aus:
Prestel-Museumsführer, Text von Denise Daenzer und Tina
Wodiunig: Indianermuseum der Stadt Zürich; Prestel-Verlag;
München, New York 1996; gefördert durch die
Cassinelli-Vogel-Stiftung, Zürich, MIGROS Kulturprozent,
Volkart-Stiftung, Winterthur; ISBN 3-7913-1635-4
<Wapitirobe
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Ein Wapiti-Hirsch, hier ein
Rocky-Mountain-Wapiti-Hirsch [1].
Aus der Haut des Wapiti kann man ein Leder und dann
einen bemalten Wandbehang mit
Bildergeschichten herstellen, wie es hier geschah:
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[Das Malen auf Tierhäuten -
weibliche geometrisch-abstrakte Motivik - männliche Malerei
von Kriegen und Chroniken]
Neben der Felsmalerei gehört die Bemalung von Tierhäuten zu
den Ursprüngen indianischer Bildkunst. Dabei werden zwei
Stilrichtungen unterschieden: die geometrisch-abstrakten
Figuren und Formen, die von den Frauen bevorzugt wurden, und
die gegenständlichen Motive, mit denen die Männer ihre
Kriegsabenteuer und Stammes-Chroniken darstellten. Die
stilisierten Szenen mit Menschen und Tieren erzählten
tatsächliche Ereignisse und wurden direkt auf die Häute
aufgemalt - vor allem auf Bison-, Hirsch- und Antilopenhäute,
später aber auch auf Leinwand und Stoff.
[Der Pferderaubzug auf der
Wapitirobe]
Die bemalte Wapitirobe, auf der ein Pferderaubzug geschildert
wird, ist ein rares Stück, da sich die mit dem europäischen
Rothirsch verwandten Wapitis zu Beginn des 19. Jahrhunderts in
die Felsengebirge (Rocky Mountains) zurückgezogen hatte, wo
sie von den Prärieindianern nur selten gejagt wurden. Die Haut
ist durch drei schmale Streifen mit Perlstickereien in vier
horizontale Felder unterteilt. Im ersten, obersten Feld dienen
die sechs dunkelroten Scheiben als Zeitangabe. Es sind
sogenannte Nachtsonnen, also Monde, da man beim Pferderaub
ausschliesslich nachts unterwegs war. Im zweiten Feld wird
bereits der Abschluss des Überfalls illustriert - das Weg- und
Heimtreiben der geraubten Pferde. Das dritte Feld zeigt die
Pferdediebe in verschiedenen Kampfszenen, während im vierten
Feld der Besitzer der Wapitirobe seine eigenen Taten
darstellt.
[Das Fettgerben der Tierhaut]
Die Haut ist ohne Lohe weich gegerbt, das heisst nach der Art
des Fettgerbens (Sämischgerben). Dabei streicht man eine Paste
aus Hirn, Fett und Leber auf die Haut und lässt sie einziehen.
Anschliessend wird das Leder um ein nasses Grasbündel
gewickelt und nach einigen Tagen ausgewrungen, in einen Rahmen
gespannt und mit einem Fellkratzer abgezogen. Danach lässt man
die Haut trocknen und bleichen. Anschliessend wird die
Oberfläche mit einem porösen Knochenstück feingerieben und
über ein Seil gezogen, um die Geschmeidigkeit zu erhöhen
(S.83).
Fotoquellen
[1] Rocky-Mountain-Wapiti-Hirsch:
http://www.beepworld.de/members62/wiwasteka/animals.htm
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