[Es
fehlen 5,7 Millionen Deutsche - wo ist der
Fehler?]
Unter allen sonstigen Variablen bestehen
ernsthafte Zweifel nur bei der Zahl der Toten. Ist
es möglich, dass es ausser den in deutschen und
alliierten Dokumenten registrierten Toten 5,7
Millionen zusätzliche Tote gab? Entweder sind die
offiziellen Totenzahlen falsch, oder der Fehler
ist in den Hilfsdaten der Volkszählungen zu
suchen. es stellt sich die Frage, ob diese
offiziellen, von alliierten und westdeutschen
Behörden veröffentlichten Zahlen zuverlässig sind.
[12,2 Promille Todesrate für 1947 ist die
Lüge des "US"-Militärgouverneurs - alle Quellen
widersprechen den offiziellen, "deutschen"
Zahlen]
Zunächst einmal: Die offiziellen Totenzahlen der
deutschen Bundesregierung sind in sich selbst
unstimmig. Wie wir bereits sahen, gab das
Statistische Bundesamt für die
Wirtschaftswunderjahre 1968 und 1969 eine
Sterberate von jährlich 12,2 pro tausend Einwohner
an. Das ist mehr als die Sterberate von 12,1, die
von derselben Behörde für 1947 angegeben wurde -
ein Jahr, in dem unvergleichliches Elend, Hunger,
Mangel und Seuchen herrschten und das in der
Erinnerung der Deutschen als "Hungerjahr" [S.130]
fortlebt. Das ist einfach unglaublich, und ich bin
deshalb der Meinung, dass es dafür eine einfache
Erklärung gibt: Die offizielle deutsche Angabe
stammte gar nicht aus deutschen Quellen, sondern
wurde schlicht vom amerikanischen
Militärgouverneur übernommen, der dem
US-Präsidenten die niedrige Sterberate von 12,1
Promille meldete. Alfred M. de Zayas, Autor eines
Standardwerks über die Heimatvertriebenen, hat das
Statistische Bundesamt Wiesbaden seit 1994
mehrmals gebeten, die Diskrepanzen zu erklären und
seine Quellen für die Statistiken 1945-1950
offenzulegen, jedoch keine zufriedenstellende
Antwort erhalten. Das gleiche widerfuhr einem
Bundestagsabgeordneten und Freund Dr. de Zayas',
der ähnliche Informationen einholen wollte und
ebenfalls keine Erklärung für die seltsamen
Widersprüchlichkeiten erhielt. Wie bereits
erwähnt, hat der Experte Professor Brian Mitchell
bereits Zweifel an den offiziellen Zahlen
geäussert
[Beispiel: Zahlen für die Stadt Brilon:
34 Promille Todesrate 1945-1946]
Die bis zum heutigen Tage von der Bundesregierung
veröffentlichten Zahlen stehen ebenfalls im
Widerspruch zu fast allen anderen Quellen -
deutschen wie alliierten -, über die wir verfügen.
Werfen wir einen Blick auf Brilon [Stadt in NRW im
Sauerland], eine mittelgrosse, deutsche Stadt, in
der immer ein gewisser Wohlstand geherrscht hatte
und die sich 1945 als eine der glücklicheren unter
den Städten Deutschlands schätzen konnte. Erstens
lag sie in der britisch-kanadischen Zone, wo zwar
auch kein Zuckerschlecken herrschte, aber doch
wenigstens nicht die fatale Gleichgültigkeit, wie
sie der französischen und sowjetischen Zone zu
eigen war. Ausserdem war Brilon durch seine Lage
in einer wunderschönen, hügeligen Landschaft
begünstigt, nordwestlich von Kassel nahe einer
vormals blühenden, landwirtschaftlichen Region,
die nicht so schwer durch den Krieg betroffen
worden war wie die meisten anderen Gegenden
Deutschlands. Dies war ein besonders glücklicher
Umstand für die 71.000 Einwohner Brilons, weil
sich in der Nähe einer landwirtschaftlich
produktiven Region leichter Lebensmittel
organisieren liessen [S.131].
Einem Bericht zufolge, den die Kanadische Armee
1946 vom Stadtrat von Brilon anfertigen liess,
betrug die Sterberate in der Stadt während des
Elfmonatszeitraums vom 1. Mai 1945 bis zum 31.
März 1946 34 pro tausend Einwohner und Jahr. Aus
demselben Bericht geht hervor, dass die Sterberate
mehr als dreimal so hoch wie die Geburtenrate war
(2224 gegenüber 687).
68) Bericht der Stadt Brilon, 24.4.1946; In: MG
[Military Governor (US-Militärgouverneur)] 31 B
51, Friesen, GA-1945/46, NAC [National Archives of
Canada]
[Beispiel: Zahlen aus Marktoberdorf in
Bayern: 27 Promille Todesrate 1946]
Ähnlich war die Lage in Marktoberdorf nahe
Augsburg in der US-Zone, wo die Sterberate 1946 27
Promille betrug. 1947 fiel sie auf 24, 1948 auf 17
Promille, danach stieg sie wieder an, 1949 auf 24
und 1950 auf 27 Promille. Hierin mögen die
Langzeitwirkungen des Hungers zum Ausdruck
gekommen sein.
69) Zu Einzelheiten über Marktoberndorf siehe
Anhang 5
[Beispiel: Zahlen aus Wien: 27-35 Promille
Todesrate 1946]
General Mark Clark, US-Militärkommissar in der
US-Zone Österreichs, berichtete im April 1946, die
Sterberate in Wien schwanke zwischen 27 und 35
Promille pro Jahr. Weiter hiess es in seinem
Bericht: "Diese relativ hohe Sterberate herrschte
zu einer Zeit, als die Skala der
Lebensmittelversorgung bei 1550 cpd lag. Bei einer
Verringerung der Lebensmittelversorgung ist
anzunehmen, dass diese Rate noch steigen wird."
70) Presseerklärung des HQ US Forces in
Österreich, 15. April 1946, betrifft Clarks
Interview mit Hoover. General Clark befand, dass
der Gesundheitsstandard in der US-Zone weiterhin
über demjenigen Wiens läge. Er warnte jedoch, dass
"die UNRRA übergebenen Vorräte der existierende
Zuteilungsskala von 1200 Kalorien bis zum 1. Juni
1946 in ganz Österreich aufrechterhalten würden",
dann jedoch müsste sich Österreich abgesehen von
dem, was UNRRA dann noch ins Land schaffen könne,
selbst versorgen. Er schätzte die einheimische
Versorgungskapazität auf 450 Kalorien pro Tag. FEC
Papers, Box 16, HA [Hoover Archives].
[Lebensmittelrationen nehmen 1947 weiter
ab - Sterberaten unter den älteren Menschen
gemäss Hoover bis 40%]
Und in der Tat nahmen die Lebensmittelrationen für
die Deutschen um ein Drittel und mehr ab. "Während
der ersten Monate des Jahres 1947 fiel die
Lebensmittelversorgung in der Vereinigten
(amerikanischen und britischen) Zone wiederum auf
den niedrigen Stand der beiden vorangegangenen
Winter." Die täglichen Rationen betrugen oft
weniger als 1000 Kalorien.
71) Dr. W. Tomberg: "Report on Economic Conditions
in Germany, especially the Bizone, for 1948"; In:
RG [Record Group] 25, Vol. 3807, NAC [National
Archives of Canada]
In Schleswig-Holstein (britische Zone) betrug die
tägliche Ration von April 1947 bis Juni 1948 im
Durchschnitt 1280, im Mai und Juni 1947 sogar nur
1095 bzw. 995 Kalorien pro Tag.
72) Gabriele Stüber: "Der Kampf gegen den Hunger",
S.810-811, Tabelle IIIa/2+3
In allen diesen Fällen geschah genau das, was
Clark vorausgesagt hatte. Wir wissen vom
Sanitätsdienst der US-Armee, dass die Sterberate
in der US-Zone in Deutschland im Mai 1946 21,56
pro tausend Einwohner und Jahr betrug und dass sie
vorher noch höher gewesen war. Herbert Hoover
berichtete dem Präsidenten [Truman], dass die
Sterberate unter alten Menschen in nur drei
Monaten um schreckenerregende 40 Prozent
emporgeschnellt sei.
73) Herbert Hoover: The President's Economic
Mission
Dies ist [S.132] eine signifikante Mitteilung,
denn alte Menschen haben nicht nur allgemein einen
bedeutend höheren Anteil an der Sterberate als
andere Bevölkerungsgruppen, sie stellten damals
auch einen viel höheren Anteil an der deutschen
Bevölkerung als zu normalen Zeiten. Auf der
Grundlage des Berichtes von Clark und weil wir
wissen, dass die Lebensmittelrationen in der US-
und britischen Zone oftmals bis auf Werte um 1000
cpd schrumpften, ist die Annahme keineswegs
abwegig, dass sich die höhere Sterberate in der
Vereinigten (britisch-amerikanischen) Zone
mindestens auf gleicher Höhe wie die Sterberate in
Wien bewegte, nämlich zwischen 27 und 35 Promille
im Jahr.
[Die vielen falschen Statistiken der
Westalliierten - die Volkszählungen, die
Daten von Robert Murphy und Daten des
Sanitätsdienstes der US-Armee schildern das
"grosse Sterben"]
Es erweist sich als unmöglich, die niedrigen
Sterberaten, die seitens der Bundesregierung und
US-Militärverwaltung offiziell angegeben werden,
mit den Zahlen der Stadt Brilon, des
"Sanitätsoffiziers der US-Armee auf dem
Europäischen Kriegsschauplatz" (Medical Officer of
the US Army, ETO) und den Volkzählungsergebnissen
in Einklang zu bringen. Es geht hier um zwei
wesentliche Dinge: Wahrheit und Genauigkeit. Weil
die Zahlen des Militärgouverneurs im Widerspruch
zu den detaillierten, in Ottawa und Stanford
gefundenen Dokumentationen stehen, weil die Zahlen
des Militärgouverneurs und die amtlichen,
deutschen Angaben in sich selbst widersprüchlich
sind und einem Selbstzweck dienen, weil Robert
Murphy ein grosses Sterben in Deutschland
voraussagte, weil die von Proudfoot angestellten
Vergleiche eine riesige Zahl von vermissten
Personen bzw. solchen mit ungeklärtem Verbleib
aufzeigen, weil die von den Alliierten
durchgeführten Volkszählungen die Auskunft über
das Schicksal von 5,7 Millionen Deutschen schuldig
bleiben, weil Mitglieder der Hoover-Kommission
unter den Offizieren der US-Militärregierung"
viele Lügereien" ausmachten, weil Mitglieder der
Kommission sagten, der Morgenthau-Plan trete in
Kraft, weil die niedrigen, offiziellen Todeszahlen
nicht mit den in den Vereinigten Staaten
berichteten und vom Senat beklagten wirklichen
Zahlen übereinstimmten, und weil sich das
Statistische [S.133] Bundesamt in Deutschland
nicht in der Lage sah, genauere Angaben über die
Quellen seiner Informationen zu machen - aus allen
diesen Gründen kann man vernünftigerweise nur zu
dem Schluss kommen, dass die niedrigen Todeszahlen
nicht zuverlässig sind.
Im Gegensatz hierzu sind die auf einem Vergleich
der beiden Volkszählungen beruhenden Zahlen sowie
die Angaben des diplomatischen Beraters der
US-Militärregierung, Robert Murphy (siehe weiter
unten), in sich selbst kohärent und im Verhältnis
zueinander überzeugend. Hier wird im statistischen
Rahmen das grosse Sterben zum Ausdruck gebracht,
das aus ganz Deutschland anekdotenhaft überliefert
ist. Hinsichtlich ihres Wahrheitsgehalts sind die
Volkszählungen und der Sanitätsdienst der US-Armee
zweifellos die zuverlässigsten Quellen. Es bleibt
die Frage nach ihrer Genauigkeit.
[Die Bevölkerungszahlen des diplomatischen
Beraters Robert Murphy - erst ab 1988
freigegeben]
Glücklicherweise verfügen wir über noch präzisere
Informationen aus einer untadeligen Quelle:
wiederum Murphy. Als Clays oberster diplomatischer
Berater war Murphy vielleicht der wichtigste
amerikanische Teilnehmer an Entscheidungen im
Deutschland der Nachkriegszeit. Doch seine
persönlichen Aufzeichnungen in Stanford
(Kalifornien) unterlagen bis 1988 der
Geheimhaltung, und Unterlagen zu den Sitzungen des
Aussenministerrats in den Jahren 1947 und 1949, zu
denen er beitrug, lagen im Washingtoner
Aussenministerium bis 1989 unter Verschluss -
einige wurden sogar erst 1991 freigegeben. Alle
diese Unterlagen zusammengenommen ergeben ein
äusserst differenziertes Bild der damaligen Zeit
in Deutschland von höchstem Informationswert.
Besonders aufschlussreich sind sie in Fragen der
Bevölkerung Deutschlands.
Sowohl aus den Volkszählungsergebnissen als auch
aus eigener Anschauung wusste Murphy genau, was
dem deutschen Volk angetan wurde. In seinen
vorbereitenden Unterlagen zur Sitzung des
Aussenministerrats im Februar 1947 schrieb er, er
rechne für die Zeit der Heimkehr der
Kriegsgefangenen nach Deutschland [S.134], also
über die nächsten zwei oder drei Jahre, mit einem
Schrumpfen der deutschen Gesamtbevölkerung um zwei
Millionen. Diese Minus werde sich unter
Berücksichtigung aller Geburts- und Todesfälle
sowie der Aus- und Zuwanderungen einschliesslich
der heimkehrenden Kriegsgefangenen unter dem
Strich ergeben. Dieser ungeheuerliche Verlust an
Menschenleben werde eintreten aufgrund der
"gegenwärtigen hohen Sterberate in Deutschland".
74) Murphy to State (Department), 20. Februar
1947, Memorandum No. 90 re Polish Administrated
German Area; In: Prep Papers for CFM [Council of
Foreign Ministers (Aussenministerrat der vier
Hauptalliierten)] meeting, April 1947, Box 61,
Murphy Papers, HA [Hoover Archives]
Im einzelnen schrieb Murphy, dass sich die
Bevölkerungszahl nach dem Zustrom, den er auf 2
Millionen Heimkehrer aus Kriegsgefangenschaft und
4 Millionen Vertriebenen veranschlagte, lediglich
ein Bevölkerungszuwachs von 4 Millionen ergeben
werde. Dies aber war nur möglich, wenn die
Sterbefälle die Geburten im fraglichen Zeitraum um
2 Millionen überstiegen, denn Auswanderung war zu
der Zeit nicht erlaubt. Bei dem fraglichen
Zeitraum handelte es sich um drei Jahre. Murphys
Aussage lautet also im Klartext, dass im Zeitraum
1947-1950 2 Millionen mehr Menschen sterben als
geboren werden würden. Wir kennen die Geburtenrate
für 1946. Sie betrug 14 pro tausend Einwohner im
Jar. Also basierte Murphys Voraussage auf einer
Sterberate, von der er wusste, dass sei sich auf
24 pro tausend Einwohner im Jahr belief.
75) Siehe Anhang 1
Die Bedeutung
dieser Aussage kann gar nicht hoch genug
eingeschätzt werden. Sie zeigt, dass Murphy die
offizielle amerikanische Politik mit der Erwartung
verknüpfte, diese phänomenale Sterberate, die
bereits landesweit Platz gegriffen hatte, werde
über die nächsten drei Jahre anhalten. Er glaubte
so fest daran, dass er es im US-Aussenministerium
sowie bei den britischen, französischen,
sowjetischen und weiteren US-Behörden in
Deutschland aktenkundig machte. Und r stützte sich
dabei auf die gleichen Statistiken, die bei
sämtlichen alliierten politischen Entscheidungen
für alle vier Besatzungsmächte gegenüber
Deutschland massgebend waren. Implizit bedeutet
dies aber: Alle alliierten Mächte wussten, dass
die Sterberate in Deutschland 24 Promille oder
mehr betrug und haben wie Murphy daran [S.135]
geglaubt, sie würde noch auf Jahre hinaus auf
diesem hohen Niveau verharren.
Der Vergleich der Volkszählungsergebnisse hat uns
bereits gezeigt, dass zwischen Oktober 1946 und
September 1950, zusätzlich zu den offiziell
registrierten Sterbefällen und zusätzlich zu den
Millionen ausserhalb der Grenzen
Nachkriegsdeutschlands umgekommener Vertriebener
und Kriegsgefangener, rund 5,7 Millionen Menschen
innerhalb Deutschlands verschwanden. Doch die
Volkszählung von 1950 zeigt auch, dass Murphy 1947
mit seiner Schätzung noch zu niedrig lag. Er hatte
nach Eintreffen der Vertriebenen und Heimkehr der
überlebenden Kriegsgefangenen mit einer
Einwohnerzahl von 69 Millionen gerechnet. Das
Ergebnis der Volkszählung von 1950 zeigt jedoch,
dass es nur 68,4 Millionen waren, obwohl bei
weitem mehr Vertriebene und Kriegsgefangene
eingetroffen waren, als er vorausgesagt hatte.
Murphy hatte mit einer Netto-Zuwanderung von sechs
Millionen Heimatvertriebenen und Kriegsheimkehrern
gerechnet. In Wirklichkeit betrug die Zahl derer,
die zwischen Oktober 1946 und September 1950
eintrafen, 8,6 Millionen: 6 Millionen Vertriebene
und 2,6 Millionen Kriegsgefangene. Murphys
Vorhersage der Sterbefälle lag zu niedrig, weil
die Sterberate vom Oktober 1946, die er seiner
Berechnung zugrunde legte, für die Folgezeit zu
gering angesetzt war.
Die westdeutsche Bundesregierung hat keine
Rechenschaft über die fünf bis sechs Millionen
Vermissten in Deutschland abgelegt. Sie
registrierte jedoch insgesamt 2.111.000 "Tote und
Vermisste während der Flucht und Vertreibung", und
zwar
-- "in den Ostgebieten des Deutschen Reiches
1.225.000",
-- "in den Ostgebieten des Deutschen Reiches
1.225.000",
-- "in der Tschechoslowakei 267.000 und
-- "in den übrigen Ländern 619.000"
76) Alfred de Zayas: Die Anglo-Amerikaner und die
Vertreibung der Deutschen, S.24
Diese Sterbefälle gingen nicht in die offizielle
Sterbestatistik für Deutschland ein, wie sie heute
noch gilt, da sie sich ausserhalb Deutschlands
ereigneten, und sie sind daher irrelevant für die
Gesamtzahl der Sterbefälle innerhalb des besetzten
Deutschland [S.136].
[Zurückgebliebene
Deutsche sind kaum möglich - alle
Zurückgebliebenen sind wohl gestorben]
Wir wissen heute immer noch nicht viel über
das Schicksal derjenigen potentiell
Vertriebenen, die in den eroberten Gebieten
zurückblieben. In den Berichten der
Vertriebenen heisst es immer wieder: "Unser
Dorf lag leer da", "alle Dörfer in der Gegend
waren verlassen" und so weiter. Da es die
erklärte Politik der Polen und Russen war -
abgesegnet von den Demokratien des Westens -,
das Land von allen Deutschen zu befreien, und
dies auch in sämtlichen anekdotischen
Einzelberichten bestätigt wird, kann man davon
ausgehen, dass dies auch so durchgeführt
wurde. Es ist daher kaum vorstellbar, dass
irgendwelche Deutschen zurückblieben, es sei
denn, sie lagen bereits im Sterben. Die
offiziellen, westdeutschen Zahlen jedoch - 2,1
Millionen "tote und vermisste" und etwa 12,5
Millionen angekommene Vertriebene - würden
bedeuten, dass etwa 2.645.000 Deutsche in den
"verlassenen Dörfern" weiterlebten. Ist das
glaubhaft? Anfang 1947 gaben die Polen an,
dass nur noch 400.000 Deutsche in dem Land
übrig seien, in dem einstmals rund acht
Millionen gelebt hatten. Der Anteil der
Zurückgebliebenen hätte somit fünf Prozent der
ursprünglichen, deutschen Bevölkerung
ausgemacht.
77) Murphy Papers, September 1947, Box 66, HA
[Hoover Archives]. Vergleiche aber: Schieder,
Band I / 1, S. 158E, der die Zahl der
zurückgebliebenen Deutschen auf etwa 835.000
schätzt, 8,3 Prozent von den gut zehn
Millionen Deutschen, die Schieder zufolge
gegen Kriegsende in den ehemaligen deutschen
Reichsgebieten jenseits von Oder und Neisse
lebten.
In der Tschechoslowakei lebten 1950 noch etwa
250.000 Deutsche, rund sieben Prozent der
deutschen Bevölkerung vom Mai 1945.
78) Schieder, Band IV / 1, S. 135, Fussnote
Glaubhafter ist wohl, dass von den Vermissten
der grösste Teil umkam und ihr Tod
verheimlicht wurde. Die oben genannten Beweise
sprechen für sich (siehe auch Anhang 2). In
der folgenden Tabelle werden die offiziellen
Angaben über "tote und Vermisste während
Flucht und Vertreibung" sowie über die "in der
Heimat Verbliebenen" verwendet, ohne dass sich
der Autor für die Richtigkeit dieser Angaben
verbürgt [S.137]
Zusammenfassung
Insgesamt ergibt sich aus den
Volkszählungsergebnissen und den
Aufzeichnungen Botschafter Murphys der
zwingende Beweis, dass zwischen Oktober 1946
und September 1950 etwa 5,7 Millionen zivile
Bewohner der vier Besatzungszonen Deutschlands
umkamen, ohne dass ihr Tod registriert wurde.
Zwar war die Todesursache in den meisten
Fällen die Hungersnot, doch war diese nicht
auf die von einigen Historikern beschriebene
weltweite Lebensmittelknappheit
zurückzuführen. Sie starben 17 Monaten bis
fünf Jahre nach der deutschen Kapitulation.
Sie begannen zu sterben, als die
Welt-Nahrungsmittelproduktion bereits wieder
einen Stand von 97 Prozent der normalen
Versorgung erreicht hatte. Sie wurden während
eines beträchtlichen Zeitraums von der
internationalen Wohlfahrtshilfe ausgeschlossen
und daran gehindert, selbst für ihren
Lebensunterhalt zu sorgen. Sie starben weiter,
während die Welt-Nahrungsmittelproduktion
stieg und stieg. Der Grossteil der Opfer waren
Frauen, Kinder und Greise.
79) Siehe die Alterspyramiden bei Stolper:
"Die deutsche Wirklichkeit", S.45ff. Etwa 56
Prozent der deutschen Bevölkerung von 1946
waren Frauen. In nicht von Krieg heimgesuchten
Bevölkerungen liegt die Zahl der Frauen leicht
über derjenigen der Männer. 1950 betrug die
Zahl der Männer zwischen 20 und 50 Jahren 9,6
Millionen oder etwa 20 Prozent der
Bevölkerung. Da zu Friedenszeiten nur ein sehr
geringer Prozentsatz junger Männer stirbt,
kann man davon ausgehen, dass über 80 Prozent
der Todesfälle Frauen, Kinder und alte Männer
betrafen.
Weiterhin stellte die Adenauer-Regierung durch
Umfragen fest, dass 1,4 Millionen Ehemänner,
Väter und Söhne nicht aus den alliierten
Kriegsgefangenenlagern (einschliesslich der
sowjetischen) heimgekehrt waren. Sie waren
alle dort umgekommen.
80) Die Zahl lag in Wirklichkeit viel höher.
Siehe Anhang 2.
Von weiteren 2,1 Millionen Menschen, fast
ausschliesslich Frauen und Kindern, wurde von
westdeutschen und alliierten Behörden
zugegeben, dass sie im Verlauf von Vertreibung
und Flucht umgekommen waren. Massgebende
Zeitzeugen, darunter der erste Bundeskanzler
der Republik [Adenauer], haben geschrieben,
dass allein unter den Heimatvertriebenen und
Flüchtlingen mindestens sechs Millionen
umkamen.
Mindestens 9,3 Millionen Deutsche starben
unnötigerweise infolge der alliierten
Nachkriegspolitik, viel mehr, als während des
gesamten Krieges im Kampf, durch Bombenabwürfe
über deutschen Städten und in
Konzentrationslagern ums Leben [S.138] kamen.
81) Die höchsten Schätzungen für die drei
kriegsbedingten Todesursachen gibt Sorge: "The
Other Price of Hitler's War": rund 4,6
Millionen. Andere massgebliche Autoren geben
eine viel niedrigere Zahl an, z.B. John Ellis:
"World War Two: A Statistical Survey": 2,3
Millionen.
Millionen davon verhungerten langsam Tag für
Tag vor den Augen der Sieger, über Jahre
hinweg. über diese Toten ist niemals ehrlich
berichtet worden - weder von den Alliierten
noch von der westdeutschen Regierung (siehe
nachfolgende Tabelle).
GESAMTZAHL DER TOTEN [IN REST-DEUTSCHLAND
1945-1950]
Tote unter den Vertriebenen (1945-1950):
mindestens 2.1 Mio., höchstens 6 Mio.
Tote unter Kriegsgefangenen (1941-1950): mind.
1,5 Mio., höchstens 2 Mio.
Tote unter den Ansässigen (1946-1950): 5,7
Mio.
Gesamtzahl: 9,3 bis 13,7 Mio.
Anmerkungen zur Tabelle:
Bei der Mindestzahl umgekommener
Kriegsgefangener handelt es sich um eine
unrealistische, vorsichtige Schätzung, die auf
der Annahme beruht, dass ausser denen, die von
Dr. Margarethe Bitter als vermisst erfasst
worden waren, niemand umkam. Als vermisst
waren von ihr 1,4 Mio. Wehrmachtsangehörige
gezählt worden, zu denen hier noch über 66.000
Angehörige sonstiger kämpfender Organisationen
addiert sind, die in sowjetischer
Gefangenschaft umkamen.
Die oben angegebenen Zahlen übersteigen nicht
nur die offiziell angegebenen Zahlen, sondern
sie beziehen sich auch grösstenteils auf die
Zeit nach Oktober 1946. Zusätzlich kamen
natürlich auch noch zahlreiche Menschen
zwischen August 1945, als das Potsdamer
Abkommen zu voller Wirkung kam, und dem
Zeitpunkt der ersten Volkszählung im Oktober
1946 zu Tode.
wischen dem Inkrafttreten des Potsdamer
Abkommens im August 1945 und der ersten
Volkszählung im Oktober 1946 kamen
wahrscheinlich rund 1.950.000 nichtvertriebene
deutsche Zivilpersonen um, doch nur etwa
1.100.000 wurden registriert [S.139].
82) Siehe Anhang 2.
Dies bedeutet, dass zwischen August 1945 und
Oktober 1946 zusätzlich etwa 800.000 Deutsche
ums Leben kamen, die von den Alliierten nicht
erfasst wurden.
[Getrennte Zonenrechnungen sind
nicht vorhanden - Patterson warnt Marshall
1947, die Hungersnot werde einen negativen
Effekt gegen die Alliierten haben]
Es ist unmöglich, aufgrund des vorliegenden
Materials festzustellen, wie viele
Zivilpersonen in der Sowjetzone und wie viele
in den drei Westzonen ums Leben kamen.
Wie konnte es so weit kommen? Um dies zu
beantworten, muss man zunächst einmal
verstehen, dass das Sterben grösstenteils
nicht zufällig war. Ein Mann, der sich mit der
Ursache dieses Sterbens beschäftigt hat, der
mit dem Hungerproblem bestens vertraut war und
Wunder wirkte, um die Katastrophe zu
verhindern, schrieb 1947 angesichts der
Hungersnot in Deutschland:
"[Unsere] Besatzung hat keinerlei
Aussicht auf Erfolg, wenn diese
[Hunger-]Bedingungen anhalten. Dieser
Zustand wurde vorausgesehen, und ich habe
wiederholt darauf gedrängt, dass
Lebensmittellieferungen in Deutschland
Priorität eingeräumt wird. Grundlage dieser
Priorität ist die Verhinderung einer
Hungersnot in der US- und britischen Zone
Deutschlands."
Der Mann, der überzeugt war, dass "dieser
Zustand vorausgesehen wurde2, war
US-Kriegsminister Robert Patterson.
83) Patterson an Marshall, 13. Juni 1947,
Patterson Papers, LC [Library of Congress,
Washington]
Der Mann, den er hierbei zum Handeln zu
bewegen suchte, war US-Aussenminister George
C. Marshall. Offenbar hielt Patterson mit der
Annahme des Morgenthau-Plans eine Hungersnot
in Deutschland für unausweichlich.
[Die "Amis", Briten und Franzosen schieben
die Hungersnot den Nazis in die Schuhe
- verheimlichen aber die wahre Totenrate!!!
- wahre Berichte von Hilfsorganisationen und
Reportern]
Um die volle Antwort auf die Frage, wie es so
weit kommen konnte, zu erhalten, muss man
herausfinden, warum so viele Leute versuchten,
die ganze Sache zu vertuschen. Wenn die
Alliierten ihr Bestes taten, um die hungernden
Zivilisten zu ernähren, und die Schuld bei den
Nazis oder der weltweiten
Lebensmittelknappheit lag, warum dann die
daraus resultierenden Toten verheimlichen?
[S.140] Warum sie nicht als die schreckliche
Folge des Bösen, der Missetat herausstreichen?
Die Todesurteile von Nürnberg, die Verfolgung
von KZ-Schergen über fünfzig Jahre hinweg sind
doch der öffentliche Beweis für ein scheinbar
reines Gewissen im Westen, was die anderen
Naziverbrechen betrifft. Warum die Millionen
von Ziviltoten verheimlichen, da sie
theoretisch doch alle eine Folge der
Nazipolitik waren? Die Vertuschung allein
zeigt, dass die Alliierten in dieser Sache bis
zum heutigen Tage ein sehr schlechtes Gewissen
haben.
Offensichtlich tarnten die Militärs all dies,
so gut sie konnten, weil sie wussten, dass ihr
Ruf gefährdet war, wenn die Wahrheit ans Licht
kam. Die Wertschätzung eines guten Rufs kann
in manchen Fällen ein Garant für richtiges
Verhalten sein, in fast jeder Gesellschaft ist
sie jedoch eines der stärksten Motive für
Heuchelei. Doch die Heimlichtuerei illustriert
auch noch zwei weitere Dinge.
Zum einen illustriert sie, dass sich die Täter
in einem tödlichen Konflikt mit jenen im
Westen befanden, die eine viel bessere Lösung
als Rache sahen - wie Hoover, Gollancz, die
Senatoren Langer und Wherry, Dorothy Thompson
sowie viele tausend namenlose Angehörige von
Hilfsorganisationen und einige wenige ehrliche
Reporter. Es war ein Konflikt zwischen Mord
und Mitleid oder zwischen Gut und Böse, wenn
man so will.
Viele Menschen, die in Deutschland den Westen
vertraten, waren tief betroffen von dem, was
sie sahen. Murphy, Behnke und andere zeigen in
ihren beklommenen Worten ihr schlechtes
Gewissen. Viele dieser Leute waren nur allzu
gern bereit, einen Nazi aufzuhängen, doch der
Gedanke, seine Kinder ohne Gerichtsverfahren
verhungern zu lassen, schreckte sie ab. Sie
waren entsetzt über das Mitwirken der
Alliierten an der Vertreibung der Deutschen
aus ihrer Heimat im Osten.
[Japan erlebt keinen solchen
Massenmord an Japanern nach 1945]
Man könnte nun meinen, dass die Übergriffe und
Verbrechen der Nazis an der Zivilbevölkerung
die Ursache dieser schrecklichen Rache waren,
doch in Japan geschah nichts dergleichen. Die
Japaner [S.141] hatten über viel längere Zeit
einen Eroberungs-, Versklavungs- und
Vernichtungskrieg gegen chinesische und
koreanische Zivilisten geführt, doch General
Douglas MacArthur forderte als
Militärgouverneur von Japan genügend
Lebensmittel in Washington an, um die
Zivilisten am Leben zu erhalten. "Gebt mir
Brot oder gebt mir Kugeln", telegrafierte er
nach Washington und Washington gab ihm Brot
[S.142].
[Die kriminellen Zionisten in den "USA" hatten keinen
Grund, gegen Japaner rassistisch zu sein, weil in
Japan keine Juden lebten, die man nach Palästina hätte
treiben können].