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Judentum: Fälschung und Wahrheit im Alten Testament (AT) gemäss Aktenlage und Grabungen

Die neue Identität durch die neue jüdische Geschichte mit Hilfe chronologischer und archäologischer Forschung

27. Das Nordreich Israel zwischen Omriden-Dynastie und assyrischer Besetzung 842-720 v.Chr. - die Zerstörung des Nordreichs Israel

Karte: Assyrien unter Salmanassar III
vergrössern Karte: Assyrien hat Syrien besetzt. Das ist ein riesiger "Halbmond"...

von Michael Palomino (2006 / 2010)

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aus: Israel Finkelstein / Neil A. Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel; Deutscher Taschenbuchverlag DTV GmbH & Co. KG, München 2004, zweite Auflage 2005; englische Originalausgabe: "The Bible Unearthed. Archaeology's New Vision of Ancient Israel and the Origin of Its Sacred Texts; The Free Press, a division of Simon & Schuster, Inc., 2001; Deutsche Ausgabe: Verlag C.H.Beck oHG, München 2002

Assyrien steht vor den Toren...

Karte: Assyrische Besetzungen 850-586
                        v.Chr.: Syrien, Nordreich Israel, Südreich Juda
Karte: Israel, Juda, Aram-Damaskus, Phönizien, Ammon, Moab, Edom.

-- Moab wird ab 843 v.Chr. von Israel unabhängig

-- hellrote Gebiete sind von Assyrien 850-722 v.Chr. besetzte Territorien (die Reiche Aram-Damaskus und Phönikien)

-- gelb eingezeichnete Gebiete sind von Assyrien 722-721 v.Chr. besetzte Territorien (Königreich Israel)

-- rote Gebiete sind Territorien, die 587-586 v.Chr. von Babyloniens Nebukadnezar verwüstet werden (Königreich Juda)


Das AT behauptet:

-- das AT erfindet eine "Untreue zu Gott", die die Ursache für Leid, Enteignung und schlussendlich die Verbannung sei

-- für den Untergang des Nordreichs Israel wird eine Untreue zum Tempel in Jerusalem verantwortlich gemacht, die eine Katastrophe nach der anderen produziert haben und so die Selbstzerstörung des Reiches Israel begünstigt haben soll

[obwohl für Jerusalem für die Omridenzeit keine Tempelreste auffindbar sind]

-- angebliche Gottespropheten sollen vergeblich vor der Untreue zum Tempel zu Jerusalem gewarnt haben

-- die Invasion ausländischer Heere und die Verwüstung des Nordreichs Israel soll Teil eines göttlich-theologischen Plans gewesen sein (S.216).

Die Archäologen glaubten lange an eine Kontinuität ohne Entwicklungen und vernachlässigten deswegen die Forschung. Beweise für grosse Veränderungen und militärische Niederlagen wurden lange nicht ernst genommen (S.220).

Das Nordreich unter den Omriden entwickelt eine Wohlstandsgesellschaft mit allen Stärken, Schwächen und Spannungen, und der Wohlstand im "Nordreich Israel" wirkt auf gewisse Kräfte in Assyrien anziehend (S.216).

[Ergänzung: Eine Unabhängigkeit in dieser Region ist die grosse Ausnahme
Wenn man die geographische Lage von Israel und Juda als Durchgangsgebiet zwischen den Grossreichen Mesopotamiens und Ägyptens betrachtet, scheint es eine grosse Ausnahme zu sein, dass überhaupt eine Zeit lang eine Unabhängigkeit zustandekam].

842-814 v.Chr.
Nordreich Israel mit König Jehu: Invasion von Hasaël

Das AT behauptet:
-- die Abgötterei soll unter König Jehu weitergegangen sein
-- auch König Jehu soll Jerusalem als Kultzentrum nie berücksichtigt haben.

Nun, gemäss Archäologie ist Jerusalem bis dahin noch gar keine Stadt und den Tempel gab es da noch gar nicht.

-- König Jehu soll - als "gute Tat" - Säuberungen gegen den Baal-Kult durchgeführt haben, indem er ein Baal-Fest organisieren liess und die Teilnehmer einschloss und abschlachten liess, und der Baal-Tempel wurde zur "Latrine" bzw. Toilettenanlage umfunktioniert (2. Könige 10,18-28)

-- König Jehu soll aber die "Sünden Jerobeams" weiterverfolgt haben und weiter den goldenen Kälbern in Bethel und Dan gehuldigt haben (2. Könige 10,29): Die eigenen Kultzentren werden also nicht vernichtet, so dass die Konkurrenz zu Jerusalem bestehenbleibt (S.217)

Gemäss Archäologie besteht in Jerusalem zu dieser Zeit gar kein Kulturzentrum...

-- Gott soll König Jehu prophezeit haben, dass von seinem Geschlecht nur vier Generationen herrschen würden (2. Könige 10,30) (S.218)

-- Gottes Plan soll sein, das Nordreich Israel mit einer Invasion durch Aram-Damaskus zu bestrafen: König Hasaël von Aram-Damaskus soll sodann im Ostjordanland und in der Küstenebene die israelischen Heere besiegt haben (2. Könige 10,32-33; 12,17-18; 13,3,7,22) (S.217)

-- gemäss AT ist dies die erste Invasion gegen das Gebiet Israels seit der angeblichen Landnahme unter Josua (S.222)

-- die Gebiete des Nordreichs Israel sollen durch die Besetzungen unter Hasaël ausserdem verkleinert worden sein

-- den einfachen Bewohnern soll Gott treu geblieben sein (2. Könige 13,23) (S.217).

Aktenlage und Grabungen bei König Jehu: Die Invasion von Aram-Damaskus in Nord-Israel unter König Hasaël

Gemäss der Stele von Dan wird schon König Joram durch König Hasaël umgebracht (S.221), und Hazor und Dan hätten ursprünglich zu Aram [zum Land der Aramäer] gehört (S.224). Die Besetzung der Stadt Dan unter König Hasaël erfolgt 835 v.Chr. (S.196-197). Gemäss der Dan-Stele fügten die Hasaël-Feldzüge Israel entscheidende Schwächungen zu (S.221).

Assyrische Quellen berichten über den Vorstoss von König Hasaël in den Westen und Süden bis ins Nordreich Israel. Hasaël kann sich den Feldzug nur deswegen leisten, weil Assyrien mit eigenen Unruhen im Innern des Landes beschäftigt ist (S.225).

Hasaël statt Schischak

Vom Feldzug von Hasaël sind gemäss der alten Datierung mit der Salomo-Zuordnung keine Spuren der Zerstörung vorhanden (S.221). Wenn man die Umdatierung mit der Omriden-Zuordnung bei den Stadttoren (die zuerst Salomo zugeordnet wurden) berücksichtigt, korrigieren sich die Daten: Nicht Schischak war der Zerstörer Ende 10. Jh. v.Chr., sondern Hasaël 835 v.Chr. (S.223). So erklären sich die vielen gefundenen Zerstörungsschichten bei den Städten. Die Neudatierung lässt die Zerstörungsschicht auf König Hasaël fallen (S.223).

Karte mit Beth Schean, Rehov, Megiddo und
                Taanach, Luftbild.
Karte mit Beth Schean, Rehov, Megiddo und Taanach, Luftbild.

835-806 v.Chr.
Die Zerstörungen im Nordreich Israel nördlich von Samaria durch die Feldzüge Hasaëls von Aram-Damaskus

Wie immer geht es dabei um die fruchtbaren Böden des westlichen "Halbmonds":

-- König Hasaël lässt die aramäischen Gebiete östlich des Jordan besetzen

-- König Hasaël lässt einige der fruchtbarsten landwirtschaftlichen Regionen Israels verwüsten (S.222) mit Brandschatzung der reichen nördlichen Täler von Tel Rehov bis Beth-Schean, Ta'anach und Megiddo (S.223)

-- auch grosse israelische Verwaltungszentren in der Jesreel-Ebene werden verwüstet, eventuell Jesreel selbst (S.222)

-- König Hasaël lässt Handelsstrassen unterbrechen (S.222).

Einige Orte erholen sich von dieser Zerstörung nie mehr (S.223). Dabei gelingt den Heeren unter Hasaël wohl die Zerstörung, aber nicht die komplette Annexion der Gebiete (S.223).

[Offenbar bleibt Samaria unzerstört. Die eindringenden Heere können vorher gestoppt werden].

Gemäss neuer Archäologie kann Aram-Damaskus unter König Hasaël 835-800 v.Chr. dann doch entscheidende Gebiete besetzen:
-- das obere Jordantal
-- und die Schlüsselgebiete im Norden des Nordreichs Israel (S.222).

Die menschenleere Phase einiger Städte

Karte mit Beth-Schean,
                Megiddo, Jezreel, Taanach und Samaria.
Karte mit Beth-Schean, Megiddo, Jezreel, Taanach und Samaria.

Die Regionen der Jesreel-Ebene und die Regionen der Bucht von Beth-Schean bleiben mehrere Jahrzehnte menschenleer und verfallen (S.223). Megiddo z.B., das Verwaltungszentrum im Norden des Nordreichs, bleibt fast 50 Jahre verlassen (S.223-224). Eine Zerstörung war also möglich, eine Annexion des Zentrums dagegen nicht. Die Ortschaften Jesreel und Ta'anach erlangen nie mehr die frühere Bedeutung (S.223).

Festungsbau unter König Hasaël von Amar-Damaskus

Amar-Damaskus gelingt es, in Israel strategisch Fuss zu fassen (S.224), und die neue Grenze wird nun mit Festungen gesichert:

Festung Dan: Hasaëls Siegesstele in Dan weist darauf hin, dass Dan wohl besetzt blieb und die Siegesstele erst aufgestellt wurde, als die Stadt neu gebaut worden war, um dann mit der Stele eine Vorherrschaft zu manifestieren. Dan wird gleich wieder aufgebaut, mit massiver Stadtmauer. Wahrscheinlich wird ein aramäischer Kult mit einer gehörnten Gottheit gepflegt (S.224).

Festung Hazor: Hazor wird gleich wieder aufgebaut, um strategisch zu funktionieren, mit einer neuen Stadt auf der Akropolis, mit einer neuen massiven Stadtmauer, mit einem neuen Palast oder Zitadelle, und eventuell wird erst jetzt das grossartige Wassersystem eingerichtet. Wahrscheinlich wird ein aramäischer Kult mit einer gehörnten Gottheit gepflegt (S.224).

Festung Bethsaida: Die Festung am See Genezareth wird neu gebaut. Die Archäologie findet dort eine Basaltstele mit der Abbildung einer gehörnten Gottheit, wahrscheinlich aramäisch (S.225).

Die Bevölkerungen sind gemäss Archäologie vor der aram-damaskinischen Besetzung und danach aramäisch. Zur Ansiedlung fremder Deportierter kommt es nicht (S.225).

Jehu bleibt Vasall in Verneigung vor König Salmanassar III. auf dem "schwarzen Obelisken"

König Jehu ist auf dem "schwarzen Obelisken" des Oberherrschers Mesopotamiens, des assyrischen Königs Salmanassar III., abgebildet mit einer tiefen Verneigung vor Salmanassar, begleitet von Tributzahlungen, die Salmanassar aufzählt:


Der "schwarze Obelisk"


Salmanassar
                          III.: Schwarzer Obelisk mit Siegesgeschichte
                          über Samaria und Jehu   Der schwarze Obelisk von Salmanassar
                            III. Grossaufnahme
Salmanassar III.: Schwarzer Obelisk mit Siegesgeschichte über Samaria und Jehu.

Jehu vor Salmanassar III.: Kniefall;
                            Detail aus dem Schwarzen Obelisk.
vergrössern Jehu vor Salmanassar III.: Kniefall; Detail aus dem Schwarzen Obelisk.


Stelentext: "Ich erhielt von ihm Silber, Gold, eine goldene Saplu-Schüssel, eine Goldvase mit spitzem Boden, goldene Becher, goldene Eimer, Zinn, einen Stab für einen König." (S.226)

So bleibt das Nordreich Israel Vasall Syriens (S.226).

Karte: Assyrien, Syrien und Israel um 820 v.Chr.
Karte: Assyrien, Syrien und Israel um 820 v.Chr.


814-800 v.Chr.
Nordreich Israel: König Joahas
Das AT behauptet: Joahas ist ein Sohn Jehus (S.217)

Aktenlage und Archäologie für die Zeit von König Joahas: Assyrien besetzt Syrien - Erholung für Israel

Gemäss der Aktenlage und der Archäologie wird Syrien nun von Assyrien direkt besetzt, so dass Israel sich von Aram-Damaskus erholen und eine neue Wachstumsphase beginnen kann. Die Bibel verschweigt dies.

Karte: Assyrien unter Salmanassar III
vergrössern Karte: Assyrien  hat Syrien besetzt. Das ist ein riesiger "Halbmond"...



Details:

811-783  v.Chr.
Assyrien: Thronbesteigung von Adad-Nirari III. [auch: Adad-narari]
(S.225)

ab 806-770 v.Chr.

Hasaël-Sohn Barhadad III. (biblisch Benhadad): Wahrscheinliche Belagerung von Samaria

Barhadad / Benhadad III. hat möglicherweise die Invasionen gegen das Nordreich Israel bis zur Belagerung von Samaria fortgeführt. Gemäss Finkelstein / Silberman ist die biblische Datierung der Belagerung von Samaria in der Zeit der Könige Ahab und Joram höchstwahrscheinlich viel zu früh (S.223).

Falls eine Besetzung Samarias erfolgte, war höchstwahrscheinlich das Kernland des Nordreichs Israel einige Zeit sogar aramäisch-syrisch besetzt (S.223).

Der Bezug zu Hasaël wird erst mit der Umdatierung der Salomo-Zuordnung in eine Omriden-Zuordnung möglich (S.223).


803 ca.
Assyrien löscht Aram-Damaskus aus - Erholung für Israel

-- Adad-Nirari / Adad-narari III. von Assyrien erneuert den Druck und lässt Damaskus belagern
-- Barhadad III. von Aram-Damaskus muss sich ergeben und Assyrien hohen Tribut bezahlen
-- damit ist das Nordreich Israel vom syrischen Druck von Damaskus befreit und bekommt Raum für eine neue, eigene Entwicklung (S.225).

Die Archäologie kann diese Entwicklung bestätigen (S.226).

Die Vorgänge gemäss den Vorwürfen des Geschichtsschreibers des AT, dass "Gottlosigkeit" zur Fremdbesetzung und "Gnade" zur Befreiung führe, findet in diesem Fall eine klare militärische Erklärung durch die Nachbarmächte (S.226).

800-784 v.Chr.
Das Nordreich Israel unter König Joas: Rückeroberungen

Das AT behauptet:
-- König Joas soll nun eine Expansion betrieben haben, soll Städte von Aram-Damaskus wiederbesetzt haben (2. Könige 13,25) (S.217)
-- König Joas soll eine Strafaktion gegen Juda unternommen haben (S.218).

Die Aktenlage über König Joas spricht von Wiederaufstieg und Rückeroberungen
Nun, der Historiker des AT, der den politischen Wandel der politischen Situation Gottes Gnade zuschreibt, scheint da aber noch einige Dokumente vergessen zu haben. Israel wird Assyriens meistbegünstigter Vasall, und im Nordreich Israel vergrössert sich der Wohlstand (S.226).

788-747 v.Chr.
Nordreich Israel: König Jerobeam II.

Das AT behauptet:
-- König Jerobeam II. soll friedlich in Samaria regiert haben (S.218)
-- er soll weitere Expansionen betrieben haben (2. Könige 14,25 und 28)
-- alle "Sünden" sollen aber weitergelaufen sein, die der "erste Jerobeam" auch begangen habe, denn die Heiligtümer des "Nordreichs" werden beibehalten (S.218)
-- und die Propheten Amos und Hosea sollen vergeblich vor Untreue zu Gott gewarnt haben (S.218).

Gemäss Archäologie ist Jerusalem weiterhin noch gar nicht vorhanden...

Angebliche Korruption unter Jerobeam II.: Die Klagen der Gottespropheten Amos und Hosea - die "Ein-Gott-Bewegung" mit den Prophetenschriften

Das AT behauptet:

Gottespropheten protestieren gegen den Luxus. Aufzeichnungen der Propheten Amos und Hosea sind erhalten. Sie prangern die Korruption und die gottlose Aristokratie schonungslos an, die sich mit Korruption Luxus ergaunert (S.233).

Amos und Hosea vertreten wie Elia und Elisa einen "Ein-Gott-Glauben". Sie bestehen darauf, dass nur Gott allein verehrt werden dürfe (S.268).

Amos und Hosea bringen auch erstmals Ideen der Gottesrache, die später nach dem Untergang des Nordreichs Israel die deuteronomistische Ideologie im Südreich Juda prägen werden (S.233).

Gottesprophet Amos: Gemäss Buch Amos zieht er als Schafhirte vom judäischen Dorf Tekoa aus ins Nordreich. Seine Orakel sind eine scharfe Verurteilung des Luxus und des materialistischen Nordreichs Israel (Amos 6,4-6) (S.233).

Gottesprophet Hosea: Er beklagt Lügen und Gewalt, die täglich zunehmen, sowie die Bündnisse mit Assyrien und die Handelspolitik mit Ägypten (Hos. 12,2) (S.233).

Amos und Hosea prangern an:
-- soziale Ungerechtigkeiten
-- Götzendienst
-- innere Spannungen durch den internationalen Handel
-- die Abhängigkeit von Assyrien ("Assur")
-- die Heuchelei von Religionsvorschriften, aber im Alltag wird weiterhin boshaft agiert und Reichtum angehäuft, und die Armen werden geschmäht (S.234).

Die neue 1-Gott-Bewegung
Die Anhänger von Amos und Hosea verkörpern gemäss Finkelstein / Silberman den Ursprung der "1-Gott-Bewegung" (S.268). Die Anhänger bewahren die Prophetenschriften (S.234) mit den Predigten gegen die Ungerechtigkeiten im Nordreich Israel auf. Sie sind die Basis der "1-Gott-Bewegung" (S.268). Die Bewegung wartet auf den Zusammenbruch des Nordreichs Israel, um dann gegen Wohlstand, gegen ausländische Lebensart und gegen Ausländer [rassistisch] vorgehen zu können (S.234).

[Ergänzung: Diese Propheten haben ein sinnlos-rassistisches Sündenbock-Denken
Die Dummheit, gewissen Menschengruppen die Schuld für eine angespannte Situation oder für einen "Untergang" eines Staates zu geben, ist hier offensichtlich: Fremder Glaube soll an Missständen Schuld sein. Missstände werden aber nicht durch Intoleranzen, sondern durch Strukturveränderungen im Staatsapparat behoben. Diesen Fehler macht später auch das "Christentum" gegen Juden, oder Bewegungen in Asien gegen Chinesen, in den "USA" die weissen Rassisten gegen Chinesen und Japaner etc.].



Aktenlage und Archäologie für die Zeit von König Jerobeam II.: Expansion und Wohlstand bis zur Korruption


Die Rückeroberungen unter Jerobeam II.

Assyrien lässt die israelische Rückeroberung des Ostjordanlandes weiter zu:

-- König Jerobeam II. betreibt die Rückeroberungen bis weit auf aramäisches Gebiet (S.227)
-- in Dan wird die Siegesstele von Hasaël zertrümmert und die Bruchstücke in neuen israelischen Bauten wiederverwendet, wo sie 2000 Jahre später von Archäologen gefunden und wieder zusammengesetzt werden (S.227)
-- in Bethsaida wird eine Stele mit einer gehörnten Gottheit im aramäischen Stil von den Israeliten um 180 Grad gedreht und auf den Kopf gestellt (S.227)
-- Hazor wird von den israelitischen Truppen zerstört und dann in israelitischem Stil wieder aufgebaut, wobei erstmals hebräische Inschriften zu verzeichnen sind (S.227).

Der Wohlstand unter König Jerobeam II.

König Jerobeam II. kann im Nordreich Israel einen "beispiellosen Wohlstand" anhäufen (S.226). Das Königshaus unter Jerobeam II. ist kosmopolitisch eingestellt (S.232-233). Die israelitische Aristokratie häuft grossen Reichtum an und lebt im üppigen Luxus. Möbel im Königspalast sind z.B. mit Elfenbeinplättchen eingelegte (S.232). Lesen und Schreiben ist verbreitet und somit sind auch eine bürokratische Verwaltung und ein Berufsheer möglich. Die Wirtschaft spezialisiert sich (S.233).

Der Geschichtsschreiber des AT erklärt den Wohlstand mit dem plötzlichen "Mitleid" Gottes, ohne den Untergang von Aram-Damaskus zu erwähnen (2. Könige, 14,26-27).

Die Fakten sprechen nicht unbedingt für ein "Mitleid Gottes", sondern für handfeste kapitalistische Interessen zwischen Assyrien und Israel, denn es ist anzunehmen, dass Israels Wirtschaft sich an der assyrischen Weltwirtschaft beteiligen konnte und so Geld ins Land floss (S.227).

Wohlstand unter Jerobeam II.: Olivenölexporte, Weinexporte

König Jerobeam II. entwickelt eine starke Wirtschaft und eine starke Landwirtschaft mit einer spezialisierten Olivenölindustrie. Es kommt zu einem starken Bevölkerungswachstum und zur Gründung neuer Ortschaften in Olivenregionen auf Felsvorsprüngen. In Olivengütern werden spezialisierte Dörfer gegründet, mit in den Fels gehauenen Olivenmühlen und mit anderen Einrichtungen zur Verarbeitung von Oliven, die in die Felsen gehauen sind. Das Olivenöl wird nach Assyrien wie auch nach Ägypten exportiert, mit hohem Gewinn, denn dort fehlen die Bedingungen für den Olivenanbau (S.227).

Eine Förderung erlebt ebenso der Rebenanbau (S.227-228).

Die Bevölkerungsexplosion im landwirtschaftlichen Hinterland hält bis Ende 8. Jh. v.Chr. an. Gemäss flächendeckender Archäologie und ethnographischer Schätzung wird die Region des Nordreichs Israel die am dichtest besiedelte Region des gesamten Fruchtbaren Halbmonds (S.228).

[Ergänzung: Wahrscheinlich waren die Gewinne durch Olivenöl und Wein derart hoch, dass auch von aussen Menschen angezogen wurden. Oder es wurden Gesetze für grosse Familien eingeführt].


Wohlstand unter Jerobeam II.: Bevölkerungsexplosion, starke Armee und Architektur

Die Bevölkerungsexplosion ist auch Basis für Truppen und Bautätigkeit, für den Wiederaufbau von Megiddo, Hazor, Geser (strategisch wichtige Stadt an der Grenze zu Philistäa) etc. (S.229).

Der Historiker des AT hat die Bautätigkeit unter Jerobeam II. wohl seinem erfundenen Salomo zugeschrieben (S.229-230).

Unter König Jerobeam II. werden erste Königssiegel produziert (gefunden in Megiddo im 20. Jh.) mit einem brüllenden Löwen und mit hebräischer Inschrift, wobei Siegelabbildungen mit einem Löwen für das 8. Jh. typisch sind und somit eine Zuordnung zum "ersten Jerobeam"  ausgeschlossen ist (S.229).

Spekulation um stallähnliche Bauten in Megiddo
Die immer wieder in Diskussion stehenden ausgegrabenen, stallähnlichen Bauten in Megiddo wurden gemäss neuer Omriden-Datierung unter Jerobeam II. errichtet. Der Zweck ist bisher nicht definitiv bestimmt, da keinerlei Tierutensilien in den Bauten gefunden wurden. Spekulativ erscheint die Funktion als Pferdezuchtzentrum für den Pferdeexport als Kriegsmaterial.  Assyrien erwähnt aber Pferdeexporte der Vasallenstaaten (S.231) wie z.B. in Anatolien im Vasallenstaat Urartu, wo ähnliche stallähnliche Bauten ausgegraben wurden (S.232).

Das Südreich Juda beneidet den Wohlstand im Nordreich Israel
Es ist gemäss Finkelstein / Silberman anzunehmen, dass die Bewohner in Juda (Jerusalem) vom Wohlstand unter Jerobeam II. Kenntnis hatten und ein bestimmter Neid aufkam (S.229).

747 v.Chr.
Tod von Jerobeam II. - das Nordreich Israel ist geistig hohl

Die Struktur des nordisraelischen Reiches erweist sich als hohl. [Jerobeam II. scheint keine tragbare Nachfolgeregelung getroffen zu haben]. Finkelstein / Silberman nehmen an, dass sich nach dem Tod von Jerobeam II. innerhalb der Verwaltung und unter den hohen Militärs Fraktionen und Seilschaften gebildet haben. Es folgen viele Könige, die jeweils nach kurzer Zeit meist in dynastischen Aufständen ermordet werden (S.234). Gleichzeitig erfolgen massive Veränderungen im Mittleren Osten (S.234-235).

[Assyrien bereitet nun die Besetzung des Nordreiches vor, das total instabil bleibt. Deswegen ist der Untergang des Nordreichs Israel überhaupt kein Akt Gottes, und dieser Untergang ist auch kein Einzelfall. Das natürlich gebliebene Juda wird von der Invasion verschont, da es mit seinen vielen hohen Steilhängen verkehrstechnisch ungünstig liegt und keine Handelswege blockiert].

747 v.Chr.
Nordreich Israel: König Sacharja, Sohn von Jerobeam II.

Das AT behauptet:
König Sacharja soll nur 6 Monate lang regiert haben und dann durch den Neider Schallum ermordet worden sein. Die angebliche Prophezeiung von Gott, dass nur vier Generationen von Jehus Geschlecht regieren würden, geht damit angeblich in Erfüllung (S.218).

So geht die Bibel "auf"...


747 v.Chr.
Nordreich Israel: König Schallum

Das AT behauptet:
Der Mörder Schallum soll nur kurz regiert haben und soll vom Neider Menahem ermordet worden sein, dem Sohn Gadis (S.218).

747-737 v.Chr.
Nordreich Israel: König Menahem

Das AT behauptet:
-- Gott soll neue Strafen für das Nordreich Israel vorbereitet haben: Die Aufrüstung von Assyrien und die Erpressung zu Tribut an Assyrien

-- um Tribut an Assyrien zu entrichten, soll Menahem von der Oberschicht hohe Steuern eingezogen haben: "50 Silberschekel" (2. Könige, 15,19-20)

-- das Nordreich Israel soll völlig instabil geworden sein, im Innern wie im Äussern (S.218).


Aktenlage und Archäologie: König Tiglatpileser III. von Assyrien

[andere Schreibweisen sind auch Tiglat Pileser, Tiglath-pilesar, Tiglatpilesar, Tiglat Pilesar].

745 v.Chr.
In Assyrien kommt es zum Machtputsch von Tiglatpileser (Tiglat Pileser) III. und die Vasallen werden direkter Kontrolle unterstellt

Tiglathpileser III. Profil, Fundort Nimrud
Tiglatpileser III. (auch: Tiglat Pileser), Profil, Fundort Nimrud.

Tiglatpileser III. ist ein brutaler Gouverneur der Stadt Kalach (Nimrud) im Tigris-Tal. Er wandelt Assyrien schrittweise in einen brutalen, räuberischen Staat um. Die Beziehungen zu den Vasallen werden gekündigt und die Vasallen direkter Kontrolle unterstellt (S.235).

738 v.Chr.
Assyrien: Feldzug von Tiglatpileser III. gegen die Ex-Vasallen im Westen
Ein Ex-Vasall nach dem anderen wird von Assyriens Heeren besetzt und zu beispiellosen Tributzahlungen erpresst. Dies ist erst der Beginn eines neuen assyrischen Imperiums. Schrittweise werden alle Ex-Vasallen annektiert und die Bevölkerungen deportiert (S.235).

Irgendwann - unter irgendeinem Vorwand - ist das Nordreich Israel an der Reihe. Das ist keine Gottesstrafe, sondern absolutes militärisches Kalkül...

737-735 v.Chr.
"Nordreich Israel": König Pekachja, Sohn von Menahem

Das AT behauptet:
-- König Pekachja soll 735 v.Chr. vom Offizier Pekach ermordet worden sein
-- Assyrien soll die Besetzung Israels geplant haben (S.218)

735-732
Nordreich Israel: König Pekach, Sohn von Remalja
(S.235,239)

Aktenlage und Archäologie zu König Pekach: Die misslungene Koalition mit Damaskus (König Rezin) - die assyrische Besetzung bis auf Samaria

Die Handlungen von König Pekach sind bis heute ein Rätsel. Er beendet die Unterwerfungspolitik gegenüber Assyrien, vielleicht aus Trotz, weil die Tribute viel zu hoch waren. Pekach beginnt gegen Assyrien ein Machtspiel mit verschiedenen Koalitionen, u.a. mit König Rezin von Damaskus oder mit Philisterstädten. Die Könige Pekach und Rezin hoffen auf geeinigten Widerstand gegen die assyrische Aggression (S.235).

Die Koalition misslingt aber, und Tiglatpileser, der von den Koalitionsabsichten Wind bekommt, reagiert mit Zorn:

-- Tiglatpileser lässt Damaskus einnehmen und König Rezin hinrichten (S.235)

-- vor der Ankunft der Invasion werden z.B. in Hazor noch die Befestigungen verstärkt, aber vergeblich, dann wird es zerstört, wie auch Dan und Beth-Schean massiv zerstört werden (S.237)

-- Tiglatpileser lässt den Feldzug bis zum Mittelmeer und dann der Küste entlang führen und lässt alle potentiell aufrüherischen Städte zerstören (S.235) und unterbricht die Verbindungen zwischen dem Nahen Osten und Ägypten (S.235-236)

-- im nächsten Schritt wird der Grossteil des Nordreichs Israel besetzt, die wichtigsten Städte zerstört und ein Teil der Bevölkerung deportiert (S.236).

Von Megiddo werden nur die Wohnviertel zerstört, die fein behauenen Steine der Säulenhäuser aber werden als Baumaterial weiterverwendet, um einen ersten Verwaltungssitz und eine neue Provinzhauptstadt zu errichten, der später sogar Gouverneurssitz wird (S.237).

In diesem Fall stimmen das AT und die Fakten scheinbar überein:

732 v.Chr.
Assyrien soll gemäss AT unter Tiglatpileser III. die nördlichen Täler und Galiläa besetzt haben

Die assyrischen Besetzungen sind: Jion, "Avel-Beth-Maacha, Janoah, Kedes, Hazor, Gilead und von Galiläa das ganze Land Naphthali" (2. Könige 15,29), mit angeblicher Verschleppung der Bewohner (S.218).

Das Reich Israel soll einen Teil der reichsten Gebiet verloren haben und soll auf das Bergland von Samaria begrenzt worden sein (S.219).

Das AT wertet die Besetzung aber moralisch als "Strafe Gottes": Die erfundene Verheissung von 1. Mose 15,18 mit den israelitischen Grossreichsgrenzen zwischen Nil und Euphrat soll nun zur Strafe für die "Sünden" aufgehoben sein (S.219).

Für diese Katastrophe soll König Pekach durch Hosea ermordet worden sein (S.219).

Aktenlage und Archäologie zum assyrischen Besatzungsregime im Ex-Nordreich Israel bis auf Samaria


Karte: Dor, Megiddo, Gilead und Samaria
Karte: Dor, Megiddo, Gilead und Samaria.


Das Ex-Reich Israel wird in neue Provinzen aufgeteilt:
-- Dor (mit der Nordküste)
-- Megiddo (mit der Jesreel-Ebene und Galiläa)
-- Gilead (mit dem ostjordanischen Hochland) (S.236).


Ein Relief aus der Zeit von Tiglatpileser III. zeigt eine Belagerung von Gaazru, wahrscheinlich Geser (S.236).

Tiglatpilesers Armee belagert Gazru mit
                  Sturmwagen und Bogenschützen
Tiglatpilesers Armee belagert Gazru mit Sturmwagen und Bogenschützen.

Dieses Gipsrelief is aus einem alten assyrischen Palast von Nimrud, der Hauptstadt, und beschreibt die komplette Zerstörung der Stadt Gazru durch die mächtige Armee von Tiglatpileser III. Heute ist das Relief im Britischen Museum. Bemerkenswert ist der Sturmwagen zur Zerstörung der Sadtmauern. Oben links sind drei erhängte Männer [web01].

Vom Nordreich Israel bleibt allein das Bergland um Samaria. Monumentale Inschriften von Tiglatpileser III. bezeugen diese Vorgänge, mit einer besonderen Erwähnung des verschonten Samaria (S.236).

Die Deportationen dienen jeweils der Fortentwicklung des eigenen Reichs. Jede Dorfzerstörung und Deportation ist eine Einschüchterung mehr. Kriegsgefangene werden eingezogen, deportierte Handwerker im Reichszentrum zur Mehrung des Wohlstands eingesetzt (S.236). Die Ansiedlung in leeren Gegenden erweitert die Landwirtschaft (S.237).

[So hat es Stalin auch gemacht...]

Die Annalen von Tiglatpileser III. erwähnen 13.500 deportierte Juden. Archäologische Sondierungen bestätigen die jahrzehntelange Entvölkerung ganzer Landstriche in Untergaliläa für diese Zeit (S.237).

Megiddo erhält einen völlig neuen gitterartigen Grundriss. Das Tor ist rechts und links mit Palästen im typisch assyrischen Stil umgeben. Ansonsten sind die Quartiere in gitterartigen Blocks angelegt, eine bis dahin in der Levante unbekannt Stadtplanung (S.237).  Finkelstein / Silberman nehmen an, dass in die Rechteckquartiere wohl Mesopotamier angesiedelt worden sind (S.240).

Die israelitische "Insel" Samaria
Samaria bleibt vorerst vor der assyrischen Besetzung ausgespart, aber nicht lange (S.240).

732-724/722 v.Chr.
Das Mini-Nordreich Israel unter König Hosea: Aufstandsverschwörung

Das AT behauptet:

-- in Assyrien soll König Salmanassar V. an die Macht gekommen sein und eine imperiale Politik verfolgt haben

-- König Hosea soll sich als loyaler Vasall gegeben haben, Tributangebote gemacht haben, hinten herum aber soll er ein Bündnis mit Ägypten angestrebt haben, um einen offenen Aufstand erfolgreich durchführen zu können

-- der assyrische König Salmanassar V. soll von den Bündnisplänen Hoseas erfahren haben und Hosea gefangengenommen haben und den Rest des Nordreichs Israel besetzt haben, wobei die Besetzung von Samaria angeblich eine drei Jahre lange Belagerung erfordert haben soll (S.219)

-- das AT behauptet über König Hosea: Hosea "tat, was dem Herrn missfiel", aber etwas weniger als die Könige zuvor (2. Könige 17,2) (S.243).

Aktenlage und Archäologie über König Hosea

Ende 8. Jh. ca. / 730 v.Chr. ca.
Bevölkerungszahlen gemäss Finkelstein / Silberman

Die Bevölkerungszahlen sind Schätzungen gemäss archäologischer Flächenforschung und demographischer Forschung:

-- das Mini-Nordreich Israel hat ca. 350.000 Einwohner
-- das Königreich Juda hat knapp 100.000 Einwohner
-- die Königreiche Ammon und Moab haben zusammen ca. 100.000 Einwohner (S.229).


727 v.Chr.
Tod von König Tiglatpileser III. und Interregnum mit Schwächeperiode von Assyrien - der Verschwörungsversuch von König Hosea mit Ägypten

König Hosea von Samaria meint, die Schwächeperiode von Assyrien im Interregnum zwischen dem Tod Tiglatpilesers und der Etablierung von König Salmanassar V. ausnutzen zu können. König Hosea lässt Kontakte mit Heeren vom Delta in Ägypten aufnehmen, um eine Koalition gegen Assyrien zu schmieden, in der Hoffnung, dass Ägypten sich nun gegen Assyrien wenden wende. Zuletzt stellt König Hosea sogar den Tribut an Assyrien ein (S.240).

Der Zerstörungsfeldzug Assyriens unter Salmanassar V. gegen das Mini-Nordreich Israel - Handelswege sichern

Der neue Thronfolger in Assyrien, Salmanassar V., reagiert auf die Aufstandsverschwörung mit einem Vernichtungsfeldzug gegen Samaria und mit Belagerung. Ob Salmanassar V. die Erstürmung erlebt, ist ungewiss (S.240).

Dabei ist das Mini-Nordreich Israel für Assyrien nicht nur ein "attraktives Ziel" (S.245), sondern es gilt auch, die Handelswege im Nahen Osten zwischen Mesopotamien, der Mittelmeerküste und Arabien zu sichern, die sonst in ägyptische Hand fallen würden, womit ein beträchtlicher Teil der assyrischen Handelsverbindungen zerstört würde (S.288-290).

In Assyria folgt nun König Sargon II., und das Königreich Juda in seiner geographisch isolierten Lage ist für ihn dabei uninteressant (S.250).

724 v.Chr.
Samaria: Zusammenbruch, Deportationen und Umsiedlungen unter König Salmanassar V.

Das AT behauptet:
-- der assyrische König Salmanassar V. soll Samaria nach 3 Jahren Belagerung besetzt haben

-- Salmanassar V. soll die Bevölkerung nach Halah und an den Fluss Habor in Gosan [Tell Halaf] und in die Städte der Meder deportiert haben (2.Könige 17,6)

-- die angeblichen 10 Stämme des Nordens sollen mit den Deportationen untergegangen sein

-- Salmanassar soll im eroberten Nordreich Israel Leute aus Mesopotamien angesiedelt haben: Leute aus Babel, aus Kutha, Awa, Hamath und aus Sepharwaim, v.a. in Samaria (2. Könige 17,24)

-- und nun - so meint das AT - soll das "Königreich Juda" Israel von der Besetzung durch Assyrien erlösen (S.219)

-- das AT behauptet, die Besetzung des gesamten Nordreichs Israel mit Invasoren von aussen sei eine Strafe für die "Sünde" der Abgötterei im Nordreich (S.21).


Samaria: Der Zusammenbruch gemäss Aktenlage und Archäologie

722 v.Chr. besteigt Sargon II. in Assyrien den Thron. Es kann sein, dass Sargon II. und nicht Salmanassar V. die Erstürmung von Samaria erlebt und die Deportationen ausführt. Sargons Chronik berichtet ausführlich über die Beute mit 27.280 Menschen, Streitwagen und mit den Göttern der Menschen (S.240).

Assyrien: Sargon II.
Sargon II., Profil
Sargon II., Profil.


Dieses Kalkstein-Relief von Sargon II. stammt aus der Stadt Khorsabad und ist drei Fuss hoch. Er trägt hier eine neo-assyrische Krone. Man beachte die Farbbänder, sorgfältig geflochtene Haare und Bart, und die Ohrringe. Heutiger Standort: Museo Egizio in Turin [web02].




Sargon II.:
                            Palastfiguren: Geflügelte Pferde mit
                            Menschenkopf
Sargon II.: Palastfiguren: Geflügelte Pferde mit Menschenkopf.

Das geflügelte Wesen (Lamassu) wurde am Palast von Sargon II. in Dur-Sharruken (Khorsabad) an der rechten Seite des Eingangs zu seinem Thronraum gefunden. Die Statuen sind 14 Fuss hoch. Es gab vier solche Statuen auf jeder Seite und sie standen sich mit den Köpfen gegenüber, wie wenn sie sich anschauen würden. Es wurde geglaubt, dass die Lamassu die Dämonen abhalten konnten. Standort: Orientalisches Institut, Chicago [web03].
Sargon II.: Inschrift über den Sieg gegen
                        Samaria und Deportationen
Sargon II.: Inschrift über den Sieg gegen Samaria und Deportationen.

Das Lehmziegel-Prisma enthält assyrische Inschriften in Keilschrift, die dem biblischen Kontext bezüglich der Feldzüge und Deportationen im nördlichen Königreich Israel im Jahre 722 v.Chr. entspricht. Die Inschrift schildert den 8. Feldzug unter Sargon II. in Syrien und die Revolten in Samaria, die damalige Hauptstadt des Nordreichs Israel, vor und nach Sargons Feldzügen. Die assyrische Inschrift schildert auch Sargons Angeberei: "Ich belagerte und eroberte Samaria, und ich deportierte 27'290 seiner Einwohner als Beute." (in der Bibel: 2. Könige, 17:5-6). Diese Keilschrift ist dem Gott Asshur gewidmet. Heutiger Standort: Louvre in Paris [web04].


Die zerstörte Geschichte des Nordreichs Israel
Die assyrische Gründlichkeit zerstört alle Einrichtungen und alle Dokumente in Samaria, so dass keine Geschichtsschreibung aus dem Blickwinkel des Nordreichs Israels verfügbar bleibt (S.244).

Deportationen aus dem Nordreich Israel: Das AT spricht von "Strafe"

Als Strafe für Abgötterei soll das Nordreich Israel zerstört worden sein und die angeblichen 10 Stämme des Nordens sollen nach Mesopotamien verbannt worden sein (S.167).


Aktenlage über Deportationen

Den Israeliten wird die Bildung einer militärischen Einheit mit 200 Streitwagen zugestanden, die ins assyrische Heer integriert wird. Der Rest wird in die Mitte Assyriens deportiert, und Samaria selbst wird mit anderen Völkern eroberter Gebiete neu besiedelt. Sie gelten jetzt als "Assyrer" (S.240).

[So hat es Stalin auch gemacht...]

Das Schicksal der deportierten Juden bleibt im Dunkeln. Gemäss Finkelstein / Silberman ist die Assimilation anzunehmen (S.241).

[So hat es Stalin mit Juden auch gemacht: "Russifizierung"].

Die Deportationen unter Tiglatpileser III. und Sargon II. belaufen sich gemäss Aktenlage auf ca. 40.000 Menschen. Der Hauptteil der geschätzten 350.000 Einwohner bleibt also im Land, und man scheint gemäss Finkelstein / Silberman "nur" Störer und "wertvolle Handwerker" deportiert zu haben (S.242).

Samaria wird zu Samerina
Das stolze Nordreich Israel ist somit untergegangen (S.241). Samaria wird zur neuen Provinz Samerina. Die Olivenölproduktion läuft weiter, die Landwirtschaft bleibt gemäss archäologischer Überprüfung und Demographieforschung intakt, und die Dörfer bleiben alle bewohnt (S.242).

[Die Landwirtschaft muss weiterlaufen, deswegen ist die Deportation der gesamten Bevölkerung gar nicht möglich. Assyrien will doch nicht auf Olivenöl und guten Wein verzichten...]


Die neuen Ansiedlungen gemäss Aktenlage und Archäologie

Gemäss Funden sind neu Angesiedelte nicht nur in Samaria (jetzt Samerina genannt), sondern auch im strategisch wichtigen Gebiet um Bethel, dem alten israelitischen Kultzentrum (S.241), und generell an der Grenze zu Juda (S.242), z.B. Leute aus Awa / Awim (S.241).

[So hat es das zaristische Russland auch gemacht: Fremde Leute an den Grenzregionen angesiedelt, z.B. Juden an den Grenzen zu den osteuropäischen Staaten oder in Birobidschan an der chinesischen Grenze].


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Quellen
[web01] http://www.bible-history.com/assyria_archaeology/archaeology_of_ancient_assyria_archaeological_discoveries.html
[web02] http://www.bible-history.com/assyria_archaeology/archaeology_of_ancient_assyria_archaeological_discoveries.html
[web03] http://www.bible-history.com/assyria_archaeology/archaeology_of_ancient_assyria_archaeological_discoveries.html
[web04] http://www.bible-history.com/assyria_archaeology/archaeology_of_ancient_assyria_archaeological_discoveries.html

Bildernachweis

-- Karte der zwei Reiche Israel, Juda, Philistäa, Aram-Damaskus, Ammon, Moab, Edom:
http://www-unix.oit.umass.edu/~juda102/images/indexquiz1.html http://www-unix.oit.umass.edu/~juda102/images/landofisrael.jpg

-- Salmanassar III.: Schwarzer Obelisk mit Siegesgeschichte über Samaria und Jehu: http://www.adventjugend.at/forum/forum/topic.asp?TOPIC_ID=182

-- Grossaufnahme: http://truthchasers.com/assyria.htm; http://truthchasers.com/Photos/assyrian/DSCF0013.jpg

-- Jehu vor Salmanassar III., Kniefall:
http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=4191; http://www.uni-essen.de/Ev-Theologie/images/Jehu.jpg; http://truthchasers.com/assyria.htm

-- Karte: Assyrien, das gerade Syrien besetzt hat:
http://www.utexas.edu/courses/classicalarch/images.html; http://www.utexas.edu/courses/classicalarch/images2/MapNeoassyrian.gif

-- Karte: Assyrien um 820 v.Chr.: http://history-world.org/maps%20ancientworld.htm

-- Tiglatpileser III., Profil, Fundort Nimrud: http://www.bible-history.com/archaeology/assyria/Tiglath-Pileser-III.html

-- Tiglatpilesers Armee belagert Gazru mit Sturmwagen und Bogenschützen:
http://www.bible-history.com/assyria_archaeology/archaeology_of_ancient_assyria_archaeological_discoveries.html

-- Sargon II., Profil: http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=4191; http://www.bible-history.com/assyria_archaeology/sargon_ii_portrait.jpg

-- Sargon II.: Palastfiguren: Geflügelte Pferde mit Menschenkopf:
http://www.bible-history.com/assyria_archaeology/archaeology_of_ancient_assyria_archaeological_discoveries.html


-- Sargon II.: Inschrift über den Sieg gegen Samaria und Deportationen:
http://www.bible-history.com/assyria_archaeology/archaeology_of_ancient_assyria_archaeological_discoveries.html



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