[Mai 1945-Oktober 1946: Ankunft
von 4,5 Millionen Vertriebenen - weitere 2 Millionen
vorgesehen - 9,5 bis 10,5 Vertriebene bleiben
ungeklärt]
1. Der französische Delegierte bei der
Aussenministerkonferenz (CFM [Council of Foreign
Ministers]) im Frühjahr 1947 gab an, dass - bis
Oktober 1946 - 4,5 Millionen Vertriebene in
Deutschland eingetroffen seien und in naher Zukunft
mit weiteren 2 Millionen zu rechnen sei. Damit wäre
der Verbleib von 6,5 Millionen der ursprünglich 16-17
Millionen Vertriebenen geklärt; 9,5 bis 10,5 Millionen
fallen in die Kategorie Vermisst / Verbleib ungeklärt.
1) CFM [Council of Foreign Ministers]
Papers, HA [Hoover Archives]
[12. Oktober 1945: Bereits 3 Millionen Vertriebene
getötet]
2. Senator Capehart sagte am 5. Februar 1946 im
US-Senat, dass seit Kriegsende bereits drei Millionen
Vertriebene, zumeist Frauen, Kinder und ältere Männer,
in Ostdeutschland und Südosteuropa [Jugoland, ev. auch
Ungarn] getötet worden seien. Capehart gab als Quelle
"ein am 12. Oktober 1945 von einem prominenten
europäischen Nationalökonomen erstelltes,
vertrauliches Memorandum" an. Der Name des
Volkswirtschaftlers blieb ungenannt.
2) Senator Capehart in "The Congressional
Record - Senate", 5. Februar 1946, S. 878
[Volkszählung vom Oktober 1946: 4,8
Millionen Vertriebene sind vermisst]
3. Das "Committee Against Mass Expulsions" (Komitee
gegen Massenvertreibungen, CAME) in New York stellte
fest, dass auf der Basis der Volkszählung von 1946
rund 4,8 Millionen Vertriebene vermisst würden bzw.
ihr Verbleib ungeklärt sei, und veröffentlichte dies
in dem Buch "The Land of the Dead" zusammen mit einer
Einführung, die von 19 prominenten Amerikanern
unterzeichnet war, darunter H. V. Kaltenborn, Dorothy
Thompson und John Dewey. Die Autoren des Buches gingen
davon aus, dass bis Ende 1947 4,8 Millionen
Vertriebene umgekommen waren.
[Säuglingssterblichkeit in Rest-Deutschland
1945-1946 liegt bei 30 Prozent pro Jahr]
Die Säuglingssterblichkeit im Land Brandenburg wurde
im Herbst 1945 auf 80-90 Prozent geschätzt. Im
Frühjahr 1946 erfuhr Hoover von den Deutschen, "dass
von tausend in Deutschland geborenen Kindern
dreihundert im ersten Lebensjahr starben."
3) John Gimbel: Amerikanische
Besatzungspolitik in Deutschland, S. 83. Quelle:
"Protokoll, Zusammenkunft mit Präsident a.D. Hoover,
13.4.46"; Im: Nachlass Geiler, Hauptstaatsarchiv
Wiesbaden.
[Der Protest
der katholischen Bischöfe gegen die Vertreibung
von 16 Millionen Deutschen - das ist wie die
Vertreibungen unter den Nazis]
Wie dem CAME-Buch ferner zu entnehmen ist, erklärten
die katholischen Bischöfe der Vereinigten Staaten
[S.264] auf der Bischofskonferenz am 16. November 1946
in Washington:
"Wir rühmen uns unserer Demokratie, doch
in dieser Völkertransplantation haben wir uns
vielleicht unbeabsichtigt von der
Herdentrieb-Theorie einer herzlosen, totalitären,
politischen Philosophie anstecken lassen."
4) Committee
Against Mass Expulsions (CAME): The
Land of the Dead, S. 31
Die katholischen Bischöfe hatten gute Gründe für ihre
Kritik, hatten doch die Alliierten selbst in Nürnberg
anklage gegen die Nazis wegen des gleichen Deliktes
der Deportation von Völkern erhoben. In Abschnitt J,
Punkt 3 des Urteils gegen Göring, Ribbentrop und
andere heisst es:
"In bestimmten besetzten, angeblich
Deutschland angegliederten Gebieten trachteten die
Angeklagten methodisch und planmässig danach, diese
Gebiete politisch, kulturell, gesellschaftlich und
wirtschaftlich in das Deutsche Reich zu
assimilieren, und die Angeklagten trachteten
ebenfalls danach, die frühere nationale Eigenart
dieser Gebiete auszutilgen."
Die CAME-Autoren fügten hinzu:
"Es ist unfassbar, dass die Regierungen
der Vereinigten Staaten eine Politik unterstützt,
für die die Nazi-Führer unter der Schirmherrschaft
der Amerikaner verurteilt und gehenkt wurden."
5) Committee
Against Mass Expulsions (CAME): The
Land of the Dead, S. 32
Doch genau dies geschah.
[Polnisch besetzte Gebiete im April 1947 -
900.000 Deutsche bleiben "vermisst"]
4. Schliesslich, zu den unter polnischer Verwaltung
stehenden, ehemaligen deutschen Ostgebieten: Der
sowjetische Delegierte sagte auf der Konferenz des
Aussenministerrats (CFM
[Council of Foreign Ministers]) im
April 1947, 5,7 Millionen Vertriebene hätten
(wahrscheinlich bis zum Oktober 1946) seit [der
Konferenz von] Potsdam die polnisch verwalteten
Gebiete verlassen, 400.000 seien dageblieben. Laut
Robert Murphy hatten dort ursprünglich sieben
Millionen potentielle Vertriebene gelebt, so dass
auf dieser Basis 900.000 von sieben Millionen
Personen in zwei Jahren als "Vermisst / Verbleib
ungeklärt" zu verzeichnen sind [wahrscheinlich
ermordet].
[Gesamte deutsche Ostgebiete 1947: 2 Millionen
Deutsche "vermisst"]
Auf die Gesamtzahl von 16-17 Millionen
Flüchtlingen und Vertriebenen übertragen, bedeutet
dies, dass zwischen Juli 1945 und Oktober 1946
insgesamt über zwei Millionen Menschen als
"Vermisst / Verbleib ungeklärt" zu verzeichnen
sind. Vielen Millionen standen die Strapazen des
Exodus noch bevor.
6) Alles aus CFM [Council of Foreign
Ministers] Papers, Murphy Boxes, HA [Hoover
Archives]