Der
Krieg mit dem Ölpreis gegen Fracking und
Ölsand:
Was ist eigentlich mit dem Öl los?
http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/f-william-engdahl/was-ist-eigentlich-mit-dem-oel-los-.html
<F. William Engdahl - Wenn der Einzelpreis
irgendeiner Ware über Wachstum oder Rückgang
unserer Wirtschaft entscheidet, dann ist das der
Preis für Rohöl. Zu viele Dinge zählen heute im
Hinblick auf den weltweit dramatischen
Preissturz bei Öl nicht. Im Juni 2014 wurde das
meiste Öl zu 103 Dollar pro Fass gehandelt. Mit
etwas Erfahrung in Bezug auf die Geopolitik mit
Öl und hinsichtlich der Ölmärkte rieche ich
einen üblen Braten. Lassen Sie mich Ihnen einige
Dinge mitteilen, die sich für mich nicht
zusammenreimen.
[Pro Tag 1 Million Barrel zu viel]
Am 15. Januar lag der Richtwert für den
Ölpreis der Marke WTI (West Texas
Intermediate) in den USA zum Handelsschluss
bei 29 US-Dollar. Das war der niedrigste Wert
seit 2004. Es ist richtig: Es gibt ein
Überangebot von mindestens einer Million
Barrel pro Tag, und dies schon seit über einem
Jahr.
[Faktor Iran ist gelogen]
Wahr ist auch, dass die Aufhebung der
Sanktionen gegen den Iran neues Öl auf den
übersättigten Markt bringen und den Preisdruck
noch verstärken wird.
Allerdings hatte Tage bevor am 17. Januar die
Sanktionen der USA und der EU gegen den Iran
aufgehoben wurden, Seyed Mohsen Ghamsari, der
Leiter der Abteilung Internationale
Angelegenheiten bei der Nationalen Iranischen
Ölgesellschaft erklärt, der Iran »... werde
versuchen, auf eine Weise in den Markt
einzutreten, die sicherstellt, dass die
gesteigerte Förderung nicht zu einem weiteren
Rückgang der Preise führt ... Wir werden so
viel fördern, wie der Markt aufnehmen kann«.
Somit ist das neue Auftreten des Iran auf den
globalen Ölmärkten nach Ende der Sanktionen
nicht die Ursache für den starken
Ölpreisverfall seit dem 1. Januar.
[China importierte 8,9% mehr Öl]
Auch ist nicht wahr, dass die Ölimporte
Chinas mit dem angeblichen Einbruch der
chinesischen Wirtschaft nachgegeben haben. In
den letzten zwölf Monaten bis November 2015
hat China mehr importiert, deutlich mehr,
nämlich 8,9 Prozent mehr im Vergleich zum
Vorjahr. Mit bis zu 6,6 Millionen Fass pro Tag
ist es zum weltweit größten Ölimporteur
geworden.
[Kriege und Spannungen in Nahost
bewirken keine Ölpreiserhöhung mehr]
Nehmen Sie zu dem brodelnden Kessel, den der
Weltölmarkt heute darstellt, noch das seit
September 2015 gesteigerte politische Risiko
hinzu, nämlich nach der russischen
Entscheidung, der Aufforderung des rechtmäßig
gewählten, syrischen Präsidenten Bashar
al-Assad mit gewaltigen Luftangriffen auf die
terroristische Infrastruktur zu folgen.
Fügen Sie dem auch noch den dramatischen
Bruch in den Beziehungen zwischen der Türkei
von Präsident Recep Tayyip Erdoğan und Moskau
hinzu, nachdem die Türkei, ein NATO-Mitglied,
mit dem Abschuss eines russischen Kampfjets im
syrischen Luftraum eine dreiste Kriegshandlung
begangen hatte. All dies würde nahelegen, dass
der Ölpreis steigt und nicht fällt.
Saudi-Arabiens strategische
Ostprovinz - [die schiitische Ölprovinz
Saudi-Arabiens]
Dann legen Sie noch aus gutem Grund die
krankhafte provokative Entscheidung des
saudi-arabischen Verteidigungsministers und
praktischen Herrschers, Prinz Mohammed bin
Salman oben drauf, den Scheich Nimr al-Nimr,
einen Bürger Saudi-Arabiens, hinzurichten.
Al-Nimr, ein angesehener schiitischer
Religionsführer, war des Terrorismus angeklagt
worden, weil er 2011 mehr Rechte für die
Schiiten in Saudi-Arabien gefordert hatte.
Etwa rund acht Millionen saudi-arabische
Muslime folgen eher der schiitischen Lehre als
der ultra-strengen wahhabitisch-sunnitischen
Richtung. Al-Nimrs Verbrechen bestand darin,
Proteste unterstützt zu haben, die mehr Rechte
für die unterdrückte schiitische Minderheit,
etwa 25 Prozent der saudischen Bevölkerung,
gefordert hatten. Die schiitische Bevölkerung
Saudi-Arabiens lebt überwiegend konzentriert
in der östlichen Provinz des Königreichs.
Die östliche Provinz des Königreichs
Saudi-Arabien ist vielleicht das Grundstück
dieses Planeten mit dem höchsten Preis. Seine
Fläche ist doppelt so groß wie die der
Bundesrepublik Deutschland. Dort leben aber
nur vier Millionen Menschen. Saudi Aramco, die
staatliche Ölgesellschaft, hat ihren Sitz in
Dhahran in der östlichen Provinz.
Die wichtigsten saudi-arabischen Öl- und
Gasfelder liegen in der östlichen Provinz und
vor deren Küste. Darunter befindet sich das
weltweit größte Ölfeld, Ghawar. Erdöl aus den
saudi-arabischen Ölfeldern, auch von Ghawar,
wird vom Terminal des Ölhafen-Komplexes Ras
Tanura, dem weltweit größten Erdölterminal, in
Dutzende von Länder ausgeliefert.
Etwa 80 Prozent der nahezu zehn Millionen
Fass Öl, die pro Tag in Saudi-Arabien
gefördert werden, fließen nach Ras Tanura am
Persischen Golf. Dort wird es in Supertanker Richtung Westen
verladen.
Die östliche Provinz ist auch der Standort
der Betriebsanlage Abqaiq von Saudi Aramco,
ihrer größten Anlage zur Öl-Weiterverarbeitung
und Rohöl-Stabilisierung mit einer Kapazität
von sieben Millionen Barrel pro Tag. Es ist
die Hauptstelle, an der Rohöle der Sorten
Arabian Extra Light und Arabian Light aus den
Pumpstationen des Ölfelds
Ghawar bearbeitet werden.
[Ölarbeiter in der Ölprovinz in
Saudi-Arabien sind meistens Schiiten]
Die Mehrheit der Arbeiter auf den Ölfeldern
und in den Raffinerien der östlichen Provinz
sind zudem Schiiten. Es heißt auch, dass sie
Sympathie für den gerade hingerichteten
schiitischen Geistlichen, Scheich Nimr al-Nimr
hegen. Ende der 1980er-Jahre hat die
saudi-arabische Hisbollah-Bewegung Al-Hedschas
mehrfach die Ölinfrastruktur angegriffen und
auch saudi-arabische Diplomaten ermordet. Ihre
Anhänger wurden angeblich im Iran ausgebildet.
[Faktor Nachfolgestreit in Saudi-Arabien]
Jetzt bildet sich noch ein neues,
destabilisierendes Element, das zu den
politischen Spannungen hinzuzunehmen ist, die
sich zwischen Saudi-Arabien und Erdoğans
Türkei flankiert von den unterwürfigen
arabischen Staaten im Golf-Kooperations-Rat
auf der einen Seite und Assads Syrien, dem
Irak mit 60 Prozent schiitischer Bevölkerung
und dem benachbarten Iran auf der anderen
Seite, die derzeit militärisch von Russland
unterstützt wird, zusammenbrauen. Berichte
wollen wissen, dass der instabile 30-jährige
Prinz bin Salman bald zum König ernannt werden
soll.
Am 13. Januar schrieb das Golf Institute,
eine (unabhängige) Denkfabrik für
Angelegenheiten des Nahen Ostens (in
Washington D.C.), in einem exklusiven Bericht,
der 80-jährige saudische König Salman Al-Saud
plane, auf seinen Thron zu verzichten und
seinen Sohn Mohammed zum König zu erheben.
Es heißt dort, dass der derzeitige König
»bereits seine Brüder der Reihe nach besucht
hat, auch um Unterstützung beim Vorgehen zur
Absetzung des derzeitigen Kronprinzen und
Amerika-Günstlings, des Betonkopfs Mohammed
bin Naif, von seiner jetzigen Position als
Kronprinz und Innenminister zu bekommen.
Laut der Quellen, die mit dem Verfahren
vertraut sind, teilte Salman seinen Brüdern
mit, dass die Stabilität der saudischen
Monarchie eine Änderung der Thronfolge von
seitlichen oder diagonalen Abfolgen zu einer
senkrechten Reihenfolge erforderlich mache,
wonach der König die Macht an seinen am
meisten dazu berechtigten eigenen Sohn übergibt«.
Am 3. Dezember 2015 ließ der deutsche
Nachrichtendienst BND ein Memorandum an die
Presse durchsickern, in dem er vor dem
zunehmenden Machterwerb von Prinz Salman
warnt, jemandem, den der BND als unberechenbar
und emotional charakterisiert hat. Unter
Berufung auf die Interventionen des
Königreiches in Syrien, Libanon, Bahrain, Irak
und Jemen stellt der BND mit Bezug auf Prinz
Salman fest: »Die bisherige vorsichtige
diplomatische Einstellung der älteren
Führungskräfte innerhalb der königlichen
Familie wird gerade durch eine neue, impulsive
Interventionspolitik ersetzt.«
Doch die Ölpreise fallen? - [der
Ölpreis fällt weiter]
Das verhängnisvolle Element in dieser mehr
als bedrohlichen Situation rund um das Zentrum
der Erdöl- und Erdgasreserven der Welt im
Nahen Osten, ist die Tatsache, dass in den
letzten Wochen die Ölpreise, die sich
vorübergehend auf einem bereits niedrigen
Niveau von $ 40 stabilisiert hatten, jetzt um
weitere 25 Prozent auf rund $ 29 eingebrochen
sind und des Weiteren düster aussehen.
Citigroup hat einen möglichen Ölpreis von $
20 angekündigt. Goldman Sachs trat vor Kurzem
mit der Aussage auf, dass vielleicht ein
Tiefpreis von $ 20 pro Barrel nötig wäre, um
die Ölmärkte weltweit wieder zu stabilisieren
und die Versorgungsschwemme
loszuwerden. Jetzt habe ich ein starkes
Bauchgefühl, dass sich in den kommenden
Monaten etwas sehr Großes, sehr Dramatisches
auf den Ölmärkten der Welt zusammenbraut,
etwas, was man weltweit am wenigsten erwartet.
[Kriminell-zionistische Bank Goldman
Sachs prophezeite 2008 einen Ölpreis von
200$ - um Air China zu manipulieren]
Das letzte Mal, als Goldman Sachs und seine
Genossen von der Wall Street eine dramatische
Vorhersage zu den Ölpreisen tätigten, war im
Sommer 2008. Als sich in den USA die Krise der
Subprime-Hypotheken ausbreitete, kurz vor dem
Zusammenbruch von Lehman Brothers im September
desselben Jahres, gerieten die
Wall-Street-Banken zunehmend unter Druck.
Dann veröffentlichte Goldman Sachs, dass sich
der Ölpreis auf die $ 200 Marke pro Barrel
hinbewege. Er war gerade auf ein Hoch von $
147 gestiegen. Zu dieser Zeit schrieb ich in
einer Analyse, dass genau das Gegenteil
wahrscheinlich wäre.
Meine Prognose beruhte auf der Tatsache, dass
es ein gewaltiges Überangebot auf den
Ölmärkten der Welt gäbe, das seltsamerweise
aber nur von Lehman Brothers
festgestellt worden sei. Mir berichtete eine
informierte chinesische Quelle, dass die
Wall-Street-Banken wie JP Morgan Chase den
Preis auf $ 200 hochgespielt hätten, um Air
China und andere große staatliche chinesische
Öl-Einkäufer zu überreden, wenn möglich jeden
Tropfen Öl noch zu $ 147 das Fass zu kaufen,
bevor der Preis auf $ 200 klettern würde.
Diese Empfehlung unterfütterte den
Preisanstieg.
[Finanzkrise und Lehman-Krise durch das
Reptil "US"-Finanzminister Ende 2008 -
Insider-Wissen und Wetten gegen 200$-Ölpreis
von Goldman Sachs]
Im Dezember 2008 sackte der Preis der
Referenzölsorte dann bis auf $ 47 pro Barrel
ab. Die Lehman-Krise, eine bewusste politische
Entscheidung des US-Finanzministers, eines
ehemaligen Vorsitzenden von Goldman Sachs,
Henry Paulsen, stürzte die Welt im September
2008 in eine Finanzkrise und zwischenzeitlich
in eine tiefe Rezession.
Haben Paulsens Genossen bei Goldman Sachs und
bei anderen wichtigen Wall-Street-Großbanken
wie der Citigroup und JP Morgan Chase im
Voraus gewusst, dass Paulsen die Lehman-Krise
geplant hatte, um den Kongress zu zwingen, ihm
freie Hand für die Bankenrettung mit den
TARP-Geldern (für: Troubled Asset Relief
Programm, das amerikanische Programm zur
Bankenrettung) in Höhe von beispiellosen $ 700
Milliarden zu geben?
Bei dem Anlass sind Goldman Sachs und
Genossen angeblich mit gehebelten Derivaten in
Öl-Futures riesige Gewinn-Wetten gegen ihre
eigenen $ 200 Preis-Vorhersagen eingegangen.
Erst die Schieferöl ›Cowboys‹
umbringen! - [Fracking-Firmen vor dem Aus -
und Fracking-Kredite sind alle faul]
Heute hängt die US-Schieferöl-Industrie, die
größte Quelle für die steigende Öl-Förderung
in den USA seit etwa 2009, mit den
Fingernägeln am Rand einer Klippe massiver
Pleiten. In den letzten Monaten hat die
Schieferöl-Förderung gerade erst nachzulassen
begonnen, und zwar um etwa 93 000 Barrel
im November 2015.
Das große Ölkartell – Exxon Mobil, Chevron,
BP und Shell ‒ begann vor zwei Jahren ihre
Schieferöl-Leasingverträge auf den Markt zu
werfen. Die Schieferöl-Industrie in den USA
wird heute von Firmen beherrscht, auf die sich
die BP oder Exxon als »die Cowboys« beziehen.
Es sind dies mittelständische aggressive
Ölgesellschaften, nicht die großen. Die
Wall-Street-Banken wie JP Morgan Chase oder
Citigroup, die historisch die großen
Ölgesellschaften (Big Oil) finanziert hatten,
sowie Big Oil selbst, würden zum jetzigen
Zeitpunkt eindeutig keine Träne vergießen,
würde der Aufschwung beim Schieferöl platzen
und ihnen noch einmal die Kontrolle über den
weltweit wichtigsten Markt überlassen.
Die Finanzinstitute, die in den letzten fünf
Jahren Hunderte von Milliarden Dollar an die
Schieferöl-»Cowboys« ausgeliehen haben, werden
ihre nächste halbjährliche Darlehens-Revision
im April haben. Wenn die Preise im engen
Bereich um die $ 20 pro Fass schwanken, können
wir eine neue, viel ernstere Welle an
tatsächlichen Insolvenzen der
Schieferöl-Unternehmen erwarten.
[Auch die Ölförderung aus Teersand
in Kanada vor dem Aus]
Unkonventionelles Öl, auch das Öl aus den
riesigen Teersandfeldern Albertas in Kanada,
wird in diesem Fall bald ein Ding der
Vergangenheit sein. Das allein wird den
Ölpreis nicht wieder auf das Niveau von $
70‒90 zurückbringen, das den großen Spielern
der Ölunternehmen und ihren Wall-Street-Banken
genehm wäre.
[Saudis und Saudi-Verbündete mit ihrem
Überangebot spielen die Gegner an die Wand -
und Konfliktgefahren mit dem Iran]
Das Überangebot kommt aus dem Nahen Osten,
aus Saudi-Arabien und von seinen arabischen
Verbündeten am Golf. Dieses müsste drastisch
verringert werden. Doch Saudi-Arabien gibt
nicht zu erkennen, dies zu tun. Genau das
stört mich an dem Gesamtbild. Braut sich etwas
sehr Hässliches am Persischen Golf zusammen,
das den Ölpreis bis Ende dieses Jahres
dramatisch hochtreiben wird? Kocht ein echter
heißer Krieg zwischen den Schiiten und den
Ölstaaten um das wahhabitische Saudi-Arabien
hoch?
Bis jetzt handelt es sich in erster Linie um
einen Stellvertreterkrieg in Syrien. Seit der
Hinrichtung des schiitischen Geistlichen und
dem Erstürmen der saudischen Botschaft in
Teheran durch Iraner, was zum Abbruch der
diplomatischen Beziehungen durch Saudi-Arabien
und andere sunnitische arabische Golfstaaten
geführt hat, ist die Konfrontation viel
direkter geworden.
Dr. Hossein Askari, der frühere Berater des
saudischen Finanzministeriums, erklärte: »Wenn
es zu einem Krieg zwischen Iran und
Saudi-Arabien kommt, könnte der Ölpreis über
Nacht auf über $ 250 ansteigen, um dann aber
wieder auf das Niveau von $ 100 zurückzugehen.
Wenn sie gegenseitig ihre Verladeanlagen
angreifen, dann könnten wir eine Ölpreis-Spitze von über
$ 500 erleben, der dort in Abhängigkeit vom
Ausmaß der Schäden für einige Zeit verharren
wird.«
All das sagt mir, dass die Welt vor einem
weiteren großen Öl-Schock steht. Anscheinend
dreht es sich fast immer ums Öl. Angeblich
hatte Henry Kissinger während der anderen
Ölkrise Mitte der 1970er-Jahre angesichts des
Ölembargos der OPEC und der langen Schlangen
an den Zapfsäulen gesagt: »Mit der Kontrolle
über das Öl beherrscht man ganze Nationen.«
Dieser Herrschaftswahn ist im Begriff unsere
Zivilisation zusehends zu zerstören. Es ist an
der Zeit, sich auf Frieden und Entwicklung zu
konzentrieren, nicht auf den Konkurrenzkampf
mit dem Ziel, der größte Ölmogul auf Erden zu
werden.>
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