9. Köln ab 1648 und die Spuren des 30-jährigen
Krieges bis heute
Reste des 30-jährigen Kriegs in Köln: Zeughaus, Kirchen,
Goldene Kammer, Jan von Werth
<In Köln erinnert heute nur noch wenig an den grossen,
europäischen Krieg: Bauwerke wie das Zeughaus oder Kirchen wie
Maria im Frieden und die "Goldene Kammer" in St. Ursula.
Besonders populär in Köln ist die Legende vom Reitergeneral
Jan von Werth und seiner Griet - als Element des Kölner
Karnevals, mit dem alljährlichen vom "Reiterkorps Jan von
Werth" zu Weiberfastnacht aufgeführten Schauspiel an der
Severinstorburg.>
[Kolonialistischer Weltkrieg ab 1648 - Köln weiter
mit Waffenproduktion für Spanien
Ab der Unabhängigkeit Hollands von Spanien ist der Weltkrieg
zwischen den kriminellen Christen auch auf fremden Territorien
in vollem Gange und hört nie mehr auf. Weitere
protestantisch-"christliche" Mächte wie Grossbritannien und ab
1776 die kriminellen "USA" beteiligen sich an der
Kulturzerstörung auf der ganzen Welt im Namen des Profits
durch Gewürze, Sklaven, Porzellan, Tee, Tabak etc. Köln bleibt
als unversehrte Stadt eines der wichtigsten Handelszentren
Europas und betreibt wahrscheinlich weiter Waffenproduktion
für das katholische Spanien, bis Napoleon kommt...]
Medien ab 1648: Erste Tageszeitungen
In Leipzig erscheint 1650 die erste Tageszeitung unter dem
Titel "Einkommenden Zeitungen" mit 6 Ausgaben pro Woche.
[web03]
Es folgen Daten über die Familie Jabach. Pelzhändler Eberhard
Jabach entwickelt in Paris grosse Tätigkeiten:
ab 1649: Familie Jabach in Paris wird auch Kunstsammler
Die Pelzhändler-Familie Jabach mit Eberhard IV wird in Paris
ein grosser Kunstsammler, und diese Kunstsammlung wird dann
einer der Grundsteine für die Sammlung des heutigen
Louvre-Museums:
<Nach der Hinrichtung des englischen Königs Karl I. [1649]
erwirbt Everhard IV grosse Teile von dessen Kunstsammlung. Er
zeigt sie in seinem Pariser Hôtel Jabach - einem
repräsentativen Stadtpalais, an der Stelle des heutigen
Vorplatzes des Centre Pompidou. Der als Opportunist,
Kosmopolit und Handelsmann bezeichnete Everhard IV Jabach ist
in Paris einer der grössten bürgerlichen Sammler seines
Jahrhunderts. Später bildet Jabachs Kunstsammlung zusammen mit
der des Kardinals Mazarin den Grundstock des heutigen
Louvre>, wobei Kardinal Mazarin der Regent während der
Kindheit von König Louis XIV ist [web01] und Jabach ist nicht
nur Pelzhändler, sondern auch Bankier [web02].
Kardinal Mazarin (1602-1661) in einem Museum [1]
Weitere Details zu Jabach in Paris:
Eberhard IV Jabach sammelt seine Kunst im Stadtpalais "Hôtel
Jabach" an der Rue Neuve Saint-Merry in Paris. Eberhard Jabach
wird einer der grössten Kunstsammler seiner Zeit. Ein Teil
davon gelangt später in die Sammlung von König Louis XIV.
[web02]. Das "Hôtel Jabach" lässt Eberhard Jabach selber bauen
(entworfen von Pierre Bullet, heute zerstört). Jabach sammelt
vor allem die Bilder seiner Zeit aus der zweiten Hälfte des
17. Jh. in Europa. Gleichzeitig ist Jabach als Bankier für den
Kardinal Mazarin tätig. Vorbilder von Jabach für die
Sammlungskäufe sind sein Vater und Thomas Howard, der zweite
Graf von Arundel (Earl of Arundel) [web03].
Nach der Köpfung des englischen Königs Karl I. (Charles I) ist
Jabach 1650 bis 1651 einer der Hauptkäufer der königlichen
Sammlung in London (Leonardo da Vinci’s Saint John the
Baptist, Holbein’s Portrait of Erasmus,
Titian’s Concert Champêtre, Guido Reni’s Labors
of Hercules, und Caravaggio’s Death of the Virgin).
Diese erste Kunstsammlung besteht aus 100 Gemälden und über
6000 Zeichnungen [web03].
Beispiele: Caravaggio: Tod einer Jungfrau [2] - Holbein:
Erasmus von Rotterdam [3]
1662: Jabach verkauft einen ersten Teil seiner Kunstsammlung
an den französischen König Louis XIV. [web03]
1671: Jabach verkauft einen zweiten Teil seiner Kunstsammlung
an den französischen König Louis XIV. [web03]
Jabach sammelt weiter und bringt es auf weitere 687 Gemälde
und 4000 Zeichnungen, die nach seinem Tod 1695 an verschiedene
Stellen verkauft werden [web03].
Anna Maria von Schurmann (Schürmann) wird hochangesehen
Anna Maria von Schurmann, deren protestantische Familie aus
Köln vertrieben worden war, und die in Utrecht mit einem
Gedicht die Universität miteingeweiht hatte, entwickelte nun
grosse intellektuelle Fähigkeiten:
<Eine seltsame Wende macht Anna Maria, als sie frei von
familiären Pflichten endlich ihren eigenen Weg gehen kann. Sie
ist ohne Familie und unverheiratet.> [web01]
<Anna Maria von Schurmann korrespondierte mit zahlreichen
bedeutenden Persönlichkeiten ihrer Zeit, wie dem Physiker
Christiaan Huygens (1629–1695), dem Philosophen René Descartes
(1596–1650), dem Kardinal Richelieu (1585–1642) sowie der
Schriftstellerin und Übersetzerin Marie LeJars de Gournay
(1565–1645), die eine Schrift über „Die Gleichheit von Männern
und Frauen“ verfasst hatte. Zu ihren Besucherinnen zählte auch
Königin Christine von Schweden (1626–1689).> [web02]
Köln wird immer wieder Station von berühmten Malern und
Zeichnern. 1635 war es Wenzel Hollar gewesen, nun ist es
Vinckboons, wobei nicht sicher ist, ob es sich um Johannes
oder Justuz Vinckboons handelt:
1664/5: Das Skizzenbuch über Köln vom Zeichner und
Architekt Vinckboons
<Skizzenbuch des Johannes Vinckboons oder des Justuz
(Joost) Vinckboons, Amsterdam, um 1664/65
[...] Der Schöpfer dieses Skizzenbuchs ist entweder Justuz
(Joost) Vinckboons, ein niederländischer Architekt, der
1651-1670 Studien verschiedenster Bauwerke anfertigt - oder
sein Bruder Johannes.>
Es existieren verschiedene Schreibweisen: Justus Vingboons,
Justus Vinckboons, Joost Vinckeboons, Joost Vinckboons, Justus
Vinckeboons [web04].
<Das Skizzenbuch enthält 26 Ansichten Kölner Bauwerke. Die
Zusammenstellung der Skizzen zum Buch erfolgt erst später.
Ursprünglich sind es drei eigenständige Konvolute. [...] [Die
Bilder zeichnen] das Bild einer untergegangenen Stadt. So ist
die Ansicht von St. Clara, einem Klarissenkloster, das 1804
abgebrochen wird, die einzige bekannte Ansicht dieses
Klosters. Am Römerturm, in direkter Nachbarschaft zum Zeughaus
gelegen, fallen die vor dem Kloster gelagerten Kanonenkugeln
ins Auge. [...] Lavierte Tuschezeichnung>
[Das alte Köln war scheinbar voller Kirchen. Und der Dom ist
natürlich auch in den Jahren 1664 bis 1665 weiterhin
unvollständig und bleibt eine katholische Provokation, obwohl
die Gebiete rund um Köln nun immer protestantischer werden,
weil sich immer weniger Leute das Bibellesen in der eigenen
Landessprache verbieten lassen wollen. Köln wird zur
katholischen Insel, und am Ende müssen die Protestanten den
Dom zu Ende bauen...]
Beispiele von Zeichnungen von Vinckboons:
Die Stadttore und eine Windmühle in Köln
(Sonderausstellung Köln 2014; Die Lichtreflexionen liessen
sich wegen der Glasplatte und den direkten Scheinwerfern
leider nicht vermeiden).
1666-1678: Anna Maria von Schurmann bei den Labadisten:
Urchristentum in Genf - Stift Herford - Altona - Schloss
Waltha im Friesland
<Um 1666 gibt Anna Maria von Schurmann ihre Kunst, ihre
wissenschaftlichen Studien und ihren kalvinistischen Glauben
auf und schliesst sich [nachdem sie Labadie kennengelernt
hat], Jean de Labadie (1610–1674) an. Dieser gilt als
Hauptvertreter der mystischen Spiritualisten französischer
Sprache und will die Kirche nach dem Vorbild des
Urchristentums wiederherstellen. Als er eine „urchristliche“
Separation aus der Taufe hebt, weist ihn der Stadtrat von Genf
aus. 1670 zieht Jean de Labadie auf Vermittlung seiner
Schülerin Anna Maria von Schurmann in das Stift Herford in
Westfalen. Dort gewährt die Fürstäbtissin Elisabeth
(1618–1680), Kurfürstin von der Pfalz, die Tochter der
„Winterkönigin“ Elisabeth Stuart (1596–1662), den Labadisten
eine Zeitlang Zuflucht. Danach gehen die Labadisten in die
damals dänische Stadt Altona bei Hamburg.
Nach dem Tod von Labadie 1674 führt Anna Maria von
Schurmann die Labadisten an, die sie nach Schloss Waltha bei
Wiewerd ([holländisch Wieuwerd, holländisches] Friesland)
führte. Dort begegnet sie der Botanikerin und
Insektenforscherin Maria Sibylla Merian (1647–1717). Anna
Maria Schurmann gilt als die „Mama“ der frommen
Gemeinschaft. In ihrer Autobiographie „Eucleria, seu
melioris partis electio“ („Eukleria oder die Erwähnung des
besseren Teils“), die 1673 in Altona erscheint und 1684/1685
in Amsterdam fortgesetzt wird, schildert Anna Maria von
Schurmann ihre innere Entwicklung, die sie zu den Labadisten
geführt hatte.> [web02] - <Gestorben ist sie am 4. Mai
1678 in Wiewerd.> [web01]
Karte von Nord-Holland mit dem holländischen Friesland und
Wiewerd (holländisch: Wieuwerd) [6]
Und im Untergrund wühlt der Protestantismus mit Bibelstunden
und Gottesdiensten in der Landessprache:
Kölner Protestantismus im Untergrund
<Religion im Geheimen: Das kleine und das grosse
Protokollbuch
Um nicht entdeckt zu werden, führt die Hochdeutsch-reformierte
Gemeinde Köln zwei Protokollbücher. Die Mitschriften bei
Versammlungen wurden in einem leicht zu verbergenden
Kleinformat angefertigt, die Reinschrift dann daheim in ein
Grossformat übertragen. Auch ein Erkennungszeichen haben die
Mitglieder der protestantischen Gemeinden: Das sogenannte
"Lotje". Diese Kirchenzeichen sind kleine Bleistücke mit einem
eingepressten Symbol, die sie beim Betreten ihrer Kirche in
Mülheim vorzeigen müssen. Die Skizze eines solchen "Lotje"
erkennt man am Rand des kleinen Protokollbuchs. Einträge vom
Oktober 1650 - evangelische Gemeinde Köln.>
Medien: Zeitungsentwicklung in Köln
<1680 heiratet der Zeitungsdrucker Georg Friedrich
Franckenberg in eine Kölner Druckerfamilie - im gleichen Jahr
erhält er ein Privileg zum Zeitungsdruck. Er ist auch als
Ratsdrucker tätig. Seine Druckerwerkstatt liegt im Haus "Zum
Goldschläger" vor dem Kloster der Kölner Minoriten.
Franckenberg stirbt 1695. - "Samstägige Postzeitungen" vom 24.
Januar 1685 [mit Nachrichten] hier etwa aus Paris, Wien oder
Brüssel. Lokale Nachrichten dagegen fehlen oft aus Gründen der
örtlichen Zensur.>
Samstägige Postzeitung vom 14.
Januar 1682 (Sonderausstellung Köln 2014)
1682: Die Karmeliter stellen ihre Barockkirche fertig
Der Kirchenbau beim Kloster "Im Dau" wird fertiggestellt:
<Erst 1682 wird das Gotteshaus - Prototyp einer
Barockkirche - fertiggestellt.>
Die Barockkirche des
Karmeliterklosters "Im Dau", fertiggestellt 1682
(Sonderausstellung Köln 2014)
1689: <Archivtruhe der Bergischen Provinzialsynode
[...] Zur Archivierung wichtiger Dokumente wird 1689 diese
Truhe angefertigt: "... ist das Archivum verfertiget, auch
darab ein Schlüssel in duplo stehenden Herrn Praesidi
übereichet, und soll dasselbe für das erste und bis auf ferner
Verordnung hier zu Solingen in der Kirchenkammer stehen
bleiben." Später gelangt die Truhe nach Köln.>
Die Archivtruhe der Bergischen
Provinzialsynode von 1689 (Sonderausstellung Köln 2014)
Kinderspielzeug: Jan von Werth als Reiterfigur
<Ein Reitergeneral als Spielzeug
Die Figur aus glasierter Irdenware soll Jan von Werth
darstellen. Angesichts des schlechten Erhaltungszustands ist
das nur schwer zu überprüfen. Die Kleidung lässt tatsächlich
auf eine Soldatenfigur aus dem Dreissigjährigen Krieg
schliessen.
Es ist gut möglich, dass der Kult um den berühmten
Reitergeneral während oder nach dem Krieg Einzug in Kölner
Kinderstuben hält. Möglicherweise soll Jan von Werth wegen
seiner Disziplin und Einsatzbereitschaft als Vorbild für
heranwachsende Jungen dienen - Erziehung durch Rollenmodelle:
bis heute aktuell...>
Reiterspielzeug, das angeblich Jan
von Werth darstellt (Sonderausstellung Köln 2014)
ab 1750: Das Zeughaus von Köln wird auch Museum
<Seit etwa 1750 erfüllt das Zeughaus eine weitere Aufgabe.
Reiseführer empfehlen den Besuch dieses "Musée sentimental"
mit seinen Relikten tatsächlicher und legendenumwobener
Persönlichkeiten.>
Die angebliche Rüstung von Jan von Werth im Zeughaus von
Köln
<Gut gerüstet
Im 18. Jahrhundert präsentiert man Touristen und Besuchern im
Kölner Zeughaus diese besondere Sehenswürdigkeit. Man preist
sie als Rüstung des "Franzosenschrecks" Jan von Werth. Die
reich verzierte Rüstung besteht aus Helm, Halsreifen,
Brustharnisch, Rückenstück und Panzern für Schultern, Arme und
Knie. Unterhalb des Herzens weist der Harnisch eine Delle auf
- vermutlich von der Kugel einer Radschlosspistole.>
Die angebliche Rüstung von Jan von
Werth (Sonderausstellung Köln 2014)
1793: Gründung des Kunstmuseums "Louvre" in Paris mit der
Sammlung von Jabach
Die Sammlung von Eberhard Jabach, die an Louis XIV verkauft
worden war, bildet den Grundstock des im 19. Jh.
eingerichteten Kunstmuseums "Louvre" [web03]
Louvre in Paris 1793 ca. [4]
1794: Napoleon in Köln: Das Kölner Zeughaus und das Museum
im Zeughaus werden "geräumt"
<Durch den Einzug der Truppen der Französischen Republik
1794 und die darauf einsetzenden Räumaktionen werden viele
dieser Relikte [die aus dem 30-jährigen Krieg im Zeughaus
standen] verschleppt.> [Kölner Haushalte bewahren zum Teil
die Relikte auf].
ab 1798: Judentum in Köln
Das neue Zivilrecht unter Napoleon bringt ab 1794 die
theoretische Gleichheit vor dem Gesetz für alle
Religionsangehörigen. Ab 1798 werden Juden in Köln wieder
zugelassen. Schrittweise formt sich unter Führung der Familie
Oppenheim eine neue, jüdische Gemeinde. Ein Gebetsraum wird im
Klarissenkloster eingerichtet. Bis zur Gleichberechtigung
dauert es aber noch bis 1848 [web06].
19. Jh. Umbenennung des "Neuen Bau"="Spanischer Bau"
Im nun preussisch regierten Köln erhält der grosse
Versammlungsbau "Neuer Bau" am Rathausplatz die neue
Bezeichnung "Spanischer Bau" in Anlehnung an die Versammlungen
der Spanischen Liga im Dreissigjährigen Krieg seit 1623:
<Seinen heutigen Namen "Spanischer Bau" erhält er erst im
19. Jahrhundert - angelehnt an die Sitzungen der Versammlung
der Spanischen Liga, die hier ab 1623 tagt.>
[Diese Namensgebung scheint absolut einseitig, denn in diesem
Bau haben sicher auch die Protestanten getagt. Aber die
katholische Propaganda hört nicht auf].
Strassennamen und ein Denkmal für Jan von Werth
Jan von Werth, Schaufensterpuppe in
den traditionellen Kleidern des Dreissigjährigen Krieges
(Sonderausstellung Köln 2014)
<"Wer et hätt jedonn - wer et hätt jewoss!" - Der Kölner
Kult um Jan von Werth
"Zo Kölle em ahle Kümpchenshoff...", so lautet der Anfang des
vor 175 Jahren entstandenen, immer noch bekannten Liedes von
Jan und Griet. Damit beginnt die volkstümliche und bis heute
lebendige Rezeption des Militärs und Kriegsunternehmers Jan
von Werth. Vieles in Köln erinnert an den Reitergeneral des
Dreissigjährigen Kriegs: Sein Denkmal auf dem Alten Markt,
Namen von Strassen und Gaststätten, das alljährlich
aufgeführte Spiel, eine Karnevalsgesellschaft und sogar ein
Rocklied der Kölner Band BAP.
Schon um 1810 ist die Erinnerung an Jan von Werth in Köln
präsent: Auf Vorschlag von Wallraf benennt man 1812 in der
"Franzosenzeit" die Strasse "Am Klingelpütz" um die "Rue Jean
de Weerte" - 1816 wird diese Umbenennung unter den Preussen
wieder rückgängig gemacht. Auch in der frühen Phase des
organisierten Karnevals darf die historische Figur des
Reitergenerals Jan von Werth nicht fehlen: Gleich beim ersten
Rosenmontagszug 1823 ist er mit dabei. Der Rosenmontagszug
1882 steht sogar unter dem Motto "Jan und Griet". Zwei Jahre
später, im Sommer 1884, erfolgt die offizielle Einweihung des
"Johann von Werth-Brunnen" auf dem Alten Markt.>
1815: Köln wird am Wiener Kongress preussisch [web07]
[Es ist anzunehmen, dass die Kölner Waffenproduktion nun für
die protestantischen Mächte bzw. für Preussen stattfindet.
Ausserdem müssen die Protestanten dann den katholischen Dom
fertigbauen...]
1840: Die Rüstung von Jan von Werth bei Karneval
<Anlässlich des Rosenmontagszugs 1840 (Motto: "Das
Turnier") zwängt sich das beleibte Kölner Original Arnold
Klütsch (Spitzname: Fressklötsch) in die Rüstung - er soll als
einziger in der Lage gewesen sein, die schwere Eisenrüstung zu
tragen.>
1842: Köln beschliesst den Weiterbau am Kölner Dom
[web05]
ab 1848: "Gleichberechtigung" der Juden - und
Antisemitismus
[web06] [Mit der Gleichberechtigung der Juden in Europa kommt
gleichzeitig der "christliche" Antisemisismus auf. Einige
reiche Juden bilden Logen und wirtschaftliche Geheimbünde und
fahren ihre Manöver gegen "Christen", u.a. mit gewissen
Spekulationen an den neu eingerichteten Weltbörsen, mit
gewissen Falschmeldungen in den Zeitungsmedien und mit
führenden Positionen in der Industrialisierung, so dass viele
"christliche" Bauern zu Fabrikarbeitern werden. Der Grossteil
des Judentums aber ist genauso in der Unter- und Mittelschicht
wie die "Christen". Dies wird von der "christlichen"
Propaganda nie gesehen...]
Köln erlebt 1848/1849 schwere Pogrome gegen Juden wie auch
Berlin, Prag und Wien. Die wirtschaftlich Führende, jüdische
Familie in Köln ist die Familie Oppenheim. Später wird Köln
ein zionistisches Zentrum und Sitz der "Zionistischen
Vereinigung für Deutschland" [web06].
1880: Der katholische Kölner Dom wird fertiggestellt
[web05] - [Nun, Jesus hat sicher nie gewollt, dass Menschen so
viel Geld für Steine verschwenden, wenn es auf der Welt
dermassen viel Armut gibt...]
1882: <Kostümiert nach Art des Jan von Werth
Wohl anlässlich des Rosenmontagszugs von 1882 entsteht diese
Fotografie. Wahrscheinlich dient die Kostümierung der
Zugteilnehmer später als Vorbild für die Gestaltung der
Uniformen des 1925 gegründeten Reiter-Korps.>
Ein Karnevalist am
Rosenmontagsumzug von 1882 ist als Jan von Werth verkleidet
(Sonderausstellung Köln 2014)
ab 1882: Jan von Werth beim Karneval in Köln
<Motto "Jan und Griet": Rosenmontagszug 1882
Der Rosenmontagszug von 1882 steht ganz im Zeichen des
Reitergenerals. Die Entwurfszeichnung zeigt eine Gruppe, die
Jan von Werth gemeinsam mit seiner ersten Frau Christine Beuth
und seiner Mutter darstellt. Die Beschriftung am unteren
Bildrand zeigt, welche Personen dargestellt sind.>
Eine Karnevalsgruppe am
Rosenmontagsumzug von 1882 stellt die Familie von Jan van
Werth dar (Sonderausstellung Köln 2014)
Man sieht von links nach rechts:
Christine Beuth - Jan von Werth (blau) - Bürgermeister
(schwarz) - Obrist Sporn (rot) - Freiherr A. von Funk
(grün) - Kaufmann Geust (schwarz) - Westtis Butter (im
Wagen) - Graf von Geteen (?)
1884: Der Jan von Werth-Brunnen auf dem Alten Markt in Köln
<Held auf dem Alten Markt: Der Jan von Werth-Brunnen
Seit 1884 steht der "Johann von Werth-Brunnen" auf dem Alten
Markt. Fast elf Meter ragt das bis heute populäre Denkmal mit
der Standfigur des Reitergenerals in die Höhe. Unter der
Zeichnung ist das in den 1830er Jahren entstandene
Mundartgedicht von Carl Cramer abgedruckt, durch das die
"Legende von Jan und Griet" ihre bis heute prägende Form
findet.>
Jan von Werth-Brunnen auf dem Alten
Markt (Altermarkt) in Köln (Sonderausstellung Köln 2014)
um 1900: "Modernisierung"
Die "Modernisierung" um 1900 verändert das Stadtbild.
1904: Der Raum mit den 11.000 Jungfrauen - die
"goldene Kammer" ist nun Sakristei
<... von goldenen Gebeinen... Die goldene Kammer im Jahr
1904
1904 dient die Goldene Kammer von St. Ursula als Sakristei.
Ein Priester bereitet die Messe vor. Vorne sieht man den
damals noch dort aufgestellten Ursulaschrein. Die Wände sind
gefüllt mit den in vergoldeten Akanthus-Umrahmungen
eingefassten Reliquienbüsten aus Spätgotik und Barock. Darüber
erstreckt sich der mit Gebetsanrufungen gestaltete
"Knochenteppich", der das gesamte Gewölbe bedeckt. Noch heute
bewirkt der Anblick dieser Knochen-Ornamentik Schauer oder
Entsetzen. In der Barockzeit war sie Verweis auf die
Vergänglichkeit alles Irdischen und Ausdruck der Hoffnung der
Gläubigen, dass sich alles Gebein am Jüngsten Tage wieder zu
einem verklärten Leib zusammensetzen werde.>
Die "Goldene Kammer" wird
Sakristei, Skizze von 1904 (Sonderausstellung Köln 2014)
1919: Das Zeughaus wird Finanzamt
Im alten Zeughaus wird das Finanzamt der Stadt Köln
eingerichtet und bleibt dort bis 1958 [web04].
[Nun folgt in Köln wieder eine französische Besetzung, von
1919 bis 1925, und gleich 1925 folgt dies]:
1925: Die Gründung der Karnevalsgesellschaft "Reiter-Korps
Jan von Werth e.V. 1925"
Logo des Karnevalsvereins "Reiter-Korps Jan von Werth e.V.
1925" [8]
<Das Reiter-Korps "Jan von Werth" e.V.
Seinen festen Platz im Kölner Karneval erhält Jan von Werth
mit der Gründung des Reiter-Korps "Jan von Werth" e.V. Den
Anfang bildet eine zünftige Stammtischrunde der "Fidele Häre"
1925 im sogenannten Bartmannshaus am Heumarkt. Am 10. Februar
beschliesst man, eine Karnevalsgesellschaft, das Reiterkorps
"Jan von Werth" zu gründen.
Aber warum ein Reiterkorps? Viele Gründungsmitglieder sind
Händler in der Grossmarkthalle am Heumarkt und besitzen daher
durchweg Pferde, mit denen man beim Rosenmontagszug ordentlich
Staat machen kann - woran sich bis heute wenig geändert
hat.>
[1925 ist die französische Besatzung in Köln zu Ende. Es kann
angenommen werden, dass diese Reitergesellschaft "Jan von
Werth" auch ein Zeichen des Widerstands gegen die Weltmacht
der Franzosen seit 1919 ist, wo Frankreich einer der
Haupträuber im Versailler Vertrag war].
1927: Statuette von Fritz Müller über Jan von Werth
und Griet
Statuette von Fritz Müller über Jan
von Werth und Griet, 1927 (Sonderausstellung Köln 2014)
<"Jan und Griet" - modern
Ein moderner Tafelaufsatz für das Kölner Ratssilber: Von unten
nach oben abzulesen ist die Geschichte von Jan von Werth, der
siegreich aus dem Dreissigjährigen Krieg zurückkehrt und von
seiner Griet, die sein Werben abweist - und dies später
bereut.
Zur Erinnerung an den Abzug der Besatzungstruppen stiftet
Louis Hagen 30.000 Reichsmark für die Ergänzung des
Ratssilbers. Fritz Müller, Meisterschüler an den Kölner
Werkschulen, gewinnt den Wettbewerb 1927 und erhält den
Auftrag. Das Thema Jan von Werth ist damals populär - Müllers
moderne Ausführung jedoch weniger. Nur knapp entgeht sein
Tafelaufsatz nach 1933 der Zerstörung durch die Nazis.>
Köln und Zweiter Weltkrieg
Die Gnadenbilder der Maria von Medici für die Karmelitinnen
werden im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Die originalen Kölner Decken werden alle zerstört.
Der Versammlungssaal "Neuer Bau", der später "Spanischer Bau"
genannt wurde, wird im Zweiten Weltkrieg zerstört.
1945: Das Karmeliter-Kloster "Im Dau" wird abgerissen
Das Zeughaus von Köln wird 1943 zerbombt und dann
wiederaufgebaut und 1958 als Museum neu eröffnet [5]
ab 1945
Wiederaufbau von Köln: Radikal verändertes Aussehen der
Stadt Köln
<Der Wiederaufbau nach 1945 verändert das Aussehen der
Stadt radikal.>
1958: Das aufgebaute Zeughaus wird Stadtmuseum
Im Zeughaus zieht das Stadtmuseum ein [web04].
Gegenstände, die 1794 unter Napoleon "geräumt" wurden, kommen
nun 1958 ins Stadtmuseum zurück: <Erst mit der Eröffnung
des Kölnischen Stadtmuseums 1958 finden manche von ihnen ihren
Weg zurück ins Zeughaus.>
[1991: Das Stadtmuseum bekommt ein
geflügeltes Auto
Und das Zeughaus mit dem Stadtmuseum bekommt dann noch
Fensterläden und anlässlich einer Autoausstellung auch noch
ein Flügelauto oben auf dem Turm, das dort auch nach der
Autoausstellung weiter stehen darf. Ein geflügeltes Fahrrad
als Ergänzung fehlt!]
1997: Der Jan-von-Werth-Schauspieler am Karneval - 2001:
Die Restaurierung des Denkmals
<Jan von Werth heute: Zwei Beiträge aus dem Kölner
Lokalfernsehen
Der Oberleutnant aus dem Reiter-Korps "Jan von Werth" e.V.
wird am Rosenmontag begleitet (WDR, Beitrag Aktuelle Stunde
vom 10.2.1997), 2:35 Min.
Ein Jan-von-Werth-Darsteller am Rosenmontag von 1997
(Sonderausstellung Köln 2014)
Enthüllung des Jan von Werth-Denkmals am Alten Markt, nach der
Restaurierung (WDR, Beitrag Lokalzeit Köln vom 15.8.2001),
Ausschnitt, 2:46 Min.>
Das restaurierte Jan-von-Werth-Denkmal am 15.8.2001
(Sonderausstellung Köln 2014)