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Museum der Primärnationen (Nordamerika Native Museum, "Indianermuseum") Zürich

4. Der Karibu-Ledermantel der Quebec-Labrador-Halbinsel

Ledermantel aus einem Karibu
Ledermantel aus einem Karibu

präsentiert von Michael Palomino (2012)


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aus:
Prestel-Museumsführer, Text von Denise Daenzer und Tina Wodiunig: Indianermuseum der Stadt Zürich; Prestel-Verlag; München, New York 1996; gefördert durch die Cassinelli-Vogel-Stiftung, Zürich, MIGROS Kulturprozent, Volkart-Stiftung, Winterthur; ISBN 3-7913-1635-4


<Der Karibuledermantel

Ein
                      Karibu ("amerikanisches" Rentier), hier
                      im Denali-Nationalpark mitten in Alaska
Ein Karibu ("amerikanisches" Rentier), hier im Denali-Nationalpark mitten in Alaska [1].

Aus der Haut des Karibu kann man ein Leder und dann einen Mantel herstellen, wie es hier geschah:


Dieser bemalte Männermantel der [Primärnation der] Montagnais oder Naskapi ist für den Sommer bestimmt und stammt wahrscheinlich aus dem Südwesten Quebecs. Er wurde vermutlich schon um 1700 hergestellt und ist damit eines der ältesten Stücke der Sammlung.

Bemalte Karibuledermäntel waren unter den Völkern des nördlichen und des östlichen Teils der grossen Quebec-Labrador-Halbinsel zwischen 1700 und 1930 weit verbreitet. Die dort als Nomaden von der Fischerei und der Jagd lebenden Naskapi, Montagnais, Montagnais-Naskapi und östlichen Cree stellten diese Mäntel zu Ehren der Karibus her. Das Karibu, ein nordamerikanisches Rentier, war damals für die sich heute selbst als "Innu" bezeichnenden Ethnien das Hauptnahrungsmittel.

Karibu-Ledermantel
vergrössernKaribu-Ledermantel

[Heilige Werkzeuge und Naturfarben]

Zweimal im Jahr bereitete man sich auf die grosse Karibujagd vor, wobei dem bemalten Karibumantel eine besondere Bedeutung zukam. Den Männern erschien im Traum ein Kraftmotiv mit dem der Mantel verziert werden musste, damit die Jagd erfolgreich verlaufen würde. Dabei handelte es sich meist um ein oder zwei Grundmuster, die der Jäger seiner Frau beschrieb, die diese Motive dann auf den Mantel übertrug und mit eigenen Ornamenten ergänzte. Als Malwerkzeuge dienten speziell zugeschnitzte Knochen oder Geweihstückchen der Karibus, die für ihre Besitzerinnen von solch hohem Wert waren, dass sie nach ihrem Tod mit ihnen begraben wurden. Für die Bemalung verwendete man gelbe Naturfarbe, die aus Fischeiern gewonnen wurde, braune Erdfarben, rote und blaue Handelsfarben sowie grüne Mischfarben und Schwarztöne, die man vermutlich aus verbrannten Knochen herstellte. Den Karibumänteln wurde eine so grosse Bedeutung zugemessen, dass ein erfolgreicher Jäger, der sich mehrere Frauen leisten konnte, die begabteste unter ihnen von allen anderen Arbeiten freistellte, damit sie sich ausschliesslich der Mantelfertigung widmen konnte.

[Der Schnitt ist die Kopie des europäischen Mantels]

Für einen Mantel benötigte man zwei grosse Karibuhäute. Ärmel, Kragen und bei den Wintermänteln zuweilen auch Kapuzen wurden aus einer dritten Haut geschnitten und angenäht. Der Schnitt der Karibumäntel ist für diese Region so ungewöhnlich, dass vermutet wird, dass sie nach der Vorlage europäischer Mäntel entstanden, die von Franzosen und Engländern eingeführt worden waren.

[Bearbeitung des Fells]

Die für Sommermäntel bestimmten Häute wurden vollständig enthaart und sehr fein gegerbt. Bei den Wintermänteln wurde die Fellseite nach innen getragen, und die Vorderteile wurden nach der Fertigstellung meistens wieder zusammengenäht. Alle Karibumäntel haben auf dem Rücken einen eingesetzten Spickel in der Form eines Berggipfels, von dem man vermutet, dass er das Zentrum der magischen Kraft des Mantels sei. Er symbolisiert das Gebirge, auf dem der Herr der Karibus [der Karibu-Gott] lebt.


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Fotoquellen
[1] Karibu, amerikanisches Rentier im Denali-Nationalpark mitten in Alaska: http://blog.petaflop.de/category/north-america-2007/page/7/


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