Sechs Camorra-Mitglieder, die am Plan arbeiteten,
beim L'Aquila-Wiederaufbau mitzumischen, wurden
verhaftet. Die am Donnerstag Festgenommenen seien
Mitglieder des mächtigen Camorra-Clans Casalesi,
berichteten italienische Medien. Die Camorra ist der
neapolitanische Arm der Mafia.
Im Rahmen der Anti-Camorra-Operation wurden 21
Gesellschaften und 118 Immobilien im Gesamtwert von
100 Millionen Euro beschlagnahmt. Ermittlungen
wurden auch gegen vier Bankmitarbeiter wegen
Verstosses gegen die Regeln zur Bekämpfung der
Geldwäscherei eingeleitet, berichtete die Polizei.
In den Abruzzen laufen die Arbeiten zum
Wiederaufbau der zerstörten Häuser auf Hochtouren.
Um zu verhindern, dass von Mafia-Clans unterwanderte
Baufirmen mitmischen, müssen die Unternehmen ein
sogenanntes Anti-Mafia-Zertifikat vorlegen, das von
den Justizbehörden ausgestellt wird. Die Camorra
versuchte jedoch mit neugegründeten
Baugesellschaften die Kontrollen zu umgehen.
Der leitende Staatsanwalt der Antimafiabehörde,
Piero Grasso, sprach sich kürzlich für die
Veröffentlichung einer «weissen Liste» von
Bauunternehmen aus, die jeglichen Kontakt zur Mafia
ablehnen. Die organisierte Kriminalität sei überall
dort zu finden, wo man mit Bauprojekten zu Geld
kommen könne.
<Etwa 5000 italienische Restaurants sind nach einem
Bericht der Tageszeitung «La Repubblica» in der Hand
der Mafia, in Rom und Mailand hat jedes fünfte
Esslokal kriminelle Besitzer.
Wird oft für Geldwäscherei missbraucht:
Italienisches Restaurant.
Bei dieser «Pasta connection» gehe es dem
organisierten Verbrechen vor allem darum, ihr
schmutziges Geld zu waschen, hält das römische Blatt
am Freitag fest. «Viel Bargeld, wenig Kunden» und
der Versuch, dabei Kontrollen zu vermeiden, das sei
das Rezept, mit dem die Camorra oder die 'Ndrangheta
ihre Restaurants führten. Ausserdem böten sich diese
Betriebe auch dafür an, Liefer- und
Transportgeschäfte abzuwickeln.
Der Bericht beruft sich auf Ermittlungsergebnisse
der letzten Jahre. Schlagzeilen hatte etwa das
bekannte «Café de Paris» in der Via Veneto gemacht,
das von einem Strohmann der 'Ndrangheta geführt
wurde - ein Coiffeur, der dem Fiskus ein
Jahreseinkommen von 15'000 Euro angab, das
Restaurant aber für 2,2 Millionen gekauft haben
soll.
«Wo es Pizza gibt, da gibt es die Mafia», zitiert
das Blatt auch einen kalabrischen Mafioso, der sich
zu den Mafia-Morden von Duisburg im August 2007 bei
einem italienischen Lokal geäussert hatte. In
Italien gibt es etwa 118'000 Restaurants und
Trattorien. (sam/sda)>
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Italien 24.7.2010: Chinesen-Mafia-Morde
in Prato in der Toskana - die rassistische
Chinesen-Mafia raubt den Italienern die
Diskotheken und die Textilfabrikation
aus: Basler Zeitung online: Morde unter Chinesen
schrecken die italienische Stadt Prato auf;
24.7.2010;
http://bazonline.ch/ausland/europa/Morde-unter-Chinesen-schrecken-die-italienische-Stadt-Prato-auf-/story/19997463
Bis zu 40'000 Chinesen leben im
toskanischen Ort. Sie gefährden nicht mehr «nur»
einheimische Arbeitsplätze, sondern werden auch zum
Problem für die öffentliche Sicherheit.
Jeden Tag gehen vier weitere der oft
illegalen Kleinfirmen auf: Mitarbeiter einer
chinesischen Textilfabrik in Prato.
Nichts deutet auf Mord und Totschlag hin, wenn man
dieser Sommertage durchs Zentrum von Prato geht. In
der beschaulichen Stadt, nordwestlich von Florenz
gelegen, 185 000 Einwohner, fotografieren ein paar
Touristen den Dom oder essen ein Eis. Ostasiatische
Gesichter kriegt man in der Altstadt kaum zu sehen.
Nur einen Bettler, der einem mit Gesten zu verstehen
gibt, dass er gerne eine Zigarette möchte.
Und doch ist Prato aufgewühlt von drei Morden, die
sich innert kürzester Zeit ereignet haben. Zunächst
hat ein Killerkommando einen chinesischen
Unternehmer erschossen, dann hat eine chinesische
Jugendbande zwei Landsleute mit Macheten
niedergemetzelt.
Die zweite Bluttat ereignete sich in einer
Imbissstube gleich ausserhalb der Stadtmauern. Dort,
wo die Chinatown Pratos beginnt. Und ganz in der
Nähe der Via Pistoiese, des Zentrums des
chinesischen Viertels. Einkaufs- und
Restaurantstrasse am Tag, wird diese Strasse hinter
dem gleichnamigen Tor abends zur Ausgeh- und
Rotlichtmeile. Dort begegnet man kaum noch
Italienern, sind die Chinesen unter sich. Europäer
seien nicht erwünscht, beschieden Türsteher kürzlich
dem Reporter der «Financial Times», als er eine
Diskothek in der Via Pistoiese aufsuchen wollte.
Praktisch alles ist auf Chinesisch angeschrieben.
Auch in den wenigen Geschäften, die noch
italienische Namen tragen, arbeiten längst keine
Einheimischen mehr.
12?Prozent beträgt der Ausländeranteil an der
Bevölkerung Pratos, fast doppelt so viel wie im
nationalen Schnitt. Zwei Fünftel oder rund 10 000
der registrierten Ausländer stammten Anfang 2009 aus
China. Hinter Mailand hat Prato die zweitgrösste
Chinatown Italiens (siehe Grafik). Allerdings sind
das die offiziellen Zahlen. Tatsächlich wird die
Zahl der Chinesen in Prato auf das Drei- bis
Vierfache geschätzt. Fast alle stammen aus der
südlich von Shanghai gelegenen Provinz Zhejiang. Und
die meisten wurden illegal eingeschleust und
arbeiten unter misslichsten Bedingungen in der
Textilindustrie.
Keine zehn Minuten dauert der Gang zurück von der
Via Pistoiese zum Dom. Dort, im Zentrum, auf die
Chinesen angesprochen, verwerfen die Leute nur die
Hände. «Immer wieder kommen ausländische
Journalisten vorbei, fragen nach unserer Meinung zu
den Chinesen und schreiben ihre Artikel. Doch
geändert hat sich nichts», sagt einer. Die
Stimmbürger von Prato haben ihre Antwort an der Urne
gegeben. Bei den letzten Lokalwahlen im Juni 2009
hat die Mehrheit erstmals seit Jahrzehnten nicht
mehr rot gewählt, sondern Roberto Cenni zum
Bürgermeister erkoren, einen Vertreter von
Berlusconis Popolo della Libertà. Fuss gefasst hat
zudem auch die Lega Nord, obwohl Prato weit südlich
ihres Stammgebiets liegt. Umberto Bossis Partei
kletterte von null auf fünf Prozent.
Der 56-jährige Cenni, selbst Textilunternehmer, hat
sich zum Ziel gesetzt, die chinesischen Fabrikanten
mit einer Mischung aus Repression und Zusammenarbeit
zu «zivilisieren». Einerseits haben die
polizeilichen Kontrollen seit seinem Amtsantritt
zugenommen. Anfang Monat haben die Behörden zum
Beispiel zwei Färbereien geschlossen, die gegen
Umwelt- und Bauvorschriften verstiessen und in denen
sich zur Zeit der Kontrolle sechs illegale Arbeiter
befanden. Anderseits versucht Cenni die chinesischen
Unternehmer zu überreden, einheimische Stoffe für
die Kleiderproduktion zu verwenden statt billige
Importe aus China.
Bisher waren seine Bemühungen jedoch kaum
erfolgreich. Noch immer dominieren illegale und
letztlich unkontrollierbare chinesische Kleinfirmen
den Textilsektor Pratos. Rund 4200 von ihnen soll es
geben, und jeden Tag gingen vier neue auf und würden
zwei geschlossen, schätzen Experten. Während
rundherum Rezession herrschte, stieg ihre Zahl im
2009 um 13 Prozent. Der Stoffimport aus China hat
gar um 20 Prozent zugelegt. Das Businessmodell ist
ebenso einfach wie erfolgreich: In Prato werden die
neusten Modetrends schneller und ebenso günstig
kopiert wie in China selbst – und erst noch mit dem
Gütesiegel «Made in Italy».
So zahlreich und «monoberuflich» wie in Prato leben
die Chinesen sonst nirgends in Italien. Aber ihre
Präsenz zeichnet sich durch die Konzentration auf
gewisse Gegenden aus. Von «Leopardenflecken» spricht
das statistische Amt Istat in seinen Berichten über
die Ausländer in Italien. Zu diesen Flecken gehören
nebst Prato das benachbarte Florenz, aber auch Rom,
Turin, das Veneto und vor allem die Lombardei. In
der Chinatown Mailands war es vor drei Jahren zu
heftigen Unruhen gekommen, als die Polizei die
Anlieferung zu den chinesischen Läden in der Via
Sarpi plötzlich strenger zu kontrollieren begann.
Seither herrscht gespannte Ruhe.
Viele Italiener haben ein zwiespältiges Verhältnis
zu den Chinesen. Gerade in Mailands Via Sarpi fühlen
sich die einheimischen Ladenbesitzer aus einem ihrer
traditionellen Reviere verdrängt. Aber es
profitieren auch viele von den günstigen Preisen der
chinesischen Läden. Etwa von der Coiffeuse, die halb
so teuer arbeitet wie die italienische Konkurrenz.
Wer im August eine Pizza essen will, kann in
gewissen Quartieren Mailands nur noch zum Chinesen
gehen, weil alle Italiener geschlossen haben. Die
Pizza und der Service sind nicht schlechter als beim
durchschnittlichen Italiener.
Chinesische Läden und Restaurants sind meist
günstiger als einheimische, weil sie
Familienangehörige oder illegal eingewanderte
Landsleute als billige Arbeitskräfte beschäftigen.
Und weil sie häufig illegale Produkte in den Regalen
haben. Vor ein paar Tagen hat die Polizei in Mailand
ein Depot ausgehoben, in dem nicht zugelassene
Spielsachen und Haushaltsgeräte sowie gefälschte
Uhren, Sonnenbrillen und DVD im Handelswert von 50
Millionen Euro lagerten.
Glaubt man den italienischen Behörden, haben mit
der zunehmenden chinesischen Präsenz auch die
Aktivitäten der organisierten Kriminalität aus
Ostasien zugenommen. Ende Juni hat die Finanzpolizei
ein Netz hochgehen lassen, das über eine
italochinesische Gesellschaft drei Milliarden Euro
nach China transferiert haben soll – der Grossteil
davon Erträge aus illegalen Textilfirmen in Prato.
Für viele Leute sei chinesische Kriminalität ein
Problem unter Chinesen, das die Italiener nichts
angehe, sagte der oberste Mafiastaatsanwalt Piero
Grasso nach dieser Aktion. In Tat und Wahrheit
handle es sich jedoch um Bandenkriminalität und
mafiöse Strukturen, die längst zu einem Problem für
die öffentliche Ordnung geworden seien.
Nach den vorläufigen Erkenntnissen der Polizei haben
die Morde in Prato und diese Geldwäschereiaffäre
nichts miteinander zu tun. Für die Einwohner des
toskanischen Städtchens spielt dies allerdings keine
Rolle. Sie mussten sich bereits damit abfinden, dass
die Chinesen das Zepter in der einst blühenden
einheimischen Textilindustrie übernommen haben. Nun
werden sie auch noch mit importierter Gewalt und
organisierter Kriminalität konfrontiert.
aus: 20 minuten online: Mafia: 'Ndrangheta wäscht Geld
in der Schweiz; 4.8.2010;
http://www.20min.ch/news/schweiz/story/19062657
Der Kampf gegen die 'Ndrangheta in der Schweiz
wird konkreter: Untersuchungsrichter Jacques Ducry
spricht in einem Bericht von Geldwäscherei sowie
Waffen- und Drogenhandel mit Verbindungen nach
Zürich, ins Tessin sowie nach Mailand.
Kriminelle hätten in Zürich zwei Finanzinstitute
in den Konkurs geführt und sich damit das Geld der
Kunden angeeignet, schreibt Ducry in seinem
Bericht, den er Mitte Juni ans Bundesgericht
abgegeben hatte. Dabei geht es um mehrere Dutzend
Millionen Franken, wie Ducry gegenüber der
Westschweizer Zeitung «Le Temps» vom Mittwoch
sagte.
«Unsere Vermutung ist, dass diese Leute der
'Ndrangheta angehören. Hinter den Strohmännern
stehen zwei bis drei Personen aus Kalabrien»,
sagte der Untersuchungsrichter. Mehrere Schweizer
seien zudem in den Waffenhandel verstrickt.
Mafiosi in der Schweiz
Die Schweiz diene der Mafia einerseits als Ort,
wo Firmen zur Geldwäsche gegründet würden.
Andererseits hielten sich aber auch Kriminelle in
der Schweiz auf, sagte Ducry. «Was mich am meisten
beunruhigt, ist die Langsamkeit der
Untersuchungen», fügte er an. In diesem Fall habe
das Bundesgericht die Voruntersuchung bereits 2002
eröffnet.
Die Ermittler konzentrierten sich zu fest auf
einzelne Personen. Wichtiger sei, sass die
Ermittlungsarbeit der Kantone mit jener der
ausländischen Behörden koordiniert würden,
forderte Ducry.
(sda)>
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6.8.2010: Deutschland ist bereits ein
Mafia-Land: Deutschland wird "aufgekauft"
aus: Basler Zeitung online: Experte: 'Ndrangheta
ist nicht die gefährlichste Mafia für die Schweiz;
6.8.2010;
http://bazonline.ch/schweiz/standard/Experte-Ndrangheta-ist-nicht-die-gefaehrlichste-Mafia-fuer-die-Schweiz/story/13813103
<Interview: Vincenzo Capodici.
Für den bekannten Investigativjournalisten Jürgen
Roth ist Deutschland bereits ein Mafialand. Der
Kenner der organisierten Kriminalität beurteilt in
einem Interview die Bedrohungen für die Schweiz.
Zur Person
Jürgen Roth, geboren 1945, ist einer der
bekanntesten investigativen Journalisten in
Deutschland. Seit rund 40 Jahren veröffentlicht er
brisante TV-Dokumentationen und erfolgreiche
Bücher über die organisierte Kriminalität mit
Schwerpunkt Osteuropa, Deutschland und den
internationalen Terrorismus.
Für seine Recherchen über die Mafiastrukturen in
Deutschland hat Jürgen Roth mit Mafiosi geredet,
italienische Mafiaermittler befragt und mit
Finanzfachleuten gesprochen. Sein Fazit: Die Mafia
ist in Deutschland ein wirtschaftlicher und
politischer Machtfaktor geworden.
Sein neustes Buch heisst: «Gangsterwirtschaft. Wie
uns die organisierte Kriminalität aufkauft»
(Eichborn-Verlag).
Mafia-Bosse werden in ganz Europa verhaftet:
'Ndrangheta-Drahtzieher Giuseppe Pelle in
Duisburg.
«Die Fokussierung auf die Ndrangheta würde ein
falsches Bild der Bedrohungslage geben»: Jürgen
Roth.
Sie recherchieren und schreiben seit Jahrzehnten
über die organisierte Kriminalität. Ist die Mafia
eine Gefahr für die Schweiz?
Jürgen Roth: Die Schweiz ist wie jeder
prosperierende europäische Staat von der
internationalen organisierten Kriminalität
bedroht. Diese hat in den letzten beiden Jahren
massiv Gelder eingesetzt, um strauchelnde,
defizitäre Firmen und Wirtschaftszweige
aufzukaufen. Deren Ziel ist, mit Hilfe des
kriminellen Geldes Wirtschaftsmacht zu erlangen
und marktbestimmend im Wirtschaftskreislauf zu
werden. Dabei spielt die italienische Mafia sicher
eine gewisse Rolle. Bedeutungsvoller für die
Schweiz sind jedoch die kriminellen
Grossorganisationen aus Osteuropa und insbesondere
der ehemaligen UdSSR.
Warum ist das so?
Diese Organisationen haben – und das unterscheidet
sie von der italienischen Mafia – in der Regel
hervorragende Beziehungen zum russischen FSB, dem
ehemaligen KGB. Teilweise gibt es in der Schweiz
eine enge Kooperation zwischen kriminellen Paten
und dem FSB. Und in den letzten 15 Jahren wurden
Hunderte von Firmen dieses Personenkreises in der
Schweiz gegründet. Immerhin hat das Schweizer
Bundesamt für Polizei in einem strategischen
Analysebericht von 2007 geschrieben, dass
Netzwerke von Schweizer Bürgern bestehen, die mit
ihren Dienstleistungen die geschäftlichen
Aktivitäten der Nachrichtendienste und der
kriminellen Strukturen unterstützen. Dabei geht es
um Geldwäsche, Frauenhandel und Waffenhandel.
Medienberichte der letzten Wochen erwecken den
Eindruck, dass die 'Ndrangheta, die kalabresische
Mafia, in die Schweiz drängt. Welche Erkenntnisse
haben Sie dazu?
Die Cosa Nostra hat sich bereits in den Achtziger
Jahren insbesondere im Tessin festgesetzt und
beste Kontakte zu Finanzinstituten geknüpft. In
den Neunziger Jahren wuchs die Infiltration der
'Ndrangheta. Grund war die Ausbreitung einzelner
'Ndrangheta-Clans in der Lombardei und im
Aostatal. Die Nähe zur Schweiz und zum
Geldwäscheparadies Tessin war das wichtigste Motiv
für die 'Ndrangheta-Clans, sich im Tessin
auszubreiten. Genf spielt heute ebenfalls eine
wichtige Rolle.
Lässt sich abschätzen, wie viele Mafia-Clans in
der Schweiz aktiv sind?
Nein, das wäre alles Spekulation. Sicher ist, dass
in Lugano ein wichtiger Repräsentant der Cosa
Nostra aktiv ist, der im Erdgasgeschäft
Millionengeschäfte macht – zusammen mit einem
russischen Oligarchen, der ebenfalls in der
Schweiz residiert. Bekannt ist, dass
'Ndrangheta-Clans aus San Luca und Mandatoriccio
in Genf und Zürich sogenannte Locale haben, also
regionale Stützpunkte. Diese Locale betreiben – in
Zusammenarbeit mit der albanischen Mafia –
Geldwäscherei und Drogenhandel.
Wie stark ist denn die 'Ndrangheta in Deutschland?
Die 'Ndrangheta zählt in Deutschland sicher zu den
mächtigsten kriminellen italienischen
Organisationen. Sie ist insbesondere in
Baden-Württemberg sehr aktiv, mit besten
politischen Kontakten. Aber man sollte nicht
vergessen, dass die albanischen kriminellen
Organisationen wie insbesondere die sogenannte
Russenmafia weitaus einflussreicher geworden sind.
Damit will ich sagen, dass die Fokussierung auf
die 'Ndrangheta ein falsches Bild der
Bedrohungslage geben würde.
Zurück zur Schweiz: Welche Rolle spielt sie für
das organisierte Verbrechen?
Die Schweiz ist ideal für Geldwäsche – nicht
weniger übrigens, als es Deutschland ist. Wobei in
der Schweiz die Komplizen der organisierten
Kriminalität eine entscheidende Rolle spielen.
Gemeint sind damit Anlageberater, Banker,
Wirtschaftsprüfer und insbesondere Rechtsanwälte.
Ohne sie hätte die organisierte Kriminalität
weitaus weniger Einfluss.
Können Sie Zahlen zur Bedeutung der organisierten
Kriminalität in der Schweiz nennen?
Nein, es gibt keine verlässlichen Zahlen. Zwar
gibt es Gerichtsverfahren, aber sie dürften nur
einen geringen Prozentsatz ausmachen. Das
Dunkelfeld ist enorm. Und es wird so bleiben,
solange die Ermittler in der Schweiz keine
politische Rückendeckung erhalten, weil die
wirtschaftliche Macht der organisierten
Kriminalität so bedeutsam ist.
Wie muss man sich den Mafioso in der Schweiz oder
in Deutschland vorstellen?
Unterschiedlich. Einerseits als
Sozialhilfeempfänger oder kleinen Koch,
andererseits als smarten Unternehmer, der im
Bentley herumkutschiert und von Leibwächtern
begleitet wird. Letzteres Bild trifft auf jeden
Fall für den Mafioso zu, der über eine Vielzahl
von Firmen, über Strohleute, verfügt. Ich rede
dabei von der Schweiz und Deutschland – und nicht
von Italien.
In Ihrem neuen Buch «Gangsterwirtschaft» zeichnen
Sie ein düsteres Bild Deutschlands: Die Mafia
verwandelt wirtschaftliche Macht zunehmend in
politische Macht. Können Sie Ihre These erläutern?
Für immer mehr Angehörige der politischen und
wirtschaftlichen Elite ist das Prinzip der
Legalität, ethisches Gewissen und die Werteordnung
der Verfassung nur noch Theater, reine Show und
Inszenierung in der Mediendemokratie. Teile der
Wirtschaft und der politischen Elite haben sich
vom Grundverständnis einer demokratischen
Gesellschaftsverfassung gelöst und folgen ihren
eigenen Gesetzmässigkeiten, der Logik der Mafia.
Was früher zum klassischen Arsenal der
Wirtschaftskriminellen gehörte, ist heute
allgemeines Knowhow für die Gestaltung von
Firmenkonstruktionen geworden. Führende russische
Oligarchen beziehungsweise Tycoone aus Osteuropa
haben bis heute engste Verbindungen zu kriminellen
Strukturen in ihrer Heimat. Sie sind dabei, sowohl
in der Schweiz wie in Deutschland, grosse
Industriekonzerne aufzukaufen oder sich dort
einzukaufen.
In welchen Branchen sind diese Oligarchen tätig?
Es geht um die strategische Industrie – Erdgas,
Erdöl, Elektrizität und Kommunikation. Damit wird
politischer Einfluss ausgeübt. In Deutschland
werden wir erpressbar, was beim Konzern Gasprom
besonders deutlich ist. Der faire Wettbewerb wird
dadurch ad absurdum geführt. Weil es immer
schwieriger wird legale und kriminelle
Geldtransaktionen zu unterscheiden, wird die
Gefahr der Korruption zwangsläufig noch weiter
steigen. Und die Korruption von politischen
Entscheidungsträgern durch kriminelle Strukturen
ist zumindest in Deutschland kein Einzelfall.
Sind Mafia-Zustände wie in Deutschland irgendwann
auch in der Schweiz denkbar?
Hoffentlich nicht. Andererseits warum sollte sich
die Situation in der Schweiz anders entwickeln als
in Deutschland. Gemeinsam ist der politischen
Elite, dass sie die Gefahr der organisierten
Kriminalität nur zeitweise zur Kenntnis nimmt und
die Polizei hie wie da im Regen stehen gelassen
wird. Wenn die Medien nicht ständig auf die
Gefahren aufmerksam machen und aufklären, wird
sich nichts bewegen. Und die international
organisierte Kriminalität wird weiter wachsen, zum
Nachteil der normal arbeitenden Unternehmer und
der Arbeitnehmer. Ein Mafia-Szenarium hat immer
mit den gesellschaftlichen und sozialen Umständen
zu tun. Wenn die Zivilgesellschaft nicht wachsam
ist, wird die Mafia, als die unkontrollierte
Macht, irgendwann einmal siegen.
(bazonline.ch/Newsnetz)>
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Organisierte Kriminalität
13. August 2010 11:44; Akt:
13.08.2010 12:08 Print
Die Mafia kennt keine Krise
Die Mafia ist auch in Krisenzeiten Italiens
stärkstes Unternehmen: Das organisierte
Verbrechen erwirtschaftet in Italien jährlich
90 Milliarden Euro.
aus:
http://www.20min.ch/finance/news/story/13344513
Die wirtschaftliche Potenz der Mafia ist
immens.
Drogenhandel, Wucher und Erpressungen: Das sind
die Hauptgeschäfte der Mafia. Allein damit
verdienen die Clans jährlich 40 Milliarden Euro,
wie aus einem Bericht des italienischen
Handelsverbandes «Confesercenti» hervorgeht.
Insgesamt erwirtschaftet die Mafia einen Gewinn
von rund sieben Prozent des italienischen
Bruttoinlandprodukts (BIP)
Die reichste Mafia-Organisation ist die
kalabresische 'Ndrangheta, die mit ihren
kriminellen Geschäften 2009 einen Umsatz von 44
Milliarden Euro generierte, knapp drei Prozent
des BIP. Diese Schätzung hat der Staatsanwalt
von Reggio Calabria, Nicola Gratteri, in seinem
neuen Buch «La Malapianta» veröffentlicht.
Das Geld stamme vor allem aus dem Drogenhandel,
so der Autor, der zu den angesehensten Experten
zählt. Die kalabresische Mafia verdiene damit
jährlich so viel, wie Estland und Slowenien
zusammen erwirtschafteten.
«Von der Nahrungsmittelindustrie über den
Tourismus bis zur Immobilien- und Finanzbranche:
Die organisierte Kriminalität konsolidiert sich
in allen wirtschaftlichen Bereichen des Landes»,
heisst es in dem Bericht des Handelsverbandes.
Aufgezeigt werden auch Verbindungen zwischen
italienischen Konzernen, vor allem jenen, die im
Infrastrukturbereich aktiv sind, und der Mafia.
«Viele dieser Unternehmen bevorzugen es, mit
der Mafia eine Einigung zu finden, statt deren
Erpressungen anzuzeigen», heisst es weiter.
(sda)>
-----
14.8.2010: Mafia-Kollaborant in Sizilien
zu 15 1/2 Jahren Haft verurteilt - und
Beschlagnahme seines Vermögens und seiner
Vereine
Soll man Kollaborateure verurteilen? Hatte er
keine andere Wahl als zu kollaborieren? Wieso
nimmt man ihm eine Krebsklinik und Fussballvereine
und Baufirmen weg, wenn diese gut funktionieren?
Ist dieses Urteil gerecht? Aber lesen Sie selbst:
aus: 20 minuten online: Italien: Mafioso muss
seine Milliarde abgeben; 14.8.2010;
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/27404583
<Ein sizilianischer Milliardär muss sein
Vermögen abgeben, inklusive Fussballverein und
Krebsklinik. Die Polizei hat ihn als Mafioso
entlarvt.
Die italienische Polizei hat auf Sizilien Eigentum
und Grundbesitz eines verurteilten Mafia-Partners
in Höhe von umgerechnet 1 Milliarde und 75
Millionen Schweizer Franken (800 Millionen Euro)
beschlagnahmt. Dazu gehören unter anderem eine
Krebsklinik, ein örtlicher Fussballverein und acht
Baufirmen, wie die Polizei am Samstag mitteilte.
Der Multimillionär Michele Aiello wurde wegen
Korruption, Betrugs und Zugehörigkeit zum
organisierten Verbrechen zu fünfzehneinhalb Jahren
Haft verurteilt. Der 53-Jährige hatte laut Polizei
enge Verbindungen zu Bernardo Provenzano, der
früheren Nummer eins der Cosa Nostra, im Jahr 2006
festgenommen wurde.
(ddp)>
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16.8.2010: Das letzte Drohmittel der
Mafia gegen Verräter ist die Drohung mit
Sippenhaft
aus: Basler Zeitung online: Das letzte Drohmittel
der Mafia; 16.8.2010;
http://bazonline.ch/ausland/europa/Das-letzte-Drohmittel-der-Mafia/story/20749406
Massimo Ciancimino packte als
Hauptzeuge gegen die Machenschaften der Cosa
Nostra vor Gericht aus. Diese fühlte sich
gezwungen zu reagieren – und nimmt einen
Fünfjährigen ins Visier.
Ein Kronzeuge für den italienischen Staat:
Massimo Ciancimino sagt vor Gericht aus.
Der Vater des Zeugen: Vito
Ciancimino in einer undatierten Aufnahme.
«Die Schuld hinterhältiger Verräter fällt zurück
auf ihre Söhne», hiess es in einem Brief, dem eine
Kalaschnikow-Patrone beigelegt war. Der Empfänger
war der fünfjährige Sohn des vielleicht
wichtigsten Zeugen gegen die italienische Mafia,
Massimo Ciancimino. «Weshalb tragen sie die
Angelegenheit auf dem Buckel eines kleinen Jungen
aus?», erboste sich der Vater in einem Interview
im italienischen Nachrichtensender «Sky TG24».
Massimo Ciancimino ist der Sohn des berüchtigten
Vito Ciancimino, ehemaliger Bürgermeister Palermos
und «Consigliere» des berüchtigten Mafia-Clans aus
Corleone. Man kannte ihn unter dem Namen Don Vito.
Bis in die 1970er-Jahre hinein war er ein
wichtiges Verbindungsmitglied zwischen der Cosa
Nostra und der Politik. Don Vito verhalf seinen
Leuten zur Geldwäsche und schützte sie vor
Festnahmen. Mit Mafia-Boss Toto Riina pflegte er
regelmässigen Kontakt. 1990 wurde er verhaftet.
2002 starb er im Hausarrest.
Don Vitos Sohn Massimo war stets am Puls der Cosa
Nostra. Er war ein enger Vertrauter und Bote
seines Vaters und hatte stets Einblick in die
wichtigsten Dokumente, wie die «Süddeutsche
Zeitung» schreibt. Massimo Ciancimino wurde
ebenfalls verurteilt. Er machte Geschäfte mit dem
illegal erworbenen Vermögen seines Vaters.
Die Aussagen von Ciancimino
Heute will der 47-Jährige mit seiner
Vergangenheit aufräumen. Seine Strafe wurde
reduziert, weil er sich bereit erklärte,
detailliert über die Cosa Nostra auszusagen. Dabei
bestätigte er den Verdacht, dass Berlusconis
Partei Forza Italia, dem heutigen Popolo della
Liberta, mit der Hilfe der Mafia gegründet worden
sei.
Auch die Anschläge auf Anti-Mafia-Richter
Giovanni Falcone von 1992 sollen mit Unterstützung
des Staatsapparates ermöglicht worden sein. Seine
Aussagen ermöglichten der Staatsanwaltschaft, die
Ermittlungen im Fall Falcone neu aufzurollen.
Mittlerweile hat Massimo Ciancimino ein Buch über
die Machenschaften und geheimen Verbindungen
seines Vaters geschrieben. Aus Sizilien ist er
längst weggezogen, obwohl er noch immer ein Haus
auf Palermo besitzt. Heute lebt Ciancimino in
Bologna, im Norden Italiens.
Die Drohung wirkt
Die Drohung gegen seinen Sohn scheint dem
vermeintlich unverwüstlichen Ciancimino Junior nun
doch zugesetzt zu haben. «Wenn das Leben meines
Sohnes ins Spiel kommt, reicht es», soll er laut
der «Süddeutschen Zeitung» in einer ersten
Reaktion gesagt haben. «Ich gebe mich geschlagen,
ich rede nicht mehr.»
Die Drohung der Cosa Nostra scheint gewirkt zu
haben. Dass die Mafia es ernst meint, hat sie
bereits 1992 gezeigt, als sie den 13-jährigen
Giuseppe Di Matteo entführte und in Haft
ermordete. Sein Vater, Mafia-Gangster Santino,
hatte ebenfalls vor Gericht gegen seine Leute
ausgesagt.
(jak)>
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18.8.2010: Der schweizer Geheimdienst
ist ahnungslos - die italienische Mafia 'Ndrangheta
ist auch im
Thurgau
aus: 20 minuten online: Behörden überrascht:
'Ndrangheta-Clan ist im Thurgau aktiv;
18.8.2010;
http://www.20min.ch/news/ostschweiz/story/25316899
<von Antonio
Fumagalli - Dokumente der italienischen Polizei
belegen: Die grösste italienische Mafia ist auch
im Thurgau verankert.
Super-Pate Oppedisano: «Segen» für die
Thurgauer ’Ndrangheta?
Der über 2500 Seiten starke Bericht der
italienischen Staatsanwaltschaft, der dem
ARD-Politmagazin «Report München» zugespielt
wurde, ist hochbrisant: In jahrelanger
Kleinarbeit haben die italienischen Behörden
mutmassliche Mitglieder der kalabresischen
Mafia-Organisation ’Ndrangheta überwacht und
deren Telefonate abgehört – und dabei auch
eindeutige Hinweise für die Existenz von
Schweizer Ablegern des Clans gefunden.
In einem der aufgezeichneten Gespräche geht es
um einen Territorialstreit zwischen dem
’Ndrangheta-Arm in der deutschen Nachbarschaft
und dem Ableger in Frauenfeld. Ein Capo aus
Singen sitzt seit Juli in Haft. In der Schweiz
sind noch einige mutmassliche Mafiosi auf freiem
Fuss: Am 18. August 2009 beobachteten die
italienischen Fahnder einen Wagen mit Thurgauer
Kennzeichen auf dem Grundstück des mittlerweile
inhaftierten Super-Paten Domenico Oppedisano in
Kalabrien. Darin sassen vier Männer, drei davon
wohnen im Thurgau. Wie die Polizei beschreibt,
zelebrierten die Männer in der Zitrusplantage
des Paten einen «esoterischen Ritus» – laut
Mafia-Kennerin Stephanie Oesch möglicherweise
ein Aufnahmeritual.
Der Besitzer des Autos konnte gestern in seiner
Thurgauer Wohngemeinde nicht kontaktiert werden.
Eine Nachbarin sagte aber: «Ich habe mich schon
oft gefragt, wie er sein Leben finanziert, zu
arbeiten scheint er jedenfalls nicht.»
Von 20 Minuten angesprochen, zeigen sich die
Schweizer Behörden überrascht: Die Kapo Thurgau
wisse nichts von «erkennbaren mafiösen Strukturen
im Kanton», und die Bundesanwaltschaft nimmt die
Dokumente «mit Interesse zur Kenntnis».>
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19.8.2010: Der Boss der 'Ndrangheta in
der Schweiz lässt sich nur "lo svizzero"
nennen - und die Mafia-Familien sind gegen
aussen immer "freundlich"
So unauffällig wie möglich, das ist die Devise der
Mafia. Und so wusste die schweizer
Staatsanwaltschaft bisher nichts über die
'Ndrangheta im Thurgau, und die deutschen und die
italienischen Behörden wussten über die Schweiz
mehr Bescheid als die schweizer Behörden selbst.
Aber lesen Sie selbst:
aus: 20 minuten online: 'Ndrangheta im Thurgau:
Wer ist "lo svizzero"?; 19.8.2010;
http://www.20min.ch/news/schweiz/story/Wer-ist--lo-svizzero---12812426
<von Ronny Nicolussi - Der Chef der
’Ndrangheta in der Schweiz hat einen der
höchsten Grade der kalabrischen
Mafia-Organisation inne. Seinen Namen kennen die
Behörden jedoch bis heute nich.
Im Bericht der Staatsanwaltschaft von Reggio
Calabria steht es schwarz auf weiss: «In den
Städten Zürich und Frauenfeld oder auch in deren
Agglomerationen ist eine ’Ndrangheta-Struktur
aktiv mit verschiedenen Personen kalabrischer
Herkunft.» Diesen Schluss zieht die
Staatsanwaltschaft nach minutiöser Überwachung von
Gesprächen des im vergangenen Juli verhafteten
’Ndrangheta-Anführers Domenico Oppedisano und dem
ebenfalls verhafteten Bruno Nesci, der laut
Behörden im süddeutschen Singen eine
’Ndrangheta-Zelle führte.
Auf die Schweiz zu sprechen kam Nesci, weil es
offenbar zu Spannungen wegen
Gebietszuständigkeiten zwischen ihm und einer
«anderen in der Schweiz existierenden Gruppe» kam.
Der Kopf dieser Gruppe ist den italienischen
Strafverfolgungsbehörden bis dato unbekannt. Sie
gehen einzig davon aus, dass es sich um einen
Kalabresen handeln muss. In den abgehörten
Gesprächen wird er als «lo svizzero» (der
Schweizer) oder «quel cornuto della Svizzera»
(dieser Gehörnte aus der Schweiz) oder aber auch
als «la montagna della Svizzera» (der Berg der
Schweiz) bezeichnet. Letztere Bezeichnung deutet
laut Staatsanwaltschaft daraufhin, dass es sich
bei dieser Person um jemanden handeln muss, der
einen der höchsten ’Ndrangheta-Grade – den
sogenannten vangelo (Evangelium) – inne hat.
Die Schweizer Behörden reagierten derweil
überrascht über diese Information. Der Kommandant
der Kantonspolizei Thurgau und dessen direkter
Vorgesetzter, Regierungsrat Claudius
Graf-Schelling, Vorsteher des Thurgauer Justiz-
und Sicherheitsdepartements, wollten sich zum Fall
nicht äussern. Die Polizei hielt lediglich fest:
«Bisher sind im Kanton Thurgau keine erkennbaren
mafiösen Strukturen in Erscheinung getreten. Im
Übrigen muss ein allfälliger Wohnort nicht immer
identisch mit einem allfälligen Tätigkeitsfeld
sein.» Die Kantonspolizei Zürich verwies für
weitere Informationen an die Bundesanwaltschaft.
Diese sah sich auf Anfrage jedoch nicht in der
Lage, die jüngsten 'Ndrangheta-Aktionen in Italien
zu kommentieren. «Ausserdem pflegen wir generell
nicht, Statements zu offenbar ‹zugespielten›
(ausländischen) Ermittlungsunterlagen abzugeben»,
hiess es schriftlich auf Anfrage.
Italiener und Deutsche wussten es, nur die
Schweizer Ermittler nicht
Es scheint, als seien die Schweizer Ermittler die
einzigen, die nichts von der ’Ndrangheta im
Thurgau wussten. Denn dass es in der Schweiz ein
«’Ndrangheta-Lokal» gibt, gehe auch eindeutig aus
den Ermittlungen der deutschen Polizei hervor,
heisst es im Bericht der Italiener, der 20 Minuten
Online vorliegt. Mit Lokal bezeichnet die
kalabrische Mafia-Organisation einerseits den Ort,
wo sich die 'Ndranghetisti treffen, und
andererseits die lokalen ’Ndrangheta-Zellen, die
aus mindestens 50 Leute bestehen müssen. Aus einem
Dialog zweier mutmasslicher ’Ndrangheta-Mitglieder
in Singen, der den Konflikt zischen der
’Ndrangheta in Deutschland und in der Schweiz
belegen soll, wird wie folgt zitiert:
S.: «Also, die in der Schweiz, das Lokal in der
Schweiz ist…»
F.: «Frauenfeld!»
S.: «Ah, Frauenfeld. Sie haben sich dort
eingerichtet, wo wir auch sind.»
F.: «Ah… ja, mir scheint, dass…»
Mit Frauenfeld könnte allerdings auch eine kleine
Gemeinde in der Umgebung von Frauenfeld gemeint
sein. Dort wohnen zwei von vier Männern, die am
18. August 2009, exakt um 15.34 Uhr, Teil des
’Ndrangheta-Puzzles wurden. Zusammen mit einem in
Frauenfeld geborenen Italiener und einem älterern
Herrn aus Italien fuhren sie damals mit ihrem Kia
mit Thurgauer-Kennzeichen auf das von der Polizei
überwachte Gelände des ’Ndrangheta-Anführers
Domenico Oppedisano vor. Laut Staatsanwaltschaft
lässt das Überwachungsvideo keine Zweifel offen.
Die vier Männer erhielten in der Zitrusplantage
Oppedisanos während eines esoterischen Ritus eine
Funktion in der ’Ndrangheta.
«Ein ganz normales, älteres Pärchen»
Eine Nachbarin der beiden Männer aus dem
Thurgauer Dorf, die nicht näher genannt werden
möchte, kann nicht glauben, dass die beiden etwas
mit einer kriminellen Organisation zu tun haben
sollen: «Sie sind immer sehr freundlich und ich
habe noch nie etwas Schlimmes von denen gehört.»
Sie wohne seit acht Jahren im selben Haus wie die
Familie, der offenbar beide Männer angehören.
Probleme habe es niemals gegeben. Eine andere
Nachbarin will sich nicht über die Familie
äussern, sagt aber auch, sie habe nie etwas
Negatives festgestellt. Und eine dritte Nachbarin
meint: «Die Familie ist sehr nett. Das ist ein
ganz normales, älteres Pärchen – nichts
Auffälliges.» Die Frau sei etwas schüchtern, aber
wie der Mann und der Sohn würde auch sie immer
freundlich grüssen.>
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Thurgau 22.8.2010: Führende Mafiosi der
'Ndrangheta beziehen auch Sozialhilfe
aus: 20 minuten online: Führende Mafiosi, die
Sozialhilfe beziehen; 22.8.2010;
http://www.20min.ch/news/schweiz/story/29446711
<Unauffällig und fast ärmlich: So lebt der
Neffe von ’Ndrangheta-Pate Domenicio Oppedisano im
Thurgau. Das sei typisch für Ableger der
’Ndrangheta, sagt der Mafia-Experte Jürgen Roth*.
Mafia-Experte Jürgen Roth.
Der Neffe des Mafia-Paten lebt in einem Dorf, das
zur Gemeinde Gachnang gehört, in einer kleinen
Wohnung in einem heruntergekommenen Block.
Jürgen Roth: Das ist durchaus charakteristisch für
bestimmte Clans der ’Ndrangheta. Ihre Mitglieder
in Deutschland oder der Schweiz wollen nicht
auffallen. Selbst jene, die in der Hierarchie weit
oben stehen, protzen nicht mit ihrem Reichtum. Das
ist einerseits Tarnung. Andererseits gehört die
Bescheidenheit zur Lebenskultur in ihrer
kalabrischen Heimat.
Seit 20 Minuten über den Thurgauer Ableger der
’Ndrangheta berichtet hat, steht die Gemeinde
Gachnang kopf: Die Einwohner rätseln, wer das
Haupt des Thurgauer Clans und wer der Neffe des
verhafteten Mafia-Paten Domenico Oppedisano sei.
Mehrere Namensvetter des Paten fühlen sich unter
Generalverdacht. Derweil lebt der echte Neffe
weiterhin unbehelligt: Laut einem Nachbarn wurde
er weder von Reportern noch von der Polizei
besucht, noch sei er untergetaucht. Der Neffe ist
laut Bekannten nicht erkennbar arbeitstätig, ein
anderes Mitglied des Thurgauer Ablegers arbeitet
als Maurer.
Man muss sich von der naiven Vorstellung
verabschieden, dass alle Mafiosi einen Bentley
fahren und sich von Bodyguards beschützen lassen.
In Deutschland gibt es sogar führende Mafiosi, die
Sozialhilfe beziehen. Die Mehrheit der Ableger
verfügt auch nicht unbedingt über viel Geld.
Wo fliesst das Geld dann hin?
Die Rendite kommt in die Kasse des Clans in
Kalabrien. In aller Regel besitzt die ’Ndrangheta
dort Immobilien, prächtige Residenzen und
Beteiligungen an Supermärkten. Der unvorstellbare
Reichtum zeigt sich jedoch nicht auf den ersten
Blick. So besitzen die Mafiosi etwa Häuser, in die
man von aussen keinen Fuss setzen will. Innen
haben sie Marmorböden, vergoldete Wasserhähne und
Whirlpools. Lorenz hanselmann
*Der Journalist Jürgen Roth (65) recherchiert seit
40 Jahren über kriminelle Organisationen. Sein
jüngstes Buch: «Gangsterwirtschaft – wie uns die
organisierte Kriminalität aufkauft».
(20 Minuten)>
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25.8.2010: Internet-Mafia mit
gestohlenen Kreditkarten - Festnahme eines
führenden jüdischen Russen
aus: gmx Nachrichten: Mutmasslicher
Internet-Mafioso festgenommen; 25.8.2010;
http://portal.gmx.net/de/themen/digitale-welt/internet/11045592-CIA-nimmt-Internet-Mafioso-fest.html
<New York/Berlin (dpa) - Der
amerikanische Geheimdienst feiert einen Erfolg im
Kampf gegen die internationale
Internet-Kriminalität. In Frankreich wurde auf
US-Anfrage ein 27-jähriger Moskauer festgenommen,
der als ein führender Kopf im Handel mit
gestohlenen Kreditkarten-Daten gilt.
Das berichtete die "New York Times" am Dienstag
unter Berufung auf den Secret Service. Er solle
demnächst vor einem französischen Gericht
erscheinen, dass über eine Auslieferung an die USA
entscheidet. Dem Mann drohten in Amerika bis zu
zwölf Jahre Haft und eine Strafe von bis zu
500 000 Dollar, hieß es.
Der 27-Jährige mit ukrainischem und israelischen
Pass sei im Internet unter dem Spitznamen "BadB"
bekannt. Er ist laut Vorwürfen der US-Behörden
einer der Gründer des illegalen Netzwerks
CarderPlanet, über das gestohlene
Kreditkarten-Informationen verschoben werden. Die
amerikanischen Ermittler suchten den Mann bereits
seit November vergangenen Jahres. Er habe zuletzt
offen in Moskau gelebt und sei vor einigen Wochen
festgenommen worden als in Nizza in ein Flugzeug
nach Russland steigen wollte.
Die Online-Kriminalität wie Kreditkarten-Betrug
nimmt stetig zu, der jährliche Schaden wird auf
hunderte Millionen Dollar geschätzt. Die
Verfolgung der Drahtzieher erwies sich bisher als
sehr schwierig, weil sie grenzübergreifend
agieren. Westliche Behörden werfen zudem Ländern
wie Russland oder China mangelnden Elan bei den
Ermittlungen vor.
Für Spannungen mit Moskau sorgte zum Beispiel
Anfang des Jahrzehnts ein Vorfall um zwei
russischer Hacker. Sie waren vom FBI für ein
angebliches Vorstellungsgespräch in die USA
gelockt worden. Die Hacker wurden später zu
Haftstrafen verurteilt.>
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Reggio Calabria 26.8.2010: <Mafia
zündet Bombe vor Wohnhaus: Anschlag auf
Oberstaatsanwalt>
Ein Bombenanschlag ist die Sprache der
ohnmächtigen Wut. Scheinbar hat auf der einen
Seite ein Oberstaatsanwalt zu streng
durchgegriffen, und auf der anderen Seite braucht
es Psychologen für den Fall, dass die Mafia
untergeht. Eines Tages müssen die Mafiosi
einsehen, dass es Mafia eigentlich nicht braucht,
um friedlich zu leben, und der Staat in Italien
bietet genügend Möglichkeiten der Mitwirkung und
Mitbestimmung. Aber um das einzusehen, braucht es
Psychologen, braucht es psychologische Begleitung.
In der Mafia herrscht also psychologischer
Notstand. Man kann nicht 6,6 Mia. Euro
beschlagnahmen und massenweise Razzien durchführen
und dann die Betroffenen sich selber überlassen.
Da ist zu viel Frust im Spiel, und die Rache mit
solchen Bombenattentaten kommt dann automatisch.
Das müssen die Ermittler wissen. Aber lesen sie
selbst:
aus: n-tv online; 26.8.2010;
http://www.n-tv.de/panorama/Anschlag-auf-Oberstaatsanwalt-article1356396.html
<Im süditalienischen Reggio Calabria
explodiert eine Bombe vor dem Haus des
Oberstaatsanwalts. Verletzt wird niemand,
allerdings entsteht Sachschaden. Der Anschlag wird
der Mafia zugeschrieben. Der nationale
Anti-Mafia-Staatsanwalt Grasso sagt, die Mafia
versuche, "ein Klima der Einschüchterung" zu
schaffen.
Vor dem Haus des Oberstaatsanwalts der
süditalienischen Stadt Reggio Calabria ist eine
Bombe explodiert. Gezündet wurde sie
wahrscheinlich von der Mafia. Durch die Wucht der
Explosion zerbrachen sowohl die Fensterscheiben
der Wohnung von Salvatore di Landro als auch die
Scheiben anliegender Gebäude, berichteten
italienische Medien. Menschen seien nicht verletzt
worden. Die Behörden gingen davon aus, dass die
kalabrische Mafia "'Ndrangheta" hinter dem
Anschlag steckt.
Es ist bereits der zweite Anschlag dieser Art im
engeren Umfeld Di Landros. Im Januar hatten
Unbekannte eine ähnliche Bombe vor den Gebäuden
der Oberstaatsanwaltschaft hochgehen lassen. Im
Juni beschädigten Unbekannte Di Landros Auto. In
beiden Fällen gingen die Ermittler von Racheakten
der Mafia aus.
"Mafia will sich
rächen"
"Die Mafia will sich an mir rächen, weil ich
immer meinen Pflichten als Staatsanwalt
nachgekommen bin", kommentierte Di Landro den
Anschlag. Der Beamte war mit seiner Familie in der
Wohnung, als der Sprengsatz explodierte. Der
nationale Anti-Mafia-Staatsanwalt Piero Grasso
sprach von massiver Einschüchterung. "Wir können
davon ausgehen, dass das organisierte Verbrechen
nicht nur Di Landro selbst attackieren will,
sondern unter allen Ermittlern, Staatsanwälten und
Richtern ein Klima der Einschüchterung schaffen
will", sagte Grasso.
In den vergangenen zwei Jahren wurden in
Kalabrien weit über 6,6 Milliarden Euro der
"'Ndrangheta" beschlagnahmt. Im Juli hatte die
italienische Polizei der 'Ndrangheta einen
schweren Schlag versetzt und bei Razzien
mehr als 300 mutmaßliche Mitglieder festgenommen.
Die 'Ndrangheta hat sich in den vergangenen
Jahrzehnten zur stärksten und gefürchtetsten
Mafiagruppe Italiens entwickelt. Die Gruppe hat
ihren Ursprung in der Region Kalabrien an der
Stiefelspitze. Die drei anderen Mafiagruppen sind
die Camorra in Neapel, die Cosa Nostra aus
Sizilien und die kleinere Sacra Corona Unita aus
Apulien.>
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Pollica (Kampanien, Italien) 6.9.2010:
Der strenge Bürgermeister Angelo Vassallo wird
vor seinem Haus mit drei Schüssen ermordet -
die Handschrift der Camorra
Der Bürgermeister von Pollica führte zuletzt -
ganz nach dem Vorbild von Singapur - eine Busse
von 1000 Euro ein für Leute, die einen
Zigarettenstummel auf die Strasse werfen. Das war
dann wohl zu viel und die italienische Mafia
wollte sich nicht vorschreiben lassen, wo man
rauchen darf und wo nicht Vassallo hat sich
scheinbar zu viele Feinde gemacht, oder er hatte
Ambitionen, die man in einem Dorf nicht
verwirklichen kann. Aber lesen Sie selbst:
aus: 20 minuten online: "Hässliche Hinrichtung":
Italienischer Politiker nach Mafia-Manier
erschossen; 6.9.2010;
<Der Kampf gegen das organisierte Verbrechen
dürfte einem Bürgermeister in Süditalien zum
Verhängnis geworden sein.
In der italienischen Region Kampanien ist ein
Bürgermeister auf offener Strasse erschossen
worden. Angelo Vassallo, Bürgermeister der
Ortschaft Pollica, wurde laut Augenzeugen am
Steuer seines Autos getötet, wie die Polizei am
Montag mitteilte.
Der 57-jährige Mitte-links-Politiker und
engagierte Umweltschützer sei am Montag von seinem
Bruder tot aufgefunden worden. Die Polizei
zitierte Augenzeugen, denen zufolge Unbekannte dem
Bürgermeister am Sonntag vor dessen Haus
aufgelauert hatten. Als Vassallo zwischen 20.30
Uhr und 21.30 Uhr ankam, näherten sie sich demnach
dem Auto und schossen dem Politiker in den Kopf,
in den Hals und ins Herz.
Die Polizei erklärte, die Tat aus dem Hinterhalt
erinnere an Hinrichtungen der Camorra, der
örtlichen Mafia. Pollica befindet sich unweit von
Neapel, der Hochburg der Camorra.
In dem Küstenort in Kampanien machen viele
Nordeuropäer Ferien. Vassallo war für sein
Engagement für die Umwelt bekannt. Im Januar
führte er ein Bussgeld von tausend Euro für
Menschen ein, die Zigarettenstummel auf den
Boden werfen. Er erreichte zudem eine besonders
gute Wasserqualität im Meer von Pollica.
«Für ein Nein zuviel ermordet»
Nach seiner Ermordung blieben die meisten
Geschäfte und Lokale in dem 2500-Einwohner-Ort am
Montag geschlossen. Ein Freund Vassallos, der
Richter Raffale Marino, sagte, er sei sich sicher,
dass die Tat auf das Konto der Camorra gehe. «Er
wurde für ein Nein zuviel ermordet», sagte er.
«Ein Nein an Menschen, die keine negativen
Antworten ertragen.»
Der mit den Ermittlungen beauftragte Staatsanwalt
Alfredo Grecco sagte, Vassallo sei in letzter Zeit
besorgt gewesen und habe ihn «über bestimmte
Sachen auf dem Laufenden gehalten». «Er war ein
Mann, der gegen Kriminalität gekämpft hat und der
stets an vorderster Front stand.»
(sda/dapd)>
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17.09.2010: <Moskauer Mafia-Pate bei
Mord-Attentat verletzt> - "Opa Hassan"
bekommt einen Bauchschuss
aus: Russland Aktuell; 17.9.2010;
http://www.aktuell.ru/russland/panorama/moskauer_mafia_pate_bei_mord_attentat_verletzt_3112.html
<Moskau. Mafia-Krieg mitten in Moskau: Auf „Opa
Hassan“ (73), den wohl bedeutendsten Paten der
russischen Unterwelt, ist gestern an der Twerskaja
geschossen worden. Er überlebte das Attentat mit
einem Bauchschuss.
Aslan Usojan, so der bürgerliche Name von „Ded
Chassan“, wurde gestern Abend von einem
Scharfschützen ins Visier genommen, als er im Hof
eines Hauses an der Moskauer Pracht-Meile
Twerskaja aus dem Auto stieg. Der 73 Jahre alte
Pate wollte dort seinen Sohn besuchen. Er wurde in
den Bauch getroffen und schwer verletzt. Ein
Leibwächter kam ebenfalls mit einer
Schussverletzung ins Krankenhaus.
Totgesagt zum
eigenen Schutz
Zunächst hatten die Behörden die Falschmeldung in
die Welt gesetzt, die Unterweltgröße sei bei dem
Attentat getötet worden. Dies sollte verhinern,
dass während des Transports ins Krankenhaus ein
zweiter Mordversuch unternommen wird. Die Moskauer
Klinik, wo „Ded Chassan“ jetzt liegt, wird
inzwischen von OMON-Truppen bewacht.
Der Täter feuerte offenbar aus einer Wohnung im
dritten Stock auf der anderen Straßenseite der
Moskauer Hauptstraße. Dort wurde eine Kalaschnikow
mit Schalldämpfer gefunden.
Räuberkönig von
ganz GUS-Land
Usojan gilt in eingeweihten Kreisen als die wohl
einflussreichste Figur in der Unterwelt der
GUS-Staaten. Der 1937 in Georgien geborene Kurde
rückte zur Führungsfigur der kaukasischen Mafia
auf – und zum wohl ranghöchsten der für die Justiz
nicht greifbaren „gesetzestreuen Diebe". Seit 2006
liefert er sich jedoch wegen der Verteilung von
Pfründen einen Bandenkrieg mit den „Truppen“ von
Tariel Oniani ("Taro"), eines anderen kaukasischen
Paten in der russischen Hauptstadt.
Japontschik starb
auf ähnliche Weise
Der Konflikt wurde offensichtlich, als im Sommer
2009 der Petersburger Verbrecher-Boss
Wjatscherslaw Iwankow („Japontschik“) in Moskau
durch einen Bauchschuss niedergestreckt wurde. Die
mit „Ded Chassan“ verbündete Autorität von der
Newa starb zwei Monate später an den Folgen des
Attentats. Die Tatsache, dass auch Usojan jetzt
eine Kugel in den Bauch erhielt, wird von
russischen Medien als Andeutung gewertet, dass
dies zwei Episoden einer Geschichte sind. Die mit
der Aufklärung des Mordanschlags beschäftigten
Behörden sind mit voreiligen Schlüssen über die
Hintergründe sehr vorsichtig: Als ein potentielles
Motiv der Tat gelte „eine mögliche kriminelle
Atktivität“ des Opfers, hieß es.
(ld/.rufo/St.Petersburg)>
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Mafia weltweit 27.9.2010: <Clans auf dem
Vormarsch> - die globale Mafia ist bald überall
Teil 1: <Wie die Mafia die Welt erobert> -
Deutschland ist am schlimmsten von der Mafia
kontrolliert - und die Industrie verniedlicht das
Problem
aus: Spiegel online; 27.9.2010;
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,719762,00.html
Buchempfehlung: Francesco Forgione: "Mafia Export"
<Von Annette
Langer
Ob Spiesen-Elversberg,
Caracas oder Toronto - die Mafia ist überall.
Kein Land der Welt bleibt von den Statthaltern
der kriminellen Holdings verschont. Clan-Experte
Francesco Forgione hat die Handelsrouten und
Wohnorte der Bosse ausgemacht - und nirgendwo
sind sie so präsent wie in Deutschland.
Die Hinrichtung des Aufrechten war für Sonntag,
den 5. September 2010, angesetzt. Am späten Abend
fuhr Angelo Vassallo, Bürgermeister von Pollica,
der "Perle des Cilento" am Thyrrenischen Meer, in
seinem Audi nach Hause. Kurz vor Ankunft im
Ortsteil Acciaroli stoppten Unbekannte den Wagen.
Vassallo zog noch die Handbremse, da eröffnete ein
Attentäter aus unmittelbarer Nähe schon das Feuer.
Von neun Kugeln trafen acht ihr Ziel, durchbohrten
Hals, Ohr, Kiefer, Schulter und Brustkorb des
Opfers. Eine traf direkt ins Herz.
Vassallo war beliebt, galt als
unbestechlicher und engagierter Naturschützer,
der auf einen ökologisch vertretbaren Tourismus in
der Region setzte. Knapp zwei Wochen vor seinem
Tod soll er noch persönlich Drogendealer aus dem
Hafengebiet von Acciaroli vertrieben haben, die
laut Zeugen große Mengen Rauschgift über den
Meerweg in die Stadt gebracht hatten. Eindringlich
appellierte Vassallo an die Polizei, häufiger zu
patroullieren und dem Spuk ein Ende zu bereiten.
Seine Bitten wurden gehört, aber offenbar von den
falschen Leuten. Die Anti-Mafia-Staatsanwaltschaft
von Salerno hält es trotz mangelnder Beweise für
wahrscheinlich, dass der Mord auf offener Straße
ein Racheakt der Camorra war, die in Kampanien
nicht nur den Drogenhandel kontrolliert, sondern
auch Interesse an Immobilien und Bauaufträgen im
touristisch attraktiven Nationalpark Cilento hat.
In Italien sorgte der Fall für Aufruhr und
Empörung bei Politikern jeder Couleur. In
Deutschland war das Medienecho verhalten - wie
immer, wenn die Mafia nicht gerade vor der eigenen
Haustür mordet.
Kein Blut, keine Mafia
"Solange kein Blut in den Straßen fließt, glaubt
keiner an die Mafia", ärgert sich Francesco
Forgione, ehemaliger Leiter der parlamentarischen
Anti-Mafia-Kommission unter der Regierung Prodi.
"Der Tod Vassallos macht mich wütend, er zeigt,
dass die Gesellschaft noch immer nicht genügend
Antikörper gegen das organisierte Verbrechen
entwickelt hat, dass die Behörden ihn
alleingelassen haben."
Forgione - dunkle Locken, ergrauter Dreitagebart,
schlichte Brille - sitzt in seiner kleinen
Dachgeschosswohnung in Rom, von der aus man einen
grandiosen Blick auf die Stadt hat. Er nippt
beiläufig an einem extrem starken kalabrischen
Espresso und atmet tief durch.
"Auch die deutschen Behörden haben die Augen vor
der Realität verschlossen, bis das Massaker
von Duisburg im August 2007 sie
wachgerüttelt hat." Bereits im Januar 2000 habe
das Bundeskriminalamt einen sehr detaillierten
Bericht über die Tätigkeit der kalabrischen Mafia
in Duisburg verfasst, "Analyse: San Luca", so der
Titel. Eine ausgezeichnete, vollständige
Zusammenfassung der illegalen Aktivitäten der
'Ndrangheta - allerdings ohne Folgen. Man habe das
Problem als rein italienisches begriffen, bis zu
dem Zeitpunkt, als sechs Leichen vor dem
Restaurant Da Bruno lagen: "Da war es plötzlich
auch ein deutsches Problem", sagt Forgione und
trommelt mit den Fingerkuppen auf den Tisch vor
sich.
Duisburg liegt strategisch günstig an der Grenze
zu Belgien und den Niederlanden, den
Haupteinfallstoren für Kokain in Europa. "Es ging
bei dem Mehrfachmord doch nicht nur um eine
Blutfehde unter Clan-Rivalen", erklärt Forgione.
Nicht ohne Grund seien fast alle Tatverdächtigen
in Amsterdam festgenommen worden. Außerdem habe
man bei der Verhaftung von Giuseppe Nirta im
November 2008 eine Million Euro in bar gefunden.
Nein, das Massaker in Nordrhein-Westfalen sei "nur
eine weitere Etappe im Krieg um die Vorherrschaft
im internationalen Drogen- und Waffenhandel
gewesen", so der Experte.
"Deutschland ist am besten kolonialisiert" -
[der EU fehlt die Ermittlungstechnik und ein
schnelles, einheitliches Gesetz - die Mafia
kolonisiert die ganze Welt]
"Duisburg hat ein wesentliches Problem enthüllt,
das der Heuchelei", sagt Forgione. "Das Geld der
Mafiosi wird auf der ganzen Welt gern genommen,
immer in der Hoffnung, dass die Mafia selbst dem
eigenen Terrain fernbleibt. So funktioniert das
aber nicht." Früher seien die Mafiosi den
Migrationsflüssen gefolgt, heute seien es die
Finanzströme, die sie anziehen: "Wir müssen das
organisierte Verbrechen da suchen, wo man es nicht
sieht", so der 50-Jährige.
Ob Deutschland derzeit das für die Mafia
attraktivste Land in Europa sei? "Nein, aber das
am besten kolonialisierte." Die Ermittlungstechnik
sollte dem Rechnung tragen: "Wir müssen nicht nur
Kalabrier oder Sizilianer in Deutschland suchen,
sondern die deutschen Notare und Anwälte, die für
sie arbeiten - alle unbescholtenen Bürger und
Strohmänner, die über Reinvestitionen bei der
Geldwäsche helfen."
Außerdem gelte es, wenigstens auf EU-Ebene endlich
gemeinsame Ermittlungstechniken und
-instrumente, aber auch gleiche Gesetze
einzuführen. Laut Forgione trifft man in
ganz Europa - abgesehen von Komplizenschaft und
Korruption - in den Behörden auf eine Art
Betriebsblindheit, eine Tendenz zur Verharmlosung
des Phänomens Mafia. Ob Kanada, Mexiko oder
Venezuela - kein Land ist inzwischen von dem
verschont, was Forgione die "heimliche und seit
Jahrzehnten andauernde Kolonialisierung der Welt"
nennt.
Seit 25 Jahren kämpft der Altkommunist,
Journalist, Soziologe, Politiker und
Universitätsprofessor gegen die ehrenwerten
Gesellschaften, die längst zu international
operierenden Holdings geworden sind - mit
aalglatten Staranwälten, exzellenten
Wirtschaftsberatern, Hightech-Equipment und
modernen Kommunikationsstrukturen.
"Die Mafia hat keine Ideologie"
In seinem Buch "Mafia Export" beschreibt Forgione
detailliert und kenntnisreich, wie Cosa Nostra,
'Ndrangheta und Camorra geschätzte 130 Milliarden
Euro im Jahr umsetzen. Wie sie etwa die Hälfte
davon in Schmuggel, Drogen- und Waffenhandel sowie
die Gehälter ihrer "Angestellten" und die
Unterstützung inhaftierter "Mitarbeiter"
investieren. Und wie sie dann die verbliebenen 50
Prozent in die legale Wirtschaft pumpen, das Geld
so reinwaschen wie die Bettlaken einer
sizilianischen Jungfrau.
So wurde die spanische Costa del Sol längst in
"Cosca del Sol" oder "Costa Nostra" umgetauft,
nach den kalabrischen und sizilianischen Mafiosi,
die hier weitgehend ungestört von den Behörden
kräftig in Tourismus, Gastronomie,
Lebensmittelbranche und Rauschgifthandel
investieren. Laut Forgione gab es in den
vergangenen 15 Jahren "keine größere Ladung Drogen
aus Südamerika oder Afrika, die nicht über Spanien
nach Europa gelangt wäre". Es käme sogar zu
Absprachen unter den verschiedenen italienischen
Gruppierungen, um die Importpreise stabil zu
halten.
Anhand der Geschichte des in Venezuela lebenden
ehemaligen Abgeordneten der Democrazia Cristiana
(DC), Aldo Miccichè, zeichnet Forgione nach, wie
Politik, Pharmaindustrie und organisierte
Kriminalität über Tausende Kilometer hinweg ihre
gemeinsamen Interessen durchsetzen. Über einen
Mittelsmann soll Miccichè Kontakt zu Premier
Silvio Berlusconis rechter Hand, Marcello Dell'Utri,
aufgenommen haben. "Wenn wir mit Dell'Utri reden,
heißt dies, dass wir in Berlusconis Vorzimmer
stehen (…), also packen wir es an", sagte der
Politiker laut Abhörprotokoll.
"Senator Dell'Utri ist sicher eine der
beunruhigendsten Figuren, was die Zusammenarbeit
der neuen Rechten mit der Mafia betrifft", sagt
Forgione. Die politisch Einflussreichen in Italien
teilen sich demnach in zwei Lager: Die einen sind
gegen die Mafia, die anderen werden von ihr
genährt und gefördert. Es gelte aber wie stets in
der 200-jährigen Geschichte der Clans: "Die Mafia
hat keine Ideologie. Sie ist weder links noch
rechts, sie sucht die Verbindung zur Macht und
nutzt sie - egal wer gerade am Hebel sitzt."
"Kauft, was immer zu kriegen ist"
Forgione erzählt in seinem Buch kleine Anekdoten
von Mafiosi, die in Nürnberg ihre Waffen in der
Mikrowelle einer Pizzeria ablegen, bevor sie dort
ihre Kollegen treffen. Aber auch große Geschichten
von mächtigen Waffenhändlern, skrupellosen Deals
mit Hilfsgütern und gigantischen Summen, die
täglich rund um den Globus mit schmutzigen
Geschäften verdient und dann reingewaschen werden.
Auch auf historische Umwälzungen reagieren die
Clans flexibel. So ergaben Abhöraktionen
italienischer Ermittler kurz nach dem Fall der
Mauer, dass die Bosse aller Gruppierungen unisono
den Befehl an ihre Leute ausgaben: "Kauft, was
immer zu kriegen ist." Auch, dass die Capos kräftig von der Finanzkrise
profitierten, ist kein
Geheimnis.>
Teil 2: <Was die Bosse auf die Palme
treibt> - das Schlimmste für Mafia-Bosse sind
Konfiskationen
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,719762-2,00.html
['Ndrine-Mafia:
Eine Gruppierung "Locale" besteht aus 13 Leuten
mit 13 Stühlen]
<Im Moment gilt die kalabrische 'Ndrangheta als
vorbildlich global agierende Gruppierung: Egal, wo
sie hinkommt, reproduziert sie dasselbe kriminelle
Modell, exportiert aber nicht nur Verbrecher,
sondern auch ihr ureigenstes kulturelles Konzept.
In Duisburg entdeckte man ein mit 13 Stühlen
eingerichtetes Hinterzimmer, das für Versammlungen
benutzt wurde, die traditionelle Zahl der 'Ndrine,
aus der die Organisationseinheit "Locale" besteht.
Bei der Leiche des 18-jährigen Tommaso V. fand man
ein bei Initiationsriten gebräuchliches
Heiligenbildchen des Erzengels Michael - er war
kurz vor dem Massaker in die Mafia aufgenommen
worden. "Ein archaischer Ritus, der
identitätsstiftend ist", meint Forgione.
Was die Bosse auf die Palme treibt -
[Mafia-Karten]
Der Autor hat nicht nur Ermittlungsakten gewälzt
und Abhörprotokolle wiedergegeben. Er hat eine
komplette Liste der seit 2000 im Ausland
verhafteten Mafia-Mitglieder erstellt und sich die
Mühe gemacht, die Verbreitung aller 'Ndrangheta-,
Cosa-Nostra- und Camorra-Clans in Deutschland
nachzuzeichnen.
"Ich habe so eine verrückte Vorliebe für Karten",
sagt Forgione fast entschuldigend. Frei nach dem
Motto "Ich weiß, wo du wohnst" hat er akribisch
zusammengetragen, in welchen Ländern der Erde
welche Clans tätig sind und welche Handelsrouten
sie nutzen - eine Art Topografie der Mafia, die
bei den Bossen vermutlich wenig Begeisterung
auslöste, profitieren ihre Mitglieder doch vom
Mythos des flüchtigen, hypermobilen und nebulösen
modernen Banditen.
Ob er Angst habe? Forgione zieht verärgert die
Augenbrauen zusammen. Auf keinen Fall will der
Mafia-Experte über seine Sicherheitssituation
sprechen, denn das empfindet er als eitel und
unseriös. Seit ihm 1995 das erste Mal
unmissverständlich gedroht wurde, steht er unter
Personenschutz. Aber: "Niemand, der ernsthaft
gegen die Mafia kämpft, will als Held verklärt
werden", so Forgione unwillig.
[Gesetzeswandel
mit Zeugenschutz und Telefonüberwachung bringt
Ermittlungserfolge gegen die Mafia-Bosse -
Konfiskationen - und Wiederverkauf]
Dennoch ist er stolz auf die Erfolge der
vergangenen Jahre. Die zahlreichen
Ermittlungserfolge und Festnahmen seien durch
entsprechende Gesetze zu Zeugenschutz und
Telefonüberwachung erst möglich geworden. "Wir
konnten auch viel mehr Güter aus Mafiabesitz
konfiszierten, etwas, was die Bosse richtig auf
die Palme treibt", so Forgione.
Doch das könnte sich bald ändern: Ende des Jahres
wurde ein Gesetz verabschiedet, dass es dem Staat
erlaubt, konfiszierte Immobilien und Grundstücke
weiterzuverkaufen. "Wer kauft ein Haus von Toto
Riina, wenn nicht einer seiner Strohmänner?",
fragt der Mafia-Experte. "Das würde doch sonst
niemand wagen."
Berlusconis größtes Geschenk an die Mafia -
[Steuergeschenke an die Mafia]
"Jedes Mal, wenn Repressionen greifen, kommt die
Regierung und ändert die Gesetze wieder", beklagt
Forgione. Premier Berlusconis größtes Geschenk an
die Mafia sind demnach die neuen
Steuerbestimmungen. Diese erlauben, im Ausland
geparktes Geld anonym und unter Umgehung einer
Strafverfolgung wieder nach Italien einzuführen
und dafür lediglich fünf Prozent der Summe als
Bußgeld zu zahlen. "Mit Hilfe des Staates wird
also gewaschenes Geld aus Steuerparadiesen noch
einmal gewaschen - und das straffrei", empört sich
Forgione
[Seit dem 11.
September 2001 gab es nicht viele Massnahmen
gegen die Mafia - das Bankgeheimnis nützt der
Mafia]
Es sei unverständlich, warum die Welt nach den
Anschlägen vom 11. September 2001 gemeinsam die
Sicherheitsmaßnahmen verschärfen konnte, ähnliches
im Kampf gegen die Mafia aber nicht möglich sein
soll - die sei schließlich genauso gut und global
organisiert wie al-Qaida.
Für den Mafia-Experten spielen individuelle
Freiheitsrechte dabei eine untergeordnete Rolle.
Im Namen von mehr Transparenz fordert er die
Abschaffung des Bankgeheimnisses und die
Einrichtung einer zentralen internationalen
Datenbank über Kontobewegungen. Es sei ein
Skandal, dass man sich vor dem G-8-Gipfel in
L'Aquila 2009 noch nicht einmal dazu durchgerungen
habe, eine schwarze Liste der internationalen
Steuerparadiese aufzustellen. Die
Telefonüberwachung gehöre zu den wichtigsten
Instrumenten der Ermittler und müsste rechtlich
abgesichert sein.
"Im Kampf gegen die Mafia braucht man
Leidenschaft und eine straffe Moral", ist Forgione
überzeugt. "Aber manchmal hilft auch ein
kalabrischer Dickkopf.">
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8.10.2010: 6 Camorra-Mitglieder des Di
Lauro-Clans wegen Betrugs festgenommen
aus: 20 minuten online: Organisiertes Verbrechen:
Mafiosi in Italien und der Schweiz gefasst;
8.10.2010;
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/31033523
<Sechs Mitglieder des einflussreichen
Camorra-Clans Di Lauro sind in Italien und in der
Schweiz verhaftet worden. Ihnen wird unter anderem
Betrug und Geldwäscherei vorgeworfen.
In Italien und der Schweiz wurden sechs
Mitglieder des Verbrechersyndikats Camorra in
Gewahrsam genommen. Die Mafiosi sollen unter
anderem Betrügereien mit telefonischen
Dienstleistungen organisiert haben, was der
Bande Einnahmen in Millionenhöhe beschert habe,
berichtete die Polizei am Freitag.
In
letzter Zeit konnten die Behörden zahlreiche
Schläge gegen die Mafia vermelden. Auch die
Proteste im Volk werden lauter.
Der Di Lauro-Clan zählt zu den mächtigsten
Organisationen der Camorra, des neapolitanischen
Arms der Mafia. In den vergangenen Jahren
lieferten sich Mitglieder des Di Lauro-Clans in
Neapel immer wieder blutige
Auseinandersetzungen, bei denen im Jahr 2006
innerhalb von Monaten über 100 Menschen getötet
wurden.
(sda)>
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10.10.2010: <Furcht vor Mafiakrieg
in Moskau> - ein Doppelmord in Moskau
jagt Angst ein
aus: Tagesanzeiger online; 10.10.2010;
http://www.tagesanzeiger.ch/panorama/vermischtes/Furcht-vor-Mafiakrieg-in-Moskau/story/22259155
<Ein Doppelmord hat in der
russischen Hauptstadt Befürchtungen vor erneuten
blutigen Mafiakämpfen geschürt – wie in den
Neunzigerjahren.
Ein Armenier und ein Mann aus dem von Georgien
abtrünnigen Gebiet Abchasien seien am Sonntag
auf offener Strasse erschossen worden, teilte
die Polizei nach Angaben der Agentur Interfax
mit. Von dem Mörder, der die Männer aus nächster
Nähe von hinten getötet habe, fehle jede Spur.
Die Polizei geht nach eigenen Angaben von einem
Auftragsmord
im Mafiamilieu aus. Erst vor kurzem
waren im Zentrum von Moskau ein ranghoher
Clanchef und sein Leibwächter von einem
Heckenschützen lebensgefährlich verletzt worden.
Die
Behörden vermuten Verteilungskämpfe im
Glücksspielgeschäft.
Ende September hatte der Kreml den Moskauer
Bürgermeister Juri Luschkow nach Berichten über
Korruption und Amtsmissbrauch entlassen. Einige
Experten warnten vor einem solchen Schritt: Der
74-Jährige sei in 18 Amtsjahren zu einem Garant
für Stabilität geworden, gaben sie zu bedenken.
Unmittelbar nach dem Zerfall der Sowjetunion
1991 hatten Clankämpfe vor allem in Moskau zu
zahlreichen Auftragsmorden geführt. (raa/sda)>
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Peru 12.10.2010: Chinesische
Restaurant-Mafia "Roter Drachen" will
50.000 Dollar Schutzgeld erpressen
aus: Cronicaviva: ¿Mafia China?:
"Chino Lee" mató a extorsionador; 12.10.2010;
http://www.cronicaviva.com.pe/index.php/crimen/52-crimen/5203-imafia-china-qchino-leeq-mato-a-extorsionador-
ggg
<Martes, 12 de Octubre de
2010 16:51
Al ser perseguido por los
extorsionadores, el dueño de un chifa,
Kuac Sen, conocido como ‘Chino
Lee’, se defendió a balazos matando a
uno de los mafiosos e hiriendo al otro,
quienes acompañados de una mujer, le
habían exgido un “cupo de protección” de
50 mil dólares.
La policía no descarta la participación
de la mafia china o “Dragón Rojo” que
habría extendido sus tentáculos a otras
zonas de Lima, como en Mirones Bajo,
donde se registró este suceso.
Kuac Sen se encontraba pintando las
paredes de su chifa cuando ingresaron
los tres extorsionadores para exgirle
los 50 mil dólares o de lo
contrario sería asesinado.
“Chino Lee” se negó y fue golpeado por
los maleantes pero logró escapar y salió
coirriendo del establecimiento.
Al percatarse que era perseguido
desenfundó una pistola y disparo nueve
balazos disparos que acabaron con
la vida de uno de sus agresores e
hirieron a otro.
Agentes policiales a cargo de las
pericias investigan si el sujeto baleado
pertenece a la “mafia china”. Según el
noticiero “90 Segundos”, en su poder se
halló cuatro celulares y un carnet de
miembro de la selección peruana de
fútbol.
”Chino Lee” no “asesinó” al
extorsionador, como informaron
algunos despistados reporteros, por
cuanto actuó en legítima defensa y se
trata de homicidio simple.
El asesinato (también denominado
homicidio calificado) es un delito
contra la vida humana, de carácter muy
específico, que consiste en matar a una
persona concurriendo ciertas
circunstancias, tales como: alevosía,
precio, recompensa o promesa
remuneratoria y ensañamiento, aumentando
deliberada e inhumanamente el dolor del
ofendido. (Wikipedia). (ECHA)>
|
|
Übersetzung
<Dienstag, den 12. Oktober 2010, 16:51
Uhr [peruanische Zeit]
Weil er durch Erpresser verfolgt wurde,
verteidigte sich der Besitzer eines
chinesischen Chifa-Restaurants, Kuac Sen,
bekannt als "Chino Lee", mit Schüssen und
tötete dabei einen der Mafioso und
verletzte einen anderen. Beide waren noch
von einer Frau begleitet. Sie wollten ihn
zu einem "Schutzgeld" von 50.000 Dollar
zwingen.
Die Polizei schliesst die Beteiligung der
chinesischen Mafia oder der Gruppe "Roter
Drachen" nicht aus, die ihre Tentakeln
über einige Distrikte von Lima
ausgebreitet hat, wie in Mirones Bajo, wo
dieser Vorfall stattfand.
Kuac Sen war beim Wände streichen seines
Chifa-Restaurants, als die drei Erpresser
eintraten und von ihm 50.000 Dollar
forderten, sonst würde er getötet werden.
"Chino Lee" sagte Nein und wurde durch die
Bösewichte geschlagen, aber es gelang ihm
zu fliehen.
Als er bemerkte, dass er verfolgt wurde,
zog er seinen Revolver und gab neun
Schüsse ab, die das Leben des einen
Agressors beendeten und den zweiten
Agressor verletzten.
Polizeibeamte mit Erfahrung untersuchten,
ob der Erschossene zur "chinesischen
Mafia" gehören. Gemäss dem
Nachrichtenanzeiger "90 Segundos" ["90
Sekunden"] besass der Mann 4 Handys und
ein Mitgliedsheft der peruanischen
Fussballauswahl.
"Chino Lee" hat den Erpresser nicht
"ermordet", berichteten einige Reporter
irrtümlicherweise. Er handelte in
berechtigter Notwehr und es handelt sich
um einen einfachen Todschlag.
Der Mord (auch als qualifizierter
Todschlag bezeichnet) ist ein Delikt gegen
das menschliche Leben mit einem sehr
speziellen Charakter, der darin besteht,
eine Person mit bestimmten Motiven zu
töten, zum Beispiel: Hinterlist, Ansehen,
Entschädigung oder Versprechen und
Belehrung, mit absichtlicher Erhöhung des
Schmerzes des Angeschuldigten.
(Wikipedia). (ECHA)>
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Schweiz 19.10.2010: Die Mafia der Fifa
ist von der schweizer Regierung rechtlich
erlaubt, egal, wie korrupt die Fifa ist
aus: Basler Zeitung online: Fifa-Bestechung ist
in der Schweiz erlaubt; 19.10.2010;
http://bazonline.ch/sport/fussball/FifaBestechung-ist-in-der-Schweiz-erlaubt/story/30016489
<Von Jean François Tanda.
Der Weltfussballverband bringt
den Fall der mutmasslich bestechlichen
Mitglieder des Fifa-Exekutivkomitees vor die
Ethikkommission. Die Staatsanwaltschaft ist
nicht zuständig.
Der Weltfussballverband Fifa
hat bei der internen Ethikkommission ein
Verfahren gegen zwei Mitglieder seines
Exekutivkomitees eingeleitet. Fifa-Vizepräsident
Reynald Temarii und Fifa-Vorstandsmitglied Amos
Adamu werden beschuldigt, bestechlich zu sein.
Die beiden waren auf Angebote eingegangen, am 2.
Dezember 2010 gegen Geldzuwendungen in
Millionenhöhe für die USA zu stimmen. Am 2.
Dezember entscheidet das Fifa-Exekutivkomitee,
wo die Fussballweltmeisterschaften 2018 und 2022
stattfinden.
Die Privilegien der Grossen
Vor der Strafjustiz in der Schweiz brauchen die
zwei Mitglieder der Fifa-Regierung jedoch keine
Angst zu haben. Denn internationale
Sportverbände wie der Weltfussballverband Fifa
oder das Internationale Olympische Komitee
geniessen einen Sonderstatus. Sie sind nicht
nur weitgehend von der Steuerpflicht befreit,
sondern werden auch in Bestechungsfragen mit
Samthandschuhen angefasst. So wollte es der
Bundesrat 2004: Damals wurden die heutigen
Strafbestimmungen zur sogenannten
Privatbestechung in der Schweiz eingeführt.
Seit
2006 ist nicht nur die Bestechung und die
Bestechlichkeit bei Beamten strafbar, sondern
auch bei Verantwortlichen in der
Privatwirtschaft. Doch es gibt eben eine
bedeutende Ausnahme: Der Bundesrat – damals
mit Justizminister Christoph Blocher – sah
ausdrücklich davon ab, die neuen
Antikorruptionsbestimmungen auch auf
Sportverbände auszuweiten. In der
bundesrätlichen Botschaft steht dazu: «In diesem
Zusammenhang stellt sich die Frage, ob
Verbände wie die Fifa unter den neuen
Straftatbestand fallen.» Das sei dann nicht
der Fall, folgt umgehend die Antwort, wenn
Mitglieder eines solchen Verbandes von einem
kandidierenden Staat finanzielle Vorteile für
die Erteilung des Zuschlags entgegennehmen
würden.
Haarsträubende Zustände
Für
die Antikorruptionsorganisation
Transparency International ein
unbegreifliches Privileg.
Geschäftsführerin Anne Schwöbel sagt: «Das
belegt, wie zahnlos das Gesetz ist – einfach
haarsträubend.» Offenbar wolle man, dass sich
Sportverbände in der Schweiz um jeden Preis
wohlfühlten. Seit dem Wochenende weilen
die beiden Hauptverdächtigen in Zürich. Am
Mittwoch müssen sie der Fifa-Ethikkommission
Rede und Antwort stehen. (Tages-Anzeiger)>
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24.10.2010: Ein italienischer
Mafia-Boss (Gerlandino Messina) ist
gefasst
Aber wenn einer gefasst wird, kommt doch
gleich der nächste nach. Man kann durch
Festnahmen die Mafia nicht zu einer menschlich
agierenden Gruppe machen. Das kann man nur
durch Vorbild und Integration. Aber lesen Sie
selbst:
aus: n-tv online: "Tödlicher Stoss":
Mafia-Boss dingfest gemacht; 24.10.2010;
http://www.n-tv.de/panorama/Mafia-Boss-dingfest-gemacht-article1776181.html
<Gerlandino Messina ist bereits in
Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt.
Der italienischen Polizei ist einer der
meistgesuchten Mafia-Bosse ins Netz gegangen.
Gerlandino Messina wurde in Favara bei Agrigent
im Süden Siziliens gefasst, wie Innenminister
Roberto Maroni mitteilte. Maroni sprach von
einem "tödlichen Stoß" für die Mafia. Messina
stand seit 1999 auf den Fahndungslisten und
wurde mit internationalem Haftbefehl gesucht. Er
zählte zu den dreißig gefährlichsten flüchtigen
Mafia-Kriminellen Italiens.
Ein Gericht hatte den 38-Jährigen wegen
Zugehörigkeit zur Mafia und wegen Mordes in
Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt. Bei
seiner Festnahme sei Messina mit zwei Pistolen
bewaffnet gewesen, habe sie aber nicht benutzt,
berichtete die Nachrichtenagentur ANSA.
AFP>
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11.11.2010: Mafia-Pate Nicolo Rizzuto
in Montreal erschossen
aus: 20 minuten online: Mafia in Kanada:
86-jähriger Pate zuhause erschossen; 11.11.2010;
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/16317653
<Der Pate des wichtigsten Mafiaclans der
kanadischen Stadt Montreal ist in seinem Haus
ermordet worden. Nicolo Rizzuto stand unter
strenger Überwachung der Polizei.
Niccolo Rizzuto wird aus dem Gefängnis in
Montreal entlassen, 16. Oktober 2008.
Der 86-jährige Nicolo Rizzuto wurde am
Mittwochabend in seinem Haus im Norden der
Stadt durch Schüsse tödlich verwundet,
berichteten zwei kanadische Fernsehsender. Der
gebürtige Italiener galt als Pate des
sizilianischen Mafiaclans der Rizzuto, der
Ende der 1970er Jahre die Macht in Montreal
von der kalabrischen Mafia übernommen hatte.
Nicolo (Nick) Rizzuto
verlässt nach der Beerdigung seines Enkels
Nick Rizzuto eine Kirche in Montreal, 2.
Januar 2010.(Bild: Reuters)
Rizzutos Tod könnte die Macht des Clans
endgültig brechen, dessen Herrschaft zuletzt
zunehmend geschwächt war: Zuerst wurde 2004
der Sohn des Patriarchen, Vito Rizzuto, wegen
Mordes verurteilt, 2009 wurde Vitos Sohn, Nick
Rizzuto, in Montreal auf offener Strasse
erschossen. Im Mai und Juni schliesslich
wurden zwei der wichtigsten Chefs des Clans
entführt beziehungsweise erschossen.
Nicolo Rizzuto selbst war im November 2006
festgenommen und zu einer vierjährigen
Haftstrafe verurteilt worden. Nachdem er nach
nur zwei Jahren wieder freigekommen war, stand
er unter strenger Überwachung der Polizei.
Seine Ermordung hat diese jedoch nicht
verhindern können.
(sda)>
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Italien 17.11.2010: Mafiaboss
Antonio Iovine nach 14 Jahren Flucht
festgenommen
aus: 20 minuten online: Italienische Polizei:
Top-Mafioso gefasst - nach 14 Jahren Flucht;
17.11.2010;
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/Top-Mafioso-gefasst---nach-14-Jahren-Flucht-14305778
<Grosserfolg für die italienischen
Mafiajäger: Sie konnten einen der
meistesuchten Clan-Chefs verhaften. Er wurde
in Abwesenheit wegen Mordes zu einer
lebenslangen Haft verurteilt.
Warum er so einen glücklichen Eindruck
macht, wird wohl für immer sein
Geheimnis bleiben: Mafiaboss
Antonio Iovine wird aus dem
Polizeihauptquartier von Neapel
abgeführt.
Die Polizei hat am Mittwoch einen der
meistgesuchten Mafiosi Italiens
festgenommen. Bei
seiner Festnahme in einem Keller im
süditalienischen Casal di Principe
habe Antonio Iovine keinen Widerstand
geleistet, teilte die Polizei
mit. Der 46-Jährige gilt als der Kopf
eines der brutalsten Clans innerhalb
der Mafia-Organisation Camorra.
Der Chef der Casalesi-Familie soll
sich vor allem um die illegalen
Geldströme des Clans gekümmert haben.
Iovine wurde wegen
Mordes und Bildung einer kriminellen
Vereinigung in Abwesenheit zu einer
lebenslangen Freiheitsstrafe
verurteilt. Er war seit 14
Jahren auf der Flucht. Der Ort seiner
Festnahme liegt in der Nähe von Caserta,
der Hochburg der Casalesi-Familie. «Er
hat sein Territorium nie verlassen. Ein
echter Boss verlässt sein Territorium
nie», sagte der Polizeichef von Neapel,
Santi Giuffre, dem Fernsehsender Sky
TG24.
Nach Behördenangaben ist der Casalesi-Clan
in Erpressung und den Handel mit
Drogen, Waffen und Menschen ebenso
verwickelt wie in die illegale
Entsorgung von Giftmüll. Die
Staatsanwaltschaft wirft der Familie
ausserdem vor, eine der grössten
Grossmarkthallen Europas zwischen Rom
und Neapel sowie mehrere
Zementfabriken unterwandert zu haben.
(dapd)>
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Zürich 18.11.2010: Korrupte
FIFA-Mafiosi werden u.a. für 1 Jahr
und 3 bzw. 4 Jahre aus der Fifa
verbannt und müssen Bussen bis zu
10.000 Franken bezahlen
Wo Macht ist, dort ist auch Mafia. Davor
ist kaum eine Organisation gefeit, auch
die FIFA nicht. Leute werden für gewisse
Zeit ausgeschlossen, und es werden
Bussen von bis zu 10.000 Franken
verhängt. Nun, die Monatslöhne sind aber
sicher höher als 10.000 Franken, und so
handelt es sich eigentlich kaum um eine
Busse, sondern um einen Tropfen auf den
"heissen Stein". Man könnte ja die
Internetbenutzer darüber abstimmen
lassen, wo welche Weltmeisterschaft
stattfindet, dann wäre die Fifa "fein
raus". Aber lesen Sie selbst:
aus: 20 minuten online: 3 Jahre:
Korrupte Fifa-Funktionäre lange
gesperrt; 18.11.2010;
http://www.20min.ch/sport/fussball/story/Korrupte-Fifa-Funktionaere-lange-gesperrt-28978185
<Die Fifa hat auf die
Korruptionsvorwürfe gegen ihr
Exekutiv-Mitglied Amos Adamu reagiert.
Nach der vorläufigen Suspension wird er
jetzt für drei Jahre verbannt. Auch
andere Mitglieder werden ausgeschlossen.
Die Wahl zur WM-Vergabe 2018 und 2022
am 2. Dezember 2010 findet ohne Amos
Adamu (Nigeria) und Reynald
Temarii (Tahiti) statt.
Amos Adamu (l.) wird
für drei Jahre suspendiert.
Der Nigerianer geriet im Rahmen
um die Bestechungsaffäre um die
WM-Vergabe 2018 und 2022 in die Kritik.
Am 20. Oktober wurde er von der
Ethikkommission bereits vorläufig
suspendiert. Adamu ging Journalisten der
«Sunday Times» auf den Leim, als er
diesen seine Stimme für die Vergabe
anbot. Neben der dreijährigen Suspension
muss Adamu zusätzlich 10 000
Franken Busse bezahlen.
Der aus Tahiti stammende Reynald
Temarii, der ebenfalls in die Vorwürfe
verwickelt war, wird für ein Jahr
gesperrt und muss 5000 Franken bezahlen.
Weitere vier Funktionäre
(Slim Aloulou, Ahongalu Fusimalohi,
Amadou Diakite, Ismael Bhamjee)
wurden für drei bis vier Jahre gesperrt
und mit Geldbussen in der Höhe von bis
zu 10 000 Franken belegt.>
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Japan 1.12.2010: <Nummer 3
der Yamaguchi-gumi-Bande: Polizei
schnappt Mafiaboss>
aus: n-tv online; 1.12.2010;
http://www.n-tv.de/panorama/Polizei-schnappt-Mafiaboss-article2053791.html
<Die japanische Polizei hat einen
ranghohen Mafiaboss gefasst. Der
65-jährige Tadashi Irie sei die Nummer
drei an der Spitze der
Yamaguchi-gumi-Bande, sagte ein
Polizeisprecher in Osaka. Ihm wird
vorgeworfen, für die Angehörigen eines
Killers aufgekommen zu sein, der wegen
Mordes an einem Mitglied einer
rivalisierenden Mafiagang ins Gefängnis
gekommen war. Die japanischen
Sicherheitskräfte gehen derzeit
verstärkt gegen die Yakuza-Banden vor,
wie die Mafia-Clans in Japan genannt
werden.
Neben Irie seien zwei weitere
Mitglieder seiner Untergruppe, der
Tatsumi-gumi, festgenommen worden, hieß
es. Vor zwei Wochen erst hatte die
japanische Polizei die Nummer zwei der
Yamaguchi-gumi-Bande geschnappt. Der
Chef der Bande, Kenichi Shinoda, sitzt
bereits in Haft, soll aber im April 2011
freikommen.
Im Gegensatz zur italienischen Mafia
oder zu chinesischen Triade-Gangs sind
die japanischen Yakuza-Banden nicht
verboten. Ihre Hauptquartiere sind sogar
in Telefonbüchern zu finden. Dennoch
sind sie wie andere kriminelle Banden
unter anderem in Drogengeschäfte,
Glücksspiel
und Prostitution verwickelt.
AFP>
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2.12.2010: Fifa-Mafia
"vergibt" wieder eine
Weltmeisterschaft
aus: n-tv online: Fussball: "Wie eine
Bande eingennütziger Schufte":
Ramponierte Fifa vergibt WM; 2.12.2010;
http://www.n-tv.de/sport/fussball/Ramponierte-Fifa-vergibt-WM-article2058621.html
<von Christoph Wolf und Stefan
Giannakoulis
Korruption,
mögliche Manipulation und unlautere
Absprachen – der Weltfußballverband Fifa
steht mehr denn je in der Kritik.
Trotzdem will das Exekutivkomitee heute
in Zürich darüber abstimmen, welche
Länder die Weltmeisterschaften 2018 und
2022 ausrichten dürfen. Die Politik
schaut großzügig weg und macht den
Kotau.
Widersteht allen
Versuchungen: Joseph Blatter. Auch der,
die Bestechung in seinem Verband zu
bekämpfen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Zeiten, in denen die Fifa bei
WM-Vergaben sich selbst feiern konnte,
sind vorbei. Das Image des
Fußball-Weltverbandes ist mittlerweile
derart ramponiert, dass selbst Uli
Hoeneß, Präsident des FC Bayern, in
Richtung Franz Beckenbauer spottet:
"Beim derzeitigen Zustand der Fifa wird
er froh sein, wenn er diesen Verband im
Mai verlassen kann."
Beckenbauer, der inzwischen seinen
Rückzug angekündigt hat, ist eins von
derzeit noch 22 stimmberechtigten
Exekutiv-Mitgliedern. Dass er vor gar
nicht langer Zeit selbst auf Stimmenfang
war im Fifa-Exekutivkomitee, sollte
nicht vergessen werden. Wichtiger für
die aktuellen WM-Vergaben ist aber, dass
diesem Gremium bis vor kurzem 24
Mitglieder angehörten. Doch Reynald
Temarii aus Tahiti und Amos Adamu aus
Nigeria sind inzwischen gesperrt, weil
sie ihre Stimmen zum Verkauf angeboten
hatten. Sie waren einer Schein-Offerte
britischer Medien aufgesessen.
Ein weiterer Funktionär, Jack Warner
aus Trinidad-Tobago, machte als
Concacaf-Präsident Millionen mit
illegalen Verkäufen von WM-Tickets und
prellte das Nationalteam seines Landes
um Prämien für die Endrunden-Teilnahme
2006. Die Fifa lässt ihren
Vize-Präsidenten mit dem ehrenvollen
Spitznamen "Jack the Ripper" dennoch
seit Jahren gewähren. Drei andere
Funktionäre stehen laut der am Montag veröffentlichten
BBC-Recherchen des investigativen
Journalisten Andrew Jennings unter
akutem Korruptionsverdacht: Issa Hayatou
aus Kamerun, Chef des Afrika-Verbandes
und Fifa-Vizepräsident. Nicolas Leoz aus
Paraguay, seit 1986 Chef der
südamerikanischen Föderation. Und
schließlich Ricardo Teixeira,
Vorsitzender des brasilianischen
Verbandes und Gastgeber der WM 2014, für
die er mit sich selbst einen äußerst
lukrativen Ausrichtervertrag
abgeschlossen hat.
Neun Bewerber für zwei Endrunden
Auf den Zuschlag für die Endrunde in
acht Jahren hoffen England, Russland
sowie Spanien und Portugal, die sich
gemeinsam bewerben, ebenso wie Belgien
und die Niederlande. Hier gelten nach
Wladimir Putins Verzicht auf seine
Aufwartung in Zürich die Engländer als
Favorit – eigentlich. Denn dass nun
ausgerechnet englische Reporter die
Korruptionsskandale im Oktober und
November aufgedeckt haben, hat die
Herren beim Weltverband nicht gerade
amüsiert. Schließlich steht die Fifa
nun" wie eine Bande eigennütziger
Schufte" da, wie James Corrigan,
Sportjournalist aus Wales, in der
"Frankfurter Rundschau" schrieb. Und das
nur weil das gängige Gebaren
derOffiziellen nicht mehr hinter
verschlossenen Türen stattfindet.
Wie dem auch sei: Vier Jahre später,
2022, wollen Australien, Japan, Katar,
Südkorea und die USA das größte
Sportereignis der Welt neben den
Olympischen Spielen ausrichten. Hier
spricht viel dafür, dass die
Nordamerikaner oder Katar das Rennen
machen. Der "Spiegel" hat berichtet,
dass eine Studie der
Unternehmensberatung McKinsey der Fifa
aufgezeigt hat, dass eine WM in Übersee
aufgrund weitgehend schon vorhandenen
Infrastruktur für den Verband am
lukrativsten wäre. Und darum geht es dem
Fußball-Weltverband, der laut "Guardian"
in den vergangenen vier Jahren fast 700
Millionen Dollar Gewinn gemacht hat,
schließlich zuallererst. Andererseits
hat Katar bei seiner Präsentation in
Zürich noch einmal versprochen: "Katar
ist ein zuverlässiger Partner und das
einzige Land, das versprechen kann: Wir
garantieren eine einzigartige
Kontinuität der Ressourcen." Und
Ressourcen ist wirklich ein wunderbar
dehnbarer Begriff, fast so dehnbar wie
der Ethik-Code der Fifa.
Kotau der Politik
Immerhin: Die internationale Politik
gibt sich alle Mühe, die Skandale zu
übersehen. Kritik ist nirgends zu
vernehmen, sie bleibt
Nichtregierungsorganisationen wie
Transparency International vorbehalten.
Stattdessen machen die hohen Herren den
Kotau vor der Fifa, um ihre Chancen
nicht zu gefährden. Nicht nur, dass der
Fifa sämtliche geforderten Sonderrechte
auf Kosten der eigenen Steuerzahler
gewährt werden. Der britische Premier
David Cameron etwa setzte auch Himmel
und Hölle in Bewegung, um vor der
Abstimmung noch einmal Jack Warner
persönlich zu treffen.
Das Abstimmungsprozedere sieht wie
folgt aus: Zuerst stimmen die 22
Mitglieder über die WM 2018 ab,
anschließend über die WM 2022 – und zwar
offiziell geheim. Für den Zuschlag ist
die absolute Mehrheit notwendig. Nach
jeder Runde, in der kein Kandidat die
absolute Mehrheit erreicht, fällt der
Bewerber mit der geringsten Stimmenzahl
heraus. Sollten am Ende zwei Bewerber
dieselbe Anzahl von Stimmen erhalten,
würde das Votum von Fifa-Präsident
Joseph Blatter entscheiden. Dieser hat
sich zuletzt bei der regulären Wahl
stets seiner Stimme enthalten, um seine
Neutralität wahren, wie er sagt. Andere
sagen, er will es sich mit niemandem
verscherzen.
Das geschrumpfte Fifa-Exekutivkomitee
Fifa-Präsident |
Joseph Blatter
(Schweiz, 74) |
Vize-Präsidenten |
Issa Hayatou
(Kamerun, 64) |
Jack Warner
(Trinidad-Tobago, 67) |
Chung Mong Joon
(Südkorea, 64) |
Julio Grondona
(Argentinien, 79) |
Michel Platini
(Frankreich, 55) |
Angel Maria Villar
(Spanien, 60) |
Geoff Thompson
(England, 65) |
|
Mitglieder |
Michel d'Hooge
(Belgien, 64) |
Mohamed Bin Hamman
(Katar, 61) |
Ricardo Teixeira
(Brasilien, 63) |
Senes Erzik
(Türkei, 69) |
Chuck Blazer
(USA, 65) |
Jaques Anouma
(Elfenbeinküste, 59) |
Nicolas Leoz
(Paraguay, 82) |
Junji Ogura
(Japan, 72) |
Marios Lefkaritis
(Zypern, 64) |
Franz Beckenbauer
(Deutschland, 65) |
Worawi Makudi
(Thailand, 59) |
Witaly Mutko
(Russland, 51) |
Hany Abo Rida
(Ägypten, 57) |
Rafael Salguero
(Guatemala, 63) |
|
|
Wenn die Entscheidung getroffen ist,
wird das Ergebnis unter notarieller
Aufsicht ins Messezentrum Zürich
gebracht. Ein Notar reicht dann die
Umschläge dem Fifa-Präsidenten zur
Bekanntgabe um 16 Uhr. Bleibt bei dem
Gebaren der Fifa nur die Frage: Was soll
das Brimborium?
Ich stimme für Dich, Du dann
für mich
Denn egal auf wen sie fällt,
glaubwürdig ist diese Wahl nicht mehr.
Zwar besteht für die Öffentlichkeit die
Möglichkeit, die Evaluierungsberichte
der Fifa zu den einzelnen Kandidaten
nachzulesen. Klar ist aber längst, dass
die dort enthaltenen Argumente
keineswegs maßgeblich für die
Entscheidung der Exekutivmitglieder
sind. Stattdessen wird, das ist ein
offenes Geheimnis, mit Deals und
Absprachen gearbeitet.
Relativ offen, wenn es vermeintlich nur
darum geht, eine Kandidatur zu
unterstützen, wie es etwa der DFB mit
Australien für die WM-Vergabe 2022
macht. Deren Bewerbung wird unter
anderem von Fedor Radmann beraten, der
vor der WM-Vergabe für 2006 gemeinsam
mit Franz Beckenbauer durch die Welt
tingelte um Stimmen einzuwerben. Diesmal
sitzt Beckenbauer bekanntlich für
Deutschland im Exekutivkomitee.
Möglichst diskret und unter Ausschluss
der Öffentlichkeit laufen die
Absprachen, wenn für das eigene
Stimmverhalten konkrete Gegenleistungen
erwartet werden. Welcher Art diese
Gegenleistungen sind, wurde in den
vergangenen Wochen nicht zum ersten Mal,
aber erstmals unter reger Anteilnahme
der Öffentlichkeit dokumentiert und
diskutiert. Sie reichen von opulenten
Geldprämien, die laut Punkt 10 und 11
des Fifa-Ethik-Codes strikt verboten
sind, über Absprachen nach dem Motto:
Wenn Du mich für 2018 wählst, bekommst
Du meine Stimme für 2022.
"Wenn es einen Deal gibt zwischen mir
und Angel Maria aus Spanien oder anderen
Beteiligten des Exekutivkomitees gibt -
dann sehe ich das nicht als Problem":
Mohamed Bin Hammam, Exekutivmitglied aus
Katar. Den Herrn rechts kennen Sie ja.
Das sagte Mohamed Bin Hammam,
Exekutivmitglied aus Katar, der ARD.
"Wenn es einen Deal gibt zwischen mir
und Angel Maria aus Spanien oder anderen
Beteiligten des Exekutivkomitees gibt -
dann sehe ich das nicht als Problem."
Und verwies ansonsten auf Präsident
Blatter: "Beschweren Sie sich nicht bei
Katar oder Spanien. Schuld ist das
System, dass zwei Weltmeisterschaften am
gleichen Tag entschieden werden."
Bin Hammam hat Recht und auch wieder
nicht. Einerseits müssten
Fifa-Funktionäre, zumindest in der
öffentlichen Erwartung, qua Amtes in der
Lage sein, auch bei einer Doppelvergabe
die notwendige Professionalität und
Neutralität an den Tag zu legen.
Andererseits ist Sportpolitik nicht nur
bei WM-Vergaben seit jeher ein mafiöses
System, in dem sich über Jahrzehnte
ungestört eine Kultur des Gebens und
Nehmens entwickelt hat. Zwischen den
Funktionären, aber auch zwischen
Offiziellen und Sponsoren, Ausrüstern
oder Rechtehändlern, wie die die
jüngsten BBC-Veröffentlichungen von
Schmiergeldzahlungen des früheren
Fifa-Vermarkters ISL gezeigt haben:
Jahr |
Schmiergeld
in Schweizer Franken |
1989 |
14.660.700,00 |
1990 |
6.998.691,41 |
1991 |
12.481.355,37 |
1992 |
13.306.460,00 |
1993 |
12.392.172,20 |
1994 |
8.878.150,00 |
1995 |
11.356.020,00 |
1996 |
9.767.600,00 |
1997 |
12.284.550,00 |
1998 |
13.697.495,95 |
1999 |
6.764.114,00 |
1999 - 2001 |
18.198.310,00 |
gesamt |
140.785.618,93 |
Quelle: www.jensweinreich.de |
Insgesamt 140.785.618,93 Schweizer
Franken hat die ISL zwischen 1989 und
2001 an Sportfunktionäre als Schmiergeld
gezahlt, ein zweistelliger
Millionenbetrag davon floss nachweislich
an Fifa-Funktionäre, die nun über die
WM-Vergabe abstimmen. Das ist belegt,
auch wenn es die Fifa nicht zur Kenntnis
nehmen will.
Einladung zu Schachereien
Eine Doppelvergabe, wie sie in diesem
Jahr erstmals durchgeführt wird, erhöht
die Chancen für Schachereien dramatisch.
Unter den Bewerbern, aber eben auch mit
Fifa-Funktionären. Die "Neue Zürcher
Zeitung" stellte kürzlich fest,
WM-Bewerbungen seien ein "Paradies für
Schweizer" – sofern sie die Fifa in der
Vita haben. Deren vermeintliche Kontakte
zu wichtigen Fifa-Oberen lassen sich die
Bewerber einiges kosten, angeblich bis
zu 15.000 Schweizer Franken – pro Tag.
Ehemalige Fifa-Mitarbeiter sind nicht
nur heiß begehrt, sondern auch reichlich
vorhanden. In Sachen Personalwechsel
herrschen unter Blatter seit Jahren
Schalker Verhältnisse. So kommt es, dass
sich allein für Russland drei ehemalige
Fifa-Mitarbeiter als Lobbyisten
verdingen, technische Hinweise geben
oder Kontakte zu Medien und ehemaligen
Fifa-Kollegen pflegen. Einer von ihnen,
der frühere Fifa-Kommunikationschef
Markus Siegler, hat laut NZZ sogar schon
drei aktuellen Bewerbern gedient: Vor
Russland rührte er für England und
Australien die PR-Trommel. Ein anderer,
der frühere Fifa-Generalsekretär
Michel Zen-Ruffinen, ist hingegen
aus dem Rennen, weil auch er englischen
Journalisten auf den Leim ging.
Bleibt die Frage, warum sich der
Fußball-Weltverband überhaupt zu dieser
Doppelvergabe entschieden hat, die ihre
Funktionäre geradezu dazu einlädt, gegen
den 2004 als Feigenblatt verabschiedeten
Ethik-Code zu verstoßen. Einen triftigen
Grund hat die Fifa nie genannt, das
Exekutivkomitee nahm den Entscheid
klaglos hin. Aus Fifa-Kreisen wurde
kolportiert, die Doppelvergabe würde
Planungssicherheit bringen und die
ohnehin lukrativen Rechtedeals noch
lukrativer machen. Kritiker hingegen
verweisen darauf, dass 2011 die Wahl zum
Fifa-Präsidenten ansteht und Blatter
dann keineswegs abtreten will. Ein
nochmaliger doppelter Zahltag für die
teils betagten Fifa-Granden, heißt es,
ist seiner Wiederwahl sicher nicht
abträglich.
Der 74-Jährige, vor kurzem erst zum
Ehrenmitglied des DFB ernannt,
legt großen Wert darauf, mit Korruption
nichts am Hut zu haben. "Ich schwöre es,
ich bin unbestechlich", sagte er einst
der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Und nie sei er der Versuchung erlegen,
selbst jemanden zu bestechen. Eines hat
die jüngere Fußballgeschichte freilich
gezeigt: Der Versuchung, Bestechung in
seiner Fifa wirksam zu bekämpfen, hat
Blatter in all den Jahren ebenfalls
widerstehen können. Bravourös sogar.>
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Zürich 30.11.2010: Ein
Drogenboss aus Serbien und ein paar
Serben in der Schweiz und Holland -
und dann wurde in Höngg eine Bombe
gelegt
aus: 20 minuten online: Racheakt: Als
die Mafia in Zürich eine Bombe legte;
30.11.2010;
http://www.20min.ch/news/zuerich/story/Als-die-Mafia-in-Zuerich-eine-Bombe-legte-10938713
<Heute Donnerstag kommt der Bombenleger
von Höngg vor Gericht. Mit dem
gescheiterten Anschlag hätte eine offene
Rechnung in der Serbenmafia beglichen
werden sollen.
Am 17. Dezember 2006 gab es in
Zürich-Höngg Bombenalarm. Für einmal
evakuierte die Polizei die Nachbarschaft
nicht umsonst. Sie entschärfte eine
Bombe, die unter einem Mercedes lag.
Der Sprengsatz wog ein halbes Kilo und
hätte mittels eines Handyzünders den
Serben Dragan L.* in die Luft jagen
sollen.
Bombenalarm, für
einmal mit echter Bombe.
Am kommenden Donnerstag und Freitag
steht der bosnische Bombenleger S. M.
vor dem Bundesstrafgericht in
Bellinzona. Auftraggeber war gemäss den
Ermittlungen der Bundesanwaltschaft der
Serbe T., der aber nicht vor Gericht
steht.
Mord am helllichten Tag
Laut der serbischen Zeitung
«Blic» (das übrigens dem Schweizer
Medienhaus Ringier gehört) sollte der
Anschlag auf L. eine Racheakt sein für
den Mord an Zdravko Keseljevic. Der
wurde 1998 am helllichten Tag vor einer
Amsterdamer Bank ermordet. Mit dabei war
gemäss der serbischen Zeitung damals
Keseljevics Cousin Darko Saric - einer
der grössten Drogenbosse Europas (siehe
Box). Die serbische Zeitung vermutet, er
könnte hinter dem Mordversuch in Höngg
stehen.
Obwohl Überwachungskameras den Mord in
Amsterdam aufzeichneten, gaben sie kein
brauchbares Beweismaterial ab.
Schliesslich verhaftete die Polizei
mehrere Personen, die sie des Mordes an
Keseljevic verdächtigte – darunter
Dragan L. Angeblich schuldeten sie
Keseljevic und Saric Geld. Die Polizei
konnte L. aufgrund mangelnder Beweise
nicht verurteilen – was den Saric-Clan
aber nicht von seinen Racheplänen
abhielt, vermutet «Blic».
Sprengstoff von zuhause
Laut der Zeitung stammt der
Plastiksprengstoff, aus dem die Bombe in
Höngg gebaut war, aus Serbien. Gemäss
der Gerichtsforensik hätte ihre
Sprengkraft ausgereicht, Personen im
Umkreis von 3,5 Metern zu töten oder
schwer zu verletzen. Obwohl die Bombe
funktionstüchtig war, versagte sie aber,
als S. M. sie zu zünden versuchte.
Der Bosniake floh nach Serbien, stellte
sich aber im Dezember 2008 den Schweizer
Behörden. Er muss mit einer langen
Strafe rechnen. Laut Bundesanwaltschaft
hat er bei den Befragungen eine «extreme
Geringschätzung für das Leben bekundet».
*Name der Redaktion bekannt.
(job)
Drogenmillionär
Darko Saric ist einer der grössten
Drogenbosse in Europa. Der
international gesuchte Serbe
verdient laut einer Schätzung der
serbischen Justiz von Anfang Jahr
jährlich über eine Million Euro. Das
Drogengeld wasche er in Hotels,
Discotheken und Gaststätten sowie
privatisierten Staatsbetrieben. Es
wird vermutet, dass er Parteien in
Serbien besticht. Ausserdem wird er
verdächtigt, in die Korruption im
serbischen Fussball verwickelt zu
sein. >
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Fifa-Mafia 5.12.2010: Die
Vergabe der Fussball-WM nach
Russland und Katar soll nun auch
geschmiert gewesen sein - 1,5 Mio.
Dollar pro Stimme - Englands
Vertreter stimmte gegen England
aus: 20 minuten online: Skandal: Neue
schwere Vorwürfe gegen die Fifa;
5.12.2010;
http://www.20min.ch/sport/fussball/story/Neue-schwere-Vorwuerfe-gegen-die-Fifa-18298200
<War die Wahl geschmiert? Zwei
Mitglieder des Fifa-Exekutivkomitees
sollen einem Deal zugestimmt haben, ihre
Stimme für 1,5 Millionen Dollar zu
verkaufen.
Nachdem vor der Wahl der
WM-Austragungsorte 2018 und 2022 zwei
der 24 Exekutivmitglieder der Fifa
aufgrund von Korruptionsverdacht
suspendiert worden waren, versuchte
Präsident Sepp Blatter die Wogen zu
glätten, indem er sagte, er erwarte
keine weiteren Vorwürfe mehr. Er hat
sich getäuscht.
Die jüngsten Anschuldigungen stammen
von einem ehemaligen
Delegationsmitglied eines
Bewerbungsstaates, das Gesprächen mit
Exekutiv-Mitgliedern der Fifa
beigewohnt haben soll, in denen Geld
angeboten wurde. Als Beweis für die
Gültigkeit seiner
Aussagen lieferte der
Whistleblower der «Sunday Times» die
Namen der anwesenden
Exekutivmitglieder, das Datum und die
exakten Treffpunkte: «Es handelte sich
dabei grundsätzlich um Geld für ihre
Stimme.»
Ist das Geld geflossen und wohin?
Als Empfänger der Ausgemachten 1,5
Millionen Dollar pro Stimme seien die
jeweiligen Fussballverbände der
Exko-Mitglieder ausgemacht worden, «Ob
die es dann in die eigene Tasche
abgezweigt haben, war uns egal»,
gesteht der Whistleblower gegenüber
der Zeitung, die mit ihren verdeckten
Ermittlungen bereits zwei
Exekutivmitglieder der Fifa stürzte.
Ob das Geld tatsächlich geflossen
ist, ist nicht bekannt. Ebenfalls
nicht, welcher Delegation der
Whistleblower angehörte. Es muss nicht
zwingend eine der Gewinner-Nationen
sein.
Ein britischer Politiker hat bereits
angekündigt, von der Fifa eine
Untersuchung zu verlangen. Erhärten
sich die Vorwürfe, ist die Wahl
ungültig und müsste wiederholt werden.
Trotz bestem Dossier scheiterte
England bei der Wahl um die WM mit nur
zwei Stimmen – eine davon vom eigenen
Vertreter. Die britische Presse, allen
voran die «Sunday Times» und die
«BBC», enthüllte kurz vor der Wahl
diverse Machenschaften von
Fifa-Exekutivmitgliedern und wird
dafür für das Scheitern bei der Wahl
verantwortlich gemacht.
(tog)>
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15.12.2010: Beweise für eine
Kosovo-Mafia der UCK mit
Organhandel, Auftragsmorden,
Folter und weiteren Verbrechen -
und Regierhungschef Thaci ist bis
heute der Mafiaboss
In 50% der Fälle ist immer der Boss
der Kriminelle, vielleicht auch in
diesem Fall. Aber lesen Sie selbst:
aus: 20 minuten online:
UCK-Vergangenheit: Regiert ein
Mafiaboss den Kosovo?; 15.12.2010;
http://www.20min.ch/news/ausland/story/Regiert-ein-Mafiaboss-den-Kosovo--18699895
<Organhandel, Auftragsmorde und
andere Verbrechen: Der Regierungschef
des Kosovo, Hashim Thaci, soll laut
einem Bericht des Europarats einiges
auf dem Kerbholz haben.
Die Vergangenheit des Regierungschefs
des Kosovo, Hashim Thaci, wird im
Bericht von Dick Marty durchleuchtet.
(Bild: Reuters)
Der Ministerpräsident des Kosovo,
Hashim Thaci, soll unter anderem in
Organ-Handel,
Auftragsmorde und andere
Verbrechen verwickelt
gewesen sein. Dies geht aus einem am
Dienstag veröffentlichten
vorläufigen Bericht des
Europaratsabgeordneten und
Tessiner FDP-Ständerats Dick Marty
zuhanden des Europarats
hervor. Westliche Länder hätten von
den Verbrechen gewusst, diese aber
ignoriert. Deshalb seien sie
mitschuldig.
Marty schrieb in dem Bericht von
erheblichen Beweisen, dass die UCK nach dem
Kosovokrieg 1998-99 im Norden
Albaniens Serben sowie einige
Kosovo-Albaner in geheimen
Gefängnissen «unmenschlicher und
erniedrigender Behandlung
ausgesetzt habe, bevor sie
schliesslich verschwanden».
In einer Klinik seien
Gefangenen Organe entnommen
worden, die anschliessend auf dem
internationalen Schwarzmarkt an
ausländische Kliniken verkauft
worden seien. Diese Aktivitäten
seien von UCK- Führern mit
Verbindung zum organisierten
Verbrechen organisiert worden und
würden «bis heute in anderer Form
andauern», schrieb Marty.
Der Abgeordnete verwies auf Ermittlungen der
EU-Mission EULEX, die im
Oktober in der Medicus-Klinik in
Pristina fünf Personen, darunter
Ärzte und einen Beamten des
Gesundheitsministeriums, unter dem
Vorwurf des Organhandels und
illegaler medizinischer Tätigkeiten
festgenommen hatte.
Boss der Drenica-Gruppe
Marty nannte ausdrücklich Thaci als «den Boss»
der Drenica-Gruppe, einer
«kleinen, aber unvorstellbar
mächtigen Gruppe von
UCK-Mitgliedern», die seit
1998 die organisierte Kriminalität
unter ihre Kontrolle gebracht habe.
Die diplomatische und politische
Unterstützung der USA und anderer
westlicher Länder habe Thaci nach
dem Kosovokrieg den Eindruck
gegeben, «unberührbar» zu sein,
schrieb Marty.
Anlass für Martys Bericht waren
ähnliche Vorwürfe der ehemaligen
Chefanklägerin des Internationalen
Strafgerichtshofs für
Ex-Jugoslawien, Carla del Ponte, in
ihrer 2008 erschienenen
Autobiographie. Sie hatte dafür aber
nie Beweise vorgelegt.
Klagen angedroht
Thacis Demokratische Partei (PDK)
bezeichnete am Dienstag in einer
Erklärung die Vorwürfe Martys als
«Lügen», die auf «unbewiesenen und
erfundenen Tatsachen» beruhten. Das
Ziel des Berichts sei es, die UCK
und ihre Führer zu schädigen.
Die Partei kündigte an, «alle
möglichen und notwendigen Schritte
zu unternehmen, um Martys Lügen zu
begegnen, einschliesslich
rechtlicher Schritte». Thaci hatte
sich erst am Montag zum Sieger der
ersten Wahl seit der Unabhängigkeit
des Gebiets von Serbien erklärt. Der
Kosovo gehört zu den ärmsten Ländern
Europas.
(sda)>
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Lucca (Süditalien)
27.12.2010: <Zu einsam auf
der Flucht: Mafioso bittet um
Verhaftung>
Ein Mafioso will
wieder seine Kameraden sehen. Sie
haben scheinbar nichts als
Kriminalität im Kopf und können ihre
Leben nicht selber in die Hand
nehmen. Das heisst, die Prävention
gegen Mafia-Bildung ist die
Lebenskunde in der Mittelstufe. Aber
Prävention gibt es in Italien nicht.
Lesen Sie selbst:
aus: n-tv online; 27.12.2010;
http://www.n-tv.de/panorama/Mafioso-bittet-um-Verhaftung-article2238736.html
<Weil er immer auf der Flucht
war und sich quälend einsam fühlte,
hat ein italienischer Mafia-Mann um
seine Festnahme gebeten. Der
vorbestrafte Serienräuber, Erpresser
und frühere Kollaborateur der
kalabrischen 'Ndrangheta rief beim
Polizeipräsidium in Lucca in der
Toskana an und wollte hinter Gitter.
Er verlangte den Chef des mobilen
Einsatzkommandos und stellte als
einzige Bedingung, von diesem
höchstpersönlich die Handschellen
angelegt zu bekommen. Bei seiner
Festnahme wollte der Mafioso dann
die Polizisten sogar umarmen.
Er werde sich im Gefängnis weniger
allein fühlen als in der Freiheit,
zitierten italienische Medien den
Mann. Er sei es leid, ein
kriminelles Leben zu führen und
anderen etwas anzutun. Außerdem sei
er bereit, einige Raubüberfälle zu
gestehen.
Die Beamten in Lucca dürften über
die zerknirschte Rede des mehrfach
vorbestraften und als gefährlich
eingestuften Kriminellen jedenfalls
nicht schlecht gestaunt haben:
Mafiöse Verbindungen, Geiselnahme,
Erpressung, bewaffneter Raubüberfall
und Drogenhandel, all das soll der
"einsame" einstige 'Ndrangheta-Mann
auf dem Kerbholz haben.
Normalerweise versuchen in Italien
reuige Mafia-Leute einen Straferlass
auszuhandeln oder eine neue
Identität zu bekommen, bevor sie
sich in freiwillig in die Hände der
Ermittler begeben.
dpa>
-----
8.3.2011: Fünf
mutmassliche
Ndrangheta-Mitglieder in
Konstanz an der schweizer Grenze
festgenommen
aus: 20 minuten online: Schlag gegen
Kriminalität: Fünf Mafiosi in
Konstanz festgenommen; 8.3.2011;
http://www.20min.ch/news/ausland/story/29398544
<In Konstanz nahe der Grenze zur
Schweiz gingen der Polizei fünf
mutmassliche Mafiosi der
kalabrischen 'Ndrangheta ins Netz.
Die Festnahmen waren Teil einer
internationalen Aktion.
Erfolgreicher Schlag gegen das
organisierte Verbrechen. Nicht nur
in Konstanz nahm die Polizei
mutmassliche Mafiosi fest, offenbar
gab es auch 30 Festnahmen in
Italien, total fünf in Australien
und Kanada und eine in Frankfurt.
Dies teilte die Polizei mit.
Bei den im Landkreis Konstanz
gefassten mutmasslichen Mafiosi
handelt es sich um Italiener im
Alter zwischen 32 und 58 Jahren.
Ihnen wird von der
Anti-Mafia-Staatsanwaltschaft in
Reggio Calabria in Italien
vorgeworfen, der Organisation
'Ndrangheta anzugehören.
Schusswaffen und Bargeld
sichergestellt
Die deutschen Behörden unterstützen
aufgrund eines Rechtshilfegesuchs
ihre italienischen Kollegen bereits
seit Juli 2009. Bei
Wohnungsdurchsuchungen in
Baden-Württemberg wurden am Dienstag
Beweismittel wie schriftliche
Unterlagen, eine Schusswaffe und
Munition sowie ein fünfstelliger
Bargeldbetrag sichergestellt.
Bereits im Juli 2010 waren in
Kalabrien und der Lombardei über 300
Personen festgenommen worden, denen
die Mitgliedschaft in der
'Ndrangheta sowie eine Vielzahl von
Straftaten wie Mord, Epressung,
Bestechung, Korruption,
Geldwäscherei, Drogen- und
Waffenhandel vorgeworfen wird.
(sda)>
-----
8.3.2011: Buch "Gomorrha"
über die internationalen
Mafia-Verbindungen - und der Autor
Roberto Saviano ist immer in
Gefahr
aus: Basler Zeitung online: "Meine
ersten fünf Jahre Nicht-Leben";
8.3.2011;
http://bazonline.ch/ausland/europa/Meine-ersten-fuenf-Jahre-NichtLeben/story/25286502
<Roberto Saviano
hat vor fünf Jahren «Gomorrha»
veröffentlicht. Das Anti-Mafia-Buch
brachte ihm nicht nur Reichtum und
Ruhm.
In einem Interview mit dem TV-Kanal
des «Corriere della Sera» spricht
Roberto Saviano über Rubygate und
die Tragik von Silvio
Berlusconi, weil
dieser «ein alter, einsamer Mann
ist». Er redet über die Verbindungen
zwischen der Lega Nord und der
kalabresischen 'Ndrangheta. Er
erzählt aber auch über sich selbst.
Vor allem berichtet der 31-jährige
Journalist aus Neapel über sein
Leben, das sich seit dem Erscheinen
von «Gomorrha» im Jahr 2006
schlagartig verändert hat – und dies
nicht nur zum Guten, im Gegenteil.
Saviano spricht über seine «ersten
fünf Jahre Nicht-Leben».
Nach dem anfänglichen Rummel um
seinen Enthüllungsroman über die
Camorra und ersten Morddrohungen sei
er davon ausgegangen, dass dies nach
ein paar Wochen oder Monaten schon
wieder vorbeigehen werde. Er habe
zunächst die Unannehmlichkeiten als
landesweit bekannter Mafia-Kritiker
mit einer gewissen Lockerheit
hingenommen. Saviano dachte sich:
«Ich ertrage dies im Namen der
Wahrheit, der Gerechtigkeit.» Nach
drei Monaten habe er jedoch
feststellen müssen, dass sich sein
Leben für immer verändert habe, sagt
Saviano. «Und dann habe ich nur noch
eine grosse Last verspürt.»
Fünf Jahre Leben wie 25 Jahre –
manchmal wie 50 Jahre
Der «Gomorrha»-Autor schildert,
dass er von «zwei Kräften» zermürbt
werde. Einerseits stehe er in
ständiger, realer Lebensgefahr.
Andererseits müsse er mit dem
Verdacht leben, dass alles nur ein
«grosses Theater und Marketing in
eigener Sache» sei. Saviano spricht
von einem Kampf mit diesen beiden
Kräften. Einen solchen Kampf zu
gewinnen, habe noch niemand
geschafft. Er werde diese
Herausforderung aber annehmen.
Der 31-Jährige macht keinen Hehl
daraus, dass er sein Leben der
letzten Jahre gar nicht mag. «Ich
lebe seit fünf Jahren unter
Polizeischutz», sagt der Autor im
Gespräch mit «Corriere TV». «Mir
kommt das vor wie 25 Jahre. Manchmal
wie 50 Jahre.»
«Ein normales Leben mit gewissen
Freiheiten»
Saviano hat weltweit Millionen
Bücher verkauft, alleine in Italien
waren es vier Millionen Exemplare
von «Gomorrha». Dazu kamen weitere
Publikationen. Ausserdem feierte er
grosse Erfolge in Theater, Kino und
Fernsehen. Eigentlich könnte er
sagen: Genug, jetzt gehe ich! Er
habe es bereits versucht, erklärt
Saviano. Und er werde es wieder
versuchen. «Aber es ist auch im
Ausland zum Verrücktwerden.» Die
Angst bleibe – paradoxerweise auch
weil man ständig in Begleitung von
Sicherheitsdiensten unterwegs sei.
Als er sich in Spanien aufgehalten
habe, habe er jeden Tag zweimal den
Wohnort wechseln müssen.
Von einem schriftstellerischen
Meisterwerk träumt Saviano nicht mehr.
Er will sein Leben zu einem
Meisterwerk machen, wie er «Corriere
TV» erzählt. Damit meint er aber ein
bescheidenes Ziel: «Ein normales Leben
mit gewissen Freiheiten.»
(vin)>