[Das Mosesgrab auf dem Berg
Nebu in Kaschmir - geographische Bezeichnungen mit "Musa"
("Moses") in Kaschmir]
Sowohl die schriftlichen als auch die mündlichen
Überlieferungen Kaschmirs sagen aus, dass Moses nach Kaschmir
kam, und dass er dort begraben ist. So steht in dem Werk
"Hashmat-i-Kashmir" (70):
Moses kam in Kaschmir an und die Leute hörten ihm
zu. Einige hielten an dem Glauben an ihn fest, andere
wiederum nicht. Er starb und wurde dort begraben. Die
Einwohner von Kaschmir nennen sein Grab "Die Grabstätte
des Propheten des Buches".
Die biblischen Texte sagen nichts über die Lage des Grabes von
Moses aus. So steht zum Beispiel im Deuteronomium (345-6):
So starb dort Moses, der Knecht des Herrn, im
Lande Moab, gemäss dem Wort des Herrn. Man begrub ihn im
Tal, im Lande Moab, gegenüber von Bet-Peor; aber niemand
kennt sein Grab bis heute.
Niemand, ausser den Einwohnern Kaschmirs. Denn auf dem Gipfel
des Berges "Nebu" gibt es ein Grab, das seit ungefähr 3500
Jahren als das "Grab des Propheten des Buches", als das Grab
von Moses, verehrt wird. Von diesem Grab aus kann man
"Bethpeor" ("Bandipur") sehen, und nicht weit davon entfernt
befinden sich "Hazbal" ("Hesbon"), "Moab" und "Pisgah". In der
näheren Umgebung gibt es eine Fülle von Orten mit dem Namen
"Muqam-i-Musa", was so viel wie "der Ort von Moses" bedeutet.
Es (S.199)
sei hier angemerkt, dass "Musa" der arabische Name ist, unter
dem die Einwohner Kaschmirs Moses kennen.
[Prophet Mohammed kennt das
Mosesgrab]
Der Prophet Mohammed sagte, dass Moses, als er seine letzte
Stunde kommen sah, Gott bat, ihn das Gelobte Land sehen zu
lassen. Seine Bitte wurde erhört. Hazrat Abu Hurairah
berichtet diesbezüglich, dass Mohammed noch hinzufügte:
"Moses starb dort. Wenn ich dort wäre, könnte ich
sein Grab an dem Fusspfad eines steilen Berges zeigen."
Dies stimmt völlig mit der Lage des Grabes von Moses in
Kaschmir überein.
[Der Aufstieg zum Mosesgrab:
von Bandipur ("Bethpeor") auf den Berg Nebu]
Karte mit Bandipur, Aham-Sharif und dem Weg zum
Mosesgrab auf dem Berg Nebu |
Wenn man an dem "Mansbal"-See vorbeigekommen ist und den
Wular-See hinter sich gelassen hat, kommt man 58 Kilometer
nördlich von Srinagar nach "Bandipur" (Foto 23),
Der Hauptplatz der Stadt Bandipur am Fusse des Bergs Nebu
mit dem Moses-Grab
dem in diesem Kapitel bereits erwähnten Ort. Es wird das
biblische "Bethpeor" sein. Von "Bandipur" aus führt eine enge
Strasse zu dem Dorf Aham Sharif (Foto 24).
Die Stelle mit dem Beginn des Aufstiegs zum Berg Nebu mit
dem Moses-Grab
Von Aham Sharif aus muss man zu Fuss den Berg "Nebu"
besteigen, um zum Grab von Moses zu gelangen.
Es wird überliefert, dass Moses von Aham Sharif aus zu seiner
endgültigen Ruhestätte hinaufstieg.
Der Aufstieg dauert - von Aham Sharif ausgehend - ungefähr
zwei Stunden (Fotos 25 und 28)
Berg Nebu, Aufstieg zum Moses-Grab 01 |
Berg Nebu, Aufstieg zum Moses-Gab 02 |
Berg Nebu, Aufstieg zum Moses-Grab 03 |
Berg Nebu, Aufstieg zum Moses-Grab 04, Aussicht |
und gestaltet sich, aufgrund des holprigen Bodens im ersten
Abschnitt des Weges und des rutschigen Kiefernlaubs [?] im
Wald des restlichen Stückes, teilweise sehr schwierig. Hierbei
ist zu beachten, dass in Kaschmir keiner der in diesem Buch
genannten Orte und keiner der für das Volk Kaschmirs heiligen
Stätten in irgendeiner Weise ausgeschildert ist. Man muss die
Gegend kennen, um zu ihnen zu gelangen. Oder man muss
zumindest die Urdi- oder die Kaschmir-Sprache beherrschen, um
die unmittelbaren Anwohner des Ortes, den man besuchen will,
nach seiner genauen Lage fragen zu können. (S.200)
[Das Mosesgrab, Wächter Wali
Reshi und daneben ein jüdisches Dorf]
Am Ende des erwähnten Aufstiegs kommt man zu einer winzigen,
bewohnten Enklave, die isoliert in den Bergen liegt. Es
handelt sich hierbei um die Häuser einer jüdischen Gemeinde,
die - völlig getrennt von den restlichen Bewohnern dieser
Gegend lebend - das Grab ihres alten Führers Moses
instandhalten, warten und anbeten (Foto 33).
Nebu, der jüdische Weiler beim Mosesgrab mit dem Haus von
Wali Reshi
Wali Reshi ist der gegenwärtige und erbmässige Wächter des
Grabes. Etwa 50 Meter unterhalb dieses Bergdorfes, und direkt
am Wegesrand gelegen, befindet sich - wie es der Prophet
Mohammed gesagt hatte - eine Umfriedung mit dem Grab von
Moses.
Plan des Mosesgrabs auf dem Berg Nebu in Kaschmir
|
Eine Holztür bildet den Eingang zu diesem umzäunten Platz
(Fotos 29 und 30):
Die Eingangstür zum Platz mit dem Mosesgrab auf dem
Berg Nebu (Kaschmir) |
Wächter Wali Reshi an der Eingangstür zum Platz mit
dem Mosesgrab auf dem Berg Nebu (Kaschmir) |
ein ebener Platz unter freiem Himmel, der von einer niedrigen
Mauer umgeben ist (Foto 31).
Berg Nebu mit dem Platz mit dem Mosesgrab, Gesamtansicht des
Platzes
In der Holztür, durch die man besagte Umfriedung betritt, sind
die Namen der aufeinanderfolgenden Wächter eingeschnitzt (Foto
30). Wali Reshi sagte uns, dass seine Familie - so weit er
sich erinnern kann - dieses Grab schon seit 900 Jahren
bewacht. Er sagte uns auch, dass die Dorfgemeinschaft, die aus
45 Familien besteht, sich nicht besonders gut mit den
Einwohnern von Aham Sharif versteht, da diese nicht
wollen, dass sich herumspricht, dass sich dort das Grab von
Moses befindet. Für sie ist dies ein unerhört strittiges
Thema, und sie fürchten, dass eine Verbreitung dieser Dinge
die Gegend nur beunruhigen würde.
[Anekdote über das Unwissen
der Bergbevölkerung]
Obwohl es nicht direkt in den Rahmen dieses Buches passt,
möchte ich hier einmal die auffälligste Anekdote wiedergeben,
die sich auf unserer Reise nach Kaschmir abgespielt hat: Als
Wali Reshi, der Wächter des Grabes von Moses, ein waschechter
Jude, erfuhr, dass ich Deutscher bin, erzählte er mir ganz
begeistert den grössten Wunsch seines Lebens: genügend Geld
zusammenzubekommen, um nach Deutschland fahren zu können und
(S.202)
dort dessen Führer, Hitler, kennenzulernen, von dem er gehört
habe, dass er ein grosser König sei.
[Das Mosesgrab mit Bäumen -
von Osten nach Westen ausgerichtet - weitere Gräber auf dem
Platz]
Das eigentliche Grab Moses fällt auf, weil sich zu beiden
Seiten dieses Grabes jeweils ein riesiger Baum erhebt (Fotos
31 und 32).
Berg Nebu mit dem Platz mit dem Mosesgrab,
Gesamtansicht des Platzes |
Andreas Faber-Kaiser und Wali Reshi am Mosesgrab auf
dem Berg Nebu |
Diese Bäume wurden vor ungefähr 400 Jahren von Hazrat Makhdoom
Shaikh Hamza von Kaschmir gepflanzt, der dort, an dem Grab von
Moses, 40 Stunden lang betete. Das zwischen den beiden Bäumen
befindliche Grab ist - nach jüdischem Brauch - von Osten nach
Westen ausgerichtet.
Neben dem Grab von Moses gibt es auf dem heiligen Platz noch
drei weitere Gräber, die bedeckt sind und - nach
mohammedanischer Sitte - von Norden nach Süden ausgerichtet
sind. In diesen Gräbern liegen "Sang Bibi", eine Einsiedlerin
und Jüngerin des Sheikh Noor-ud-Din Reshi, der auf der linken
Seite der Strasse nach Yusmarg [Jesuswiese] begraben liegt,
"Nakraez Reshi" und "Navroz Reshi", beide Jünger von Sang Bibi
(Foto 31).
[Asiatische Geschichtsbücher
über Moses in Kaschmir]
Sehen wir uns jetzt einmal an, was die Literatur Kaschmirs
über die Ankunft Moses in Kaschmir aussagt.
Im "Tarikh-i-Azami" (72)
(72) Kwaja Muhammad Azam:
"Tarikh-i-Azami", 84.
steht zu lesen:
Diese San Bibi war ebenso eine Einsiedlerin und
den Männern in der Meditation und im Gebet überlegen. In
der Nähe ihres Grabes gibt es einen Ort, der als
Grabstätte von Moses, dem Propheten Gottes, bekannt ist.
Und die Leute, die diesen Ort kennen, versichern, dass von
ihm viel Gutes ausgeht.
In dem "Guldata-i-Kashmir" lesen wir (73):
(73) Pandit Har Gopal:
"Guldasta-i-Kashmir", 17
Die Mohammedaner nennen diesen Ort eine
"Erwiderung des Himmels an die Erde" und auch "Garten von
Salomon". Es gibt viele Grabstätten in diesem Land. Man
(S.204)
sagt, dass Hazrat Sulaiman
[Salomon] hierher kam und Hazrat Musa (Moses) kam und in
diesem Land starb.
Ähnliche Stellen finden sich in dem "Wajeez-ut-Tawarikh" (74)
(74) Majeez-ut-Tawarikh, Bd.
I, 28
und in dem "Tarikh-i-Hasan" (75).
(75) Tarikh-i-Hasan, Bd. III,
74.
Europäische Reisende und Schriftsteller wie Francis Bernier
(76), George Moore (77), der Oberstleutnant H.B. Torrens (78)
und Mrs. Harvey (79) erwähnen in ihren Werken auch die
Anwesenheit von Moses in Kaschmir. (S.205)
(76) Francis Bernier: "Travels in India" ["Reisen in Indien"],
174
(77) George Moore: "The Lost Tribes" ["Die verlorenen
Stämme"], 137
(78) Lt.-Col. H.D. Torrens: "Travels in Ladakh, Tartary and
Kashmir" ["Reisen in Ladakh, Tatarstan und Kaschmir"], 268
(79) Mrs. Harvey: "The Adventures of a Lady in Tartary,
Thibet, China and Kashmir" ["Die Abenteuer einer Dame in
Tatarstan, Tibet, China und Kaschmir"], Bd. II, 154