10c. Geleitete
Wissenschaften im Islam - alles mit Vorzensur und
Verboten - die Türkei hat sich befreit
[Zensierte Wissenschaften im Islam - alles mit
Vorzensur und Verboten]
Allenthalben werden dieser Tage vermehrt Koranstellen
propagiert, die das Streben nach Wissen fordern. Nur
handelt es sich dabei um korankonformes, also
erlaubtes Wissen [[also Universität mit Vorzensur]].
Biologie zum Beispiel ist nicht dabei [S.228].
Folgerichtig beantragten Muslime in Deutschland, ihre
Kinder vom Biologieunterricht zu befreien. Unisono
lehnt deshalb die islamische Welt auch die Evolution
ab, in Medien gewöhnlich mit dem Hinweis versehen,
dass diese schon längst wissenschaftlich widerlegt
sei, ein Beleg für die Behauptung wird allerdings
nirgendwo nachgereicht. Wie auch - die Beschäftigung
damit ist je nach Land geächtet bis verboten, auch
wieder in der Türkei des Jahres 2009 [128].
[128] Im März 2009 musste "Bilim ve
Teknik", das bekannteste Wissenschaftsmagazin der
Türkei, eine Geschichte über Darwin und die
Evolutionstheorie auf Druck einer Regierungsstelle
vom Titel nehmen. [von der Titelseite streichen?]
[Spezialfall Türkei ab 1923/1924: Gewaltenteilung
(Säkularisierung), Kopftuch weg, Schulen für
Mädchen, Frauen an Unis, lateinische Schrift]
Die Türkei war bis in die 1920er Jahre ein islamischer
Staat wie jeder andere der Region auch. Heute rangiert
sie in allen Bereichen weit vor allen anderen
islamischen Staaten ,und das ohne Öl. Schon Mitte des
19. Jahrhunderts begann sich im Osmanischen Reich eine
oppositionelle Bewegung zu formieren, die
"Jungtürken", die grundsätzliche Reformen forderten.
Die Bewegung gipfelte in Kemal Pascha. Er erkannte im
Islam die Ursache für die Verkommenheit und
Rückständigkeit seines Landes. 1924 [[nach dem Sieg
gegen die griechischen Truppen und nach dem Rauswurf
der restlichen Griechen nach Griechenland]] schaffte
er das Sultanat ab, hob die Scharia auf, entzog dem
islamischen Klerus alle Privilegien und liess die
Koranschulen schliessen. Er übernahm das System der
Staatsorganisation, der Verwaltung, der Verfassung und
des Rechts von verschiedenen europäischen Staaten und
formte einen organisatorisch modernen Staat. Der
Kernpunkt seiner Reformen war die Trennung von
Religion und Staat, diese unselige, in allen
islamischen Ländern verankerte Einheit. Um Zeichen zu
setzen, verbot er den Männern den kulturtypischen
Turban und öffnete erstmals Mädchen den Zugang zu
Schulen und Universitäten - allerdings ohne Kopftuch
und Schleier. Er führte sein Land aus der tiefsten
Rückständigkeit in die Moderne. Den Beinamen Atatürk,
"Vater der Türken", trägt er zu Recht.
[Ergänzung: Der Sieg gegen die
griechische Armee machte Pascha zum "Atatürk"
Kemal Pascha wurde zum "Atatürk" vor allem wegen des
militärischen Sieges gegen die griechischen Truppen.
Kemal Pascha wollte die erniedrigenden Bedingungen
des Vertrags von Trianon von 1923 nicht erfüllen.
Daraufhin entsandte der Völkerbund griechische
Truppen in die Türkei, woraufhin Kemal Pascha die
türkische Armee organisierte, die griechischen
Truppen aus dem Land jagte und gleich noch die
restliche griechische Bevölkerung des Landes
verwies. Deswegen wurde Kemal Pascha der "Atatürk"
und konnte dann nach dem Vertrag von Lausanne von
1923 ab 1924 den auf Gewaltenteilung basierenden
Staat organisieren].
Ein wenig beachteter, aber wichtiger Punkt seiner
Reformen, war die Ersetzung der arabischen Schrift
durch die lateinische. An die Stelle der
osmanisch-muslimischen Identität setzte Atatürk einen
überzogenen türkischen Nationalismus. Dennoch, die
Türkei vollzog durch die Reformen Atatürks einen
Quantensprung in ihrer Entwicklung, ist aber durch die
[S.229] Aufweichung zivilstaatlicher Grundsätze unter
der Regierung Erdogan dabei, diese wieder aufs Spiel
zu setzen. Man sollte nicht vergessen, dass der Erfolg
der Türkei ihre Säkularisierung war [S.230].