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Merkblatt Lärmfolgen von Fluglärm
1979: Lärmfolgen gemäss Merkblatt aus Freiburg im Breisgau
aus: Universität Freiburg: Deutsch als Fremdsprache. Intensiver Vorbereitungskurs auf die PNdS; aus: Gerhard Weiser (Hrsg.): Unser Leben zwischen Natur und Technik, Stuttgart, 1979.
Arbeitsleistung sinkt: Lärm beeinflusst mittelbar und unmittelbar die Arbeitsproduktivität durch seine negative Einwirkung auf Erholung und Arbeitsleistung.
Immobilienpreise sinken: Ferner geben ihm seine Auswirkungen auf das Stadtgefüge den Charakter eines Standortfaktors: Wohnungen in einer durch wachsenden Verkehrslärm laut gewordenen Gegend verlieren an Wert. Nach amerikanischen Untersuchungen kann der Haus- und Grundstückspreis eines Standardwohnhauses schon infolge geringer zusätzlicher Lärmbelästigung durch Zunahme des Strassenverkehrs sinken.
Soziale Schichtung negativ: Schliesslich ist die Sozialstruktur der lärmbetroffenen Stadtgebiete Veränderungen unterworfen. Zunächst ist eine starke Fluktuation der Einwohnerschaft festzustellen, dann ihre Umstrukturierung. Es bleiben nur noch diejenigen dort wohne, für die ein Umzug in ruhigere Gebiete aus finanziellen Gründen nicht in Frage kommt. Gegenden, aus denen die Wohlhabenderen weggezogen sind, sind für den Einzelhandel nicht mehr attraktiv genug. Der Umfang der Versorgung der Bevölkerung sinkt. Zwar ist die Lärmbelästigung häufig nicht das einzige Motiv oder das auslösende Moment für derartige Veränderungen, in jedem Falle wirkt sie als ein Faktor mit.Umstritten ist, ob eine Gewöhnung an Lärm möglich ist. Teilweise wird eine Gewöhnung an Verkehrslärm angenommen, teilweise werden keine Beziehungen zwischen Schlafstörungen und dem Wohnen in ruhigen, bzw. lauten Gegenden gefunden. Es besteht Anlass zu der Vermutung, dass in der Regel nur eine vermeintliche Gewöhnung an Lärm stattfindet, die in jedem Fall mit nervösen Reaktionen und Körperschädigungen verbunden ist.
Ohne die Ergebnisse einer verstärkten Lärmforschung vorwegnehmen zu wollen, lässt sich schon jetzt sagen, dass gerade die Älteren, Kinder, Kranke, Personen mit geringem Einkommen - also generelle die sozial Schwachen - im Vergleich zur übrigen Bevölkerung mehr unter Lärm zu leiden haben, ohne aber in entsprechendem Umfang an den Vorteilen teilnehmen zu können, die für den Lärm mitverantwortlich sind, wie z.B. der Ferntourismus für den Flugzeuglärm. Die Lärmbekämpfung gewinnt damit neben ihrer umwelt- und gesundheitspolitischen auch eine sozialpolitische Dimension.
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1.3.2003: Verkehrslärm macht krank: [Bluthochdruck]
aus: ARD-Text Tafel 549 1.3.2003
<Anhaltender Verkehrslärm erhöht nach einer Studie des Robet-Koch-Instituts (RKI) das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Danach mussten Menschen aus stark mit Verkehrslärm belasteten Wohngebieten häufiger wegen Bluthochdruck in ärztliche Behandlung als diejenigen, die an weniger belasteten Strassen wohnen. Menschen, die nachts vor ihrem Schlafzimmerfenster einen mittleren Schallpegel über 55 Dezibel hatten, haben laut Studie ein doppelt so hohes Bluthochdruck-Risiko wie diejenigen mit einer niedrigen Lärmbelastung.>
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2.3.2003: Zusammenhang von Lärm und Bluthochdruck
aus: ARD-Text Tafel 546, 2.3.2003
<Menschen aus lauten Wohngebieten sind häufiger wegen Bluthochdrucks in ärztlicher Behandlung als diejenigen, die an ruhigen Strassen wohnen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Umweltbundesamtes in Berlin. Besonders nächtlicher Lärm lässt demnach den Blutdruck steigen. An der vom Robert-Koch-Institut durchgeführten Studie nahmen 1700 Menschen aus Berlin teil. Zusammenhänge mit anderen Krankheiten z.B. erhöhte Blutfette oder Migräne deuteten sich ebenfalls an, konnten statistisch jedoch nicht gesichert werden (Näheres: www.umweltbundesamt.de)>
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23.8.2007: <UNO: Lärmstörung fordert tausende Tote
aus: Schweizer Fernsehen info (SFinfo) Teletext, 23.8.2007, Tafel 136
Lärm tötet nach neuesten Erkenntnissen zehntausende Menschen pro Jahr, schreibt das Magazin 'New Scientist' unter Berufung auf neue Erkenntnisse der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Allein die Langzeitbelastung durch Verkehrslärm sei in Europa für bis zu drei Prozent aller tödlichen Herzanfälle verantwortlich, heisst es weiter. Angesichts von weltweit sieben Mio. Toten jährlich durch so genannte ischämische Herzkrankheiten könnten weltweit somit 200.000 Todesfälle auf das Konto des Krachs gehen.
Permanente Geräuschbelastung könne auch zu Lernstörungen bei Kindern führen.>
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Indien 7.4.2008: Mumbai (Bombay) experimentiert mit hupfreiem Verkehr gegen Lärmäschäden
aus: 20 minuten online: Polizei von Mumbai ruft "hupfreien Tag" aus; 7.4.2008;
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/23534664
<Ständiges Hupen gehört für viele Inder zum Autofahren wie Gas geben oder Bremsen. Doch an diesem Montag sollen die Hupen in der westindischen Millionenstadt Mumbai [ehemals Bombay] scheigen - zumindest nach dem Willen der Polizei.
Die Verkehrspolizei in der Wirtschaftsmetropole hat zum UNO- Weltgesundheitstag einen «hupfreien Tag» ausgerufen und Motorrad- sowie Autofahrer gebeten, die Finger von der Hupe zu lassen.
Auf der Homepage der Polizei heisst es, viele Fahrer der rund 1,5 Millionen Fahrzeuge in der Stadt «frönen unnötiger Huperei». Die ständige Lärmbelästigung habe Einfluss auf die Gesundheit der rund 15 Millionen Einwohner der Stadt.
Die Polizei teilte mit, sie werde rund 2000 Freiwillige - darunter Lehrer und Schulkinder - mit Plakaten gegen das Hupen an wichtigen Punkten in der Stadt verteilen. Auch an Bushaltestellen und anderen Flächen seien entsprechende Plakate geklebt worden.
Quelle: SDA/ATS>
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9.10.2009: Nächtlicher Lärm mit Schlafstörungen machen krank
aus: n-tv online: Gesundheit: Jeder fünfte Europäer bereits betroffen: Nächtlicher Lärm macht krank; 9.10.2009;
http://www.n-tv.de/wissen/gesundheit/Naechtlicher-Laerm-macht-krank-article540341.html
<Jeder fünfte Europäer ist nach einer neuen Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nachts regelmäßig zu starkem Lärm ausgesetzt und kann davon krank werden.
Fluglärm ist nur eine der ruhe- und damit gesundheitsstöhrenden Belastungen.
Die Gefährdung reiche von Schlaflosigkeit über Bluthochdruck und Herzinfarkt bis zu früherem Tod. Das WHO-Regionalbüro für Europa empfiehlt daher Richtwerte für die nächtliche Lärmbelastung. Der neue Grenzwert ist ein jährlicher durchschnittlicher nächtlicher Geräuschpegel von maximal 40 Dezibel (dB) - das entspricht etwa dem Pegel einer ruhigen Straße in einem Wohngebiet.
Wer beim Schlafen einer höheren Lärmbelastung ausgesetzt sei, könne unter Schlafstörungen oder Schlaflosigkeit leiden, berichtete das WHO-Büro in Bonn. Eine langfristige Lärmbelastung über 55 Dezibel, die etwa dem Geräuschpegel einer belebten Straße entspreche, könne eine Ursache für Bluthochdruck und Herzinfarkte sein. "Jeder fünfte Bürger der Europäischen Region ist regelmäßig einem solchen Lärmpegel ausgesetzt."
Menschen hören im Schlaf. Vor allem einkommensschwache Menschen müssen Lärm ertragen.
In neueren Forschungsarbeiten wird laut WHO nächtliche Lärmbelastung eindeutig mit gesundheitlichen Schäden in Verbindung gebracht. Lärm könne nicht nur Gehörschäden verursachen, sondern auch schwerwiegende Gesundheitsprobleme verschärfen. "Auch wenn Menschen schlafen, reagieren ihre Ohren, ihr Gehirn und ihr Körper trotzdem weiter auf Geräusche."
Nächtliche Lärmbelästigung durch Flugverkehr könne auch dann Bluthochdruck verursachen, wenn die Betroffenen davon nicht aufwachten. Besonders schädlich seien die Auswirkungen von Lärm meist dann, wenn Menschen während des Einschlafens wieder aufwachen. Jüngste Untersuchungen belegten aber auch, dass Fluglärm am frühen Morgen sich durch Beschleunigung der Herzfrequenz besonders schädlich auswirke.
Da Kinder längere Zeit im Bett verbrächten als Erwachsene, seien sie nächtlichem Lärm in verstärktem Maße ausgesetzt. Chronisch Kranke und ältere Menschen seien allgemein anfälliger für Ruhestörung. Schichtarbeiter trügen ein besonders hohes Risiko, da ihre Schlafstruktur gestört sei. "Generell sind einkommensschwache Bevölkerungsschichten überproportional betroffen, da sie sich ein Leben in ruhigen Wohngebieten oder ausreichend schallisolierte Wohnungen nicht leisten können."
dpa>
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-----12.3.2011: Laute Musik schädigt Nerven und bewirkt Funktionsdefitize im Hirn - und vor allem Kopfhörer
aus: n-tv online: Wissen: Kopfhörer besonders verheerend: Laute Musik schädigt Nerven; 12.3.2011;
http://www.n-tv.de/wissen/Laute-Musik-schaedigt-Nerven-article2821866.html
<"Nimm den Kopfhörer raus, du machst dir die Ohren kaputt" - raten wohlmeinende Eltern ihrem Nachwuchs. Doch nicht nur das Gehör leidet unter lauter Musik: Forscher haben nun erstmals funktionale Defizite am Gehirn gemessen.
Bevor die Hörkraft messbar nachlässt, sind Vorboten im Gehirn zu verzeichnen.
Nervenschäden können Frühfolge von regelmäßigem lauten Musikhören sein. Anhand von Messungen der Hirnaktivität haben deutsche und japanische Wissenschaftler schwierig zu entdeckende Funktionsdefizite nachgewiesen. "Wir haben die Aktivität von Nervenzellen in der Hörrinde des Gehirns gemessen", erläutert der Psychologe Henning Teismann vom Institut für Biomagnetismus und Biosignalanalyse der Universität Münster. Ziel war es, funktionale Defizite im Gehirn nachzuweisen, die mit klassischen Hörtests nicht zu erfassen sind.Die Forscher haben zwei Gruppen von Probanden im Alter von 20 bis 30 Jahren verglichen. Die Mitglieder der einen Gruppe hatten ihren Ohren jahrelang häufig laute Musik zugemutet, die Teilnehmer der anderen Gruppe hingegen nicht. "Die Gehirne derjenigen Probanden, die regelmäßig laute Musik hören, hatten Schwierigkeiten, Testtöne aus Hintergrundrauschen herauszufiltern, wenn die Probanden während der Messung von den Tönen abgelenkt wurden", so Teismann weiter.
"Offensichtlich kann man dieses Defizit ausgleichen, wenn man sich auf die Testtöne konzentrieren darf." Doch funktioniere diese Kompensation durch Aufmerksamkeit vermutlich nicht auf unbegrenzte Zeit. "Wir haben die Vermutung, dass sich mittel- bis langfristig auch alltagsrelevante Hörschäden zeigen werden, wenn die Probanden ihr Musikhörverhalten nicht ändern. Die Vorboten dieser zukünftigen Beeinträchtigungen konnten wir möglicherweise bereits jetzt im Gehirn der Probanden messen". Teismann zufolge ist besonders der regelmäßige Konsum lauter Musik über Kopfhörer schädlich.
dpa>
31.3.2011: Lärmbelastung raubt Schlaf und Lebensfreude - die Symptome bei Lärmbelastung
aus: Spiegel online: WHO-Bericht für Eurpa: Lärm raubt jährlich eine Million Lebensjahre; 31.3.2011;
http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,754206,00.html
<Von Nina Weber
Flugzeug über Berlin: Lärm verursacht zahlreiche Gesundeitsprobleme.
Flugzeuglärm reißt Anwohner aus dem Schlaf, der Geräuschpegel naher Straßen führt zu Gereiztheit, Bluthochdruck, Tinnitus. WHO-Forscher haben jetzt berechnet, wie stark ständiger Krach die Gesundheit der Europäer belastet - und kommen auf erschreckende Zahlen.
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Sobald das erste Flugzeug am nahen Flughafen startet, ist es für manche Anwohner mit dem Schlaf vorbei. Auch der unaufhörliche rollende Verkehr auf großen Straßen bleibt irgendwann als brummender Dauerton im Ohr hängen. Jeder dritte Europäer fühlt sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO tagsüber durch Lärm gestört. Jeder fünfte klagt, das ihm nächtlicher Krach von Autos, Zügen oder Flugzeugen den Schlaf raubt. Dass die ständige Belastung krank machen kann, ist bekannt. Es gibt nur einen Umweltfaktor, der für noch mehr Gesundheitsprobleme verantwortlich gemacht wird, ist die Luftverschmutzung.
Die WHO hat nun in einem Bericht beziffert, wie groß die lärmbedingten Gesundheitsschäden in europäischen Staaten sind. Das Ergebnis: Der Krach kostet die Europäer jedes Jahr mehr als eine Million gesunde Lebensjahre.Die Datensammlung ist vor allem für politische Entscheidungsträger gedacht, damit sie die Lärmfolgen einschätzen und entsprechend gegensteuern können. Dabei arbeiteten die WHO-Forscher mit einem sperrigen Begriff aus der Gesundheitsökonomie, dem sogenannten Behinderungs-gewichteten Lebensjahr (englisch: Disability-adjusted Life-Year, kurz Daly). Er zeigt an, wie viele Jahre bei guter Gesundheit wegen Lärmbelastung verloren gehen. Ein Faktor ist der vorzeitige Tod, etwa durch einen Herzinfarkt. Ein anderer ist die Einschränkung der Lebensqualität, wenn ein Jahr nicht in guter Gesundheit gelebt wird.
Fünf negative Auswirkungen haben die Wissenschaftler untersucht:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Deutschland die häufigste Todesursache. Laut Statistischem Bundesamt starben im Jahr 2009 rund 356.000 Menschen an den Folgen einer solchen Krankheit - das entspricht knapp 42 Prozent aller Todesfälle in Deutschland. Diverse Studien deuten darauf hin, dass Straßen- und Flughafenlärm das Risiko erhöht, Bluthochdruck zu entwickeln oder einen Herzinfarkt zu erleiden - wobei Lärm bei weitem nicht der einzige Faktor ist, der das Infarktrisiko erhöht. Laut dem neuen WHO-Bericht kosten durch vom Lärm verursachte koronare Herzerkrankungen jährlich 61.000 gesunde Lebensjahre. Diese Zahl bezieht sich auf 27 Staaten in Nord-, West- und Südeuropa, die sogenannten Eur-A-Staaten (siehe Kasten).
Eur-A-Staaten: 27 Länder zählen zu den sogenannten Eur-A-Staaten: Andorra, Belgien, Deutschland, Dänemark, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Island, Israel, Italien, Kroatien, Luxemburg, Malta, Monaco, Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, San Marino, Schweden, Schweiz, Slowenien, Spanien, Tschechien und Zypern.
- Kognitive Beeinträchtigungen von Kindern: Studien zeigen, dass Lärm die geistige Leistung von Kindern senkt - etwa das Gedächtnis, das Textverständnis beim Lesen sowie die generelle Aufmerksamkeit. Dieser Effekt kann auch dann noch eine Weile anhalten, wenn es wieder stiller geworden ist. Werden Schulkinder regelmäßig durch Lärm im Lernen eingeschränkt, könnte das negativ auf ihren gesamten folgenden Bildungsweg wirken. Es handelt sich um keine klinisch definierte Krankheit, betonen die Forscher selbst. Sie sind auch davon ausgegangen, dass der Lärm die geistigen Fähigkeiten nicht langfristig stört. Allerdings kann die Lebensqualität der Kinder und Jugendlichen - in der Studie wurde die Altersgruppe von sieben bis 19 Jahren betrachtet - durch die akute Belastung eingeschränkt sein. Der WHO-Bericht beziffert den Schaden auf 45.000 verlorene gesunde Lebensjahre in den Eur-A-Staaten- wobei in diesem Fall keine direkten Todesfälle zu verzeichnen sind.
- Schlafstörungen sind laut dem Bericht die häufigste Folge der Lärmbelastung. Die WHO zitiert eine Untersuchung, in der etwa jeder achte Niederländer angab, dass Straßenlärm seinen Schlaf beeinträchtigt. Auf den Verlust von 903.000 gesunden Lebensjahren beziffern die WHO-Forscher den jährlichen Effekt - in diesem Fall gerechnet auf alle EU-Bürger, die in Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern leben. Schlechter Schlaf wirkt unmittelbar auf den kommenden Tag: Die Leistung lässt nach, die geistigen Fähigkeiten sind beeinträchtigt. Folgen Nächte mit zu wenig und häufig unterbrochenem Schlaf aufeinander, kann sich eventuell eine chronische Schlafstörung entwickeln.
- Unter Tinnitus leiden in Deutschland geschätzte drei Millionen Menschen. Die Ohrgeräusche können Schlafstörungen und Hörprobleme, Angstzustände oder Depressionen auslösen. Eine Heilung gibt es nicht. Die WHO geht davon aus, dass durch Dauerlärm verursachter Tinnitus jährlich 22.000 gesunde Lebensjahre in den Eur-A-Staaten kostet. Das wäre dann ein größeres Gesundheitsproblem als etwa Hepatitis B oder der graue Star.
- Auch Verstimmung haben die Forscher als Lärm-Konsequenz untersucht. Denn Lärm nervt: Menschen sind gereizt, ärgern sich, fühlen sich gestresst, erschöpft, wütend. Der tatsächliche Effekt auf den Einzelnen mag zwar gering sind, aber vor allem in Städten ist Lärm allgegenwärtig. Die Wissenschaftler kommen auf 587.000 Lebensjahre bei guter Gesundheit, die so jährlich verloren gehen - auch hier bei EU-Bürgern, die in Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern leben.
Allerdings handelt es sich bei diesen Zahlen nur um grobe Werte: Die Forscher mussten aufgrund der Daten aus den Fremdstudien abschätzen, wie groß der Anteil des Lärms auf die fünf Probleme ist und wie viele Europäer welchen Lärmpegeln ausgesetzt sind. Rok Ho Kim, unter dessen Federführung der Report entstanden ist, hofft dennoch, dass der Bericht "dazu beiträgt, dass die EU strengere Grenzwerte für Lärmbelästigung einführt".>
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20.9.2011: Städtetest: Die lautesten und leisesten Städte in Deutschland - Kriterium war Zimmerlautstärke eines Radios von 55 Dezibel
aus: n-tv online: Ruhig schlafen kann man in Münster - Studie: Hannover ist am lautesten; 20.9.2011;
http://www.n-tv.de/panorama/Studie-Hannover-ist-am-lautesten-article4345786.html
Hannover (am lautesten)
Frankfurt am Main
Nürnberg
Bonn
Köln
Berlin
Hamburg
Wiesbaden
Augsburg
Leipzig
Mannheim
Aachen
Münster (am leisesten)
<Leipzig gehört zu den leisesten Städten Deutschlands.
Hannover ist die lauteste Stadt Deutschlands, gefolgt von Frankfurt am Main. Das ergibt eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik. Auf fast 70 Prozent der Fläche Hannovers werden im Tag-und-Nacht-Mittel mehr als 55 Dezibel gemessen. Das erreicht ein Radio bei Zimmerlautstärke. Dieser Wert wird in Münster - Deutschlands leisester Stadt - auf 16,7 Prozent der Fläche ermittelt.
Hannover ist die lauteste Stadt Deutschlands – Münster hingegen ist am ruhigsten. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (IBP) nach der Untersuchung der Lärmbelastung in 27 deutschen Großstädten mit mehr als 250.000 Einwohnern, wie die Geers-Stiftung in Berlin mitteilte. Während in Hannover rund 69 Prozent der städtischen Gesamtfläche mit einem mittleren Lärmpegel von mehr als 55 Dezibel belastet sind, betrifft dies in Münster nur 16,7 Prozent.
Zu den leisesten fünf Städten gehören ferner Augsburg, Leipzig, Mannheim und Aachen. Zu den lautesten Städten zählen hingegen nach Hannover auch Frankfurt am Main, Nürnberg, Bonn und Köln. Berlin folgt auf Rang sechs - dort ist immerhin etwa die Hälfte der Stadtfläche lärmbelastet. Im Mittelfeld liegen Städte wie Hamburg und Wiesbaden.
Für die Analyse im Auftrag der Geers-Stiftung haben die Forscher die Lärmkarten der 27 Städte ausgewertet. Die Karten werden seit 2007 von den Städten selbst erstellt. Sie zeigen, welche Fläche einer Stadt über den gesamten Tag und die Nacht mit Lärm von mehr als 55 Dezibel belastet ist. Die Forscher hatten dabei Zugriff auf Daten zum Straßen-, Schienen-, Flug- sowie Industrielärm und konnten auch Bereiche ermitteln, an denen sich diese Lärmarten gegenseitig überlappen. So wurden zusätzlich die lautesten Orte in einer Stadt ermittelt.
Eine dauerhafte Lärmbelastung beeinträchtigt nicht nur die Lebensqualität, sondern kann auch zu gesundheitlichen Problemen führen. Studien zufolge hatten zum Beispiel Menschen, die nachts vor ihrem Schlafzimmerfenster einen mittleren Schallpegel von 55 Dezibel oder mehr hatten, ein fast doppelt so hohes Risiko für Bluthochdruck als jene, bei denen der Lärmpegel unter 50 Dezibel lag.
AFP/dpa>
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20.9.2011: Lärm bewirkt die Ausschüttung von Stresshormonen - und diese Stresshormone werden nicht abgebaut - was eine schnellere Alterung des Herzmuskels bewirkt, mit höherem Risiko für Herzinfarkt
Deutsche Flughäfen ohne und mit Nachtflugverbot (Stand 2014 - google maps)
aus: n-tv online: Gesundheit: Lärm wirkt sich auf Schlaf und Herz aus; 20.9.2011;
http://www.n-tv.de/ticker/Gesundheit/Laerm-wirkt-sich-auf-Schlaf-und-Herz-aus-article4346636.html
<Berlin (dpa/tmn) - Hannover ist Deutschlands lauteste Großstadt. Das zeigt eine Studie. Demnach sind Straßen- und Schienenverkehr die größten Lärmquellen. Diese wirken sich negativ auf die Gesundheit aus. Schlaf und Herz werden in Mitleidenschaft gezogen.
In Hannover, Frankfurt am Main, Nürnberg, Bonn und Köln ist es deutschlandweit am lautesten. Münster und Augsburg gehören zu den leisesten Städten. Das geht aus einer wissenschaftlichen Untersuchung hervor. Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP) hat nach Angaben der gemeinnützigen GEERS-Stiftung vom Dienstag (20. September) für die Studie die Lärmkarten der 27 deutschen Großstädte mit mehr als 250 000 Einwohnern ausgewertet.
Straßen- und Schienenverkehr sind demnach die Lärmquellen in deutschen Städten, die sich am stärksten auswirken. Je öfter ein Mensch von Lärm belastet ist, desto mehr kann sich das auf seine Gesundheit auswirken, warnt Michael Jäcker-Cüppers, Leiter des Arbeitsringes Lärm der Deutschen Gesellschaft für Akustik. «Wenn man nachts in der für die Erholung sehr wichtigen Tiefschlafphase ist und dann zum Beispiel ein lauter Zug vorbeifährt, verändert sich Schlaftiefe.»
Untersuchungen zeigten auch, dass der Körper mit der Ausschüttung von Stresshormonen auf Lärm reagiert, die nicht abgebaut werden. Auf lange Sicht altere dadurch der Herzmuskel schneller. «Ab einem Dauerschallpegel von 60 bis 65 Dezibel tagsüber beziehungsweise 50 bis 55 Dezibel in der Nacht besteht dadurch ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko - und an einigen Hauptverkehrsstraßen werden 75 bis 80 Dezibel gemessen», sagt Jäcker-Cüppers. In Hannover sind laut Studie fast 70 Prozent der Fläche mit einem mittleren Lärmpegel von mehr als 55 Dezibel belastet.
Quelle: n-tv.de / dpa>
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20.9.2011: Die falschen Tricks bei der Lärmberechnung - Hannover ist nicht die lauteste Stadt, sondern Ruhr-Städte
aus: n-tv online: Lärm-Ranking: Forscher erklären Hannover zur lautesten Stadt Deutschlands; 20.9.2011;
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,787329,00.html
<Von Holger Dambeck
In welchen deutschen Metropolen leiden die Menschen am meisten unter dem Lärm von Autos, Zügen und Flugzeugen? Forscher halten Hannover, Frankfurt am Main und Nürnberg für die lautesten Städte. Die verwendete Berechnungsmethode ist simpel - und fragwürdig zugleich.
Berlin - Wer hätte das gedacht? Ausgerechnet Hannover, das sonst als eher beschaulich gilt, ist die lauteste Großstadt Deutschlands. Das zumindest ist das Ergebnis einer Studie, die das Fraunhofer-Institut für Bauphysik am heutigen Dienstag in Berlin vorgestellt hat. Hannover führt demnach das bundesweite Lärm-Ranking an, gefolgt von Frankfurt am Main und Nürnberg. Die drei leisesten deutschen Städte sind Münster, Augsburg und Leipzig. Die Rangliste umfasst 27 Städte mit mehr als 250.000 Einwohnern (siehe Fotostrecke).
Die Intention der Studie, die ein Hörgerätehersteller über eine Stiftung finanziert hat, ist zweifellos ehrenwert, denn Lärm kann zur Belastung für die Gesundheit werden. Der Schlaf wird gestört, tagsüber werden Stresshormone ausgeschüttet. Bei dauerhaft hohen Lärmpegeln steigt das Herzinfarktrisiko . Doch die Aussagekraft des nun vorgestellten Rankings ist begrenzt: Die Autoren haben eine Berechnungsmethode verwendet, in der die Zahl vom Lärm betroffener Menschen gar keine Rolle spielt. Stattdessen haben die Fraunhofer-Forscher einfach die Flächen in den 27 Städten ermittelt, in denen im Mittel ein Lärmpegel von 55 db(A) - Lautstärke in Dezibel - überschritten wird. Das war mathematisch gesehen sehr einfach, sagt aber nur wenig über die tatsächliche Lärmbelastung einer Stadt aus.Als Datenbasis dienten die sogenannten Lärmkarten, die jede Kommune ab 250.000 Einwohnern laut einer EU-Richtlinie alle fünf Jahre erstellen muss. Weil eine flächendeckende Messung aber viel zu teuer wäre, wird der Lärmpegel innerhalb der Stadt nur mit einer speziellen Software berechnet. Sie berücksichtigt unter anderem die Zahl der Autos in einer Straße, ihr Durchschnittstempo, den Lkw-Anteil und den Straßenbelag. Natürlich fließt auch die Bebauung mit ein - schließlich schirmt ein Gebäude an einer Hauptverkehrsstraße den Lärm weitgehend ab, so dass es im Hinterhof vergleichsweise ruhig ist.
Straßenlärm am lautesten
Eine solche Lärmkarte sieht auf den ersten Blick aus wie ein Falschfarbenbild der Adern im menschlichen Körper. Es gibt dicke rote Streifen, die in der Mitte violett oder blau sind. Und es gibt feine Striche, meist rot oder orange. Blau steht in der Regel für Stellen, in denen der Lärmpegel im 24-Stunden-Durchschnitt über 75 dB(A) liegt. Orange zeigt mehr als 55, rot mehr als 60 dB(A) an. Zum Vergleich: Ein lautes Gespräch erreicht 60 bis 70, in Spitzen auch 80 dB(A).
Die Fraunhofer-Forscher haben die Karten, die es für Straßenverkehrs-, Flug- und Eisenbahngeräusche gibt, zusammengeführt und daraus eine Gesamtlärmkarte jeder Stadt erstellt. Die erste, wenig überraschende Erkenntnis: Den Löwenanteil des Lärms erzeugen Straßenfahrzeuge.
Dann haben die Forscher die Flächen mit einer Lärmbelastung über 55 dB(A) zusammengerechnet und diese Zahl durch die gesamte Stadtfläche dividiert. 55 dB(A) gilt unter Medizinern als Lärmpegel, der sich auf Dauer belastend auswirkt - etwa durch gestörten Schlaf, Stress oder einfach nur Unruhe. Je größer der Anteil von Flächen mit mehr als 55 dB(A) ist, umso weiter oben landet eine Stadt im Lärm-Ranking.
So kommt es, dass Hannover die Liste anführt, obwohl die dortigen Lärmexperten ihre Stadt auf gleicher Höhe mit Bremen und Frankfurt am Main sehen. Bremen hat jedoch nur eine belastete Fläche von 41 Prozent, Hannover liegt bei 69 Prozent, Frankfurt bei 65 Prozent.
Wohnblöcke an der Autobahn als Lärmschutz?
Wer einen Blick auf die Lärmkarte von Hannover wirft, versteht jedoch ziemlich schnell, warum die Stadt so schlecht dasteht. An der Stadtgrenze, größtenteils weit entfernt von Siedlungen, verlaufen Autobahnen. Weil dort keine Lärmschutzwände stehen, erzeugen sie einen zwei Kilometer breiten Streifen mit einem mittleren Lärmpegel oberhalb 55 dB(A). Und dieser Lärmstreifen gehört ganz oder zumindest zur Hälfte zum Stadtgebiet von Hannover. Dass dort kaum jemand wohnt oder spazieren geht, spielt in der Berechnung keine Rolle.
Stünden links und rechts der Autobahn Wohnsiedlungen, wäre der Lärmstreifen dagegen nicht einmal 100 Meter breit. Zwar würden dann viele Menschen eine Menge Krach abbekommen, Hannover aber im Lärm-Ranking besser dastehen - denn die Stadtfläche mit Lärm oberhalb 55 dB(A) würde sinken.
Besonders gut erkennbar wird diese verquere Logik am Ruhrgebiet. Deutschlands größter Ballungsraum ist kreuz und quer von Autobahnen durchzogen, die extrem dichten Verkehr nicht selten mitten durch dicht bebaute Wohngebiete leiten. Dennoch landen Gelsenkirchen, Dortmund, Bochum und Duisburg im Lärm-Ranking nur auf den Plätzen 8 bis 11. Essen findet sich gar auf Rang 19 wieder und wäre damit leiser als Bielefeld oder Wuppertal.Aufschlussreicher wäre die Studie geworden, wenn die Forscher berechnet hätten, wie viele Menschen welcher Lärmbelastung tagsüber, in der Freizeit und nachts ausgesetzt sind. Allerdings hätte das die Berechnung deutlich verkompliziert, und ein einfaches Ranking wäre wohl nicht mehr möglich gewesen. Denn wer will schon entscheiden, ob 20.000 Einwohner mit 60 dB(A) nachts stärker belastet sind als 40.000 Bewohner mit 55 dB(A)? Zumal man dann auch wissen müsste, ob ihr Schlafzimmer Richtung Straße liegt oder Richtung Hof und ob das Fenster offen steht oder nicht.
So aber gilt Hannover nun als lauteste Stadt Deutschlands - obwohl das wahrscheinlich nicht stimmt.>
<Die Firma Rauch in Widnau füllt Red Bull in Dosen ab.
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3.10.2011: Laute Güterzüge mit Redbull zwischen Widnau und Konstanz rauben den Bodensee-Anwohnern den Schlaf
aus: 20 minuten online: Red-Bull: Güterzüge rauben Anwohnern den Schlaf; 3.10.2011;
http://www.20min.ch/news/ostschweiz/story/21412952
von Erika Pàl - Für einmal ist der Weck-Effekt von Red Bull unerwünscht: Nicht der Konsum, sondern der geräuschvolle Transport des Energydrinks lässt den Seeanwohnern keinen Schlaf.Tag für Tag und rund um die Uhr donnern Güterwagen mit Red-Bull-Dosen von Widnau über Rorschach und Konstanz Richtung Nordsee. Nicht selten würden Anwohner der Seelinie noch weit nach Mitternacht aus dem Schlaf gerissen, wie Mitglieder der IG Seelinie klagen. Laut der «Thurgauer Zeitung» wird der Energydrink in Widnau durch den Fruchtsafthersteller Rauch in Dosen abgefüllt und von dort nach Amerika verfrachtet. Ausserdem werden die leeren Dosen aus dem Ruhrgebiet angeliefert – ebenfalls auf dem Bahnweg.
Laut IG Seelinie sind die deutschen Güterwagen in der Regel nicht lärmsaniert, was einen Höllenkrach verursache. Dagegen will die IG nun vorgehen. «Ich denke, dass gut ein Viertel des gesamten Güterzuglärms von den Transportwaggons der Firma Red Bull stammt», sagt Kurt Kriesi, Vorstandsmitglied der IG. Kriesi und seine Mitstreiter haben bereits vor einem Jahr einen Beschwerdebrief an den Hauptsitz von Red Bull in Österreich geschrieben, jedoch bis heute keine Antwort erhalten. Auch 20 Minuten blieb gestern mit einer Anfrage bei Red Bull erfolglos.
«Wir fordern keinen Transportstopp von Red Bull», stellt Kurt Kriesi klar. «Was wir wollen, sind lärmsanierte Güterwagen, wie sie etwa die österreichische Bahn einsetzt.»
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Berlin 13.10.2011: Nachtruhe beim Flughafen Schönefeld nur zwischen 0 und 5 Uhr
aus: n-tv online: Prozesse: Bundesrichter genehmigen Nachtflüge für Hauptstadtflughafen; 13.10.2011;
http://www.n-tv.de/ticker/Bundesrichter-genehmigen-Nachtfluege-fuer-Hauptstadtflughafen-article4520751.html
<Berlin (dpa) - Kein komplettes Nachtflugverbot am künftigen Hauptstadtflughafen Berlin-Schönefeld: Das Bundesverwaltungsgericht wies Klagen von Anwohnern und Anrainer-Gemeinden zurück und bestätigte die geplante Regelung. Danach sind am künftigen Großflughafen zwischen 22.00 Uhr und Mitternacht sowie zwischen 5.00 und 6.00 Uhr bis zu 103 Starts und Landungen erlaubt. Die Planer hätten die Lärmschutzinteressen der Anwohner ausreichend berücksichtigt, entschied das höchste Gericht. Die Kläger nannten das Urteil eine «Katastrophe», die Betreiber einen «Meilenstein».
Quelle: n-tv.de / dpa>
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16.10.2011: Der Trend in die Stadt - und die fatalen Lärmfolgen mit mehr Depression, 3 mal so viel Schizophrenie, Schwächung des Immunsystems, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, allgemeiner Stress, das Angst-Gehirn
aus: Welt online: Das geht ins Ohr: So brutal schlägt Lärm auf die Gesundheit; 16.10.2011;
http://www.welt.de/gesundheit/article13661316/So-brutal-schlaegt-Laerm-auf-die-Gesundheit.html
Ein Leben im Lärm: Das Risiko, an Depression und Schizophrenie zu erkranken, ist in Städten stark erhöht. Kölner Wissenschaftler erforschen das Phänomen.
Ab 55 Dezibel wird's laut. Das Unheimliche ist: die Gesundheit leidet selbst dann, wenn einen der Lärm gar nicht bewusst stört.
Die Stadt hat viele Vorteile: Man kann in Jogginghose zum Supermarkt gehen, weil man niemanden trifft, den man kennt. Wenn man den Müll nicht ganz korrekt trennt, fangen die Nachbarn nicht an zu tuscheln und wenn man bei geöffnetem Fenster einen saftigen Ehestreit austrägt, guckt am nächsten Tag auch keiner komisch.
Außerdem gibt es in der Stadt mehr Freiheit, mehr Kultur, mehr Kneipen und weniger Gartenzwerge. Wer vom Land in die Stadt gezogen ist, weiß genau warum. Und es wollen immer mehr. Seit 2007 leben weltweit mehr Menschen in der Stadt als auf dem Land. Es ist ein Phänomen, das auf der Erde zum ersten Mal auftritt – Demografen nennen es die „urbane Wende“.
Menschen in der Stadt zahlen einen hohen Preis
Stadtbewohner zahlen mit ihrer Gesundheit, eigentlich sogar mit ihrem Leben, denn wer auf dem Land wohnt, lebt länger. Und nicht nur das: Menschen, die in der Stadt geboren sind oder dort schon länger leben, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit an Angststörung, Depression und Schizophrenie zu erkranken. Je größer die Stadt, desto stärker ist die Belastung für den Einzelnen durch Lärm, Luftverschmutzung und sozialen Stress.
Betroffen sind vor allem Menschen, die in sogenannten Megastädten leben, also Metropolen von mehr als fünf Millionen Einwohnern. Wer dabei nur an Bombay, Kalkutta oder Peking denkt, liegt falsch. Auch in Nordrhein-Westfalen entwickelt sich eine Art Megastadt, denn zwischen Bonn und Münster wird es eng. Die Städte an Rhein und Ruhr wachsen ineinander, ein Ortsschild folgt auf das andere und die Grenzen verwischen. Mehr als zehn Millionen Menschen leben in der Rhein-Ruhr-Metropole und die machen Lärm.
In einer kürzlich erschienen Lärmstudie, in der die 27 größten Städte in Deutschland verglichen wurden, schnitt NRW schlecht ab. Bonn ist bundesweit die viertlauteste Stadt; Köln belegt Platz fünf und auch Gelsenkirchen, Dortmund und Bochum gehören zu den Top Ten der Lauten. Und Lärm stresst. Zwei von drei Deutschen sind vom Krach der 40 Millionen Autos hierzulande genervt, wie das Umweltbundesamt herausfand. Es geht dabei nicht nur um störende Lärmbelästigung, es geht um viel mehr.
Geräusche in Dezibel:
- 10 Dezibel: Atmen, raschelndes Blatt
- 20 Dezibel: Ticken einer Armbanduhr
- 30 Dezibel: Flüstern
- 40 Dezibel: leise Musik
- 45 Dezibel: übliche Geräusche in der Wohnung
- 50 Dezibel: Regen, Kühlschrankgeräusche
- 55 Dezibel: normales Gespräch
- 60 Dezibel: Nähmaschine, Gruppengespräch
- 65 Dezibel: Kantinenlärm
- 70 Dezibel: Fernseher, Schreien, Rasenmäher
- 75 Dezibel: Verkehrslärm
- 80 Dezibel: Telefonläuten, Presslufthammer
- 90 Dezibel: Lastwagen
- 100 Dezibel: Ghettoblaster
- 110 Dezibel: Diskomusik, Symphoniekonzert, Motorsäge, Autohupe
- 120 Dezibel: Kettensäge, Presslufthammer, Gewitterdonner
- 130 Dezibel: Autorennen, Düsenjäger
Die Gesundheit steht auf dem Spiel, denn Lärm schwächt das Immunsystem, verursacht Herz-Kreislauf-Erkrankungen und setzt Körper und Geist unter Stress. Gefährlich ist er vor allem nachts. Ab einer Lautstärke von 55 Dezibel stört er den Schlafrhythmus, bei Dauerbelastung steigt das Herzinfarktrisiko. Und das Unheimliche ist: die Gesundheit leidet selbst dann, wenn einen der Lärm gar nicht bewusst stört.
[China wiederholt mit der Industrialisierung die Fehler Europas von vor 150 Jahren]
Aber es ist nicht nur der Lärm, der das Leben in der Großstadt so anstrengend macht. Es ist die Dichte der Häuser, der geringere Zusammenhalt in der Gemeinschaft und die größere Konkurrenz untereinander. Wie all diese Faktoren die Gesundheit von Menschen beeinflussen, damit hat sich Stadtgeografin Tabea Bork von der Universität zu Köln beschäftigt. Die 28-Jährige flog für ihre Doktorarbeit in die südchinesische Megastadt Guangzhou.
Der Industrie- und Handelsstandort wird auch gerne als „Fabrik der Welt“ bezeichnet und die vielen Firmen locken natürlich Arbeitskräfte an. Im administrativen Stadtgebiet von Guangzhou leben rund acht Millionen Menschen. Was die Bewohner in der Stadt am meisten stört, hat Bork interessiert und sie verteilte Fragebögen. 450 bekam sie ausgefüllt zurück: „Am meisten stört die Menschen die Dichte“, erzählt sie, „die Dichte an Menschen, aber auch die enge Bebauung.
Kurz dahinter kommt die Luftverschmutzung, der Lärm und als viertes die Lichtverhältnisse. Dazu muss man wissen, dass die meisten Migranten, die vom Land in die Stadt gekommen sind, in Wohnungen wohnen, wo die Häuser so dicht aneinander gebaut sind, dass kaum Tageslicht in die Zimmer fällt.“
Die Menschen hätten große Angst vor Diebstahl und Überfällen, sodass viele Anwohner zusätzlich im Erdgeschoss ihre Fenster zumauerten. Dann wäre es nicht nur dunkel, sondern auch keine Durchlüftung mehr möglich.
Und dennoch ist nach einer Befragung der chinesischen Bevölkerung ihr wichtigstes Thema die Gesundheit. Bork sagt, Gesundheit sei oft Gesprächsthema und in den Medien sehr präsent. Auch Guangzhou wolle eine gesunde Stadt sein, doch wichtiger sei es, Weltstadt zu werden, möglichst viele internationale Unternehmen anzulocken, um so zu werden wie Hongkong oder Chicago.
Martina Gelhar, auch Stadtgeografin am Geographischen Institut in Köln hat sich viel mit der Entwicklung des Ruhrgebiets beschäftigt. „Die Megastädte wie etwa Guangzhou lassen sich nicht einwandfrei mit der heutigen Rhein-Ruhr-Region vergleichen. Die Zustände sind eher so wie im Ruhrgebiet während der Zeit der Industrialisierung.“
Die Städte seien damals überhaupt nicht nach den Bedürfnissen der Menschen geplant worden, sondern so, wie es den Fabrikbesitzern am besten passte. „Die Fehler, die man dort vor 150 Jahren gemacht hat, werden jetzt in den Megastädten wiederholt“, sagt Gelhar.
Doch immerhin versuche man seit gut zehn Jahren die Fehler hierzulande wiedergutzumachen. Die Emscher, die damals als Abwasserkanal missbraucht wurde, wird renaturiert oder auf einem abgerissenen Grundstück im Duisburger Norden soll ein Grüngürtel entstehen. Für positive Rückbaumaßnahmen gibt es im Ruhrgebiet viele Beispiele.
Städtische Einflüsse machen krank
Auch wenn Deutschlands Städte im Vergleich mit Guangzhou oder Hongkong klein und gemütlich erscheinen, so haben sie doch enormen Einfluss auf unsere Psyche. Experimente in Mannheim, einer Stadt mit rund 300.000 Einwohnern zeigten, dass die Stadt unsere Seele krank macht.
Andreas Meyer-Lindenberg, Leiter des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim, vermutet, dass die Städter größerem sozialen Stress ausgesetzt sind, weil sie ständig mit vielen fremden Leuten in Kontakt kommen. „Menschen, die in der Stadt geboren und aufgewachsen sind, haben ein deutlich höheres Risiko für Schizophrenien, nämlich zwei- bis dreimal höher“, sagt Meyer-Lindenberg. „Und Leute, die momentan in der Stadt wohnen haben ein erhöhtes Risiko für Depression und Angst.“
[Städter haben im Test ein ängstlicheres Gehirn]
Der Mediziner untersuchte die Hirnaktivität von Menschen aus Großstadt, Kleinstadt sowie ländlichem Gebiet und setzte sie unter Stress, während sie im Kernspintomografen lagen. Die Probanden mussten Rechenaufgaben lösen, während ihnen die Forscher über Kopfhörer ständig sagten, dass sie zu langsam seien, dass alle anderen besser abschnitten und dass sie sich nicht richtig Mühe geben würden. Wie man sich vorstellen kann, setzte das die Teilnehmer unter extremen Druck.Die Experimente zeigten, dass das Gehirn der Städter in Stresssituationen ängstlicher reagiert. Dies führte zu einer Aktivierung der Amygdala, dem Furchtzentrum des Gehirns. Die Aktivierung war umso stärker, je urbaner die aktuelle Lebensumwelt der Menschen war.
Ziel der Mediziner ist nun, herauszufinden, ob tatsächlich der vermehrte Stress dafür verantwortlich ist. Meyer-Lindenberg kann darüber in Ruhe nachdenken, er wohnt in einer Kleinstadt, das Haus steht am Waldrand.>
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31.10.2011: <Recht: Polizei darf bei Dauerlärm Wohnung durchsuchen> - zum Beispiel bei einer elektrischen Laubsäge
aus: n-tv online: 31.10.2011;
http://www.n-tv.de/ticker/Wohnen/Polizei-darf-bei-Dauerlaerm-Wohnung-durchsuchen-article4654326.html
<Karlsruhe (dpa/tmn) - Dauernder Lärm aus der Nachbarwohnung kann einen mürbe machen. In bestimmten Fällen darf die Polizei daher durchaus drastische Maßnahmen ergreifen, um die Belästigung zu stoppen.
Die Polizei darf die Wohnung eines Mieters durchsuchen und Gegenstände beschlagnahmen, wenn der Mieter damit seine Mitmenschen schikaniert. Das entschied das Oberlandesgericht Karlsruhe (Aktenzeichen: 14 Wx 9/10), wie der Deutsche Mieterbund mitteilt.
In dem Fall ließ ein Mieter über mehrere Tage eine elektrische Laubsäge in seiner Wohnung laufen - auch während seiner Abwesenheit. Durch das laute Geräusch fühlten sich die Nachbarn massiv gestört und riefen die Polizei. Die Beamten konnten jedoch nicht eingreifen, weil der Mieter unter Berufung auf sein Hausrecht den Zugang zu seiner Wohnung verweigerte. Er gab weder die Laubsäge heraus, noch stellte er das Gerät ab.
Die Richter entschieden, dass ein Durchsuchungsbefehl und die Beschlagnahme der Laubsäge angemessen seien. Es sei davon auszugehen, dass der laute Brummton zu einer schwerwiegenden nervlichen Daueranspannung und Erschöpfung führt und so das körperliche Wohlbefinden der Nachbarn erheblich beeinträchtigt. Das gesundheitliche Wohl der Nachbarn wiege in diesem Fall schwerer als die grundrechtlich geschützte Lebenssphäre des Mieters.
Quelle: n-tv.de / dpa>
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