17.11.2005: Auto, Fabriken und Ölheizung danke
schön! Der Klimawandel bewirkt Wassermangel und
Überschwemmungen in Mitteleuropa
aus: Tages-Anzeiger 17.11.2005: Die Welt im Klimawandel -
Auswirkungen deutlich zu spüren; Internet:
http://www.tages-anzeiger.ch/dyn/news/newsticker/562272.html
[Schneeschmelze tritt früher ein - Wassermangel im
Sommer]
<LONDON - Mehr als ein Sechstel der Weltbevölkerung wird
in den kommenden Jahrzehnten im Sommer von Wasserknappheit
bedroht sein. Die Klimaerwärmung führt dazu, dass die
Schneeschmelze immer früher eintritt.
Aufgrund fehlender Speichermöglichkeiten droht ein Grossteil
des Wassers ungenutzt ins Meer zu fliessen. Auch in
Westeuropa werden die Pegelstände früher steigen und im
Sommer häufiger und länger auf niedrige Werte fallen.
Über diese und weitere Auswirkungen der Klimaerwärmung
berichten US-Forscher in zwei Übersichtsartikeln des
Fachblatts "Nature". Demnach bekommt die Menschheit in einer
wärmeren Welt auch vermehrt gesundheitliche Probleme.
Mehr Krankheiten durch Insektenübertragung
Die Forscher um Jonathan Patz von der University of
Wisconsin in Madison befürchten mit steigenden Temperaturen
eine stärkere Verbreitung von Insekten, die Krankheiten
übertragen, und höhere Ernteausfälle.
Schon heute sterben laut der Weltgesundheitsorganisation
(WHO) jährlich etwa 150 000 Menschen an den direkten
oder indirekten Folgen des Klimawandels.
Gemäss den Klimamodellen steigen die Temperaturen am Rhein
bis zur Mitte des Jahrhunderts um ein bis knapp zweieinhalb
Grad. Die Erwärmung werde dazu führen, dass der Wasserstand
des Rheins immer mehr von den Regenfällen abhängen wird,
berichten die Forscher um Tim Barnett von der Scripps
Institution of Oceanography in La Jolla.
Hochwasser im Winter - Trockenheiten im Sommer
Im Winter wird es häufiger Hochwasser geben, Trockenperioden
im Sommer werden öfter auftreten und länger anhalten.
Industrie, Landwirtschaft und die Haushalte werden sich dann
in den Sommermonaten die knappen Ressourcen teilen müssen,
berichten die Forscher weiter.>
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Gletscher schmelzen doppelt so schnell wie
erwartet
aus: gmx, 17.2.2006;
http://www.gmx.net/de/themen/nachrichten/deutschland/umwelt/1943598.html
<Grönlands Gletscher schmelzen wesentlich schneller als
erwartet. Messungen im Südosten der Insel hätten ergeben,
dass sich die Schmelze in den vergangenen fünf Jahren
verdoppelt habe, berichteten Forscher in der neuen Ausgabe
des Wissenschaftsmagazins "Science".
Sie vermuten den Klimawandel als Ursache für die
Beschleunigung des Schmelzprozesses. Damit änderten sich
nach Angaben der Wissenschaftler aber auch die Vorhersagen
zum Anstieg des Meeresspiegels:
Nach den neuen Berechnungen trägt das geschmolzene Eis pro
Jahr 0,5 Millimeter zum weltweiten Anstieg des
Meeresspiegels um drei Millimeter bei. Grönlands Eisfläche
ist fast so gross wie Mexiko; sollte das Eis komplett
schmelzen, stiege der Meeresspiegel weltweit um rund sieben
Meter an.>
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Die Meerestiere wandern mit der Packeisgrenze und
entfernen sich von den Küsten - Aussterben der Rentiere
aus: Prisma: Beringia - Klimaalarm in der Arktis; NDR,
11.4.2006, 23:30-00:15
Zusammenfassung:
-- die Walrösser und die Eisbären wandern der Packeisgrenze
nach und ziehen vom Festland weg, so dass die Bewohner keine
Walrösser oder Eisbären mehr jagen können und ein Hauptteil
der Nahrung wegfällt
-- die Wale wandern dem Plankton nach, das nur in kühlen
Meeren auftritt, und wenn das Meer immer wärmer wird, halten
sich die Wale nur noch dort auf, wo das Meer noch kühl ist,
also treten sie an den Küsten nicht mehr auf und fallen als
Nahrung für die Bevölkerungen der Arktis ebenfalls weg
-- in der Arktis fällt erstmals Nassschnee, und in den
Nächten bildet der Nassschnee am Boden eine Eisschicht. Als
Folge können die Rentiere im Winter nicht mehr nach Gras
scharren und die Herden verhungern zu grossen Teilen.
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Meer kann weniger CO2 absorbieren
aus: ARD Teletext, 24.5.2007, Tafel 518
<Der Klimawandel schwächt die Aufnahmefähigkeit des
Südpolarmeers für das umweltschädliche Kohlendioxid. Damit
steige auch der Anteil des Treibhausgases in der Atmosphäre
stärker als bisher angenommen, hiess es in einer im
Wissenschaftsjournal "Science" veröffentlichten Studie, an
der auch das Max-Planck-Institut Jena beteiligt war.
Nach den Berechnungen der Forscher absorbierte das
Südpolarmeer seit 1981 pro Jahrzehnt 5 bis 30 Prozent
weniger CO2 als vorhergesehen. Gleichzeitig sei der Ausstoss
von CO2 auf [um] 40 Prozent gestiegen.>
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Kohlendioxid-Ausstoss steigt schnell
aus: ARD Teletext, 24.5.2007, Tafel 518
<Der weltweite Kohlendioxidausstoss steigt schneller als
befürchtet. Nach einer Studie kletterte der Ausstoss von
2000 bis 2004 drei Mal so schnell wie in den 1990-er Jahren.
Er wuchs damit stärker als in den schlimmsten Szenarien des
UN-Klimarats Ende der 1990-er Jahre vorausgesagt wurde.
Das berichtet ein internationales Forschungsteam in den
"Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften. Die
Zuwachsrate ist demnach am stärksten in sich schnell
entwickelnden Ländern wie China.>
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Klimawandel für die "USA": Die Stadt New York wird
ein Venedig, Floridas Grundwasser wird versalzen - und
mehr Sturmschäden
aus: Klimawandel in den USA. Land unter an
der Wall Street; n-tv online, Montag, 24. September 2007
http://www.n-tv.de/856754.html
<Die Südspitze von Manhattan steht unter Wasser, die
Strände Floridas sind im Meer verschwunden und gigantische
Flutbarrieren versuchen das Schlimmste zu verhindern:
Wissenschaftlern zufolge werden das die Probleme der USA in
100 Jahren sein. In dieser Zeit soll der Meeresspiegel um
rund einen Meter steigen und würde dann den Küsten etwa
65.000 Quadratkilometer Land überfluten - eine Fläche etwa
von der Grösse Bayerns.
"Es wird ein Meter sein und es gibt nichts was wir dagegen
tun können. Die Frage ist nur wann", sagt der Klimatologe
Andrew Weaver von der Universität Victoria, einer der
führenden Autoren des jüngsten Berichts des Weltklimarats
(IPCC). Manche Experten sagen einen Anstieg um einen Meter
innerhalb von 50 Jahren voraus, andere hoffen, es könnten
noch 150 Jahre vergehen. Die meisten der mehr als zwei
Dutzend von der Nachrichtenagentur AP befragten
Klimaexperten gehen jedoch davon aus, dass es in 100 Jahren
soweit sein wird.
Die prognostizierten Folgen basieren auf Küstenlandkarten
der US-Universität Arizona und Daten des Geologischen
Dienstes, einer wissenschaftlichen Behörde des
US-Innenministeriums. Danach wird an der Börse in der New
Yorker Wall Street Land unter sein, die U-Bahn-Röhren der
Metropole werden regelmässig überflutet. Auch das Fliegen
dürfte schwieriger werden: Die Landebahnen von New Yorks
Flughafen La Guardia werden nur noch für Wasserflugzeuge
infrage kommen, und auch der grösste Flughafen, John F.
Kennedy, liegt nahe am Atlantik.
"Der Anstieg des Meeresspiegels wird stärkere Auswirkungen
auf die Bevölkerung und die Infrastruktur haben als alles
andere, das ich mir ausmalen kann", erklärte der
Küstengeologe des Geologischen Dienstes, Jeffress Williams.
In New York diskutieren Staats- und Regierungschefs seit
Montag auf Einladung der Vereinten Nationen über Strategien
gegen die globale Erwärmung, zum Ende der Woche will
US-Präsident George W. Bush eine separate Konferenz in
Washington zu dem Thema abhalten.
Den Wissenschaftlern zufolge werden jedoch Programme zur
Reduktion der Treibhausgase, die jetzt noch beschlossen
werden, an der Prognose nichts ändern. Deswegen müssen sich
die Küstengebiete der USA Überlebensstrategien zurechtlegen.
Es gibt nur drei Auswege:
-- Das Einfachste wäre es, küstennahe Landstriche
aufzugeben. Das würde allein in New York und Florida
bedeuten, milliardenschweres Immobilienvermögen und den
Lebensraum von tausenden Menschen zu zerstören.
[Gleichzeitig würden andere Landstriche an Wert gewinnen,
die in mittlerer Nähe zum Meer auf einer gewissen Höhe
liegen].
-- Daher kommt an diesen Stellen wohl eher künstlicher
Schutz vor den Fluten in Frage: Gigantische Dämme, Schleusen
und Flutbarrieren müssten errichtet werden - ein System
vergleichbar der aufwendigen Flutkontrolle in den
Niederlanden. Der finanzielle und technische Aufwand wird
aber nur an wenigen besonders bevölkerten Orten möglich
sein, nicht entlang der gesamten, tausende Kilometer langen
US-Küste. Die Politik muss entscheiden, welche Landstriche
aufgegeben werden.
-- Die dritte Strategie besteht darin, Land aufzuschütten
und Neubauten höher zu legen - ein konstanter Kampf gegen
das Wasser.
Mit einem höheren Meeresspiegel werden auch Stürme und
Hurrikans gefährlicher, weil sie Flutwellen weiter
landeinwärts treiben werden. Ganze Stadtteile von New York
oder San Francisco könnten bei einem grossen Sturm schnell
überflutet werden. Die Reste von New Orleans, die bis dahin
noch nicht im Wasser verschwunden sein werden, dürften dann
schon von kleineren Hurrikans stark bedroht sein. Florida
steht der US-Umweltschutzbehörde (EPA) zufolge vor dem
Problem der Versalzung des Grundwassers. Dies würde die
Trinkwasserversorgung stark gefährden, warnt die Behörde.
Der Anstieg wird den Experten zufolge progressiv
fortschreiten. So langsam, dass die Politik ihn auch noch
eine Weile ignorieren kann, fürchtet der Küstengeologe
Williams. Es sei wie beim Wasserkochen auf dem Herd: "Wenn
Sie den Finger anfangs in den Topf stecken, gewöhnen sie
sich an die Hitze", erklärt der Forscher des Geologischen
Dienstes. Irgendwann fängt das Wasser dann zu kochen an."
>
[Und das ganze Szenario gilt für alle Küstenregionen der
Welt].
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Experten schlagen Alarm: Walross-Invasion in
Alaska
aus: n-tv online; 7. Oktober 2007;
http://www.n-tv.de/862603.html
<Im plötzlichen Auftreten tausender Walrosse an der
Nordwestküste Alaskas sehen Umweltschützer eine dramatische
Konsequenz des Klimawandels. Denn normalerweise leben die
Walrosse, insbesondere Muttertiere mit ihren Jungen, in dem
Gebiet im Sommer und Herbst auf dem arktischen Packeis. Doch
in diesem Sommer hat sich das Eis so weit nach Norden
zurückgezogen wie noch nie, weit nördlich des äusseren
Kontinentalschelfs, einem flachen, artenreichen Gebiet in
der Bering- und Tschuktschensee.
Dort suchen sich die Walrosse normalerweise ihre Nahrung aus
Muscheln, Schnecken und anderen Bewohnern des Meeresgrunds.
Nun mussten sie sich entscheiden zwischen Eisflächen über
tiefen Gewässern - tiefer als die rund 190 Meter, die sie
tauchen können - und dem Lebensraum an der Küste. Tausende
wählten die felsigen Strände. "Es sieht für mich so aus, als
ob die Tiere ihr Verbreitungsgebiet verlegen, um Beute zu
finden", sagt Tim Ragen, Direktor der US-Bundeskommission
für Meeressäuger. "Die grosse Frage ist, ob es ihnen
gelingt, dort genügend Beute zu finden, wo sie danach
suchen."
Nach Zahlen des Nationalen Schnee- und Eisdatenzentrums der
Universität von Colorado in Boulder lag das Ausmass der
Eisfläche im September um 39 Prozent unter dem langjährigen
Durchschnitt von 1979 bis 2000. Der leitende Wissenschaftler
Mark Serreze sagt, der Rückgang sei möglicherweise nicht
mehr aufzuhalten. Bis zum Sommer 2030 sei das Polarmeer
vielleicht ganz eisfrei.
Seit Juli verliessen mehrere tausend Walrosse das Packeis
und zogen an einen knapp 500 Kilometer langen, abgelegenen
Küstenstreifen zwischen Barrow und Cape Lisburne. Die
US-Wildtierbehörde sieht eine unmittelbare Gefahr darin,
dass tieffliegende Flugzeuge, Boote oder sich nähernde
Eisbären Panik unter den Walrossen auslösen könnten. Wenn
eine Herde plötzlich zum Wasser stürzt, könnten Jungtiere
von den rund 900 Kilogramm schweren erwachsenen Tieren
erdrückt werden.
Und auch auf der russischen Seite der Tschuktschensee haben
Experten ein ähnliches Phänomen unter Walrossen beobachtet.
Langfristig befürchten die Experten Stress bei der
Nahrungssuche, wenn die Tiere auf einen Küstenstreifen
konzentriert anstatt auf tausende Kilometer Eisfläche
verteilt leben.
"Jeder einzelne muss sich anstrengen"
Walrosse brauchen entweder Eis oder Land, um sich
auszuruhen. Anders als Seehunde können sie nicht unbegrenzt
schwimmen und müssen nach der Nahrungssuche ruhen. Früher,
sagt Kommissionsdirektor Ragen, nutzten die Walrosse den
Rand des Packeises wie ein Förderband. Während der Eisrand
im Frühjahr und Sommer schmilzt und sich nach Norden bewegt,
haben die Kälber eine Fläche, auf der sie sich ausruhen
können, während die Mütter nach Futter tauchen. Für Walrosse
an Land gibt es kein Förderband. "Wenn sie über weitere
Strecken schwimmen müssen, kostet das mehr Energie. Dann
haben sie weniger Energie für andere Dinge."
Deborah Williams, die während der Amtszeit des früheren
US-Präsidenten Bill Clinton im Innenministerium als
Sonderassistentin für Alaska zuständig war, sagt, während
ihrer Zeit bei der Regierung von 1995 bis 2000 sei der
Rückgang der Eisfläche auf dem Meer und seine Auswirkungen
auf die Tiere noch nicht einmal zur Sprache gekommen.
"Deshalb ist das so atemberaubend. Es ist alles schneller
passiert, als irgendjemand vorhersagen konnte. Deshalb muss
dringend gehandelt werden", sagt Williams, heute Präsidentin
der gemeinnützigen Organisation Alaska Conservation
Solutions.
Und Kommissionsleiter Ragen sagt: "Das Hauptproblem, den
Lebensraum Eis zu erhalten, liegt weit ausserhalb unserer
Einflusssphäre. Um die Dinge wieder umzukehren, muss sich
tatsächlich jeder Einzelne anstrengen.">
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26.11.2009: Inseln werden versinken, z.B.
Malediven, Salomonen, Tuvalu, Carteret-Inseln vor
Papua-Neuguinea, 2000 indonesische Inseln gefährdet etc.
aus: n-tv online:
Christiane Oelrich, dpa:
Dossier: Inseln versinken. Nasse Sitzung als Hilfeschrei;
26.11.2009;
http://www.n-tv.de/politik/dossier/Nasse-Sitzung-als-Hilfeschrei-article607520.html
Zuerst versalzt das Trinkwasser, und dann wird die ganze
Insel bei jeder Flut langsam aber sicher vom Meer
weggespült. Sie glauben das nicht? Hier sind die Fakten:
Der zu erwartende Anstieg
des Meeresspiegels: 59 cm bis zum Jahr 2100 - Aktion der
Malediven
<Der Weltklimarat warnt vor einem Anstieg des
Meeresspiegels bis zum Jahr 2100 um bis zu 59 Zentimeter.
Andere Klimaexperten fürchten sogar mehr als das Doppelte.
Für Inseln wie die Malediven wäre das das Ende. Viele der
rund 200 bewohnten Koralleninseln würden verschwinden. [...]
Wenn der Meeresspiegel weiter steigt, sind die 1200 Inseln
der Malediven in 100 Jahren weg.>
Als Aktion hat sich das Kabinett der Malediven am 17.
Oktober 2009 eine Unter-Wasser-Sitzung veranstaltet, mit
einem Appell an die Industrieländer:
<"Wir appellieren an die Völker der Welt, die grossen und
die kleinen, die hoch und die tief gelegenen, die reichen
und die armen, sich an den Händen zu fassen und die
CO2-Emissionen zu verringern", steht darin. "Wenn die
Malediven jetzt nicht gerettet werden können, dann glauben
wir kaum, dass es für den Rest der Welt noch Hoffnung gibt",
sagte Präsident Nasheed. [...] Nasheed sucht deshalb schon
nach einer neuen Bleibe für seine 385.000 Landsleute.>
Der Präsident der Malediven meint, er könne mit einer
Touristensteuer in den Küstenschutz investieren. Und mit
manchen Umsiedlungen von den besonders niedrig gelegenen
Atollen müsse bereits jetzt begonnen werden.
Weitere viele Inseln werden
verschwinden - Wanderungsströme nach Neuseeland -
Indonesien-Projekt
Betroffen sind nicht nur die Malediven, sondern auch Inseln
in der Karibik und vor allem Inseln im Pazifik:
<Auf den
Salomonen-Inseln
brechen
die Küsten weg, auf
Tuvalu
[...] mit seiner Maximalhöhe von vier Metern [...] zittern
die Einwohner bei jeder Flut und von den
Carteret-Inseln vor
Papua-Neuguinea mussten die ersten der 2700
Bewohner nach jahrelangem Kampf gegen die immer schlimmeren
Überschwemmungen ihre Heimat für immer verlassen.>
Hier werden Kulturen zerstört, und die Industriestaaten tun
so, wie wenn nichts wäre. Manche Einwohner von Tuvalu sind
bereits nach Neuseeland ausgewandert:
<Von Tuvalu mit einer Maximalhöhe von vier Metern
flüchten auch schon einige der 12.000 Einwohner. In Auckland
in Neuseeland wächst schon jetzt eine Exil-Gemeinde der
Inselbewohner.>
Indonesien plant bereits die Besiedlung von Inseln mit
Klimaflüchtlingen, als "nachbarschaftliche Hilfe", denn die
Hälfte der 17.000 indonesischen Inseln ist noch unbewohnt.
Gleichzeitig sind aber auch 2000 indonesische Inseln
gefährdet, bleiben also noch 15.000, und eigene
Umsiedlungsprogramme, so die Angaben des Generaldirektors im
Fischereiministerium, Syamsul Maarif.
Schlussfolgerung
Es werden neue Völkerwanderungen stattfinden, was die
"Wissenschaftler" der Industrieländer wohl "interessant"
finden werden, ohne die Tragik zu begreifen, die die
Industrie in der Welt verursacht...
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28.11.2009: Alarm am Nordpol: Das Eis trägt die
Eisbären nicht mehr - [Rückgang des mehrjährigen Eises
im Nordpolarmeer von 90% auf 17%]
aus: 20 minuten online; 28.11.2009;
http://www.20min.ch/news/dossier/klimakrise/story/Das-Eis-traegt-die-Eisbaeren-nicht-mehr-21427957
<Das Eis am Nordpolarmeer ist nach Erkenntnissen eines
kanadischen Forschers inzwischen sehr, sehr dünn und brüchig
geworden. Eine Katastrophe für die Eisbären, die bereits
ihre Jungtiere fressen.
David Barber von der Universität von Manitoba erklärte am
Freitag, das dauerhafte Eis auf dem Nordpolarmeer, das
normalerweise auch den Sommer überstehe und das der
Lebensraum der Eisbären sei, gebe es fast gar nicht mehr.
Arktis-Forscher auf der ganzen Welt waren aufgrund von
Satellitenbildern davon ausgegangen, dass das arktische
Eis sich wieder etwas erholt und ausdehnt. Das dicke,
mehrjährige Eis sei aber verschwunden und durch eine dünne
Eisschicht ersetzt worden, die die Eisbären nicht trage,
erklärte Barber. Die Eisbären könnten nur noch in einem
kleinen Bereich leben, in dem es das mehrjährige Eis gebe.
«Je weiter wir nach Norden kamen, desto weniger Eisbären
gab es», sagte Barber, der gerade von einer Expedition in
der Beaufortsee zurückgekehrt ist.
Barber sagte, das normalerweise bis zu zehn Meter dicke
Eis sei von dem Forschungsschiff mühelos durchbrochen
worden. Das Team habe dann einen Punkt erreicht, wo alle
dachten, dass das Eis stabil sei. Gerade als eine Gruppe
aussteigen wollte, brach es auseinander. «Ich konnte
zusehen, wie innerhalb von fünf Minuten das ganze
mehrjährige Eis auseinanderbrach. Das Gebiet war rund 16
Kilometer gross.» Das Eis könne auch nicht mehr den rauen
Wellen und Stürmen widerstehen, weil es mit einer Rate von
70 000 Quadratkilometern pro Jahr schmelze.
Früher habe mehrjähriges Eis bis zu 90 Prozent des
Nordpolarmeeres bedeckt, erklärte Barber. Jetzt seien es
noch 17 Prozent.
Wo es früher zehn Meter dick war, sind es jetzt noch
höchstens zwei Meter.
Andere Forscher berichteten am Freitag, das zurückgehende
Eis zwinge Eisbären offenbar vermehrt Jungtiere
anzugreifen und zu essen. In mindestens sieben Fällen sei
in der Nähe von Churchill in der kanadischen Provinz
Manitoba beobachtet worden, wie erwachsene Eisbären
Jungtiere gegessen hätten, erklärte der Biologe Ian
Stirling. Es gebe Hinweise, dass die Tiere nicht getötet worden
seien, weil sich die erwachsenen Eisbären mit der Mutter
paaren wollten. Das Eis in der Hudson Bay, von dem aus die
Eisbären Robben jagten, sei einige Wochen später als sonst
gekommen, sagte Stirling weiter.
(ap)>
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8.12.2009: Neue Karte der Risikoländer mit hohem
Wetterrisiko
Kommentar: Das ist schon eine komische Karte, die
Deutschland als wettergefährdeter einstuft als Holland!
aus: Basler Zeitung online: Wo das Wetter am meisten Tote
fordert; 8.12.2009;
http://bazonline.ch/wissen/natur/Wo-das-Wetter-am-meisten-Tote-fordert/story/26852575
Karte der Risikoländer mit tiefem oder
hohem Wetterrisiko 2009 [1]
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Also kann man sich aussuchen, wo man am sichersten wohnt:
Sicher nicht in China oder in den "USA" . Von "extremen
Wetterereignissen" 1990 bis 2008 waren am stärksten
betroffen (rot-schwarz eingezeichnet):
1. Bangladesch; 2. Myanmar (Burma); 3. Honduras; 4. Vietnam;
5. Nicaragua; 6. Haiti; 7. Indien; 8. Dominikanische
Republik; 9. Philippinen; 10. China.
Es folgen in einer nächsten Abstufung (rot eingezeichnet):
"USA", Spanien, Italien, Iran, Mozambique, Tajikistan,
Mongolei, Nepal
Es folgen in einer nächsten Abstufung (orange
eingezeichnet): Mexiko, Kuba, Jamaika, Ecuador, Peru,
Bolivien, England, Frankreich, Schweiz, Deutschland,
Österreich, Rumänien, Slowenien, Kroatien, Madagaskar,
Jemen, Oman, Afghanistan, Pakistan, Indonesien, Thailand,
Kambodscha, Südkorea, Papua-Neuguinea.
Es folgen in einer nächsten Abstufung (dunkelgrau
eingezeichnet): Kanada, die restlichen Staaten
Mittelamerikas und der Karibik, Kolumbien, Brasilien, Chile,
Argentinien, Uruguay, Guayana, Holland, Belgien, Osteuropa
ohne Rumänien, Balkan ohne Bosnien, Kroatien und ohne
Albanien, Ukraine, Lettland, Russland, Kirgistan, Türkei,
Malaysia, Australien, Neuseeland, Marokko, Algerien, Niger,
Sudan, Äthiopien, Angola, Zambia, Zimbabwe, Malawi,
Südafrika.
Es folgen in einer nächsten Abstufung (hellgrau
eingezeichnet): Paraguay, Surinam, Island, Irland, Norwegen,
Schweden, Finnland, Dänemark, Litauen, Estland,
Weissrussland, Bosnien, Aserbeidschan, Armenien, Kasachstan,
Usbekistan, Turkmenistan, Laos, Naher Osten, fast ganz
Afrika.
Keine Daten sind vorhanden aus: Französisch-Guayana,
Grönland, West-Sahara, Irak, Somalia, Kaschmir, Nordkorea.
Aber lesen Sie selbst: Der Artikel:
<Schwere Stürme, Überschwemmungen und Erdrutsche
kosten Jahr für Jahr hunderttausende Menschen das Leben.
Eine Analyse zeigt, welche Länder besonders betroffen
sind.
Bangladesh, Burma und Honduras waren in den vergangenen
Jahre am stärksten von Wetterkatastrophen betroffen. Das
geht aus dem Globalen Klima-Risiko-Index 2010 hervor, den
die Organisation Germanwatch auf dem Klimagipfel in
Kopenhagen veröffentlicht hat.
Alle Daten basieren auf dem Natcatservice des
Rückversicherers Munich Re von 1990 bis 2008. Unter den
zehn ersten bedrohten Ländern ist kein einziges
Industrieland. «Die Ergebnisse unterstreichen die
besondere Verwundbarkeit der armen Länder durch
Klimarisiken», schreibt Germanwatch in dem Report.
Ausschlaggebend für hohe Platzierungen sind Opferzahlen
und volkswirtschaftliche Schäden, die in den vergangenen
18 Jahren infolge extremer Wetterereignisse eintraten.
Verheerender Wirbelsturm Nargis
Bangladesh stehe vor allem wegen eines tropischen
Wirbelsturms von 1991 mit 140'000 Toten an erster Stelle.
Das Land werde zudem auch kontinuierlich von Unwettern
heimgesucht. Es habe aber auch schon reagiert und etwa
höher gelegene Sicherheitshütten gebaut, was die Todeszahl
bei Stürmen und Fluten reduziere, sagte Studienautor Sven
Harmeling.
In Burma seien 95 Prozent der Todesfälle und Zerstörungen
auf den Zyklon Nargis von 2008 zurückzuführen. Der
Wirbelsturm war demnach das mit Abstand folgenschwerste
Unwetter des vergangenen Jahres. Der Klima-Risiko-Index
von 2009 führte das Land noch nicht unter den Top Ten,
infolge der Katastrophe steht es nun auf Platz zwei. Den
volkswirtschaftlichen Schaden für Burma beziffert die
Studie auf vier Milliarden Dollar.
Grosse Wetterkatastrophen nehmen zu
Die USA belegen wegen der vielen Hurrikane Platz 18.
Hurrikan Ike, der 2008 ganze Landstriche in den USA
verwüstete, richtete mit 38 Milliarden Dollar einen in der
Summe deutlich höheren volkswirtschaftlichen Schaden an
als der Zyklon Nargis. Die Zahl der Opfer ist mit 168
Menschen allerdings nicht mit denen des Tropenwirbelsturms
zu vergleichen.
Trotz Ike sind die USA nicht unter den zehn führenden
Nationen des Klima-Risiko-Index vertreten. Wie die
Umweltorganisation betont, zeigt die Gegenüberstellung
auch, dass in entwickelten Ländern wie den USA, wo die
Infrastruktur teuer und flächendeckend ausgebaut ist,
schnell hohe Schadenssummen auflaufen. Weniger hohe
Schadenssummen können aber arme Länder bereits stärker
zurückwerfen, wenn sie einen bedeutenden Anteil des
Bruttoinlandsprodukts ausmachen.
Zwar sei nicht alles auf den Klimawandel zurückzuführen,
doch es sei nachweisbar, das die Zahl besonders grosser
weltweiten Wetterkatastrophen zugenommen habe, erläuterte
Studienautor Harmeling. Auch die Schäden seien gestiegen,
was nicht nur an der dichteren Besiedlung liege.
Sorge vor immer extremeren Wetterereignissen
Weil Wissenschaftler eine Erwärmung des Planeten mit
einem Anstieg extremer Wetterereignisse gleichsetzen,
betont Germanwatch, dass ausgerechnet die ärmsten Länder
der Erde bereits heute besonders stark unter
Flutkatastrophen, Wirbelstürmen oder Hitzewellen leiden.
Gleichzeitig gehören sie nicht zu den Nationen, die hohe
Treibhausgasausstösse zu verantworten haben.
Auf dem Klimagipfel in Kopenhagen verhandeln die
Regierungsvertreter von 192 Ländern deswegen auch über
Transferleistungen der reichen Nationen an die
Entwicklungsländer. Mit dem Geld könnten beispielsweise
Schutzdeiche bezahlt werden, um die Folgen der
Erderwärmung abzumildern. (bru)>
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Sache der Existenz
«Das ist eine Sache des Überlebens», sagte der Delegierte
von Tuvalu, Ian Fry, im Namen anderer Inselgruppen, die
bei einer weiteren globalen Erwärmung von Überflutung
bedroht sind. «Wir haben keine Zeit mehr für eine weitere
Verschleppung», sagte Fry.
Der Antrag von Tuvalu wurde unter anderem von Grenada und
den Salomonen unterstützt. Das ölreiche Saudiarabien
stellte sich jedoch entschieden dagegen, ebenso die
aufstrebenden Wirtschaftsmächte China und Indien. Die
Delegationen aus den reichen Industriestaaten meldeten
sich nicht zu Wort.
Klimaschützer für Tuvalu
Die dänische Konferenzleiterin Connie Hedegaard sagte
daraufhin, ihre Entscheidung zum Antrag von Tuvalu sei
«sehr schwer und zugleich sehr einfach». Da eine Annahme
die Zustimmung aller Konferenzteilnehmer erfordert hätte,
lehnte Hedegaard es ab, den Antrag zur weiteren Behandlung
an eine «Kontaktgruppe» weiterzuleiten.
Am Mittwochabend drängten daraufhin mehrere hundert junge
Klimaschutzaktivisten aus aller Welt in die Eingangshalle
des Konferenzgebäudes und riefen in Sprechchören «Tuvalu»
und «Hört auf die Inseln!» Auch die Umweltorganisation
Greenpeace protestierte gegen die Ablehnung des Antrags
von Tuvalu.
(ap)>
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8.4.2010: Kühe schaden dem Klima nicht
aus: Stern online: Treibhausgas-Emissionen: Die Kuh ist gar
nicht so schlimm fürs Klima; 8.4.2010;
http://www.stern.de/wissen/natur/treibhausgas-emissionen-die-kuh-ist-gar-nicht-so-schlimm-fuers-klima-1556767.html
Schaden grasende Kühe dem Klima? Weniger als bisher
angenommen, fanden deutsche Forscher jetzt heraus. Denn
obwohl pupsende Tiere Methan freisetzen, kann die
Viehhaltung den Ausstoß eines anderen klimaschädlichen
Treibhausgases sogar senken.
Pupsen, Rülpsen und Blähen - grasende Kühe schaden dem Klima
weniger als bisher angenommen
Deutsche Forscher sind der Meinung, dass die Auswirkungen
von Viehhaltung auf den Klimawandel deutlich überschätzt
werden - denn grasende Kühe können den Ausstoß des
klimaschädlichen Lachgases reduzieren. Die Wissenschaftler
des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung
Atmosphärische Umweltforschung (IMK-IFU) am Karlsruher
Institut für Technologie (KIT) hatten die Viehhaltung ein
Jahr lang in der Inneren Mongolei untersucht und berichten
nun im britischen Fachjournal "Nature" darüber.
Lachgas (N20) zählt neben Kohlendioxid (CO2) und Methan zu
den wichtigsten Treibhausgasen. "Ein Kilogramm N20 ist rund
300 Mal treibhauswirksamer als die gleiche Menge CO2",
erläutert Klaus Butterbach-Bahl. Sein Team betrieb im
menschenleeren und bis zu minus 40 Grad Celsius kalten
Steppengebiet der Inneren Mongolei mehrere Messstationen. Es
fand dabei heraus, dass auf Flächen, die nicht der
Viehhaltung dienen, über das Jahr verteilt größere Mengen an
Lachgas entstehen als auf beweideten Steppenflächen.
Kühe reduzieren Lachgas-Emissionen
"Bisherige Kurzzeituntersuchungen übersehen, dass die Abgabe
bedeutender Lachgasmengen aus Steppenböden an die Atmosphäre
ein natürlicher Prozess ist", erklärt Butterbach-Bahl. Ein
großer Teil der natürlichen Lachgas-Emissionen entfalle auf
die Tauwetter-Periode im Frühjahr.
Viehhaltung reduziere die Abgabe von Lachgas an die
Atmosphäre, so die Wissenschaftler. Denn grasen Rinder die
Fläche ab, kann Wind den Schnee leichter transportieren,
wodurch die Schneehöhe niedriger bleibt als in unbeweideten
Gebieten. Die Böden sind im Winter schlechter isoliert und
um bis zu zehn Grad kälter. Außerdem bleiben sie wegen der
geringeren Schneemenge beim Tauwetter im März trockener.
"Kälte und Trockenheit hemmen dann mikrobielle Aktivitäten
in der Tauperiode", sagt Butterbach-Bahl. "Als Folge gibt
das Erdreich bedeutend weniger Lachgas ab." Er geht davon
aus, dass aufgrund falscher Daten die Lachgas-Emissionen auf
großen Flächen bislang um rund 72 Prozent überschätzt
werden.
Rülpsen setzt Methan frei
Ihre Ergebnisse sehen die Wissenschaftler allerdings nicht
als Hoffnungsschimmer im Kampf gegen den Klimawandel:
"Unsere Arbeit zeigt lediglich, dass noch viel
Forschungsarbeit notwendig ist, um die Quellen für
atmosphärisches Lachgas wirklich zu verstehen", sagt
Butterbach-Bahl. Auch starke Viehhaltung stelle keine Lösung
dar. Denn wenn Rinder rülpsen und Blähungen haben, setzen
sie in großen Mengen das Treibhausgas Methan frei - was in
der neuen Studie nicht berücksichtigt wird.
Die Empfehlung der Wissenschaftler: "Ein Heuschnitt im
Herbst könnte die Grashöhe und somit die winterliche
Schneehöhe genauso wie die Lachgas-Emissionen in der
Tauperiode verringern" schlägt Butterbach-Bahl vor.
"Außerdem wissen wir einfach noch nicht genug. Die
natürlichen Systeme sind mehr oder weniger nie studiert
worden, erst recht nicht über die Dauer eines ganzen
Jahres."
DPA>
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9.4.2010: Klimafolgen: Häuser abreissen an
Frankreichs Atlantik-Küste
aus: n-tv online: Gefährdete Orte am Atlantik: Paris will
Hausbesitzer enteignen; 9.4.2010;
http://www.n-tv.de/panorama/Paris-will-Hausbesitzer-enteignen-article815922.html
<Auswirkungen des Klimawandels erreichen immer mehr Orte
auch in Europa. In Frankreich sollen jetzt tausende Häuser
abgerissen werden, denen kein Schutz vor dem Atlantik
gewährt werden kann. Die Hausbesitzer sollen notfalls
enteignet werden.
Erst hat der Sturm "Xynthia" in Februar schwere Schäden im
Westen Europa verursacht, jetzt planen französische Behörden
über 1500 Häuser in hochwassergefährdeten Gebieten
abzureißen. Dagegen formiert sich massiver Widerstand.
Die Feriensiedlungen in der Nähe von La Rochelle gehören zu
den gefährdeten Regionen.
Der französische Staat habe "willkürlich" Bereiche
ausgewiesen, die angeblich in der Gefahrenzone an der
Atlantikküste liegen, sagte Thierry Demaegdt, Vorsitzender
einer Bürgerinitiative in der westfranzösischen Gemeinde
Charron. 15 Bürgermeister des Verwaltungsgebiets
Charente-Maritime warfen den Behörden vor, über den Kopf der
Bevölkerung hinweg zu entscheiden.
Durch den Sturm "Xynthia" waren in Frankreich im Februar 53
Menschen ums Leben gekommen. Allein im Badeort La
Faute-sur-Mer in der Nähe der Hafenstadt La Rochelle starben
29 Menschen. An den Deichen wurden viele Bewohner im Schlaf
von dem Hochwasser überrascht und ertranken teils in ihren
Häusern.
Jetzt sollen insgesamt 1510 Häuser in den Gebieten Vendée
und Charente-Maritime abgerissen werden. Die Eigentümer
sollen entschädigt werden - im Schnitt erhalten sie 250.000
Euro. Notfalls will der Staat die Eigentümer aber auch
enteignen, um den Abriss zu ermöglichen.
dpa>
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1.6.2010: <Welt & All: Klimawandel
verringert Zuflüsse - Ostsee wird salziger>
aus: n-tv online; 1.6.2010;
http://www.n-tv.de/wissen/weltall/Ostsee-wird-salziger-article900424.html
<Der Klimawandel wird die Wasserzuflüsse in die
Ostsee insgesamt schmälern und das Meer damit salziger
werden lassen. Das berichtet ein Team um Daniel Hansson
von der Universität im schwedischen Göteborg. "Das
könnte erhebliche Konsequenzen für die empfindlichen
Ökosysteme der Ostsee haben”, teilte Hansson mit.
Bislang dachten viele Forscher eher, dass das Gegenteil
eintreten würde: Mehr Niederschläge würden demnach den
Zufluss erhöhen und den Salzgehalt verringern.
Das Team hatte zahlreiche verschiedene Klimadaten aus den
vergangenen 500 Jahren ausgewertet. Damit konstruierte die
Arbeitsgruppe des Instituts für Geowissenschaften eine
Historie des Wasserzuflusses in das flache Meer. Dabei
zeigte sich, dass in wärmeren Zeiten weniger Süßwasser in
die Ostsee floss. Die Resultate sind im "International
Journal of Climatology” veröffentlicht. Wenn das Klima in
Zukunft wärmer werde, könnte sich dies wiederholen.
Bei alldem gebe es aber regionale Unterschiede. "Im
Norden gelangt mehr Süßwasser in die Ostsee. Im Süden des
Gebietes ist das Gegenteil der Fall." Die Gründe: Der
Klimawandel hat in den Regionen unterschiedliche
Änderungen des Niederschlags zur Folge. Insgesamt läuft
weniger Süßwasser in die See. In dem flachen, vielfach
brackigen Wasser leben viele Organismen, die sich an
diesen speziellen Lebensraum angepasst haben. "Eine
salzigere See wird für einige Tiere und Pflanzen von
Vorteil, für andere wiederum problematisch sein, was das
ganze Ökosystem verändern könnte”, erklärte Hansson.
dpa>
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13.7.2010: <Versauerung der Ozeane: Plankton
verändert sich stark> [und damit wahrscheinlich auch
die Freisetzung klimarelevanter Gase]
aus: n-tv online; 13.7.2010;
http://www.n-tv.de/wissen/weltall/Plankton-veraendert-sich-stark-article1049961.html
<Meeresforscher haben die Versauerung der Ozeane
simuliert und ein beunruhigendes Ergebnis erzielt: Die
Meeresversauerung wirkt unerwartet stark auf den Anfang
der Nahrungskette, das Plankton.
Eines der größten europäischen Experimente zu den Folgen
der Ozeanversauerung geht zu Ende. Unter Leitung des
Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften
(IFM-GEOMAR) haben Forscher aus zwölf Nationen auf
Spitzbergen sechs Wochen lang untersucht, welche
Auswirkungen steigende Kohlendioxidkonzentrationen auf die
Lebensgemeinschaft im Meer haben. Ein erstes Ergebnis: Die
Versauerung hat unerwartet gravierende Folgen für das
Phytoplankton, das am Anfang der Nahrungskette steht. Die
Wissenschaftler konnten starke Veränderungen der
Planktongemeinschaften wahrnehmen, die erhebliche
Auswirkungen auf die Freisetzung klimarelevanter Gase
haben könnten.
Auswertung der Daten in
Kiel
Die Folgen für das Ökosystem und die Rückwirkung auf das
Klima werden nun untersucht. "Wir erwarten einen
Riesensprung in der Erforschung der Ozeanversauerung",
sagte der Kieler Meeresbiologe Prof. Ulf Riebesell. Die
zur Untersuchung genutzten Mesokosmen - die "größten
Reagenzgläser" der Welt - werden in den nächsten Tagen
abgebaut und sollen am 22. Juli mit dem Greenpeace-Schiff
"Esperanza" Kiel erreichen. Dann beginnt auch die
umfangreiche Auswertung der gesammelten Daten im Labor.
Um die Auswirkungen der Ozeanversauerung unter realen
Bedingungen zu untersuchen, hatten die Wissenschaftler
neun 17 Meter hohe Mesokosmen im Kongsfjord vor Ny-Ålesund
im Nordwesten Spitzbergens verankert. Diesen
"Reagenzgläsern", von denen jedes eine Wassersäule von
etwa 50 Kubikmetern einschließt, wurde Kohlendioxid (CO2)
in verschieden hoher Konzentration zugesetzt. "Wir haben
Bedingungen simuliert, wie sie in 20, 40, 60 Jahren und
weiter in der Zukunft zu erwarten sind, wenn die
Emissionen im bisherigen Maß fortschreiten", erklärte
Riebesell.
CO2 lässt Wasser
versauern [und in kalten Gewässern mehr, also an den
Polen mehr]
Die Ozeane speichern einen großen Teil des von Menschen
verursachten Kohlendioxids und wirken damit der
Erderwärmung entgegen. Seit Beginn der Industrialisierung
haben sie den Angaben zufolge bereits so viel CO2
aufgenommen, dass der Säuregrad des Wassers um 30 Prozent
gestiegen ist. Polargebiete reagieren besonders sensibel
auf diesen Versauerungsprozess, da kaltes Wasser mehr
Kohlendioxid aufnehmen kann.
dpa>
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19.7.2010: Koralleninseln wachsen mit dem
steigenden Meer mit - Beispiel Malediven
<1. Teil: Das wachsende
Paradies>
aus: Spiegel online: Umwelt: Das wachsende Paradies;
19.7.2010;
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,707319,00.html
<Von Gerald Traufetter
Koralleninseln wie die Malediven gelten als die ersten
Opfer des Klimawandels. Doch sind die Archipele wirklich
vom Untergang bedroht? Ein Team von Geologen geht vor
Ort einem faszinierenden Verdacht nach: Können die
Strände mit dem Meeresspiegel ansteigen?
Für viele Gelehrte existieren nur zwei Arten von Materie:
lebende und tote. "Das macht das Denken so schön einfach",
sagt Paul Kench.
Inseln etwa zählen gemeinhin zur Sphäre des Unbelebten, und
weil der Geologe von der Universität in Auckland die
Fachwelt vom Gegenteil überzeugen will, paddelt er mit
seinen Schwimmflossen im smaragdgrünen Wasser des Indischen
Ozeans.
Mit fünf Forscherkollegen ist Kench auf die Malediven
gereist. Gemeinsam wollen sie das wahre Wesen der
Tropenarchipele ergründen. Kench: "Diese Inseln sind wie
ein Organismus, der wächst, sich ständig verändert und
manchmal auch vergeht."
Der neuseeländische Forscher hat diesen ungewöhnlichen
Körper mit Sensoren gespickt, um sein Wachstum zu
vermessen. Alle wollen sehen, wie er das macht, und so
tauchen sie mit ihren Masken und Schnorcheln ein in die
wundersame Unterwasserwelt der Lagune. Flache, runde
Formen lösen sich ab mit Zacken und merkwürdigen Kugeln,
gemustert wie Gehirne. Vor ihnen liegt ein Wald aus
Korallen, deren Skelette aus Kalk das Riff bilden. Die
Inseln verdanken ihre Existenz dem Leben und Sterben
dieser Tiere.
Inmitten der bizarren Landschaft wird ein Rohr sichtbar,
so lang wie ein Unterarm. Es steckt zwischen zwei
Tischkorallen. Kench hebt den Daumen, die anderen Taucher
nicken: Sie haben eine der von ihm aufgestellten
Sedimentfallen entdeckt. Darin sammeln sich die
Kalkpartikel abgestorbener Korallen, jene Körner also, aus
dem die Traumstrände des Urlaubsparadieses aufgebaut sind.
Die Menge der aufgefangenen Sedimente verrät, wie viel
Sandnachschub die Korallen für das Wachstum der Inseln
liefern. "Durch diese Messung", erklärt Kench nach dem
Tauchgang, noch ein wenig nach Luft schnappend, "wollen
wir eine möglichst exakte Bilanz hinkriegen."
Diese Frage zu klären ist nicht nur von akademischem
Interesse. Wie viele andere Atollinseln gelten die
Malediven als bedrohtes Paradies. Die globale Erwärmung
lässt den Meeresspiegel ansteigen. Wehrlos den Fluten
ausgesetzt, so das düstere Szenario, sind die Archipele
dem Untergang geweiht.
"Doch diese Vorstellung ist viel zu simpel", widerspricht
Kench - und dem Neuseeländer ist natürlich bewusst, welche
Sprengkraft seine Aussage hat.
Ähnlich wie die Eisbären auf ihren schmelzenden Schollen
sind die untergehenden Inselparadiese zu Symbolen des
Klimawandels geworden. Medienwirksam hatte
Malediven-Präsident Mohamed Nasheed Ende vergangenen
Jahres unmittelbar vor dem Klimagipfel von Kopenhagen eine Kabinettssitzung unter Wasser
abgehalten: "Wenn wir die Welt retten wollen,
dann schlage ich vor, mit den Malediven zu beginnen."
In diesem aufgeheizten Klima mahnen Kench und seine
Mitstreiter vor vorschnellen Schlüssen. Erst im vorigen
Monat veröffentlichte Kench zusammen mit Arthur Webb von
der Pacific Island Applied Geoscience Commission auf
Fidschi eine Studie, deren Ergebnisse ganz anders waren
als erwartet.
Die Geomorphologen hatten alte Luftaufnahmen aus dem
Zweiten Weltkrieg mit aktuellen Satellitenaufnahmen
verglichen. Überraschender Befund: Die meisten der
untersuchten Atollinseln sind in den letzten Jahrzehnten
größer geworden oder zumindest unverändert geblieben -
obwohl der Meeresspiegel bereits um zwölf Zentimeter
angestiegen ist.
Sofort nach Veröffentlichung wurde die Studie in den
politischen Kampf um die Erderwärmung hineingezogen.
Klimaaktivisten zweifelten an der vermeintlich frohen
Botschaft. Die Skeptiker des vom Menschen verursachten
Klimawandels werteten sie wiederum als Beleg, dass die
Aufregung um die Erwärmung vollkommen überflüssig sei.
Die Wissenschaftler sind über diese Polarisierung
unglücklich. "Wir nehmen den Klimawandel sehr ernst",
betont Kench. "Aber um die tatsächlichen Folgen für die
Atolle richtig vorherzusagen, müssen wir doch erst einmal
verstehen, wie sie auf den künftigen Anstieg des
Meeresspiegels wirklich reagieren."
Bislang greift die Klimafolgenforschung auf ein recht
einfaches Modell zurück, und danach hätten die Inseln
längst schrumpfen müssen. Trotz seiner Schwächen wird das
Modell noch immer benutzt, auch in Studien für den Bericht
des Uno-Weltklimarats IPCC kam es zum Einsatz. Kench und
seine Mitstreiter, die ihre Atollforschungsgruppe REEForm
nennen, wollen es endlich verwerfen.
Gemessen an der öffentlichen Aufmerksamkeit, ist der
Wissensstand über die Dynamik der Koralleninseln
erschreckend gering. Geomorphologen wie Kench, die sich
mit den Wachstumsprozessen von Atollen auskennen, sind
eine Seltenheit: In ihrer kleinen Reisegruppe ist die
Hälfte aller weltweiten Fachleute versammelt.
Der einzige Einheimische der Expedition ist Ibrahim
Naeem, Direktor der maledivischen Umweltbehörde. Der
38-Jährige führt die Forscher über die Koralleninseln. Den
ersten Stopp legen sie auf einem Eiland ein, das nicht
größer ist als ein Fußballfeld. Den Namen kann keiner auf
dem Boot aussprechen: Bodukaashihuraa. Drei Palmen stehen
auf dem unbewohnten Flecken Erde.
Begrüßt werden sie von Mückenschwärmen. Doch im
Forschungsfieber nehmen das die Landgänger nicht wahr. Lohnt
es sich hier, mit einem Bohrer durch das Riff zu stoßen, um
eine Sedimentprobe zu nehmen? Zusammen mit dem australischen
Geologen Scott Smithers macht sich Kench ans Werk.
Die beiden Forscher haben schon so manches Loch ins Atoll
gebohrt. Durch die Untersuchung solcher Proben fanden sie
heraus, wann die Malediven in ihrer heutigen Form
entstanden sind: vor rund 4000 bis 5000 Jahren.
Die Korallen, denen die Inseln ihre Existenz verdanken,
siedeln auf unterseeischen Bergstümpfen, den Überresten
versunkener Vulkane. Ihre Skelette aus Kalk sind das
Baumaterial der Atolle. Auf den Malediven bilden sie
rundherum ein Riff, das kontinuierlich emporwächst, bis es
an einigen Stellen aus dem Wasser ragt. Wellen und
Strömungen zermahlen die abgestorbenen Korallen und türmen
das Sediment aus den Korallengärten zu Stränden und Inseln
auf.>
<2. Teil: "Stürme sind
die wahren Baumeister der Inseln"> [und der
Papageifisch hilft auch noch mit beim Aufbau der
Inseln]
aus: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,707319-2,00.html
<Kench, der mit seinem durchtrainierten Oberkörper
mehr nach Surfer als nach Hochschullehrer aussieht,
schnappt sich eine Schaufel. Er treibt sie in den lockeren
Sand direkt hinter dem Strand. Die Wurzeln eines jungen
Banyanbaums durchziehen den Boden. Schon nach ein paar
Spatenstichen ist der Aufbau der Insel klar. Wie ein
Sandwich wechseln sich graue und sandgelbe Schichten ab.
Nach einem Meter hat Kench ein halbes Dutzend dieser
Schichten freigelegt.
Grau, so erklärt er, seien die Reste verwitterter
Pflanzen; und gelb sei Korallensand, der von einem
schweren Sturm über die Insel hinweggespült wurde. "Stürme
sind die wahren Baumeister der Inseln", sagt Kench. Selbst
Naturkatastrophen wie der Tsunami im Jahr 2004, dem auf
den Malediven mindestens 82 Menschen zum Opfer fielen,
zerstörte die Inseln nicht - im Gegenteil: Der Tsunami
ließ sie sogar wachsen. Kench: "An einigen Stellen messen
wir bis zu 30 Zentimeter Zuwachs!"
Schon in früheren Epochen haben sich die Inseln als
überaus widerstandsfähig erwiesen. Als etwa nach der
letzten Eiszeit die Gletscher schmolzen, behaupteten sich
die Malediven gegen die steigenden Fluten - dank der immer
weiter wachsenden Korallen. Zur Zeit von Christi Geburt,
so lesen es die Forscher aus den Sedimentbohrkernen, muss
das Wasser sogar schon einmal höher als heute gestanden
haben. "Die eigentliche Konstante im Leben der
Korallenriffe ist der ständige Wandel", sagt Smithers.
Doch werden die Inseln auch den künftigen, wohl rascheren
Anstieg des Meeresspiegels überleben? Mit zunehmender
Erwärmung könnten die Wasserpegel jährlich um mehr als
einen halben Zentimeter steigen. Am Ende des Jahrhunderts
würden die Weltmeere laut IPCC damit über einen halben
Meter höher als zu Beginn der Industrialisierung stehen.
Sand fürs Inselzentrum
Die steigenden Fluten spülen das Sediment immer höher
hinter dem Strand auf, so die Theorie der Forscher. Sorgen
bereitet ihnen eher das Innere der Inseln, wo der
Korallensand nicht so leicht hingelangt. Wächst das
Inselzentrum langsamer als der Rand, dann liegt es relativ
zum steigenden Meeresspiegel immer niedriger. Siedeln dort
Menschen, könnten ihre Häuser häufiger von Springfluten
unter Wasser gesetzt werden. Durch Aufschüttung von Sand
ließe sich das aber verhindern.
Nun kommt auch der Biologe Bernhard Riegl vom National
Coral Reef Institute in Florida von einem Tauchgang
zurück. Er hat das Korallenriff inspiziert, die
Kinderstube der Atolle. "Alles hängt davon ab, wie gut die
Korallen auch in Zukunft weiterwachsen", sagt der
46-Jährige. Denn mit steigender CO²-Konzentration in der
Erdatmosphäre nimmt der Säuregehalt der Meere zu, was
wiederum die Kalkskelette der Korallen auflöst.
Außerdem setzt extreme Hitze vielen Korallen zu. "Sie
leben hier äußerst angepasst, nur ein oder zwei Grad
höhere Wassertemperatur, und sie bleichen aus", warnt
Riegl. 1998 etwa war ein besonders warmes Jahr, die
Temperaturen im Indischen Ozean waren höher als sonst. "Am
Ende waren die Korallen vieler Riffe komplett zerstört",
berichtet der Biologe. Wird es als Folge des Klima-wandels
im Wasser immer wärmer, könnte es schlecht um die Korallen
bestellt sein.
Andererseits sind Korallen auch recht anpassungsfähig.
"Dort unten habe ich eine Korallenart gesehen, die gibt es
auch im Persischen Golf", so Riegl. Dort hat sie sich an
wärmere Temperaturen gewöhnt. "Sie hält dort zehn Grad
wärmeres Wasser aus als ihre Artgenossen hier."
Riegl hat auf seinem Tauchgang noch eine weitere
interessante Beobachtung gemacht. In großer Zahl sichtete
er im Korallengarten Papageifische. Die Forscher wissen
mittlerweile, welchen entscheidenden Anteil die
Grätentiere beim Aufbau der Tropeninseln haben.
Exkremente lassen die Insel wachsen
"Sie knabbern die Algen von den Korallen, nehmen dabei
aber auch immer etwas Kalk von deren Oberfläche mit",
erklärt Riegl. Wenn sie die Masse verdauen, scheiden sie
den Kalk aus. Wellen spülen ihn an die Strände. Der aus
Österreich stammende Forscher: "Ihre Exkremente lassen die
Inseln wachsen."
Doch Papageifische landen häufig in Fischernetzen. "Viel
von ihrer Zukunft haben die Menschen hier selbst in der
Hand", sagt Riegl. Exemplarisch lässt sich das auf einer
weiteren Insel studieren, die von dem Forschertrupp
erkundet wird. Auf dem winzigen Flecken Land leben 600
Menschen, zumeist Fischer, allesamt strenggläubige
Muslime. Sie haben ihre weiße Kappe auf, eilen in die
Moschee in der Mitte der Insel. Der Muezzin ruft zum
Freitagsgebet.
Die Forscher sind derweil Zivilisationssünden auf der
Spur. "Was ist denn das da für Seegras?", fragt Kench den
einheimischen Umweltbeamten und erntet zunächst ein
Lächeln, dann ein Zucken mit den Schultern. Laien mögen
das wuchernde Gras, dessen Blätter mit den anbrandenden
Wellen hin und her wedeln, für idyllisch halten. Nicht so
die strengen Wissenschaftler, die nährstoffreiche Abwässer
als Ursache vermuten. "Ein hervorragender Dünger, ideal
für die Pflanzen, aber schlecht für das Atoll", urteilt
Webb.
Der Mann von den Fidschi-Inseln gibt eine kurze
Freiluftvorlesung in Küstenmanagement: "Das Seegras fängt
viel zu früh den Sand auf, der von draußen vom
Korallenriff hergespült wird." Folglich erreiche der
Korallensand nicht den Strand, wo er gebraucht werde, um
die Insel zu stabilisieren. "Um die Malediven zu
schützen", ergänzt Kench, "muss zunächst mal alles
unterbleiben, was das natürliche Wachstum der Inseln
gefährdet."
Von Nachteil sind Wellenbrecher, aber auch lange
Hafenmauern, die den Transport des Korallensandes
blockieren. Die moderne Zivilisation mit ihren Bauwerken
aus Beton, die auf immer mehr Südsee-Inseln die
traditionellen Holzhütten verdrängen, verträgt sich nicht
gut mit dem wechselvollen Charakter der Inseln - ebenso
wenig wie Urlauberhotels. "Doch das Rad der Zeit lässt
sich nicht mehr zurückdrehen", sagt Kench und empfiehlt
deshalb, das Augenmerk nicht auf den Schutz des Strandes
zu richten. Der wächst im Idealfall ohnehin mit den
Fluten.
"Willkommen auf einer künstlichen Insel"
"Sinnvoller wäre es, das tieferliegende Innere der Insel
aufzuschütten", so Kench. Wer dort unbedingt bauen wolle,
sollte die Häuser auf Pfähle stellen. "Wird die Insel in
einem Sturm überspült, ist nicht gleich alles kaputt."
Umweltmanager Naeem hört ungerührt zu. Auf den Malediven
hat man längst andere, brachiale Maßnahmen ergriffen, um
die eigene Zukunft zu sichern.
Ein Schnellboot bringt die Forscher auf eine Insel, deren
kantige Form wenig gemein hat mit dem, was die Natur sonst
im Indischen Ozean erschafft. Als sie sich Hulhumalé
nähern, bemerken sie die stählernen Spundwände mit einer
Krone aus Beton. "Willkommen auf einer künstlichen Insel",
begrüßt sie Naeem stolz.
Im Bus bewegen sich die Wissenschaftler über breite
Asphaltstraßen, auf denen noch gar keine Autos fahren.
Vier Stockwerke hohe Mietskasernen tauchen auf, bepinselt
in Orange und Grün. Alle sind sie ordentlich
durchnummeriert, eine Vorstadtidylle mit frisch
gepflanzten Palmen.
Familien von der übervölkerten Hauptinsel Malé sollen
nach Hulhumalé umziehen. Aber Naeem rechnet auch mit einem
Ansturm von entlegenen Atollen, weil die Menschen den
Verlockungen einer gekachelten Küche und eines Mopeds vor
der Haustür erliegen werden.
Jede Menge Platz soll es natürlich auch für all jene
geben, deren Land tatsächlich untergeht. Denn auch die von
Ingenieurshand geschaffene Insel kann wachsen - nicht mit
Hilfe von Korallen, sondern mit Hilfe von Kränen.
Naeem: "Wenn uns das Wasser bis zum Hals steigt, ziehen
wir die Spundwände einfach noch 'nen Meter höher.">
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28.7.2010: <Die Ozeane sind zu warm - immer
weniger Plankton>
aus: n-tv online; 28.7.2010;
http://www.n-tv.de/wissen/weltall/Immer-weniger-Plankton-article1153666.html
<Der Phytoplankton-Gehalt der Meere hat im
vergangenen Jahrhundert in fast allen Regionen der Erde
abgenommen. Ursache sei vor allem die Erwärmung der
Ozeane, berichten Forscher in der britischen
Wissenschaftszeitschrift "Nature". Die nachlassende
Phytoplankton-Produktion - jährlich im Durchschnitt etwa
ein Prozent der weltweiten Masse - verändere nicht nur
die marinen Ökosysteme, sondern auch die Erträge der
Fischereiwirtschaft.
Phytoplankton sind winzige Lebewesen in den Meeren, die
Photosynthese betreiben. Dazu gehören etwa Kiesel- und
Grünalgen, Dinoflagellaten und Cyanobakterien. "Das
Phytoplankton ist der Treibstoff der Meere. Ein Rückgang
des Phytoplanktons beeinflusst alles, was in der
Nahrungskette höher steht, den Menschen eingeschlossen",
schreiben die Forscher. Das Phytoplankton macht etwa die
Hälfte der gesamten auf der Erde produzierten organischen
Materie aus. Zudem bildet es mehr als die Hälfte des
Sauerstoffs in der Atmosphäre.
Satellitenmessungen seit Ende der 1970er Jahre hatten auf
Schwankungen im Phytoplankton-Gehalt der Meere
hingewiesen, letztlich aber kein einheitliches Bild
geliefert. Deshalb bezogen die kanadischen Forscher Daniel
Boyce und Marlon Lewis von der Dalhousie University
(Halifax) sowie Boris Worm vom Potsdam Institut für
Klimafolgenforschung jetzt mehr und ältere Daten in ihre
Untersuchung ein. Es handelte sich dabei um Messungen des
Chlorophyll-Gehalts der Meere. Chlorophyll ist ein
Pigment, das alle Phytoplankton-Organismen besitzen;
daraus lässt sich die Phytoplankton-Biomasse ableiten. Das
Team um Boyce analysierte insgesamt fast 450.000 Messdaten
aus dem Zeitraum von 1899 bis 2008.
Das Ergebnis: In acht von zehn Ozeanregionen hat das
Phytoplankton im 20. Jahrhundert abgenommen. Dabei sank
der Gehalt mit steigender Oberflächentemperatur, besonders
in den Tropen und Subtropen.
Vermutlich komme es infolge der Erwärmung zu einer
stärkeren Schichtung in der Wassersäule. Dadurch würden
die Nährstoffe nicht mehr so gut von den unteren Schichten
nach oben verteilt und das Wachstum des Phytoplanktons
lasse nach, erläutern die Forscher.
dpa>
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Südostasien 29.7.2010: <Massive Korallenbleiche
alarmiert Experten
aus: Spiegel online; 29.7.2010;
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,709164,00.html
<Geschädigte Korallen (vor Australien): "Weitreichende
Bleiche ist alarmierend"
Das Korallendreieck in
Südostasien ist rund 15-mal so groß wie
Deutschland - und offenbar in großen
Schwierigkeiten. Umweltschützer berichten, dass in der
Region massenhaft Korallen sterben. Zum Teil gehen auch
Arten zu Grunde, die bisher als besonders
widerstandsfähig galten.
Singapur - Der Mechanismus ist bedrohlich: Wenn das Meer
wärmer wird, dann werden viele Korallen krank und sterben
ab. Das liegt daran, dass kleine Einzeller an der
Oberfläche der Korallen, sogenannte Zooxanthellen, unter
Stress abgestoßen werden. Das Problem: Bei der Aktion
gehen auch die Korallen zugrunde. Übrig bleibt nur das
helle Kalkgehäuse, Wissenschaftler sprechen von einer
Korallenbleiche.
In Südostasien tritt das Problem nun in einem großen Gebiet
gehäuft auf. Experten sind alarmiert: Von Malaysia über die
Philippinen bis Indonesien seien im sogenannten
Korallendreieck die Bestände bedroht, berichtet die
Umweltschutzorganisation WWF. Seit März hätten 50 Experten
und Organisationen über sterbende Korallen in der Region
berichtet. In manchen Gebieten seien alle besonders
gefährdeten Arten betroffen - darunter auch solche, die sich
bislang als besonders resistent erwiesen hätten.
Im Korallendreieck, dessen Fläche etwa 15-mal so groß ist
wie die von Deutschland, gibt es so viele verschiedene
Korallen- und Fischarten wie nirgends sonst auf der Welt.
Drei Viertel aller bekannten Korallenarten leben dort.
Nach Einschätzung der US-Ozean- und Wetterbehörde NOAA
ist die Korallenbleiche die schlimmste seit 1997/98, als
weltweit 16 Prozent aller Riffe abstarben. "In Südostasien
hat es noch keine Korallenbleiche dieses Ausmaßes
gegeben", sagt Sebastian Ferse vom Zentrum für Marine
Tropenökologie in Bremen im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE.
"Das ist besonders problematisch wegen der hohen Biodiversität dort."
Ferse arbeitet daran, Ersatzteile
für beschädigte Korallenriffe im Labor herzustellen.
"Irgendwann ist die Schmerzgrenze erreicht"
Malaysia hat nach Angaben des WWF schon zwei Tauchgebiete
bei den Tropeninseln Tioman und Redang teilweise
geschlossen, weil die Korallen dort zu angegriffen sind.
Der massive Ausbau des Tourismus auf den Inseln hat
vermutlich zur Belastung der Korallen beigetragen.
Ferse geht davon aus, dass lang anhaltender Stress zu dem
massiven Korallensterben geführt hat: Schadstoffeinleitung
ins Wasser, chronische Überfischung und die Zerstörung von
Habitaten seien die Ursachen. "Irgendwann ist die
Schmerzgrenze erreicht", sagt der Wissenschaftler.
Vor den philippinischen Küsten in Anilao und Nasugbu sei es
zu Bleichen gekommen. Vor Taytay seien Korallen, die
normalerweise grün und braun seien, nun pink, orange und
gelb, berichten die WWF-Experten - ein Anzeichen für
bevorstehendes Ausbleichen.
Auch
hier hat es in der Vergangenheit immer wieder Berichte
über Umweltsünden gegeben.
In Indonesien seien unter anderem die Küsten von Sabang,
Aceh, Padang und das Inselgebiet vor Jakarta betroffen.
"Die weitreichende Bleiche ist alarmierend, weil das
unmittelbaren Einfluss auf die Gesundheit der Meere hat",
sagte Richard Leck, ein Klimaexperte im WWF-Programm für
das Korallendreieck. "Die Fischgründe der Weltmeere
ernähren Millionen von Menschen."
chs/dpa>
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2.8.2010: <Indiz für den Klimawandel: Wärmepilz
jetzt auch in Bayern>
aus: n-tv online; 2.8.2010;
http://www.n-tv.de/wissen/Waermepilz-jetzt-auch-in-Bayern-article1182326.html
<Forscher sehen in der Entdeckung einer seltenen
Pilzart im Nationalpark Bayerischer Wald einen Hinweis auf
die Folgen der Erderwärmung. Der "Wollige Scheidling" (Volvariella
bombycina) sei nun erstmals in der gesamten
Bayerwald-Region nachgewiesen worden, teilt die
Nationalparkverwaltung mit.
Dies ist für die Pilzforscher ein Indiz für die
Veränderung der Natur durch den Klimawandel. Der Grund
dafür ist, dass der wärmeliebende Pilz längere Perioden
mit höheren Temperaturen braucht, um Fruchtkörper zu
bilden. Doch der Bayerische Wald gehört durch seine
Höhenlage eigentlich zu den eher kälteren Gebieten.
dpa>
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7.8.2010: Prognose: Klimawandel reduziert Urwälder
Also, die Logik sagt, dass sich die Klimazonen verschieben
werden, und somit auch die Urwälder "verschoben" werden. Das
heisst, es wird an den alten Stellen weniger Urwald geben,
und es wird neuer Urwald an neuen Stellen entstehen. Aber
dies steht nicht im Artikel, sondern es wird nur über die
Reduktion von Urwald geklagt:
aus: n-tv online: Wissen: Tropische Regenwälder in
Bedrängnis: Simulation zeigt Erschreckendes; 7.8.2010:
http://www.n-tv.de/wissen/Simulation-zeigt-Erschreckendes-article1217491.html
<Dem Ökosystem Regenwald steht ein tiefgreifender
Wandel bevor. Im schlimmsten Fall sind im Jahr 2100 nur
noch 18 Prozent des weltweiten Bestandes erhalten.
Im Kongobecken sind es vor allem die Kettensägen, die den
Regenwald bedrohen.
Eine Simulation von Forschern um Greg Alsner von der
Carnegie Institution zur Entwicklung des Regenwaldbestandes
kommt zu einem erschreckenden Ergebnis: In 90 Jahren könnte
der weltweite Bestand dramatisch gesunken sein. Bei der
Simulation haben die Forscher Satellitenbilder, Angaben zum
Einschlag von Bäumen sowie Vorhersagen zum Klimawandel
einbezogen. Je nach kalkuliertem Szenario könnten im Jahr
2100 nur noch 18 bis 45 Prozent der heutigen Regenwälder
vorhanden sein. Die Ergebnisse werden im Journal
"Conservation Letters" publiziert.
Die tropischen Wälder Südamerikas, Südostasiens und Afrikas
beherbergen mehr als die Hälfte der Tier- und Pflanzenarten,
erklärt Alsner. Die Kombination aus Klimawandel und
Abholzung zwinge sie zur Anpassung, verdränge oder töte sie.
Der Berechnung liegen außer den Satelliten- und
Holzeinschlagsdaten 16 verschiedene Klimamodelle zugrunde.
Diese haben jeweils unterschiedliche Auswirkungen auf
verschiedene Lebewesen. Einige gedeihen unter den neuen
Umständen besser und verdrängen schwächer werdende Arten,
andere kommen mit den neuen Bedingungen gar nicht klar und
verschwinden.
In Zentral- und Südamerika könnte der Klimawandel zwei
Drittel des Waldes verändern – dabei wären 80 Prozent des
Amazonasbeckens in irgendeiner Weise betroffen. Im Bereich
des zentralafrikanischen Kongobeckens geht der Druck
besonders von den Kettensägen aus, deren Einsatz zwischen 35
und 74 Prozent der Region betreffen könne. Die Untersuchung
zeige deutlich, dass den Ökosystemen ein tiefgründiger
Wandel bevorstehe, heißt es bei den Forschern.
dpa>
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Hier kommt die neue Sintflut:
Pakistan 8.8.2010: Die Monsun-Verschiebung setzt
fast halb Pakistan unter Wasser - und ganze Dörfer
werden unter Schlammlawinen begraben - und Fluten in
China
Dies konnte doch fast jeder voraussehen: Die
Monsun-Regenfälle verschieben sich aufgrund des Klimawandels
auch gegen Norden, und Gebiete, die bisher kaum Regen
hatten, werden neu nun ebenfalls beregnet. Die Auswirkungen
sind katastrophal, denn die Regierungen sind nicht
vorbereitet und es gibt kaum breite Flussbetten, sondern das
Wasser schafft sich nun neue Flussbetten, testet die Berge,
und wo die Erde nicht hält, kommt es zu Schlammlawinen, die
ganze Dörfer unter sich begraben. Die Regierungen sind nicht
vorbereitet, und Pakistan, ein Taliban-Partner in
Afghanistan, ruft nun ausgerechnet die NATO um Hilfe an. Das
heisst: Politisch ist die Regierung Pakistans eigentlich
auch begraben. Und irgendwann werden auch die NATO-Soldaten
in Afghanistan mit Naturkatastrophen konfrontiert, denn auch
dort ist man - nicht vorbereitet auf Monsune. Aber lesen Sie
selbst:
aus: Spiegel online: Flutkatastrophe: Pakistan fleht Nato um
Hilfe an; 8.8.2010;
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,710786,00.html
<Pakistan kämpft mit der schlimmsten Flutkatastrophe
seiner Geschichte. Mehr als 1770 Menschen sind ertrunken,
jetzt soll die Nato helfen. Auch in anderen Regionen
Asiens wüten Unwetter: In China kamen 130 Menschen durch
Schlammlawinen ums Leben, in Indien starben fünf Touristen
bei einer Sturzflut.
Islamabad/Neu Delhi - Noch ist die Regenzeit in Pakistan
nicht vorbei. Jederzeit können weitere schwere
Monsun-Regenfälle die Lage im pakistanischen
Katastrophengebiet verschärfen. Dabei ist das Ausmaß des
Flutdesasters nach Einschätzung des Uno-Sondergesandten
Jean-Maurice Ripert schon jetzt "viel schlimmer als
erwartet."
Die Vereinten Nationen rechnen mit Wiederaufbaukosten in
Milliardenhöhe. Schon die Nothilfe für die Betroffenen werde
mehrere hundert Millionen Dollar kosten, sagte Ripert an
diesem Sonntag. Der Wiederaufbau der zerstörten Häuser und
Infrastruktur könne Milliarden Dollar verschlingen. Die
Folgen könne man sich nur allzuleicht ausrechnen: Die
pakistanische Wirtschaft werde monatelang geschwächt sein,
fürchtet der Uno-Gesandte. "Die Situation ist wirklich sehr
besorgniserregend." Laut pakistanischen Schätzungen sind
rund 15 Millionen Menschen von der Flutkatastrophe
betroffen.
In der Erinnerung gebe es in Pakistan "kein vergleichbares
Drama", sagte Ripert. Es seien die größten Fluten, die es
jemals in dem Land gab. Zwar habe die internationale
Gemeinschaft schnell und effektiv auf die Flutkatastrophe
reagiert. Die Unterstützung müsse aber weitergehen.
Allerdings sei die Hilfe bei einer Flutkatastrophe
wesentlich schwieriger als etwa bei einem Erdbeben - wie
jenem in Nordpakistan 2005.
Erdrutsche begraben mehrere
Dörfer
Denn eine Flut wie die jetzige hat verschiedene
lebensbedrohliche Konsequenzen: Nicht nur, dass Menschen in
den Wassermassen ertrinken können, auch gewaltige Erdrutsche
haben verheerende Auswirkungen. So gingen Erdrutsche am
Samstag auf zwei Dörfer in der Region Gilgit-Baltistan
nieder, wie die örtlichen Behörden meldeten. Allein im Dorf
Kumra seien dabei 37 Menschen ums Leben gekommen, weitere 16
im Dorf Ghanche. 25 Menschen würden noch vermisst. Laut den
Regierungsbehörden ist die Zahl der Toten inzwischen auf
über 1770 gestiegen.
Pakistan: Kampf ums
Überleben
Der pakistanische Premierminister Yousuf Raza Gilani rief
die Staatengemeinschaft am Sonntag erneut zur Hilfe auf. Er
sagte, sein Land habe nicht die Kapazität, um die
Katastrophe zu bewältigen. Heftiger Regen im
nordpakistanischen Katastrophengebiet behinderte am Sonntag
die Rettungsarbeiten. Hubschrauber mussten am Boden bleiben.
Zudem rissen die Fluten Straßen, Brücken und
Kommunikationsleitungen mit sich fort. Die Streitkräfte
haben dennoch inzwischen mehr als 100.000 Menschen aus den
Fluten retten können.
Der Informationsminister der am schwersten betroffenen
Provinz Khyber-Pakhtunkhwa, Mian Iftikhar Hussain, sagte:
"Unsere Rettungsaktivitäten sind schon durch den Mangel an
verfügbaren Ressourcen beschränkt. Mehr Regen macht die
Dinge schlimmer für uns." Doch ein Ende der Regenfälle ist
nicht in Sicht: Die Meteorologiebehörde teilte mit, die
Regenfälle im Norden des Landes würden bis Dienstag dauern
und könnten weiteres Hochwasser auslösen.
Nato soll Hilfe leisten
Pakistan bat auch die Nato um Hilfe im Kampf gegen die
Folgen der Überschwemmungen. Am Samstag gab die Nato in
Brüssel an, der Nato-Rat habe ein spezielles
Koordinationszentrum des Bündnisses für Katastrophenhilfe
beauftragt, sich um Hilfe für Pakistan zu kümmern. Vor allem
werde es dabei darum gehen, den Lufttransport von
Hilfsgütern und Rettungsmaterial zu organisieren.
Der pakistanische Präsident Asif Ali Zardari setzte
unterdessen ungeachtet scharfer Kritik seine Europareise
fort. Bei einer Veranstaltung der Pakistanischen Volkspartei
in Birmingham sagte Zardari, seine Reise nach Großbritannien
sei ein Erfolg, er habe Zehntausende Pfund für die
Hochwasser-Opfer eingeworben. Das sah ein Teilnehmer der
Veranstaltung anders: Aus Wut auf den Präsidenten bewarf ein
Mann den Staatschef mit seinen Schuhen.
Zardari wurde nicht getroffen. Der Schuhwerfer wurde von der
Polizei abgeführt. Nach seiner Freilassung sagte der
72-jährige Shamim Khan dem pakistanischen Sender Geo TV:
"Genug ist genug. Ich spreche für die Millionen Pakistaner.
Das ist die Stimme derer, die in Pakistan weinen und
hungern." Das Bewerfen mit Schuhen gilt in der islamischen
Welt als Ausdruck höchster Geringschätzung.
Schlammlawine in China
wälzt Stadt nieder
Sintflutartige Regenfälle haben auch in China zu einer
Katastrophe geführt: 130 Menschen sind in der Nacht auf
Sonntag ums Leben gekommen, nachdem Schlammlawinen und
Überschwemmungen im Nordwesten des Landes eine Stadt
niedergewalzt haben. Die Zahl der Opfer könnte aber noch
steigen: Am Abend wurden nach Angaben der Behörden noch fast
1300 Menschen unter den Schlamm- und Geröllmassen vermutet.
Überflutung in China: Zehntausende flüchten vor den
Wassermassen
Besonders stark betroffen war demnach der Landkreis Zhouqu
im autonomen tibetischen Bezirk Gannan. Ministerpräsident
Wen Jiabao reiste in die von steilen Berghängen geprägte
Region, um sich selbst ein Bild der Lage zu machen. Nahe der
Stadt Zhouqu stauten Geröllmassen den durch ein enges Tal
strömenden Fluss Bailong auf. Der heftige Regen ließ die
Wassermassen über die Ufer treten. Sie erfassten die Stadt
und lösten weitere Erdrutsche aus.
Rettungskräften zufolge ist der Einsatz schweren Geräts
wegen des Schlamms und Gerölls unmöglich. Sie versuchten,
den Flusslauf freizusprengen. In einigen Teilen der
40.000-Einwohner-Stadt stand das Wasser bis zu drei
Stockwerke hoch. Auch ein Pumpwerk wurde zerstört.
Fünf Trekking-Touristen in
Sturzflut gestorben
"Viele einstöckige Häuser wurden ausgelöscht und nun warten
wir und müssen sehen, wie viele Menschen es aus ihnen heraus
geschafft haben", sagte ein Kaufmann. "Wir hatten schon
vorher Erdrutsche, aber niemals etwas so Schlimmes." Die
Anwohner würden versuchen, ihre Familien zu finden. Xinhua
zufolge wurden knapp 3000 Soldaten und Hunderte Mediziner in
das Gebiet entsandt.
In diesem Jahr sind in der Volksrepublik bereits mehr als
1400 Menschen bei Überschwemmungen ums Leben gekommen. Viele
Gebiete wurden komplett zerstört - vor allem in Zentral- und
Südchina.
Auch Nordindien ist von der Unwetterkatastrophe in Asien
betroffen. In der Trekking-Region rund um das nordindische
Ladakh kamen fünf Touristen in einer Sturzflut ums Leben.
Weitere 80 Ausländer sind von anschwellenden Flüssen
eingeschlossen, darunter auch Deutsche.
cib/dpa/apn/Reuters>
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8.8.2010: Hochwasser in Ostdeutschland - immer
noch nichts dazugelernt
Der Klimawandel bringt ein wärmeres Klima, dies provoziert
mehr Feuchtigkeit, es steigt mehr Feuchtigkeit über den
Ozeanen auf, die Wolken tragen mehr Regen und lassen mehr
Regen über dem Land ab, und so werden die Fluten immer
grösser und die Flüsse brauchen mehr Platz. Alles klar? Man
müsste also die Flussbetten verbreitern, man müsste
Reserve-Kanäle schaffen etc. Alles klar? Aber einige
Regierungen in Europa merken das einfach nicht und meinen,
die Flüsse würden sich "normalisieren". Nein, die Politik
hat immer noch nichts dazugelernt. Die Wahrheit ist: Die
Flüsse brauchen wegen des Klimawandels und wegen des höheren
Regen-Aufkommens viel mehr Platz, und wenn nicht, dann
schaffen sie sich eben Platz, und alle Städte an Flüssen
werden angsam aber sicher zerstört, wie am folgenden
Beispiel zu sehen ist. Am selben Ort war ja schon 2002 ein
Hochwasser an derselben Stelle, ein "Jahrhunderthochwasser".
Nun, alle 9 Jahre vergeht ein Jahrhundert. Aber lesen Sie
selbst:
aus: Spiegel online: Überschwemmungen in Ostdeutschland:
Brandenburg fürchtet die Flutwelle; 8.8.2010;
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,710775,00.html
<In Sachsen sind 1400 Menschen vor den
Überschwemmungen geflohen, ganze Dörfer stehen unter
Wasser. Jetzt schwappt die Hochwasserwelle weiter: Die
Behörden in Brandenburg befürchten Rekord-Pegelstände an
Spree und Neiße - und es soll weiter regnen.
Hamburg - In Sachsen sind die Retter noch im Einsatz, dass
Wasser steht so hoch wie nie zuvor seit Beginn der
Aufzeichnungen vor rund hundert Jahren - da bedrohen die
Wassermassen schon Regionen weiter flussabwärts: In
Brandenburg fürchtet der Krisenstab des Spree-Neiße-Kreises
Hochwasser für den Anfang der Woche.
Am Pegel Spremberg der Spree im Süden Brandenburgs sei am
Sonntag die niedrigste Alarmstufe eins ausgerufen worden,
teilte das Landesumweltamt nach einer Krisensitzung mit.
Dort werde in der neuen Woche die Stufe drei erwartet. Das
bereite ihm "große Sorge" sagte der Präsident des
Landesumweltamtes, Matthias Freude. Die Talsperre Bautzen
sei durch einen Zulauf von 120 Kubikmetern pro Sekunde
bereits übervoll. Das Wasser floss über eine
Entlastungsanlage in nördlich gelegene Ortsteile.
An der Talsperre Spremberg sei in den vergangenen Wochen
wegen Bauarbeiten Wasser abgelassen worden. "Das gibt jetzt
die Chance, die Hochwasserwelle für zwei bis drei Tage zu
speichern", sagte Freude nach einer Amtsmitteilung. Bis
Dienstagmorgen soll die Baustelle am Auslauf der Talsperre
Spremberg geräumt sein. Dann würden größere Wassermengen in
Richtung Spreewald abgegeben. "Das werden Wassermengen sein,
die die Spree seit vielen Jahren nicht gesehen hat", so
Freude.
Helfer besser ausgebildet
und ausgerüstet als im Jahr 2002
Meteorologen warnen vor neuen Regenfällen. Robert Scholz vom
Deutschen Wetterdienst in Offenbach erklärte, von Westen
ziehe bereits ein neues Schauerband auf die Region zu, in
der Summe werde es aber nicht so viel regnen wie in den
vergangenen Tagen. Die Wetterlage vom Wochenende sei ähnlich
der gewesen, die im August 2002 zum Jahrhunderthochwasser
geführt hatte. Damals waren allein in Deutschland 21
Menschen ums Leben gekommen, Häuser stürzten ein, gewaltige
Flächen wurden überschwemmt.
Deutlich wurde am Wochenende, dass die Region aus der Flut
von 2002 gelernt hat. So waren die Helfer besser ausgebildet
und ausgerüstet. Beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) etwa gebe
es seither speziell ausgebildete Luftretter, sagte Michael
Birkner, Landesleiter der Wasserwacht in Sachsen. Die
Einsätze vom Wochenende wie der in Görlitz seien der erste
Ernstfall für diese Helfer gewesen. In Sachsen, Berlin und
Brandenburg gebe es 25 solcher Spezialkräfte.
Nach schweren Regenfällen mit Rekordmengen bis zu 160 Liter
pro Quadratmeter binnen zwei Tagen und dem Bruch einer
Staumauer in Polen überschwemmten die Wassermassen der Neiße
und anderer Flüsse angrenzende Ortschaften.
Im Dreiländereck Deutschland/Polen/Tschechien gab es
mindestens elf Tote. Im sächsischen Neukirchen waren am
Samstag beim Auspumpen eines Kellers die Leichen von zwei
Männern und einer Frau im Alter zwischen 63 und 74 Jahren
gefunden worden. Sie hatten nach Polizeiangaben versucht,
ihr Hab und Gut vor den eindringenden Wassermassen zu retten
und waren dabei ertrunken. In Tschechien ertranken fünf
Männer. Drei weitere Hochwassertote wurden in Polen
gemeldet.
Welterbe Fürst-Pückler-Park
bedroht
Erheblich verschärft hatte sich die Lage nach dem Bruch
einer Staumauer am polnischen Fluss Witka bei Radmeritz.
Binnen kurzer Zeit war "Land unter" im deutschen
Grenzgebiet.
Der Pegel der Neiße in Görlitz erreichte am Sonntagvormittag
mit 7,07 Metern einen Höchststand - normal sind 1,70 Meter.
Danach sank der Pegel allmählich wieder; am Sonntagabend lag
er bei 6,47 Metern. Für die Spree in der Lausitz galt die
höchste Hochwasserwarnstufe 4. Im Bereich der Elbzuflüsse
kam es neben Hochwasser auch zu Erdrutschen.
Besonders kritisch war die Lage am Sonntagabend im
sächsischen Bad Muskau. Der zum Unesco-Weltkulturerbe
gehörende Fürst-Pückler-Park, das Alte Schloss und der Markt
könnten überschwemmt werden, sagte Andreas Johne vom
Katastrophenstab Landkreis Görlitz.
In Görlitz sind am Montag die Schulen und die
Kindertagesstätten geschlossen. Das Wasserwerk stellte den
Betrieb ein, Bewohner müssen sich Wasser in Behältern
abholen. Außerdem waren etwa 5.000 Bürger ohne Strom, wie
die Stadt mitteilte. Die Bundespolizei unterstützte
Einsatzkräfte mit Hubschraubern.
Mehr als 1400 Menschen mussten im ganzen Bundesland
evakuiert werden. Das Deutsche Rote Kreuz war mit mehr als
hundert Kräften im Einsatz, darunter Luftretter mit
Spezialausbildung.
Der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich, der sich
am Sonntag in der Sächsischen Schweiz und Görlitz
informierte, stellte finanzielle Hilfe des Landes und der
Kommunen für die Hochwasseropfer in Aussicht. Mit den
gewaltigen Schäden des Jahrhunderthochwassers vor acht
Jahren sei das jetzige nicht vergleichbar, es seien "die
richtigen Lehren" gezogen worden.
Für Informationen zum Hochwasser wurde ein Bürgertelefon
geschaltet mit den Nummern 03588/285940 und 03588/285941.
lis/AFP/dpa>
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Und hier kommt das Walsbrand-Inferno
Russland 8.8.2010:
Waldbrände um Moskau - Waldbrandsmog in Moskau
Vielleicht sind diese
grossen Waldbrände in Russland eine Ankündigung, dass sich
trockene Klimazonen verschieben. Gleichzeitig hat Russland
in den letzten 20 Jahren viel Wald vernichtet, und
Auenwälder wurden wahrscheinlich auch zerstört. Dabei ist
es so, dass Auenwälder ja vor Waldbrand schützen. Aber das
begreifen die Planungsbüros und Ingenieurbüros der
Regierungen nicht...
aus: n-tv online:
Panorama: Rund 840 Brände in Russland: Erste Diplomaten
reisen ab; 8.8.2010;
http://www.n-tv.de/panorama/Erste-Diplomaten-reisen-ab-article1226226.html
<Giftiger Qualm
durchzieht die Straßen Moskaus. Polen, Österreich und
Kanada ziehen als erste diplomatisches Personal ab.
Mehrere Länder, darunter Deutschland, warnen vor nicht
notwendigen Reisen in das Gebiet. Erste Moskauer ergreifen
die Flucht ins Ausland.
In Moskau sank die
Sichtweite wegen des giftigen Qualms teilweise auf unter
50 Meter.
Wegen des giftigen Qualms
von den Torfbränden rund um Moskau sind die ersten
Diplomaten aus der russischen Hauptstadt abgereist. Polen,
Österreich und Kanada hätten einige Mitglieder ihres
diplomatischen Personals und deren Familien in die Heimat
geschickt. Das berichtete der Radiosender "Echo Moskwy".
Mehrere Länder, darunter
Deutschland und die USA, raten von nicht notwendigen
Reisen in die russischen Wald- und Torfbrandgebiete ab.
Der Anteil von giftigem Kohlenstoffmonoxid in der Luft hat
den zulässigen Grenzwert in Moskau um mehr als das
Sechsfache überschritten. Vor allem chronisch Kranke,
ältere Menschen sowie Kinder sollten die betroffenen
Regionen meiden. Russlands oberster Amtsarzt Gennadi
Onischtschenko kritisierte die Reisewarnungen als
"unfreundlichen Akt".
Mindestens
50 Menschen sterben
Hunderttausende
Feuerwehrmänner, Soldaten und Freiwillige kämpfen gegen
die Flammen.
Der giftige Qualm in
Moskau wird immer dichter, und die Waldbrände in Russland
breiten sich trotz internationaler Hilfe weiter aus. Zwar
seien in mehreren Regionen die Waldbrände gelöscht worden,
teilte das Zivilschutzministerium nach Angaben der Agentur
Interfax mit. Aber in den vergangenen 24 Stunden brachen
den Angaben zufolge auch mehr als 250 neue Brände aus.
Landesweit weiterhin etwa
840 Wald- und Torfbrände. Sie breiteten sich auf
eine Fläche von fast 200.000 Hektar aus. Zum Vergleich:
Das Saarland ist rund 260.000 Hektar groß.
In der Hauptstadt sank die
Sichtweite wegen des Rauchs der Torfbrände in der Umgebung
stellenweise auf unter 50 Meter. Die Feuer sollten nun
rund um die Uhr bekämpft werden, sagte
Vize-Zivilschutzminister Alexander Tschuprijan. Bislang
seien die Brände nachts lediglich kontrolliert worden.
Moskauer
ergreifen die Flucht
Wegen des Dauersmogs durch
die schweren Brände in Russland flüchten immer mehr
Moskauer ins Ausland. Pauschalreisen an beliebte Ziele wie
Ägypten, Montenegro oder in die Türkei seien ausverkauft,
teilte der russische Reiseveranstalterverband mit. Das tun
allerdings nur diejenigen, die es sich leisten können,
während ein Großteil der Bevölkerung wie schon seit Ende
Juli weiter unter Hitze und Smog leidet.
Eine Gruppe gläubiger
Christen prozessiert durch den Ort Kriusha, rund 270
Kilometer südöstlich von Moskau. Sie bitten Gott um Regen.
In die Hauptstadt
zurückkehren musste Bürgermeister Juri Luschkow, dem die
Moskauer übelnehmen, dass er lange lieber im Urlaub blieb
anstatt sich um die Brandkrise zu kümmern. Luschkow hatte
seine bisherige Abwesenheit mit der Behandlung einer
"Sportverletzung" an einem unbekannten Ort gerechtfertigt.
Deutschland
liefert Atemschutzmasken
Unterdessen schickte
Frankreich ein Löschflugzeug nach Russland. Italien bot
ebenfalls an, mehrere Maschinen zur Verfügung zu stellen.
Aus Polen waren 155 Feuerwehrleute auf dem Weg nach
Russland. Deutschland liefert auf Bitten Russlands 100.000
Atemschutzmasken nach Moskau, außerdem Schläuche, Pumpen
sowie Motoraggregate. Die Hilfslieferungen sollen am
Montag ankommen.
Das Innenministerium
dementierte jedoch, dass auch deutsche Helfer in Moskau
eingetroffen seien. Das hatte Interfax unter Berufung auf
einen namentlich nicht genannten Mitarbeiter des
Zivilschutzministeriums gemeldet. Nach offiziellen
russischen Angaben sind unter anderem Rettungskräfte aus
Italien, Polen und Bulgarien im Einsatz gegen die
Feuerwalze.
Nach offiziellen Angaben
starben bislang mehr als 50 Menschen infolge der Wald- und
Torfbrände. Hunderte Verletzte liegen in Krankenhäusern,
Tausende sind auf der Flucht vor den Flammen. Russische
Hilfsorganisationen schätzen, dass die Zahl der Toten weit
höher liegt. Kremlchef Dmitri Medwedew spendete aus
eigener Tasche knapp 9000 Euro für die Brandopfer. Hohe
Beamte sollten sich daran ein Beispiel nehmen, sagte
Medwedews Sprecherin Natalia Timakowa.
Qualm
auch in der Metro
Ärzte in Moskau warnten
vor erheblichen gesundheitlichen Problemen. Hunderte
Menschen ließen sich wegen Beschwerden in Kliniken
behandeln. Der Rauch drang auch in die bis zu 85 Meter
tiefen Schächte der weltberühmten Metro.
Einfache Atemschutzmasken
seien keine Hilfe, warnte der Moskauer Experte Leonid
Lasebnik. Die Bevölkerung wurde daher aufgerufen, nach
Möglichkeit zu Hause zu bleiben oder gleich die Stadt zu
verlassen. Auf den internationalen Flughäfen kam es wegen
der schlechten Sicht zu langen Verspätungen, mehrere Flüge
wurden in andere Städte umgeleitet. Der Smog werde nicht
vor Mittwoch kommender Woche abziehen, sagten
Meteorologen.
Jahrhundert-Dürre
und Rekord-Hitze
Rund um das atomare
Forschungszentrum in Sarow etwa 400 Kilometer östlich von
Moskau schlugen Soldaten und Feuerwehrleute eine acht
Kilometer lange und 150 Meter breite Brandschneise. Die
Lage sei unter Kontrolle, teilte das
Zivilschutzministerium mit.
Landesweit kämpften
Hunderttausende Feuerwehrleute, Soldaten und Freiwillige
mit teils primitiven Mitteln gegen die verheerende
Feuersbrunst. Dicker Rauch behinderte die Löscharbeiten
aus der Luft. Russland erlebt derzeit eine
Jahrhundert-Dürre und eine Rekord-Hitze mit Temperaturen
um 40 Grad.
dpa>
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18.8.2010: <Weltweit drastische Verluste:
Weniger Mangroven als erwartet> - Mangrovenwälder
sterben aus
aus: n-tv online; 18.8.2010;
http://www.n-tv.de/wissen/Weniger-Mangroven-als-erwartet-article1300796.html
<Sie gehören zu den produktivsten und
wichtigsten Ökosystemen der Welt: Mangrovenwälder.
Mangroven passen sich den extremsten Bedingungen an. Doch
sie sterben aus: Derzeit gibt es weltweit nur noch
Mangroven auf einer Fläche, die doppelt so groß ist wie
Bayern.
Der Verlust von Mangroven ist höher als der von
tropischen Wäldern im Inland oder von Korallenbänken.
Die Mangrovenwälder der Welt sind rund zwölf Prozent
kleiner als bisher geschätzt. Den Schwund zeigen neue
Satellitenbilder, die von einem Team internationaler
Wissenschaftler der US-Geologiebehörde United States
Geological Survey (USGS), der Vereinten Nationen und der
Raumfahrtbehörde NASA ausgewertet wurden.
Derzeit gibt es nur noch 137.760 Quadratkilometer
Mangroven, rund 12,3 Prozent weniger als bisher
angenommen, heißt es in der Studie, die im Fachjournal
"Global Ecology and Biogeography" erschienen ist. Das
entspricht nur in etwa der doppelten Fläche Bayerns.
Mangrovenwälder bestehen aus Bäumen, Palmen und Büschen,
die in tropischen und subtropischen Gezeitenzonen rund um
den Äquator wachsen. Sie gehören zu den produktivsten und
biologisch wichtigsten Ökosystemen der Welt. Sie passen
sich den extremsten Umweltbedingungen an und gedeihen
sowohl bei hohem Salzgehalt als auch in sengender Hitze.
Menschliche Einflüsse, sowie häufige Stürme dezimieren die
Wälder jedoch zunehmend. Der Verlust von Mangroven ist
demnach weltweit höher als der von tropischen Wäldern im
Inland oder von Korallenbänken.
Wälder in schlechtem Zustand
"Der derzeitigen Schätzung zufolge gibt es heute nur noch
halb so viel Mangrovenwälder wie früher und viele davon
sind in einem schlechten Zustand", sagte Chandra Giri vom
USGS. 35 Prozent der Mangroven sollen zwischen 1980 und
2000 vernichtet worden sein. Das habe einen enormen
Einfluss auf die Küsten, für die Mangroven bis dahin ein
natürlicher Schutz gegen Wirbelstürme und Tsunamis
darstellten, erläuterte Giri.
Die verbliebenen Mangroven verteilten sich auf 118 Länder
und Gebiete. Asien besitzt 42 Prozent der weltweiten
Mangrovenwälder, Afrika 21 Prozent, Nord- und
Mittelamerika 15 Prozent, Ozeanien 12 Prozent und
Südamerika 11 Prozent.
dpa>
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2.9.2010: Russ nimmt Sonnenwärme auf und erwärmt
die Luft - Forscher Mark Jacobson meint, mit
Russvermeidung liesse sich die Klimaerwärmung
abschwächen
Diese Botschaft ist auch an alle ärmeren Länder gerichtet,
wo die Regierungen bis heute meinen, eine schwarze
Auspufffahne sei "nicht so wichtig", z.B. in Peru. Aber
lesen Sie selbst:
aus: n-tv online: Filter gegen Erderwärmung: Forscher hält
Russ für Klimakiller; 2.9.2010;
http://www.n-tv.de/wissen/Forscher-haelt-Russ-fuer-Klimakiller-article1405596.html
<Wenn weltweit gar kein Ruß mehr produziert würde,
könnte die Temperatur der Arktis um bis zu 1,7 Grad
sinken. Das berechnet ein Experte der Stanford University
in Kalifornien und plädiert für Rußfilter und
Elektroautos.
Rußvermeidung ist der beste und schnellste Weg, das Eis
der Arktis zu schützen. Diesen Schluss zieht Mark Jacobson
von der Stanford University in Kalifornien aus einem
Computermodell. Werde jeglicher Ruß aus der Verbrennung
von Kohle, Öl und Benzin weggefiltert, lasse sich die
Lufttemperatur innerhalb von 15 Jahren um 0,3 bis 0,5
Prozent senken. Dieser Wert könne sich noch verbessern,
wenn der Ruß aus der Holz- und Dung-Verbrennung wegfalle.
Ruß sei nach Kohlendioxid der zweitstärkste
Treibhausfaktor, berichtet Jacobson im "Journal of
Geophysical Research". Doch herkömmliche Klimamodelle
unterschätzten den Ruß-Effekt. "Ruß unter Kontrolle zu
bringen, könnte die einzige Methode sein, die Erwärmung
der Arktis in den nächsten zwei Jahrzehnten deutlich zu
reduzieren", meint Jacobson.
Rußpartikel nehmen Sonnenstrahlen auf
Der Forscher hat in den vergangenen 20 Jahren ein
Computermodell zu Klima, Luftverschmutzung und Wetter
entwickelt, speziell um den Einfluss von Ruß zu
analysieren. Die schwarzen Rußpartikel nehmen die
Sonnenstrahlen direkt auf. Sie erwärmen sich dadurch und
damit auch die sie umgebende Luft. Zusätzlich absorbieren
sie von der Erde reflektierte Sonnenstrahlen, wie auch die
Treibhausgase dies tun.
Doch die Rußpartikel haben laut Jacobson nicht nur einen
Klimaeffekt: 1,5 Millionen Menschen sterben pro Jahr an
rußbedingten Krankheiten, und weitere Millionen leiden an
Atemwegerkrankungen oder Herzkrankheiten – vor allem
Menschen in Entwicklungsländern, wo viel Holz zum Kochen
und Heizen genutzt wird.
Ruß belastet Gesundheit und Klima
Werde weltweit gar kein Ruß mehr produziert, könnte die
Temperatur in Teilen der Arktis um bis zu 1,7 Grad Celsius
sinken, berechnete der Autor. Im vergangenen Jahrhundert
habe sich die Arktis um 2,5 Grad erwärmt - dort steigt die
Temperatur besonders rasch.
Da Ruß nur kurz in der Atmosphäre verweile und dann
ausgewaschen werde, habe eine Verminderung einen schnellen
Effekt. Treibhausgase verbleiben dagegen oft Jahrzehnte in
der Atmosphäre. Jacobson plädierte für den weltweiten
Einbau von Rußfiltern in Fahrzeugen oder gleich den
Einsatz von Elektroautos. Könnten mehr Haushalte in
Entwicklungsländern mit Strom versorgt werden, habe das
neben dem Klimaeffekt zusätzlich einen großen
gesundheitlichen Nutzen.
dpa>
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3.9.2010: Untergangs-Tourismus in Tuvalu - die
Südseeinsel steht vor dem Untergang und die Touristen
kommen - aber die Bevölkerung hat ganz andere Sorgen:
Konserven statt frischer Fisch
aus: Spiegel online: Südseeinsel Tuvalu: Trip mit
Katastrophen-Flair; 3.9.2010;
http://www.spiegel.de/reise/fernweh/0,1518,715383,00.html
<Von Anke Richter
Die winzige Inselgruppe Tuvalu könnte in wenigen
Jahrzehnten versinken, wenn der Meeresspiegel weiter
steigt. Darum tummeln sich hier Katastrophen-Touristen und
Klimaforscher, die Uno schickt viel Geld - doch selbst ein
Staatssekretär gibt zu: "Wir sensationalisieren das
Thema."
Was sie in das viertkleinste Land der Welt führt? "Iko",
erklärt eine junge Japanerin dem Beamten an der
Passkontrolle lächelnd. Sie schwitzt in der Hitze des
Bretterverschlages. Iko? "Eco-Tourist", sie nickt. Drei
Tage hat die Studentin, um Südseekultur mit
Katastrophen-Flair zu erleben. 3800 Dollar hat sie für den
Kurzausflug bezahlt: einmal im Leben nach Tuvalu, bevor es
verschwunden ist.
Zweimal in der Woche landet ein Flugzeug aus Fidschi auf
dem Atoll Funafuti, das wie eine Kette aus Smaragden im
Ozean liegt. Reisende verirrten sich bis vor kurzem kaum
hierher. Jetzt kommen immer mehr Fremde. Scharen von
Forschern und Helfern nehmen ein Volk unter die Lupe, das
es angeblich bald nicht mehr geben wird. Die Insulaner,
die neben der Flughafenbaracke warten, würdigen die
Besucher kaum eines Blickes. Zu viele haben sie in den
letzten Jahren kommen und gehen sehen. Was den Rest der
Welt plötzlich nach Tuvalu zieht, lässt vor Ort die
meisten kalt: das Untergangsszenario durch den Anstieg des
Meeresspiegels.
Die Japanerin und ihre Reisegruppe checken ins einzige
Hotel der Insel ein. Hinter der Terrasse gammelt Müll
zwischen den Steinen. Es stinkt nach Fäkalien. Im
lauwarmen Wasser der Lagune liegen zerbrochene Flaschen
und Blechdosen. Öko und Tourismus - nichts liegt diesem
schwülen, trägen Ort auf den ersten Blick ferner.
5000 Menschen
leben dicht an dicht auf den weniger als drei
Quadratkilometern von Fogafale, der bewohnten
Insel des Atolls Funafuti. Die restlichen 5000 Tuvaluaner
verteilen sich auf die weiteren Atolle und Inseln, die nur
per Schiff zu erreichen sind.
Beton statt Kokospalmen
Fast ein Drittel von Fogafale füllt die geteerte
Landebahn aus. Kokospalmen wurden gefällt, um Platz für
schlichte Betonhäuschen zu machen. Dazwischen drängen sich
Wassertanks, Satellitenschüsseln und Schweinegehege.
Nirgendwo ist man mehr als einen halben Kilometer vom Ufer
entfernt.
Mit dem Flugzeug ist auch ein amerikanischer
Wissenschaftler gelandet. Er ist schon zum dritten Mal
hier. Fragebögen will er diesmal verteilen. Außerdem
braucht er noch einen Fischer. "Und irgendwas mit Kultur.
Alte Leute oder so." Die Climate-Change-Beauftragte von
Tuvalu telefoniert und organisiert die Interviews. Es sind
immer die gleichen Gestalten, die als Darsteller im
Klimawandel-Drama dienen müssen. Denn wer in diesen Zeiten
beruflich nach Tuvalu reist, hat stets ähnliche Anliegen:
eine Studie, ein Interview, ein Projekt. Da niemand in
Tuvalu direkte Not leidet, wirkt der Einsatz umso
bemühter.
Die Japaner brechen zur ersten Besichtigung auf.
"Erosion" heißt die Sehenswürdigkeit am Ufer. Je höher und stärker
die Flut, desto entblößter sind hier die Wurzeln der
Bäume. Wie gefällte Riesen liegen graue Palmen auf dem
Korallenkies. Leichenberge, zum Gruseln. Winzige
Digitalkameras glitzern in der Nachmittagssonne.
Nirgendwo hat Tuvalus Schicksal so viel Medienecho
gefunden wie in Japan. Jedes Jahr im Februar, wenn die
jährliche Springflut droht und Teile der Insel kurzfristig
unter Wasser stehen, rückt pro Woche ein asiatisches
Kamerateam an. "Sie filmen immer das Gleiche, sie stellen
immer die gleichen Fragen", sagt Shozo Tsunashima, der für
eine japanische NGO in Tuvalu arbeitete. "Doch der ganze
Hype geht komplett an der Wirklichkeit vorbei."
Die erhoffte Katastrophen-Stimmung wird den Besuchern
nicht geboten. Ob bei den Jugendlichen auf ihren
klapperigen Mopeds, die amüsierte bis verlegene Blicke
wechseln, oder den Frauen, die am Ufer Kleidung waschen
und ratlos die Schultern zucken: Die Fragen nach der
momentanen Stimmungslage will keiner mehr hören.
Religion gegen Flutangst
Daran ist nicht zuletzt die Religion schuld. Tuvalu ist
zutiefst christlich. In der Bibel verspricht Gott Noah,
keine weitere Flut auf die Erde zu senden. Vor allem bei
den Älteren lässt der Glaube die Furcht vor einer
Überschwemmung nicht zu. "Erst wenn ich nie mehr einen
Regenbogen sehe", so hat es mal einer der alten Männer
ausgedrückt, "werde ich mich gegen den Klimawandel
wappnen." In ihrem kleinen Büro neben dem Internetcafé
koordiniert Pasemeta Talaapa die Entwicklungshilfe der EU.
"Niemand hier fühlt sich akut bedroht - das ist Unsinn.
Wir wollen alle einfach nur ein normales Leben führen",
sagt die resolute Dame.
Die aktuellen Probleme seien ganz andere: Alkohol,
Diabetes, Gewalt. Umweltverschmutzung, Überbevölkerung.
Korruption. Dass alle nur auf Almosen warten. "Wer geht
denn noch fischen oder pflanzt etwas an?" Sie klingt
resigniert. "Eine Dose zu öffnen ist leichter." Die
Situation von Tuvalu in den Zeiten des Klimawandels, so
beschrieb es ein Beobachter, sei die eines Krebspatienten
im Endstadium, der sich um Aids sorge. Die
"Coca-Kolonialisierung" hat auf die Lebensqualität der
Tuvaluaner eine unmittelbar schädlichere Auswirkung als
der CO2-Ausstoß. Doch davon hört
man auf der internationalen Tribüne wenig.
Stattdessen wird der mediale Mitleidskreuzzug geführt.
Die Propaganda-Maschine läuft. Vor vier Jahren behauptete
der damalige Premierminister Tuvalus vor der
Uno-Vollversammlung, die klimatische Bedrohung sei für
sein Volk "eine langsame und heimtückische Form von
Terrorismus". Einer seiner Vorgänger sprach vom "Genozid
durch Umweltzerstörung".
Polemik ist die beste Waffe im Kampf um Aufmerksamkeit.
"In 50 Jahren heimatlos" ist das Mantra, das Tuvalus
Oberste stets herunterbeten - auch wenn diese Prophezeiung
ernsthaften Schätzungen nach unhaltbar ist. Aber wer
streitet schon mit Ertrinkenden um 100 oder 200 Jahre?>
2.
Teil: "Wir sensationalisieren das Thema" [und verdienen
damit Geld - die geziehlte Streuung von Untergangslügen]
aus:
http://www.spiegel.de/reise/fernweh/0,1518,715383-2,00.html
<In den vergangenen 60 Jahren sind viele der Inseln
jährlich sogar um zwei Millimeter gestiegen, statt zu
sinken. In der gleichen Situation wie Tuvalu sind all die
anderen flachen Atolle, deren höchste Erhebungen keine
fünf Meter betragen. Doch niemand schlägt in Tokelau,
Kiribati oder auf den Marshall-Inseln Alarm - was auch
daran liegt, dass die Tuvaluaner die ersten mit
Internetzugang waren. Mit dem Verkauf der "tv"-Domain
wurde der Beitritt in die Uno gezahlt.
Afafoa Irata, Staatssekretär im Außenministerium, gibt
freimütig zu: "Wir sensationalisieren das Thema." Was er
sich davon verspreche? "Geld und Pässe." Denn die
Emigration in reiche Nachbarstaaten ist auch dann für
viele Insulaner attraktiv, wenn keine Evakuierung droht.
Wer darüber negativ berichte, so Irata, komme auf eine
schwarze Liste.
Am zweiten Tag der Untergangstour geht es für die
japanischen Besucher einmal per Boot quer über die Lagune
nach Tepuka Savilivili, an den Ground Zero der
Südsee: ein Flecken, kahl wie eine Mondlandschaft. Nur ein
Stück Styropor bleicht in der Sonne auf den Korallen. Drei
Zyklone machten im Jahr 1997 die Vegetation des Inselchens
zunichte. 200 Dollar kostet die Fahrt nach Tepuka
Savilivili, am Katastrophen-Tourismus lässt sich gut
verdienen.
An allem ist plötzlich der Klimawandel schuld
"Natürlich ist der Klimawandel ein riesiges Problem",
sagt Arthur Webb, Küsten-Spezialist bei der
geowissenschaftlichen Organisation Sopac in Fidschi. "Aber
das ist nicht alles, was in Tuvalu passiert. Es ist nur
ein Teil davon." Er spricht über Tiden-Zyklen, die über
Jahrzehnte und Jahrhunderte verlaufen. Über Erosion als
natürlichen Prozess, den es immer schon gab: Das Meer
nimmt Strand an einer Stelle weg und häuft ihn woanders
wieder an. "Atolle verändern sich ständig. Da wird so
vieles durcheinandergebracht. Alles heißt jetzt plötzlich
climate change."
Die schlimmsten Schandflecken Tulavus sind die borrow
pits - Löcher am Straßenrand von der Größe eines
Tennisplatzes. Sie wurden im Zweiten Weltkrieg von den
Amerikanern gegraben und nie wieder aufgefüllt. Jetzt sind
sie giftige, brackige Müllkippen und für Funafuti momentan
eine größere ökologische Katastrophe als ein Ansteigen des
Meeresspiegels. Die Hydrologie des Bodens ist dadurch
schwer gestört. Im versalzenen Grundwasser sterben
Pflanzen ab. Aber solche Fakten sind im PR-Krieg nicht
unbedingt erwünscht. Sopac-Experte Webb sieht es
pragmatisch: "Tuvalus starke Stimme hilft der ganzen
Pazifikregion. Die Bedrohung ist real."
Es ist Abreisetag auf Funafuti. Die Japanerinnen kaufen
vor der Flughafenbaracke Muschelketten und fotografieren
sich gegenseitig. Der kalifornische Wissenschaftler
strahlt, schüttelt Hände. Die Fragebögen für die Datenbank
seien so gut wie fertig, verkündet er. Ein großer,
schwerer Mann im frisch gebügelten Hawaiihemd checkt sein
Gepäck ein: Der Finanzminister Tuvalus muss zu einer
Konferenz nach Brüssel. Danach wird er sich um den "Global
Environmental Fund" kümmern, den die Vereinten Nationen
den 14 vom Klimawandel betroffenen Pazifikstaaten als
Geldspritze zukommen lassen. Wie viel davon erhält Tuvalu?
"Wir sollten an der Spitze stehen", sagt der Minister.
Das Flugzeug landet. Es spuckt wieder Weiße aus. Ein
Fotograf, eine Soziologin, zwei Volunteers, die Bäume
pflanzen wollen. The show must go on.>
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Wachsende Inseln im Pazifik
-- die Inseln wachsen zum Teil, weil Korallenschutt an die
Küsten treibt
(http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-55558-2.html)
-- Inseln werden an einigen Teilen kleiner, wachsen aber
an anderen Stellen, so die Inseln Paava und Fualifeke
(http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-55558-3.html)
-- auch ein Atoll im Inselreich Tuvalu hat in den letzten
60 Jahren an Fläche gewonnen
(http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-55558-4.html)
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13.9.2010: Grönland wird immer mehr eisfrei,
wärmer, fruchtbarer und ein bisschen wohnlich
aus: Tagesanzeiger online: Dieses Land macht der
Klimawandel reich; 13.9.2010;
http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/natur/Dieses-Land-macht-der-Klimawandel-reich/story/22484912
<Waldbrände, Fluten, Schlammlawinen: Viele Länder
leiden zunehmend unter dem Klimawandel. Wetterextreme
scheinen sich zu häufen. Doch für ein Land wird dadurch
der Weg zu ungeheuren Bodenschätzen frei.
Auf Grönland
scheint das Ende der Eiszeit in Sicht. Den Süden
der Rieseninsel am Polarkreis hat der Klimawandel bereits
erfasst. «Wir können hier mittlerweile Kartoffeln
anbauen und Freiland-Erdbeeren heranziehen», sagt der
Leiter der Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt in
Upernaviarsuk, Anders Iversen.
«Seit fünf Jahren ist der Fjord hier gar nicht mehr
zugefroren», sagt die Einheimische Etta Lyberth. «Vor zehn
Jahren konnten wir ihn im Winter noch mit dem
Motorschlitten überqueren.» Vielen Einheimischen ist diese
Entwicklung jedoch durchaus recht.
Bessere Geschäfte
«Die
Touristensaison wird länger, wir können bessere
Geschäfte machen», argumentiert etwa Bootsführer
Erninnguaq, der aus dem Dorf Nanortalik Schiffstouren zu
den Gletschern Sermeq und Sermitsiaq anbietet. An diesem
südlichsten Ende der rund 2000 Kilometer langen
Inlandeiskappe Grönlands sind die Folgen des Klimawandels
nicht zu übersehen.
«Bis vor rund 100 Jahren ist der Gletscher noch
gewachsen, jetzt zieht er sich jedes Jahr um etwa 15 Meter
zurück», hat der pensionierte Lehrer Niels Tækker Jepsen
beobachtet. Die
Durchschnittstemperaturen seien binnen weniger Jahre um
rund zwei Grad gestiegen. «Diesen Sommer hatten
wir mehrfach
Temperaturen über 30 Grad Celsius.»
Die Inuit kamen um 1400 von Alaska übers Eis nach
Grönland, als die Wikinger vor der beginnenden kleinen
Eiszeit in Nordeuropa und Amerika flohen. Jahrhunderte
lang lebten sie - ideal an die Kälte angepasst - als Jäger
und Fischer. Heute ist ein grosser Teil der rund 55'000
Grönländer abhängig von staatlicher Hilfe der einstigen
Kolonialmacht Dänemark.
Streit wegen Uran - [und andere Bodenschätze werden
freigelegt - abbauen oder nicht]
«Für Grönland ist es deswegen eine Riesenchance, dass der
Klimawandel den Weg zu den ungeheuren Bodenschätzen frei
macht», ist der Unternehmer Rasmus Rasmussen überzeugt. Er
gehört zu den Experten, die ein riesiges vermutetes
Erzvorkommen oberhalb des Hafen von Narsaq untersuchen.
«Durch den Erzabbau könnten hier 2000 neue Arbeitsplätze
entstehen», ist sich Rasmussen sicher.
«Der Klimawandel kann unsere Gesellschaft spalten», warnt
hingegen der grönländische Philosoph und Theologe, Finn
Lynge. Ein Grund dafür: In der geplanten Erzmine wird auch
Uran vermutet. Dessen möglicher Abbau teilt das Dorf schon
jetzt in zwei unversöhnliche Lager.
«Das für
Grönland typische Gemeinschaftsgefühl ist zerbrochen.
Selbst wenn die Mine nicht gebaut wird, hat sie jetzt
bereits irreparable Schäden angerichtet», sagt Lynge.
Ähnliche Diskussionen werden auch in anderen Orten
geführt, an denen das schmelzende Eis den Zugriff auf die
ungeheuren Bodenschätze zulässt.
Gletscherwasser verkaufen - [eine "grüne Entwcklung"
für Grönland - Gemüseanbau - Gletscherwasserverkauf]
«Dieses Land steht mit dem Klimawandel vor einer
tiefgreifenden Veränderung und sucht nach der Richtung, in
die es sich entwickeln kann», so Lynge. Das von der
sozialistischen Partei «Inuit Ataqatigiit» geführte
Parlament setzt grosse Hoffnungen auf eine «grüne»
Entwicklung Grönlands.
Neben dem Ausbau eines «sanften» Tourismus für
Naturbegeisterte und Outdoor-Aktivisten könnte die
Landwirtschaft dazu zählen. Die 52 Schaffarmer an der
Südküste sollen künftig auch Gemüse anpflanzen. Dank des
Klimawandels seien die Sommer dafür mittlerweile lang
genug, berichtet Landwirt Iversen. Allerdings sei es in
den letzten drei Jahren während der ersten Sommerwochen
extrem trocken gewesen.
Unternehmer Rasmussen hat deswegen bereits eine ganz
andere Geschäftsidee im Zusammenhang mit dem Klimawandel
entwickelt. Nahe der grönländischen Hauptstadt Nuuk liess
er für zehn Millionen US-Dollar eine Fabrik zum Abfüllen
von schmelzendem Gletscherwasser errichten. (bru/sda)>
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14.9.2010: <Kein Eis mehr da
- Walrosse stürmen Alaska> - und vielleicht kommen
auch bald die Eisbären an Land
Es ist ja den Industriestaaten egal, was das Klima macht.
Den Umbau der Gesellschaft von Autonationen in
Velonationen haben die Grünen weltweit verpasst, viele
"demokratische" Wahlsysltem lassen erst gar keine grünen
Parteien an die Regierungsbeteiligung (sehr
"demokratisch"), und die "USA" sind jetzt dann bald 10
Jahre lang nur mit Kriegen beschäftigt - und das Klima
wird immer wärmer und wärmer. Die Strände werden nun auch
von Tieren aufgesucht, wenn das Eis wegschmilzt, und die
Tiere werden nicht um Erlaubnis fragen. Aber lesen Sie
selbst:
aus: n-tv online; 14.9.2010;
http://www.n-tv.de/wissen/Walrosse-stuermen-Alaska-article1489881.html
<Zwischen Russland und Alaska gibt es im Sommer kein Eis
mehr - für die Walrosse heißt es, dass der Weg zum Futter
weiter wird. Für die Gemeinden an der Küste von Alaska
heißt es, dass sie sich an die Walrosse gewöhnen müssen.
Zehntausende Walrosse flüchten sich in Alaska an Land,
weil ihnen die Eisschollen unter dem Bauch wegschmelzen.
Die amerikanische Behörde US Geological Survey schätzt die
Zahl der Riesensäuger, die derzeit Strände am
Nordpolarmeer und an der Beringstraße bevölkern, auf
wenigstens 10.000 bis 20.000.
Zu den Orten, die von der Invasion betroffen sind, gehört
auch das 234-Einwohner-Dorf Point Lay. "Ich lebe jetzt
schon 37 Jahre hier. Aber so etwas habe ich noch nicht
gesehen", sagte der Chef der örtlichen Feuerwehr, Bill
Tracey, der Zeitung "Alaska Dispatch".
Das Pazifische Walross (Odobenus rosmarus divergens)
sucht seine Nahrung - Kleintiere wie Muscheln, Schnecken
und Krebse - auf dem Meeresboden. Es taucht bis zu 250
Meter tief und nimmt bis zu 50 Kilo am Tag zu. Zum
Verdauen ruhen sich die Kolosse anschließend auf
Eisschollen aus - zumindest taten sie das in der
Vergangenheit.
Futter ist weiter weg
Jetzt aber gibt es im Sommer kein
Eis
mehr in der Wasserstraße zwischen Russland und dem
Nordwestzipfel von Nordamerika, stellen die US-Forscher
fest. Das heißt, die Tiere müssen sich zwischen der Nähe
zum Futter und einem Platz zum Schlafen entscheiden. Unter
der Umstellung dürften vor allem die Jungtiere leiden, die
noch nicht so weit schwimmen können. Betroffen sind auch
die Mütter. Sie lassen ihren Nachwuchs die ersten zwei
Jahre nicht aus den Augen.
Gefährdet sind die Jungtiere auch an Land. Walrosse sind
schreckhaft. Bricht Panik aus, etwa durch Flugzeuglärm,
werden Junge auf der Flucht ins Wasser leicht von den
ausgewachsenen Tieren erdrückt. Eine andere Gefahr
scheinen Kommunen wie Point Lay bisher gebannt zu haben.
Dem "Alaska Dispatch" halten sich Jäger zunächst noch an
den Appell, die Tiere nicht zu schießen.
Schon 2007 und 2009 hatten sich Walrosse in ihrer Not in
die Nähe von Alaskas Zivilisation gewagt. Ihre Anzahl
machte jedoch nur einen Bruchteil der Landgänger dieses
Sommers aus. Die Einwohner von Point Lay befürchten, dass
die Überreste der erdrückten Jungtiere weitere
"Besucher" anlocken könnten: Auch
Eisbären kämpfen angesichts des schwindenden Polareises
ums Überleben und sind auf jeden Bissen angewiesen.
dpa>
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24.9.2010: Ein "riesiger Fladen salzarmen
Wassers im Nordatlantik" soll 1968-1972 eine Abkühlung
des Atlantiks und eine kleine Klima-Umkehr bewirkt
haben
aus: Spiegel online: Siebziger Jahre: Meereskälte soll
Klimawende ausgelöst haben; 24.9.2010;
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,719166,00.html
<Von Axel Bojanowski
REUTERS
Ozean: Plötzliche Kühlung
Rätselhafter Kälterückfall: In den siebziger Jahren legte
die Erwärmung eine Pause ein. Klimasimulationen machten
Schwefelwolken verantwortlich. Doch nun zeigt sich, dass
Ozeane den Temperatureinbruch ausgelöst haben könnten -
sie kühlten 1968 rapide ab.
Anfang der siebziger Jahre machte die Klimaerwärmung
Pause und die Welttemperatur fiel einige Jahre lang.
Forscher erklärten die Abkühlung damit, dass Fabriken
vermehrt Schwefeltröpfchen ausgestoßen hatten: Die
Teilchen legten sich als Schleier um die Erde und
blockierten das Sonnenlicht. Dass es bald wieder wärmer
wurde, lag am zunehmenden Ausstoß von Treibhausgasen. Auf
dieser Theorie basieren die Computermodelle, mit denen das
Klima der Zukunft simuliert wird.
Jetzt stellt sich heraus: Die Theorie ist unvollständig.
Eine plötzliche Abkühlung der Ozeane auf der Nordhalbkugel
habe entscheidend zum Fallen der Lufttemperaturen
beigetragen, berichtet ein internationales Forscherteam im Wissenschaftsmagazin "Nature". Das
Phänomen war bisher übersehen worden - die
Temperaturmessungen unterliegen Unsicherheiten. Es habe
viel Zeit gekostet, mögliche Fehlinterpretationen der
Daten auszuschließen, zitiert ein weiterer "Nature"-Artikel
Phil Jones von der University of East Anglia in
Großbritannien, einen Mitautor der Studie.
Gigantische Energiemenge entzogen
Die Wissenschaftler um John Wallace von der University of
Washington haben Temperaturdaten der Meere analysiert und
eine erstaunliche Entdeckung gemacht: Von 1968 bis 1972
fielen die Meerestemperaturen auf der Nordhalbkugel um 0,3
Grad Celsius - eine erhebliche Abkühlung angesichts der
betroffenen Wasserschicht von mehreren hundert Metern: Den
Ozeanen wurde eine gigantische Energiemenge entzogen. Vor
allem, dass die Kühlung so plötzlich kam, sei
überraschend, betonen die Forscher.
Das Ereignis fiel zusammen mit einer Abkühlung der Luft,
die bislang mit den Sonnenlicht abweisenden Abgaswolken
aus Fabriken erklärt wurde, den sogenannten Aerosolen.
Doch dieser Schleier könne den Ablauf der Ereignisse nicht
erklären, meinen Wallace und seine Kollegen: Vermutlich
habe der Umschwung der Meerestemperaturen einen
erheblichen Beitrag geleistet, schreiben die Forscher in
"Nature". Für diese These spricht, dass sich die
gleichzeitige Klimawende ebenfalls vor allem auf der
Nordhalbkugel abspielte.
Der Einfluss der Aerosol-Wolken wäre demnach geringer als
angenommen. Auch als Auslöser der Meereskälte kämen sie
kaum in Frage, meinen die Autoren der "Nature"-Studie. Die
Abkühlung der Ozeane auf der Nordhalbkugel sei allzu
abrupt verlaufen, um von allmählich aufziehenden Aerosolen
bewirkt worden zu sein.
Kalter See im Meer
Möglicherweise lässt sich der ozeanische
Temperatursturz mit einem anderen Mysterium erklären, das
die Wissenschaft seit geraumer Zeit bewegt: Von 1968 bis
1982 trieb ein riesiger
Fladen salzarmen Wassers im Nordatlantik. Sein
geringer Salzgehalt machte ihn leichter als das übrige
Meerwasser und sorgte dafür, dass er quasi wie ein See im
Ozean trieb. Vermutlich habe ein langjähriger Schub
Gletscherschmelze aus Grönland die sogenannte Große
Salzanomalie ausgelöst, meinen Experten. Womöglich stehe
das Ereignis in Zusammenhang mit der plötzlichen
Abkühlung, erklärt nun der Klimatologe Gavin Schmidt in
"Nature". Indes: Was dort im Einzelnen geschehen sei,
müsse noch erforscht werden.
Das derzeit diskutierte Szenario wäre etwa folgendermaßen
abgelaufen: Von Grönlands Gletschern stürzt Ende der
sechziger Jahre vermehrt Schmelzwasser in den Nordatlantik
und legt sich wie ein Deckel aufs Meer. Zum einen kühlt
das Schmelzwasser von selbst das Meer. Zum anderen hemmt es den Golfstrom,
der warmes Wasser aus den Tropen in den Norden schwemmt.
Die Folge: Auch die Luft kühlt ab.
Das Szenario kann allerdings kaum erklären, warum sich
gleichzeitig der Nordpazifik abkühlte - wenn auch nicht so
stark wie der nördliche Atlantik. Die Wissenschaftler
jedenfalls werden ihre Klimasimulationen verfeinern
müssen. Die neue Studie hat gezeigt: Der Einfluss der
Ozeane ist größer als angenommen.>
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29.9.2010: Längere Allergie-Saison wegen
Klimawandel
aus: Stern online: Volkskrankheiten: Klimawandel wird zur
Plage für Allergiker; 29.9.2010;
http://www.welt.de/wissenschaft/volkskrankheiten/article9956985/Klimawandel-wird-zur-Plage-fuer-Allergiker.html
<Die Saison für Allergiker droht
durch die Erderwärmung immer länger zu werden. Ein
Berliner Forscher erklärt, woran das liegt.
- In
Deutschland leiden rund 18 Millionen Menschen unter
Heuschnupfen, Tendenz steigend. Inzwischen schniefen und
keuchen manche Allergiker fast das ganze Jahr. Daran ist
der Klimawandel nicht ganz unschuldig
Viele Menschen können dem Klimawandel auch gute Seiten
abgewinnen. Zum Beispiel, dass die Herbstmonate wärmer
werden. Für Allergiker hat das allerdings fatale Folgen.
„Die Verbreitung und die Zusammensetzung der Pollen
zeigen Veränderungen, bedingt durch wärmere Winter- und
Herbstmonate“, sagte Professor Karl-Christian Bergmann
vom Allergiezentrum des Berliner Universitätsklinikums
Charité. „Eine Folge ist, dass die „Saison“ für die
Heuschnupfenpatienten früher beginnt und später endet.“
„Zum Teil schon Mitte Dezember geht es los mit den
Haselnusspollen. Und dadurch, dass Kräuterpollen wie
Beifuß oder Ambrosia länger fliegen, hört die Saison für
einige erst Ende Oktober, Anfang November auf“, sagte
Bergmann der Nachrichtenagentur dpa. „Das gab es früher
so nicht: Ende Januar, Anfang Februar ging es los und
Anfang Oktober war Schluss.“
Bergmann ist auch Vorsitzender des Vereins „Deutscher
Lungentag“. Die bundesweite, dezentrale Veranstaltung
rückt in diesem Jahr den Heuschnupfen in den
Mittelpunkt. Motto: „Neues von der Klimabörse -
Hochkonjunktur für Allergien“. In rund 200 Praxen und
Kliniken gibt es am 2. Oktober Lungentests,
Sauerstoffmessungen, Vorträge und Informationen. „Meist
kommen 50.000 bis 65.000 Besucher.“
Nach Bergmanns Angaben steigt auch die Zahl der
Pollen-Asthmatiker. „Die Pollen wirken zusammen mit
anderen Stoffen, die mit in der Luft sind. Pollen können
sich etwa mit Rußpartikeln vom Dieselmotor zusammentun.
Wenn diese Kombination eingeatmet wird, hat sie eine
wesentlich stärkere Wirkung für die Allergie, als wenn
ich die Stoffe getrennt einatme.“
Zudem gebe es Pollen neuer Pflanzen in Deutschland, zum
Beispiel der Ambrosia-Pflanze aus Amerika. Dazu kommt
das Glaskraut aus Italien. „Und Olivenpollen, weil immer
mehr Olivenbäume hier angebaut werden, etwa in Holland.
Es kann auch sein, dass Pollen aggressiver, allergener
geworden sind. Da wissen wir noch längst nicht alles“,
räumte Bergman ein.
Neu ist auch, dass häufiger Menschen im Seniorenalter
erstmals Heuschnupfen bekommen. „Vor Jahrzehnten bekamen
die meisten als Kind oder Jugendlicher diese Allergie.
Heute kommen 70-Jährige zu uns in die Charité und wir
stellen einen ganz frischen Heuschnupfen fest“, wunderte
sich der Allergie-Experte. „Das ist neu und
ungewöhnlich.“
„Neu beim Heuschnupfen ist auch, dass viele Patienten
zugleich einige Kern- und Steinobstsorten oder Gemüse
nicht mehr vertragen.“ Zum Beispiel könnten einige
Menschen, die gegen Birkenpollen allergisch seien, auf
einmal keinen Apfel mehr essen, berichtete Bergmann.
„Bei ihnen schwillt die Zunge an, die Mundschleimhaut
brennt, ein starker Juckreiz ist da. Diese
Unverträglichkeit hat mittlerweile jeder zweite
Heuschnupfenpatient in Deutschland.“ Es sei aber unklar,
ob diese sogenannte „Kreuzreaktivität“ etwas mit dem
Klimawandel zu tun habe.
„Die langfristig beste Lösung ist heute die
Immuntherapie, entweder als Spritze oder als Tablette
oder als Tropfen“, sagte Bergmann. „Das aber nur, wenn
man es früh, am besten in den ersten fünf Jahren nach
dem Auftreten der Krankheit macht.“ Nach 20 Jahren sei
die Krankheit kaum noch zu verändern. „Leichtere Fälle
sind mit Medikamenten gut zu behandeln, die man nur bei
Bedarf nimmt, die Antihistaminika.“
dpa/cc>
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Schweiz 9.9.2010: Längere Trockenperioden
bringen Probleme in Karstgebieten - erhöhte
Temperaturen lassen die Gletscher verschwinden
aus: Beobachter online, Ausgabe 7/2010: Wasser: Die
Schweiz droht auszutrocknen; 9.9.2010;
http://www.beobachter.ch/natur/forschung-wissen/klima-wetter/artikel/wasser_die-schweiz-droht-auszutrockenen/
- <Text: Stefan Stöcklin
Die
Zukunft wird trocken: Die Gletscher werden wegen der
Klimaerwärmung verschwinden, und es wird weniger
regnen. Forscher ergründen die Wasserreserven der
Schweiz, um Konflikten um deren Nutzung vorzubeugen.
Wer diesen Sommer eine Gartenparty plante oder ein
Open Air besuchen wollte, brauchte Wetterglück.
Selten hat es so oft geregnet: In Walenstadt
durchkreuzte ein Sturm die Premiere des Musicals
«Die Schwarzen Brüder», in Zürich tanzten wegen der
Nässe «nur» 650' 000 an der Street Parade, und in
Basel musste das beliebte Rheinschwimmen abgesagt
werden – zum zweiten Mal in 30 Jahren. «Was ist mit
dem Sommer los?», fragten sich viele. Auch die
Klimaforscher stutzten – allerdings aus dem
gegenteiligen Grund: wegen Trockenheit.
Die erste Hälfte des Julis war hierzulande eine der
wärmsten überhaupt und im Süden und Westen viel zu
trocken. Das hatte Folgen, zum Beispiel im Waadtland
am Fusse des Juras: Die Hitze hielt an, der Regen
blieb aus, und das Flüsschen Venoge verkam zum
traurigen Rinnsal, sein Oberlauf trocknete aus. Die
Behörden schränkten den Wasserkonsum ein: Die
Landwirte durften kein Wasser abpumpen, um ihre
Reben zu bewässern – und sogar das Trinkwasser wurde
rationiert. Ein Vorbote dessen, was uns der
Klimawandel noch bescheren wird.
Wenige Tage nach dem Ende der Wassernot beugt
sich der Hydrogeologe Pierre-Yves Jeannin, 45, über
die wichtigste Quelle der Venoge. Sie liegt in einem
Waldstück etwas oberhalb des Dörfchens L’Isle. Seit
den Trockentagen hat es kräftig geregnet, und der
Chaudron, wie die Hauptquelle heisst, schüttet aus
einer Felsöffnung wieder beachtliche Mengen Wasser.
«Ich schätze, 800 Liter pro Sekunde», sagt Jeannin
mit geübtem Blick auf das Wasser, das aus einer
Öffnung im moosbewachsenen Karstgestein schiesst.
Säuberlich trägt er den Wert auf einer Karte ein,
dann gehts hinauf, einem trockenen Flussbett entlang
zu Le Puits, einer weiteren Venoge-Quelle, die erst
zu sprudeln beginnt, wenn der Chaudron überläuft.
Doch Le Puits ist trocken, wie das leere Flussbett
vermuten liess – und dies schon seit einiger Zeit,
worauf der grüngelbe Moosbewuchs schliessen lässt.
des Grundwasservorrats der Schweiz
befinden sich in Karstgebieten – 120 Kubikkilometer
Wasser. Dabei nimmt Karst nur 20 Prozent der
Landesfläche ein, vor allem im Jura, in den Voralpen
und in einigen Alpenregionen. Karstgegenden sind
unterirdisch wasserreich, oberirdisch dagegen
anfällig für Trocken-heit. Regenwasser fliesst im
Karst rasch ab – und schafft im löslichen Gestein
Dolinen, Höhlen und Schächte. Karst-wasser
verschmutzt leicht und muss in der Regel gereinigt
werden, bevor es geniessbar ist.
Dass sich der Wassermangel gerade hier bemerkbar
macht, überrascht wenig: Das Einzugsgebiet der
Venoge-Quelle liegt in einem Karstgebiet. «Karst ist
anfällig auf Trockenheit», sagt Jeannin. Regenwasser
versickert rasch und verschwindet in unterirdischen
Gängen und Höhlen. Karst macht 20 Prozent der
Landesfläche aus und ist vor allem im Jura, in den
Voralpen und Teilen der Alpen weitverbreitet. Die
Situation in diesen Gegenden ist paradox: An der
Oberfläche hat es wenig Wasser, im Untergrund sehr
viel. «Gut die Hälfte der gesamten
Grundwasserreserven der Schweiz liegen in
Karstgebieten, geschätzte 120 Kubikkilometer
Wasser, fast doppelt so viel wie in den Gletschern»,
sagt Jeannin. Eine gewaltige Menge angesichts der
Tatsache, dass die Schweizer Haushalte und das
Kleingewerbe gerade mal einen halben
Kubikkilometer Trinkwasser pro Jahr verbrauchen.
Doch diese Karstreservoire sind wenig bekannt und
schlecht erschlossen. Das Abfluss- und
Grundwassersystem dieser Gebiete ist kaum erforscht.
Jeannin hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese
Lücken zu schliessen. Quelle für Quelle sucht er mit
seinem Team ab und notiert die Abflussmengen. Ziel
ist eine Gesamtschau, die die geologischen
Verhältnisse im Untergrund mit einbezieht.
Mit Niederschlägen und Zuflüssen gelangt etwa
gleich viel Wasser ins Land, wie abfliesst und
verdunstet. Die Reserven betragen ein Vielfaches
des jährlichen Durchflusses.
|
Die
Wasserbilanz für die Schweiz mit Zufluss,
Verbrauch und Abfluss, Grafik [4]
(Quelle: trinkwasser.ch/Landeshydrologie
Schweiz; Infografik: Beobachter/DR)
Der Zufluss an Wasser besteht aus
Niederschlag (60,1 Mrd. m3)
und aus Zuflüssen aus dem Ausland (13,1
Mrd. m3),
macht total 73,2 Mrd. m3.
In der Schweiz bestehen zudem
Grundwasserreserven von 240 Mrd. m3, und
gebundenes Wasser in Gletschern von 65
Mrd. m3.
Jährlich wird 1 Mrd. m3
als Trinkwasser und für die Landwirtschaft
genutzt. Das ist doch gar nicht so viel,
wenn man die 73,2 Mrd. m3
Zufluss berücksichtigt.
Unter Abfluss des Wassers fällt die
Verdunstung (20 Mrd. m3)
und der Abfluss ins Ausland (53,5 Mrd.m3).
|
Scheinbar ist
die Rückbehaltung des Wassers irgendwie
falsch organisiert oder noch nicht gut
organisiert.
In dieser Grafik fehlt ausserdem natürlich
die Angabe, wie verschmutzt das Wasser
ist, wenn es in die Schweiz kommt, und wie
verschmutzt das Wasser ist, wenn es die
Schweiz verlässt, z.B. mit
Medikamentenrückständen. Aber das ist ein
"Geheimthema"... |
Karst ist Jeannins Leidenschaft. Seit seiner
Jugend erforscht er das verwitterungsanfällige
Gestein, zunächst als Hobbyhöhlenforscher, dann
als Wissenschaftler an der Uni Neuenburg. Als
Hydrogeologe betreibt er das Schweizerische
Institut für Speläologie und Karstforschung
(Siska) in La Chaux-de-Fonds.
Jetzt, wo klar wird, dass im Wasserschloss Schweiz
Wasser zur Mangelware wird, wächst das Interesse am
Karst und an Jeannins Kenntnissen. Im Auftrag des
Kantons Waadt und im Rahmen des Nationalen
Forschungsprogramms (NFP) 61 arbeitet er an einem
Karstinventar, vor allem in von Trockenheit
bedrohten Regionen wie dem Waadtland, dem Jura oder
dem Wallis, aber auch in anderen Gegenden wie bei
Flims, wo ein Strassentunnel durch Karstgestein
getrieben wurde. «Die Suche nach Quellen und ihren
Verbindungen ist Detektivarbeit», sagt Jeannin.
Denn im Karst ist oft nicht klar, wo das Wasser, das
abfliesst, wieder rauskommt. Um Notsituationen im
Sommer vermeiden zu können, müssen diese Wassergänge
bekannt sein.
Die Hitzewellen und Trockenphasen des vergangenen
Sommers dauerten hierzulande im Unterschied zu
Gebieten in Südeuropa oder Russland nur wenige Tage.
Sie sind lediglich eine kleine Kostprobe von dem,
was Klimaforscher für die Jahre ab 2050 für die
Schweiz erwarten. Die Prognosen sind im Bericht
«Klimaänderung und die Schweiz 2050» des OcCC
aufgelistet, einem vom Bundesrat beauftragten
beratenden Organ für Fragen der Klimaänderung.
Gegenüber 1990 werden die mittleren Temperaturen
demnach um 1,8 bis 2,8 Grad ansteigen. Gebietsweise
kann die Erwärmung deutlich von den Mittelwerten
abweichen und sogar vier Grad betragen. Für die
Winter werden um acht bis elf Prozent mehr
Niederschläge erwartet, für die Sommer dagegen um
bis zu 19 Prozent weniger. Das bedeutet zum
Beispiel für Sion in den Monaten Juli und August je
20 Liter weniger Regen pro Quadratmeter, und dies
bei einem eh schon trockenen Klima. Der
Feuchtigkeitsgehalt im Boden wird abnehmen, und die
Grundwasserbildung wird reduziert. Die Verdunstung
hingegen nimmt zu. Wasser wird im Sommer vielerorts
zum knappen Gut.
Gefährdet sind Karstregionen im Jura und das Umfeld
von Flüssen, die vom Schmelzwasser der Gletscher
abhängen. Die trockenen Aussichten sind der Grund,
weshalb der Bund dieses Jahr ein millionenteures
Programm zum Thema Wassernutzung gestartet hat, in
dessen Rahmen das Thema Trockenheit unter
verschiedenen Blickwinkeln bearbeitet wird. Zwar
gebe es in der Schweiz grosse Wasserreserven, sagt
Programmleiter Christian Leibundgut. Aber um deren
Verteilung werde in Zukunft hart gerungen. «Wir
müssen uns auf diese Änderungen vorbereiten.»
Andreas Bauder, 41, steht am Fusse des Furkapasses
bei Gletsch und blickt hinauf zum Rhonegletscher.
Über die nackte Felskante fliesst viel Wasser – und
das ist eine schlechte Nachricht. Um acht Uhr
morgens im August schwitzt der Gletscher schon
stark. Eine Stunde später steht Bauder bei der
ersten von 15 Messstationen auf dem knapp acht
Kilometer langen Eisfeld. Der schwindende Eisgigant
ist das Studienobjekt des Glaziologen von der ETH
Zürich. Aus dem Eis ragt eine Aluminiumstange, die
einen Empfänger des Satellitennavigationssystems
trägt. Auf den Bruchteil eines Millimeters genau
kann Bauder damit verfolgen, wie sich die
Eisoberfläche bewegt. Mit einem einfachen
Taschenmeter misst er den Stangenabschnitt, der
seit der letzten Messung durch abschmelzendes Eis
freigelegt wurde. Die Zahl lässt aufhorchen: «In
einer Woche sind 30 Zentimeter des Gletschers
geschmolzen», sagt Bauder. Die Gletscherzunge wurde
allein im Juli 2,5 Meter kürzer.
Die Oberfläche des Eises ist noch leicht gefroren,
es gurgelt und gluckert bereits, kleine
Wasserströme bilden sich. Bauder steigt höher, von
Messpunkt zu Messpunkt. Er kontrolliert die
Installationen und ersetzt oberhalb des Eises, auf
der Flanke des Gletschers, ein weiteres Messgerät,
das die Bewegung des Eises rund um die Uhr erfasst.
Bauder will den Volumenverlust des Gletschers so
genau wie möglich vermessen und eine Bilanz der
Eismassen erstellen. Rund zwei Kubikkilometer
gefrorenes Wasser liegen noch in diesem Bergkessel,
aber unten im Zehrbereich schmilzt mehr ab, als oben
im Nährgebiet nachwächst.
Wie viel Eis geht wann und wo verloren? Wie
verändert sich das Volumen? Wie bewegt sich das Eis
im Innern? «Wir verstehen noch vieles nicht», sagt
Bauder. Weil der Rhonegletscher seit über hundert
Jahren vermessen und beobachtet wird, eignet er sich
als Modellfall zum besseren Verständnis.
der Ackerflächen in der Schweiz
werden bewässert, Tendenz steigend. Die Wassermenge,
die die Bauern auf ihre Felder giessen, entspricht
rund einem Viertel des jährlichen
Trinkwasserverbrauchs. Gibt es genügend Wasser,
steigert der Klimawandel den Ertrag, denn Wärme und
Kohlendioxid (das auch ein Pflanzennährstoff ist)
fördern das Wachstum. Doch bei steigenden
Temperaturen wird auch der Wasserverbrauch um ein
Vielfaches steigen. Naturschützer schlagen schon
jetzt Alarm: Die Bewässerung von Weiden in den
Voralpen reduziert die Pflanzenvielfalt.
Gegen Mittag wird das Schmelzwasser unüberseh- und
-hörbar. Wasserströme schlängeln sich über den
Gletscher, vereinigen sich und verschwinden in
einem grossen Loch. Der Boden des Schlunds ist von
oben nicht auszumachen, doch angesichts der
Tatsache, dass der Rhonegletscher an der mächtigsten
Stelle gut 400 Meter dick ist, kann das Loch tief
hinunterreichen. Ein beklemmendes Gefühl macht sich
breit. Das Eis ächzt und knarrt, links und rechts
reiht sich Spalte an Spalte, dazwischen dreckiger
Schnee, von Staub und Schmutz bedeckt, die das
Schmelzen beschleunigen, weil sich die dunkle
Oberfläche stark aufheizt. Unterhalb der
Gletscherzunge wächst der Schmelzwassersee. Er nährt
den Wasserfall, den man von Gletsch aus sehen kann.
Vergleicht man den Gletscher mit alten
Darstellungen, kann man sich den Eisverlust
drastisch vor Augen führen – auf alten Bildern
reicht die Zunge noch fast bis nach Gletsch hinab,
mehrere hundert Meter weiter als heute. Auch die
Eisgrotte, die an schönen Tagen Hunderte von
Touristen zum Gletscher lockt, macht den Rückzug des
Gletschers deutlich. Die Höhle hat sich immer weiter
vom Hotel Belvédère entfernt und schmilzt an warmen
Sommertagen sichtbar weg. Notdürftig versuchen die
Betreiber, das Eis mit weissen Abdeckungen vor der
Sonne zu schützen.
Der Water Exploitation Index (WEI) gibt den
Wasserverbrauch als Prozentsatz der erneuerbaren
Wasserreserven an. Der Index schwankt von Jahr zu
Jahr aufgrund der Niederschläge. Länder mit einem
WEI von mehr als 40 Prozent leiden unter extremer
Wasserknappheit.
|
Wasserverbrauch in Relation zu
den erneuerbaren Wasserreserven, Karte von
Europa [4] (Quelle: SAM 2010; Infografik:
Beobachter/DR)
0-9,9% Verbrauch der erneuerbaren
Wasserreservern pro Jahr: Norwegen,
Schweden, Finnland, Estland, Lettland,
Litauen, Dänemark, Luxemburg, Slovakei,
Ungarn, Österreich, Slowenien, Schweiz,
Irland, Portugal
10-19,9% Verbrauch der erneuerbaren
Wasserreservern pro Jahr: Polen, Holland,
Tschechien, Frankreich, Rumänien,
Griechenland, Türkei
20-29,9% Verbrauch der erneuerbaren
Wasserreservern pro Jahr: England,
Schottland, Nordirland (Grossbritannien),
Deutschland, Italien, Mazedonien
30-39,9% Verbrauch der erneuerbaren
Wasserreservern pro Jahr: Belgien,
Spanien, Bulgarien
40-49,9% Verbrauch der erneuerbaren
Wasserreservern pro Jahr: Zypern
|
Die düstere Zukunft des Rhonegletschers steht
stellvertretend für das Schicksal der rund 1500
Gletscher in den Schweizer Alpen, die gemeinsam ein
Volumen von zirka 65 Kubikkilometern haben. Andreas
Bauder rechnet aufgrund von Modellberechnungen
damit, dass vom Rhonegletscher – immerhin der
fünftgrösste Gletscher der Schweiz – bis Ende des
Jahrhunderts nur noch ein kleiner Rest hoch oben auf
über 3000 Metern Höhe übrigbleiben wird. 90 Prozent
seiner Masse werden bis dann wegen der
Klimaerwärmung abgeschmolzen sein. Der kleinere
Silvrettagletscher hingegen dürfte bereits im Jahr
2070 ganz verschwunden sein.
In einer kürzlich veröffentlichten Studie kamen
ETH-Glaziologen zum Schluss, dass die grössten 59
Alpengletscher zwischen 1999 und 2008 bereits zwölf
Prozent ihres Volumens oder neun Kubikkilometer
verloren haben. Allein im Hitzesommer 2003 ging ihr
Eisvolumen um 3,5 Prozent zurück. «Man muss
vorsichtig sein mit Prognosen, aber die kleinen
Gletscher dürften bis 2100 verschwinden. Bei den
grösseren ist mit Überbleibseln in grosser Höhe zu
rechnen», so Andreas Bauder.
des Rhonegletschers werden bis 2100
wegschmelzen. Vom mächtigen Eisfeld wird
nach Prognosen von Glaziologen der ETH nur ein
Bruchteil von weniger als zehn Prozent in grosser
Höhe übrigbleiben. Ähnlich wird es den anderen
grossen Gletschern wie dem Aletsch- oder dem
Gornergletscher ergehen. Kleinere Gletscher werden
wohl ganz verschwinden. Wie sich die Klimaerwärmung
im Detail auswirkt, untersucht der Glaziologe
Andreas Bauder am Rhonegletscher (Foto). Im August
schmolzen innerhalb einer Woche 30 Zentimeter der
Eisdecke ab.
Die Flüsse unvergletscherter Gebiete leiden
deutlich stärker unter Trockenheit, wie der
Hitzesommer 2003 zeigte. Doch zwischen der
Gletscherschmelze und dem künftigen Wassermangel im
Sommer gibt es einen direkten Zusammenhang. Gehen
die Gletscher zurück, werden die Speicher kleiner,
die im Sommer den Schnee vom Winter als Wasser
abgeben, dann, wenn der Bedarf am grössten ist.
Das ist einer der Gründe, wieso für das Gebiet
Crans-Montana (siehe Artikel zum Thema «Wer bekommt
wie viel?») im Detail erforscht wird, was passieren
wird, wenn der Plaine-Morte-Gletscher verschwindet.
Fehlt dieses Wasserreservoir, sind Konflikte
zwischen Bauern, Einwohnern, Touristen und
Naturschützern programmiert: Ein Verteilkampf
zeichnet sich ab, bei dem jeder versuchen wird,
möglichst viel Wasser zu ergattern und das begehrte
Gut auf seine Mühlen zu leiten. «Einschneidende
Kompromisse werden nötig sein», prophezeit
NFP-61-Leiter Christian Leibundgut.
Das Salzwasser der Meere macht gut 96 Prozent des
Wassers auf unserem Planeten aus. Ein grosser Teil
des Süsswassers ist gefroren, nutzbar ist nur ein
kleiner Teil.
|
Grafik des
weltweiten Salzwassers, Süsswassers, und
des brauchbaren, nutzbaren Süsswassers [4]
(Quelle: SVGW; Infografik: Beobachter/DR)
1'350'955'400
km3 |
Salzwasser
|
243'64'100
km3 |
Eis,
Schnee, Firn |
10'530'000
km3 |
Grundwasser
|
93'100 km3 |
Seen und
Flüsse |
28'000 km3 |
Bodenfeuchte,
Sümpfe |
12'900 km3 |
Atmosphäre |
1100 km3 |
Lebewesen
|
1'385'984'600
km3 |
Total |
|
<
Ein Sektor, der massiv unter Druck kommen wird, ist
die Landwirtschaft, die in vielen Regionen schon
heute nicht ohne Bewässerung auskommt. Zwei Fünftel
der Ackerfläche und ein Viertel der gesamten
landwirtschaftlich genutzten Fläche sind bereits
«bewässerungsbedürftig», rechnet Jürg Fuhrer von der
Forschungsanstalt Agroscope in Reckenholz vor. Vor
allem im Rhonetal, im Bieler Seeland, in der Region
Broye VD oder im Ostschweizer Thur-Gebiet werden die
Felder bewässert.
Laut einer aktuellen Umfrage giessen Bauern wegen
Trockenheit jährlich rund 144 Millionen Kubikmeter
Wasser auf ihre Felder, was einem Viertel des
Trinkwasserverbrauchs der Schweiz entspricht. Ein
Maisfeld beispielsweise braucht 400 Liter pro
Quadratmeter. Ein Wert, der in trockenen Regionen
nicht erreicht wird.
Gemäss den Szenarien für 2050 wird es künftig viel
häufiger Sommerdürren geben. «Je nach Region und
Kultur wird die Bewässerung verstärkt werden», sagt
Jürg Fuhrer. Er rechnet damit, dass der Wasserbedarf
der Landwirtschaft in extremen Trockenjahren um das
Zwei- bis Vierfache gegenüber heute steigen wird.
Ein Wert, der noch deutlich höher ausfallen könnte,
je nachdem, wie effizient die Bauern bewässern.
Alternativ könnten die Landwirte vermehrt
Kulturpflanzen anbauen, die weniger Wasser
benötigen, wie beispielsweise Hirse, Bohnen oder
Gerste. Sicher ist: Die Landwirtschaft wird den
Wasserkonsum massiv antreiben und einen Konflikt mit
den Naturschützern verstärken, der schon heute
schwelt. Denn die Bewässerung kann je nach Situation
die Artenvielfalt auf Wiesen beeinträchtigen oder so
viel Wasser aus Flüssen verbrauchen, dass zu wenig
für die Fische bleibt.
Der Hydrogeologe Pierre-Yves Jeannin ist überzeugt,
dass im Karst gelagertes Wasser den Bauern helfen
wird, ihren steigenden Bedarf zu decken. Zunächst
müssen diese Reserven aber erst einmal bekannt sein.
Jeannin beugt sich über seine Karte und schüttelt
den Kopf: «Unglaublich, wie fehlerhaft die aktuellen
Angaben sind.» Anlass für seine Verstimmung ist
eine Quelle im Dörfchen Genolier oberhalb von Gland
VD. Laut Karte müsste hier ein ergiebiger Bach
sprudeln, doch im Bachbett windet sich ein mageres
Rinnsal. Umgekehrt im benachbarten Montant: Statt
ein paar Tropfen – wie eingezeichnet – fliessen hier
beachtliche Mengen von gut und gerne 1000 Litern pro
Sekunde weg. «Die Karte ist ganz falsch», sagt
Jeannin. «Allein im Kanton Waadt sind die
Abflussmengen von mindestens zwei Dritteln der rund
15'000 Quellfassungen schlecht dokumentiert»,
schätzt er. Eine Folge davon ist, dass Ressourcen
und Verbrauch schlecht aufeinander abgestimmt sind.
beträgt der Anteil beschneiter Pisten
in der Schweiz im Durchschnitt. In vielen
Skigebieten ist er höher. Die Bergbahnen verbrauchen
rund 10'225 Liter Wasser pro Jahr und beschneiten
Pistenkilometer.
Diese Erfahrung hat auch Susanna Wicki gemacht. Die
Bäuerin lebt in Les Bois in den Freibergen, einem
Hochplateau im jurassischen Karstgebiet. Ihr fehlte
Ende der neunziger Jahre im Sommer zunehmend Wasser,
erzählt sie, so dass sie Mühe hatte, den Bedarf für
Haus und Hof aus der eigenen Quelle zu decken.
«Jeweils im Sommer versiegte die Quelle nahezu,
statt 400 Liter pro Minute lieferte sie nur noch
zwei.» Den anderen Bauern der Region ging es nicht
besser. Susanna Wicki drängte die Behörden
jahrelang, eine neue Leitung zu legen. Seit gut fünf
Jahren wird nun Wasser aus dem entfernten und
tiefliegenden Vallon de St-Imier nach Les Bois
hochgepumpt.
Typisch Karst: Unten im Tal tritt das oben
versickerte Regenwasser an die Oberfläche, und es
gibt Wasser im Überfluss. Für den Mangel auf dem
Plateau macht Pierre-Yves Jeannin Klimawandel und
Übernutzung verantwortlich. «Trockene Sommer, der
neu erstellte Golfplatz, erweiterte Bauzonen und
Gärten erhöhen den Wasserbedarf.» Ein
Nutzungskonflikt, an den wir uns gewöhnen müssen.
Auch im Wasserschloss Schweiz>
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7.10.2010: <Erwärmung: Korallen werden
weltweit bleich - ihr Absterben droht>
aus: Welt online; 7.10.2010;
http://www.welt.de/wissenschaft/article10126186/Korallen-werden-weltweit-bleich-ihr-Absterben-droht.html
<Weltweit stehen die Korallen wegen hoher
Wassertemperaturen unter enormem Stress.
Meeresschützer sind alarmiert.
- Korallenbleiche
an einer Steinkoralle (Acropora) in den Gewässern
vor Sumatra
Von Christiane Oelrich
Erschreckende Bilder aus dem Meer alarmieren
Korallenforscher: bis zu 90 Prozent ausgeblichene
Korallenbänke in den Gewässern Thailands, bleiche
Riffe vor der Küste Sumatras und jetzt auch in der
Karibik. Die hohen Wassertemperaturen der
vergangenen Monate sind die Ursache. Bleiche
Korallen sind anfällig für Krankheiten und drohen
abzusterben. Das hätte verheerende Folgen, weil
die Korallenbänke vielen Fischarten als
Kinderstube dienen. „Korallen leben in Symbiose
mit bestimmten Algen. Die Korallen halten die
Algen wie Gefangene und zwingen sie, Zucker zu
produzieren“, sagt Clive Wilkinson vom Zentrum für
Riff- und Regenwaldforschung in Townsville in
Australien. „Wenn die Wassertemperaturen zu hoch
sind, werden die Algen giftig. Dann spucken die
Korallen sie praktisch aus. Die Korallen leben
zwar noch, aber es fehlt ihnen der Zucker, sie
werden anfällig für Krankheiten, haben keine
Energie zum Laichen und sterben ab.“ Die Algen
sorgen auch für die leuchtenden Korallenfarben.
Ohne Algen sind sie blass.
Wilkinson leitet ein Institut, das den Zustand
der Korallen weltweit regelmäßig ermittelt – das
Global Coral Reef Monitoring Network (GCRMN). Er
ist alarmiert. „Das könnte so schlimm werden wie
1998“, sagt er. Damals gingen 16 Prozent der
Korallen weltweit verloren. In diesem Jahr lagen
die Temperaturen wieder deutlich und vor allem
über Wochen über dem Durchschnitt.
„Das hat in Südostasien zu extrem schwerer
Bleiche geführt“, sagte Mark Eakin, Direktor des
Korallenprogramms der US-Ozeanbehörde NOAA Anfang
September in einemVortrag. „Es war schwer, dort
überhaupt noch Korallen zu finden, die nicht
geblichen sind.“ Weltweit gesehen war es von
Januar bis August dieses Jahres genauso heiß wie
im Rekordjahr 1998 – 0,67 Grad über dem Mittel des
20. Jahrhunderts.
Noch Schlimmeres befürchtet er jetzt für die
Karibik: „Da ist die Situation richtig ernst“,
sagte Eakin. „Nur ein paar schwere Stürme könnten
noch dafür sorgen, dass unsere düstere Vorhersage
nicht eintrifft.“ Hurrikans kühlen das Wasser ab.
Das Barrier Reef in Australien ist mit dem dort
bevorstehenden Sommer auch in der Gefahrenzone.
„Wir haben aber in diesem Jahr viel Regen und
rechnen mit Zyklonen“, sagt Wilkinson.
Korallen sind Nesseltiere, die fast
ausschließlich in tropischen Gewässern leben. Die
Kalkskelette der Steinkorallen bilden
kilometerlange Riffe. In den Nischen und Mulden
leben Krebse, Seesterne und andere Kleintiere.
Viele Fische nutzen Korallenbänke als Kinderstube,
weil ihre Kleinen sich dort vor Raubfischen
verstecken können. „Die Riffe sind die Grundlage
für komplexe Nahrungsmittelketten“, sagt
Wilkinson. „Fische, die an Korallenriffen leben,
sind eine bedeutende Nahrungsmittelquelle für mehr
als eine Milliarde Menschen“, schätzt die
US-Ozeanbehörde. Es gebe viele Auslöser für eine
Korallenbleiche, sagt Eakin. „Aber wenn das
Phänomen so großflächig auftritt wie jetzt, kann
das nur an höheren Wassertemperaturen liegen.“
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border="0" alt=""/> </a>
Seit 1979 gab es nach Angaben der NOAA sieben
Bleichen – alle temperaturbedingt. Wilkinson hat
auch keinen Zweifel am Einfluss des Klimawandels.
„Bei der großen Korallenbleiche 1998 sprachen noch
viele von einem Jahrtausend- Vorkommen, bei der
Bleiche in der Karibik 2005 wieder – und jetzt
schon wieder? Da kann doch etwas nicht stimmen.“
Schnelle Lösungen gibt es nicht. In Australien
gab es Experimente mit Schattendächern für
Korallenriffe. „Das kann ein Tauchbetrieb an einem
kleinen Riff machen, wo es seine Gäste immer
hinbringt“, sagt Wilkinson. „Aber großflächig –
unmöglich. Wer hat denn die vielen Milliarden
Dollar, die dafür nötig wären?“ Weil inThailand in
diesem Jahr aus so vielen Korallenbänken die Farbe
gewichen ist, erkunden nun manche Tauchclubs mit
ihren Gästen eher Wracks am Meeresboden.
Der konsequente Schutz des Meeres sei das
einzige, was die Korallen retten kann. Ohne
Reduzierung der Treibhausgase, die für die Luft-
und Meereserwärmung verantwortlich sind, gehe es
nicht, sagt Wilkinson. Allerdings hat der
Wissenschaftler einen Hoffnungsschimmer: So
wuchsen auf der Hälfte der Riffe, die ihre
Korallen bei der Bleiche 1998 verloren hatten,
wieder Korallen nach.
„Auf den Malediven waren praktisch alle Korallen
tot“, sagt er. „Ein paar Jahre später siedelten
sich dann doch wieder junge Korallen an – ein paar
überlebende Korallen hatten erfolgreich Larven
produziert“, sagt er. „Aber das ist wie nach
einemWaldbrand: Die schnell wachsenden Arten
kommen als erste zurück und breiten sich aus. Die
langsam wachsenden Arten, die aber oft robuster
sind, haben es schwer. Es ist nachher nie mehr so
wie vorher.“
dpa>
-----
1.12.2010: <Der Klimawandel ist
schuld: Eisbären müssen länger hungern> -
weil das Meer langsamer zufriert
aus: n-tv online; 1.12.2010;
http://www.n-tv.de/wissen/Eisbaeren-muessen-laenger-hungern-article2051861.html
<Im offenen Wasser sind
Ringelrobben viel zu schnell, um einem Eisbären
zum Opfer zu fallen. Holt eine Ringelrobbe aber
kurz Luft in einem Eisloch, dann kann der Bär
zugreifen. Das setzt jedoch voraus, dass das
Meer zugefroren ist.
Churchill liegt an der kanadischen Ostküste und
ist für sein alljährliches Eisbärenspektakel
bekannt. Die Tiere kommen dorthin, um auf das
Zufrieren des Meeres zu warten. Dieser Zeitpunkt
verschiebe sich infolge der globalen
Erderwärmung immer weiter, sagt WWF-Sprecher
Roland Gramling. Und damit verändert sich auch
der Eisbär-Tourismus. Nach Angaben des WWF haben
sich Reisen
zu den Tieren in Churchill im Kalender deutlich
nach hinten verschoben. Bislang lagen die
Termine zwischen Ende Oktober und Anfang
November, nun würden die Touren Ende November
angeboten.
Eisbären fressen vor allem Ringelrobben. Diese
können sie nur auf einer Eisdecke fangen - wenn
die Beutetiere kurz zum Luftschnappen in einem
Eisloch auftauchen. Im offenen Wasser sind die
Robben viel zu schnell für ihre Verfolger. Weil
die vor Churchill gelegene Hudson Bay immer
später zufriert, müssen die Eisbären nun
unfreiwillig länger fasten. "Die Jagdphase wird
kürzer, die Hungerphase länger", sagte Gramling.
Diesmal keine Drillings-Mutter
Seit 30 Jahren misst die
Umweltschutzorganisation die Wurfgröße und das
Gewicht der Polartiere. Letzteres sei im Mittel
um 20 Prozent zurückgegangen, berichtet
WWF-Artenschutzexperte Stefan Ziegler, der erst
vor kurzem in Churchill war. Auch gebe es einen
Trend zu weniger Nachwuchs. "Diese Tendenz macht
uns Sorgen." Früher hätten die Forscher in dem
Küstenort häufig Eisbären mit drei Jungen
gesehen, in diesem Jahr wurde keine einzige
Drillings-Mutter gesichtet. "Wenn die Mütter
nicht mehr so viel angefuttert haben, nisten
sich nicht so viele Eizellen ein", erklärt der
Artenschutzexperte.
Die Forscher vermuten zudem, dass die Mütter
ihren Nachwuchs beim Schwimmen nun häufiger auf
den Rücken nehmen, weil sie durch die
Eisschmelze deutlich längere Strecken im Meer
zurücklegen müssen. Dies konnten die
Wissenschaftler jedoch nicht mit Zahlen belegen.
Die kleinen Bären seien so durch die Körperwärme
der Mutter geschützt und nur teilweise im kalten
Wasser. Darin könnten sie sonst nicht überleben,
weil sie noch nicht genug Körperfett aufgebaut
haben.
dpa>
-----
3.12.2010: <Schmelze ist nicht
aufzuhalten: Schweizer Gletscher
verschwinden>
aus: n-tv online; 3.12.2010;
http://www.n-tv.de/wissen/Schweizer-Gletscher-verschwinden-article2070406.html
<Schweizer Gletscher werden in naher
Zukunft weiter schrumpfen, selbst wenn sich
das Klima nicht mehr erwärmen würde. Das
schreiben Forscher der Eidgenössischen
Technischen Hochschule (ETH) Zürich im
Fachmagazin "Journal of Geophysical Research".
Die Wissenschaftler erklären die zukünftige
Schmelze damit, dass die Reaktion von
Gletschern den Klimaveränderungen um
Jahrzehnte bis Jahrhunderte hinterherhinkt.
Nach Angaben der ETH werden das Wachstum und
das Zurückschmelzen der Schweizer
Gletscherzungen seit über 100 Jahren genau
verfolgt. Die Forscher haben diese
Aufzeichnungen genutzt, um die Änderungen des
Eis-Volumens von zwölf Gletschern des
Alpenstaates zu rekonstruieren. Zudem
entwickelten sie ein Modell, mit dem sich
berechnen lässt, wie sich Niederschlag und
Temperatur auf die Länge und das Volumen der
Gletscher auswirken. Wie die Forscher berichten,
stimmten ihre Berechnungen sehr genau mit
Luftaufnahmen und alten Karten überein.
Die Analyse zeige weiterhin, dass die
unterschiedlichen Längenänderungen der Gletscher
nur von ihrer Größe und Steilheit abhängen.
Demnach könnten sich steile Gletscher bei von
nun an konstantem Klima zwar nach einigen
Jahrzehnten stabilisieren, flache und große
Gletscher würden aber auch nach hundert Jahren
noch an Masse und Volumen verlieren. Unter der
prognostizierten anhaltenden Erwärmung des
Klimas werde diese Reaktion noch stärker und
schneller eintreten, schreiben die Forscher.
dpa>
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>>