[Der zögerliche Umgang mit
dem Familienleben von Jesus]
Hiermit kommen wir zu dem vielleicht heikelsten Kapitel
dieses Buches. Man hat mir in Kaschmir berichtet, dass Jesus
dort in Begleitung einer Frau lebte, und dass diese Frau
Kinder bekam. Aber es handelt sich hier um ein delikates
Thema, weshalb diejenige, die mich darüber informiert haben
- Professor Hassnain und Sahibzada Basharat Saleem -, auf
meine Fragen in einer ein wenig ängstlichen und sehr
umständlichen Weise geantwortet haben. Beide sind
offensichtlich davon überzeugt, dass Jesus in Kaschmir
Kinder hatte. Aber beide gehen dieses Thema mit äusserster
Vorsicht an, mit einer kritischen Strenge und mit der
offensichtlichen Sorge, dass diese Geschichte eine nicht
mehr kontrollierbare Ausbreitung erfährt, was bewirken
könnte, dass eine anfänglich wahre Tatsache durch ein
entstellendes Prisma interpretiert werden würde, das einen
Aspekt aus Jesu Leben in einen Brennpunkt der Sensationslust
verwandelt, der auf keinen Fall so behandelt werden sollte.
Ich versuche, in diesem Buch alles bekannt zu machen, was
man über das von mir so genannte "zweite Leben" von Jesus
weiss. Deshalb bin ich dazu verpflichtet, hier auch diesen
Aspekt zu behandeln. Aber aufgrund des Respekts gegenüber
meinen eben genannten Informanten, die beide freundliche
Personen mit ausgezeichneten menschlichen Wesenszügen sind,
appelliere ich hiermit auch an den guten Geschmack des
Lesers, der in den folgenden Zeilen nicht eine Sensation,
sondern den Eifer sehen möge, ein Dokument oder Dossier, wie
es dieses Buch sein will, bis in seinen letzten Winkel zu
vervollständigen. (S.154)
[Das Buch
"Negaris-Tan-i-Kashmir" mit der Erwähnung einer Heirat von
Jesus - Marjan / Marian]
Ich hatte davon gehört, dass in Srinagar ein direkter
Nachfahre Jesu leben sollte. Ich hatte mich auch schon zu
einem Gespräch mit ihm verabredet. Er hatte jedoch keine
Texte, die seine Verwandtschaft mit Jesus hätten verbürgen
können. Deshalb fragte ich eine neutrale Person, Professor
Hassnain, ob es in Kaschmir irgendwelche Überlieferungen
oder Texte gebe, die beweisen könnten, dass Jesus in
Kaschmir geheiratet oder sich einfach eine Frau genommen
hatte. Professor Hassnain antwortete mir, dass die einzige
schriftliche Quelle, die er zu diesem Thema kenne, ein altes
persisches, ins Urdu übersetztes Buch sei, dessen Titel
"Negaris-Tan-i-Kashmir" laute. In diesem Buch wird - so
Hassnain - die Geschichte erzählt, dass derselbe König, den
wir sahen, als er Jesus über seinen Rang, seine Herkunft und
seine Lehren ausfragte - der König Shalewahin nämlich -
Jesus sagt, dass dieser Frauen brauche, die ihn und das Haus
versorgen sollten, die Wäsche waschen, das Essen machen usw.
Der König bietet Jesus fünfzig Frauen an. Aber Jesus
antwortet, dass er keine einzige brauche, dass niemand für
ihn arbeiten müsse. Der König bestand jedoch so sehr darauf,
dass Jesus schliesslich doch eine Frau nimmt, die ihm das
Essen kocht, seine Wäsche wäscht, und seinen Wohnraum sauber
hält.
Und wie Professor Hassnain berichtet, wird in dem gleichen
Buch gesagt, dass diese Frau von Jesus Kinder bekam. Diese
Frau, erzählt mir Professor Hassnain, heisst Marian. Und von
dieser Frau wäre Sahibzada Basharat Saleem ein Nachfahre.
Notiz von Basharat Saleem mit der Angabe, dass die
Frau von Jesus in Kaschmir Marjan hiess |
[Der Jesus-Nachkomme
Sahibzada Basharat Saleem]
Herr Sahibzada Basharat Saleem (Foto 7)
Der Jesus-Nachkomme Sahibzada Basharat Saleem
empfing uns in seinem Haus in Srinagar. Als Anhänger der
Fotografie, leidenschaftlicher Maler und Poet, ist er eine
Person mit einer aussergewöhnlichen Feinfühligkeit.
Auf unsere Frage, ob er sich als Nachfahre von Jesus ansehe,
antwortete er, dass sein Vater, wenn er ihn zu diesem
(S.155)
Thema befragte, gewöhnlich erwiderte, dass der Grossvater
seiner Grosseltern ein heiliger Prophet gewesen sei und Yuza
Azaf geheissen habe. Er erklärte ihm auch oft - in seiner
Kindheit - dass es in dem Stadtteil von Khanyar, in dem sich
das Grab des eben genannten Vorfahren befindet, ganz in der
Nähe, eine Grabstätte gibt, in dem die Überreste eines
grossen heiligen Kaschmirs ruhen, der von allen Bewohnern
Srinagars verehrt wird. Nun, so sagte ihm der Vater, dieser
so sehr verehrte und so wichtige Heilige Kaschmirs ist gar
nichts im Vergleich zu dem Propheten, der sich in dem als
"Rozabal" bekannten Grab befindet.
Herr Basharat Saleem sagte uns auch, dass, wenn jemand
seinen Vater fragte, ob er ein Nachfahre Jesu sei, er immer
folgende Antwort erhielt: "Ja, das ist richtig, aber wir
nennen ihn Yuza Azaf."
Sahibzada Basharat Saleem ist der Sohn von Sahibzada Ghulam
Mohiyuddin, welcher wiederum Sohn von Sahibzada Abdul Ahad
ist, Sohn von Sahibzada Abdus Samad, der seinerseits Sohn
von Sahibzada Abubekr ist. Und so geht es auf einer langen
Liste immer weiter, die Herr Sahibzada Basharat Saleem in
Srinagar als vollständigen Familienstammbaum aufbewahrt, der
von Jesus bis zu ihm, Basharat Saleem, der jetzt, 1967,
lebenden Nachfahren des Messias, reicht.
Wenn man ihn nach dem Namen der Frau fragt, die Jesus Kinder
gebar, erfährt man, dass sie Marian hiess und sie aus einem
der idyllischen Hirtendörfer stammte, von denen es im
Pahalgam-Tal eine Vielzahl gibt.
[Persisches Geschichtsbuch
"Rauzat-us-safa" über die Jesus-Familie in Kaschmir]
An dieser Stelle ist wieder das bereits vorher erwähnte alte
persische Geschichtsbuch, das "Rauzat-us-safa", von
Bedeutung. Wenn es auch nicht so aussieht, als habe es etwas
mit den gerade beschriebenen Nachfahren Jesu zu tun, (S.156)
so ist dort doch schon von Jesu Heirat die Rede. Es heisst
dort wörtlich:
Man erzählt sich, dass Isa (Jesus) nach seinem
Abstieg aus der höheren Welt noch 40 Jahre leben,
heiraten, Kinder haben, die Feinde der Mohammedaner
bekämpfen und alle Völker, die einer anderen Religion
nachgehen, besiegen wird (29).
(29) "The Rauzat-us-Safa", Teil 1, Band II, F.F.
Arbuthnot, M.R.A.S., London 1892, S. 182-183.
[Die Heiler-Tradition in
der Jesus-Familie ist lebendig]
Hier ist ausserdem noch zu erwähnen, dass sowohl Basharat
Saleems Vater als auch sein Grossvater in Kaschmir wegen
ihrer aussergewöhnlichen Gabe, auf übernatürliche Weise zu
heilen, bewundert wurden und nicht in Vergessenheit
gerieten. Sahibzada Basharat Saleem, den in Srinagar jeder
kennt, erzählte uns, dass eines Tages ein Mann, als er
erfuhr, wessen Sohn er war, sich vor ihm niederkniete und
ihm folgendes über seinen Vater erzählte:
Der Mann hatte einen schwerkranken Sohn. Die Ärzte konnten
ihm bereits nicht mehr helfen. Deshalb fragte er seinen
Vater um Rat. Dieser sagte, dass er für ihn beten werde. Er
sagte ihm, dass er nach Hause gehen und auch beten solle.
Als der Junge im Begriff war zu sterben, verlangte er um
Mitternacht plötzlich Milch, und am nächsten Morgen war er
gesund und stand auf.
Basharat Saleem erinnert sich noch an einen anderen Fall,
bei dem eine Frau, die von den Ärzten im Krankenhaus in
Kaschmir bereits aufgegeben worden war, von seinem Vater
besucht wurde, der anordnete, sie aus dem Krankenhaus zu
holen und zu ihm nach Hause zu bringen. Einige Tage später
war sie wieder genesen.
[Basharat Saleem über
Politik und die Armen]
Als uns Basharat Saleem etwas von seinem eigenen Leben
erzählt, sagt er, dass ihn zunächst die Politik
interessierte, aber, wie er meint, sind die Politiker nicht
ehrlich. Er habe immer die Meinung vertreten, dass man den
Armen helfen könne, wenn man Macht besitze. Er sei sich
jedoch (S.158)
im Laufe der Zeit darüber klar geworden, dass die Politiker
ihre Macht nur für sich selbst nutzen. Basharat Saleem
schreibt Gedichte, ohne dabei jedoch einen finanziellen
Gewinn im Auge zu haben; er will nämlich, dass man das Geld
unter den Armen verteile.
[Die Familientradition, das
Jesusgrab "Rozabal" in Srinagar in Ordnung zu halten]
Er erzählt uns auch, dass es eine Familientradition sei,
dass jeweils der älteste Sohn aus einer Generation seiner
Familie damit beauftragt wird, das unter dem Namen "Rozabal"
bekannte Gebäude, das Jesu Körper in Srinagar beherbergt, in
einem guten Zustand zu erhalten. Sein Bruder wohnt im
Nebengebäude. Er bat die Regierung darum, diesen Ort in
Ordnung zu bringen und um das Gebäude herum einen Garten
anzulegen, aber die Regierung kam diesen Bitten nicht nach.
Er selbst, Basharat Saleem, ist allzu sehr mit seinen
eigenen Geschäften beschäftigt und kann sich nicht
persönlich um das Gebäude kümmern. Er bezahlt einen Mann,
damit er es instand hält, pflegt, und die Besuche empfängt,
die dem Grab gemacht werden. Mehrmals im Jahr stattet
Basharat Saleem mit seiner ganzen Familie Jesu Grabstätte
einen Besuch ab.
[Daten über Sahibzada
Basharat Saleem im asiatischen "Who is who?"]
Basharat Saleem, der Nachfahre Jesu, erscheint in dem
Asienband des berühmten "Who is who?". Dort ist zu lesen,
dass er am 14. August 1943 in Srinagar geboren wurde. Dass
er Herausgeber einer Tageszeitung war und jetzt
Hotelbesitzer ist. Ebenso steht dort, dass er ein
politischer Führer ist, der wiederholt ins Gefängnis
gesperrt und festgenommen worden ist. Das letzte Mal 1965,
während des Konflikts zwischen Indien und Pakistan.
[Eine Episode: Die
vergessene Kamera und die Suche nach dem Bootshaus]
Zum Schluss dieses kurzen biografischen Eindrucks des
lebenden Nachfahrens Jesu möchte ich noch eine kleine
Anekdote erzählen, die seine Menschlichkeit unter Beweis
stellt:
Am Vorabend unserer Abreise von Kaschmir unterhielten wir
uns fast den ganzen Spätnachmittag lang mit Basharat (S.159)
Saleem in seinem Haus in Srinagar. Daraufhin gingen wir zum
Abendessen zu Professor Hassnain. Nach der Stunden
ausgezeichneten Abendessens nach mohammedanischer Art fiel
uns ein, dass wir unseren Fotoapparat im Haus von Basharat
Saleem liegen gelassen hatten. Wir gingen dorthin, und man
sagte uns, dass Basharat Saleem mit unserer Kamera unterwegs
sei und uns suche. Unser Freund war zu Fuss losgegangen, da
er - wie die meisten Einwohner Kaschmirs - kein eigenes
Fahrzeug besitzt. Wir fuhren einen Halbkreis und kehrten in
unserem Taxi wieder um. Etwa einen halben Kilometer vom Haus
Basharat Saleems entfernt ging uns dann das Benzin aus.
Durch die damit verbundene Verzögerung kam es dazu, dass
wir, als wir wieder weiterfahren konnten, unterwegs auf
Basharat Saleem trafen, der sich - immer noch mit der Kamera
in der Hand - auf dem Heimweg befand.
Basharat Saleem wusste lediglich, dass wir in einem
Bootshaus auf dem Nagin-See wohnten. Er wusste jedoch nicht
genau, in welchem Bootshaus. So hatte er also vier Stunden
lang - im Regen in einem kleinen Boot - die miteinander
verbundenen Seen Nagin und Dal abgesucht und in jedem
Hausboot nachgefragt, ob man uns kenne. Und das alles wegen
eines Fotoapparates, den wir bei ihm zu Hause vergessen
hatten. Da er uns nicht gefunden hatte, kehrte er mit der
Kamera nach Hause zurück und war bereit, in den ersten
Morgenstunden die Büros der Fluggesellschaft und notfalls
den etwas ausserhalb der Stadt gelegenen Flughafen
auszusuchen.
[Basharat Saleem - "Die
gute Nachricht"]
Schliesslich möchte ich noch erwähnen, dass der Name
"Basharat" übersetzt "Botschaft" und der Name "Saleem" "gut"
bedeutet. Somit ergibt sich der merkwürdige Umstand, dass
der heute lebende Nachfahre von Jesus "die gute Nachricht"
heisst. (S.160)
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