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Köln im 30-jährigen Krieg
8. Die Kranken und Verfolgten in Köln 1618-1648 - Hexenverfolgung 1612-1650
Lepra -- ein engagierter Pfarrer und Kölner Chronist: Arnold Meshov -- Die Hexenverfolgung in Köln 1612-1650 - "Ferdinand von Bayern" - 1627: Hinrichtung von Katharina Henot in Köln - 1637: Protestgemälde des Bruders Hartger Henot: Ein Familiendrama: Hartger Henot und die Apokalyptischen Reiter -- Hexenverfolgung: 32 Tote im Namen des Nazi-Erzbischofs "Ferdinand von Bayern" -- 1629: Ostermann behauptet: Frauen mit einem Muttermal sollen eine "Hexe" sein -- Widerstand 1632: Friedrich Spee: "Cautio Criminalis" gegen die Hexenverfolgung
Arnold Meshov, Portrait - engagierter Seelsorger und Kölner Chronist (1591-1667) - Erzbischof Ferdinand von Bayern jagte 1612-1650 "Hexen" in Köln - Friedrich Spee schrieb eine "Cautio criminalis" gegen die Hexenverfolgung
aus: Sonderausstellung des Stadtmuseums Köln 2014 "Köln in unheiligen Zeiten. Die Stadt im dreissigjährigen Krieg"
präsentiert von Michael Palomino (2014)
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8. Die Kranken und Verfolgten in Köln 1618-1648
Lepra
<Das Relief mit dem "Leprosenmännchen", der Darstellung eines Aussatzkranken, wird 1629 am Eingang des Leprosen-Hospitals Melaten an der Aachener Strasse angebracht. Als Opferstock soll es wohl Passanten zum Spenden auffordern. Der Name des Ortes (Melaten-malade-krank) verweist auf diese Tradition.>
Ein engagierter Pfarrer und Kölner Chronist: Arnold Meshov
<Seelsorger und streitbar katholisch: Arnold Meshov
Zu den stadtkölnischen Pfarrern, die sich durch Bildung und seelsorgliches Engagement deutlich von ihren Kollegen in den Weiten des Erzbistums abheben, gehört auch Arnold Meshov (1591-1667). Meshov war von 1626 bis zu seinem Tode Pfarrer an St. Peter. Auch als theologischer Schriftsteller engagierte er sich für die katholische Reform und verfasste etwa kontrovers-theologische Schriften.>
Arnold Meshov, Portrait - engagierter Seelsorger und Kölner Chronist (1591-1667) (Sonderausstellung Köln 2014)
<Arnold Meshov als Kölner Chronist
Was ereignete sich in einer Kölner Pfarrei oder im gesellschaftlichen Leben der Stadt in der zeit des Dreissigjährigen Krieges? Wie wurde das Kirchenvermögen verwaltet? Gute Einblicke hierzu geben die Aufzeichnungen von Arnold Meshov, die er in der Zeit von 1620 bis 1661 in etlichen Kladden [Notizbüchern] anlegte, eingebunden in ältere, nicht mehr benötigte Pergamentblätter. Teilweise sind diese Bücher mit "Kirchenbuch von St. Peter" ("liber ecclesiae sancti Petri") überschrieben.>
Die Beispiele auf dem Foto sind auf Latein.
Die Hexenverfolgung in Köln 1612-1650
1612-1650: Der Bayer "Ferdinand von Bayern" wird Erzbischof in Köln und jagt "Hexen"
<Ein "Hexenjäger" als Erzbischof: Ferdinand von Bayern
Köln droht protestantisch zu werden. Bis der Wittelsbacher Ernst von Bayern die Protestanten besiegt und Erzbischof wird. Köln wird von nun an geprägt von Erzbischöfen aus Bayern. Ernst leitet zwar die Gegenreformation ein, nimmt es aber mit der katholischen Sittenlehre nicht genau. Er widmet sich lieber der Jagd und seiner Geliebten.
Das ändert sich radikal unter seinem Neffen Ferdinand von Bayern. Er wird 1612 Erzbischof von Köln. Ferdinand ist rigoros - und ein bekannter "Hexenjäger". Unter ihm werden in Kurköln und Westfalen zahlreiche "Hexen" verfolgt und gefoltert. Erzbischof Ferdinand stirbt 1650 und wird in der Dreikönigenkapelle des Kölner Doms beigesetzt.> Kupferstich von unbekannt um 1630.
Erzbischof Ferdinand von Bayern auf einem Pferd, jagte 1612-1650 "Hexen" in Köln (Sonderausstellung Köln 2014)
<Während des Dreissigjährigen Kriegs - Höhepunkt der Hexenverfolgungen in Köln> - unter dem Extremisten "Ferdinand von Bayern"
Keineswegs im Mittelalter, wie oft angenommen, wird der Begriff "Hexe" mit den verschiedensten Bedeutungen aufgeladen - sondern erst in der Neuzeit. Bereits im 16. Jahrhundert gibt es Kölner Hinrichtungen von "Zauberischen". Doch erst im 17. Jahrhundert wird das Bild popularisiert. "Hexerei" wird theologisch als Glaubensabweichung aufgefasst. Die Folge: Die Zahl der Hinrichtungen schnellt während des Dreissigjährigen Krieges in bislang unbekannte Höhen.
Hinzu kommt, dass seit 1612 mit Ferdinand von Bayern ein bekannter "<Hexenjäger" Kölner Erzbischof ist. Schon 1607 verfasst er eine Hexenprozessordnung: Die Regelungen der kaiserlichen Halsgerichtsordnung werden für Hexenverfolgungen verschärft - und der Einsatz der Folter wird erleichtert.
Während Ferdinand Kölner Erzbischof ist, werden unter seiner massgeblichen Förderung Hexenprozesse mit besonderer Radikalität geführt. >
1627: <Hinrichtung von Katharina Henot in Köln
1627 erfolgt in Köln die Hinrichtung der Katharina Henot, einer vornehmen und wohlhabenden Angehörigen der städtischen Führungsschicht. Dies ist der Auftakt für eine Welle von Verhören, Verurteilungen und Hinrichtungen.>
1637: Protestgemälde des Bruders Hartger Henot: <Ein Familiendrama: Hartger Henot und die Apokalyptischen Reiter
Vermutlich lässt Hartger Henot [der Bruder der hingerichteten Katharina Henot] das Gemälde für einen Epitaph [Grabinschrift] anfertigen. Er kniet an einer Holztruhe - wohl sein eigener Sarg, in den der letzte Nagel noch eingeschlagen werden muss. Der Engel hinter ihm ist die Verbindung zu Gottvater im Himmel, den die himmlischen Heerscharen begleiten. Unterdessen rasen die Apokalyptischen Reiter über die Erde und treten alle nieder - auch Päpste, Bischöfe, Kaiser und Könige. Hartger aber hält sich am Kreuz fest.
Die Hinrichtung seiner Schwester Katharina, die 1627 der Hexerei bezichtigt wird, kann der einflussreiche Hartger trotz seiner zahlreichen Ämter nicht verhindern. Er zieht sich von der Welt zurück. Ein einziges Mal noch nimmt er Stellung zu den Geschehnissen von 1627 - in Form dieses Bildes 1637. Die Apokalyptischen Reiter Überrennen alle, die in seinen Augen Schuld am Tod seiner Schwester haben. Kölnisch, 1637 (?), Holz.>
Protestgemälde von Hartger Henot gegen die Hinrichtung seiner Schwester Katharina Henot (Sonderausstellung Köln 2014)
Hexenverfolgung: 32 Tote im Namen des Nazi-Erzbischofs "Ferdinand von Bayern"
<Während des Dreissigjährigen Krieges erreicht die Hexenverfolgung in Köln ihren Höhepunkt mit 32 Todesopfern, mehrheitlich Frauen. Im Gegensatz zu anderen Städten bleiben grössere Verfolgungswellen jedoch aus: Nachdem sogar Angehörige der Oberschicht der Hexerei beschuldigt werden, überstellt der Kölner Rat Verdächtige nur noch in Ausnahmefällen an das Hohe Gericht des Erzbischofs.>
[Ferdinand von Bayern hat im Namen der Inquisition und des vatikanischen Kirchen-Terrors ganze "Arbeit" geleistet. Es ist pures Nazitum mit Denunziation, Verdächtigung, Folter, falscher Anschuldigung und Mord].
1629: Ostermann behauptet: Frauen mit einem Muttermal sollen eine "Hexe" sein
<Aberglaube und Hexenwahn: Peter Ostermann
Ein Befürworter der Hexenverfolgungen ist der Jurist und Kölner Universitätsprofessor Peter Ostermann. Er begründet seine Haltung 1629 mit der in Köln erscheinenden Schrift "Commentarius ad L. Stigmata". Demnach muss als "Hexe gelten, wer ein "Hexenzeichen" hat - denn Gott würde es dem Teufel nicht erlauben, Unschuldigen dieses Zeichen zu verleihen. Doch was ist ein "Hexenzeichen"? Nichts anderes als ein Muttermal irgendwo am Körper. Wird es mit der Nadel durchstossen, ohne dass die Beschuldigte Schmerz verspürt, so gilt es als Zeichen des Teufels.> Kupferstich von Sebastian Furck, nach 1644
Der wachsende Widerstand gegen Inquisition und Terror-Kirche in Köln:
1632: Friedrich Spee: "Cautio Criminalis" gegen die Hexenverfolgung
Friedrich Spee aus dem Raum Düsseldorf ist Priester und ab 1631 Professor an der Kölner Universität. Er greift zur Feder und schreibt anonym ein Buch "Cautio Criminalis" gegen die Hexenverfolgung, das 1632 herauskommt. Er wird enttarnt und mit der Versetzung belohnt. Hier sind die Details:
<Mit dem Jesuiten Friedrich Spee, der 1632 anonym seine "Cautio criminalis" veröffentlicht, wird Köln auch zu einem Ort der Kritik am Hexenwahn.>
<Ein mutiger Jesuit: Friedrich Spee
Friedrich Spee wird 1591 in Kaiserswerth bei Düsseldorf [heute ein Bezirk im nördlichen Düsseldorf] geboren und in Köln erzogen. Er ist Schüler an den Kölner Gymnasien Tricoronatum und Montanum. 1610 wird er in Trier Jesuit und studiert ab 1619 in Mainz Theologie. 1627/28 kehrt er nach Köln zurück und wird Professor am Tricoronatum.
1629 bringt ihn seine kritische Haltung zu den Hexenprozessen in Schwierigkeiten. In seiner 1631 anonym erschienenen Schrift "Cautio Criminalis" prangert er die Hexenprozesse an. Man identifiziert ihn als Auto. Deshalb wird Spee aus Köln entfernt und nach Trier versetzt. Hier stirbt der mutige Jesuit 1635. Kölnisch [Portrait] um 1630 (Kopie 18. Jh.)>
<Ein Buch schreibt Geschichte: Die "Cautio Criminalis"
"Cautio Criminalis" lautet der Titel dieser Streitschrift von 1631 gegen die Praxis der Hexenverfolgung. Es ist "eines der mutigsten Bücher des Jahrhunderts" (R. Newald).
Sein Verfasser ist Friedrich Spee von Langenfeld. Er besucht in Köln Schule und Universität und wird in Trier Jesuit und Priester. Seit 1631 ist er Professor an der Kölner Universität. Noch im gleichen Jahr erscheint anonym seine "Cautio Criminalis". Darin prangert Spee die Praxis der Hexenprozesse an - und besonders die Anwendung der Folter. Die zweite Auflage des provozierenden Buches erscheint 1632 in Köln. Spee wird nach Trier versetzt, wo er 1635 stirbt. Die "Cautio Criinalis" dieses mutigen Jesuiten gehört zu den Büchern, die die Welt verändern: Es trägt nachweislich zur Abschaffung der Hexenverfolgungen in Europa bei. Bei diesem Exemplar handelt es sich um die so genannte Bilder-Cautio, ergänzt durch acht Kupferstiche.>
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Quellen^
[web01] http://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/sendungen/schulfernsehen/frauen-barockzeitalter-anna-maria-schurmann100.html
[web02] http://biografien-news.blog.de/2006/08/03/anna_maria_von_schurmann_die_vorkampferi~1010204/
[web03] http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Zeitung
[web04] http://de.wikipedia.org/wiki/Kölnisches_Stadtmuseum
[web05] http://de.wikipedia.org/wiki/Rathaus_Köln
[web06] http://www.stadt-koeln.de/leben-in-koeln/freizeit-natur-sport/figuren-des-zweiten-obergeschosses
[web07] http://de.wikipedia.org/wiki/Bayenturm
[web08] http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_von_Hatzfeld
[web09] http://de.wikipedia.org/wiki/Maria_de'_Medici
[web10] http://de.wikipedia.org/wiki/Giovanni_Bologna