "USA" und der UdSSR in denselben Geheimlogen sitzen und der ganze Kalte Krieg nur eine Show ist, um die Weltbevölkerungen in Panik zu halten, stellen die Atombombenversuche ein absolut überflüssiges Verbrechen dar].
In 3 km Entfernung vom Testfeld der überirdischen Versuche ist ein Messturm mit Bullaugen für die Kameras angebracht.
Die Türme und die unterirdischen Messstände am Explosionszentrum selbst werden zu Ruinen.
Variationen:
-- mit Kameras in verschiedenen Einstellungen
-- mit Versuchstieren in Gräben, in Schächten, in Panzern oder angebunden auf offener Fläche
-- während der Druckwelle knicken alle Bäume um, Gräben brechen ein etc.
-- die Tiere verbrennen ganz oder teilweise, überlebende Tiere werden abtransportiert, um an ihnen Messungen vorzunehmen.
Keine Warnung der Bevölkerung - Evakuierung von Bevölkerungen in Lastwagen ohne Dach
Die Hirten der kasachischen Dörfer am Rand des Testfelds weiden ihre Herden in den Steppen. Sie sehen die Explosionen. Die Hirtenhunde bellen bereits vor den Atombombenversuchen. Sie spüren die Gefahr schon vorher.
Die Tests der Wasserstoffbomben in Kasachstan werden zu 80 % bei Sturmwind und Regen durchgeführt. Die Bevölkerung wird in Lastwagen ohne Dach "evakuiert", mit Decken als Schutz vor dem Regen. Ausserdem finden alle Explosionen im Herbst zur Erntezeit statt. Auf die Bevölkerung wird also die maximale Belastung an Radioaktivität heruntergelassen, bzw. die Sowjetunion führt einen geheimen Krieg gegen die Bevölkerung, um die Wirkung regelrecht zu "testen".
Semipalatinsk: Die "Medizin" verschleiert die Krebsepidemie
In Semipalatinsk, wo u.a. auch Kasachen und [von Stalin verschleppte] Russlanddeutsche leben, werden die Atombombenversuche jeweils um 9 Uhr morgens mit erdbebenartigen Erschütterungen wahrgenommen.
Der Grossteil der Bevölkerung weiss nichts von den verheerenden Auswirkungen. Offiziell heisst es, alles sei unschädlich. Der Bevölkerung wird in Semipalatinsk die totale Sicherheit noch zusätzlich vorgespielt, indem für die Bevölkerung eine "Spezialklinik" eingerichtet wird. Die "Mediziner" wissen alle von den Schäden durch Radioaktivität, müssen aber die Auswirkungen verschleiern und begründen Todesfälle systematisch mit erfundenen Krankheiten, z.B. TB. Krankenschwestern können die Wahrheit nur "durch die Blume" mitteilen, z.B. mit der Angabe "Nagasaki - Hiroshima - Kurchatov".
Die "Mediziner" messen im Regierungsauftrag geheim die Auswirkungen der Aussetzung an die radioaktive Wolke (Fallout), wie wenn ein Atomkrieg herrschen würde.
Beschluss von unterirdischen Atombombentests - Maulwurfhügel - Atomsee
1963 wird wegen der radioaktiven Staubwolken (Fallout) mit den "USA" das Atombomben-Teststop-Abkommen für überirdische Atombombentests unterzeichnet. Ab diesem Datum werden Stollen in die Erde getrieben, um Bomben unterirdisch explodieren zu lassen.
Durch die unterirdischen "Tests" entstehen Höhlen. Steinmassen zerbröseln und werden wie Maulwurfhügel nach oben gedrückt.
1965 wird wieder einmal ein unterirdischer Atombombenversuch falsch berechnet. Statt eines kleinen Kraters mit einem See für Regenwasser entsteht ein gewaltiger Krater und ein "Atomsee", ein total verseuchter See. Die Staubwolke zieht hoch, und weil in verschiedenen Höhen verschiedene Winde herrschen, teilt sich die Staubwolke in verschiedene Richtungen. So verteilt sich ein Teil des radioaktiven Staubs 150 km entfernt in Semipalatinsk, ein anderer Teil des Staubs in Richtung Russland.
Stop der Atombombenversuche 1989
Das Gelände steht ab 1989 allen offen. Gleichzeitig behauptet die sowjetische Regierung in Moskau, sie hätte nichts von den Auswirkungen der radioaktiven Wolken gewusst.
Die Stadt Kurchatov wird zu einem "zivilen Atomforschungszentrum" umfunktioniert.
Zustand heute (Jahr 2005)
Die Luft im Testgelände ist wenig belastet
Die Strahlung in der Luft ist im Testgelände mit 4 Mikrosievert nicht mehr so gross, auch beim Messturm 3 km vom Zentrum entfernt nicht. Eine Woche Aufenthalt im Testgelände entspricht der Strahlung, die Menschen in Deutschland jährlich aufnehmen. Die Erde und der Staub aber können Plutonium enthalten. Leute, die dort spazieren gehen, müssen Extra-Stiefel tragen. Ausserdem sollte man im Testgelände nichts essen, weil man dabei radioaktiven Staub verschlucken könnte.
Das Explosionszentrum ist auf 1000e von Jahren belastet
Im Explosionszentrum sieht die Situation dramatisch aus. Die Erde ist aufgeschüttet, aber der Boden ist plutoniumverseucht. Der Beton der Messtürme im Zentrum ist geschmolzen. Die Strahlung sitzt im Boden: eine hohe Alpha-Strahlung mit einer Halbwertszeit von 100.000 Jahren. Gefahr droht, wenn die Radionukloide eingeatmet oder verschluckt werden.
Kurchatov soll Gold- und Kupferstadt werden
Bis zum Abzug der Soldaten der Sowjetunion hatte die Stadt Kurchatov 40.000 Einwohner, heute (Jahr 2005) noch 10.000. Der Geist der Atombombenversuche in Kurchatov ist aber noch nicht vorbei. Im Atommuseum sind weiterhin Exponate von verbrannten Tieren ausgestellt. Der Abbau von Gold und Kupfer sind geplant.
Die Umgebung des Testgeländes: Radioaktive Sandstürme
Bauern weiden und ernten weiter arglos in der Umgebung des Testgeländes, und wenn Grenzwerte nicht überschritten werden, heisst die Bewertung: "unbedenklich". So werden arglos Bauernhöfe an Unwissende weiterverkauft.
Dabei kommt es in der Wüste von Kasachstan häufig zu Sandstürmen, so dass jeweils radioaktiver Staub in alle Himmelsrichtungen verfrachtet wird. Diesen Staub kann eingeatmet werden oder beim Essen mitverschluckt werden, so dass eine erhebliche atomare Verseuchung der Bevölkerung weiterhin regelmässig stattfindet.
Die Bevölkerung in der Umgebung des Testgeländes in Kasachstan ist häufig von Krebs und Herzkrankheiten betroffen. Die Krankheiten haben aber eine Latenzzeit von 20 bis 50 Jahren. Die Spitalaufenthalte wegen den Krebs- und Herzerkrankungen sind teuer und müssen aus eigener Tasche bezahlt werden. Seit 3 Jahren bekommen Strahlenopfer eine Zusatzrente [wenn sie nicht schon gestorben sind...].
Die Forschung kann die Stärke der radioaktiven Staubwolken rückwärts ermitteln
Die medizinischen Aufzeichnungen aus Semipalatinsk sind dermassen präzise geführt, dass auf die Stärke der radioaktiven Staubwolken (Fallout) zurückgerechnet werden kann. "Wissenschaftlich" gesehen ist dies eine einmalige Situation, weil bis heute nur in Nagasaki und Hiroshima solch präzise "medizinische" Messreihen über Betroffene vorliegen. Vom Fallout sind in Semipalatinsk 300.000 bis 400.000 Menschen betroffen.
Touristenattraktion "Testgelände"?
Gewisse Leute planen weiterhin, das "Testgelände" in Kasachstan als Touristenattraktion zu vermarkten...
[Wie viel Atombelastung soll denn da noch verbreitet werden?]
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Meldungen
1.9.2011: ATOM in Kasachstan: <Folgen der Atomtests bleiben noch für Jahrhunderte spürbar - einstiges Testgelände Semipalatinsk vor 20 Jahren geschlossen - eine Ära ist zu Ende, ihr Erbe jedoch nicht verschwunden>
aus: Der Standard online;
http://derstandard.at/1314652774659/Kasachstan-Folgen-der-Atomtests-bleiben-noch-fuer-Jahrhunderte-spuerbar
<Sprengung des letzten übriggebliebenen Teils des Testgeländes im Jahr 2000.
Wien - Es wird noch Jahrhunderte dauern, bis das frühere sowjetische Atomtestgelände im heutigen Kasachstan wieder bewohnt und genutzt werden kann. Dies erklärte am Donnerstag der Botschafter von Kasachstan in Österreich, Kairat Abdrakhmanov, und rief anlässlich des 20. Jahrestags der Schließung des Testgeländes Semipalatinsk (seit 1997 Semei) alle ausständigen Länder dazu auf, den Vertrag über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBT) zu unterzeichnen und zu ratifizieren.Hunderte Atomtests
"Es ist an der Zeit positive Signale an die Weltgemeinschaft zu senden und klar zu demonstrieren, dass wir diese tragische Ära der Atomtests beenden", erklärte Abdrakhmanov. Kasachstan diente der früheren Sowjetunion im Kalten Krieg als Rüstungskammer und war einer der Hauptstützpunkte für Versuche mit nuklearen Waffen. Das größte Atomwaffentestgelände der Welt schrieb erstmal am 29. August 1949 Geschichte, als die erste sowjetische Atombombe in Semipalatinsk detonierte. In den folgenden Jahren wurden in der zentralasiatischen Steppe insgesamt 468 Explosionen durchgeführt - mit verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt, die bis heute unter den Konsequenzen der Atomtests leiden.
"300.000 Quadratkilometer sind betroffen und wir müssen noch viel tun, um die genaue Situation vor Ort zu verstehen", so der kasachische Botschafter. Bei einigen Teilen des riesigen Gebiets werde es voraussichtlich Jahre dauern, bis es wieder genutzt werden könne, bei anderen werde jedoch angesichts des langsamen Zerfalls radioaktiver Stoffe wie Plutonium wohl Jahrhunderte keinerlei Aktivität möglich sein, erklärte er weiter. Kasachstan sei jedoch sehr dankbar für die umfassende internationale Unterstützung, die dem Land seit der Schließung des Geländes zuteilwurde. "Wir erhalten finanzielle, technische und personellen Unterstützung von Experten, Physikern, Ärzten und Agrarfachleuten," so Abdrakhmanov.
Die geheimen Atomtests wurden bis 1963 oberirdisch durchgeführt und erst dann in Schächte unter die Erde verlagert. Damit die Tests in der dünn besiedelten Region unbemerkt blieben, ließ Moskau auch nicht immer alle Orte in der Umgebung evakuieren. Das Gebiet ist nach wie vor verseucht und heute noch Sperrgebiet. Die Stollen und Tunnels, die für die Tests angelegt wurden, sind heute zugeschüttet und verschlossen. Schätzungen zufolge erkrankten als Folge der Tests bis heute an die 1,6 Millionen Menschen in der Region rund 500 Kilometer östlich der Hauptstadt Astana. Noch heute, gut 20 Jahre nach dem letzten Test im Oktober 1989, sterben die Menschen in dem Gebiet im Durchschnitt früher, und es kommt öfter zu Fehlgeburten.
Politische Konsequenzen
Seit der Schließung des Testgeländes bemüht sich Kasachstan in Zusammenarbeit mit anderen Staaten um die weltweite nukleare Abrüstung. Im September 2006 wurde der "Vertrag zur nuklearwaffenfreien Zone in Zentralasien" in Semipalatinsk unterzeichnet. 2009 führte die UNO auf Vorschlag der kasachischen Regierung den Internationalen Tag gegen Nuklearversuche am 29. August ein.
Auch den Vertrag über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBT) hat Kasachstan bereits 1996 unterzeichnet. Die in Wien ansässige Organisation des Vertrages über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBTO) wurde am 19. November 1996 gebildet, um den Atomteststopp-Vertrag zu überwachen. Der Vertrag ist jedoch noch nicht in Kraft, da er noch nicht von allen Staaten ratifiziert wurde. Die USA und China blockieren das Abkommen seit Jahren. Auch weitere Länder mit nuklearer Technologie wie Pakistan, der Iran oder Nordkorea müssen den Vertrag noch in ihre nationale Gesetzgebung aufnehmen, damit er in Kraft treten kann. Die CTBTO hat 182 Mitglieder, von denen 154 - darunter Russland, Frankreich, Großbritannien und Österreich - den Vertrag ratifiziert haben. (APA/red)>
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30.10.2011: <Ein Fallout von 20.000 Hiroshima-Bomben> - 40 Jahre lang Atombombenversuche - die Todeszone von Semipalatinsk mit hoher Krebsrate und Selbstmordrate
aus: Der Standard online; 30.10.2011;
http://derstandard.at/1319181609457/Ein-Fallout-von-20000-Hiroshima-Bomben
Ein Soldat mit Geigerzähler auf der Technical Area P-1; hinten eine Messstation. Typische Testanordnung mit Flugzeugen, Häusern und Tieren. Herr Oleg drückt den Knopf, mit dem die Explosionen ausgelöst wurden.
Mehr als 40 Jahre lang hat die Sowjetunion in der kasachischen Steppe Nuklearwaffen getestet. An den Folgen leiden Menschen und Natur noch heute. Ein Besuch in der Todeszone von Semipalatinsk.Die Sonne steht noch tief über der Steppe Kasachstans. Aber ihr Licht reicht aus, um den knallorangen Mi-8 an diesem Oktobermorgen gefährlich leuchten zu lassen. Rumpelnd beginnen sich die Triebwerke zu drehen. Die Rotoren rattern. Kerosingeruch kriecht in die Kabine. Dann hebt der große Helikopter leicht wie eine Feder ab. Hinter uns verschwindet Semipalatinsk unter Rauchschwaden, es geht nach Kurchatow - und dann direkt ins ehemalige Kernwaffentestgelände der Sowjetunion.
Es ist eine gottverlassene Ecke in Zentralasien. Gras, wohin das Auge reicht, ein paar Flüsse und hie und da eine heruntergekommene Siedlung. Noch vor 25 Jahren war diese Gegend in Ostkasachstan streng geheimes Sperrgebiet. 456 Atomtests mit mehr als 600 Explosionen führten die sowjetischen Nuklearwissenschafter in dem sogenannten Polygon durch. 1991, als sich die Sowjetunion bereits in Auflösung befand, wurde das Testgelände geschlossen - nach 42 Jahren und einem nuklearen Fallout, der in etwa dem von 20.000 Bomben von Hiroshima entspricht. Nursultan Nasarbajew, damals junger Parteisekretär und heute kasachischer Präsident, war die treibende Kraft dahinter. Heute sagt er: "Es war ein Sieg gegen das Böse."
"Keine Angst" , lächelt Sergej Lukaschenko, "hier gibt es zwar eine höhere Belastung, aber schwer verstrahlt ist dieser Teil nicht." Der stellvertretende Direktor des Nationalen Nuklearzentrums Kasachstans gibt sich Mühe, alle zu beruhigen, die aus dem Helikopter steigen und ihren Fuß auf das "Experimental Field" setzen. Hier, auf der sogenannten Technical Area P1, haben die Sowjets 1949 ihre erste Atombombe hochgehen lassen, und wenige Jahre später (in einem Testdesign des späteren Dissidenten Andrej Sacharow übrigens) ihre erste Wasserstoffbombe.
220.000 hoch Verstrahlte
In der Tat zeigen die Geigerzähler der bereitstehenden Soldaten an dieser Stelle keine besorgniserregende Strahlung an. Nur ein paar Steinwürfe weiter, Richtung Zentrum der Technical Area, ist das anders. Dort sind die Sprengsätze detoniert, dort wird alles noch auf Jahrzehnte hochkontaminiert sein. Während der jahrzehntelangen Testungen waren einige der insgesamt 220.000 betroffenen Menschen in der Region einer Strahlenbelastung von bis zu 2000 Millisievert ausgesetzt, stellte eine Studie kasachisch-japanischer Ärzte 2008 fest. Laut IAEO sind ab einem Wert von zehn Millisievert Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung zu ergreifen, 150 Millisievert gelten als Grenzwert für klinisch feststellbare Verstrahlungssymptome.
Duisenbay Kosschkarbekow wird später auf einer nordkoreanisch inspirierten Gedenkfeier zum 20. Jahrestag der Schließung, die das autoritäre Regime Nasarbajews in Semej ausrichten ließ, erzählen, wie er damals mit seinen Schafen auf einem Hügel saß und die aufsteigenden Atompilze beobachtete. Dutzende Male, so als wäre dies das Normalste auf der Welt gewesen. Den Staub, den er danach in Haare, Gesicht, auf Händen und Kleidung hatte, wusch er nur notdürftig ab, als er nach Hause lief und sich zum Essen setzte.
Vom Jahrgang des über und über mit Medaillen behangenen alten Mannes leben kaum noch welche, sagte er. Die Krebsrate ist enorm hoch in den Ortschaften um das Polygon. Genauso die Selbstmordrate, weil sich die Menschen vor dem Leiden fürchten, das sie bei Verwandten und Nachbarn täglich sehen. In der Gegend von Semej (so heißt Semipalatinsk heute) töten sich 40 von 10.000 Menschen, im Rest Kasachstans sind es nur zwei. Auch die nachgeborenen Kinder haben noch unter den Tests zu leiden. In der Region gibt es Gegenden, in denen noch immer die Hälfte aller Kinder mit einer Missbildung oder Behinderung zur Welt kommt. Viele der Versehrten kämpfen auch heute, im reichen Kasachstan, noch um Anerkennung als Opfer und um eine Rente.
Einen guten Teil des 18.000 Quadratkilometer großen Polygons hat die Nationale Nuklearbehörde heute wieder zur Beweidung und zum Abbau von Bodenschätzen freigegeben. Wie lange der Rest des sowjetischen Erbes noch strahlen wird, kann kaum jemand sagen. (Christoph Prantner, DER STANDARD-Printausgabe/Crossover, 31.10./1.11.2011)>
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