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Sexsklaverei mit Mädchen- und Frauenhandel in Asien
(aus: Sex slaves: trafficking of women in Asia)
Kapitel 6: Das Management - Teil 2
von Louise Brown
Teil 2: 6.14: Weitere Profiteure im Bordellgewerbe: Händler, Ärzte etc. -- 6.15: Frauen als Händler, Vermittler und Bordellleiterinnen -- 6.16: Netzwerke mit Bordellen und Bordellgefängnissen in Pakistan -- 6.17: Folter an Mädchen und Frauen, um sie mit Dressur in Bordellgefängnisse zu treiben - Beispiele -- 6.18: Das System der Schuldensklaverei -- 6.19: Isolation und Verfrachtung von Mädchen und junge Frauen von Stadt zu Stadt - Flucht und Rache -- 6.20: Wiederverkauf von Mädchen und Frauen an andere Bordelle - und die Schuldensklaverei beginnt von neuem -- 6.21: Sicherheitswachen in und um das Bordellgefängnis -- 6.22: Strukturen in Japan: Mädchen in Hotels und Autos weichen der polizeilichen Verfolgung aus -- 6.23: Prinzip: Wirtschaftskrisen provozieren strengere Regeln für Prostituierte -- 6.24: Prinzip: Der Einzug des Passes durch die Bordellbesitzer oder Manager -- 6.25: Veränderungen in der Sexindustrie - oder keine Veränderung -- 6.26: Sexindustrie ist ein männliches Produkt (sagt Louise Brown) - die Sexindustrie ist ein weibliches Produkt (sagt Michael Palomino)
übersetzt, präsentiert und mit Untertiteln von Michael Palomino (2014)
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Literaturempfehlung
-- S.A. Lalitha and S.C.N. Shalini: Women Soliciting Change (New Delhi: India Social Institute and the Joint Women's Program, 1996)
6.14: Weitere Profiteure im Bordellgewerbe: Händler, Ärzte etc.
Verkäufer an der Bordelltür oder im Bordellbezirk
Ein ganzer Schwarm mit Händlern und Berufsgruppen profitiert zusätzlich von der Prostitution. In Südasien hängen die Frauen zu einem gewissen Teil von Händlern ab, die die einzige Verbindung nach aussen darstellen. Die Verkäufer verkaufen den Frauen alles, was sie wollen. Sie verkaufen Kosmetika, Schmuck, Kleider, und zu Essen. Die Kosten für diese Dinge sind sehr hoch, weil die Kunden ja ja nicht rausgehen können und es sich um einen wirklich geschlossenen Markt mit gefangengehaltenen Menschen handelt. Wenn nun, wie es oft der Fall ist, die Frauen nicht genügend Geld haben, um eine Sache zu kaufen, dann werden von den Händlern Kredite zu hohen Zinsen angeboten. Die Rückzahlung ist ihnen garantiert, weil die Bordellleiter(INNEN) oder Bordellmanager(INNEN) die Rechnung bezahlen und den Betrag einfach auf die Schuld des Mädchens draufschlagen.
Beispiel: Konsumgüter eines Verkäufers in Bordellen in Kalkutta und in Mumbai
Eine Frau aus Nepal, die in Bordellen in Kalkutta und Mumbai gearbeitet hatte, beschrieb die Anziehungskraft der Konsumgüter und die hohen Preise, die sie dafür bezahlt hatte, so:
Kreditangebote in den Bezirken mit asiatischen Bordellgefängnissen
<When I first came to the brothel I didn't have any nice clothes and jewelry. At home I never had shoes and I only had one sari. The brothel owner said that if I worked hard I could have lots of nice things. Some salesmen came to the brothel and they brought some pretty dresses - saris and Western dresses. I choose two. I don't know how much the cost but the brothel owner said I had to serve lots of clients to pay for them. > (p.171)
Übersetzung: <Als ich zum ersten Mal ins Bordell kam, hatte ich keine hübschen Kleider und keinen Schmuck. Zu Hause hatte ich nie Schuhe getragen, und ich hatte nur ein Sari-Gewand. Die Bordellbesitzer(IN) sagte, dass ich bei harter Arbeit ich mir viele hübsche Dinge kaufen könnte. Einige Verkäufer kamen in die Bordelle und brachten einige hübsche Kleidchen - Sari-Gewänder und westliche Kleidchen. Ich wählte mir zwei aus. Ich weiss nicht, wie viel die gekostet haben, aber die Bordellbesitzer(IN) sagte, ich müsste für diese Sachen viel arbeiten, um sie abzubezahlen.> (S.171)
Dubiose, finanzielle Institutionen und Kredithaie bieten den Prostituierten dann jeweils Kredite an. Die Zinsraten sind dann astronomisch, weil die Frauen keine andere Wahl haben, zu anderen Institutionen wie Banken zu gehen. Die Kredite werden für verschiedene Vorhaben gebraucht:
-- um der Familie zu helfen, die in einer Krise steckt, und
-- speziell um medizinische Behandlungen zu bezahlen.
Medizin und Ärzte in Bezirken mit asiatischen Bordellgefängnissen - auch Abtreibungen, Sexualkrankheiten etc.
Ärzte und Pharma-Industrie profitieren sehr von der Sexarbeit. Den Prostituiertengruppen werden lukrative Vorhaben untergejubelt. Darunter sind auch qualifizierte Ärzte die das volle Vertrauen ("bona fide") geniessen, in weniger entwickelten Teilen der Region auch sonderbare Typen und traditionelle Heiler. Abtreibungen und die Behandlung von übertragbaren Sexualkrankheiten sind die Grundlage dieser Ärzte, obwohl in den ärmeren Gegenden Asiens die meisten Frauen auch an vielen Krankheiten leiden, die mit der Armut zusammenhängen, durch zu wenig Nahrung und durch die ungesunden Umweltsbedingungen.
Indien: Medizin im Bordellgefängnisbezirk - Hormone für kleine Mädchen, die dann schneller reifen - Chirurgie für die Wiederherstellung des Hymens
In Indien zum Beispiel geben die Sexarbeiterinnen einen Grossteil ihres Einkommens für Medikamente und Ärztehonorare aus. Abtreibungen werden in primitiven Kliniken durchgeführt, und Frauen werden diese bekannten und vertrauten Dienste wohl in Anspruch nehmen - aber qualifiziert und kompetent ist das Personal dann nicht - die Sexualkrankheiten kommen dann einfach immer wieder und wieder. Eine Anzahl Ärzte besucht jeweils die geschlossenen Bordelle, um die Insassen zu behandeln. Einige Kinder erhalten Hormonspritzen, um ihre sexuelle Entwicklung zu beschleunigen und um ihren vollen Eintritt ins Sexgewerbe zu beschleunigen. Eine Anzahl noch nicht nachkontrollierter Berichte besagt, dass eine kleine Anzahl Ärzte auch die Wiederherstellungschirurgie durchführen, um bei entjungferten Mädchen die Illusion der Jungfräulichkeit wiederherzustellen.
Die Indische Nationalkommission in Frauenfragen (Indian National Commission for Women) schätzt, dass die medizinische Praxis im Sexgewerbe einen jährlichen Gewinn von 200 Millionen Rupien macht (3 Millionen Englische Pfund). Die Pharma-Industrie macht 800 Millionen Rupien (11,5 Millionen Englische Pfund). [11]
[11] National Commission for Women: Societal Violence, S.14
Japan: Teure Abtreibungen in Bordellen - Schuldensklaverei steigt an
In Japan sind Abtreibungsärzte unterwegs und machen mit der Prostitution ein lukratives Geschäft - das ist ein Teil ihrer Tätigkeit. Die hohen Kosten dieser Operationen werden einfach auf die Schuld der Frauen dazugeschlagen und dann muss die Betroffene das Geld mit sexuellen Dienstleistungen zurückverdienen. Es gibt dabei zwei Wege (S.172),
diese Fakten zu interpretieren: Entweder liefern die Sanitäter, Pseudo-Sanitäter, Apotheker oder Pharma-Firmen den lebenswichtigen Dienst und verhelfen den Betroffenen zu einer besseren Gesundheit, die durch das ungesunde und den ausbeuterischen Sexgewerbe beeinträchtigt ist. Oder sie machen mit einem schrecklichen, sozialen Problem einen grossen Profit.
[Wenn asiatische Frauen nichts über Sex wissen, und wenn Männer in die Bordelle gehen, weil ihre Ehefrauen zu Hause den Sex ablehnen, dann ist das Problem nicht nur beim Mann...]
6.15: Frauen als Händler, Vermittler und Bordellleiterinnen
Wenn wir in der Hierarchie des Sexgewerbes weiter nach unten gehen und sehen, wo die kriminellen Organisationen und die Netze mit ihren Interessen zuoberst stehen, dann kommen wir zu den sichtbaren Mitgliedern im Sexgewerbe: Die Händler [meistens FRAUEN], die Agenten und die Leiter [meistens FRAUEN]. Dies sind die Leute, die die Industrie von Tag zu Tag am Laufen halten.
Es ist beinahe immer dasselbe: Eine Frau handelt mit einer anderen Frau, handelt mit den Kunden und ist die Vermittlerin zwischen der Sexarbeiterin und dem älteren, oft männlich geführten Management. Es ist auch nicht ungewöhnlich, weibliche Bordellbesitzerinnen vorzufinden, die in früherer Zeit selber Sexarbeiterinnen waren, und die ihren Ehrgeiz nicht verloren haben.
Die Frauen als Bordellleiterinnen und als Leiterinnen von Gefängnisbordellen
Die weiblichen Manager haben viele verschiedene Bezeichnungen. Darunter am meisten bekannt sind mama-san, malkin und gharwali. Diese Frauen haben einen gemischten Ruf. Die meisten sind in ihren 40ern, 50ern und frühen 60ern. Sie kennen das Sexgewerbe in- und auswendig; sie wissen, was die Kunden wollen, weil sie selbst so viele bedient haben. Trotz der Beschränkungen, die eine mama-san ihren Opfern auferlegt, sprechen einige Sexarbeiterinnen mit Bewunderung über ihre Managerin - und meinen, sie sei so was wie ein "Tantchen" oder wie jemand, die für sie Ausschau hält. Natürlich gibt es gute mama-sans und schlechte. Ein paar werden versuchen, Mädchen sanft in die Prostitution zu überführen, und einige mit Gewalt. Einige behandeln die Mädchen mit herzloser Unbarmherzigkeit, und andere mit Fürsorge. Ich traf einige mama-sans, die das Beste für ihre Mädchen innerhalb dieses Milieus de brutalen Handels getan haben.
[FALSCH: Die mama-sans sind der Hauptgrund für den Verkauf von Töchtern und für Folter und Ausbeutung von Mädchen und Frauen in den Bordellen und in den Bordellgefängnissen, sind meistens für den "Kaufpreis" und die Schuldensklaverei verantwortlich usw.].All diese weiblichen Bordellleiterinnen sind schnell und clever im Denken [für ihren eigenen Profit mit der Manipulation von Mädchen und jungen Frauen]. Sie sind geschickt im Verhandeln, und wie ich oft zu meinem Verdruss herausgefunden habe, können sie Leute und ihre Arbeit sehr gut einschätzen. Eine dumme mama-san kennenzulernen fehlt noch. Es ist schade, dass das Sexgewerbe nur den Talenten Zugang gibt (S.173).
So wie bei jedem Geschäft sind da jene, die gute Manager sind und jene, die diktatorisch handeln. Unglücklicherweise geht es den meisten Managern im Sexgewerbe immer mehr um den Profit als darum, gute, menschliche Eigenschaften zu fördern. Da ein grosser Teil des Sexgewerbes auf der Basis von direkter und indirekter Erpressung beruht, haben mama-sans auch ein leichtes Spiel, eine gute Atmosphäre für die industriellen Beziehungen zu schaffen. Es kommt einfach gar nicht darauf an.
[Wenn die Armut auf dem Land in Asien eben nie aufhört, und wenn die asiatischen Regierungen und asiatischen Industrie-Bosse rassistisch gegen die Landbevölkerung agieren und nie gute Jobs auf dem Land schaffen, dann ist Prostitution wirklich der einzige Ausweg, um an Geld zu kommen...]
6.16: Netzwerke mit Bordellen und Bordellgefängnissen in Pakistan
Pakistan: Töchter werden in die Prostitution gezwungen, um die Drogensucht in der Familie zu finanzieren
Die Handelsmutter der pakistanischen Bordellmanager unterscheiden sich vom Rest Südasiens. Obwohl die Frauen die Zulieferer und Managerinnen sind, vor allem im traditionellen und im Elite-Sektor der Sexindustrie, so sind die Bordelle der Unterschicht doch noch oft ein Familienbetrieb, der von Männern geführt wird. Abdul Sattar Edhi ist ein Menschenfreund, der eine Wohlfahrtsorganisation mit Basis in Karatschi führt, mit Hilfe für Arme und Verlorene. Seine Organisation führt Zufluchtsstätten in ganz Pakistan, um einen Platz anzubieten, wo Frauen Zuflucht suchen können. Über 30 Jahre lang hat er sich ein grosses Wissen über Prostitution und ihre Strukturen innerhalb Pakistans angeeignet. Aus seiner Erfahrung heraus schlussfolgert er, dass viel Prostitution auf dem untersten Niveau stattfindet, über Familien abläuft und oft untrennbar auch mit Drogensucht verbunden ist. Frauen - so meint er - werden in die Prostitution gezwungen, um die drogensüchigen Ehemänner oder Väter [mit Stoff] zu versorgen.
[Dasselbe Prinzip kann in Thailand beobachtet werden, aber für Alkohol statt für Drogen, wenn Töchter in die Prostitution gezwungen werden, um den Alkoholismus in der Familie zu finanzieren].
Pakistan: Ehefrauen werden an Bordelle verkauft - und die Ehemänner werden die Zuhälter
Die "familiären" Strukturen der Prostitution in Pakistan werden durch Iqbal Hussain bestätigt, ein Professor an der Nationalen Kunsthochschule (National College of Art) in Lahore. Er lebte jahrzehntelang in Heera Mandi, dem alten Rotlichtbezirk von Lahore, und er kennt die Gegend gut. Vielleicht mehr als jeder andere in Pakistan versteht Iqbal die Abläufe in dieser Industrie und hat eine emotionale Bindung mit den Frauen, die darin arbeiten. Er behauptet, dass die meisten der neu angeworbenen Prostituierten dorthin hineingeboren werden oder als Ehefrauen an Bordelle verkauft werden. Normalerweise kommen die Ehefrauen dann aus entfernten Regionen in Pakistan. Ihre Ehemänner sind dann die Zuhälter. Die Frauen müssen gehorchen, weil sie absolut keine Wahl haben. Wenn sie einmal verheiratet sind, dann können sie nicht mehr zu ihren Familien zurück, denn die glauben, sie hätten sich von der Verantwortung für ihre Tochter verabschiedet. Und (S.174)
sie können den Mann, der sie missbraucht, auch nicht verlassen, weil sie ihren eigenen Lebensunterhalt nicht verdienen können und als unabhängige Frau nicht akzeptiert werden, ausser wenn sei im Sexgewerbe tätig sind oder einer Gruppe hochausgebildeter Frauen in hohen Berufen angehören. Somit ist [meistens] nur die erste Option im Bereich ihrer Möglichkeiten.
Indien: Menschenhändler bringen Mädchen und Frauen von Kalkutta nach Mumbai und denken sich nichts dabei
Die Bordellhierarchie in Kalkutta ist ähnlich wie in vielen Rotlichtbezirken im weniger entwickelten Asien. Diese Hierarchie ist stark betont. Die Gemeinde hat ihre eigene Subkultur mit ihren eigenen Standards und Leitlinien im Verhalten. Baitali Ganguly von Jabala, eine NGO, die mit Kindern von Sexarbeiterinnen im Bowbazar-Bordell arbeitet, beschreibt, wie die Wertesysteme sich in einer Rotlichtzone sich verändern und der Missbrauch wie Menschenhandel und Schuldensklaverei gar nicht mehr als Thema gilt:
Indien: NGO in Mumbai im Bezirk Kamatipura kann kein Mädchen aus den Händen einer BordellleiterIN (gharwali) befreien
'Trafficking isn't considered bad by the boys and men from this community. It is just part of their job. They think nothing of trafficking children and women from Calcutta to Mumbai because they don't think they are doing anything wrong.'
Übersetzung: <Menschenhandel wird hier von den Bengeln und Männern unserer Gemeinde gar nicht als schlecht betrachtet. Das ist eben Teil ihrer Arbeit. Sie denken sich beim Kinderhandeln und Frauenhandeln von Kalkutta nach Mumbai gar nichts dabei, weil sie gar nicht daran denken, dass sie etwas schlechtes tun könnten.>
Ein Fall, der die strengen Strukturen in dieser Subkultur unterstreicht und die Schwierigkeit, sich davon zu lösen, wird vom Personal des "Verpflichteten Entwicklungsgemeinden Treuhand" (Committed Communities Development Trust) beschrieben. Diese NGO leitet eine Gesundheitsklinik fúr Sexarbeiterinnen von Kamatipura in Mumbai. Sie leiten auch ein Tageszentrum für die Kinder dieser Frauen. Ein Kind war über Jahre in einer regelmässigen Betreuung und das Personal beobachtete ihr Aufwachsen bis zum Jugendalter. Die Mutter des Mädchens war über ihre Tochter sehr besorgt und wollte sie von den schlimmsten Auswirkungen des Lebens in einem Rotlichtbezirk schützen und die fast unvermeidliche Gewissheit, dass sie auch eine Prostituierte werden würde, vermeiden.
Sie wollte für ihre Tochter etwas Besseres, und deswegen hatte sie das Mädchen ins Zentrum geschickt. Eines Tages kam die Mutter zur Klinik und war verzweifelt. Ihre Tochter, so sagte sie, hatte ihre erste Periode, und wenn die gharwali das entdecken würde, dann würde das Mädchen ohne Verzögerung in die Prostitution eingeführt. Trotz der besten Absichten der Mutter gab bei der gharwali, die überall ihre Nase drinhatte, es kein Entrinnen. Es gab keine Hoffnung, dem Druck des Lebens zu widerstehen in einem Gebiet, wo (S.175)
der Lebenszweck einer Frau nur darin besteht, den Männern sexuelle Dienstleistungen anzubieten und damit Geld zu verdienen. Ein Jahr später war das Mädchen 15 Jahre alt und wurde im Gesundheitszentrum wegen Gonorrhö (Tripper) behandelt.
Indien: Kalkutta mit der Hierarchie im Distrikt Sonagachi mit seinen Gefängnisbordellen
Sonagatschi ist der grösste Rotlichtbezirk von Kalkutta. Die Hierarchie dort ist eher kompliziert. Die Häuser sind in den Händen von Einzelpersonen, die dort Zimmer vermieten. Diese Zimmer werden dann an malkins und an unabhängige Sexarbeiterinnen untervermietet, die jeden Morgen eine Tagesmiete bezahlen. Die malkins haben dort eine grosse Macht über die von ihnen gemanagten Frauen. Tiefer in der Hierarchie sind die Zuhälter, bekannt als dada. Jedes Bordell hat seinen eigenen Zuhälter, und die Zuhälter stehen in Konkurrenz zueinander, die Kunden zu ihrem Bordell zu locken. Die Zuhälter sind Männer, manchmal die Söhne der Sexarbeiterinnen, aber eher öfters sind sie verarmte Leute vom Lande aus der Region Kalkutta [12].
[12] Die Angaben stammen von Sadhana Mukherjee, Sekretärin der Sexarbeiterinnenorganisation "Durbar Mahila Samanwaya Samiti", sie beschreibt die Bordellhierarchie von Sonagatschi.
Dann kommen die Sexarbeiterinnen selbst, und am Ende der Leiter sind die Putzfrauen, die für die Frauen arbeiten. Viele davon sind Männer, und wieder kommen diese aus den hoffnungslosen Regionen mit der Armut.
Kalkutta: "Babus" mit Prostituierten in Sonagachi
Andere Personen arbeiten in Sonagatschi, aber ihr Platz in der Hierarchie ist da nicht so klar. Speziell sind da die babus, die eine Kombination von Stammkunden und Partner der Sexarbeiterinnen sind. Einige dieser Männer haben eine grosse Macht. Sie führen Beziehungen mit Frauen, besuchen sie regelmässig, manchmal verbringen sie eine längere Zeit mit ihr, und geben so ihren Lohn aus. Oft gehen babus neue Beziehungen ein, wenn ihre Ehefrauen zu altern beginnen und ihr Einkommen abnimmt. Die älteren Frauen werden dann einfach nicht mehr so wichtig. Für viele Prostituierte ist die Pflege einer Beziehung mit einem babu die engste Möglichkeit von Beziehung mit einem erwachsenen Mann, die ihnen noch möglich bleibt, und viele sagen, dass es ihr wunderbarster Traum wäre, einen guten babu zu finden.
Kalkutta: Junge Banden kontrollieren den Prostitutionsbezirk
Es sind lokale Jugendliche in den Rotlichtbezirken von Kalkutta, die sich oft als Clubs um die etablierten, politischen Parteien gruppieren. In der Praxis sind dann diese Clubs für Recht und Ordnung in jeweiligen Gebieten verantwortlich. Sie überwachen die Abläufe und bestrafen Leute, wenn die Verhaltensregeln der Gemeinde verletzt werden, oder wenn Einzelpersonen die etablierten Hierarchien gefährden. Wie andere Bordellbezirke ist Sonagatschi ein (S.176)
Zentrum für Gangster und Kriminelle, die den Bereich als Basis und als Versteck benutzen, manchmal über Monate hinweg. Es ist für diese Männer eine übliche Praxis, die Tochter einer Prostituierten zu heiraten. Sie leben dann für einige Monate innerhalb des Schutzes der Gemeinde, bevor sie die neue Ehefrau zu einem für sie sicheren und geeigneten Zeitpunkt verlassen. Und es überrascht nicht, dass die verstossene Ehefrau dann auch selbst eine Prostituierte wird.
6.17: Folter an Mädchen und Frauen, um sie mit Dressur in Bordellgefängnisse zu treiben - Beispiele
Beispiel Kambodscha: Ein Mädchen wird mit Schlägen dressiert, in einem Bordell den Männern zu dienen - und die mama-san "hilft" dem Mädchen
Frauen, die verkauft und in die Prostitution hineinbetrogen wurden, erzählen viele Geschichten über die Geschäftsmethoden der Bordellbetreiber. Der folgende Bericht stammt von einer Frau aus Kambodscha, die eine mama-san des Bordells beschreibt, wohin sie von einem Freund verkauft wurde:
<The brothel was owned by a man and a woman. They were married and about forty years old. The mama-san was nice to me. She was the one who looked after us girls. She gave me food and drink and said that everything would be fine if I did what I was told. When I refused to entertain the customers the man got two men to beat me so that my arms bled. After that the woman was nice to me again and she put some bandages on me. She said she would ask her husband to be kind to me if I went with the customers. They were always getting a gang to torture us and then the mama-san would promise to help us if we did as we were told.>
Übersetzung: <Bordellbesitzer waren eine Mann und eine Frau. Sie waren verheiratet und ungefähr 40 Jahre alt. Die mama-san war nett zu mir. Sie war diejenige, die zu den Mädchen schaute. sie gab mir zu Essen und zu Trinken und sagte, dass alles gut gehen würde, wenn ich das tat, was mir gesagt wurde. Als ich es ablehnte, die Kunden zu bedienen, holte der Mann zwei weitere Männer und sie schlugen mich, bis meine Arme bluteten. Nachdem die Frau wieder nett zu mir war, bekamen meine Arme ein paar Verbände. Sie sagte, sie würde ihren Ehemann fragen, ob er nett zu mir sein würde, wenn ich mit den Kunden gehen würde. Sie organisierten immer eine Bande, um uns zu foltern, und dann versprach die mama-san wieder, uns zu helfen, wenn wir gehorchen würden.>
Beispiel mit Männern als Bordellleiter: Viele Vergewaltigungen als "Dressur" für die Mädchen
Frauen in Bordellen, die von Männern geleitet werden, beklagten, dass sie wiederholt vergewaltigt worden waren. In Bordellen, die von Frauen geleitet werden, gaben einige an, dass die mama-san zu ihnen fair gewesen sei, oder dass sie nach der Dressur zuvorkommend gewesen sei und keine Probleme mehr aufgetreten seien. Ein paar erwähnten eine schreckliche Brutalität und, unzweifelhaft sind da ein paar mama-sans, die noch viel schlimmere Taten an den Mädchen ausüben als die Kunden, die dann zu den Mädchen gehen.
Beispiel aus Mumbai (Indien): Dressur mit Folter mit Schnitten und Hunger
Eine junge Frau erklärte, wie sie von der gharwali in Mumbai während der Jahre der Gefangenschaft behandelt worden war:
[Hier sehen wir doch, dass vor allem die BordellLEITERINNEN - die FRAUEN - die Nazis im asiatischen Sexgewerbe sind. Und es gibt 100e weitere Beispiele].
<She liked to torture me. I don't know why she wanted to do (p.177)
that. She used to cut me with a little knife when the customers complained that I didn't give good service. And often she wouldn't give me food so that I was always hungry.>
Übersetzung: <Sie mochte es, mich zu foltern. Ich weiss nicht, warum sie das tun (S.177)
wollte. Sie schnitt mich normalerweise mit einem kleinen Messer, wenn die Kunden sich beklagten, dass ich keine guten Dienste leisten würde. Und oft hat sieh mir auch das Essen vorenthalten, so dass ich immer hungrig war.>
Die BordellleiterINNEN mit ihren Möglichkeiten der Dressur der Mädchen und Frauen: Folter, Kontrolle, Erpressung
Gewalt dieser Art muss den dressierten Sexarbeiterinnen nur selten zugefügt werden, ist aber üblich, bis eine Frau dressiert ist. Kontrolle ist der Schlüssel, um den Führungsstil der meisten Bordell-mama-sans zu verstehen. Diese Gewalt wird bei frischen Angeworbenen angewandt, die sich noch sträuben, in ihrem Willen gebrochen zu werden, und auch gegen bereits dressierte Frauen, die eine besser durchdachte Betriebsführung verlangen.
Beispiel aus Mumbai: Die BordellleiterIN blockiert den Kontakt zu Kunden durch Morddrohungen
Eines der Hauptmittel, die Sexarbeiterinnen zu foltern, ist die Überwachung, dass eine Frau nicht eine Beziehung mit Leuten von ausserhalb des [Gefängnis-]Bordells beginnt. In Mumbai zum Beispiel werden die Bordelleiter(INNEN) sich immer versichern, dass die Kunden nicht zu Stammkunden desselben Mädchens werden, das sich in einer Schuldensklaverei befindet. So wird die Entwicklung jeglicher persönlichen Anhänglichkeit zwischen der Prostituierten und dem Kunden verhindert, die mittlerweile dazu führen kann, dass Kunden dem Mädchen die Flucht ermöglichen. Der folgende Bericht stammt von einer jungen Prostituierten in Mumbai mit der Beschreibung der Beziehung mit einem der Kunden, und wie diese Beziehung von einer gharwali beendet wurde:
Beispiel aus Kambodscha: Dressur mit Folter durch Kontaktverbot zwischen zwei Schwestern
<I didn't have any friends in the brothel. Most of the time I stayed in a little room. One customer felt sorry for me. He was a young man and he used to come and talk to me and bring me food. The gharwali was very angry about this and said that she would get some men to kill him. I don't know if he was killed but he never came back. I was sad when this happened because he was nice to me and I liked him.>
Übersetzung: <Ich hatte im Bordell gar keine Freunde. Die meiste Zeit war ich in meinem kleinen Räumchen. Da war ein Kunde, dem ich sehr Leid tat. Es war ein junger Mann, und er kam immer wieder und redete mit mir und brachte mir zu Essen. Die gharwali war sehr ärgerlich darüber und sagte, dass sie einige Männer organisieren würde, um ihn umzubringen. Ich weiss nicht, ob er getötet wurde, aber er kam dann nie mehr. Ich war traurig in dieser Zeit, weil er war nett zu mir war und ich ihn mochte.>
Die Erfahrung von zwei Schwestern aus Kambodscha, die durch ein Pärchen an ein Bordell verkauft worden waren, das sie getroffen hatten, erzählt eine altbekannte Geschichte, wie Bekanntschaften und emotionale Bindungen durch die Bordell-Geschäftsleitung gebrochen werden. Eine der Schwestern beschreibt, was ihr passiert ist (S.178).
[Es wird nun absolut klar, wer da die Nazis im asiatischen Sexgewerbe sind: Es sind die FRAUEN, die die Kinder verkaufen - und dann mit brutalen Methoden dressieren].
<Right from the start the mama-san kept us apart. I never saw my sister except when I went to the bathroom I would sometimes see her in another room. I wanted to go to her and talk but it was forbidden. After a while we were both sold to new brothels and I never saw her again>
Übersetzung: <Seit dem Beginn im Bordell hat die mama-san uns auseinandergehalten. Ich sah meine Schwester nie mehr ausser wenn ich zum Badezimmer ging, wo ich sie manchmal in einem anderen Zimmer sah. Ich wollte zu ihr gehen und reden, aber das war verboten. Nach einer Weile wurden wir beide an neue Bordelle verkauft und seither habe ich sie nie mehr gesehen.>
6.18: Das System der Schuldensklaverei
Folter mit Schuldensklaverei mit bis zu 300% Zins
Die effizientesten mama-sans üben die Frauen eine total strenge Kontrolle, was dann den mama-sans zugutekommt. Die Schuldensklaverei wird derart gegen die betroffenen Mädchen und Frauen manipuliert, dass der maximale Gewinn dabei herauskommt. Aus Delhi liegen Berichte vor, dass BordellbesitzerINNEN die Zinsen auf 300% pro Jahr hinaufgeschraubt haben [13].
[13] S.A. Lalitha and S.C.N. Shalini: Women Soliciting Change (New Delhi: India Social Institute and the Joint Women's Program, 1996), S.24
Wenn solche Zinsraten auf die Anfangsschuld angewendet werden, dann kann es Jahre dauern, bis alles abbezahlt ist.
[Die Nazis im asiatischen Sexgewerbe sind die FRAUEN - was zu beweisen war].
Beispiel: Folter mit Schuldensklaverei in Kalkutta 12 Jahre lang ohne Rechnungen
Eine Sexarbeiterin in Kalkutta in ihren letzten 20er-Jahren erklärte, wie ihr die Schulden angelastet wurden, um sie zu kontrollieren:
[Die Nazis im asiatischen Sexgewerbe sind die FRAUEN - was zu beweisen war].
<I worked in the chukri [bonded labor] system for twelve years because my debt was big and it never went down and I could not pay it off. Most of the clients were good but it was difficult to refuse them because the brothel owner decided who we would accept and how much it cost. She said I had to entertain them because otherwise I would never be free. I wasn't paid any money for twelve years. I only got tips.>
Übersetzung: <Ich arbeitete 12 Jahre lang im Chukri-System [Schuldensklaverei], weil meine Schulden hoch waren und nie zurückgingen und ich konnte das nicht zurückbezahlen. Die meisten meiner Kunden waren gut, aber es war schwierig sie abzulehnen, weil die Bordellbesitzerin entschied, wen wir zu akzeptieren hatten und wie hoch der Preis war. Sie sagte, dass ich sie unterhalten müsste, sonst würde ich nie frei werden. Ich bekam nie irgendwelches Geld - 12 Jahre lang. Ich bekam nur die Trinkgelder.>
Beispiel: Folter mit Schuldensklaverei in Kambodscha und Körperinspektion, ob Trinkgelder irgendwo versteckt sind
Ein Mädchen aus Kambodscha erklärte, wie die Geschäftsmethoden in ihrem Bordell funktionierten:
<The mama-san was very clever and very cruel. She chose my clients and told me to entertain them. I couldn't say no. And I never got any money. The mama-san would even check my body after a customer had been and she would take away any tips.>
Übersetzung: <Die mama-san war sehr gerissen und sehr grausam. Sie wählte mir die Kunden aus und befahl mir, sie zu unterhalten. Ich durfte nicht Nein sagen. Und ich habe nie Geld bekommen. Die mama-san führte nach dem Kundenbesuch sogar noch eine Leibesvisitation durch und allfällige Trinkgelder wurden mir auch noch abgenommen.>
6.19: Isolation und Verfrachtung von Mädchen und junge Frauen von Stadt zu Stadt - Flucht und Rache
Frauen werden absichtlich in Einsamkeit und ohne Orientierung gehalten, um den Grad der Kontrolle über sie zu erhöhen. In Ländern wie (S.179)
Japan und Kambodscha werden Mädchen von Etablissement zu Etablissement verschoben, zum Teil, um der Kundennachfrage nach neuen Frauen nachzukommen, und auch, um bei den Frauen das Gefühl zu verstärken, dass sie verletzlich sind und dass sie keine Kontrolle über ihr Leben haben. In Kambodscha werden Mädchen weiterverschoben, wenn Bordellbesitzerinnen sich gewahr werden, dass eine Familie versucht die Spur der Tochter zu verfolgen. Eine ähnliche Praxis besteht in Thailand.
Sogar Frauen, denen die Flucht gelingt, leben dann in einer Angst, wieder eingefangen zu werden. Die Zufluchtsstätten für junge Frauen, denen sei Dank die Flucht aus dem Bordell in Phnom Penh gelungen ist, sind dabei nur schwer zu finden. Und das steckt auch eine Absicht dahinter. Einige sind sogar befestigt, weil bewaffnete Männer der Bordelle [die bezahlte Bande der brutalen mama-san] dann danach streben, die Frauen mit Gewalt zurückzuverlangen, um ihre Investition zurückzuerhalten.
6.20: Wiederverkauf von Mädchen und Frauen an andere Bordelle - und die Schuldensklaverei beginnt von neuem
Wenn eine Frau von einem zu einem anderen Bordell verkauft wird, so ist dies ein grosser Vorteil, weil die Frau damit in eine neue Zeit der Schuldensklaverei verdammt wird. Sie wird an einen neuen Besitzer verkauft, und dann muss sie eine weitere Schuld zurückzahlen. Es ist für Bordellbesitzer(INNEN) nicht unüblich, Mädchen neu zu verkaufen, die bald das Ende der Zeit der Schuldensklaverei erreichen. Sie werden somit nochmals in einer Sexsklaverei gefangengehalten.
Eine ähnliche Manipulation mit der Schuldenmanipulation findet sich in ganz Asien. In Kambodscha zum Beispiel arrangieren die Bordellbesitzer(INNEN) mit der Polizei, dass die Prostituierte festgenommen wird, wenn sie an das Ende der Sklavenzeit kommt. Die liebe Bordellbesitzer(IN) zahlt der Polizei für die Freilassung der Frau, die dann einen viel zu hohen Preis für ihre Freilassung bezahlen muss. Diese Summe wird dann ihren Schulden dazugeschlagen. Ein weiterer beliebter Trick ist es, für die Frau sie Situation so zu arrangieren, dass sie geschlagen wird und dann eine medizinische Behandlung benötigt. Wieder kann sich die BordellbesitzerIN als Retterin aufspielen, bezahlt die Kosten der Behandlung - schlägt aber alles auf die Schulden der betroffenen Frau dazu.
[Die Nazis im asiatischen Sexgewerbe sind die FRAUEN - was zu beweisen war].
6.21: Sicherheitswachen in und um das Bordellgefängnis
Effizient arbeitende BordellleiterINNEN brauchen eine gute Security. Das gilt vor allem für Länder, wo Prostitution technisch illegal ist, oder wo eine grosse Anzahl Frauen physisch in das Sexgewerbe gezwungen wird.
Beispiel: Razzia in einem Bordellgefängnis "Max 29" in Malaysia
Eine Razzia in einem malaysischen Bordell im Juli 1997 illustrierte, wie die Verbindungen sind, die BordellbesitzerINNEN haben, um für Verschwiegenheit und Sicherheit zu sorgen. Das Bordell-[gefängnis] "Max 29" war das grösste, wo jemals (S.180)
eine Razzia im Lande stattfand: Aus dem Gefängnis-ähnlichen Bordell wurden 37 Frauen gerettet, das einer Festung glich. Es war im zweiten und dritten Stockwerk eines Gebäudes eingerichtet, und der einzige Zugang ging durch eine schwer bewachte Dreifach-Stahltüre. Innerhalb des Bordells gab es für die Frauen Verstecke und viele kleine Zimmerchen, wo sie bis zu 12 Kunden pro Tag dienten. All das Geld von der Sexarbeit ging direkt an die BordellbesitzerIN, und die Frauen durften nicht hinausgehen.
Thailändische Mädchen werden mit falschen Versprechungen mit einem "Job" nach Malaysia gelockt - Kunden helfen dem Opfer mit einem Handy
Die jungen Thai-Frauen, die dort gefangengehalten wurden, waren durch die Versprechung einer Arbeit, vor allem als Haushaltshilfe, nach Malaysia gegangen, und sie hatten es dann geschafft, in der Aussenwelt einen Alarm zu schlagen und ihre Not zu schildern, als eine der Frauen einmal Zugang zu einem Handy eines Kunden bekam und nach Hause telefonieren konnte [14].
[14] 'Thai Girls Rescued from a Kuala Lumpur Brothel'; Global Alliance Against the Traffic in Women Newsletter, Oktober-Dezember 1997
Die Aufdeckung des Bordell-[gefängnis] "Max 29" und die Aufdeckung der Bedingungen, unter denen die Frauen dort gefangengehalten wurden, bestätigt die Anschuldigungen der thailändischen Sexarbeiterinnen gegen das malaysische Bordell.
Malaysische Männer gehen nach Thailand in Bordelle
In Malaysia ein Bordell zu betreiben scheint in Malaysia mit sehr viel mehr Risiko behaftet als in Thailand, und viele malaysische Männer reisen nach Thailand, um sexuelle Dienstleistungen zu kaufen. [Scheinbar ist in Malaysia etwas mit den Vorschriften gegen Liebe nicht in Ordnung, wie es scheint].
Malaysische Bordelle mit vielen Verstecken für den Fall von Razzien - verborgene Bedingungen für Mädchen und Frauen in Malaysia
Thailändische Frauen, die in Malaysia gearbeitet haben, berichten von extrem durchtriebenen Kontrollmethoden und Ausredestrategien, denn in den dortigen Bordellen existieren Geheimräume und geheime Korridore, um die Frauen im Falle einer Razzia zu verstecken. Auffallend ist, dass dort nur wenige aktive Organisationen in Sachen Rechte der Sexarbeiterinnen und der verkauften Frauen in Malaysia tätig sind. Wir sollten nicht annehmen, dass deswegen das Problem der Prostitution in Malaysia nicht existieren würde. In Tat und Wahrheit ist wahrscheinlich sogar das Gegenteil der Fall [mit ähnlichen Bedingungen wie in Pakistan]. Die Macht und die Kontrolle der Betriebsleitung geht unverändert weiter, sogar in solchen Gebieten, wo die Sexindustrie sich aufspaltet, neue Sektoren entwickelt und sich von den traditionellen Bordellsektoren wegentwickelt.
Da diese neugebildeten Sektoren der Industrie nun besser durchorganisiert sind, so sind dort Druck und Kontrolle weniger offenkundig. Vielleicht sind die neuen Strukturen aber sogar noch viel schlimmer.
6.22: Strukturen in Japan: Mädchen in Hotels und Autos weichen der polizeilichen Verfolgung aus
Teile der Sexindustrie in Japan werden fast unsichtbar und können kaum noch beobachtet werden. In einigen Fällen haben verkaufte Mädchen keine Basis mehr. Sie leben oder arbeiten nicht mehr in Bordellen, sondern sie werden in Autos herumgefahren, während man am Handy auf einen Anruf ihres Bosses wartet, um Angaben zu erhalten (S.181)
in welchem Hotel der nächste Kunde sein wird. Diese Mädchen beklagen, dass sie nicht wissen, für wen sie überhaupt arbeiten, und dass sie nie ihren Chef gesehen haben. Sie leben in kleinen Hotels oder Appartements und werden zur Arbeit von einem Fahrer aufgesammelt, der auch nicht weiss, wer die Mädchen beschäftigt [15].
[15] Die Angaben stammen vom Personal der Organisation "HELP Asian Women's Shelter", Tokio, Japan
6.23: Prinzip: Wirtschaftskrisen provozieren strengere Regeln für Prostituierte
Die letzte Wirtschaftskrise in Japan war übrigens eine schlechte Nachricht für Asiens Prostituierte, nicht weil die Nachfrage durch Kunden zurückging - denn im Bordellsektor hatte dies nur eine minimale Reduktion zur Folge - sondern weil es den Bordell- und Clubbesitzern ermöglichte, weitere Entschuldigungen vorzubringen, um die Kontrolle über die Frauen zu verschärfen. In Bangkok, so berichteten Sexarbeiterinnen der Oberschicht, die sogar frei auf eigene Rechnung arbeiten können, installierten die BordellbesitzerINNEN eine neue Nachfrage für sie. Mädchen, die in Clubs in Patpong arbeiteten, wurden nicht mehr rausgelassen und wurden gezwungen, auf der Couch zu schlafen, so dass sie jederzeit 24 Stunden Tag und Nacht für die sexuellen Dienstleistungen im Hinterzimmer zur Verfügung stehen würden [16].
[16] Die Angaben stammen von Suryang Janyam von der Organisation "EMPOWER", Bangkok.
6.24: Prinzip: Der Einzug des Passes durch die Bordellbesitzer oder Manager
In den entwickelteren Teilen der Region ist eine andere, ausgefeilte Technik der Geschäftsführung am Werk, um verkaufte Frauen in Abhängigkeit von ihrer BordellbesitzerIN und ManagerIN zu halten. Man konfisziert einfach den Pass der Frau. Das ist eine effektive Massnahme, weil es die Mobilität der Frau verhindert und ihr den Rechtsstatus nimmt.
[Das gilt aber nur für Frauen, die einen Pass haben. In vielen asiatischen Ländern und auch in latein-"amerikanischen" Ländern leben viele Frauen ein Leben lang ohne Pass, weil dort die Armut und Nationalstolz keine internationalen Reisen zulässt].
In Taiwan ist die Konfiskation des Passes bei weitergereichten verkauften Sexarbeiterinnen eine normale Einschränkung. Da viele dieser Frauen ohne Arbeitsvertrag arbeiten, sind sie dadurch in einer unvergleichlich verletzlichen Position, und ironischerweise entwickeln dann viele noch den Glauben, dass ihr über alles herrschende Boss die einzige Person sei, die sie vor der Polizei beschützen könne.
Genau dasselbe findet in Japan statt. Die Studie über 100 Filipina-Frauen, die nach Japan verkauft worden waren, fand heraus, dass bei der Ankunft bei 84 Frauen der Passport konfisziert worden war [17].
[17] International Organization for Migration: Trafficking in Women to Japan for Sexual Exploitation, S.36
Erst vor der Abreise wurde ihnen der Pass wieder herausgegeben [wenn der Hauptbetrug vorbei ist und nur die Hälfte des versprochenen Gehalts übergeben wird].
[Die Konfiskation des Passes ist auch in Bordellen in Europa üblich - ist eine ganz normale Epressung im Sexgewerbe - zum Beispiel mit Ungarinnen oder mit Mädchen aus der Karibik in der Schweiz].
6.25: Veränderungen in der Sexindustrie - oder keine Veränderung
Die Struktur der Sexindustrie ist sich in Asien am Verändern, wie auch in der restlichen Welt. Aber die alten Strukturen mit Macht und Kontrolle bleiben gleich (S.182).
In den entwickelteren Teilen der Region [Asiens] scheint die Industrie verschieden, weil sie mehr durchorganisiert ist. Nichtsdestotrotz sind die Geschichten von den Frauen immer noch ähnlich wie die Geschichten von vor 50 Jahren. Nur die physische Umgebung hat sich verändert. Im wohlhabenderen Asien haben die Sexarbeiterinnen vielleicht besseres Essen, arbeiten in Establishments mit Klimaanlage und werden mit Handys kontaktiert, aber die Machtstrukturen, die sie an diesen Platz der Welt gebracht haben, sind genau dieselben. Wir können garantieren, dass in den nächsten 50 Jahren sich die Grundstrukturen der Prostitution kaum verändern wird. Alles wird weiter ähnlich ablaufen, nur wird das Geschäft akzeptabler, weil der Lebensstandard sich erhöht, weil neue Technologien entwickelt werden, und weil das sexuelle Verlangen immer kommerzieller gesteuert wird.
In den von Armut betroffenen Gebieten in Asien sind die Strukturen im Vergleich zu vor 50 Jahren sehr ähnlich, weil sich die Lebensqualität in diesen Ländern kaum verändert hat
[bzw. die Armut auf dem Land ist in Asien von der Regierung so gewollt, so dass immer ein Strom junger Frauen in die Bordelle kommt, verkauft oder freiwillig. Dieser Rassismus gegen die Landbevölkerung ist ein Rassismus der hohen, politischen Frauen und Männer gemeinsam].
Beispiel Prostitutionsbezirk Kirdipur [Sonagatschi?] in Kalkutta: Schlechtere Bedingungen wegen zu vielen armen Mädchen (!)
[Kirdipur ist eine Stadt in Nepal].
Eine Sexarbeiterin im Ruhestand, die zur Bordellleiterin geworden ist, die in ihren späten 60ern ist und immer noch im Rotlichtbezirk Kirdipur in Kalkutta arbeitet, erklärte, wie die Sexindustrie sich in ihrer Form die Jahre hindurch verändert hat, während viele alten Verhaltensweisen erhalten blieben:
<I have been here for about fifty years. I was trafficked from Bangladesh. Many girls still come from the area around my own village, so things are the same now as then. The trafficking was the same. But some things are different [today]. Conditions are much worse these days. Before, there wasn't so much competition. We could make a better living and live quite well. Now all the girls are poorer. There are so many poor girls and they compete against each other and drive down the price. And there are always new girls so the older ones get paid less if they want customers. It was much better when I was young.>
Übersetzung: <Ich bin nun ungefähr 50 Jahre hier. Ich wurde von Bangladesch hierher verkauft. Viele Mädchen kommen noch von dort aus der Region von meinem Dorf, und so die Dinge sind früher und heute dieselben geblieben. Der Ablauf beim Verkauf war derselbe. Aber einige Dinge sind [heute] anders. Die Bedingungen sind heute viel schlimmer. Vorher gab es nicht so viel Konkurrenz. Wir konnten uns mehr verdienen und das leben war wirklich gut. Heute sind alle Mädchen ärmer. Es sind da so viele arme Mädchen und sie machen sich noch gegenseitig Konkurrenz und so treiben sie den Preis hinunter. Und es kommen immer wieder neue Mädchen, so dass die älteren immer weniger bezahlt bekommen, wenn sie Kunden haben wollen. Es war schon viel besser, als ich noch jung war.>
Beispiel Pakistan: Frau wird von Ehemann zu Ehemann verkauft und arbeitet für die Ehemänner als Prostituierte - kein Wandel
Eine ältere Prostituierte in Pakistan erzählte eine ähnliche Lebenserfahrung im Sexgewerbe ungefähr vor 40 Jahren (S.183):
<I came from a village in India. My family was quite well-todo and I went to school. One day when I was on my way to school some men kidnapped me and took me to a place a long way from my home. I was about twelve years old and I was married to a man who was middle-aged. He had a cart - and carried goods for people. He also sold me to lots of men. For a long time I was locked in a room and tied with a chain so that I wouldn't run away. After a while I didn't want to run away and I stayed with the man. He had another wife who was older. After about ten years he divorced me and I married another man. i did the same kind of work and entertained men who came to the house. After that husband I had two others. I never had children. I don't know why. I would have liked to have some children but God did not bless me with any.>
Übersetzung: <Ich kam aus einem Dorf in Indien. Meine Familie war ganz gut und ich ging zur Schule. Eines Tages auf dem Schulweg entführten mich ein paar Männer und brachten mich an einen Ort weit weg von zuhause. Ich war ungefähr 12 und ich wurde dann an einen Mann verheiratet, der im mittleren Alter war. Er hatte einen Handwagen - und so transportierte Güter für die Leute. Er verkaufte mich auch an viele Männer. Für eine lange Zeit wurde ich in einen Raum eingesperrt und angekettet, um nicht wegzulaufen. Nach einer Weile wollte ich nicht mehr weglaufen und blieb dann bei diesem Mann. Er hatte eine weitere Frau, die älter war. Nach ungefähr 10 Jahren wurde ich von ihm geschieden und ich heiratete einen anderen Mann. Und ich tat dieselbe Art Arbeit und unterhielt die Männer, die ins Haus kamen. Nach diesem Ehemann hatte ich noch zwei weitere. Ich weiss nicht warum. Ich hätte gerne Kinder gehabt, aber Gott hat mich nicht dafür gesegnet.>
6.26: Sexindustrie ist ein männliches Produkt (sagt Louise Brown) - die Sexindustrie ist ein weibliches Produkt (sagt Michael Palomino)
Autorin Louise Brown behauptet, die Sexindustrie würde nur für die Männer arbeiten und würde nur von Männern geleitet
Sogar in den armen Teilen Asiens, wo der Wechsel in die schnelle, wirtschaftliche Entwicklung sich plötzlich ereignete, können wir garantieren, dass die Sexindustrie sich an die neuen Bedingungen anpassen wird. Sie vollendet dieses Kunststück bereits in den Gesellschaftsschichten der Oberklasse. Es könnte eine professionellere und ruhmreichere Industrie werden, aber die Strukturen der Geschäftsleitung bleiben dabei eben dieselben. Arbeiterinnen können innerhalb der Industrie mehr Macht bekommen, aber die Industrie selbst wird immer gleichbleiben, ein Produkt der Männer. Was auch immer die kurzzeitigen Profite für erfolgreiche, weibliche Prostituierte ausmachen und für jene Frauen, die es ins Management schaffen, die Sexindustrie arbeitet immer zuerst für die meisten Männer und zum Schaden der meisten Frauen.
[FALSCH: Die Sexindustrie arbeitet vor allem für und durch FRAUENDas ist genau, wieso alles so erfolgreich abläuft.
-- die Mütter, die die Töchter verkaufen sind FRAUEN
-- die Bordellbesitzerinnen und ihre Familien sind FRAUEN
-- viele Menschenhändlerinnen sind FRAUEN
-- Männer kommen nur als Menschenhändler und als Zuhälter in Frage, aber vor allem die Zuhälter in den Bordellen sind FRAUEN, es sind die Bordellbesitzerinnen
-- und Männer sind jeweils die Kunden, die Geld abliefern und oft sogar noch helfen wollen, manchmal aber auch sogar beklaut werden].
[FALSCH: In der Sexindustrie sind FRAUEN an den Schaltstellen
Das Sexgewerbe ist erfolgreich, weil die FRAUEN die Töchter verkaufen, weil die FRAUEN die Bordelle und Bordellgefängnisse manipulieren mit Folter und Erpressung und Ausbeutung der Mädchen und der jungen Frauen. Diese älteren FRAUEN leiten die Bordelle und sind die Ersatzmütter für die Mädchen und jungen Ladys. Dies ist die hauptsächliche Fälle im Bordellgeschäft - nicht die Männer.
UND: Es fehlt die Legalisierung der Prostitution
Der wichtigste Punkt ist, dass die Prostitution vor allem in Asien von den Regierungen immer noch als illegal eingestuft wird, so dass niemand irgendwelche Rechte hat und die Prostituierten dann rechtlos dastehen. Die schuldigen Personen in den Regierungen mit ihren FamilienministerINNEN, KulturministerINNEN und ErziehungsministerINNEN sind für dieses Thema der Prostitution in einem Land verantwortlich und seit 20 Jahren sind das meistens FRAUEN und es ändert sich eigentlich NICHTS.
UND: Die Beseitigung der Armut auf dem Land fehlt
Armut ohne Ende ist der Hauptgrund für Prostitution in Asien. Armut kann überwunden werden
-- mit einem Finanzausgleich zwischen armen und reichen Teilen des Landes
-- mit der Installation von sozialen Institutionen, z.B. die Einführung einer Witwenrente
-- und indem die Industrie auch auf dem Land gute Arbeitsplätze schafft und nicht nur in den Städten.
Verantwortlich für diese Themen sind Frauen und Männer GEMEINSAM, um die Familien auf dem Land aus der Armut zu befreien.
Der Auftrag an die Feministinnen: Genau lesen
Alle Feministinnen wie die Runzeltante Alice Schwarzer, die seit 50 Jahren die Männer "fertigmachen", erhalten somit den Auftrag zu erkennen, dass zumindest in Asien die FRAUEN den Hauptbeitrag zur Prostitution leisten, auch zur Kinderprostitution].
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Quellen^