aus:
Bericht über die Tätigkeit
der österreichischen Friedensdelegation in St-Germain en
Laye; Band 1. Deutschösterreichische Staatsdruckerei Wien
1919.
Chronologie
Böhmen (S.113)
2. Jh. v.Chr.
Böhmen ist ein Teil des Gebiets der
keltischen
Boier. Davon stammt der Name
"Böhmen"
ab.
1. Jh. v.Chr.
Sieg der germanischen Markomannen über die Boier
Die Markomannen sind die Vorfahren der Bayern, leben 5
Jahrhunderte in Böhmen, wandern dann zum Teil ins heutige
Bayern.
6. Jh. n.Chr.
Einwanderung der Slawen in Böhmen im fruchtbaren
Inneren des Landes
plus: germanische Ansiedler, die auf der anderen Seite
der Berge die Wälder urbar machen und so den Grundbesitz
erwerben (S.113).
Es ergibt sich ein slawisch-germanisches Nebeneinander.
Mähren und Schlesien
Ureinwohner der Sudetenländer sind:
-- in Mähren die Quaden
-- in Schlesien die Vandalen.
5. Jh.
Quaden und Vandalen weiten sich bis zur Donau aus.
2. Hälfte 6. Jh.
Invasion aus dem Osten: Avaren und Slawen
-- Avaren und Slawen besetzen den heutigen ungarischen
Raum
-- die Slawen sind die Vasallen der Avaren
-- die Slawen dringen in Schlesien und Mähren ein und
zerstören germanische Siedlungen in der Ebene
-- die germanische Bevölkerung flüchtet in die Berge der
Sudeten und bewohnt zusammenhängende Sprachgebiete bis zu
diesem Zeitpunkt (1919)
-- die Slawen siedeln sich in den geräumten Niederungen an,
die germanischen Enklaven erhalten sich bis zu diesem
Zeitpunkt (1919) (S.113-114).
[Die slawische Invasion ist also gelungen].
Der erste tschechische Staat
9. Jh.
Der Stamm der Tschechen vereinigt sich mit
anderen slawischen Stämmen zu einem Ganzen
->> Reich der
Przemyslyden
->> das Reich der slawischen Stämme ist fast ganz von
Deutschen umgeben
->> und dieses Reich gerät unter deutschen Einfluss
und Einfluss von Christentum und westlicher Kultur
->> Herrscher Böhmens wird ein Fürst des deutschen
Reiches (S.114).
ab 11. Jh.
Städtegründungen, deutsche Händler und Kaufleute
(S.114)
Fälschungen des tschechischen Archivisten Boczek
Gefälschte Dokumente
-- Boczek behauptet, das deutsche Recht sei bis 13. Jh.
unbekannt gewesen
-- dann seien die Deutschen von König, Adel und
Geistlichkeit berufen worden, Böhmen zu kolonisieren
(S.114).
Richtigstellung:
Im 13. Jh. lebten in grosser Zahl deutsche Kolonisten in
Böhmen, dann die böhmischen Könige, die
versuchten,
durch deren Ansiedlung die Zivilisation ihres Landes zu
"heben" (S.114).
15. Jh.
Hussitenkriege
->> vielen deutschen Städten und Landstrichen
Böhmens wird tschechischer Charakter aufgenötigt:
Unterdrückung durch König
Wladislaw,
Verfassungsurkunde von 1500
->> tschechisch wird einzige im öffentlichen Leben
erlaubte Sprache (S.114-115).
1620
Schlacht am Weisen Berge: Sturz des
tschechischen Adels
->> Anwachsen der Macht der deutschsprachigen
Habsburger (S.115).
1620-1848
Zentralisationsepoche bis 1848
Diese Epoche der Zentralisation, der grossen
Städteerweiterungen und der Einführung der teuren Waffen und
Kanonen wird oft als "Epoche der Germanisierung" bezeichnet.
Dies ist aber falsch:
-- denn alle Sprachen sind nach dem Sprachgesetz der Kaiser
gleichberechtigt
-- der Gebrauch der deutschen Sprache wird wieder häufiger,
weil er vorher verboten war
-- aber es findet keine Germanisierung des tschechischen
Adels statt
-- auf Universitäten und Lyzeen herrscht Latein
-- die unteren Volksklassen erhalten z.T. gar keine Schule
-- Latein beginnt vorübergehend, Verwaltungssprache zu
werden (S.115-116).
Zentralisationsbestrebungen der Habsburger:
Deutsch wird "Vermittlungssprache"
Die Habsburger erklären Deutsch zur
"Vermittlungssprache" zwischen den verschiedenen Völkern der
Monarchie. Die erste "Normalschule" in Wien wird "deutsche
Schule" genannt.
ab 1752/3
Schulpflicht in der Habsburger Monarchie: Latein
wird eliminiert
->> es wird der "deutsche Unterricht" eingeführt
im Gegensatz zum "lateinischen Unterricht"
->> es werden "deutsche Schulen" eingeführt im
Gegensatz zu "lateinischen Schulen"
->> diese Schulen sind nicht gegen Tschechen und Polen
gerichtet, und in der k.u.k.-Monarchie findet auch keine
Germanisation / Germanisierung wie später in Deutschland
oder in Polen
->> in den 150 Jahren ab 1752 existieren die
verschiedenen Nationen immer noch, was als Beweis gilt, dass
in Österreich-Ungarn keine Germanisierung stattgefunden hat
(S.116).
ab 1848
Nationalismus: Vor allem Tschechisch ist
expansiv
->> Kartographieren der Sprachgrenzen
->> bei Germanisation wäre gar kein klares Abstecken
von Sprachgrenzen möglich gewesen
->> in tschechischen Gebieten wird Tschechisch
speziell gefördert (S.117).
ab 1890
Slawische Mehrheit im Wiener Parlament
Da die slawische Mehrheit immer auf einer Unteilbarkeit
des Landes Böhmen besteht, können die Deutsch-Böhmen sich
nie einem anderen Landkreis anschliessen, sondern ihre
Wünsche bleiben unerfüllt (S.117).
In der k.u.k.-Monarchie ist die Gleichheit aller
Nationalitäten vor Gericht garantiert und belegbar. Von
Germanisierung kann in Österreich-Ungarn keine Rede sein
(S.118).
[Dagegen verhindert tschechische Unnachgiebigkeit schon
damals den Nationalismus von Deutsch-Böhmen].
1918/1919
Die Tschechen behaupten eine "historische
Grenze"
inklusive mit den deutschen Kronländern Böhmen, Mähren
und Österreichisch-Schlesien (S.119).
[Es handelt sich um blanken Imperialismus über deutsche
Gebiete mit dem Ziel, eine Landbrücke zwischen der "CSSR"
und Jugoslawien zu schaffen].
Januar 1919
Die Siegermächte billigen
die neuen Grenzen der "CSSR" im Nachhinein
Italienische wie französische Vertreter vertrösten
Österreich auf die Friedenskonferenz (S.122).
[und die "CSSR" ist ein Vielvölkerstaat, bestehend aus
Tschechen, Slowaken, Deutschen, Ruthenen, Ukrainern und
Polen. 1938-1945 herrscht Hitler-Deutschland, und 1945
werden die Sudetendeutschen vertrieben, aber die deutschen
Dörfer und Städte bleiben meistens leere Geisterstädte...].