-- Buch von Hans Zache: Das deutsche Kolonialbuch - Berlin
1925
-- Buch von Gustav Noske: Kolonialpolitik und
Sozialdemokratie - Stuttgart 1914
Raubbau am Menschen II: 9.4. Zwangsarbeit
in den "christlichen" Kolonien von Deutschland
Die kriminellen
"Christen" zwangsarbeiten um die Wette: in
Schutzgebieten und Kolonien
9.4. Zwangsarbeit in Deutschlands
"christlichen" Kolonien: Lohn-Zwangsarbeit auf Plantagen
- 50% des Lohns wird "zur Sicherheit" einbehalten (!)
["Christliche" Zwangsarbeit Deutschland: Afros werden
weiter als "Sache" behandelt wie unter der Sklaverei -
Kontraktarbeiter kann man "kaufen"]
Auf die Frage, ob es auch in den deutschen Kolonien
Sklaverei und Zwangsarbeit gegeben hat, gibt Gustav Noske
(SPD-Politiker - 1868-1946 [web01]) gegen Ende der
deutschen Herrschaft eine ausreichende Antwort:
"In den
drei Kolonien [Deutsch]-Ostafrika [Tansania
(ohne Sansibar), Burundi, Ruanda und etwas
Mosambik [web02]), Kamerun und Togo besteht
noch Sklaverei. Weisse dürfen allerdings
nicht Menschen kaufen und verkaufen. Wohl
aber sind bis in die neueste Zeit hinein die
Eingeborenen von weissen Herrenmenschen,
denen die moderne Lohnsklaverei nicht
genügt, wie eine Sache behandelt
worden. Die Neigung, Farbige wie Sklaven zu
behandeln, wurde gestärkt durch die
behördliche Anordnung des Arbeitszwanges,
die mit den Anlass zu dem grossen Aufstand
in Ostafrika in den Jahren 1905/06 gab.
Erst Anfang 1914 verstand
sich der Staatssekretär Dr. Solf dazu, die
bündige Zusage eines absoluten Verbots zu
machen, womit aber noch lange nicht erreicht
worden ist, dass nun tatsächlich jeder Druck
aufhört, um den weissen Unternehmern die
mangelnden Arbeiter heranzutreiben. Dass die
Unternehmer [S.232] geneigt sind, alle
farbigen Arbeiter wie Sklaven zu bewerten,
lehrt, um nur ein Beispiel anzuführen, ein
Inserat aus der in Ostafrika [Tansania]
erscheinenden "Usambarapost" vom 22.
November 1913 [Seite 4] (Link
- Link pdf),
das wie folgt lautet:
Suchen möglichst sofort zu kaufen
KONTRAKTARBEITER
mit Verpflichtungen von
3 bis 8 Monaten
Songa Pflanzungs-Gesellschaft m.b.H.
Pflanzung Songa, Post Mnyussi.
Inserat vom
22.11.1913: Kontraktarbeiter kaufen [52]
[Zwangsarbeit
Deutschland: Proteste in Berlin -
Massenmord mit Todesraten auf Plantagen
20-30% wegen Klima und schlechter Nahrung]
Gegen eine Fülle der allerschwersten
Missstände, die infolge der Heranziehung der
Eingeborenen zur Plantagenarbeit, zu
Eisenbahnbauten und zur Kautschukgewinnung
entstanden und den Verlust vieler
Menschenleben zur Folge hatten, haben die
sozialdemokratischen sowie einige
bürgerliche Abgeordnete fortgesetzt
Beschwerden führen müssen. Die Fürsorge für
die farbigen Arbeiter war anfänglich in
jeder Hinsicht ungenügend.
Wenn die Behauptungen den Tatsachen
entsprechen, wonach auf Plantagen 20
bis 30 Prozent der farbigen Arbeiter
rasch hinweggestorben sind, so
ist das weniger auf übermässige Anstrengung
als auf das ungewohnte Klima und die
ungewohnte Nahrung zurückzuführen."
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["Christliches" Namibia: Aufstand der Schwarzen -
Massenmord und Massenraub der "christlichen" Weissen:
Land und Besitz eingezogen - nun fehlen Arbeiter - Plan
der Besetzung von Ovamboland im Norden (!)]
Ganz alte Zustände? Bis zum Schluss - denn die Deutschen
werden ihre Kolonien ja gleich danach los - verlangen
besonders die deutschen Pflanzer, nicht anders als ihre
Kollegen in anderen Kolonien, dass man ihnen die gesamte
Arbeitskraft aller Eingeborenen reserviert. Nach den
Unruhen in den Kolonien wird den Eingeborenen ihr Land und
ihre Habe fortgenommen, besonders in
"Deutsch-Südwestafrika" [Namibia]. Nach einer gewissen
Zeit sehen manche Beobachter ein, dass man etwas für die
Eingeborenen tun muss, die im Elend leben. Noske [S.233]:
"Die trothasche Ausrottungsstrategie (vom kriminellen,
deutsch-preussischen Offizier Lothar von Trotha -
1848-1920 [web06]) , die zur Vernichtung eines grossen
Teiles der eingeborenen Bevölkerung führte, ist in
Südwestafrika wohl unzählige Male verflucht worden. Um die
fehlenden Arbeitskräfte schaffen zu können, ist in der
letzten Zeit des Aufstandes und in den ersten Jahren
danach oft die Möglichkeit erwogen worden, ob nicht das
Ovamboland
im Norden des Schutzgebietes eventuell mit Waffengewalt
erschlossen werden sollte."
"Mit Waffengewalt erschlossen" - ein Ausdruck für Kenner.
[Offizier Lothar von Trotha - zusammen mit dem Kaiser
Wilhelm II.: einfach ganze Völker vernichten
Den preussischen Offizier und Massenmörder Lothar von
Trotha muss man kennen: Er war "General der Infanterie,
der als Kommandeur der Kolonialtruppen in
Deutsch-Südwestafrika für den Völkermord an den Herero und
Nama verantwortlich war. - Das vom Chef des Generalstabs,
Alfred von Schlieffen, und dem Kaiser lange unterstützte
Vorgehen der Kaiserlichen Schutztruppen unter Trotha gegen
die Herero gilt als der erste Völkermord des 20.
Jahrhunderts und kostete rund 80.000 Menschen das
Leben.[4] Diese Einschätzung stützt sich vor allem auf die
bereits zuvor erklärte Absicht der Vernichtung des
Hererovolkes durch von Trotha und Schlieffen,[4] die von
anderen Personen und Gruppen unterstützt wurde.
Tatsächlich wurde selbst in Gesellschaft von Missionaren
offen der Wille zur Vernichtung ganzer Stämme geäußert.[5]
Auch von Trotha selbst hat mehrfach seine Bereitschaft
geäußert, die Herero zu vernichten.[6] Der Schießbefehl
mit der erklärten Weigerung, Gefangene zu machen, in
Verbindung mit der Sperrung der Wasserstellen nach der
Schlacht am Waterberg vom 11. August 1904 stellte die
praktische Umsetzung dieser Absicht dar. Die Folge war die
Flucht in die Wüste Omaheke und das Verdursten zahlreicher
Herero. Die Überlebenden wurden weitab von ihren
ursprünglichen Siedlungsgebieten und unter widrigen
klimatischen Bedingungen in Konzentrationslagern
interniert, die nur rund jeder zweite Insasse
überlebte.[4]" [web06]
["Christliches" Namibia: AfrikanerInnen werden 100e km
deportiert]
Wie schön ist es doch, beliebig über Arbeiter zu verfügen,
von denen man zwar ständig bejammert, dass sie faul seien,
die aber jedenfalls gezwungen sind, auf der Farm zu
arbeiten - und die fast nichts kosten. Zufrieden sagt der
ehemalige deutsche Kolonialbeamte [Hans] Zache (Das
deutsche Kolonialbuch - Berlin 1925 [S.541] - bei Amazon
kaufen
Link):
"Und tatsächlich erblühte überall Pflanzung auf
Pflanzung...
Dementsprechend war die Zahl der farbigen Arbeiter in den
Pflanzungskolonien (Afrika und Südsee) von 1910 bis 1913
von 68.400 (DOA: 50.000) auf 118.000 (DOA: 83.000)
gestiegen.
Die Pflanzungsgebiete waren von den grossen
Arbeiterreservoiren oft durch Hunderte von Kilometern
getrennt und die Versorgung der Pflanzungen
erforderte daher eine regelrechte 'Sachsengängerei'."
["Christliches" Deutsch-Ostafrika (Tansania etc.): 50%
des Lohnes wird geklaut]
Im Abschnitt über Portugal haben wir bemerkt, dass die
Neger [AfrikanerInnen] in den südafrikanischen und
rhodesischen Gruben nicht ihren vollen Lohn ausbezahlt
bekommen. Die Hälfte erhält die portugiesische Verwaltung
in Devisen und zahlt sie dann den zurückgekommenen
Arbeitern in Landeswährung. Siehe da: auch in
"Deutsch-Ostafrika" darf nach den Arbeitsbestimmungen
bis
zur Hälfte des Lohnes einbehalten werden - "
als
Sicherheit für Schaden" (Deutsches
Koloniallexikon).
["Christliche" deutsche Kolonien 1914: haben nun
Anwerbe- und Arbeitsordnungen - aber die Zwangsarbeit
ohne Lohn=Sklaverei geht weiter]
Es mag in den deutschen Kolonien weniger schlimm
zugegangen sein als in den französischen, belgischen oder
portugiesischen, was die Zwangsarbeit betrifft. Am
Vorabend des Ersten Weltkriegs, der zum Verlust der
Kolonien führen wird [aber deutsche Soldaten wollten doch
in 2 Wochen gegen Frankreich gewinnen!], schreibt [Gustav]
Noske (Buch: Kolonialpolitik und Sozialdemokratie -
Stuttgart 1914 [S.537] - bei Amazon kaufen
Link):
"Nur ein Anfang ist mit der Besserung der Zustände in den
einzelnen Schutzgebieten gemacht worden. Den ärgsten
Missständen bei der Arbeiterbeschaffung auf den Plantagen
und bei den Bahnbauten ist durch den Erlass von
Anwerbe-
und Arbeitsordnungen entgegengewirkt worden."
Aber wesentlich später - 1927 - gibt der frühere deutsche
Kolonialgouverneur, Dr. Schnee (Buch: Die koloniale
Schuldlüge - München 1927 [S.539]), verkleidet in einen
Vorwurf an Engländer und Franzosen, zu:
"Was die Gestaltung der Arbeitsverhältnisse in den
deutschen Kolonien unter der Mandatsverwaltung anbetrifft,
so ist festzustellen, dass die Zwangsarbeit für
öffentliche Arbeiten überall beibehalten worden ist." Also
hatten die Deutschen sie auch. Beibehalten kann man nur,
was schon da war. [S.234]