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Sexsklaverei mit Mädchen- und Frauenhandel in Asien
(aus: Sex slaves: trafficking of women in Asia)
Kapitel 7: Das Gesetz - Teil 2
von Louise Brown
Teil 2: 7.11: Pakistan: Vergewaltigung mit der Folge, eine Prostituierte zu werden -- 7.12: Das Gesetz im Zusammenhang mit "Unfällen" oder Bestechungsgeldern -- 7.13: Die Legalisierung der Prostitution und die neuen Möglichkeiten -- 7.14: Polizei, Schutzgelder und sexuelle Dienste für die Polizei in der Prostitution -- 7.15: Gesetz zum Verbot der Sklaverei und des Menschenhandels - Mentalitätsfragen
übersetzt, präsentiert und mit Untertiteln von Michael Palomino (2014)
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Literaturempfehlung
-- Human Rights Watch / Asia: Rape for Profit: Trafficking of Nepali Girls and Women to India's Brothels
-- Gauri Pradhan: 'The Road to Bombay: Forgotten women'; In: ABC Nepal: Red Light Traffic: The Trade in Nepali Girls (Kathmandu, 1996)
-- Lin Lean Lim: The Sex Sector
-- Annuska Derks: Trafficking of Vietnamese Women and Children to Cambodia (Geneva: International Organization for Migration, 1998)
-- Indian National Commission for Women: Societal Violence [violence in the society]
-- Shamim und Kabir: Child Trafficking: The Underlying Dynamics (Dhaka: Center for Women and Children's Studies, 1998)
-- Center for Women and Children's Studies: Trafficking and Prostitution (Dhaka, April 1997)
-- Asia Watch Report: Double Jeopardy [danger], January 1991
-- Government of Pakistan: Report of the Commission of Inquiry for Women (Islamabad, August 1997)
-- Human Rights Commission of Pakistan: State of Human Rights in 1997 (Lahore, 1998)
7.11: Pakistan: Vergewaltigung mit der Folge, eine Prostituierte zu werden
[Pakistan ist ein islamisches Land ohne Aufklärung in Sachen Sexualität und Zärtlichkeit. Die Gesetze gegen freie Liebe sind sehr streng, und die Angst ist gross, dass man mit dem Gesetz in Konflikt kommt, weil die Rache eine konstante Bedrohung darstellt. Diese Bedingungen sind nicht nur in Pakistan so, sondern auch in Süd-"Amerika" in vielen unterentwickelten "christlichen" Ländern mit ihren "Racheaktionen" ("venganzas"). Auch in Peru existiert dieser "Brauch" auf dem Land, dass vergewaltigte Frauen ihren Vergewaltiger heiraten müssen - genau, so ist die Wahrheit. Schauen wir und Pakistan an. Leider sind positive Fälle mit Arrangements ohne Gewalt wieder einmal nicht erwähnt. Es ist nicht einmal eine Prozentquote angegeben, und damit ist das Werk wohl eine gute Datensammlung, aber leider nicht sehr wissenschaftlich!]
Vergewaltigung in Gesellschaften mit hoher Kontrolle - NGO gegen Vergewaltigung in Pakistan - niemand will eine vergewaltigte Frau - möglich Prostitution und Schweigen
Grundlegend macht es keinen Unterschied. In Gesellschaften, wo auf die Jungfräulichkeit besonderen Wert gelegt wird, und wo die weibliche Sexualität scharf kontrolliert wird, dort kann eine Vergewaltigung der Frau dann jegliches Selbstwertgefühl nehmen, und dann ist eine Vergewaltigung die Vorstufe für die Prostitution. In Pakistan ist eine NGO tätig mit dem Namen "Krieg gegen Vergewaltigung" ("War Against Rape"), die den Opfern von sexuellem Missbraucht zuhilfe kommt, und die sie begleitet, in ein normales Leben zurückzukehren [8]. [Nun, nach einer Vergewaltigung in ein "normales Leben" zurückzukehren ist unmöglich, aber die Sexsklaverei verhindern ist dabei wohl gemeint].
[8] Die Angaben kommen von der NGO "War Against Rape" in Lahore, die bei der Arbeit mit Vergewaltigungsopfern eine grosse Erfahrung haben.
Die Aufgabe der Organisation ist gigantisch, weil die Vergewaltigungsopfer von grossen Teilen der Gesellschaft als Beschämung angesehen werden, und sie werden auch beschuldigt, den Vergewaltiger dazu gereizt zu haben, indem sie ihm zur Verfügung standen. Dies wird auch immer bei sexuellem Kindsmissbrauch angeführt. Um das Problem noch zu verschärfen, wird eine vergewaltigte Frau auch noch als Kandidatin angesehen, sie weiter sexuell zu missbrauchen. Sie wird eine öffentliche Ware, und da sie dann niemand mehr heiraten will, so werden vergewaltigte Mädchen dann oft auch noch in die Prostitution gezwungen und finden sich in der Prostitution wieder.
Die kulturellen Denkstrukturen lassen dort keine anderen Handlungen zu und so sind die Frauen dort (S.198)
auf diese Art und Weise blockiert. So ist es keine Überraschung, dass Frauen in Pakistan, die in der Sexsklaverei gelandet sind, gar nichts mehr gegen die Männer sagen, von denen sie in die Prostitution verkauft und dorthin gezwungen werden.
Das Handlungsmuster in religiöser, sozialer und kultureller Hinsicht entmutigt die Frau, sich weiter zu beklagen. Viele Eltern ziehen es vor, die Tochter in die Prostitution zu bringen, als irgendeine Aktion gegen jene zu unternehmen, die sie in das Sexgewerbe gezwungen haben oder sie ermutigt haben, dorthin zu gehen. Sie handeln so, um selbst keinen Schaden zu erleiden, und sie handeln in diesem Sinne dann sogar noch für die Tochter. Sie reden dann einfach nicht über ihre Schande, während sie in den Hinterhöfen von vielen Männern schlecht behandelt werden. Viele Frauen haben auch Angst [denn eine vergewaltigte Frau umzubringen scheint in Pakistan nicht viel zu bedeuten]. In ganz Asien haben die verkauften Frauen und die Frauen, die in die Sexsklaverei gezwungen werden, eine grosse Angst, dass wenn man über das Thema redet, dies ihre Position und ihr Leben sowie das Leben der Familienangehörigen weiter gefährdet.
7.12: Das Gesetz im Zusammenhang mit "Unfällen" oder Bestechungsgeldern
"Unfälle" in Japan, um rebellische, thailändische Prostituierte zu beseitigen
Während meines letzten Aufenthalts in Japan im August 1999 sprach das Personal einer NGO, die mit Frauenangelegenheiten zu tun hat, über ihren eigenen Ärger und Traurigkeit, verursacht durch eine verdächtige Tragödie, die sich kürzlich ereignet hat. Eine der thailändischen Frauen, die Opfer von Menschenhandel und sexuellem Missbrauch in Japan geworden sind, hatte einen unglaublich mutigen Schritt unternommen und Beweise gegen ihre Fänger und Verkäufer vorgelegt. Die Frau ist dann noch während des hängenden Prozesses [als Leiche] nach Thailand zurückgekehrt. Diese angstlose Frau wurde bei einem Verkehrsunfall getötet, bevor sie noch ihre Aussage vor Gericht machen konnte.
In Gebieten, wo Menschenhandel in die Prostitution eine lokale Spezialität darstellt, herrscht für die Mädchen ein enormer, sozialer Druck, den Mund zu halten, und um das System durch das Schweigen am Laufen zu halten. Beweise gegen die Anwerber [meistens FRAUEN], Agenten [meistens FRAUEN] und Bordellbesitzer [meistens FRAUEN] vorzulegen wird als ein Verrat angesehen, und wird als ein Angriff gegen die eigene Familie und gegen die ganze Gemeinde betrachtet. Die Mädchen riskieren [im Falle der Rebellion gegen das Schweigen] dann eine Anschuldigung. Ausserdem ist da auch politischer Druck und der Druck des Geldbeutels.
Bestechungsgelder in Nepal oder Prozessmanipulationen in Indien mit nepalesischen Prostituierten
Nepalesische Frauen zum Beispiel werden eingeschüchtert, und es werden Bestechungsgelder gezahlt, um Gerichtsfälle nicht weiterzuverfolgen [9].
[9] Human Rights Watch / Asia: Rape for Profit: Trafficking of Nepali Girls and Women to India's Brothels (New York, 1996), S.57
Die Menschenhändler werden auch auf Befehl von nepalesischen Politikern freigelassen [10].
[10] Gauri Pradhan: 'The Road to Bombay: Forgotten women'; In: ABC Nepal: Red Light Traffic: The Trade in Nepali Girls (Kathmandu, 1996), S.38
Und Fälle laufen auch einfach im Sande und werden nicht weiterverfolgt, weil plötzlich Beweise fehlen, was wiederum sehr verdächtig ist [Beweisvernichtung durch die bestochene Justiz].
7.13: Die Legalisierung der Prostitution und die neuen Möglichkeiten
Die Legalisierung der Prostitution würde mehr Missbrauch erlauben - oder würde den Betroffenen mehr Rechte geben
Eine Denkrichtung argumentiert, dass viele Missbräuche in der Sexindustrie vermieden würden, wenn Prostitution legalisiert wäre. Dieses Argument (S.199)
lässt das wichtigste Element der Sache aus. Der grösste Missbrauch ist es, dass Sexualität überhaupt käuflich ist, und dass Leute - speziell Frauen und Kinder, aber auch Männer - wegen ihres Körpers und ihrer sexuellen Funktionen beurteilt werden. Aber sogar wenn wir diesen grundlegenden Punkt auslassen, dann ist die These einer Legalisierung mit der Behauptung, es würde Missbrauch dann reduziert, schwierig zu verstehen, speziell im Zusammenhang mit den asiatischen Gesellschaften. Lalitha Nayak vom Vereinigten Indischen Frauenprogramm [India's Joint Women's Program] ist eine Aktivistin, die auf dem Thema Menschenhandel und Prostitution in Indien arbeitet. Ihre Ansicht über die Legalisierung von Prostitution ist sehr klar. Sie steht dem sehr feindlich gegenüber, und diese Meinung ist auch repräsentativ für viele andere Aktivistinnen in Südasien, die sich dieser Meinung angenähert haben. Eine Legalisierung, so argumentiert sie, wird die Sache nur verschlimmern, weil es Familien und Männern die Bewilligung geben wird, die Frauen dann legal auszubeuten und zu missbrauchen. Wenn man die Beschränkungen bei der Prostitution in einer Gesellschaft aufhebt, wo Frauen entwertet werden, dann wird der Missbrauch eigentlich nicht aufhören. Stattdessen wird es noch dazu ermuntern. Die derzeitigen Gesetze sind vielleicht nicht gut, aber sie sind ein Minimum an Richtlinie und Verteidigung gegen noch grösseren Missbrauch.
[FALSCH: Die Legalisierung von Prostituierten ist positiv - die PunkteThailand: Prostitution ist eine "Art Arbeit"
-- die Legalisierung der Prostitution wird den Frauen ein Recht geben, sich darüber zu äussern, und wenn Prostitution illegal ist, besteht quasi ein Redeverbot
-- die Legalisierung der Prostitution wird Missbrauch eliminieren, weil die Kontrollen dann offiziell durchgeführt werden und die Rechte der Prostituierten offiziell anerkannt werden
-- die Legalisierung der Prostitution kann dazu führen, dass noch mehr Organisationen sich den Prostituierten annehmen, weil dies dann offiziell möglich ist, was nicht so ist, wenn die Prostituierten als illegal gelten
-- und eine Legalisierung der Prostitution kann auch die Möglichkeit ergeben, ein offizielles Einkommen zu haben und Steuern von den Prostituierten einzuziehen.
Somit sind alle Argumente gegen die Legalisierung der Prostitution ungültig, weil die soziologische Entwicklung nicht berücksichtigt wird. Natürlich sollte ein Land ein nationales Geburtsregister haben, um das Alter zu kontrollieren, und in tropischen Regionen ohne gutes Erziehungssystem sollte das Limit 16 Jahre betragen. Es kommt dabei auf andere Faktoren an, die sich ausserhalb der Prostitution abspielen:
-- auf das Erziehungssystem
-- auf die Möglichkeit von guten Jobs und Arbeitsplätzen, und
-- auf die Möglichkeit, auf frei verfügbaren Sportstätten Sport innerhalb der Gemeinde zu treiben, um das Selbstwertgefühl zu steigern.
Wenn Prostitution eine attraktive "Lösung" für die Familie darstellt, dann ist etwas mit diesen oben genannten Punkten nicht in Ordnung. Ausserdem sind da noch der Alkoholismus und die Drogenabhängigkeiten, die besser kontrolliert werden können, wenn Prostitution legal ist. Leider ist kein einziger dieser Punkte im Buch von Louise Brown als Faktor erwähnt].
Da ist noch ein anderer Weg in die Prostitution, und dieser ist speziell in Thailand sehr beliebt. Diese Ansicht akzeptiert die Prostitution als eine Art Arbeit, und diese Ansicht meint, dass die Sexindustrie entkriminalisiert werden sollte, legalisiert werden sollte und so ablaufen sollte wie die Gesetze und Klauseln bei anderen Industriezweigen.
[Eine solche offizielle Legalisierung der Prostitution ist in Thailand bis 2013 nicht vollzogen worden].
Die Legalisierung von Prostitution würde offizielle Statistiken bringen - und die Möglichkeit, Steuern zu erheben
Ein Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (International Labor Organization) von 1998 über das Prostitutionsgewerbe in vier Ländern Südostasiens hat die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, was den Umfang der Industrie angeht, wie wenn dies ein Argument für eine Legalisierung wäre [11].
[11] Lin Lean Lim: The Sex Sector.
Die Studie bringt die Wichtigkeit des Sexgewerbes an den Tag mit der These, dass die Realisierung eines Gesetzes für die wirtschaftlichen Grundlagen dieser Länder positiv wäre. Es könnten dann Statistiken über den Umsatz des Sexgewerbes aufgestellt werden, wobei es sich um ein widerliches, einheimisches Produkt handelt, und die lukrative Industrie könnte dann auch besteuert werden. Der Staat nicht einmal die nur noch korrupten Individuen darin, würden in grossem Stiel von der Expansion dieses Geschäftsbereichs profitieren.
[Die Möglichkeit eines Sicherheitssiegels für BordelleAutorin Louise Brown ist gegen eine Legalisierung und schiebt alle Schuld wieder nur gegen die Männer
Die Legalisierung der Prostitution könnte auch mit einer Bewertung der Bordelle einhergehen, welche kontrolliert werden und welche nicht, und welche Steuern zahlen und welche nicht, bei welchen Bordellen die Mädchen und Frauen Gesundheitskontrollen machen und wo nicht. Die Touristen und Lokale könnten dann die sicheren Bordelle mit den Sicherheitssiegeln auswählen].
Die Weltweite Allianz gegen Frauenhandel (Global Alliance Against the Traffic in Women, GAATW) ist eine international tätige NGO mit Basis in Bangkok. Sie bekämpft den (S.200)
Missbrauch in der Sexindustrie und gleichzeitig fördert sie das Konzept der Prostitution als eine mögliche Karriereoption. Frau Siriporn Skrobanek, die Vorsitzende der GAATW, erklärt, dass wir armen Frauen nicht das Recht auf Lebenserwerb verweigern können. Sie besteht darauf: "Frauen sollten das Recht haben auszuwählen, ob sie Sexarbeiterin werden wollen. Das Wichtige dabei ist, dass dies nicht die einzige Wahlmöglichkeit sein sollte." Dieser Denkansatz basiert auf dem gut gemeinten Willen, den Frauen in der Prostitution zu helfen. Aber diese Denkweise ist auch grundlegend negativ, weil dabei die Grundlagen der Sexindustrie akzeptiert werden und nicht nur die Frauen, die sich darin befinden. Wenn dieser Denkansatz realisiert wird, dann ist Prostitution entkriminalisiert und der Verkauf von Frauen würde im Gesetz abgesegnet.
[Nun, genau der Verkauf von Frauen wäre ja nicht mehr möglich, sondern nur noch die freie Wahl. Aber Autorin Louise Brown sieht das nicht...]Die käufliche Sexualität würde durch den Staat eingeschränkt und würde durch Marktmechanismen reguliert. Aber ich würde argumentieren, dass da einige Beschränkungen in der Logik des freien Marktes ergänzt werden sollten, weil der freie Markt nur dann wirklich für die Glücklichsten wirklich frei ist. Arme Frauen und Mädchen werden dabei nicht glücklich. Ihr Glück ist selten wegen ihrer Verletzlichkeit. Da sind viel, viel zu viele Leute, die von ihrer Verletzlichkeit profitieren, um dies auf einem sinnvollen Weg zu lösen.
[Die Legalisierung der Prostitution wird nicht mehr Prostitution bringen, sondern mehr Sicherheit - und weitere Massnahmen zur Reduktion
-- die Regierungen sollten gute Jobs anbieten, auch auf dem Land
-- es fehlen grundlegende, soziale Institutionen wie Witwenrente und Sozialleistungen, und dies würde schon 20% weniger Prostituierte ausmachen und wird verhindern, dass kriminelle Mütter weiter ihre Mädchen verkaufen
-- gute Schulbildung wird den Eintritt von Mädchen in die Prostitution noch einmal reduzieren
-- die Legalisierung von Pornokino wird die Anzahl Kunden in Bordellen um ca. 50% reduzieren
-- eine legale, freie Sexualität zu Hause wird die Anzahl Kunden nochmals reduzieren etc.]
7.14: Polizei, Schutzgelder und sexuelle Dienste für die Polizei in der Prostitution
[Was die Polizei betrifft, so muss man folgendes wissen:
-- die Erziehung der Buben in Asien ist lächerlich OHNE Jugendmagazine, OHNE Jugenderziehung in Sachen Sexualität, und oft wissen die Männer dann absolut NICHTS über Frauen
-- in Vietnam auf dem Lande zum Beispiel schlafen die Väter mit den Söhnen im Hauptraum des Hauses und die Mütter schlafen mit den Töchtern im hinteren Raum des Hauses, so dass ein Sexleben für die Eltern gar nicht mehr existiert
-- in grossen Teilen erziehen die asiatischen FRAUEN ihre Töchter in eine Sterilität hinein und werten alles, was mit Sexualität zu tun hat, als "schmutzig" ab, und die Männer werden in die Bordelle getrieben
-- die sexuelle Frustration in Asien ist total und die Komplexe ebenso, und niemand weiss "warum", weil Gespräche über Sexualität dort tabu sind
-- und es kann sein, dass die asiatische Polizei all die Folter, Manipulationen und Erpressungen, die mit den Mädchen und jungen Frauen in den Bordellgefängnissen durch die kriminellen mama-sans angestellt werden, gar nicht genau sieht.
Vor diesem Hintergrund muss die ungebildete, asiatische Polizei sehen, bei der die Prostituierten oft einfach als "schmutzige" Personen angesehen werden und dann Witze gemacht werden, um Prostituierte abzuwerten und zu beleidigen, statt sie respektvoll zu betrachten und zu schützen, weil Prostituierte die ehrlichsten Personen in Sachen Sexualität sind, und sie leiden dabei oft sehr viel - weil zum Beispiel eben viele durch ihre Mutter verkauft wurden.
Hier sind die Daten von Autorin Louise Brown über die Polizei in Asien in den 1990er Jahren im Zusammenhang mit den Prostituierten - und wieder sind da viele Halbwahrheiten und Ergänzungen]:
Polizeioffiziere mit Bordellen und Menschenhändlern in Nord-Thailand
Die Polizeikräfte geben der Prostitution ihren Segen. Einige sind direkt im Sexgewerbe als Kunden beteiligt, und einige erhalten Schmiergelder und Schutzgelder. Einige Polizeioffiziere besitzen sogar ganze Teile des Sexgewerbes. In Nord-Thailand sind die Polizeioffiziere die Besitzer der Bordelle und sie sind im Mädchenhandel tätig. Sie ergreifen keine Massnahmen gegen die Menschenhändler, weil sie selbst die grösste Gruppe der Menschenhändler stellen.
[Aber der kriminellste Menschenhandel ist immer noch am Anfang: Die MUTTER, die die Tochter verkauft - und dann die mama-san mit Folter, Manipulation und Erpressung, die das dressierte Kind den Kunden anbietet].
Kambodscha: Beziehungen zwischen Polizei, Militär und mama-sans
In Kambodscha hat eine Untersuchung der Internationalen Migrationsorganisation (International Organization for Migration) aufgedeckt, dass viele weibliche Bordellbesitzerinnen mit Polizisten verheiratet waren, und auch mit Militärs und mit Grenzbeamten, oder dass sie sehr enge Beziehungen mit ihnen pflegten [12] [das heisst so viel wie Gratis-Sex].
[12] Annuska Derks: Trafficking of Vietnamese Women and Children to Cambodia (Geneva: International Organization for Migration, 1998), S.35
Die direkte Verwicklung der Polizei in das Management und Besitzverhältnisse der Sexindustrie scheint in Südostasien scheinbar sehr schwerwiegend und ist nirgendwo sonst derart eng verflochten, aber das Handlungsmuster - nicht so das Ausmass - sind überall anzutreffen.
Schutzgelder für die Bordelle, von der Polizei erpresst
Die Polizei und die Arbeit in der Justiz kassieren beim Sexgewerbe grosse Anteile (S.201).
Die Menschenhändler, die Bordellbesitzer [meistens FRAUEN] und die Sexarbeiterinnen bezahlen jeweils Schutzgelder. Da gibt es keine Ausnahme [ausser die Mutter, die das Kind verkauft]. Die Schutzgelder an die Polizei sind dabei der grösste Teil, wo Prostitution als illegal gilt. Viele Bordelle müssen einen erheblichen Teil ihrer Einnahmen an die Polizei bezahlen.
[In diesem Sinn ist das Schutzgeld wie eine Steuer, aber die Polizei versäuft das Geld, oder da kauft jemand ein neues Privatauto, oder ein neues Haus!]Schutzgelder in Indien und in Pakistan
Die indische Polizei nimmt ihren regulären Anteil in Form eines hafta. Eine Untersuchung in Delhi im Auftrag der Indisch-nationalen Frauenkommission (Indian National Commission for Women) deckte auf, dass die Polizei um die 20% der von den Kunden bezahlten Summen abzog, die diese für sexuelle Dienstleistungen bezahlten [13].
[13] Indian National Commission for Women: Societal Violence [violence in the society], S.14
Die pakistanischen Prostituierten bezahlen der Polizei eine wöchentliche Abgabe namens bhatta, um eine Verhaftung zu vermeiden. Und da sind noch andere Abgaben zu leisten. Die Frauen, die in den traditionellen Rotlichtbezirken an der Naipier Road in Karatschi arbeiten, bezahlen der Polizei jedes Mal eine Steuer, wenn sie von ihren Übernachtungsstätten anreisen. Die folgende Aussage über das Abkommen stammt von einer älteren Bordellleiterin:
Schutzgelder in Kalkutta - Schutzgelder schützen vor der Razzia
<The police know who the girls are. We cannot go out of the road without them watching us. They make us pay 500 rupees (6 English Pounds) every time we leave. So we have to pay or the girls get arrested. It's worse now than it was because now the girls have to go out to entertain clients at parties and we have to pay more to the police. Business is bad these days.>
Übersetzung: <Die Polizei kennt die Mädchen. Wir können nicht auf die Strasse gehen, ohne dass sie uns beobachten. Sie verlangen von uns jedes Mal beim Verlassen 500 Rupien (6 Englische Pfund). Also müssen wir bezahlen, um die Verhaftung der Mädchen zu umgehen. Dabei ist es heute schlimmer als zuvor, weil jetzt die Mädchen die Kunden auf Partys unterhalten müssen und wir der Polizei mehr bezahlen müssen. Das Geschäft ist heutzutage schlecht geworden.>
Wenn ein neues Mädchen in einem Bordell in Kalkutta ankommt, wird die Polizei informiert und ein Schmiergeld bezahlt. Ohne die Kenntnis der Polizei läuft in den Bordellen kaum etwas. Und desgleichen läuft in den Hauptquartieren der Polizei auch kaum etwas ohne das Wissen der Bordellbesitzer [meistens FRAUEN]. Wenn eine Razzia geplant wird, dann wird der Polizeioffizier dem Bordell einfach einen Tipp geben und diese Information provoziert dann wieder eine Ladung Schmiergeld. Diese Praxis ist in Asien üblich.
Schutzgelder in Thailand: Zahlung für jede Gesetzesübertretung - Beispiel Mae Sai - thailändische Grenzpolizei verdient viel damit
In Thailand hängt der Betrag der Schmiergelder für einen Polizeioffizier von seinem Rang ab - das heisst, es hängt davon ab, wie viel er riskiert, das Bordell zu schützen - und es kommt auch auf die Anzahl Mädchen in einem Bordell an und auf die Anzahl Gesetze, die dabei gebrochen werden. Eine grosse Anzahl ausländischer Kinder, die als Prostituierte arbeiten, sind dabei gleich doppelt oder dreifach illegal und werden grosse Mengen Schutzgelder für die lokale Polizei provozieren. Gleichzeitig, als dieses Buch geschrieben wurde (S.202)
bezahlten die Bordelle in Mae Sai der Polizei 2600 Baht (43 Englische Pfund) pro Monat für jedes Mädchen, das sich auf ihrem Grundstück befand. Dies entspricht den Kosten von ungefähr 15 sexuellen Dienstleistungen mit einer burmesischen Prostituierten. In anderen Worten, die Polizei erhält einen substantiellen Teil der Einnahmen, die mit sexuellen Dienstleistungen in Mae Sai gemacht werden.
Ein Job als Grenzwächter in einem Gebiet, wo der Menschenhandel eine grosse Bedeutung hat, oder als Polizeioffizier in einem Rotlichtgebiet kann sehr profitabel sein. Deswegen existiert auch eine Konkurrenz, diese begehrten Posten zu besetzen. In vielen Fällen werden sogar Bestechungsgelder bezahlt, nur um einen solchen Posten zu bekommen. [Beispielsweise] konkurrenzieren thailändische Kommandanten darum, Jobs in der Polizeistation von Hat Yai zu erhalten, so dass sie dann Anteile vom lukrativen Sexgewerbe zwischen Malaysia und südthailändischen Bordellen erhalten.
Die burmesischen Prostituierten in Thailand werden dann von den thailändischen Behörden als illegale Einwanderer taxiert. Checkpoints an den Grenzstrassen gibt es genügend wie an den Strassen an der burmesischen oder an der kambodschanischen Grenze. Wenn dann ausländische Prostituierte ins Land verschoben werden, dann wird das problematisch, auch weil die Frauen relativ einfach zu identifizieren sind [burmesische Gesichter, kambodschanische Gesichter]. Das Sexgewerbe hat für dieses Problem eine ideale Lösung gefunden: In vielen Fällen begleitet die Polizei sogar die Frauen. Die jungen Frauen, die von Mae Sai in die Bordelle von Chian Mai verschoben werden, werden von der Polizei für 2000 Baht (33 Englische Pfund) empfangen. Für diesen Preis könnte man die Strecke gleich viermal mit einem klimatisierten Luxusauto machen. Bedeutend ist einfach, dass keine thailändische Polizei oder Grenzkontrolle für diese Kollaboration beim Frauenhandel jemals bestraft wurde.
Schutzgelder in Bangladesch und in Indien - Busgebühr
Die Situation in Bangladesch ist ähnlich. Auch dort herrscht ein harter Wettbewerb, und es herrscht eine grosse Praxis der Bestechung um die Kontrollposten bei den Grenzgarden an der indisch-bangladeschischen Grenze [14].
[14] Shamim und Kabir: Child Trafficking: The Underlying Dynamics (Dhaka: Center for Women and Children's Studies, 1998), S.27
Die offizielle Kollaboration beim Menschenhandel ist in diesen Regionen unglaublich offensichtlich. Die Grenzwachgruppen setzen die Übertrittsgebüren fest und sammeln auch für den Bus eine Gebühr ein.
Die Sexindustrie könnte ohne den Schutz und ohne das stille Einverständnis der Polizei gar nicht operieren. In Rotlichtbezirken arbeiten die BordellbesitzerINNEN mit den korrupten Polizeioffizieren Hand in Hand. Beispielsweise (S.203)
arrangieren indische BordellbesitzerINNEN für die Polizei die Verhaftung von Frauen, die Anforderungen stellen, und die eingeschüchtert werden sollen. Wenn in einem Bordell eine Razzia stattfindet, dann ist der Grund oft wegen finanzieller Faktoren: Das Bordell hat dann an die Polizei nicht genügend Schutzgelder bezahlt.
Schutzgelder in Bangladesch und in Indien: Indische Grenzpolizei sind Kunden - Bestechungsgelder
Die Polizei und die Grenzpolizisten bekommen als Geschenk sexuelle Dienstleistungen und Bestechungsgelder. Die Polizisten sind in der ganzen Region die Hauptkunden bei den Sexarbeiterinnen. Eine Untersuchung durch die Marie-Stopes-Clinic bei 3000 "fliegenden" Prostituierten oder Strassenprostituierten in Bangladesch deckte auf, dass die Polizei sogar die Hauptkundengruppe war [15].
[15] Center for Women and Children's Studies: Trafficking and Prostitution (Dhaka, April 1997), S.14
Schutzdienste für die Polizei in Thailand
Die Sexarbeiterinnen erwähnten immer wieder, dass Polizisten ihre Stammkunden sind. Eine thailändische Prostituierte in Bangkok beschrieb die komplexe Beziehung mit einem Polizisten folgendermassen:
NGOs in Nord-Thailand konfrontieren die Polizei in den Bordellen - das ist kein Bordell...
<We know all the police in this area. They come to the brothel in their uniforms and sometimes say they will arrest us. Then they come back later as customers. And they want to be entertained for free or at special rates.>
Übersetzung: <Wir kennen alle Polizisten in diesem Gebiet. Sie kommen in Uniform in die Bordelle und manchmal sagen sie, dass sie uns festnehmen werden. Dann kommen sie später als Kunden zurück. Und sie wollen gratis oder für Spezialpreise unterhalten werden.>
Ein ähnliches Phänomen trifft man in Nord-Thailand an. Ein Beamter, der für eine Organisation arbeitet, die Sexarbeiterinnen in der Region betreut, erklärte diese delikate Angelegenheit - und die Heuchelei - über die Situation, die dort eigentlich normal ist. Die Organisation entsendet Teams, um die Bordelle zu besichtigen und um an die Sexarbeiterinnen und an deren Kunden Informationen über die Vorsorge gegen AIDS zu verteilen. Dies wird dann eine heuchlerische Übung, wenn die Kunden bei den Frauen alles ehemalige und hochrangige Polizeioffiziere sind. Beide, die Teammitglieder und die Polizei machen dann ein Affentheater, bei dem beide Seiten vorgeben, dass das Bordell gar kein Bordell sei, und dass die Männer dort weder sexuelle Dienstleistungen kaufen würden noch es als Sahnehäubchen ihrer Arbeit geniessen würden. So wird für alle das Gesicht gewahrt, und das Team kann dann von der Polizei geduldet ihre Arbeit weitermachen.
Schutzgelder in Nepal: Gratis-Sex für Polizisten
Sexarbeiterinnen in Nepal berichten, dass die Polizeioffiziere von ihnen sexuelle Dienstleistungen verlangen (S.204)
und nichts dafür bezahlen. Als Gegenleistung gilt das Nicht-Einschreiten gegen die Sexarbeit der Frau [16].
[16] UNICEF: A Situation Analysis, S.xi
Jene Frauen, die in Indien Prostituierte waren, gaben an, dass die nepalesische Polizei schlimmer agierte als diejenige, die sie in Indien angetroffen hatten. Wenn die Prostituierten ihre Erfahrung in Indien beurteilen können, so muss das bedeuten, dass die Polizei in Nepal unglaubliche Horror-Praktiken pflegt.
Beispiel: Die Bordellleiterin leitet die 15-jährige Jugendliche zum Lügen gegenüber der Polizei an, sie sei 25
Ein nepalesisches Mädchen, das in Mumbai die Prostitution gezwungen wurde, malte ein schreckliches, aber typisches Bild über die Polizeimanipulationen und den Missbrauch [aber die Hauptmanipulation kommt immer noch von der Bordellleiterin "gharwali" mit der Dressur der Mädchen und den Instruktionen für die Lüge, sie sei schon 25, obwohl sie erst 15 war]:
Indische Polizei missbraucht ein verkauftes Mädchen, weil es keinen Pass hat
<The police came into the building. There were about five or six of them and they talked to the gharwali and they started to look around the brothel. They made two of us stand up and turn around and they said we looked very young. We said we were twenty-five, like the gharwali had told us to say, although we were really fifteen. Then the police went away but three of them came back later and we had to entertain them. The gharwali said it was a favor for them.>
Übersetzung: <Die Polizei kam ins Haus. Da waren ungefähr 5 oder 6 von ihnen und sie redeten mit der gharwali und dann behaupteten sie, das Bordell zu durchsuchen. Sie forderten zwei von uns auf aufzustehen und uns einmal um die eigene Achse zu drehen und sie sagten, dass wir sehr jung aussehen würde. Wir sagten, wir seien 25, so wie die gharwali uns befohlen hatte, obwohl wir in Wirklichkeit erst 15 waren. Dann ging die Polizei weg, aber 3 von ihnen kamen später nochmals zurück und dann mussten wir sie unterhalten. Die gharwali sagte, das sei ein Gefallen für sie gewesen.>
Der Missbrauch an verkauften Frauen und an Prostituierten ist nicht auf Bordelle beschränkt. Sondern der Missbrauch findet auch in Polizeistationen statt. Ein Kind, das von Bangladesch nach Delhi verkauft wurde, um sexuell missbraucht zu werden, wurde von ihren Menschenhändlern gerettet, aber wurde dann noch schlimmer missbraucht - durch diejenigen Männer, die sie eigentlich beschützen sollten.
Die involvierten Polizeioffiziere wurden für dieses Verbrechen verurteilt und (S.205)
<Some of the people in the neighborhood realized what was happening to me because they could hear me crying. So they helped me to escape and they found one of my aunts who was also living in Delhi. I was taken to the police so that they could help me and punish the trafficker but instead they arrested me because I didn't have a passport. In the thanna [police station] I was locked in a room. It was like at the trafficker's house because five policemen raped me.>
Übersetzung: <einige der Leute in meiner Nachbarschaft realisierten, was mir passiert war, weil sie mich weinen hören konnten. Also verhalfen sie mir zur Flucht, und sie fanden eine meiner Tanten, die auch in Delhi lebte. Ich wurde zur Polizei gebracht, so dass sie mir helfen konnten und die Menschenhändler bestrafen konnten, aber stattdessen verhafteten sie mich, weil ich keinen Pass hatte. In der Polizeistation (thanna) wurde ich dann in einen Raum eingeschlossen. Dann wurde das Haus wie das Haus der Menschenhändler, denn 5 Polizisten vergewaltigten mich.>
wegen Vergewaltigung eines Kindes ins Gefängnis gesteckt. Das ist aber unüblich, und leider sind da viele ähnliche Fälle, die nie ans Tageslicht kommen und schon gar nicht vor Gericht kommen.
Polizei und Justiz meinen oft, Vergewaltigung von Prostituierten sei gar nicht möglich - "sie arbeiten doch"
Oft ereignen sich schreckliche Missbräuche dieser Art, werden dort aber nicht einmal als Verbrechen betrachten, weil eine Vergewaltigung einer Prostituierten - obwohl sie noch jung ist - als Widerspruch gilt. Prostituierte können gar nicht vergewaltigt werden. Sie arbeiten doch.
Ein Asiatischer Bericht von "Asian Watch Report" von 1991 gab an, dass in Pakistan über 70% der Frauen in Polizeigewahrsam sexuell oder physisch missbraucht werden [17].
[17] Asia Watch Report: Double Jeopardy [danger], January 1991
Pakistan mit einer Anpassung des Polizeigesetz: Keine Übernachtungen von Prostituierten auf Polizeistationen und Frauen-Polizeistationen - aber kaum Umsetzung - geheime Gefangenenstationen
Weil diese Frauen nicht unter dem Schutz ihrer Familien waren, wurden sie als von den Polizeioffizieren als "Freiwild" betrachtet. Die Behandlung bei prostituierten Frauen war dann unzweifelhaft die schlimmste von allen. Als Antwort darauf hat die pakistanische Regierung 1996 in einer neuen Gesetzesnovelle verboten, dass Frauen über Nacht in Polizeistationen gefangengehalten dürfen. Es wurden Frauenpolizeistationen aufgebaut und mit Frauen als Polizeioffizier ausgestattet. Aber die Direktive wurde im Grossen und Ganzen dann ignoriert. Berichte in Zeitungen mit Sitz in Lahore aus den ersten sechs Monaten von 1997 dokumentierten 52 Fälle, wo gegen Frauen in Obhut der Polizei Gewalt ausgeübt wurde [18].
[18] Government of Pakistan: Report of the Commission of Inquiry for Women (Islamabad, August 1997), S.83
Wir können annehmen, dass die aktuelle Missbrauchsrate noch viel höher ist als diese Zahl. Ausserdem geht die Polizei der Direktive wirklich aus dem Weg, indem Frauen nun in heimlichen Haftanstalten gefangengehalten werden [19].
[19] Human Rights Commission of Pakistan: State of Human Rights in 1997 (Lahore, 1998), S.185
Das heisst, dass sie immer noch missbraucht werden können - aber in einer sicheren Umgebung des inoffiziellen Polizeigewahrsams.
Beispiel: Polizei in Indien in Kalkutta erpresst hohe Bestechungsgelder oder hilft bei kriminellen Kunden nicht
Sexarbeiterinnen beklagen sich regelmässig, dass die Polizei ihnen die Hilfe verweigert, und dass sie von der Justiz des Justizsystems keine Hilfe erwarten können. So wie viele Frauen hat auch die Prostituierte aus Sonagatschi in Kalkutta nur negative Erfahrungen über die Polizei zu berichten:
<There are lots of problems being a sex worker. The worst are the police and the hoodlums [gangsters] and the fact that the rest of society looks down on us. The police want money from us and so do the hoodlums. They are always asking for donations for festivals - big donations that we cannot afford but if (p.206)
we don't pay they make problems for us. But then we can't go to the police because they ignore us because we are sex workers. Even when the customers are bad and violent with the women the police don't do anything because they think we deserve it. They don't help us.>
Übersetzung: <Im Leben einer Sexarbeiterin tauchen viele Probleme auf. Die schlimmsten sind die Polizei und die Unterweltgestalten und die Tatsache, dass der Rest der Gesellschaft auf uns herabschaut. Die Polizei will von uns Schutzgeld, und auch die Gangster wollen das. Sie verlangen laufend Zahlungen, wenn Feste stattfinden - hohe Zahlungen, die wir nicht bezahlen können, aber wenn (S.206)
wir nicht bezahlen, dann machen sie uns Probleme. Aber dann können wir ja nicht zur Polizei, weil sie uns einfach nicht zur Kenntnis nehmen, weil wir ja Sexarbeiterinnen sind. Sogar wenn die Kunden mit den Frauen schlecht und gewalttätig sind, tut die Polizei nichts, weil sie denken, dass wir das verdienen. Sie helfen uns nicht.>
Beispiel: Gesetz in Kalkutta macht die Situation der Prostituierten noch schwieriger
Frauen vom Komitee "Durbar Mahila Samanwaya" (Durbar Mahila Samanwaya Committee), eine Sexarbeiterinnenorganisation in Kalkutta, beharren darauf, dass die existierenden Gesetze über Prostitution in Indien ihr Leben nur noch schwieriger macht. Das Gesetz garantiert der Polizei die Bewilligung, Geld von den Frauen zu erpressen und ihre Machtpositionen zu missbrauchen. Sadhana Mukherjee, eine charismatische Führungsfigur in der Organisation, spricht ehrlich über die Schwierigkeiten, die durch die Polizei entstehen:
Beispiel: Polizeirazzien werden der Bordellleiterin durch Insiderinformationen verraten - Kinder werden versteckt
"With knowledge we can help to prevent AIDS', she says, 'but there is nothing we can do about the police."
"Mit Wissensvermittlung können wir bei der AIDS-Prävention tätig sein", sagt sie, "aber bei der Polizei kann man gar nichts machen."
Es ist unmöglich, lokale Polizeikräfte in eine reale Razzia in einem Rotlichtbezirk zu erwischen und eingesperrte Mädchen zu befreien, ohne zu riskieren, dass die gesamte Operation von irgendeinem Leck an die Bordelle verraten wird. Eine Strassenprostituierte aus Bangladesch erinnert sich an ihre Teenager-Jahre und erzählt von ihrer Gefangenschaft in Kalkutta in einem Gefängnisbordell - eine vertraute Geschichte:
Nordthailand: Polizei schützt einander, damit die Sexsklaverei in Bordellgefängnissen weitergeht
<We always knew when there was going to be a police raid - even though that wasn't very often. The owner would hide the youngest girls and the older ones wouldn't serve any customers until she knew that the police wouldn't come back. The malkin [woman brothel prison owner] said she had some good friends in the police and that if we ran away they would put us in prison [police prison].>
Übersetzung: <Wir wussten immer, wenn eine Polizeirazzia stattfinden sollte - auch wenn das nicht einmal sehr oft geschah. Die Besitzerin versteckte dann die jüngsten Mädchen und die älteren würden dann jedem Kunden dienen, bis die Besitzerin informiert wurde, dass die Polizei nicht mehr zurückkommen würde. Die malkin [Leiterin eines Gefängnisbordells] sagte, sie habe ein paar gute Freunde bei der Polizei, und wenn wir wegrennen würden, dann würde sie uns ins Gefängnis [Polizeigefängnis] stecken lassen.>
Freiwilligengruppen in Thailand berichten über eine ähnliche Situation. Einer Organisation gegen Kinderprostitution in Nord-Thailand gelingt ab und zu eine Aktion, die Entlassung von Kindern aus Bordellen zu bewirken. Die Organisation gibt an, es sei unmöglich, mit der örtlichen Polizei zusammenzuarbeiten (S.207).
Dabei sind nicht alle Polizisten korrupt. Die Sache ist die, dass niemand die nicht korrupten Offiziere sicher identifizieren kann. Wenn eine Aktion in einem Fall von Sexsklaverei durchgeführt werden soll, vor allem bei Kindern, dann muss dafür die Verbrechens-Verhinderungseinheit (Crime Suppression Unit) aus Bangkok geholt werden. Wenn das die lokale Polizei durchführt, dann darf in Chiang Mai [in der Nord-Provinz von Thailand] in der Nacht der Razzia absolut niemand aufgefunden, der dort sexuelle Dienstleistungen verkauft.
Prinzip: Ehrliche Polizeioffiziere - und korrupte Polizeikräfte - einige korrupte Polizisten können eine komplette Aktion zerstören
Natürlich gibt es ehrliche Polizeioffiziere. Aber es braucht ja nur eine Minderheit von korrupten von denen, um den Ruf und um die Wirkung einer ganzen Truppe zu zerstören. Amod Kant ist ein stellvertretender Oberbeamter (Deputy Commissioner) für die Polizei in Delhi. Er hat einen grossen Aufwand in Sachen Frauenhandel und Sexsklaverei in der Stadt betrieben, und er hat eine grossangelegte, intensive und kontroverse Massenverhaftung bei verdächtigen Kinderprostituierten durchgeführt. Er betont die Schwierigkeit bei der Überwachung und Kontrolle in einer Situation, bei der die Polizei mit einer durchdachten, schnell sich anpassenden Industrie konfrontiert ist. Diese Industrie hat auch das Geld, eine Minderheit der Polizeioffiziere zu bestechen und zu kaufen. Ältere Polizeioffiziere, so betont er, sind dazu verpflichtet, beim Sexgewerbe einzugreifen, aber sie werden daran gehindert, weil sie sich nicht immer der Einstellung von einigen jungen Offizieren sicher sein können.
Ich habe aber eher den Verdacht, dass ein "paar" Offiziere einfach korrupt sind. Diese Korruption geht weit über die involvierte Polizei hinaus. Nein, diese Korruption ist wie eine Seuche. Ein Teil des Problems liegt bei den niedrigen Löhnen der Polizei in vielen dieser Länder. Bestechungsgelder sind manchmal der einzige Weg, dass ein Polizeioffizier seine Familienmitglieder ernähren kann. Schutzgelder und sexuelle Geschenke sind eher wie das Sahnehäubchen in einem ansonsten eher unattraktiven Job. Das rechtfertigt die Korruption zwar nicht, aber damit ist schon viel gesagt.
Beispiel: Nepal mit NGO - Klagen über korrupte Polizei
Gauri Pradhan ist der Direktor der Kinderarbeiter (Child Workers) in der nepalesischen NGO mit Basis in Kathmandu. Er hat eine grundlegende Erfahrung mit verkauften Kindern und mit jenen, die aus indischen Bordellen zurückgekommen sind, und er ist von der Notwendigkeit überzeugt, mit der Polizei zusammenzuarbeiten, um diesen Menschenhandel zum Stoppen zu bringen. Das Resultat ist nun, dass er befürchtet (S.208),
die ehrlichen Polizeioffiziere nicht zu demoralisieren, wenn die gesamte Institution gebrandmarkt wird, wenn man immer über die Korruption überall spricht. Er betont seinen Stil. Programme sollten somit unter Polizeioffizieren eingerichtet werden, um sie zu schulen, wie man die Menschenhändler beobachtet und mit ihnen handelt. Aber das wäre nur der leichteste Teil. Wenn man ein Ausbildungsprogramm erfindet, um die gesamte Kultur mit Korruption und geschlechtsspezifischem Rassismus zu bekämpfen, dann ist das schon eine sehr viel komplexere Aufgabe.
7.15: Gesetz zum Verbot der Sklaverei und des Menschenhandels - Mentalitätsfragen
Die Gesetze verbieten Sklaverei und in vielen Ländern in Asien ist auch Menschenhandel illegal. Die sexuelle Ausbeutung von Frauen in der Prostitution geht aber weiter, weil es in den kulturellen Verhaltensweisen ein akzeptiertes Verhalten ist, und dafür sind zwei grundlegende Bedingungen:
-- erstens können Frauen gekauft und [von kriminellen Müttern] verkauft werden, und
-- zweitens haben Männer das Recht, sich sexuelle Dienstleistungen zu kaufen.
[FALSCH!So sind die Gesetzte, auf die es drauf ankommt. Eine schreckliche Armut und schlimme Ungleichheiten in Sachen Wohlstand fördern die Verletzung dieser Gesetzte mit allem möglichen Terror.
Der zweite Punkt ist die Folter, Manipulation und Erpressung von Mädchen und Frauen durch die mama-sans, und die Vermittlung an Männer durch Ausbeutung.
Und der dritte Punkt sind die Regierungen, die die Bevölkerung auf dem Land systematisch in der Armut lassen, und seit 20 Jahren sind es FRAUEN als Ministerinnen, die daran nichts ändern.
Und nur ganz am Ende dieser Umstände, die alle durch Frauen verursacht sind, kommt der männliche Kunde für einige Minuten, nicht mehr].
Es braucht da mehr als ein Gesetz, um die tief verwurzelten kulturellen Praktiken auszurotten. Das ist wie ein Erdbeben, was die Angewohnheiten betrifft. Keine der Frauen, die ich angetroffen habe, und die von Menschenhändlern verschoben oder in die Sexsklaverei verkauft worden ist, hat das Recht einer Familie oder Agenten, sie zu verkaufen jemals in Frage gestellt. Fast alle sagten, dass das, was geschehen sei, zwar unfair war und sie ihr Schicksal bedauern würden, aber keine hat jemals eine Sorge oder eine Wut in Worten ausgedrückt, dass hier ihre Rechte verletzt worden waren.
Dieselben Frauen haben auch nie ihr Vertrauen in das Gesetzessystem ihres eigenen Landes angezweifelt, oder der Länder, wohin sie verkauft worden waren. sie sind skeptisch gegenüber der Polizei und glauben nicht an die Ernsthaftigkeit der Behörden, die Menschenhändler und das System zu bekämpfen, das in die Sexsklaverei führt. Und es ist nur natürlich, dass sie in dieser Weise fühlen. Das Gesetz, die Polizei und die Anwälte sind - mit nur einer einzigen Ausnahme - ein Teil derselben Machtstrukturen, wo sie im Bordell gefangen sind und wohin man sie verkauft hat (S.209).
[FALSCH! Autorin Louise Brown sieht die entscheidenden Punkte nicht
-- es sind die kriminellen Mütter, die die Töchter verkaufen
-- es sind die kriminellen Bordellleiterinnen und Bordellbesitzerinnen (mama-sans, malkins, gharwalis), die die Mädchen und jungen Frauen kaufen, foltern, manipulieren und ausbeuten, um aus ihnen Sexsklavinnen zu machen und innerhalb des Kapitalismus für die Männer ausbeuten
-- und die Regierungen vernachlässigen systematisch die Bevölkerung auf dem Land und lassen die Leute dort ohne gute Jobs].
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Quellen^