Landwirtschaft auf Zypern
aus: Kevork K. Keshishian: Romantisches Zypern. 3.
Auflage 1981; Verlag Keshishian, Nikosia 1981
Wasser
Wasser ist eine der kostbarsten Waren in Zypern, weil die
Wasserversorgung der Insel gänzlich von den Regenfällen
abhängig ist. Der durchschnittliche jährliche Regenfall
beträgt ungefähr 50cm. Infolgedessen sind die Wasserreserven
Zyperns von ungeheurer Bedeutung, da die Insel zum grossen
Teil auf ihre Landwirtschaft angewiesen ist.
Die Versorgung für Haushalts- und Bewässerungswerke kommt
von den ständigen Quellen, seichten Brunnen und Bohrlöchern
mit reinem, guten Wasser, das weder Filterung noch
Sterilisation braucht.
In Betracht gezogen wird auch eine Desalination von
Meerwasser [Entsalzungsanlagen] zur Sicherung der
Süsswasserversorgung. [S.269]
Landwirtschaft
Speisekarte auf Zypern: Gebackener Auberginensalat,
Gurkencremesuppe mit Feta und Zitrone, Hühnersuppe
Avgolemono. [9] -
Die Insel Zypern ist hauptsächlich ein Agrarstaat. Die
wesentlichsten Produkte der Insel, ihrer Reifezeit nach,
sind folgende:
Frühling:
Tomaten, Gurken, Bohnen, grüne Erbsen und andere
Gemüsearten.
Sommer:
Weizen, Gerste, Hafer, Johannisbrot, Baumwolle, Flachs,
Hanf, Sesam, Zwiebel, Saubohnen, Wicken, Fenchel, Anis,
Sultaninen, Aprikosen, Pfirsiche, Pflaumen, Kirschen,
Feigen, Zuckermelonen, Wassermelonen, Äpfel, Birnen,
Mandeln, Haselnüsse, Walnüsse, Seide, Kartoffeln, Sumach und
alle Sorten von Gemüse: Tomaten, Gurken etc.
Herbst:
Tabak, Trauben, Rosinen, Zitronen, Quitten, frühe Orangen,
Mandarinen, Pampelmusen, Bananen, Feigen, Äpfel, Birnen,
Oliven, Rote Rüben, Karotten, Kokokasia (ironisch
Ersatzkartoffeln genannt), und andere Gemüse: grüne Bohnen,
Erbsen und Baumwolle.
Winter:
Trauben, Orangen, Mandarinen, süsse Zitronen, bittere
Orangen, Kartoffeln, Karotten und andere Wintergemüse: grüne
Saubohnen, Erbsen, etc.
Auch eine Reihe von tierischen Produkten wie Milch, Käse,
Butter, Seide, Häute und Felle, Honig, Geflügel und Eier.
Zypern-Küche: Gegrillter Haloumi-Käse mit Oliven, Tomaten,
Gurken und Peperoni [10]
In den letzten Jahren hat der Frucht- und Gemüseanbau
beträchtlich zugenommen. Der Kartoffelanbau für
Saatkartoffeln hat sich zu einem wichtigen Industriezweig
entwickelt. Die Produktion von Sultaninen, Rosinen und
Tafeltrauben nimmt jährlich an Bedeutung zu.
Südfrüchte in Zypern
Die wesentlichsten Südfrüchteplantagen in Zypern bestehen
aus Orangen (Jaffa, runde und Valencia), sauren Zitronen und
Pampelmusen. Weniger wichtig sind die süssen Zitronen
(Limonen), bitteren Orangen und Mandarinen. Die Erzeugung
dieser Früchte wächst ständig, und in dem Masse, wie neue
Plantagen entstehen, vergrössert sich die Ausfuhrmenge des
Obstes. Die zyprische Orange hat den Ruf bester Qualität und
ihr Gewicht, obgleich gewöhnlich von gutem Durchschnitt,
erreicht manchmal beinahe ein Pfund. [S.270]
Es gibt kleinere industrielle Unternehmen, die
Fruchtkonserven und Fruchtsäfte für den Export wie auch für
die lokalen Limonadenfabriken herstellen.
Die jährliche Durchschnittsproduktion von Südfrüchten ist
550 Milliionen Früchte, 80% davon werden exportiert.
Orangen aus Zypern [14]
Die Hauptgegenden für Orangen sind
-- Famagusta, das hauptsächlich Jaffaorangen (oval) erzeugt,
-- Morphou, wo Jaffa, Valencia und runde Orangen wachsen,
Lefka, Larnaca, Limassol (Phasouriplantagen, die beinahe den
ganzen Ertrag von Pampelmusen erzeugen),
-- Lapithos und Karavas, wo die bedeutendsten
Zitronengegenden sind.
Die Baumblüte ist im März-April. Der Duft der Orangengärten
erfüllt dann die ganze Landschaft.
Wälder
[Wälder in der Troodos- und Kyrenia-Bergen - 18,74% der
Inselfläche - Waldpflege]
Früher einmal besass Zypern ausgedehnte Wälder. Heute sind
sie, trotz des Raubbaus und der Verschwendung, die in der
Vergangenheit getrieben wurden, noch immer die besten Wälder
des östlichen Mittelmeers. Sie bedecken ein Gebiet von
669,51 Quadratmeilen, das heisst
18,74% der
Inselfläche, und sind fast ausschliesslich auf
den
Troodos- und Kyrenia-Bergen. Die Wälder
bestehen aus Aleppo-Kifern, Korsischen Föhren, Goldeichen,
Platanen, gewöhnlichen Eichen, Zedern, Erlen, Wacholder,
Erdbeerbäumen und Zypressen. Über 1150m wachsen im
Troodos-Gebirge Aleppo-Kiefern und eine spezielle Art von
Korsischen Föhren.
In der Vergangenheit beraubten die Herrschermächte die
Wälder für Brennmaterial und Schiffsbau. Heute bietet sich
uns ein völlig verändertes Bild. Die Wälder sind
Staatseigentum und stehen unter der Obhut von Fachleuten. Es
ist eine grosse Bewegung im Gange, überall auf der Insel
mehr und mehr Bäume zu pflanzen. Die Wichtigkeit der Wälder
für die Beschaffenheit des Klimas und für den wachsenden
Reichtum der Nation wird dauernd von der zypriotischen
Forstverwaltung hervorgehoben. Aufklärende Vorträge werden
in Schulen, Klubs und Vereinigungen abgehalten. Ein "Tag des
Baumes" wird jährlich gefeiert, eine
"Bewahrt-unsere-Wälder"-Woche abgehalten und zahlreiche
aufklärende Flugschriften verteilt. [S.271]
[1Wk und 2Wk: Holz für GB-Kolonialtruppen:
Telegraphenstangen, Telefonstangen, Hütten, Landungsstege,
Schützengräben]
Im ersten und zweiten Weltkrieg war das Holz der
zypriotischen Wälder von beachtlichem Wert für die
Kriegsführung der englischen Armee im mittleren Osten.
Während des Kampfes in Afrika lieferte Zypern alle
Telegraphen- und Telephonstangen. Auch der Bedarf an Holz
für die Errichtung von Hütten, Landungsstegen,
Schützengräben und anderen militärischen Anlagen wurde von
der hiesigen Forstverwaltung gedeckt.
Die Zedern in Zypern
Zeder (griechisch Kedros; französisch cedre; hebräisch erez
und arabisch arz).
Die Zeder von Zypern (Cedrus brevifolia) wächst
auf
dem Troodosgebirge, in den Wäldern von Paphos und Kykko.
Das Zederntal liegt an den südlichen Abhängen des Tripylos
Gipfels (1500m), ungefähr halbwegs zwischen dem
[Jesus-Fantasie]-Kloster Kykko und Stavros-tis-Psokas, der
wichtigsten Försterei. Es gibt ungefähr 50.000 dieser
eleganten und vornehmen Bäume in dieser Gegend. Sie stehen
unter Naturschutz. In der Antike waren die Zedern von Zypern
berühmt als Holz und für den Schiffsbau. [S.272]
In der letzten Zeit wurden im Troodos und auch in anderen
Gebieten Zedern neu angepflanzt. Sie stehen meistens in
Gruppen beisammen und mischen sich mit den anderen
einheimischen Bäumen des Gebiets, wie der Aleppokiefer, der
Platane und der Goldeiche.
Die älteste und grösste Zeder steht im Cedar Valley
(Zederntal); laut Berechnung der Experten von der
Forstverwaltung ist sie 845 Jahre alt (1980), hat einen
Durchmesser von 1,18m, eine Höhe von 30m, und einen
Kubikgehalt einschliesslich Rinde von 10.214m3.
Venezianische Brücke im Zedernwald auf Zypern [8] -
[Libanon-Zedern in der Jesus-Fantasie-Bibel]
Der Libanon wurde immer als Heimat der Zedern angesehen. Sie
werden oft im Alten Testament erwähnt. In seinen
Dankeshymnen sagt der Psalmist:
"Der Gerechte wird gedeihen wie die Palme; er wird wachsen
wie die Zedern des Libanon."
[Der Fantasie]-Salomon brauchte Holz für den Bau seines
herrlichen [Fantasie]-Tempels in [Fantasie]-Jerusalem wie
auch für seine anderen Baupläne. Er bot dem [Fantasie]-König
von Tyrus, Hiram, an, ihm Weizen und reines Öl zu schicken
gegen Zedern- und Föhrenbäume aus den schönen Wäldern der
libanesischen Berge. 80.000 Fäller wurden in dieser riesigen
Unternehmung verwendet. Es gibt heute noch ungefähr 400
Zedern, ein trauriger Rest der Herrlichkeit der
libanesischen Forstwirtschaft.
Geschichtsforscher glauben, dass das einst so berühmte
seefahrende Reich der Phönizier (altes Libanon)
hauptsächlich wegen des Raubbaues seiner Wälder zugrunde
ging.
Heutzutage ist die Zeder das Wahrzeichen des Libanesischen
Staates. [S.273]
Die Forststation Stavros-tis-Psokas
[Wanderungen und schöne Aussichten]
Diese Försterei ist einer der schönsten Orte mitten im
Herzen des Waldes von Paphos (ca. 110km entfernt von
Nikosia, 34km von Kloster Kykko, 50km von Pedhoulas und 53km
von Paphos).
In alten Zeiten stand an dieser Stelle ein griechisches
[Jesus-Fantasie]-Kloster mit dem Namen Stavrostis-Psokas
(das Kreuz von den Masern). Das Ayazma - das heilige Wasser
-, eine Quelle, die in der Nähe entsprang, war bekannt für
seine wunderbare Heilwirkung bei Masern, daher der Name des
alten Klosters. Den Glauben daran haben die Dörfler der
Gegend noch heute. Der heutige Name ist also eine
Verballhornung des ursprünglichen. Die kleine
[Jesus-Fantasie]-Kirche, die von den Forstangestellten hier
gebaut und dem Heiligen Kreuz geweiht wurde, steht über den
Fundamenten des alten Klosters.
Das [Jesus-Fantasie]-Kloster wurde aus unbekannten Gründen
verlassen, und im Zug der Wiederaufforstung der Staatsforste
wurde im Jahr 1884 hier eine Forststation eingerichtet. Der
Wald bedeckt ein Gebiet von ca. 370 km2 und besteht aus
herrlichen Pinien und Goldeichen (ladjia). Besucher können
zum Gipfel des Tripylos (Drei Tore) hinauffahren, und zwar
von der Wegkreuzung der 12 Winde (Dodeka anemi) aus. Der Weg
ist beschildert. Vom Gipfel des Tripylos hat man eine
wunderbare Aussicht auf die Buchten von Chrysochou und
Morphou.
Auf dem Weg nach Stavros tis Psokas liegt das berühmte
Zederntal. Jedes Jahr kommen tausende von Touristen hierher
auf Besuch; manche von ihnen verbringen ein paar Nächte im
Rasthaus, wo sie die Ruhe, die frische Luft und das süsse
Wasser der "heiligen Quelle" geniessen. In der Einzäunung in
der Nähe kann man wilde Mufflons besichtigen.
Wer ein paar Nächte in Stavros verbringen möchte, kann sich
entweder direkt beim Direktor der Forstverwaltungen in
Nikosia anmelden, oder beim Bezirksforstinspektor in
Stavros. Kochen kann man im Rasthaus nicht, aber die Kantine
verkauft fertige Mahlzeiten. Der Kostenbeitrag für die
Übernachtungen beträgt 1 Pfund pro Nacht. [S.274]
[Die Steinböcke von Zypern: Die Mufflons]
Die Mufflons von Zypern sind nur im Wald von Paphos
anzutreffen, der eine Fläche von 230 Quadratmeilen einnimmt.
Einige leben in einer Umzäunung in der Forststation von
Stavros (dem Hauptquartier des Paphos-Waldes), wo die Tiere
den Besuchern gezeigt werden. Die Stavrosstation ist nicht
weit von den Kurorten des Troodos-Gebirges entfernt. Auch
die Tiergärten von Limassol, Larnaka, Famagusta und Lapithos
haben einige Mufflons in ihrem Bestand.
Der Mufflon gehört zur Familie der Schafe. Sein Körper ist
mit blassbraunem Haar bedeckt. Das männliche Tier hat Hörner
wie ein Widder. Er ist ein mächtiges und schönes Tier.
Es gibt Mufflons im Westen von Asien und im Osten von
Europa, aber der zypriotische Mufflon ist durch den Schwung
seiner Hörner eine besondere Art.
Während des Sommers lebt er so hoch oben wie möglich in den
Bergen, aber während des Winters kommt er ins Tal herab. Die
Paarungszeit ist im Herbst, die Lämmer werden im Mai
geboren. Die Jungen sind vom ersten Tag an sehr lebendig.
In der Antike gab es den Mufflon in grosser Zahl, seine
Überreste wurden in neolithischen Siedlungen gefunden
(5800-300 v.Chr.). Zahlreiche Aufzeichnungen fanden sich in
Schriften des Mittelalters, einer Zeit, wo der Mufflon in
Treibjagden verfolgt wurde.
Mit der Entwicklung der Waldstrassen und der Zugänglichkeit
von Jagdgewehren für jedermann, verbunden mit der Tatsache,
dass der Mufflon ein wohlschmeckendes Wildbret ist, wäre eer
beinahe ausgestorben. Im Jahre 1937 gab es nur noch 15
Mufflons. Sie wurden unter Naturschutz gestellt, und heute
gibt es über 400 dieser "wilden Schafe", meistens sieht man
sie in Gruppen von 5 oder 6. [S.275]