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Der Kohleschaden unserer "Zivilisation"
Kohleförderung birgt nicht nur Risiken für den Menschen, sondern für den ganzen Planeten
Meldungen
präsentiert von Michael Palomino
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14.5.2013: Unterirdische Brände in China und Indien sind so gross wie deutsche Bundesländer und heizen den Boden auf, bis sie Häuser verschlucken
aus: Pravdatvcom online: “Das Tor zur Hölle”: Ein Riesenloch in der Wüste brennt bereits seit 40 Jahren (Videos); 14.5.2013;
http://pravdatvcom.wordpress.com/2013/05/14/das-tor-zur-holle-ein-riesenloch-in-der-wuste-brennt-bereits-seit-40-jahren-videos/
Menschen ersticken, Häuser kollabieren, der Erdboden wird so heiß, dass Schuhe darauf schmelzen: Immer mehr Orte in China und Indien werden von Kohlefeuern unterwandert, der Boden wölbt sich und raucht, Giftgase treten aus.
Wenn sich die schwarze Nacht über die Karakum-Wüste in Turkmenistan legt, wird das Glühen stärker; schon am Horizont ist es zu sehen. Es kommt aus einem Loch in dem platten, kargen Boden. Wer sich nähert, meint, in den Eingang zur Unterwelt zu blicken. “Tor zur Hölle” nennen die Bewohner von Darvaza, einem kleinen Wüstendorf in der Nähe, den glühenden Schlund. Er brennt seit 40 Jahren.
Ein Unfall hatte das Feuer entzündet: Der Turm einer Erdgasbohrung war im Boden versunken, Spalten öffneten sich, Gasfontänen loderten auf – der Bohrturm war in eine Erdgaskaverne gestürzt. Dann taten die Verantwortlichen etwas Folgenreiches: Weil die Schwaden giftig waren, ließen sie die Dämpfe anzünden. Nach ein paar Tagen würde das Feuer verglimmen, glaubten die Bohrmanager. Doch diese Annahme erwies sich als Irrtum.
Russische Geologen haben den Krater immer wieder inspiziert – sie fanden keine Anzeichen für ein baldiges Erlöschen. Inzwischen steht der Feuerschlund auch als Mahnmal für eine der größten Naturkatastrophen der Gegenwart: Denn in vielen Ländern brennt der Boden – Hunderttausende Menschen sind bedroht.
Brennender Berg im Saarland
Vor allem Indien, China, Indonesien, Südafrika und die USA sind betroffen. Dort haben sich Tausende Kohleflöze entzündet, sie reichen weit unter die Erde. Weltweit würden jährlich bis zu 600 Millionen Tonnen Kohle unbrauchbar, berichteten unlängst Experten auf der Jahrestagung der Amerikanischen Geophysikalischen Union in San Francisco (AGU).
Das Problem ist nicht neu: In Australien etwa lodert ein Kohlefeuer angeblich seit 6000 Jahren. Auch der Brennende Berg von Dudweiler im Saarland ist seit Goethes Zeiten eine Touristenattraktion. Im US-Bundesstaat Pennsylvania musste die Stadt Centralia bereits aufgegeben werden, weil sie von einem Kohlebrand unterwandert worden war; anderen Ortschaften in der Gegend droht das gleiche Schicksal. Die Bewohner von Uniontown etwa können ein unterirdisches Feuer, das näher kommt, bereits riechen. Die Wiesen im Ort wölben sich dort aufgrund der Hitze, und hinter manchen Gärten steigt Dampf empor.
Doch vor allem in Indien und China weiten sich die unterirdischen Brände aus, dort stehen jeweils Kohleflöze auf Tausenden Kilometer Länge in Flammen. Regionen von der Größe deutscher Bundesländer werden von Feuer unterwandert, die Flammen bedrohen zahlreiche Städte. Manche Spalten, in denen das Gestein glüht, klaffen mehr als 100 Meter tief. Wälder und Wiesen fangen Feuer. Schwefelgeruch legt sich über Landschaften. Deutsche Forscher sind gerade von einem Löscheinsatz zurückgekehrt. Ihr Bericht ist alarmierend.
Ahnungslose Brandstifter
Im Gebiet von Jharia in Indien etwa seien zahlreiche Häuser bereits eingestürzt, weil der verkokelte Boden ins Rutschen gerät, berichten Experten der Explorationsfirma DMT. Menschen seien in den geruchlosen Kohlenmonoxid-Schwaden, die dort aus der Erde kriechen, im Schlaf erstickt. Der Boden in der Gegend ist zerrüttet, Kinder sollen in Erd-spalten verschwunden sein. Mancherorts sei der Boden Hunderte Grad heiß, berichtet Hartwig Gielisch, Explorationsmanager von DMT. “Normale Schuhe schmelzen”, sagt der Geoforscher. Man könne dort nur mit Spezialstiefeln gehen.
Wenige Kohlefeuer sind natürlichen Ursprungs, die meisten haben Menschen entfacht – mit Schweißarbeiten, Zigarettenkippen oder durch Müllverbrennung. Doch normaler-weise entzünden sich die Feuer beim sogenannten Krabbel- und Wühlbergbau: In Indien und China graben viele Leute auf eigene Faust nach Kohle.
Die Brandstifter merken meist nichts von ihrer Tat; das Feuer bricht erst aus, nachdem die Bergbauer die Voraussetzungen geschaffen haben: Die Kohlesammler öffnen Klüfte in der Erde, so dass Luft eindringen kann – dabei entzündet sich die Kohle: In Kontakt mit Sauerstoff vollziehen sich chemische Reaktionen, bei denen Wärme freigesetzt wird. Staut sich die Hitze auf über 80 Grad, bricht Feuer aus. Professionellen Kohleminen hingegen werden “bewettert”: Abluft sorgt dort dafür, dass sich die Grube nicht allzu stark aufheizt.
Brandherde bleiben unentdeckt
In Indien und China jedoch heizen sich viele Minen extrem auf. Die Behörden kriegen das Problem nicht in den Griff, denn der private Bergbau bietet vielen Menschen eine Lebensgrundlage. Abnehmer gibt es genügend, die meisten Haushalte benötigen Kohle zum Heizen. Der Staat scheint machtlos gegen die Übermacht der Wühler; Kontrollen verpuffen.
Dabei haben Indien und China großes Interesse daran, die Feuer einzudämmen. Nicht nur verpflichtet sie ihr hoher Energiebedarf zur Schonung der Ressourcen. Alleine in China verbrennen jährlich rund 25 Millionen Tonnen Kohle, schätzen Fachleute des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die Menge entspricht ungefähr der jährlichen Kohleförderung Deutschlands. Auch die Kohle in der Umgebung der Brände wird unbrauchbar. Jährlich gingen in China laut DLR rund 200 Millionen Tonnen für den Abbau verloren.
Neben der Ressourcenverschwendung sind es besonders die unmittelbaren Gefahren, die die Behörden in Indien und China beschäftigen – die Kohlebrände bedrohen mittlerweile Hunderte Ortschaften. Doch die Bekämpfung der Katastrophe ist komplex, sie scheitert oft schon daran, dass die Brandherde unentdeckt bleiben – obgleich es überall raucht.
Quellen: PRAVDA-TV/SpiegelOnline/flydime vom 14.05.2013>
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6.8.2018: Kohleschaden durch Tagebau in Nordost-Kolumbien: Dschungel vernichtet, Ureinwohner-Gebiet vernichtet - 700 km2 vernichtet
Kohleabbau mit dramatischen Folgen in Kolumbien
https://www.infosperber.ch/Artikel/Umwelt/Bergbaukonzern-verdrangt-indigene-Gemeinschaften
Nordosten von Kolumbien: Kohletagebau zerstört Urwald und Ureinwohner (Indigenas) - Stand 2018
Kohle-Tagbaumine mit Glencore-Beteiliigung in Guajira : Dreimal so gross wie der Kanton Zug (238 km2 mal 3 sind über 700 km2)
Der Bergbau-Konzern El Cerrejón beeinträchtigt die Lebensgrundlagen der indigenen Gemeinschaften im Nordosten Kolumbiens.
Red. Gegen Ende des Jahres 2017 besuchte eine international zusammengesetzte «Beobachtungsmission Gesundheit, Umwelt und Bergbau in der Guajira» mehrere indigene Gemeinschaften im Departement Guajira in Kolumbien. Hans-Peter Schmutz nahm an dieser Exkursion teil und berichtet, wie sich der Kohleabbau auf die indigenen Wayuu-Gemeinschaften auswirkt. Schmutz, ausgebildeter Betriebsökonom und Raumplaner, war in der Schweiz in den Bereichen Energie sowie Raumplanung tätig, engagiert sich in Nichtregierungsorganisationen und lebt zurzeit in Südamerika.
Die vom kolumbianischen Anwaltskollektiv José Alvear Restrepo CAJAR und der Nichtregierungsorganisation CENSAT organisierte Mission hatte zum Ziel, insbesondere die vom Kohleabbau betroffenen Wayuu-Gemeinschaften anzuhören und sich vor Ort von ihrer Situation in Bezug auf Gesundheit, Zugang zu Wasser und Umwelt ein Bild zu machen. Nun wurde auch ein entsprechende Bericht* verfasst.
Im besuchten Gebiet betreibt das Unternehmen Cerrejón eine der weltweit grössten Kohlemine im Tagebau. Am Unternehmen sind die Konzerne BHP-Billiton, Anglo-American und Glencore – letztere mit Sitz in Zug – zu je einem Drittel beteiligt. Die jährliche Produktion beträgt um die 32 Millionen Tonnen Kohle. Die entsprechende Abbau-Konzession dauert noch bis ins Jahr 2033.
Wayuu-Gemeinschaft verliert ihr Territorium
Insgesamt werden durch die Cerrejón Limited um die 70'000 Hektaren Land in Anspruch genommen; das entspricht der dreifachen Fläche des Kantons Zug. Im Departement Guajira werden heute viel weniger Nahrungsmittel produziert als noch vor 30 Jahren. Dies hängt gemäss den Aussagen des früheren Planungssekretärs des Departements Guajira auch damit zusammen, dass sich das Kohleabbau-Terrain der Unternehmung Cerrejon Limited in einem für den Anbau von Nahrungsmittel günstig gelegenen Gebiet befindet.
Der Lebensraum der Wayuu-Gemeinschaften, welche vorher als Nomaden in diesem Gebiet lebten, wird massiv beschnitten. Viele Dörfer befinden sich in unmittelbarer Nähe der Mine und leiden unter den entsprechenden negativen Auswirkungen der Bergbautätigkeit, unter anderem an Feinstaubbelastung und Wasserverschmutzung. Die Möglichkeiten zum Gemüseanbau, zum Jagen und zur Viehhaltung sind praktisch nicht mehr vorhanden oder stark eingeschränkt. Bereits mussten einige Dorf-Gemeinschaften umgesiedelt werden.
Doch auch Umsiedlungen lösen die Probleme nicht. So erklärte uns Jairo Fuentes Epiau, der Cabilde (Vorsitzende) des Dorfes Tamaquito II (so der Name nach der Umsiedlung), dass die bestehende hohe Luftverschmutzung und die damit verbundenen Gesundheitsprobleme die Dorfgemeinschaft weiterhin sehr belasteten.
Nur die Kohle zählt – Umwelt wird vernachlässigt
Beim Besuch der Mission bei diversen Wayuu-Gemeinschaften stand das Thema Umweltverschmutzung im Vordergrund, insbesondere bezüglich des Wassers und der Luft.
Von der Wayuu-Gemeinschaft in Provincial ist es zu Fuss nicht weit bis zum Ranchería, dem wichtigsten Fluss der Region. Auf dem Weg kommen wir plötzlich zu einer Aufschüttung. Dort wird uns erklärt, dass die Mine Cerrejón diese Sperre errichtet habe. Somit wird es den DorfbewohnerInnen erschwert, Wasser zu holen.
Das Wasser ist allerdings sehr stark verschmutzt. Doch im Zeitraum unseres Besuches war es die einzige Möglichkeit, sich mit Wasser zu versorgen. Das Flusswasser enthält diverse Schwermetalle, unter anderem Cadmium, Blei, Zink und Mangan. Ein Teil der Leute aus Provincial hat darum sogar Bedenken, sich mit diesem Wasser zu waschen.
Die Luftbelastung in den Dorfgemeinschaften ist auch für uns BesucherInnen wahrnehmbar. Der Kohlenstaub wird gemäss den Wayuu-Gemeinschaften vor allem durch die fast täglich in der Mine stattfindenden Sprengungen sowie den durch den Kohlenabbau verursachten Verkehr generiert.
Vielfältige Auswirkungen auf die Gesundheit
Gemäss Auskünften von Fachpersonen des Spitals in Barrancas sind im Einzugsgebiet des Cerrejons folgende Krankheiten häufig anzutreffen: Hauterkrankungen, Brustkrebs, Lungenkrebs, akute Atemwegsinfektionen sowie Viruskrankheiten.
Die EinwohnerInnen von Provincial und anderer Gemeinschaften berichteten uns über Kopfschmerzen, Atembeschwerden, trockenen Husten, Augenschmerzen sowie verschwommene Sicht. Einige Jugendliche erzählten, dass sie wegen Atembeschwerden in der Schule vom Sportunterricht dispensiert werden mussten und mit Einschränkungen im Alltag leben müssten.
Der Bergbaukonzern aber weise jede Schuld zurück, erzählen die Betroffenen der Wayu-Gemeinschaft Provincial weiter. So behaupteten Sprecher der Cerrejón, nicht die Kohleförderung sei schuld, dass Kinder wegen der Verschmutzung ins Spital müssten, sondern die Bevölkerung selber. Denn diese verschmutze die Umwelt, weil sie mit Holz koche oder auf dem natürlichen Boden ohne Belag hause. Mit solch absurden Vorwürfen konfrontiert, weisen die EinwohnerInnen auf ihre Vorfahren zurück, die genau so lebten wie sie heute, aber nie an denselben Krankheiten litten, an denen ihre Kinder heute leiden.
Was die medizinische Versorgung betrifft, so gibt es in Provincial – wie auch in anderen Gemeinschaften – viele Beschwerden. So sagte uns eine Einwohnerin aus Provincial: «Die EPS(-Krankenkasse) will uns nicht zum Spezialisten schicken. Es ist besser, zwei Ziegen zu verkaufen und zu einem Privattermin zu gehen.»
Traditionelles Leben massiv eingeschränkt
Auswirkungen auf die Gesundheit der indigenen Gemeinschaften haben jedoch nicht nur die Luftbelastung und die Qualität des Wassers. Seit das Bergbau-Unternehmen ihr Territorium für den Kohleabbau nutzt, können sie ihren Tätigkeiten nicht mehr in gewohnten Rahmen nachgehen. Die für die Wayuus wesentliche Verbindung mit der Natur ist eingeschränkt. Der Lärm der nahgelegenen Mine hat Auswirkungen auf die Qualität des Schlafs. Dies sind nur einige der Auswirkungen, welche die Präsenz der Cerrejón mit sich bringt. Insbesondere die jüngere Generation, so wird uns berichtet, habe Schwierigkeiten. So würden mehr Fälle von Alkoholismus, Schwangerschaften in jungem Alter oder sogar Suizid registriert.
Was die Beobachtungsmission fordert
Nach dem Besuch bei den verschiedenen indigenen Gemeinschaften im südlichen Teil des Departements Guajira haben die Mitglieder der «Beobachtungsmission» gemeinsam acht Forderungen an die verschiedenen involvierten Akteure formuliert. Es sind dies:
- Das Vorsorgeprinzip muss vom Bergbaukkonzern Cerrejón wie auch vom kolumbianischen Staat angewendet werden.
- Studien sowie tripartites (auf drei Partien verteiltes) Monitoring sind zu erarbeiten.
- Kohle importierende Länder müssen Verantwortung übernehmen.
- Es gilt, Politiken zu entwickeln, welche die humanitäre, soziale und Umwelt-Krise in der Guajira integral angehen.
- Der Staat und die Institutionen in der Guajira sind zu stärken.
- Die Rechte und Interessen der Kinder haben Vorrang und sind zu wahren.
- Die Kultur und die Autonomie der Wayuu-Gemeinschaft ist zu respektieren.
- Die Probleme der Wayuus sind sichtbar zu machen und die kolumbianischen Gesellschaft muss dafür sensibilisiert werden.
Eines ist sicher: Die indigenen Gemeinschaften in der Guajira kämpfen um ihr Überleben. Sie sehen sich konfrontiert mit Akteuren, für welche der Abbau von Kohle im Vordergrund steht. In der Guajira gibt es einen klaren Konflikt zwischen den wirtschaftlichen Interessen im Zusammenhang mit dem Kohleabbau (Cerrejón / Staat) und einem würdigen Leben der indigenen Gemeinschaften. Letztere haben Anspruch darauf, dass ihre Rechte geschützt werden.
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Anmerkung
* Informe, Misión de Oberservación Salud, Ambiente y Minería en la Guajira, Bogotá, 2018 ist als PDF in spanischer Sprache verfügbar: https://www.desdeabajo.info/images/pdf/INFORME.pdf
Weiterführende Information auf Homepage
Kürzlich hat die kolumbianische Nichtregierungs-Organisation INDEPAZ, die seit 30 Jahren indigene Gemeinschaften im Einzugsgebiet der Mine Cerrejon begleitet, eine Homepage geschaffen. Darauf wird über aktuelle Erkenntnisse im Zusammenhang mit dem Kohlenabbau in der Guajira berichtet (in Spanisch). Es wurden auch Untersuchungen zur Wasserqualität durchgeführt, dies in Zusammenarbeit mit den Universitäten Cartagena und Koblenz-Landau. Der Link dazu: https://www.empresasyddhh.co/
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