Karte mit der Route der zweiten
Indienwanderung von Isa (Jesus) nach Srinagar
(Kaschmir)
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[Abschied und Aufbruch in
Verkleidung]
Kehren wir jetzt zu Jesus zurück. Wir haben gesehen, wie er
den Kreuzestod überlebte und in einem menschlichen Körper
seinen Jüngern erschien. Diese zeigen mehrfach ihren Unglauben
darüber, dass er denselben Körper wie vor seiner Kreuzigung
hat. Sie halten das Ganze eher für einen Spuk, für die Vision
eines Geistes, aber Jesus selbst beweist ihnen, dass es nicht
so ist und dass er seinen Körper behalten hat, der nun
zusätzlich nur die Anzeichen der kürzlichen Kreuzigung
aufweist. Für Jesus ist die Stunde des Abschieds gekommen.
Dennoch lässt er es noch zu, dass einer seiner Jünger ihn -
angesichts seiner menschlichen Wirklichkeit - noch einmal
verrät.
Sein nächstes Ziel sind die zehn verlorenen Stämme Israels. Es
ist - wie wir soeben gesehen haben - Kaschmir.
Hazrat Abu Huraira berichtet in seinem Werk "Kanz-al-Ummal",
dass Gott Jesus aus Jerusalem herausführte, damit er nicht
erkannt und verfolgt werde (8).
(8) Hazrat Abu Huraira:
"Kanz-al-Ummal", Band II, 34
Ibn-i-Jarir schreibt in seinem berühmten "Tafsir-Ibn-I-Jarir
at-Tabri":
"Er und seine Mutter Maria mussten Palästina
verlassen und in ein fernes Land auswandern. Dabei zogen
sie von Land zu Land (9)."
(9) Ibn-i-Jarir: "Tafsir-Ibn-i-Jarir-at-Tabri", Band III,
197
Jesus flüchtete nicht aus Jerusalem, ohne sich vorher
verkleidet zu haben, um nicht erkannt zu werden. Deshalb
erkennt ihn Maria Magdalena nicht (Johannes-Evangelium, 2014):
(S.135)
"Nach diesen Worten wandte sie sich um und sah
Jesus dastehen, aber ohne zu wissen, dass es Jesus war."
Deshalb erkannten ihn auch nicht die beiden Männer aus Emmaus,
mit denen er ein Stück seines Weges teilt (Lukas, 2418):
"... und der eine, namens Kleopas, erwiderte ihm:
'Bist du der einzige, der in Jerusalem weilt und nicht
weiss, was dort geschah in diesen Tagen?' "
Als sie ihn schliesslich erkannten, verschwindet Jesus sofort.
Später ist zu lesen, dass auch seine Jünger ihn nicht
erkennen, als er in der Nähe des Sees von Tiberias erscheint
(Johannes, 214):
"Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer;
die Jünger erkannten jedoch nicht, dass es Jesus war."
Es ist dennoch möglich, dass die Essener trotz seiner
Verkleidung seine Pläne kannten und keine Schwierigkeit
hatten, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Es ist sogar möglich,
dass sie ihm seine Flucht vorbereiteten, und ihm bei ihrer
Durchführung halfen. Dieser Hypothese nach war Jesus Mitglied
der Gemeinde der Essener.
[Die Route des verkleideten
Jesus: Samaria - Nazareth - Karawane nach Damaskus - Saulus
- der Ort Maqam-I-Isa vor Damaskus - Jesus in Damaskus]
Den biblischen Erzählungen nach hatte sich Jesus nach Emmaus,
ins Josafath-Tal, aufgemacht. Dabei hatte er den Westen Judäas
durchquert und Samaria erreicht, ein Land, in dem den Juden
der Eintritt verboten war. Schliesslich gelangte er - am See
von Tiberias vorbei - nach Nazareth (Johannes, 211).
Von Nazareth aus zogen die grossen Karawanen in Richtung
Damaskus los. An dieser Stelle setzen wir wieder in dem
biblischen Text ein und lesen in der Apostelgeschichte (91-3):
(S.136)
"Saulus aber, noch entbrannt von Wut und Mordgier
gegen die Jünger des Herrn, ging zum Hohepriester und
erbat sich von ihm Briefe nach Damaskus an die Synagogen,
damit er, falls er Anhänger dieser Lehre, ob Männer oder
Frauen, fände, sie als Gefangene nach Jerusalem bringe."
Auf dem Weg nach Damaskus hört Saulus plötzlich eine Stimme,
die ihm sagt (Apostelgeschichte, 94):
"Saulus, warum verfolgst du
mich?"
Auf die Frage Saulus hin, wer denn da spreche, antwortete die
Stimme:
"Ich bin Jesus, den du verfolgst. Steh auf und
geh in die Stadt, und es wird dir gesagt werden, was du
tun sollst."
Es ist möglich, dass dieses Ereignis mit Saulus sich erst
abgespielt hat, als Jesus schon einige Zeit in Damaskus lebte.
Drei Kilometer vor der Stadt gibt es einen Ort, der seitdem
bis auf den heutigen Tag Maqam-I-Isa (Ort, an dem sich Jesus
aufhielt) heisst. Jesus muss dort lange genug gelebt haben, um
Ananias und andere zu seinen Jüngern zu machen
(Apostelgeschichte, 925). Dieser
Hypothese nach hat sich Jesus, nachdem man ihn von Saulus
Eintreffen unterrichtet hatte, aufgemacht, um ihm zu begegnen
und so einen stärkeren Eindruck zu hinterlassen und seine
Bekehrung zu fördern.
Während seines Aufenthalts in Damaskus erhielt Jesus einen
Brief des Königs von Nisibis, in dem ihm mitgeteilt wurde,
dass der erwähnte König schwer erkrankt sei, und dass man
Jesus darum bitte, ihn aufzusuchen und zu heilen. Jesus sandte
ihm eine Antwort und teilte ihm mit, dass er ihm einen seiner
Jünger schicke und später selber nachkomme (S.137) (10)
(10) "Biblioteca Cristiana
Ante-Nicena", Band XX ("Documentos Siriacos", 1)
Jesus wusste, dass sich einige der verlorenen Stämme Israels
in Nisibis aufhielten, ein Umstand, den auch Josephus (11)
erwähnt.
(11) Josephus: "Antigüedades",
XVIII, 91-8.
Aber die Juden versuchen, Saulus festzunehmen, und Jesus wird
klar, dass es an der Zeit ist, Damaskus zu verlassen, um sein
Leben zu retten (Apostelgeschichte, 923).
Muhammad bin Khavendshah bin Mahmud, allgemein Mir Khwand
genannt, schreibt in seinem berühmten Buch "Rauzat-us-Safa",
das zu einem persischen Klassiker für Geschichte geworden ist:
"Jesus und Maria verliessen die Stadt und machten
sich nach Syrien auf."
Es sei mir erlaubt, hier einmal schnell die Quellen zu
wechseln und im Heiligen Koran (23, Vers 50) zu lesen:
"Und wir bewirkten mit Marias Sohn und seiner
Mutter ein Wunder und wir brachten sie auf einen Hügel,
auf dem sich wohltuende Quellen befanden."
[Die Weiterreise in
Verkleidung: Jesus in Nasibain (Nisibis) - Jesus am
Noah-Grab]
In dem Werk "Jami-ut-Tawarikh" wird uns erklärt, dass Maria,
Jesu Mutter, während jener Tage bei ihm war, und dass Jesus
auf diesen Reisen einen Stock in seiner Hand trug und zu Fuss
ging. In der Folge erzählt uns der Autor, dass Jesus sich zu
dem König von Nasibain (Nisibis) aufmachte und dort predigte.
Von dieser Stadt aus ging er nach Mashaq, wo sich das Grab von
Sem befindet, des Sohnes von Noah (13).
(13) Faqir Muhammad:
"Jami-ut-Tawarikh", Band II, 81.
Eine ähnliche Beschreibung lässt sich in dem Werk
"Nasikh-ut-Tawarikh" (Bd. 1, 28) finden. Während sich weder im
"Jami-ut-Tawarikh" noch im "Rauzat-us-Safa" irgendeine
Erklärung für Jesu plötzlichen Aufbruch nach Nisibis finden
lässt, erklärt ihn das Werk "Tafsir-Ibn-i-Jarur at-Tabri" von
Ibn-i-Jarir (Bd. 3, 197): (S.138)
Der König (von Nasibain) war ein schlauer Mann.
Das Volk wollte ihn (Jesus) umbringen, und dieser
flüchtete.
Bezüglich der Ortschaft Nasibain (Nisibis) teilt uns Nazir
Ahmad mit, dass es zu jener Zeit drei Städte mit diesem Namen
gab, und zwar:
eine zwischen Mosul und Syrien,
eine zweite an den Ufern des Euphrat
und die dritte bei Jalalabad in Syrien.
In dem Buch "Majma-ul-Buldan", das 1207 veröffentlicht wurde
(14),
(14) Shaikh-ul-Imam
Shahab-un-Din-Abi Abddullah Yaqub bin Abdullah al-Hamdi
al-Rumi al-Baghdadi: "Majma-ul-Buldan", Band VIII, 290.
steht, dass die erstgenannte auf der Karawanenroute von Syrien
nach Mosul und jenseits davon liegt, und dass sie sechs
Tagesreisen von Mosul entfernt ist. Mosul war ein wichtiges
Handelszentrum. Edessa, heute als Urfa bekannt, liegt nicht
weit von diesem Ort entfernt. Aleppo liegt vier Tagesreisen
von Urfa entfernt und befindet sich dort, wo von jeher der
grosse Handelsweg zwischen dem Indischen Ozean und dem
Mittelmeer verläuft.
Ain-ul-Arus liegt nur einige Stunden von Aleppo entfernt. So
begab sich Jesus zu all diesen Orten, gelangte nach Aleppo und
setzte seine Reise fort. In Ain-ul-Arus befindet sich auch das
Grab von Noahs Sohn Sem. An diesem Ort wurden auch Spuren von
Hethitern gefunden. Jesus hat also das Grab von Sem auf seiner
Reise besucht (15).
(15) Faqir Muhammad:
"Jami-ut-Tawarikh", Band II, 81.
[Jesus reist unter fremdem
Namen "Yuz Asaf" - Jesus wird Heiler und "Führer" der
Leprakranken]
Nun berichtet uns Nazir Ahmad, dass Jesus von dem Zeitpunkt
an, als ihn die Bewohner von Nisibis umbringen wollten, unter
fremdem Namen als Yuz Asaf reist, wobei auch zu bedenken ist,
dass er in ein paar Tagen nicht sehr weit vorankam. Ebenso
wird er in den Büchern und mündlichen Überlieferungen der
Gebiete, die er besuchte oder die er nach seiner Nisibis-Reise
durchquerte, als Yuz Asaf bezeichnet.
In den Werken "Farhang-i-Jahangiri" (16) und "Anjuman-i-Arae
Nasiri" (17) steht, dass Jesus einer der Grossen der
nichtarabischen Länder war.
(16) "Farhang-i-Jahangiri",
108
(17) Raza Quli: Anjuman-i-Arae-Nasiri", XXIV, Kolonne I.
In dem (S.139)
"Burhan-i-Qate" (18) wird der Name Asaf dem Sohn von Barkhia
gegeben, der einer der Gelehrten von Beni Israel war.
(18) "Burhan-i-Qate", 34,
Kolonne 2
Benutzen wir auch weiterhin das Buch von Nazir Ahmad als
Quelle, in dem zu lesen ist, dass der Name Yuz in dem
"Farhang-i-Anand" (19) mit "Bevollmächtigter oder Führer"
erklärt wird.
(19) Muhammad Badshah:
"Farhang-i-Anand Raj", Band VIII, 487, Sammlung 3.
Beides sind hebräische Worte. Aber keines der zitierten Werke
erklärt wirklich, was Yuz Asaf bedeutet, und anhand der
angegebenen Bedeutungen lassen sie sich nicht logisch
erklären. In dem Buch "Farhang-i-Asafia" wird die Bedeutung
von Asaf folgendermassen erklärt: Zu Hasrat Isas' (Jesu)
Zeiten nannte man diejenigen von ihm geheilten Leprakranken
"Asaf" (20), die wieder unter den Gesunden - ohne irgendwelche
Krankheiten - aufgenommen worden waren.
(20) "Farhang-i-Asafia", Band
I, 91.
Damit (so schlussfolgert Nazir Ahmad) wurde das Wort Asaf auf
die von Jesus geheilten Leprakranken angewendet. Deshalb
bedeutet Yuz Asaf der Bevollmächtigte oder Führer der von
Jesus geheilten Leprakranken.
Wer , wenn nicht Jesus selbst, könnte diese Person sein? Der
Name Asaf hatte somit eine besondere Bedeutung, die die
wenigen Personen, die mit Jesus zu tun hatten, kannten, und
erfüllte seinen Zweck besser und beschrieb ihn angemessener
als dies jeder andere Name hätte tun können. Faizi, der Poet
vom Hof des Akbar, erwähnt Jesus auch:
Ai ki nam-i to: Yuz o Kristo (Oh du, der du Yuz
und Christus heisst)
[Berichte über Jesus auf
seiner Reise im Iran, in Afghanistan und an der Grenze zu
Kaschmir - der Zwillingsbruder Thomas]
Später treffen wir Jesus im Iran an. Dort weiss man von Yuz
Asaf, dass er aus einem im Westen gelegenen Land kam und dort
predigte, und viele Leute glaubten an ihn. (S.140)
Die Erinnerungen, die man an Yuz Asaf in der iranischen
Tradition hat, sind denen ähnlich, die man von Jesus hat (21).
(21) Agha Mustafai: "Ahwali
Ahalian-i-Paras", 219.
Spuren von Jesus finden sich auch in Afghanistan: In Ghazni,
im Westen, und in Jalalabad, im äussersten Südosten
Afghanistans, gibt es zwei Plätze, die den Namen von Yuz Asaf
tragen, da er dort gepredigt hatte. Einer der Emire
Afghanistans bestellte einen Wächter für diesen Ziarat von
Jalalabad und spendete einen Betrag für seine Instandhaltung
(22).
(22) Al-Haj Khwaja Nazir
Ahmad: "Jesus in Heaven on Earth"; Lahore, Azeez Manzil,
1952.
Sehr nah der gegenwärtigen Grenze zwischen Pakistan und
Kaschmir, wenn auch noch auf pakistanischem Gebiet, lassen
sich wieder Daten über Jesu Reise durch die Ortschaft Taxila
finden. Dort hielt sich Thomas auf, als er auf die Hochzeit
eines Sohnes Gads, Bruder des Königs Gondafras. wartete. So
steht in den "Acta Thomae" (23):
Thomas verliess nach Beendigung der
Feierlichkeiten den Ort. Der Bräutigam zog den Schleier
zur Seite, der ihn von seiner Braut trennte. Er meinte,
Thomas zu sehen, wie er mit ihr sprach. Dann fragte er ihn
überrascht: "Wie kannst du nur hier sein? Habe ich Dich
nicht als Ersten weggehen sehen?" Und der Herr antwortete
ihm: "Ich bin nicht Judas' Thomas, sondern sein Bruder."
(23) "Acta Thomae, Biblioteca
Cristiana Ante-Nicena", Band XX, 46, vgl. auch: "The Early
History of India", 219, von V.A. Smith.
Hier möchte ich einmal einen kleinen Einschnitt machen, um
klarzustellen, dass Johannes Thomas - aufgrund seiner
aussergewöhnlichen körperlichen Ähnlichkeit mit Jesus
(Johannes, 2024) - auch mit dem
Namen Didymus bezeichnet [wird], der griechischen Entsprechung
des aramäischen "tõmã", was so viel wie Zwillingsbruder
bedeutet.
Thomas begleitet Jesus auf seiner Flucht von Jerusalem nach
Kaschmir. So erscheint er in dem Moment, in dem angeblich die
Wiederauferstehung stattgefunden haben (S.141)
soll (Apostelgeschichte, 113-14),
an der Seite von Jesu Mutter Maria, er erscheint auch am See
von Tiberias (Johannes, 211-2),
er erscheint in Damaskus und Magalonien (Nisibis) (24)
(24) Mir Khwand:
"Rauzat-us-Safa", Band I, 124; vgl. auch: "Ancient Syriac
Documents", Band XXII, 141, von Dr. Cureton.
und jetzt erscheint er in Taxila, wie wir soeben sehen
konnten. Von hier aus begleitet er Jesus nach Kaschmir, wo er
sich auch zum Zeitpunkt von Jesu Tod aufhielt (25).
(25) Shaikh Al-Said-us-Sadiq:
"Kamal-ud-Din", 359.
Dann kehrt er nach Taxila zurück, um von dort aus nach Kerala
in den Süden Indiens zu ziehen, wo er in Milapore, Madras,
stirbt und verbrannt wird. (S.142)