Kontakt / contact     Hauptseite /
                page principale / pagina principal / home    zurück / retour /
                  indietro / atrás / back

Der Friedensvertrag von Versailles, der kein Friede war

13. Die Gründe für Wilsons Kippen an der Friedenskonferenz von Paris 1918-1919

von Michael Palomino (1994 / 2005 / 2010)

Teilen / share:

Facebook








aus: Dr.Wilhelm Ziegler: Versailles; Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1933.

17.3.1919

Präliminarfrieden: Einspruch Wilsons gegen die Abschaffung der Wehrpflicht in Deutschland

-- Wilson will die Vorstellung von Lloyd Georges nicht akzeptieren, der die Wehrpflicht in Deutschland abschaffen will

-- es sei eine Entrechtung Deutschlands, die gegen die elementaren Grundsätze der Demokratie verstosse (S.104).

Zwiegespräch Wilson - Lloyd George: Wilson wird erpressbar und kann nichts machen

-- Wilson: er werde das nicht hinnehmen

-- George: Dann werde er den Beschluss des Völkerbundes anfechten, bei dem er nicht anwesend gewesen sei

-- Wilson trifft beinahe der Schlag. Wilson ist mattgesetzt, er ist erpressbar geworden (S.104).

31.3.1919

Schadensersatz:

Denkschrift von Smuts: Pensionen für "Schäden der Zivilbevölkerung"

-- Smuts, südafrikanischer Premierminister und General

-- Smuts bringt es fertig, die Pensionszahlungen der Alliierten an Kriegsgeschädigte und Kriegshinterbliebene in das Schema der "Schäden der Zivilbevölkerung" zu integrieren (S.155).

Wilson gibt langsam nach (S.155).

5.4.1919

Schadenersatz: Rat der 4: Vorlegen eines "gemeinsamen" Entwurfs -

die "US"-Position gegen die Pensionen kippt

-- die englische Delegation rückt vom Entwurf von Lloyd George ab, wahrscheinlich aus Angst, dass Frankreich sonst am Ende den Vertrag nicht unterschreiben werde

-- die Tagung findet im Zimmer neben Wilsons Krankenzimmer statt (S.157)

-- House gibt nun den Engländern und Franzosen nach und verzichtet auf eine Zeitgrenze für die Zahlungen

-- Verzicht auf die Einschränkung der deutschen Reparationspflicht: Verzicht auf die Formulierung "bis zur Grenze der Leistungsfähigkeit"

-- House übersieht im Streben nach Übereinstimmung mit George und Clémenceau wesentliche Eckpunkte

House im Laufe der Diskussion:

"Mir scheint, M.Clémenceaus Beschluss kommt dem amerikanischen Vorschlag sehr nahe."

-- Norman Davis hält dagegen:
"Er [der jetzige Beschluss] bedeutet eine radikale Abweichung von den Prinzipien, für die wir uns in den letzten drei Monaten eingesetzt haben."

-- alle wichtigen Fragen werden offen gelassen, keine Festlegung einer Summe noch einer Verteilung

-- fest steht einzig, dass die Ansprüche nicht aufgegeben sind

-- man hat eine "raffinierte Fassade von Vokabeln" errichtet, die die wahre Absicht verschleiern sollte: die Feststellung von Deutschlands Wiedergutmachungspflicht in horrender Höhe

-- gleichzeitig wird festgestellt, dass die Hilfsmittel Deutschlands für eine volle Wiedergutmachung nicht ausreichen, späterer Paragraph: Artikel 232

-- Anlage I ist entscheidend: beschreibt die "Schäden der Zivilbevölkerung", gemäss dem Beschluss einschliesslich

Militärpensionen

Unterstützungen an Kriegsgefangene

Schäden aus jeder Art von schlechter Behandlung von Kriegsgefangenen durch die Feinde

-- eine Schadensumme soll durch eine zu bildende "Reparationskommission" (S.158) genannt werden, die spätestens bis zum 1.5.1921 bestimmt werden soll (S.159), Artikel 233, eine Art Blanko-Wechsel, der als politisches Instrument zwei Jahre lang gebraucht werden konnte (S.159)

6.4.1919

Die Umstände zwingen Wilson zum Kompromiss mit Frankreich

Das Argument des Separatfriedens ist durch die Entwaffnung Deutschlands wirkungslos geworden

-- Wilson beauftragt, George Washington solle sofort nach Frankreich kommen (S.145), ist ein Warnschuss, dass der Abbruch der Konferenz ernst gemeint sei (S.146)

-- Herny Whites schlägt mehrmals den Separatfrieden vor

-- ein Separatfrieden hat auch Nachteile, Frankreich könnte den Krieg fortsetzen, Deutschland wäre schutzlos ohne Waffen ausgeliefert, Polen und Tschechen sind schon bewaffnet mit Gefahr zum Einzug in Berlin, auch ohne "Amerikaner" und ohne Engländer

-- Foch steht mit seiner Armee weiter Gewehr bei Fuss, Deutschland zu überrennen (S.146)

-- die französische Armee könnte mit Deutschland nun allein "fertig" werden (S.146)

Frankreich baut in Polen, CSSR und Rumänien neue Armeen auf

-- Frankreich findet Verbündete in Polen, Tschechoslowakei und Rumänien, hilft dort gemäss eines Berichts von General Kernan, neue Armeen aufzubauen, in Polen soll die Armee 600.000 Mann stark sein, in der CSSR und in Rumänien je 250.000 Mann

-- Frankreich verändert die militärische Balance in Europa zu seinen Gunsten, erarbeitet sich unheimlich gute "Karten" gegen die englische und "amerikanische" Position

Kernan:
"Ich rate dringend von interalliierten Missionen ab, wenn man Informationen und konkrete Ergebnisse sucht. Man schicke zu solchen Aufgaben nur Amerikaner."

-- Wilson als Idealist und wahrheitsgetreuer Mensch vereinsamt mehr und mehr in der Konferenz (S.147).

 

"USA": Oppositionsführer Lodge provoziert zusätzlich gegen Wilson

-- die "amerikanische" Öffentlichkeit und die Volksstimmung wird immer engstirniger

-- die Bevölkerung hätte am liebsten einen Marsch durch Berlin und durch das Brandenburger Tor gehabt

-- die Begeisterung kommt jetzt erst auf

-- Senator Lodge schürt die Stimmung, postuliert Danzig zu Polen und Fiume zu Italien, was aber mit den "14 Punkten" überhaupt nicht vereinbar ist (S.148).

 

ab 14.3.1919

Spaltung zwischen Wilson und House

-- House ist während Wilsons Abwesenheit von Paris den Franzosen zu nachgiebig geworden
-- House und Wilson entwickeln verschiedene Verhandlungseinstellungen (S.149).

30.4.1919

"USA": Lodge provoziert wieder gegen Wilson

-- Italien habe ein Anrecht auf Fiume so wie die "USA" auf die Mündung des Mississippi
-- Henry White muss Lodge besänftigen
-- Wilsons Vertreter in den "USA" wollen endlich Taten sehen (S.148).


Teilen / share:

Facebook








^