Erwähnte Literatur
-- Buch von J.F.C. Fuller: Der erste der Völkerbundskriege -
Berlin 1937 [S.533]
3. Die weissen Helden: erpressen, rauben, töten so
viel wie möglich
3.6. Italien
Falsche weisse Helden: Italiens Kolonialismus mit Diktatur
und Massenmord in Libyen und am "Horn von Afrika"
[Italien will beim "christlichen" Mörder-Kolonialismus
mithalten]
Nur, weil es mir als teutonischer Hochmut ausgelegt werden
könnte, widerstehe ich der Versuchung, die Geschichte
italienischen Waffenruhms in farbigen Ländern als
tragi-komisch zu bezeichnen.
Traurig für die Farbigen, das versteht sich von selbst. Aber
auch für die stolzen Leute vom nördlichen Ufer des
Mittelmeers, die so sehr darauf aus sind, wenigstens ein
römisches Empire des kleinen Mannes zu bauen, ein
Mini-Imperium - und die für einen ungeheuren Preis
schliesslich nichts Wesentliches bekommen. Die hingegen
gleich in doppelt unangenehmer Weise in die
Kolonialgeschichte eingehen:
1. Als
Opfer [?] fürchterlicher Niederlagen
im Kampf gegen die Völker, die sie so gern bezwingen würden.
Eine dieser Niederlagen gehört zu den ganz grossen,
historisch bedeutenden im Ringen zwischen der weissen und
der farbigen Welt.
2. Als Barbaren, die 1935 im Kampf gegen die Abessinier eine
Waffe einsetzen, der die zivilisierte Welt abgeschworen hat:
Giftgas. Beides ist umsonst, es sei denn für
die Ordenskanzlei. [S.82]
[Italiens "christlicher" Kolonialismus am "Horn von
Afrika" (Somalia+Eritrea+Abessinien / Äthiopien):
Niederlage von Adua am 1.3.1896]
Ende des vergangenen Jahrhunderts gelingt es Italien mit
Mühe und Not, sich aus der afrikanischen Landmasse zwei
nicht eben reiche Gebiete herauszuschneiden: Somalia und
Erytrea [Eritrea]. Eine ideale Landverbindung zwischen den
beiden trostlosen Flecken und ein den Italienern auch sonst
begehrenswert erscheinendes Gebiet ist Abessinien. Da ist
schon jemand? Doch nur Abessinier! Das kann also die
Nachfahren [des Fantasie]-
Cäsars nicht
hindern; sie fallen in das Land ein.
Aber dies ist kein Spaziergang. Es kommt vielmehr am
1.3.1896
zu der historischen Schlacht von Adua. Von den 10.000
Italienern, die dort gegen die Truppen des Negus Menelik
kämpfen, bleiben 4500 tot auf dem Schlachtfeld. Die
Abessinier machen auch noch zwischen 1000 und 2000 Gefangene
(die überlieferten Zahlen schwanken).
[Italiens "christlicher" Kolonialismus in Libyen ab 1911:
Der Vertrag mit Russland von 1909 für eine Besetzung von
Libyen - Besetzung 1911 - türkische Anerkennung 1912 - die
Senoussi werfen die Italiener an die Küste zurück]
Die ["christlichen"] Italiener sinnen auf Rache. Es dauert
vier Jahrzehnte, bis es soweit ist. Natürlich versuchen sie
schon vorher, etwas zu schaffen. Tunesien italienisch zu
machen, gelingt nicht. Aber da gibt es noch den östlichen
Nachbarn: Tripolitanien, auf dem Gebiet des heutigen
Königreiches Libyen. Es ist nominell ein Teil des türkischen
Reichs, das freilich schon um die Jahrhundertwende
wesentlich an Macht und Ansehen eingebüsst hat. Zu den
Leichenfledderern der Ottomanen gehören die Russen und die
Italiener. Sie schliessen
1909 einen Vertrag:
Italien wird Russlands Ansprüche auf freie Durchfahrt durch
die Dardanellen unterstützen. Russland wird einem
italienischen Krieg gegen Tripolis und die Cyrenaika
wohlwollend zusehen. Frankreich hat auch nichts dagegen. Es
freut sich, wenn Italien sich um etwas anderes kümmert als
um Tunesien.
Im Jahre
1911 landen die Italiener also in
Türkisch-Nordafrika. sie gewinnen die ersten Gefechte und
brauchen sich um die Türkei keine weiteren Sorgen zu machen,
denn nun bricht auch einer der Balkankriege aus, die in den
letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg die Türkei noch mehr
schwächen. So erkennt die Pforte (das Osmanische Reich mit
seiner Regierung [web01]) im Jahre 1912 die italienische
Besitzergreifung an.
Aber dort leben ja weder Türken noch Italiener, sondern
Araber, hauptsächlich Senoussi. Und so, wie die Balkankriege
die Türken davon abhalten, die Italiener in Nordafrika zu
stören, stört nun der Erste Weltkrieg die Italiener [sich in
Afrika auszubreiten]. Sie sind hauptsächlich in Europa
beschäftigt. Die Senoussi benutzen die Gelegenheit,
die
fremden Eindringlinge bis an die Küsten zurückzuwerfen.
1919 haben die Italiener 80.000 Soldaten in Tripolitanien
[Libyen], und der Weltkrieg ist vorbei. Aber in Europa, auch
in Italien, herrscht Revolutionsstimmung. Rom wagt nicht,
gegen die Senoussi zu marschieren.
[Italiens "christlicher" Kolonialismus in Libyen ab 1923:
Mussolini meint, er sei ein Fantasie-Cäsar in Libyen mit
Kolonialminister Bono und Generäle Badoglio+Graziani:
Massenmord an Arabern+Massenraub an Kamelen, Hammeln und
Pferden]
Erst 1923, nach geglücktem Marsch auf Rom, findet das
faschistische Italien Mussolinis, die Neo-Römer des
Mittelmeers könnten sich solchen Skandal nicht länger bieten
lassen. Einer der vielen unbekannten, in weissen
Geschichtsbüchern nicht erwähnten Kolonialkriege beginnt.
Zehntausende von Arabern werden umgebracht [S.83].
Zehntausende fliehen in die benachbarten französischen oder
englischen Kolonien. Die Italiener sind, wie üblich, an
Waffen und Technik überlegen. Bilanz des
Kolonialministers,
General de Bono, 1929 vor der römischen
Deputiertenkammer über die Operationen des Vorjahres [von
1928]: Von den 2500 "Rebellen", die in Kämpfe verwickelt
gewesen sind, wurden
2302 getötet...
Im gleichen Jahr erklärt
General Badoglio in
einer Proklamation an die Bevölkerung der Cyrenaika
[Libyen]:
"Kein Rebell wird mehr Frieden haben - seine Familie auch
nicht, seine Herden nicht, seine Erben nicht. Ich werde
alles zerstören."
Grosse Worte, denen zweifellos Taten folgen - zwei Jahre
später kämpfen die Senoussi noch immer. Die Italiener nehmen
die Oase Kufra ein und glauben, nun sei der Widerstand
gebrochen. Im Jahr danach muss
General Graziani
berichten, die Italiener hätten 1932 in der Cyrenaika "
53
grössere und 210 kleinere Gefechte" gehabt.
Dabei hätten die "Rebellen"
1602 Tote zu
verzeichnen, ausserdem "wurden
21.500 Kamele
und
ebenso viele Hammel erbeutet und nicht
weniger als
6000 Pferde erbeutet oder
getötet". 1934 schliesslich kann Italien die zwei Provinzen
Tripolitanien und Cyrenaika unter dem zivilen
Generalgouvernement Libyen zusammenschliessen - wie wir
wissen, nicht für lange.
[Italiens "christlicher" Kolonialismus in Libyen ab 1923:
KZ-Systeme gegen die Senoussi-Bevölkerung]
Übrigens bringen auch die Italiener die Bevölkerung in
Lager, um dem Senoussi-Kriegern jede Unterstützung zu
entziehen.Sie nennen diese Lager ganz ehrlich
Konzentrationslager, aber das ist ja auch vor den KZ-Sitten
der Nazizeit.
[Italiens "christlicher" Kolonialismus in Libyen ab 1923:
Die Erweiterung um Tibesti (heute Nord-Tschad) -
Massenflucht Bevölkerung in den Tschad]
Nicht uninteressant für die Beurteilung des italienischen
Kolonialregimes ist folgende Begebenheit: Im Januar 1935
schliessen Mussolini und Laval (französischer Premier
1930-1931 und 1935-1936 [web02]) ein Übereinkommen,
demzufolge Frankreich ein Grenzgebiet (
Tibesti)
[heute Nord-Tschad] von etwa 120.000 km2 an Italien [an
Libyen] abtritt. Als die beiden unterschreiben, leben dort
1200 Libyer. Als die Italiener das Gebiet übernehmen, sind
es nur noch 60. Die anderen haben es vorgezogen, im
französischen Tschad zu verschwinden.
[Italiens "christlicher" Kolonialismus in Abessinien
(Äthiopien): Krieg 1935 mit Vorwand einer Küstenoase in
der Region Ogaden - totale Überlegenheit gegen Negus +
Giftgas - Bericht des GB-Generals Fuller]
Nun, 1930, während in Deutschland gerade die Pläne reifen,
wie man ganz Europa und noch mehr "kolonisieren" kann,
bereitet Mussolini den zweiten italienischen Schlag gegen
Abessinien vor. Der Vorwand ist belanglos:
Grenzstreitigkeiten um eine kleine Küstenoase im Gebiet von
Ogaden (Ogaden ist die östliche Binnenprovinz
von Äthiopien, ich sehe da keine Küste, aber viel Wüste
[web03]). Für einen Krieg zwischen weissen Ländern würde er
selbst Hitler kaum genügen. Aber Italien hat seit 1933
gewaltige Mengen Kriegsmaterial nach Erytrea [Eritrea] und
Somaliland gebracht. 1935 findet Mussolini, er sei genug
vorbereitet. Er greift an.
Abessinien ist Mitglied des Völkerbundes. Die westlichen
Demokratien tun, als ob sie toben. Aber das Opfer ist ja
kein weisses Volk. Wirkungslose wirtschaftliche "Sanktionen"
gegen Italien werden beschlossen, mehr nicht [S.84].
Vielleicht sind ja die weissen Mächte nur so untätig, weil
sie glauben, die Italiener würden sich wieder blutige Köpfe
holen wie 1896 bei Adua. Aber nun sind wir schon zu weit im
20. Jh. Die Italiener haben Maschinengewehre, denen die
Abessinier nichts Gleichwertiges entgegensetzen können. Sie
haben eine Artillerie, die der des
Negus
himmelhoch überlegen ist. Sie haben eine Luftwaffe,
Abessinien hat keine. Und, da dennoch nicht alles so glatt
geht wie erwartet - setzen die Italiener
Gas
ein. Hier das Zeugnis eines britischen
Kriegskorrespondenten, des Ex-Generals
J.F.C. Fuller:
(Buch von J.F.C. Fuller: Der erste der Völkerunbskriege -
Berlin 1937 [S.533])
[Italiens "christlicher" Kolonialismus in Abessinien mit
Gaskrieg: Gebiete vorne begasen - Gebiete dahinter begasen
und mit der Luftwaffe den Feind in die begasten Gebiete
treiben - Gasverbrennungen bei ALLEN Abessiniern machen
sie kampfunfähig, weil sie barfuss laufen]
"Die einzige Schwierigkeit der Italiener bestand in der
Sicherung ihrer Flanken während ihres Vormarsches durch das
Gebirge, und als Badogio erkannte, dass seine Leute aus
Mangel an taktischer Ausbildung unfähig waren, die normalen
Methoden der leichten Infanterie im Gebirgskrieg zu
befolgen, nahm er seine Zuflucht zum Senfgas. Anstatt die
Höhen mit Vorposten zu sichern, belegte er die Gebiete, die
die Flanken seines Vormarsches begrenzten, mit Gas. Die
Folge davon war, dass kurz nachdem der Feind in diese
Sicherungszonen eingedrungen war, Tausende unter
Gasverbrennungen zu leiden hatten...
Er hatte die Gaswaffe aber auch in offensiver Weise
eingesetzt, und zwar auf eine ungemein schlaue Art. Indem er
den Feind mit seinen Maschinengewehren zurückhielt, gaste
[mit Gas beschenken] er sowohl das Gebiet in seinem Rücken
als auch seine voraussichtlichen Rückzugslinien ein und
drängte ihn dann durch einen Luftangriff in diese Gebiete
zurück. Da die Abessinier barfuss kämpfen, müssen die
Verwundungen, denn es gab wenig tödliche Fälle, verheerend
gewesen sein, so verheerend, dass ihre Moral wie mit einem
Zauberschlag zusammenbrach. Es ist keine Übertreibung zu
behaupten, dass das Senfgas, das von Flugzeugen
herabgelassen wurde, der entscheidende taktische Faktor in
diesem Kriege war, denn er verkürzte seine Dauer um Monate,
wenn nicht um Jahre."
[Im Zweiten Weltkrieg wird Abessinien von englischen Truppen
besetzt].
Als nach dem Zweiten Weltkrieg die grosse Diskussion darüber
beginnt, ob die Amerikaner die Atombombe, die sie zweimal
gegen die Japaner eingesetzt haben, auch über einem von
weissen Menschen bewohnten Zielgebiet abgeworfen haben
würden (also wohl über Deutschland), da erinnert niemand an
den Präzedenzfall des Gaskrieges.
Ergänzung:
Der erste Giftgaseinsatz im Ersten Weltkrieg
Deutsche gegen Belgier+Franzosen
Der erste Einsatz von Senfgas
fand schon im Ersten Weltkrieg an der
deutsch-belgischen Front statt: Deutsche Truppen
liessen ab 1916 immer wieder Giftgas gegen
Belgier und Franzosen verbreiten. Als der Wind
aber 1917 einmal drehte, wehte das Giftgas auch
gegen die deutschen Truppen selber, wo Hitler
als Meldegänger war und erblindete. So erlebte
der Schnauzbart das Ende des Ersten Weltkriegs
im Lazarett. Die Heilungszeit war ca. 8 Monate.
Ergänzung:
Weisse gegen Weisse: Italien mit dem Dritten
Reich gegen Spanien
Der Kolonialismus gegen Spanien von Italien
zusammen mit dem Dritten Reich 1935 bis 1938 war
die Erprobung der neuen Waffen gegen die
spanischen Kommunisten. Die Grausamkeit der
Franco-Truppen und ab 1938 die Franco-Diktatur
gegen die Kommunisten liess kaum zu wünschen
übrig. Einen Mittelweg gab es damals nicht auf
der politischen Speisekarte. Franco und
Mussolini passten zusammen als Fantasie-"Römer"
am Mittelmeer, aber Franco enthielt sich dann
und definierte Spanien im Zweiten Weltkrieg
"neutral".
Giftgas wurde in Spanien meines Wissens keines
eingesetzt.
|
*
[S.85]
Weitere Links zum italienisch-"christlichen"
Kolonialismus
Das Italienische
Kolonialreich. Die Italienischen Kolonien wurden vom
Königreich Italien nach dessen Einigung im
späten 19. und im ersten Drittel des 20.
Jahrhunderts erworben.
Das faschistische Italien
mit seinem Kolonialreich in Europa und Afrika (1939)
Die Italienischen Kolonien wurden vom Königreich Italien
nach dessen Einigung im Risorgimento im späten 19.
und im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts erworben.
Thema Libyen
Italian Libyan
Colonial Division. The Libyan Division was a
formation of colonial troops raised by the Italians
in their colony in Libya. It participated in the
invasion of Ethiopia in the Second Italo-Abyssinian
War. The formation was reorganized into the 1st
Libyan Division by the beginning of Italy's entry
into World War II. In September ...
In letters obtained
by the BBC, an Italian pilot describes how he
targeted a Libyan town in the world's first air raid
in 1911.
Thema Abessinien / Äthiopien / Eritrea
Italien
setzte im Abessinienkrieg und dessen anschließender
Besatzung 1935-1941 Giftgas ein. Der
italienische Einmarsch in Äthiopien begann im
Oktober 1935. Von Eritrea und Somalia aus griffen
italienische Verbände an, die auch Luftunterstützung
erhielten.
Jahrhunderts waren
das angrenzende Eritrea und Somalia italienische
Kolonien geworden. Dorthin schickte Mussolini schon
Anfang 1935 fast 400'000 italienische Soldaten.
Generalstabchef Marschall Pietro Badoglio erhielt
vom Duce den Befehl, die Invasion vorzubereiten.
In Adua, wo Italien
bei seinen ersten kolonialen Eroberungsfeldzügen
1896 von den vereinigten amharischen Stämmen
vernichtend geschlagen worden waren, kam es zu
besonders grausamer Vergeltung mit Exekutionen,
Vergewaltigungen und Plünderungen.
In der
Zwischenkriegszeit wurde Giftgas von den
Briten gegen die Kurden von Sulaimaniyya im Irak ,
von Spanien im Rif-Krieg in den Jahren 1923 bis 1926
in Marokko, von Italien in den Kriegen geben
Libyen (1924-1930) und Äthiopien (1935/36) und von
der Sowjetunion 1930 in der chinesischen Provinz
Xinjiang zum Einsatz gebracht.
Die
Geschichte
Eritreas: Von den ersten Aufzeichnungen bis zu Munzinger -
ab 1945 50 Jahre Kampf zwischen Kolonialmächten und
Supermächten für das eigene Recht (aus Verlag
SUKE; Capus 1997) 
Wie Eritrea fast eine schweizer Kolonie geworden wäre - wie
die weisse "Zivilisation" andere Völker in den ideologischen
Kampf zwischen Kapitalismus und Kommunismus verwickelt und
dadurch zerstört - die destruktive Rolle Italiens, Englands,
Russlands und Israels mit den "USA" und Äthiopien gegen
Eritrea wegen eines "Horns"