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Nachkriegszeit in Deutschland mit Hunger, Vergewaltigung und Massenmord durch die Alliierten 1945-1950

James Bacque: Verschwiegene Schuld. Die alliierte Besatzungspolitik in Deutschland nach 1945


4. Und die Kirchen waren schwarz beflaggt

Kapitel 4b: Vertreibungen: Todeslager für deutsche Vertriebene in der CSSR und in Polen - Massenvergewaltigungen - Zahlen

James Bacque: Verschwiegene Schuld. Die alliierte
                  Besatzungspolitik in Deutschland nach 1945.
                  Buchdeckel
James Bacque: Verschwiegene Schuld. Die alliierte Besatzungspolitik in Deutschland nach 1945. Buchdeckel

Präsentation
von Michael Palomino (2013)

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Die Vertreibungen

[Nazi-Methoden gegen 16 Millionen Deutsche ab 1945 - "Wie die Saat, so die Ernte" - durchgeschnittene Achillessehnen und Massenvergewaltigungen in der CSSR an sudetendeutschen Frauen - Massenvergewaltigungen durch Polen und Russen ohne Ende]

Das Schicksal Nachkriegsdeutschlands wurde grösstenteils während der Potsdamer Konferenz vom Juli / August 1945 festgelegt, und zwar von den drei Hauptalliierten - der Sowjetunion, den Vereinigten Staaten und Grossbritannien. Über die Aufteilung in Zonen, die Entwaffnung, die Reparationen und so weiter- über alles wurde hier förmlich entschieden. Und der Schrei nach Rache erhielt in Potsdam seine grausige Kodifizierung: Was die Deutschen betraf - und die Deutschen bildeten 1945 die Hauptsorge [S.107] der Alliierten -, so war Potsdam nur ein Wort, das die brutale Vertreibung von rund 16 Millionen Menschen aus den Ostgebieten bedeutete, die dann, von der deutschen Bevölkerung gereinigt, von Polen und Russen [sowie Tschechen und Slowaken] übernommen werden sollten. Diese Vertreibungen sollten, mit den beschwichtigenden Worten der Sieger, in "humaner und ordentlicher Weise durchgeführt werden."

Die verheerenden Auswirkungen des Potsdamer Abkommens lassen sich an den Worten eines Priesters aus der Pfarrei Klosterbrück in Schlesien ablesen, der über den Sommer 1945 berichtete: "In Schlesien haben die Polen überall Plakate angebracht: 'Wie die Saat, so die Ernte!' Ich weiss nicht, was damit gemeint ist."

20) Kaps, S.187

[Das heisst doch ganz einfach: So wie die Nazis gegen Polen gewirkt haben, so werden die Polen nun Nazi-Methoden gegen Deutsche anwenden. Auch in der CSSR war das so. Die Tschechen und Slowaken hetzten u.a. mit dem Slogan "Heim ins Reich" gegen Deutsche, obwohl die Sudetendeutschen zum Teil Österreicher waren].

Die Greueltaten der Nazis wurden nun von den Polen durch Gleiches vergolten.

In einem Dorf im Sudetenland wurden alle deutschen Frauen zusammengetrieben und ihre Achillessehnen durchschnitten. Während sie schreiend am Boden lagen, wurde ihnen von tschechischen Männern Gewalt angetan. Viele Frauen wurden mehrmals am Tag vergewaltigt, und das Tag für Tag. Der 18-jährigen Tochter von Frau X geschah dies wochenlang jeden Tag etwa fünfzehn mal. So trieben es Tschechen, Polen und Russen im Jahr 1945.

[Nazi-Methoden in der CSSR: Hungerlager und Todeslager für Deutsche - Trennung deutscher Familien - Polen blockieren Grenzen - Transporte ohne Ende - Nahrungsverweigerung ohne Ende]

Hermine Mückusch, Hausfrau und Grossmutter aus Jägerndorf im Sudetenland, sah solche Szenen im Juni / Juli 1945 fast täglich, während sie, mit ein paar Habseligkeiten beladen, zu Fuss gen Westen getrieben wurde. Ein ganzes Leben, ihren gesamten Besitz, ihre Freunde und Verwandten - alles musste sie zurücklassen. Sie, ihre Tochter und zwei Enkelkinder durften fast nichts mitnehmen. Ihr Ehemann und ihr Sohn waren bereits am 14. Mai verhaftet und von den Russen nach Ratibor verschleppt worden. die Frauen und Kinder wurden zunächst in ein Sammellager gebracht, in dem chaotische Zustände herrschten. die ersten fünf Tage gab es nichts zu Essen [S.108].
"Am 21. Juni wurde verlautbart, dass Frauen mit Kindern und alte Leute nach Hause gehen und sich melden sollen. Daraufhin meldete sich meine Tochter mit ihren Kindern und mir als Begleitperson ... Ich wollte auch meine Mutter und meine Schwester mit nach Hause nehmen. Als wir zur Wache kamen, brüllte uns ein [tschechischer] Partisan an, was denn das alte Weib hier will; und als ich erklärte, es wäre doch meine alte Mutter, stiess er sie hart und brüsk weg und drohte sie zu schlagen ... So musste ich meine Mutter und auch meine Schwester ohne einen Abschiedsgruss oder Händedruck verlassen."
Sie sah sie nie wieder.

Das tschechische Begleitkommando versuchte, die Vertriebenen ins polnisch verwaltete Schlesien abzuschieben. Als die Polen sich weigerten, ging es wieder zurück, und wiederum hofften die Frauen, dass sie nun doch in ihrer Heimat bleiben dürften.
"Das Bild, welches der Transport nun schon bot, war ein schreckliches. Die jungen Mütter sassen mit ihren Kindern am Strassenrand, schmutzig, zum Teil ohne Schuhe, durstig und abgezehrt, die grösseren Kinder lagen im Grase, rot im Gesicht vor Fieber und Hitze, und baten um etwas zu trinken, was man ihnen jedoch nicht geben konnte, weil seitens der Tschechen auch nicht das mindeste für die Versorgung der Transporte getan wurde; und es hatte den Anschein, dass man mit Absicht jede Versorgung der Transporte mit Nahrung und Getränken unterliess, damit die Menschen zugrunde gehen sollten."
[CSSR: Todeslager Grulich gegen Deutsche]

Als der grössere Enkel hohes Fieber bekam, gab ihr der Transportführer "grossmütig etwas Aspirin". Sie kamen durch Spornhau, wo "die aus der Tschechei ins Sudetenland eingewanderten Tschechen ein grosses Gartenfest mit Musik ab[hielten], welches so recht unsere verzweifelte Lage, in der wir uns durch den verlorenen [S.109] Krieg befanden, vor Augen führte". Die Rollen hatten sich vertauscht.
"Im Lager [Grulich] herrschten die schrecklichsten Zustände. Stroh gab es nicht, ... 80-jährige Leute lagen auf dem Zementfussboden im eigenen Kot ... Die Leute starben auch in dieser Lage ... In den Räumen war die Luft unerträglich, und es konnte niemand, welcher einmal im Freien war, ohne Grauen wieder ins Lager zurückkehren ... Tote Kinder lagen umher, andere weinten vor Hunger und Durst, wieder andere lagen teilnahmslos im Fieber am Boden."
Frau Mückusch, ihre Tochter und Enkel konnten sich nun kaum noch auf den Beinen halten und wurden mit vielen anderen, die ebenfalls bereits halbtot waren, vom Lagerarzt in ein nahes, aber bereits überfülltes Krankenhaus eingewiesen.
"doch war bei den meisten eingelieferten Kindern schon jede Hilfe vergebens, und innerhalb [von] 14 Tagen starben von den 27 Kindern im Alter unter einem Jahr 26, so dass nur eines am Leben blieb, und dies war unser Wolfi. Die Kinder wurden in grosse Särge, zu fünf bis sieben in einen, gelegt und begraben. Die Kinder starben alle mit offenen Augen und offenem Mund, und in die Sterbeurkunde wurde als Todesursache 'Hungertod' eingetragen."

21) Schieder, Band IV / 2, S. 363-373
[CSSR: Todeslager Pribam mit Tschechen und Sowjets gegen Deutsche - Todeslager im Strahover Stadion in Prag - Todesmärsche und Arbeitslager, Schlafen im Pferdestall - tschechische Bevölkerung darf nicht deutschfreundlich sein]

Ein Dr. Ing. Kurt Schmidt berichtete über die Internierung von Brünner Deutschen [aus Brünn] in Pribam durch tschechische Aufständische ab dem 5. Mai 1945 und die Verhältnisse im Internierungslager, nachdem die Sowjets am 9. Mai dort einmarschiert waren:
"Die Russen kamen und holten sich, von den Tschechen unterstützt, was ihnen gefiel, wobei sie entsprechende Gewalt anwandten. So wurde ... eine Frau, welche sich den Russen [S.110] nicht fügen wollte, vom dritten Stockwerk in den Hof gestürzt. Im gleichen Lager wurde eine Frau, deren Kinder sich auch dort befanden, so lange vergewaltigt, bis sie tot liegen blieb."
Beim anschliessenden Transport von Pribam nach Prag, ins Strahover Stadion, kamen, wie Schmidt von einem polnischen Rot-Kreuz-Angehörigen erfuhr, von den 1300 internierten Brünner Deutschen 300 um.

Die Sterberate unter den 9000 bis 10.000 Internierten im Strahover Stadion lässt sich leicht errechnen, wenn man Schmidts Beobachtung zugrunde legt, dass täglich 12 bis 20 Leichen "mit einem Karrenwagen vom Stadion weggeführt" wurden. Demnach betrug die Sterberate dort, aufs Jahr hochgerechnet, zwischen 43 und 81 Prozent.
"So starben die Kinder den Müttern und die Mütter den Kindern ... Ein Rot-Kreuz-Angehöriger in unserem 'Treck' (Gruppe von 400-500 Personen) hatte einen zweieinhalbjährigen Jungen bei sich, den er einer sterbenden Mutter im Lager abgenommen hatte und von dem er nur eine Adresse wusste."
Der Autor dieses Berichtes, einem von vielen Tausenden, die von deutschen und anderen Behörden nach der Ankunft der Vertriebenen in Deutschland eidesstattlich aufgenommen wurden, verlor seinen Schwiegervater und eine Schwägerin (die, wie er später erfuhr, wegen Arbeitsunfähigkeit zur nordböhmischen Grenze, Richtung Bautzen, abtransportiert, dort ihrem Schicksal überlassen worden waren und vor Entkräftung starben) sowie seinen fünfzehn Monate alten Sohn. Die anderen wurden auf Arbeitslager verteilt. "Ich kam mit meiner Familie am 3. Juni nach Kojetitz (Kojetice), 20 km nördlich von Prag, zum Landeinsatz." Sie mussten "Zuckerrüben hacken [und] waren in einem Pferdestall untergebracht, auf nassem Stroh." [S.111]
"Sämtliche Erwachsene mussten tagsüber arbeiten gehen. Es wurde weder auf Alter noch sonstige Umstände Rücksicht genommen, auch die Mütter mussten arbeiten gehen und die Kinder sich selbst überlassen ... An Verpflegung gab es das ganze Jahr hindurch für alle die gleiche Hungerkost ... Es gab unter der tschechischen Bevölkerung wohl einige, die mit uns etwas Mitleid hatten, doch trauten sich diese nicht, uns merklich zu helfen, da sie dann sofort von andern als deutschfreundlich verschrien und sogar selbst in ihrer Existenz bedroht wurden."
Elf Monate später, am 1./2. Mai 1946, wurden sie "nach Bayern ausgefertigt" und "vom Bayerischen Roten Kreuz in vorbildlicher Weise aufgenommen"

22) Schieder, Band IV / 2, S. 157-168

[Vergleich der Vertreibung der Deutschen mit Lidice - Deutsche in Prag werden in die Donau geworfen - Todeslager in Dubí bei Kladno]

Ein ehemaliger Funktionär der tschechischen Verwaltungskommission in Aussig verglich die Vertreibungen rund um Aussig bewusst mit einem berüchtigten Nazi-Massaker. In einem tschechischen Emigrantenblatt, das 1948 in London erschien, schrieb er, das Nazi-Massaker von
"Lidice war ein Fanal zur Aufrüttelung der ganzen zivilisierten Welt gegen die grausamste [Nazi-]Tyrannei und die Entartung eines totalitären Regimes. Die Wahrheit und die Menschlichkeit standen damals in der Welt auf unserer Seite. Wir hatten das Recht und die Pflicht, uns nach Beendigung des Krieges mit den Verbrechern gegen die Menschlichkeit auseinanderzusetzen. Allerdings wurde diese Auseinandersetzung in den Grenzgebieten durch eine noch grössere Unmenschlichkeit überschattet als die, die die nazistischen Verbrecher in sich trugen."
Er beschrieb einen dieser Akte der Unmenschlichkeit, der von kommunistischen Provokateuren und tschechischen Soldaten auf einer Elbbrücke begangen wurde [S.112]:
"Die Deutschen, die weisse Armbinden trugen und von der Arbeit heimkehrten, wurden die ersten Opfer auf der Benes-Brücke. Das Militär, das ... aufgefordert worden war, jedes Massaker zu verhindern, folgte dieser Aufforderung nicht und mordete mit. Eine Mutter, die ihr Kind im Wagen über die Brücke fuhr, wurde mit Latten erschlagen, mit dem Kind über das Geländer in die Elbe geworfen, unter Begleitfeuer aus Maschinenpistolen.

Ein weiterer Vorfall ... war jener deutsche Antifaschist, der nach vier Jahren aus dem Konzentrationslager zurückkehrte ... Diesem ... wurden die Haare ausgerissen und dann der Bauch durchschossen. Er starb auf der Stelle.

Dergleichen Fälle gab es Hunderte ... In drei Stunden waren mehr als 2000 Menschen erschlagen."

23) Schieder, Band IV / 2, S. 285
Ein katholischer Priester berichtete aus einem Internierungslager für Heimkehrer aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft in Dubí bei Kladno, nordwestlich von Prag:
"Die toten, die jeden Tag 'anfielen', wurde in einen grösseren, alten Sarg gelegt, meist mehrere auf einmal, auf einem Wägelchen in das etwa 3 km entfernt gelegene Dorf Rapice gefahren und dort in einem Massengrab hinter der Friedhofsmauer 'bestattet', das heisst der Sarg wurde einfach umgekippt, auf die Toten etwas Erde geworfen, so dass sie nur etwas bedeckt waren, und darauf wurden dann wieder die anderen Toten aufgeschichtet. Der Sarg wurde wieder mit nach Hause genommen.

24) Schieder, Band IV / 2, S. 338
[Russen vergewaltigen in Klosterbrück in Schlesien - besoffene Polen schlagen in Dittersdorf deutschen Pfarrer zusammen - Russen vergewaltigen in Oberschlesien ohne Ende]

Ein Priester aus der Gemeinde Klosterbrück in Schlesien berichtete über Polen und Russen:
""Ich weiss Fälle, da haben die Russen mit roher Gewalt die Mutter vergewaltigt, während die Kinder zuschauten. Dann [S.113] blieben sie noch da, nahmen die Kinder auf die Arme, gaben ihnen Brot und Butter und Zucker und freuten sich. Ich glaube, wenn die den Bolschewismus nicht hätten, wären sie ganz andere Menschen. Deren Bosheit ist anders als etwa die Bosheit der Polen. Die Bosheit der [polnischen] Miliz erinnert an die Bosheit der SS. Sie ist kalt und giftig, die der Russen dagegen warm." [Die Bosheit der polnischen Miliz ist kalt, weil Polen gegen Deutschland und Russland verloren hat. Sie wurden von Eisenhower verraten und sie wissen es nicht].

25) Schieder, Band IV / 2, S. 187
Aber nicht alle Polen waren so. Der Pfarrer von Dittersdorf [Sachsen-Anhalt], der sich "immer für sie eingesetzt und ihnen trotz Hitlerverbots Zutritt zum Gottesdienst in der Pfarrkirche gewährleistet und der die in seiner "Wirtschaft" beschäftigten Leute "immer gut behandelt, reichlich ernährt und meistens vollständig eingekleidet" hatte, wurde nach Kriegsende von vier betrunkenen Polen in seiner Pfarrei überfallen und halbtot geschlagen. Einer der Täter, der früher bei ihm beschäftigt gewesen war, kam zwei Tage später, wieder nüchtern geworden, zu ihm, "um unter vielen Tränen um Verzeihung zu bitten". Wiederum drei Tage später kamen auch noch sämtliche "hohen Offiziere der Räubermiliz" in der Gegend zu dem Pfarrer, "um ihr Bedauern auszusprechen, die Übeltäter sollten streng bestraft werden, was aber natürlich nicht geschah."

26)
Schieder, Band IV / 2, S. 192-193

Die Einwohner der Gemeinde Bielitz, Kreis Falkenberg, in Oberschlesien, zumeist Bauern, wurden von der polnischen Miliz zusammengetrieben und in das Straflager Lamsdorf geschafft. Dort wurden sie immer wieder brutal geschlagen, oft mit tödlicher Folge, und ausgeplündert. Einer von ihnen verlor in diesem Sommer 1945 sieben Familienmitglieder. Und all dies, obwohl auf den "Austreibungsplakaten" allenthalben zu lesen stand, "dass die 'Aussiedlung' in humaner Weise geschehen werde und jeder so viel Gepäck wie er zu tragen imstande sei, mitnehmen könne."

27)
Schieder, Band IV / 2, S. 197

Über die Geschehnisse in Neisse (Oberschlesien) beim Einrücken der Roten Armee am 24. März 1945 schrieb ein katholischer Priester [S.114]:
"Bereits in der ersten Nacht wurden viele Schwestern und Frauen gegen 50mal vergewaltigt. Die Schwestern, die sich mit aller Gewalt wehrten, wurden teils erschossen, teils unter furchtbaren Misshandlungen in einen Zustand physischer Erschöpfung gebracht, der ein weiteres Sichwehren unmöglich machte. So warf man Ordensschwestern auf den Boden, bearbeitete sie mit Fusstritten, schlug mit Pistolen und Gewehrkolben auf den Kopf und ins Gesicht, bis sie blutüberströmt, zerfleischt und verschwollen bewusstlos zusammenbrachen und in diesem Zustand ein hilfloses Objekt einer Leidenschaftlichkeit waren, die uns in ihrem Untermenschentum und ihrer Perversität unbegreiflich war. Die gleichen grausamen Szenen spielten sich in Krankenhäusern, Altersheimen und anderen Niederlassungen ab. Selbst 70- bis 80-jährige Schwestern, die krank oder vollständig gelähmt in ihren Betten lagen, wurden von diesen Wüstlingen immer wieder schändlich vergewaltigt und misshandelt. Nicht etwa im geheimen, in verborgenen Schlupfwinkeln, sondern vor den Augen aller, selbst in Kirchen, auf Strassen und öffentlichen Plätzen waren Schwestern, Frauen, ja selbst 8-jährige Kinder immer wieder der gemeinen Gewalt preisgegeben. Mütter vor ihren Kindern, Mädchen vor ihren Brüdern, Ordensschwestern selbst vor halberwachsenen Jungen wurden bis in den Tod und noch als Leichen missbraucht. Geistliche, die die Schwestern zu schützen suchten, wurden rücksichtslos gepackt und unter Todesandrohungen weggeschleppt."

28) Schieder, Band IV / 2, S. 223-224
[Maifritzendorf: zuerst Massenvergewaltigungen durch Russen - dann Schutz durch eine Akte]

In jeder derartigen Tragödie gibt es aber auch genügend Menschen, die nicht zu Monstern werden, sondern ihre natürliche Höflichkeit und Herzensgüte bewahren. So gibt es auch Momente des Aufatmens in diesen traurigen Berichten. Die Priester, die hiervon berichteten, waren schnell dabei, in diesen Gegenbeispielen die Hand Gottes - oder den Einfluss der Kirche - zu sehen, doch hatten religiöse Lehren nichts mit der Freundlichkeit [S.115] zu tun, die ebenfalls unter den heidnischen Bolschewiken anzutreffen war. Oftmals liest man von warmherzigen, russischen Offizieren, die sich über schikanöse Vorschriften hinwegsetzten oder hungernden Flüchtlingen von ihren eigenen Vorräten abgaben, die sie anderen Deutschen vorher abgenommen hatten. Zwei jüdische Mädchen aus Breslau, die während des Krieges von einer deutschen Familie, die dabei ihr Leben aufs Spiel setzte, in Maifritzendorf versteckt worden waren, gingen geradewegs zu dem sowjetischen Kommandeur, als dieser in Maifritzendorf eintraf, und erzählten ihm die Geschichte. Man glaubte ihnen kund die Güte der Deutschen, von den jüdischen Mädchen vergolten. übertrug sich nun auch auf die Russen. Der Sowjetkommandeur ging so weit, dem Dorfkaplan ein mit Hammer und Sichel versehenes Dokument zu überreichen, das die Dorfbewohner von nun an vor Übergriffen schützte, denen sie zuvor bereits ausgesetzt gewesen waren.


29)
Schieder, Band IV / 2, S. 324

[Todeslager in Frankreich]

Bei den Protestanten und Katholiken, die ich in Frankreich interviewte, weil sie während des Krieges so vielen Flüchtlingen geholfen hatten, stiess ich auf eine seltsame Verschlossenheit, ja Feindseligkeit gegenüber meinen Fragen. Dies konnte ich zunächst nicht verstehen, doch dann wurde es mir von einer Frau in Chambon-sur-Lignon erklärt: Ich hatte Lob und Bewunderung für die Handlungen dieser Dorfbewohner zum Ausdruck gebracht, die unter eigener Lebensgefahr Tausende von Flüchtlingen gerettet hatten. Die Frau lehrte mich, dass es ganz anders gewesen war, als ich es mir vorstellte: "Was wir taten, war doch ganz normal", sagte sie. "Es waren die Nazis, die nicht normal waren." Für sie war es ganz natürlich gewesen, ihr Leben für andere zu riskieren. Es war die Banalität des Guten.

[Auschwitz wird zum Todeslager für Deutsche]

Zahlreiche Geistliche, darunter auch eine grosse Zahl Nazigegner, wurden im Frühjahr und Sommer 1945 von Polen und Russen in den Ostgebieten umgebracht, darunter rund 45 katholische Priester in Oberschlesien, die "ihre Hirtentreue mit ihrem Blute [S.116] besiegelte(n)". Allein in der Gemeinde Birkenau teilten vier Priester nachträglich das Schicksal der Zehntausende, die unter den Nazis im benachbarten Konzentrationslager den Tod gefunden hatten.

30)
Schieder, Band IV / 2, S. 495

[Solschenizyn über die russischen Massenvergewaltigungen von 1945 - er war dabei]

Der grosse, russische Schriftsteller und Nobelpreisträger Alexander Solschenizyn, der ganz enorm zum Sturz der Sowjetregimes beigetragen hat, schrieb 1950 eine durch und durch ehrliche Versdichtung über die Eroberung Preussens durch die Rote Armee im Jahr 1945. Für seine Kritik an Stalin wurde er bald darauf inhaftiert. An einer Stelle des Gedichts heisst es:
"Zweiundzwanzig, Höringstrasse.
Noch kein Brand, doch wüst, geplündert.
Durch die Wand gedämpft - ein Stöhnen:
Lebend finde ich noch die Mutter.
Warn's viel auf der Matratze?
Kompanie? Ein Zug? Was macht es!
Tochter - Kind noch, gleich getötet.
Alles schlicht nach der Parole.
NICHTS VERGESSEN! NICHTS VERZEIH'N!
BLUT FÜR BLUT! - und Zahn für Zahn.
er noch Jungfrau, wird zum Weibe,
und die Weiber - Leichen bald.
Schon vernebelt, Augen blutig,
bittet: "Töte mich, Soldat!"

31) Alexander Solschenizyn: Ostpreussische Nächte, S. 35. Die kursiv gesetzten Stellen sind im russischen Original deutsch.
In den letzten Zeilen seiner Dichtung bekennt Solschenizyn, dass auch er eine gefangene Frau missbraucht hat.



[Die Zahl der deutschen Todesopfer bei den Vertriebenen]

Wie viele Deutsche kamen um?

[Literatur - ein paar Deutsche durften oder konnten auswandern - die Kontrolle der deutschen Flüchtlinge]

Die Angaben über die Zahl der Toten in Deutschland zwischen 1946 und 1950, wie sie aus Statistiken der US-Armee, der amerikanischen Militärverwaltung, der deutschen und der französischen Regierung hervorgehen oder von Verfassern wie Alfred de [S.117] Zayas, Konrad Adenauer, Heinz Guderian, Gustav Stolper sowie den Autoren der vom Committee Against Mass Expulsion herausgegeben Broschüre "The Land of the Dead" genannt werden, gehen weit auseinander. In anderen, europäischen Ländern gab es derartige Diskrepanzen in den bevölkerungsstatistischen Angaben damals nicht. Was war die Ursache dieser widersprüchlichen Aussagen im Deutschland der Jahre 1945-1950?

Zunächst ist zu berücksichtigen, dass Deutschland in den ersten Nachkriegsjahren ein riesiges Gefängnis war. Auswanderung war nicht erlaubt, ausser im Falle einer Handvoll von den Alliierten Auserwählter, von denen sie sich einen Nutzen versprachen.

[Dabei handelte es sich vor allem Flugzeugbauer und Raketentechniker, die von den "Amerikanern" umworben und nach Texas gebracht wurden, und die von den Russen deportiert wurden. Ausserdem gelang einigen hohen Nazis nach der Konferenz von Strassburg von 1944 die Flucht nach Argentinien und Chile über die kriminelle Schweiz. Wenn man aber die Massenmorde durch Eisenhower mit seinen Rheinwiesenlagern und Hungermanipulationen in Rest-Deutschland, und wenn man die Manipulationen durch Hitchcock mit falschen Fotos und Filmen betrachtet, wo Deutsche aus den Rheinwiesenlagern systematisch als Juden ausgegeben werden, um einen Massenmord an den Juden im Dritten Reich vorzutäuschen, dann erscheint diese Flucht nach Argentinien und Chile nicht mehr so unberechtigt, ausser dass die Nazi-Vermögen eigentlich dem Volk gehörten und nicht den hohen Nazis, die das Land für ihren Krieg ausgeblutet haben].

Die Massenzuwanderung wiederum wurde von den Alliierten kontrolliert und durchgeführt. Alles, was in Deutschland von irgendeiner Bedeutung war, stand unter alliierter Kontrolle. Um die Gültigkeit der heute von der Bundesregierung veröffentlichten Zahlen richtig einzuordnen, muss man bedenken, dass es damals keine deutsche Regierung gab. Sämtliche Zahlen für den Zeitraum 1945-1950 wurden unter strikter alliierter Aufsicht zusammengestellt. Sogar Konrad Adenauer, der erste Kanzler der Bundesrepublik, berief sich bei der Nennung der Vertriebenenzahlen in seinen Erinnerungen auf alliierte Angaben.

32) Adenauer: Erinnerungen 1945-1953, S. 186

Auf drei Hauptschauplätzen fand nach der Kapitulation das grosse Sterben der Deutschen statt:

-- erstens in den Kriegsgefangenenlagern,
-- zweiten bei den Vertriebenen - entweder bereits zu Hause oder unterwegs ins besetzte Deutschland - und
-- drittens unter den Bewohnern der jeweiligen Besatzungszonen.*

* Natürlich gab es in den besetzten Ostgebieten auch unter denjenigen Deutschen viele Tote, die sich der Vertreibung entziehen konnten, doch liegen hierüber keine Zahlen vor.

[Die Betrügereien der kriminellen Alliierten bei den Sterberaten in der Nachkriegszeit]

Die niedrigste Sterbequote unter den Bewohnern einer Besatzungszone einschliesslich der bereits eingetroffenen Vertriebenen (d.h., die unterwegs Umgekommenen sind hierbei nicht berücksichtigt) wurde vom Militärgouverneur der amerikanischen [S.118] Besatzungszone angegeben: Die Sterberate für 1947 sei mit 12,1 pro tausend Einwohner und Jahr nur unwesentlich höher als die Vorkriegs-Sterberate gewesen.

33) Health and Medical Affairs, Military Governor's Report, Dezember 1947; In: "Physiologic and Psychologic Factors in Individual and Group Survival", Juni 1958; In: Behnke Papers, Box 1, HA [Hoover Archives]

Die nächstniedrigen Zahlen sind die des Statistischen Bundesamts Wiesbaden und somit der deutschen Bundesregierung. Danach kamen zwischen 1945 und 1950 2,1 Millionen Vertriebene ums Leben. Die Angaben des Statistischen Bundesamts über die Sterberate unter der ansässigen Bevölkerung basieren auf den Angaben der alliierten Besatzungsarmeen. Die Sterberate, die heute offiziell von der Bundesregierung für die ansässige Bevölkerung im Jahr 1947 angegeben wird, beträgt ebenfalls 12,1 pro tausend Einwohner und Jahr.

34) Volkszählungs- und Sterblichkeitsberichte des Statistischen Bundesamtes Wiesbaden.

Den mittleren Bereich nehmen die verschiedenen Autoren ein. Sowohl Adenauer wie auch Guderian und Stolper sprechen von sechs Millionen Toten unter den 16-17 Millionen Vertriebenen der Jahre 1945 bis 1950.

35) Die Schätzungen über die Gesamtzahl der Deutschen, die von der Vertreibung betroffen waren, schwanken, doch geht man heute allgemein von folgenden Daten aus: in Deutschland angekommen: rund 12 Millionen; unterwegs umgekommen: rund 2,1 Millionen: Rest, der eigentlich hätte vertrieben werden sollen, aber dann doch irgendwie blieb: rund 3 bis 4 Millionen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Sterberate unter den Zurückgebliebenen zwischen 1945 und 1950 weit über dem Üblichen lag.

Die höchsten Zahlen stammen von der französischen Regierung, deren Angaben zufolge unter den Vertriebenen allein nahezu 7,5 Millionen Menschen ums Leben kamen. Wir wollen uns zunächst mit den beiden Extremen beschäftigen und kommen anschliessend zu den mittleren Werten.


Die niedrigsten Schätzungen

[Sterberaten von Lucius D. Clay: 12,1 Promille - und die Wahrheit von Clays diplomatischem Vertreter Robert Murphy: ca. 20 Promille]

Die in den Berichten des Militärgouverneurs der Vereinigten Staaten veröffentlichten Zahlen haben am meisten dazu beigetragen, unser Geschichtsbild der damaligen Zeit zu prägen. Weil gestreut, wurden sie ebenso weitgehend akzeptiert. Sie liegen der heutzutage in Deutschland und in der gesamten westlichen Welt allgemein verbreiteten Annahme zugrunde, dass im Westen Deutschlands in den Jahren 1945-1950 weder unter den Vertriebenen noch unter der ansässigen Bevölkerung der drei Westzonen eine grössere Zahl von Opfern zu beklagen war [S.119].

Lucius D. Clay, der Militärgouverneur der US-Zone, nannte die Sterberate von 12,1 Promille im Jahr in einem Bericht, der vom Dezember 1947 datiert war. Diese Sterberate, so der Gouverneur, stehe in einem "günstigen" Verhältnis zu der Vorkriegs-Sterberate von 11,9 Promille im Jahr.

36) Health and Medical Affairs, Military Governor's Report, Dezember 1947, In: "Physiologic and Psychologic Factors in Individual and Group Survival", Juni 1958; In: Behnke Papers, Box 1, HA [Hoover Archives], S.10

Nimmt man diese Aussage wörtlich, so kann sie nur bedeuten, dass der Gouverneur ein Ansteigen der Sterberate in Deutschland willkommen hiess. Andernfalls hätte er anstandshalber "unter den gegebenen Umständen" einfügen sollen, was sicher keinerlei Mühe bereitet hätte. Es ist dies nur ein kleines Beispiel für die saloppe, aalglatte Ausdrucksweise, die in den Berichten des Militärgouverneurs zum Thema Gesundheit und Behandlung der Deutschen durch die Alliierten vorherrschend war.*

* Es gibt so viele Beispiele von wichtigen Auslassungen, ausweichenden Auskünften und abgestumpfter Gleichgültigkeit in den Berichten, dass es einem schwerfällt, dies lediglich auf einen nachlässigen Schriftstil zurückzuführen.

Die Zuverlässigkeit der angegebenen Quote mag man daran ermessen, dass General Clays diplomatischer Repräsentant, Robert Murphy, nur wenige Monate zuvor unabhängig davon an Washington berichtet hatte, die Sterberate in Deutschland sei so hoch, dass sie in der Tat in den wenigen Jahren, während derer die Vertriebenen eintrafen und die Kriegsgefangenen heimkehrten, die Geburtenrate um 2 Millionen übertreffen müsse (siehe weiter unten). Die Geburtenrate betrug 1947 in Deutschland 14 Promille [somit scheint eine Sterberate von ca. 20 Promille nicht unwahrscheinlich].

37) Brian R. Mitchell: "International Historical Statistics"; Mitchell gibt als seine Quellen über Deutschland entweder das UN Demographic Yearbook oder das Statistische Bundesamt an.

[Ausgangszahlen bezüglich der deutschen Kriegsgefangenen - der Lügner Clay erwähnt nur die deutschen Hungertoten in der Sowjetzone - Lügner Clay und Lügner Eisenhower schreiben falsche "Geschichte" mit einer Sterberate von 12,1 Promille - Journalist Mitchell kontrolliert nichts]

Ein noch grösserer Bruch zeigt sich in der Berichterstattung über die Lage der Kriegsgefangenen. Der erste Militärgouverneur, General Eisenhower, berichtete von insgesamt 4.772.837 vorhandenen, verlegten oder entlassenen Kriegsgefangenen im August 1945, ohne dabei zu erwähnen, dass die Zahl der Kriegsgefangenen einst insgesamt 5.224.310 betragen hatte. 451.473 Menschen hatte der Gouverneur einfach unter den Tisch fallen lassen [bzw. waren schon gestorben]. Neuere Forschungen haben erwiesen, warum: Diese fast eine halbe Million Gefangenen waren in den Lagern, die von demselben Gouverneur [Massenmörder Eisenhower] verwaltet wurden, umgekommen [S.120].

38) Siehe Bacque: Der geplante Tod, Epilog 1 (Taschenbuch-Ausgabe, S. 219)

Unbeabsichtigt enthüllte Gouverneur Clay selbst, wie trügerisch seine Zahlen waren, als er über die Sterberate in der sowjetischen Besatzungszone im Jahr 1945 folgendes schrieb:
"Diese niedrige Lebensmittelzuteilung fordert bereits ihren Tribut. Die Sterberate ist an vielen Orten um ein Vielfaches gestiegen, und die Säuglingssterblichkeit nähert sich vielerorts 65 Prozent. Deutsche Beobachter rechnen damit, dass bis zum Frühjahr 1946 zwischen Elbe und Oder 2,5 bis 3 Millionen Menschen Epidemien und Unterernährung zum Opfer gefallen sein werden."

39) Lucius Clay: The Papers of General Lucius D. Clay, S.97

Clay muss vom Sternenbanner geblendet gewesen sein, als er das schrieb, denn er sagte kein Wort über die Sterberate im Westen, obwohl er wusste, dass die Ernährungslage in der britischen und amerikanischen Zone um keinen Deut besser war. Er selbst hatte die Zuteilung auf 1275 Kalorien pro Tag verringern müssen, eine Zeitlang fiel sie sogar auf 1000 cpd. Eine Gruppe deutscher Ärzte berichtete 1947, dass sich die tatsächliche Zuteilung, die der Durchschnittsdeutsche während eines Dreimonatszeitraums im Ruhrgebiet (britische Besatzungszone) erhielt, lediglich auf 800 Kalorien pro Tag belief.

40) Resolution by the German Physicians (Resolution der deutschen Ärzte), Brüggen; In: "
Physiologic and Psychologic Factors in Individual and Group Survival", Juni 1958; In: Behnke Papers, Box 1, HA [Hoover Archives]

Wie Gustav Stolper berichtete, war zwar "die 'normale Konsumentenration' für die anglo-amerikanische Zone auf 1550 Kalorien im Tag festgesetzt", doch wurde "diese Menge nur in Ausnahmewochen wirklich verteilt ..., während sie 1946 und 1947 für lange Zeit auf 700 bis 1200 Kalorien sank.

41) Stolper: Die deutsche Wirklichkeit, S.48-49

Die Zuteilung, von der Clay schrieb, dass ihretwegen voraussichtlich soundso viele Millionen Menschen in der Sowjetzone sterben müssten, betrug 1150 Kalorien pro Tag. Clay aber erwähnt mit keinem Wort die Millionen Leichen, die in seinem Administrationsbereich die westliche Landschaft verunzieren.

42) Falls die vorausgesagten 2,5 Millionen in der Sowjetzone in den sechs Monaten bis zum Frühjahr 1946 tatsächlich starben, dann hätte die Sterberate für diesen Zeitabschnitt 135 Promille im Jahr betragen, mehr als zehnmal so viel wie die Sterberate für Deutschland vor dem Krieg.

Einer Berichterstattung im Stile Eisenhowers und Clays ist es also zu verdanken, dass man heute an eine Sterberate von 12,1 [S.121] Promille im Jahr 1947 glaubt -

43) Siehe: "Bevölkerung und Kultur", S.33; Auch: "Bevölkerung und Wirtschaft 1872-1972", S.90

eine Sterberate, die niedriger liegt als während zweier Jahre in den blühenden Sechzigern (1968 und 1969 = 12,2 Promille). Diese Vorstellung wird kommentarlos in den ansonsten seriösen International Historical Statistics, herausgegeben von B.R. Mitchell, vermittelt. Professor Mitchell gibt hier keine klare Quelle an; auf Nachfrage erklärte er: "... sieht es ganz so aus, als dürfte die offizielle Sterberate mit Recht bezweifelt werden."

44) Im Oktober 1994 vom Autor über seinen Verleger per Fax über die Quelle der Sterberate befragt, antwortete Mitchell, er könne nicht sagen, ob die Quelle in diesem Fall das UN-Jahrbuch oder das Statistische Bundesamt gewesen sei. Auf nochmalige Nachfrage stimmte er zu, dass die Quelle wahrscheinlich die Alliierte Kontrollkommission war. Im Verlauf dieser Korrespondenz äusserte er auch seine Zweifel an der "offiziellen Sterberate".

[Die Lügen beim Alliierten Kontrollrat - das Statistische Bundesamt in Wiesbaden plappert auch 12,1-12,2 Promille - Clay will Deutsche leiden sehen... - aber Clay will dem "US"-Präsident Truman ein "gefälliges Bild von Deutschland" vermitteln - Truman lässt kontrollieren]

Der Alliierte Kontrollrat beaufsichtigte sämtliche, allgemeinen statistischen Erfassungen, einschliesslich derjenigen der Bevölkerungsdaten, über die Militärverwaltungen. Die Statistiken wurden später vom Statistischen Bundesamt Wiesbaden übernommen, das heute wechselweise 12,1 oder 12,2 Promille zitiert. Welcher Angabe man dort glaubt, ist schwer zu sagen.

45) "Bevölkerung und Wirtschaft 1872-1972", S.90, nennt eine Sterberate von 12,2 und "Bevölkerung und Kultur", S.33, eine Sterberate von 12,1.

Dass nicht einmal der Experte Mitchell seine Quellen für das Deutschland der Jahre 1945-50 genau angeben konnte, ist symptomatisch für die Schwierigkeiten, die einem bei wissenschaftlichen Nachforschungen über Bevölkerungsstatistiken in Deutschland begegnen, als es unter alliierter Verwaltung stand. So sollen also die gleichen Bedingungen, unter denen die Sterberate im Osten, Clay zufolge, "um ein Vielfaches" stieg, keinerlei Auswirkungen im Westen gezeitigt haben. Vielleicht merkte er es nur nicht - oder es war ihm egal -, weil er immer noch in der feindseligen Kriegsstimmung gegen Deutschland befangen war. Normalerweise ein korrekter Mensch, wenn auch mit autokratischen Anwandlungen, liess er den hungernden Deutschen noch im November 1945 eine höchst schroffe Behandlung zuteil werden: Als er gebeten wurde, zwei grosse, für deutsche Zivilisten bestimmte Lebensmittellieferungen des Roten Kreuzes ins Land zu lassen, lehnte Clay mit den Worten ab. "Sollen die Deutschen doch leiden..."

46) Dr. Alfred de Zayas sah dies in einem Brief von Clay in den Archiven des IKRK in Genf während der Recherchen für ein Buch. Er bat darum, den Brief fotokopieren zu dürfen, was ihm verweigert wurde. Das IKRK hat dem Autor mehrmals den Zutritt zu seinen Archiven mit der Begründung verwehrt, dass es seine Archive Buchautoren niemals öffne. Nicht nur de Zayas erhielt dagegen die Erlaubnis, sondern auch noch zwei weitere Autoren.

In den Berichten des Militärgouverneurs selbst lassen sich genügend Belege finden, dass er mehr daran interessiert war, dem Stabschef in Washington, dem Aussenminister und dem Präsidenten ein gefälliges Bild von Deutschland zu vermitteln, als verlässliches [S.122] Zahlenmaterial zu liefern. Klar ist auch, dass der Präsident sich nicht auf diese Berichte verliess. Als es im Herbst 1945 in der amerikanischen Presse hiess, die Lager der Zwangsumsiedler seien in einem schlechten Zustand, vertraute Truman nicht den Berichten des Militärgouverneurs, um der Sache auf den Grund zu kommen, obwohl die Lager dem Gouverneur unterstanden und er jeden Monat Rapport erstattete. Vielmehr berief Truman einen Beauftragten, um die Tatsachen festzustellen. Ähnliches geschah, als zahlreiche Senatoren voller Zorn die US-Politik in Deutschland anprangerten. Truman schenkte den monatlichen Rapporten des Militärgouverneurs, die unter grossem Aufwand zu belegen schienen, dass keinerlei Probleme bestünden, keine Aufmerksamkeit. Statt dessen bat er den Expräsidenten Herbert Hoover, sich der Sache anzunehmen. Hoover entgegnete Truman, dass er nur mit einem Mandat nach Deutschland gehen würde, das es ihm erlaubte, genau die Bedingungen unter die Lupe zu nehmen, die in den Berichten des Militärgouverneurs scheinbar zufriedenstellend beschrieben waren. Truman liess ihm seinen Willen.


Die höchsten Schätzungen

[Französische Regierung De Gaulle mit 50% Todesrate pro Jahr unter den Vertriebenen - Augenzeugenberichte berichten auch 50% - Krankenhaus Grulich mit fast 100% Todesrate bei Kindern - Strahover Stadion in Prag mit 62%]

Die von der französischen Regierung veröffentlichten Sterbeziffern sind so hoch, dass sie fast unglaublich erscheinen.

47) Sitzung des Aussenministerrats, Moskau, April 1947; In: Murphy Papers: Diplogerma Multex, Berlin an Moskau, 27.2.1941 FYI, gefunden in Murphy Papers, Box 69, HA [Hoover Archives].

Sie implizieren, dass im Zeitraum von zwei Jahren rund 50 Prozent der Vertriebenen starben, was weit über der normalen Sterberate lag. Zusammen mit den umgekommenen Kriegsgefangenen sowie den nicht erfassten Todesfällen unter der ansässigen Bevölkerung käme man auf die ungeheure Zahl von etwa 15 Millionen Toten. Eine kursorische Beschäftigung mit den Dokumentationen der Vertreibung zeigt jedoch, dass sich die Ziffer von 50 Prozent nicht wesentlich von den Berichten von Tausenden von Augenzeugen unterscheidet, welche die Vertreibungen [S.123] überlebten. Wie wir bereits sahen, starben im Krankenhaus nahe dem Lager Grulich im Sudetenland innerhalb von zwei Wochen 26 von 27 Kindern trotz aufopfernder Pflege; im Internierungslager Strahover Stadion in Prag lag die Sterberate während eines Beobachtungszeitraums von einigen Wochen aufs Jahr gerechnet, zwischen 43 und 81, im Mittel also bei 62 Prozent.

[Sterberaten bei Deutschen in Schlesien: Hungertyphus - Tod im Eisenbahnwaggon - Todesraten bis 10% pro Jahr]

Für Schlesien sind einige Zahlen erhalten, die hauptsächlich von katholischen Priestern überliefert wurden. Danach starben in Klein-Mahlendorf im Jahr 1945 175 Menschen, während dort sonst pro Jahr 110-115 Menschen starben. Und dies, obwohl das Dorf bereits über zwei Drittel seiner Bevölkerung durch Vertreibung verloren hatte. Haupt-Todesursache war Typhus, von dem die Alliierten fürchteten, er könne auf ihre Truppen im Westen übergreifen, falls nichts unternommen wurde, um die Hungersnot wenigstens etwas zu lindern. Die Sterberate in Klein-Mahlendorf stieg 1945 gegenüber der Vorkriegszeit um etwa 456 Prozent an.

48) Kaps, S.220

Von 18 Landbesitzern aus der Gegend um Alt-Wette in Schlesien, die interniert und Ende 1945 zur Arbeit im Kohlebergbau gezwungen wurden, starben in den ersten wenigen Monaten zwölf durch Hungertyphus.

49) Kaps, S.232

Von den 68 Bewohnern des Dorfes Niederhermsdorf, die in einem Eisenbahnwaggon abtransportiert wurden, starben im Verlauf von drei Tagen und vier Nächten sieben Menschen, dazu noch drei bei der Ankunft. 15 Prozent der Dörfler wurden auf einen Schlag dahingerafft.

50)
Kaps, S.247

Die Einwohner von Losen litten entsetzlich unter den Sowjets. Von 770, die nach Beginn der sowjetischen Besatzung in das Dorf zurückkehrten, verstarben in der zweiten Hälfte 1945 mehr als 100. Dies entspricht einer Jahressterberate von 26 Prozent oder 260 pro tausend Einwohner, rund 21 mal mehr als vor dem Krieg.

51)
Kaps, S.268

In Glogau und Kuttlau lag die Sterberate in der zweiten Jahreshälfte 1945 zwischen 100 und 115 pro tausend Einwohner [S.124] und Jahr.

52)
Kaps, S.383

In Thomaswaldau lag sie im gleichen Zeitraum bei 42 [pro tausend Einwohner].

53)
Kaps, S.419

Diese Zahlen und die französischen Angaben müsse nun mit den Angaben von Stolper, Guderian und vor allem Adenauer verglichen werden. Die Beschäftigung mit diesen drei Autoren erscheint besonders vielversprechend, da es sich bei ihnen um Zeitzeugen handelt, die verantwortungsvolle Stellungen innehatten:
-- Stolper bei der Hoover-Kommission,
-- Adenauer zuerst als Kölner Oberbürgermeister, dann als erster Kanzler der Bundesrepublik.

Sie beschreiben ein Sterben, das zwar nicht die von den Franzosen angedeuteten Dimensionen erreicht, aber dennoch die Annahmen späterer Historiker bei weitem übersteigt.


Die mittleren Schätzungen

[Adenauer 1949: 6 Millionen Deutsche sind "vom Erdboden verschwunden" - die kriminellen Alliierten haben so wie die Nazis gewütet]

Die im Mittelfeld dieser Untersuchung angesiedelten Zahlen Adenauers und einiger anderer Autoren sprechen von über sechs Millionen Toten allein bei den Vertriebenen, ohne auf ein ungewöhnliches Ansteigen von Sterbefällen bei der ansässigen Bevölkerung einzugehen. Adenauer schrieb im März 1949:
"Ich muss in diesem Zusammenhang zunächst von den Problemen der Vertriebenen sprechen. Es sind aus den östlichen Teilen Deutschlands, aus Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn usw. nach den von amerikanischer Seite getroffenen Feststellungen insgesamt 13,3 Millionen Deutsche vertrieben worden. 7,3 Millionen sind in der Ostzone und in der Hauptsache in den drei Westzonen angekommen. 6 Millionen Deutsche sind vom Erdboden verschwunden. Sie sind gestorben, verstorben. Von den 7,3 Millionen, die am Leben geblieben sind, sind der grösste Teil Frauen, Kinder und alte Leute. Ein grosser Teil der arbeitsfähigen Männer und Frauen ist nach Sowjetrussland in Zwangsarbeit verschleppt worden. Die Austreibung dieser 13 [S.125] bis 14 Millionen aus ihrer Heimat, die ihre Vorfahren zum Teil schon seit Hunderten von Jahren bewohnt haben, hat unendliches Leid mit sich gebracht. Es sind Untaten verübt worden, die sich den von den deutschen Nationalsozialisten verübten Untaten würdig an die Seite stellen."

54) Adenauer: Erinnerungen 1949-53, S. 186. Adenauer, der hier im März 1949 spricht, gibt eine niedrigere Zahl von angekommenen Vertriebenen an, als im vorliegenden Buch erscheinen, denn Stichtag ist hier der Termin der Volkszählung im September 1950. Zwischen Frühjahr 1949 und Herbst 1950 trafen aber mindestens 600.000 weitere Vertriebene ein.
Alle diese Berichte entstammen nicht der Sowjetpropaganda, sondern den Federn gestandener Freunde des Westens - Adenauers, Stolpers, der französischen Regierung und anderer. Es handelt sich also nicht um Lügen. Sind es vielleicht Irrtümer?

[Angaben von Historiker Proudfoot - Volkszählung von 1950 - es fehlen 5,25 Millionen Deutsche]

Einer der führenden Experten in Flüchtlingsfragen ist der britische Historiker Malcolm Proudfoot, Autor des 1957 erschienenen Standardwerkes "European Refugees 1939-52", auf das sich viele spätere Autoren berufen. Tabelle 40 des Buches bietet eine detaillierte Übersicht der deutschen Vertriebenenstatistiken von 1945 bis zum Jahr 1950, als der Flüchtlingsstrom grösstenteils versiegt war. Wir können die Zuverlässigkeit der von Adenauer angeführten Zahlen überprüfen, indem wir einige der grundlegenden Zahlen Proudfoots mit solchen des Alliierten Kontrollrats kombinieren, um das scheinbare Wachstum der Bevölkerung Deutschlands zwischen Januar 1946 und September 1050 mit den tatsächlichen Ergebnissen der Volkszählung von 1950 zu vergleichen.

Zur Bevölkerungszahl von 60,4 Millionen, von der Proudfoot im Januar 1946 ausgeht, addieren wir die Zahl der Geburten und Zuwanderungen im Zeitraum 1946-1950 und erhalten so einen Maximalwert für die Bevölkerungszahl von 1950. Die Zahl der Geburten in dem genannten Zeitraum betrug etwa 5 Millionen, die der Heimkehrer aus Kriegsgefangenschaft 4,8 Millionen, die der Vertriebenen nach Proudfoot etwa 8,3 Millionen, wodurch sich vor Abzug der Sterbefälle und Auswanderungen ein theoretischer Wert von 78,5 Millionen ergibt. Hiervon ziehen wir die amtlich registrierten 3,85 Millionen Sterbefälle und 0,6 Millionen Auswanderungen ab.

55) Die Gesamtzahl der entlassenen Kriegsgefangenen setzt sich folgendermassen zusammen:

Somit ergäbe sich für 1950 eine Einwohnerzahl von 74,05 Millionen. Die [S.126] Volkszählung von 1950 ergab jedoch lediglich 68,8 Millionen Einwohner für Gesamtdeutschland [Rest-Deutschland]. Es fehlten 5,25 Millionen Menschen, deren Verbleib ungeklärt war, und zwar zusätzlich zu den offiziell registrierten Todesfällen und zusätzlich zu den sechs Millionen Vertriebenen, von denen Adenauer annahm, dass sie vor Erreichen Restdeutschlands umgekommen waren. Wo sind all diese Menschen geblieben?

Kann sich die Statistik irren? Wie wir weiter unten sehen werden, sind die Zahlen der Alliierten Kontrollkommission aus der Volkszählung die zuverlässigsten, über die wir verfügen. Wenn diese nicht stimmen, dann gibt es in dieser Frage keinerlei gesicherte Annahme mehr.

Kann sich der Experte Proudfoot geirrt haben? Einige Anzeichen könnten darauf hindeuten. So gibt er zum Beispiel zu, dass seine Angaben in vielen Kategorien auf "Schätzungen" beruhen, ohne indes zu spezifizieren, in welchen Kategorien. Auch nimmt er keinerlei Bezug auf die Volkszählung, die von den Alliieren im Oktober 1946 durchgeführt wurde, zehn Monate nach dem Ausgangszeitpunkt seiner eigenen Bevölkerungstabellen, während er andererseits seine Aufstellungen mit der im September 1950 durchgeführten Volkszählung enden lässt. Des weiteren beziffert Proudfoot die Gesamtzahl der Flüchtlinge in der britischen Zone im Januar 1947 auf 3.201.000, während die Briten selbst der Kontrollkommission berichteten, dass bis zu diesem Zeitpunkt zwar etwas mehr als 3,5 Millionen in ihrer Zone eingetroffen waren, davon aber nur 2,8 Millionen dort verblieben seien und sich der Rest auf die anderen Zonen verteilt habe [oder gestorben ist!].

56) Monthly Report of the Control Commission (British Element), Juni 1947; In: RG [Record Group] 25, Volume 3809, Dossier 8380c-40 seq., NAC [National Archives of Canada]

Offenbar tat Proudfoot sein Bestes mit den Zahlen, die zur damaligen Zeit verfügbar waren. Neue Erkenntnisse wurden erst mit der Freigabe ehemals geheimer Dokumente möglich.

[Datensicherheit mit Volkszählung von Oktober 1946, Volkszählung von 1950 und Murphy-Akten]

Wir verfügen heute über etwas, das in Proudfoots Aufstellung der Bevölkerungs-Grunddaten nicht einfloss: das Ergebnis der Volkszählung vom Oktober 1946, durchgeführt "von Deutschen unter der Leitung der Alliierten Kontrollkommission."

57) Ambassador Murphy, CFM [Council of Foreign Ministers, Aussenministerrat der vier Hauptalliierten] Prep papers (vorbereitende Unterlagen zur Aussenministerkonferenz, 1947, HA [Hoover Archives]

Die [S.127] zweite Volkszählung vom August / September 1950 wurde ebenfalls von Deutschen unter der Aufsicht der vier Besatzungsmächte durchgeführt. Eine wichtige Kategorie stellen die Geburtenzahlen in diesem Zeitraum dar. Bisher war die Zahl der Vertriebenen heftig umstritten, doch seit der Freigabe der Murphy-Akten ab 1988 wissen wir, wie viele Vertriebene in der Zeit zwischen den beiden Volkszählungen in den vier Besatzungszonen Deutschlands eintrafen: Es waren sechs Millionen.

58) Die Murphy-Akten wurden 1988 freigegeben. Im Hoover-Archiv der Hoover Institution (Stanford, California), gibt es keinen Beleg dafür, dass irgendein Wissenschaftler diese Zahlen schon einmal veröffentlicht hätte. Allerdings hat dieses Fehlen von Veröffentlichungsvermerken nicht viel zu bedeuten, denn manches könnte auch ohne Benachrichtigung der Institution veröffentlicht worden sein. Mit freundlicher Genehmigung von Ron Bulatoff, HA [Hoover Archives], Oktober 1994.

Auch die Zahl der im fraglichen Zeitraum nach Deutschland heimgekehrten Kriegsgefangenen ist bekannt: 2,6 Millionen.

59) Zur Aufschlüsselung der Zahl heimgekehrter Kriegsgefangener siehe Anhang 2.

Diese Zahl war bisher heftig umstritten. Die Wahrheit wurde in den KGB-Archiven in Moskau entdeckt, die jüngst der Wissenschaft zugänglich gemacht wurden. Die Zahlen der Verstorbenen und Ausgewanderten sind ebenfalls bekannt.

60) [Viel zu hohe, deutsche Auswanderungsdaten von 600.000 für 1945-1950]
Sterbe- und Auswanderungsdaten vom Statistischen Bundesamt. Die Auswandererzahl von 600.000 erscheint mir unglaubwürdig hoch. Während fast des gesamten Zeitraums war Auswanderung verboten. Als sie schliesslich erlaubt wurde, setzten die Zielländer Deutschland ganz unten auf die Liste akzeptierbarer Herkunftsländer. Es gibt starke Widersprüche zwischen den Zahlen aus Wiesbaden und den Angaben der beiden wichtigsten Einwanderungsländer für deutsche Emigranten, Kanada und USA. Nach Angaben der westdeutschen Regierung gingen im Zeitraum 1946-1950 86.900 Auswanderer nach Kanada. Nach Gerhard Bassler, "The German Canadian Mosaic Today and Yesterday", Ottawa 1991, einem Standardwerk, kamen jedoch nur etwa 24.000 Deutsche in Kanada an (ebenda, S.22). Desgleichen gibt die US-Regierung 219.742 deutsche Einwanderer an (Historical Statistics of the US, Washington 1975), während die westdeutsche Regierung 401.700 Auswanderer in die USA aufführt. Wenn es stimmt, dass die Zahlen der westdeutschen Regierung viel zu hoch sind, so würde die Rückführung dieser Zahl auf die korrekten Werte die Zahl der Sterbefälle in den Jahren 1946-50 erhöhen. Einer vorsichtigen Kalkulation zuliebe habe ich mich jedoch an die von der deutschen Regierung angegebene Zahl von 600.000 Auswanderungen gehalten, ohne diese damit zu akzeptieren.

Damit haben wir alle nötigen Daten an der Hand, um mit Leichtigkeit die Zahl der Vermissten bzw. unregistrierten Todesfälle zu errechnen.

[Volkszählung 1946: 65 Millionen in Rest-Deutschland]

Den unter Leitung der Alliierten Kontrollkommission aufbereiteten Volkszählungsergebnissen zufolge betrug die Einwohnerzahl aller vier Besatzungszonen Deutschlands im Oktober 1946 65 Millionen.

61) Murphy, CFM [Council of Foreign Ministers, Aussenministerrat der vier Hauptalliierten] Prep papers (vorbereitende Unterlagen zur Aussenministerkonferenz), HA [Hoover Archives]. Die amerikanische Behörde, welche die meisten Entscheidungen hinsichtlich der Interpretation dieser Statistiken traf, war das US-Aussenministerium, das heisst in erster Linie Robert Murphy. Dessen Hauptaufgabe war es, was auch für die andern Alliierten galt, die Auswirkungen der Veränderungen in der Bevölkerungsstatistik zu analysieren. Besonders interessiert war er an dem Verhältnis der Bevölkerungszahl zur landwirtschaftlichen Nutzfläche. Im Oktober 1946 gibt Murphy jedoch zwei leicht unterschiedliche Bevölkerungszahlen für Deutschland an, und zwar 65,2 und 65 Millionen - ein Unterschied von 200.000 oder 0,3 Prozent.

Die Volkszählung des Alliierten Kontrollrats selbst ergab jedoch, den Military Governor's Reports vom März 1947 (OMGUS [Office of the Military Governor, "U.S.A."] Papers, NARS [National Archives and Records Service ("U.S.A.")]) zufolge, eine Gesamtbevölkerung von 65.911.180. Es gab zwei Summen: Die deutschen Behörden meldeten eine Gesamtzahl von 64.778.202 deutschen Zivilpersonen, zu denen die Alliierten weitere 1.132.978 Personen addierten, die unter ihrer direkten Aufsicht standen, darunter folgende drei Kategorien:
-- in Deutschland internierte Kriegsgefangene,
-- nichtdeutsche Zwangsumsiedler in UNRRA-Lagern (Nicht-deutsche, die aber in Deutschland verpflegt wurden, und
-- deutsche Zivilinternierte.

Die nichtdeutschen Zwangsumsiedler zählten etwa 700.000 (UNRRA Situation Report, 31. Oktober 1946, bei Murphy zitiert). Diese zog Murphy von den (abgerundet) 65.900.000 ab und kam so auf "65.200.000 inhabitants" (Einwohner). Als Ausgangszahl für die Berechnung zukünftiger Veränderungen, darunter die Hinzuzählung heimkehrender Kriegsgefangener, nannte er dann jedoch 65.000.000 Einwohner. Weshalb hat Murphy hier noch einmal 200.000 nicht spezifizierte Personen subtrahiert? Man kann wohl davon ausgehen, das es sich bei diesen 200.000 Personen um deutsche Kriegsgefangene und Zivilinternierte handelte, die sich zum Zeitpunkt der Zählung in Deutschland in alliiertem Gewahrsam befanden (und daher zum alliierten Teil des Volkszählungs-Gesamtergebnisses gehörten) und die im Verlauf der folgenden drei Jahre zum regulären Bevölkerungsteil zurückkehren würden. Da Murphy diese bereits als baldige Neuzugänge in seine Berechnungen mit einbezog, schloss er sie zunächst einmal als Teil der Originalbevölkerung aus, um Doppelzählungen zu vermeiden.

Damit wären 900.000 der 1.132.978 Personen erklärt, die in der Kategorie "Von den Besatzungsbehörden registrierte Bevölkerung" geführt wurden. Weder in den Volkszählunsergebnissen noch bei Murphy findet sich eine Erklärung, wer die restlichen 252.878 Personen waren. Da Murphy sie jedoch nicht als Deutsche betrachtete, könnte es sich um alliierte Soldaten und Zivilbeschäftigte der Militärregierung gehandelt haben, die neben den Deutschen mitgezählt wurden, weil sie aus deutschen Quellen verpflegt wurden.

Die Zahl der Heimkehrer aus Kriegsgefangenschaft, die der Bevölkerungszahl zwischen Oktober 1946 und September 1950 hinzugerechnet wurde, betrug nach dem in Anmerkung 60 aufgeführten Archivmaterial der vier Hauptalliierten rund 2,6 Millionen (siehe auch Anhang 1). Die vom Statistischen Bundesamt verzeichneten Geburten bedeuteten weitere 4.176.430 Neuzugänge in der Bevölkerungsstatistik.

62) "Bevölkerung und Kultur", S.33. Mit Dank an Annette Roser. Desgleichen: Mitchell: "International Historical Statistics", S. 102, 109


Des weiteren wurden sechs Millionen Heimatvertriebene gezählt, wie aus jüngst freigegebenen Akten des US-Aussenministeriums hervorgeht.

63) Quelle hierfür sind die Murphy-Akten sowie die Akten des Aussenministerrats (CFM Papers), HA [Hoover Archives]. Zahlreiche Kapazitäten in Deutschland und anderswo haben über die Flüchtlinge und Vertriebenen berichtet, doch ist mir kein Autor bekannt, der irgendetwas auf der Grundlage der Murphy-Akten im Hoover-Archiv in Stanford veröffentlicht hätte. Dies mag daher kommen, dass ein Grossteil der Murphy-Akten erst 1988 von Stanford und ein weiterer Teil 1991 vom US-Aussenministerium freigegeben wurde. In diesen Akten befinden sich Dokumente, die zwischen 1947 und 1949 für die jeweiligen Sitzungen des Aussenministerrats in Moskau und anderswo vorbereitet und diesem vorgelegt wurden und [S.242] die sich auf Statistiken stützen, die von der damals einzigen den vier Besatzungszonen Deutschland gemeinsamen Behörde, dem Alliierten Kontrollrat unter Ägide der vier Militärregierungen, gesammelt wurden.

Murphy stellte im April 1947 fest (CFM Papers, April 9, 1947, Statement by US Delegate, Box 61, Murphy Papers, HA [Hoover Archives]), dass 5-6 Millionen Vertriebene und Flüchtlinge eingetroffen waren. Da alle anderen Bevölkerungszahlen in diesen Unterlagen auf der Volkszählung vom Oktober 1946 basieren, wollen wir davon ausgehen, dass sich die Vertriebenenzahl ebenfalls auf dieses Datum bezieht. Der französische Delegierte sagte auf dem Moskauer Aussenministertreffen am 17. März 1947, dass nur 4,5 Millionen eingetroffen seien.

Murphys Assistent Brad Patterson gab am 18. Mai 1949 an, dass 12 Millionen Vertriebene in Deutschland angekommen seien (Murphy Papers, Box 67, File 67-6). Die von Fachleuten allgemein akzeptierte Zahl der Vertriebenen bis einschliesslich 1950 ist 12 Millionen. (Es macht für die in diesem Buch geschätzte Gesamtzahl der Umgekommenen keinen Unterschied, wenn man die für Mai 1949 angenommene Gesamtzahl der Vertriebenen von 12 Millionen der Gesamtzahl der bis 1950 zu Tode Gekommenen zugrundelegt). Dies bedeutet, dass - den Amerikanern zufolge - zwischen Oktober 1946 und Mai 1949 6-7 Millionen Vertriebene eintrafen.

Legt man die französische Ausgangszahl (4,5 Millionen) zugrunde, so trafen im Zeitraum Oktober 1946 bis September 1950 zwischen 0,5 und 1,5 Millionen mehr Deutsche ein. Entsprechend würde dies die Zahl der im gleichen Zeitraum Umgekommenen erhöhen.

Denn je höher die Zahl der zwischen 1946 und 1950 eingetroffenen Vertriebenen, desto höher ist auch die Zahl der Umgekommenen. Ich habe mich ausschliesslich der zuverlässigsten Dokumente, nämlich der CFM-Sammlung, bedient und hierunter derjenigen, in denen die Zahl der eingetroffenen Vertriebenen zugleich auf die niedrigstmögliche Sterbezahl hindeutet. Daher gehe ich für die Zwecke dieses Buches von einer Gesamtzahl von 6 Millionen zwischen 1946 und 1950 eingetroffener Vertriebener und Flüchtlinge aus.

Dem britischen Autor Malcolm Proudfoot ("European Refugees, 1939-52") zufolge waren bis Juli 1946 etwa 7,4 Millionen Vertriebene eingetroffen. Somit müssten danach noch weitere 5 Millionen hinzugekommen sein, um auf die von ihm für 1950 genannte Gesamtsumme von 12,4 Millionen zu kommen. Zieht man 1 Million für den Zeitraum Juli bis Oktober 1946 ab [S.243], so kommt man mit Proudfoot auf einen Zustrom von 4 Millionen Vertriebenen im fraglichen Zeitraum Oktober 1946 bis September 1950.

Proudfoot schrieb sein Buch über die europäischen Flüchtlinge um 1956, lange bevor die massgeblichen CMF-Dokumente zugänglich waren, daher waren seine Quellen nicht die besten. Zum Beispiel benutzt er für die Bevölkerungsangaben in seiner Tabelle 40 nicht die Ergebnisse der Volkszählung vom Oktober 1946, wohl aber die vom September 1950, so dass es den Anschein hat, als seien ihm erstere gar nicht bekannt gewesen. Für die entscheidende Angabe der Vertriebenenzahl im Januar 1946 in Tabelle 40 übernahm er die Schätzung des Statistischen Beraters im Bayerischen Staatsministerium des Innern, Martin Kornrumpf, allerdings ohne diesen zu nennen. Die Zahl erscheint zum ersten mal auf Seite 371, wo sie ordnungsgemäss als Schätzung aufgeführt ist, dann nochmals in der Tabelle, doch ohne diesmal als Schätzung ausgewiesen zu sein. In der Tabelle erscheint sie gleichberechtigt neben den Volkszählungsergebnissen von 1950, als handele es sich dabei um eine ebenso fundierte Zahl. Diese implizierte gleiche Massgeblichkeit ist jedoch durch nichts gerechtfertigt.

Akzeptierte man Proudfoots Schätzungen, so würde dies die Zahl der geschätzten Todesfälle unter der residenten Bevölkerung um 2 Millionen, nämlich von 5,9 auf 3,9 Millionen verringern.
Somit hätte die Gesamtzahl der Bevölkerung vor Abzug der Verluste im Jahr 1950 nach eigenen Angaben der Alliierten 77.776.430 betragen. Dem UN-Jahrbuch und dem Statistischen Bundesamt zufolge wurden im Zeitraum 1946-1950 3.235.539 Sterbefälle registriert.

64) "Bevölkerung und Kultur", S. 33; Und: Mitchell: "International Historical Statistics", S.102, 109. Das UN Yearbook 1956 berichtete, dass sich die Gesamtzahl der Toten während der vier Kalenderjahre 1947-1950 in allen vier Zonen auf etwa 3.297.194 belief.

Nach Angaben des Bundesamtes für Auswanderung emigrierten etwa 600.000 Deutsche [S.128].

65) Bundesamt für Auswanderung: "Tätigkeitsbericht der Bundesstelle für das Auswanderungswesen", Bremen 1951

So hätte sich für 1950 eine Bevölkerungszahl von 73.940.891 ergeben müssen. Doch die von der Bundesregierung unter alliierter Aufsicht 1950 durchgeführte Volkszählung ergab lediglich 68.230.796 Einwohner.

66) "Demographic Yearbook United Nations", 1956, New York 1956. Die Volkszählung in der Ostzone fand unter sowjetischer Aufsicht am 31. August 1950 statt, diejenige im Westen unter britischer, französischer und amerikanischer Aufsicht am 13. September 1950. Das Saarland, bis 1957 unter französischer Verwaltung, ist in den Ergebnissen beider Volkszählungen nicht enthalten. Proudfoot kommt auf 68.794.000 Einwohner, doch mögen in dieser Zahl einige nichtdeutsche Zwangsumsiedler enthalten sein.

Es fehlten also, folgt man den offiziellen Zahlen der Alliierten, 5.710.095 Menschen (im folgenden abgerundet auf 5,7 Millionen).*

*Der Unterschied zu der aus den Proudfoot-Basisdaten errechneten Zahl resultiert hauptsächlich aus den unterschiedlichen Zeiträumen, die den Berechnungen zugrunde lagen.

[Es fehlen 5,7 Millionen Deutsche - Untersuchung der Quellen]

Eine solch gigantische Zahl wirft natürlich Fragen auf. Die erste Frage lautet: Wie zuverlässig ist das umfangreichste Zahlenwerk, die Volkszählungsergebnisse? Die Alliierten gaben sich mit diesen Zahlen alle erdenkliche Mühe, denn die Bevölkerungszahl der Deutschen war für sie alle von grösster Bedeutung. Sogar die 1143 Männer wurden verzeichnet, die als Schiffsbesatzungen auf hoher See registriert waren. Alle alliierten glaubten, sie müssten mit weiteren deutschen Aggressionen rechnen, die mit Hitlers eigenen Worten dadurch ausgelöst wurden, dass in Deutschland zu viele Menschen auf zu engem Raum lebten. Deshalb drehten sich die Diskussionen der Alliierten vor allem um Bevölkerungsvergleiche Deutschlands nach dem Krieg gegenüber 1939 sowie Deutschlands mit Frankreich, um die Geburtenrate, um die Einwohnerzahl pro Quadratkilometer, um die landwirtschaftliche Produktion pro Person und Quadratkilometer und so weiter. Wichtige, politische Entscheidungen in Bezug auf das damalige Deutschland wurden auf der Grundlage dieser Volkszählungen gefällt. Die Alliierten gerieten sich über alle möglichen Grundfragen und Massnahmen in die Haare, doch hinsichtlich der Geburtenrate in Deutschland und der Basisdaten der Volkszählungen von 1946 und 1950 waren sie sich einig.

[Heimatvertriebene werden beim Grenzübertritt nach Rest-Deutschland gezählt]

Was die übrigen Variablen betrifft, so wissen wir,d ass die Heimatvertriebenen beim Grenzübertritt gezählt und die Zahlen Jahr [S.129] für Jahr in die Berichte des Alliierten Kontrollrats aufgenommen wurden, die uns jetzt zugänglich sind.

67) Die Delegierten bei den verschiedenen CFM-Treffen widersprachen sich teilweise in ihren Aussagen über die Zahl der angekommenen Vertriebenen zu verschiedenen Zeitpunkten zwischen 1946 und 1950, doch waren sich alle darin einig, dass im August / September 1950 die Gesamtzahl der Vertriebenen etwa 12 Millionen betrug. Diese Zahl wurde dann auch von der westdeutschen Regierung, von de Zayas, Proudfoot und anderen übernommen.

"Das statistische Bild der Neuzugänge in den Westzonen ist bis ins einzelne ausgearbeitet und vollständig", schrieb Staatssekretär Brad Patterson am 18. Mai 1949 in einer Aktennotiz zu den Unterlagen, die US-Botschafter Robert Murphy als Vorbereitung auf die Sitzung des Aussenministerrats von 1949 dienten. Dennoch gab es einige kleinere Abweichungen bei diesen Zahlen (siehe Anhang 3) [weil ein paar 1000 vielleicht Wege genommen haben, wo keine Grenzkontrolle stattfand].

[Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft: Die Gulag-"Sowjetunion" hatte nicht über 3 Millionen, sondern nur ca. 890.000 deutsche Kriegsgefangene]

Bis zum Jahr 1995 war die Zahl der Heimkehrer aus Kriegsgefangenschaft umstritten, weil die Westalliierten behaupteten, dass die Sowjets über drei Millionen Kriegsgefangene hatten, während es tatsächlich nur etwa 890.000 waren. Nach der Öffnung der KGB-Archive wissen wir, dass die sowjetischen Zahlen von allen Kriegsgefangenenarchiven die stärkste Beweiskraft haben. Diese einschneidende Korrektur wurde erst nach Beendigung des Kalten Krieges möglich. Alle anderen Zahlen, die notwendig sind, um den Stand der Kriegsgefangenen per Oktober 1946 zu errechnen, lieferten die jeweiligen Regierungen selbst [S.130].


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Quellen


Fotoquellen





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