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Die Mafia-Organisationen (Teil 1)

Welche Mafia-Organisationen es weltweit gibt - und die Auswirkungen

Meldungen

präsentiert von Michael Palomino

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Von: "Jurij Below" <jurij.below@yahoo.de>

An: "'Michael Palomino'" <michael.palomino@gmx.ch>

Betreff: AW: A propos Mafia in Deutschland - Volksabstimmung könnte helfen

Datum: Thu, 06. May 2010 01:55:30


Mafia-Strukturen: Sarrazinen, Hasaren, Buchara, Odessa/Rostow, New America, China, Holocaust-Mafia, Börsenmafia, politische Mafia Bertelsmann-Murdoch, Kenia, Pacific, rumänische und albanische Mafia, Kaffee-Fahrt-Mafia, Spielcasino-Mafia, Drogen-Mafia

Es gibt mehrere Mafia-Strukturen.

Klassische Sarrazinen-Mafia (zwischen Süditalien und Malta), Hasaren-Mafia (welche Du als "Russische Mafia" nennst - seit 1929 + Buchara-Mafia (Usbekistan, Kirgisien, Turkmenistan, Dagestan), Odessa/Rostow Mafia (Südrussland), New American Mafia (nach der Modernisierung von Chicago-Mafia (v. Al Capone), Chinesische Mafia (di fast überall in der Welt chinesische Restaurants "betreut" mit Schutzgeld und Erpressung für Kasse von Beijing, Holocaust-Mafia (Nebengeschäfte des Claims Conference mit Fälschung der Bestätigungen für Holocaust-Überlebenden), Börsenmafia zwischen London, Frankfurt und Hong Kong und auch neue Politische Mafia um Bertelsmann/Media Control/Murdoch - außerdem meldete sich 2005 auch Kenia/Südafrika Mafia mit reisen Geschäften um Kreditvergabe und verschiedenen Beteilingungen/Gewinnen (mit Europäische Abteilung in Zürich). Eigentlich nicht alle Mafia werden, wie behauptet, durch die Juden kontrolliert - momentan agiert zwischen Chile und Indonesien sog. Pacific-Mafia auf den Mikronesien Inseln. Rumänische und Albanische Mafia sind sehr brutal operieren in Osteuropa. In Deutschland, Österreich, Luxembourg und Teilweise in der Schweiz auch sog. Kaffe-Fahrt-Mafia. Geschweige von unzähligen Spielcasino-Mafia in den USA, Canada und Südeuropa. Diese Strukturen haben gleiche Strickmuster: sie locken die Opfer mit den Versprechungen schnelle Gewinne zu machen und lassen dann die Opfer in Stich.

Regierungen bekämpfen nur die brutale Mafia, aber nicht die wirtschaftlich-politischen weil zwischen Washington und Berlin fast alle Regierungen sind bankrott und nun weiß man nicht genau ob des sog. Terrorismus nur ein Teil dieser "Schimmel der Menschheit" ist. So wie auch sog. Drogen-Mafia (Lateinamerika/Asien) bzw. Schleppenbanden, die Tausenden von Menschen aus Afrika nach Europa immer wieder bringen ist nur ein Teil der Strategie der politischen Mafia um die Welt unstabil zu halten. Man spricht schon von einer "Jüdisch-Moslemischen Mafia".

Soweit über Mafia, die vielfältig und überall präsent ist.

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n-tv
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9.6.2010: Mafia: In Italien werden verstaatlichte Mafia-Güter "umgewandelt"

aus: n-tv online: Dossier: Beschlagnahmte Mafia-Güter in Italien: Urlaub machen beim Paten; 9.6.2010; http://www.n-tv.de/reise/dossier/Urlaub-machen-beim-Paten-article912742.html

<In Italien werden Güter der Mafia enteignet und umgewandelt, etwa in Ferienhäuser. Auch "Terre di Corleone" nahe der Mafia-Hochburg in Sizilien bietet Betten für Touristen.
  
Blick auf die Mafia-Hochburg Corleone.

Urlaub im Landhaus eines Mafia-Bosses, Wein von den Hängen der Cosa Nostra, Olivenöl aus "Mafia-freier Erde": In Italien werden Güter der Mafia enteignet und mit Mitteln der Europäischen Union in Genossenschaften umgewandelt, darunter Ferienimmobilien, Weingüter oder Olivenölfabriken. Für Innenminister Roberto Maroni ist es eines der wirkungsvollsten Mittel im Kampf gegen das organisierte Verbrechen: In den vergangenen zwei Jahren wurden mehr als zehn Milliarden Euro sowie rund 15.000 Gebäude, Villen, Grundstücke und Fabriken beschlagnahmt. In den Mafia-Hochburgen gelingt vielerorts ein Neubeginn auf verbrannter Erde.

Das Anwesen "Terre di Corleone" (etwa: Corleone-Land) nahe der berühmt-berüchtigten Mafia-Hochburg im Westen Siziliens bietet 16 Betten für Touristen. Im schmuck renovierten Schafstall versteckte sich einst der Mafiaboss Toto Riina. Heute gibt es keine Hinweise mehr darauf, dass einer der grausamsten Mafia-Morde der 90er Jahre in der Nähe begangen wurde: Riinas Handlanger Giovanni Brusca erwürgte hier den kleinen Giuseppe di Matteo nach jahrelanger Gefangenschaft und löste die Leiche anschließend in Salzsäure auf. Es sollte ein Racheakt an dessen Vater sein, der mit der Justiz zusammenarbeitete.

"Beschlagnahmtes Mafia-Gut"

Auch 20 Kilometer weiter werden Kunden von einem blauen Schild "Beschlagnahmtes Mafia-Gut" begrüßt. Willkommen im Weingut "I Cento Passi" (100 Schritte), benannt nach einem Film von 2002 über den Mafia-Mord an dem Journalisten Peppino Impastato. "Wir sind vor den Toren von Corleone, und dieser komplett neu bepflanzte Weinberg beweist, dass wir aus dem Nichts heraus einen exzellenten Wein herstellen können", sagt Francesco Galante von der Anti-Mafia-Organisation Libera.

Libera wurde von dem katholischen Priester Don Ciotti gegründet und bringt neues Leben in die enteigneten Güter. Das ist nicht immer ungefährlich: "Im Land der Mafia neue Arbeitsplätze zu schaffen bringt uns in eine schwierige Lage: Wir wurden bereits Ziel einiger ernsthafter Einschüchterungsversuche, Brandstiftungen und Diebstähle", sagt Galante.

Änderungen in der italienischen Gesetzgebung

Möglich wurden die Umwandlungen durch Änderungen in der italienischen Gesetzgebung. Lange schon ist es der Polizei erlaubt, Vermögen von Mafia-Mitgliedern oder Geschäftsleuten mit Verbindungen zur organisierten Kriminalität auf Basis eines Verdachts zu konfiszieren. Doch seit 1996 können solche Besitztümer auch für soziale Zwecke genutzt werden. Die Regierung von Premier Silvio Berlusconi beschleunigte die Enteignungen. Es ist eine ihrer schärfsten Waffen im Kampf gegen die drei großen Mafia-Syndikate, die Cosa Nostra in Sizilien, die Camorra in der Gegend um Neapel und die `Ndrangheta in Kalabrien an der Südspitze Italiens.

Eine der 1700 konfiszierten Immobilien in Siziliens Hauptstadt Palermo beherbergt jetzt die regionale Anti-Mafia-Ermittlungseinheit (DIA). Der Zugriff auf Mafia-Besitz "ist eine komplizierte Sache, weil sie ihr Eigentum oft unter Strohmännern oder Pseudo-Firmen im Ausland registrieren", sagt der DIA-Leiter von Palermo, Elio Antinoro. Doch durch die Enteignungen können die Behörden das organisierte Verbrechen am wirkungsvollsten packen: "Sie beziehen ihre Macht daraus, dass sie Komplizen und Familien Gehälter zahlen, oder dass sie sich juristischen Beistand leisten können, wenn sie in Haft sind", sagt Rosolino Nasca von der örtlichen Anti-Mafia-Einheit.
 
Beschlagnahmt im Februar 2008: Blick auf den Touristenkomplex "Calamancina residence'' in San Vito Lo Capo, Palermo. Er gehörte einst den Mafiabossen Salvatore Lo Piccolo und Bernardo Provenzano.

Vielerorts gelingt so ein Neubeginn auf verbrannter Erde: Libera hat auf Ländereien, die einst Giovanni Brusca gehörten, eine Reitschule aufgebaut, die den Namen seines jungen Opfers Giuseppe di Matteo trägt. Die Organisation hat auch Geschäfte eröffnet, in denen Linsen, Tee oder Nudeln aus "mafia-freiem Boden" verkauft werden. Beim Olivenöl haben die Kunden die Wahl: Eines stammt von enteigneten Bäumen der Mafia-Organisation Sacra Corona Unita, das andere von beschlagnahmten Ländereien der Cosa Nostra.

Sonia Grezzi, AFP>

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Spiegel
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29.6.2010: Mafia machte Berlusconis Partei "Forza Italia" gross

aus: Spiegel online: Mafia-Connection: Berlusconi-Buddy zu sieben Jahren Haft verurteilt; 29.6.2010; http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,703616,00.html

<Von Annette Langer

Er gilt als rechte Hand von Premier Berlusconi und soll dessen Partei Forza Italia mit Hilfe der Mafia groß gemacht haben: Jetzt hat ein Gericht in Palermo Marcello Dell'Utri zu einer langjährigen Haftstraffe verurteilt. Ein Meilenstein in der Rechtsprechung? Wohl kaum.

Hamburg - Marcello Dell'Utri ist ein unauffälliger Mann mit randloser Brille und schütterem Haar, einer, der beide Hände in die Hosentaschen steckt, wenn er redet. "Ich bin Politiker aus Notwehr", sagte der 68-Jährige im Februar der regierungskritischen Tageszeitung "Il fatto quotidiano": "Ich habe mich nur aufstellen lassen, um nicht in den Knast zu gehen", erklärte der Senatsabgeordnete der Berlusconi-Partei "Volk der Freiheit" unverblümt.

Jetzt ist ein Gefängnisaufenthalt für den ehemaligen Fußballtrainer und Unternehmer dennoch bedrohlich nahe gerückt: Nach sechstägigen Beratungen verurteilten die Richter des Berufungsgerichts in Palermo Dell'Utri heute wegen "indirekter Beteiligung an einer mafiaartigen Vereinigung" zu sieben Jahren Haft. Damit reduzierten sie das erstinstanzliche Urteil von 2004 um zwei Jahre.

Das Berufungsgericht sah es als erwiesen an, dass Dell'Utri "enge Kontakte" mit der ehemaligen Mafia-Gruppierung um Stefano Bontade unterhalten hat, nach 1980 auch zu den Unterhändlern der Corleoneser Superbosse Totò Riina (genannt "die Bestie", 1993 in Palermo verhaftet) und Bernardo Provenzano ("Onkel Binnu"). Bernardos ehemaliger Vertrauter Nino Giuffrè hatte im ersten Verfahren ausgesagt, die Bosse hätten Berlusconi und Dell'Utri, die 1993 gemeinsam die Partei "Forza Italia" gründeten, Unterstützung bei der Wahl versprochen. Dafür hätten sie im Gegenzug "Garantien" erhalten.

"Silvio Berlusconi ist unser Mann"

Der palermitanische Auftragskiller und spätere Kronzeuge der Justiz Gaspare Spatuzza erhärtete diesen Verdacht, als er Dell'Utri beschuldigte, enge Kontakte mit seinen Vorgesetzten, den Mafia-Brüdern Filippo und Giuseppe Graviano, gepflegt zu haben. Die hätten Anfang der Neunziger einen Pakt schließen und über die Politiker mehr Einfluss in Rom gewinnen wollen.

Das Berufungsgericht hatte den reuigen Mafioso im November 2009 zu dem Fall angehört. Damals sagte Spatuzza, Giuseppe Graviano habe ihm im Januar 1994 mitgeteilt: "Wir haben bekommen, was wir wollten. Wir haben das Land in der Hand." Und diesmal seien es nicht die Sozialisten, nein, "Silvio Berlusconi ist unser Mann".

Bei mehreren Attentaten in Rom, Florenz und Mailand waren nach den Mafiamorden an den Richtern Giovanni Falcone und Paolo Borsellino im Sommer 1992 zehn Menschen getötet und 93 verletzt worden. Das von zahlreichen Korruptionsskandalen der politischen Elite damals schwer gebeutelte Italien wurde durch die Anschläge zusätzlich erschüttert.

"Entweder erschieße ich mich, oder ich nehme es mit Humor"

Sowohl Berlusconi als auch Dell'Utri hatten die Vorwürfe stets abgestritten - beide auf ihre bekannt bagatellisierende Art: Das alles seien die üblichen "Unwahrheiten und Verleugnungen", erklärte Dell'Utri gelassen. Die reuigen Mafiosi wollten nur ihre eigene Haut retten und dem Knast entkommen. "Ich habe zwei Optionen: Entweder erschieße ich mich, oder ich nehm es mit Humor", sagte er Anfang des Jahres dem "Fatto quotidiano".

Leidenschaftlich hatte der Generalstaatsanwalt von Palermo, Nino Gatto, an die Richter appelliert: "Sie müssen eine historische Entscheidung treffen - und ich beneide Sie nicht", sagte er am Montag. Er forderte elf Jahre Freiheitsentzug für den Angeklagten. Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert.

Jetzt entschieden die Richter in zweiter Instanz: Alle Anschuldigungen, welche die Zeit nach 1992 betreffen, haben sich als unbegründet erwiesen. Mithin waren die schwer belastenden Aussagen von Spatuzza für das Urteil nicht relevant, denn sie bezogen sich exakt auf den Zeitraum nach 1992.

"Mit diesem Urteil setzt man einen Grabstein auf den angeblichen Pakt zwischen Staat und Mafia", freute sich Dell'Utris Anwalt Nino Mormino angesichts seines Teilerfolgs. "Ein Urteil alla Pontius Pilatus, ich wusste, dass sie mich nicht freisprechen würden", knurrte der Senator, der zur Urteilsverkündung nicht erschienen war. Dell'Utri kündigte an, die Entscheidung anzufechten. Zuständig in dieser letzten Instanz ist das Kassationsgericht in Rom.

"Wer es übertreibt, muss dran glauben"

"Das Urteil ist historisch allenfalls darin, dass es einem Gericht, das so entschlossen war, Dell'Utri freizusprechen, nicht gelungen ist, dies zu tun", kritisiert der renommierte Journalist und Regierungskritiker Marco Travaglio das Verfahren. "Die Entscheidung kann nicht vergessen machen, was Gaspare Spatuzza gesagt hat", sagt er SPIEGEL ONLINE. Es sei ein Skandal, dass die Richter in Palermo darauf verzichtet hätten, einen weiteren wichtigen Belastungszeugen in der Sache anzuhören - den Unternehmer Massimo Ciancimino aus Palermo. Dessen Aussagen waren als unglaubwürdig und widersprüchlich eingestuft worden.

Dennoch gebe es Hoffnung: "Die heutige Entscheidung ist eine Bestätigung dafür, dass, wer Fehler begeht, selbst in Italien dafür zahlen muss", sagt Travaglio - obwohl doch allgemein bekannt sei, "dass hier das Gesetz nicht für alle gleich ist". Noch bis vor 20 Jahren habe die eherne Regel gegolten: "Die hohen Herren klagt man nicht an, und wenn es doch passiert, dann werden sie freigesprochen."

Inzwischen habe sich vieles geändert, könne man Spuren einer unabhängigen Gerichtsbarkeit erkennen. "Es gibt Staatsanwälte, die trotz aller Hindernisse dem alten Stammeskodex nicht gehorchen." Heute gelte auch für die prominenten und mächtigen Gesetzesbrecher: "Wer es übertreibt, muss dran glauben. Und übertreiben tun sie alle.">

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New York 8.7.2010: <Cosa Nostra: Mafiaboss in New York schuldig gesprochen [wegen Erpressung von Schutzgeldern]

aus: 20 minuten online; 8.7.2010; http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/11061490

Ein Geschworenengericht in New York hat einen Mafiaboss wegen Schutzgelderpressung verurteilt. Sein Sohn sagte gegen ihn aus.

John «Sonny» Franzese heisst der Angeklagte und ihm droht nach Angaben der Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von 20 Jahren. Drei Mitangeklagte wurden am Mittwoch nach fünftägiger Verhandlung ebenfalls schuldig gesprochen. Franzese gilt als «Unterboss» der sogenannten Colombo-Familie der Cosa Nostra in New York.

In dem Prozess sagte unter anderem sein 50-jähriger Sohn John Franzese Jr. gegen ihn aus. Ein Termin für die Verkündung des Strafmasses wurde zunächst nicht bekanntgegeben. Franzese wurde 1967 wegen eines Banküberfalls zu einer Haftstrafe verurteilt und Ende der 70er Jahre begnadigt. Verstösse gegen seine Bewährungsauflagen brachten ihn aber immer wieder ins Gefängnis. 2008 wurde er wegen des Vorwurfs der Schutzgelderpressung festgenommen und später gegen Kaution freigelassen.

(ddp)>

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Neapel 8.7.2010: Camorra-Buss Cesare Pagano verhaftet

aus: 20 minuten online: Camorra-Boss von Fahndern verhaftet; 8.7.2010;
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/19327385

Der italienischen Polizei ist im Kampf gegen die Camorra, den neapolitanischen Arm der Mafia, ein bedeutender Schlag geglückt.

Gestern wurde in Licola unweit von Neapel der prominente Camorra-Boss Cesare Pagano festgenommen.

Pagano ist in eine blutige Fehde zwischen Camorra-Clans verwickelt, in der es um die Kontrolle des Drogenhandels in ­Neapel geht. Sie hatte allein in den Jahren 2004 und 2005 rund 70 Tote gefordert. Der 42-Jährige zählte zu den 30 meistgesuchten Kriminellen in Italien. Ihm werden unter anderem Morde sowie internationaler Drogenhandel angelastet. Laut den Ermittlern steht Pagano an der Spitze des einflussreichsten Clans der Camorra in Neapel.

Innenminister Roberto Maroni zeigte sich nach mehreren Erfolgen im Kampf gegen das organisierte Verbrechen zufrieden. «Die Resultate, die wir dieses Jahr erreicht haben, sind beispiellos», so Maroni.

(20 Minuten)>

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n-tv
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12.7.2010: <Razzien gegen italienische Mafia: Polizei macht Milliarden-Beute

aus: n-tv online; 12.7.2010; http://www.n-tv.de/panorama/Polizei-macht-Milliarden-Beute-article1042966.html

Bei Razzien gegen Angehörige der italienischen Mafia gehen den Ermittlern dicke Fische ins Netz: Sie beschlagnahmen Güter im Wert von mehr als einer Milliarde Euro. Darunter befinden sich hunderte Wohnungen, Grundstücke und Autos.

Mafia-Jäger haben bei zwei groß angelegten Razzien in Süditalien eine Milliarden-Beute gemacht. Bei einem Unternehmer mit dem Spitznamen "Videopoker-König" konfiszierten Beamte der Finanzpolizei nicht nur wertvolle Bilder unter anderen von Salvador Dalí und Giorgio de Chirico, sondern auch die stattliche Zahl von 260 Wohnungen. Gesamtwert der beschlagnahmten Güter: 330 Millionen Euro. Übertroffen wurde die Summe bei einer Razzia, die dem weit verzweigten Camorra-Clan der Casalesi galt. Was in diesem Fall in sechs Regionen beschlagnahmt wurde, summierte sich auf einen Wert von etwa einer Milliarde Euro.

Der süditalienische Unternehmer Gioacchino Campolo sitzt seit anderthalb Jahren hinter Gittern. Er soll mit der kalabrischen 'Ndrangheta zusammengearbeitet haben, wie italienische Medien berichteten. Er habe sein Vermögen mit Erpressungen und im Glücksspielsektor gemacht. Ihm gehören Wohnungen in Rom und Paris.

Sonderkommandos der Polizei gingen erneut auch gegen den neapolitanischen Casalesi-Clan vor. 17 mutmaßliche Mafiosi kamen in Haft. Die Carabinieri konfiszierten 138 Wohnungen, 278 Grundstücke und 235 Autos. Sie machten auch Geschäfte und Konten des Clans dicht. Beschlagnahmungen sind nach italienischem Gesetz möglich, sobald auch nur der begründete Verdacht einer Zugehörigkeit zur Mafia besteht.

dpa>

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Italien 13.7.2010: <Grossrazzia: 'Ndrangheta-Boss und 300 Mafiosi verhaftet

aus: 20 minuten online; 13.7.2010; http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/29934628

In den frühen Morgenstunden hat die italienische Polizei die grösste Razzia aller Zeiten gegen die 'Ndrangheta gestartet.

Es war eine Aktion mit gewaltigen Dimensionen. Rund 3000 Beamte standen bei der Operation am Dienstag im Einsatz. 300 mutmassliche Mitglieder der kalabrischen Mafia wurden verhaftet, darunter Domenico Oppisano, der 80-jährige Boss des Clans. Neben Oppisano fassten sie auch den Boss der 'Ndrangheta in der Lombardei, Pino Neri, sowie mehrere Lokalpolitiker in Pavia. In und rund um Mailand nahm die Polizei 160 Personen fest.

Ausserdem wurden vier Carabinieri geschnappt, denen Mafia- Verstrickungen und Korruption vorgeworfen werden. Und auch ausserhalb Italiens griffen die Behörden zu: Laut der italienischen Polizei kam es auch in den USA zu Verhaftungen. Details dazu wurden jedoch zunächst nicht bekannt.

Den mutmasslichen Mafiosi werden unter anderem Morde, Waffen- und Drogenhandel, Geldwäscherei, Erpressung oder den Kauf von Wählerstimmen vorgeworfen. Im Zuge der Operation beschlagnahmte die Polizei Geld, Drogen, Waffen und Immobilien im Millionen-Wert.

Lob an die Polizei

Der italienische Innenminister Roberto Maroni bezeichnete die grossangelegte Razzia als wichtigste Anti-Mafia-Operation der vergangenen Jahre. «Wir haben das Herz des kriminellen System der 'Ndrangheta getroffen, sowohl vom organisatorischen, als auch vom wirtschaftlichen Aspekt», sagte er.

Maroni gratulierte dem Polizeichef Antonio Manganelli. Die Razzia sei das Ergebnis der exzellenten Koordination zwischen Polizei und Ermittler im Kampf gegen das organisierte Verbrechen.

Reichste Mafia-Organisation Italiens

Den Verhaftungen waren umfangreiche und lange Ermittlungen der Anti-Mafia-Staatsanwaltschaften in Mailand und Reggio Calabria vorausgegangen. Dabei gelang es den Ermittlern nach eigenen Angaben auch, «die Infiltration des italienischen Nordens durch die 'Ndrangheta zu dokumentieren».

Die 'Ndrangheta gilt als reichste Mafia-Organisation in Italien. Laut den Ermittlern konnte sie ihre illegalen Geschäfte in den vergangenen Jahren in die verschiedensten Wirtschaftsbereiche Norditaliens ausweiten. Auch in der organisierten Kriminalität in Europa und im Schmuggel von Drogen aus Südamerika spielt die kalabrische Mafia eine immer wichtigere Rolle.

In der Schweiz von «besonderer Bedeutung»

Das Eurispes-Institut schätzt, dass die 'Ndrangheta mit Drogen- und Waffenhandel, Prostitution und Erpressung im Jahr 2007 rund 44 Milliarden Euro Umsatz machte. Über den Clan ist jedoch weit weniger bekannt als über die sizilianische Cosa Nostra.

In der Schweiz ist die 'Ndrangheta laut dem Jahresbericht 2009 des Bundesamtes für Polizei von «besonderer Bedeutung». Aufgrund des entschiedenen Vorgehens der italienischen Behörden stünden die kriminellen Gruppen in Italien zunehmend unter Druck, heisst es in dem Ende Juni veröffentlichten Bericht. Dies könne dazu führen, dass sie ihre Aktivitäten vermehrt in die Schweiz verlagern.

Vor gut zwei Wochen hatte die Schweiz einen in Italien verurteilten Mafioso an sein Heimatland ausgeliefert. Der Mann war von der Staatsanwaltschaft Kalabriens im Süden des Landes gesucht worden. Diese wirft ihm vor, einer der Anführer der 'Ndrangheta der Region zu sein. Der Mann war 2006 in der Schweiz verhaftet worden.

(ddp)>

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14.7.2010: Die Mafia in der Schweiz - ganz ungeniert

aus: 20 minuten online: Organisiertes Verbrechen: "Die Schweiz wird die Mafia nicht mehr los"; 14.7.2010;
http://www.20min.ch/finance/news/story/22349105

<von Othmar Bamert - Die Mafia hat auch Verbindungen in die Schweiz. Expertin Stephanie Oesch erklärt, wie die Ndrangheta etwa Schweizer Restaurants zu Geldwaschmaschinen macht.

Begehrte Geldwäschwereiobjekte: Villen im Engadin.

Nach der grossen Verhaftungsaktion gegen die kalabrische Ndrangheta in Italien stellt sich einmal mehr die Frage nach den internationalen Verbindungen von kriminellen Organisationen. Die Mafia sei auch in der Schweiz sehr aktiv, sagt die Politologin Stephanie Oesch im Gespräch mit 20 Minuten Online.

Geld parkiert? Luxuswagen im Genf.

Waschmaschine? Restaurant an bester Lage.

Schweiz und Geldwäscherei

Weltweit 2 bis 5 % des Bruttoinlandproduktes aller Staaten haben ihren Ursprung in Schwarzgeldern, schätzt der internationale Währungsfonds IWF. Gemäss Experten ist die Schweiz weiterhin ein attraktiver Geldhort. Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) meldet einen Rekord: Die eingegangenen Verdachtsmeldungen haben 2009 um 5.3% zugenommen, die involvierten Vermögenswerte sind mit rund 2.23 Milliarden Franken so hoch wie nie. Zwei Drittel aller Meldungen kommen aus dem Bankensektor. Geldwäscherei gibt es laut Experten aber auch bei Bordellen, Beizen, Modeboutiquen, Reisebüros oder beim Autoleasing.

Das Fedpol warnt vor den Gefahren: Insbesondere die Mafiagruppierung Ndrangheta wird als äusserst gefährlich erachtet, da deren Exponenten teils sehr gut in der Schweizer Gesellschaft integriert sind. Aber auch kriminelle Organisationen aus den GUS-Staaten operieren aktiv in der Schweiz.

Geldwäscherei bleibt nach wie vor schwer zu fassen. Bislang kam es nur bei rund 4 % aller gemeldeten Verdachtsfälle tatsächlich zu einem Urteil.

Hat die Mafia die Schweiz im Griff?
Stephanie Oesch: Die Mafia ist sehr aktiv. Dazu eine Zahl: Im Jahr 2007 hat nur schon die Ndrangheta in der Schweiz geschätzte 10 bis 30 Millionen Franken gewaschen. Und das ist nur eine von vielen kriminellen Mafia-Verbindungen. Es ist stark anzunehmen, dass die Mafia hierzulande im grossen Stil operiert. Die Schweiz wird vor allem benutzt, um Geld zu parkieren und reinzuwaschen.

Wie geht die Mafia dabei vor?
Die Mafia kauft wertvolle Güter, zum Beispiel investiert sie in Immobilien, in Kunstwerke oder auch in teuren Schmuck. Auch Luxusautos kommen in Frage. Einfach gesagt: Die Mafia tritt überall dort auf, wo relativ problemlos und unerkannt viel Geld umgesetzt werden kann. Eine Geschäftsimmobilie zum Beispiel mit einem Restaurant ist geradezu ideal, denn nach dem Kauf der Liegenschaft kann später mit dem Betrieb des Lokals laufend Geld gewaschen werden.

Welche Regionen sind besonders gefährdet?
Insbesondere das Tessin, zum Teil auch das Wallis und der Kanton Graubünden - insgesamt also grenznahe Gegenden, wo die Muttersprache der Mafiosi gesprochen wird. Das erleichtert natürlich ihre Integration und damit die lokale Infiltration.

Wie sieht es mit den grossen Schweizer Städten wie Zürich, Genf oder Bern aus?

Gerade Zürich und Genf sind anfällig wegen ihres Finanzplatzes. Grossstädte sind ausserdem immer gefährdet wegen ihrer Infrastruktur und Anonymität.

Gibt es auch mafiöse Strukturen rein schweizerischen Ursprungs?
Ganz klar nein. Die Schweiz wird von den ausländischen Mafia-Gruppierungen, vor allem aus Italien und aus Russland, als Transitland und Logistikbasis missbraucht. Die Schweizer Bevölkerung ist mit ihrer demokratischen Kultur in der Regel nicht anfällig für mafiöse Entwicklungen.

Ist die schweizerische Politik von der Mafia infiltriert?
Kaum. Jedenfalls nicht im grossen Stil. Es kann aber schon sein, dass einzelne Lokalpolitiker Verbindungen zur Mafia haben, aber von einer Unterwanderung weiter Teile der eidgenössischen Politik kann noch keine Rede sein. Aber wir müssen aufpassen, dass die Mafia unsere Demokratie nicht untergräbt.

Welches ist die grösste Gefahr, die von der Mafia für Schweizerinnen und Schweizer ausgeht?
Die 'Normalbürger' merken kaum etwas von der Mafia, das ist ja auch das Problem bei einer geheimen kriminellen Organisation. Aber im oberen Segment kann es schon Veränderungen geben, zum Beispiel bei den Preisen. Immobilienkäufer könnten etwa merken, dass die Villa im Engadin noch teurer und für sie unerschwinglich wird.

Wird sich die Mafia weiter ausbreiten?

Wenn wir nicht aufpassen, sind auch kartellartigen Ausschreibungen zum Beispiel im Bausektor möglich, was zur Folge hätte, dass immer die gleichen Firmen zu den lukrativen Aufträgen kämen. Eine weitere Folge der Infiltration durch die Mafia wären dann auch mehr Gewaltdelikte. Aber beides ist hierzulande zum Glück noch in weiter Ferne.

Trotzdem ist die Gefahr offensichtlich da. Hat die Schweiz überhaupt eine Chance, die Mafia wieder loszuwerden, oder sind wir schon auf direktem Weg zu einem ‚Berlusconi-Staat’?
Ganz los werden wir das Problem im Zeitalter der Globalisierung nicht mehr. Sonst müssten wir dicke Mauern um die Schweiz bauen.

Wie können wir im täglichen Leben gegen die Korruption vorgehen?
Leider gibt es keine klaren Hinweise. Aber seien Sie kritisch und vorsichtig, verlangen Sie Transparenz. Und zögern Sie nicht, sich an die Behörden zu wenden, wenn Ihnen etwas suspekt vorkommt.

Wohin wendet man sich mit einem Verdacht?
Gehen Sie zur örtlichen Polizei. Die geniesst schliesslich unser Vertrauen. Sie leitet den Verdacht auch weiter an die zuständige Stelle bei der Bundespolizei.

Die Politologin Stephanie Oesch verfasste 2010 das Buch «Die organisierte Kriminalität - eine Bedrohung für den Finanzplatz Schweiz?».>

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Stern
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16.7.2010: Mafia-Fahndung nun auch in Deutschland

aus: Stern online: Kalabrische Mafia: 'Ndrangheta-Bosse ringen um Deutschland; 16.7.2010;
http://www.stern.de/panorama/kalabrische-mafia-ndrangheta-bosse-ringen-um-deutschland-1584124.html

<Nach dem Schlag der italienischen Polizei geben die Ermittlungsunterlagen auch Aufschluss über die 'Ndrangheta-Aktivitäten in Deutschland. Im Zentrum: ein Clan-Boss in der süddeutschen Provinz. Von Sandro Mattioli, Andrea Palladino und Rainer Nübel

'Ndrangheta-Boss Domenico Oppedisano wurde am 13. Juli in Italien festgenommen.

Bruno N. ist außer sich. Sieben Jahre lang hat er den Ableger der 'Ndrangheta aufgebaut, seit sieben Jahren steht er der Crimine, der Leitung in Kalabrien, Rede und Antwort. Und jetzt kommt einfach 'Ntoni, der Schweizer, daher und will sich Brunos Gebiet am Bodensee unter den Nagel reißen. Bruno N. hat den Telefonhörer in der Hand. Zornig pocht er auf seine Leistungen. "Ich werde ihnen Krieg und Feuer bringen, sobald ich dorthin fahre", giftet er im Gespräch mit einem anderen Italiener. Dann legt er auf. "Nein, ihr bleibt sauber an eurem Platz", weist ihn noch am selben Abend, in einem anderen Gespräch, Domenico Oppedisano an. Was der alte Herr sagt, ist Gesetz. Denn Oppedisano, 80 Jahre alt und wohnhaft im süditalienischen Rosarno, ist die Nummer eins der 'Ndrangheta, der kalabrischen Mafia.

Wären diese Gespräche innerhalb der Stadtgrenzen von Rosarno geführt worden, niemand würde sich sonderlich darum kümmern. Doch diese Telefonate erfolgten zwischen der kalabrischen Stadt Rosarno und dem baden-württembergischen Singen unweit des Bodensees, wo der 59-jährige Bruno N. in einem Mehrfamilienhaus nahe eines Industriegebietes wohnt. Und die beiden Männer telefonierten auch nicht alleine, sondern die deutsche Polizei hörte mit.

Ein drohender Mafiakrieg
Es sind zwei von Dutzenden weiteren Gesprächen zwischen Deutschland und Italien. Sie finden sich in den Akten zu einer der größten Polizeiaktionen im Kampf gegen die Mafia, die Italien in den vergangenen Jahren erlebt hat: 3000 Beamte haben am Dienstagmorgen im ganzen Land Gebäude durchsucht und über 300 Mafiosi festgenommen. Doch auch die deutschen Behörden sind elektrisiert. Denn in italienischen Ermittlungsunterlagen, die stern.de vorliegen, fällt immer wieder der Name Bruno N., der Name des Chefs der Singener 'Ndrangheta-Gruppe. Seine abgehörten Telefonate zeigen, dass Deutschland Schauplatz gewalttätiger Auseinandersetzungen innerhalb der Mafia zu werden droht. Sie zeigen aber auch, dass die 'Ndrangheta in Deutschland extrem viele Mitglieder hat.

Das war zwar auch zuvor schon häufiger deutlich geworden, egal, ob nun ranghohe Mafiosi hierzulande festgenommen, Immobiliengeschäfte mit Mafia-Hintergrund aufgedeckt wurden oder ein Wahlbetrug für einen italienischen Politiker in Stuttgart aufgeflogen ist. Auch nach dem Mord an sechs 'Ndrangheta-Mitgliedern durch andere Angehörige der Mafia in Duisburg im Jahr 2007 war das Thema präsent. Doch immer wieder relativieren Landeskriminalämter diese Gefahr, obwohl sie es eigentlich besser wissen müssten.

Fünf Stützpunkte allein in der Nähe Singens
Delikte mit einem eindeutig mafiösen Hintergrund werden in Deutschland häufig anderen Kategorien zugeordnet - wie etwa Drogenhandel und Prostitution. Und noch in den vergangenen Wochen bekamen Journalisten vom Landeskriminalamt Baden-Württemberg die Auskunft, dass nicht die italienische, sondern die osteuropäische Mafia in Baden-Württemberg weiterhin dominiere. Dabei offenbarte die Abhöraktion der eigenen Leute den Experten des LKA einen wertvollen Einblick in das Innenleben der 'Ndrangheta: Dank den belauschten Gesprächen ist jetzt klar, dass die kalabrische Mafia allein in der eng begrenzten Gegend um Singen mehrere Stützpunkte unterhält. Die italienischen Ermittlungsakten nennen neben Singen vier weitere Standorte, selbst in einem Ort mit gerade mal zehntausend Einwohnern ist die Organisation vertreten.

Und was fast noch schwerer wiegt: der Bodensee-Clan ist nicht irgendein Ableger. Bruno N., der Kopf der Gruppe in Singen, musste nur beim obersten Boss der 'Ndrangheta in Italien anrufen - und bekam einen Termin. Mehrmals haben ihn die italienischen Observierer auf dem Grundstück des 'Ndrangheta-Chefs Oppedisano in Rosarno gesichtet. Bei den Razzien am Dienstagmorgen wurden nach italienischen Medienberichten nun beide festgenommen, N. wie Oppedisano. Die anderen Mitglieder der Singener Gruppe sind freilich weiterhin in Freiheit.

Eine hierarchische Struktur bei der 'Ndrangheta
Möglicherweise hat der rüstige Boss mit seinem Machtwort am Telefon gegenüber Bruno N. ein ähnliches Massaker zwischen Angehörigen der 'Ndrangheta verhindert, ein Massaker wie es im Jahr 2007 eines in Duisburg gab. Wie der damalige Sechsfachmord zu deuten ist, weiß immer noch niemand sicher. Manche sehen darin einen Streit um die Macht. Eine andere Auslegung lautet, dass es sich um eine Art Disziplinierungsmaßnahme handelte. Nach den jetzt gewonnenen Erkenntnissen ist dies wahrscheinlicher geworden.

Von den abgehörten Gesprächen weiß man, dass sich die 'Ndrangheta in den vergangenen Jahren stark verändert hat: Beispielsweise hat sich eine streng hierarchische Struktur herausgebildet. In der Vergangenheit dachte man, dass die Organisation in viele beinahe unabhängig voneinander agierende Clans unterteilt sei. Jetzt weiß man, dass es eine zentrale Steuerung in Kalabrien gibt, die die wichtigsten Entscheidungen trifft und den Besitz der Organisation verwaltet. So ging es auch in den deutsch-italienischen Telefongesprächen häufig darum, welche Gruppe welchem Chef gegenüber verantwortlich ist.

Zudem zeigten die Ermittlungen, dass die neue 'Ndrangheta weniger das schmutzige Geschäft wie Erpressungen betreibt, sondern ihr massives Kapital in die legale Wirtschaft einspeist und sich die Gunst von Politikern kauft. Ihren Anfang fanden die Ermittlungen aber mit dem, was als eine klassische Mafia-Tat gilt: dem Mord an einem missliebigen Clan-Mitglied. Im Juli 2008 wurde Carmelo Novella in einer Bar erschossen. Wie man jetzt weiß, weil er versucht hatte, den Einfluss der kalabrischen Herren auf die 'Ndrangheta in und um Mailand stark zurückzudrängen.

Ein verhängnisvolles Gespräch über Waffen
Auch dem in Singen wohnenden N. war bewusst, dass er gefährlich lebt. In seinem Auto unterhielt er sich mit einem Kollegen über Waffen. Der Mann sagte, er wolle sich eine Pistole mit dem Kaliber neun Millimeter kaufen, die sei besser als die, die er derzeit hätte. Wenn man jemandem in die Brust schießen würde, wäre derjenige mit Sicherheit tot. N. stimmte ihm zu. Er selbst, soviel ergab sich aus dem Gespräch, hatte ebenfalls eine Pistole, die er zu Hause aufbewahrte. Er wolle sie aber baldmöglichst in einem Lager seines Schwagers verstecken. Er habe nämlich einen Jagdschein und deshalb die Sorge, er könne kontrolliert und die Waffe gefunden werden.

In den Ermittlungsakten, die nun zu seiner Festnahme führten, wird ihm nicht nur die Mitgliedschaft in der 'Ndrangheta vorgeworfen, sondern auch die unerlaubte Einfuhr von Waffen nach Italien. Aufgeflogen ist die Sache allerdings nicht wegen einer Kontrolle aufgrund seines Jagdscheines. Aufgeflogen ist die Sache wegen dieses Gesprächs: es wurde mitgehört.

Von Sandro Mattioli, Andrea Palladino und Rainer Nübel>

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Italien 22.7.2010. <L'Aquila: Camorra wollte von Erdbeben profitieren [und gründete Baufirmen, um Aufträge zu erhalten]

aus: 20 minuten online; 22.7.2010; http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/18219815

Die Camorra wollte beim Wiederaufbau der beim Erdbeben vor einem Jahr zerstörten Abruzzen-Hauptstadt L'Aquila mitmischen: Sie gründete Baufirmen, welche sich um Aufträge für den Wiederaufbau bemühten.

Sechs Camorra-Mitglieder, die am Plan arbeiteten, beim L'Aquila-Wiederaufbau mitzumischen, wurden verhaftet. Die am Donnerstag Festgenommenen seien Mitglieder des mächtigen Camorra-Clans Casalesi, berichteten italienische Medien. Die Camorra ist der neapolitanische Arm der Mafia.

Im Rahmen der Anti-Camorra-Operation wurden 21 Gesellschaften und 118 Immobilien im Gesamtwert von 100 Millionen Euro beschlagnahmt. Ermittlungen wurden auch gegen vier Bankmitarbeiter wegen Verstosses gegen die Regeln zur Bekämpfung der Geldwäscherei eingeleitet, berichtete die Polizei.

Anti-Mafia-Zertifikat muss unterschrieben werden

In den Abruzzen laufen die Arbeiten zum Wiederaufbau der zerstörten Häuser auf Hochtouren. Um zu verhindern, dass von Mafia-Clans unterwanderte Baufirmen mitmischen, müssen die Unternehmen ein sogenanntes Anti-Mafia-Zertifikat vorlegen, das von den Justizbehörden ausgestellt wird. Die Camorra versuchte jedoch mit neugegründeten Baugesellschaften die Kontrollen zu umgehen.

Der leitende Staatsanwalt der Antimafiabehörde, Piero Grasso, sprach sich kürzlich für die Veröffentlichung einer «weissen Liste» von Bauunternehmen aus, die jeglichen Kontakt zur Mafia ablehnen. Die organisierte Kriminalität sei überall dort zu finden, wo man mit Bauprojekten zu Geld kommen könne.

(sda)>

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Tagesanzeiger online, Logo

23.7.2010: Die Geldwaschanlagen der italienischen Mafia sind u.a. viele italienische Restaurants

aus: Tagesanzeiger online: "Viel Bargeld, wenig Kunden"; 23.7.2010;
http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/Viel-Bargeld-wenig-Kunden/story/15727455

<Etwa 5000 italienische Restaurants sind nach einem Bericht der Tageszeitung «La Repubblica» in der Hand der Mafia, in Rom und Mailand hat jedes fünfte Esslokal kriminelle Besitzer.

Wird oft für Geldwäscherei missbraucht: Italienisches Restaurant.

Bei dieser «Pasta connection» gehe es dem organisierten Verbrechen vor allem darum, ihr schmutziges Geld zu waschen, hält das römische Blatt am Freitag fest. «Viel Bargeld, wenig Kunden» und der Versuch, dabei Kontrollen zu vermeiden, das sei das Rezept, mit dem die Camorra oder die 'Ndrangheta ihre Restaurants führten. Ausserdem böten sich diese Betriebe auch dafür an, Liefer- und Transportgeschäfte abzuwickeln.

Der Bericht beruft sich auf Ermittlungsergebnisse der letzten Jahre. Schlagzeilen hatte etwa das bekannte «Café de Paris» in der Via Veneto gemacht, das von einem Strohmann der 'Ndrangheta geführt wurde - ein Coiffeur, der dem Fiskus ein Jahreseinkommen von 15'000 Euro angab, das Restaurant aber für 2,2 Millionen gekauft haben soll.

«Wo es Pizza gibt, da gibt es die Mafia», zitiert das Blatt auch einen kalabrischen Mafioso, der sich zu den Mafia-Morden von Duisburg im August 2007 bei einem italienischen Lokal geäussert hatte. In Italien gibt es etwa 118'000 Restaurants und Trattorien. (sam/sda)>

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Basler Zeitung online, Logo

Italien 24.7.2010: Chinesen-Mafia-Morde in Prato in der Toskana - die rassistische Chinesen-Mafia raubt den Italienern die Diskotheken und die Textilfabrikation

aus: Basler Zeitung online: Morde unter Chinesen schrecken die italienische Stadt Prato auf; 24.7.2010;
http://bazonline.ch/ausland/europa/Morde-unter-Chinesen-schrecken-die-italienische-Stadt-Prato-auf-/story/19997463

<Von René Lenzin.

Bis zu 40'000 Chinesen leben im toskanischen Ort. Sie gefährden nicht mehr «nur» einheimische Arbeitsplätze, sondern werden auch zum Problem für die öffentliche Sicherheit.

Jeden Tag gehen vier weitere der oft illegalen Kleinfirmen auf: Mitarbeiter einer chinesischen Textilfabrik in Prato.

Chinesische Immigranten (offiziell angemeldete Chinesen Ende 2008): Italiens grösste Chinatowns gemäss Regionen
Lombardei (Hauptstadt Mailand): 37.454; Chinatown in Mailand: 15.244
Toskana (Haupstadt Florenz): 26.052; Chinatown in Prato: 9927; Chinatown in Florenz: 3639
Veneto: 24.782
Emilia-Romagna: 19.351
Piemont (Haupstadt Turin): 11.422; Chinatown in Turin: 4441
Latium (Haupstadt Rom): 10.783; Chinatown in Rom: 8733

Nichts deutet auf Mord und Totschlag hin, wenn man dieser Sommertage durchs Zentrum von Prato geht. In der beschaulichen Stadt, nordwestlich von Florenz gelegen, 185 000 Einwohner, fotografieren ein paar Touristen den Dom oder essen ein Eis. Ostasiatische Gesichter kriegt man in der Altstadt kaum zu sehen. Nur einen Bettler, der einem mit Gesten zu verstehen gibt, dass er gerne eine Zigarette möchte.

Und doch ist Prato aufgewühlt von drei Morden, die sich innert kürzester Zeit ereignet haben. Zunächst hat ein Killerkommando einen chinesischen Unternehmer erschossen, dann hat eine chinesische Jugendbande zwei Landsleute mit Macheten niedergemetzelt.

Chinatown im Rotlichviertel

Die zweite Bluttat ereignete sich in einer Imbissstube gleich ausserhalb der Stadtmauern. Dort, wo die Chinatown Pratos beginnt. Und ganz in der Nähe der Via Pistoiese, des Zentrums des chinesischen Viertels. Einkaufs- und Restaurantstrasse am Tag, wird diese Strasse hinter dem gleichnamigen Tor abends zur Ausgeh- und Rotlichtmeile. Dort begegnet man kaum noch Italienern, sind die Chinesen unter sich. Europäer seien nicht erwünscht, beschieden Türsteher kürzlich dem Reporter der «Financial Times», als er eine Diskothek in der Via Pistoiese aufsuchen wollte. Praktisch alles ist auf Chinesisch angeschrieben. Auch in den wenigen Geschäften, die noch italienische Namen tragen, arbeiten längst keine Einheimischen mehr.

Illegale Einwanderer

12?Prozent beträgt der Ausländeranteil an der Bevölkerung Pratos, fast doppelt so viel wie im nationalen Schnitt. Zwei Fünftel oder rund 10 000 der registrierten Ausländer stammten Anfang 2009 aus China. Hinter Mailand hat Prato die zweitgrösste Chinatown Italiens (siehe Grafik). Allerdings sind das die offiziellen Zahlen. Tatsächlich wird die Zahl der Chinesen in Prato auf das Drei- bis Vierfache geschätzt. Fast alle stammen aus der südlich von Shanghai gelegenen Provinz Zhejiang. Und die meisten wurden illegal eingeschleust und arbeiten unter misslichsten Bedingungen in der Textilindustrie.

Keine zehn Minuten dauert der Gang zurück von der Via Pistoiese zum Dom. Dort, im Zentrum, auf die Chinesen angesprochen, verwerfen die Leute nur die Hände. «Immer wieder kommen ausländische Journalisten vorbei, fragen nach unserer Meinung zu den Chinesen und schreiben ihre Artikel. Doch geändert hat sich nichts», sagt einer. Die Stimmbürger von Prato haben ihre Antwort an der Urne gegeben. Bei den letzten Lokalwahlen im Juni 2009 hat die Mehrheit erstmals seit Jahrzehnten nicht mehr rot gewählt, sondern Roberto Cenni zum Bürgermeister erkoren, einen Vertreter von Berlusconis Popolo della Libertà. Fuss gefasst hat zudem auch die Lega Nord, obwohl Prato weit südlich ihres Stammgebiets liegt. Umberto Bossis Partei kletterte von null auf fünf Prozent.

«Made in Italy»

Der 56-jährige Cenni, selbst Textilunternehmer, hat sich zum Ziel gesetzt, die chinesischen Fabrikanten mit einer Mischung aus Repression und Zusammenarbeit zu «zivilisieren». Einerseits haben die polizeilichen Kontrollen seit seinem Amtsantritt zugenommen. Anfang Monat haben die Behörden zum Beispiel zwei Färbereien geschlossen, die gegen Umwelt- und Bauvorschriften verstiessen und in denen sich zur Zeit der Kontrolle sechs illegale Arbeiter befanden. Anderseits versucht Cenni die chinesischen Unternehmer zu überreden, einheimische Stoffe für die Kleiderproduktion zu verwenden statt billige Importe aus China.

Bisher waren seine Bemühungen jedoch kaum erfolgreich. Noch immer dominieren illegale und letztlich unkontrollierbare chinesische Kleinfirmen den Textilsektor Pratos. Rund 4200 von ihnen soll es geben, und jeden Tag gingen vier neue auf und würden zwei geschlossen, schätzen Experten. Während rundherum Rezession herrschte, stieg ihre Zahl im 2009 um 13 Prozent. Der Stoffimport aus China hat gar um 20 Prozent zugelegt. Das Businessmodell ist ebenso einfach wie erfolgreich: In Prato werden die neusten Modetrends schneller und ebenso günstig kopiert wie in China selbst – und erst noch mit dem Gütesiegel «Made in Italy».

Wie Leopardenflecken verteilt

So zahlreich und «monoberuflich» wie in Prato leben die Chinesen sonst nirgends in Italien. Aber ihre Präsenz zeichnet sich durch die Konzentration auf gewisse Gegenden aus. Von «Leopardenflecken» spricht das statistische Amt Istat in seinen Berichten über die Ausländer in Italien. Zu diesen Flecken gehören nebst Prato das benachbarte Florenz, aber auch Rom, Turin, das Veneto und vor allem die Lombardei. In der Chinatown Mailands war es vor drei Jahren zu heftigen Unruhen gekommen, als die Polizei die Anlieferung zu den chinesischen Läden in der Via Sarpi plötzlich strenger zu kontrollieren begann. Seither herrscht gespannte Ruhe.

Viele Italiener haben ein zwiespältiges Verhältnis zu den Chinesen. Gerade in Mailands Via Sarpi fühlen sich die einheimischen Ladenbesitzer aus einem ihrer traditionellen Reviere verdrängt. Aber es profitieren auch viele von den günstigen Preisen der chinesischen Läden. Etwa von der Coiffeuse, die halb so teuer arbeitet wie die italienische Konkurrenz. Wer im August eine Pizza essen will, kann in gewissen Quartieren Mailands nur noch zum Chinesen gehen, weil alle Italiener geschlossen haben. Die Pizza und der Service sind nicht schlechter als beim durchschnittlichen Italiener.

Chinesische Läden und Restaurants sind meist günstiger als einheimische, weil sie Familienangehörige oder illegal eingewanderte Landsleute als billige Arbeitskräfte beschäftigen. Und weil sie häufig illegale Produkte in den Regalen haben. Vor ein paar Tagen hat die Polizei in Mailand ein Depot ausgehoben, in dem nicht zugelassene Spielsachen und Haushaltsgeräte sowie gefälschte Uhren, Sonnenbrillen und DVD im Handelswert von 50 Millionen Euro lagerten.

Milliarden Euro gewaschen

Glaubt man den italienischen Behörden, haben mit der zunehmenden chinesischen Präsenz auch die Aktivitäten der organisierten Kriminalität aus Ostasien zugenommen. Ende Juni hat die Finanzpolizei ein Netz hochgehen lassen, das über eine italochinesische Gesellschaft drei Milliarden Euro nach China transferiert haben soll – der Grossteil davon Erträge aus illegalen Textilfirmen in Prato. Für viele Leute sei chinesische Kriminalität ein Problem unter Chinesen, das die Italiener nichts angehe, sagte der oberste Mafiastaatsanwalt Piero Grasso nach dieser Aktion. In Tat und Wahrheit handle es sich jedoch um Bandenkriminalität und mafiöse Strukturen, die längst zu einem Problem für die öffentliche Ordnung geworden seien.

Nach den vorläufigen Erkenntnissen der Polizei haben die Morde in Prato und diese Geldwäschereiaffäre nichts miteinander zu tun. Für die Einwohner des toskanischen Städtchens spielt dies allerdings keine Rolle. Sie mussten sich bereits damit abfinden, dass die Chinesen das Zepter in der einst blühenden einheimischen Textilindustrie übernommen haben. Nun werden sie auch noch mit importierter Gewalt und organisierter Kriminalität konfrontiert. (Tages-Anzeiger)>

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4.8.2010: Die italienische 'Ndrangheta wäscht Geld in der Schweiz [indem sie in der Schweiz Firmen gründet - und die Mafia raubt Geld, indem sie Finanzinstitute in den Konkurs führt]

aus: 20 minuten online: Mafia: 'Ndrangheta wäscht Geld in der Schweiz; 4.8.2010; http://www.20min.ch/news/schweiz/story/19062657
Ein Untersuchungsrichter nennt erstmals Zahlen: Dutzende Millionen Franken soll die kalabrische Mafia 'Ndrangheta in der Schweiz gewaschen haben.

Der Kampf gegen die 'Ndrangheta in der Schweiz wird konkreter: Untersuchungsrichter Jacques Ducry spricht in einem Bericht von Geldwäscherei sowie Waffen- und Drogenhandel mit Verbindungen nach Zürich, ins Tessin sowie nach Mailand.

Kriminelle hätten in Zürich zwei Finanzinstitute in den Konkurs geführt und sich damit das Geld der Kunden angeeignet, schreibt Ducry in seinem Bericht, den er Mitte Juni ans Bundesgericht abgegeben hatte. Dabei geht es um mehrere Dutzend Millionen Franken, wie Ducry gegenüber der Westschweizer Zeitung «Le Temps» vom Mittwoch sagte.

«Unsere Vermutung ist, dass diese Leute der 'Ndrangheta angehören. Hinter den Strohmännern stehen zwei bis drei Personen aus Kalabrien», sagte der Untersuchungsrichter. Mehrere Schweizer seien zudem in den Waffenhandel verstrickt.

Mafiosi in der Schweiz

Die Schweiz diene der Mafia einerseits als Ort, wo Firmen zur Geldwäsche gegründet würden. Andererseits hielten sich aber auch Kriminelle in der Schweiz auf, sagte Ducry. «Was mich am meisten beunruhigt, ist die Langsamkeit der Untersuchungen», fügte er an. In diesem Fall habe das Bundesgericht die Voruntersuchung bereits 2002 eröffnet.

Die Ermittler konzentrierten sich zu fest auf einzelne Personen. Wichtiger sei, sass die Ermittlungsarbeit der Kantone mit jener der ausländischen Behörden koordiniert würden, forderte Ducry.

(sda)>

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Basler Zeitung online, Logo

6.8.2010: Deutschland ist bereits ein Mafia-Land: Deutschland wird "aufgekauft"

aus: Basler Zeitung online: Experte: 'Ndrangheta ist nicht die gefährlichste Mafia für die Schweiz; 6.8.2010;
http://bazonline.ch/schweiz/standard/Experte-Ndrangheta-ist-nicht-die-gefaehrlichste-Mafia-fuer-die-Schweiz/story/13813103

<Interview: Vincenzo Capodici.

Für den bekannten Investigativjournalisten Jürgen Roth ist Deutschland bereits ein Mafialand. Der Kenner der organisierten Kriminalität beurteilt in einem Interview die Bedrohungen für die Schweiz.

Zur Person
Jürgen Roth, geboren 1945, ist einer der bekanntesten investigativen Journalisten in Deutschland. Seit rund 40 Jahren veröffentlicht er brisante TV-Dokumentationen und erfolgreiche Bücher über die organisierte Kriminalität mit Schwerpunkt Osteuropa, Deutschland und den internationalen Terrorismus.

Für seine Recherchen über die Mafiastrukturen in Deutschland hat Jürgen Roth mit Mafiosi geredet, italienische Mafiaermittler befragt und mit Finanzfachleuten gesprochen. Sein Fazit: Die Mafia ist in Deutschland ein wirtschaftlicher und politischer Machtfaktor geworden.
Sein neustes Buch heisst: «Gangsterwirtschaft. Wie uns die organisierte Kriminalität aufkauft» (Eichborn-Verlag).

Mafia-Bosse werden in ganz Europa verhaftet: 'Ndrangheta-Drahtzieher Giuseppe Pelle in Duisburg.

«Die Fokussierung auf die Ndrangheta würde ein falsches Bild der Bedrohungslage geben»: Jürgen Roth.

Sie recherchieren und schreiben seit Jahrzehnten über die organisierte Kriminalität. Ist die Mafia eine Gefahr für die Schweiz?
Jürgen Roth: Die Schweiz ist wie jeder prosperierende europäische Staat von der internationalen organisierten Kriminalität bedroht. Diese hat in den letzten beiden Jahren massiv Gelder eingesetzt, um strauchelnde, defizitäre Firmen und Wirtschaftszweige aufzukaufen. Deren Ziel ist, mit Hilfe des kriminellen Geldes Wirtschaftsmacht zu erlangen und marktbestimmend im Wirtschaftskreislauf zu werden. Dabei spielt die italienische Mafia sicher eine gewisse Rolle. Bedeutungsvoller für die Schweiz sind jedoch die kriminellen Grossorganisationen aus Osteuropa und insbesondere der ehemaligen UdSSR.

Warum ist das so?

Diese Organisationen haben – und das unterscheidet sie von der italienischen Mafia – in der Regel hervorragende Beziehungen zum russischen FSB, dem ehemaligen KGB. Teilweise gibt es in der Schweiz eine enge Kooperation zwischen kriminellen Paten und dem FSB. Und in den letzten 15 Jahren wurden Hunderte von Firmen dieses Personenkreises in der Schweiz gegründet. Immerhin hat das Schweizer Bundesamt für Polizei in einem strategischen Analysebericht von 2007 geschrieben, dass Netzwerke von Schweizer Bürgern bestehen, die mit ihren Dienstleistungen die geschäftlichen Aktivitäten der Nachrichtendienste und der kriminellen Strukturen unterstützen. Dabei geht es um Geldwäsche, Frauenhandel und Waffenhandel.

Medienberichte der letzten Wochen erwecken den Eindruck, dass die 'Ndrangheta, die kalabresische Mafia, in die Schweiz drängt. Welche Erkenntnisse haben Sie dazu?

Die Cosa Nostra hat sich bereits in den Achtziger Jahren insbesondere im Tessin festgesetzt und beste Kontakte zu Finanzinstituten geknüpft. In den Neunziger Jahren wuchs die Infiltration der 'Ndrangheta. Grund war die Ausbreitung einzelner 'Ndrangheta-Clans in der Lombardei und im Aostatal. Die Nähe zur Schweiz und zum Geldwäscheparadies Tessin war das wichtigste Motiv für die 'Ndrangheta-Clans, sich im Tessin auszubreiten. Genf spielt heute ebenfalls eine wichtige Rolle.

Lässt sich abschätzen, wie viele Mafia-Clans in der Schweiz aktiv sind?

Nein, das wäre alles Spekulation. Sicher ist, dass in Lugano ein wichtiger Repräsentant der Cosa Nostra aktiv ist, der im Erdgasgeschäft Millionengeschäfte macht – zusammen mit einem russischen Oligarchen, der ebenfalls in der Schweiz residiert. Bekannt ist, dass 'Ndrangheta-Clans aus San Luca und Mandatoriccio in Genf und Zürich sogenannte Locale haben, also regionale Stützpunkte. Diese Locale betreiben – in Zusammenarbeit mit der albanischen Mafia – Geldwäscherei und Drogenhandel.

Wie stark ist denn die 'Ndrangheta in Deutschland?

Die 'Ndrangheta zählt in Deutschland sicher zu den mächtigsten kriminellen italienischen Organisationen. Sie ist insbesondere in Baden-Württemberg sehr aktiv, mit besten politischen Kontakten. Aber man sollte nicht vergessen, dass die albanischen kriminellen Organisationen wie insbesondere die sogenannte Russenmafia weitaus einflussreicher geworden sind. Damit will ich sagen, dass die Fokussierung auf die 'Ndrangheta ein falsches Bild der Bedrohungslage geben würde.

Zurück zur Schweiz: Welche Rolle spielt sie für das organisierte Verbrechen?

Die Schweiz ist ideal für Geldwäsche – nicht weniger übrigens, als es Deutschland ist. Wobei in der Schweiz die Komplizen der organisierten Kriminalität eine entscheidende Rolle spielen. Gemeint sind damit Anlageberater, Banker, Wirtschaftsprüfer und insbesondere Rechtsanwälte. Ohne sie hätte die organisierte Kriminalität weitaus weniger Einfluss.

Können Sie Zahlen zur Bedeutung der organisierten Kriminalität in der Schweiz nennen?

Nein, es gibt keine verlässlichen Zahlen. Zwar gibt es Gerichtsverfahren, aber sie dürften nur einen geringen Prozentsatz ausmachen. Das Dunkelfeld ist enorm. Und es wird so bleiben, solange die Ermittler in der Schweiz keine politische Rückendeckung erhalten, weil die wirtschaftliche Macht der organisierten Kriminalität so bedeutsam ist.

Wie muss man sich den Mafioso in der Schweiz oder in Deutschland vorstellen?

Unterschiedlich. Einerseits als Sozialhilfeempfänger oder kleinen Koch, andererseits als smarten Unternehmer, der im Bentley herumkutschiert und von Leibwächtern begleitet wird. Letzteres Bild trifft auf jeden Fall für den Mafioso zu, der über eine Vielzahl von Firmen, über Strohleute, verfügt. Ich rede dabei von der Schweiz und Deutschland – und nicht von Italien.

In Ihrem neuen Buch «Gangsterwirtschaft» zeichnen Sie ein düsteres Bild Deutschlands: Die Mafia verwandelt wirtschaftliche Macht zunehmend in politische Macht. Können Sie Ihre These erläutern?

Für immer mehr Angehörige der politischen und wirtschaftlichen Elite ist das Prinzip der Legalität, ethisches Gewissen und die Werteordnung der Verfassung nur noch Theater, reine Show und Inszenierung in der Mediendemokratie. Teile der Wirtschaft und der politischen Elite haben sich vom Grundverständnis einer demokratischen Gesellschaftsverfassung gelöst und folgen ihren eigenen Gesetzmässigkeiten, der Logik der Mafia. Was früher zum klassischen Arsenal der Wirtschaftskriminellen gehörte, ist heute allgemeines Knowhow für die Gestaltung von Firmenkonstruktionen geworden. Führende russische Oligarchen beziehungsweise Tycoone aus Osteuropa haben bis heute engste Verbindungen zu kriminellen Strukturen in ihrer Heimat. Sie sind dabei, sowohl in der Schweiz wie in Deutschland, grosse Industriekonzerne aufzukaufen oder sich dort einzukaufen.

In welchen Branchen sind diese Oligarchen tätig?

Es geht um die strategische Industrie – Erdgas, Erdöl, Elektrizität und Kommunikation. Damit wird politischer Einfluss ausgeübt. In Deutschland werden wir erpressbar, was beim Konzern Gasprom besonders deutlich ist. Der faire Wettbewerb wird dadurch ad absurdum geführt. Weil es immer schwieriger wird legale und kriminelle Geldtransaktionen zu unterscheiden, wird die Gefahr der Korruption zwangsläufig noch weiter steigen. Und die Korruption von politischen Entscheidungsträgern durch kriminelle Strukturen ist zumindest in Deutschland kein Einzelfall.

Sind Mafia-Zustände wie in Deutschland irgendwann auch in der Schweiz denkbar?

Hoffentlich nicht. Andererseits warum sollte sich die Situation in der Schweiz anders entwickeln als in Deutschland. Gemeinsam ist der politischen Elite, dass sie die Gefahr der organisierten Kriminalität nur zeitweise zur Kenntnis nimmt und die Polizei hie wie da im Regen stehen gelassen wird. Wenn die Medien nicht ständig auf die Gefahren aufmerksam machen und aufklären, wird sich nichts bewegen. Und die international organisierte Kriminalität wird weiter wachsen, zum Nachteil der normal arbeitenden Unternehmer und der Arbeitnehmer. Ein Mafia-Szenarium hat immer mit den gesellschaftlichen und sozialen Umständen zu tun. Wenn die Zivilgesellschaft nicht wachsam ist, wird die Mafia, als die unkontrollierte Macht, irgendwann einmal siegen.
(bazonline.ch/Newsnetz)>

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Organisierte Kriminalität

13. August 2010 11:44; Akt: 13.08.2010 12:08 Print

Die Mafia kennt keine Krise

Die Mafia ist auch in Krisenzeiten Italiens stärkstes Unternehmen: Das organisierte Verbrechen erwirtschaftet in Italien jährlich 90 Milliarden Euro.

aus: http://www.20min.ch/finance/news/story/13344513

Die wirtschaftliche Potenz der Mafia ist immens.

Drogenhandel, Wucher und Erpressungen: Das sind die Hauptgeschäfte der Mafia. Allein damit verdienen die Clans jährlich 40 Milliarden Euro, wie aus einem Bericht des italienischen Handelsverbandes «Confesercenti» hervorgeht. Insgesamt erwirtschaftet die Mafia einen Gewinn von rund sieben Prozent des italienischen Bruttoinlandprodukts (BIP)

Die reichste Mafia-Organisation ist die kalabresische 'Ndrangheta, die mit ihren kriminellen Geschäften 2009 einen Umsatz von 44 Milliarden Euro generierte, knapp drei Prozent des BIP. Diese Schätzung hat der Staatsanwalt von Reggio Calabria, Nicola Gratteri, in seinem neuen Buch «La Malapianta» veröffentlicht.

Das Geld stamme vor allem aus dem Drogenhandel, so der Autor, der zu den angesehensten Experten zählt. Die kalabresische Mafia verdiene damit jährlich so viel, wie Estland und Slowenien zusammen erwirtschafteten.

«Von der Nahrungsmittelindustrie über den Tourismus bis zur Immobilien- und Finanzbranche: Die organisierte Kriminalität konsolidiert sich in allen wirtschaftlichen Bereichen des Landes», heisst es in dem Bericht des Handelsverbandes. Aufgezeigt werden auch Verbindungen zwischen italienischen Konzernen, vor allem jenen, die im Infrastrukturbereich aktiv sind, und der Mafia.

«Viele dieser Unternehmen bevorzugen es, mit der Mafia eine Einigung zu finden, statt deren Erpressungen anzuzeigen», heisst es weiter.

(sda)>

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14.8.2010: Mafia-Kollaborant in Sizilien zu 15 1/2 Jahren Haft verurteilt - und Beschlagnahme seines Vermögens und seiner Vereine

Soll man Kollaborateure verurteilen? Hatte er keine andere Wahl als zu kollaborieren? Wieso nimmt man ihm eine Krebsklinik und Fussballvereine und Baufirmen weg, wenn diese gut funktionieren? Ist dieses Urteil gerecht? Aber lesen Sie selbst:

aus: 20 minuten online: Italien: Mafioso muss seine Milliarde abgeben; 14.8.2010; http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/27404583

<Ein sizilianischer Milliardär muss sein Vermögen abgeben, inklusive Fussballverein und Krebsklinik. Die Polizei hat ihn als Mafioso entlarvt.

Die italienische Polizei hat auf Sizilien Eigentum und Grundbesitz eines verurteilten Mafia-Partners in Höhe von umgerechnet 1 Milliarde und 75 Millionen Schweizer Franken (800 Millionen Euro) beschlagnahmt. Dazu gehören unter anderem eine Krebsklinik, ein örtlicher Fussballverein und acht Baufirmen, wie die Polizei am Samstag mitteilte.

Der Multimillionär Michele Aiello wurde wegen Korruption, Betrugs und Zugehörigkeit zum organisierten Verbrechen zu fünfzehneinhalb Jahren Haft verurteilt. Der 53-Jährige hatte laut Polizei enge Verbindungen zu Bernardo Provenzano, der früheren Nummer eins der Cosa Nostra, im Jahr 2006 festgenommen wurde.

(ddp)>

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16.8.2010: Das letzte Drohmittel der Mafia gegen Verräter ist die Drohung mit Sippenhaft

aus: Basler Zeitung online: Das letzte Drohmittel der Mafia; 16.8.2010; http://bazonline.ch/ausland/europa/Das-letzte-Drohmittel-der-Mafia/story/20749406

Massimo Ciancimino packte als Hauptzeuge gegen die Machenschaften der Cosa Nostra vor Gericht aus. Diese fühlte sich gezwungen zu reagieren – und nimmt einen Fünfjährigen ins Visier.

Ein Kronzeuge für den italienischen Staat: Massimo Ciancimino sagt vor Gericht aus.

Der Vater des Zeugen: Vito Ciancimino in einer undatierten Aufnahme.

«Die Schuld hinterhältiger Verräter fällt zurück auf ihre Söhne», hiess es in einem Brief, dem eine Kalaschnikow-Patrone beigelegt war. Der Empfänger war der fünfjährige Sohn des vielleicht wichtigsten Zeugen gegen die italienische Mafia, Massimo Ciancimino. «Weshalb tragen sie die Angelegenheit auf dem Buckel eines kleinen Jungen aus?», erboste sich der Vater in einem Interview im italienischen Nachrichtensender «Sky TG24».

Massimo Ciancimino ist der Sohn des berüchtigten Vito Ciancimino, ehemaliger Bürgermeister Palermos und «Consigliere» des berüchtigten Mafia-Clans aus Corleone. Man kannte ihn unter dem Namen Don Vito. Bis in die 1970er-Jahre hinein war er ein wichtiges Verbindungsmitglied zwischen der Cosa Nostra und der Politik. Don Vito verhalf seinen Leuten zur Geldwäsche und schützte sie vor Festnahmen. Mit Mafia-Boss Toto Riina pflegte er regelmässigen Kontakt. 1990 wurde er verhaftet. 2002 starb er im Hausarrest.

Don Vitos Sohn Massimo war stets am Puls der Cosa Nostra. Er war ein enger Vertrauter und Bote seines Vaters und hatte stets Einblick in die wichtigsten Dokumente, wie die «Süddeutsche Zeitung» schreibt. Massimo Ciancimino wurde ebenfalls verurteilt. Er machte Geschäfte mit dem illegal erworbenen Vermögen seines Vaters.

Die Aussagen von Ciancimino

Heute will der 47-Jährige mit seiner Vergangenheit aufräumen. Seine Strafe wurde reduziert, weil er sich bereit erklärte, detailliert über die Cosa Nostra auszusagen. Dabei bestätigte er den Verdacht, dass Berlusconis Partei Forza Italia, dem heutigen Popolo della Liberta, mit der Hilfe der Mafia gegründet worden sei.

Auch die Anschläge auf Anti-Mafia-Richter Giovanni Falcone von 1992 sollen mit Unterstützung des Staatsapparates ermöglicht worden sein. Seine Aussagen ermöglichten der Staatsanwaltschaft, die Ermittlungen im Fall Falcone neu aufzurollen. Mittlerweile hat Massimo Ciancimino ein Buch über die Machenschaften und geheimen Verbindungen seines Vaters geschrieben. Aus Sizilien ist er längst weggezogen, obwohl er noch immer ein Haus auf Palermo besitzt. Heute lebt Ciancimino in Bologna, im Norden Italiens.

Die Drohung wirkt

Die Drohung gegen seinen Sohn scheint dem vermeintlich unverwüstlichen Ciancimino Junior nun doch zugesetzt zu haben. «Wenn das Leben meines Sohnes ins Spiel kommt, reicht es», soll er laut der «Süddeutschen Zeitung» in einer ersten Reaktion gesagt haben. «Ich gebe mich geschlagen, ich rede nicht mehr.»

Die Drohung der Cosa Nostra scheint gewirkt zu haben. Dass die Mafia es ernst meint, hat sie bereits 1992 gezeigt, als sie den 13-jährigen Giuseppe Di Matteo entführte und in Haft ermordete. Sein Vater, Mafia-Gangster Santino, hatte ebenfalls vor Gericht gegen seine Leute ausgesagt.

(jak)>

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18.8.2010: Der schweizer Geheimdienst ist ahnungslos - die italienische Mafia '
Ndrangheta ist auch im Thurgau

aus: 20 minuten online: Behörden überrascht: 'Ndrangheta-Clan ist im Thurgau aktiv; 18.8.2010; http://www.20min.ch/news/ostschweiz/story/25316899

<von Antonio Fumagalli - Dokumente der italienischen Polizei belegen: Die grösste italienische Mafia ist auch im Thurgau verankert.

Super-Pate Oppedisano: «Segen» für die Thurgauer ’Ndrangheta?

Der über 2500 Seiten starke Bericht der italienischen Staatsanwaltschaft, der dem ARD-Politmagazin «Report München» zugespielt wurde, ist hochbrisant: In jahrelanger Kleinarbeit haben die italienischen Behörden mutmassliche Mitglieder der kalabresischen Mafia-Organisation ’Ndran­gheta überwacht und deren Telefonate abgehört – und dabei auch eindeutige Hinweise für die Existenz von Schweizer Ablegern des Clans gefunden.

In einem der aufgezeichneten Gespräche geht es um einen Territorialstreit zwischen dem ’Ndrangheta-Arm in der deutschen Nachbarschaft und dem Ableger in Frauenfeld. Ein Capo aus Singen sitzt seit Juli in Haft. In der Schweiz sind noch einige mutmassliche Mafiosi auf freiem Fuss: Am 18. August 2009 beobachteten die italienischen Fahnder einen Wagen mit Thurgauer Kennzeichen auf dem Grundstück des mittlerweile inhaftierten Super-Paten Domenico Oppedisano in Kalabrien. Darin sassen vier Männer, drei davon wohnen im Thurgau. Wie die Polizei beschreibt, zelebrierten die Männer in der Zitrusplantage des Paten einen «esoterischen Ritus» – laut Mafia-Kennerin Stephanie Oesch möglicherweise ein Aufnahmeritual.

Der Besitzer des Autos konnte gestern in seiner Thurgauer Wohngemeinde nicht kontaktiert werden. Eine Nachbarin sagte aber: «Ich habe mich schon oft gefragt, wie er sein Leben finanziert, zu arbeiten scheint er jedenfalls nicht.»

Von 20 Minuten angesprochen, zeigen sich die Schweizer Behörden überrascht: Die Kapo Thurgau wisse nichts von «erkennbaren mafiösen Strukturen im Kanton», und die Bundesanwaltschaft nimmt die Dokumente «mit Interesse zur Kenntnis».>

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19.8.2010: Der Boss der 'Ndrangheta in der Schweiz lässt sich nur "lo svizzero" nennen - und die Mafia-Familien sind gegen aussen immer "freundlich"

So unauffällig wie möglich, das ist die Devise der Mafia. Und so wusste die schweizer Staatsanwaltschaft bisher nichts über die 'Ndrangheta im Thurgau, und die deutschen und die italienischen Behörden wussten über die Schweiz mehr Bescheid als die schweizer Behörden selbst. Aber lesen Sie selbst:

aus: 20 minuten online: 'Ndrangheta im Thurgau: Wer ist "lo svizzero"?; 19.8.2010; http://www.20min.ch/news/schweiz/story/Wer-ist--lo-svizzero---12812426

<von Ronny Nicolussi - Der Chef der ’Ndrangheta in der Schweiz hat einen der höchsten Grade der kalabrischen Mafia-Organisation inne. Seinen Namen kennen die Behörden jedoch bis heute nich.

Im Bericht der Staatsanwaltschaft von Reggio Calabria steht es schwarz auf weiss: «In den Städten Zürich und Frauenfeld oder auch in deren Agglomerationen ist eine ’Ndrangheta-Struktur aktiv mit verschiedenen Personen kalabrischer Herkunft.» Diesen Schluss zieht die Staatsanwaltschaft nach minutiöser Überwachung von Gesprächen des im vergangenen Juli verhafteten ’Ndrangheta-Anführers Domenico Oppedisano und dem ebenfalls verhafteten Bruno Nesci, der laut Behörden im süddeutschen Singen eine ’Ndrangheta-Zelle führte.

Auf die Schweiz zu sprechen kam Nesci, weil es offenbar zu Spannungen wegen Gebietszuständigkeiten zwischen ihm und einer «anderen in der Schweiz existierenden Gruppe» kam. Der Kopf dieser Gruppe ist den italienischen Strafverfolgungsbehörden bis dato unbekannt. Sie gehen einzig davon aus, dass es sich um einen Kalabresen handeln muss. In den abgehörten Gesprächen wird er als «lo svizzero» (der Schweizer) oder «quel cornuto della Svizzera» (dieser Gehörnte aus der Schweiz) oder aber auch als «la montagna della Svizzera» (der Berg der Schweiz) bezeichnet. Letztere Bezeichnung deutet laut Staatsanwaltschaft daraufhin, dass es sich bei dieser Person um jemanden handeln muss, der einen der höchsten ’Ndrangheta-Grade – den sogenannten vangelo (Evangelium) – inne hat.

Die Schweizer Behörden reagierten derweil überrascht über diese Information. Der Kommandant der Kantonspolizei Thurgau und dessen direkter Vorgesetzter, Regierungsrat Claudius Graf-Schelling, Vorsteher des Thurgauer Justiz- und Sicherheitsdepartements, wollten sich zum Fall nicht äussern. Die Polizei hielt lediglich fest: «Bisher sind im Kanton Thurgau keine erkennbaren mafiösen Strukturen in Erscheinung getreten. Im Übrigen muss ein allfälliger Wohnort nicht immer identisch mit einem allfälligen Tätigkeitsfeld sein.» Die Kantonspolizei Zürich verwies für weitere Informationen an die Bundesanwaltschaft. Diese sah sich auf Anfrage jedoch nicht in der Lage, die jüngsten 'Ndrangheta-Aktionen in Italien zu kommentieren. «Ausserdem pflegen wir generell nicht, Statements zu offenbar ‹zugespielten› (ausländischen) Ermittlungsunterlagen abzugeben», hiess es schriftlich auf Anfrage.

Italiener und Deutsche wussten es, nur die Schweizer Ermittler nicht

Es scheint, als seien die Schweizer Ermittler die einzigen, die nichts von der ’Ndrangheta im Thurgau wussten. Denn dass es in der Schweiz ein «’Ndrangheta-Lokal» gibt, gehe auch eindeutig aus den Ermittlungen der deutschen Polizei hervor, heisst es im Bericht der Italiener, der 20 Minuten Online vorliegt. Mit Lokal bezeichnet die kalabrische Mafia-Organisation einerseits den Ort, wo sich die 'Ndranghetisti treffen, und andererseits die lokalen ’Ndrangheta-Zellen, die aus mindestens 50 Leute bestehen müssen. Aus einem Dialog zweier mutmasslicher ’Ndrangheta-Mitglieder in Singen, der den Konflikt zischen der ’Ndrangheta in Deutschland und in der Schweiz belegen soll, wird wie folgt zitiert:

S.: «Also, die in der Schweiz, das Lokal in der Schweiz ist…»
F.: «Frauenfeld!»
S.: «Ah, Frauenfeld. Sie haben sich dort eingerichtet, wo wir auch sind.»
F.: «Ah… ja, mir scheint, dass…»

Mit Frauenfeld könnte allerdings auch eine kleine Gemeinde in der Umgebung von Frauenfeld gemeint sein. Dort wohnen zwei von vier Männern, die am 18. August 2009, exakt um 15.34 Uhr, Teil des ’Ndrangheta-Puzzles wurden. Zusammen mit einem in Frauenfeld geborenen Italiener und einem älterern Herrn aus Italien fuhren sie damals mit ihrem Kia mit Thurgauer-Kennzeichen auf das von der Polizei überwachte Gelände des ’Ndrangheta-Anführers Domenico Oppedisano vor. Laut Staatsanwaltschaft lässt das Überwachungsvideo keine Zweifel offen. Die vier Männer erhielten in der Zitrusplantage Oppedisanos während eines esoterischen Ritus eine Funktion in der ’Ndrangheta.

«Ein ganz normales, älteres Pärchen»

Eine Nachbarin der beiden Männer aus dem Thurgauer Dorf, die nicht näher genannt werden möchte, kann nicht glauben, dass die beiden etwas mit einer kriminellen Organisation zu tun haben sollen: «Sie sind immer sehr freundlich und ich habe noch nie etwas Schlimmes von denen gehört.» Sie wohne seit acht Jahren im selben Haus wie die Familie, der offenbar beide Männer angehören. Probleme habe es niemals gegeben. Eine andere Nachbarin will sich nicht über die Familie äussern, sagt aber auch, sie habe nie etwas Negatives festgestellt. Und eine dritte Nachbarin meint: «Die Familie ist sehr nett. Das ist ein ganz normales, älteres Pärchen – nichts Auffälliges.» Die Frau sei etwas schüchtern, aber wie der Mann und der Sohn würde auch sie immer freundlich grüssen.>

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Thurgau 22.8.2010: Führende Mafiosi der 'Ndrangheta beziehen auch Sozialhilfe

aus: 20 minuten online: Führende Mafiosi, die Sozialhilfe beziehen; 22.8.2010;
http://www.20min.ch/news/schweiz/story/29446711

<Unauffällig und fast ärmlich: So lebt der Neffe von ’Ndrangheta-Pate Domenicio Oppedisano im Thurgau. Das sei typisch für Ableger der ’Ndrangheta, sagt der Mafia-Experte Jürgen Roth*.
 
Mafia-Experte Jürgen Roth.

Der Neffe des Mafia-Paten lebt in einem Dorf, das zur Gemeinde Gachnang gehört, in einer kleinen Wohnung in einem heruntergekommenen Block.
Jürgen Roth: Das ist durchaus charakteristisch für bestimmte Clans der ’Ndrangheta. Ihre Mitglieder in Deutschland oder der Schweiz wollen nicht auffallen. Selbst jene, die in der Hierarchie weit oben stehen, protzen nicht mit ihrem Reichtum. Das ist einerseits Tarnung. Andererseits gehört die Bescheidenheit zur Lebenskultur in ihrer kalabrischen Heimat.

Seit 20 Minuten über den Thurgauer Ableger der ’Ndrangheta berichtet hat, steht die Gemeinde Gachnang kopf: Die Einwohner rätseln, wer das Haupt des Thurgauer Clans und wer der Neffe des verhafteten Mafia-Paten Domenico Oppedisano sei. Mehrere Namensvetter des Paten fühlen sich unter Generalverdacht. Derweil lebt der echte Neffe weiterhin unbehelligt: Laut einem Nachbarn wurde er weder von Reportern noch von der Polizei besucht, noch sei er untergetaucht. Der Neffe ist laut Bekannten nicht erkennbar arbeitstätig, ein anderes Mitglied des Thurgauer Ablegers arbeitet als Maurer.

Man muss sich von der naiven Vorstellung verabschieden, dass alle Mafiosi einen Bentley fahren und sich von Bodyguards beschützen lassen. In Deutschland gibt es sogar führende Mafiosi, die Sozialhilfe beziehen. Die Mehrheit der Ableger verfügt auch nicht unbedingt über viel Geld.

Wo fliesst das Geld dann hin?

Die Rendite kommt in die Kasse des Clans in Kalabrien. In aller Regel besitzt die ’Ndrangheta dort Immobilien, prächtige Residenzen und Beteiligungen an Supermärkten. Der unvorstellbare Reichtum zeigt sich jedoch nicht auf den ersten Blick. So besitzen die Mafiosi etwa Häuser, in die man von aussen keinen Fuss setzen will. Innen haben sie Marmorböden, vergoldete Wasserhähne und Whirlpools. Lorenz hanselmann

*Der Journalist Jürgen Roth (65) recherchiert seit 40 Jahren über kriminelle Organisationen. Sein jüngstes Buch: «Gangsterwirtschaft – wie uns die organisierte Kriminalität aufkauft».

(20 Minuten)>

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gmx,
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25.8.2010: Internet-Mafia mit gestohlenen Kreditkarten - Festnahme eines führenden jüdischen Russen

aus: gmx Nachrichten: Mutmasslicher Internet-Mafioso festgenommen; 25.8.2010;
http://portal.gmx.net/de/themen/digitale-welt/internet/11045592-CIA-nimmt-Internet-Mafioso-fest.html

<New York/Berlin (dpa) - Der amerikanische Geheimdienst feiert einen Erfolg im Kampf gegen die internationale Internet-Kriminalität. In Frankreich wurde auf US-Anfrage ein 27-jähriger Moskauer festgenommen, der als ein führender Kopf im Handel mit gestohlenen Kreditkarten-Daten gilt.

Das berichtete die "New York Times" am Dienstag unter Berufung auf den Secret Service. Er solle demnächst vor einem französischen Gericht erscheinen, dass über eine Auslieferung an die USA entscheidet. Dem Mann drohten in Amerika bis zu zwölf Jahre Haft und eine Strafe von bis zu 500 000 Dollar, hieß es.

Der 27-Jährige mit ukrainischem und israelischen Pass sei im Internet unter dem Spitznamen "BadB" bekannt. Er ist laut Vorwürfen der US-Behörden einer der Gründer des illegalen Netzwerks CarderPlanet, über das gestohlene Kreditkarten-Informationen verschoben werden. Die amerikanischen Ermittler suchten den Mann bereits seit November vergangenen Jahres. Er habe zuletzt offen in Moskau gelebt und sei vor einigen Wochen festgenommen worden als in Nizza in ein Flugzeug nach Russland steigen wollte.

Die Online-Kriminalität wie Kreditkarten-Betrug nimmt stetig zu, der jährliche Schaden wird auf hunderte Millionen Dollar geschätzt. Die Verfolgung der Drahtzieher erwies sich bisher als sehr schwierig, weil sie grenzübergreifend agieren. Westliche Behörden werfen zudem Ländern wie Russland oder China mangelnden Elan bei den Ermittlungen vor.

Für Spannungen mit Moskau sorgte zum Beispiel Anfang des Jahrzehnts ein Vorfall um zwei russischer Hacker. Sie waren vom FBI für ein angebliches Vorstellungsgespräch in die USA gelockt worden. Die Hacker wurden später zu Haftstrafen verurteilt.>

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n-tv
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Reggio Calabria 26.8.2010: <Mafia zündet Bombe vor Wohnhaus: Anschlag auf Oberstaatsanwalt>

Ein Bombenanschlag ist die Sprache der ohnmächtigen Wut. Scheinbar hat auf der einen Seite ein Oberstaatsanwalt zu streng durchgegriffen, und auf der anderen Seite braucht es Psychologen für den Fall, dass die Mafia untergeht. Eines Tages müssen die Mafiosi einsehen, dass es Mafia eigentlich nicht braucht, um friedlich zu leben, und der Staat in Italien bietet genügend Möglichkeiten der Mitwirkung und Mitbestimmung. Aber um das einzusehen, braucht es Psychologen, braucht es psychologische Begleitung. In der Mafia herrscht also psychologischer Notstand. Man kann nicht 6,6 Mia. Euro beschlagnahmen und massenweise Razzien durchführen und dann die Betroffenen sich selber überlassen. Da ist zu viel Frust im Spiel, und die Rache mit solchen Bombenattentaten kommt dann automatisch. Das müssen die Ermittler wissen. Aber lesen sie selbst:

aus: n-tv online; 26.8.2010; http://www.n-tv.de/panorama/Anschlag-auf-Oberstaatsanwalt-article1356396.html

<Im süditalienischen Reggio Calabria explodiert eine Bombe vor dem Haus des Oberstaatsanwalts. Verletzt wird niemand, allerdings entsteht Sachschaden. Der Anschlag wird der Mafia zugeschrieben. Der nationale Anti-Mafia-Staatsanwalt Grasso sagt, die Mafia versuche, "ein Klima der Einschüchterung" zu schaffen.

Vor dem Haus des Oberstaatsanwalts der süditalienischen Stadt Reggio Calabria ist eine Bombe explodiert. Gezündet wurde sie wahrscheinlich von der Mafia. Durch die Wucht der Explosion zerbrachen sowohl die Fensterscheiben der Wohnung von Salvatore di Landro als auch die Scheiben anliegender Gebäude, berichteten italienische Medien. Menschen seien nicht verletzt worden. Die Behörden gingen davon aus, dass die kalabrische Mafia "'Ndrangheta" hinter dem Anschlag steckt.

Es ist bereits der zweite Anschlag dieser Art im engeren Umfeld Di Landros. Im Januar hatten Unbekannte eine ähnliche Bombe vor den Gebäuden der Oberstaatsanwaltschaft hochgehen lassen. Im Juni beschädigten Unbekannte Di Landros Auto. In beiden Fällen gingen die Ermittler von Racheakten der Mafia aus.

"Mafia will sich rächen"

"Die Mafia will sich an mir rächen, weil ich immer meinen Pflichten als Staatsanwalt nachgekommen bin", kommentierte Di Landro den Anschlag. Der Beamte war mit seiner Familie in der Wohnung, als der Sprengsatz explodierte. Der nationale Anti-Mafia-Staatsanwalt Piero Grasso sprach von massiver Einschüchterung. "Wir können davon ausgehen, dass das organisierte Verbrechen nicht nur Di Landro selbst attackieren will, sondern unter allen Ermittlern, Staatsanwälten und Richtern ein Klima der Einschüchterung schaffen will", sagte Grasso.

In den vergangenen zwei Jahren wurden in Kalabrien weit über 6,6 Milliarden Euro der "'Ndrangheta" beschlagnahmt. Im Juli hatte die italienische Polizei der 'Ndrangheta einen schweren Schlag versetzt und bei Razzien mehr als 300 mutmaßliche Mitglieder festgenommen. Die 'Ndrangheta hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zur stärksten und gefürchtetsten Mafiagruppe Italiens entwickelt. Die Gruppe hat ihren Ursprung in der Region Kalabrien an der Stiefelspitze. Die drei anderen Mafiagruppen sind die Camorra in Neapel, die Cosa Nostra aus Sizilien und die kleinere Sacra Corona Unita aus Apulien.>

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Pollica (Kampanien, Italien) 6.9.2010: Der strenge Bürgermeister Angelo Vassallo wird vor seinem Haus mit drei Schüssen ermordet - die Handschrift der Camorra

Der Bürgermeister von Pollica führte zuletzt - ganz nach dem Vorbild von Singapur - eine Busse von 1000 Euro ein für Leute, die einen Zigarettenstummel auf die Strasse werfen. Das war dann wohl zu viel und die italienische Mafia wollte sich nicht vorschreiben lassen, wo man rauchen darf und wo nicht Vassallo hat sich scheinbar zu viele Feinde gemacht, oder er hatte Ambitionen, die man in einem Dorf nicht verwirklichen kann. Aber lesen Sie selbst:

aus: 20 minuten online: "Hässliche Hinrichtung": Italienischer Politiker nach Mafia-Manier erschossen; 6.9.2010;

<Der Kampf gegen das organisierte Verbrechen dürfte einem Bürgermeister in Süditalien zum Verhängnis geworden sein.

In der italienischen Region Kampanien ist ein Bürgermeister auf offener Strasse erschossen worden. Angelo Vassallo, Bürgermeister der Ortschaft Pollica, wurde laut Augenzeugen am Steuer seines Autos getötet, wie die Polizei am Montag mitteilte.

Der 57-jährige Mitte-links-Politiker und engagierte Umweltschützer sei am Montag von seinem Bruder tot aufgefunden worden. Die Polizei zitierte Augenzeugen, denen zufolge Unbekannte dem Bürgermeister am Sonntag vor dessen Haus aufgelauert hatten. Als Vassallo zwischen 20.30 Uhr und 21.30 Uhr ankam, näherten sie sich demnach dem Auto und schossen dem Politiker in den Kopf, in den Hals und ins Herz.

Die Polizei erklärte, die Tat aus dem Hinterhalt erinnere an Hinrichtungen der Camorra, der örtlichen Mafia. Pollica befindet sich unweit von Neapel, der Hochburg der Camorra.

In dem Küstenort in Kampanien machen viele Nordeuropäer Ferien. Vassallo war für sein Engagement für die Umwelt bekannt. Im Januar führte er ein Bussgeld von tausend Euro für Menschen ein, die Zigarettenstummel auf den Boden werfen. Er erreichte zudem eine besonders gute Wasserqualität im Meer von Pollica.

«Für ein Nein zuviel ermordet»

Nach seiner Ermordung blieben die meisten Geschäfte und Lokale in dem 2500-Einwohner-Ort am Montag geschlossen. Ein Freund Vassallos, der Richter Raffale Marino, sagte, er sei sich sicher, dass die Tat auf das Konto der Camorra gehe. «Er wurde für ein Nein zuviel ermordet», sagte er. «Ein Nein an Menschen, die keine negativen Antworten ertragen.»

Der mit den Ermittlungen beauftragte Staatsanwalt Alfredo Grecco sagte, Vassallo sei in letzter Zeit besorgt gewesen und habe ihn «über bestimmte Sachen auf dem Laufenden gehalten». «Er war ein Mann, der gegen Kriminalität gekämpft hat und der stets an vorderster Front stand.»

(sda/dapd)>

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Russland Aktuell, Logo

17.09.2010: <Moskauer Mafia-Pate bei Mord-Attentat verletzt> - "Opa Hassan" bekommt einen Bauchschuss

aus: Russland Aktuell; 17.9.2010; http://www.aktuell.ru/russland/panorama/moskauer_mafia_pate_bei_mord_attentat_verletzt_3112.html

<Moskau. Mafia-Krieg mitten in Moskau: Auf „Opa Hassan“ (73), den wohl bedeutendsten Paten der russischen Unterwelt, ist gestern an der Twerskaja geschossen worden. Er überlebte das Attentat mit einem Bauchschuss.

Aslan Usojan, so der bürgerliche Name von „Ded Chassan“, wurde gestern Abend von einem Scharfschützen ins Visier genommen, als er im Hof eines Hauses an der Moskauer Pracht-Meile Twerskaja aus dem Auto stieg. Der 73 Jahre alte Pate wollte dort seinen Sohn besuchen. Er wurde in den Bauch getroffen und schwer verletzt. Ein Leibwächter kam ebenfalls mit einer Schussverletzung ins Krankenhaus.

Totgesagt zum eigenen Schutz

Zunächst hatten die Behörden die Falschmeldung in die Welt gesetzt, die Unterweltgröße sei bei dem Attentat getötet worden. Dies sollte verhinern, dass während des Transports ins Krankenhaus ein zweiter Mordversuch unternommen wird. Die Moskauer Klinik, wo „Ded Chassan“ jetzt liegt, wird inzwischen von OMON-Truppen bewacht.

Der Täter feuerte offenbar aus einer Wohnung im dritten Stock auf der anderen Straßenseite der Moskauer Hauptstraße. Dort wurde eine Kalaschnikow mit Schalldämpfer gefunden.

Räuberkönig von ganz GUS-Land

Usojan gilt in eingeweihten Kreisen als die wohl einflussreichste Figur in der Unterwelt der GUS-Staaten. Der 1937 in Georgien geborene Kurde rückte zur Führungsfigur der kaukasischen Mafia auf – und zum wohl ranghöchsten der für die Justiz nicht greifbaren „gesetzestreuen Diebe". Seit 2006 liefert er sich jedoch wegen der Verteilung von Pfründen einen Bandenkrieg mit den „Truppen“ von Tariel Oniani ("Taro"), eines anderen kaukasischen Paten in der russischen Hauptstadt.

Japontschik starb auf ähnliche Weise

Der Konflikt wurde offensichtlich, als im Sommer 2009 der Petersburger Verbrecher-Boss Wjatscherslaw Iwankow („Japontschik“) in Moskau durch einen Bauchschuss niedergestreckt wurde. Die mit „Ded Chassan“ verbündete Autorität von der Newa starb zwei Monate später an den Folgen des Attentats. Die Tatsache, dass auch Usojan jetzt eine Kugel in den Bauch erhielt, wird von russischen Medien als Andeutung gewertet, dass dies zwei Episoden einer Geschichte sind. Die mit der Aufklärung des Mordanschlags beschäftigten Behörden sind mit voreiligen Schlüssen über die Hintergründe sehr vorsichtig: Als ein potentielles Motiv der Tat gelte „eine mögliche kriminelle Atktivität“ des Opfers, hieß es.

(ld/.rufo/St.Petersburg)>

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Spiegel online, Logo

Mafia weltweit 27.9.2010: <Clans auf dem Vormarsch> - die globale Mafia ist bald überall

Teil 1: <Wie die Mafia die Welt erobert> - Deutschland ist am schlimmsten von der Mafia kontrolliert - und die Industrie verniedlicht das Problem

aus: Spiegel online; 27.9.2010; http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,719762,00.html

Buchempfehlung: Francesco Forgione: "Mafia Export"

<Von Annette Langer

Ob Spiesen-Elversberg, Caracas oder Toronto - die Mafia ist überall. Kein Land der Welt bleibt von den Statthaltern der kriminellen Holdings verschont. Clan-Experte Francesco Forgione hat die Handelsrouten und Wohnorte der Bosse ausgemacht - und nirgendwo sind sie so präsent wie in Deutschland.

Die Hinrichtung des Aufrechten war für Sonntag, den 5. September 2010, angesetzt. Am späten Abend fuhr Angelo Vassallo, Bürgermeister von Pollica, der "Perle des Cilento" am Thyrrenischen Meer, in seinem Audi nach Hause. Kurz vor Ankunft im Ortsteil Acciaroli stoppten Unbekannte den Wagen. Vassallo zog noch die Handbremse, da eröffnete ein Attentäter aus unmittelbarer Nähe schon das Feuer. Von neun Kugeln trafen acht ihr Ziel, durchbohrten Hals, Ohr, Kiefer, Schulter und Brustkorb des Opfers. Eine traf direkt ins Herz.

Vassallo war beliebt, galt als unbestechlicher und engagierter Naturschützer, der auf einen ökologisch vertretbaren Tourismus in der Region setzte. Knapp zwei Wochen vor seinem Tod soll er noch persönlich Drogendealer aus dem Hafengebiet von Acciaroli vertrieben haben, die laut Zeugen große Mengen Rauschgift über den Meerweg in die Stadt gebracht hatten. Eindringlich appellierte Vassallo an die Polizei, häufiger zu patroullieren und dem Spuk ein Ende zu bereiten.

Seine Bitten wurden gehört, aber offenbar von den falschen Leuten. Die Anti-Mafia-Staatsanwaltschaft von Salerno hält es trotz mangelnder Beweise für wahrscheinlich, dass der Mord auf offener Straße ein Racheakt der Camorra war, die in Kampanien nicht nur den Drogenhandel kontrolliert, sondern auch Interesse an Immobilien und Bauaufträgen im touristisch attraktiven Nationalpark Cilento hat.

In Italien sorgte der Fall für Aufruhr und Empörung bei Politikern jeder Couleur. In Deutschland war das Medienecho verhalten - wie immer, wenn die Mafia nicht gerade vor der eigenen Haustür mordet.

Kein Blut, keine Mafia

"Solange kein Blut in den Straßen fließt, glaubt keiner an die Mafia", ärgert sich Francesco Forgione, ehemaliger Leiter der parlamentarischen Anti-Mafia-Kommission unter der Regierung Prodi. "Der Tod Vassallos macht mich wütend, er zeigt, dass die Gesellschaft noch immer nicht genügend Antikörper gegen das organisierte Verbrechen entwickelt hat, dass die Behörden ihn alleingelassen haben."

Forgione - dunkle Locken, ergrauter Dreitagebart, schlichte Brille - sitzt in seiner kleinen Dachgeschosswohnung in Rom, von der aus man einen grandiosen Blick auf die Stadt hat. Er nippt beiläufig an einem extrem starken kalabrischen Espresso und atmet tief durch.

"Auch die deutschen Behörden haben die Augen vor der Realität verschlossen, bis das Massaker von Duisburg im August 2007 sie wachgerüttelt hat." Bereits im Januar 2000 habe das Bundeskriminalamt einen sehr detaillierten Bericht über die Tätigkeit der kalabrischen Mafia in Duisburg verfasst, "Analyse: San Luca", so der Titel. Eine ausgezeichnete, vollständige Zusammenfassung der illegalen Aktivitäten der 'Ndrangheta - allerdings ohne Folgen. Man habe das Problem als rein italienisches begriffen, bis zu dem Zeitpunkt, als sechs Leichen vor dem Restaurant Da Bruno lagen: "Da war es plötzlich auch ein deutsches Problem", sagt Forgione und trommelt mit den Fingerkuppen auf den Tisch vor sich.

Duisburg liegt strategisch günstig an der Grenze zu Belgien und den Niederlanden, den Haupteinfallstoren für Kokain in Europa. "Es ging bei dem Mehrfachmord doch nicht nur um eine Blutfehde unter Clan-Rivalen", erklärt Forgione. Nicht ohne Grund seien fast alle Tatverdächtigen in Amsterdam festgenommen worden. Außerdem habe man bei der Verhaftung von Giuseppe Nirta im November 2008 eine Million Euro in bar gefunden. Nein, das Massaker in Nordrhein-Westfalen sei "nur eine weitere Etappe im Krieg um die Vorherrschaft im internationalen Drogen- und Waffenhandel gewesen", so der Experte.

"Deutschland ist am besten kolonialisiert" - [der EU fehlt die Ermittlungstechnik und ein schnelles, einheitliches Gesetz - die Mafia kolonisiert die ganze Welt]

"Duisburg hat ein wesentliches Problem enthüllt, das der Heuchelei", sagt Forgione. "Das Geld der Mafiosi wird auf der ganzen Welt gern genommen, immer in der Hoffnung, dass die Mafia selbst dem eigenen Terrain fernbleibt. So funktioniert das aber nicht." Früher seien die Mafiosi den Migrationsflüssen gefolgt, heute seien es die Finanzströme, die sie anziehen: "Wir müssen das organisierte Verbrechen da suchen, wo man es nicht sieht", so der 50-Jährige.

Ob Deutschland derzeit das für die Mafia attraktivste Land in Europa sei? "Nein, aber das am besten kolonialisierte." Die Ermittlungstechnik sollte dem Rechnung tragen: "Wir müssen nicht nur Kalabrier oder Sizilianer in Deutschland suchen, sondern die deutschen Notare und Anwälte, die für sie arbeiten - alle unbescholtenen Bürger und Strohmänner, die über Reinvestitionen bei der Geldwäsche helfen."

Außerdem gelte es, wenigstens auf EU-Ebene endlich gemeinsame Ermittlungstechniken und -instrumente, aber auch gleiche Gesetze einzuführen. Laut Forgione trifft man in ganz Europa - abgesehen von Komplizenschaft und Korruption - in den Behörden auf eine Art Betriebsblindheit, eine Tendenz zur Verharmlosung des Phänomens Mafia. Ob Kanada, Mexiko oder Venezuela - kein Land ist inzwischen von dem verschont, was Forgione die "heimliche und seit Jahrzehnten andauernde Kolonialisierung der Welt" nennt.

Seit 25 Jahren kämpft der Altkommunist, Journalist, Soziologe, Politiker und Universitätsprofessor gegen die ehrenwerten Gesellschaften, die längst zu international operierenden Holdings geworden sind - mit aalglatten Staranwälten, exzellenten Wirtschaftsberatern, Hightech-Equipment und modernen Kommunikationsstrukturen.

"Die Mafia hat keine Ideologie"

In seinem Buch "Mafia Export" beschreibt Forgione detailliert und kenntnisreich, wie Cosa Nostra, 'Ndrangheta und Camorra geschätzte 130 Milliarden Euro im Jahr umsetzen. Wie sie etwa die Hälfte davon in Schmuggel, Drogen- und Waffenhandel sowie die Gehälter ihrer "Angestellten" und die Unterstützung inhaftierter "Mitarbeiter" investieren. Und wie sie dann die verbliebenen 50 Prozent in die legale Wirtschaft pumpen, das Geld so reinwaschen wie die Bettlaken einer sizilianischen Jungfrau.

So wurde die spanische Costa del Sol längst in "Cosca del Sol" oder "Costa Nostra" umgetauft, nach den kalabrischen und sizilianischen Mafiosi, die hier weitgehend ungestört von den Behörden kräftig in Tourismus, Gastronomie, Lebensmittelbranche und Rauschgifthandel investieren. Laut Forgione gab es in den vergangenen 15 Jahren "keine größere Ladung Drogen aus Südamerika oder Afrika, die nicht über Spanien nach Europa gelangt wäre". Es käme sogar zu Absprachen unter den verschiedenen italienischen Gruppierungen, um die Importpreise stabil zu halten.

Anhand der Geschichte des in Venezuela lebenden ehemaligen Abgeordneten der Democrazia Cristiana (DC), Aldo Miccichè, zeichnet Forgione nach, wie Politik, Pharmaindustrie und organisierte Kriminalität über Tausende Kilometer hinweg ihre gemeinsamen Interessen durchsetzen. Über einen Mittelsmann soll Miccichè Kontakt zu Premier Silvio Berlusconis rechter Hand, Marcello Dell'Utri, aufgenommen haben. "Wenn wir mit Dell'Utri reden, heißt dies, dass wir in Berlusconis Vorzimmer stehen (…), also packen wir es an", sagte der Politiker laut Abhörprotokoll.

"Senator Dell'Utri ist sicher eine der beunruhigendsten Figuren, was die Zusammenarbeit der neuen Rechten mit der Mafia betrifft", sagt Forgione. Die politisch Einflussreichen in Italien teilen sich demnach in zwei Lager: Die einen sind gegen die Mafia, die anderen werden von ihr genährt und gefördert. Es gelte aber wie stets in der 200-jährigen Geschichte der Clans: "Die Mafia hat keine Ideologie. Sie ist weder links noch rechts, sie sucht die Verbindung zur Macht und nutzt sie - egal wer gerade am Hebel sitzt."

"Kauft, was immer zu kriegen ist"

Forgione erzählt in seinem Buch kleine Anekdoten von Mafiosi, die in Nürnberg ihre Waffen in der Mikrowelle einer Pizzeria ablegen, bevor sie dort ihre Kollegen treffen. Aber auch große Geschichten von mächtigen Waffenhändlern, skrupellosen Deals mit Hilfsgütern und gigantischen Summen, die täglich rund um den Globus mit schmutzigen Geschäften verdient und dann reingewaschen werden. Auch auf historische Umwälzungen reagieren die Clans flexibel. So ergaben Abhöraktionen italienischer Ermittler kurz nach dem Fall der Mauer, dass die Bosse aller Gruppierungen unisono den Befehl an ihre Leute ausgaben: "Kauft, was immer zu kriegen ist." Auch, dass die Capos kräftig von der Finanzkrise profitierten, ist kein Geheimnis.>

Teil 2: <Was die Bosse auf die Palme treibt> - das Schlimmste für Mafia-Bosse sind Konfiskationen

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,719762-2,00.html

['Ndrine-Mafia: Eine Gruppierung "Locale" besteht aus 13 Leuten mit 13 Stühlen]

<Im Moment gilt die kalabrische 'Ndrangheta als vorbildlich global agierende Gruppierung: Egal, wo sie hinkommt, reproduziert sie dasselbe kriminelle Modell, exportiert aber nicht nur Verbrecher, sondern auch ihr ureigenstes kulturelles Konzept. In Duisburg entdeckte man ein mit 13 Stühlen eingerichtetes Hinterzimmer, das für Versammlungen benutzt wurde, die traditionelle Zahl der 'Ndrine, aus der die Organisationseinheit "Locale" besteht. Bei der Leiche des 18-jährigen Tommaso V. fand man ein bei Initiationsriten gebräuchliches Heiligenbildchen des Erzengels Michael - er war kurz vor dem Massaker in die Mafia aufgenommen worden. "Ein archaischer Ritus, der identitätsstiftend ist", meint Forgione.

Was die Bosse auf die Palme treibt - [Mafia-Karten]

Der Autor hat nicht nur Ermittlungsakten gewälzt und Abhörprotokolle wiedergegeben. Er hat eine komplette Liste der seit 2000 im Ausland verhafteten Mafia-Mitglieder erstellt und sich die Mühe gemacht, die Verbreitung aller 'Ndrangheta-, Cosa-Nostra- und Camorra-Clans in Deutschland nachzuzeichnen.

"Ich habe so eine verrückte Vorliebe für Karten", sagt Forgione fast entschuldigend. Frei nach dem Motto "Ich weiß, wo du wohnst" hat er akribisch zusammengetragen, in welchen Ländern der Erde welche Clans tätig sind und welche Handelsrouten sie nutzen - eine Art Topografie der Mafia, die bei den Bossen vermutlich wenig Begeisterung auslöste, profitieren ihre Mitglieder doch vom Mythos des flüchtigen, hypermobilen und nebulösen modernen Banditen.

Ob er Angst habe? Forgione zieht verärgert die Augenbrauen zusammen. Auf keinen Fall will der Mafia-Experte über seine Sicherheitssituation sprechen, denn das empfindet er als eitel und unseriös. Seit ihm 1995 das erste Mal unmissverständlich gedroht wurde, steht er unter Personenschutz. Aber: "Niemand, der ernsthaft gegen die Mafia kämpft, will als Held verklärt werden", so Forgione unwillig.

[Gesetzeswandel mit Zeugenschutz und Telefonüberwachung bringt Ermittlungserfolge gegen die Mafia-Bosse - Konfiskationen - und Wiederverkauf]

Dennoch ist er stolz auf die Erfolge der vergangenen Jahre. Die zahlreichen Ermittlungserfolge und Festnahmen seien durch entsprechende Gesetze zu Zeugenschutz und Telefonüberwachung erst möglich geworden. "Wir konnten auch viel mehr Güter aus Mafiabesitz konfiszierten, etwas, was die Bosse richtig auf die Palme treibt", so Forgione.

Doch das könnte sich bald ändern: Ende des Jahres wurde ein Gesetz verabschiedet, dass es dem Staat erlaubt, konfiszierte Immobilien und Grundstücke weiterzuverkaufen. "Wer kauft ein Haus von Toto Riina, wenn nicht einer seiner Strohmänner?", fragt der Mafia-Experte. "Das würde doch sonst niemand wagen."

Berlusconis größtes Geschenk an die Mafia - [Steuergeschenke an die Mafia]

"Jedes Mal, wenn Repressionen greifen, kommt die Regierung und ändert die Gesetze wieder", beklagt Forgione. Premier Berlusconis größtes Geschenk an die Mafia sind demnach die neuen Steuerbestimmungen. Diese erlauben, im Ausland geparktes Geld anonym und unter Umgehung einer Strafverfolgung wieder nach Italien einzuführen und dafür lediglich fünf Prozent der Summe als Bußgeld zu zahlen. "Mit Hilfe des Staates wird also gewaschenes Geld aus Steuerparadiesen noch einmal gewaschen - und das straffrei", empört sich Forgione

[Seit dem 11. September 2001 gab es nicht viele Massnahmen gegen die Mafia - das Bankgeheimnis nützt der Mafia]

Es sei unverständlich, warum die Welt nach den Anschlägen vom 11. September 2001 gemeinsam die Sicherheitsmaßnahmen verschärfen konnte, ähnliches im Kampf gegen die Mafia aber nicht möglich sein soll - die sei schließlich genauso gut und global organisiert wie al-Qaida.

Für den Mafia-Experten spielen individuelle Freiheitsrechte dabei eine untergeordnete Rolle. Im Namen von mehr Transparenz fordert er die Abschaffung des Bankgeheimnisses und die Einrichtung einer zentralen internationalen Datenbank über Kontobewegungen. Es sei ein Skandal, dass man sich vor dem G-8-Gipfel in L'Aquila 2009 noch nicht einmal dazu durchgerungen habe, eine schwarze Liste der internationalen Steuerparadiese aufzustellen. Die Telefonüberwachung gehöre zu den wichtigsten Instrumenten der Ermittler und müsste rechtlich abgesichert sein.

"Im Kampf gegen die Mafia braucht man Leidenschaft und eine straffe Moral", ist Forgione überzeugt. "Aber manchmal hilft auch ein kalabrischer Dickkopf.">

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8.10.2010: 6 Camorra-Mitglieder des Di Lauro-Clans wegen Betrugs festgenommen

aus: 20 minuten online: Organisiertes Verbrechen: Mafiosi in Italien und der Schweiz gefasst; 8.10.2010;
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/31033523

<Sechs Mitglieder des einflussreichen Camorra-Clans Di Lauro sind in Italien und in der Schweiz verhaftet worden. Ihnen wird unter anderem Betrug und Geldwäscherei vorgeworfen.

In Italien und der Schweiz wurden sechs Mitglieder des Verbrechersyndikats Camorra in Gewahrsam genommen. Die Mafiosi sollen unter anderem Betrügereien mit telefonischen Dienstleistungen organisiert haben, was der Bande Einnahmen in Millionenhöhe beschert habe, berichtete die Polizei am Freitag.

Der Di Lauro-Clan zählt zu den mächtigsten Organisationen der Camorra, des neapolitanischen Arms der Mafia. In den vergangenen Jahren lieferten sich Mitglieder des Di Lauro-Clans in Neapel immer wieder blutige Auseinandersetzungen, bei denen im Jahr 2006 innerhalb von Monaten über 100 Menschen getötet wurden.

(sda)>

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Tagesanzeiger online, Logo

10.10.2010: <Furcht vor Mafiakrieg in Moskau> - ein Doppelmord in Moskau jagt Angst ein

aus: Tagesanzeiger online; 10.10.2010; http://www.tagesanzeiger.ch/panorama/vermischtes/Furcht-vor-Mafiakrieg-in-Moskau/story/22259155

<Ein Doppelmord hat in der russischen Hauptstadt Befürchtungen vor erneuten blutigen Mafiakämpfen geschürt – wie in den Neunzigerjahren.

Ein Armenier und ein Mann aus dem von Georgien abtrünnigen Gebiet Abchasien seien am Sonntag auf offener Strasse erschossen worden, teilte die Polizei nach Angaben der Agentur Interfax mit. Von dem Mörder, der die Männer aus nächster Nähe von hinten getötet habe, fehle jede Spur.

Die Polizei geht nach eigenen Angaben von einem Auftragsmord im Mafiamilieu aus. Erst vor kurzem waren im Zentrum von Moskau ein ranghoher Clanchef und sein Leibwächter von einem Heckenschützen lebensgefährlich verletzt worden. Die Behörden vermuten Verteilungskämpfe im Glücksspielgeschäft.

Ende September hatte der Kreml den Moskauer Bürgermeister Juri Luschkow nach Berichten über Korruption und Amtsmissbrauch entlassen. Einige Experten warnten vor einem solchen Schritt: Der 74-Jährige sei in 18 Amtsjahren zu einem Garant für Stabilität geworden, gaben sie zu bedenken. Unmittelbar nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 hatten Clankämpfe vor allem in Moskau zu zahlreichen Auftragsmorden geführt. (raa/sda)>

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Cronicaviva online, Logo

Peru 12.10.2010: Chinesische Restaurant-Mafia "Roter Drachen" will 50.000 Dollar Schutzgeld erpressen

aus: Cronicaviva:
¿Mafia China?: "Chino Lee" mató a extorsionador; 12.10.2010; http://www.cronicaviva.com.pe/index.php/crimen/52-crimen/5203-imafia-china-qchino-leeq-mato-a-extorsionador-

ggg

<Martes, 12 de Octubre de 2010 16:51

Al ser perseguido por los extorsionadores, el dueño de un chifa, Kuac Sen,  conocido como ‘Chino Lee’, se defendió a balazos matando a uno de los mafiosos e hiriendo al otro, quienes acompañados de una mujer, le habían exgido un “cupo de protección” de 50 mil dólares.

La policía no descarta la participación de la mafia china o “Dragón Rojo” que habría extendido sus tentáculos a otras zonas de Lima, como en Mirones Bajo, donde se registró este suceso.

Kuac Sen se encontraba pintando las paredes de su chifa cuando ingresaron los tres extorsionadores para exgirle los 50 mil dólares  o de lo contrario sería asesinado.
“Chino Lee” se negó y fue golpeado por los maleantes pero logró escapar y salió coirriendo del establecimiento.

Al percatarse que era perseguido desenfundó una pistola y disparo nueve balazos  disparos que acabaron con la vida de uno de sus agresores e hirieron a otro.

Agentes policiales a cargo de las pericias investigan si el sujeto baleado pertenece a la “mafia china”. Según el noticiero “90 Segundos”, en su poder se halló cuatro celulares y un carnet de miembro de la selección peruana de fútbol.

”Chino Lee” no “asesinó” al extorsionador, como  informaron algunos despistados reporteros, por cuanto actuó en legítima defensa y se trata de homicidio simple.

El asesinato (también denominado homicidio calificado) es un delito  contra la vida humana, de carácter muy específico, que consiste en matar a una persona concurriendo ciertas circunstancias, tales como: alevosía, precio, recompensa  o promesa  remuneratoria y ensañamiento, aumentando deliberada e inhumanamente el dolor del ofendido. (Wikipedia). (ECHA)>


Übersetzung
<Dienstag, den 12. Oktober 2010, 16:51 Uhr [peruanische Zeit]

Weil er durch Erpresser verfolgt wurde, verteidigte sich der Besitzer eines chinesischen Chifa-Restaurants, Kuac Sen, bekannt als "Chino Lee", mit Schüssen und tötete dabei einen der Mafioso und verletzte einen anderen. Beide waren noch von einer Frau begleitet. Sie wollten ihn zu einem "Schutzgeld" von 50.000 Dollar zwingen.

Die Polizei schliesst die Beteiligung der chinesischen Mafia oder der Gruppe "Roter Drachen" nicht aus, die ihre Tentakeln über einige Distrikte von Lima ausgebreitet hat, wie in Mirones Bajo, wo dieser Vorfall stattfand.

Kuac Sen war beim Wände streichen seines Chifa-Restaurants, als die drei Erpresser eintraten und von ihm 50.000 Dollar forderten, sonst würde er getötet werden. "Chino Lee" sagte Nein und wurde durch die Bösewichte geschlagen, aber es gelang ihm zu fliehen.

Als er bemerkte, dass er verfolgt wurde, zog er seinen Revolver und gab neun Schüsse ab, die das Leben des einen Agressors beendeten und den zweiten Agressor verletzten.

Polizeibeamte mit Erfahrung untersuchten, ob der Erschossene zur "chinesischen Mafia" gehören. Gemäss dem Nachrichtenanzeiger "90 Segundos" ["90 Sekunden"] besass der Mann 4 Handys und ein Mitgliedsheft der peruanischen Fussballauswahl.

"Chino Lee" hat den Erpresser nicht "ermordet", berichteten einige Reporter irrtümlicherweise. Er handelte in berechtigter Notwehr und es handelt sich um einen einfachen Todschlag.

Der Mord (auch als qualifizierter Todschlag bezeichnet) ist ein Delikt gegen das menschliche Leben mit einem sehr speziellen Charakter, der darin besteht, eine Person mit bestimmten Motiven zu töten, zum Beispiel: Hinterlist, Ansehen, Entschädigung oder Versprechen und Belehrung, mit absichtlicher Erhöhung des Schmerzes des Angeschuldigten. (Wikipedia). (ECHA)>

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Basler Zeitung online, Logo

Schweiz 19.10.2010: Die Mafia der Fifa ist von der schweizer Regierung rechtlich erlaubt, egal, wie korrupt die Fifa ist

aus: Basler Zeitung online: Fifa-Bestechung ist in der Schweiz erlaubt; 19.10.2010;
http://bazonline.ch/sport/fussball/FifaBestechung-ist-in-der-Schweiz-erlaubt/story/30016489

<Von Jean François Tanda.

Der Weltfussballverband bringt den Fall der mutmasslich bestechlichen Mitglieder des Fifa-Exekutivkomitees vor die Ethikkommission. Die Staatsanwaltschaft ist nicht zuständig.

Der Weltfussballverband Fifa hat bei der internen Ethikkommission ein Verfahren gegen zwei Mitglieder seines Exekutivkomitees eingeleitet. Fifa-Vizepräsident Reynald Temarii und Fifa-Vorstandsmitglied Amos Adamu werden beschuldigt, bestechlich zu sein. Die beiden waren auf Angebote eingegangen, am 2. Dezember 2010 gegen Geldzuwendungen in Millionenhöhe für die USA zu stimmen. Am 2. Dezember entscheidet das Fifa-Exekutivkomitee, wo die Fussballweltmeisterschaften 2018 und 2022 stattfinden.

Die Privilegien der Grossen

Vor der Strafjustiz in der Schweiz brauchen die zwei Mitglieder der Fifa-Regierung jedoch keine Angst zu haben. Denn internationale Sportverbände wie der Weltfussballverband Fifa oder das Internationale Olympische Komitee geniessen einen Sonderstatus. Sie sind nicht nur weitgehend von der Steuerpflicht befreit, sondern werden auch in Bestechungsfragen mit Samthandschuhen angefasst. So wollte es der Bundesrat 2004: Damals wurden die heutigen Strafbestimmungen zur sogenannten Privatbestechung in der Schweiz eingeführt.

Seit 2006 ist nicht nur die Bestechung und die Bestechlichkeit bei Beamten strafbar, sondern auch bei Verantwortlichen in der Privatwirtschaft. Doch es gibt eben eine bedeutende Ausnahme: Der Bundesrat – damals mit Justizminister Christoph Blocher – sah ausdrücklich davon ab, die neuen Antikorruptionsbestimmungen auch auf Sportverbände auszuweiten. In der bundesrätlichen Botschaft steht dazu: «In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob Verbände wie die Fifa unter den neuen Straftatbestand fallen.» Das sei dann nicht der Fall, folgt umgehend die Antwort, wenn Mitglieder eines solchen Verbandes von einem kandidierenden Staat finanzielle Vorteile für die Erteilung des Zuschlags entgegennehmen würden.

Haarsträubende Zustände

Für die Antikorruptionsorganisation Transparency International ein unbegreifliches Privileg. Geschäftsführerin Anne Schwöbel sagt: «Das belegt, wie zahnlos das Gesetz ist – einfach haarsträubend.» Offenbar wolle man, dass sich Sportverbände in der Schweiz um jeden Preis wohlfühlten. Seit dem Wochenende weilen die beiden Hauptverdächtigen in Zürich. Am Mittwoch müssen sie der Fifa-Ethikkommission Rede und Antwort stehen. (Tages-Anzeiger)>

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n-tv online, Logo

24.10.2010: Ein italienischer Mafia-Boss (Gerlandino Messina) ist gefasst

Aber wenn einer gefasst wird, kommt doch gleich der nächste nach. Man kann durch Festnahmen die Mafia nicht zu einer menschlich agierenden Gruppe machen. Das kann man nur durch Vorbild und Integration. Aber lesen Sie selbst:

aus: n-tv online: "Tödlicher Stoss": Mafia-Boss dingfest gemacht; 24.10.2010;
http://www.n-tv.de/panorama/Mafia-Boss-dingfest-gemacht-article1776181.html

<Gerlandino Messina ist bereits in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt.

Der italienischen Polizei ist einer der meistgesuchten Mafia-Bosse ins Netz gegangen. Gerlandino Messina wurde in Favara bei Agrigent im Süden Siziliens gefasst, wie Innenminister Roberto Maroni mitteilte. Maroni sprach von einem "tödlichen Stoß" für die Mafia. Messina stand seit 1999 auf den Fahndungslisten und wurde mit internationalem Haftbefehl gesucht. Er zählte zu den dreißig gefährlichsten flüchtigen Mafia-Kriminellen Italiens.

Ein Gericht hatte den 38-Jährigen wegen Zugehörigkeit zur Mafia und wegen Mordes in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt. Bei seiner Festnahme sei Messina mit zwei Pistolen bewaffnet gewesen, habe sie aber nicht benutzt, berichtete die Nachrichtenagentur ANSA.

AFP>

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20
                          minuten online, Logo

11.11.2010: Mafia-Pate Nicolo Rizzuto in Montreal erschossen

aus: 20 minuten online: Mafia in Kanada: 86-jähriger Pate zuhause erschossen; 11.11.2010;
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/16317653

<Der Pate des wichtigsten Mafiaclans der kanadischen Stadt Montreal ist in seinem Haus ermordet worden. Nicolo Rizzuto stand unter strenger Überwachung der Polizei.

Niccolo Rizzuto wird aus dem Gefängnis in Montreal entlassen, 16. Oktober 2008.

Der 86-jährige Nicolo Rizzuto wurde am Mittwochabend in seinem Haus im Norden der Stadt durch Schüsse tödlich verwundet, berichteten zwei kanadische Fernsehsender. Der gebürtige Italiener galt als Pate des sizilianischen Mafiaclans der Rizzuto, der Ende der 1970er Jahre die Macht in Montreal von der kalabrischen Mafia übernommen hatte.

Rizzutos Tod könnte die Macht des Clans endgültig brechen, dessen Herrschaft zuletzt zunehmend geschwächt war: Zuerst wurde 2004 der Sohn des Patriarchen, Vito Rizzuto, wegen Mordes verurteilt, 2009 wurde Vitos Sohn, Nick Rizzuto, in Montreal auf offener Strasse erschossen. Im Mai und Juni schliesslich wurden zwei der wichtigsten Chefs des Clans entführt beziehungsweise erschossen.

Nicolo Rizzuto selbst war im November 2006 festgenommen und zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Nachdem er nach nur zwei Jahren wieder freigekommen war, stand er unter strenger Überwachung der Polizei. Seine Ermordung hat diese jedoch nicht verhindern können.

(sda)>

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20 minuten online, Logo

Italien 17.11.2010: Mafiaboss Antonio Iovine nach 14 Jahren Flucht festgenommen

aus: 20 minuten online: Italienische Polizei: Top-Mafioso gefasst - nach 14 Jahren Flucht; 17.11.2010;
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/Top-Mafioso-gefasst---nach-14-Jahren-Flucht-14305778

<Grosserfolg für die italienischen Mafiajäger: Sie konnten einen der meistesuchten Clan-Chefs verhaften. Er wurde in Abwesenheit wegen Mordes zu einer lebenslangen Haft verurteilt.

Warum er so einen glücklichen Eindruck macht, wird wohl für immer sein Geheimnis bleiben: Mafiaboss Antonio Iovine wird aus dem Polizeihauptquartier von Neapel abgeführt.

Die Polizei hat am Mittwoch einen der meistgesuchten Mafiosi Italiens festgenommen. Bei seiner Festnahme in einem Keller im süditalienischen Casal di Principe habe Antonio Iovine keinen Widerstand geleistet, teilte die Polizei mit. Der 46-Jährige gilt als der Kopf eines der brutalsten Clans innerhalb der Mafia-Organisation Camorra. Der Chef der Casalesi-Familie soll sich vor allem um die illegalen Geldströme des Clans gekümmert haben.

Iovine wurde wegen Mordes und Bildung einer kriminellen Vereinigung in Abwesenheit zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Er war seit 14 Jahren auf der Flucht. Der Ort seiner Festnahme liegt in der Nähe von Caserta, der Hochburg der Casalesi-Familie. «Er hat sein Territorium nie verlassen. Ein echter Boss verlässt sein Territorium nie», sagte der Polizeichef von Neapel, Santi Giuffre, dem Fernsehsender Sky TG24.

Nach Behördenangaben ist der Casalesi-Clan in Erpressung und den Handel mit Drogen, Waffen und Menschen ebenso verwickelt wie in die illegale Entsorgung von Giftmüll. Die Staatsanwaltschaft wirft der Familie ausserdem vor, eine der grössten Grossmarkthallen Europas zwischen Rom und Neapel sowie mehrere Zementfabriken unterwandert zu haben.

(dapd)>

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20 minuten online, Logo

Zürich 18.11.2010: Korrupte FIFA-Mafiosi werden u.a. für 1 Jahr und 3 bzw. 4 Jahre aus der Fifa verbannt und müssen Bussen bis zu 10.000 Franken bezahlen

Wo Macht ist, dort ist auch Mafia. Davor ist kaum eine Organisation gefeit, auch die FIFA nicht. Leute werden für gewisse Zeit ausgeschlossen, und es werden Bussen von bis zu 10.000 Franken verhängt. Nun, die Monatslöhne sind aber sicher höher als 10.000 Franken, und so handelt es sich eigentlich kaum um eine Busse, sondern um einen Tropfen auf den "heissen Stein". Man könnte ja die Internetbenutzer darüber abstimmen lassen, wo welche Weltmeisterschaft stattfindet, dann wäre die Fifa "fein raus". Aber lesen Sie selbst:

aus: 20 minuten online: 3 Jahre: Korrupte Fifa-Funktionäre lange gesperrt; 18.11.2010;
http://www.20min.ch/sport/fussball/story/Korrupte-Fifa-Funktionaere-lange-gesperrt-28978185

<Die Fifa hat auf die Korruptionsvorwürfe gegen ihr Exekutiv-Mitglied Amos Adamu reagiert. Nach der vorläufigen Suspension wird er jetzt für drei Jahre verbannt. Auch andere Mitglieder werden ausgeschlossen.

Die Wahl zur WM-Vergabe 2018 und 2022 am 2. Dezember 2010 findet ohne Amos Adamu (Nigeria) und Reynald Temarii (Tahiti) statt.

Der Nigerianer geriet im  Rahmen um die Bestechungsaffäre um die WM-Vergabe 2018 und 2022 in die Kritik. Am 20. Oktober wurde er von der Ethikkommission bereits vorläufig suspendiert. Adamu ging Journalisten der «Sunday Times» auf den Leim, als er diesen seine Stimme für die Vergabe anbot. Neben der dreijährigen Suspension muss Adamu zusätzlich 10 000 Franken Busse bezahlen.

Der aus Tahiti stammende Reynald Temarii, der ebenfalls in die Vorwürfe verwickelt war, wird für ein Jahr gesperrt und muss 5000 Franken bezahlen.

Weitere vier Funktionäre (Slim Aloulou, Ahongalu Fusimalohi, Amadou Diakite, Ismael Bhamjee) wurden für drei bis vier Jahre gesperrt und mit Geldbussen in der Höhe von bis zu 10 000 Franken belegt.>

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n-tv online, Logo

Japan 1.12.2010: <Nummer 3 der Yamaguchi-gumi-Bande: Polizei schnappt Mafiaboss>

aus: n-tv online; 1.12.2010; http://www.n-tv.de/panorama/Polizei-schnappt-Mafiaboss-article2053791.html

<Die japanische Polizei hat einen ranghohen Mafiaboss gefasst. Der 65-jährige Tadashi Irie sei die Nummer drei an der Spitze der Yamaguchi-gumi-Bande, sagte ein Polizeisprecher in Osaka. Ihm wird vorgeworfen, für die Angehörigen eines Killers aufgekommen zu sein, der wegen Mordes an einem Mitglied einer rivalisierenden Mafiagang ins Gefängnis gekommen war. Die japanischen Sicherheitskräfte gehen derzeit verstärkt gegen die Yakuza-Banden vor, wie die Mafia-Clans in Japan genannt werden.

Neben Irie seien zwei weitere Mitglieder seiner Untergruppe, der Tatsumi-gumi, festgenommen worden, hieß es. Vor zwei Wochen erst hatte die japanische Polizei die Nummer zwei der Yamaguchi-gumi-Bande geschnappt. Der Chef der Bande, Kenichi Shinoda, sitzt bereits in Haft, soll aber im April 2011 freikommen.

Im Gegensatz zur italienischen Mafia oder zu chinesischen Triade-Gangs sind die japanischen Yakuza-Banden nicht verboten. Ihre Hauptquartiere sind sogar in Telefonbüchern zu finden. Dennoch sind sie wie andere kriminelle Banden unter anderem in Drogengeschäfte, Glücksspiel und Prostitution verwickelt.

AFP>

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n-tv online, Logo

2.12.2010: Fifa-Mafia "vergibt" wieder eine Weltmeisterschaft

aus: n-tv online: Fussball: "Wie eine Bande eingennütziger Schufte": Ramponierte Fifa vergibt WM; 2.12.2010;
http://www.n-tv.de/sport/fussball/Ramponierte-Fifa-vergibt-WM-article2058621.html

<von Christoph Wolf und Stefan Giannakoulis

Korruption, mögliche Manipulation und unlautere Absprachen – der Weltfußballverband Fifa steht mehr denn je in der Kritik. Trotzdem will das Exekutivkomitee heute in Zürich darüber abstimmen, welche Länder die Weltmeisterschaften 2018 und 2022 ausrichten dürfen. Die Politik schaut großzügig weg und macht den Kotau.

Widersteht allen Versuchungen: Joseph Blatter. Auch der, die Bestechung in seinem Verband zu bekämpfen.
(Foto: picture alliance / dpa)

Die Zeiten, in denen die Fifa bei WM-Vergaben sich selbst feiern konnte, sind vorbei. Das Image des Fußball-Weltverbandes ist mittlerweile derart ramponiert, dass selbst Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern, in Richtung Franz Beckenbauer spottet: "Beim derzeitigen Zustand der Fifa wird er froh sein, wenn er diesen Verband im Mai verlassen kann."

Beckenbauer, der inzwischen seinen Rückzug angekündigt hat, ist eins von derzeit noch 22 stimmberechtigten Exekutiv-Mitgliedern. Dass er vor gar nicht langer Zeit selbst auf Stimmenfang war im Fifa-Exekutivkomitee, sollte nicht vergessen werden. Wichtiger für die aktuellen WM-Vergaben ist aber, dass diesem Gremium bis vor kurzem 24 Mitglieder angehörten. Doch Reynald Temarii aus Tahiti und Amos Adamu aus Nigeria sind inzwischen gesperrt, weil sie ihre Stimmen zum Verkauf angeboten hatten. Sie waren einer Schein-Offerte britischer Medien aufgesessen.

Ein weiterer Funktionär, Jack Warner aus Trinidad-Tobago, machte als Concacaf-Präsident Millionen mit illegalen Verkäufen von WM-Tickets und prellte das Nationalteam seines Landes um Prämien für die Endrunden-Teilnahme 2006. Die Fifa lässt ihren Vize-Präsidenten mit dem ehrenvollen Spitznamen "Jack the Ripper" dennoch seit Jahren gewähren. Drei andere Funktionäre stehen laut der am Montag veröffentlichten BBC-Recherchen des investigativen Journalisten Andrew Jennings unter akutem Korruptionsverdacht: Issa Hayatou aus Kamerun, Chef des Afrika-Verbandes und Fifa-Vizepräsident. Nicolas Leoz aus Paraguay, seit 1986 Chef der südamerikanischen Föderation. Und schließlich Ricardo Teixeira, Vorsitzender des brasilianischen Verbandes und Gastgeber der WM 2014, für die er mit sich selbst einen äußerst lukrativen Ausrichtervertrag abgeschlossen hat.

Neun Bewerber für zwei Endrunden

Auf den Zuschlag für die Endrunde in acht Jahren hoffen England, Russland sowie Spanien und Portugal, die sich gemeinsam bewerben, ebenso wie Belgien und die Niederlande. Hier gelten nach Wladimir Putins Verzicht auf seine Aufwartung in Zürich die Engländer als Favorit – eigentlich. Denn dass nun ausgerechnet englische Reporter die Korruptionsskandale im Oktober und November aufgedeckt haben, hat die Herren beim Weltverband nicht gerade amüsiert. Schließlich steht die Fifa nun" wie eine Bande eigennütziger Schufte" da, wie James Corrigan, Sportjournalist aus Wales, in der "Frankfurter Rundschau" schrieb. Und das nur weil das gängige Gebaren derOffiziellen nicht mehr hinter verschlossenen Türen stattfindet.

Wie dem auch sei: Vier Jahre später, 2022, wollen Australien, Japan, Katar, Südkorea und die USA das größte Sportereignis der Welt neben den Olympischen Spielen ausrichten. Hier spricht viel dafür, dass die Nordamerikaner oder Katar das Rennen machen. Der "Spiegel" hat berichtet, dass eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey der Fifa aufgezeigt hat, dass eine WM in Übersee aufgrund weitgehend schon vorhandenen Infrastruktur für den Verband am lukrativsten wäre. Und darum geht es dem Fußball-Weltverband, der laut "Guardian" in den vergangenen vier Jahren fast 700 Millionen Dollar Gewinn gemacht hat, schließlich zuallererst. Andererseits hat Katar bei seiner Präsentation in Zürich noch einmal versprochen: "Katar ist ein zuverlässiger Partner und das einzige Land, das versprechen kann: Wir garantieren eine einzigartige Kontinuität der Ressourcen." Und Ressourcen ist wirklich ein wunderbar dehnbarer Begriff, fast so dehnbar wie der Ethik-Code der Fifa.

Kotau der Politik

Immerhin: Die internationale Politik gibt sich alle Mühe, die Skandale zu übersehen. Kritik ist nirgends zu vernehmen, sie bleibt Nichtregierungsorganisationen wie Transparency International vorbehalten. Stattdessen machen die hohen Herren den Kotau vor der Fifa, um ihre Chancen nicht zu gefährden. Nicht nur, dass der Fifa sämtliche geforderten Sonderrechte auf Kosten der eigenen Steuerzahler gewährt werden. Der britische Premier David Cameron etwa setzte auch Himmel und Hölle in Bewegung, um vor der Abstimmung noch einmal Jack Warner persönlich zu treffen.

Das Abstimmungsprozedere sieht wie folgt aus: Zuerst stimmen die 22 Mitglieder über die WM 2018 ab, anschließend über die WM 2022 – und zwar offiziell geheim. Für den Zuschlag ist die absolute Mehrheit notwendig. Nach jeder Runde, in der kein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht, fällt der Bewerber mit der geringsten Stimmenzahl heraus. Sollten am Ende zwei Bewerber dieselbe Anzahl von Stimmen erhalten, würde das Votum von Fifa-Präsident Joseph Blatter entscheiden. Dieser hat sich zuletzt bei der regulären Wahl stets seiner Stimme enthalten, um seine Neutralität wahren, wie er sagt. Andere sagen, er will es sich mit niemandem verscherzen.

Das geschrumpfte Fifa-Exekutivkomitee

Fifa-Präsident
Joseph Blatter (Schweiz, 74)
Vize-Präsidenten
Issa Hayatou
(Kamerun, 64)
Jack Warner
(Trinidad-Tobago, 67)
Chung Mong Joon
(Südkorea, 64)
Julio Grondona
(Argentinien, 79)
Michel Platini
(Frankreich, 55)
Angel Maria Villar
(Spanien, 60)
Geoff Thompson
(England, 65)
 
Mitglieder
Michel d'Hooge
(Belgien, 64)
Mohamed Bin Hamman
(Katar, 61)
Ricardo Teixeira
(Brasilien, 63)
Senes Erzik
(Türkei, 69)
Chuck Blazer
(USA, 65)
Jaques Anouma
(Elfenbeinküste, 59)
Nicolas Leoz
(Paraguay, 82)
Junji Ogura
(Japan, 72)
Marios Lefkaritis
(Zypern, 64)
Franz Beckenbauer
(Deutschland, 65)
Worawi Makudi
(Thailand, 59)
Witaly Mutko
(Russland, 51)
Hany Abo Rida
(Ägypten, 57)
Rafael Salguero
(Guatemala, 63)
   

Wenn die Entscheidung getroffen ist, wird das Ergebnis unter notarieller Aufsicht ins Messezentrum Zürich gebracht. Ein Notar reicht dann die Umschläge dem Fifa-Präsidenten zur Bekanntgabe um 16 Uhr. Bleibt bei dem Gebaren der Fifa nur die Frage: Was soll das Brimborium?

Ich stimme für Dich, Du dann für mich

Denn egal auf wen sie fällt, glaubwürdig ist diese Wahl nicht mehr. Zwar besteht für die Öffentlichkeit die Möglichkeit, die Evaluierungsberichte der Fifa zu den einzelnen Kandidaten nachzulesen. Klar ist aber längst, dass die dort enthaltenen Argumente keineswegs maßgeblich für die Entscheidung der Exekutivmitglieder sind. Stattdessen wird, das ist ein offenes Geheimnis, mit Deals und Absprachen gearbeitet.

Relativ offen, wenn es vermeintlich nur darum geht, eine Kandidatur zu unterstützen, wie es etwa der DFB mit Australien für die WM-Vergabe 2022 macht. Deren Bewerbung wird unter anderem von Fedor Radmann beraten, der vor der WM-Vergabe für 2006 gemeinsam mit Franz Beckenbauer durch die Welt tingelte um Stimmen einzuwerben. Diesmal sitzt Beckenbauer bekanntlich für Deutschland im Exekutivkomitee.

Möglichst diskret und unter Ausschluss der Öffentlichkeit laufen die Absprachen, wenn für das eigene Stimmverhalten konkrete Gegenleistungen erwartet werden. Welcher Art diese Gegenleistungen sind, wurde in den vergangenen Wochen nicht zum ersten Mal, aber erstmals unter reger Anteilnahme der Öffentlichkeit dokumentiert und diskutiert. Sie reichen von opulenten Geldprämien, die laut Punkt 10 und 11 des Fifa-Ethik-Codes strikt verboten sind, über Absprachen nach dem Motto: Wenn Du mich für 2018 wählst, bekommst Du meine Stimme für 2022.

"Wenn es einen Deal gibt zwischen mir und Angel Maria aus Spanien oder anderen Beteiligten des Exekutivkomitees gibt - dann sehe ich das nicht als Problem": Mohamed Bin Hammam, Exekutivmitglied aus Katar. Den Herrn rechts kennen Sie ja.

Das sagte Mohamed Bin Hammam, Exekutivmitglied aus Katar, der ARD. "Wenn es einen Deal gibt zwischen mir und Angel Maria aus Spanien oder anderen Beteiligten des Exekutivkomitees gibt - dann sehe ich das nicht als Problem." Und verwies ansonsten auf Präsident Blatter: "Beschweren Sie sich nicht bei Katar oder Spanien. Schuld ist das System, dass zwei Weltmeisterschaften am gleichen Tag entschieden werden."

Bin Hammam hat Recht und auch wieder nicht. Einerseits müssten Fifa-Funktionäre, zumindest in der öffentlichen Erwartung, qua Amtes in der Lage sein, auch bei einer Doppelvergabe die notwendige Professionalität und Neutralität an den Tag zu legen. Andererseits ist Sportpolitik nicht nur bei WM-Vergaben seit jeher ein mafiöses System, in dem sich über Jahrzehnte ungestört eine Kultur des Gebens und Nehmens entwickelt hat. Zwischen den Funktionären, aber auch zwischen Offiziellen und Sponsoren, Ausrüstern oder Rechtehändlern, wie die die jüngsten BBC-Veröffentlichungen von Schmiergeldzahlungen des früheren Fifa-Vermarkters ISL gezeigt haben:

               Jahr                       Schmiergeld in Schweizer Franken
               1989                                           14.660.700,00
               1990                                            6.998.691,41
               1991                                          12.481.355,37
               1992                                          13.306.460,00
               1993                                          12.392.172,20
               1994                                            8.878.150,00
               1995                                          11.356.020,00
               1996                                            9.767.600,00
               1997                                          12.284.550,00
               1998                                          13.697.495,95
               1999                                            6.764.114,00
          1999 - 2001                                          18.198.310,00
gesamt                                        140.785.618,93
Quelle: www.jensweinreich.de

Insgesamt 140.785.618,93 Schweizer Franken hat die ISL zwischen 1989 und 2001 an Sportfunktionäre als Schmiergeld gezahlt, ein zweistelliger Millionenbetrag davon floss nachweislich an Fifa-Funktionäre, die nun über die WM-Vergabe abstimmen. Das ist belegt, auch wenn es die Fifa nicht zur Kenntnis nehmen will.

Einladung zu Schachereien

Eine Doppelvergabe, wie sie in diesem Jahr erstmals durchgeführt wird, erhöht die Chancen für Schachereien dramatisch. Unter den Bewerbern, aber eben auch mit Fifa-Funktionären. Die "Neue Zürcher Zeitung" stellte kürzlich fest, WM-Bewerbungen seien ein "Paradies für Schweizer" – sofern sie die Fifa in der Vita haben. Deren vermeintliche Kontakte zu wichtigen Fifa-Oberen lassen sich die Bewerber einiges kosten, angeblich bis zu 15.000 Schweizer Franken – pro Tag. Ehemalige Fifa-Mitarbeiter sind nicht nur heiß begehrt, sondern auch reichlich vorhanden. In Sachen Personalwechsel herrschen unter Blatter seit Jahren Schalker Verhältnisse. So kommt es, dass sich allein für Russland drei ehemalige Fifa-Mitarbeiter als Lobbyisten verdingen, technische Hinweise geben oder Kontakte zu Medien und ehemaligen Fifa-Kollegen pflegen. Einer von ihnen, der frühere Fifa-Kommunikationschef Markus Siegler, hat laut NZZ sogar schon drei aktuellen Bewerbern gedient: Vor Russland rührte er für England und Australien die PR-Trommel. Ein anderer, der frühere Fifa-Generalsekretär Michel Zen-Ruffinen, ist hingegen aus dem Rennen, weil auch er englischen Journalisten auf den Leim ging.

Bleibt die Frage, warum sich der Fußball-Weltverband überhaupt zu dieser Doppelvergabe entschieden hat, die ihre Funktionäre geradezu dazu einlädt, gegen den 2004 als Feigenblatt verabschiedeten Ethik-Code zu verstoßen. Einen triftigen Grund hat die Fifa nie genannt, das Exekutivkomitee nahm den Entscheid klaglos hin. Aus Fifa-Kreisen wurde kolportiert, die Doppelvergabe würde Planungssicherheit bringen und die ohnehin lukrativen Rechtedeals noch lukrativer machen. Kritiker hingegen verweisen darauf, dass 2011 die Wahl zum Fifa-Präsidenten ansteht und Blatter dann keineswegs abtreten will. Ein nochmaliger doppelter Zahltag für die teils betagten Fifa-Granden, heißt es, ist seiner Wiederwahl sicher nicht abträglich.

Der 74-Jährige, vor kurzem erst zum Ehrenmitglied des DFB ernannt, legt großen Wert darauf, mit Korruption nichts am Hut zu haben. "Ich schwöre es, ich bin unbestechlich", sagte er einst der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Und nie sei er der Versuchung erlegen, selbst jemanden zu bestechen. Eines hat die jüngere Fußballgeschichte freilich gezeigt: Der Versuchung, Bestechung in seiner Fifa wirksam zu bekämpfen, hat Blatter in all den Jahren ebenfalls widerstehen können. Bravourös sogar.>

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20 minuten online, Logo

Zürich 30.11.2010: Ein Drogenboss aus Serbien und ein paar Serben in der Schweiz und Holland - und dann wurde in Höngg eine Bombe gelegt

aus: 20 minuten online: Racheakt: Als die Mafia in Zürich eine Bombe legte; 30.11.2010;
http://www.20min.ch/news/zuerich/story/Als-die-Mafia-in-Zuerich-eine-Bombe-legte-10938713

<Heute Donnerstag kommt der Bombenleger von Höngg vor Gericht. Mit dem gescheiterten Anschlag hätte eine offene Rechnung in der Serbenmafia beglichen werden sollen.

Am 17. Dezember 2006 gab es in Zürich-Höngg Bombenalarm. Für einmal evakuierte die Polizei die Nachbarschaft nicht umsonst. Sie entschärfte eine Bombe, die unter einem Mercedes lag. Der Sprengsatz wog ein halbes Kilo und hätte mittels eines Handyzünders den Serben Dragan L.* in die Luft jagen sollen.

Am kommenden Donnerstag und Freitag steht der bosnische Bombenleger S. M. vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona. Auftraggeber war gemäss den Ermittlungen der Bundesanwaltschaft der Serbe T., der aber nicht vor Gericht steht.

Mord am helllichten Tag

Laut der serbischen Zeitung «Blic» (das übrigens dem Schweizer Medienhaus Ringier gehört) sollte der Anschlag auf L. eine Racheakt sein für den Mord an Zdravko Keseljevic. Der wurde 1998 am helllichten Tag vor einer Amsterdamer Bank ermordet. Mit dabei war gemäss der serbischen Zeitung damals Keseljevics Cousin Darko Saric - einer der grössten Drogenbosse Europas (siehe Box). Die serbische Zeitung vermutet, er könnte hinter dem Mordversuch in Höngg stehen.

Obwohl Überwachungskameras den Mord in Amsterdam aufzeichneten, gaben sie kein brauchbares Beweismaterial ab. Schliesslich verhaftete die Polizei mehrere Personen, die sie des Mordes an Keseljevic verdächtigte – darunter Dragan L. Angeblich schuldeten sie Keseljevic und Saric Geld. Die Polizei konnte L. aufgrund mangelnder Beweise nicht verurteilen – was den Saric-Clan aber nicht von seinen Racheplänen abhielt, vermutet «Blic».

Sprengstoff von zuhause

Laut der Zeitung stammt der Plastiksprengstoff, aus dem die Bombe in Höngg gebaut war, aus Serbien. Gemäss der Gerichtsforensik hätte ihre Sprengkraft ausgereicht, Personen im Umkreis von 3,5 Metern zu töten oder schwer zu verletzen. Obwohl die Bombe funktionstüchtig war, versagte sie aber, als S. M. sie zu zünden versuchte.

Der Bosniake floh nach Serbien, stellte sich aber im Dezember 2008 den Schweizer Behörden. Er muss mit einer langen Strafe rechnen. Laut Bundesanwaltschaft hat er bei den Befragungen eine «extreme Geringschätzung für das Leben bekundet».

*Name der Redaktion bekannt.

(job)



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Fifa-Mafia 5.12.2010: Die Vergabe der Fussball-WM nach Russland und Katar soll nun auch geschmiert gewesen sein - 1,5 Mio. Dollar pro Stimme - Englands Vertreter stimmte gegen England

aus: 20 minuten online: Skandal: Neue schwere Vorwürfe gegen die Fifa; 5.12.2010;
http://www.20min.ch/sport/fussball/story/Neue-schwere-Vorwuerfe-gegen-die-Fifa-18298200

<War die Wahl geschmiert? Zwei Mitglieder des Fifa-Exekutivkomitees sollen einem Deal zugestimmt haben, ihre Stimme für 1,5 Millionen Dollar zu verkaufen.

Nachdem vor der Wahl der WM-Austragungsorte 2018 und 2022 zwei der 24 Exekutivmitglieder der Fifa aufgrund von Korruptionsverdacht suspendiert worden waren, versuchte Präsident Sepp Blatter die Wogen zu glätten, indem er sagte, er erwarte keine weiteren Vorwürfe mehr. Er hat sich getäuscht.

Die jüngsten Anschuldigungen stammen von einem ehemaligen Delegationsmitglied eines Bewerbungsstaates, das Gesprächen mit Exekutiv-Mitgliedern der Fifa beigewohnt haben soll, in denen Geld angeboten wurde. Als Beweis für die Gültigkeit seiner Aussagen lieferte der Whistleblower der «Sunday Times» die Namen der anwesenden Exekutivmitglieder, das Datum und die exakten Treffpunkte: «Es handelte sich dabei grundsätzlich um Geld für ihre Stimme.»

Ist das Geld geflossen und wohin?

Als Empfänger der Ausgemachten 1,5 Millionen Dollar pro Stimme seien die jeweiligen Fussballverbände der Exko-Mitglieder ausgemacht worden, «Ob die es dann in die eigene Tasche abgezweigt haben, war uns egal», gesteht der Whistleblower gegenüber der Zeitung, die mit ihren verdeckten Ermittlungen bereits zwei Exekutivmitglieder der Fifa stürzte.

Ob das Geld tatsächlich geflossen ist, ist nicht bekannt. Ebenfalls nicht, welcher Delegation der Whistleblower angehörte. Es muss nicht zwingend eine der Gewinner-Nationen sein.

Ein britischer Politiker hat bereits angekündigt, von der Fifa eine Untersuchung zu verlangen. Erhärten sich die Vorwürfe, ist die Wahl ungültig und müsste wiederholt werden.

Trotz bestem Dossier scheiterte England bei der Wahl um die WM mit nur zwei Stimmen – eine davon vom eigenen Vertreter. Die britische Presse, allen voran die «Sunday Times» und die «BBC», enthüllte kurz vor der Wahl diverse Machenschaften von Fifa-Exekutivmitgliedern und wird dafür für das Scheitern bei der Wahl verantwortlich gemacht.

(tog)>

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15.12.2010: Beweise für eine Kosovo-Mafia der UCK mit Organhandel, Auftragsmorden, Folter und weiteren Verbrechen - und Regierhungschef Thaci ist bis heute der Mafiaboss

In 50% der Fälle ist immer der Boss der Kriminelle, vielleicht auch in diesem Fall. Aber lesen Sie selbst:

aus: 20 minuten online: UCK-Vergangenheit: Regiert ein Mafiaboss den Kosovo?; 15.12.2010;
http://www.20min.ch/news/ausland/story/Regiert-ein-Mafiaboss-den-Kosovo--18699895

<Organhandel, Auftragsmorde und andere Verbrechen: Der Regierungschef des Kosovo, Hashim Thaci, soll laut einem Bericht des Europarats einiges auf dem Kerbholz haben.

Die Vergangenheit des Regierungschefs des Kosovo, Hashim Thaci, wird im Bericht von Dick Marty durchleuchtet. (Bild: Reuters)

Der Ministerpräsident des Kosovo, Hashim Thaci, soll unter anderem in Organ-Handel, Auftragsmorde und andere Verbrechen verwickelt gewesen sein. Dies geht aus einem am Dienstag veröffentlichten vorläufigen Bericht des Europaratsabgeordneten und Tessiner FDP-Ständerats Dick Marty zuhanden des Europarats hervor. Westliche Länder hätten von den Verbrechen gewusst, diese aber ignoriert. Deshalb seien sie mitschuldig.

Marty schrieb in dem Bericht von erheblichen Beweisen, dass die UCK nach dem Kosovokrieg 1998-99 im Norden Albaniens Serben sowie einige Kosovo-Albaner in geheimen Gefängnissen «unmenschlicher und erniedrigender Behandlung ausgesetzt habe, bevor sie schliesslich verschwanden».

In einer Klinik seien Gefangenen Organe entnommen worden, die anschliessend auf dem internationalen Schwarzmarkt an ausländische Kliniken verkauft worden seien. Diese Aktivitäten seien von UCK- Führern mit Verbindung zum organisierten Verbrechen organisiert worden und würden «bis heute in anderer Form andauern», schrieb Marty.

Der Abgeordnete verwies auf Ermittlungen der EU-Mission EULEX, die im Oktober in der Medicus-Klinik in Pristina fünf Personen, darunter Ärzte und einen Beamten des Gesundheitsministeriums, unter dem Vorwurf des Organhandels und illegaler medizinischer Tätigkeiten festgenommen hatte.

Boss der Drenica-Gruppe

Marty nannte ausdrücklich Thaci als «den Boss» der Drenica-Gruppe, einer «kleinen, aber unvorstellbar mächtigen Gruppe von UCK-Mitgliedern», die seit 1998 die organisierte Kriminalität unter ihre Kontrolle gebracht habe.

Die diplomatische und politische Unterstützung der USA und anderer westlicher Länder habe Thaci nach dem Kosovokrieg den Eindruck gegeben, «unberührbar» zu sein, schrieb Marty.

Anlass für Martys Bericht waren ähnliche Vorwürfe der ehemaligen Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs für Ex-Jugoslawien, Carla del Ponte, in ihrer 2008 erschienenen Autobiographie. Sie hatte dafür aber nie Beweise vorgelegt.

Klagen angedroht

Thacis Demokratische Partei (PDK) bezeichnete am Dienstag in einer Erklärung die Vorwürfe Martys als «Lügen», die auf «unbewiesenen und erfundenen Tatsachen» beruhten. Das Ziel des Berichts sei es, die UCK und ihre Führer zu schädigen.

Die Partei kündigte an, «alle möglichen und notwendigen Schritte zu unternehmen, um Martys Lügen zu begegnen, einschliesslich rechtlicher Schritte». Thaci hatte sich erst am Montag zum Sieger der ersten Wahl seit der Unabhängigkeit des Gebiets von Serbien erklärt. Der Kosovo gehört zu den ärmsten Ländern Europas.

(sda)>

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Lucca (Süditalien) 27.12.2010: <Zu einsam auf der Flucht: Mafioso bittet um Verhaftung>

Ein Mafioso will wieder seine Kameraden sehen. Sie haben scheinbar nichts als Kriminalität im Kopf und können ihre Leben nicht selber in die Hand nehmen. Das heisst, die Prävention gegen Mafia-Bildung ist die Lebenskunde in der Mittelstufe. Aber Prävention gibt es in Italien nicht. Lesen Sie selbst:

aus: n-tv online; 27.12.2010;
http://www.n-tv.de/panorama/Mafioso-bittet-um-Verhaftung-article2238736.html

<Weil er immer auf der Flucht war und sich quälend einsam fühlte, hat ein italienischer Mafia-Mann um seine Festnahme gebeten. Der vorbestrafte Serienräuber, Erpresser und frühere Kollaborateur der kalabrischen 'Ndrangheta rief beim Polizeipräsidium in Lucca in der Toskana an und wollte hinter Gitter. Er verlangte den Chef des mobilen Einsatzkommandos und stellte als einzige Bedingung, von diesem höchstpersönlich die Handschellen angelegt zu bekommen. Bei seiner Festnahme wollte der Mafioso dann die Polizisten sogar umarmen.

Er werde sich im Gefängnis weniger allein fühlen als in der Freiheit, zitierten italienische Medien den Mann. Er sei es leid, ein kriminelles Leben zu führen und anderen etwas anzutun. Außerdem sei er bereit, einige Raubüberfälle zu gestehen.

Die Beamten in Lucca dürften über die zerknirschte Rede des mehrfach vorbestraften und als gefährlich eingestuften Kriminellen jedenfalls nicht schlecht gestaunt haben: Mafiöse Verbindungen, Geiselnahme, Erpressung, bewaffneter Raubüberfall und Drogenhandel, all das soll der "einsame" einstige 'Ndrangheta-Mann auf dem Kerbholz haben.

Normalerweise versuchen in Italien reuige Mafia-Leute einen Straferlass auszuhandeln oder eine neue Identität zu bekommen, bevor sie sich in freiwillig in die Hände der Ermittler begeben.

dpa>

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8.3.2011: Fünf mutmassliche Ndrangheta-Mitglieder in Konstanz an der schweizer Grenze festgenommen

aus: 20 minuten online: Schlag gegen Kriminalität: Fünf Mafiosi in Konstanz festgenommen; 8.3.2011;
http://www.20min.ch/news/ausland/story/29398544

<In Konstanz nahe der Grenze zur Schweiz gingen der Polizei fünf mutmassliche Mafiosi der kalabrischen 'Ndrangheta ins Netz. Die Festnahmen waren Teil einer internationalen Aktion.

Erfolgreicher Schlag gegen das organisierte Verbrechen. Nicht nur in Konstanz nahm die Polizei mutmassliche Mafiosi fest, offenbar gab es auch 30 Festnahmen in Italien, total fünf in Australien und Kanada und eine in Frankfurt. Dies teilte die Polizei mit.

Bei den im Landkreis Konstanz gefassten mutmasslichen Mafiosi handelt es sich um Italiener im Alter zwischen 32 und 58 Jahren. Ihnen wird von der Anti-Mafia-Staatsanwaltschaft in Reggio Calabria in Italien vorgeworfen, der Organisation 'Ndrangheta anzugehören.

Schusswaffen und Bargeld sichergestellt

Die deutschen Behörden unterstützen aufgrund eines Rechtshilfegesuchs ihre italienischen Kollegen bereits seit Juli 2009. Bei Wohnungsdurchsuchungen in Baden-Württemberg wurden am Dienstag Beweismittel wie schriftliche Unterlagen, eine Schusswaffe und Munition sowie ein fünfstelliger Bargeldbetrag sichergestellt.

Bereits im Juli 2010 waren in Kalabrien und der Lombardei über 300 Personen festgenommen worden, denen die Mitgliedschaft in der 'Ndrangheta sowie eine Vielzahl von Straftaten wie Mord, Epressung, Bestechung, Korruption, Geldwäscherei, Drogen- und Waffenhandel vorgeworfen wird.

(sda)>

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Basler Zeitung online,
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8.3.2011: Buch "Gomorrha" über die internationalen Mafia-Verbindungen - und der Autor Roberto Saviano ist immer in Gefahr

aus: Basler Zeitung online: "Meine ersten fünf Jahre Nicht-Leben"; 8.3.2011;
http://bazonline.ch/ausland/europa/Meine-ersten-fuenf-Jahre-NichtLeben/story/25286502

Ihre E-Mail wurde abgeschickt.

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<Roberto Saviano hat vor fünf Jahren «Gomorrha» veröffentlicht. Das Anti-Mafia-Buch brachte ihm nicht nur Reichtum und Ruhm.

In einem Interview mit dem TV-Kanal des «Corriere della Sera» spricht Roberto Saviano über Rubygate und die Tragik von Silvio Berlusconi, weil dieser «ein alter, einsamer Mann ist». Er redet über die Verbindungen zwischen der Lega Nord und der kalabresischen 'Ndrangheta. Er erzählt aber auch über sich selbst. Vor allem berichtet der 31-jährige Journalist aus Neapel über sein Leben, das sich seit dem Erscheinen von «Gomorrha» im Jahr 2006 schlagartig verändert hat – und dies nicht nur zum Guten, im Gegenteil. Saviano spricht über seine «ersten fünf Jahre Nicht-Leben».

Nach dem anfänglichen Rummel um seinen Enthüllungsroman über die Camorra und ersten Morddrohungen sei er davon ausgegangen, dass dies nach ein paar Wochen oder Monaten schon wieder vorbeigehen werde. Er habe zunächst die Unannehmlichkeiten als landesweit bekannter Mafia-Kritiker mit einer gewissen Lockerheit hingenommen. Saviano dachte sich: «Ich ertrage dies im Namen der Wahrheit, der Gerechtigkeit.» Nach drei Monaten habe er jedoch feststellen müssen, dass sich sein Leben für immer verändert habe, sagt Saviano. «Und dann habe ich nur noch eine grosse Last verspürt.»

Fünf Jahre Leben wie 25 Jahre – manchmal wie 50 Jahre

Der «Gomorrha»-Autor schildert, dass er von «zwei Kräften» zermürbt werde. Einerseits stehe er in ständiger, realer Lebensgefahr. Andererseits müsse er mit dem Verdacht leben, dass alles nur ein «grosses Theater und Marketing in eigener Sache» sei. Saviano spricht von einem Kampf mit diesen beiden Kräften. Einen solchen Kampf zu gewinnen, habe noch niemand geschafft. Er werde diese Herausforderung aber annehmen.

Der 31-Jährige macht keinen Hehl daraus, dass er sein Leben der letzten Jahre gar nicht mag. «Ich lebe seit fünf Jahren unter Polizeischutz», sagt der Autor im Gespräch mit «Corriere TV». «Mir kommt das vor wie 25 Jahre. Manchmal wie 50 Jahre.»

«Ein normales Leben mit gewissen Freiheiten»

Saviano hat weltweit Millionen Bücher verkauft, alleine in Italien waren es vier Millionen Exemplare von «Gomorrha». Dazu kamen weitere Publikationen. Ausserdem feierte er grosse Erfolge in Theater, Kino und Fernsehen. Eigentlich könnte er sagen: Genug, jetzt gehe ich! Er habe es bereits versucht, erklärt Saviano. Und er werde es wieder versuchen. «Aber es ist auch im Ausland zum Verrücktwerden.» Die Angst bleibe – paradoxerweise auch weil man ständig in Begleitung von Sicherheitsdiensten unterwegs sei. Als er sich in Spanien aufgehalten habe, habe er jeden Tag zweimal den Wohnort wechseln müssen.

Von einem schriftstellerischen Meisterwerk träumt Saviano nicht mehr. Er will sein Leben zu einem Meisterwerk machen, wie er «Corriere TV» erzählt. Damit meint er aber ein bescheidenes Ziel: «Ein normales Leben mit gewissen Freiheiten.» (vin)>

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