Quellen
-- Ulrich Haarmann Hg.:
"Geschichte der arabischen Welt"; C.H.Beck-Verlag, München
1987
Unter Mitwirkung von: Ulrich Haarmann: Einleitung
(S.9f.) -- Albrecht Noth: Früher Islam (S.11-100) --
Tilman Nagel: Das Kalifat der Abbasiden (S.101-165) --
Heinz Halm: Die Fatimiden (S.166-199) -- Heinz Halm: Die
Ayyubiden (S.200-216) -- Ulrich Haarmann: Der arabische
Osten im späten Mittelalter 1250-1517 (S.217-263) --
Hans-Rudolf Singer: Der Maghreb und die
Pyrenäenhalbinsel bis zum Ausgang des Mittelalters
(S.264-322) -- Barbara Kellner-Heinkele: Der arabische
Osten unter osmanischer Herrschaft 1517-1800 (S.323-364)
-- Alexander Schölch: Der arabische Osten im neunzehnten
Jahrhundert 1800-1914 (S.365-431) -- Helmut Mejcher: Der
arabische Osten im zwanzigsten Jahrhundert 1914-1985
(S.432-501) -- Peter von Sivers: Nordafrika in der
Neuzeit (S.502-592)
-- Hans Prutz: Kulturgeschichte der
Kreuzzüge; Georg Olms Verlagsbuchhandlung, Hildesheim,
1964.
-- Sigrid Hunke: Kamele auf dem
Kaisermantel. Deutsch-arabische Begegnungen seit Karl dem
Grossen [den es wahrscheinlich nie gegeben hat]. Deutsche
Verlags-Anstalt GmbH, Stuttgart 1976. ISBN 3 421 01744 1
Kommentar
Die Chronologie beginnt mit der Uneinigkeit
der arabischen Welt zwischen den muslimischen
Herrschaftsbereichen Damaskus, Kairo und Ifriquiia vor
1100. Nachdem eine neue ägyptische Herrschaft unter
al-Hakim ein extremistisch-"frommes" Kalifat aufzieht und
laufend christliche Kirchen zerstört werden, darunter die
dem "Christentum" heilige "Grabeskirche", versuchen Byzanz
und die Kreuzfahrer-Invasoren, mittels
Territorialbesetzung "ihre" Kirchen in Palästina zu
"verteidigen". Die italienischen Seefahrerstaaten
profitieren während der Kreuzzüge gleich von beiden
Kriegsparteien. Brennpunkt ist Jerusalem, das eine
Stadtmauer bekommt, die aber bald wieder zerstört wird.
Allgemein scheint bei "christlichen" Historikern eine
grosse Wissenslücke vorhanden zu sein, was die Pogrome an
Juden während der Kreuzzüge anbelangt.
Ab 1200 ist die arabische Welt in Damaskus und Ägypten
eingekreist: von der westlichen Seite die christlichen
Invasoren, von der östlichen Seite die Mongoleninvasion
aus dem Iran. Um die arabische Identität zu retten, bleibt
nichts anderes übrig als die Optimierung der militärischen
Kräfte. Da kein Mittelweg zwischen den extremen Positionen
von "Christentum" und Islam zustandekommt, werden die
christlich beherrschten Residenzen in Palästina Ende des
13. Jh. vernichtet.
Die Hauptprofiteure der Kreuzzüge, die italienischen
Seefahrerstaaten, schwimmen durch 200-jährigen Profit
durch Truppentransport und Indienhandel im Geld und bauen ab 1300 die
"Renaissance"-Städte.
Für die Kirche ist das Ende der Kreuzfahrerstaaten ein
absoluter Schock. Die arabische Welt im Nahen Osten
dagegen kann sich aus der Umklammerung befreien. Die
Kriegsentwicklung nimmt weiter ihren Lauf, und Frieden ist
auch innerhalb der arabischen Länder nicht attraktiv.
Die Kreuzzüge werden später wiederholt mit Napoleon in
Ägypten, mit der britischen Herrschaft in Ägypten, mit den
Kolonialisierungen des Nahen Ostens ab 1919 etc.
Schliesslich wird auch die Gründung eines Religionsstaates
Israel mit dem imperialistischen Programm von Herzl "Der
Judenstaat" von der muslimischen Welt genau gleich wie ein
Kreuzzug empfunden.
Der Mittelweg zwischen den Religions-Verhetzungen ist
dabei bis heute nicht gefunden.
LeserInnen, die die innerarabischen Machtstrukturen und
Intrigen nicht interessieren, beginnen die Chronologie ab
1096. Logisch ist aber, dass nur bei Zerstrittenheit der
Dritte ein Chance hat. So war es auch am Anfang der
Kreuzzüge, am Ende umgekehrt...
Michael Palomino
1998 / 2003 / 2005
KREUZZÜGE=satanistisches Spielchen
Jesus+Moses+Mohammed sind erfunden - UND die sollen alle
im "heiligen Land" gewirkt haben - und seither streiten
sich die 3 Fantasie-Religionen um dieses Land. Und die
Satanisten LACHEN!!!
Link: Der Fantasie-Jesus mit den Codes 3,12,13,33: Link:
Der Fantasie-Jesus und seine Codes
Link: Der Fantasie-Mohammed - den Namen gibt es erst ab
ca. 850: Link:
Buch von Pressburg: Good bye Mohammed-Index
Link: Der Fantasie-Moses: Die Archäologie kann ihn nicht
finden!:
Link: Fantasie-Judentum: Fälschung und Wahrheit im Alten
Testament (AT) gemäss Aktenlage und Grabungen
Michael Palomino, 4.5.2019
Chronologie
ab 996
Italien-Ägypten: Italienischer Seehandel nach
Ägypten - Import von Holz und Pech für Kriegsschiffe -
Drohungen aus Byzanz und Rom
Die italienischen Seerepubliken besitzen zum ersten
Mal 996 nachgewiesenermassen ein Kontor im Hafen von
Kairo/al-Qahira. Ägypten bezieht aus Italien und Dalmatien
vor allem Holz und Pech für den Schiffsbau. Die
Lieferungen erfolgen über die Schiffe der italienischen
Seerepubliken.
Da Holz und Pech kriegswichtige Güter sind - vor allem
gegen Byzanz gerichtet - sprechen Byzanz
und der Papst von Zeit zu Zeit Warnungen aus, dass die
italienischen Schiffe gekapert würden und hohe Strafen
drohen würden. Die italienischen Transportreeder lassen
sich aber kaum je beeindrucken und machen weiter ihre
Kriegsprofite (Haarmann, S.190).
998 ca.
Kairo: Machtkampf zwischen Berbern und
Mamluken-Söldner-Offizieren - Osteuropäer Barguwan
Der lachende Dritte im Intrigenspiel um die
militärische Macht am Kairoer Kalifenhof zwischen Berbern
und Mamluken ist der osteuropäische Eunuch Barguwan,
dem es gelingt, mit Hilfe der türkischen Mamluken-Söldner
die Berber zu entmachten. Er übernimmt den Wesirposten des
Kalifen mit Leitung der der Staatsgeschäfte. Der
13-jährige Kalif al-Hakim kann dem ganzen
Treiben nur zusehen (Haarmann, S.176).
Syrien-Palästina: Ägyptische Besetzung unter
Barguwan
Barguwan lässt ägyptische
Truppen Palästina und Damaskus besetzen und etabliert dort
eine harte Fatimidenherrschaft (Haarmann, S.180) mit Besetzung des Landes bis vor Antiochien
(Haarmann, S.180-181).
999/1000
Byzantinischer Feldzug unter Kaiser Basileios
II. gegen die ägyptische Besetzung Syriens bis Tripolis:
Plünderungen im Winter, Belagerung von Tripolis
Das Heer von Kaiser Basileios II. zieht den Fluss Orontes (heute "Asi")
aufwärts und plündert im Winter Sayzar, Hims und Baalbek. Der
Feldzug endet mit einer Belagerung von Tripolis
(Tarabulus) (Haarmann, S.181).
Anfang 1000
Das ägyptische Tripolis kann sich gegen die byzantinische
Belagerung durchsetzen. Byzanz muss die Belagerung
abbrechen (Haarmann, S.181).
1000
Waffenstillstand zwischen Ägypten und Byzanz
auf 10 Jahre
Der ägyptische Regent Barguwan kann unter
Vermittlung von Patriarch Orestes von
Jerusalem - mütterlicherseits ein Onkel al-Hakims
- einen zehnjährigen Waffenstillstand mit Byzanz
abschliessen. An der Nordgrenze des ägyptischen Imperiums
bleibt es in der Folge "ruhig" (Haarmann, S.181).
um 1000
Kairo: Wechselnde Heeresstruktur: gemischte
Söldnertruppen
Das arabische Heer "dschund" verliert seine Bedeutung,
ebenso die damit verbundenen Standorte Kufa,
Basra, Fustat und Kairuan. Die
Söldner werden auch aus nichtarabischen Völkern rekrutiert
(Haarmann, S.200).
ab 1000 ca.
Damaskus/Aleppo: Emir Zengi und weitere "Zengiden" werben
unter den Kurden und Seldschuken für Söldnerdienste
(Haarmann, S.200).
ab 11. Jh.
Bagdad: Es kommt zur Machtteilung zwischen der
arabisch-quraysitischen Kalifenlinie und der fremden,
meist turkmenischen Staatsmacht (Haarmann, S.219).
März 1000
Kairo: Ermordung von Wesir Barguwan -
Machtergreifung von Kalif al-Hakim
Der 15-jährige ägyptische Kalif al-Hakim lässt den
osteuropäischen Wesir Barguwan meuchlings ermorden und
nimmt die Regierungsgeschäfte selbst in die Hand. Fortan
bleibt Kalif al-Hakim ein misstrauischer Mensch, der seine
Wesire lieber beseitigen als zu mächtig werden lässt
(Haarmann, S.176).
1004
Afrika:
Gegenkalifat Cyrenaika: Gegenkalif Abu Rakwa
Aufstand des arabischen Banu Qurra-Stammes am
westlichen Rand des Nildeltas mit Berberstämmen
Nordafrikas im Gebiet des heutigen Libyen,
Luwata, Mazata, Zanata unter Führung eines
ausgerufenen Gegenkalifen Abu Rakwa. Abu
Rakwa behauptet, ein Umayyadenprinz zu sein. Die
Aufständischen besetzen in der Cyrenaika
die Stadt Barqa und besiegen mehrmals
ägyptische Kalifentruppen (Haarmann, S.181).
1004
Kairo: Ermordung von Wesir Barguwan -
Machtergreifung von al-Hakim
-- Dekret von Kalif al-Hakim zur Rechtfertigung der
Machtübernahme
-- "Volkspolitik" al-Hakims: Diskriminierung und
sunnitische Intoleranz
-- Rechtfertigung des Mordes an Wesir Barguwan
-- Versprechen einer "gerechten Regierung"
-- alle Untertanen sollen sich mit Anliegen direkt an ihn
wenden
->> al-Hakim entscheidet über alle Eingaben, die
beim Wesir eingehen, mit Reskript/ tawqi' am Rand oder auf
der Rückseite
->> al-Hakim pflegt Ausritte und Entgegennahme von
Petitionen während seiner Ausritte in die Umgebung Kairos
->> al-Hakim pflegt die Bekanntmachung von Dekreten
vor der Volksversammlung von der Loge des Schlosshofs
herab als "Hofprediger". Die Edikte werden dann in allen
Freitagsgottesdiensten von den Kanzeln al-Qahiras / Kairos
verkündet (Haarmann, S.176).
ab 1004
Der afrikanische Kalif al-Hakim als
"Saubermacher" für das Sunnitentum
Al-Hakim will sein Ziel einer "idealen islamischen
Gemeinde" mit einer "Lawine" von Dekreten erreichen und so
ein "vorbildlicher" Lenker/imam sein.
Als Basis nimmt al-Hakim die Rechtsgrundsätze des grossen
ismailitischen Rechtskompendiums "Stützen des Islam" ("Da
'a 'imal-islam'") des Qadi an-Nu 'man.
Zudem versucht al-Hakim, die Religionsfreiheit für die
Sunniten gegenüber den Schiiten zu sichern. Damit nimmt
al-Hakim seine Rolle als "Treuhänder Gottes" ("amin
Allah") sehr ernst. Er erlässt Dekrete
wie z.B.
-- Überwachung von Massen und Gewichten
-- Beleuchtung und Feuerschutz der Altstadt
-- Tötung der zur Plage werdenden Hunde
-- Schutz des Rinderbestandes Ägyptens mit einem
Schlachtverbot an den grossen muslimischen und
christlichen Festen
-- Abschaffung einer Reihe unkanonischer Binnenzölle in
den Nilhäfen und so Senkung des Brot- und Dattelpreises
(Haarmann, S.177).
Der afrikanische Kalif al-Hakim als Vernichter
der schiitischen Toleranz
Kalif al-Hakim verfügt Zwangserlasse, damit die
Menschen seines Imperiums "gute Muslime" werden.
Zuwiderhandlung wird mit Prügelstrafe geahndet:
-- Verbot des Genusses von Wein, Honigbier und Hirsebier
und Bestrafung bei Zuwiderhandlung bis zur Vernichtung von
Trauben, Rosinen und Honig
-- Verbot des Verzehrs von schuppenlosen Meerestieren,
darunter die in Ägypten sehr beliebte Tellmuschel
-- Verbot einiger von Schiiten traditionell verpönten
Gemüsesorten, so, wie es in den "Stützen des Islam" von an-Nu 'man geschrieben steht (Haarmann,
S.177).
Frauenfeindliche Erlasse von Kalif al-Hakim
Zuwiderhandlungen werden mit Prügelstrafe geahndet:
-- obligatorisches Schleiertragen für Frauen
-- Verbot nächtlichen Ausgangs für Frauen
-- Verbot an der Teilnahme bei Begräbnissen für Frauen
-- Verbot des Besuchs öffentlicher Bäder und beliebter
Ausflugsziele für Frauen (Haarmann, S.177).
Kairo: Dekrete von Kalif al-Hakim gegen
Christen und Juden: Diskriminierungen - Auswanderung von
Christen nach Nubien oder Syrien
Al-Hakim lässt durch Erlasse die Existenzen von
Christen und Juden planmässig einengen und realisiert
somit eine Diskriminierung, wie sie im sogenannten
'Umar-Vertrag festgelegt ist:
-- Prozessionen und Feste von Juden und Christen sind in
der Öffentlichkeit untersagt
-- Glockengeläut und öffentliches Tragen von Kreuzen ist
verboten
-- Kirchenneubauten werden abgerissen
-- Tragen von auffälligen Zeichen an der Kleidung wie
Gürtel, schwarze Turbane und Kopftücher werden Pflicht
-- auch im Badehaus müssen Christen Kreuze und Juden
Glöckchen tragen
-- al-Hakim beginnt den Kampf gegen die christlichen
Regierungssekretäre, so dass viele der Betroffenen zum
Islam übertreten.
Der starken Diskriminierung können Christen ausweichen,
indem sie in das christliche Nubien oder
in die syrischen Küstenstädte Latakia
(Laodikeia) und Antiochien auswandern
(Haarmann, S.178).
1005
Gegenkalifat Cyrenaika: Zerschlagung und
Hinrichtung
Sieg der Truppen der ägyptischen Generäle al-Hakims
gegen die aufständischen Banu Qurra und Berber in
Nordafrika. Festnahme von Berberführer Abu
Rakwa, Auslieferung nach Ägypten und Hinrichtung in
Kairo / al-Qahira (Haarmann, S.181).
"Haus der Wissenschaft" in Kairo nach Vorbild
Bagdads (von 830 n.Chr.)
Kalif al-Hakim kann das neue "Haus der Wissenschaft"
in Kairo einweihen. Er folgt damit dem Vorbild Bagdads, wo
830 bereits ein "Haus der Weisheit" eröffnet wurde, das
inzwischen wieder geschlossen ist. Kalif al-Hakim
realisiert mit dem "Haus der Wissenschaft" die Öffnung von
Wissen für die Öffentlichkeit:
-- die Kalifenbibliothek wird öffentlich zugänglich mit
allgemeiner Erlaubnis zum Abschreiben von Werken
-- Anstellung wissenschaftlicher Lehrer in Recht,
Tradition, Koran, aber auch Grammatik, Philologie, Logik,
Mathematik, Astronomie und Medizin
-- mit Work-Shops unter den Gelehrten im Beisein des
Kalifen
-- mit besonderer Förderung der Astronomie unter dem
Astronom Ibn Yunus as-Sadafi, der eine
"Hakimsche Tafel" zur Astronomie veröffentlicht (Haarmann,
S.180).
1006
Kairo: Al-Hakims Beschlüsse zur Begünstigung
der Sunniten: "Toleranzedikt"
-- die Duldungsgarantien
lässt er militärisch durchsetzen
-- den schiitischen Gebetszusatz lässt er wieder
zurücknehmen
-- Zusatzgebete am Vormittag und in Ramadan-Nächten lässt
er zu
-- die Schmähungen der Prophetengefährten Abu
Bakr, 'Umar und 'Utman u.a. an
schiitischen Festen und Prozessionen lässt er verbieten
-- zeitweilig lässt al-Hakim sogar die
schiitisch-ismailitischen Lehrsitzungen verbieten
(Haarmann, S.178).
ab 1008 ca.
Ägypten/Palästina: Plünderung und Zerstörung
von Kirchengütern im ägyptischen Imperium auf Befehl des
Kalifen al-Hakim
Kalif al-Hakim beginnt mit Plünderungen in Klöstern
und Kirchen. Es folgt die Zerstörung und Konfiszierung des
kirchlichen Bodens. Es ist dies die nach ägyptischem
Brauch legale Beschaffung von Geld bei Ebbe in der
Staatskasse,
-- um die turkmenischen / seldschukischen Söldner zu
bezahlen
-- um Geld zur Reparatur der verfallenen Moscheen
aufzutreiben
wie dies vor ihm bereits andere ägyptische Regenten getan
haben (Haarmann, S.179).
1009
Kairo: Al-Hakim erneuert das "Toleranzedikt"
für die Sunniten
(Haarmann, S.178)
September 1009
Ägypten/Palästina: Dekret von al-Hakim zur
Zerstörung der Grabeskirche in Jerusalem
Die Kirche Konstantins, die Grabrotunde und die
Schädelstätte ("kranion") werden abgerissen (Haarmann,
S.179).
Die christliche Glaubensgemeinschaft verliert mit der
Zerstörung der Grabeskirche den Ausgangspunkt des
Lichtermeeres an Ostern und rächt sich mit einer
entstellenden Geschichtsschreibung, z.B. mit dem
christliche Historiker Johannes von
Antiochien (Yahya al-Antaki) u.a.,
was auch dem Abbasiden-Kalif in Bagdad nur dienlich ist
(Haarmann, S.179).
ab 1009
Kairo: Aufkommender Widerstand gegen
Sunnitenbevorteilung am Kalifenhof
Der Wesir des Afrikakalifen und dessen Hofgenossen
beginnen, gegen die Sunnitenbevorteilung im ägyptischen
Imperium Widerstand zu leisten. Al-Hakim muss seine
Toleranz- und Schutzerlasse zum Teil zurücknehmen
(Haarmann, S.178).
1010
um 1010
Kairo-Bagdad: Untergrundarbeit Ägyptens in
Bagdad mittels Agenten
Ägyptische Missionare der Fatimiden, die gleichzeitig
Geheimagenten sind, werben im Untergrund Bagdads für den
ägyptischen Kalifen (Haarmann, S.186).
ab 1010 ca.
Maghreb: In Nordafrika existieren noch 47
christliche Bistümer
(Haarmann, S.186)
ab 1010 ca.
Ägypten/Palästina: Weitere Kirchenzerstörungen
im ägyptischen Imperium auf Befehl von Afrikakalif
al-Hakim
-- Zerstörung der Georgskirche in Ramla
-- Zerstörung der Marienkirche in Damiette
-- Zerstörung des Klosters Dayr al-Qasir
über dem Grab des Heiligen Arsenios auf
dem Muqattam bei Kairo (Haarmann, S.179).
Kirchenbauten, die unter der Herrschaft von Kalif al-Hakim
erhalten bleiben:
oo das Skete-Kloster
bei Alexandrien
oo das Katharinenkloster
im Sinai
oo die Kirche Mar
Schenute
oo die Marienkirche
und weiter Kirchen in Alt-Kairo
(Haarmann, S.179).
1011
Palästina/Mekka: Aufstand der Tayyi'-Stämme in
Ramla: Gegenkalif al-Hasan - Ersticken des Aufstands
durch Bestechung Ägyptens
Die Tayyi'-Stämme stehen unter Führung von Mufarrig b. Dagfal b. al-Garrah, der den
Scherif von Mekka, al-Hasan b. Ga 'far,
zum Kalifen ausrufen lässt. Gegenkalif al-Hasan
lässt sich in Ramla als Kalif huldigen. Kalif al-Hakim
versorgt die Tayyi'-Beduinen mit Geldlieferungen, so dass
diese den von ihnen ausgerufenen Gegenkalif al-Hasan
wieder vertreiben (Haarmann, S.181).
1011
Ägypten/Mesopotamien: Untergrundaktivität
Ägyptens in Mosul und Kufa - kurze Erwähnung im
Freitagsgebet
In Mosul und Kufa
wird der afrikanische Kalif al-Hakim vorübergehend im
Freitagsgebet als Schutzherr erwähnt und
somit anerkannt. Mit der Erwähnung wollen sich die beiden
Gebiete nördlich und südlich von Bagdad aber eher von der
abbasidischen Zentralmacht abgrenzen. Eine Unterstellung
unter Ägypten wird nicht angestrebt (Haarmann, S.181).
1012
Kairo: Baubeginn eines Observatoriums
unter Oberqadi Malik b. Sa 'id. Das
Observatorium bleibt aber unvollendet (Haarmann, S.180).
1015 ca.
Kairo: Zwangserlass von Kalif al-Hakim gegen
Frauen: Ausgangsverbot ohne männliche Begleitung
Kalif al-Hakim verfügt das Ausgangsverbot für Frauen, wenn
diese ohne männliche Begleitung sind. Ausnahmen sind
Frauen mit bestimmten Berufen wie Hebamme,
Leichenwäscherinnen, Wasserträgerinnen, Friseusen etc.
Al-Hakims Regierung schneidet die menschlichen Freiheiten
in seinem Imperium immer mehr ein (Haarmann, S.177).
1015
Ägypten wird Schutzmacht von Aleppo
Der Emir von Aleppo anerkennt den afrikanischen
Kalifen in Ägypten, al-Hakim und wendet sich damit von Byzanz ab. Ägypten wird somit neue
Schutzmacht und das nordsyrische Aleppo ist dem Zugriff
des Byzantinerkaisers entrissen (Haarmann, S.181).
ab 1017
Ägypten: Entstehung des Drusen-Glaubens:
Führer Hamza al-Labbad behauptet, das Paradies sei
angebrochen
Bildung einer Glaubensgruppe in Kairo/al-Qahira, die im
fatamidischen Imam-Kalifen al-Hakim eine Inkarnation
Gottes sieht und die Botschaft vom Ende des islamischen
Gesetzes verbreitet, weil das Paradies angebrochen sei
(Haarmann, S.181).
Die Glaubensgruppe unter dem Ostiraner Hamza
al-Labbad, der mit Traktaten den Inhalt des neuen
Glaubens bestimmt, führt die ismailitische Ideologie und
die Erlösungserwartung konsequent zu Ende: Die
paradiesische Urreligion sei nun mit dem
religiös-züchtigen Leben im Kommen. Gott müsse sich vor
den Menschen und ihren Sünden nicht mehr verhüllen, weil
die Sünden nicht mehr vorkommen würden.
Das Ziel der Menschheit sei erreicht, und der "Mahdi"
werde die direkte Gottesregierung von vor der Sünde von
Adam und Eva wieder herstellen. Das religiöse Gesetz wird
somit nicht mehr nötig sein, denn die Menschen können nun
auch ohne dieses Gesetz "sündlos" leben. Der Kalif
al-Hakim sei Gott, und das Paradies sei angebrochen.
Diese Lehre wird vom Führer der Gruppe, Hamza al-Labbad,
gelehrt, unterstützt von seinem Helfer Anustekin
ad-Darzi, in einer kleinen Moschee nördlich von
Kairo nahe der Stadtmauer. Mehrmals trifft sich Kalif
al-Hakim mit Hamza. Dieser legt sich den
Titel al-Hadi ("der Führer") zu.
Kalif al-Hakim gibt in der Folge nie eine eindeutige
Stellungnahme zur Glaubensgruppe um Hamza al-Labbad ab.
Seine Rechtsgelehrten, der oberste Qadi und der oberste
religiöse Propagandist ("Da 'i") äussern sich jedoch
scharf gegen Hamzas" Lehre des Paradieses (Haarmann,
S.182).
ab 1018 ca.
Ägypten/Palästina: al-Hakim stellt die
Kirchenzerstörungen ein
(Haarmann, S.179)
Juni 1019
Kairo: Demonstration der Hamza-Glaubensgruppe
in einer Moschee - Verfolgung der Hamza-Glaubensgruppe
als "Drusen"
An einer Demonstration einiger Hamza-Anhänger in der
"Amr-Moschee in Alt-Kairo geben die Mitglieder ein
lautstarkes Bekenntnis ab, dass Afrikakalif al-Hakim Gott
selber sei. Im losbrechenden Tumult kommen drei
Hamza-Anhänger zu Tode, und in Alt-Kairo kommt es zu
Pogromen gegen die Hamza-Gruppe (Haarmann, S.182). Der
Helfer Anustekin ad-Darzi wird als
Hauptschuldiger verfolgt und flüchtet in den Kalifenpalast
(Haarmann, S.182-183).
Dem Führer der Gruppe, Hamza al-Labbad,
gelingt die Flucht in den Untergrund. Kalif al-Hakim gibt
an, der Helfer Anustekin ad-Darzi sei hingerichtet. Man
hört nie mehr etwas von ihm. Sein Name gibt der Gruppe die
Bezeichnung, denn "Duruz" ("Drusen") ist der Plural von
"Darzi".
Fortan entwickelt der Anführer, Hamza al-Labbad, weitere
Traktate und vollendet den "Drusenkanon". In den
drusischen Schriften gilt der Helfer Anustekin ak-Darzi
fortan als Verräter, weil er in den Kalifenhof flüchtete
(Haarmann, S.183).
1020
um 1020
Ägypten/Palästina: Beginnende Wiedergutmachung
von Kalif al-Hakim gegenüber der Kirche
-- das Kloster Dayr al-Qasir wird in
Ruinen zurückgegeben
-- die Grabeskirche in Jerusalem wird in Ruinen
zurückgegeben...
Die Gemeinde des zerstörten Klosters Dayr al-Qasir erhält
seinen geraubten Besitz vom Kalifen al-Hakim zurück. Das
Kloster wird unter al-Hakims Anteilnahme wieder aufgebaut.
In Jerusalem setzt Kalif al-Hakim einen neuen Patriarchen
ein (Haarmann, S.179).
ab 1020 ca.
Kairo: Vertreibung der Drusen-Gruppen aus
Ägypten
Unter Afrikakalif al-Hakim kommt es zu einer
planmässigen Verfolgung der Drusen, die sich in die
Gebirgstäler zwischen Libanon und Hermon fürchten müssen (Haarmann, S.183).
13.2. 1021
Kairo: Verschwinden von Kalif al-Hakim -
Übernahme des Regimes durch Schwester Sitt al-Mulk und
Kalif az-Zahir
Kalif al-Hakim kommt von einem seiner Ausritte in die
östliche Wüste nicht mehr zurück. Sein Esel und seine
zerfetzten Gewänder werden gefunden.
Die Schwester des Kalifen, Sitt al-Mulk,
übernimmt tatkräftig die Regierung des ägyptischen
Imperiums und lässt den Häuptling der Kutama-Berber, Ibn Dawwas, und zwei seiner Sklaven als
Kalifenmörder hinrichten. Seither streiten sich
Historiker, ob die Schwester selber den Auftrag zum Mord
gegeben habe und Ibn Dawwas vielleicht nur Mitwisser war.
Die Drusen interpretieren den Tod von al-Hakim als Strafe
für die Menschheit, denn der personifizierte Gott habe
sich erneut verhüllt, weil die Menschen ihre Erlösung
nicht angenommen hätten (Haarmann, S.183).
1021-1036
Kairo: Nachfolge von Kalif al-Hakim: az-Zahir
(Haarmann, S.183)
1021
Kairo: Sitt al-Mulks Hauptsorge ist die
Sicherung Syriens gegen Byzanz
(Haarmann, S.184)
ab 1021
Kairo: Erbarmungslose Verfolgung der Drusen
Die Drusen werden auch in Syrien und Palästina
verfolgt. Sie können dank der einsetzenden Kreuzzüge in
den Tälern des Libanon überleben, da die ägyptische Macht
zurückgeht (Haarmann, S.183).
ab 1021
Kairo: Ägypten schliesst rangmässig zu Byzanz
auf
Kalif az-Zahir kann die Rolle
Ägyptens als Handelsdrehscheibe der Welt ausbauen. Ägypten
wird gegenüber Byzanz ebenbürtig (Haarmann, S.183) und
rivalisiert von Süditalien bis Syrien um die Vorherrschaft
im östlichen Mittelmeer.
Ein Bündnis mit der jemenitischen Vasallendynastie gibt
der ägyptischen Politik Raum bis zur Südküste der
arabischen Halbinsel.
Der Kalif versucht die Ausdehnung der Macht auf den Irak
und den persischen Golf (Haarmann, S.184).
1023
Kairo-Byzanz: Verhandlungen über
Friedensverlängerung
Im Auftrag der Kalifenschwester Sitt
al-Mulk verhandelt der ägyptisch-gebürtige
Jerusalemer Patriarch Nikephoros in Konstantinopel mit dem byzantinischen
Kaiser Basileios II. über einen neuen
Friedensvertrag (Haarmann, S.184).
1025
Syrien: Vereinter Aufstand der drei
Beduinenstämme in Syrien gegen
Ägypten - Byzanz bleibt neutral und hilft den Beduinen
nicht
Die Beduinenstämme der Kilab (unter
Fürst Ibn Midras in Aleppo),
der
Kalb der Palmyrene (in
Damaskus) und der Tayyi' (aus Palästina)
versuchen den vereinten Aufstand gegen Ägypten, indem sie
die Hauptstädte besetzen. Die Tayyi' können al-'Aris
niederbrennen und bedrohen Ägypten mit einem Zug nach
Westen. Gleichzeitig rufen sie den byzantinischen Kaiser
um Hilfe, aber Basileios II. folgt dem
Friedensvertrag mit Kairo/al-Qahira, so dass ägyptische
Truppen die Gegenangriffe gegen die betroffenen Gebiete
aufbauen können (Haarmann, S.184).
1025 ca.
Libanon: Tod des Drusenchefideologen Hamza
al-Labbad - Nachfolger Baha' ad-din al Muqtana
Er führt von Alexandrien die Werbung für die Drusen-Lehre
weiter, währenddessen die Verfolgungen gegen die Drusen
weitergehen (Haarmann, S.183).
1027
Jerusalem: Kalif az-Zahir erlaubt den
Wiederaufbau der Grabeskirche
Zudem gestattet er den ehemals christlichen Hofbeamten,
die unter Zwang zum muslimischen Glauben konvertieren
mussten, die Rückkehr zum christlichen Glauben mit
Berufung auf Koranvers 2,256:
"Es gibt keinen Zwang in der Religion",
obwohl das islamische Recht den Abfall vom Islam mit dem
Tod bedroht (Haarmann, S.179).
1029
Palästina-Syrien: Ägyptische Niederschlagung
des Beduinenaufstandes
Ägyptische Truppen unter dem türkischen Gouverneur von
Damaskus, Anustekin, können die Koalition
der aufständischen Beduinenstämme Kilab, Kalb
und Tayyi' zerschlagen (Haarmann,
S.184).
1030
Jerusalem: Ein erneuter Versuch von Byzanz,
Jerusalem zu erobern, scheitert
(Haarmann, S.192)
ab 1030
Persien: Turkmeneninvasion in Iran mit
Häuptlingsfamilie der Seldschuken mit Stammvater
Seltschuk
Die Seldschuken/Turkmenen besetzen in wenigen Jahren
ganz Zentralasien und Ostiran (Haarmann, S.186).
ab 1030 ca.
Sizilien, Ifriqiya: Abnehmender Einfluss
Kairos/al-Qahiras auf Sizilien und Nordafrika
Der Einfluss des Kairoer Kalifen
wird schwächer, was sowohl den Emir von Palermo wie
auch den Kontakt zu den Emiren im Maghreb betrifft, die
jeweils ihre Einsetzungsurkunden gegen Geschenke und Geld
erhalten.
Der Vizekönig des Maghreb, der Ziride al-Mu 'izz b. Badis
mit Residenz in Kairuan (heute Tunesien) kann u.a. in
Sizilien einen Emir eigener Wahl gegen den Willen des
ägyptischen Kalifen durchsetzen. (Haarmann, S.185).
1031
Spanien: Ende des Kalifats in Córdoba
(Haarmann, S.185)
1033-1034
Jerusalem bekommt eine neue Ringmauer aus
Kirchen- und Klostersteinen
Afrikakalif al-Zahir lässt um das
byzantinische Hauptziel Jerusalem eine Ringmauer bauen.
Dazu lässt er Kirchen und Klöster abreissen.
Parallel dazu erfolgen neue Verhandlungen mit Byzanz mit Kaiser Romanos
III. Argyros und Michael IV. Die
Verhandlungen ziehen sich bis 1038 hin. Byzantinische
Forderungen sind:
-- Beibehalten der Lehenshoheit über Aleppo
-- direkte Einflussmöglichkeit auf Jerusalem und die
Hoheit, den dortigen Patriarchen zu ernennen
-- Erlaubnis zum Aufbau der Grabeskirche, die mit Hilfe
von Byzanz wieder aufgebaut werden könnte
-- Wiederaufbau der anderen von Kalif az-Zahir zerstörten
Kirchen
-- Einstellen der Plünderungszüge des Emirs von Palermo im
byzantinischen Kalabrien und Apulien (Haarmann, S.184).
1036-1094
Kairo: Afrikanisches Kalifat al-Mustansir
(Haarmann, S.183)
1038
Ägypten-Byzanz: Friedensvertrag auf 30 Jahre
(Haarmann, S.184)
Persien: Turkmenischer Eroberungsplan von
Togrilbeg
Togrilbeg, der Seldschukenführer, lässt sich jetzt
bereits als "Sultan" anreden und kündigt die Vernichtung
des fatimidisch-ägyptischen Kalifats an (Haarmann, S.186).
Ausserdem verkündet er die Eroberung Mekkas
und Medinas (Haarmann, S.187).
1038
Ägyptisches Bündnis mit Jemen
Ein ismailitischer Missionar reisst in Jemen die
Herrschaft an sich und begründet die Dynastie der
"Sulayhiden" von Sanaa (San 'a'). Jemen bewährt sich in
der Folge als Bündnispartner des ägyptischen Kalifen
(Haarmann, S.187).
ab 1038
Ägypten/Palästina: Wiederaufbau der
Grabeskirche - Rücknahme diskriminierender Gesetze
Die Grabeskirche in Jerusalem wird mittels Planung von
byzantinisch-griechischen Architekten wieder aufgebaut.
Die Christen in Syrien und Ägypten erhalten die Toleranz
zurück, die von Kalif al-Hakim eingeschränkt worden war
(Haarmann, S.184).
1040
1043
Libanon: Drusische Lehre wird Geheimlehre
Drusenführer Baha' ad-din al-Muqtana stellt unter dem
Druck der Verfolgung die Drusenmission ein. Die Lehre wird
zu einer Geheimreligion für "Eingeweihte", die nur in den
Gebirgsklausen gelehrt wird. Die grosse Masse der
"Unwissenden" bleibt von der Lehre bis in die 1980-er
Jahre ausgeschlossen (Haarmann, S.183).
1048
Ägypten-Byzanz: Erneuerung des 30-jährigen
Friedens
auch wenn noch gar nicht 30 Jahre vergangen sind
(Haarmann, S.184).
ab 1048 ca.
Ifriqiya: Unabhängigkeitsbestrebungen in
Kairuan
Der Vizekönig des Maghreb strebt die Unabhängigkeit
von Kairo an (Haarmann, S.185).
1050
1051
Ifriqiya: Unabhängigkeitserklärung des Maghreb
von Ägypten - Huldigung an Bagdads Kalifat
Der Vizekönig, der Ziride al-Mu 'izz b. Badis,
lässt den Bagdader im Freitagsgebet dem Kalifen al-Qa 'im huldigen und erhält zusätzlich
noch ein Bestallungsdiplom aus Bagdad (Haarmann, S.185).
ab 1051
Ägyptens Reaktion auf die Unabhängigkeit des
Ifriqiyas: Beduinenvertreibungen - Arabisierung
mit Anstiftung "lästiger" Beduinenstämme aus Nubien zu Raubzügen im Maghreb: die Banu Hilal und Banu Sulaym.
Diese Stämme ziehen plündernd in die Cyrenaika durch den
Maghreb und sollen so Nordafrika destabilisieren.
Plünderung von Barka (Haarmann, S.185).
Nordafrika wird mit den Beduinenplünderungen mehr und mehr
arabisiert und die Siedlungs- und Wandergebiete der
Maghreb immer mehr eingeschränkt. Die Kirchen und Bistümer in den Berberstädten weichen
rasch dem Islam. Ab diesem Zeitpunkt hören die
lateinischen Inschriften in Grabsteinen auf Friedhöfen in
Nordafrika auf (Haarmann, S.186).
Ersatzbeduinen
Das Kalifat selbst siedelt westlich des Nildeltas die
Tayyi'-Clans aus Palästina und dem Sinai anstelle der
entfernten Banu-Quarra-Beduinen an (Haarmann, S.185).
1053
Ifriqiya: Bistumssterben in Nordafrika
Von den 47 Bistümern in Nordafrika existieren noch fünf.
Der vulgärlateinische Dialekt in Afrika schwindet rapid
und hält sich nur noch in abgelegenen Oasen, z.B. Gafsa (Qafsa) (Haarmann, S.186).
1054
Ägypten: Hungersnot - Byzanz unter Kaiser
Konstantin IX. Monomachos hilft Ägypten mit
Getreidelieferungen
(Haarmann, S.185).
Ifriqiya: Die beduinischen Stämme aus Nubien
und Ägypten belagern die Maghreb-Hauptstadt Kairuan
(Haarmann, S.185)
1055
Byzanz: Kaiserin-Nachfolgerin von Byzanz,
Theodora, verlangt von Ägypten die Beteiligung an einem
Militärbündnis
quasi als Gegenleistung für die Hungerhilfe von 1054.
Ägypten verweigert jedoch das Militärbündnis und der
Friede zwischen Byzanz und Ägypten geht in die Brüche
(Haarmann, S.185).
18.12.1055
Bagdad: Togrilbeg wird offiziell als Bagdader
Sultan anerkannt - umworbener al-Basasiri
Nach der Anerkennung Togrilbegs als Sultan scharen sich
schiitische und anti-seldschukische Kräfte um den
türkischen Offizier Arslan al-Basasiri, der mittels
ägyptischer Waffen und Gelder Unruhen um den Bagdader
Kalifenhof schürt.
In der Folge muss Togrilbeg vorübergehend Bagdad verlassen
(Haarmann, S.187).
ab 1055
Ägypten-Byzanz: Neue Kriege - wieder
Kirchenraub in Jerusalem
Die Kämpfe in Nordsyrien zwischen Byzanz und Ägypten
flammen erneut auf. Afrikakalif al-Mustansir
lässt u.a. die neue Grabeskirche in Jerusalem ausrauben
(Haarmann, S.185).
1057
Ifriqiya: Der Vizekönig des Maghreb gibt
Kairuan auf und zieht in die Seefestung Mahdiyya
(Haarmann, S.185)
Dez 1058
Ägyptische Besetzung von Bagdad
Al-Basasiri zieht in Bagdad ein, lässt die
abbasidischen schwarzen Fahnen einziehen und lässt
ägyptisch-fatimidische weisse Fahnen hiessen. Dem Kalifen
al-Mustansir in Kairo wird im Bagdader Freitagsgebet
gehuldigt. Die Amtskleidung des abbasidischen Kalifen, ein
schwarzer Mantel mit schwarzem Turban, wird als Beweis der
Besetzung Bagdads nach Kairo gesandt (Haarmann, S.187).
ab 1058 ca.
Ägyptische Agententätigkeit im Iran und Indien
Überall im seldschukischen Iran wirken die
Missionar-Agenten von Kalif al-Mustansir, bis in die
Hochtäler des Hindukusch, Pamir, und
Nordwest-Indiens (Haarmann, S.187).
1059
Ägypten: Höhepunkt der Macht: von Bagdad bis
zur Cyrenaika
Ägypten befindet sich auf dem Höhepunkt seiner imperialen
Ausdehnung. Ägyptens Heerführer Al-Basasiri
erhält von Ägypten aber keine Unterstützung, obwohl
er ganz Mesopotamien regiert. Kalif al-Mustansir scheint
ihm zu misstrauen, oder der Nachschub wird auf der
Transportlinie unterbrochen (Haarmann, S.187).
1060
Bagdad: Seldschukenführer Togrilbeg zieht
wieder in Bagdad ein
Al-Basasiri muss aus Bagdad abziehen. Es folgt eine grosse
Seldschukeninvasion in Syrien und im Hedschas
(Haarmann, S.187).
ab 1061 ca.
Unruhen in Ägypten nach der
Niederlage in Bagdad
Türkische und berberische Truppen verbünden sich gegen
die "schwarzen Garden" des ägyptischen Hofs. Es kommt zu
Schlachten vor den Toren Kairos (Haarmann, S.188).
Italienische Seerepubliken in Palästina
Die italienischen Seerepubliken besitzen ein Kloster
mit Hospital und Kirche in Jerusalem, das "Santa Maria de
Latina" (Haarmann, S.190).
1062
Der Maghreb kommt wieder unter ägyptische
Kontrolle
(Haarmann, S.187)
ab 1065 ca.
Waffenstillstand zwischen Ägypten und Byzanz
(Haarmann, S.185)
ab 1065
Wiederholte niedrige Nilhöhen - Hungersnot in
Ägypten
Wiederholte unzureichende Nilhöhen haben Hunger und
Teuerung in Ägypten zur Folge. Zusätzlich brechen Seuchen
aus. Dazu kommen die laufend sich erhöhenden Kosten für
die Armee. Die alljährlichen Getreidelieferungen an die
heiligen Stätten Mekka und Medina müssen unterbleiben
(Haarmann, S.188).
1068
Zahlungsunfähigkeit Ägyptens
Der Afrikakalif al-Mustansir gibt öffentlich die
Zahlungsunfähigkeit des ägyptischen Imperiums bekannt.
Der Scherif von Mekka sucht in der Folge einen neuen
Schutzherrn und bekommt sofort Kontakt zum
Seldschukensultan Togrilbeg (Haarmann,
S.188).
Weil das ägyptische Heer jährlich 400.000 Dinar
verschlingt, muss das Kalifat die Staatsschätze angreifen
und u.a. 7 mudd (= 126 Liter) Smaragde verkaufen, was ca. 300.000 Dinar entspricht
(Haarmann, S.191).
1069
Eröffnung einer ägyptischen Gesandtschaft in
Byzanz
(Haarmann, S.185)
1070
Das Kalifat Kairo verliert seine Anerkennung
in Mekka und im Nildelta
Der Scherif von Mekka anerkennt den Kalif in Bagdad wieder
als "rechtmässigen Kalifen" an. Auch in Alexandrien,
Damiette und in anderen Städten des
Nildeltas lässt die Generalität Ägyptens den
Abbasidenkalifen von Bagdad im Freitagsgebet huldigen.
Der palästinensische Küstenstreifen mit Akkon
und Askalon kann sich unter dem
Mamlukken-Offizier Badr al-Gamali weiter
ägyptisch behaupten (Haarmann, S.188).
ab 1070 ca.
Rückzug der Berber vor der Arabisierung
Die Berber ziehen sich vor den plündernden Beduinen nach
und nach ins Gebirge zurück, um den Gabal
Nafusa in Tripolitanien, um den Awras,
den Hutna, die Kabylei
im heutigen Algerien und die Atlasketten
des heutigen Marokko (Haarmann, S.186).
1071
Syrien: Aleppo wird seldschukisch
Aleppo unterwirft sich dem Seldschukensultan Alp Arslan als dem neuen "Beschützer des
rechtmässigen Kalifen" (Haarmann, S.187).
19.8.1071
Anatolien: Seldschukischer Sieg gegen Byzanz -
beginnende "Islamisierung" Anatoliens
Das Seldschukenheer besiegt das byzantinische Heer unter
Kaiser Romanos IV. Diogenes beim
armenischen Ort Mantzikert nördlich des Van-Sees.
Damit ist das griechisch-kleinasiatische Gebiet der
folgenden islamischen Besetzung und der "Islamisierung"
ausgeliefert (Haarmann, S.187).
ab 1071
Jerusalem kommt ab dem Feldzug des türkischen Offiziers Atsiz unter die Gewalt des Emirs von
Damaskus (Haarmann, S.194).
1072 ca.
Jerusalem: Abbasidisch-seldschukischer
Vorstoss und Besetzung Jerusalems
Von Aleppo aus stösst Heerführer Alp Arslans
mit seldschukischen bagdadtreuen Truppen weit nach Süden
vor und kann Ramla und Jerusalem
besetzen. Damaskus wird belagert (Haarmann, S.187).
1072
Kairo: Abbasidische Besetzung
Der Fatimidenkalif al-Mustansir wird in seinem
Palast eingekesselt (Haarmann, S.188).
ab 1072 ca.
Grosse Aufstandsbewegung gegen das
Fatimidenkalifat in Alexandrien
-- arabische Stämme plündern Nubien aus
-- Aufstand des Luweta-Stammes im Nildelta (Haarmann,
S.188).
1073
Kairo: Kalif Al-Mustansir holt Offizier Badr
al-Gamali aus Palästina
ein Mamlukkenoffizier, mit einer Truppe meist armenischer
Söldner aus Palästina. Er soll von Damiette aus Kairo
beschützen (Haarmann, S.188).
Jan 1074
Kairo: Rettung durch Offizier Badr al-Gamali
aus Palästina mit einer Militärdiktatur
Nach der Ankunft der Söldnertruppe von Offizier Badr aus Palästina lässt der Kalif die
berberischen und türkischen Truppen in Ägypten auflösen
und durch die zumeist armenischen Söldner ersetzen. Badr
al-Gamali wird neuer Wesir und erhält den Auftrag, Ägypten
aus der Krise zu führen (Haarmann, S.188). Badr al-Gamali
etabliert in Ägypten eine Militärdiktatur (Haarmann,
S.191).
1074-1077
Ägypten: Die Feldzüge von Wesir Badr zur
"Befriedung" Ägyptens
Wesir Badr al-Gamali und seine vorwiegend armenischen
Söldnertruppen unternehmen Feldzüge zur "Befriedung"
Ägyptens:
-- Erstürmung des rebellischen Alexandrien
-- Besiegung des aufständischen Berberstamms der Luweta im Nildelta
-- Besiegung der arabischen Stämme, die Oberägypten/Nubien
ausplündern (Haarmann, S.188).
1076
Damaskus fällt unter die Regierung Bagdads -
Askalon und Akkon bleiben ägyptisch
(Haarmann, S.187-188).
Februar 1077
Ägypten: Sieg der Söldnertruppen von Wesir
Badr al-Gamali im Nildelta Truppen aus Damaskus
(Haarmann, S.188)
ab 1077
Wirtschaftliche Erholung Ägyptens mit
Erlassung der haradsch-Steuer für drei Jahre
(Haarmann, S.188)
1087
Kairo: Bau einer neuen Stadtmauer um
Kairo/al-Qahira
mit den Stadttoren Bab Zuwayla im Süden
und Bab an-Nasr sowie Bab
al-Futuh im Norden (Haarmann, S.188).
1090
ab 1090 ca.
Kreuzzugsmotive
-- Kampf gegen "Ungläubige"
-- zentrale Bedeutung hat die Herrschaft über die
Heiligengrabeskirche (Prutz, S.429).
1092
Bagdad: Ermordung des seldschukischen Wesirs
Nizam al-Mulk
durch ismailitische Agenten des ägyptischen Kalifenhofs
(Haarmann, S.192).
1094
Kairo: Tod des Militärdiktators und Wesirs
Badr al-Gamali - Nachfolger Sohn al-Afdal
(Haarmann, S.191)
Dez 1094
Kairo: Tod des Kalifen al-Mustansir -
Nachfolger Sohn Nizar - Krieg des Wesirs gegen den
Thronfolger
Nizar lässt sich in Alexandrien zum Kalifen ausrufen,
gestützt auf die arabischen Stämme im Nildelta. Seine
Stammestruppen werden von Truppen des Wesirsohnes al-Afdat
besiegt. Thronfolger Nizar wird eingekerkert (Haarmann,
S.191).
Anfang 1095 ca.
Kairo: Wesir al-Afdal lässt Thronfolger Nizar
heimlich umbringen und setzt die Erhebung des jüngeren
Prinzen Ahmad al-Musta 'li durch -
"Nizaristen"-Abspaltung
Mit diesem Schritt hat Wesir al-Afdat gegen die heiligen
Nachfolgegesetze der ismailitischen Imamatslehre
verstossen. Die Spaltung der ismailitischen Anhänger in
Ägypten ist unausweichlich. Ein Teil hält an einem Kalifat
und Imamat Nizars fest und behauptet unter dem
Propagandisten und Missionar Hasan-i Sabbah,
Nizar sei nur entrückt und werde bald wieder erscheinen.
Diese Behauptung ist möglich, weil niemand den Tod Nizars
beobachten konnte.
Die "Nizaristen" wandern aus, nehmen die persische Burg Alamut südlich des Kaspischen Meeres als
Sitz (Haarmann, S.191) und verüben von dort aus politische
Anschläge und Attentate auf sunnitische, fatimidische und
christliche Herrscher und Institutionen. Die Attentäter,
die in Iran, Syrien und Ägypten operieren, nennen sich die
"sich Opfernden" ("fida 'iyyun") und werden von den
Kreuzfahrern "assassini" genannt (Haarmann, S.192).
ab 27.11.1095
Frankreich: "Glaubensenthusiasmus" mit
"Heiligem Georg" als Gegenfigur zu Muhammad
In Frankreich verbreitet sich ein noch nie dagewesener
"Glaubensenthusiasmus". Der "Heilige Georg"
wird mit einem heiligen weissen Pferd und einer heiligen
weissen Fahne zum Vorbild propagiert (S.38). Er wird zum
Pendant des kämpferischen Propheten Muhammad in der
Rüstung des heiligen Jakob von Compostela (Hunke, S.39).
Das Deutsche Reich verweigert die Kreuzzüge
Das Deutsche Reich macht nicht mit, auch weil in Clermont der deutsche Kaiser in seiner
Autorität angegriffen wurde (Hunke,S.52).
Das Deutsche Reich betreibt die "Mission" östlich von Elbe und Weichsel, die
Besiedlung und Kultivierung und ist mit "Arbeit" völlig
ausgelastet. Es schliessen sich nur kleine Gruppen
deutscher Pilger oder Kreuzfahrer an. Frankreich reagiert
"übel" auf die deutsche Passivität und fühlt sich als
Bannerträger "Christi", als Vorhut und Führer der gesamten
"Christenheit" (Hunke,S.52).
Kirchliches Feindbild gegen die Muslime
-- Muslime seien "unkeusche Teufel"
-- Muslime seien "wüste Götzenanbeter", die ihren Abgott
Christen opfern (Hunke,S.83)
-- die Kirchenfürsten bezeichnen die Muslime als "gemeines
Gezücht" (Hunke,S.84).
Gleichzeitig verflucht die arabische Welt die Christen mit
dem Spruch: "Allah verdamme ihn!" (Hunke,S.84)
ab 1095 ca.
Ägypten: Reformen für neuen Wohlstand
Reform im Münzwesen und Steuerwesen sowie der
Finanzverwaltung (Haarmann, S.194). Wesir al-Afdal
setzt das "Werk" seines Vaters fort. Die Reformen geben
Ägypten wieder ökonomischen Wohlstand (Haarmann, S.195).
1096-1099
Erste Kreuzzüge zur "Rettung des heiligen
Landes"
Die englischen und französischen Kreuzzugsheere, die
durch deutsches Gebiet ziehen, werden als "Narretei"
bezeichnet, die Kreuzfahrer ausgelacht (Hunke,S.52).
Die "Kreuzfahrer"
-- müssen jahrelange Märsche durch Europa und
Kleinasien auf sich nehmen und zum Teil unverhoffte
Widerstände überwinden
-- müssen Entbehrungen, Hunger, Hitze, Strapazen auf sich
nehmen, die den Fanatismus gegen den Islam zusätzlich
steigern, so dass es zu unglaublichen Bluttaten kommt, die
in der islamischen Welt bis heute nicht vergessen sind
(Hunke, S.51)
[-- und die Kreuzzüge sind laufend von Pogromen gegen
Juden begleitet].
1096
Italien: Geldgier von Genua, Pisa und Venedig
als Mitverursacher der Kreuzzüge
Die italienischen Handelsstädte Genua, Pisa und
Venedig mit ihren mächtigen Patrizierfamilien sind
Mitinitianten der Kreuzzüge. Sie hoffen auf vermehrte
Handelsstationen auf den Ost-West-Handelsrouten und auf
neue Profite.
Ohne die Flotten dieser Städte wären die Kreuzzüge gar
nicht durchführbar. Die Benutzung der Flotten lassen sich
die Städte entschädigen: mit königlichen Privilegien in
Palästina, Syrien oder Ägypten. Somit sind ihnen gute
Handelsprofite sicher (Haarmann, S.211).
1096
Levante: 1.Kreuzzug zum "heiligen Grab"
vom französischen Adel mit normannischer Unterstützung
geführt (Hunke, S.41).
Jerusalem: Belagerung durch
fatimidisch-ägyptische Truppen
(Haarmann, S.194)
ab 1096 ca.
Persien: Die Nizaristen zerstören die
ägyptisch-fatimidische Mission in Iran
Das ägyptische Kalifat kann somit keine innere
Manipulation gegen die Seldschuken und Abbasiden in Bagdad
mehr betreiben (Haarmann, S.192).
Kreuzzüge sind Autoritätsorgien der Kirche
Der Papst benutzt die Kreuzzüge, um die Autorität des
deutschen Kaisers zu untergraben und die Autarkie des
Deutschen Reiches gegenüber Rom zu zerstören (Hunke,
S.56-57).
Palästina: Die Kreuzfahrer stürzen sich auf
Zuckerrohrplantagen - Horizonterweiterung
Der Saft des Zuckerrohrs ist beliebt, weil die Kreuzzügler
auf ihren langen Märschen in der Hitze fast verdursten.
Sie nennen den Zuckersaft "wilden Honig"(HunkeS.112).
Ritterfahrten in den Orient sind wie eine
Horizonterweiterung: eine Befreiung von der Eingeengtheit
und den dauernden Sündpredigten der Rom-Kirche (Hunke,
S.120).
[Und bei beiden Autoren, Haarmann (Hrsg.) und Hunke fehlt
die Erwähnung der Pogrome an der jüdischen Bevölkerung in
Europa wie in Palästina während der Kreuzzüge].
1096-1098
Erste Konfrontation zwischen europäischen und
arabischen Taktiken: "Pfeilregen"
Die arabischen Bogenschützen auf Pferden kämpfen in
dichten Rudeln, schiessen aus bis zu 80 m Entfernung und
treffen Reiter und Pferd (Hunke, S.127).
In der Folge können die europäischen Reiter ihre
Nahkampfwaffen Speer, Schwert und Schild kaum einsetzen. Wilhelm von Tyrus schildert "Pfeile wie
Wolken von Heuschrecken", die Kreuzritterpferde fallen
reihenweise. Die Kreuzritter versuchen, die Distanz durch
schnellen Ritt zu überwinden. Die Araber / Muslime
flüchten schnell und sammeln sich aus Distanz für einen
neuen "Pfeilregen" (Hunke, S.127).
Die europäischen weitmaschigen Panzerhemden schützen kaum
(Hunke, S.128).
Arabische Musikkorps vor den Truppen - die
Kopie in Europa
Es ist arabischer Brauch, dass den arabischen Truppen
Musikkorps vorausreiten, mit Fanfaren, Posaunen, Zymbeln,
Trompeten, Querflöten, Pfeifen, Trommeln, Pauken, auf
Kamelen, oft von Frauen oder Knaben gespielt. Der Eindruck
soll den Gegner überwältigen, vor allem die Wucht und
Unheimlichkeit der Pauken (Hunke, S.132) und der
Schlachtruf Allahu akbar/"Gott ist der Grösste". Das
christliche Heer aber lässt sich nicht verwirren (Hunke,
S.133).
ab Juni 1098
Europäisch-"christliche" Invasion in Palästina
Weder der byzantinische Kaiser noch die seldschukischen
Truppen noch die syrischen Emire können oder wollen die
Kreuzfahrer an der Besetzung palästinensischen Gebietes
hindern (Haarmann, S.194).
Christliche Besetzung von Antiochien
mit erbarmungslosem christlichem Massaker an der
muslimischen Bevölkerung (Hunke, S.64).
Ende Juni 1098 ca.
Christliche Besetzung Ramlas
(Haarmann, S.194)
September 1098
Ägyptische Besetzung Jerusalems
Jerusalem wird nach der jahrelangen Belagerung durch
fatimidisch-ägyptische Truppen besetzt (Haarmann, S.194).
ab 1098
"Kreuzzüge": Bau christlicher Burgen auf
arabischen Burgruinen
Die Kreuzfahrer müssen sich von Burg zu Burg durchkämpfen,
erben zum Teil arabische Burgruinen, auf die sie
christliche Burgen bauen. An den ausgebauten arabischen
Burgen bleiben die Christenheere hängen, denn 3-5m dicke
Mauern, breite Festungsgänge und zwei breite und tiefe
Gräben sind kaum überwindbar.
Diese Burgbauweise wird gleichsam zum Vorbild für neue
christliche Burgen in Palästina und Europa (Hunke, S.123).
Christlicher Burgenbau in Palästina ist
arabische Kopie
Die Franken stellen arabische Baumeister an, um die
arabischen Burgen für die Christen neu zu errichten, frei
nach dem Kreuzfahrersprichwort: "Eine zerstörte Burg ist
schon halb erbaut", so z.B.
-- die Burg des Johanniterordens: Margat
-- die Burg des Chevaliers, die ehemalige arabische Burg Kalat el-Husn (Hunke, S.123).
Die Kreuzfahrer erlernen das System der Doppelbefestigung
mit dem durch zwei Mauerzüge gebildeten Zwinger zum Schutz
gegen Belagerungsmaschinen und Unterminierungen sowie neue
Belagerungstechniken (Hunke, S.123), v.a. diejenigen
Kreuzfahrer, die von Byzanz aus Burg für Burg in Palästina
und Syrien erobern müssen (Hunke, S.124).
Mit diesen Erfahrungen führen die Kreuzzugsteilnehmer in
Europa die arabische Burgarchitektur ein:
-- Zinnen, die wie ein laufendes Ornament bei Burgen und
Stadtmauern angebracht werden, die in ganz Europa zum
beliebten Wappenmotiv werden
-- Vierecksburgen, die ein neues Verteidigungskonzept nach
Deutschland bringen gegenüber der alten Ringburg mit dem
Bergfried in der Mitte (Hunke, S.124)
-- Pech- und Ölspalte über dem Eingangstor, in Pechnasen
in Europa eingeführt
-- Fallgitter am Tor
-- oft: verschobene Toreingänge wie in Djerba/Dscherba
(Hunke, S.125).
1098/1099
Erster Kreuzzug: Christliche Besetzung der
syrischen Küste und Palästinas
Die christliche Invasion in Syrien stösst auf keinen
koordinierten Widerstand (Haarmann, S.192).
ab 1098
Italien-Ägypten: Erhöhter Handel der
italienischen Seestaaten mit Holz und Pech
Während der Kreuzzüge nehmen die Pech- und
Holzlieferungen der Reeder der italienischen Seerepubliken
zu. Neben Amalfi und Genua
sind nun auch Pisa und Venedig
in den Büchern Ägyptens verzeichnet. Die Kriegsprofite
bleiben lukrativ und das Risiko einer Kaperung oder
Bestrafung durch Byzanz oder Rom scheint
minimal (Haarmann, S.190).
15.7. 1099
Jerusalem christlich besetzt
durch Erstürmung gegen eine schwache fatimidische Garnison
(Haarmann, S.194). Die europäisch-christlichen Besetzer
vertreiben die muslimische Herrschaft.
Erst jetzt, wo die Stadt christlich regiert wird, rückt
die "Heiligkeit" der Stadt für den Islam wieder ins
allgemeine muslimische Bewusstsein (Haarmann, S.192).
Die christliche Besetzung Jerusalems erfolgt mit einem
erbarmungslosem christlichem Massaker an der muslimischen
Bevölkerung (S.64). Das französisch-englisch-christliche
Massaker in Jerusalem ist u.a. geschildert von Dichter Mosaffer Allah Werdis, der zum Dschihad
aufruft (Hunke, S.51).
Ende 1099 ca.
Erster Kreuzzug: Die Ägyptische Reaktion auf
die christliche Invasion kommt zu spät - ägyptische
Truppen werden zerschlagen
Erst 1099 ca. reagiert Ägyptens Wesir al-Afdal und
lässt bei Askalon Truppen zusammenziehen,
die von den europäisch-christlichen Truppen aber noch vor
deren Angriff auseinandergetrieben werden (Haarmann,
S.194).
ab 1099
Kreuzzugszeit: Keine Annäherung zwischen
Christentum und Islam in Palästina
Zwischen den beiden Religionen kommt es zu keiner
Annäherung. Kirche und Ritterorden verhindern mittels
Feindbildern und Propaganda die geistige
Auseinandersetzung mit dem Islam. Übersetzungen und
Wissensvermittlung findet in den Kreuzfahrerstaaten kaum
statt (Haarmann, S.214).
1100
Anfang 12. Jh.
Französisch-christliche Geschichtsschreibung:
Frankreich als "Retter" vor dem Islam
Historiker Guibert von Nogent behauptet,
Frankreich habe die Welt vor dem Islam gerettet, während
Deutschland sich nicht beteiligt habe (Hunke, S.52).
"Rolandslied" in Nordfrankreich
beschreibt den Kampf der Nachhut Karls "des Grossen" von
778 mit den Basken als christliches "Heldenepos" gegen die
Muslime (Hunke, S.87).
[Gemäss neuester Geschichtsforschung hat es Karl den
Grossen nie gegeben].
Frankreich: Plumpe, hetzerische Spielmannsepen
gegen den Islam
Die französischen Epen sind schablonenhaft und
beschreiben "edle Ritter" und "böse Heiden", um die
"Kreuzzugsbegeisterung" immer wieder neu zu schüren
(Hunke, S.87).
Italien-Palästina: Vergabe von Rechten an
Venedig
Venedig entsendet eine Flotte von 200 Schiffen nach Jaffa und handelt mit Gottfried
von Bouillon dafür einen Drittel aller noch zu
erobernden Städte und völlige Abgabenfreiheit aus
(Haarmann, S.211).
ab 1100
Kreuzzüge prägen - Kirchenherrschaft in
Frankreich - Kaiserherrschaft in Deutschland
-- die Kreuzzüge schaffen einschneidende
Schicksalserlebnisse
-- die Kirche kann in Frankreich dadurch die Staatsgewalt
des schwachen Königtums und der schwachen
Territorialherren übernehmen (Hunke, S.36-37)
-- in Deutschland werden König und Kaisertum stärker und
verpflichten die Ritter zum Schutz und zur Verteidigung
des "heiligen römischen Reiches deutscher Nation"
-- die Konkurrenz von französischer Kirchenherrschaft und
deutscher Kaiserherrschaft schafft innerhalb der Kreuzzüge
viele Ungereimtheiten und Unstimmigkeiten (Hunke, S.37).
Levante: Gründung des Königreichs Jerusalem
Ein Teil der französischen und normannischen Barone bleibt
mit einem Stamm von Rittern im Land und gründet das
Königreich Jerusalem sowie weitere Fürstentümer (Hunke,
S.41).
Gründung der Ritterorden im "heiligen Land"
und in Europa - "Tempelritter"
Die Ritterorden sind die Kopie der osmanischen Murabitun-Orden und der Almoraviden-Krieger
in Spanien (Hunke, S.41).
Gründung des Ordens der Tempelritter auf dem Boden des
Tempels Salomos, auf dem die al-Aksa-Moschee gestanden
hatte, mit Sitz im Palastbezirk Jerusalem (Hunke, 43).
Die Sultane unterstützen weiter christliche Hospitäler mit
Geldzuschüssen, trotz aller Kreuzzüge und christlichen
Hetze (Hunke, S.86).
12. Jh.
Kulturaustausch: Europas "Kultur" kopiert
Arabische Lebensweisen im "christlichen" Palästina
Bernhard von Clairvaux kann nicht verhindern, dass
sich im Königreich Jerusalem arabische Lebensgewohnheiten
auch bei den Christen durchsetzen (Hunke, S.98):
-- Kaftanmode
-- Turbanmode, Seidengewänder
-- Sitzen auf Kissen, Polstern und Teppichen auf dem Boden
-- Zubereitung von Speisen auf arabische Art
-- Fanfaren mit Trompeten statt Hörnern
-- König Balduin von Jerusalem lässt sich
einen Vollbart wachsen
-- Mantelmode bei christlichen Ordensrittern (Hunke,
S.99).
Der "Aufstieg": Änderungen in der Hierarchie
unter Christen in Palästina
-- die Christen, die in Europa arm waren, werden
plötzlich zu Hausbesitzern und herrschen über
Bauernfamilien
-- Palästina wird zur Chance, zum Aufstieg, und sie wollen
nicht mehr nach Europa zurück
-- die Christen in Palästina gehen Mischehen mit
christlichen Araberinnen ein (Hunke, S.99)
-- die Christen in Palästina lernen, gleichzeitig mit
vielen Sprachen umzugehen, Entwicklung der
Mehrsprachigkeit (Hunke, S.100).
Europäische Neuankömmlinge in Palästina sind zuerst völlig
verwirrt und stellen bei den assimilierten Christen eine
"seltsame Vertrautheit mit der arabischen Bevölkerung"
fest (Hunke, S.99).
Europa kopiert arabische "Ritterspiele"
Französische und deutsche Ritter übernehmen den
arabischen Scheinkampf auf dem Pferd "buhurt" der
Reiterscharen, sowie das Lanzenstechen der Einzelkämpfer
mit stumpfen oder auch mit scharfen Waffen, das Dutzende
von Toten fordern kann (Hunke, S.133).
Deutsches Reich: Beginn des Burgenbaus aus
Stein
(S.121) mit steinernen Wachttürmen neben den noch
hölzernen Wohnbauten (Hunke, S.122).
Christliche Kreuzzugsheere kopieren arabisches
Sonnenschutzsystem für das Heer - Nachmachen der
Kriegsmusik
-- Einführen des "Gambesson", ein ärmelloses Wams über der
Rüstung
-- Einführen des arabischen "Kufijah", ein Schleiertuch
über dem Helm
-- Einführen leichter Decken für die Pferde, so dass nur
noch die Augen frei bleiben (Hunke, S.130).
Zusätzlich werden Hemd und Pferdedecke mit Wappen
bestickt, damit die Ritter noch zuzuordnen sind. Der
Wappenkult gelangt so auch nach Europa, mit den
traditionellen arabischen Wappentieren: Löwe, Greife,
Adler und Doppeladler (Hunke, S.130).
Der ahnungslose Hetzer, Abt Bernhard von
Clairvaux, verhöhnt den Pferdeschutz als
"Dirnenkleid".
Die christlichen Heerführer übernehmen das arabische
Musikritual mitsamt den Trompetensignalen, Tamburschlägen,
Pauken- und Trommelwirbeln und Fahnensignalen (Hunke,
S.133).
ab 1100
Italienische Seefahrer sind die Hauptgewinner
der Kreuzzüge
-- sie verdienen am Transport der Heere
-- sie machen Wechsel- und Darlehensgeschäfte mit den
Kreuzfahrern und Pilgern (Hunke, S.116) und transportieren
auf dem Rückweg arabische Waren (Hunke, S.117).
12. Jh. / ab 1100
Kulturaustausch: Arabischer Einfluss in Europa
Erste arabische Glashütte in Europa
Arabische Glaskünstler aus Syrien und Mesopotamien
eröffnen in Venedig eine erste Glashütte und hüten in
Europa bis ins 17. Jh. das Monopol des
Glasbläserverfahrens und der Glasspiegelproduktion (Hunke,
S.114).
Verbreitung der Instrumente der arabischen
Feldmusik in ganz Europa
Schlaginstrumente und Blasinstrumente, sowie daneben auch
das Hackbrett (Hunke, S.162).
Wandel in der europäischen Musik: Starre
Kirchenchoräle werden "belebt"
Die arabische Musik wandelt die in Europa bisher
herrschende gleichmässige kirchliche Choralmusik in zum
Teil sehr bewegte Gesänge ab. Es entwickelt sich dadurch
ein neues Kunstempfinden in Europa, z.B. bei Franco
von Köln und seiner Schule, der für seinen cantus mensurabilis arabische Zeichen
verwendet, die er mit Namen arabischen Ursprungs benennt
(Hunke, S.161).
Anfang 12. Jh.
Seldschukensultane übernehmen den arabischen
Doppeladler in ihre Wappen
(Hunke, S.130)
ab 1100
Kreuzfahrerstaaten:
Privilegien
und Handel mit dem "Feind"
Die italienischen Quartiere in Palästina
oo haben ein eigenes
Oberhaupt, it. vicecomes/bailus/consul
oo haben eigene Justiz,
Richter und Gerichte
oo haben eigene Masse und
Gewichte
oo haben eigene Faktoreien
oo haben eigene Kirchen, Bad
und Bäckereien.
In der Folge quellen die italienischen Quartiere über vor
Reichtum und wecken Gelüste von Feudalherren. Gleichzeitig
können die italienischen Städtestaaten ihre Unabhängigkeit
in Europa festigen und mit Neubauten Macht präsentieren
wie zum Beispiel in Pisa der Dom, das
Baptisterium und der Campanile im 12. Jh. Gleiches gilt
für die französischen Städte oder Barcelona.
Die Kirchenfassade von St-Gilles (aus dem
Jahr 1140) wird mit Profitgeldern aus dem Ost-West-Handel
bezahlt (Haarmann, S.211).
Italienische Seefahrerstaaten: Handel mit dem
Feind - Unterhöhlung der eigenen Existenz
Der Handel mit dem Feind ist nur während
entscheidenden Kreuzzügen verboten. Das allgemeine gegen
Ägypten ausgesprochene Eisen-, Holz- und Pech-Embargo der
Kirchenkonzile (Kriegsmaterial für Schiffbau) wird nie
befolgt und der Profit munter weiter eingestrichen.
Brandmarkungen vom byzantinischen Kaiser, vom König von
Jerusalem und vom König von Aragón und Vorwürfe des
"Verrats an der Christenheit" und Drohungen mit Strafen,
Exkommunikationen, Interdikten, Kaperungen und Folterhaft
nützen nichts (Haarmann, S.212).
Muslimischer Profit am Handel mit dem
christlichen "Feind"
Der Handel ist derart verdächtig, dass Salah
ad-din
Yusuf/Saladin sich gegenüber dem Kalifen in Bagdad
rechtfertigen muss. Der Hinweis auf Lieferungen von Eisen,
Holz und Pech genügt (Haarmann, S.212).
Ägypten feiert seinen Luxus
Ägypten ist in starkem ökonomischen Wachstum und
feiert den Luxus mit rauschenden Festen und Raffgier am
Kalifenhof. Da keine imperialistische Kriegspolitik
betrieben werden kann, konzentriert sich der Reichtum in
Ägypten. Wesir al-Afdal kann unglaublich
viele Schätze horten (Haarmann, S.195).
Ägypten-Pisa, Genua, Venedig: dauernde
Blockaden und Schikanen
Für die italienischen Seefahrerstädte kommt es immer
wieder zu lästigen und kostspieligen Schikanen im Hafen
von Damiette. Nach dem Einlaufen müssen
die Kapitäne die Steuerruder und Lateinerrah [horizontal
schwenkbares Rundholz zum Befestigen und Handhabung des
Rah-Segels] der Galeeren den Hafenmeistern abgeben, bis
sie die Erlaubnis zum Auslaufen erhalten (Haarmann,
S.213). In der Liegezeit kann es bei neuen Kriegen
zwischen Ägypten und Europa zu Blockaden des Auslaufens
kommen. Die Kaufleute werden als Geisel interniert,
eventuell die eingekauften Waren beschlagnahmt (Haarmann,
S.213-214).
Ägypten-Syrien: Ausbau der muslimischen
Befestigungsanlagen
Ab dem ersten Kreuzzug werden die arabischen
Befestigungsanlagen unter grossem technischen Aufwand
ausgebaut und erneuert, in Syrien mit hochentwickeltem
Steinquaderbau: Stadtmauern, Tore, Zitadellen (Haarmann,
S.201).
Syrien-Europa: Handel über fränkische Häfen -
Handelsplätze und Bankenplatz Akkon
-- mit Verbindungen von Hamah und Hims mit Tortosa und Tripolis
-- mit der Verbindung von Damaskus mit Beirut, Tyros und Akkon.
In Damaskus wird vor allem Seide,
Brokatstoff und Stahl gehandelt. Akkon
entwickelt sich zum Hauptumschlagplatz und Bankenzentrum
zwischen Palästina und ganz Europa, neben den
italienischen Seefahrerstädten Genua, Pisa,
Venedig und Ancona auch für
französische Städte wie Marseille, St-Gilles,
Aigues Mortes, Montpellier und Narbonne
sowie für das aufsteigende Barcelona
(Haarmann, S.213).
ab 1100-1497
Ägypten-Europa: Privileg der
Asien-Handelsroute
Die Umladestationen:
in Aden von grosse auf kleine Schiffe,
bis al-Farama/Pelusium in einem kleinen
Suez-Kanal,
oder
bis "Aydab, dann Umladen auf Kamele,
durch die Wüste an den Nil nach Qus/Kus/
Apollinopolis Parva, von dort auf Nilschiffen bis Alexandrien.
Haupthafen des Indienhandels bleibt Alexandrien, das vom
Bischof und Chronisten Wilhelm von Tyrus
als "forum publicum utrique orbi"/"Markt beider
Welten"bezeichnet wird (Haarmann, S.213).
ab 12. Jh.
Ägypten: Karimi-Kaufleute kontrollieren den
Transithandel
Die sogenannten Karimi-Kaufleute kontrollieren den
ägyptischen Transithandel und sind durch einen besonders
niedrigen Steuersatz von 2,5 % privilegiert (Haarmann,
S.249).
1101
Ägypten: Kinderkalif: Inthronisierung des
5-jährigen Kalifen al-Amir unter Wesir al-Afdal b. Badr
al-Gamali
(Haarmann, S.194)
Beginnende Expansion der Europäer in Palästina
- keine muslimische Abwehr
Europäisch-christliche Besetzung von Haifa
und Caesarea. Es folgen Belagerungen
weiterer Städte.
Die muslimische Welt bringt keine gemeinsame Abwehr der
europäisch-christlichen Invasion zustande. Ägyptische
Fatimiden und der sunnitische Emir der Abbasiden in Bagdad
können sich nicht einigen.
Die muslimische Geschichtsschreibung, darunter vor allem
die sunnitischen Propagandisten aus Bagdad, beschuldigt
die ägyptischen Fatimiden der Untätigkeit und des Verrats,
obwohl auch die sunnitischen Emire in der ersten Zeit kaum
etwas gegen die "Kreuzfahrer" unternommen haben (Haarmann,
S.194).
ab 1102
Europäisch-christliche Belagerung von Tripolis
(Haarmann, S.194)
1104
Europäisch-christliche Besetzung von Akkon
In ägyptischer Hand aber bleiben Gaza,
Askalon, Tyros, Sidon und Beirut
(Haarmann, S.194).
Königreich Jerusalem-Italien: "Verteilung" der
Häfen an Genua
König Balduin von Jerusalem verleiht Genua je ein
Drittel der palästinensischen Häfen Arsuf,
Caesarea und Akkon und einen
Drittel der Zolleinnahmen von Akkon sowie ein eigenes
Stadtviertel in Jerusalem und Jaffa (Haarmann, S.211).
1108
Palästina-Italien: Verteilung ganzer
Stadtviertel an Pisa
Der Normanne Tankred verleiht Pisa
diverse Stadtviertel in Antiochien und Latakia und garantiert ihnen "freie Hand"
im ganzen Fürstentum (Haarmann, S.211).
[Was passiert mit der Bevölkerung, die die Stadtviertel
jeweils räumen muss?]
Juli 1109
Tripolis: Europäisch-christliche Besetzung
(Haarmann, S.194)
1110
Juli 1110
Europäisch-christliche Erstürmung Beiruts
Gleichzeitig will eine ägyptische Flotte der Stadt
Sidon zu Hilfe eilen (Haarmann, S.194).
Ende 1110 ca.
Europäisch-christliche Besetzung Sidons
Die ägyptische Flotte kann nicht mehr eingreifen
(Haarmann, S.194).
1112 ca.
Förderung der Astronomie in Ägypten
Wesir al-Afdal installiert auf einem
Ausläufer des Muqattam südöstlich von
Kairo "eine Kugel" zur Beobachtung der Gestirne und kann
damit das erste Observatorium Ägyptens verwirklichen
(Haarmann, S.180).
ab 1112 ca.
"Modus vivendi" zwischen Muslimen und Christen
in Palästina
Die syrischen Emire des Binnenlandes in Damaskus
und Hims schliessen mit den europäischen
Christenfürsten Verträge im Sinne eines "modus vivendi"
ab. Ein solcher "modus vivendi" ist notwendig, weil die
europäischen Franken die Hafenstädte unter Kontrolle haben
(Haarmann, S.194).
1120
1121
Kairo: Mord an Wesir al-Afdal b. Badr
al-Gamali
Kalif al-Amir lässt seinen Wesir
al-Afdal b. Badr al-Gamali meuchlings ermorden. Sein
Besitz wird beschlagnahmt, wobei allein an Bargeld 12
Millionen Dinar und 50 Artaben (=9900 Liter) Silberdirhams
zum Vorschein kommen (Haarmann, S.191).
1123
Schliessung des "Hauses der Wissenschaft" in
Kairo/al-Qahira
durch Wesir al-Afdal wegen angeblicher Ketzereien
(Haarmann, S.180).
1124
Europäisch-christliche Besetzung von Tyros -
erste christliche Fürstentümer in Palästina
Es etablieren sich verschiedene europäisch-christliche
Fürstentümer:
-- Grafschaft Edessa am oberen Euphrat
-- normannisches Fürstentum Antiochien
-- Grafschaft Tripolis unter den Grafen
von Toulouse
-- Königreich Jerusalem unter dem
lothringischen Haus Bouillon (Haarmann,
S.194).
[Insgesamt gesehen kommt die christliche Gründung von
"Kreuzzugsstaaten" nur dadurch zustande, weil die
muslimische Abwehr keine einheitliche Strategie besitzt].
1126
Jerusalem-Cluny: Antrag auf päpstliche
Bewilligung des ersten Ritterordens
durch die zwei "Tempelritter" aus Jerusalem, Andreas
von Montberry und Gundemar. Sie
gehen nach Frankreich zu Abt Bernhard von
Clairvaux, dem "geistigen Führer" [dem primären
Volksverhetzer] und "ungekrönten, heimlichen Papst der
[französischen] Christenheit", wobei Andreas Bernhards
Onkel ist.
Andreas und Gundemar überreichen Bernhard ein
Empfehlungsschreiben des Königs von Jerusalem (Hunke,
S.41) mit der Bitte, für Andreas,
-- Gundemar und einem Kreis von Rittern Jerusalems eine
Bestätigung des Papstes als Orden zu erwirken
-- die Rittergruppe mit einer päpstlichen Ordensordnung
abzusichern (Hunke, S.41-42)
-- und um die Erlaubnis zum "heiligen Krieg".
Abt Bernhard von Clairvaux lässt Andreas von Monberry und
Gundemar warten (Hunke, S.42).
1127
Jerusalem-Cluny: Ordenslegalisierung vorerst
abgelehnt
Der Gründer und "Meister" des Ritterbundes, Hugo von Payens in der Provence, geht mit
fünf seiner Leute zu Abt Bernhard von
Clairvaux und beantragt eine eigene Ordensgründung.
Bernhard hält die Einrichtung von Laienorden aber für
bedenklich:
-- Laienorden werden vom Papst nicht gebilligt werden,
denn dies sei revolutionär
-- Laienorden seien "gefährlich" und Niederlagen seien
gegen die geschulten arabischen Ritter vorprogrammiert
(Hunke, S.42).
1128-1130
Spanien-Frankreich: Werbung für den
Tempelritterorden durch Hugo von Payens
Dabei nimmt Hugo auch Verbrecher in seinen Orden auf,
denen er Vergebung ihrer Sünden im Kampf gegen die
"Heiden" verspricht. In deutschen Gebieten hat er mit
seiner Hetze keinen Erfolg (Hunke, S.43).
1130
Papst: Verkündigung der "Ordensregel" der
Kirche und Entwicklung der Orden als getrennter
Machtfaktor
Das Konzil von Troyes korrigiert hernach die
"Ordensregel", (Hunke, S.42-43) mit Billigung des Papstes
Honorius II.
Gebote für die Tempelritter:
-- Gebot der Armut
-- Gebot der Keuschheit
-- Gebot des Gehorsams
allesamt verwandt mit arabischen Rittereigenschaften:
-- Pilger soll bewaffneter Geleitschutz zu den "heiligen
Stätten" gegeben werden
-- Verteidigung wichtiger militärischer Strassen und
Schlüsselstellungen
-- Verteidigung des jungen Königreichs Jerusalem
-- die Orden sollen eine Verstärkung des christlichen
Heeres bilden und eintreffende Kreuzfahrerheere
unterstützen
-- zur Aufnahme von Ordensrittern werden keine Bedingungen
gestellt (Hunke, S.43).
Folgeentwicklungen in den "Ritterorden"
-- eine Intoleranz gegen Muslime bis zum Hass
-- eine schonungslose, unnachsichtige Härte gegen Muslime
-- es kommt auch zu internen Kämpfen gegen die Könige von
Jerusalem, von Frankreich, und gegen den deutschen
Kaiser
-- das Gelübde der Armut wird nur auf den Einzelnen, nicht
aber auf den Orden selbst bezogen, so dass der Orden
selbst Kapital horten darf
-- die Orden geniessen in der Folge päpstliche
Privilegien, werden mit Schenkungen überhäuft und sind
gierig auf Erbschaften (Hunke, S.48).
Kairo: Tod von Kalif al-Amir durch einen
Nizariden/Assassinen-Anschlag - kein Sohn als Nachfolger
- Vetter al-Hafiz übernimmt die Regentschaft
Mit dem Vetter al-Hafiz als ägyptischen Kalif
spaltet sich die ismailitische Glaubensgemeinde erneut.
Obwohl der Vetter den Imam- und Kalifentitel übernimmt,
brechen dauernd Unruhen aus. Minister, Statthalter und
Generäle bekämpfen sich jahrelang in Strassenschlachten
(Haarmann, S.192, 195).
ab 1130
Kairo: Spaltung der Ismailiten - Verehrung
eines angeblich entrückten Sohnes al-Tayyib
Die abgespaltene Glaubensgruppe der Ismailiten in Ägypten,
die Vetter al-Hafiz nicht als neuen Imam anerkennen will,
huldigt einem angeblich entrückten Sohn des verstorbenen
Kalifen al-Amir: dem Sohn at-Tayyib.
In der Folge schliesst sich die Sulayhiden-Dynastie in
Jemen dieser kleinen Gruppe um den angeblich entrückten
Sohn at-Tayyib an und kündigt damit dem Kalifenvetter
al-Hafiz die Gefolgschaft. Ägypten scheint durch
Spaltungen sehr bedroht (Haarmann, S.195).
Armenisch-christliche Zuwanderung in Ägypten
Ein Wesir von al-Hafiz, Bahram, ein
armenischer Christ, holt Tausende seiner Landsleute nach
Kairo/al-Qahira. Die Kirchen und Klöster der Armenier
wachsen derart an, dass sie die dominierende christliche
Position der Kopten Ägyptens in Frage stellen (Haarmann,
S.196).
1133/1134
Palermo: Roger II. - Seidenweberdeportation
und Gründung der sizilianischen Seidenweberei
Graf Roger II. wird zum "König und Herrscher beider
Sizilien" gekrönt und lässt byzantinische Seidenweber
gefangennehmen, nach Sizilien deportieren und gründet so
auf Sizilien in Palermo die beste Stickerei und Weberei
der Welt, die die kaiserlichen Röcke des deutschen
Kaiserhauses herstellt (Hunke, S.106).
Herstellung des "Dalmatica"-Untergewandes für Roger II.,
des Alba-Obergewandes für den Enkel Rogers II., Wilhelm
II., aus hellem Taft (Hunke, S.107-107).
1135 od. 1170
Frankreich: "Rolandslied" als Hetzgedicht
Das Lied wird vom Pfaffen Konrad in
Reimpaare übertragen und in eine hetzerische Form gegen
die "verderbte" und "verfluchte" Heidenschaft gebracht...
(Hunke, S.87)
1136 ca.
Richterdiskussion in Ägypten: Sunnitische
gegen ismailitische Richter
Ein Wesir des afrikanischen Kalifen al-Hafiz setzt
neben dem ismailitischen Oberqadi einen
zwölferschiitischen/imamitischen und zwei sunnitische
Richter ein. Die Folge sind sich bekämpfende ismailitische
und sunnitische Gruppen und ein Dauerstreit um das Recht
(Haarmann, S.196).
1138(?)
Mesopotamien: Geburt von Salah ad-din Yusuf b.
Ayyub/Saladin
in Takrit am Tigris, ein Kurde. Der Vater
Ayyubb aus Dvin bei Eriwan ist Söldner in den muslimischen
Heeren von Bagdad. Der Vater bringt es im Kalifenheer bis
zum Festungskommandanten der Stadt Takrit am Tigris
(Haarmann, S.200).
1140
1140 ca.
Vollendung der Arabisierung Nordafrikas: Der
Vulgärlatein-Dialekt stirbt aus
Aussterben des afrikanisch-vulgärlateinischen Dialekts in
den abgelegenen Oasen Nordafrikas. Auch die letzten
Flecken Nordafrikas sind "arabisiert" worden (Haarmann,
S.186).
"Modus vivendi" in Palästina
Der arabische Burgherr Usama b.Mungid
von der Burg Sayzar am Orontes-Fluss
pflegt den "modus vivendi" mit den europäisch-christlichen
Invasoren und erwähnt diesen auch in seiner Autobiographie
(Haarmann, S.194).
Aleppo: Emir Zengi propagiert den "Heiligen
Krieg" und die Führerschaft gegen die Christen
Emir Zengi von Aleppo propagiert den
"heiligen Krieg" ("dschihad") gegen die
europäisch-christlichen Invasoren in Palästina. Zengi
beansprucht gleichzeitig die Herrschaft über ganz Syrien
mit dem Argument, nur nach einer Einigung der Muslime
werde man den "christlichen" Feind erfolgreich bekämpfen
können (Haarmann, S.196).
ab 1140 ca.
Aleppos Expansion gegen Bagdad
Aleppo kann das ganze nördliche Mesopotamien besetzen.
Emir Zengi setzt in Mossul einen seiner Brüder ein. Damit
hat Aleppo Zugang zu den typischen Söldnervölkern des
Ostens und kann seine Armeen wieder verstärken:
oo mit arabischen Beduinen
der Giazira
oo mit iranisch sprechenden
Kurden der Bergländer am oberen Tigris
oo mit Turkmenen/Seldschuken
von den Hochtälern Aserbeidschans und Armeniens (Haarmann, S.196).
Aleppos Bezahlungssystem für Söldner:
Lehensvergaben
Die Soldbezahlung erfolgt durch Lehensvergabe (iqta',
"Zuteilung"). Die Soldaten dürfen auf dem Lehen selber
Steuern erheben und müssen sich davon das Geld für
Lebensunterhalt, Ausrüstung und den Kauf von
Militärsklaven aufbringen.
In der Folge ist Aleppo viele Sorgen um den Einzug von
Steuern los, muss aber auch die Schmälerung der Einnahmen
hinnehmen.
Zudem entwickelt sich eine Tendenz zur Erblichkeit der
Lehen, die staatspolitisch sehr bedenklich ist (Haarmann,
S.196).
ab 1140
Deutsches Reich: Besetzung von "Ostgebieten"
Unter Heinrich "dem Löwen" werden weite Gebiete
östlich der Elbe und Mecklenburg dem Deutschen Reich
"eingegliedert". Das Deutsche Reich hat dort seine
"Kreuzzüge"... (Hunke, S.54)
1144
Edessa syrisch besetzt - Organisation eines zweiten
Kreuzzugs
Truppen des Emir Zengi von Aleppo können
die Stadt Edessa besetzen und die "Kreuzfahrer"
vertreiben. So ist der nördlichste der europäischen
Christenstaaten bereits wieder zerschlagen (Haarmann,
S.196).
Die "christlichen" Kreuzfahrerfürsten sind alarmiert und
organisieren in Europa einen zweiten Kreuzzug unter dem
deutschen König Konrad III. und Ludwig VII. von Frankreich (Haarmann,
S.196).
1145 ca.
Frankreich: Kreuzzugspredigt von Bernhard von
Clairvaux in Vézelay in Burgund
Er predigt "Vernichtung oder Bekehrung" gegen die Muslime
(S.57 ) und entfacht eine "Kreuzzugsbegeisterung", einen
"fressenden Brand" (Hunke, S.52).
Jerusalem beschliesst die Besetzung von
Damaskus
durch Beschluss des Jerusalemer "Kronrats". Die
Invasion soll unter Konrad III. und Ludwig VII. ablaufen
(Haarmann, S.196-197).
1146
Erfolglose Kreuzzugspredigten von Bernhard von Clairvaux
im Deutschen Reich - Werbung für den Templerorden
für die Rückeroberung des muslimisch besetzten Edessa. Die
Hetze von Bernhard von Clairvaux verläuft aber ohne
Erfolg. Es kommt keine Kreuzzugsbegeisterung zustande
(Hunke, S.52).
Konrad III. verweigert jede Beteiligung an den Kreuzzügen,
lässt sich von den Beschwörungsreden von Bernhard von
Clairvaux nicht einwickeln (Hunke, S.53).
Abt und Kreuzzugshetzer Bernhard von Clairvaux preist 1146
in einem Brief an die Bischöfe von Köln und Speyer die
Erfindung des Templerordens in Jerusalem als "eine
besonders segensreiche Erfindung des Herrn, durch die auch
Mörder, Räuber, Ehebrecher, Meineidige und viele andere
Verbrecher eine Gelegenheit zum "Heil" finden könnten, und
schildert den deutschen Bischöfen von Köln und Speyer die
geforderten Eigenschaften:
-- Kleiderzwang
-- Gehorsamszwang
-- Leben ohne Frauen und ohne Kinder (Hunke, S.43)
-- alle Tempelritter müssen im gleichen Haus leben
-- Spiel- und Lachverbot, Jagdverbot und
Falkenzuchtsverbot
-- Witzverbot
-- Haarschneidezwang
-- es wird nur selten gebadet, die Tempelritter müssen ein
schmutziges und behaartes Leben führen
vermutlich als Gegensatz zu den Muslimen, die sich fünf
Mal täglich rituell waschen müssen. In der Folge wird
der Ordensritter der Idealtyp des Kreuzritters und auch
Johanniter und Deutschritterorden sind später Nachahmungen
davon (Hunke, S.44).
Die Beschreibung der Orden ist ein Negativabdruck der
Kultur im arabischen Rittertum, wo auf Kleidung, auf
Körperpflege und auf friedlichen Zeitvertreib grossen Wert
gelegt wird (Hunke, S.97).
1146
Konrad III. bereitet einen eigenen Kreuzzug vor
In der Folge ist der Papst gegen das Kreuzzugsvorhaben
von Bernhard von Clairvaux, weil Frankreich unter Ludwig
VII. die Kreuzzüge allein führen soll und der deutsche
König mit seinen Truppen für den Papst in Italien zur
Verfügung stehen sollte.
Neue Kreuzzugshetzer bereisen das Deutsche Reich und
erzeugen einen Wahn. Manche Annalenschreiber ahnen das
Verderben bereits voraus (Hunke, S.53).
Aleppo: Tod von Emir Zengi - Nachfolger: Sohn
Nur ad-din Mahmud
(Haarmann, S.196)
Syrien: Weiterhin Lehen als Sold - weiter
"heiliger Krieg" gegen "Christenfürstentümer"
Emir Nur ad-din Mahmud von Aleppo
-- übernimmt das feudale Besoldungssystem von Vorgänger
Zengi.
-- propagiert weiter den "heiligen Krieg" gegen die
europäisch-christlichen Invasoren (Haarmann, S.196).
ab 1147
3 Kreuzzüge unter Leitung der deutschen
Stauferkönige mit politischen Motiven und Zielen ohne
Kampf gegen "Ungläubige"
-- Stärkung des Reichs als Grossmacht gegen das
feindliche Papstreich, um dem Sohn, König Heinrich
VI. der "beiden Sizilien", das Reich zu sichern
-- Bestätigung des Königtums in Zypern
und Armenien, die bei Friedrich I. um
Oberlehenshoheit nachgesucht hatten
-- Präsentation der allgemeinen Macht gegenüber Byzanz
(Hunke, S.57).
1147-1149
Der Kreuzzug unter Konrad III. misslingt -
Kontakt Barbarossa-Saladin
Das deutsche Kreuzzugsheer unter Konrad III.,
zusammengestellt aus Heeren aus Mittel- und
Süddeutschland,
-- muss durch das byzantinische Reich marschieren
-- mit einem erheblichen Teil Frauen, Pilgern und
Mitläufern
-- mit Überschwemmungskatastrophen
-- mit Angriffen der Seldschuken, "vernichtenden
Pfeilregen" (Hunke, S.54).
Das Heer wird zum grossen Teil schon vor der
"Feindberührung" vernichtet. Ein grosser Teil von Konrads
Kreuzzugsheer kehrt schon in Byzanz nach Hause, der Rest
versucht über Land oder mit Konrad III. auf dem Schiff das
"Heilige Land" zu erreichen (S Hunke, .54).
Heinrich VI., König der "beiden Sizilien",
ruft zur Heerfahrt nach Palästina auf, ohne zum Kampf
gegen die "Ungläubigen" zu hetzen (Hunke, 57-58), was den
Papst aufs Äusserste reizt (Hunke, S.58),
und Friedrich I. Barbarossa führt seit
langem einen freundschaftlichen Briefwechsel mit Sultan Saladin... (Hunke, S.58)
Sommer 1148
Christliche Belagerung von Damaskus ohne
Erfolg
Die Belagerung unter Beteiligung von Konrad III.
dauert nur drei Tage. Sie muss wegen nationalen
Differenzen unter den Christenheeren und wegen Verrat
aufgegeben werden (Hunke, S.54).
Der europäisch-christliche Angriff auf Damaskus scheitert
kläglich (Haarmann, S.197).
1149
Aleppo: Erster grosser syrischer Sieg gegen
christliche Frankenheere
Emir Nur ad-din Mahmud von Aleppo
kann bei Inab nahe Antiochien
seinen ersten grossen Sieg über die christlichen
Frankenheere feiern. In der Folge sucht Damaskus die
Zusammenarbeit mit Aleppo (Haarmann, S.197).
1149-1154
Kairo: Kalifat az-Zafir mit neuem Wesir Ibn
Sallar
(Haarmann, S.196)
1150
Ägypten-Pisa: Pisas Handelsbeziehungen
Pisa hat ein Kontor in Alexandria und
wird von Emir Tala 'i' ibn Ruzzig
begünstigt. Gehandelt wird mit Pfeffer, Muskat, Zimt,
Gewürznelken, indischem Rotholz und ägyptischem Alaun
(Haarmann, S.213).
1150 ca.?
Syrien: Ayyub, Vater von Saladin, und Bruder Sirkuh,
wechseln nach Syrien in die Dienste des Emirs Zengi von
Aleppo (Haarmann, S.200).
ab 1150 ca.
Ägypten-Pisa, Genua, Venedig: Drang zur Besetzung von
Damiette - muslimische Kooperation gegen die "Christen"
Aus den Erfahrungen von Blockaden und dem Verlust
ganzer Ladungen in Damiette entwickeln die Patrizier in
Pisa, Genua und Venedig die Bestrebung, die ägyptischen
Häfen selbst zu besetzen, damit Ägypten die Schiffe im
Zweifelsfall nicht mehr blockieren kann. Fortan stellen
die italienischen Städte Schiffe
für Feldzüge nach Ägypten zur Verfügung und lenken zum
Teil die Wege der Kreuzzüge (Haarmann, S.214).
Kairo: Der neue Kalif az-Zafir beginnt
mit militärischer Kooperation mit Syrien und dessen
Zentrum Aleppo, um die europäisch-christlichen Invasoren
einzukreisen (Haarmann, S.196).
Kairo: Beginnende Unterwanderung Ägyptens
durch das "christliche" Jerusalem
Das Königreich Jerusalem beginnt mit der
Unterwanderung des Kalifats in Ägypten. Gezielt werden
einzelne Tronfolgerkandidaten/Prätendenten unterstützt
(Haarmann, S.197).
Die Päpstliche Kreuzzugssteuer wird gegen das
Deutsche Reich verwendet
Der Papst verwendet die erhobenen Kreuzzugssteuern zum
Teil gegen das Deutsche Reich.
Staufenkaiser Friedrich I. muss reagieren
und organisiert selber einen Kreuzzug, um den Papst
politische zu neutralisieren. In der Folge fängt der Papst
an, aufs Äusserste gegen die Staufenkaiser zu intrigieren
(Hunke, S.57).
Der arabische Warenstrom nach Europa - neues
Lebensgefühl
Insgesamt ergiesst sich ein Strom neuer Erzeugnisse aus
Arabien über die italienischen Umschlagplätze Venedig und
Pavia über die Alpenpässe nach Deutschland (Hunke, S.115).
Es entstehen ein arabisches Lebensgefühls in Europa
(Hunke, S.118).
Die Zurückgekehrten beginnen, die arabische Lebensweise in
Europa zu verbreiten (Hunke, S.97-98).
Die Rom-Kirche verdammt den arabischen
Einfluss
In kirchlichen Augen Roms, Byzanz' und Frankreichs ist
dies eine "Verführung der christlichen Seele durch
sündhafte Gelüste der Ungläubigen". Bernhard
von Clairvaux bezeichnet den arabischen Lebensstil
als Sünde, vergleicht den arabischen Pferdeschmuck mit
einem Dirnenkleid und vergleicht die arabischen Ritter mit
langhaarigen Frauen, die nichts taugen würden:
"Ihr ziert eure Pferde mit seidenen Schabracken, ihr
bedeckt eure Rüstungen mit wallenden Überwürfen. Eure
Lanzen sind bemalt, eure Schilde und Sättel ebenfalls. Ihr
schmückt eure Zügel und Sporen mit Gold, Silber und
Edelsteinen; und so herausgeputzt, von blinder Wut und
törichter Keckheit geleitet, zieht ihr in die Schlacht.
Ist dieser prunkvolle Aufzug eines Ritters würdig oder
würde er nicht besser zu einer Dirne passen? Denkt ihr
wirklich, das Schwert des Feindes nähme Rücksicht auf Gold
und Edelsteine und würde die seidenen Gewänder nicht
durchdringen?
Ich habe aus Erfahrung gelernt, dass einem Krieger drei
Dinge not tun: Er soll tapfer sein und stets kampfbereit.
Ihr dagegen lasst euer Haar lang wie die Weiber wachsen,
so dass es euch die Sicht nimmt; ihr beengt durch lange,
weite Gewänder eure Bewegungsfreiheit und versteckt eure
feinen, zarten Hände in überweiten Ärmeln, die lose um
euch herumhängen." (Hunke, S.100)
Arabische Einflüsse in Europa
Weitere arabische Einflüsse, die von Christen nach Europa
weitergegeben werden:
-- imponierende, zinnenbekrönte Burgen und Städte
--"überschwänglich" geschmückte Kirchen, die durch
Stiftungen gefördert sind
-- goldglänzende Moscheen
-- Gewürzdüfte, Basare
-- Gaukler, Komödianten
-- Sofa, Matratze, Alkove (Schlafnische) (Hunke, S.100)
-- neue Farbtöne: Karmin, Karmesin, Scharlach, Lila,
Azurblau, Saphir, Safran, angewandt vor allem in der
Seidenindustrie Syriens (Hunke, S.101).
Stoffe:
-- Damast aus Damaskus, Taft, Atlas, Satin, Moiré,
Pfellel, Siglat (schwerer Seidenstoff), Baldachin aus
Baldachseide aus Baldac/Bagdad, erwähnt in Eschenbachs Parzifal (Hunke, S.101)
-- Kamelot-Stoff
-- Macheier-Stoff, Mohair-Stoff aus Kamel- und Ziegenhaar
-- Barchent-Stoff, Bucherant-/Bukeram-Stoff aus Buchara,
erwähnt in den ländlichen Liedern des Neidhardt von
Reuenthal
-- Bombasin-Stoff aus Baumwolle
-- Kattun-Stoff aus feiner Baumwolle, qatn
-- Musseline-Stoff aus Mossul (Hunke, S.102).
Beginn einer europäischen Stoffproduktion -
Fugger in Augsburg
Die europäischen Hausfrauen begehren die arabischen
Stoffe, vor allem den Barchent-Stoff aus Buchara.
Zwei Brüder in Graben bei Augsburg
beginnen, die Baumwolleinfuhr aus Zypern
und Syrien nach Augsburg zu organisieren
und eine eigene Stoffproduktion mit eigenen Webereien
aufzubauen, wodurch das erste Kapital für das spätere
Handelshaus entsteht, basierend auf dem Handel mit
arabischen Baumwollballen und Pfeffersäcken (Hunke, S.
103).
Früchte und Blumen aus dem Orient in Europa
-- Früchte: Aprikose, Orange, Banane, Bergamottbirne,
Limone (mit "Limonade"), Zwetschge, Pfirsich, Rhabarber,
Feige, Quitte, Tamarinde, Pampelmuse, Pomeranze.
-- Blumen: Flieder, Jasmin, Kamelie, Forsythie, Rosen,
Hyazinthe, Lilie, Wasserrose, Kastanie (Hunke, S.113).
Technik aus dem Orient
Wassermühlen, Windmühlen, Uhrenbau, Kompass,
Papierherstellung, Metallverarbeitung, Lederherstellung,
Glasfabrikation, Keramikherstellung und -verarbeitung
(Hunke, S.113), darunter Emaille; bei der Lederherstellung
profilieren sich Corduan- (aus Córdoba)
und Maroquin-Leder (aus Marokko) (Hunke,
S.114).
Die Kulturentwicklung Griechische Kultur -
Arabische Kultur - Europa
Allgemein haben die arabischen Wissenschaften die
griechischen Techniken übernommen und wissenschaftlich
umgesetzt (S.167). Europäer beginnen, die arabischen
Techniken zu erlernen und eigene Fabrikationen aufzubauen
(S.113).
[Ohne die arabische Kultur, die die griechische Kultur
weiterentwickelt hat, hätte es in Europa manche Fabrik und
manches Produkt überhaupt nie gegeben].
1153
Palästina: Christliche Erstürmung von Askalon
- Befestigung der ägyptischen Stadt Bibays
Mit Askalon fällt die letzte ägyptisch gehaltene
Küstenstadt Palästinas.
In der Folge lässt der ägyptische Wesir Tala
'i' b. Ruzziq vorsorglich die Stadt Bibays
im östlichen Nildelta befestigen, um gegen eine allfällige
fränkische Invasion gewappnet zu sein (Haarmann, S.198).
1154
Einigung Syriens und Aleppos - sunnitische
Politik
Damaskus lässt die Vereinigung mit Aleppo zu. Emir Nur ad-din Mahmud von Aleppo wird in
Damaskus empfangen und die Vereinigung besiegelt. Nur
ad-din Mahmud bekommt die Rolle des
Vorkämpfers des Islam gegen die "Ungläubigen".
Gleichzeitig schlägt Nur ad-din Mahmud als Vorkämpfer eine sunnitische Richtung ein
und eröffnet in Aleppo und Damaskus nach
seldschukisch-bagdadischem Vorbild juristisch-theologische
Hochschulen ("madrasa"�) zur Verbreitung des islamischen
Rechts nach "sunnitischer Tradition".
Die Sunnitisierung Syriens strahlt auch auf Bagdad
aus, wo der Kalifenhof unter al-Muqtafi
die Seldschuken entmachtet und das neu-sunnitische Syrien
für sich beansprucht [!], indem Kalif al-Muqtafi versucht,
sich propagandistisch an die Spitze der Dschihad-Bewegung
gegen die europäisch-christlichen Invasoren zu stellen
(Haarmann, S.197).
1154-1160
Ägyptisches Kalifat al-Fa 'iz mit Regent und
Wesir Tala 'i' b. Ruzziq
(Haarmann, S.197)
ab 1154
Ägypten sucht den Anschluss an die
Dschihad-Bewegung in Syrien - Aleppo plant die Besetzung
Ägyptens
Der ägyptische Regent Tala 'i' b. Ruzzig
will mit Angeboten, Geld- und Pferdelieferungen den Emir
Nur ad-din Mahmud zur Allianz gegen die
europäisch-christlichen Kreuzfahrer zwingen. Dieser aber
plant selber die Besetzung Ägyptens, denn die dortigen
bürgerkriegsähnlichen Zustände scheinen eine gute
Gelegenheit zu sein (Haarmann, S.197).
1155 ca.?
Syrien: Ayyub, der Vater von Saladin, wird Kommandant über
die Zitadelle von Baalbek, ein ehemaliger
Tempelbezirk (Haarmann, S.200).
1160
Kairo: Tod des 11-jährigen ägyptischen Kalifen
al-Fa 'iz - Nachfolger: der 9-jährige al-'Adid
Wesir Tala �i� b. Ruzziq bleibt als
staatsleitende Figur im Amt (Haarmann, S.197).
1161
Kairo: Ermordung des ägyptischen Wesirs Tala
'i' b. Ruzziq
durch einen Anschlag. Ägyptens Politik wird noch
uneinheitlicher, weil nun jegliche Führungsfigur fehlt.
Alle umliegenden Staaten versuchen, Ägypten für sich zu
gewinnen oder zu besetzen. Syrien, Königreich Jerusalem
und auch Byzanz mit König Manuel spannen Intrigen oder
planen Invasionen (Haarmann, S.197).
Am ägyptischen Kalifenhof entspannt sich ein Kampf um den
Wesirsposten. Die einzelnen Kandidaten und Möchtegerne
werden zum Teil von syrischer oder christlicher Seite
unterstützt (Haarmann, S.198).
Mitte 1161 ca.
Jerusalem-Byzanz: Christlich-byzantinischer
Besetzungsplan gegen Ägypten
Bischof Wilhelm von Tyros verhandelt
in Byzanz mit dem dortigen Kaiser Manuel
über eine gemeinsame Besetzung Ägyptens (Haarmann, S.197).
Ende 1161
Kairo: Tributvertrag mit Jerusalem
Kreuzfahrerkönig Amalrich bedroht
Ägypten mit einem grossen Heer. Der ägyptische Wesir kann
sich der Bedrohung nur durch einen Tributvertrag
entziehen, worin die jährliche Zahlung von 160.000 Dinar festgeschrieben wird (Haarmann,
S.198).
1162
Ausbleibender ägyptischer Tribut -
europäisch-christliche Invasion bis an den Nil
Der Einmarsch unter Amalrich erreicht Bibays,
Die Nilüberschwemmung verhindert ein weiteres Vorrücken
der christlichen Heere.
Die europäisch-christliche Invasion provoziert eine
verstärkte militärische Zusammenarbeit zwischen Ägypten
und Syrien mit Ziel der Besiegung der "christlichen
Kreuzfahrerstaaten" in Palästina (Haarmann, S.198).
1163
Kairo: Vertreibung des Wesirs Wawar - Flucht
nach Aleppo und Armeeaufbau gegen Ägypten
Der ägyptische Wesir Wawar wird aus Kairo
vertrieben. Er findet in Aleppo Zuflucht und bekommt von Emir Nur ad-din Mahmud Hilfe für eine neue
Armee gegen Ägypten unter Führung des kurdischen Offiziers
Sirkuh (Haarmann, S.198).
1164
Die Syrische Invasion gegen Ägypten gelingt
Das Heer des einstigen ägyptischen Wesirs Sawar
unter Befehl des kurdischen Offiziers Sirkuh kann Kairo
besetzen. Wesir Sawar kann sich am Kalifenhof wieder als
Wesir einsetzen. Gleichzeitig möchte er aber den
"lästigen" kurdischen Offizier nun loswerden und ruft
hierfür König Amalrich von Jerusalem
nach Ägypten (Haarmann, S.198).
Ende 1164
Besetzung Ägyptens durch die Truppen von König
Amalrich von Jerusalem
Die syrischen Truppen in Bilbays werden zum Abzug
gezwungen (Haarmann, S.198).
1167
Ägypten: Erneute syrische Invasion gegen
Ägypten unter dem kurdischen Offizier Sirkuh - Ägypten
wird Protektorat von Jerusalem
Syrische Invasion mit türkischen und kurdischen
Reitern. Wieder ruft der Wesir Sawar
König Amalrich zu Hilfe. Die Truppen
Jerusalems besetzten ganz Ägypten und vertreiben die
syrischen Truppen nun auch aus Oberägypten/Nubien
in den Sudan.
Ägypten ist faktisch ein Protektorat des
europäisch-christlichen Königreichs Jerusalem. Wesir Sawar
muss die Heerzüge von König Amalrich bezahlen, jährlichen
Tribut an Jerusalem entrichten und fränkische Truppen und
"eine Art Kommissar" des Königs in Kairo zulassen
(Haarmann, S.198).
1168
Ägypten: Eigenwillige Invasion von König
Amalrich gegen Ägypten - ägyptischer Hilferuf an Syrien
König Amalrich entschliesst sich in Abstimmung mit
Byzanz zur nochmaligen "endgültigen" Besetzung Ägyptens,
die gegen den Vertrag mit dem Wesir Sawar verstösst. Die
Herrschaftsansprüche werden unverhohlen gezeigt und die
Stadt Bilbays erstürmt.
Wesir Sawar in Ägypten ruft nun das syrische Heer zu
Hilfe, worauf Emir Nur ad-din Mahmud das
syrische Heer unter Offizier Sirkuh neu
ausrüstet und gegen den Jerusalemkönig Amalrich
ausschickt. Endlich scheint die gemeinsame Koalition gegen
die europäischen Christen geglückt (Haarmann, S.198).
Ende 1168
Syrische Besetzung Ägyptens unter Offizier
Sirkuh
(Haarmann, S.198)
Jan 1169
Abzug des "christlichen" Heeres von Jerusalem
aus Ägypten
(Haarmann, S.198)
Februar 1169 ca.
Kairo: Ermordung von Wesir Sawar - neuer Wesir
wird Offizier Sirkuh
Die Ermordung erfolgt unter "ungeklärten Umständen". Der
Kalif ernennt den kurdischen Offizier Sirkuh zum Wesir,
weil dieser die militärisch grösste Macht im Land
darstellt (Haarmann, S.198-199).
23.3.1169
Kairo: Tod des Offiziers und Wesirs Sirkuh -
Nachfolger wird dessen Neffe Salah ad-din (Saladin)
Yusuf b. Ayyub
in Übereinstimmung mit der grossen Mehrheit der syrischen
Offiziere, denn Salah ad-din Yusuf / Saladin hatte sich
1168 beim Ägyptenfeldzug militärisch ausgezeichnet.
Saladin führt ein "syrisches Regime" in Kairo ein, und der
Emir in Aleppo, Nur ad-din Mahmud,
erwartet nun ein Zusammengehen gegen die
europäisch-christlichen Invasoren (Haarmann, S.199).
August 1169
Kairo: Aufstandbekämpfung von Wesir Saladin
Salah ad-din Yusuf / Saladin muss mit seinen Truppen
aufständische ismailisch-kalifische Schwarzen-Regimenter
und armenische Bogenschützen-Regimenter niederwerfen, um
am Kalifenhof die Entscheidungsgewalt zu behalten.
Währenddessen wird Saladin dauernd vom Kalifen in Bagdad
und vom Emir in Aleppo bedrängt, endlich die
europäisch-christlichen Fürstentümer zu zerschlagen, aber
Saladin will sich noch keine ausserägyptischen Operationen
wagen, weil er einen sofortigen Umsturz gegen seine Person
befürchtet (Haarmann, S.199).
ab 1169
Ägypten-Syrien: Saladins Vetternwirtschaft
Saladin kann sich auf die Loyalität eines grossen
Verwandtenkreises stützen. Er verteilt Posten im Militär
und in der Administration. Dies ist eine Neuerung
gegenüber der fatimidischen Praxis, wo die Söhne des
Kalifen nie eine Staatsfunktion übernehmen durften, aus
Angst vor Streit und Staatsteilungen, aus "Sorge um die
Unteilbarkeit der charismatischen Imamswürde". Saladin verteilt Posten an zwei
ältere und drei jüngere Brüder und deren Familien, an vier
eigene Söhne und deren Familien, sowie an den Onkel Sirkuh und dessen Familie.
Unter Saladin wächst zum ersten Mal eine Clan-Regierung
heran. Die Streitereien um eine etwaige Nachfolge sind
vorprogrammiert (Haarmann, S.205).
Salah ad-din Yusuf / Saladin formiert die Armee neu nach
syrischem Vorbild (Haarmann, S.201) und
lässt eine ägyptische Flotte aufbauen (Haarmann,
S.202).
1170
1170 ca.-1220 ca.
Wolfram von Eschenbach als Vertreter der
deutschen Toleranz - deutsch-arabische Heiraten - die
Wut der Kirche
Eschenbach behauptet: alle sind "gotes handgetât",
göttlichen Ursprungs, egal, ob Christ oder Muslim (Hunke,
S.88).
Auch das deutsche Rittertum
-- predigt Toleranz und Gleichwertigkeit im Kampf
-- schafft die Gestalt des "edlen Heiden"
-- auch Heiraten zwischen den Religionen sind möglich.
In den Augen der Kirche sind dies ketzerische,
revolutionäre Ansichten und Taten gegen das Feindbild der
römischen wie der byzantinisch-orthodoxen Kirche (Hunke,
S.88).
Beispiele interreligiöser Verbindungen:
-- ein Ritter von Gibeil heiratet die
Tochter des Sultans von Aleppo
-- der Sultan von Iconium heiratet eine
österreichische Markgräfin Ida (Hunke,
S.88).
Eschenbachs "Parzifal" und "Willehalm" als
Beispiele von Religionstoleranz
Eschenbach lässt im "Parzifal" den Parzifal gegen Feirefiz kämpfen, der eine dunkle arabische
Königin Zazamanc als Mutter hat, und der
- wie sich herausstellt - Parzifals Halbbruder ist (Hunke,
S.88-89).
Die deutsche und die arabische Ritterlichkeit zeigt sich
beim Parzifal, als dessen Schwert zerbricht und Feirefitz
sein Schwert fortwirft und sich zu erkennen gibt (S.89).
Der Halbaraber Feirefitz sichert Parzifal das Überleben.
Dies ist für Rom, Byzanz und Frankreich ein
"ungeheuerlicher" Vorgang (Hunke, S.90).
In Eschenbachs "Willehalm" führt ein Araber in Aachen die fliehenden Reichsritter gegen
seinen eigenen arabischen Vater zum Sieg (Hunke, S.90).
Die Minnedichtungen von Walther von der Vogelweide sowie
die Sagendichtungen Parzival und Titurel
von Wolfram von Eschenbach werden alle gesungen rezitiert
und aufgeführt, eine arabisch inspirierte Aufführungsart
(Hunke, S.160).
Walther von der Vogelweide erwartet Gottes
Urteil
Walther von der Vogelweide verkündet, Gott werde "zu Recht
zwischen Christen, Juden und Heiden entscheiden", wessen
Erbe das "heilige Land" sei (Hunke, S.119).
1171
Kairo: Wesir Saladin stürzt den Kalifen - neue
sunnitische Richter
Salah ad-din Yusuf / Saladin lässt das in den Augen des
Emirs von Aleppo und Bagdads ketzerische ismailitische
Kalifensystem in Kairo stürzen. Er lässt alle
ismailitischen Richter durch sunnitische Richter ersetzen
(Haarmann, S.199).
10.9.1171
Kairo: Huldigung an Bagdad
Im Freitagsgebet in Alt-Kairo wird dem abbasidischen
Kalifen in Bagdad al-Mustadi' gehuldigt. Der ismailitische
Zusatzruf "Auf zum besten Tun" wird unterlassen (Haarmann,
S.199).
13.9.1171
Tod des 19-jährigen Fatimidenkalifen al-'Adid
ohne Kinder - Ende der Ismailiten/ Fatimiden
Im Freitagsgebet wird nun auch in Neu-Kairo dem
abbasidischen Kalifen gehuldigt, und die Lehrsitzungen
werden eingestellt.
Salah ad-din Yusuf / Saladin ordnet die Prägung neuer
Münzen an mit dem Namen des Abbasidenkalifen und des Emirs
von Aleppo. Das Kairoer ismailitische Kalifat ist damit
gestorben und Bagdad wird wieder unbestrittene muslimische
Hauptstadt (Haarmann, S.199).
1172
Kreuzzug von Heinrich "dem Löwen"
-- Herzog von Sachsen und Bayern, auf private
Initiative hin
-- seine Motivation ist weder Glaubenseifer noch
Feindbild, sondern Pilgerei
-- er beklagt einige Verluste durch Klima und Krankheit
(Hunke, S.54).
Mitte 1172
Empfang des Kreuzzugs unter Heinrich "dem
Löwen" in Konstantinopel als einer der "ganz grossen
Herren"
In der Folge durchzieht der Kreuzzug das Königreich
Jerusalem, besucht die "heiligen Stätten", stiftet
reichlich, stiftet "ewige Lampen", Silberbeschläge und
kostbaren Schmuck (S.54), stiftet den Templern und
Johannitern Waffen und Geldgeschenke (S.55).
Ende 1172
Rückmarsch des Kreuzzugsheers unter Heinrich
"dem Löwen" - Entlassung christlicher Gefangener
Die Gesandtschaft des Sultans von Konya
stellt sich dem Zug von Heinrich "dem Löwen" in Tarsoso auf, um dem deutschen Zug durch Kilikien Begleitschutz zu geben. Empfang
beim Sultan von Konya:
-- der Sultan behauptet, seine Grossmutter sei eine
Deutsche
-- der Sultan entlässt zu Ehren von Heinrich alle
christlichen Gefangenen und lässt sie mit dem Zug
Heinrichs nach Europa zurückkehren
-- der Sultan lässt Heinrich reich beschenken, u.a. mit
Seidengewändern und zwei gezähmten Jagdleoparden (Hunke,
S.55).
1173
Saladins Vorschlag einer Heiratsverbindung zwischen
Sultanat und Deutschem Reich
Saladin schickt eine Abordnung zu Friedrich I. nach
Aachen, mit dem Vorschlag der Heirat des Saladin-Sohnes
mit der Tochter von Friedrich I., wobei der Sohn
christlich getauft werden soll (S.58).
Nubien: Turansah, der Bruder von Salah ad-din
Yusuf b. Ayyub / Saladin, besetzt Nubien
(Haarmann, S.201-202)
Syrien: Steuerstreit mit Kairo
Emir Nur ad-din verlangt Einsicht in
Kairos Steuerbücher, bekommt sie aber nicht. Der Streit um
nicht bezahlte Abgaben droht zu eskalieren (Haarmann,
S.202).
Ägypten-Pisa: Pisa verpflichtet sich zu
Eisen-, Holz- und Pechlieferungen an Ägypten
(Haarmann, S.212)
Anfang 1173
Heinrich "der Löwe" kommt mit einem grösseren Heer aus
Palästina zurück, als es 1172 bei Abmarsch war (Hunke,
S.54)
[und stellt damit die ganze Kirchenhetzpolitik Frankreichs
und Roms offiziell in Frage].
ab Anfang 1173
Deutsches Reich: Entstehen unwahrer
Erzählungen über Heinrich "den Löwen"
Heinrich lässt in Braunschweig ein
Löwendenkmal errichten. Das Volk rätselt darüber, so dass
verschiedene Heinrich-Sagen in Form von Ritterepen,
Dichtungen, Volksliedern und sogar eine Oper entsteht, die
Heinrich einen siegreichen Kampf gegen den Islam
andichten. Heinrich soll eine Schlacht gewonnen, den
Sultan am Leben gelassen und dafür einen zahmen Löwen
geschenkt erhalten haben (Hunke, S.56).
1174
Ägypten: Jemenexpedition zur Machtdemonstration
Turansah marschiert von Kairo über Medina
und Mekka nach Jemen zur
"Absicherung" des Indienhandels (Haarmann, S.202).
Syrien: Tod von Nur ad-din - Streit um die
Nachfolge des 11-jährigen Sohnes as-Salih
Salah ad-din Yusuf / Saladin will die Wirren um die
Nachfolge in Damaskus nützen, um in Syrien an Einfluss zu
gewinnen, und bereitet einen Feldzug vor (Haarmann,
S.202).
Salah ad-din Yusuf rechtfertigt seinen Besetzungsplan
gegen Damaskus gegenüber Bagdad, dass er die zerstrittenen
Muslime in Syrien "einigen" wolle und dies für einen
"heiligen Krieg" gegen die "Ungläubigen" (Christen)
notwendig sei (Haarmann, S.202).
Oktober 1174
Damaskus: Ägyptische Invasion
Saladin zieht mit 700 Reitern über Bosra
nach Damaskus und besetzt die Stadt fast
kampflos. Hims und Hamah
ergeben sich (Haarmann, S.202).
ab Ende 1174
Saladin lässt Aleppo belagern
(Haarmann, S.202)
Mai 1175
Aleppo/Damaskus-Kairo: Abkommen
zwischen Salah ad-din und Syrien: Saladin regiert
Damaskus und Nordsyrien bis Hamah und Ma 'arrat an-Nu'man, muss
aber as-Salih als nominellen Oberherrn
anerkennen (Haarmann, S.202).
Bagdad-Kairo: Der Kalif von Bagdad sendet Saladin ein
"Diplom", das ihm die Usurpation der Herrschaft über
Syrien und Ägypten legitimiert (Haarmann, S.202).
ab Mai 1175
Aleppo: Ägyptischer Profit durch die
"Seidenstrasse" - und Venedig
Mit dem "Diplom", das die Herrschaft Saladins über
Syrien bestätigt, ist für Ägypten der Anschluss an die
"Seidenstrasse" nach Bagdad-Samarkand-China geschafft. Gleichzeitig kann der Handel
über die Burg Sahyun und die Häfen Latakia und Gabala/Gibel/Zibel
nach Europa abgewickelt werden. Ägypten erhebt hier
alleine alle Zölle und Hafengebühren, vor allem für den
Handel mit Seide und Baumwolle. Venedig
beginnt sich an diesem Handel zu engagieren (Haarmann,
S.212).
ab 1175
Kairo-Jerusalem: Waffenstillstand für
Zeitgewinn gegen die Christen in Palästina
Salah ad-din Yusuf schliesst einen
Waffenstillstandsvertrag mit den Franken, um seine Macht
auch nach Nordsyrien und dem oberen Mesopotamien, Gazira,
auszubauen. Saladin wiederholt damit die Politik von Nur ad-din (Haarmann, S.202). Nur mit dem
mesopotamischen Hinterland ist der "heilige Krieg" gegen
die Christen möglich. Die Kette der syrischen Städte
reicht dafür nicht aus. Saladin hält sich solange dauernd
in Syrien auf (Haarmann, S.202-203).
1176-1181
Kairo: Einführung des Lehenssystems für
Kairoer Soldaten - Verarmung des Landes, Reichtum in
Kairo
Salah ad-din lässt das iqta-System einführen, die
Zuteilung von Lehen an Soldaten als Soldatensold. Ein
grosser Teil des Landes muss zu diesem Zweck neu bewertet
und verteilt werden. Der Soldat erhält Steuereinzugsrecht
auf der Länderei, muss aber alle Ausgaben, die er in einem
Feldzug hat, selbst bestreiten. Gleichzeitig entgehen dem
Staat Einnahmen, und es entstehen grossflächige private
Schutzherrschaften. Einige Ländereien lässt Saladin als
"Kronland" definieren (hasch), so dass sie nicht vergeben
werden können.
Ab der Lehensvergabe fliessen konzentriert grosse Teile
der Steuern an die Lehensherren, die alle ihren Sitz in
Kairo haben. Das Land verarmt, Kairo wird übermässig reich
(Haarmann, S.201).
1177
Ägypten-Genua: Handelsvertrag
(Haarmann, S.213)
ab 1177
Kairo: Salah ad-din Yusuf / Saladin führt den
Titel "Wiederbeleber der Herrschaft des Befehlshabers
der Gläubigen"/ "muhyi dawlat amir al-mu 'minin"
Gegen "Kreuzfahrer" unternimmt er jedoch kaum etwas
ausser ein paar "Scharmützeln" wie Flottenangriffe auf
palästinensische Häfen und zwei erfolglose Landangriffe
gegen al-Karak (heute Jordanien),
das die Karawanenroute zwischen Ägypten und Syrien bedroht
(Haarmann, S.202).
Frieden schadet Saladin innenpolitisch
Durch die Duldung eines modus vivendi mit den
Kreuzfahrern erhalten Saladin und seine Nachfolger keinen
guten innerislamischen Ruf (Haarmann, S.239).
1180
Kairo-Jerusalem: Erneuter
Waffenstillstandsvertrag
(Haarmann, S.202)
ab 1180 ca.
Europa: Neue Kleidermodelle aus dem arabischen
Raum
-- Pantoffel/Babuschen
-- Gamaschen, benannt nach der nordafrikanischen Stadt Ghadames
-- Verbandsstoff in Gazegewebe, arab. kazz, aus
durchsichtiger Rohseide oder Baumwolle
-- Schleier für Frauen in Luxusgesellschaften
-- Turbane für Männer, die sich aber nicht durchsetzen
-- Mütze, arab. mustakah, vom arabischen Pelzmantel mit
Kapuze
-- Kappe, von Kapuze
-- Kittel aus Kattun, arab. qatn, mit
losen Ärmeln, die der Kirche ein Dorn im Auge sind (Hunke,
S.103), werden auch als "Moriskenmäntel" bezeichnet
-- Joppe, arab. gubba/dschubba, Jackett
-- Arabeske, streng geometrische Ornamentik in unendlicher
Wiederholung mit unendlich vielen Mittelpunkten (Hunke,
S.104).
Deutsches Reich: Arabische Segenssprüche in
arabischer Schrift in deutsch-kirchlichen Reliquien und
Ornamenten
kommen vor in deutschen Büchern, auf Gläsern, auf
Kirchenwänden, auf Hostienschalen, auf Abendmalskelchen,
auf Kleidersäumen, auf Heiligenscheinen wie in
Braunschweig, Siegburg, Sinzig, Köln, Trier, Mainz,
Marburg und Salzburg (105).
ab 1180 ca.
Die Europäisch-christliche Invasoren
versuchen, Ägypten zu blockieren
Von den südlichsten Kreuzfahrerburgen aus - Karak
und Sawbak, südöstlich des toten Meeres -
versuchen die europäisch-christlichen Invasoren, in
Richtung Rotes Meer vorzustossen mit Ziel, den
Indienhandel Ägyptens zu unterbrechen und eventuell an
sich zu reissen (Haarmann, S.195).
1181
Ägypten: Stand des ägyptischen Heeres:
"Heeresrolle"
Nach der "Heeresrolle" besteht das ägyptische Heer aus
111 Offizieren, 6976 Reitern (tawaschi) mit Reiterknechten
(arab.: mamluk), 1553 Mann leichte Kavallerie (qaragulam),
Beduinen an den Rändern des Nildeltas und im Sinai, sowie
aus freiwilligen Glaubenskämpfern (gazi) (Haarmann,
S.201).
1182/1183
Jerusalem-Ägypten: Der Versuch der
europäisch-christlichen Invasoren zur Besetzung des
Roten Meeres scheitert
Der "Kreuzfahrerfürst" Rainald [kein
Druckfehler!] von Châtillon, der "Herr
von Oultrejourdain", unternimmt von Ayla
(al-'Aqaba) aus einen Flottenraubzug entlang der
Küste des Roten Meeres bis 'Aydab. Die
Bedrohung des ägyptischen Rotmeerhafens und die Blockade
des ägyptischen Indienhandels gelingt jedoch nicht, da der
Hafen zu weit südlich liegt (Haarmann, S.195).
1183
Kairo-Jerusalem: Erneuter
Waffenstillstandsvertrag
(Haarmann, S.202)
Damaskus-Ägypten: Sturz der Zengiden durch
Wesir Saladin
Salah ad-din Yusuf / Saladin kann die Herrschaft der
Zengiden in Damaskus stürzen und lässt ganz Mesopotamien
besetzen: Edessa/ar-Ruha, Harran, Mardin,
Singar, Nasibin, Amid/Dyarbakir, und nach
mehrwöchiger Belagerung auch Aleppo. Der
20-jährige Zengide as-Salih muss abtreten
(Haarmann, S.203).
ab 1183
Zitadelle für Kairo
Salah ad-din Yusuf / Saladin lässt durch seinen
Mamluken Qaraqus die Zitadelle Kairos auf
einem der Ausläufer des Muqattam erbauen
(Haarmann, S.201).
1185
Kairo-Jerusalem: Erneuter
Waffenstillstandsvertrag
(Haarmann, S.202)
1185?
Palästina: Raubzüge von Renaud de Châtillon:
bis zur Plünderung von Mekka und Medina, Inhaftierung
der Schwester Saladins - Saladin muss handeln
Der Französische Ritter Renaud de
Châtillon bekommt durch eine Liebschaft mit der
verwitweten Fürstin von Antiochia die Herrschaft über
eines der Fürstentümer des Königreiches Jerusalem östlich
des Jordan bis ans Rote Meer und herrscht auf der
Wüstenfestung Krak von Moab
(Hunke, S.81).
Er bleibt Wegelagerer, wildert mit seiner Bande gegen
Kamelkarawanen und Pilgerkarawanen aus Ägypten
und Damaskus, bricht laufend Abmachungen
mit den Arabern (Hunke, S.81), weitet
seine
Raubzüge vom Hafen von Akaba aus aufs Rote Meer bis nach Aden
aus (Hunke, S.81-82), plündert sogar die "heiligen
islamischen Stätten" Mekka und Medina (Hunke, S.83) und nimmt eine
Kamelkarawane gefangen, darunter die Schwester Saladins
(Hunke, S.82).
In der Folge steigt der Zorn Saladins in Kairo aufs
Höchste, verlangt von König Guido von Lusignan von Jerusalem ultimativ die
Freigabe der Schwester und der Karawane bei gleichzeitiger
Versicherung, am Waffenstillstand festzuhalten (Hunke,
S.82).
König Guido befiehlt Fürst Renaud die Freilassung der
Karawande. Renaud aber verweigert die Freilassung, denn er
selbst habe mit Saladin keinen Waffenstillstand
geschlossen.
In der Folge wird der Raub der Karawane mit der Schwester
Saladins der Anlass für den "Untergang Jerusalems" (Hunke,
S.82).
[Es ist bezeichnend, dass Haarmann diesen Zusammenhang
unterschlägt].
1186
Mossul: Der zengidische Emir von Mossul
anerkennt Saladin als Oberherr
(Haarmann, S.203)
3.7.1187
Muslimischer Sieg bei Hittin - das "heilige
Kreuz" fällt in arabische Hände - Saladin lässt Guido de
Lusignan am Leben - Fürst Renaud wird geköpft
Köpfung von Renaud den Golan-Höhen, völlige
Vernichtung der christlichen Heere und der
Ordensritterheere, Massentod durch Verdursten und Hunger.
Nur dem Grafen von Tripoli gelingt der Ausbruch.
Das Königreich Jerusalem fällt. Das "Kreuz des Erlösers",
das als christliches Feldzeichen in die Schlacht getragen
wurde, fällt in muslimische Hände (Hunke, S.82).
Saladin fordert alle Barone und Ritter in sein Zelt, die
alle das Henkersgericht erwarten. Saladin aber gibt Guido de Lusignan zu trinken und gibt ihm
somit symbolisch das Zeichen, dass er unter dem Schutz des
Sultans stehe (Hunke, S.82).
Da gibt Guido de Lusignan den Trunk an Fürst Renaud
weiter, was Saladin nicht erträgt. Er lässt den ewigen
Verräter vors Zelt schleppen und köpft ihn eigenhändig
(Hunke, S.83).
Saladin lässt Guy de Lusignan
am Leben und entlässt ihn auf sein Ehrenwort, keinen Krieg
mehr gegen Saladin anzufangen (Hunke, S.65).
Guido de Lusignan aber bereitet eine Racheaktion wegen der
Hinrichtung von Fürst Renaud vor. Für ihn ist die
Abmachung mit Saladin nichtig (Hunke, S.83).
Aug 1187 ca.
Muslimische Besetzung von Jerusalem unter
Saladin - Saladins Grossmut
Nach der Schlacht bei Hittin fällt Jerusalem in
muslimische Hände.
Saladin
-- gewährt den christlichen Bewohnern freien Abzug und
bewaffnetes Geleit bis zur Grenze
-- den Begüterten gibt Saladin 40 Tage Zeit, ein Lösegeld
aufzubringen
-- den Ärmeren gibt Saladin die Freiheit für wenig Geld
-- der Bruder Saladins regt an, 1000e der Christen ohne
Zahlung freizulassen, worauf Saladin einwilligt und 15.000
ältere Menschen freilässt
-- Christen, die in Jerusalem sterben wollen, dürfen
bleiben (Hunke, S.64)
-- den grössten Feinden, dem römischen Patriarchen, der
die Verteidigung Jerusalems leitete, und anderen
Verteigern, gibt Saladin die Freiheit (Hunke, S.64-65).
Alle Freigelassenen bekommen bewaffnetes Geleit bis an die
Grenze des fränkischen Gebietes, um sie vor fränkischen
Räubergruppen zu schützen [!], die viele der
Freigelassenen töten und ausrauben... (Hunke, S.65)
Akkon: Sultan al-Aschraf gibt den Ritterorden
zum Schutz seine Fahne
Templer und Deutsche Ritterorden ergeben sich den
Heeren von Sultan al-Aschraf, nachdem Jerusalem bereits
gefallen ist. Sultan al-Aschraf sendet den christlichen
Ritterorden eine Fahne zum Schutz ihres Lebens, die sie
auf ihrem Turm aufpflanzen. Banditen, die die
Ordensunterkünfte berauben wollen, werden von Wachen
getötet (Hunke, S.132).
Ende 1187 ca.
Guido de Lusignan bricht den Waffenstillstand
mit Saladin - Organisation der Belagerung von Akkon
Guido de Lusignan sammelt die Überbleibsel des
Kreuzzugsheeres um sich, angestachelt von Rachegelüsten
wegen der Köpfung des Fürsten Renaud (Hunke, S.83).
Er organisiert die Belagerung von Akkon, woraufhin weitere
Kreuzzugsheere nach Akkon strömen (Hunke, S.65).
ab Ende 1187 ca.
Europa: Totaler Werbefeldzug in Europa für
neue Kreuzzüge
um die totale Niederlage der Franken im "heiligen
Land" zu verhindern. Rom wendet sich direkt an die Könige,
Papst Clemens III., fordert Friedrich
I. zum "heiligen Krieg" auf und verspricht ihm
Ablass seiner Sünden, "ewiges Leben" und Anhäufung
"reicher Schätze" im "Himmel". In der Folge lehnen die
deutschen Könige die Kreuzzugshetze des Papstes wieder ab
(S.58).
Jan 1187
Wieder christlicher Überfall auf Karawane bei
al-Karak
Rainald von Châtillon lässt von al-Karak
aus (heute Jordanien) eine syrisch-ägyptische Karawane
überfallen.
Saladin fordert vom König von Jerusalem, Guy de Lusignan,
Genugtuung, bekommt sie aber nicht (Haarmann, S.203).
Juni 1187 ca.
Kairo: Saladin ruft den "heiligen Krieg" gegen
die Kreuzfahrerstaaten aus
Jetzt hat Saladin vom "Königreich von Jerusalem" genug
und beginnt mit dem Zusammenziehen seiner Truppen im Golan/Gawlan sowie mit der Aufstellung des
ganzen ägyptischen Heeres (Haarmann, S.203).
Ende Juni 1187 ca.
Kairo: Ägyptisch-syrische Besetzung von
Tiberias, Belagerung der Zitadelle
(Haarmann, S.203)
3.7.1187
Kairo-Jerusalem: Das Kreuzfahrerheer erreicht
Tiberias nicht
König Guy de Lusignan lässt das Kreuzfahrerheer in
Galiläa in Marsch setzen. Bei der glühenden Sommerhitze
aber erreicht das Heer Tiberias nicht, auch nicht den See
Genezareth (Haarmann, S.203).
4.7.1187
Königreich Jerusalem: Niederlage gegen
ägyptisches Heer - Exekution von Rainald von Châtillon
Das muslimische ägyptisch-syrische Heer zersprengt
beim Dorf Hattin das Kreuzfahrerheer von
König Guy de Lusignan. Der König Guy de
Lusignan, der Grossmeister des Templerordens und Rainald von Châtillon
geraten sogar in Gefangenschaft. Rainald von Châtillon und
die Angehörigen der Ritterorden werden hingerichtet. Das
Feldheer von Guy de Lusignan ist vernichtet. Er darf aber
weiter im Namen Jerusalems verhandeln (Haarmann, S.203).
5 7.1187
Tiberias: Kapitulation der Zitadelle,
ägyptisch-syrische Besetzung
(Haarmann, S.203)
9.7.1187
Akkon: Kampflose Übergabe an
ägyptisch-syrische Truppen
(Haarmann, S.203)
ab Mitte Juli-August 1187 ca.
Palästina: Saladin lässt christliche Burgen
und Städte kampflos einnehmen
Nazareth, Nablus, Baysan, Jericho, Ramla, Hebron, Gaza,
und die Hafenstädte von Haifa bis Beirut,
die mit der ägyptischen Flotte bezwungen werden (Haarmann,
S.203).
1187
Askalon: Christliche Kapitulation
König Guy de Lusignan von Jerusalem erkauft sich damit die
Freiheit (Haarmann, S.203).
Sep 1187 ca.
Tyros (Königreich Jerusalem): Ankunft von Verstärkung aus
Europa in Tyros. So kann sich Tyros gegen die
ägyptisch-syrischen Truppen verteidigen.
(Haarmann, S.203)
1.10.1187
Jerusalem: Besetzung durch ägyptisch-syrische
Truppen - neuer Kreuzzugsaufruf in Europa
Diese Besetzung ist für Salah ad-din Yusuf / Saladin
ein wertvoller Prestigeerfolg, strategisch und
wirtschaftlich aber nicht sehr bedeutend. Saladin kann
sich nun als erfolgreicher Vorkämpfer des Islam feiern
lassen. Das Königreich Jerusalem ist zerschlagen
(Haarmann, S.203). Der "Fall von Jerusalem" provoziert in
Europa einen gemeinsamen Kreuzzug mit Hetze gegen die
"Heiden" (Haarmann, S.204).
1188 ca.
Roms Kreuzzugspropaganda verfängt im Deutschen
Reich immer noch nicht
Papst Clemens III. schickt einen
päpstlichen Legaten, Kardinal Heinrich von
Albano, an den Hof Friedrichs I.,
um ihn zum Kreuzzug zu überzeugen, was ihm aber nicht
gelingt (Hunke, S.58).
Hoftage in Strassburg
Dritter Versuch des päpstlichen Legaten, Kardinal Heinrich von Albano, Friedrich
I. zum Kreuzzug zu überzeugen (Hunke, S.58).
Reichstag zu Worms - deutsche Kreuzzüge gehen
nach Osteuropa
Die norddeutschen Fürsten weigern sich, gegen die
"Heiden" im Vorderen Orient ins Feld zu ziehen, denn der
Kampf in Osteuropa gegen die dortigen "Heiden" sei ebenso
verdienstvoll... (Hunke, S.53)
[und ebenso grausam...].
26.5.1188
Deutsches Reich: Friedrich I. bereitet in
eigenem Interesse einen Kreuzzug vor
um sich gegenüber dem Papst zu profilieren:
-- alle Mitläufer sind ausgeschlossen
-- der Kreuzzug ist mit Rom nicht abgesprochen, was den
Papst sehr verärgert
-- die 3000 Ritter im Heer dienen im Namen von Friedrich
I. "in stetigem Aufblick zu ihrem Kaiser" und sie dienen
nicht im Namen der Kirche (Hunke, S.58).
Friedrich I. sendet über den Boten Graf Heinrich von Dietz an Saladin die
Kriegsbotschaft, kündet den Kampf an und bestimmt Zeit und
Ort: 1.November 1189, Feld von Zoan, mit
der Aufforderung, die muslimische Besetzung Jerusalems
wieder rückgängig zu machen und die fränkischen Gefangenen
freizulassen (Hunke, S.59).
Juli 1188 ca.
Saladins Friedensangebot an Friedrich I.
"seinen wahren, grossen und erhabenen Freund,
Friedrich, König von Deutschland":
-- Freilassung aller fränkischen Gefangenen
-- Zugang zum "heiligen Grab" und Duldung christlicher
Gottesdienste in der Grabeskirche
-- Bedingung: Die fränkischen Invasoren sollen alle
besetzten Festungen Palästinas abgeben (Hunke, S.59).
1188-1191
Guido von Lusignan lässt Akkon belagern - "3.
Kreuzzug"
-- Guido von Lusignan bricht seine Versicherung, er
werde gegen Saladin keinen Krieg mehr führen
-- es kommt sogar englischer, französischer und deutscher
"Nachschub", als "3.Kreuzzug" bezeichnet.
Die Belagerung wird laufend durch Normannen und Dänen
unterstützt (Hunke, S.60).
Die weitmaschigen Panzerhemden der neuen europäischen
Ritterheere sind durch Kettenpanzer und Filzschutz
ersetzt, was vor den Pfeilen schützt (Hunke, S.128).
ab März 1188 ca.
Palästina: Angriffe unter Saladin auf Tripolis
und Antiochien
(Haarmann, S.203).
Juli 1188
Palästina: Ägyptisch-syrische Besetzung der
Küstenstädte Beirut und Latakia/al-Ladiqiyya/ Laodikeia
Tripolis aber nicht. Dafür werden noch die Burg Sahyun (hinter Tripolis), das Orontes-Tal
und den strategisch wichtigen Ort al-Karak
(heute Jordanien) ägyptisch-syrisch besetzt (Haarmann,
S.203-204).
August 1188
Königreich Jerusalem: Christliche Belagerung
von Akkon
Die christlichen Truppen unter Guy de
Lusignan rücken von Tyros nach Süden gegen Akkon
vor. Belagerung von Akkon, das von ägyptischen Schiffen
vom Meer her versorgt wird. Saladins Truppen schliessen
die fränkischen Belagerer ein (Haarmann, S.204).
August/September 1189 ca.
Akkon: dauernde Verstärkung der Belagerung
durch christlichen Nachschub
(Haarmann, S.204)
1.11.1189
Der Kreuzzug von Friedrich I. "Barbarossa" bleibt in
Byzanz hängen. Der Kriegstermin mit Saladin wird von
christlicher Seite nicht eingehalten (Hunke, S.59).
1190
1190
Akkon: Christliche Verstärkungsheere
Ankunft des englischen Kreuzzugsheers unter Richard
"Löwenherz" und des französischen Kreuzzugsheeres
unter König Philipp August zur
Unterstützung der Belagerung von Akkon (Hunke, S.60).
Arabische Hilfe für Richards Gesundheit
Richard geniesst ausserordentlichen Respekt bei den
Muslimen. Dabei wird er krank. Richard "Löwenherz" will
die ritterlichen Sitten der Muslime ausnutzen, schickt
einen Boten ins Lager Saladins mit der Bitte um Medizin,
behauptet aber, er habe auch in Kriegszeiten Geschenke für
den Sultan bereit (Hunke, S.81).
Sultan-Bruder Malik Adil sagt zu, die
Geschenke anzunehmen, wenn der Sultan auch welche bieten
dürfe, woraufhin der Bote Richards behauptet, er bräuchte
Hühnchen, um seine Falken und Raubvögel zu ernähren
(Hunke, S.81).
Malik Adil empfiehlt, Richard selbst solle
die Hühnchen essen, statt sie den Vögeln zu geben. Richard
bekommt alles. Einige Tage später lässt Richard
"Löwenherz" einen muslimischen Gefangenen frei und Saladin
übergibt dem Boten ein "Ehrengewand" (Hunke, S.80). Einige
Tage später bittet Richard "Löwenherz" um Früchte und
Zuckerwerk, was ihm auch gewährt wird (Hunke, 80-81).
Dann erfolgt das Gemetzel wegen "verzögerter Übergabe des
Kreuzes" (Hunke, S.81).
10.6.1190
Friedrich I. Barbarossa ertrinkt in den Fluten
des Flusses Saleph
Das Heer ist durch Seuchen und Kämpfe geschwächt. Ein
grösserer Teil der 3000 Ritter kehrt nach Deutschland
zurück, einige begehen Selbstmord, viele geraten in
Gefangenschaft und werden als Sklaven verkauft und einigen
Splittergruppen gelingt die Weiterreise nach Palästina
(Hunke, S.59).
August 1190 ca.
Akkon: Resttruppen Friedrich I. Barbarossas -
französischer Argwohn über verweigerte Hilfe
Die Splittergruppen des Kreuzzuges von Friedrich I.
Barbarossa unter dessen Sohn, Friedrich von
Schwaben, erreichen Akkon und unterstützen die
Belagerung, darunter der deutsche Landgraf Ludwig
von Thüringen, der an Malaria erkrankt. Die ganze
Gruppe hat sich bereits in den Kreuzfahrerprovinzen eine
Seuche zugezogen (Hunke, S.60).
Streitigkeiten zwischen deutschen und französischen
Rittern mit Verdächtigungen gegen Landgraf Ludwig von
Thüringen wegen angeblichen Verbindungen zu Saladin
ergeben eine Schwächung der christlichen Heere. Es geht
das Gerücht um, Saladin habe Ludwig von Thüringen Beduinen
ins Lager geschleust, die nun Sabotageakte verüben würden.
Dabei war es ein Arzt Saladins (Hunke, S.60).
Insgesamt verweigern die Spitäler der Johanniter-Orden die
Spitalaufnahme deutscher Ritter, so dass diese die
Notunterkünfte zwischen den Koggen/dickbauchigen
Hanseschiffen der Bremer und Lübecker Kaufleute belegen
(Hunke, S.60). Französische Johanniter verweigern die
Pflege deutscher verwundeter Ritter
-- aus nationalem Hass
-- aus Feindschaft des Papstes gegen das Deutsche Reich,
vor allem gegen die Hohenstaufen (Hunke, S.48).
In der Folge wird die Gründung eines Deutschen
Ritterordens vorbereitet (Hunke, S.48).
Sep 1190 ca.
Akkon: Tod von Friedrich von Schwaben
Auflösung aller deutschen Verbände und Heimreise von
Landgraf Ludwig von Thüringen, wo er noch
vor Zypern stirbt. Die französische
"christliche"Geschichtsschreibung hetzt in der Folge gegen
"die Deutschen", sie hätten mit Saladin paktiert (Hunke,
S.60).
Christliche Einnahme von Akkon - Streit um das
"heilige Kreuz" - Massaker an Muslimen durch Richard
Löwenherz - Saladin verweigert Gefangenenaustausch,
Rückgabe des Kreuzes und Restitution des Königreichs
Jerusalem - erster breiter Pazifismus
in Europa
1191
Akkon: Bau eines "Deutschen Hauses"
durch den Barbarossasohn Friedrich von Schwaben
(Hunke, S.48).
April 1191
Akkon: Landung eines französischen
Kreuzzugsheeres unter Philipp II.
(Haarmann, S.204
Juni 1191
Akkon: Landung eines englischen
Kreuzzugsheeres unter Richard Löwenherz
(Haarmann, S.204)
Saladin schickt dem erkrankten Richard Löwenherz einen
Arzt, so wie früher dem Landgraf Ludwig von
Thüringen (Hunke, S.60).
12.7.1191
Akkon: Christliche Besetzung - Akkon wird neue
Hauptstadt des Königreichs Jerusalem
Akkon wird neben Tripolis der bedeutendste Umschlagplatz
für das syrische Hinterland. Der französische König
Philipp II. reist nach Hause, Richard Löwenherz muss den
Krieg gegen Syrien und Ägypten allein weiterführen
(Haarmann, S.204).
Ende Juli 1191 ca.
Jaffa: Christliche Besetzung von Jaffa durch
Löwenherz-Truppen
aber kein Durchbruch nach Jerusalem möglich (Haarmann,
S.204).
Nach der christlichen Besetzung von Akkon
rechnet Richard Löwenherz die Eroberung
Akkons sich alleine zu. Guy de Lusignan
kehrt mit einem Teil seines französischen Heeres nach
Frankreich zurück. Die in Palästina bleibenden Teile
treten unter den Befehl des Herzogs von Burgund (Hunke, S.65).
1000e Muslime sind Gefangene von Richard Löwenherz. Das
"christliche" Vorgehen plant die Freilassung nach einer
Taufe. In der Folge lassen sich viele Muslime zum Schein
taufen. Bei Entdeckung der vorgegebenen Taufe wird die
Taufe verboten und es beginnen lange Verhandlungen um
einen Gefangenenaustausch. Die Christen verlangen ein
hohes Lösegeld und die Rückgabe des "heiligen Kreuzes",
das Saladin in Hittin als Sieger den
Christen abgenommen hat. Der Termin wird abgemacht, ohne
alle Details ausgehandelt zu haben (Hunke, S.65).
Am Tag der ausgemachten Kreuzübergabe erscheint Saladin
nicht, so dass Richard Löwenherz alle muslimischen
Gefangenen hinrichten lässt und habgierige Christen sogar
die Gedärme der Hingerichteten nach verschlucktem Gold
durchsuchen. Der Massenmord wird bekannt und schadet in
der Folge der ganzen Christenheit in der islamischen Welt
(Hunke, S.65).
Saladin lässt keine Freilassung von christlichen
Gefangenen mehr zu, verweigert die Rückgabe des "heiligen
Kreuzes" und auch die Wiederherstellung des Königreichs
Jerusalem.
Gleichzeitig kommen im "christlichen" Europa immer mehr
Bedenken gegen die Kreuzzüge auf. Es bilden sich
Pazifistengruppen und geistiger Protest. Ritter Wolfram von Eschenbach formuliert in seinem
"Willehalm" (Hunke, S.450,15):
"Ist das nicht Sünde, dass man die, die nie
Kunde von der Taufe empfingen,
Erschlug wie Vieh?
Ich spreche hierbei sogar von grosser Sünde:
Weil alle Gottes Geschöpfe sind." (Hunke,
S.66)
1192
Akkon: Ermordung des Königs von Jerusalem
Konrad von Montferrat
durch die "nizaritische" Terrorgruppe der persischen Burg
Alamut (Haarmann, S.192).
August 1192
Akkon: Der älteste Bruder von Saladin, Abu Bakr, führt die
Waffenstillstandsverhandlungen auf der ägyptisch-syrischen
Seite "zäh und klug".
(Haarmann, S.205)
1.9.1192
Waffenstillstand Löwenherz-Saladin
-- Saladin behält alle Besetzungen im Binnenland, sowie Gaza und Askalon
-- Löwenherz behält als neuer "König von Jerusalem" alle
Küstenstädte von Latakia bis Jaffa
-- Saladin sichert für alle Christen ein freies
Pilgerrecht nach Jerusalem zu
-- der Vertrag soll drei Jahre gültig sein (Haarmann,
S.204).
Winter 1192/1193
Jerusalem unter Saladin: Schleifung der
Stadtmauer und der wichtigsten "christlichen" Burgen
Saladin entlässt seine Heere, er selbst zieht sich
nach Damaskus zurück. Beginn mit der Schleifung der
Stadtmauer von Jerusalem und der wichtigsten christlichen
Burgen (Haarmann, S.204).
4.3.1193
Kairo: Tod von Salah ad-din Yusuf/Saladin nach
"kurzer Krankheit" - Thronkämpfe
(Haarmann, S.204)
1195
Ägypten-Palästina: Waffenstillstand zwischen
Löwenherz und Saladin
wird stillschweigend verlängert, hält insgesamt 25 Jahre
(Haarmann, S.204). Der älteste Bruder von Saladin, Abu Bakr, Besitzer der Gazira
in Mesopotamien, kommt nach Ägypten. Thronkämpfe
(Haarmann, S.205).
Kairo: Nachfolgediskussion: Saladin-Bruder Abu
Bakr al-Malik al-'Adil verteilt das Reich an seine drei
Söhne
Der älteste Bruder von Saladin, Abu Bakr,
setzt sich als Senior der Sippe gegen die zerstrittenen
Söhne des Sultans durch und wird nach der Besetzung
Ägyptens unumstrittener Chef des ayyubidischen Hauses
(Haarmann, S.205).
In der Folge verteilt Abu Bakr das Reich an seine drei
Söhne:
-- al-Malik al-Kamil (-1238) in Kairo, designierter
Thronfolger
-- al-Malik al-Asraf in der Gazira in Mesopotamien
-- al-Malik al-Mu'azzam (-1226) in Syrien.
Die Söhne von Saladin übernehmen die Verwaltungen in Aleppo, die Brüder von Saladin die
Verwaltungen in Turansah, die Familie des
Onkels Sirkuh in Hims. Die weitere
Verwandtschaft übernimmt Posten in Baniyas,
Bosra, Baalbek, al-Karak und im Jemen.
Abu Bakr al-Malik al-'Adil selbst
regiert
ohne feste Residenz, meist zwischen Kairo und Damaskus
pendelnd. Mit dieser Machtverteilung ist ein gemeinsames
politisches und militärisches Handeln kaum möglich.
Zudem zeigen die angeschlossenen Fürstentümer der Zengiden
am oberen Tigris, Singar und Mossul,
sowie die Fürstentümer der turkmenischen Ortoqiden
in Mardin und Amid/Diyarbakr
und im südlichen Armenien
Autonomiebestrebungen (Haarmann, S.205).
[Saladin hat die Nachfolge nicht geregelt und sein Reich
wird wegen der Verteilungs-Strategie von Abu Bakr bald
auseinanderbrechen...].
1197
Damaskus: Mausoleum für Friedrich I.
Barbarossa - Spital gestiftet
Wilhelm II. von Hohenzollern lässt neben der grossen
Moschee in Damaskus ein Mausoleum für die Gebeine von
Friedrich I. errichten und stiftet der arabischen
Bevölkerung in Jerusalem ein von christlichen Schwestern
geleitetes Hospital (Hunke, S.59).
1198
Gründung des Deutschen Ritterordens
durch Lübecker und Bremer Kaufleute, Bau eines
Feldlazaretts für Deutsche mit der Hauptaufgabe:
-- Dienst für das Deutsche Reich
-- Gestaltung der Ordensordnung in Anlehnung an die
islamische Ritterkaste (Hunke, S.48-49).
Der Orden wird vom Papst bestätigt (Hunke, S.49).
1200
13. Jh.
Deutschland und Schweiz: Burgen in arabischem
Stil
-- der Burgkern der Hardenburg und Neuleinigen in einer Pfalz
-- Herzberg und Friedewald in Hessen
-- Fürstenau im Odenwald
-- Lechenich im Rheinland
-- Zülpich in Westfalen u.a.
-- in der Schweiz: Grandson und Champvent: Sie werden nach der Rückkehr der
Herren vom Kreuzzug in arabischem Stil umgebaut
-- Festung von Yverdon durch Peter
II. von Savoyen
etc. (Hunke, S.126).
ab 1200
Europa: Kopie der arabischen Kampfkleidung - Eisenwaffen
in Europa - Pfeil und Bogen in Arabien
-- Wams unter der arabischen Rüstung/wambes
-- Bombasin/Bombast
-- schakk/Schakk, entwickelt zu "jaco" , dann zu Jackett
und Sakko
-- Entwicklung des Halsschutzes Hansberg/Hauberg
-- Entwicklung des Tonnenhelms/Topfhelms mit Augenschlitz
-- Kopie der arabischen "Eisenreiter" mit voll geschützten
Armen, Händen und Beinen, die aber sehr teuer [und
schwer!] sind
-- Kopie der arabischen Panzerung der Pferde, die
ebenfalls sehr teuer ist und die Pferde unbeweglich macht
(Hunke, S.128).
In der Folge wird der europäische Ritter immer
unbeweglicher, und Knappen müssen ihm die Eisenlanze, das
lang gewordene Schwert und den langen Schild tragen. Der
Araber, der bei Pfeil und Bogen bleibt, hat diese Gewichte
nicht (Hunke, S.128).
Bildung des europäischen Heers
-- schwere Reiterei: mit Wurfspeer und Streitaxt
-- leichte Reiterei: mit Bogen- und Armbrustschützen
-- Artillerie mit Naphtafeuerwerken
-- Pioniergruppen
-- Aufstellen erster Bogenschützengruppen aus Mischlingen
mit Einheimischen, sogenannten "Turkopolen", für
schwärmende Überraschungsangriffe, v.a. im Dienst der
Ritterorden, auch im Deutschen Orden (Hunke, S.129).
ab 1200
Europa: Arabische Kulturvermittlung
Arabische Spiele
-- Verbreitung des Schachspiels, wobei der Wesier zur
"Dame" wird und der Elefant zum "Läufer"
-- Arabische Kartenspiele (Hunke, S.163)
-- Tricktrack: arabisches Spiel mit Spielsteinen aus
Elfenbein, wo um Geld gewürfelt wird (Hunke, S.164)
Einführung des Hofnarren
als arabische Imitation an europäischen Höfen, ebenso
arabisches Feuerwerk als Belustigung des Volkes (Hunke,
S.164).
ab 13. Jh. ca.
Arabische Monopolverluste
Córdobas Monopol der Kristallherstellung
löst sich auf. Die Technik wird nun auch in Venedig und in
Bayern kopiert (Hunke, S.114).
Keramikkunst in Spanien und Italien
Bunte arabische Kacheln, Fliesen, Teller, Töpfe und
Tafelgeschirre bekommen in Mallorca den
Namen "Majolika" und in der italienischen Stadt Faenza den Namen (Hunke, S.114) "Fayence".
Weitere Fabriken finden sich in Delft, Hanau,
Fulda, Berlin, Ansbach und Bayreuth (Hunke, S.115).
Anfang 13. Jh.
Arabische Kompasstechnik in Europa
vermittelt durch Petrus von
Maricourt/Petrus Peregrinus (Hunke, S.117).
Gleichzeitig kommt es zu dauernden Wirren im Königreich
Jerusalem und zu unermüdlicher Kreuzzugspropaganda von
Papst Innozenz III. zur Rückeroberung
Jerusalems gegen die "Ungläubigen" (Haarmann, S.205).
1204
Erster Maisimport durch Bonifaz von Montferrat
vom Orient nach Italien
(Hunke, S.113)
4. Kreuzzug: gegen Byzanz statt Ägypten
Der 4. Kreuzzug wendet sich unerwartet von Ägypten ab gegen
Byzanz. Dem ägyptischen Reich bleibt die
Konfrontation erspart (Haarmann, S.205). Der Prätendent in
Konstantinopel Alexios IV. hat um Hilfe gebeten
und verspricht Kircheneinheit und Subsidien. Bei der
Ankunft der Kreuzzugsflotte hält sich Alexios IV aber
nicht an seine Versprechen, so dass sich die Kreuzritter
in der Stadt selbst bedienen und die grösste Plünderung
des Mittelalters veranstalten und das Reich in feudale
Kreuzfahrerstaaten aufteilen (dtv-Atlas zur Weltgeschichte
Bd.1,S.207). Somit kommt es zur
Errichtung des lateinischen Kaiserreiches
Konstantinopel
(Haarmann, S.212), aufgeteilt in kleine, italienisch
regierte Königreiche mit Aussenposten bis nach Armenien
(dtv-Atlas zur Weltgeschichte Bd.1, S.207).
1207
Ägypten-Pisa: Handelsabkommen
(Haarmann, S.213)
ab 1208
Aleppo: Venedig besitzt in Aleppo einen
"fondaco", eine Kirche und ein Bad
Es werden 12 % Ein- und Ausfuhrzölle an Ägypten
bezahlt (Haarmann, S.212)
1210
1215
Thronbesteigung des Stauferkönigs Friedrich
II.
(Haarmann, S.205)
1217
5.Kreuzzug: Landung in Akkon unter Herzog
Leopold VI. von Österreich und König Andreas von Ungarn
Plan: Eroberung Ägyptens, wie der Plan von König Amalrich um 1160, um so den syrischen
Ayyubiden die Basis zu nehmen (Haarmann, S.206).
1218
Tod von Kaiser Otto IV.
der sich im Kaisergewand begraben lässt. Friedrich
II.
ist Kandidat für eine nächste Krönung, jedoch fehlen
das Kaisergewand und die Krone, die Heinrich
von Sachsen nicht herausgibt. Friedrich II. lässt im
Auftrag des Papstes in Palermo ein neues
Gewand und eine neue Helmkrone anfertigen, ebenso ein
Zeremonienschwert, um als Kaiser Leute zum Ritter schlagen zu können (Hunke,
S.107).
Mai 1218
5. Kreuzzug: Ägypten: Frankenlandung bei
Damiette und Belagerung
(Haarmann, S.206)
November 1218
Ägypten: Christliche Besetzung von Damiette
Der ägyptische Herrscher der Abu-Bakr-Familie, al-Malik al-Kamil, will für den
christlichen Abzug aus Damiette alle Eroberungen Saladins
westlich des Jordans hergeben. Gleichzeitig rechnet er mit
einer leichten Rückeroberung, da die Stadtmauer von
Jerusalem und alle wichtigen Burgen inzwischen geschliffen
sind oder neu errichtet werden müssten.
Die Verhandlungen scheitern an der Unversöhnlichkeit des
päpstlichen Legaten, Kardinal Pelagius von
Albano, denn
-- dieser glaubt schon an die Möglichkeit einer
Totalvernichtung des Islam und will Damiette halten
-- er steht unter Druck der Seefahrerrepubliken Pisa, Genua und Venedig,
die in Damiette eigene Kontore eröffnen wollen, um ihren
profitablen Handel abzuwickeln (Haarmann, S.206).
August 1218
Kairo: Tod von Kalif Abu Bakr al-Malik
al-'Adil
(Haarmann, S.206)
1220
5. Kreuzzug: Massaker an Muslimen bei Damiette
Truppen unter Pelagius sollen den Sultan al-Kamil in
Ägypten angreifen. Langer Kampf um Damiette, christliche
Besetzung mit Massaker an der muslimischen Bevölkerung.
Der Angriff gegen Kairo wird vor Kairo von muslimischen
Heeren al-Kamils abgewehrt. Das Heer unter Pelagius
beginnt, Hunger zu leiden.
Sultan al-Kamil schickt dem "christlichen" Heer vier Tage
lang u.a. 30.000 Brote
täglich und verzichtet auf den Massenmord am Gegner
(Hunke, S.63).
Verhandlungen über die "heiligen Stätten"
Es finden Vorverhandlungen statt zwischen Friedrich
II. und dem ägyptischen Emir Fachr
ad-Din von der sizilianischen Residenz Foggia
aus (Hunke, S.60-61) mit Ziel eines Vertrags über die
Freigabe der "heiligen Stätten" (Hunke, S.61).
Ägypten: Damiette: Aufrüstung rund um Damiette
Die christlichen Planungen für eine Invasion in
Ägypten dauern an. Es erfolgt aber kein Angriff. Kairo hat
inzwischen genügend Zeit, seine Heere zusammenzurufen. Die
drei Söhne der Abu-Bakr-Familie, al-Malik
al-Kamil, al-Malik al-Asraf in
Mesopotamien, und al-Malik al-Mu �azzam
in Syrien, koordinieren die Abwehr (Haarmann, S.206).
22.11.1220
Kaiserkrönung Friedrichs II. in Rom
mit Kaisermantel (Hunke, S.105) aus Palermo, von
byzantinischen Gefangenen aus scharlachroter Seide gewebt
und von arabischen Bortenwirkern und Perlenstickern mit
Goldfäden und doppelten Perlenreihen bestickt (Hunke,
S.106).
Friedrich II. muss dabei sein Kreuzzugsgelübde erneuern
(Haarmann, S.206).
ab 1220
Aufrüstung in Europa unter Friedrich II.
zu einem neuen Kreuzzug, auch zur "Festigung der
politischen Lage" in Europa (Haarmann, S.206).
1221
Oliverus von Köln dankt Sultan al-Kamil
Domherr und Kreuzzugswerber Oliverus
aus Köln bedankt sich beim Sultan in einem Schreiben, dass
dieser kein Massaker am christlichen Heer veranstaltet
habe. Die Ritterlichkeit des Sultans, den Gegner 1220 bei
Damiette nicht verhungern zu lassen, überstrahlt alles
vorher dagewesene (Hunke,S.63).
Juli 1221
Ägypten: Damiette: Christlicher Angriff gegen
Kairo mit Belagerung der ägyptischen Festung al-Mansura
Dies ist der Lohn für das Brot. Der Angriff wird vom
Hochwasser des übertretenden Nil zum Stehen gebracht. Die
christlichen Heere werden durch das Nilhochwasser
eingeschlossen. Die christlichen Truppen ziehen sich
zurück.
Gleichzeitig verstärkt der eine Bruder al-Malik
al-Mu
'azzam den Druck auf seine anderen beiden Brüder und
drängt auf die Vormachtstellung (Haarmann, S.206).
1224 ca.
Kairo: Verhandlungsbereitschaft mit Friedrich
II.
Regent al-Malik al-Kamil bekommt
Nachricht von den Rüstungsanstrengungen in Europa unter
Friedrich II. und bietet
bereits im Vorfeld vor dem Aufbruch des Kreuzzuges
Verhandlungen an, worin die Rückgabe Jerusalems an die
Christen enthalten ist.
Al-Malik al-Kamil handelt damit eigenmächtig gegen seinen
Bruder in Syrien, al-Malik al-Mu 'azzam, mit dem Ziel, das
Gesamtreich zu erhalten (Haarmann, S.206). Ein Verlust von
Jerusalem wird von der muslimischen Seite weiter nur als
"vorläufig" betrachtet, da weiterhin keine Stadtmauer
vorhanden ist (Haarmann, S.206-207).
1225
Aleppo: Die Ein- und Ausfuhrzölle für Venedig werden von
12 auf 6 % gesenkt
ebenso die Zölle auf der Burg Sahyun
an der Strasse zwischen Aleppo und Latakia gesenkt (Haarmann, S.212-213).
Italien-Aleppo: Italienische Gerichtsbarkeit
für Italiener
Das venezianische Quartier in Latakia
- auch als venezianische "Kolonie" bezeichnet - erhält
einen "bailo" mit eigenem venezianischen Gericht
(Haarmann, S.212-213).
1226
Wissenschaftlich-philosophische Kontakte zwischen
Friedrich II. und Saladin
Tod des Sultanbruders al-Malik al-Mu
'azzam in Syrien. Al-Malik
al-Kamil in Ägypten übernimmt die
Regentschaft in Jerusalem. Nur
wissenschaftlich-philosophische Konversation hält die
Verbindung zwischen dem Sultan und "Imberur" auf Sizilien
vom Lager Friedrichs II. aufrecht. Al-Kamil ist der
Frieden mit Friedrich II. mehr oder weniger egal (Hunke,
S.67).
Friedrich II. dagegen will am Frieden festhalten und
weltweit als Friedensstifter zwischen Islam und
Christentum in die Geschichte eingehen (Hunke, S.68).
Syrien: Tod von al-Malik al-Mu 'azzam in
Syrien - Stärkung von al-Malik al-Kamil
in Kairo. Die Einigung mit Bruder al-Malik
al-Asraf ist keine Schwierigkeit, und al-Malik
al-Kamil kann fortan über Palästina verfügen (Haarmann,
S.207).
1228
6.Kreuzzug unter Friedrich II. für Jerusalem
Die Abgabe von Jerusalem an die Christen ist im
Vorfeld fast beschlossene Sache. Viel mehr will al-Malik al-Mu 'azzam aber nicht abgeben.
Für Friedrich II. ist Jerusalem ein Prestigeerfolg zur
Stärkung der Macht in Europa. Es kommt zu weiteren
Verhandlungen (Haarmann, S.207).
1228-1229
Kreuzzug von Friedrich II. im Namen des
Deutschen Reiches - Intrigen des Papstes gegen Friedrich
II.
Die Kreuzzugs-Überfahrt erfolgt gegen den Willen von Papst Gregor IX., der Friedrich
II. sogar bannen und verfluchen lässt. Friedrich II.
aber hat noch andere Ziele:
-- der friedliche Vergleichs gemäss den Vorverhandlungen
-- Ziel der Krönung zum König von Jerusalem,
auf die er durch die Heirat mit der Erbin Isabella
das Recht hat (Hunke, S.61).
In der Folge intrigiert Papst Gregor IX. aufs
Schärfste
gegen Friedrich II., will keinen Frieden zulassen,
"solange die Völker noch Heiden sind" (S.61). Der Papst
versucht sogar, mit dem Sultan gegen Friedrich II. zu
paktieren, der die "heiligen Stätten" nicht an Friedrich
II. herausgeben solle (Hunke, S.62).
7.9.1228
6. Kreuzzug: Landung Friedrichs II. mit seinem
deutschen Ritterheer bei Akkon
Friedrich II. fühlt sich als Kaiser des "Heiligen
Römischen Reiches" als "oberster Fürst der Christenheit".
Er sendet Graf von Aquin mit Geschenken
zu Sultan al-Kamil, um den Vorvertrag zu
erfüllen, um friedlich die "heiligen Stätten zu
übernehmen" (Hunke, S.66).
In der Folge bekommt Friedrich II. vehemente christliche
Gegner (Hunke, S.66-67). Papst Gregor
ruft die Ritter im "heiligen Land" auf, dem gebannten
Kaiser den Gehorsam zu verweigern. Der Papst versucht
durch Hetze zweier Franziskaner, die deutschen Teile der
Ritter gegen Friedrich II. zu manipulieren. Die Ritter
folgen dem Papst (Hunke, S.67).
Zusätzlich stellen sich Templer und Johanniter,
Christliche Geistlichkeit und die fränkischen Barone gegen
Friedrich II., während Friedrich II. in seinem Zelt mit
Emir Fachr ad-Din die Beratungen und
Gespräche führt (Hunke, S.67).
Gleichzeitig ist der Sultan nicht mehr in einer bedrängten
Situation und braucht den Frieden mit den Christen
eigentlich nicht mehr. Er will den Vorvertrag gar nicht
mehr einhalten (Hunke, S.67).
1228
Friedrich II. in Palästina
-- muss Widerstände der syrischen Geistlichkeit
überwinden
-- muss Widerstände der in Palästina ansässigen
französischen Barone überwinden
-- muss Widerstände des feindlich gesinnten Templerordens
überwinden
Papst Gregor IX.
-- spricht den Kirchenbann über Friedrich II.
-- erklärt Friedrich II. für tot
-- spricht die Untertanen von Friedrich II. von ihm los
-- lässt seine päpstlichen "Schlüsselsoldaten" über
Sizilien herfallen, das von Friedrich II. gerade verlassen
ist
-- plant mit Templern und Johannitern eine Manipulation,
um den Sultan zum Mord an Friedrich II. anzustiften
(Hunke, S.62).
Ende 1228
Die Umstände für Friedrich II. verschlechtern
sich
-- ausbrechende Kämpfe im Deutschen Reich
-- ausbleibende Nachschubflotte
-- in Syrien sperren sich ihm die Christen entgegen
-- überall, innerhalb und ausserhalb seines Lagers, muss er mit Verrat rechnen
-- sein einziger Vertrauter ist Hermann von
Salza (Hunke, S.67).
Templer und Johanniter stiften Sultan al-Kamil
zum Attentat gegen Friedrich II. an
Sultan al-Kamil bekommt von Templern und Johannitern
einen Tipp, dass er auf einem Pilgerspaziergang von
Friedrich II. zur Taufstätte Jesu am linken Jordanufer
diesen ermorden lassen könne, da Friedrich II. dort nur in
geringer Begleitung sein werde. Sultan al-Kamil, Onkel
Saladins, ist vom Verrat angeekelt (Hunke, S.62).
Jan 1229
Frieden Syrien-Friedrich II. wegen Umständen
in Syrien
Syrien: Die Lage für Sultan al-Kamil verschlimmert
sich. Jetzt willigt er in den Friedensvertrag mit
Friedrich II. ein (Hunke, S.68).
18.2.1229
Vertragsabschluss zwischen Friedrich II. und
Sultan al-Kamil - Friedrich II. wird "König von
Jerusalem"...
Der Friedensvertrag zwischen Friedrich II. und Sultan
al-Kamil kommt zustande (S.68-69). Friedrich II. spricht
von "Wunderkraft", die diesen Frieden ermöglich habe.
Bethlehem und Jerusalem sollen für beide Religionen offen
sein (Hunke, S.69).
Krönung Friedrichs II. als König von Jerusalem. Er tritt
das Erbe seiner verstorbenen Gattin Isabella
an (Hunke, S.69).
Feb 1229
Friedensvertrag zwischen al-Malik al-Kamil und
Friedrich II. in Jaffa auf 10 Jahre
Jerusalem wird den Franken überlassen, ebenso Bethlehem,
Nazareth, Lydda, Toron, Sidon und ein paar Dörfer
mehr.
Der Felsendom und die Aqsa-Moschee bleiben
muslimisch.
Die islamische Gemeinde in Jerusalem kann die eigene
religiöse Gerichtshoheit unter ihrem Qadi behalten.
Die religiösen Fanatiker beider Seiten sind nicht
zufrieden, v.a. die Kirchenführung aus Rom nicht.
Al-Malik al-Kamil hat keine entscheidenden
militärisch-strategischen Punkte hergeben müssen, und die
Franken bringen die Kraft zur erneuten Befestigung
Jerusalems nicht auf.
Gleichzeitig hat al-Malik al-Kamil den Rücken frei, um nun
gegen "widerspenstige Elemente" in Syrien vorzugehen
(Haarmann, S.207).
Religiöse Skrupel hat er nicht, was Jerusalem angeht
(Haarmann, S.192).
Mitte 1229 ca.
Einzug Friedrichs II. in Jerusalem
Einzug Friedrichs II. in Jerusalem mit den Schlüsseln,
die ihm von Sultan Scham ad-Din übergeben
werden.
Die Ritterorden streiken gegen Friedrich II. -
der Papst flucht und intrigiert
Die Templer und Johanniter paktieren immer noch gegen
den Frieden und sperren sich gegen jede Mitarbeit. In der
Folge überträgt Friedrich II. den Schutz der Residenz und
der Städte dem Deutschen Ritterorden.
Friedrich II. lässt die Häuser der Templer und Johanniter
besetzen und alle Templer und Johanniter ausweisen,
während er selbst mit Kot beschmissen wird (S.70).
Die Kirche reagiert mit Boykott. Die päpstliche Seite
verdammt den Frieden als ein "Satanswerk" und hält einen
freien Zugang für Muslime in Jerusalem als nicht
akzeptierbar. Friedrich II. wird für den Papst zum
"Verräter", zum "Schänder der Religion", zum "Satanssohn",
zum "Antichrist". Der "Kreuzzugsgeist" sei zerstört. Die
Wut der Kirche auf das Deutsche Reich steigt (Hunke,
S.70).
Erzbischof Petrus von Caesarea
belegt Jerusalem und die "heiligen Stätten" mit einem
Interdikt:
-- keine Lesung von Messen mehr
-- der Klerus verweigert die Sakramente
-- Priester stiften das Heer von Friedrich II. zur
Meuterei an
-- der Papst stiftet die Templer zum Attentat gegen
Friedrich II. auf der Strasse zwischen Jaffa und Akkon an,
Friedrich II. entkommt dem Attentat nur knapp
-- der Patriarch Petrus von Caesarea
sammelt ein Heer gegen Friedrich II. (Hunke, S.70).
Ende 1229
Der Friede zwischen Friedrich II. und Sultan
al-Kamil ist ein Höhepunkt ritterlicher Menschlichkeit
(Hunke, S.72).
ab 1229
Friedrich II. als Freund arabischer Burgen -
arabische Burgen in Süditalien und Osteuropa
Er wird grösster Freund arabischer Burgarchitektur und
lässt auf Sizilien die verfallenden arabischen Burgen
wieder aufbauen und neue Vierecksburgen errichten. Nach
der Rückkehr nach Europa entwirft er ein Bauprogramm für
ein Kastellnetz von Sizilien nach Apulien mit z.T. 100 %iger
Nachahmung der arabischen Architektur wie z.B. in Ursino in Catania und Maniace in Syrakus. Leicht
abgewandelt, weil am Meer gelegen, sind die Kastelle Trani, Bari, Barletta,
Brindisi, Manfredonia und
Tarent, mit arabisch geböschtem
Mauersockel, der im Zusammenwirken mit tiefen Gräben den
Angriff mit Belagerungsmaschinen verhindern soll (Hunke,
S.125).
Auch der Deutsche Ritterorden kopiert die arabischen
Burgen und baut nach deren Muster die Ordensburgen im
"deutschen Osten": Mewe, Rehden,
Heilsburg und Arensburg
u.a. mit arabischen Spitzbögen und Spitzbogengewölben
(Hunke, S.126).
April 1229 ca.
Ägyptische Belagerung von Damaskus -
Mongolensturm
Al-Malik al-Kamil und al-Malik al-Asraf
belagern gemeinsam Damaskus und zwingen den Neffen
an-Nasir zum Verzicht auf Damaskus und zum Rückzug nach
al-Karak.
Das ägyptische Reich wird neu aufgeteilt. Al-Malik
al-Asraf soll nur noch die zentralen syrischen Gebiete
verwalten. Al-Malik al-Kamil wird Sultan des Gesamtreichs,
verwaltet Ägypten und gleichzeitig die mesopotamischen
Gebiete, wo der Mongolensturm grosse Turbulenzen
verursacht (Haarmann, S.207).
1230
ab 1230 ca.
Europa übernimmt weitere arabische Kultur:
Tiergärten und Vogeldressur, Brieftauben
Anlegen erster Tiergärten mit geschenkten oder erbeuteten
exotischen Tieren aus dem Vorderen Orient.
Anfang der Sammlerei exotischer Tiere sowie Beginn der
Falkenbeize in Europa, Abrichten von Vögeln für die Jagd
oder zum Briefverkehr, Heranzüchten von Tauben zur
Brieftaube nach arabischem Vorbild (Hunke, S.165).
August 1230
Vordringen der Mongolen in Armenien
(Haarmann, S.207).
ab 1231
Mesopotamien: Die Mongolen bedrohen von
Armenien aus Mesopotamien
Bagdad-Kalif al-Mustansir ist ohne
militärische Macht und appelliert an ein Bündnis aller
muslimischen Herrscher (Haarmann, S.207). Es kommt aber
kein Bündnis zustande, weil die Mongolen wahrscheinlich
unterschätzt werden. Al-Malik al-Kamil in Kairo
und der Sultan von Konya (heute Türkei), Kaykubad,
kämpfen um die Macht in Armenien und schwächen
sich gegenseitig (Haarmann, S.208).
1232
Ägypten-Kurdistan: Ägyptische Besetzungen
Truppen von al-Malik al-Kamil besetzen Amid/Diyarbakir
und Hisn Kayfa/Hasankeyif und beseitigen die
"unzuverlässigen ortoqidischen Fürsten" (Haarmann, S.208).
ab 1232 ca.
Aserbeidschan-Konya: Die Rest-Truppen von Hwarizmsah irren
in Aserbeidschan und Mesopotamien umher, dienen zeitweise
dem Sultan von Konya.
(Haarmann, S.209)
ab 1233
Jemen: Neue mamlukisch-türkische Dynastie der
Rasuliden in den beiden Hauptstädten Zabid und Ta 'izz
Die Rasuliden betreiben auch eine "aktive Aussen- und
Handelspolitik"
oo senden Emissäre nach Indien und China
oo bauen den Hafen von Aden/'Adan aus
oo betrachten sich sogar als
Souverän des Hedschas, wo es zum Konflikt
mit Ägypten kommt (Haarmann, S.241).
1234-1238
Kurdistan: Ayyubidenkampf gegen
Rum-Seldschuken
Die 16 Ayyubidenprinzen im Heer intrigieren, weil sie
einen Zentralstaat befürchten und dann kaum noch was zu
sagen hätten. Gründung einer Widerstandsbewegung im
Ayyubidenheer gegen al-Malik al-Kamil
unter Bruder al-Malik al-Asraf. Die
Widerstandsbewegung arbeitet mit dem Sultan von Konya zusammen (Haarmann, S.208).
Im Januar 1238 werden Damaskus und Syrien von Truppen
unter al-Malik al-Kamil besetzt, um die
Widerstandsbewegung zu unterdrücken (Haarmann, S.208).
März 1238
Kairo: Tod von al-Malik al-Kamil - Anarchie,
Kämpfe um die Nachfolge
Der designierte Nachfolger al-Malk al-'Adil II. von
Ägypten, 18 Jahre alt, kann sich nicht durchsetzen. Es
folgen drei Jahre Krieg der Ayyubidenprinzen
untereinander. Die Vermittlungsversuche des Kalifen von
Bagdad, al-Mustansir, scheitern alle
(Haarmann, S.208).
Die Mamelukkenoffiziere in Kairo setzen den jungen Sultan
al-'Adil II. ab und rufen dessen älteren
Bruder as-Salih ins Land, dessen
Steuereinzugsgebiet/Apanage am oberen Tigris liegt
(Haarmann, S.209).
1238/1239
7. Kreuzzug: Jerusalem: Ankunft eines neuen
Kreuzfahrerheeres unter Richard, Earl von Cornwall
um die Nachfolgewirren der Ayyubiden auszunützen
(Haarmann, S.209).
September 1239
Auslaufen des Waffenstillstands zwischen Kairo
und Jerusalem
(Haarmann, S.208)
1240
5.1. 1240
Jerusalem: Der muslimische Fürst von al-Karak
besetzt willkürlich Jerusalem
(Haarmann, S.208)
Feb 1240
Jerusalem wird christlich besetzt unter
Thibaut
dem Graf der Champagne. Die Muslimenherrschaft
wird vertrieben (Haarmann, S.208-209).
1240-1249
Kairo: Sultan As-Salih Ayyub
Ende des Nachfolgekriegs in Kairo: Sohn Ayyub
von al-Kamil hat gesiegt und nimmt den
Thronnamen al-Malik as-Salih an
(Haarmann, S.209).
1240-1249
Ägypten unter Sultan as-Salih Ayyub:
Organisation türkischer Söldner - neue Nilkaserne
Der neue Sultan importiert zu Hunderten türkische
Mamluken aus dem heutigen Südrussland als Leibgardisten
nach Kairo.
Die kurdischen freien Truppenteile verlieren aber rasch an
Bedeutung durch Kasernierung auf der Nilinsel Roda/ar-Rawda.
Da die Söldner in der Nilkaserne nach dem Nil-Strom (arab.
bahr) benannt werden, kommt die Bezeichnung
al-bahriyya/Bahri-Mamluken auf.
Es sind entwurzelte junge Krieger, deren Zusammenhalt aus
zwei Elementen besteht:
-- das gemeinsame türkisch-kiptschakische Volkstum:
ginsiyya
-- der "Meister", der Sultan, zu dessen Treue sie
verpflichtet sind (Haarmann, S.219).
ab 1240
Kairo: Sultan as-Salih Ayyub will den
Einheitsstaat Mesopotamien-Syrien-Ägypten
In Ägypten lässt er auf der Nilinsel Roda/ar-Rawda
einen befestigten Palast bauen und die Wohnviertel mit
Kirchen und Moscheen dafür abreissen (Haarmann, S.209).
1241
Kairo-Jerusalem: Vertrag von Sultan As-Salih
Ayyub mit Richard, Earl von Cornwall
-- mit Bestätigung der Abtretungen, die unter al-Malik al-Kamil vorgenommen wurden
-- mit Erweiterung der Abtretungen um Jaffa,
Askalon und Tiberias (Haarmann,
S.209).
1243 ca.
Kairo: Sultanpalast auf Nilinsel Roda/ar-Rawda
- das Mamlukenheer
-- mit 60 Türmen
-- mit Kasernen der türkischen Mamluken als Garde, die
"Bahri"-Fluss-Mamluken; die Mamluken bilden nun den "Kern"
des ägyptischen Heeres (Haarmann, S.209).
Frühjahr/März 1244 ca.
Syrien: Invasion der Hwarizmsah Aserbeidschans
mit Plünderungen in Syrien und v.a. in Jerusalem.
Vereinigung mit ägyptischen Truppen in Gaza mit Truppen
von as-Salih und Vorbereitung von Kämpfen
gegen die Franken und syrische Heere (Haarmann, S.209).
17.10. 1244
Ägyptisch-hwarizimische Truppen gewinnen gegen
syrisch-fränkische Truppen
und vernichtende fränkisch-syrische Niederlage. Sultan
as-Salih Ayyub kann mit der Unterstützung
des Kalifen von Bagdad Syrien besetzen und Damaskus
belagern (Haarmann, S.209).
1245
Rom setzt Kaiser Friedrich II. ab
Absetzung von Kaiser Friedrich II. durch den Papst auf
dem Lyoner Konzil wegen "arabischen Neigungen,
Liebhabereien und anderen Ketzereien" (Hunke, S.175).
Damaskus kapituliert, wird von Truppen unter
Sultan as-Salih Ayyub besetzt
Gleichzeitig gelingt as-Salih Ayyub ein Bündnis mit Hims und Aleppo (Haarmann,
S.209).
1246
Kairo: Sultan as-Sahil Ayyub kann auch alle
Gruppen der aserbeidschanischen Hwarizmier für sich
gewinnen
(Haarmann, S.211) und lässt sich in Damaskus, Baalbek,
Bosra und Jerusalem huldigen (Haarmann, S.210).
Mitte 1246 ca.
Ägyptische Besetzungen von Tiberias und
Askalon
Sultan as-Salih Ayyub kann den
Franken Tiberias und Askalon entreissen. Gleichzeitig sind
christliche Vorbereitungen für einen neuen Kreuzzug im
Gang (Haarmann, S.210).
5.6. 1249
7.Kreuzzug unter König Ludwig IX. von
Frankreich: gegen Ägypten
von Zypern kommend mit Landung bei Damiette, kampflose
Besetzung der Stadt. Der schon todkranke Sultan as-Salih Ayyub zieht seine Truppen bei al-Mansura zusammen.
Ludwig IX. lässt den Angriff nach al-Mansura aber nicht sofort ausführen,
sondern wartet das Nil-Hochwasser ab (Haarmann, S.210).
[Ziel ist wie eh und je, der arabischen Welt den
Zwischenhandel mit Indien abzunehmen...].
September 1249 ca.
Kairo: Tod des Sultans as-Salih Ayyub -
Heereskommandanten
Die Heereskommandanten übernehmen die Führung der
Verteidigung (Haarmann, S.210).
September 1249 ca.
Kairo: Die Sultan-Witwe Sagar ad-durr lässt
den Thronfolger Turansah aus Mesopotamien herbeirufen
(Haarmann, S.210)
Sultan-Nachfolger Turansha versucht, die Mamlukenoffiziere
des Vaters durch eigene Leute zu ersetzen, was aber nicht
durchführbar ist. Es kommt ein grosser Zorn gegen Turansha
auf (Haarmann, S.210).
November 1249
Ägypten: Damiette: Der Angriff der
christlichen Heere unter Ludwig IX. scheitert
Vergeblicher Ansturm gegen al-Mansura. Der Kreuzzug
scheitert (Haarmann, S.210).
1250
um 1250
Der Astronom Nasir ad-din Tusi löst das
Werk des Astronomen Ibn Yunus as-Sadafi,
die "Hakimsche Tafel" ab. Damit hat diese Tafel 250 Jahre
lang führende astronomische Gültigkeit gehabt (Haarmann,
S.180).
1250
Europa: Die Rom-Kirche will arabische Spiele
verbieten - unmöglich
Die Rom-Kirche verbietet Tricktrack, Würfeln und
Schach, was jedoch nicht möglich ist. Tricktrackpartien
erscheinen sogar an Kirchenfenstern (Hunke, S.164).
ab 1250 ca.
Pilgerreisen und Kreuzfahrerheere nehmen ab,
aber die Nachfrage nach arabischen Waren in Europa
steigt weiter
(Hunke, S.117)
6.4.1250
Ägypten: Christliche Räumung von Damiette
nach der Niederlage der christlichen Heere bei al-Mansura. Lösegeld von 800.000 Dinar für
die Freiheit von Ludwig IX. (Haarmann, S.210).
Gleichzeitig wird die politische Lage in Europa labil,
weil die Seefahrerrepubliken Venedig, Pisa und Genua die
Niederlage Ludwigs IX. kaum verschmerzen können. Sie
hatten auf Eröffnung eigener Handelskontors und auf grosse
Profite im direkten Handel mit Indien gehofft...
(Haarmann, S.214)
Ludwig IX. wird in seiner Gefangenschaft von arabischen
Ärzten des Sultans gesund gepflegt und vom Siechtum
befreit, das das ganze Kreuzzugsheer befallen hat (Prutz,
S.474).
1.5.1250
Kairo: politische Ermordung von Sultan
Turansah durch al-Faris Aqtay - Militärdiktatur und
Heiratsfragen
(Haarmann, S.219). Es soll ein speziell türkisches
Prinzip sein, dass der Königsmörder gleich sein Nachfolger
wird...
Gleichzeitig bekommt die Sultan-Witwe Sagar
ad-durr zwei Heiratskandidaten, um die
Militärherrschaft zu legitimieren, aber beide Kommandeure
sagen ab, so dass man sich schliesslich auf Aybak
mit dem Thronnamen al-Malik al-Mu 'izz
einigen kann. Die Heirat zwischen Militärführer und
Sultanin entspricht ebenfalls einem alten
seldschukisch-türkischen Brauch (Haarmann, S.220).
Die türkischen Offiziere, "Bahri-Mamluken", die Ägypten
erfolgreich ohne Sultan-Führung verteidigt haben, werden
die "wahren Herren" über das ägyptische Imperium mit dem
Generalissimus Aybak und dem Verteidiger al-Mansuras,
Baybars, an der Spitze.
Die Sultan-Witwe Sagar ad-durr wird legitimiert und
regiert als Sultanin weiter mit dem Titel "Königin der
Muslime" / "malikat al-muslimin". Sie muss den
Generalissimus Aybak heiraten, währenddessen Syrien einen
6-jährigen Ayyubidenprinzen al-Asraf Musa
präsentiert (Haarmann, S.210).
Mitte 1250
Syrien: Rebellion gegen Ägypten
Syrien fällt wieder aus dem ägyptischen Imperium
heraus. Der ayyubidische Aleppo-Herrscher Nasir
Yusuf zieht in Damaskus ein. Die
Sultanwürde der Soldatenherrscher in Ägypten wird nicht
mehr anerkannt. Nasir Yusuf rechnet mit
dem baldigen Sturz der Militärherrschaft in Ägypten
(Haarmann, S.220).
Ende 1250 ca.
Ägypten: Versuch eines Ayyubidensultanats in
Jemen
Rücktritt des Militärsultans Aybak und Huldigung an
den jemenitischen Ayyubiden al-Asraf Musa, ein 16-jähriger
Jüngling.
Bagdad akzeptiert diesen Schritt nicht und plant, Ägypten
militärisch zu unterwerfen (Haarmann, S.220).
Feb 1251
Ägypten: Sieg der Mamluken gegen die Mongolen
bei al-Kura' - Machtergreifung von Aybak al-Malik al-Mu
�izz
Schlacht von al-Kura" im östlichen Nildelta gegen die
Mongolen. Die turkmenischen Militärs sitzen fest im
Sattel.
Die Ayyubiden halten sich nur noch in Syrien
und in Hisn Kayfa in Mesopotamien (bis
15. Jh.), von wo Turansah gekommen war (Haarmann, S.220).
1252
Generalissimus Aybak legt sich einen eigenen
Sultantitel zu - Mamluken-Herrschaft
Zwei Abbasidenprinzen aus Mesopotamien erreichen
Baybars Hof in Kairo (Haarmann, S.229).
Aber Aybak setzt seinen Sultantitel mit seiner
militärischen Macht durch: "al-Malik al-Mu 'izz". Damit
beginnt die Herrschaft der Bahri-Mamluken (Haarmann,
S.210).
Sultan Aybak al-Malik al-Mu 'izz gründet die Kalifenlinie
der "Mu 'izziyya". Die
Solidarität der mamlukischen Mitglieder der Familie geht
so weit, dass sie seinem Sohn, der im Gefängnis sitzt, das
Notwendige zum Überleben bringen (Haarmann, S.223).
März 1257 ca.
Ägypten: Aybak, Militärsultan, plant eine
politische Ehe mit einer Tochter des Atabeg von Mossul
Er will so ein Grenzgebiet gewinnen, um das
widerspenstige Syrien mit an-Nasir Yusuf
einzukreisen (Haarmann, S.221).
April 1257
Ägypten: Sultan Aybak wird von seiner Frau
Sagar ad-durr ermordet
aus Eifersucht. Neuer Sultan wird ein Sohn von Aybak:
al-Mansur 'Ali (Haarmann, S.221).
1258
Bagdad: Mongolenführer Hülägü besetzt Bagdad
und errichtet in Bagdad die Mongolenherrschaft
(Haarmann, S.217)
Mongolen: Einführung der musischen Monotonie (Hunke,
S.160).
1258 ca.
Kairo: Al-Mansur 'Ali gestürzt - Militärführer
Qutuz - neue Mongolengefahr
Der starke Militärführer Qutuz stürzt
den Aybak-Sohn al-Mansur 'Ali und
verbannt diesen nach Byzanz. Die
Mongolengefahr zwingt Ägypten zu innerer
Geschlossenheit und gibt den Militärs die Legitimität,
Stärke und den Nimbus der Unbesiegbarkeit, so lange sie
keine Schlacht verlieren (Haarmann, S.221).
Anfang 1259 ca.
Aleppo von Mongolen belagert, dann besetzt und
verwüstet
(Haarmann, S.221); Damaskus unter an-Nasir
Yusuf sucht sich halbherzig Alliierte gegen die
Mongolen. Yusuf gibt dann aber auf und fährt zu Ilhan Hülägü, um sich zu unterwerfen.
Mehrmonatige Verhandlungen (Haarmann, S.221).
1260
2.3. 1260
Damaskus: Einzug der Mongolenheere
unter General Kitbuga, begleitet von den
drei neuernannten mongolischen Vizekönigen für Syrien:
oo der Christ Hetoum
als König von Kleinarmenien
oo der Christ Bohemund
VI. als Fürst von Antiochien und Tripolis
oo ein Ayyubide als Herr über
Baniyas (Haarmann, S.221).
ab April 1260
Allianz der Bahriyya-Offiziere in Jordanien,
Palästina und Damaskus gegen die Mongolen
Ägypten ist von den Mongolen bedroht. Die zerstreuten,
aus Ägypten geflüchteten, Bahriyya-Offiziere tun sich mit
Sultan Qutuz gegen die Mongolen zusammen
und formieren sich gegen das mongolische Heer. Mit den
Franken der Kreuzfahrerstaaten wird ein Stillhalteabkommen
geschlossen. Der Flankenschutz ist gesichert (Haarmann,
S.221).
3.9. 1260
Palästina: Ägyptischer Sieg gegen die Mongolen
bei 'Ayn Galut bei Nazareth
-- unter der militärischen Strategie des militärischen
Führers Baybars
-- die Mongolen müssen Syrien räumen.
Damaskus und Aleppo werden wieder Bestandteile des
mamlukischen Reiches von Ägypten.
Den ayyubidischen Fürstentümern von Karak,
Hims und Hamah wird Autonomie
gewährt (Haarmann, S.221). Baybars ist militärisch der
neue starke mamlukische Mann Ägyptens (Haarmann,
S.221-222).
Mitte Oktober 1260
Ägypten: Sultan Qutuz wird von Militärführer
Baybars ermordet
anlässlich einer Jagd. Baybars lässt sich selbst zum neuen
Herrscher ausrufen.
Zur selben Zeit ermordet der mongolische Ilhan Hülägü in Tabriz an-Nasir Yusuf, den einstigen
Damaskus-Sultan, wegen des Verdachts des Verrats an
Ägypten (Haarmann, S.222).
1260-1276
Kairo: Sultanat Baybars
-- er legt die Grundsteine der Mamlukenmonarchie, ist
auch Schirmheer der "heiligen Stätten" in Palästina
-- er bleibt Gegner der Franken
-- Pilger aus Europa besuchen auch Ägypten und bemerken
die Exklusivität der Mamlukenkaste und den Wettbewerb
unter den Offizieren um das Sultanat.
Baybars geniesst mit der Zeit einen "legendären Ruf" wegen
der Siege gegen die Mongolen und wegen der Siege gegen die
Kreuzfahrer. Er wird zu einem Volkshelden, der in
"Volksbüchern" verehrt wird (Haarmann, S.236).
ab Oktober 1260
Ägypten: Die Begründung des Mamlukenstaates
Baybars begründet den eigentlichen Mamlukenstaat, das
Mamlukensultanat. Es soll dem mongolischen Ilhanat
ebenbürtig sein
-- mit äusserer Sicherheit für Ägypten und Syrien
-- mit innerer Balance
-- mit wirtschaftlichem Wachstum
-- mit kulturellen Entfaltungsmöglichkeiten
-- auf der Basis heidnischer turkmenischer
"Militärsklaven", die den ihnen verwandten Mongolen die
Stirn bieten.
Nach der arabisch-islamischen Logik ist dies eine
"göttliche Fügung" und der Sklavenstand "ein Segen" für
das ägyptische Heer (Haarmann, S.222).
Geographische Struktur
Sultansmamluken sind an strategisch wichtigen Orten
eingesetzt, in Kairo, in Kus,
in Mekka u.a., ab dem 15. Jh. auch auf Zypern. Die Zahl der Sultanmamluken hängt
davon ab, wie viele neue Auszubildende ein Sultan
dazukauft (Haarmann, S.226).
Legenden um die Siege gegen die Mongolen:
Fremde Soldaten retten den Islam
In der Folge werden Legenden über die
Entscheidungsschlacht gegen die Mongolen aufgebaut:
Dschingis Khan bekommt die Sonne als
Weltmachtsymbol in die Hände, aber die Sonne entgleitet
ihm nach Westen
oder:
Die Schamanin von Dschingis Khan gibt ihm als Zeichen für
die Führerschaft seines Volkes aus der Zauberschale zu
essen, aber an der Westecke der Schale bleibt ein Rest der
Speise hängen und bleibt unberührt
Auf diese Weise feiern Ägypten und Syrien über
Generationen hinweg das Gefühl, einer schweren Heimsuchung
entronnen zu sein (Haarmann, S.217), was bald als
Ideologie erscheint und den Kern des Geschehens überlagert
(Haarmann, S.217-218).
Ausserdem sind die nomadischen Mongolen ausgerechnet von
einem verwandten Volk, den Mamluken-Söldnern aus dem
Kaukasus, bezwungen worden. Ein Spruch eines
zeitgenössischen Chronisten: "Wahrlich, gegen alles gibt
es ein Gift aus der eigenen Art."
Das unerklärliche "Wunder" ist, dass die "islamische
Ordnung" von fremden heidnisch-stämmigen Soldaten vor dem
Zusammenbruch gerettet wurde. Es kommt zur Verherrlichung
"nomadischer Tugenden" bei den mamlukischen
Militärsklaven. Der Konflikt zwischen Islamisten und
"Heiden" ist vorprogrammiert. Denn die Mamluken und
Kriegssklaven wollen den Islam nicht gratis gerettet haben
(Haarmann, S.218).
Sultansrequisiten und Sultanwahl
Der Sultan wird durch "ausserordentliche Leistungen"
im "heiligen Kampf" bestimmt.
Die Sultane kopieren die ayyubidischen Sultansmerkmale wie
-- Königstitulatur
-- Regalien/Hoheitsrechte mit vergoldeter Satteldecke
-- Hofzeremoniell.
Die Grossemire der am Hof herrschenden Mamlukenpartei
wählen den Nachfolger aus den eigenen Reihen.
Formell-konstitutionell ist diese Wahl nie abgesichert.
Die dynastische Nachfolge ist nur selten möglich
(Haarmann, S.227).
Kaum Dynastiebildung beim Sultanat
Die Sohnesnachfolge ist sehr kontrovers, denn andere
Mamluken erheben jeweils immer den militärischen
Führungsanspruch, die mehr Erfahrung aufweisen, als der
Sohn des gestorbenen oder weggeputschten Sultans
(Haarmann, S.223).
Kairo: Kurden im Heer
Zur Zeit Baybars sind kurdische Krieger und Gardisten
in Kairo hochwillkommen und integrieren sich in die
Mamlukenregimenter (Haarmann, S.227).
Kairo: Sklavenhändler für Mamluken werden
immer wichtiger - Lehrpropramm der Mamluken
Die Sklavenhändler und vermittelten Sklaven/Mamluken
sind voneinander abhängig, denn der Händler entscheidet,
wer dem Sultan vorgestellt wird bzw. verkauft werden soll
(Haarmann, S.223).
Die Dressur und Umerziehung der jungen Mamluken-Rekruten
ist perfekt. Mit 18 erfolgt die Freilassung mit
"Befreiungsdiplom", mit einem ausgerüsteten Pferd und
einem Lehen, das eigenes Steuergebiet ist. Der Sklave wird
zum "dschundi" des "dschund" / Heer, ein einfacher Soldat,
was die Grundlage ist zur höchsten Macht im Staat. Oft
erfolgt eine Heirat mit Frauen aus ihrer Heimat, auch
Schwestern, Töchter, Witwen der Brüder etc. (Haarmann,
S.225), eventuell mit hohen Karrieremöglichkeiten
(Haarmann, S.226).
Ägypten: Baybars "aktive Syrienpolitik" -
Kriege in Palästina
Baybars führt fast jährlich einen Feldzug nach Syrien
durch, so dass sich die Opposition gegen die Mamluken in
Syrien und gegen die zentralistische Politik Kairos
langsam auflöst.
Der Kampf gegen Andersgläubige wie Fatimiden, Ismailiten
und Schiiten ist oberstes Prinzip der Baybars'schen
Politik (Haarmann, S.237). Die religiöse Hetze ist zum
Teil aber sehr widersprüchlich und willkürlich (Haarmann,
S.237-238).
Baybars verwirft die Politik des modus vivendi mit den
christlichen Kreuzfahrerstaaten. Er überzieht Syrien und
Palästina ständig mit Krieg (Haarmann, S.239).
Probleme bei den Lehen und Gütern wegen dem
sich ändernden Nillauf
Der Nilverlauf ist unterschiedlich, kann sich
plötzlich ändern und ganze Dörfer wegschwemmen. Ehemals
fruchtbare Böden können dadurch plötzlich veröden, ehemals
fruchtlose Böden werden fruchtbar.
Die Lehen an die Mamluken und die Erträge der Lehen müssen
immer wieder neu angepasst und neu geschätzt werden
(Haarmann, S.234). Die Erträge/'ibra und die
Steuerbezirke/giha müssen neu registriert werden
(Haarmann, S.233).
ab 1260
Syrien: erfolglose separatistische Versuche
Versuche des Damaszener Gouverneurs, sich von Ägypten
unabhängig zu machen, scheitern regelmässig (Haarmann,
S.239).
ab 1260 ca.
Wachsender Fanatismus unter den Muslimen nach
ersten Siegen gegen die Kreuzfahrerstaaten
Zusätzlich sind die Kreuzfahrerstaaten und die
"christlichen" Gruppen untereinander uneinig (Prutz, 416).
1260-1276
Palästina: Übertritte christlicher Reiter zum
Islam
Fränkische Ritter - angeblich über 300 - darunter der
Sohn des Herrn von Arsuf, laufen während
der Zeit von Sultan Baybars zu den
Mamluken über, nehmen den Islam an und bekommen Pfründe
und Steuervergünstigungen (Haarmann, S.239).
Anfang 1261 ca.
Kairo: Abbasidischer Kalifensohn wird in den
Krieg gegen die Mongolen geschickt
Der erste schwächere der zwei geflüchteten
Abbasidenprinzen wird von Baybars mit anderen verdrängten,
ehemals wichtigen, Leuten zur Rückeroberung Mesopotamiens
wieder in Richtung Osten geschickt (Haarmann, S.229).
November 1261
Kairo: Kalif al-Hakim
bi-amr Allah
Niederlage des ersten schwächeren Abbasidenprinzen mit
seiner Truppe gegen die Mongolen.
Baybars muss sich mit dem zweiten Abbasidenprinzen
auseinandersetzen: al-Hakim bi-amr Allah,
(Haarmann, S.229), ein recht geschickter und
kriegserfahrener Politiker.
Baybars huldigt dem Abbasiden
-- lässt sich von ihm als Sultan einsetzen, auch für "die
noch zurückzuerobernden islamischen Territorien
-- lässt sich in die Bruderschaft der Tutuwwa
des Kalifen aufnehmen
Der einstige Bagdader Kalif wird zum Kairoer Kalifen über
das ganze islamische Weltgebiet. Islamische Herrscher in
Indien, in Gudjarat, in Obermesopotamien
und in Südarabien lassen sich von Kalif al-Hakim bi-amr Allah in Kairo
sanktionieren.
Der Kalif von Kairo macht machtpolitisch kaum etwas,
befasst sich mit Wissenschaft und verwaltet eine
Bibliothek. Auf wichtigen Reisen begleitet er den Sultan
zu Ehren aller Muslime (Haarmann, S.230).
1261-1263
Bagdad/Sarai: Chan der Goldenen Horde, Berke
mit Hauptstadt Sarai an der Wolga,
steht in heftiger Bruderfehde mit dem Ilhan von Persien
(Haarmann, S.230).
ab 1261
Ägypten: Expansion nach Süden und Westen
Sultan Baybars gelingt die Expansion nach
Süden gegen den Sudan. Das Königreich Nubien wird zum
Vasall des Mamlukenstaates. Damit kann die Islamisierung
südlich des ersten und zweiten Katarakts (Wasserfall)
fortgesetzt werden.
Die Expansion nach Westen (heute Libyen) wird mit der
Unterwerfung der Beduinen der Cyrenaika fortgesetzt
(Haarmann, S.240).
ab 1261
Ägypten: Sultan Baybars kauft über 4000 Mamluken
(Haarmann, S.226)
ab 1261
Ägypten: Nachtpolizei und volksnaher Sultan in Kairo
wird von Pilgern aus Europa und dem Iran in den
Pilgerberichten hoch gepriesen.
Sultan Baybars spielt jeden Dienstag und Freitag Polo und
feiert den Konsum von vergorener Stutenmilch im Volk. Er
zeigt sich so als "Landesvater" einer Einheit, die es
nicht gibt (Haarmann, S.238).
ab 1261
Syrien: "Aktive Syrienpolitik" von Baybars
Gegenkräfte gegen den ägyptischen Zentralstaat werden
von Baybars alle unter Druck gesetzt, v.a. die
Ayyubidenreste (Haarmann, S.238).
ab 1261 ca.
Ägypten: "Aktive Syrienpolitik": "Säuberung"
Syriens
Die Ismailiten Syriens werden wie "Ungläubige"
behandelt. Die Gebetsstätten werden "gereinigt". Das
Kulturgut der Schia, Ismailiyya und Imamiyya, lebt aber in
kleinen Regionen weiter (Haarmann, S.237).
zw. 1261-1262/1263 ca.
Bagdad/Sarai: Ilhan Berke tritt zum Islam über
- Allianz Kairo-Bagdad/Sarai
nach Beeinflussung Baybars und dem Kairoer Kalifen
al-Hakim bi-amr Allah.
Gründung einer Allianz zwischen Kairo und Bagdad/Sarai
gegen den Ilhan von Persien (Haarmann, S.230).
1262
Syrien: Baybars lässt alle Nachfahren der
Fatimiden in Syrien enteignen
(Haarmann, S.237)
ab 1264 ca.
Syrien: Auflösung der Ismailiten
Die syrischen Ismailiten werden militärisch in ihrem
letzten Hinterhalt im syrischen Küstengebirge besiegt und
mit verlockenden ägyptischen Pfründen abgefunden
(Haarmann, S.237).
1265
Mongolisches Bagdad: Tod von Hülägü -
Nachfolger Abaqa
(Haarmann, S.237)
1255 ca.?
Ägypten: Qutuz ermordet den Mamlukenführer
al-Faris Aqtay
und setzt sich als Sultan ein (Haarmann, S.222).
1265 ca.?
"Wirren" in Ägypten: Ermordung des
Mamlukenführers al-Faris Aqtays
Folge: Ein grosser Teil des Regiments der Nilkaserne
flieht aus Kairo und sucht Schutz bei kleinen Höfen in Palästina,
Damaskus und vor allem in Transjordanien
beim halbautonomen Ayyubiden in al-Karak, al-Mugit
'Umar (Haarmann, S.220).
1267 ca.
Italienische Belagerung von Lucera auf
Sizilien
wo Petrus von Maricourt seine neuen
Kompasskenntnisse einsetzt (Hunke, S.117-118).
1269
Magnetismus von der arabischen Kultur
übernommen
Petrus von Maricourt verfasst eine Schrift über
Magnetismus, angeregt von der arabischen Kompasstechnik
(Hunke, S.117-118).
1270
1270 ca.
Ägypten: Mamlukenhäuser
Sultan Baybars lässt Kasernen und Wohngebäude für
verheiratete und unverheiratete Mamluken auf der Kairoer
Zitadelle errichten (Haarmann, S.224).
1270-1376
Ägypten: Baybars Willkür in Syrien
Baybars geht völlig willkürlich mit syrischen
Repräsentanten um:
-- er enteignet eine wehrlose betagte Ayyubidenprinzessin
mit juristischen Tricks
-- er muss sich aber den logischen Gedankengängen des
grossen Damaszener Juristen und Traditionarier [kein
Druckfehler] an-Nawawi (gest. 1277)
beugen, der 1274 die hohen Steuern und den gleichzeitigen
Luxus der Mamlukenausrüstung beklagt (Haarmann, S.238).
1270
Bündnis zwischen Kreuzfahrern und Mongolen
gegen den Islam [!]
Mit einem Bündnis zwischen den Kreuzfahrerstaaten und den
Mongolen Irans wollen der Papst und diverse europäische
Mächte den Islam vernichten. Die Koalition zwischen Prinz
Eduard von England, dem Sohn von Heinrich III. und Abaqa in
Bagdad kommt zustande (Haarmann, S.237).
[Dies ist der Gipfel der christlichen Undankbarkeit nach
den vergangenen Geschehnissen und die Basis des Untergangs
der Kreuzfahrerstaaten].
1271
Scheitern der Koordination zwischen
Kreuzfahrerstaaten und Mongolen
Das Bündnis bricht auseinander (Haarmann, S.237).
1276
Palästina: Dramatischer Zustand der
Kreuzfahrerstaaten beim Tod von Sultan Baybars
Caesarea, Askolon, Jaffa und Haifa
sowie der Patriarchensitz Antiochien sind wieder in
muslimischer Hand und die Festungen sind geschliffen, um
neue Brückenköpfe für christliche Landungen zu verhindern.
Bei den binnenländischen Eroberungen sind die
Befestigungen dagegen wieder aufgebaut und eigene
muslimische Garnisonen eingerichtet, so in Safed
in Galiläa und im Crac
des Chevaliers/Hisn al-Akrad.
Zusätzlich sind 1000e von Mamlukenzelten zwischen Gaza und Antiochien
aufgestellt als Abschreckung gegen christliche Landungen,
wo turkmenische, kurdische und mongolische Krieger ihren
Dienst für den ägyptischen Sultan versehen (Haarmann,
S.239).
Das ägyptische Reich nach dem Tod von Baybars reicht vom
Euphrat bis nach Dongola [heute Sudan] (Haarmann, S.240).
1279-1290
Ägypten: Sultan Qalawun - "Qalawuniden"
Qalawun kauft über 8000 Mamluken (Haarmann, S.226).
Qalawun ist der letzte Mamlukensultan, der noch unter den
Ayyubiden gedient hat, und er ist der erste, der eine
grosse Zahl tscherkessische Mamluken anheuert (Haarmann,
S.240).
1280?
Palästina: Sultan Qalawun kann die Einnahme
von Tripolis feiern
(Haarmann, S.239)
1290
1290-1293
Kairo: Tod von Sultan Qalawun - Nachfolger:
Sohn al-Asraf Halil
regiert ohne Probleme in dynastischer Reihenfolge mit
den ihm ergebenen Sultansmamluken (Haarmann, S.227).
1290
Aragón: König Alfons III. gestattet seinen
Schiffen Eisen-, Holz- und Pechlieferungen
an Ägypten
(Haarmann, S.212)
[Handel mit dem Feind...]
ab 1290 ca.
Ägypten: Geburt des literarischen
Schattenspiels in Ägypten durch Ibn Daniyals
(Haarmann, S.256)
Mai 1291
Muslimische Einnahme von Akkon - die
Kreuzfahrerreiche gehen unter
Nach langer Belagerung und dank der Vorbereitungen des
verstorbenen Sultans Qalawun
kann al-Asraf Halil den Hauptort des "Königreich
Jerusalem", St-Jean d'Acre/Akkon/Akka einnehmen.
Das gotische Portal der Kathedrale von Akkon wird als
Trophäe nach Kairo gebracht.
Beirut und die anderen von den Christen gehaltenen Plätze
an der Küste ergeben sich kampflos.
Einziges Überbleibsel der Kreuzfahrerstaaten bleibt für
ein paar Jahre die kleine wasserlose Insel Arwad
vor Tortosa/Tartus, heute Syrien
(Haarmann, S.240).
ab 1291
Untergang des reichen Templerordens - andere
Orden überleben
Der Templerorden wird durch starke französische Könige
zerschlagen, die auf den machtloser werdenden Papst
Einfluss haben.
Der Johanniterorden dagegen kann seine Position auf Malta und Rhodos neu
aufbauen (Hunke, S.48).
Ende 1293
Kairo: Ermordung von Sultan al-Asraf Halil -
Nachfolger: Sohn al-Malik an-Nasir Muhammad
regiert ohne Probleme in dynastischer Reihenfolge wie sein
Vorgänger (Haarmann, S.227). Es ist aber der Beginn einer
innerer und äusseren Instabilität in Ägypten gegenüber den
Mongolen (Haarmann, S.240).
1295
Kairo: Hungersnot
Menschenfleischverzehr wird mit Hinrichtung bestraft
(Haarmann, S.255).
ab 1300 ca.
Jerusalem mit seinem speziellen Klima wird zum
Sitz reicher arabischer Pensionäre und Witwen
(Haarmann, S.257)
ab 1300 ca.
Ägypten: Gesellschaftsentwicklung zwischen
Arabern, Kopten, Syrern, Mamluken
(Haarmann, S.255).
ab 1300
Deutsches Reich: Kopierte Ordensburgen im
Osten
Der deutsche Ritterorden errichtet unter dem
Hochmeister und Berater von Friedrich II.,
Hermann von Salza, nach dem Schema des
muslimischen Ribats/Festung im Ostgrenzgebiet des Reichs
eigene Ordensburgen und
-- stellt sich den Auftrag der "Rückeroberung" des
urgermanischen Bodens
-- die Ordenshochmeister werden als Reichsfürsten
eingesetzt
-- grosse Besetzungen, Urbarmachungen, Entwässerungen und
Eindeichungen
-- Gründung von 96 neuen Städten und 1400 neuen Dörfern
entlang der Ostseeküste bis Livland
-- Gründung der Ordensburg Thorn in
Anlehnung an die palästinensisch-arabische Festung Toron
oo mit straff organisierter
Beamtenschaft
oo mit zuchtvollem Heer auf
neuestem Stand
oo mit effizientem
Nachrichtenwesen
oo wird die Keimzelle
Preussens (Hunke, S.49).
ab 14. Jh.
Deutschland: Ankunft arabischer Moriskentänzer
Arabische Sängerinnen, Tänzer und Tänzerinnen werden zur
Kriegsbeute und müssen an den spanisch-christlichen Höfen
singen und tanzen (Hunke, S.14).
Die arabische Kultur verbreitet sich von
Spanien aus nach Wien
Heiraten zwischen Österreich und dem Spanischem
Königshaus bilden kulturelle Brücken zwischen Christen und
spanischen Morisken, die die "erlesene Lebensart", die
"höfischen Sitten" und "heiter-sinnliche Künste"
vermitteln. Die christlichen Höfe bewundern heimlich ihren
Feind (Hunke, S.14).
Der Sieg des Islam über das "heilige Land" ist
vorerst endgültig
Es kommt in Europa die These auf, das Heil Muhammads
überwinde das Heil Christi. Jesus selbst hätte Muslim
werden wollen (Hunke, S.119).
Die dramatische Situation für die Rom-Kirche
-- die Kirche ist bestraft, das kindlich-fromme Vertrauen
in die Kirche ist erschüttert (Hunke, S.119)
-- die Kirche muss sich die Existenzfrage stellen, ob sie
Könige und Ritter weiter in ihrem Namen kämpfen lassen
soll oder die Waffe als Teufelszeug verdammen soll
-- im Volk leben die Träume vom Orient aber weiter. Das
Volk wendet sich gegen die französische Hetzerkirche von Cluny (S.120)
-- im Volk hält die Freude am Schönen an und verändert den
geistigen und seelischen Zustand der Menschen, vor allem
in Deutschland: Mancher Deutscher streift die Fesseln der
Kirche mit ihren Beschwörungen der "Sünde" ab und entdeckt
die Gegenwart als Gottes Offenbarung (Hunke, S.120).
Es entsteht in Europa in der Folge ein neues Selbst- und
Weltgefühl (Hunke, S.121).
ab 14. Jh.
Der arabische Doppeladler wird zum Symbol für
das Deutsche Reich
(S.130) ebenso in der Monarchie Österreichs und
Russland (Hunke, S.131).
[und die Kirche etabliert bald die Inquisition gegen alles
"Ungläubige", um die Autorität zu wahren...]