Abba Kovner
Die Schriften des Feuers: Eine Nation kämpft um ihr
Leben
[Judenverfolgung in 52
Kapiteln]
von Abba Kovner, mit Bildern von Dan Reisinger. Übersetzt
von Shirley Kaufman mit Dan Laor. Keter Publishing House,
Jerusalem 1981.
Ins Deutsche übersetzt von Michael Palomino (1998)
Vorwort des Übersetzers zur
Judenverfolgung
Die Kirche als
Haupttäterin
Das Werk schildert auf 52 Seiten 52 Stationen der
internationalen Judenverfolgung. Das Original (70 mal 100
cm) befinden sich in Beth Hatefutsoth. Die englische
Übersetzung konnte ich im Nahum Goldmann Museum der
jüdischen Diaspora in Tel Aviv beziehen. Die Übersetzung
ist eine komplette Wiedergabe des englischen Textes, mit
wenigen Ergänzungen in [eckigen Klammern].
Billet des
Nahum-Goldmann-Museum der jüdischen Diaspora (1996)
Das Werk gibt eine Grundlage der Dimension der weltweiten
Judenverfolgung, zum Teil grundlos, zum Teil im sinnlosen
Kampf um "heilige Berge", "heilige Städte" und um
pauschale Vorwürfe des Jesusmords.
Treibende Kraft des Antisemitismus war die Kirche. Die
Kirche ist bis heute antisemitisch, auch wenn der Vatikan
immer wieder den Frieden predigt: Die "Heilige Schrift"
sieht bis heute kriegerisch aus.
Mir kommt dabei immer der Gedanke, dass alle aggressiven
Textstellen aus den "heiligen Büchern" gestrichen werden
sollten, das heisst, eine umfassende Revision aller
"heiligen Schriften" mit Anpassung an die Menschenrechte:
eine pazifistische Bibelrevision, eine pazifistische
Talmudrevision, eine pazifistische Koranrevision.
Da fehlen ein paar Dinge
Das Werk "Schriften des Feuers" erscheint
ergänzungsbedürftig:
-- es wird nie erwähnt, wie Andersgläubige den Juden
geholfen haben
-- es wird auch nicht erwähnt, dass sich Juden
verschiedener Schichten zum Teil in der Entwicklung
behindert haben
-- der erste Tempel hat gemäss Prof. Israel Finkelstein
(Direktor des Archäologischen Instituts der Universität
Tel Aviv) nicht existiert, weil kein einziger Überrest
gefunden werden konnte (Buchempfehlung: Israel Finkelstein
/ Neil A. Silberman: Keine Posaunen vor Jericho, München
2002)
-- der Holocaust hat gemäss Gorbatschow-Akten
schwerpunktmässig nicht in Auschwitz, sondern zu einem
erheblichen Teil im Bunkerbau im Dritten Reich selbst
stattgefunden nach dem Transport zurück ins Reich.
Das Beschwören eines Märtyrertums ist ebenso sehr kritisch
zu sehen, da es den Kampf beschwört und eine
Friedensarbeit fehlt. Über das jüdische Leben in Israel
nach 1946 schweigt sich das Buch aus.
Es ist darüber hinaus eine generelle Frage, ob eine
Religion als eine Nation angesehen werden kann. Das
scheint nicht logisch. Juden sind eine
Glaubensgemeinschaft, wie Christen und Muslime auch.
Die Fotos können alle vergrössert angeschaut werden.
Michael Palomino
1997 / 2003 / 2005 / 2008
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Zerstörung
des
ersten Tempels [gemäss Prof. Finkelstein gab es
keinen ersten Tempel].
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1
Das Weinen um einen Propheten:
Die Zerstörung des ersten Tempels 586 v.Chr.
[Gemäss Prof. Finkelstein hat dieser Tempel nie existiert,
weil kein einziger Fund vorliegt].
Die ganze Nacht lodert das Flammenmeer um den Tempelberg,
und Jeremia ging mit den weinenden Flüchtenden. Bis er sie
verliess, um nach Jerusalem zurückzukehren, weil er die
Zurückgebliebenen trösten wollte, die dort geblieben
waren.
Die Ausgezogenen sahen ihn von ihnen gehen, und sie
schluchzten:
Unser Vater, Jeremia, was wird denn aus uns werden?
Jeremia antwortete und sprach zu ihnen:
Ich schwöre beim Himmel und bei der Erde: Wenn ihr nur
eine Träne vergossen hättet, als ihr noch in Zion wart,
wäret ihr nicht vertrieben worden!
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Babylonisches Exil
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2
Die Elegie und das Echo:
Babylonisches Exil 597-458 v.Chr.
Wir waren nicht dort. Aber dieses Gedicht folgte uns, wo
immer wir uns im Exil befanden:
An den Flüssen Babylons, wo wir sassen, dort weinten wir,
als wir an Zion dachten.
Wir hängten unsere Harfen dabei hoch in die Weiden.
In der Gefangenschaft baten uns diejenigen, die uns
verschleppt hatten, dass wir ihnen ein Lied von Zion
singen sollten. Und sie verlangten von uns auch, dass wir
fröhlich seien.
Wie aber sollten wir das Lied Gottes in einem fremden Land
anstimmen?
3
Tapfere Männer konnten uns retten:
Die Gesetze des Antiochus Epiphanes - die Revolte der
Makkabäer 168 v.Chr.
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Die Dekrete von Antiochus Epiphanes und die
Makkabäer-Revolte.
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Fremdes Gesetz in
unserem Vaterland ist so schlimm wie das Grab. Das Land
schien uns wie eine fremde Seele, als Antiochus
bekanntgab, dass wir die Gesetze der Nichtjuden befolgen,
dass wir den Sabbat und unsere Feste entheiligen müssten
und dass wir der Thora abschwören sollten. Das Volk Israel
gelobte, keine unreine Nahrung zu essen oder die heiligen
Prophezeiungen zu entkräften. So wählten sie ihren eigenen
Tod.
Da liess der König den Priester Mattathias holen und
befahl ihm, dem neuen Gesetz zu gehorchen.
Mattathias antwortete so:
Auch wenn alles besiegte Volk, das nun dem König gehört,
den Riten ihrer Väter abschwört und die neuen königlichen
Gesetze akzeptiert, so werden ich, meine Söhne und meine
Brüder doch an unseren Prophezeiungen festhalten.
Und sein Sohn Judah Makkabäus wuchs heran und war bei
allen seinen Brüdern und all den Nachfolgern seines Vaters
gut aufgehoben. Und sie führten den Krieg Israels. Und sie
retteten uns. Uns ihr Gedenken wird für immer geheiligt
sein.
4
Ein hartnäckiges Volk:
Eine Statue im Tempel. Das Gesetz des Caligula 40 n.Chr.
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Der Streit um eine Statue von Caligula im Tempel
40
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Das Gesetz Cäsars
kam wie ein Donner an einem strahlenden Tag, und das Land
zitterte. Denn Caligula befahl uns, seine "Heiligkeit" zu
akzeptieren und seine Statue in unseren Jerusalemer Tempel
zu stellen. So sammelten wir uns, wir waren viele, und
gingen hoch nach Accra, wo der Gouverneur von Syrien und
Israel seinen Sitz hatte. Tausende von uns standen auf dem
Platz und beschworen Petronius:
Herrscher! Ihr könnt die Statue erst dann in den Tempel
stellen, wenn all Ihr Volk gestorben ist!
Und so lagen wir unter freiem Himmel 40 Tage und 40
Nächte, Tausende.
Es war jedoch Erntezeit, und der Gouverneur wagte es
nicht, das Gesetz des Königs auch durchzusetzen.
Und als endlich ein Befehl aus Rom kam, den Beschluss
zurückzunehmen, liess er uns in Ruhe, zumindest für eine
gewisse Zeit.
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Die Zerstörung des zweiten Tempels 70 [gemäss
Prof. Finkelstein der einzige jüdische Tempel]
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5
Diese Nacht:
Die Zerstörung des zweiten Tempels im Jahre 70
[Gemäss Prof. Israel Finkelstein war dies der einzige
jüdische Tempel].
Die ganze Nacht loderte das Meer der Flammen um den
Tempelberg. Und die Soldaten von Titus setzten weiter alle
Gebäude des Tempels in Brand, bis der ganze Platz ein
einziger Feuersturm war.
Die obere Stadt jedoch stand immer noch. Und als die drei
Türme des Herodesplatzes zusammengebrochen waren, nach
fünf Monaten Belagerung, konnten die Römer ihren Triumph
über di Stadt feiern, die sich in ihrem eigenen Blut
geschlagen geben musste, bevölkert mit Leuten, die dem Tod
in die Augen sahen inmitten der Niedergemetzelten,
inmitten der glühenden Kohlenstücke und der Aschenhaufen.
Am neunten des Av war der erste Tempel zerstört worden.
Und am neunten des Av war auch der zweite Tempel zerstört
worden. Und jeder Dichter sah das Morgenrot aufsteigen
über dem Herzen Jerusalems:
Unser Tempel wurde verwüstet und unser Altar
wurde zerstört und unser Heiligtum geschändet, und unsere
Harfe
hörte auf zu spielen und unser Gesang erstarb.
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Der Fall von Masada 73
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6
Der Stein und das Volk
Der Fall von Masada (auch: Massada) im Jahre 73
Die ganze Nacht loderten die Flammen über Masada. Und als
die römischen Soldaten über die Wälle stürmten, die sich
gegen die schwelende Festung anhäuften, überlebte nicht
ein einziger der Verteidiger. Die Juden lagen auf dem
Boden, wo sie gestorben waren, jeder Mann neben seiner
Frau und seinen Kindern, sich in Liebe umarmend.
Und die zehn Männer, die offensichtlich durch das
Schicksal auserwählt waren, diese Zurückgebliebenen zu
erschlagen, wurden auch noch auf die Erde gestreckt,
Schulter an Schulter. Der letzte hielt dabei noch das
Messer in der Hand. Und es war keiner unter den
Belagerern, der den Mut zu dieser Tat nicht gehabt hätte.
Und die Anzahl der Gestorbenen war neunhundert und
sechzig.
Und als die erstaunten Eroberer alles überblicken konnten,
sagte einer der Söldner:
Der Stein und das Volk sind eins geworden.
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Diaspora-Rebellion 115-117
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7
Ihr Blut floss zum Meer hinab:
Die Diaspora - Rebellion in den Jahren 115-117
Die ganze Nacht loderte das Flammenmeer in Alexandria, in
Kyrene und in Salamis, weil die Juden mit unglaublichem
Mut zu gleicher Zeit in verschiedenen Ländern die Griechen
angriffen, von denen sie verfolgt wurden.
Die jüdischen Rebellen führten ihren Aufstand zwei Jahre
lang. Sie bezwangen die Besatzungen überall in der
Kyrenaika, Ägypten und Zypern und zerstreuten sie. Bis die
Legionen des Herrscher Trajan zusammengezogen wurden, und
so wurde die Revolte mit schrecklichem Grauen unterdrückt.
Und so viele Juden wurden durch das Schwert umgebracht,
dass ihr Blut bis zum Meer hinunterfloss.
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Bar-Kokhba-Revolte 132-135
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8
All die stolzen Söhne deines Volkes:
Bar Kokhba-Revolte in den Jahren 132-135
Jede Nacht entsprangen neue Flammenmeere über tausend
Städte und Dörfer in Judäa, Galiläa und Samaria. Ein
Führer der Juden war emporgekommen: Simeon Bar Kokhba, der
die Fahne der Revolte hochhielt und Münzen für die
Freiheit von Jerusalem prägen liess.
Von nah und fern zog das Römische Reich vierzehn Legionen
gegen das kleine Judäa zusammen. Und Bar Kokhba bekämpfte
sie und eroberte beinahe fünfzig Festungen im ersten Jahr.
Die zweiundzwanzigste Legion vernichtete er völlig.
Dreieinhalb Jahre vergingen, und die Schlachten wurden
heftiger, bis es die Stärke der Nation überstieg. Betar
fiel und Bar Kokhba wurde getötet mit all seinen Männern.
1800 Jahre später erzählt ein hebräischer Dichter:
Quellen der Stärke werden in Dir sein
und Ströme von Söhnen Deines Volkesstolzes
dessen Vorfahren mit Gott an ihrer Seite kämpften
und sie nahmen seinen Segen mit starker Hand.
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Glaubenswechsel 135
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9
Übertrete das Gesetz und vermeide so den Tod:
Der Moment der Umstellung im Jahre 135
Auf dem Marktplatz von Hebron, nahe der Tamariske von
Abraham, verkauften sie Massen jüdischer Gefangener: die
Juden wurden Sklaven. Es waren derer so viele, dass sie
einen Juden für ein Pferd hergaben.
Das Land Judäa wurde eine Öde. Der Tempelberg erschien wie
ein umgepflügtes Feld, und der Nation, nun zweimal in
einer kriegerischen Auseinandersetzung geschlagen, war der
Eingang zur heiligen Stadt verboten, für die sie ihr Leben
riskiert hatte.
Und der Herrscher Hadrian verbot die Überwachung der
Befehle, weil er jede Eigenheit vollends vernichten lassen
wollte, die Israel von anderen Nationen unterschied.
Zu dieser Zeit versammelten sich die Weisen heimlich in
der Dachstube des Hauses von Nithza in Lydda, und sie
diskutierten die ganze Nacht, ob es einem Juden erlaubt
werden könne, das Gesetz unter Zwang zu brechen, so dass
er nicht getötet werde. Die Meinungen gingen auseinander.
Da waren jene, die sagte: "Er soll durch die Eingebungen
leben - nicht für sie sterben." Schliesslich entschieden
sie: Er darf das Gesetz übertreten und muss nicht sterben.
Ausgenommen im Falle des Götzendienstes, des Inzest und
bei Mord.
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10 Märtyrer (1) 135-138
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10
Die zehn Märtyrer der Jahre 135-138
[Märtyrertum muss sehr kritisch gesehen werden. Manchmal
ist es besser, einige Jahre zu warten, bis eine gute
Lösung gefunden wird, ohne dass dabei Leute sterben].
Als sie Rabbi Akiva packten und ihm mit eisernen Kämmen
die Haut vom Fleische zogen, war es Zeit, das Shema
aufzusagen. Er hob seinen Kopf und sprach sein Leiden aus:
"Gerade das ist Gott, dessen Werk perfekt ist."
Seine Studenten erzitterten: "Rabbi! Wie kannst du nur so
etwas sagen?"
Er aber erklärte:
"Mein ganzes Leben habe ich mich bei diesem Satz unsicher
gefühlt, "mit all deiner Seele" - sogar wenn er die Seele
wegnimmt - und ich sagte: "Wann werde ich die Gelegenheit
haben, sie zu gebrauchen?"
"Jetzt tue ich es, sollte ich nicht?"
Rabbi Akiva presste das letzte Wort der Shema heraus, bis
seine Seele entschwunden war.
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10 Märtyrer (2) 135-138
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Und für all diejenigen, an die ich mich erinnere:
Die zehn Märtyrer der Jahre 135-138
Nachdem sie Rabbi Judah bei Dama und Rabbi Hanoniah ben
Hakhinai getötet hatten, packten sie Rabbi Yeshevav, den
Schriftgelehrten, der beinahe 90 Jahre alt war.
Seine Studenten weinten und sagten: "Rabbi, was wird aus
der Thora werden?"
Er antwortete ihnen: "Meine Söhne, die Thora wird
vergessen werden. Wenn ich nur mein Leben dieser
Generation geschenkt habe."
Sie fragten ihn: "Rabbi, was wird denn aus uns werden?"
Er antwortete wieder: "Haltet zusammen und haltet Frieden
und die Gerechtigkeit in Ehren - vielleicht gibt es
Hoffnung."
Der schlimmste aller Tode aber war für Rabbi Hananiah ben
Teradyon bestimmt. Sie wickelten ihn in eine Thorarolle
und umgaben ihn mit nassen Zweigen, so dass seine Seele
nur schwer entweichen konnte.
Die Hartnäckigkeit der Juden erstaunte ihre Verfolger.
Cäsar sprach einmal: "Gross ist das Lamm, das zwischen 70
Wölfen sich befindet."
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Verfolgungen durch Byzantiner in Syrien 486-507 |
12
Ohne Mitleid:
Verfolgung durch die Byzantiner in Syrien 486-507
Als sie dem Herrscher Zeno ankündigten, dass sie die
Hauptsynagoge der Juden in Antiocha abgebrannt hatten, und
die Mönche und der Mob auch noch die Knochen der neben dem
Gebetshaus Begrabenen in Brand gesteckt hatten, rief Cäsar
[?] aus:
"Warum habt ihr die lebendigen Juden nicht zusammen mit
den toten verbrannt?"
Und Jerome, einer der Gründer der christlichen Kirche, der
die Thora und auch hebräisch bei den weisen von Lydda
studiert hatte, säte neue Samen des Hasses: "Juden", sagte
er, "sind ein scheussliches, elendes Volk, das kein
Mitleid verdient."
13
Ein Feuer frass dein Haus:
Die Zerstörung jüdischer Gemeinden in Südarabien 624
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Zerstörung jüdischer Gemeinden in Süd-Arabien 624
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Und die letzte
Festung während der Kriege Mohammeds gegen die Nachkommen
Israels war Kuraitha, nahe Medina, eine Siedlung, wo die
Juden Palmen pflanzten. Das mutige Volk von Kuraitha hatte
keine Zeit, seine Festungsmauern zu verstärken, bevor die
Kräfte der Moslems sie erstürmten.
Vierzehn Tage lang hielten die Juden stand, und als sie
besiegt waren, gab Mohammed den Befehl, sie zu
massakrieren. Mohammed stand auf dem Platz und
beobachtete, wie die Köpfe von 600 der Ältesten der
Gemeinde auf dem Marktplatz von Medina abgehackt wurden,
an einem Tag.
Und danach starb der Rest der Gemeindemänner für ihr
Schicksal; Nur ein einziger rettete sein Leben, indem er
zum Islam konvertierte.
Und eine anonyme Dichterin, eine Tochter des Kuraitah,
schrieb das Gedicht:
Ermordet von den Oberen von Kuraitah,
durch Schwerter von Moslems, durch Lanzen und Spiessen -
es war ein einziges grauenhaftes Zerstörungswerk. Armes
Wasser,
es wird bitter werden in unserem Mund. Ich wünschte, ich
hätte
meine Seele freikaufen können gegen dieses Volk, das ohne
ein Ebenbürtiges ist.
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Der erste Kreuzzug 1096
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14
Erschlagen und nackt weggeschleift:
Der erste Kreuzzug 1096
Im eintausend und sechsundzwanzigsten Jahr unseres Exils
kamen Fremde: Franzosen und Deutsche, wildes, unruhiges
und erbittertes Volk, das es sich zur Aufgabe gemacht
hatte, das Grab ihres Messias in der heiligen Stadt von
den Moslems zu befreien. Und als sie durch die jüdischen
Dörfer marschierten, berieten sie sich und sprachen:
"Gelobt sei Gott, wir hatten bisher einen langen Weg, und
Juden mischen sich unter uns. Lasst uns zuerst Rache
nehmen an ihnen, damit sie nie mehr eine Nation sein
können, so dass nie mehr etwas an den Namen Israel
erinnert."
Die ganze Nacht loderte an jedem Platz ein riesiges Feuer,
dort, wo der Kreuzzug gerade war. Von Rouen in der
Normandie den ganzen Weg entlang bis Jerusalem ermordeten
sie die Juden. Und in den Rheingemeinden wurden an einem
einzigen Tag 1100 Juden hingerichtet..
Es war das Jahr 1096 - wir hofften, es würde Trost und
Erleichterung bringen; stattdessen brachte es uns Qual und
Schmerz.
Tochter meiner Nation, wickle dich selbst in deine Qual.
Lasse dich nicht anhalten, behalte deine Augen offen.
Der Sohn ist erschlagen, der Vater preist Gott.
Wer immer solche Sachen sieht, kann nur weinen.
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Die Geschehnisse in Mainz 1096
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15
Kann da ein Schmerz wie der meinige sein?
Die Geschehnisse in Mainz 1096
Am Mittag kam der Unterdrücker der Juden, Emicho, mit
seiner ganzen Armee an das Stadttor von Mainz. Und als die
Juden den ganzen Mob sahen, davor eine grosse Armee
marschierend, hielten sie sich an ihren Schöpfer und
rüsteten für die Schlacht, alle zusammen, Erwachsene und
Kinder. Mit Rabbi Kalonymos, er war ihr Parnas als Führer,
gingen sie hinaus, um die Träger des Kreuzes und die
Bürger zu bekämpfen.
Und die Gegner triumphierten, sie eroberten das Stadttor,
wenngleich die Schlacht bis Mitternacht dauerte. Um
Mitternacht sandte der Erzbischof der Stadt einen
Gesandten zu Rabbi Kalonymos. Er bot ihm an, ihn und
seinen engen Kreis der Gemeinde zu retten. Als sie ihm
nicht glaubten, gab er ihnen seinen Eid.
Der Gesandte führte sie in Booten über den Rhein und
brachte sie zum Schloss des Erzbischofs.
Aber am nächsten Tag teilte ihnen der Erzbischof mit: Ich
kann euch nicht retten, weil euer Gott euch verlassen hat.
Akzeptiert unseren Glauben oder dann sollt ihr leiden für
die Sünden eurer Vorväter!
Angefüllt mit Bitterkeit zog Rabbi Kalonymos ein Messer
und warf es gegen den Erzbischof. An diesem Tag starb die
ganze Gemeinde in der Heiligung ihres Namens. Und in ihren
letzten Momenten schrieen sie mit lauter Stimme:
"Schaue hinunter vom Himmel und sieh an,
was wir getan haben, um Deinen Namen
und unserem Namen die Freiheit in Freiheit zu behalten!"
16
Wir sind Zeugen:
Der zweite
Kreuzzug 1146 -
Die Geschehnisse in Blois 1171
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Zweiter Kreuzzug 1146
und die Geschehnisse in Blis 1171
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Eliezer
ben Nathan, der Dichter der Liturgie, wurde in Mainz
geboren. Er sah sein Volk zerbrechen:
"Weil du, Gott, uns im Stich gelassen hast und uns
mehr als 1000 Jahre im Leid gelassen hast.
Du hast unseren Seelen den Frieden entzogen,
wir sterben für Dich alle Tage wie geschlachtete Schafe."
Rabbi Ephraim ben Jacob, der Dichter der Liturgie, war in
Bonn geboren. Er war dreizehn, als er mit der ganzen
Gemeinde von Köln zur Festung Wolkenburg entkam, wo die
Juden um ihr Leben kämpften während dem zweiten Kreuzzug.
Im Alter von 38 Jahren beschrieb er das schreckliche
Massaker an den Juden in Blois; und als er beinahe 70 war,
gedachte er dem Volk in Würzburg und Speyer in einem
Gedenkband:
"Ich werde einen Gedenkband schreiben, um den Schmerz
aufzuzeichnen
und üble Verfolgungen, die wir erleiden.
Gott rettete uns für sein Schicksal. In seinem Erbarmen
wird er an
jenen Rache nehmen, die unser Blut vergossen. er wird den
Tempel wieder errichten in Zion."
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Verfolgungen in Deutschland 1180
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17
Mina, Gitele, Zipporah:
Verfolgungen in Deutschland 1180
In jeder Kirche regiert die Liebe - woher kommt der Hass?
Der Pöbel schnappte Gitele zuerst, sie war aus
Aschaffenburg. Und als sie sich weigerte, im verteufelten
Wasser getauft zu werden, packten sie sie, brachten sie an
den Fluss und ertränkten sie. Darauf fingen sie Mina von
Speyer, als sie gerade die Stadt verliess, und verlangten
von ihr, dass sie den lebendigen Gott verleugnen sollte.
Als sie sich wehrte, schnitten sie ihr ihre Ohren und ihre
Zunge ab.
Und es war eine Frau namens Zipporah, die, schon in später
Lebensphase, einen Sohn namens Isaac das Leben schenkte.
Als Feinde ihr Haus umstellten und sie ein Messer in der
Hand ihres Gatten sah, schrie sie:
"Mein Gott, richte nicht deine Hand gegen den Jungen,
erschlage mich zuerst, lass mich nicht den Tod meines
Kindes erleben!"
Dann erschlug sie der rechtlose Mob mit seinen Äxten, und
Zipporah starb in ihrem Schrei. Kannst du dich immer noch
zurückhalten, wenn du solche Dinge siehst, Gott?
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Glaubenswechsel-Dekrete in islamischen Ländern
1146
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18
Oh, deines Bruders Blut schreit vom Maghreb:
Bekehrungsgesetze in islamischen Ländern 1146
Als Almohades Sijilmassa in Marokko eroberte, sammelten
sie die Juden der Stadt und verlangten von ihnen, zum
Islam zu konvertieren. Sie verhandelten mit ihnen sieben
Monate lang und während dieser ganzen Zeit fasteten und
beteten die Juden. Nun kamen die Kommandeure zurück und
die Juden weigerten sich weiterhin, ihm zu gehorchen.
Darauf wurden 150 der besten Mitglieder der Gemeinde
Sijilmassa auf schreckliche Weise getötet, sie hatten die
Einigkeit mit Gott beschworen.
Folgt man den Nachrichten, was in den bleibenden Gemeinden
des Barbarenstaates passierte - wer immer es hört, der
wird erzittern vor Schauer.
Es folgten Jahre der Not, Dekrete und Übertritte in
jüdischen Gemeinden in ganz Afrika, und so wurden die
Worte des Propheten erfüllt:
"Solche sind dem Tod geweiht, dem Tod, und solche sind dem
Schwert geweiht, dem Schwert; und solche sind dem Hunger
geweiht, dem Hunger; und solche sind der Gefangenschaft
geweiht, der Gefangenschaft.
Oh, ich werde klagen:
"Die Gemeinde von Sijilmassa,
Stadt der Weisen und Studenten,
Marrakesch das Erhobene,
sein bestes Volk ermordet
die ganze Gemeinde von Fez
von der Oberfläche verbannt."
Oh, ich werde klagen:
"Sebta und Meknes,
Dunkelheit bedeckt ihr Licht,
Tlemcen und Dra,
erschlagen durch das Schwert
Tunis und Sousse
das heilige Beten zu Gott."
Oh, ich werde klagen:
"Söhne von Gabes und sich in Strömen ergiessendes Blut.
Die Himmel hörten ihre Hilferufe und Schreie nicht."
Von meinen Augen liefen die Tränen wie Wasser.
19
Meine Vorfahren waren in York:
Der dritte Kreuzzug - Pogrome gegen die Juden in England
1190
|
Dritter Kreuzzug, Pogrome gegen Juden in England
1190
|
... Und diese
Geschehnisse müssen jeder Generation überliefert werden.
Wie ein grosses und gutes Land ein Feld des Mordes wurde:
Am 6.Februar wurden die Juden in Norwich massakriert.
Am 6.März geschah selbiges in Stamford.
Am 18. geschah ebensolches in Bury St.Edmunds, Lincoln und
Lynn.
Und am Tag der Krönung des Königs wurden die Juden von
London geopfert.
Ganze Horden beeilten sich, sich den Aufgebrachten des
Kreuzzuges anzuschliessen, und bevor sie Jerusalem
erreichten, demonstrierten sie ihre "Tapferkeit" an den
Juden. Viele englische Höhergestellte fühlten Erbarmen für
die Massakeropfer, aber sie taten nichts, um das
Blutvergiessen zu verhindern.
Josce [?], ein Führer in York, brachte es fertig, sein
Volk ins Innere des Schlosses innerhalb der Schlossmauern
zu retten, wo sie drei Tage und drei Nächte lang belagert
wurden. Als sie sahen, dass niemand sie retten würde,
beschlossen 500 der Verfolgten für die Heiligung des Namen
Gottes zu sterben.
"Im Schloss von York bist Du, Gott, mit uns und für ewig.
Dein Sabbat und unser Körper sind untrennbar miteinander
verbunden.
Und mit einer siebenarmigen Menora verbreiteten wir Licht
Deiner Allmächtigkeit Deines Namens und unserer letzten
Nacht."
20
Das feierliche Übereinkommen der Tauben:
Heiligung des Namens durch alle Gemeinden während der
Periode der Kreuzzüge
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Geheiligt sei dein Name während der Kreuzzüge
|
Warum wurde Israel
mit einer Taube verglichen?
weil die Taube nicht kämpft, wenn sie erschlagen wird,
Also: Israel kämpft nicht, wenn es geschlagen wird
in der Heiligung des Namen Gottes.
[Dieser Vergleich ist nur zum Teil richtig: Eine Taube
fliegt bei aufkommender Gefahr davon].
Hier ist der Auftrag zur Heiligung des Namens, den die
Juden beschlossen haben, dass er von jedem Juden ausgeübt
werden soll:
Wenn sie dich geisseln und ausfragen wollen und Ansprüche
an dich stelle, so soll das deine Antwort sein:
"Wieso fragst du mich? Ich bin ein Jude. Und ich werde als
Jude sterben.
Ein Jude.
Ein Jude.
Ein Jude.
Hier bin ich bereit und es ist mein Wille, mich und mein
Fleisch und meine Adern und mein Blut all diesen
grässlichen und bitteren Torturen herzugeben, dem
Allmächtigen zuliebe. Und zugunsten des Willens Deines
Volkes Israel."
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Pogrome im Vorfeld der Pest im 13. Jh. |
21
Das Jahrbuch:
13. Jahrhundert: Pogrome gehen der Pest voraus
[Für die damalige Medizin war die Pest unerklärlich und
die Juden waren der Sündenbock, obwohl auch Juden an Pest
starben. In diesem Zusammenhang wurde den Juden auch
vorgeworfen, sie hätten Brunnen vergiftet und weitere
Sachen. Die Pest aber wurde durch Ratten auf den
italienischen Kreuzfahrtschiffen von Asien nach Europa
gebracht. Auf den Kreuzfahrtschiffen herrschten
schreckliche Zustände...]
Gibt es einen vergleichbaren Schmerz als den unseren?
Gibt es ein vergleichbares Jahrbuch als das unsere?
Sivan - der Ermordete von Frankfurt, im ersten Jahr des
sechsten Jahrtausends, 1241. Av - der Ermordete von
Kitzingen, 1243. Tishri - der Ermordete von Ortenburg, im
Staate Bayern. Tammuz - der Ermordete von Pforzheim, der
Nachbarstadt von Speyer. Nissan - der Ermordete von
Koblenz. Av - der Ermordete von Arnstadt, im Staate
Thüringen. Nissan - der Verbrannte von Mellrichstadt im
Staate Franken. Passover - der Ermordete von Mainz am
siebten Tag des Passahfestes und in Krakau am selben Tag,
1283. Nissan - der Ermordete von Rockenhausen. Heshvan -
der Verbrannte von München 1285. Tammuz - der Ermordete
von Weissenburg im Elsass. Der Ermordete von Kemeno bei
Düsseldorf. Der Ermordete von Bonn. Av - der Ermordete von
Münster. Elul - der Ermordete von Siegburg. Tishri - der
Ermordete von Logostein. Adar - der Ermordete von
Bernkastel an der Mosel. Der Ermordete von Altenahr im
Kreis Köln.
Diesen heiligen Leuten zuliebe wird uns Erlösung und Trost
zuteil werden, und Gott wird unsere Ausgestossenen mit
erhobenen Händen sammeln.
22
Ein würdevoller Gesang:
Zerstörung von 1400 Gemeinden in der Zeit des Tyrannen
Rindfleisch
|
Zerstörung von 140 Gemeinden durch die Tyrannei
Rindfleisch 1298
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Neunzig
Seelen klagten und seufzten
in Bitterkeit: "Wir sind arm", riefen sie.
"Warum vergesst ihr unser Blut? Nehmt
alles, was wir besitzen, aber nicht unsere Seelen."
Ein Gegner sagte: "Eure einzige
Chance
am Leben zu bleiben, ist, wie wir
zu werden, nehmt unseren Glauben an. Wenn nicht,
beschliessen wir, dass ihr sterben müsst."
Die gepeinigten Auserwählten gaben
ihre Antwort: "Ein Ehrensitz
trägt uns zum Himmel. Gott wird uns
verstecken im Schatten seiner Hand."
Ein anderer Gegner beobachtete alles und
Wut stieg in ihm auf, bis er ein Feuer rund
um die Stadt legte, und er schlug
Holz, damit es noch höhere Flammen gebe.
Knochen erzitterten, während die Priester es
genossen, den Rauch zu sehen, der um die
Juden sich kräuselte, Männer und Frauen
verwandelten sich in ein brennendes Opfer.
Neunzig Seelen waren auf dem Altar,
Stimmen erhoben sich im Feuer
mit einem segnenden: "Höre, oh Israel!"
noch über den Flammen und höher.
23
Und das Land eurer Gegner werde auch zerstören:
Die erste Vertreibung aus Frankreich 1306
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Erste
Vertreibung aus Frankreich 1306 |
Und König Philipp
der Schöne verbannte alle Juden von seinem Königreich. Und
er nahm von ihnen alles, was sie hatten: ihr Geld und ihr
Gold, ihre Habe und ihr Land. Jene Gemeinden waren
vorbildlich in ihrer Weisheit und gross in ihrer Anzahl:
Sie hatten nach der Thora gelebt. Jetzt wurden sie
verbannt, nackt und allen ihres Besitzes beraubt.
Sie packten mich von der Schule, zerrissen mir mein Hemd
und kleideten mich in eine Exil-Kleidung.
Inmitten meiner Studien wiesen sie mich hinaus
aus meinem angestammten Haus und aus meiner Heimat.
Ein junger Bub, und er schwindelte sich
von Christ zu Christ,
von Königreichen zu Völkern, denen ich begegnete.
Ich konnte die Sprache nicht, ich war verstossen.
Wenn du ein Vater bist, wo ist deine Liebe?
Wenn du ein Meister bist, wo ist deine Höhe?
Wie kannst du vom Verlust deiner Anhänger Zeuge werden?
Gott! Wohin kann ich mich wenden, wo kann ich mich
verstecken?
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Die Pest 1348
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24
Mainz - ein grossmütiges Erbe:
Die Pest im Jahre 1348
Und die Juden kamen zusammen, um für ihr Leben zu kämpfen.
Als sie sahen, dass sie nicht der Gnade einer Nation
angehören würden, so erhoben sich ihrer 300 Männer und
begannen, Kriegsgerät zu sammeln. Die ganze Mainzer
Gemeinde war mit ihnen. Und sie kämpften gegen ihre Gegner
und um die 200 fielen von ihnen.
Für fünf Tage hielten die Belagerten die gesetzlosen
Haufen aus. Und als sie das Land unter ihren Füssen
hinwegschmelzen sahen, zündeten sie ihre Häuser an.
Die Sünde erreichte die Gemeinden von Oppenheim, Frankfurt
und Köln, und de Juden verhielten sich wie ihre Brüder in
Mainz. In Worms mussten zwölf Anführer als erste kämpfen
und auch als erste sterben. Sie sind begraben in einem
Gemeinschaftsgrab, das heute noch auf dem Mainzer
jüdischen Friedhof sich befindet.
Und an diese Ereignisse erinnernd, sagen wir im
Bestrafungsgebet (Selihot):
Wenn du den Raub an den Armen erblickst, die Schreie der
Not,
die Morde mittels dem Schwert durch die Sünde und die Gier
-
Kannst du dich auch da noch zurückhalten, mein Gott?
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Pestjahre 1348-1352 |
25
Das Tal der Tränen:
Die Pestjahre 1348-1352
Ich rufe zu meinem Gott
der auf meine Bitten antwortet,
an dich allein wende ich mich.
Sei meine Hilfe gegen diejenigen,
die mich zu Boden warfen.
Sie haben sich selbst
um mich herum aufgestellt.
Wie stark meine Gegner sind, wie viele sind es,
die mich niederschlagen, mich beraubt haben!
Wie viele erhoben sich gegen mich!
Wie viele sind über mir hergefallen!
Mein Sohn, sage nicht, dass es dieser nichtswissende Mob
getan hat. Es war nur ein Volk, das in seiner Raserei
verführt wurde, so dass es zehntausende Juden
zusammentrieb, sie auf Haufen warf, alle Männer und Babys,
Männer und Frauen, so dass daraus Freudenfeuer in
dreihundert Städten Europas entstanden. Oder diese Leute,
vom Terror besessen, suchten einen Sündenbock. Aber: Auch
Juden wurden von der Pest geplagt und starben schrecklich
dahin.
Ein schwarzer Hass gegen Israel ging der Pest voraus.
Hitzige Prediger stachelten und förderten ihn.
Kirchenglocken riefen nach Blut, als die Gebete zu Ende
waren. Die Haufen formierten sich selbst in Regimentern.
Und über ihnen waren verschiedene Verantwortliche und
Bestimmungen, die einer anderen Richtung folgten. Einige
von ihnen halfen uns sogar.
26
Der Tag, als ich von all meinen Nachbarn angegriffen
wurde:
Ausschreitungen in ganz Spanien 1391
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Überfälle in ganz Spanien 1391
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Kinder meines
Volkes, sie weinen mit mir in der Asche und in noch
glühenden Kohlenstücken. Für siebzig geheiligte Gemeinden
in Kastilien und sechsunddreissig in Aragon, für
Zehntausende unserer Brüder, hingerichtet während dem
spanischen Exil im Jahr 1391.
Wir wachten eines Morgens auf und die hohe Gemeinde von
Sevilla war nicht da; es war auch keine Spur der
herrlichen Gemeinde von Mallorca mehr übrig.
Weil die spanischen Juden durch die Christen hingemetzelt
wurden. Priester und Adlige der Stadt waren mit den
Einwohnern daran beteiligt, auch die Leute aus den
Dörfern, der Mob, die fremden Soldaten - an diesem Tag
griffen mich alle Nachbarn an.
Unsere Töchter wurden geraubt. Die Ermordeten wurden an
ihren Beinen herumgeschleift. Sie wurden an Bäumen
aufgehängt und dort hängengelassen.
Ich sah unsere Brüder, die um ihr Leben kämpften und in
der Heiligung des Namen Gottes getötet wurden. Ich sah die
Marranen: konvertierte Juden. Ich sah jene, die ohne
nichts nach Afrika flüchteten.
Ich war ein junges Kind, ich floh nach Barcelona, aber
auch dort erreichte mich die Sünde.
Gott beantwortete unsere Hilferufe nicht.
Und es gibt dabei niemanden, den man fragen könnte, und
niemand ist zu schützen.
Schöpfer der Welt, wo sind deine Wunder, wo
deine Hingabe und wo deine Kraft?
Wem hast du deine Herde überlassen
in dieser leeren Wüste?
27
Ich wäre bei Tageslicht erstaunt:
Die Judenverbrennungen in deutschen Städten - Pogrome in
Polen - die Mordverleumdung in Trient im 15. Jahrhundert
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Verbrennung von Juden in deutschen Städten,
Pogrome in Polen, Blutverleumdung in Trient 15.Jh.
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Ich bin der Mann,
der den Tyrannen John
Capistrano sah, eine kleine, ärmlich
daherschauende Kreatur, die an unzähligen Seelen Feuer
legte. Er war ein Abgesandter des Papstes und die Mönche
wie auch der Mob folgten ihm, indem sie Mordverleumdungen
erfanden in Schlesien und in allen deutschen Staaten.
Einundvierzig wurden verbrannt in der Stadt Breslau;
sechsunddreissig auf dem Marktplatz in Berlin; eine ganze
Gemeinde wurde in Liegnitz verbrannt. Und all das wegen
dem Gerücht, wir hätten uns an unseren Gastgebern
vergangen. Nur die Gemeinde in Fürth sammelte genug Mut,
um dem Gerücht entgegenzutreten, und sie wiesen die Kraft
des Gerüchts aus der Stadt hinaus.
Da war ein Gerücht gegen die Juden von Trient. Sie wurden
angeklagt, einen christlichen Jungen getötet zu haben, um
mit seinem Blut für das Passahfest die Matzen zu backen.
Die Juden wurden schrecklich zu Tode gequält, und aus dem
vermuteten Opfer wurde ein Heiliger gemacht. Zu dieser
Zeit schien in Italien das Licht der Renaissance.
Ich würde erstaunt sein schon bei Tageslicht, wie sie für
alle schien.
Für dich und für mich aber wurde es finster.
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Vertreibung aus Spanien 1492
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28
Erde! Verberge nicht mein Blut!
Die Vertreibung aus Spanien 1492
Zu Beginn des Monats Adar 1492 waren die Tage der Freude
und des Glanzes vorbei. Es war eine grosse Angst in
unseren Häusern, weil das Dekret zur Vertreibung
geschrieben und unterschrieben worden war.
Und als der Befehl vom König und der Königin herausgegeben
wurde, kam unser Volk von allen Seiten und versammelte
sich an den Toren des Palastes. Sie riefen und flehten ,
aber da war keine Stimme, niemand gab Antwort, niemand,
der zuhörte. Die Worte der grossen und machtvollen
jüdischen Führer, Don
Isaac Abarbanel und Don Abraham Senor, gaben keine Hilfe. Das
Dekret war wahr und Verstand war eine Lüge.
Am siebenten des Av, nahe dem Datum des Falls der zwei
Tempel, verliessen die letzten Juden Spanien - 250.000 von
ihnen. Ungefähr 50.000 davon gingen nach Nordafrika,
beinahe 150.000 gingen nach Portugal, einige gingen nach
Italien und Avignon. Viele zogen so weit umher, wie das
Ottomanische Reich gross war.
Sie sagten, dass Tausende ans Ende der Welt gesegelt
seien, und es gibt keinen Weg herauszufinden, wie viele
dabei in der Tiefe des Meeres ertrunken sind. Unsere
Häuser und unser Besitz in Spanien wurde den Klöstern
zugeteilt. Alle unsere Friedhöfe wurden in Viehweiden
verwandelt.
Erde, verberge nicht mein Blut!
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Vertreibung aus Portugal 1496
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29
Mit Stangen in ihren Händen:
Die Vertreibung der Juden aus Portugal 1496
In dunklen und gespenstischen Nächten marschierten immer
wieder Umzüge von verlorenen Flüchtlingen an uns vorbei.
Sie bekamen ein Bett, einen Tisch, einen Stuhl und eine
Lampe, und sie begannen, uns von der schrecklichen
Vertreibung unserer übrigen spanischen Brüder zu erzählen,
die vom Regen in die Traufe fielen und aus Portugal
vertreiben wurden.
Unser Rabbi Shimon
starb daraufhin im geheiligten Namen Gottes. Jeder, der
das Land nicht bis zum Ende des ersten Jahres verliess,
wurde gezwungen zu konvertieren. Zwanzigtausend des Volkes
Israel wurden in Lissabon ins Gefängnis geworfen und zur
Taufe gezwungen.
Wir und unsere Kinder flüchteten, an unseren Lippen das
Blut trinkend, und wir assen Gras.
Und weil der August so kalt war, weil wir keine Kleider
gegen das kühle Wetter und auch keine Häuser zum Wohnen
hatten, gruben wir Löcher im Dreck und legten unsere
Körper hinein. Dies ist nur ein winziges Fragment des
Leides, der Mühsal entlang des Weges, einer Welt, die
verrückt geworden ist:
Unser Vater, ist er unser Lohn?
Wer ist der Vater, der seine Söhne emporhob, um an ihnen
Rache zu nehmen?
Von wem ist der schreiende Zorn und die Wut, die in sie
gefahren ist?
Wir sitzen auf dieser Erde und weinen.
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Talmudverbrennung [und Verbrennung anderer
jüdischer Bücher] in Italien 1553-1559
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30
Unser Talmud wurde verbrannt:
Talmudverbrennung in Italien 1553-1559
[Wenn man den Talmud liest, dann kommt man darauf, dass
der Talmud ein Buch ist, das andere Religionen verteufelt
und verdammt. Somit wäre zumindest eine Talmudrevision in
Anlehnung an die Menschenrechte angebracht].
Es scheint, dass es nie ein solches Weinen gab vom einen
Volk, das den Verlust ihres Teuersten beklagte, als
dasjenige des jüdischen Volkes, das über den Tod seines
Buches trauerte.
Am Sonntag des neuen Jahres 1553 beschloss Papst Julius III.,
dass der Talmud verboten und verbrannt werden sollte. Als
die Inquisitionäre Rom, Venedig und Cremona erreichten,
unterschieden sie aber nicht zwischen Talmud und anderen
Büchern. Jedes hebräische Buch wurde aus den jüdischen
Häusern gebracht und ins Feuer auf dem Campo dei Fiori in
Rom geworfen -
Gehe - in deinem Leiden.
Weine - für das Licht der Thora und ihre Krone.
Dadurch, dass wir derart verstossen waren, wurden die
Beschlüsse also so grausam. Wir waren an Demütigung,
Vertreibung und Tod gewöhnt. Aber im Angesicht des
Ketzergerichts über unsere Bücher fühlte eine ganze
Nation, dass diejenigen, die sie bedrängten, ihnen die
Seele rauben wollten!
Und als wir klagten, sagten wir:
Bewahre, es ist besser, durch das Schwert zu sterben als
ohne Thora einsam und ohne Stütze zu sein.
31
Die Lichter sind ausgegangen:
16. Jahrhundert: Passionsspiele, von denen Pogrome
ausgingen
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Passionsspiele provozieren Pogrome 16.Jh.
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Derjenige, der ein
Herz hat, soll jetzt genau zuhören und beobachten: Mit
Musikinstrumenten und Chören im Hintergrund wächst der
Hass gegen Israel auf der Bühne - in Rom und anderen
Städten in Italien, in der Schweiz und in Deutschland
wurden religiöse Spiele über Jesus und seine Kreuzigung
aufgeführt.
Jahr für Jahr ist die Bühne mitten in der Kirche oder vor
der Kirchentreppe aufgebaut. Der Himmel ist erleuchtet mit
einer Flut von Feuerwerk und Kerzen, und die Strassen der
Juden wurden ins Dunkel getaucht.
Einige der Spiele beschreiben das Leben von Jesus; andere
seine Wunden. In einem Chor im Hintergrund singen sie Tag
und Nacht, bis die Worte nicht mehr gehört werden, sondern
nur noch der scharfe Klang des Hasses.
Und als die nichtssagenden Lippen eines Mannes nur noch
die Worte herausbrachten -
"Sein Blut!
Sein Blut!"
- da schreit der Mob: "Auf sie und auf ihre Söhne!"
Und so dringt der Mob in die Häuser der Juden ein wie ein
Messer.
32
Bis ans Ende der Welt:
Eine Seite des Tagebuchs der Marranen:
Die Verbrennung der Marranen im 16. und 17.Jh. [in
Spanien, Mittel- und Südamerika]
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Marranenverbrennungen 16. und 17. Jh.
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Garcia da Orta,
ein berühmter Wissenschaftler in der portugiesischen
Kolonie Goa, starb 1568. Zwölf Jahre nach seinem Tod wurde
sein Körper aus dem Grab herausgelöst und zu einem
"Gericht" gebracht, veranlasst durch die Inquisition. Er
wurde angeklagt, er hätte im Geheimen die jüdischen
Vorschriften eingehalten. Sein Körper wurde verbrannt und
seine Asche in den Ozean geworfen.
Francisca Nuñez,
Schwester des Admiral Carvajal,
flüchtete aus Spanien. Sie wurde in Mexiko verhaftet und
mit ihren vier Kindern 1596 verbrannt.
Francisco de Silva,
ein Arzt, konvertierte heimlich zum Judentum zurück. Er
wurde gefangengenommen und in Lima in Peru 1639 verbrannt.
Antonio Homem,
Enkel des spanisch-marranischen Arztes Moses Bueno von Oporto,
wurde in Coimbra 1624 verbrannt.
Isaac de Castro
wurde in Recife in Brasilien gefasst und wurde nach
Portugal der Inquisition überstellt. Er wurde in Lissabon
1647 verbrannt.
Am 11.April 1649 hörten die Einwohner Mexikos das letzte
Flehen der 109 Marranen aus dem Feuer:
"Höre, oh Israel, der Heiland, unser Gott, der Heiland ist
allmächtig!"
33
Am Rande der Vernichtung:
Massaker an Juden durch die Kosaken, Polen, Russen und
Schweden 1648-1666
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Massaker an Juden durch Kosaken, Polen, Russen und
Schweden 1648-1666
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Jede Nacht loderte
das Flammenmeer über den Häusern Israels am verdammten
Jahresfest der Kosaken. Nachdem der Tyrann Chmielnicki, verflucht
sei er, die Stadt Nemirov erstürmt hatte, kam ein anderer
Tyrann, Krivonos,
in der Gemeinde von Tulchin an dei Macht. Er stand 10.000
Männern vor.
Die Polen schlossen einen Pakt mit den Juden, um einander
zu helfen.
Und 2000 Juden verschanzten sich in der Festung Tulchin,
um gegen die Kosaken zu kämpfen, aber die polnischen
Adligen betrogen ihre Verbündeten und brachen ihr
Versprechen. Die Juden wurden alleingelassen und kämpften,
bis sie keine Kraft mehr hatten.
Und in der Stadt Uman kämpften die Juden alleine für ihre
Leben. Sie hielten dem Gegner bis zum Morgen stand, bis
sie grausam getötet wurden. Die Kosaken zogen ihnen die
Haut ab und warfen ihre einzelnen Körperteile den Hunden
vor. Die Kinder wurden an der Brust ihrer Mütter getötet,
oder lebend über dem Feuer am Spiess gebraten.
Und das war erst der Beginn des Flächenbrandes.
Wir waren nahe daran, total vernichtet zu werden.
Alle die Söhne meines Volkes wurden erstochen,
die Städte sind ihres Blutes voll.
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Kantonistendekrete in Russland 1827-1854
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34
Über Kinder, die geraubt wurden:
Das Dekret der Kantonisten in Russland 1827-1854
Michael, der Vater deines Grossvaters, er feierte seinen
zehnten Geburtstag, als er aus den Armen seiner Eltern
gekidnappt wurde. Er wurde zu 25 Jahren russischem
Armeedienst verurteilt. Es war der dritte Tag des
Chanukka-Festes, als Zehntausende jüdischer Kinder aus
ihren Häusern geraubt und in Konvois transportiert wurden.
Michael wurde einem Konvoi von 3900 Kindern zugeteilt,
einige von ihnen waren auch zwei Jahre jünger als er. Sie
wurden zu Fuss hunderte von Meilen geführt, bis sie ihr
Exil in Sibirien erreichten.
Die Kinder marschierten zehn Stunden am Tag, und die
Soldaten, die sie beaufsichtigten, schlugen sie mit
Peitschen. Ein Drittel starb auf dem Weg; viele wurden
bewusstlos ins Spital gegeben. In behelfsmässigen Lagern
entlang den Wegen wurde den Kindern befohlen, stundenlang
im Dreck zu knien, und der Offizier befahl:
"Jene, die zum Christentum überwechseln wollen - tretet
vor!"
Uns die tauften sie im Fluss, und der Offizier schrie vor
der lachenden Menge:
"Jene, die immer noch zu den Juden halten - sie sollen mit
den Schweinen im Stall schlafen!"
[So wie der Talmud alle anderen Religionen als "Schweine"
bezeichnet, so werden hier Juden als "Schweine"
bezeichnet].
Als Michael Kazan erreichte und in die Baracken gebracht
wurde, war er zehn Jahre und fünf Monate alt. Die Soldaten
entdeckten das vierfach gefranste Kleid (arba-hacanfot),
das er anhatte. Sie setzten es in Brand und sie
verbrannten auch seine Augenbrauen.
Er lehnte es ab, Schweinefleisch zu essen, für die ganze
Zeit seines Sklavenlebens.
Der Vater deines Grossvaters, mein Sohn, er fiel als ein
Held bei der Verteidigung von Sewastopol, in einem Krieg,
der nicht der seine war, und er wurde nicht in einem
jüdischen Grab begraben.
[Für Juden ist der Genuss von Schweinefleisch verboten.
Dies ist gemäss den Mose-Büchern so vorgeschrieben als
eine Distanzierung von anderen früheren Religionen, als
das Schwein ein heiliges Tier war].
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Blutverleumdung in Damaskus, 1840
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35
Ich habe nichts als mein eigenes Blut:
Die Mordverleumdung in Damaskus 1840
Die Mordverleumdungen, die sich in den christlichen
Ländern Europas verbreiteten, schlugen im Osten bis in die
Mitte des 19.Jahrhunderts keine Wurzeln. Es gab viele
anständige Leute, die glaubten, dass diese
Greuelgeschichten gar nicht dem Islam entsprungen waren.
Und als der Pascha von Damaskus gegen den Rabbi die Hand
erhob und ihm drohte, die Zunge abzuschneiden, wenn er
nicht die Namen der Juden verraten würde, die einen
Christen ermordeten und dessen Blut für die Matzen des
Passahfestes verwendet hatten, da war unser Rabbi Jacob
Antibi erstaunt und versuchte in würdigen Worten zu
antworten:
"Es ist eine Lüge. Ich habe nichts als mein eigenes Blut!"
Unser Rabbi konnte sich die Grösse der drohenden
Katastrophe nicht vorstellen. Am heiligen Sabbat wurden
die Juden gezwungen, die Gräber ihres Friedhofs zu öffnen.
In ihre Häuser aber wurde eingebrochen. Köpfe wurden
zertrümmert. Ältere der Gemeinde wurden in Gefängnisse
geschleppt. Die Fingernägel der Gequälten wurden
abgezogen. Die Glieder von 70 Männern, die ausgefragt
wurde, wurden zerschmettert, und jene, die dabei nicht
starben, wurden zu falschem Zeugnis gezwungen.
Sie brachen dabei den Geist des Rabbi Jacob Antibi nicht.
Er ist der Held der Affäre von Damaskus.
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Prozesse in Jemen 19.
und 20. Jh.
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36
Die Füsse dürfen nur auf eine Seite:
Prozesse in Jemen im 19. und 20. Jahrhundert
[In den muslimischen Ländern war das Gesetz von Zeit zu
Zeit sehr unterschiedlich, meist tolerant, aber einige
Sultane waren sehr intolerant, bis zur Zerstörung von
Synagogen und Kirchen und Pogromen].
"Juden sind nicht zugelassen ... im Herrensattel zu
reiten, sondern sie müssen ihre Füsse auf einer Seite
haben."
Leiden und Erniedrigung war das Los der Juden im Jemen
während ihres Exils. Die Herrscher waren grausam. Sie
gaben Bekehrungsvorschriften heraus und zerstörten
Synagogen. Im Jahr 1818 waren Pogrome in der Stadt Sana.
Heldenhafte junge Männer erhoben sich unter uns und
schlugen zurück. Zehn von ihnen, ihr Gedenken sei
geheiligt, wurden gefangen genommen und auf dem Platz
enthauptet. Und verdorbene Männer machten Schuhe aus
unseren Thora-Rollen.
Die Beschlüsse, die die Waisenkinder betrafen, werden wir
nie vergessen, denn es war ein derartiger Terror. Im Jahr
1928 wurde ein altes Gesetz wieder zugelassen, das den
Moslems erlaubte, jedes jüdische Kind, Sohn oder Tochter,
zum Waisenkind zu machen und es den Eltern zu entreissen.
Es wurde erlaubt, solche Kinder zum Glaubensübertritt zur
Religion Mohammeds zu zwingen. Und jeder, der ein
Waisenkind versteckte, haftete dafür, sein eigenes Leben
zu verlieren.
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Pogrome in Südrussland 1881-1883
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37
Stürme im Süden
Pogrome in Südrussland 1881-1883
[Eine Staatskrise ist Grund genug, die Juden zu
beschuldigen, sie zu berauben und zu töten, statt Russland
in einen modernen Staat umzuwandeln. Und die Kirche ist
dabei...]
Schau dir diesen schwarzen Terror an: Vom einen Ende
Russlands zum anderen, eine einzige Welle von Pogromen.
Riesige Mobhaufen griffen unsere Häuser an mit
überschäumender Wut.
Sie besoffen sich vor Sonnenuntergang. Priester heiligten
sie, als sie nach draussen gingen. Das Schlagwort -
"Schlage die Juden und rette Russland!" - wurde
propagiert, von der Intelligenz! Und die Polizei gab ihnen
Immunität.
Sie waren bereit - und wir warteten auf sie jede Nacht:
am 15.April in Yelizavetgrad
am 27.April in Kiew
am 2.Mai in Balta
am 20.April in Kishinew
am 1.Mai in Minsk
am 3.Mai in Odessa
[ohne Jahresangabe]
... schlimmer als alles andere war das Warten auf das
Pogrom.
Um vier Uhr am Morgen, als ich noch in meinem Bett war,
hörte ich die Stimme meiner Grossmutter:
"Nahum! Wohin sollen wir die Waisenkinder bringen? Sie
kommen und schlachten uns alle!"
Meine kleine Schwester und ich waren Waisen. Onkel Nahum
sagte:
"Wir werden uns nicht im Stall verstecken!"
Onkel Nahum war ein ausserordentlicher Mann, bekannt für
seinen Mut. Er ging in den Hof hinaus und wartete, um für
sein Leben zu kämpfen. Das gesetzlose Volk machte kurzen
Prozess mit ihm, sie erschlugen ihn mit Eisenstangen.
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Pogrome in Kishinew 1903 |
38
Beim Gemetzel:
Pogrome in Kishinew im Jahr 1903
"Himmel! Habe Mitleid mit mir!
Wenn da ein Gott in dir ist, ein Weg zu ihm
so habe ich ihn nicht gefunden -
Bete für mich!
Mein Herz ist tot, kein Gebet kommt mehr über meine
Lippen.
Ich bin hilflos, und es gibt keine Hoffnung mehr -
Bis wann... wie lang... bis wann?"
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Selbstverteidigung: Pogrom 1905
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39
Der geblasene Shofar:
Selbstverteidigung während den Pogromen
1905
[Russland erlebte 1905 die Bauernrevolution, und bei jeder
Revolution wurden wieder Aktionen gegen Juden
durchgeführt].
Unsere Barrikaden aus Bündeln lagen vor uns am Boden, weil
wir in Zeiten des Kampfes immer bereit waren. Wieder
einmal ging grosse Angst um und um die jüdischen Häuser
wehte der Wind.
Viele Fragen zermürbten unsere Herzen:
Wohin können wir fliehen? Wohin schicken wir unsere
Kinder? Wann kommen sie?
Geheime Kommandos liessen Massen aus den Aussenquartieren
und den umliegenden Orten zusammenkommen. Die Haufen waren
bewaffnet mit eisernen Ketten, Haken, Äxten und Gewehren;
Soldaten und Offiziere ritten an ihrer Spitze.
Unsere älteren Brüder trafen sich in einem Versteck, und
ein Gerücht gab ihnen etwas Hoffnung: Die Regimenter von
Bar Kokhba würden für uns da sein, wenn wir sie brachten.
Diese Nacht war ich in Heder mit den anderen Jungen, und
der Rabbi lehrte uns das Kapitel, das so anfängt: "Und
dies sind die Generationen..." Überwältigt von dem, was
ich an diesem Tag gesehen hatte, war ich tief in Gedanken
versunken, und als ich mit Lesen an die Reihe kam, redete
ich ohne meinen eigentlichen Willen:
"Die Stimme ist Esaus Stimme, aber die Hände sind die
Hände Jakobs..." Sofort senkte ich meinen Blick, ich hatte
Angst, dass der Rabbi mich ohrfeigen würde wegen meinem
Fehler. Aber der Rabbi war lange still. Plötzlich glühten
seine Augen. "Mein Sohn", sagte er, "die Worte eines
Kindes gehören unserem Vater im Himmel, sollen sie erfüllt
werden!"
In diesem Moment fielen draussen Schüsse, und sofort
hörten wir den brechenden Klang des Shofar. Mein Herz
hämmerte. Ich wusste, dass es mein Bruder war, der den
Shofar blies, und dieses Mal war es das Zeichen zur
Selbstverteidigung, um die Juden zusammenzurufen, um für
unser Überleben zu kämpfen.
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Petlyura-Pogrom 1919
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40
Aus den Tiefen:
Petlyura-Pogrome 1919 [Pogrome in der Ukraine]
[Russland wurde von einer jüdischen Clique unter Lenin und
Stalin regiert, und weil die Kolonialmächte nicht fähig
waren, die Gründung von Israel zuzulassen, gründeten sich
jüdische Organisationen, was wiederum eine klare Antwort
der Europäer zur Folge hatte mit Pogromen und
Diskriminierungen. In der Ukraine fanden viele Pogrome
statt, als Polen für einige Monate bis Kiew vordrang, dann
aber die russischen Truppen bis zur Weichsel vor Warschau
vorstiessen].
Sarah Fuchs war
eine Revolutionäre in in Russland, eine der tapfersten
Kämpferinnen in den Reihen der sozialistischen Partei, de
"Bund". Im Jahr 1919 wurde sie nominiert für die
Vorsitzende des Hilfskomitees für das geschädigte Volk des
Pogroms von Kiew.
Ausgestattet mit dieser Macht bereiste sie die Ukraine und
sah, wie die jüdischen Dörfer geplündert wurden. Plötzlich
fiel der Fahnenstolz, fielen die Hüllen und Schleier, und
Russen starrten sie an mit riesigen Augen. Danach nahm sie
genaue Zeugenaussagen der Überlebenden der Massaker auf.
Sie legte den Report dem Zentralkomitee vor.
"Kameraden", so versuchte Sarah zu berichten, "ich habe
die Wahrheit gesehen."
Aber die Kameraden verstanden nicht.
Sarah Fuchs war 28. An diesem Tag ertränkte sie sich
selbst im Dnjepr.
Ihr Andenken wird bei all unseren Brüdern und Schwestern
bewahrt bleiben, in ihrem Tod, der uns befielt zu leben.
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Ghetto Minsk 1941
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41
Vater, Vater:
Das Minsker Ghetto 1941
[Man muss wissen: Der Kommunismus wurde von den Financiers
der "USA" finanziert, und das Dritte Reich ebenfalls. Der
Plan der angelsächsischen Freimaurer mit Zentrum in
Schottland, Europa zu zerstören, so dass die "USA" dann
als Führungsmacht der Welt dastehen sollte, ging auf. Und
die jüdischen Flüchtlinge in den "USA" arbeiteten für
sie...].
Es ist fünf Uhr am morgen. Das Volk wird aus allen Höfen
getrieben. Von den Rufen der Deutschen und ihren
Gewehrkolben getrieben [mit Kollaborateuren] gehen wir in
der allgemeinen Verwirrung die Strasse hinunter, um uns
dort zu versammeln, Frauen und Kinder. Jeder versucht, in
die Mitte des Platzes zu gelangen, um so von der Polizei
geschützt zu sein. Die Erwachsenen tragen grosse, in
Betttücher eingewickelte Bündel auf ihren Schultern. Ich
weine nicht, ich halte nur fest die Hand meines Vaters.
Seine Hand ist nass, und ich schmiege mich ihr an ohne
einen Laut. Wir marschieren.
Ich kann nicht sehen, wohin wir gehen, weil vor mir Leute
mit Bündeln laufen. Wenn ich durch die Ritzen des Mantels
meines Vaters gucke und sehe, wie hoch und gross er ist,
überkommt mich keine Angst. Ich versuche, ganz nah bei ihm
zu bleiben. Plötzlich kommt eine Terrorstimme aus der
vordersten Linie, auf deutsch, und dann wird die
Volksmasse zweigeteilt. Die Hand meines Vaters wird der
meinigen entrissen. Vater!
Wo ist mein Vater?
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Zaglembia 1942: Durst im Deportationszug
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42
Eine Schneeflocke:
Zaglembia 1942
[Ein Zug in Richtung Osten hatte viele
Zielpunktmöglichkeiten. Auschwitz war nur eine Möglichkeit
von vielen, darunter KZs in den Baltenstaaten oder auch im
vergrösserten Rumänien und in der Ukraine. Einige Züge
waren mehrere Wochen unterwegs, weil Deportationszüge die
unterste Priorität hatten].
Wir bewegten uns still, passierten Eisenbahnstationen und
Brücken, und seit dem Morgen war es uns allen klar, dass
wir nach Auschwitz gebracht wurden [meist als
Zwischenlager]. Aber die Leute in den Güterwagen dachten
nur an eines: Wasser, etwas Wasser. Das Todesröcheln von
sterbenden Menschen wurde überall wahrgenommen; die Leute
verschieden, aber sie blieben stehen, denn es war kein
Platz, um umzufallen.
Ich war zwölf, und mein kleiner Bruder neben mir schwitzte
total. Mit all meiner Kraft schob ich mich hinauf zu der
verschlossenen Luke, ihn mit mir ziehend.
"Streck deine Hände nicht hinaus, Kind, das ist
gefährlich!" warnte man mich. Aber ich versuchte wieder,
eine Hand voll Schnee von draussen einzufangen. Ich werde
den Moment nie vergessen, als es mir doch noch gelang,
einige Flocken einzufangen. Ich trug den Schnee in meiner
hohlen Hand wie einen kleinen verletzten Vogel und wollte
den Schnee meinem Bruder anbieten. Andere Kinder aber
streckten ihre Zunge aus, darum bettelnd, den Schnee
auflecken zu dürfen, aber ich knirschte mit den Zähnen und
stiess sie weg. Und dann sah ich eine Frau, wie sie
verschied, mit eine Baby an der Brust. Ich gab ihr die
letzte Schneeflocke, und mein Bruder sagte:
"Ich bin nicht durstig."
Ich küsste ihn, und beide brachen wir in Tränen aus. Da
war ein langes Pfeifen. Der Zug erreichte Auschwitz [und
meist wurden die Transportierten in Lager weiter östlich
und bis Rumänien oder in die Baltischen Staaten
transportiert].
[1943-1945 wurden die Juden aus Osteuropa zum Teil ins
Reich zurückdeportiert. Die meisten Juden wurden dann im
Bunkerbau eingesetzt und starben dort zu 10.000en].
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Kowno 1943
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43
Das auserwählte Volk:
Kovno 1943
Das Zusammentreiben der Kinder ging weiter von Dienstag
bis Samstag. Mütter versuchten, ihre Babys zu schützen.
Sie wurden geschlagen, bis sie bluteten, und die Kinder
wurden ihnen weggerissen.
Die Kinder wurden auf Lastwagen geworfen. Eine Mutter,
deren drei Kinder brutal von ihren Armen gerissen wurden,
schrie etwas. Sie weinte nicht; es war ein grosses Heulen,
das den Wind vom einen Ende der Plattform zum anderen Ende
durchbrach. Still waren alle anderen Stimmen, vom Terror
erdrückt, es war wie der Schrei eines verwundeten Tieres.
Sogar die Deutschen [und ihre Kollaborateure] waren
schockiert, und der Offizier sagte ihr:
"Klettere auf den Wagen und nimm dein Kind heraus." -
Unser Atem stoppte einen Moment, da fügte der Offizier
hinzu:
"Aber du musst eins auswählen, hörst du, Jüdin, nur eins!"
Als die Mutter auf den beladenen Wagen stieg, streckten
ihr die Kinder ihre Arme entgegen. Alle drei schrien sie:
"Mutter, rette uns, Mutter!"
Die Mutter fror. Alles war verschwommen, da wurde sie
wieder hinausgebracht, mit leeren Händen.
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Ghetto Wilna, 1.1. 1942
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44
Aufruf:
Vilnaer Ghetto am 1.Januar 1942
Juden, wir werden nicht wie Schafe zu unserer eigenen
Schlachtung gehen!
Jüdische Jugend, glaubt denen nicht, die euch betrügen.
Von 80000 Juden im Jerusalem Litauens bleiben nur
20.000...
Wer immer durch das Ghettotor abgeholt wird, wird nicht mehr zurückkommen.
Alle Wege der Gestapo führen nach Polen. Und Polen ist der
Tod.
Hitler hat beschlossen, alle Juden Europas zu vernichten.
Es ist das Schicksal der Juden Litauens, die ersten
hierfür zu sein.
Lasst uns nicht wie Schafe zur Schlachtung gehen!
In der Tat sind wir schwach und ohne Waffen, aber die
einzige Waffe gegen den Mord ist unsere
Selbstverteidigung!
Brüder! Es ist besser, als freie Kämpfer zu sterben als
unter der Gnade von Mördern zu leben. Wir werden uns
verteidigen bis zum letzten Atemzug!
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Warschau 19.4.1943
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45
Die Taubenrevolte:
Warschauer Ghetto am 19.April 1943
[Tauben fliegen bei drohender Gefahr davon - aber die
Juden konnten nirgendwo hin flüchten. Der Vergleich, dass
Juden Tauben seien, ist aber zweifelhaft, wenn man die
Verdammungen in den jüdischen "heiligen Schriften" liest].
Am Vorabend des Passahfestes war das Warschauer Ghetto
umstellt. Vom Guckloch aus beobachtete ich die Armee, die
sich in Kolonnen dem Quartier näherte. Ich sah Massen von
glitzernden Helmen in der Morgensonne, und mein Herz
schien zu versagen. Ich zog den Haken der Handgranate und
schleuderte sie aus dem Fenster.
Von diesem Moment an wurde jedes Haus im Warschauer Ghetto
ein strategischer Punkt. Aus den Fenstern, auf jedem
Stockwerk wurde Feuer gegen die Deutschen und Ukrainer
gegeben.
Deborah stand am Fenster über mir.
Ein Soldat bemerkte sie und rief zu seinem Kamerad:
"Schau mal, Hans, eine Jüdin mit einer Waffe!"
Sie zielten ihre Gewehr nach ihr, aber Deborah war
schneller. Sie schleuderte eine Granate nach ihnen, die
einzige, die sie hatte.
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Warschau 23.4.1943
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46
Das Ghetto brennt:
Warschau, 23.April 1943
Jede Nacht loderte das Flammenmeer und riesige Flammen
kreisten über dem Warschauer Ghetto. Ein Haus nach dem
anderen brach zusammen, und der Himmel nahm eine
gespenstische Farbe an.
Und daneben, auf der anderen Seite der Mauern, nahm das
Leben seinen normalen Lauf. Die Bürger der polnischen
Hauptstadt kamen als Passanten und belustigten sich, und
sie sahen den dicken Rauch am Tag und eine Feuersäule in
der Nacht. Da waren einige, die es wagten, sich der
Ghettomauer zu nähern, um zu sehen, "wie die Juden
brennen".
Und als der Wind die Flammen hinübertrug und ein Haus auf
der anderen Seite der Mauer in Brand setzte, kamen schnell
Feuerwehrleute und löschten das Haus. Nur unser Feuer
wurde von niemandem gelöscht.
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Mila 18, Warschau 25.4.1943
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Der Abschied des Kommandeurs
Mila am 18., Warschau am 25.April 1943
... Ich weiss nicht, was ich euch erzählen soll. Etwas ist
geschehen, das jenseits unserer Träume steht: Die
Deutschen wurden zweimal aus dem Ghetto vertrieben.
... Seit drei Tagen steht das Ghetto in Flammen. Diese
Nacht gehen wir über in einen Guerillakrieg.
... Ich kann unseren derzeitigen Zustand nicht
beschreiben. Nur einige wenige werden überleben; jeder
andere wird früher oder später umkommen. Unser Schicksal
ist besiegelt. In all den Bunkern kann man keine Kerze
anzünden, weil es dort keine Luft hat.
... Ade, teurer Freund, der letzte Wunsch meines Lebens
wurde erfüllt. Ich bin schon dadurch bevorzugt worden,
dass ich die jüdische Verteidigung im Ghetto in ihrer
Grösse und ihrem Ruhm mitverfolgen konnte.
Mordechai Anielewicz
[Diese "Grösse und Ruhm" sind mit der Verdammungen aller
anderen Religionen in den "heiligen Schriften" verbunden.
Somit scheint die "Grösse" und der "Ruhm" nicht mehr so
"gross" und "ruhmreich" zu sein...]
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Krakau 1944
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48
Mit jedem allein:
Krakau 1944
Sie stand in der vertrauten Strasse, das Ende des
schwarzen Saumes zwischen ihren Fingern, und eine Puppe
unterm Arm. Ihre Augen gingen über dem geschlossenen
Fenster hin und her, und ein Fremder sagte ihr:
"Hier gibt es nichts zu suchen, Kind." - "Ich suche meine
Stadt, Krakau."
"Das ist die Stadt. Wohin willst denn du?" - "Zu unserer
Synagoge, die Synagoge REMA."
"Wen suchst du denn in der Synagoge?" - "Meinen Vater, den
Kantor."
Da sagte er zu ihr:
"Diese Häuser, mein Kind, sie sind leer." - "So bin ich
alleine", sagte das Kind, "ich bin zu spät. Meine Brüder
wurden alle in die Waggons gebracht."
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Partisanenwälder 1944
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49
Das Klirren und die Wut:
Die Wälder der Partisanen 1944
Der Winter 1944 ging seinem Ende entgegen. Der Waldboden
taute immer mehr, von Tag zu Tag, und in der Nacht war die
Erde wieder gefroren, wie scharfes Glas.
Die Partisanen, die den Eingang des Dorfes im Schutz der
Dunkelheit erreichten, teilten sich in zwei Gruppen: Die
russische Kompanie nahm im Westen und Süden Position,
während die jüdische Kompanie sich am Ufer des gefrorenen
Flusses eingrub. Wir mussten sieben Minuten laufen, bis
das erwartete Signal ertönte. Die lauten Stimmen der
deutschen Soldaten [und der Kollaborateure] wurden langsam
stumm hinter den Häusern. Baruch und Uri waren in diesen
Häusern aufgewachsen. Sie hatten in den Strassen gespielt
und geträumt. Im Wald, nahe dem alten Friedhof, wo sei zum
ersten Mal geküsst hatten, waren ihre Familien massakriert
worden. ein rotes Licht wurde angezündet, und Zaytzev's
Gruppe schrie sofort:
"Vorwärts, Kameraden, für unser Vaterland!"
Im selben Moment hörte man die Stimme Baruchs in klarem
Jiddisch:
"Für das vergossene Blut, Kameraden, für unsere Brüder!"
Uri entsicherte seine Waffe und sprang herbei. Die Worte
stockten. Und er hörte nichts anderes als das Feuer vor
sich und das klirrende Eis unter seinen Füssen.
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Europa 1945
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Die Kerze der Namenlosen:
Europa im Jahr 1945
An diesem Tag kamen die Überlebenden: zwei aus einer
Stadt, eine aus einem Dorf. Eine Frau und ihr Kind krochen
aus einem Bunker unter Ruinen hervor.
Ein Mann kroch aus einem Abwasserkanal heraus. Überlebende
kamen aus den Partisanenwäldern.
Gerettete kamen aus Auschwitz. In Europa schien wieder die
Sonne - und die Welt war wieder auf ihrem Kurs. Die Leute,
sie standen zwischen Steinhaufen und Asche, einen heissen
Stein in ihren Händen:
Stadt.
Stadt.
Wie soll man eine Stadt beklagen?
Welche Leute sind gestorben und welche sind noch am Leben
im Herzen?
[Ein grosser Teil der jüdischen Bevölkerung wurde in
Ghettos und Lagern durch Krankheiten getötet, ein anderer
Teil starb bei der Zwangsarbeit im Bunkerbau, ein weiterer
Teil wurde von Stalin nach Sibirien deportiert, begleitet
von einer hohen Todesrate, und ein weiterer Teil wurde von
Schleppern getötet, und einem weiteren Teil gelang es zu
überleben oder gelang die Flucht. Und der Vatikan hatte
die ganze Zeit ein spezielles Abkommen mit Hitler
persönlich, und bis heute ist der Katholik Hitler auch
posthum nicht exkommuniziert...]
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Das Leid geht weiter
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51
Der Leidensweg, der noch nicht vorüber ist
Für die Gefangenen von Zion, die die ganze Zeit in der
Sowjetunion verfolgt wurden.
Für jüdische Schriftsteller, die in sibirischen
Konzentrationslagern ermordet wurde, weil sie treu zur
Sprache ihrer Väter standen.
Für die Lehrer und ihre Studenten, die die Kultur Israels
bewahrten, die Verhöre und Qualen erleiden mussten.
Für jüdische Physiker, die Opfer einer riesigen
Verleumdung wurden.
für die führenden Schreiber der Jiddischen Sprache, die im
kalten Blut des stalinistischen Russland enthauptet
wurden, währenddem die Asche der Öfen in Auschwitz noch
warm war.
Ihr Andenken wird bewahrt bleiben in den Feuerrollen der
Nation, das für ihr Leben kämpft.
[Russland führte gegenüber Juden zuerst eine warmherzige
Politik an in der Hoffnung, dass Israel ein
kommunistischer Satellitenstaat werden würde. Als die
jüdische Politik dann aber mit dem CIA gemeinsame Sache
machte, wandte sich die russische Politik mit aller Kraft
gegen die Juden, auch innerhalb Russlands].
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In Memoriam: Dan
Reisinger 52: Gedenken an die Judenvernichtung
nach 1945
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52
Und erinnern wir uns
an die Fallschirmspringer, Botschafter Israels, die die
ersten waren, der in Europa belagerten Nation Hilfe zu
bringen und die nicht zurückkamen.
Und erinnern wir uns
an die Freiwilligen der kämpfenden jüdischen Brigade,
an die jüdischen Soldaten und Offiziere in den Armeen der
Alliierten, die im Krieg gegen Nazi-Deutschland fielen.
Und erinnern wir uns
an die namenlosen illegalen Immigranten und ihre Führer,
die im Meer ertranken mit einer Vision ihres Vaterlandes.
Und erinnern wir uns
derer, die an den Galgen kamen und ihr Leben für die
Freiheit Israels hingaben
Und erinnern wir uns
an den mutigen Geist der Widerstandskämpfer und der
Soldaten der israelischen Verteidigungskräfte auf dem
Schlachtfeld.
Und erinnern wird uns
an all jene, die an den Schlachten um die Erlösung fielen
und uns durch ihren Tod befahlen, weiter zu leben.
[Fakt ist, dass die Juden in den "USA" und in England bis
in die 1960er Jahre mit einer starken Diskriminierung zu
kämpfen hatten, in Deutschland aber gar nicht. Die
angelsächsische Diskriminierung wird aber nie erwähnt.
Der Rassismus von Herzls Buch "Der Judenstaat" von 1896
mit der pauschalen Verurteilung der Muslime als "Barbarei"
wird auch nie erwähnt. Zwischen Judentum und Islam fehlt
eine konsequente Friedensarbeit und eine pazifistische
Revision der "heiligen Schriften"].