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Jesus lebte und starb in Kaschmir. Jesu Grab in Srinagar?

6. Das zweite Leben von Jesus

[6.1. Aufbruch aus der Ohnmacht in Richtung Osten ohne Himmelfahrt]

Die Flucht von Jesus vor den religiös fanatischen Juden - die Unstimmigkeiten an der "Himmelfahrt" - der Aufbruch von Jesus aus der Höhle nach Indien

von Andreas Faber-Kaiser 1976 / 1986; Keller & Co AG, Druckerei und Verlag, 6002 Luzern

präsentiert von Michael Palomino (2008)

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"Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Predigt sinnlos, sinnlos auch euer Glaube. Dann werden wir sogar als falsche Zeugen Gottes erfunden; denn wir hätten gegen Gott bezeugt, dass er Christus auferweckt habe, den er ja gar nicht auferweckt hat, wenn angeblich Tote nicht auferweckt werden."

Paulus, 1. Korintherbrief (1514-15)


[Die Flucht von Jesus vor den religiös fanatischen Juden in Palästina - die "Himmelfahrt" gibt es nicht]

Im weiteren Verlauf werden wir sehen, wie Jesus sich - nach der Heilung seiner Wunden und dem Verlassen der Grabstätte - auf den Weg macht, um vor seinen Feinden zu fliehen, womit er einen neuen Abschnitt seines menschlichen Lebens beginnt. Die Bibel selbst wird uns beweisen, dass das Bild von Jesus - nach dem Verlassen des Grabes - das Bild eines physischen, menschlichen Körpers und nicht das eines göttlichen oder geistigen Wesens ist.

Wir haben im vorhergehenden Teil bereits gesehen, wie Jesus auf gar nicht übernatürliche Weise seine Grabstätte verliess, sondern dass er den Felsbrocken, der den Eingang verdeckte, beiseite schieben musste, um herauszugelangen.

[Den Felsbrocken haben wahrscheinlich Männer von aussen her weggerollt oder weggeschoben, wenn es ein mannshohes Grab mit einem grossen Eingang gewesen ist].

Es handelte sich also um einen physischen Körper, der einen physischen Raum brauchte, um sich Durchgang zu verschaffen. Dann wird er zu seinen Jüngern reden, nach Galiläa gehen, Brot und Fisch essen, die Wunden an seinem Körper zeigen, heimlich aus Pilatus Machtbereich fliehen, aus diesem Ort auswandern - wie es unter den Propheten üblich war - und schliesslich in Richtung Osten reisen. (S.101)

[Jesus muss als Jude vor den religiös fanatischen Juden in Jerusalem fliehen, und scheinbar haben gemässigte Kräfte nicht die Macht, die Fanatiker in Jerusalem einzuschränken].

Bevor ich nun fortfahre, ist - meiner Meinung nach - jetzt der richtige Augenblick, das angebliche Phänomen der Himmelfahrt in angemessener Ausführlichkeit zu analysieren. Dazu gehe ich noch einmal die Fundamente durch, auf die das Christentum sich beruft, um den Wirklichkeitscharakter besagten Ereignisses darzulegen.

[Die "Himmelfahrt" wird erst 400 Jahre nach dem Tod von Jesus erwähnt - keine einheitlichen Datierungen - der wundersame "Sieg" über den Tod durch die Himmelfahrtslegende]

Damit diese Untersuchung keinen tendenziösen Anstrich erhält, werde ich das Mysterium von der Himmelfahrt nicht selbst analysieren, sondern werde wörtlich einige Paragraphen aus dem "Wörterbuch der Bibel" von Dr. Herbert Haag zitieren. Dieses Buch wurde in Spanien von dem - sehr stark christlich geprägten - Herder-Verlag veröffentlicht.

Unter der Überschrift "Himmelfahrt" ist dort zu lesen:

Der sichtbare Aufstieg Jesu zum Himmel vom Ölberg aus, vierzig Tage nach seiner Wiederauferstehung, wird von Lukas am Anfang der Apostelgeschichte (12 und folgende 210) erzählt und wird auch in zusammenfassender Form am Ende seines Evangeliums (Lukas 2451) erwähnt. Es ist nicht möglich, die erste dieser Erzählungen als eine nachträgliche Eintragung zu betrachten, wie es einige Kritiker tun, da der literarische Aufbau der Apostelgeschichte 11-11, genau dem Original von Lukas übereinstimmt; es ist auch nicht möglich, aus der Apostelgeschichte 12 und Lukas 2451 die Erwähnung der Himmelfahrt einfach herauszustreichen, da die Auslassungen einiger handschriftlicher Fassungen (der westlichen Familie) nicht ursprünglicher Art sind, sondern aus Korrekturen des Textes stammen. Damit ist es also Lukas selbst, der über die Begebenheit am Schluss seines ersten Werkes und am Anfang seines zweiten berichtet.

In der zweiten Erzählung wird jedoch der Zeitraum von vierzig Tagen hervorgehoben, von dem in der ersten nicht die Rede ist. Die genaue (S.102)

Ortsangabe in dieser Szene - auf dem Ölberg (Apostelgeschichte 112), in der Nähe Bethaniens (Lukas 2450) - lässt klar erkennen, dass es sich für ihn um ein konkretes geschichtliches Ereignis handelt. Die ortsansässige Tradition legte die Erinnerung daran spontan auf den höchsten Punkt des Ölbergs und errichtet dort im vierten Jahrhundert eine Grabstätte.

Dennoch ist Lukas im Neuen Testament der einzige, der Christi Himmelfahrt in dieser - zeitlich und räumlich - sichtbaren und erkennbaren Weise darstellt. Die anderen Autoren des Neuen Testaments stellen lediglich fest, dass Christus, als direkte Konsequenz aus der Wiederauferstehung, sich als Wiederauferstandener im Himmel befindet, wo er in Herrlichkeit zur Rechten Gottes sitzt, an der Seite des Vaters, und dass er von dort zu seiner glorreichen Wiederkehr kommen wird. Dieser Verbleib im Himmel nach einem irdischen Leben lässt natürlich an eine Himmelfahrt Christi denken, die sich jedoch in aller Stille abgespielt hat, und selbst diejenigen, die sie erwähnen, legen eher ein Bekenntnis ihres Glaubens ab, als ein von ihnen beobachtetes Phänomen zu beschreiben.

Die Einzigartigkeit des Zeugnisses von Lukas beeinflusst auch die ursprüngliche christliche Tradition, die zunächst unsicher und unbeständig zu sein scheint. Erst im vierten Jahrhundert ist die Erzählung aus der Apostelgeschichte unter den Vätern allgemein bekannt. Vorher wird das Ereignis von einigen überhaupt nicht erwähnt (Klemens von Rom, Didache, Ignazius, Polykarp, Hermas), und selbst diejenigen, die es erwähnen, stellen es unterschiedlich dar, und die zeitliche Einordnung ist nicht eindeutig. Nur einige versuchen wirklich, genauere Angaben über den Ablauf der Himmelfahrt zu machen, aber dies auch nur durch (S.103)

Ausführungen, die keinerlei geschichtlichen Wert besitzen. Zahlreicher sind die Zeugnisse, die für Christi Himmelfahrt ein Datum angeben, jedoch zeigen sich auch hier bemerkenswerte Unterschiede. Schon Lukas 2451 und Johannes 2017 scheinen sie auf den Ostertag zu legen. Ebenso verfahren (Petrus Evang. [Petrus-Evangelium] 56, Barn 159; Anhang k zu Matthäus 164; Altes Testament Benj. 95; Apol. Arist., (gr. 15, sir. 2); für andere jedoch vergehen mehr als 18 Monate (AscIs 916; Valentianus und Ofitas, nach Iren. I, 32; 3014) und bis zu 12 Jahren (Pistis Sophia I, 2; Buch des Yeu). Schliesslich sprechen einige Väter wie Justinus, Tertullian, Eusebius und Hieronymus bald von einem Aufstieg zum Himmel am Tage seiner Wiederauferstehung, bald von einer Himmelfahrt nach vierzig Tagen.

Dieses Durcheinander in der ersten christlichen Tradition bezüglich der Art und Weise und des Zeitpunkts der Himmelfahrt hat vielen Kritikern einen Vorwand geliefert, sie als eine nachträgliche Legende zu betrachten, die das Ergebnis einer Entwicklung ist, die dem Glauben an Jesu Triumph im Himmel nach und nach eine neue Form gegeben hat.

Dieser wunderbare Sieg über den Tod ist anfänglich rein geistig verstanden worden und hat nur Jesu Seele berührt. In diesem Sinne hat man von einer Himmelfahrt Christi unverzüglich nach seinem Tod gesprochen (2343, Paulus Evang.). Erst später hat man aus Gründen der Rechtfertigung versucht, diesem Triumph eine etwas konkretere Form zu geben, und man weitete sie auch auf den Körper des Herrn aus; so erklärt sich die Materialisierung der Christus-Träumereien durch das Erscheinen des Wiederauferstandenen, sinnlich wahrnehmbar, in einem fühlbaren Körper, der ass und trank. Darauf folgte die Legende von (S.104)

dem leeren Grab und schliesslich die Szene des sichtbaren Aufstiegs zum Himmel.

[Die Vorstellung der semitischen Jünger über die "Himmelfahrt"  - Seele und Körper müssen auferstanden sein - die Analyse der biblischen Texte zur "Himmelfahrt" und die "christliche" Phantasie]

Diese Theorien werden jedoch nicht nur dem historischen Wert der Erzählungen des Neuen Testaments nicht gerecht, sondern ihr Hauptfehler besteht darin, dass sie eine Vorstellung von der Unsterblichkeit vermitteln, die sehr viel griechischer als semitisch ist. Für die Semiten, wie es die Apostel ja waren, war Christi Sieg über den Tod ohne den Triumph seines Körpers unbegreiflich, weil der Tod die Strafe für die Sünde ist, die den Körper genauso berührt wie die Seele, oder besser, eher die Seele berührt, aber durch den Körper geschieht; und aufgrund des Sieges über die Sünde, worin eigentlich Christi Werk der Erlösung besteht, muss seine ursprüngliche Zugehörigkeit zum Körper ebenso wie zur Seele wiederhergestellt werden. Deshalb ist unzweifelhaft, dass die ersten Jünger, wenn sie von dem Triumph ihres Meisters über Sünde und Tod völlig überzeugt waren, ebenso an den Triumph des wiederauferstandenen und in die göttliche Herrlichkeit eingegangenen Körpers glauben mussten. Dieser Glaube ergibt sich zwangsläufig aus der Tatsache, dass er ihnen wahrhaftig und sinnlich wahrnehmbar erschien. Ausserdem ist der Glaube an die Erhebung des wiederauferstandenen Körpers Christi in den Himmel nicht mehr als die notwendige Folge und unumgängliche Ergänzung des Glaubens an seine Wiederauferstehung.

Wenn es aber richtig ist, dass die Unsicherheit der neutestamentlichen und ursprünglichen christlichen Tradition die negative These der Kritiker nicht rechtfertigt, so verdient sie doch unsere Aufmerksamkeit und fordert dann auf, tiefer in das Mysterium vorzudringen. Dabei sind anscheinend zwei Augenblicke deutlich zu unterscheiden:

(A) (S.105)

die Erhebung Christi zum Vater im Himmel und (B) die äusserliche Manifestierung seines Aufstiegs vom Ölberg.

(A) Die Erhebung oder die Verherrlichung im Himmel ist der wesentliche Aspekt, der direkte Inhalt dieses Glaubensdogmas. Der Eingang Christi Körper in die Herrlichkeit des eschatologischen Königreichs stellt tatsächlich die Voraussetzungen, den Pfand und letztlich den Grund für unsere eigene Verherrlichung dar, folglich unserer letztendlichen Reinheit. Sie bedeutet den Keim einer durch Christus bis in ihr physisches Wesen erneuerten Welt. In dieser neuen Welt stellt Jesu verherrlichter Körper sozusagen die Urspungszelle, den exemplarischen und wirksamen Grund dar, der die Erneuerung des Körpers der Christen und dadurch der gesamten Welt auslöst. Es reicht nicht aus, dass der Körper von Christus aus dem Grab herauskam. Er musste in die göttliche Welt eintreten, in die er uns alle einführt, und diese göttliche Welt gab es schon immer und sie ist - für unsere menschliche Vorstellungskraft zwangsläufig - die Welt des "Himmels" über der Erde. Aber dieser Eintritt in die Herrlichkeit ist eine ganz und gar übernatürliche Tatsache, die sich aus der Wahrnehmung durch die Sinne entzieht, weshalb die Zeugnisse des Neuen Testaments, einschliesslich das von Lukas, sich auch weigern, es zu beschreiben. Dennoch handelt es sich um eine wirkliche und "historische" Tatsache, die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt ereignet hat. Dieser Zeitpunkt ist offensichtlich kein anderer als der der Wiederauferstehung.

Von dem Moment an, als Jesu Körper kraft des Geistes aus dem Grab herauskommt, gehört er der eschatologischen Welt der Herrlichkeit an und tritt mit vollem Recht in sie ein. So beschreibt es die Mehrheit der Texte des (S.106)

Neuen Testaments, die das Wiederauferstehen von Christus und sein Sitzen zur Rechten des Vaters wie zwei untrennbare Gesichtspunkte ein- und desselben glorreichen Triumphes darstellen. So sagt es ausdrücklich Johannes, 2017, wo Christus Maria Magdalena darüber aufklärt, dass er sich bereits nicht mehr in dem gleichen Zustand wie vorher befindet, wo sie ihn einfach anfassen kann und er ihr aufträgt, seinen Aposteln mitzuteilen, dass seine Himmelfahrt bald stattfinde, dass sie sogar kurz bevorstehe. Es ist nämlich eindeutig, dass er den Aposteln nach der Himmelfahrt erscheint (2019-29), nachdem er einmal kurz bei seinem Vater war, an dessen Seite er immer leben wird. Aus diesem Text lässt sich höchstens eine kurze Zeitspanne zwischen Wiederauferstehung und Himmelfahrt ableiten, was sich ausreichend mit dem pädagogischen Ziel der Erzählung erklären lässt, wie durch den Dialog mit Magdalena angezeigt wird.

(B) Nun, die sichtbare Manifestierung auf dem Ölberg steht in keiner Weise in Widerspruch mit dem ersten und entscheidenden Triumph, der am Ostertag stattfand; denn er gehört einer ganz andern Ordnung an, wie die Erzählung des Lukas selbst beweist. Weit davon entfernt, uns einen triumphalen Eintritt in die himmlische Herrlichkeit zu beschreiben, wie es einige Legenden über die Himmelfahrt heidnischer Persönlichkeiten oder Halbgötter tun (Romulus, Herkules, Mithras usw.) oder wie es bei Christus die Apokryphen machen, will Lukas lediglich den Abschied des Herrn schildern, genauer gesagt, seinen letzten Tag. Die versteckten und traditionellen Merkmale, mit denen diese Szene beschrieben wird, sollen zeigen, dass die Zeit der gewohnten Unterhaltungen mit Jesus zu Ende ist, und dass er bis zu seiner glorreichen Wiederkehr nicht zurückkehren wird. Die Worte der Engel an die Jünger und (S. 107)

die Wolke, traditionelles Gleichnis der eschatologischen Kundgebungen (Lukas 2127, auch Markus 1464, auch Apostelgeschichte 17; 1414 folgende; siehe Altes Testament [?] 417 Apostelgeschichte 1112), sollen nichts anderes bedeuten. Ebenso kann man die Zahl vierzig als ein traditionelles Element auffassen, und man darf sie nicht allzu wörtlich interpretieren. Vielleicht denkt Lukas an die vierzig Tage, die Jesus in der Wüste verbracht hatte, bevor sein Leben in der Öffentlichkeit begann (Lukas 42), da auch vierzig Tage nach seiner Wiederauferstehung vergingen, bis er sich in der Kirche zeigte. Denn was Lukas bei diesem letzten Gang des wiederauferstandenen Herrn am meisten kümmert, ist, dass dieser Aufbruch vor Pfingsten stattfindet und das Fest vorbereitet; das heisst, er geht der Ausschüttung des Heiligen Geistes voraus, fünfzig Tage nach der Wiederauferstehung, mit der das Gottesreich in dieser Welt beginnt.

So gesehen, steht die - nur von Lukas geschilderte - Erscheinung auf dem Ölberg in keinem Widerspruch zu dem ersten und wesentlichen Aufstieg Jesu in die Herrlichkeit, der am gleichen Tag wie die Wiederauferstehung stattgefunden haben muss. Sie ist lediglich ihre Ergänzung oder ihr Siegel. Deshalb hat die christliche Tradition - vor allem in ihrer Liturgie - diesen letzten sichtbaren Lebensakt von Jesus völlig zu Recht als letzte Bestätigung seines Triumphes über den Tod und seiner Anwesenheit im Himmel betrachtet, und brachte in dieses Mysterium all die Verherrlichung des vorangehenden Ostertages ein, sowie man in ihm auch - dem Gelübde nach - die ganze Gnade erkannte, die ihm zu Pfingsten zuteil wurde.

Ehrwürden Serafin de Ausejo, Professor für die Heilige Schrift, der die spanische Ausgabe des "Wörterbuchs der Bibel" ausgearbeitet hat, aus dem wir soeben einige Abschnitte (S.108)

auszugsweise gesehen haben, fasst zum Schluss die Meinung des Autors zusammen. Dort sagt er u.a.:

Der Sachverhalt der Himmelfahrt am Tag der Wiederauferstehung an sich ist etwas Übernatürliches, für die menschlichen Sinne nicht wahrnehmbar, aber absolut wahr, wirklich und historisch.

Von einem objektiven Standpunkt aus schliesse ich daraus, dass kein menschliches Wesen imstande ist zu behaupten, Jesu Himmelfahrt sei "wahr, wirklich und historisch", wenn sie etwas Übernatürliches - für die menschlichen Sinne nicht Wahrnehmbares - ist.

[Widersprüche und Implikationen über "Auferstehung" und "Himmelfahrt"]

Andererseits kommt man nach wiederholtem Lesen der Analyse, die ich soeben über das Mysterium von Jesu Himmelfahrt dargelegt habe, zu dem Schluss, dass eine solche Himmelfahrt die logische Folge der Wiederauferstehung darstellt, um das typisch menschliche Verlangen nach einem "glücklichen" Ende des von Jesus personifizierten Mysteriums zu befriedigen. Der nächste auf die Wiederauferstehung folgende Schritt war, dass man Jesus im Himmel ansiedelte.

Oder anders ausgedrückt: wenn es eine Wiederauferstehung gegeben hat, dann muss es auch eine Himmelfahrt gegeben haben. Der erste Schritt hätte nämlich keinen Sinn, wenn es den zweiten nicht gäbe. Somit scheint die Himmelfahrt nicht eine wirklich erlebte Tatsache, sondern ein im menschlichen Geist durch logische Ableitung geschaffenes Phänomen zu sein.

Folglich ist die Himmelfahrt von der Wiederauferstehung abhängig, was bedeutet, dass es nur eine Himmelfahrt gegeben haben kann, wenn es vorher oder gleichzeitig eine Wiederauferstehung gab. Dass es eine Himmelfahrt (S.109)

von Jesus also nicht gegeben hat, wenn er nicht wiederauferstanden ist.

Und die Wiederauferstehung von Jesus hat schwerlich stattfinden können - wie wir bereits gesehen haben und auf den folgenden Seiten noch sehen werden -, wenn Jesus nicht am Kreuz gestorben ist, was allem Anschein nach der Fall war.

Ich will jedoch auch hier nicht tendenziös werden. Deshalb schliesse ich diese Studie über die Wahrscheinlichkeit der Wiederauferstehung und der Himmelfahrt ab, indem ich noch einmal das "Wörterbuch der Bibel" aus dem Herder-Verlag zu Hilfe nehme und einige Abschnitte bezüglich der Wiederauferstehung von Jesus zitiere:

Den einzigen - und für das Christentum entscheidenden - Beweis der Wiederauferstehung von Jesus, die in der apostolischen Predigt im Mittelpunkt steht, findet man in christlichen Quellen.

Die vier Evangelien erwähnen nicht die Wiederauferstehung selbst (diese fand der Erzählung der Evangelien nach ohne irdische Augenzeugen statt), sondern dass das Grab leer vorgefunden wird und, vor allem, dass der wiederauferstandene Christus seinen Jüngern erscheint. Die besagten Erzählungen sind lückenhaft, uneinheitlich und augenscheinlich widersprüchlich.

Der heilige Thomas sagt, dass sich die Wiederauferstehung selbst den Jüngern nur anhand der glaubwürdigen Zeichen (das Alte Testament und der signa evidentia) kundtat, die nicht die Wiederauferstehung an sich, sondern die Echtheit der Zeichen selbst bewiesen; der Glaube der Christen basierte auf der predigt der Apostel. Folglich ist die Wiederauferstehung eine Tatsache, aber als Mysterium (S.110)

des Glaubens ist es keine Tatsache, die mit den Methoden der Geschichtswissenschaft mit Sicherheit bewiesen werden kann. Historisch beweisbar ist nur der Glaube der Jünger an die Wiederauferstehung.

[Der Aufbruch des leiblich lebendigen Jesus von Palästina nach Indien - umarmte Füsse - Reden - die Angst vor den religiös  fanatischen Juden - die Flucht in Verkleidung]

Kehren wir jedoch auf Jesu Weg zurück, nachdem er aus dem Grab entkommen ist. Zunächst trifft er auf Maria Magdalena und ihre Begleiterin, die seine Füsse umarmen - ein Zeichen dafür, dass es sich um einen physischen Körper handelte. Dann trägt er ihnen auf, seinen Jüngern mitzuteilen, dass sie sich nach Galiläa begeben sollen, wo sie sich mit ihm treffen würden. Im Matthäus-Evangelium (189-10) heisst es:

"Und siehe, Jesus kam ihnen entgegen und sprach: 'Seid gegrüsst!' Sie traten hinzu, umfassten seine Füsse und beteten ihn an. Da sagte Jesus zu ihnen: 'Fürchtet euch nicht! Geht hin und bringt meinen Brüdern die Botschaft, sie sollen nach Galiläa gehen; dort werden sie mich sehen'."

Dann wird Jesus von Jakobus und Paulus betrachtet, wie wir in dem 1. Korintherbrief (157-8) des letzteren nachlesen können:

"Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln. Als letztem von allen, der Fehlgeburt vergleichbar, erschien er auch mir."

Jesus trifft sich sporadisch mit seinen Freunden und wagt es nicht, sich öffentlich zu zeigen; aus Angst, die Juden könnten ihn wiedererkennen und festnehmen. Wenn man das Matthäus-Evangelium aufmerksam liest, findet man diese Angst deutlich beschrieben. Kehren wir also zum Text zurück und lesen wir noch einmal 288: (S.111)

"Da gingen sie elends, in Furcht und grosser Freude, vom Grab weg und liefen, um seinen Jüngern die Kunde zu bringen."

Es ist deutlich, dass die beiden Frauen bei all ihrer Freude zu wissen, dass Jesus am Leben war, grosse Angst davor hatten, dass man ihn entdecken könnte. Jesus selbst bemerkt das und versucht, sie zu beruhigen (289-10):

"Und siehe, Jesus kam ihnen entgegen und sprach: 'Seid gegrüsst!' Sie traten hinzu, umfassten seine Füsse und beteten ihn an. Da sagte Jesus zu ihnen: 'Fürchtet euch nicht! Geht hin und bringt meinen Brüdern die Botschaft, sie sollen nach Galiläa gehen; dort werden sie mich sehen'."

Da unternimmt Jesus eine Fussreise von ungefähr 100 Kilometern, um nach Galiläa zu gelangen und so seine möglichen Verfolger zu verwirren.

Schauen wir uns aber noch mehr Beweise dafür an, dass Jesus in seinem irdischen Körper weiterlebte, und sich nicht vergeistigte. So steht im Lukas-Evangelium, als Jesus den Aposteln erscheint (2437-39):

"Sie aber erschraken und fürchteten sich und glaubten, einen Geist zu sehen. Und er sagte zu Ihnen: 'Warum seid ihr verwirrt und warum steigen Zweifel auf in eurem Herzen? Seht an meinen Händen und Füssen, dass ich selbst es bin; führt mich an und seht, ein Geist hat doch nicht Fleisch und Gebein, wie ich es habe und ihr an mir sehen könnt'."

Zwei Verse weiter zeigt Jesus, dass er Hunger hat - etwas völlig Unbegreifliches für ein göttliches oder geistiges Wesen. Es heisst dort (2441-43): (S.112)

"Da sie aber vor Freude nicht glauben wollten und staunten, sagte er zu ihnen: 'Habt ihr etwas zu essen hier?' Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch, und er nahm und ass vor ihren Augen."

Kommen wir zum Johannes-Evangelium und lesen wir nach, wie Thomas die Wunden von Jesus berührt. An dieser Stelle wird deutlich, dass ihnen ein berührbarer Körper aus Fleisch und Knochen erschien. Es heisst dort (2020):

"Nach diesen Worten zeigte er ihnen die Hände und die Seite."

Später (2027) ist zu lesen:

"Dann sagte er zu Thomas: 'Reich deinen Finger her und sieh meine Hände und reich deine Hand und lege sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig'."

Es ist jedenfalls klar, dass Jesus aus Palästina verschwinden musste. Er nahm, wie wir sahen, ein letztes Mal Kontakt zu seinen Jüngern auf - und das nur kurz, um nicht entdeckt zu werden. Dann zog er Richtung Osten. Letzten Endes war er ein Verfolgter. Nach physischer wie seelischer Verfolgung, Qual und Folter, war er nicht fähig, einer zweiten Begegnung mit seinen Feinden standzuhalten. Um nicht entdeckt zu werden, verkleidet er sich sogar während der letzten Tage seines Aufenthalts in Palästina. Dies zeigt der Text des Markus-Evangeliums (1612):

"Dann erschien er in fremder Gestalt zweien von ihnen auf dem Weg, als sie über Land gingen."

Aber Jesus sah sich jetzt nicht nur zur Flucht gezwungen, sondern er musste auf jeden Fall noch die Mission erfüllen, (S.113)

für die er gesandt worden war. Wäre er wirklich am Kreuz gestorben, hätte er ja nicht den ihm zugeteilten Auftrag erfüllt. Ich will damit sagen, dass Jesus nicht sterben sollte, bevor er die vertriebenen Stämme Israels gesucht und gerettet hatte. (S.114)


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