[Die beiden Indien-Reisen -
die Bibelfassung ohne Indien - die "christliche Sichtweise"
von Jesus - die Parallelen zur Biographie Buddhas]
Zur Stützung der im Verlauf dieses Buches immer
wiederkehrenden Hypothese, dass Jesus in seiner Jugend eine
erste Reise unternommen habe, auf der er im Hinblick auf die
spätere Ausführung seiner Mission lernte und sich bildete, und
dass er später eine zweite Reise angetreten habe, bei der
seine Flucht aus Palästina und der Aufbruch zur Suche der
verlorenen israelitischen Stämme zusammenfielen, werden wir
uns in diesem Kapitel kurz einige Berührungspunkte der beiden
Figuren Jesus und Buddha und ihrer Lehren ansehen.
1897 erscheint in Deutschland ein Buch mit dem Titel
"Vergleichende Übersicht der vier Evangelien", dessen Autor
S.E. Verus ist. Beim Vergleich von Jesu Leben mit dem von
Buddha stellt Verus fest, dass Buddha - genau wie Jesus - ein
in einem menschlichen Körper zu Fleisch gewordener Gott ist;
dass er auf übernatürliche Weise empfangen und geboren wurde,
wobei seine Geburt auf wunderbare Weise im voraus angekündigt
wurde; dass die Götter und Könige den Neugeborenen bewunderten
und ihm Geschenke machten; dass ein alter Brahman in ihm
sofort den Retter von allem Bösen erkannte; dass mit ihm
Friede und Freude auf die Erde kamen; dass der junge Buddha
verfolgt und auf wunderbare Weise gerettet wurde und dann
feierlich im Tempel gezeigt wurde; dass er, gerade zwölf Jahre
alt, verzweifelt von seinen Eltern gesucht und mitten in einem
Kreis von Priestern gefunden wurde, (S.213)
wo er durch seine Intelligenz auffiel und seinen Lehrern an
Weisheit überlegen war; dass er fastete und in Versuchung
geführt wurde; dass er ein Bad der Weihe in dem heiligen Fluss
nahm und einige Anhänger eines weisen Brahmanen mit ihm, da er
sie mit dem Aufruf "Folgt mir!" eingeladen hatte; dass sich
unter seinen zwölf Jüngern drei vorbildliche und ein falscher
befanden; dass die ursprünglichen Namen der Jünger geändert
wurden; dass Buddha seine Jünger entsprechend unterwies und
jeweils zu zweit in die Welt aussandte, um dort zu predigen.
Dass Buddha als Meister auftrat und Glückseligkeit
verbreitete; dass er sich gerne in Parabeln ausdrückte; dass
seine Lehren überraschende Ähnlichkeiten mit denen von Jesus
aufweisen, in denen oft sogar die gleichen Worte gebraucht
werden; dass er die Wunder ablehnte; dass er die irdischen
Güter verachtete; dass er Demut, Frieden, dem Feind Verzeihen,
Selbsterniedrigung und Selbstüberwindung empfahl; dass er
empfahl, sich vom fleischlichen Kontakt zurückzuhalten; dass
er in seinen Vorahnungen vom Tod hervorhebt, dass er nach
Hause, in den Himmel gehen, und dass er in seinen
Abschiedsreden seine Jünger dazu aufforderte, die allgemeine
Zerstörung der Welt zu verkündigen; dass er, ohne Vaterland
und arm, als Arzt, Retter und Erlöser von einem Ort zum
anderen zog; dass seine Gegner ihm vorwarfen, er ziehe den
Umgang mit den Sündern vor; dass sich schliesslich bei seinem
Tod wunderbare Zeichen abspielten: die Erde bebte, die
Horizonte der Erde standen in Flammen, die Sonne erlosch und
ein Meteorit fiel vom Himmel.
Hazrat Mirza Ghulam Ahmad fertigt seinerseits 1899 in seinem
Buch "Masih Hindustan mein" eine aussergewöhnliche Studie über
die Berühungspunkte von Buddha und Jesus an. Erstens stellt er
fest, dass Buddhas Beinamen denen von Jesus ähneln und dass
die Buddha in seinem (S.214)
Leben zugestossenen Ereignisse denen von Jesus ähnlich sind.
So zum Beispiel nennt sich Jesus in seinen Predigten "Licht",
wie Gautama "der Buddha" genannt wurde, was im Sanskrit
"Licht" bedeutet. Genau so wie Jesus in den Evangelien "der
Meister" genannt wurde, wurde Buddha "Sasta" genannt, was "der
Meister" bedeutet. So wie Jesus "der Prinz" genannt wurde, ist
auch Buddha "der Prinz" genannt worden. Wenn Jesus in den
Evangelien bezeichnet wurde als "einer, der das Ziel seines
Kommens erfüllt", so ist auch Buddha in buddhistischen
Schriften als "Siddharta" bezeichnet worden, was "einer, der
das Ziel seines Kommens erfüllt", bedeutet.
Jesus ist in den Evangelien "der Zufluchtsort für die
Schwachen" genannt worden. Auch Buddha ist in buddhistischen
Schriften "Asarn Sarn" genannt worden, was so viel bedeutet
wie "der Zufluchtsort für diejenigen, die keinen Zufluchtsort
haben". Und wenn Jesus schliesslich in den Evangelien als
"König" bezeichnet wurde, wobei man diesen König als Herrscher
über das Königreich des Himmels interpretieren muss, so ist
auch Buddha als "König" bezeichnet worden.
Jesus hatte keinen Vater, als er geboren wurde. Ganz genau so
wie Buddha. So schreibt Rhys Davids in seinem Buch "Buddhism"
(81):
(81) P.A. Rhys Davids:
"Buddhism" ["Buddhismus"]. London, The Society for Promoting
Christian Knowledge, 1887.
Man sagt, dass die Mutter von Buddha eine
Jungfrau war.
Und an einer anderen Stelle:
Seine Mutter war die beste und reinste aller
Töchter der Menschheit.
Es scheint so - sagt Hazrat Mirza Ghulam Ahmad - als hätten
die Buddhisten sämtliche Bilder aus den vier Evangelien in
ihre Bücher übertragen. Danach fasteten sowohl Jesus als auch
Buddha 40 Tage lang, beide werden in Versuchung geführt, beide
werden ohne Vater geboren, die moralische Lehre beider ist
identisch, beide nennen sich (S.215)
selbst "Licht" und "Meister", ihre Freunde nennen sich
"Jünger", beide lehren ihren Jüngern den Wert der Armut, beide
treten für das Zölibat ein, und bei beiden gab es ein
Erdbeben, als sie starben.
Die moralischen Lehren, sowohl die von Buddha als auch die von
Jesus, sind die gleichen. So sagen beide, dass man die
irdischen Güter nicht begehren soll, auch die Gesundheit
nicht, noch soll man seine Feinde hassen, man darf niemandem
etwas Schlechtes wünschen, das Schlechte muss durch das Gute
besiegt werden, und man muss das, was man sich selbst wünscht,
auch allen anderen wünschen.
[Die Suche nach dem Grund der
Ähnlichkeit von Jesus und Buddha - wer hat wen beeinflusst?
- die Priester Asiens erwarteten eine weissen Buddha -
Parallelen in der Bibel und in den Buddha-Schriften]
Angesichts all dieser klaren Ähnlichkeiten von Jesus und
Buddha - und ihrer jeweiligen Lehren - ist es angebracht, nach
dem Grund dafür zu fragen. Die Meinungen darüber sind in zwei
Lager gespalten. Einige neigen zu der Auffassung, dass Jesus
auf seiner ersten Reise nach Indien die Lehren der weisen
Orientalen lernte, um sie später bei seinem eigenen Auftrag
anzuwenden, und im Gegensatz dazu wird die Ansicht vertreten,
dass die Figur Jesus es ist, die den Buddhismus beeinflusst
hat.
Die Verteidiger letzterer Hypothese, zu denen unter anderen
Hazrat Mirza Ghulam Ahmad zählt, argumentieren, dass die
buddhistischen Priester in Indien die Erscheinung des Buddha
erwarteten. Genau zu diesem geeigneten Zeitpunkt taucht Jesus
auf, ausgestattet mit Beinamen und einer Moral-Lehre, die mit
denen Buddhas übereinstimmen. Und so wie es von Gautama Buddha
vorausgesagt worden war, besass Jesus ein weisses Antlitz, was
die buddhistischen Priester sofort glauben liess, er sei
Buddha.
Es ist deshalb möglich, dass einige der Beinamen und Lehren
von Jesus erst von diesem Augenblick an - und nicht schon
vorher - auf Buddha angewandt worden sind. Dabei ist zu
bedenken, dass die Hindus niemals Belege über besondere
(S.216)
persönliche Eigenschaften in ihrer Geschichtsschreibung
aufnehmen. Die Ereignisse im Leben von Buddha waren bis zu
Jesu Zeiten nicht registriert worden. So hatten die
buddhistischen Priester Gelegenheit, Buddha irgendwelche Dinge
nach Belieben zuzuschreiben. Es steht ausser Zweifel - sagen
die Verteidiger dieser Hypothese -, dass der Buddhismus vor
Christus Träger wertvoller Moral-Lehren war. Aber - so sagen
sie - die Punkte, die mit den biblischen Evangelien völlig
übereinstimmen, müssen den buddhistischen Lehren genau in dem
Moment hinzugefügt worden sein, als sich Jesus in Indien
aufhielt. Dazu gehören ihrer Meinung nach Buddhas Gang nach
Benares, wo er mehrere Wunder wirkte, und die Predigt, die er
auf einem Berg hielt, so wie Jesus seine Bergpredigt hielt.
Das gleiche passierte mit den Parabeln von Buddha: er liebte
es, geistige Themen mit körperlichen Beispielen und Analogien
zu erklären. Schliesslich sind - so sagten sie weiter - auch
die Zehn Gebote dazuzurechnen, die eine Zusammenfassung aus
den Zehn Geboten von Moses darstellen:
1. Du sollst kein lebendiges Tier töten
2. Du sollst nicht stehlen.
3. Du sollst nicht ehebrechen.
4. Du sollst nicht lügen.
5. Du sollst keine allzu starken Getränke trinken.
6. Du sollst nur zu den festgesetzten Zeiten essen.
7. Du sollst keine Halsketten und keinen Schmuck tragen und
keine Parfüme benutzen.
8. Du sollst kein besseres oder luxuriöses Bett benutzen,
sondern nur eine Matratze auf dem Boden.
9. Du sollst auf Tanzen, Singen, Musik machen und den Besuch
von weltlichen Veranstaltungen verzichten.
10. Du sollst weder Gold noch Silber irgendeiner Art in Besitz
nehmen und es auch nicht annehmen (82). (S.217)
(82) Sir Monier Monier
Williams: "Buddhism" ["Buddhismus"], S.126
[Die Prophezeiung der
Erscheinung eines zweiten Buddha]
Die buddhistischen Texte zeigen auch, dass Gautama Buddha das
Erscheinen eines zweiten Buddha, der "Metteyya" heissen
sollte, prophezeite. Die Prophezeiung ist in der "Laggawati
Sutatta", einem alten buddhistischen Text, enthalten. Es ist
nützlich, darauf zu achten, dass der hebräische Begriff
"Masiha" (Messias) dem Begriff "Metteyya" in der Pali-Sprache
entspricht. Somit ist der von Buddha prophezeite Metteyya"
niemand anders als der "Messias", Jesus. Es war prophezeit
worden, dass dieser "Metteyya" in 500 Jahren kommen würde.
Jesus tauchte, nachdem er dem Kreuz entkommen war, genau 500
Jahre nach Buddha in Indien auf. So sahen die Buddhisten in
ihm den versprochenen Buddha und erwiesen ihm ihre Referenz.
Die Bücher "Pitakkatayan" und "Atha Katha" enthalten eine
deutliche Prophezeiung bezüglich des Erscheinens eines zweiten
Buddha, der 1000 Jahre nach der Zeit von "Gautama" oder
"Shakhiya Muni" erscheinen sollte. Gautama sagt, dass es der
fünfundzwanzigste Buddha sei, und dass das Erscheinen von
"Bagwa Metteyya" kurz bevorstehe. Nach ihm sollte dann der mit
dem Namen "Metteyya" erscheinen, und er würde eine helle
Gesichtsfarbe haben. In dieser Prophezeiung sagt Gautama
Buddha klar und deutlich, dass in seinem Land, unter seinem
Volk und seinen Anhängern ein Messias erscheinen würde. Buddha
nannte ihn in seiner Prophezeiung "Bagwa Metteyya", weil
"Bagwa" im Sanskrit "weiss" bedeutet. Und Jesus hatte, da er
aus Syrien stammte, eine weisse Gesichtsfarbe.
Die Menschen aus dem Land, in dem die Prophezeiung
ausgesprochen wurde, nämlich das Magadh-Volk, zu dem auch
"Bajagriha" gehörte, hatten, so wie auch Gautama Buddha
selbst, eine dunkle Hautfarbe. Er gibt seinen Anhängern zwei
deutliche Hinweise auf den zukünftigen Buddha: einmal, dass er
"Bagwa" oder von weisser Hautfarbe sei; zum zweiten, dass er
ein "Metteyya" (S.218)
sei, ein Reisender, der aus einem fremden Land komme.
Um nachzuweisen, dass diese Prophezeiung erfüllt wurde, ist
auch anzumerken, dass im Tibet im 7. Jahrhundert Bücher
gefunden wurden, die das Wort "Messias" enthielten, und die
den Namen von Jesus als "Mi-Shi-Hu" wiedergaben, was auch dem
Begriff "Messias" entspricht. Die Person, die die Liste
zusammengestellt hat, die den Namen "Mi-Shi-Hu" enthält, ist
ein Buddhist. Genauere Angaben über diese tibetischen Texte
finden sich in dem Buch "A Record of the Buddhist Religion"
["Aufzeichnungen über die buddhistische Religion"] von I.
Tsing (83).
(83) I. Tsing: "A Record of
the Buddhis Religion practised in India and the Malaya
Archipelago" ["Ein Bericht über die buddhistische
Religionen, wie sie in Indien und auf der Malayischen
Archipel praktiziert wird"].
In dem Buch "Buddhismus" von Sir Monier Williams steht auf
Seite 45, dass der sechste Jünger von Buddha ein Mann mit dem
Namen "Yasa" war. Da Jesus 500 Jahre, d.h. im sechsten
Jahrhundert, nach Buddhas Tod auftrat, wurde er der "sechste
Jünger" genannt.
Schliesslich sei noch das Buch "Buddha. Sein Leben, seine
Lehre, sein Orden" von Doktor Hermann Oldenberg erwähnt, der
in Bezug auf das Buch "Mahawaga" auf Seite 54, erster
Abschnitt, daran erinnert, dass Buddhas Nachfolger ein Mann
namens "Rahula" sein sollte, der auch wie ein Jünger
beschrieben wurde. Und hier ist anzumerken, dass dieser
buddhistische "Rahula" eine verfälschte Form von "Ruhullah"
ist, einem der Beinamen von Jesus im Hebräischen.
Ich wollte hier nur kurz auch diese Hypothese aufführen, um
dieses Dossier über den möglichen Aufenthalt von Jesus auf
asiatischem Boden zu vervollständigen. (S.219)